VDI 3679 Blatt-2 2012-10
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VDI 3679 Blatt-2 2012-10
Fachbereich Umweltschutztechnik
Postfach 10 11 39
40002 Düsseldorf
M Yi Yi U Yi Yi p M Yi
Massenbeladung U
Mi § k
· § k
· Mi § k
· § k
· § k
·
Yi
mi ¨1 ¦ Y j ¸ ¨1 ¦ Y j ¸ ¨1 ¦ Y j ¸ ¨1 ¦ Y j ¸ M i ¨1 ¦ Y j ¸ –
ml © 2 ¹ © 2 ¹ © 2 ¹ © 2 ¹ © 2 ¹
)
* Umrechnungen gelten nur für ideale Gase
–6– VDI 3679 Blatt 2 Entwurf
der Temperatur T überkritisch ist (T > Tki), das Tabelle 3. Aktivitätskoeffizienten von Lösungsmit-
heißt nur als Gas vorliegt. teln in 99 % Tetraethylenglykoldimethylether
(TEGDME) nach [6]
Ist der Stoff i dagegen unterkritisch bei der Sys-
temtemperatur T und existiert somit ein Dampf- Gelöster Stoff i t in °C xi Ȗi
druck pois(T), sind die Gesetze von Raoult und Aceton 30 0,03 0,656
Henry vollkommen äquivalent und ineinander Chloroform 30 0,028 0,15
überführbar. Methanol 30 0,027 0,603
Für den Zustand der ideal verdünnten Lösung geht Ethanol 30 0,03 0,853
der Aktivitätskoeffizient Ȗi, in den sogenannten n-Heptan 30 0,03 4,11
Grenzaktivitätskoeffizienten J if über, der nur Toluol 30 0,03 0,801
Vinylacetat 30 0,06 0,512
noch eine reine Temperaturfunktion ist:
Wasser 60 0,03 0,542
lim J ir J if (16)
xi o 0
xi o1
Tabelle 4. Henry-Koeffizienten Hpx verschiedener
Der Vergleich von Gleichung (11) mit Glei-
Stoffe in Wasser bei 25 °C
chung (13) ergibt:
J i (T , p, x1 ,! , xk 1 ) Gelöster Stoff Hpx in 0,1 MPa Quelle
J ir (T , p, x1 ,! , xk 1 ) (17) NH3 a) 0,93 [7]
J if (T ) H2S a) 538 [7]
4
H px (T ) J if (T ) pois (T ) (18) Luft 7,29·10 [21]
CO2 b) 1,67·10
3
[7]
Die Aktivitätskoeffizienten berücksichtigen das CO 5,88·10
4
[21]
Realverhalten der Stoffe in der flüssigen Phase. NO 2,91·10
4
[21]
Ansätze zur Berechnung von Aktivitätskoeffizien- 4
Methan 3,59·10 [22]
ten Ȗi und J if für eine Vielzahl binärer und ternä- Propan 3,85·10
4
[22]
rer Systeme findet man in den Dechema- 1-Buten 1,38·10
4
[22]
Monographien [5]. Isobutan 6,48·10
4
[22]
Bei einer Vielzahl physikalischer Sorptionsprozes- n-Octan 2,78·10
5
[22]
se ist die Aufnahme der Waschflüssigkeit für die Cyclohexan 2,54·10
3
[22]
zu absorbierende Komponente gering, das heißt, es Naphthalin 69 [22]
treten typischerweise Molanteile < 5 % auf Benzol 313 [22]
(xi < 0,05). In diesen Fällen wird oft näherungs- Toluol 358 [22]
weise der Grenzaktivitätskoeffizient J if (T ) in das Styrol 148 [22]
Raoult Gesetz eingesetzt. Tabelle 3 zeigt typi- p-Xylol 341 [22]
sche Werte von Aktivitätskoeffizienten für ver- Tetrachlorkohlenstoff 1,66Â3 [22]
schiedene organische Stoffe in einem Glykolether, Chlormethan 465 [22]
die oft dem Grenzaktivitätskoeffizienten gleichge- Tetrachlorethen 1,5Â3 [22]
setzt werden. Es sei allerdings hier darauf hinge- Chlorbenzol 255 [22]
wiesen, dass sich Werte von Ȗi im Bereich kleiner Methanol 0,39 [22]
Konzentrationen bei einigen Stoffsystemen stark Ethanol 0,46 [22]
ändern können. Isopropanol 0,63 [22]
Bei der Absorption von Gasen in wässrigen Lö- Decanol 1,5 [22]
sungen werden rationelle Aktivitätskoeffizienten Nitromethan 15 [22]
oft vernachlässigt ( J ir | 1 ), was bei geringen Acetonitril 1,1 [22]
Aceton 2,4 [22]
Gaslöslichkeiten gerechtfertigt ist.
Acetaldehyd 5,7 [22]
In Tabelle 4 sind Henry-Koeffizienten verschie-
Valeraldehyd 12 [22]
dener Stoffe in Wasser aufgelistet. Große Werte
Diethylamin 3,7 [22]
von Hpx bedeuten schlechte Löslichkeit. Zweckmä-
Furan 404 [22]
ßigerweise wird das Henry Gesetz oft mit der Mol-
Isopropylether 97 [22]
konzentration ci geschrieben. a)
Dissoziation: Gesetz von Henry nur bei pi > 1 hPa gültig
pi J ci H pc (T )
r
ci (19) b)
Dissoziation: Gesetz von Henry nur bei pi > 10 hPa
gültig
–8– VDI 3679 Blatt 2 Entwurf
(36)
myx ist die Steigung der Gleichgewichtskurve
In diesem Fall dominiert also der gasseitige Wider-
bei xi. Gleichung (26) gilt nur unter folgenden Vo-
stand, und es gilt
raussetzungen:
x Es kann Phasengleichgewicht an der Phasen- (37)
grenzfläche angenommen werden.
Ist E klein (< 10) und Hyx (§ myx) groß (schlechte
x Die Phasengrenzfläche bietet keinen zusätzli- Löslichkeit), dominiert der flüssigkeitsseitige Wi-
chen Stoffaustauschwiderstand. derstand. Es gilt:
x Die Gleichgewichtskurve kann in dem Intervall
(xi, xil) durch eine Tangente in x, angenähert (38)
werden.
Diese Voraussetzungen sind bei Absorptionsvor- In Tabelle 5 sind für einige technisch bedeutsa-
gängen in aller Regel erfüllt. Darüber hinaus kann me Absorptionssysteme Widerstandsverteilungen
bei Gültigkeit des originalen Gesetzes von Henry aufgezeigt.
(yir = 1)
5.5 Berechnung von Absorbern
(32)
5.5.1 Das NTU-Integral als Grundgleichung
gesetzt werden. Somit ist ß OG
in einfacher Weise eines Absorbers
Für einen beliebigen Absorber im Gleich- oder
L G
aus den Werten ß , ß und berechen- Gegenstrombetrieb liefert die Teilmengenbilanz
um ein Volumenelement der Gasphase mit der
bar. Findet eine chemische Reaktion in der Flüs- Stoffaustauschfläche dA ergänzt und verknüpft mit
sigkeit statt, wirkt sich dies in einer Beschleuni- der Stoffaustauschbeziehung nach Gleichung (30):
gung des Stofftransports in der flüssigen Phase aus.
(39)
Gleichung (31) muss dann modifiziert werden:
Entwurf VDI 3679 Blatt 2 – 11 –
y* 0 (41)
yi ,1
NTU iOG ln (42)
yi ,2
Daraus ergibt sich eine einfache Gleichung für
den Absorptionsgrad İi:
yi ,1 yi ,2 OG
Hi 1 e NTUi (43)
y i ,1
Ein Wert NTU iOG 3 entspricht somit einem
Bild 4. Zur Herleitung des NTU-Integrals Absorptionsgrad İ von 95 %.
– 12 – VDI 3679 Blatt 2 Entwurf
Verlaufen Gleichgewichts- und Bilanzlinie pa- Werte für ßa in beiden Phasen sind für viele Typen
rallel, ist NTU = Ntheor. von Füllkörpern und Packungen aus [10] in Form
von folgenden Korrelationsgleichungen verfügbar:
Im Fall der Chemisorption ( yi* 0 ) für hohe
Enhancementfaktoren (> 3) ist die Gleichge- E a C wGx wLy D z PS (57)
wichtskurve im y,x-Diagramm identisch mit der Dabei ist
x-Achse. Dann genügt eine einzige theoretische
C füllkörperspezifische Konstante
Trennstufe, um geringste Gasaustrittskonzentra-
tionen yi,2 zu erzielen. Gleich- und Gegenstrom- x,y füllkörperspezifische Exponenten
führung sind in diesem Fall vollkommen z 0,67 für die Gasphase, z = 0,5 für die flüssi-
gleichwertig. Die theoretische Trennstufe ist ge Phase
dadurch definiert, dass sich die austretenden PS Stoffwertparameter
Stoffströme im Gleichgewicht befinden.
5.6 Gassättigung und Kühlgrenztemperatur
5.5.4 Das NTU-HTU-Konzept für
Mit jedem Absorptionsvorgang ist gleichzeitig eine
Packungskolonnen
Verdunstung von Waschflüssigkeit verbunden.
Kolonnen mit ungeordneten Einbauten (Füllkör- Dieser Verdunstungsvorgang bestimmt entschei-
pern) oder geordneten Einbauten (Packungen) dend die Temperatur der Waschflüssigkeit und
werden mit dem sogenannten NTU-HTU-Konzept somit die Absorptionstemperatur. Im allgemeinen
berechnet, das auf einer Umformung der Glei- Fall ändert sich die Absorptionstemperatur längs
chung (40) beruht. Die grundlegende Modellvor- der Phasengrenzfläche eines Absorbers und muss
stellung zur Berechnung von Packungskolonnen durch schrittweises Lösen der Bilanzgleichungen
besteht darin, dass man eine gleichmäßige Vertei- ermittelt werden.
lung der Phasengrenzfläche A auf das gesamte
Ein Großteil der in der Praxis eingesetzten Absor-
Packungsvolumen V annimmt. Man definiert hier-
ber, insbesondere für Chemisorptionsprozesse oder
zu die spezifische Phasengrenzfläche a:
simultane Staubabscheidung mit Chemisorption,
A Phasengrenzfläche wird mit zirkulierender Waschflüssigkeit betrieben
a konst. (51)
V Packungsvolumen (Bild 8). In diesem Fall kann man die Temperatur
der Waschflüssigkeit in einfacher Weise direkt
V FQ H (52) berechnen.
Dabei ist
FQ Apparatequerschnitt
H Packungshöhe
Mit diesen Definitionen und der Annahme kon-
stanter Geschwindigkeiten von Gas wG und Flüs-
sigkeit wL (hier auch Gas- und Flüssigkeitsbelas-
tung in m3/(m2 h) genannt) ergibt sich nach einfa-
cher Umformung aus Gleichung (40):
H NTU OG HTU OG (53)
O
HTU OG HTU G HTU L (54)
E
N G
V G
O L myx L mc (55)
N V
Bei Gültigkeit des Henry-Gesetzes können die Bild 8. Bilanzierung von Absorbern mit Flüssig-
Steigungen der Gleichgewichtskurve durch die keitsumlauf
entsprechenden Henrykoeffizienten ersetzt werden. Die zirkulierende Flüssigkeitsmenge ist wesentlich
w G
w L größer als die kontinuierlich zugesetzte Menge an
HTU G ; HTU L (56) Frischflüssigkeit bzw. die entnommene Produkt-
E a
i
G
EiL a menge. In stationärem Zustand stellt sich in der
Man bezeichnet die Größen ßa als volumetrische Waschflüssigkeit des Absorbers eine örtlich und
Stoffaustauschkoeffizienten. zeitlich konstante (adiabate) Beharrungstemperatur
ein. Diese ist für wässrige Lösungen als Wasch-
– 14 – VDI 3679 Blatt 2 Entwurf
Es ist möglich, Betriebstemperaturen von Absor- kondensierbaren Stoffen selbst bilden können.
bern in guter Näherung mit konstanten Dampf- Diese hohen Übersättigungen sind aber bei
druckerniedrigungsfaktoren abzuschätzen, wenn Abluftreinigungsprozessen theoretisch nur bei der
man einen Wert für ݂ோ in der Nähe der erwarteten Absorption von H2SO4 erreichbar. Aerosolbildung
Betriebstemperatur wählt. bei der Absorption wird somit überwiegend durch
In dem in Bild 8 dargestellten Modell wird die heterogene Keimbildung an im Gas vorhandenen
Absorptionsenthalpie als von außen zugeführte kleinsten Partikeln (Kondensationskernen) ausge-
Wärme betrachtet. löst. Diese sind vor allem in Abgasen stets in aus-
reichender Zahl vorhanden.
Bei geringer Beladung, das heißt M i M I kann
Mit starker Aerosolbildung ist insbesondere bei
man in Gleichung (57) den Term ǻhzusatz vernach- kalten hochbeladenen Abgasen zu rechnen. Aller-
lässigen. Zur Berechnung der Kühlgrenztemperatur dings können sich beispielsweise Salzsäureaeroso-
tKG müssen Gleichung (57) bis Gleichung (59) le auch bei der Behandlung heißer Rauchgase
iterativ gelöst werden, z. B. auf einem program-
(200 °C) mit HCl-Konzentrationen um 1 g/m3N
mierbaren Taschenrechner.
bilden.
5.7 Aerosolbildung bei der Absorption
Ausführliche Darstellungen zur Problematik der
Aerosole können durch Salzbildung (z. B. Neutra- Aerosolbildung bei der Absorption finden sich in
lisation von Ammoniak mit Säuren) oder bei der [12].
Absorption starker Säuren entstehen. Bei der Ab-
sorption starker anorganischer Säuren in wässrigen 6 Absorbentien und Produkte
Lösungen können sich in Absorbern Säurenebel
Als Absorbens ist grundsätzlich jede Flüssigkeit
bilden, die sich durch folgende typische Parameter
geeignet, die das Absorptiv lösen kann. In den
charakterisieren lassen [11]:
meisten Fällen ist das Absorbens Wasser. In Was-
x Anzahlkonzentration der Tröpfchen: ser kann das Absorptiv auch dissoziieren oder setzt
5 Â 10–5 cm–3 bis 10–7 cm–3 sich hiermit chemisch um oder bildet Hydrate. Zur
x Tropfengrößen: 0,5 ȝPbis 2 ȝP chemischen Umsetzung kann auch eine Chemika-
x Säurekonzentration in den Tröpfchen: 1 % bis lie zugegeben werden.
5% Bleibt das Absorptiv im Absorbens im Molekül-
Diese Säurenebel werden mit den Gasströmen aus verband erhalten, spricht man von einer physika-
den Absorbern ausgetragen oder in nachfolgende lischen Absorption. Dissoziiert das Absorptiv im
Prozessstufen verschleppt. Will man dabei Emissi- Absorbens oder wird es chemisch umgesetzt,
onsprobleme vermeiden, muss dem Absorber ein spricht man von einer Chemisorption. Kriterien für
Aerosolabscheidesystem nachgeschaltet werden. die Wahl des Absorbens sind:
Mit Nebelbildung ist insbesondere bei der Absorp- x physikalische und chemische Eigenschaften des
tion von SO3 bzw. H2SO4, HNO3, HBr und HCl zu Absorptivs
rechnen. Bei SO3 sind durch Nebelbildung kaum x die Zusammensetzung und Menge des Abgases
höhere Absorptionsgrade als 50 % erreichbar, sowie die erforderliche Abluftreinheit
wenn man wässrige Lösungen als Waschflüssig- x niedriger Dampfdruck des Absorbens zur Ver-
keiten benutzt. meidung zusätzlicher Emissionen
Das Phänomen der Aerosolbildung bei der Absorp- x Möglichkeit der Verwertung des Produkts
tion kann man wie folgt erklären. Bei Stoffen, die
mit Wasser ein stark ausgebildetes azeotropes Sys- x Einfluss auf die Abwassermenge
tem mit Dampfdruckminimum bilden, ist es mög- x Einfluss auf den Werkstoff der Absorptionsan-
lich, dass während des Absorptionsvorgangs der lage
Taupunkt des Säure-Wasser-Gemischs unterschrit- x Einfluss auf die Stufenzahl der Absorptionsan-
ten wird und es somit zu einer lokalen Übersätti- lage
gung der Gasphase kommt.
x Handhabung des Absorbens
Ist die Übersättigung ausreichend hoch, findet ein
spontaner Kondensationsvorgang statt, der entwe- x Löslichkeit des Absorptivs im Absorbens
der durch eine homogene oder durch eine hetero- x Neigung zur Oxidation (besonders bei organi-
gene Keimbildung eingeleitet wird. Die homogene schen Lösemitteln)
Keimbildung erfordert eine hohe Übersättigung, da x Neigung zur Schaumbildung
sich in diesem Fall Keime nur aus den
x Neigung zur Aerosolbildung
– 16 – VDI 3679 Blatt 2 Entwurf
Bild 11. Abgasreinigungsabsorber mit seitlicher Bild 13. Abgasreinigungsabsorber mit axialem Ab-
Austrittsrichtung (H > D/2 – d/2, 12“ Minimum) scheider (keine freien Flüssigkeiten;
H > (2/3) D – d/2)
Entwurf VDI 3679 Blatt 2 – 19 –
Sprühwäscher zur Staubabscheidung ist insbeson- nen im ablaufenden Produkt möglich. Das ist gele-
dere bei Feinstäuben gering. Meist sind Sprühwä- gentlich von Vorteil bei einmaligem Flüssigkeits-
scher hinter Entstaubungsstufen wie Elektrofiltern durchgang, also besonders bei physikalischer Ab-
oder Schlauchfiltern angeordnet, um zu vermeiden, sorption. Von Nachteil sind relativ hohe Druckver-
dass die Feststoffverunreinigung des Waschwas- luste und ein relativ aufwendiger und verschmut-
sers zu groß wird. Allerdings kann der Staubab- zungsanfälliger Aufbau. Der Verschmutzungsnei-
scheidegrad eines typischen Sprühwäschers zur gung entsprechender Systeme kann durch die Ge-
Rauchgasentschwefelung immerhin 90 % über- staltung des Bodens entgegen gewirkt werden. Die
schreiten. gasseitige Belastung konventioneller Böden liegt
Vorteile des einbautenfreien Sprühwäschers sind bei Gasbelastungsfaktoren (siehe Abschnitt 7.4 )
der geringe Druckverlust und die geringe Ver- zwischen 0,5 Pa0,5 bis 2,2 Pa0,5 bezogen auf den
schmutzungsanfälligkeit. Der Nachteil der im Ver- freien Kolonnenquerschnitt. Hochleistungsböden
hältnis zu den meisten anderen Absorbern geringe- sind höher belastbar. Die mögliche Flüssigkeitsbe-
ren spezifischen Stoffübergangsfläche wird ausge- lastung der Böden ist abhängig von der Arbeits-
glichen durch eine große Bauhöhe und einen gro- weise. Statisch arbeitende Böden sind hydraulisch
ßen Durchmesser. Sie bewirken eine lange Ver- wesentlich geringer belastbar als die dynamisch
weilzeit der fallenden Tropfen und deshalb insge- arbeitenden Böden. Es können hohe und auch sehr
samt eine große Stoffübergangsfläche im Absor- niedrige Flüssigkeitsbelastungen bis unter
ber. Wegen des geringen Druckverlusts muss die 1 m3/(m2·h) realisiert werden. Üblich sind bei Ab-
gleichmäßige Gasverteilung über dem Querschnitt sorptionsprozessen zwei bis fünf Böden je Über-
durch eine geeignet ausgebildete Gaseinleitung in tragungseinheit.
den Wäscher erreicht werden. Oberhalb der 7.4 Füllkörper- oder Packungskolonnen
Waschzone werden üblicherweise Tropfenabschei- Viele Gasabsorber sind Füllkörper- oder
der angeordnet, um den von der Gasströmung nach Packungskolonnen (siehe Bild 19). Packungen
oben getragenen feineren Sprühnebel abzuschei- sind im Allgemeinen bei Verschmutzungsgefahr
den. weniger geeignet als Gitterfüllkörper, die gegebe-
7.2 Strahlwäscher nenfalls durch seitliche Hand- oder Mannlöcher
Strahlwäscher (Bild 18) sind ebenfalls Düsenwä- der Kolonnen ausgewechselt werden können. In
scher ohne Einbauten und deshalb kaum verstop- neu entwickelten Gitterstrukturpackungen aus
fungsempfindlich. Sie sind aber im Gegensatz zu Kunststoff wurde die Verschmutzungsneigung
den Sprühtürmen ausschließlich Gleichstromwä- erheblich reduziert und der Queraustausch verbes-
scher. Sie sind ursprünglich aus Wasser- und sert. In Abhängigkeit von der Flüssigkeitsmenge,
Dampfstrahlförderorganen entstanden und haben der Kolonnengeometrie und der Staubbelastung
zum einen gute Absorptions- und mittelmäßige des Abgases kommen verschiedene Flüssigkeits-
Staubabscheideeigenschaften. Zum anderen haben verteilerbauformen zum Einsatz (Rinnen- und
sie den besonders bei explosionsfähigen Gasströ- Rohrverteiler, Verteilerböden und -töpfe). Die
men geschätzten Vorzug, Gasströme gegen mäßige Abtropfstellen werden bei geringer Flüssigkeitsbe-
Strömungswiderstände – je nach Flüssig-Gas- lastung durch Ablaufröhrchen und bei großen
Verhältnis bis zu etwa 10 hPa – fördern zu können. durch Bodenablaufbohrungen und seitliche Über-
Ein mittlerer Betriebszustand liegt bei etwa 10 m/s laufschlitze realisiert. Gegenüber Düsenverteilern
Gasgeschwindigkeit, etwa 3 bar Überdruck vor der minimieren diese Bauformen die Bildung von
mit einem schlanken Sprühstrahl von nur etwa 20° Feintröpfchen, die mitgerissen werden.
Öffnungswinkel sprühenden Düse und einem Flüs- Die geringe Randgängigkeit moderner Füllkörper
sig-Gas-Massenverhältnis von etwa 8. Wegen des und Packungselemente, die über einen hohen
hohen Flüssig-Gas-Massenverhältnisses sind Queraustausch verfügen, erlauben relativ große
Strahlwäscher gut geeignet, hohe bei der Schütthöhen ohne Zwischenverteilung. Zur Kenn-
Chemisorption freiwerdende Wärmemengen in zeichnung der hydraulischen Kolonnenbelastung
gekühlten Absorbenskreisläufen abzuführen. werden der Gasbelastungsfaktor F und die Beriese-
7.3 Bodenkolonnen
lungsdichte B benutzt.
Bodenkolonnen (Bild 19) haben den Vorzug, F w U (64)
dass die Höhe einer Stoffübergangseinheit (HTU) Dabei ist
weitgehend unabhängig vom Durchsatz des
Absorbens ist. Damit werden auch sehr geringe w Leerrohrgeschwindigkeit
Flüssig-Gas-Verhältnisse und hohe Konzentratio- ȡ Gasdichte
Entwurf VDI 3679 Blatt 2 – 21 –
Vl
B (65)
FQ
Dabei ist
Vl Flüssigkeitsvolumenstrom
FQ Kolonnenquerschnitt
Übliche Betriebsdaten sind Gasbelastungsfaktoren
von 1 Pa0,5 bis 3 Pa0,5 und Flüssigkeitsbelastungen
von 1 m3/(m2·h) bis etwa 80 m3/(m2·h). Bei gerin-
gen Berieselungsdichten sowie hohen Gasbelas-
tungsfaktoren kommen vorzugsweise strukturierte
Packungen zum Einsatz, während Gitterfüllkörper
mit großem spezifischem Hohlraumvolumen vor
allem bei größeren Berieselungsdichten Verwen-
dung finden. Die Höhe einer Übergangseinheit
HTU wird für die einzelnen Typen und Größen von
Stoffaustauschelementen für Standardstoffsysteme
(z. B. Ammoniak-Luft-Wasser) in Abhängigkeit
von Gasbelastungsfaktor und Berieselungsdichte
experimentell ermittelt. Für in der Rauchgasreini-
Bild 18. Strahlwäscher gung häufig eingesetzte regellose Füllkörperringe
mit Gitterstruktur von 50 mm Durchmesser wurden
z. B. HTU-Werte von etwa 0,5 m für das System
HCl-Luft-Natronlauge bei einer mittleren Beriese-
lungsdichte ermittelt. Bei physikalischer Absorpti-
on (weitgehend gasseitiger Stoffübergangswider-
stand) ist der Einfluss der Berieselungsdichte we-
sentlich stärker ausgeprägt als bei der Chemiesorp-
tion (vor allem flüssigkeitsseitiger Stoffüber-
gangswiderstand).
Bild 21. Horizontalwäscher zur Abscheidung von Staub und Ammoniak in der Düngemittelherstellung
1 Rohgaseintritt, Harnstoffstaub und Ammoniak
2 Kolonnenpackungen aus strukturiertem dreidimensionalem Gewebematerial
3 Demister
4 kontinuierliche Bedüsung der ersten zwei Stufen mit sauberem Prozesswasser
5 kontinuierliche Bedüsung mit verdünnter Schwefelsäure, Stufe 3
6 Bedüsung mit Frischwasser bei Bedarf
7 Sumpf mit verdünnter Harnstofflösung – bei einer bestimmten Konzentration kann nach (8) umgepumpt werden
8 konzentrierte Harnstofflösung – kann in die Produktion zurückgepumpt werden
9 Sumpf mit Ammoniumsulfatlösung. Kann bis zum gewünschten Grad aufkonzentriert werden.
10 Sumpf mit Frischwasser. Kann teilweise nach 9 oder 7 umgepumpt werden.
11 Reingasaustritt
12 Ventilator
13 konzentrierte Harnstofflösung – zurück zur Produktion
14 konzentrierte Ammoniumsulfatlösung
15 Ablauf und Frischwasserzugabe
Entwurf VDI 3679 Blatt 2 – 23 –
7.6 Rotationswäscher Der Druckverlust wird dabei nach [15] nicht grö-
Rotationswäscher (Bild 22) sind im Prinzip ßer als bei einer Füllkörperkolonne gleicher Lei-
Hochleistungsstaubwäscher. Der Energieverbrauch stung. Ein solches Wirbelbett wird beispielsweise
beim Betrieb ist entsprechend hoch [13]. Dieser bei dem Lo-Cat-Verfahren zur Absorption von H2S
Aufwand ist nur gerechtfertigt, wenn er tatsächlich angewendet [20]. Der in dem Prozess gebildete
der Staubabscheidung dient. Zugleich kann aber Schwefel würde ansonsten die Füllkörpersäule
auch eine wirkungsvolle Absorption erfolgen, z. B. verstopfen. Somit ändern sich der Druckverlust
bei gleichzeitiger Feinstaub- und SO2-Abscheidung und die sonstigen Betriebseigenschaften nicht we-
aus dem Rauchgas einer Abfallverbrennung. Wenn sentlich.
der hohe Aufwand für einen Rotationswäscher 7.8 Blasensäulen
erforderlich ist, ist es in der Regel sinnvoll, ihn
In Blasensäulen wird das Abgas von unten in einen
zweistufig auszuführen. Bei Umfangsgeschwin-
mit Waschflüssigkeit gefüllten Reaktor über einen
digkeiten des Zerstäuberrads von etwa 70 m/s und
Verteiler dispergiert. Die aufsteigenden Gasblasen
Flüssigkeits-Gas-Massenverhältnissen je Stufe von
transportieren in ihrer Grenzschicht Flüssigkeit
etwa 1,5 kann ein zweistufiger Rotationswäscher
von unten nach oben, die dann nahe der Wandun-
mit geeignet gestufter Natronlauge-Aufgabe SO2
gen zurückströmt. Die Blasen bilden für den Wär-
zu 99 % abscheiden [14]. Bei 70 m/s Umfangsge-
me- und Stoffaustausch eine große Phasengrenz-
schwindigkeit bekommen die erzeugten Tropfen
fläche, die sich aus der Verteilung der Blasengrö-
eine Radial-Tangential-Geschwindigkeit von etwa
ßen und Blasenanzahl ergibt. Vereinigung und
100 m/s. Die kinetische Tropfenenergie bestimmt
Zerfall von Blasen sind örtlich und zeitlich nicht
die Leistungsaufnahme des Apparats.
konstant und beeinflussen den Stoffaustausch und
die Blasengrößenverteilung.
In Abhängigkeit von der Leerrohrgeschwindigkeit
des Gases werden in Blasensäulen zwei typische
Betriebszustände unterschieden:
x kleine Leerrohrgeschwindigkeiten des Gases
mit relativ einheitlicher Größe und Bewegung
der Blasen
x große Leerrohrgeschwindigkeiten des Gases mit
heterogener Strömung mit starken Wirbeln und
mit der Vereinigung von kleineren Blasen zu
Großblasen, die mit erhöhter Geschwindigkeit
aufsteigen
Die Waschflüssigkeit wird chargenweise (in Bat-
ches) vorgelegt oder strömt kontinuierlich zu. Eine
Kreislaufpumpe ist nicht erforderlich.
Blasensäulen eignen sich besonders für den Wär-
Bild 22. Rotationswäscher me- und Stoffübergang, das heißt als Quench,
Kühler und zur Abscheidung von gasförmigen
7.7 Wirbelschichtabsorber Schadstoffen.
Wirbelschichtabsorber werden bisher selten ange-
7.9 Tauchwäscher
wandt, obwohl für diese in der Literatur ausge-
zeichnete Absorptionsergebnisse im Verhältnis Tauchwäscher sind Blasensäulen, die insbesondere
zum Aufwand beschrieben sind [15; 16]. Es wer- für einen Bereich mit sehr hohen Aufstiegsge-
den jeweils ca. 300 mm hohe Schüttungen hohler schwindigkeiten der Gasblasen in der Wasch-
Kunststoffwirbelkörper zu mehreren Betten über- flüssigkeitssäule ausgelegt werden (Bild 23).
einander angeordnet. Über dem obersten Bett ist Häufig wird der Tauchwäscher kombiniert mit
wegen des starken Austragens von Tropfen ein einem Strahlwäscher als sehr kompakter und be-
Tropfenabscheider erforderlich. Wirbelschichtab- triebssicherer Wäscher insbesondere bei
sorber werden mit Gasbelastungen bis etwa belagbildenden Feststoffen eingesetzt. Bei kleinen
F = 5 Pa0,5 betrieben und können deshalb sehr Anlagen kann eine solche Kombination auch die
kompakt gebaut werden. Als weiterer Vorteil der bei der Tauchung entstehenden Druckverluste
Wirbelschichtabsorption wird vor allem die Selbst- kompensieren.
reinigung bei stark belasteten Abgasen gesehen.
– 24 – VDI 3679 Blatt 2 Entwurf
Die erzielbaren Stoff- und Wärmeübergangsdaten Die Absorption ergibt sich weitgehend aus der sehr
sind vergleichbar mit denen eines Strahlwäschers. turbulenten Gasdispersion in der Waschflüssigkeit
Somit lassen sich hohe Abscheidegrade durch die am Begasungsrohr. Für Absorptionsfälle mit lang-
Verdopplung der Anzahl an Übertragungseinheiten samer Reaktionsgeschwindigkeit kann die Ab-
ohne zusätzlichen Platzbedarf erzielen. Beim tauchtiefe entsprechend vergrößert werden. Durch
Hochtemperaturquenchen, das heißt der Kühlung diesen variabel einstellbaren Bereich der Blasen-
des Abgases durch direkte Eindüsung von Wasser säule lassen sich auch schwierigere Absorptions-
(z. B. Gaseintrittstemperatur 1000 °C), liegen die probleme lösen.
Gasaustrittstemperaturen im Rahmen der Messge- Eine Flüssigkeitszirkulation wird für den Normal-
nauigkeit bei den berechneten Gleichgewichtstem- betrieb eines Tauchwäschers nicht benötigt. Bei
peraturen. höheren Gaseintrittstemperaturen oder korrosiven
Das Gas wird über ein Bohrungssystem des abge- Medien kann am Kopf des Tauchwäschers ein
tauchten Waschrohrs in der Waschflüssigkeit mit- zusätzlicher Flüssigkeitswandfilm mit aufgegeben
tels einer hochturbulenten Zweiphasenströmung werden.
dispergiert. Die Gasgeschwindigkeit im Wasch- Das Gas trennt sich im Austritt des Blasenbetts von
bzw. Begasungsrohr beträgt maximal 15 m/s. Der der Flüssigkeit. Der Gasaustritt des Tauchwäschers
Druckverlust des Tauchwäschers liegt über den sollte seitlich am Apparat vorgesehen werden. Für
Lastbereich bei etwa 15 hPa bis 25 hPa. die Flüssigkeitstropfen ist eine ausreichende Beru-
higungszone vor diesem Gasaustritt erforderlich.
Eine untere Lastgrenze des Tauchwäschers exis- von Wasserstoffperoxidlösung (H2O2) direkt zu
tiert nicht. Nur im oberen Lastbereich erhöhen sich Schwefelsäure umgesetzt. Das Schwefeldioxid
die Druckverluste entsprechend dem Zweiphasen- wird dabei in der Waschlösung absorbiert und in
druckverlust am Begasungsrohr um 5 hPa bis einer schnellen chemischen Reaktion mit H2O2
10 hPa gegenüber dem Grunddruckverlust. Dies ist umgesetzt. Damit wird es aus dem Gas-
durch den Füllstand und den daraus resultierenden Flüssigkeit-Gleichgewicht entfernt. Die gebildete
Flüssigkeitsvordruck an den Begasungsöffnungen Schwefelsäure konzentriert sich im Waschkreislauf
bedingt. auf und wird kontinuierlich in Abhängigkeit von
Ein typischer Einsatzfall für einen Tauchwäschers der Dichte als Maß der Konzentration als verwert-
mit oder ohne zusätzlichen Strahlwäscher ist die bares Produkt ausgeschleust. Die Konzentration
Reinigung und Quenchung von heißen Rauchga- der Säure wird auch durch Temperatur und Was-
sen. Infolge des hohen Wärme- und Stoffaus- sergehalt des Rauchgases bestimmt. Der Verbrauch
tauschs im Blasenregime verringert sich die hierfür an H2O2 entspricht in etwa den stöchiometrischen
benötigte Flüssigkeitsmenge im Vergleich zu ande- Verhältnissen.
ren Standardwäschertypen. Je nach Betriebsbedin- Das Verfahren arbeitet abwasserfrei und ohne
gung lässt sich der Flüssigkeitskreislauf bis auf Reststoffe.
eine reine Flüssigkeitsergänzung reduzieren. Hier- 8.3 Rauchgasentschwefelung mit dem
durch entfallen mitunter vollständig die aufwendi- Sprühwäscher
gen Noteinrichtungen bei Pumpenausfall. Für An-
Primärenergie aus den fossilen Brennstoffen Koh-
wendungsfälle bei der Synthesegaserzeugung mit
le, Erdgas und Öl hat einen wesentlichen Anteil an
sehr hohen Feststoffgehalten ergibt sich ein weite-
der Erzeugung von Elektrizität in Dampfkraftwer-
rer Vorteil infolge der hohen Betriebssicherheit
ken. Dabei entstehen Rauchgasvolumenströme bis
und einfachen Konzeption.
weit über 2 Mio. m3/h (im Normalzustand) mit den
8 Verfahrenskonzepte und wesentlichen Begleitstoffen wie Staub, SO2, Stick-
Anwendungsbeispiele oxid und CO2. Die Schwefeloxide werden in
Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) einer
8.1 NH3-Absorption und Herstellung von nassen Gaswäsche unterzogen und weitgehend
40%iger Ammonsulfatlösung abgeschieden [17]. Dieses Verfahren wurde im
Um das in vielen Abgasen enthaltenen Ammoniak Laufe der 1980er Jahre zum Stand der Technik
(z. B. bei der Verarbeitung von Zuckerrüben, der entwickelt und ist heute beispielsweise in allen
Düngemittelherstellung, der Klärschlamm- und Kohle- und Ölkraftwerken in Deutschland gemäß
Abwasserbehandlung) zu entfernen und in einer der 13. BImSchV im Einsatz. Mit Erdgas gefeuerte
verwertbaren Form zurückzugewinnen, wird durch Kraftwerke benötigen keine REA, da hier der
Zugabe von Schwefelsäure beim Absorptionspro- Brennstoff entschwefelt wird.
zess Ammonsulfatlösung hergestellt. Durch eine Die nasse REA wird auch fallweise in Zementwer-
isotherme Kreislauffahrweise des Absorptionspro- ken eingesetzt, da hier – je nach Schwefelanteil in
zesses und pH-Wert abhängige Zudosierung von den Rohstoffen – SO2-Beladungen im Rauchgas
H2SO4 wird eine Aufkonzentrierung von Ammo- von bis über 2000 mg/m3 wie auch in Kohlekraft-
niumsulfat im Waschkreislauf bis in die Nähe des werken entstehen können.
Lösungsgleichgewichtes (NH4)2SO4/Wasser er-
Als Reaktionsmittel für die nasse Rauchgasent-
reicht. In Abhängigkeit von der Dichte der Wasch-
schwefelung für Kraftwerke wird in den meisten
lösung wird eine Ammonsulfatlösung von etwa
Fällen Kalkstein eingesetzt, welcher im Wasch-
38 % bis 40 % ausgeschleust, die als Flüssigdünger
wasser dispergiert wird und im schwach sauren
Verwendung findet.
Waschwasser teilweise in Lösung geht. Im Kontakt
Häufig wird dieser Absorptionsprozess mit einer der Gas- mit der Flüssigphase im Sprühwäscher
vorgeschalteten Desorption (Strippung) von Am- werden die SO2-Moleküle im Waschwasser absor-
moniak aus Abwasser in Form eines geschlossenen biert und gehen als schweflige Säure in Lösung.
Gaskreislaufs kombiniert. Auf diese Weise wird Da im Rauchgas aufgrund des Luftüberschusses
Ammoniak aus belastetem Abwasser entfernt und bei der Verbrennung noch Sauerstoff vorhanden
für wirtschaftliche Zwecke zurückgewonnen. ist, befindet sich auch gelöster Sauerstoff in der
8.2 SO2-Absorption und Gewinnung von Waschflüssigkeit. Überdies wird üblicherweise in
Schwefelsäure Kraftwerken Oxidationsluft im Wäschersumpf
Die in Rauchgasen enthaltenen Schwefeloxide aufgegeben. Aufgrund eines höheren Sauerstoffge-
werden durch einen Waschprozess unter Zugabe halts im Abgas des Zementofens ist die separate
– 26 – VDI 3679 Blatt 2 Entwurf
Zuführung von Oxidationsluft dort nicht erforder- x Mit Ausnahme der Bedüsungseinrichtungen
lich. Die Gesamtreaktion der Gipsbildung läuft wie und der Tropfenabscheider befinden sich keine
folgt ab: Einbauten im Wäscher. Die Bedüsung des
CaCO3 + 2H2O + SO2 + ½O2 Rauchgases mit 10 ƐELV Ɛ:DVFKZDVVHUSUR
ĺ CaSO4 Â 2H2O + CO2 m³ Gas bewirkt eine gute Verteilung der Gas-
Als Produkt der Rauchgasentschwefelung erhält strömung und somit eine gleichförmige Beauf-
man somit Gips (Calciumsulfatdihydrat). Allein in schlagung der Gasströmung mit Waschwasser
deutschen Kohlekraftwerken entstehen über im Apparat. Meist werden drei bis vier Düsen-
7 Mio. t REA-Gips im Jahr, welcher nahezu voll- ebenen eingesetzt, die über Pumpen mit
ständig von der Gips- und Zementindustrie verwer- Waschwasser aus dem Wäschersumpf betrieben
tet wird. werden. Oberhalb der Waschzonen verlässt das
Rauchgas den Wäscher über einen Tropfenab-
Während der Aufbau des Sprühwäschers in Ab- scheider, welcher periodisch mit Frischwasser
schnitt 7.1 beschrieben wurde, zeigt Bild 24 ein gespült wird.
Beispiel für die Prozessführung der Rauchgasent-
schwefelung, die aus den folgenden wesentlichen x Aus dem Wäschersumpf wird ein Teilstrom der
Komponenten besteht: Gipssuspension der Gipsaufbereitung zuge-
führt, die beispielsweise aus Hydrozyklonen
x Kalksteinaufbereitung und Dosierung und einem Bandfilter zur Entwässerung des
x Gaswäsche im Sprühwäscher Gipses bestehen kann.
x Gipsaufbereitung und Konditionierung x In einem 750 MW Steinkohlekraftwerk werden
x Das Rauchgas wird seitlich in den Wäscher je nach Schwefelgehalt der Kohle 9 t/h bis
gegeben und wird im Gegenstrom mit der 14 t/h REA-Gips produziert.
Waschflüssigkeit beaufschlagt. Im Normalfall x Rauchgasentschwefelungsanlagen erreichen
ist ein Saugzug, das sogenannte REA-Gebläse Entschwefelungsgrade von bis über 95 % und
vorgeschaltet. Häufig wird das Rauchgas schon sind durch die eingesetzten Materialien be-
vor dem Eintritt in den Wäscher in einer triebssicher und erreichen hohe Verfügbarkeiten
Quench- oder Vorwaschstufe mit Wasser (98 %). Zerstäubungsdüsen bestehen zumeist
bedüst. Diese Maßnähme dient der Sicherheit, aus Siliziumkarbid (SiC), um den Verschleiß
dass keine heißen Gasströmungen im unteren gering zu halten. Die Wäscher selbst müssen
Teil des Wäschers die Wände berühren, die korrosionsfest sein und können aus folgenden
meist mit Kunststoffen beschichtet sind. Werkstoffen hergestellt werden:
In der zweiten Waschstufe wird der pH-Wert In der letzten Gasbehandlungsstufe werden Dioxi-
durch Zugabe von NaOH auf 6 bis 8 eingestellt. ne und Furane sowie restliches Quecksilber mittels
Hier finden die Absorption von SO2 und die Rest- Aktivkohlezugabe, Flugstromreaktor und
absorption von HCl und HF statt. Schlauchfilter entfernt.
In einigen MVA befindet sich nach der zweiten Das Abwasser der Rauchgasreinigungsanlage ent-
Waschstufe noch ein Nass-Elektrofilter zur Fein- hält Schwermetalle sowie als kritische Komponen-
entnebelung. te auch Quecksilber. Dieses wird in der Abwasser-
Nach diesen Stufen einer nassen Gasreinigung aufbereitung zunächst mit Kalkhydrat oder Natron-
wird das Rauchgas im Gas-Gas-Wärmetauscher lauge neutralisiert und danach mittels Sulfiden
wieder aufgeheizt und gelangt in die Entstickungs- (z. B. Na2S) oder organischen schwefelhaltigen
anlage, in der die Stickoxide katalytisch reduziert Komplexbildnern, wie Trimercapto-s-triazin
werden. Da man für die Reaktion am Katalysator (TMT) gefällt und im Absetzbehälter abgeschie-
wieder eine höhere Gastemperatur ab 250 °C benö- den. Der dabei entstehende Schlamm wird bei-
tigt wird zusätzliche Wärme über einen Gasbrenner spielsweise in Filterpressen entwässert und als
hinzugefügt. Sondermüll entsorgt.