Strahlungsarten

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Strahlung und Strahlenschutz

| Verantwortung für Mensch und Umwelt |


Impressum
Herausgeber:
Bundesamt für Strahlenschutz
Öffentlichkeitsarbeit
Postfach 10 01 49
D-38201 Salzgitter
Telefon: +49 (0)3018 333-0
Telefax: +49 (0)3018 333-1885
E-Mail: [email protected]
De-Mail: [email protected]
Internet: www.bfs.de

Redaktion:
Melanie Bartholomäus

Gestaltung:
Quermedia GmbH, Kassel

Druck:
Bonifatius GmbH, Paderborn

Fotos:
BfS und genannte Quellen

Stand:
April 2017

Bundesamt für Strahlenschutz


Vorwort
Die Broschüre „Strahlung und Strahlenschutz“ ist die
aktualisierte Neuauflage der am meisten nachgefragten
Publikation des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS).
Das große Interesse und der vielfältige Einsatz der
Publikation in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen
sind Anlass, eine grundlegend überarbeitete Version
in neuem Erscheinungsbild aufzulegen.

Die Broschüre soll kurz und prägnant darüber informieren,


wodurch Menschen in ihrer Umwelt Strahlung ausgesetzt
sind, welche natürlichen und künstlichen Strahlenquellen
es gibt und was man über sie wissen sollte. Im Sinne des
vorsorgenden Verbraucher- und Gesundheitsschutzes klärt
sie zudem darüber auf, wie man sich schützen kann.

Ziel der Broschüre ist zugleich, das Bewusstsein der


Leserinnen und Leser für verschiedene Risiken, die mit der
Strahlung einhergehen und oft nicht wahrgenommen
werden, zu schärfen. Dass öffentliche Wahrnehmung und
wissenschaftliche Forschung nicht immer deckungsgleich
sind, zeigt das Beispiel UV-Schutz. Häufig wird gebräunte
Haut mit Fitness und Gesundheit gleichgesetzt, obwohl
alleine in Deutschland jährlich rund 2.500 Menschen an
schwarzem Hautkrebs sterben.

Die Publikation wendet sich an alle, die sich mit dem


Thema Strahlung beschäftigen wollen. Komplizierte
Zusammenhänge werden verständlich erläutert und durch
anschauliche Grafiken und Bilder illustriert. Die ausklappbare
Übersicht der Einheiten am Ende der Broschüre ermöglicht
ein besseres Verständnis der physikalischen Größen, das
Glossar bietet eine Übersicht über die wichtigsten Begriffe
rund um das Thema Strahlung.
Inhalt

Der Mensch
im Feld
natürlicher und
künstlicher
Strahlenquellen

Ionisierende Strahlung
12 Radioaktivität und Strahlung

16 Strahlenexposition und Dosis

18 Messung ionisierender Strahlung

21 Natürliche Strahlenquellen

28 Künstliche Strahlenquellen

36 Wirkung ionisierender Strahlung auf den Menschen

38 Angewandter Strahlenschutz

42 Strahlenexposition der Bevölkerung in Deutschland

44 Strahlendosen im Vergleich

4 | 5 | Inhalt
Nichtionisierende Strahlung
50 Niederfrequente elektrische
und magnetische Felder

62 Hochfrequente elektromagnetische Felder

66 Anwendungen von hoch- und


niederfrequenten Feldern im Alltag

75 Optische Strahlung

Glossar

Maßeinheiten und Umrechnung


Der Mensch
im Feld
natürlicher und
künstlicher
Strahlenquellen

6 | 7 | Der Mensch im Feld natürlicher und künstlicher Strahlenquellen


Jeder Mensch ist Strahlung kann natürlicher oder künstlicher
Herkunft sein. So stammen zum Beispiel das

im Alltag Strahlung Sonnenlicht oder die kosmische Strahlung


aus natürlichen Quellen. Dagegen werden
unterschiedlicher Art die Röntgenstrahlung in medizinischen

ausgesetzt: ­Anwendungen oder die Radio- und Mikro-


wellen für die verschiedenen Funktechniken

Dazu zählt die künstlich erzeugt. Strahlung bezeichnet


sehr unterschiedliche Phänomene (elektro­
Strahlung der Sonne, magnetische Wellen und Teilchenströme).

die als Licht und


Allen gemeinsam ist jedoch, dass Energie
transportiert wird und sich ausbreitet.

Wärme die Erde


erreicht und ohne die
Leben nicht möglich
wäre, aber auch die
Strahlung, die unser
Handy sendet und
empfängt.
Der Mensch kann die meisten Strahlungs­arten mit seinen
Sinnesorganen nicht wahrnehmen. Deswegen ist es für viele
Menschen schwierig, Strahlenrisiken richtig zu beurteilen. Frequenz
(Anzahl der Schwin-
Strahlungsarten Nichtionisierende Strahlung gungen pro Sekunde) und
Was unterscheidet die einzelnen Strahlungs­ Auch nichtionisierende Strahlung ist schon Wellenlänge sind fest miteinander
arten voneinander? Die infrarote Wärme­ immer als natürliche Erscheinung vor­handen verbunden. Bei hohen Frequenzen ist
strahlung eines Kachelofens, die UV- gewesen, zum Beispiel in Form des Sonnen- die Wellenlänge der Strahlung klein, bei
Strahlung, die Sonnenbrand auf der Haut lichtes. Unter anderem durch Ein­richtungen geringen Frequenzen ist sie groß.
ver­­ursacht, oder die Röntgenstrahlung, die der Stromversorgung, der Radio- und Funk- Je höher die Frequenz, desto
unseren Körper durchdringen kann und die technik, durch Haushaltsgeräte, die heute energiereicher ist die
Abbildung innerer Organe möglich macht, zu einem nicht mehr wegzudenkenden Strahlung.
unterscheiden sich in ihrer grund­sätzlichen Bestandteil des modernen Lebens geworden
physikalischen Natur nicht voneinander, sind, ist auch die künstlich erzeugte nicht­
wohl aber durch die mitgeführte Energie ionisierende Strahlung Teil unserer Um­
und damit auch durch ihre Wirkung. Die gebung. Nichtionisierende Strahlung übt auf
Strahlungs­arten werden nach ihrer ­Energie das menschliche Gewebe eine Wirkung
in zwei große Gruppen unterteilt. Ist die aus, die sowohl nützlich als auch schädigend
Energie der Strahlung so hoch, dass sie bei sein kann. Ein Beispiel hierfür ist die ultra­
der Wechsel­wirkung mit Stoffen an Atomen violette Komponente des Sonnenlichtes.
und Mole­külen Ionisations­vorgänge auslöst,
spricht man von ionisierender Strahlung. Grundsätze des Strahlenschutzes
Zu dieser Kate­gorie gehören die Röntgen- Die zentrale Aufgabe des Strahlenschutzes ist
und Gammastrahlung. Reicht die Energie es, Mensch und Umwelt vor der schädlichen
der Strahlung nicht aus, um Atome und Wirkung durch ionisierende und nicht­
Mole­küle zu ionisieren, handelt es sich um ionisierende Strahlung zu schützen.
nicht­ionisierende Strahlung. Beispiele sind
Radio- und Mikrowellen oder Licht. Eine Für den Bereich der ionisierenden Strahlung
eigene Kategorie ist die Teilchen­strahlung. wurde das System des Strahlenschutzes
Teilchenstrahlung wird von radio­aktiven basierend auf der Annahme einer linearen
Stoffen und künstlichen Quellen erzeugt. Im Dosis-Wirkungs-Beziehung ohne S­ chwelle
Gegensatz zu elektro­magnetischer Strahlung und den Grundsätzen Rechtfertigung,
besteht sie aus Teilchen (wie zum Beispiel ­Mini­mierung/Optimierung und Dosis­be­
Elektronen oder Nukleonen, also Bausteinen grenz­ung aufgebaut (siehe dazu den
des Atomkerns). Teilchenstrahlung, die im Ab­schnitt „Angewandter Strahlenschutz“,
Alltag auftritt, ist der ionisierenden Strahlung Seite 38). Die Strahlenschutzgrundsätze sind
zuzuordnen. in der Strahlenschutzverordnung verankert.

Ionisierende Strahlung Im Bereich der nichtionisierenden Strahlung


Ionisierende Strahlung ist sowohl Teil der sind Strahlenschutzgrundsätze weniger weit
­Natur als auch ein Resultat menschlicher entwickelt. Da Dosis-Wirkungs-Beziehungen
Tätigkeit. Radioaktive Stoffe und ionisieren- bislang nur ansatzweise bekannt sind, beruht
de Strahlung umgeben uns überall. Natür­ die Diskussion auf der plausiblen Annahme,
liche radioaktive Stoffe sind in den Böden dass eine Reduzierung der Exposition auch
und G
­ esteinen der Erdkruste und auch in zu einer Reduzierung eines möglicherweise
allen Lebewesen vorhanden. Durch M
­ edizin, bestehenden Risikos führt. Im Bereich der
Forschung, Technik und Nutzung der Kern- UV-Strahlung besteht wissenschaftlich kein
energie in Reaktoren sind auch künstlich Zweifel daran, dass ultra­violette Strahlung
erzeugte radio­aktive Stoffe und die von ihnen eine der Hauptursachen für Hautkrebs­
ausgehende Strahlung in unsere Lebens­sphäre erkrankungen ist. Vorsorge und Minimierung
gerückt. Grundsätzlich kann ionisierende werden national und inter­national kontro-
Strahlung für den Menschen schädlich sein. vers diskutiert.

8 | 9 | Der Mensch im Feld natürlicher und künstlicher Strahlenquellen


Elektromagnetische Strahlung und Felder Für die Anwendung
ionisierender Strahlung
orientiert sich der
Strahlenschutz an
den Grundsätzen von
Rechtfertigung,
Dosisbegrenzung
und Minimierung /
Optimierung:
Jede Anwendung
ionisierender Strahlung
muss durch ihren
gesellschaftlichen
Nutzen gerechtfertigt
sein. Grenzwerte
müssen festgelegt und
eingehalten werden.
Jede unnötige
Strahlenbelastung ist
zu vermeiden.

Das elektro­magnetische
Spektrum kann anhand der
Frequenz oder der Wellenlänge in
verschiedene Bereiche unterteilt wer-
den. Die Einteilung orientiert sich an
den physikalischen Eigenschaften
der Strahlung.
Ionisierende Strahlung

Als der französische Physiker


Antoine-Henri Becquerel im Jahre
1896 mit uranhaltigem Gestein
experimentierte, stellte er fest,
dass in der Nähe befindliche
Fotoplatten trotz lichtdichter
Verpackung geschwärzt waren. Die
Ursache dafür waren die Präparate
in seinem Labor, von denen eine
durchdringende Strahlung ausging.
Die Wissenschaftlerin Marie Curie
prägte später für die Erscheinung,
dass bestimmte Stoffe ohne
erkennbare äußere Einwirkung
unsichtbare, mit technischen
Mitteln wie Fotoplatten jedoch
nachweisbare Strahlung aussenden,
den Begriff Radioaktivität.
10 | 11 | Ionisierende Strahlung
V. R. N. L. MARIE UND PIERRE CURIE MIT MITARBEITER IM LABORATORIUM, CA. 1904 © UNBEKANNT / WIKIPEDIA
Radioaktivität und Strahlung

Radioaktivität
Radioaktivität bezeichnet die Eigenschaft
bestimmter Atomkerne, sich ohne äußere
Einwirkung in andere Kerne umzuwandeln
und dabei energiereiche Strahlung auszu­
senden. Die Kernumwandlung wird in der
Regel als Kernzerfall bezeichnet, die abge­
gebene Strahlung zählt zur ionisierenden
Strahlung. Beim Kernzerfall entstehen
Schematische Darstellung der Entstehung ionisierender Strahlung bei Kernzerfällen
stabile und/oder radioaktive Zerfallsprodukte,
­welche ihrerseits weiter zerfallen können.

Beim Kernzerfall können folgende Arten


­ionisierender Strahlung unterschieden
werden:

12 | 13 | Ionisierende Strahlung
Alphastrahlung Neutronenstrahlung
Alphastrahlung ist Teilchenstrahlung und bei der Kernspaltung
besteht aus Kernen des Elements Helium
(Alphateilchen). Alphateilchen werden durch
wenige Zentimeter Luft bereits absorbiert
und können weder ein Blatt Papier noch die
Haut des Menschen durchdringen.

Betastrahlung
Betastrahlung ist Teilchenstrahlung und be-
steht aus Elektronen oder Positronen. Das
Durchdringungsvermögen von Betateilchen
beträgt in Luft einige Zentimeter bis Meter,
in Weichteilgewebe oder Kunststoff wenige
Millimeter bis Zentimeter.

Bei Inkorporation von Radionukliden, also


der Aufnahme über Luft, Wasser und
Nahrung, können Alpha- und Betastrahler
­er­heblich höhere Schäden im Körper be­
wirken als über den Kontakt mit der Haut.

Gammastrahlung
Gammastrahlung ist elektromagnetische
Strahlung. Sie ist von gleicher physikalischer
Natur wie das sichtbare Licht, allerdings
erheblich energiereicher und mit hohem
Durchdringungsvermögen in Materie. Zur Durchdringungsvermögen der
Abschirmung von Gammastrahlung werden verschiedenen Strahlungsarten
schwere Materialien wie beispielsweise Blei
und Beton verwendet.

Neutronenstrahlung
Neutronen sind elektrisch neutrale Elemen­tar­-
teilchen. Sie werden insbesondere bei der
Kernspaltung freigesetzt. Die Kern­spaltung
ist für schwere Atomkerne wie zum Beispiel
des Elements Uran charakteristisch und
­findet in Kernreaktoren statt.

Becquerel
Das Maß für die Aktivität eines Stoffes ist die
Anzahl der pro Zeiteinheit in diesem Stoff
stattfindenden Kernzerfälle. Die Maßeinheit
der Aktivität eines radioaktiven Stoffes ist
das Becquerel (Bq).

Halbwertszeit radioaktiv
Zerfallsprodukte
Die Zeit, die vergeht, bis nur noch die Hälfte
100 %
der ursprünglich vorhandenen radio­aktiven
Atomkerne vorhanden ist, nennt man
Halb­wertszeit. Nach dieser Zeit ist auch die
Intensität der von dem radioaktiven Stoff
ausgesandten ionisierenden Strahlung auf
die Hälfte des Ausgangswertes abgesunken.
Nach zehn Halbwertszeiten beträgt die 50 %
­Aktivität des Stoffes und demnach auch die
Intensität der Strahlung etwa ein Tausendstel
des Anfangswertes. Jedes Radionuklid hat
Anteile der
eine charakteristische, individuelle Halb- radioaktiven
wertszeit. Für verschiedene Radionuklide Atome in
Prozent
reichen die jeweiligen Halbwertszeiten von
Sekundenbruchteilen bis zu mehreren 1. 2. 3. 4. 5. Zeit
­Milliarden Jahren.
Halbwertszeiten

Die Anzahl der


radioaktiven Atome
eines bestimmten Nuklids
nimmt während jeder
Halbwertszeit um die Hälfte
der jeweiligen Ausgangs-
menge ab.

14 | 15 | Ionisierende Strahlung
Röntgenstrahlung
Die von Antoine-Henri Becquerel im Jahr
1896 gefundene Strahlung wies die gleichen
Eigenschaften auf wie die sogenannten
„X-Strahlen“, die Wilhelm Conrad Röntgen
ein Jahr zuvor entdeckt hatte und die später
nach ihm benannt wurden: Sie konnten
­Materie durchdringen und diese dabei ioni­-
sieren. Die Röntgenstrahlung zählt zur
­ionisierenden Strahlung und unterscheidet
sich in ihrer physikalischen Natur nicht von
der Gamma­strahlung. Röntgenstrahlung
wird technisch beim Abbremsen von energie­
reichen Elektronen an der Anode einer
Röntgenröhre (zum Beispiel in der Medizin)
erzeugt. Man bezeichnet sie genauer als
Röntgenbremsstrahlung. Die Röntgenbrems­
strahlung ist umso durchdringender, je ­
höher die anliegende Röhrenspannung ist,
mit der die Elektronen beschleunigt werden.

Im Unterschied zur
Kernstrahlung, die in
ihrer Existenz an
Radionuklide gebunden
ist und so lange
ausgesandt wird, bis auch
der „letzte“ Atomkern
zerfallen ist, wird keine
Röntgenstrahlung
mehr erzeugt, sobald
das Röntgengerät
abgeschaltet ist.
Strahlenexposition und Dosis

Strahlenexposition und Dosis Organdosis Kurzfristige und langfristige Wirkungen


Trifft ionisierende Strahlung auf den mensch­ Die Energiedosis wird deshalb mit Hilfe Strahlungswirkungen werden eingeteilt
lichen Körper, erfolgt eine Strahlenexposition. sogenannter Strahlungs-Wichtungsfaktoren, in deter­ministische und stochastische
Das bedeutet, dass die Strahlung mit dem die die Unterschiede der Strahlungswirkung ­Wirkungen. Deterministische Wirkungen
Körper­gewebe in Wechselwirkung tritt und berücksichtigen, in die Organdosis umge- ­treten bei einer Exposition oberhalb be-
in einem bestimmten Maß aufgenommen rechnet. Die Zahlenwerte dieser Faktoren für stimmter Dosis­schwellenwerte unmittelbar
wird. Die Wirkung der vom Körper auf­ge­ die verschiedenen Strahlungsarten sind dabei auf. Mit der Dosis steigt die Schwere des
nommenen Strahlung wird durch die An­gabe so ausgewählt, dass sie ein Maß für deren Schadens. Stochastische Wirkungen können
einer Dosis ausgedrückt. biologische Wirksamkeit bei niedrigen Dosen nach Ablauf einer längeren Latenzzeit
darstellen. Der Wichtungsfaktor für Strah- mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit
Energiedosis lung mit geringer Ionisationsdichte (Zahl der auftreten. Je höher die Strahlendosis ist,
Strahlung überträgt Energie. Unter der Ener- Ionisationsvorgänge auf einer bestimmten desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass
giedosis versteht man die Energiemenge (in Wegstrecke) in Gewebe, wie zum Beispiel ein Strahlenschaden eintritt.
Joule), die von einer bestimmten Menge an Röntgen-, Gamma- und Betastrahlung, wird
Materie (in Kilogramm) aufgenommen wird. mit 1 angenommen. Für Strahlung mit hoher Bei gleicher Organdosis ist die Wahrschein-
Die Maßeinheit der Energiedosis ist Gray (Gy). Ionisationsdichte wie Alpha- und Neutronen­ lichkeit, mit der im niedrigen Dosisbereich
Ein Gray entspricht dabei einem Joule pro strahlung werden höhere Werte ange­ stochastische Wirkungen ausgelöst werden,
Kilogramm (1 Gy = 1 J/kg). nommen. In der Strahlenschutzverordnung für die verschiedenen Organe und Gewebe
der Bundesrepublik Deutschland (Anlage unterschiedlich. Die sogenannte effektive
Die verschiedenen Strahlungsarten verur- VI zur StrlSchV) werden zur Bewertung der ­Dosis berücksichtigt solche Unterschiede. Die
sachen im Körpergewebe unterschiedlich biologischen Wirksamkeit Strahlungs- Organdosen der exponierten Organe und
starke biologische Wirkungen. Wird zum Wichtungs­faktoren der Internationalen Gewebe werden dazu mit Gewebe-Wichtungs­
Beispiel Gewebe Alphastrahlung und ein Strahlen­schutzkommission (International faktoren (siehe nebenstehende Grafik)
anderes Mal Betastrahlung ausgesetzt, ist Commission on Radiological Protection; multipliziert. Diese stellen ein Maß für den
die biologische Wirkung der Alpha­strahlung ICRP) angegeben, wie sie in der Darstellung Beitrag des exponierten Organs zum Schadens­
(für stochastische Effekte) bei gleicher unten aufgeführt sind. risiko des gesamten Körpers dar.
­Energiedosis etwa 20-mal größer als die bio­
logische Wirkung der Betastrahlung. Mit der Die Organdosis erhält man also durch Multi­
Angabe der Energie­dosis kann dem­zufolge plikation der Energiedosis, angegeben in
die biologische Wirkung der S­ trahlung im Gray, mit dem Strahlungs-Wichtungs­faktor.
mensch­lichen Körper nicht ausreichend Die Maßeinheit der Organdosis ist das Sievert
beschrieben werden. (Sv).

Zusammenhang zwischen Energiedosis, Organdosis und effektiver Dosis zur Bewertung des Strahlen­risikos

Multiplikation mit dem


Strahlungs-Wichtungsfaktor

Röntgen- und
Organdosis
Gammastrahlung: 1
Energiedosis Die Organdosis wichtet
Die Energiedosis gibt die durch die Energiedosis unter
Betastrahlung: 1
die Strahlung auf das Gewebe Berücksichtigung der
übertragene Energie an. biologischen Wirksamkeit der
Neutronen je nach
Strahlenarten.
Energie: 5 – 20

Alphastrahlung: 20

16 | 17 | Ionisierende Strahlung
Gewebe-Wichtungsfaktoren für verschiedene Organe und Gewebe Effektive Dosis
Die effektive Dosis ist die Summe der mit
den Gewebe-Wichtungsfaktoren gewichteten
Organdosen. Eine gleichmäßige Exposition
des ganzen Körpers oder eine Exposition
einzelner Organe und Gewebe ergeben das
gleiche stochastische Risiko, wenn die effek-
tiven Dosen übereinstimmen. Die effektive
Dosis wird ebenfalls in Sievert angegeben.
Organdosis und effektive Dosis sind Größen,
die nur im Strahlenschutz und unterhalb der
Schwellenwerte für deterministische Wirkun-
gen verwendet werden.

Organdosis und effektive Dosis werden als


Körperdosen bezeichnet. Sie dienen zur
Definition der Ziele, die im Strahlenschutz
erreicht werden müssen. So ist zum Beispiel
die effektive Dosis zum Schutz von Einzel­
personen der Bevölkerung auf 1 Millisievert
(mSv) im Kalenderjahr beschränkt, bei beruf-
lich strahlenexponierten Personen beträgt der
Grenzwert 20 mSv pro Jahr. Die Körperdosen
sind Schutzgrößen, die nicht direkt im Körper
eines Menschen gemessen werden können.
Für ihre Einhaltung werden als Äquivalenz­
dosen Messgrößen definiert, die messbar oder
berechenbar sind. Liegen die Messwerte dieser
Größen unterhalb der Grenzwerte, dann lie-
gen auch die Schutzgrößen im zulässigen Be-
reich. Die Strahlenschutzverordnung definiert
zum Zwecke der Messung die Personendosis
als Äquivalentdosis (gemessen an einer reprä-
sentativen Stelle der Oberfläche einer Person).

Bezieht man die Dosis auf eine bestimmte


Zeiteinheit, spricht man von der Dosis­
leistung. Die Dosisleistung wird in der Regel
auf eine Stunde bezogen und zum Beispiel
in Gray oder Sievert pro Stunde (Gy/h; Sv/h)
angegeben.

Effektive Dosis
Die effektive Dosis ist
Aufsummierung
ein Maß für die Gesamtkörper-
der Organdosen,
dosis unter Berücksichtigung
die mit den zugehörigen
der unterschiedlichen Strahlen-
Gewebe-Wichtungsfaktoren
empfindlichkeit der Organe und
multipliziert wurden.
Gewebe für stochastische
Strahlenwirkungen.
Messung ionisierender Strahlung

ODL-Sonde
Eine ODL-Sonde enthält
zwei Geiger-Müller-Zählrohre.
Die Sonde misst die Ortsdosis­
leistung (ODL) und dient zur
Kontrolle der Umwelt­
radioaktivität.

Ionisierende Strahlung lässt sich sehr gut


messen. Das Prinzip der Strahlungsmessung
beruht auf der Nutzung der ionisierenden
Wirkung der Strahlung in Materie, beispiels-
weise in einem Gas, einem Kristall oder
einem Filmmaterial. Eines der bekanntesten
Geräte, das umgangssprachlich auch
„Geigerzähler“ genannt wird, ist das Geiger-
Müller-Zählrohr. Es ist vielseitig verwendbar Der sichere Umgang
und wird beispielsweise bei der Messung von
Gammastrahlung zur Bestimmung der Dosis mit ionisierender
und Dosisleistung eingesetzt.
Strahlung setzt voraus,
dass diese zuverlässig
gemessen werden kann.
Das ist schon allein
deswegen erforderlich,
weil der Mensch kein
Sinnesorgan besitzt, das
ihm die Wahrnehmung
ionisierender Strahlung
ermöglicht.
18 | 19 | Ionisierende Strahlung
Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Be­ Bevor man sich für ein bestimmtes Messgerät Personendosimeter
stimmung des Aktivitätsgehaltes von Radio- entscheidet, muss geklärt sein, welcher Art Eine wichtige Messaufgabe in der Praxis des
nukliden in Substanzen, zum Beispiel Pflanzen- die Strahlenquelle ist, welche Strahlung oder Strahlenschutzes besteht darin, die Dosis zu
und Bodenproben. Die zumeist sehr geringen welches Strahlungsgemisch gemessen werden ermitteln, der Personen beim beruflichen
Aktivitäts­konzentrationen in diesen Proben soll und in welchem Dosisleistungsbereich die Umgang mit radioaktiven Stoffen und ioni-
können nur dann zuverlässig bestimmt wer- Intensität der Strahlung erwartet wird. Letzte- sierender Strahlung ausgesetzt sind. Die dazu
den, wenn die Messanordnung mit geeigneten res ist von entscheidender Bedeutung bei der verwendeten Strahlungsmessgeräte werden als
Materialien (zum Beispiel Blei) von der natür­ Wahl der Empfindlichkeit des Messgerätes. Das Personendosimeter bezeichnet. In der Regel
lichen Umgebungsstrahlung abgeschirmt wird. bedeutet, dass zum Beispiel mit einem Gerät, werden die Dosimeter an der Arbeits- oder
Als Detektoren kommen dann in der Regel das zur Überwachung von Arbeiten im Kern- Schutzkleidung befestigt und registrieren auf
Halbleiterdetektoren zur Anwendung, die sehr kraftwerk geeignet ist, keine verlässlichen Mess- diese Weise die Personendosis in einem sich
genau die Energie der Strahlung bestimmen werte gewonnen werden können, wenn man örtlich und zeitlich ändernden Strahlungsfeld.
können. Daraus lässt sich dann erkennen, aus versucht, damit die Aktivitätskonzentration Eines der gebräuchlichsten Personen­dosimeter
welchen Radionukliden sich der Aktivitäts­ von Radionukliden in der Umwelt zu bestim- beruht auf der Schwärzung fotografischer
gehalt zusammensetzt. men. Mit einem Strahlungsmessgerät können ­Filme. Dieses Dosimeter wird deshalb als
nur dann zuverlässige Messergebnisse erzielt Filmdosimeter bezeichnet. Nach Ablauf der
Andere Arten von Strahlungsmessgeräten werden, wenn es gemäß den Mess­bedingungen Einsatzzeit eines Filmdosimeters, die in der
verwenden als Detektormaterial feste Stoffe verwendet wird, für die es konzipiert wurde. Regel einen Monat beträgt, werden die Filme
in Kristallform, Gläser, Kunststoff oder andere entwickelt, das Schwärzungsmuster optisch
spezielle Materialien. Die Wahl des geeigneten ausgewertet und daraus die Dosis bestimmt.
Messgerätes einschließlich des Detektors hängt Da die Filmschwärzung über viele Jahre
in hohem Maße von der Messaufgabe ab. er­halten bleibt, können die Dosimeterfilme
archiviert werden.
Mit jedem Kilogramm
unserer pflanzlichen und
tierischen Nahrung nehmen
wir im Mittel etwa 100 Bq an
natürlichen Radionukliden,
hauptsächlich Kalium-40,
auf. Die Radionuklide
werden zum Teil in den
Stoffwechsel einbezogen
und verbleiben für
bestimmte Zeitspannen
im menschlichen Körper.
Das bedeutet, dass der
Mensch selbst etwa 8.000
bis 9.000 Bq an natürlichen
Radionukliden enthält.

20 | 21 | Ionisierende Strahlung
Natürliche
Strahlenquellen
Wasser, Pflanzen, Tiere, Menschen
Aus dem Boden gelangen natürliche Radio-
nuklide in Wasser, Pflanzen und Tiere und
damit in die Nahrung des Menschen. Alle
unsere pflanzlichen und tierischen Nahrungs-
mittel sowie das Wasser enthalten geringe
Konzentrationen natürlicher Radionuklide.
Das wichtigste in der Nahrung vorkommende
Radionuklid ist Kalium-40. 0,012 Prozent
des Kaliums auf der Erde ist Kalium-40. Die
­Ernährung bewirkt einen Dosisbeitrag von
etwa 0,3 Millisievert pro Jahr (mSv/a).

Kosmische Strahlung
Von der Sonne und aus dem Weltall gelangt
kosmische Strahlung auf die Erde. Sie
besteht im Wesentlichen aus energiereichen
Teilchen und aus Gammastrahlung. Auf
ihrem Weg durch die Atmosphäre wird die
kosmische Strahlung teilweise absorbiert.
Das ­bedeutet, dass die Dosisleistung der
kosmischen Strahlung von der Höhenlage ab-
hängt. Im Durchschnitt führt die kosmische
Strahlung in Deutschland jährlich zu einer
effektiven Dosis von ebenfalls circa 0,3 mSv.

© NATURPANORAMA.CH
Terrestrische Strahlung
Seit ihrer Entstehung gibt es auf der Erde zahl­
reiche Radionuklide. Davon sind heute nur
noch diejenigen vorhanden, deren Halbwerts-
zeiten sehr groß sind. Hinzu kommen die ­Terrestrische
radio­aktiven Zerfalls­produkte dieser Radio­ ­Strahlung
nuklide, die ständig neu gebildet werden. Während im Flachland Nord­
deutschlands Energiedosisleistungen im
Diese natürlichen Radionuklide sind in unter- Bereich von 10 bis 50 Nanogray pro Stunde
schiedlichen Konzentrationen in den Böden (nGy/h) vorherrschen, kann das Niveau der
und Gesteinen der Erdkruste vorhanden; die terrestrischen ­Strahlung in Gebirgs­regionen
von ihnen ausgehende Strahlung wird deshalb mit Granitformationen, die einen erhöhten
als terrestrische Strahlung bezeichnet. Die Gehalt an Uran und ­Radium aufweisen,
wichtigsten Elemente, die einen Beitrag zur Werte bis 120 nGy/h und lokal
terrestrischen Strahlung leisten, sind Kalium darüber ­erreichen.
sowie Uran und Thorium mit ihren Zerfalls­
produkten, darunter insbesondere Radium.

Halbwertszeiten einiger
natürlicher radioaktiver Nuklide

Thorium-232
14 Milliarden Pflanzliche und
Jahre tierische
Nahrungsmittel
Mittelwert:
circa 100 Bq/kg

Uran-238
4,5 Milliarden
Jahre

Uran-235
Alter der Erde:
700 Millionen
4,5 Milliarden Jahre
Jahre

Kalium-40
1,3 Milliarden
Jahre

22 | 23 | Ionisierende Strahlung
Die abgebildete Karte zeigt die Dosis­
Die kosmische Strahlung ist leistungs­verteilung der terrestrischen
auf Meeresniveau am niedrigsten Strahlung in der Bundesrepublik Deutsch-
und beträgt hier circa 32 Nanogray land. Deutlich ist die Abhängigkeit der
pro Stunde (nGy/h). Mit der Höhe nimmt Dosisleistung von der Region und damit den
die Energiedosisleistung der kosmischen geologischen Gegebenheiten zu erkennen.
Strahlung zu und ist zum Beispiel auf Der Mittelwert der effektiven Dosis durch
der Zugspitze viermal höher als an terrestrische Strahlung für die Bevölkerung in
der Küste. Deutschland liegt bei circa 0,4 mSv/a.

Standard-
mensch
20-30 Jahre, 70 kg,
circa 9.000 Bq
Die Mittelwert: circa 130
Gesamt­aktivität Bq/kg
natürlicher Radio­nuklide
im Körper eines erwachsenen Menschen
beträgt etwa 8.000 bis 9.000 Bq. Das dabei
wesentliche Nuklid ist wiederum Kalium-40, da das
Element Kalium ein unverzichtbarer, lebenswichtiger
Baustein des menschlichen Körpers ist. Das bedeu-
tet, dass in unserem Körper jede Sekunde acht- bis
neuntausend Kernzerfälle stattfinden, fast 800
Millionen pro Tag. Die daraus resultierende
­effektive Dosis beträgt im Mittel
circa 0,3 mSv/a.
Radon
Eine besondere Stellung unter den natür­
Radon in Gebäuden
Der Mittelwert der Radonkonzentration in
Langjähriger Aufenthalt
lichen Radionukliden nimmt Radon-222 ein. Wohnungen beträgt in Deutschland rund 50 in Räumen mit erhöhter
Radon-222 ist ein radioaktives Edelgas mit Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3). Es werden
einer Halbwertszeit von 3,8 Tagen. In gerin- Jahresmittelwerte zwischen 10 und einigen Radonkonzentration erhöht
ger Konzentration ist es praktisch überall
vorhanden und verursacht durch Einatmen
1.000 Bq/m3 gemessen. Jahresmittelwerte
über 1.000 Bq/m3 in Aufenthaltsräumen sind
das Risiko, an Lungenkrebs
eine Strahlenexposition des Atemtraktes. je­doch selten. Die Häufigkeit, mit der erhöhte zu erkranken. Europaweite
Radon-222 entsteht durch den Zerfall von Radonkonzentrationen auftreten, ist regional
Uran-238, das in geringen, jedoch mess- unterschiedlich. Untersuchungen zeigen,
baren Konzentra­tionen in den Böden und
Gesteinen der Erd­kruste vorhanden ist und
dass bei einem Anstieg der
auch in mineralischen Baustoffen auftritt. Radonkonzentration um
Uran-238 wandelt sich durch mehrere
radioaktive Zerfälle in ­Radium-226 um, das 100 Bq/m3 das Krebsrisiko
weiter zu Radon-222 zerfällt. Aufgrund seiner
Mobilität kann das Radon-222 in die freie
jeweils um 16 Prozent
Einfache Schutzmaßnahmen sind
Atmosphäre und in Häuser gelangen. Sowohl
zum Beispiel häufige und intensive zunimmt. Nach dem Rauchen
in der bodennahen Atmosphäre als auch in
Gebäuden ist die Radon­konzentration erheb-
Lüftung, Abdichtung ­offensichtlicher
­Radon-Eintrittspfade im boden­
ist Radon die zweithäufigste
Ursache für die Entstehung
lichen Schwankungen unterworfen, die von
berührenden Hausbereich (Risse,
der Jahreszeit, der Wetterlage und anderen
Fugen, Rohrdurchführungen) und die
Bedingungen abhängen.
Abdichtung von Kellertüren. von Lungenkrebs.

Witterungs-
verhältnisse und
Lüftungsgewohnheiten
In Gebäude gelangt
beeinflussen die Radon­
das Radon aus dem
konzentration.
Erdboden durch Risse und
Undichtigkeiten im Fundament
­Fundament
und kann sich dort an­
reichern.

Über undichte
Kellertüren
kann Radon in
obere ­Geschosse
­gelangen.

24 | 25 | Ionisierende Strahlung
Schutzmaßnahmen Da die Radonmenge, die durch Luftaustausch In der Raumluft von Gebäuden ist im Durch-
Im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie mit der Außenluft in das Gebäude gelangt schnitt etwa fünfmal soviel Radon enthalten
2013/59/Euratom wird das deutsche Strahlen­ und aus Baumaterialien freigesetzt wird, wie in der Außenluft. Das spiegelt sich auch
schutzrecht derzeit umfassend novelliert. Der kaum r­ eduziert werden kann, ist eine generel- in den Mittelwerten der jährlichen effek-
Entwurf des Strahlenschutzgesetzes sieht le Verringerung der Radonkonzentration in tiven Dosis der Bevölkerung durch Radon
erstmals einen Referenzwert für den Schutz Be­reichen deutlich unter 100 Bq/m in
3
und seine Zerfallsprodukte wider. Während
vor erhöhten Radonkonzentrationen in Deutschland praktisch nicht ­realisierbar. Neu jeder Bundesbürger im statistischen Mittel
­Aufenthaltsräumen in Höhe von 300 Bq/m3 zu errichtende Gebäude sollen so ge­plant während des Aufenthaltes in Häusern durch
im Jahresmittel vor. Unabhängig davon werden, dass in Aufenthaltsräumen Radon- Radon eine Exposition von circa 0,9 mSv/a
empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz konzentra­tionen von mehr als 100 Bq/m im3
erfährt, beträgt dieser Wert für den Aufent-
aus Gründen des vorbeugenden Gesund- Jahresmittel vermieden werden. Dies ist mit halt im Freien circa 0,2 mSv/a. Das bedeutet,
heitsschutzes, Maßnahmen zur Senkung der einem relativ geringen zusätzlichen Mittel­ dass die jährliche ­Exposition durch Radon
Strahlen­exposition durch Radon dann in einsatz möglich. Eine Übersicht über mögliche mehr als 50 Prozent der jährlichen Exposi-
Betracht zu ziehen, wenn im Jahresmittel der Radonschutzmaßnahmen und deren Effizi- tion durch alle natür­lichen Radionuklide
Wert von 100 Bq/m3 überschritten wird. Eine enz gibt das Radon Handbuch Deutschland zusammen ausmacht. Die durch alle Kompo-
Absenkung kann oft schon mit einfachen (Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, nenten natürlicher Strahlen­quellen bedingte
Mitteln erreicht werden (siehe Grafik). Naturschutz, Bau und Reaktor­sicherheit  Strahlen­exposition des Menschen beträgt in
Bei Konzentrationen deutlich über 100 Bq/m 3
/ Bundes­amt für Strahlenschutz). Deutschland durchschnittlich etwa 2,1 mSv/a.
können auch aufwändigere Maßnahmen er­ Aufgrund natür­licher Gegebenheiten, zu
forderlich werden. Dabei sollen der Aufwand denen zum Beispiel die geologischen Bedin-
für Radonschutzmaßnahmen und der Zeit- gungen an einem bestimmten Aufenthaltsort
Auch Baustoffe können je
raum bis zu deren Realisierung in Relation oder dessen Höhen­lage gehören, können
nach Material und Herkunft
zur Höhe der gemessenen Radonkonzentra­ erhebliche Abweichungen von dem Durch-
unterschiedliche Konzentrationen
tion stehen. schnittswert auftreten.
an Radium enthalten und Radon
absondern. Der Beitrag der Baustoffe
Die natürliche Strahlenexposition kann
zur Radonkonzentration in
deshalb sehr unterschiedlich sein und in
Häusern ist in Deutschland von
Deutschland zwischen circa 1 und 10 mSv/a
untergeordneter Bedeutung.
liegen.

In der boden­nahen
Atmo­sphäre wird das
­Radon rasch verteilt. Die
Radon­konzentration ist ­deshalb
im Freien wesentlich n­ iedriger
als in Gebäuden.
Radon­drainagen und
Abdichtung der Boden­platte
schützen in Neubauten vor
erhöhter Radonkonzentration und
sollten vor allem in Gebieten mit
erhöhtem Radonpotenzial zum
Einsatz kommen.

Ionisierende Strahlung Vorsorgemaßnahmen


Die Verteilung der Bergbau
Ein klassisches Beispiel für zivilisatorische
Radionuklide in der Einwirkungen ist der Bergbau. In verschiede-
nen Regionen Deutschlands wurden bereits
Natur und die seit dem Mittelalter Erze wie zum Beispiel

Höhe der natürlichen Silber abgebaut. Uranhaltiger Abraum wurde


in Unkenntnis der Folgen in der Umgebung
Strahlenexposition auf Halden gelagert.

können durch die Uranabbau

Tätigkeit des Menschen Nach dem zweiten Weltkrieg hat die ehema­
lige Sowjetunion in Sachsen und Thüringen

beeinflusst werden. Uranerz abgebaut und verarbeitet. Dies führte


zu weiteren radiologischen Umweltbelas­
Diese zivilisatorischen tungen. Als Abraum aufge­haldete Materialien
Dosis durch Höhenstrahlung
auf ­ausgewählten ­Flugrouten
Einwirkungen können ­sowie Rück­stände aus der Erzverarbeitung mit
erhöhten Konzentra­tionen natürlicher Radio-
in Millisievert

unter Umständen nuklide sind Ursache lokaler Veränderungen


der Strahlen­situation. Diese Veränderungen
erheblich sein. sind zumeist auf bergbauliche Objekte und
deren unmittelbare Umgebung beschränkt.
Dies wurde in detaillierten Untersuchungen
nachgewiesen. Seit 1991 werden in großem
Umfang Sanierungs­arbeiten durchgeführt,
durch die die Umwelt­auswirkungen der berg­
baulichen Objekte und mögliche Strahlen­
belastungen für die in deren Umfeld lebende
Bevölkerung deutlich reduziert wurden.

Kohlekraftwerke
Geringfügige Erhöhungen der natürlichen
Strahlenexposition werden auch durch
Kohle­kraftwerke verursacht. Die in der
Kohle enthaltenen natürlichen Radionuklide
werden bei der Verfeuerung in der Asche
ange­reichert, gelangen in die Atmosphäre
und lagern sich auf dem Boden ab. Die
­resultierende effektive Dosis für die Bevöl­
kerung liegt zwischen 0,001 und 0,01 mSv
pro Jahr. Sie ist damit, bezogen auf die
gleiche Kraftwerksleistung, etwa gleich groß
wie die Jahresdosis der Bevölkerung durch
Emission künstlicher Radionuklide aus Kern-
kraftwerken.


26 | 27 | Ionisierende Strahlung
Flugreisen
Viele Reisen werden heute mit dem Flugzeug
absolviert. Wegen der Abhängigkeit der
Intensität der kosmischen Strahlung von
der Höhe über dem Meeresspiegel werden
Flugpassagiere und Besatzung einer erhöhten
kosmischen Strahlung ausgesetzt. Diese
hängt erheblich von der Flugroute und dem
Zeitpunkt des Fluges ab. Da das Magnetfeld
der Erde die kosmische Strahlung teilweise
ablenkt, ist die Höhenstrahlung am Ä
­ quator
geringer als über den Polen. Zusätzlich
ändert sich die Höhenstrahlung mehr oder
weniger regelmäßig mit dem etwa 11-jäh-
rigen Sonnenzyklus. Bei interkontinentalen
Flügen auf einer Flug­höhe von 12.000 m
beträgt die Dosisleistung auf der Nordpolrou-
te etwa 0,006 – 0,010 mSv/h, je nach Phase
des Sonnen­zyklus. Ein Flugpassagier erhält
bei einem Flug von Frankfurt nach New York
(9 Stunden Flugdauer, davon 8 Stunden in
Reiseflughöhe) eine effektive Dosis von 30 –
80 μSv. Das bedeutet, dass Flugpassagiere, die
auf dieser Route einmal im Jahr nach Nord-
amerika und zurück fliegen, eine zusätzliche
Strahlenexposition von 5 bis 8 Prozent der
mittleren jährlichen natürlichen Strahlen­
dosis erhalten.
Künstliche Strahlenquellen

Mit den Entwicklungen in Industrie,


Forschung und Medizin hat sich
der Mensch in zunehmendem
Maße radioaktive Stoffe und
ionisierende Strahlung nutzbar
gemacht. Dadurch sind zu den
natürlichen auch eine Reihe
künstlicher Strahlenquellen
hinzugekommen. Die Anwendung
radioaktiver Stoffe und
ionisierender Strahlung in der
Medizin trägt den größten
Anteil zur zivilisatorischen
Strahlenexposition bei.

28 | 29 | Ionisierende Strahlung
Medizin
Durch die Medizin, im Wesentlichen durch
die diagnostische Anwendung der Röntgen­
strahlung, kommt in den Industrie­staaten
zur durchschnittlichen natürlichen Strahlen­
exposition noch einmal ein ähnlich ­hoher
Betrag hinzu. Dies sind statistische Durch­
schnittswerte, das heißt die meisten M
­ enschen
erhalten durch medizinische Maßnahmen
nur eine relativ geringe Dosis, einige können
aber einer medizinisch bedingten Strahlen­
exposition ausgesetzt sein, die durchaus ein
Vielfaches der natürlichen Exposition be-
trägt. Dabei handelt es sich insbesondere um
ältere Personen und Patienten mit schweren
Erkrankungen.

Röntgen
Röntgenuntersuchungen sind neben Sono-
graphien (Ultraschalluntersuchungen) die
am häufigsten eingesetzten Verfahren der
bildgebenden Diagnostik in der Medizin. Die
Verfahren der Röntgendiagnostik erfahren
einen ständigen Entwicklungsprozess, der die
Zahl der Röntgenuntersuchungen in den In-
dustriestaaten stetig zunehmen lässt. In den
zurückliegenden 10 Jahren ist die Anzahl der
Röntgenuntersuchungen in Deutschland je-
doch weitgehend unverändert. Heute werden
hier schätzungsweise 135 Millionen Röntgen-
untersuchungen pro Jahr durchgeführt, das
heißt im Mittel etwa 1,7 Untersuchungen pro
Einwohner.

Die Fortschritte in der Röntgentechnik haben


in den letzten Jahrzehnten die Möglichkeit
geschaffen, die Strahlendosis bei einzelnen
Untersuchungsverfahren deutlich herabzu­
setzen. Andererseits wurden Untersuchungs-
verfahren entwickelt, die mit deutlich höherer
Dosis verbunden sind, aber eine wesentlich
höhere Aussagekraft besitzen, wie zum
Beispiel die Computertomographie (CT). In
der Darstellung auf den folgenden Seiten
sind typische Werte für die effektive Dosis
bei einigen häufig durchgeführten Unter­
suchungsarten angegeben.

© GETTY IMAGES / SIGRID GOMBERT


Die gelegentlich anzutreffende Auffassung, ­Früherkennung von Brustkrebs
Röntgenstrahlung sammele sich im Körper Brustkrebs ist in Deutschland die viert­
des Patienten an, ist nicht richtig. Durch- häufigste Todesursache bei Frauen. Wird
dringt während einer Röntgenuntersuchung Brustkrebs frühzeitig erkannt, kann dies den
die Strahlung den menschlichen Körper, wird Erfolg einer Therapie und damit die Über-
ein Teil der Strahlung im Gewebe absorbiert lebenswahrscheinlichkeit der Betroffenen
und kann zu biologischen Veränderungen in erhöhen. Die Röntgenuntersuchung der Brust
den Zellen führen. Bei den meisten Röntgen- (Mammographie) gilt als effektive Methode
untersuchungsarten treten Dosen auf, die zur Früherkennung von Brustkrebs. Daher
deutlich niedriger sind als diejenigen, die der wurde zwischen 2004 und 2009 in Deutsch-
Mensch seit jeher durch natürliche Strahlen- land bundesweit ein qualitätsgesichertes
quellen aufnimmt. Bei einigen Untersuchun- Mammographie-Screening-Programm (MSP)
gen, insbesondere Darstellungen des Magens eingeführt. Frauen zwischen 50 und 69
und Darms, der Blutgefäße und bei CT-Unter- Jahren erhalten hierzu alle zwei Jahre eine
suchungen, liegt die Dosis jedoch zum Teil Einladung. Das übergeordnete Ziel eines MSP
deutlich darüber. ist die nachhaltige Verringerung der Brust-
krebsmortalität.
Nuklearmedizin
In der nuklearmedizinischen Diagnostik
wer­den den Patientinnen und Patienten
radio­aktive Stoffe verabreicht, die sich je
nach ihren chemischen Eigenschaften unter-
schiedlich im Körper des Menschen verteilen.
Aufgrund ihrer radioaktiven Markierung
können sie mit geeigneten Messgeräten, zum
Beispiel einer Gammakamera oder einem
Positronen-Emissions-Tomographen (PET), von
außen in ihrer zeitlichen und räumlichen
Verteilung im Patienten nachgewiesen und
bildlich dargestellt werden. Die diagnostische
Anwendung von Radiopharmaka ermög-
licht die Untersuchung nahezu sämtlicher
Organsysteme des Menschen. Sie liefert
Aussagen zur Funktion von Organsystemen
sowohl hinsichtlich allgemeiner Stoffwechsel­
störungen als auch örtlich umschriebener
Krankheitsherde in einzelnen Organen und
ist daher eine wichtige Ergänzung zur sonsti-
gen bildgebenden Diagnostik.

In Deutschland finden in der nuklearmedizi-


nischen Diagnostik jährlich rund 3 Millionen
Anwendungen bei ambulanten und statio-
nären Patientinnen und Patienten statt, was
einer Häufigkeit von etwa 35 Untersuchun-
gen pro 1.000 Einwohner entspricht.

Die nuklearmedizinischen Untersuchungen


verursachen eine jährliche effektive Dosis
pro Einwohner von rund 0,1 mSv. Diese
Dosis liegt deutlich niedriger als die durch
Röntgen­diagnostik verursachte jährliche
effektive Dosis von rund 1,7 mSv pro Person.

30 | 31 | Ionisierende Strahlung
Typische Werte für die effektive Dosis bei Röntgenanwendungen Die Entscheidung, ob
in mSv an Standard-­Patienten  mit circa 70 kg Körpergewicht
eine Röntgenuntersuchung
durchgeführt werden
soll, liegt bei der Ärztin
und dem Arzt, die
hierfür die spezielle
Fachkunde besitzen. Sie
haben zwischen dem
diagnostischen Nutzen für
Patientin oder Patient
und dem möglicherweise
damit verbundenen
Strahlenrisiko abzuwägen.
Nutzen und Risiko
In dieser kritischen Abwägung, der soge-
nannten rechtfertigenden Indikation, die
auch zu einer Ablehnung der Röntgen­
untersuchung führen kann, liegt das größte
Potenzial zur Einsparung von Dosis. Bei
­diesem Rechtfertigungsprozess ist in jedem
Fall zu fragen, welche Informationen über
die Patientin oder den Patienten bereits
vorliegen, welche zusätzlichen Informatio­nen
benötigt werden und mit welcher Unter-
suchungsmethode diese Informationen zu
erhalten sind. Dies beinhaltet auch die Frage,
ob die gleiche oder eine gleichwertige Infor-
mation auch mit einer sogenannten alter­
nativen Untersuchungsmethode ohne die
Anwendung von Röntgenstrahlen zu erhalten
ist, wie zum Beispiel mit der Endoskopie,
der Magnetresonanztomographie oder der
Sonographie (Ultraschall).

Ist die rechtfertigende Indikation im Einzel­


fall gestellt, obliegt es dem fachkundigen
medizinischem Personal, für eine optimierte
Durchführung der Untersuchung zu sorgen.
Das heißt, die Dosis wird so gering gehalten,
wie dies mit den Erfordernissen der medi­
zinischen Wissenschaft zu vereinbaren ist.
Kernenergie Um alle diese Aspekte vorsorgend ­abzu­wägen, Expositionspfade radioaktiver Stoffe
Bei der Nutzung der K
­ ernenergie wird den entwickeln die zuständigen Behörden in der Umgebung eines Kernkraftwerkes
Sicherheitsaspekten absoluter Vorrang vor ­szenarienspezifische Schutzstrategien. Diese
­wirtschaftlichen Erwägungen eingeräumt. stellen sicher, dass die Exposition der Bevölke-
Ziel aller Sicherheitsmaßnahmen ist es, die rung über alle Expositionswege unterhalb
durch die Kernspaltung entstehenden radio­ eines definierten Referenzwertes liegt. Dieser
aktiven Stoffe weitgehend im Kernkraftwerk Referenzwert ist höher als der oben darge-
eingeschlossen zu halten, gleichgültig ob im stellte Grenzwert für den Routinebetrieb,
Normalbetrieb oder bei Störfällen. weil er immer eine Abwägung zwischen
Nutzen und Schaden von Gegenmaßnahmen
Grenzwerte darstellt. Auch hier gilt das Minimierungs-
Die Begrenzung der radioaktiven Ableitungen gebot. Referenzwerte müssen im Verlauf
aus Kernkraftwerken an die Umwelt wird eines U
­ nfalles immer der Situation angepasst
durch nationale Gesetze und Verordnungen werden und so niedrig sein, wie es vernünf­
geregelt. Dabei wird von einem zulässigen tigerweise möglich ist.
Wert für die Strahlenexposition der Be­
völkerung durch den Betrieb von Kernkraft- Transporte
werken ausgegangen, der innerhalb der Bei der Kernenergienutzung, aber auch im
Schwankungs­breite des natürlichen Strahlen- Rahmen der Anwendung radioaktiver Stoffe
pegels liegt. in Medizin, Forschung und Technik sind
Transporte radioaktiver Stoffe unerlässlich.
Die Strahlenschutzverordnung schreibt vor, In der Bundesrepublik Deutschland werden
dass die Strahlenexposition der Bevölkerung jährlich etwa 450.000 Versandstücke mit
durch die Ableitung radioaktiver Stoffe aus radio­aktivem Material befördert.
Kernkraftwerken im Normalbetrieb über
die Luft oder das Wasser jeweils den Wert Im Mittelpunkt öffentlichen Interesses stehen
von 0,3 mSv/a nicht überschreiten darf. seit einigen Jahren Transporte von hoch­radio­
Dieser Grenzwert soll jedoch nicht aus­ge­ aktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung
schöpft werden. Die Praxis zeigt, dass und von Brennelementen aus deutschen Kern­
diese Obergrenze bei weitem nicht erreicht kraftwerken, die in Behältern der höchsten
wird. Die rechnerisch ermittelte Strahlenex- Sicherheitskategorie, den sogenannten
position der Bevölkerung in der Bundesrepu- ­CASTOR-Behältern, durchgeführt werden.
blik durch Kernkraftwerke beträgt im Mittel Messungen haben ergeben, dass Personen,
weniger als 0,01 mSv/a. die sich zum Beispiel in 10 m Abstand von
dem Gleis aufhalten, auf dem ein solcher
Notfallschutz ­Behälter mit einer Geschwindigkeit von etwa
Bei schweren Unfällen mit gravierenden 20 km/h per Bahntransport vorbeigeführt
Folgen für Mensch und Umwelt können die wird, durch diese Begegnung einer zusätz-
strengen Grenzwerte für den bestimmungs­ lichen Strahlenexposition von 0,0001 mSv
gemäßen Betrieb einer Anlage nicht einge- ausgesetzt sind.
halten werden. Durch geeignete Schutzmaß-
nahmen wie zum Beispiel Evakuierungen, Fallout durch Kernwaffenversuche
das Verbleiben in Häusern oder die Einnah- Der allgemeine Pegel der Umweltradio­
me von Jodtabletten ist dann die Dosis soweit aktivität durch Kernwaffenversuche ist seit
zu begrenzen, dass akute Strahlenschäden Inkrafttreten des internationalen „Vertrags
sicher vermieden werden und das statistische über die Einstellung von Kernwaffenver-
Risiko von Spätfolgen (Krebserkrankungen) suchen in der Atmosphäre, im Weltraum
so niedrig wie möglich gehalten wird. Dabei und unter Wasser“ im Jahr 1963 ständig
ist aber immer auch abzuwägen, dass die zurück­gegangen. Dennoch sind langlebige
Schutzmaßnahmen, wie im Falle einer Eva- Radionuklide wie Strontium-90 (Sr-90) und
kuierung, gravierende Eingriffe in das Leben Cäsium-137 (Cs-137) auch heute noch in der
der betroffenen Menschen darstellen oder, wie Umwelt vorhanden. Die mittlere effektive
im Fall der Einnahme von Jodtabletten, auch ­Dosis durch den Fallout der Kernwaffen­
gesundheitliche Nebenwirkungen haben. versuche lag im Jahr 2015 unter 0,01 mSv.

32 | 33 | Ionisierende Strahlung
Kein Kernkraftwerk
kann ohne Auswirkungen
auf die Umwelt betrieben
werden. Technologisch
bedingt gelangen geringe
Mengen radioaktiver
Stoffe über den Kamin in
die Luft oder werden über
das Abwasser an die
Umgebung abgegeben.
Die unterschiedlichen
Wege, sogenannte
Expositionspfade, über die
radioaktive Stoffe zu einer
Strahlenexposition des
Menschen führen können,
sind in der Abbildung
dargestellt.
Tschernobyl Auswirkungen in Deutschland Die Nuklidzusammensetzung in den radio-
Am 26. April 1986 ereignete sich im Kern­ Auch in Deutschland waren deutliche Aus- aktiven Wolken änderte sich mit der
kraftwerk Tschernobyl in der damaligen wirkungen auf das Strahlungsniveau messbar. ­Entfernung zum Katastrophenreaktor. In der
Sowjet­union die in der Geschichte der Bedingt durch heftige lokale Niederschläge unmittelbaren Nähe wurden die weniger
Nutzung der Kernenergie folgenschwerste wurde der Süden Deutschlands deutlich flüchtigen Elemente wie Strontium-90 (Sr-90)
­Reaktorkatastrophe. Sie führte zu vielen höher kontaminiert als der Norden. Lokal oder Plutonium-239 (Pu-239) abgelagert. Vor
­Opfern und brachte großes Leid über die wurden im Bayerischen Wald und südlich der allem Radiocäsium und Jodisotope wurden
Bevölkerung. Mehr als hunderttausend Donau bis zu 100.000 Becquerel pro Quadrat- über weite Strecken transportiert. Für die auf
Menschen wurden aus den unmittelbar be- meter (Bq/m2) Cäsium-137 (Cs-137) abgelagert. die Katastrophe von Tschernobyl zurück­
troffenen Gebieten evakuiert. Durch die Kata­ In der norddeutschen Tiefebene betrug die zuführende Strahlenexposition ist in Europa
strophe wurden radioaktive Stoffe in eine Aktivitätsablagerung dagegen selten mehr heute nur noch das langlebige Cäsium-137
Höhe von mehreren Kilo­metern getragen als 4.000 Bq/m2. von Bedeutung.
und mit den Luftströmungen nicht nur über
die Ukraine, Weißrussland und Russland, son-
dern weiträumig über ganz Europa verteilt.

Panorama der
verlassenen Stadt Prypjat
in der Region Tschernobyl.
Rechts im Hintergrund
das Kernkraftwerk.

34 | 35 | Ionisierende Strahlung
© NINELUTSK / FOTOLIA
Der Unfall 2011 im japanischen ­Fukushima Kontamination in Lebensmitteln exposition von rund einem Millisievert ent­-
hatte hingegen keine Auswirkungen auf Die Cäsium-137-Kontamination von landwirt­ spricht. Eine Pilzmahlzeit von 200 Gramm
das Strahlungsniveau in Deutschland. Nach schaftlichen Erzeugnissen liegt heute im All- höher kontaminierter Maronenröhrlinge
diesem Unfall in einem Kernkraftwerk gemeinen im Bereich von weniger als einem aus Südbayern mit etwa 4.000 Bq/kg
­westlicher Bauart wurden in Deutschland der Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) Frisch- Cäsium-137 hätte beispielsweise eine Dosis
nukleare Notfallschutz umfassend überprüft masse. Im Vergleich zu land­wirtschaftlichen von 0,01 mSv zur Folge. Bei weniger
und Verbesserungen eingeleitet. Wichtige Produkten sind wild wachsende Pilze, kontaminierten Pilzen wird dieser Wert erst
Erkenntnis war, dass auch nach Abschalten Beeren und Wildbret höher kontaminiert. nach mehreren Mahlzeiten erreicht.
der deutschen Kernkraftwerke der Bedarf für Wegen des spezifischen Nährstoffkreislaufs Wer für sich persönlich die Strahlen­belastung
einen effektiven Notfallschutz in Deutschland in Waldökosystemen ist zu erwarten, dass so gering wie möglich halten möchte, sollte
fortbesteht, zum Beispiel aufgrund der Viel- die Aktivitäten auch in Zukunft nur sehr auf den Verzehr von vergleichsweise hoch
zahl von Kernkraftwerken im benachbarten langsam zurückgehen. Wichtig für die Be­ kontaminierten Pilzen und Wildbret,
Ausland. urteilung möglicher gesundheitlicher Folgen insbesondere Wildschweinen, verzichten.
ist die Strahlen­exposition, die sich aus dem Landwirtschaftliche Erzeugnisse sind nur
Verzehr kontaminierter Lebensmittel ergibt. ­gering kontaminiert und können bedenken-
Als Faustregel gilt, dass die Aufnahme von los verzehrt werden.
etwa 80.000 Bq Cäsium-137 einer Strahlen­
Wirkung ionisierender Strahlung auf den Menschen

Alles Leben hat sich unter dem Einfluss natür- Die biologische Wirkung der ionisierenden Stochastische Strahlenwirkungen
licher Radioaktivität entwickelt. Heute wissen Strahlung auf den Menschen kann auf zwei Sie treten mit einer bestimmten Wahrschein-
wir, dass ionisierende Strahlung, unabhängig Wegen auftreten: lichkeit erst Jahre oder Jahrzehnte nach einer
davon, ob sie natürlichen oder künstlichen Exposition auf.
Ursprungs ist, eine schädigende Wirkung auf Deterministische Strahlenwirkungen Je nachdem, ob es sich um eine Keim­zelle
die Zelle als kleinste biologische Einheit aus- Sie können direkt auf eine bestimmte Strahlen­ oder eine Körperzelle handelt, kann es
üben kann, indem sie die Erbsubstanz (DNA) exposition zurückgeführt werden. Deter­ sich um eine Veränderung der Erbanlagen
der lebenden Zelle verändert oder zerstört. ministische Strahlenwirkungen setzen relativ handeln oder es können Krebserkrankungen
Zellverluste oder Veränderungen in einzelnen hohe Strahlungsdosen voraus und treten entstehen, beispielsweise Leukämie. Die
Zellen sind jedoch nicht gleichbedeutend sofort oder innerhalb weniger Wochen nach Höhe der Dosis beeinflusst dabei nicht die
mit der Entstehung eines gesundheitlichen der Exposition auf. So zum Beispiel bei den Schwere zu erwartender Strahlenschäden,
Schadens. Mitarbeitern der verunglückten Reaktoren von sondern die Wahrscheinlichkeit, dass diese
Tschernobyl oder Fukushima. Sie machen sich auftreten. Stochastische Strahlen­wirkungen
Der Organismus besitzt erst bemerkbar, wenn ein bestimmtes Maß zer- beruhen auf Vorgängen zufälliger Art:
störter oder geschädigter Zellen überschritten Wurde durch Strahleneinwirkung im
die Fähigkeit, Zellverluste wird. Daher tritt diese Art von Schäden erst Zellkern der Informationsgehalt einer Zelle

auszugleichen sowie oberhalb einer Mindestdosis, dem Schwellen­


wert, auf. Dieser liegt beim Menschen bei
verändert und anschließend vom Organismus
nicht ausreichend repariert und bleibt die

geschädigte Zellen zu akuter Exposition des ganzen Körpers bei Zelle als solche aber lebensfähig, kann die
rund 500 mSv. Dann können sich bereits Veränderung an nachfolgende Zellgeneratio-
erkennen und durch kurzzeitige, nur vom Arzt feststellbare Verän- nen weitergegeben werden.

Reparaturmechanismen, derungen des Blutbildes zeigen. Je höher die


Strahlungsdosis ist, desto schwerer wird die Dosis­grenzwert:
durch Absterben der Erkrankung sein. Betroffen sind in erster Linie Für den Strahlenschutz festgelegter ­Höchstwert
die Blutbildungsorgane, die Schleimhäute des einer Dosis, der nicht überschritten werden darf.
Zelle sowie durch Magen-Darm-Traktes und der Atemwege sowie

Immunabwehr den
die Keimdrüsen. Eine akute Exposition des
ganzen Körpers, die den Schwellenwert um

Normalzustand wieder mehr als das Zehnfache überschreitet, führt


beim Menschen in der Regel zum Tod.
herzustellen. Die Abwehr-
Dosis­schwellenwert:
und Reparatursysteme Mindestdosis, oberhalb ­derer ein deter­mi­

können jedoch versagen nistischer Strahlen­schaden auftreten kann.

oder überfordert sein.


Der ausschlaggebende
Faktor dafür ist die
Höhe der Dosis.

36 | 37 | Ionisierende Strahlung
Die Wahrscheinlichkeit einer stochastischen Deshalb wird selbst für kleinste Schadens­ Die medizinische Statistik gibt an, dass in
Strahlenwirkung wird auch durch den Begriff risiken, denen große Personengruppen aus­ge­- Deutschland etwa jeder vierte Todesfall auf
des Schadensrisikos zum Ausdruck gebracht. setzt sind, eine geringe Anzahl von Spät­ eine spontan auftretende Krebserkrankung
Dieses Risiko wird auf der Grundlage von schäden, zum Beispiel Krebserkrankungen, zurückzuführen ist. Das Auftreten von strahlen­
Modellen und Extrapolationen für den abgeschätzt. Diese Zahl der rechnerisch bedingten Krebsfällen kann nur mit statisti-
niedrigen Dosisbereich berechnet (für wenige ­ermittelten Fälle wird häufig als gesicherte schen Methoden in großen Personengruppen
zehn mSv). Dabei greift man auf grundsätz- ­biologische Realität dargestellt. Ihr Auftreten festgestellt werden, nicht jedoch bei Einzel­
liche strahlenbiologische Überlegungen kann jedoch nicht nachgewiesen werden, personen am Krankheitsbild.
zurück und nimmt an, dass auch die kleinste denn sie kann nicht von spontan auftretenden
Strahlen­dosis eine stochastische Wirkung ha- Krebserkrankungen unterschieden werden,
ben kann und ihr ein bestimmtes Schadens­ die in vergleichbaren, nicht bestrahlten Bevöl-
risiko zuzuordnen ist. kerungsgruppen auftreten.
Angewandter Strahlenschutz

In der Medizin, der Industrie, bei der Energie­ Wurden jedoch Radio­nuklide mit der Nah­ Eine Möglichkeit zur
erzeugung und im Bereich der Forschung rung oder über die Atemluft in den Körper Minimierung ist die
werden radioaktive Stoffe und ionisierende aufgenommen, man spricht dann von einer Beachtung der folgenden
Strahlung auf vielfältige Weise angewendet. Inkorporation, erfolgt eine innere Strahlen­ vier Grundregeln des
Jede Anwendung kann der vorhandenen exposition. Je nach konkretem Fall werden Strahlenschutzes:
natürlichen Strahlenexposition eine zivilisa- unterschied­liche Varianten der Optimierung
torisch bedingte Strahlenexposition hinzufü- angewendet. Die Röntgenassistenz schützt
gen. Die Maßnahmen des Strahlenschutzes sich beispielsweise vor äußerer Strahlung,
haben das Ziel, den Schutz des Menschen indem sie beim Röntgen den Raum verlässt
vor der schädigenden Wirkung der ionisie- oder sich hinter eine abschirmende Wand
renden Strahlung zu gewährleisten, ohne begibt. Zur Vermeidung einer unzulässigen
dass Anwendungen, die zu einer Strahlenex- inneren Strahlen­exposition muss durch
1.
position führen könnten, mehr als notwen- eine Reihe von Maßnahmen dafür Sorge
­ eschränkung
B
dig eingeschränkt werden. Das System des getragen werden, dass die Aktivität von
der Aufenthaltsdauer in
Strahlenschutzes beruht dabei auf folgenden Radio­nukliden in der Umwelt des Menschen
einem Strahlungsfeld
allgemeinen Prinzipien: ein bestimmtes Maß nicht übersteigt, so
Halbe Aufenthaltszeit
zum Beispiel in Luft, Wasser oder Nahrungs-
reduziert die Strahlen­
Rechtfertigung mitteln.
belastung auf die
Jede Anwendung radioaktiver Stoffe oder
Hälfte.
ionisierender Strahlung oder jede Anlage,
die eine Strahlenexposition verursacht,
muss gerechtfertigt sein. Das bedeutet, die
An­wendung oder der Betrieb der Anlage
muss einen Nutzen für den Einzelnen oder
die Gesell­schaft erbringen, der auf anderem
Wege nicht zu erlangen ist und der das
­Risiko, d
­ adurch einen Schaden zu verur­
sachen, mehr als aufwiegt.

Optimierung und Minimierung


Ist eine Anwendung gerechtfertigt, muss
ihre Durchführung optimiert werden. Dabei
wird gefordert, dass alle dem Stand von
Wissenschaft und Technik entsprechenden
Maßnahmen ausgeschöpft werden, um das
Schadensrisiko für den Einzelnen und die
Bevölkerung zu minimieren. Der Strahlen-
schutz geht dabei weltweit nach dem „ALA-
RA-Prinzip“ vor. ALARA steht für „As Low
As Reasonably Achievable“. Dies bedeutet, 3.
die Strahlen­exposition muss durch sinnvolle Verwendung
und vernünftige Maßnahmen so gering wie einer möglichst
möglich gehalten werden. geringen ­Aktivität
der Strahlen­quelle bei
Der Mensch kann einer Strahlenexposition einer ­bestimmten
auf unterschiedliche Weise ausgesetzt sein. ­Anwendung
Befindet sich eine Strahlenquelle außerhalb
des menschlichen Körpers, wie zum Beispiel
das Röntgengerät bei einer röntgendiagnos-
tischen Untersuchung, erfolgt eine äußere
Strahlenexposition.

38 | 39 | Ionisierende Strahlung
Dosisgrenzwerte werden
2.
oft fälschlicherweise
Abschirmung der als Trennlinie zwischen
Strahlung durch ­geeignete
Materialien „gefährlicher“ und
Alphastrahlung kann Papier nicht
durchdringen, Betastrahlung wird
„ungefährlicher“
durch Metall vollständig abge- Strahlenexposition
schirmt. Gammastrahlung lässt
sich zum Beispiel durch angesehen.
Blei abschirmen.
Im Strahlenschutz wird
jedoch davon ausgegangen,
dass jede Strahlendosis
gesundheitsgefährdend
sein kann. So treffen
Grenzwerte lediglich eine
Aussage darüber, welches
Risiko die Gesellschaft für
einen bestimmten Nutzen
in Kauf nimmt.
4. Bedeutung der Grenzwerte
Einhaltung eines Die Wirksamkeit der Strahlenschutz­
sicheren Abstandes zur maßnahmen wird sichergestellt, indem die
Strahlenquelle Einhaltung festgelegter Dosisgrenzwerte
Doppelter Abstand reduziert für die Exposition von Personen kontrolliert
die Strahlenbelastung auf wird. Eine Überschreitung des Grenzwertes
ein Viertel. bedeutet, dass das radiologische Risiko bei
fortdauernder Exposition für den Betroffe-
nen unter normalen Umständen nicht mehr
akzeptiert werden kann. Der Strahlenschutz
geht auch unterhalb der Dosisgrenzwerte
von der Annahme aus, dass ein geringes
radiologisches Risiko für den Einzelnen
besteht. Nach dem ALARA-­Prinzip ist es
deshalb nicht ausreichend, den Dosisgrenz­
wert einzu­halten, sondern es müssen alle
vernünftigen und sinnvollen Maßnahmen
ergriffen werden, um die Strahlen­exposition
auch unterhalb des Grenzwertes so niedrig
wie möglich zu halten. In der Praxis liegen
deswegen die tatsächlichen Jahresdosen
beruflich strahlenexponierter Personen weit
unter den Grenzwerten.
Gesetze, Verordnungen 1. Das Atomgesetz (AtG) 3. Die Röntgenverordnung (RöV)
und Novellierung des Strahlenschutzrechts Das Atomgesetz regelt die Nutzung der Kern­ Sie basiert ebenfalls auf dem Atomgesetz und
Im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie energie zu friedlichen Zwecken. Es enthält die regelt den Strahlenschutz auf dem speziellen
2013/59/Euratom wird das deutsche Strahlen- wesentlichen Vorschriften, die zur Gewähr­ Gebiet des Betriebes von Röntgeneinrichtun-
schutzrecht derzeit umfassend novelliert. Das leistung der Sicherheit bei der Nutzung der gen.
sorgt für einen wirksamen, dem aktuellen Kern­energie einzuhalten sind und legt die
wissenschaftlichen Kenntnisstand angepassten internationalen Verpflichtungen der Bundes­ 4. Das Strahlenschutzvorsorgegesetz (StrVG)
Strahlenschutz und schützt die Bürgerinnen und republik auf dem Gebiet der Kern­energie und Es dient dem Schutz der Bevölkerung vor
Bürgern besser vor der schädlichen Wirkung des Strahlenschutzes fest. Es regelt weiterhin Strahlen­expositionen infolge von Ereignissen
ionisierender Strahlung. Alle Bereiche des Schut- die Maßnahmen, die zum Schutz von Leben mit erheblichen radiologischen Auswirkun-
zes vor ionisierender Strahlung werden syste- und Gesundheit des Menschen sowie von Sach- gen. Es wurde nach dem Reaktorunfall von
matisch in einem Strahlenschutzgesetz sowie in gütern gegen die Gefahren der Kern­energie Tschernobyl verabschiedet. Wesentlicher
konkreten Regelungen auf Verordnungsebene und gegen die schädigende Wirkung ionisie- Regelungsinhalt des Gesetzes ist die s­ tändige
zusammengefasst. Die Maßnahmen zum Schutz render Strahlung zu ergreifen sind. Es bildet Überwachung der Umweltradioaktivität
vor der schädigenden Wirkung der ionisie- damit die Grundlage des Strahlenschutzrechtes. nach einheitlichen Kriterien. Zur Erfüllung
renden Strahlung sind auch derzeit schon in dieser Aufgabe wurde das Integrierte Mess-
speziellen Gesetzen und Verordnungen geregelt. 2. Die Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) und Informationssystem zur Überwachung
Diese stützen sich wesentlich auf Empfehlungen Sie basiert auf dem Atomgesetz und legt nähe- der Umweltradioaktivität (IMIS) aufgebaut.
der Internationalen Strahlenschutzkommissi- re Regelungen des Strahlenschutzes auf allen Die landesweit gewonnenen Messdaten des
on. Die wichtigsten gesetzlichen Regelungen hierfür relevanten Gebieten fest. Ihr Ziel ist es, Systems werden im Bundesamt für Strahlen-
für den Strahlenschutz in der Bundesrepublik sowohl Personen, die beruflich mit radioaktiven schutz zusammengeführt und nach einer
Deutschland sind: Stoffen und ionisierender Strahlung umgehen, Bewertung dem Bundes­umwel­tministerium
als auch die Bevölkerung vor der schädigenden zugeleitet. Das Integrierte Mess- und Infor­
Wirkung der Strahlung zu schützen. Dazu wird mationssystem zur Überwachung der Um-
das Konzept der Rechtfertigung und Optimie- weltradioaktivität soll vor allem sicherstellen,
rung jeder Strahlenanwendung in ein System dass Unfälle in kerntechnischen Anlagen des
von Regeln umgesetzt und das Schutzziel in In- und Auslandes mit Auswirkungen auf
Form von Dosisgrenzwerten kontrollierbar Deutschland rechtzeitig erkannt werden und
festgelegt. Die Prinzipien des Strahlenschutzes dass ein rascher Informationsfluss zwischen
bei der medizinischen Strahlenanwendung den verantwortlichen Stellen eine exakte
werden ebenfalls geregelt. Lagebeurteilung sowie die Information der
Öffentlichkeit ermöglicht.

40 | 41 | Ionisierende Strahlung
Das ODL-Messnetz
besteht aus
1.800 ortsfesten,
automatisch
arbeitenden
Messstellen.
Unter odlinfo.bfs.de
lassen sich die
Messdaten online
abrufen.

Serviceangebote zur Überwachung 2. Inkorporationsüberwachung 3. ODL-Messung


der Strahlenexposition Die Aufgabe der Inkorporationsüberwachung Als eine der wichtigsten Messeinrichtungen
Für Institutionen, für Einzelpersonen der Be­ ist es, nachträglich festzustellen, ob von den betreibt das Bundesamt für Strahlenschutz auf
völkerung und für beruflich strahlen­exponierte in einem Strahlenschutzbereich Beschäftigten Grundlage des Strahlenschutzvorsorgegesetzes
Personen bietet das Bundesamt für Strahlen- radioaktive Stoffe inkorporiert worden sind. (StrVG) ein bundesweites Messnetz zur groß-
schutz neben Auskunft und Beratung verschie- Anhand der Überwachungsdaten werden die räumigen Ermittlung der äußeren Strahlen-
dene Serviceleistungen an. Aktivitätszufuhr und die daraus resultierende belastung durch kontinuierliche Messung der
Körperdosis ermittelt. Das Informations- und Gamma-Ortsdosisleistung (ODL).
1. Biologische Dosimetrie Beratungsspektrum umfasst dabei Das ODL-Messnetz besteht aus 1.800 orts­
Biologische Dosimetrie ist eine international sowohl die Aktivitätsbestimmung im festen, automatisch arbeitenden Messstellen,
anerkannte Methode, um nach einer vermute- jeweiligen Medium (Körper, Urin, die flächen­deckend in einem Grundraster von
ten erhöhten Strahlenexposition eine Dosis Stuhl usw.) als auch die zugehörige rund 20 km x 20 km über Deutschland verteilt
abzuschätzen. Im Gegensatz zur physikalischen Dosis­ermittlung. Die für die Ermitt- sind. In einem Radius von 25 Kilometern bezie-
erfasst man bei der biologischen Dosimetrie lung der Körperdosis bei innerer hungsweise 100 Kilometern um kern­technische
nicht die Dosis selbst. Stattdessen wird unter- Strahlen­exposition üblichen Überwa- Anlagen ist das Netz dichter ­angelegt. Die
sucht, wie diese Dosis auf Zellebene wirkt. chungsverfahren zur Bestimmung Messdaten lassen sich unter odlinfo.bfs.de
Die individuelle Strahlenempfindlichkeit wird der zugeführten Aktivität sind: online abrufen. Das ODL-Messnetz besitzt
hierbei berücksichtigt. Im zytogenetischen eine wichtige Frühwarnfunktion, um erhöhte
Labor des Bundesamts für Strahlenschutz in In-vivo-Verfahren: Bestimmung der radioaktive Kontaminationen in der Luft in
Neuherberg können Personen, die tatsächlich Aktivität im Körper oder in den Deutschland schnell zu erkennen. Die Sonden
oder vermutlich einer erhöhten Dosis ausge- Organen; In-vitro-Verfahren: Bestim- können bei Bedarf alle 10 Minuten abgefragt
setzt waren, unter bestimmten Gegebenheiten mung der Aktivitätskonzentration werden. Dadurch können die Fachleute des
diese Dosis mithilfe der biologischen Dosi­ in den Ausscheidungen; Raumluft- Bundesamtes für Strahlenschutz bei einem Un-
metrie abschätzen lassen. Messungen: Bestimmung der fall die Aus­breitung von radioaktiven Schadstof-
Aktivitäts­konzentration in der Luft fen nahezu in Echtzeit verfolgen und dadurch
am Arbeitsplatz. rechtzeitig gezielte Maßnahmen zum Schutz
der Bevöl­kerung einleiten.
Strahlenexposition der Bevölkerung in Deutschland

Natürliche und zivilisatorisch bedingte


Strahlen­quellen sind Ursache einer Strahlen­
exposition, der jeder Mensch ausgesetzt ist.
Die dabei aufgenommene effektive Dosis pro
Jahr kann für den Einzelnen sehr unter-
schiedlich sein. Die Höhe der natürlichen
Strahlenexposition ist vom Aufenthaltsort
und von den individuellen Lebensgewohn-
heiten abhängig. Die Höhe der zivilisato­
rischen Strahlenexposition wird maßgeblich
durch die Inanspruchnahme medizinischer
Maßnahmen unter Verwendung radioaktiver
Stoffe und ionisierender Strahlung bestimmt.
Die Strahlungsdosis der Bevölkerung wird
in Werten angegeben, die über das Gebiet
der Bundesrepublik Deutschland und über
mehrere Jahre gemittelt sind.

Natürliche Strahlenquellen
Die effektive Dosis, die aus allen natürlichen
Strahlenquellen resultiert, beträgt im Mittel
etwa 2,1 mSv/a. Neben der kosmischen Kom­
ponente von 0,3 mSv/a und der terrestrischen
Komponente von 0,4 mSv/a trägt die Aufnah-
me natürlicher radioaktiver Stoffe mit der
Nahrung 0,3 mSv/a zur Strahlen­exposition
bei. Auch ein Teil der Exposition durch die
radioaktiven Edelgase Radon und Thoron
sowie ihre kurzlebigen Folgeprodukte von
etwa 1,1 mSv/a ist unvermeidbar.

Künstliche Strahlenquellen
Die effektive Dosis der zivilisatorischen
Strahlen­exposition liegt in Deutschland bei
etwa 1,9 mSv pro Einwohner und Jahr. Der
größte Beitrag wird durch die Anwendung
radioaktiver Stoffe und ionisierender Strahlen
in der Medizin, insbesondere durch die
Röntgen­diagnostik, verursacht. Der Beitrag
der Strahlenexposition durch Kernkraftwerke
und sonstige kerntechnische Anlagen zur
mittleren effektiven Dosis der Bevölkerung
liegt unter einem Prozent der zivilisatori-
schen Strahlenexposition.

Die einzelnen Beiträge der verschiedenen


Strahlenquellen sind zum Vergleich in der
Grafik dargestellt.

42 | 43 | Ionisierende Strahlung
In Deutschland gibt es
circa 360.000 beruflich
strahlenexponierte
Personen, von denen etwa
230.000 im medizinischen
Bereich tätig sind (2014).
Berufliche Strahlenexposition
Personen, bei denen aus beruflichen Grün-
den die Möglichkeit einer erhöhten Strahlen­
exposition durch äußere Bestrahlung be­steht,
werden in der Regel mit Personendosimetern
überwacht.

Der größte Teil dieser überwachten Personen


(85 Prozent) erhält keine messbare Strahlen­
dosis. Bei den verbleibenden Personen
beträgt die mittlere Jahrespersonendosis
rund 0,5 mSv. Dies ist weniger als 3 Prozent
des Grenzwertes von 20 mSv pro Jahr für
beruflich strahlenexponierte Personen.

Seit dem 1. August 2003 ist Luftfahrtpersonal,


das in einem Beschäftigungsverhältnis gemäß
deutschem Arbeitsrecht steht und während
des Fluges durch kosmische Strahlung eine
effektive Dosis von mindestens 1 mSv im
Kalenderjahr erhalten kann, überwachungs-
pflichtig. Dies gilt für circa 40.000 Personen,
deren Jahresdosis anhand der geflogenen
Routen mit speziellen Rechenprogrammen
für die Flugdosimetrie ermittelt wird. 2014
betrug die mittlere Jahresdosis des Cockpit-
und Kabinenpersonals 1,9 mSv.
Strahlendosen im Vergleich

0,0001 mSv 0,0022 mSv 0,0024 mSv 0,01 mSv 0,02 mSv
Im Jahr: Pro Tag: Pro Tag: Eine Röntgenauf- Im Jahr:
Falsche Zähne Zusätzliche Natürlicher nahme der Zähne Neben einem
oder Kronen Belastung auf Strahlungs- Partner
Im Jahr:
der Zugspitze hintergrund schlafen
Pro Tag: Rechnerisch ermit-
in Deutsch-
Aufenthalt in telte Größenord-
land auf
Gebäuden nung der jährlichen
Meeresniveau
Höchstdosis der
Bevölkerung in
Deutschland durch
Kernkraftwerke im
Normalbetrieb
> 8.000 mSv
Ohne entsprechende medizinische
Behandlung bestehen nur geringe
Überlebenschancen, wenn es sich 50.000 mSv
um eine in kurzer Zeit erfahrene Zehn Minuten
Strahlen­belastung handelte in der Nähe
des Reaktors
in Tschernobyl
direkt nach
Explosion und
Kernschmelze

3.000 – 4.000 mSv
Ohne medizinisches Ein­greifen
sterben bei dieser Dosis
50 Prozent der exponierten 500 mSv 250 mSv
­Personen nach 3-6 Wochen, Bei akuter ­Exposition Beim Einsatz lebensrettender Maßnahmen
wenn es sich um eine in kurzer treten ab dieser oder zur Vermeidung großer Katastrophen in
Zeit erfahrene Strahlen­ Schwellendosis Haut­ Deutschland sollte die Dosis für eine Person
belastung handelte (LD50) rötungen auf diesen Wert nicht überschreiten.

1.000 mSv 400 mSv 100 mSv


Bei dieser Dosis treten Grenzwert (maximal zu­- Bei dieser Dosis treten
in einer Bevölkerungs- lässige Dosis) für die in einer Bevölkerungs­
gruppe etwa 10 Prozent Berufslebensdosis bei be- gruppe etwa 1 Prozent
zusätzliche Krebs- und ruflich strahlenexponierten zusätzliche Krebs- und
Leukämiefälle auf Personen in Deutschland Leukämiefälle auf

44 | 45 | Ionisierende Strahlung Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde nicht zwischen effektiver Dosis und Äquivalentdosis unterschieden.
1 mSv
Grenzwert (maximal zulässige Dosis) für die
jährliche Strahlenexposition einer Person der
Normalbevölkerung aus Tätigkeiten, unter
anderem aus dem Betrieb kerntechnischer
Anlagen in Deutschland

1,4 mSv
bis zu 0,1 mSv Tagesdosis am Rand der 20-km-Sperrzone um
Dosis durch Höhenstrahlung bei das Kraftwerk Fukushima (5.4.2011)
einem Flug von München nach Japan
1,9 mSv
Durchschnittliche jährliche Dosis einer
Person in Deutschland aus künstlichen ­Quellen,
vornehmlich Medizin

2 – 3 mSv
Durchschnittliche jährliche Strahlenexposition der
Bevölkerung in Deutschland aus natürlichen Quellen

13 mSv
Im Jahr: Rauchen von
1,5 Schachteln täglich.

10 – 20 mSv
Dosisbereich für eine
­Ganzkörper-
Computer­tomographie
eines Erwachsenen

20 mSv
Grenzwert (maximal zulässige Dosis) der
jährlichen Strahlenexposition für beruflich
100 mSv
strahlenexponierte Personen in Deutschland
Unterer Schätzwert
Schwellendosis für
Schädigungen des
Ungeborenen
Nichtionisierende
Strahlung

Natürliche
nichtionisierende Strahlung
umgibt den Menschen
in Form von
UV-Strahlung,
Licht,
Infrarot-Strahlung,
elektrischen und
magnetischen Feldern.
46 | 47 | Nichtionisierende Strahlung
Der Strahlenschutz betrifft neben der ionisie- dem Risiko für bestimmte Erkrankungen –
renden Strahlung auch die nichtionisierende speziell dem Risiko für Leukämie bei ­Kindern
Strahlung, insbesondere die ultraviolette – untersuchte. Eine Bestätigung dieser
Strahlung und den großen Bereich der elek­ Ergebnisse erfolgte im Jahr 2000 durch die
trischen, magnetischen und elektromagne- sogenannte „Michaelisstudie“, gefolgt durch
tischen Felder. Zwar reicht deren Energie eine gemeinsame Auswertung von mehreren
nicht aus, um Atome oder Moleküle in einen weltweit durchgeführten Studien zu dieser
elektrisch geladenen Zustand zu versetzen, Thematik.
zu ioni­sieren, dennoch kann auch diese

Die Internationale Agentur


Strah­lung Auswirkungen auf die mensch­
liche Gesundheit haben, vor denen man sich
­schützen muss. Dazu wird auf ganz unter-
schiedliche Strahlenschutzkonzepte zurück-
für Krebsforschung
gegriffen. (International Agency for
Im Bereich der nichtionisierenden Strah- Research on Cancer;
lung sind Strahlenschutzgrundsätze bisher
nicht in gleichem Maße entwickelt wie im
IARC) hat im Jahre 2001
Bereich ioni­sieren­der Strahlung. Hier gilt es, die niederfrequenten
bekannte gesundheitsrelevante Schwellen-
werte sicher zu unterschreiten. Eine Weiter- Magnetfelder als ein
entwicklung der Strahlenschutzgrundsätze
im Bereich der ­optischen Strahlung sollte
mögliches Karzinogen für
Grenzwerte ein­führen und die Grundsätze Menschen eingestuft.
Rechtfertigung, Minimierung / Optimierung,
ähnlich wie im Bereich der ionisierenden Die IARC erachtet es
Strahlung, enthalten.
demnach als möglich,
Natürliche Strahlenquellen wie die Sonne wenn auch nicht als
oder das elektrische Feld bei Gewittern lassen
sich kaum gezielt beeinflussen. Die wichtigste wahrscheinlich oder
als bewiesen, dass
Möglichkeit, schädliche Wirkungen zu be-
grenzen, besteht im persönlichen Ver­halten
und durch die Beachtung von Vorsorge-
maßnahmen. Strahlenschutz­empfehlungen
schwache, niederfrequente
können hierbei Hilfestellungen leisten. Magnetfelder ein
­Beispielsweise können sie Antwort auf die
Frage geben, wie ein Sonnenbrand zu geringfügiges Krebsrisiko
­vermeiden ist.
darstellen. Diese
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird Einstufung wurde in
elektrische Energie mit technischen Hilfs­
mitteln erzeugt und weltweit angewendet. einer Bewertung durch
Stets treten in der Umgebung elektrischer
Leitungen elektrische und, wenn Strom fließt,
die Weltgesundheit­s­
auch magnetische Felder auf. Ob sich diese organisation (World Health
Felder im Haushalt oder in der Umgebung
von Hochspannungsleitungen auf die Ge- Organization; WHO) im
sundheit der Anwohnerinnen und Anwohner
auswirken, wird jedoch erst seit etwa 1980
Jahr 2008 bestätigt.
stärker diskutiert. Ein Jahr zuvor wurde von
Wertheimer und Leeper die erste Studie ver-
öffentlicht, die einen möglichen Zusammen­
hang zwischen Magnetfeldbelastungen und

© FOTOGESTOEBER / FOTOLIA
Geradezu stürmisch entwickeln sich Nach- Strahlungsarten
richtenübertragung und Funktechnik Aus dem Blickwinkel des Strahlen­schutzes
in der Gegenwart. Ganz gezielt werden dazu sind die verschiedenen Typen nicht­
hochfrequente elektromagnetische Felder ionisierender Strahlung, ihre Eigenschaften
­erzeugt und ihre Eigenschaften ­ausgenutzt. und unterschiedlichen Wirkungen jeweils
Die Grenzwerte müssen so festgelegt ­wer­- gesondert zu betrachten. Zur Unter­scheidung
den, dass niemand durch die Anwendung der ver­schiedenen Strahlungsarten dient wie
­moderner Kommunikationsmittel gesund­ bei der ionisierenden Strahlung die Ener-
heitlichen Schaden erleidet. gie, ausgedrückt durch Wellenlänge oder
Im hochfrequenten
Frequenz. Frequenz, das ist die Anzahl der
Strahlungsbereich befinden
Beispiel Mobilfunk Schwingungen in einer Sekunde, und Wellen-
sich der Mobilfunk und die
Im Jahr 1992 begann in Deutschland die ra­ länge sind fest miteinander ver­bunden und
Funkfelder der Rundfunk- und
sante Ausbreitung des Mobilfunks. Heutzu- beschreiben den Energietransport der Strah-
Fernsehtechnik.
tage nutzt fast jeder ein oder sogar mehrere lung. Bei hohen Frequenzen ist die Wellen­
Handys. Das Bundesamt für Strahlenschutz länge der Strahlung klein, während geringe
hat in den Jahren 2001 – 2008 das Deutsche Frequenzen mit großen Wellen­längen
Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF) einhergehen. Strahlungsarten mit hoher
durchgeführt, um mögliche gesundheitliche Frequenz sind energiereich. Man kann sich
Auswirkungen des Mobilfunks zu unter­ bildlich vorstellen, dass hier dichter gepackte
suchen. Es wurde festgestellt, dass nach dem „Energiebündel“ transportiert werden. Die
aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand nichtionisierende Strahlung lässt sich im so-
keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen genannten „elektromagnetischen Spektrum“
durch hochfrequente Felder des Mobilfunks in drei Hauptbereiche einteilen, die jedoch
zu erwarten sind, solange Grenzwerte einge- fließende Übergänge aufweisen. Statische
halten werden. Allerdings gibt es weiterhin Felder, wie zum Beispiel das Erdmagnetfeld,
noch Unsicherheiten hinsichtlich möglicher werden oft zusammen mit niederfrequenten
langfristiger Wirkungen. Aufgrund von Feldern betrachtet. Niederfrequente Felder
Hinweisen aus Beobachtungsstudien an treten überall dort auf, wo elektrische E
­ nergie
Menschen auf einen möglichen Zusammen­ erzeugt, transportiert oder angewendet
hang zwischen Hirntumoren und einer wird. Daran schließt sich der hochfrequente
langjährigen sehr intensiven Handynutzung Strahlungs­bereich an, der unter anderem den
hat die IARC im Jahr 2011 hochfrequente Mobilfunkbereich oder die Funkfelder der
elektromagnetische Felder ebenfalls als Rundfunk- und Fernsehtechnik enthält. Die
möglicherweise krebserregend eingestuft. Im optische Strahlung umfasst die ultraviolette
wissenschaftlichen Sinn nachgewiesen ist dies Strahlung, das Licht und die Infrarot-Strahlung
aber nicht, da nicht klar ist, ob es sich um (Wärmestrahlung). Im Weiteren werden
einen ursächlichen Zusammenhang handelt. die Hauptbereiche der nichtionisierenden
Strahlung näher vorgestellt und die grund-
legenden Festlegungen im Strahlenschutz
begründet.

Statische Felder
umgeben uns in Form von
elektrischen Feldern und dem
48 | 49 | Nichtionisierende Strahlung Erdmagnetfeld.
Die optische Strahlung
umfasst die ultraviolette
Strahlung, das Licht und
die Infrarot-Strahlung
(Wärmestrahlung).

Niederfrequente Felder
treten überall dort auf, wo
elektrische Energie erzeugt,
transportiert oder angewendet
wird.
Niederfrequente elektrische und magnetische Felder

Seit Werner von Siemens in der zweiten Hälfte


des 19. Jahrhunderts das Prinzip des Elektro­
dynamos entwickelte, ist die Elektrizität in alle
Lebensbereiche des Menschen vorgedrungen. In
Industrie, Verkehr, Forschung und Medizin und
natürlich in jedem Haushalt finden wir elektrisch
betriebene Maschinen und Geräte.

50 | 51 | Nichtionisierende Strahlung
Haushaltsgeräte Das elektrische Feld
Die meisten elektrisch betriebenen Geräte Elektrische Ladungen üben Kräfte aufeinan-
nutzen die elektrische Energie, die uns mit der aus. Schon Schülerinnen und Schülern ist
Spannungen von 230 beziehungsweise 400 aus Schulexperimenten bekannt, dass sich
Volt (V) und einer Frequenz von 50 Hertz (Hz) gleichnamige Ladungen abstoßen, ungleich-
zur Verfügung steht. Dieser Bereich zählt zu namige Ladungen, also Plus und Minus,
den nieder­frequenten Feldern. Die Leitungen sich dagegen anziehen. Zwischen unterschied­
und Geräte, durch die der Strom fließt, sind lich geladenen Körpern baut sich ein elek-
dabei stets von niederfrequenten elektrischen trisches Kraftfeld auf, dessen Stärke in der
und magnetischen Feldern umgeben. Maßeinheit Volt pro Meter (V/m) angegeben
wird. Die Stärke des Kraftfeldes hängt von der
Viele Menschen beunruhigt die Tatsache, an­liegenden Spannung ab, außerdem von
dass sie die Wirkung elektrischer und magne­ den Eigenschaften des Materials zwischen
tischer Felder auf die Gesundheit nicht den Körpern und vom Abstand.
abschätzen können. Verschiedentlich tragen
Berichte in den Medien zu einer Verunsi- Wirkung auf den Körper
cherung bei. Der häufig verwendete Begriff Wirken Feldkräfte auf leitfähige Materialien
„Elektrosmog“ kann Raum für Spekulationen ein, so verschieben sich unter ihrem Einfluss
schaffen. Die Wirkung niederfrequenter elek- elektrische Ladungen an der Oberfläche
trischer und magnetischer Felder ist jedoch dieser Körper. Diesen Vorgang nennt man
nicht mit einem alles überlagernden „Smog“ Influenz. Dabei wird die Oberfläche aufge­
zu ver­gleichen. Die Werte der elektrischen laden, das Innere der Körper ist dagegen
und magnetischen Feldstärke der meisten praktisch feldfrei. In der Praxis wird dieser
Haushaltgeräte sind im Allgemeinen so Effekt ausgenutzt, um von außen wirkende
gering, dass davon bei normalen Gebrauchs­ Felder abzuschirmen (Prinzip des Faraday-
dauern und üblichen Gebrauchs­abständen schen Käfigs). Ähnliche Vorgänge laufen ab,
keine Beeinträchtigungen der Gesundheit wenn auf den Menschen starke elektrische
zu erwarten sind. In diesem Zusammenhang Felder von außen einwirken: Seine Körper­
werden häufig Mobilfunkanlagen, Hoch­ oberfläche wird infolge der Influenz elekt-
spannungsleitungen oder Haushaltgeräte risch aufge­laden, das ist die Hauptwirkung.
in einem Atemzug genannt – das ist nicht Dabei fließen geringe Ausgleichsströme im
korrekt. Hoch- und niederfrequente Felder Körperinneren, sogenannte Körperströme.
wirken unterschiedlich auf den menschlichen Bei Wechselfeldern wiederholt sich dieser
Körper ein, ihre Wirkungen sind deshalb Vorgang ständig mit der Frequenz. Körper-
getrennt voneinander zu betrachten. Welche ströme wechseln dabei im gleichen Rhyth-
grund­legenden Ursachen, Eigenschaften mus periodisch ihre Richtung.
und Wirkungen der niederfrequenten Felder
­entsprechende Grenzwertfestlegungen
begründen und welche praktischen Mess­ Durch Ladungen
verursachtes
ergebnisse vorliegen, wird im Folgenden
elektrisches Feld
näher beschrieben.
Wahrnehmung durch den Menschen Das magnetische Feld
Ab einer bestimmten, von Mensch zu Mensch Ursache von Magnetfeldern sind ­bewegte
unterschiedlich ausgeprägten Schwelle elektrische Ladungen. Elektrische und
­werden elektrische Felder wahrgenommen. magne­tische Wechselfelder bilden stets eine
Im elektrischen Wechselfeld vibrieren untrennbare Einheit. Überall, wo ein ver­
beispielsweise die Härchen auf der Körper­ änderliches elektrisches Feld auftritt, bildet
oberfläche. Im Takt der angelegten Fre­quenz sich senkrecht dazu ein Magnetfeld aus.
werden sie gleichartig aufgeladen und Jedes veränderliche Magnetfeld bewirkt um
stoßen sich gegenseitig ab. Bei empfindlichen sich herum wiederum ein veränderliches
­Menschen können dadurch Hautrötungen elektrisches Feld.
oder Jucken verursacht werden. Neben diesen
direkten Wirkungen gibt es auch indirekte Immer wenn elektrische Ladungen durch die
Wirkungen elektrischer Felder wie zum Leitungen bewegt werden, das heißt, wenn
Beispiel Ableitströme oder Elektrisierung. Strom fließt, entsteht um den Leiter herum
Ursache dafür sind Ladungsunterschiede ein Magnetfeld. Ändert der Strom fortlaufend
­zwischen unterschiedlich aufgeladenen seine Richtung wie beim 50-Hz-Wechselstrom,
­Objekten und den betroffenen Personen. so wird auch das Magnetfeld im gleichen
Sobald der Mensch mit dem unter­schiedlich Rhythmus umgepolt – wir haben es mit einem
aufgeladenen Objekt elektrisch leitend magnetischen Wechselfeld der gleichen
Die Hauptwirkung
­verbunden wird, fließt ein Ableitstrom. magnetischer Frequenz zu tun. Je größer die Stromstärke
Wechselfelder sind mehr wird, desto höher ist auch die magnetische
Viele Menschen haben schon erlebt, dass es oder weniger ausgeprägte Feldstärke. Diese wird in Ampere pro Meter
beim Anfassen einer Türklinke oder beim Wirbelfelder im Inneren des (A/m) gemessen. Oft wird statt dieser Größe
menschlichen Körpers.
Gehen über bestimmte Teppichböden zu die sogenannte magnetische Flussdichte in
einem Schlag kam. Die Teppichböden oder der Einheit Tesla (T) angegeben. Beide Größen
die Türklinke waren anders aufgeladen lassen sich in der Praxis leicht ineinander um-
als die Hautoberfläche und es kam zum rechnen, da die magnetischen Eigenschaften
Spannungsausgleich, dabei floss ein geringer vieler Stoffe ähnlich sind. 80 A/m entsprechen
Ableitstrom. Vom Knistern bis zum kräftigen rund 100 Mikrotesla (µT), das sind 0,0001 T.
Schlag können solche Ableitströme wahr-
genommen werden. Meist sind sie in ihrer
Wirkung harmlos und weisen nur geringe
Stromstärken auf. Unter dem Einfluss sehr
starker elektrischer Felder kann es allerdings
in seltenen Fällen zu sogenannten Elektrisie-
rungen kommen, beispielsweise bei großen
Metallflächen unter Hochspannungsleitun-
gen. Dabei können Ableitströme auftreten,
die teilweise durch das Körperinnere fließen
und durchaus schmerzhaft sind.

Bei den üblichen in unserer Umgebung vor­


handenen elektrischen Feldern stellen jedoch
Ableitströme, Kribbeln auf der Haut oder
auch das Vibrieren der Haare auch bei lang­
andauernder Wirkung keine Gesundheits­
gefahr dar.

52 | 53 | Nichtionisierende Strahlung
Magnetische Wechselfelder Wenn Strom durch
Die Magnetfelder in der Umgebung elektri- einen elektrischen
scher Leiter sind jedoch nicht statisch. Bei Leiter fließt, ist er stets von
50-Hz-Wechselfeldern ändern sie hundertmal einem Magnetfeld umgeben.
in der Sekunde ihre Richtung. Magnetische Bei Wechselstrom ändert das
Wechselfelder verursachen Wirbelströme Magnetfeld ständig mit der
und Wirbelfelder in benachbarten leitfähigen Frequenz seine Richtung.
Körpern.

Dies ist auch ihre Wirkung auf den mensch-


lichen Körper. Je nachdem, aus welcher
Richtung das magnetische Wechselfeld auf
den Körper wirkt, unterscheidet sich auch die
Ausrichtung der Wirbelströme und Felder.

Magnetfelder sind im Gegensatz zu elektri-


schen Feldern nicht so leicht abzuschirmen.
Sie sind in der Lage, Hauswände zu durch- Das Magnetfeld der Erde Sinnes­organe dafür. Der Mensch kann das
dringen, ebenso organische Gewebe oder den Etwa 40 µT beträgt das statische Magnetfeld Magnetfeld mit seinen Sinnen jedoch nicht
menschlichen Körper. Metallische Abschir- der Erde in unseren Breiten. Es verändert wahrnehmen, er kann es aber nachweisen.
mungen halten sie nur bedingt zurück. Bei sich nur geringfügig zwischen den Polen und Bereits seit etwa 1000 Jahren werden dazu
haushaltsüblichen Stromstärken sind die dem Äquator, schwankt jedoch in größeren magnetische Materialien genutzt – meist
Intensitäten auftretender Magnetfelder aller- Zeiträumen einiger tausend Jahre erheblich. Metalle –, die sich als Kompassnadel oder
dings gering und die Felder besitzen nur eine Einige Zugvögel und Fische nutzen es zu Pfeilzeiger konstant in Richtung der magne­
geringe Reichweite. ihrer Orientierung. Sie haben spezialisierte tischen Pole der Erde ausrichten.

Das statische
Magnetfeld der Erde
wird bereits
seit etwa dem
11. Jahrhundert
mit Hilfe von Kompassen
angezeigt.

© IMAGE SOURCE / 88449620 / GETTYIMAGES


Grenzwerte für niederfrequente Felder Feldstärken im Inneren des Körpers zu Diese Werte wurden als Grenzwerte in
Beim elektrischen Wechselfeld stellen Auf­ ermitteln ist aufwendig. In der Praxis behilft die ­Verordnung über elektromagnetische
ladungen der Körperoberfläche die Haupt- man sich mit abgeleiteten physikalischen Felder aufgenommen (26. Verordnung zur
wirkung dar, innere Körperströme folgen Größen, die einfacher zu ermitteln sind, wie Durch­führung des Bundes-Immissionsschutz-
nur in geringem Maße als Ausgleichströme der elektrischen Feldstärke oder der magne- gesetzes, kurz 26. BImSchV). Sie gelten
daraus. Hingegen werden vom magnetischen tischen Flussdichte in der Luft. In umfang- für Dauer­einwirkungen bei bestimmten
Wechselfeld als Folge der magnetischen reichen Experimenten und Berechnungen Anlagen. Niederfrequenzanlagen mit einer
Induktion Wirbelströme und Wirbelfelder im wurde der Zusammenhang zwischen äußeren Frequenz von 50 Hz (das heißt Anlagen der
Inneren des Körpers direkt erzeugt. Feldern und den dadurch erzeugten inneren öffentlichen Elektrizitätsversorgung) dürfen
Feldstärken frequenzabhängig ermittelt. die Hälfte des Grenzwerts der magnetischen
Die dadurch entstandene elektrische Feld- Elektrische Feldstärken unterhalb von 5 kV/m Flussdichte, also 100 µT, nicht überschreiten.
stärke im Körper ist für eine gesundheitliche und magnetische Flussdichten kleiner als
Bewertung letztendlich die entscheidende 200 µT gewährleisten bei der Netzfrequenz
Größe. Sie wird in Millivolt pro Meter (mV/m) von 50 Hz, dass im Körper Feldstärken von
angegeben. 20 mV/m nicht überschritten werden. Akute
Wirkungen, zum Beispiel Stimulationen von
Körpereigene elektrische Felder und Ströme Nerven, wie sie beim elektrischen Schlag
sind auch ohne Einfluss äußerer Felder auftreten können, sind nicht zu erwarten.
bereits beim Menschen vorhanden. Nerven
übertragen ihre Signale, indem sie elektri-
sche Impulse weiterleiten. Das Herz und das
Gehirn sind elektrisch aktiv. Der Arzt kann
dies im Elektrokardiogramm (EKG) und im
Elektroenzephalogramm (EEG) nachweisen.

Fast alle Stoffwechselvorgänge gehen mit


der Verschiebung geladener Teilchen (Ionen)
einher. Die natürlichen körpereigenen elek-
trischen Feldstärken liegen im Bereich von
5 bis 50 mV/m.

Herleitung der Grenzwerte


Die Forderung des Strahlenschutzes lautet
daher: Die zulässige Stärke zusätzlicher inne-
rer Felder, die durch äußere niederfrequente
Felder induziert werden, muss sich an den
Schwellenwerten der biologischen Wirkun-
gen orientieren. Bei der Ableitung von Grenz­
werten sind darüber hinaus die natürlichen
elektrischen Feldstärken zu berücksichtigen.

Auf dieses Vorgehen haben sich inter­


nationale Expertengremien bei der Fest­
legung der Grenz­werte geeinigt, allen voran
die Internationale Kommission zum Schutz
vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP),
die eng mit der Welt­gesundheitsorganisation
zusammen­arbeitet. Der sogenannte „Basis­
wert“ für zusätzlich zumutbare innere
Feldstärken wurde mit 20 mV/m festgelegt.
Diese Feldstärken gelten selbst bei Dauer­
einwirkung als gesundheitlich unbedenklich.

54 | 55 | Nichtionisierende Strahlung
Abstand Das ist auch bei magnetischen Flussdichten
Elektrische Feldstärken in der Umgebung von zu beobachten: Im Gebrauchsabstand von
Haushaltsgeräten sind vom Grenzwert meist rund 30 Zentimeter sind die magnetischen
weit entfernt. Lediglich unmittelbar an der Fluss­dichten der meisten Haushaltsgeräte ver-
Oberfläche einiger Geräte mit Motoren können schwindend gering und spielen für die gesund-
hohe Feldstärkewerte auftreten, beispiels­ heitliche Bewertung keine Rolle. Bei vereinzelt
weise bei verschiedenen Rasierapparaten oder höheren Flussdichten, wie sie beim Betrieb von
Haarfönen. Das Feld verteilt sich allerdings sehr Staubsauger oder Haarfön auftreten, handelt
ungleichmäßig, so dass auch hier insgesamt es sich meist nicht um Dauerbelastungen. Als
die Basiswerte für die induzierten Feldstärken mittlerer Grundpegel in den meisten Haus­
im Körper eingehalten werden. Mit jedem halten wurden Werte der magnetischen Fluss-
Zentimeter Entfernung vom Gerät nehmen die dichte um 0,1 µT ermittelt.
Feldstärken erheblich ab.
Elektrische und magnetische Felder der miteinander. Über sie gelangt der Strom Bei Freileitungen mit hohen Masten ist das
Energieversorgung schließlich zum Verbraucher. elektrische Feld am Boden geringer. In der
Bevor elektrischer Strom in die Haushalte ge- Umgebung der Hochspannungsleitungen ver-
langt, hat er einen langen Weg zurückgelegt. Stets treten auch beim Transport elektrischer ringert sich das elektrische Feld deutlich mit
Im Kraftwerk wird er erzeugt, in Transfor­ Energie elektrische und magnetische Felder jedem Meter Entfernung von den Leitungen.
ma­torstationen auf geeignete Übertragungs- in der Umgebung von Hochspannungs­
spannungen gebracht. Über verschiedene leitungen und Transformatoren auf. Je höher Bäume, Sträucher, Unebenheiten im Gelände
Verteilernetze wird er in Hochspannungs­ dabei die Übertragungsspannung ist, desto oder Häuser verzerren das elektrische
freileitungen über weite Strecken transpor- höher ist die elektrische Feldstärke, die sich Feld unter Hochspannungsleitungen. Spitzen­
tiert. Transformatoren in Verteilerstationen zwischen Leiterseil und dem Untergrund werte sind deshalb nur an einigen Stellen
verbinden die unterschiedlichen Netze ausbilden kann. anzutreffen.

Bei
Freileitungen
mit hohen Masten
ist das elektrische
Feld am Boden
geringer.

Die elektrischen
Felder sind dort
am stärksten, wo die
Freileitungen dem
Erdboden am nächsten
kommen.

In der Umgebung der Auch die magnetischen


Hochspannungsleitungen Flussdichten verringern
verringert sich das sich deutlich mit jedem
elektrische Feld deutlich mit Meter Entfernung von den
jedem Meter Entfernung von Hochspannungsleitungen.
den Leitungen.

56 | 57 | Nichtionisierende Strahlung
In unmittelbarer Nähe von Hochspannungs­
leitungen wird der Grenzwert für die
Die magnetischen Selbst dabei treten jedoch äußerst selten
Magnet­felder auf, die in die Nähe des
elektrische Feldstärke von 5 kV/m nicht in Flussdichten in der Grenz­wertes gelangen. Auch die magne-
jedem Einzelfall eingehalten. Beispiele dafür tischen Flussdichten verringern sich deut-
sind vereinzelt dort anzutreffen, wo die Umgebung von lich mit jedem Meter Entfernung von den
Freileitungen in kleinräumigen Bereichen am
stärksten durchhängen. Diese Bereiche sind
Hochspannungsleitungen Hochspannungs­leitungen.

in der Regel nicht bebaut. Nur Messungen und Transformator-


vor Ort liefern jedoch Klarheit darüber, wie
hoch die elektrische Feldstärke im Einzelfall stationen sind dann
tatsächlich ist. Wissenswert in diesem Zusam-
menhang: Das Baumaterial der Hauswände
am höchsten, wenn der
schirmt bis zu 90 Prozent des von außen meiste Strom
wirkenden elektrischen Feldes nach innen ab.
– zu den Spitzenzeiten
des Energiebedarfs –
verbraucht wird.

Magnetflussdichten und
elektrische Feldstärken
in der Umgebung von
Hochspannungsleitungen
ändern sich ständig
entsprechend der jeweils
fließenden Stromstärke.

Bäume, Sträucher,
Unebenheiten im Gelände
oder Häuser verzerren das
elektrische Feld unter
Hochspannungsleitungen.
Größenordnung der magnetischen Felder
in der Energieversorgung

Magnetfelder in der Umgebung technischer 2.000 Testpersonen


Geräte und Anlagen sind verhältnismäßig Die Personen wurden 24 Stunden lang mit
einfach zu bestimmen und im Allgemeinen speziellen Messgeräten ausgerüstet. Die hand­-
bekannt. lichen Geräte wurden tagsüber am Gürtel
getragen und nachts neben dem Kopf plat-

Im technisierten Alltag
ziert. So konnte die Magnetfeld­exposition
bei den Frequenzen 50 Hz beziehungs­

bewegen sich die Menschen weise 16 2/3 Hz in jeder Sekunde körpernah


gemessen und die Ergebnisse gespeichert
heute inmitten einer werden. Der Messbereich reichte von 170 µT
bis zu w
­ enigen Nanotesla (nT; 1 Nanotesla =
Vielzahl unterschiedlicher 0,001 µT). Zusätzlich protokollierten die Teil-

Quellen von Magnetfeldern. nehmer stichpunktartig ihren Tagesablauf.

Dazu zählen in den Ergebnisse


Statistische Auswertungen der Daten zeigten,
Wohnungen elektrische dass sich für Bürgerinnen und Bürger in

Haushaltsgeräte, elektrisch den Zentren der Städte geringfügig höhere


Werte ergaben (0,12 µT), als für Bewohner

betriebene Verkehrsmittel ländlicher Gebiete (unter 0,1 µT). Selbst bei


Personen, die in der Umgebung von Hoch-
sowie an Arbeitsplätzen spannungsleitungen wohnen, ergaben sich

elektrische Maschinen kaum Unterschiede. Auch bei ihnen wurde


nur eine mittlere Exposition von 0,11 µT

oder Computer. ­gemessen. Dieser Wert ist, verglichen mit


dem Grenzwert der Verordnung, äußerst
gering. Für unterschiedliche Bevölkerungs­
In der Umgebung von Hochspannungs­ gruppen ergaben sich teilweise typische
leitungen ändert sich die Stärke der Magnet- Expositionsmuster. Die Exposition von
felder noch dazu mit dem Stromverbrauch Handwerkern oder Arbeitern war an den
zwischen Tag und Nacht. Arbeitsplätzen mit Maschinen naturgemäß
höher als in Büros oder in Haushalten.
Individuelle Exposition durch Magnetfelder
In einer repräsentativen Untersuchung hat Haushalte mit elektrischer Heizung (einzelne
das Bundesamt für Strahlenschutz in den ver- Nachtspeicheröfen) zeigten keinen wesentli-
gangenen Jahren die individuelle Exposition chen Einfluss dieser Feldquelle auf die Tages­
von 2.000 Personen durch Magnetfelder der aufzeichnungen. Allerdings können (groß)
Energieversorgung gemessen. Die Messungen flächige Fußbodenheizungen zu höheren
erfolgten bei der haushaltsüblichen Wechsel- Flussdichten führen.
stromfrequenz von 50 Hz sowie bei 16 2/3 Hz
in der Umgebung von Bahnstromanlagen. Träger von elektronischen Körperhilfen
Träger von Herzschrittmachern, Defibrilla­
toren, Neurostimulatoren oder Insulin­
pumpen schützen sich am besten vor mög-
lichen Funktions­beeinflussungen, indem sie
von technischen Geräten Abstand halten.

Bekannt ist beispielsweise, dass einige Herz-


schrittmacher älterer Bauart bereits unter-
halb des Grenzwertes beeinflusst werden
können.

58 | 59 | Nichtionisierende Strahlung
Das elektrische Netz der Eisenbahn Demnach sind künftig bei Errichtung und
Das elektrische Bahnstromnetz wird in wesentlicher Änderung von Niederfrequenz-
Deutschland über 110-kV-Leitungen mit einer anlagen und Gleichstrom­anlagen die von
Frequenz von 16 2/3 Hz betrieben, also einem der Anlage ausgehenden Felder so gering wie
Drittel der normalen Netzfrequenz. Direkt möglich zu halten.
an den Fahrleitungen liegen 15 kV an. Bei
16 2/3 Hz ist der Grenzwert für die ­elektrische Zu den Vorsorgemaßnahmen gehört aber
Feldstärke wie bei 50 Hz 5 kV/m, für die auch verstärkte Forschung, um wissenschaft­
­magnetische Flussdichte ist ein höherer Wert liche Unsicherheiten zu verringern und
von 300 µT zulässig. Unmittelbar unter den den aktuellen Kenntnisstand zu erweitern.
Netzleitungen treten elektrische Feldstärke­ Außerdem soll die Bevölkerung über die
werte zwischen 2 und 3 kV/m auf, in möglichen Risiken durch niederfrequente
20 M
­ eter Abstand sind es bereits deutlich elektrische und magnetische Felder infor-
weniger als 1 kV/m. miert und aufgeklärt werden.

Die Stärke des Magnetfeldes ändert sich stän­- Niederfrequente Felder in Gebäuden
dig mit dem Stromfluss, höchstens 18 µT In den meisten Fällen nimmt die Intensität
ergeben sich direkt unter der 110-kV-Netz­ niederfrequenter Felder mit dem Abstand von
leitung bei einem Stromfluss von rund der Quelle stark ab. Daher kann durch eine
1.000 A (1 kA = 1 Kiloampere). Beim Fahr- Vergrößerung des Abstandes in vielen Fällen
betrieb treten in den 15-kV-Fahrleitungen bereits in sehr einfacher Weise die Feld­
kurzzeitige Strom-Spitzenwerte auf. Dadurch einwirkung deutlich reduziert werden. Bei-
können sich bei Stromstärken von 1.000 A spiele für entsprechende Maßnahmen sind:
Magnetflussdichten um 75 µT ergeben. • Netzbetriebene Radiowecker nicht direkt
Dieser Wert stellt jedoch weder für das Zug­- neben das Kopfende des Bettes stellen.
personal noch für Passagiere, die häufig • Babyüberwachungsgeräte in mindestens
lange mit der Bahn unterwegs sind, eine einem Meter Abstand vom Kind aufstellen.
Dauerbelastung dar. Sämtliche auftre­tenden • Netzgeräte für die Stromversorgung so weit
elektrischen und magnetischen Felder wie möglich vom Kind entfernt betreiben.
sind wesentlich geringer als die zulässigen
Grenzwerte. Gesundheitliche Gefährdungen Was im Einzelfall möglich ist, hängt vom
gehen daher nicht davon aus. Stand der Technik und den Gegeben­heiten
im Einwirkungsbereich der jeweiligen Anlage
Vorsorgemaßnahmen ab. Schon bei der Planung sollte die Möglich­
Für das Bundesamt für Strahlenschutz sind keit genutzt werden, durch Abstände zwi-
angesichts der noch bestehenden wissen- schen Wohngebäuden und Hoch­spannungs­
schaftlichen Unsicherheiten hinsichtlich der leitungen sowie anderen Anlagen der
möglichen Risiken durch niederfrequente Stromversorgung die Belastung der Bevölke-
elektrische und magnetische Felder Vorsorge­ rung möglichst gering zu halten. Auch durch
maßnahmen wichtig. die bauliche Gestaltung von Stromtrassen,
beispielsweise optimale Phasenbelegung der
Ein wesentlicher Aspekt der Vorsorge ist es, Leiter, Höhe der Masten, Abstand der Leiter-
die Feldeinwirkung auf die Bevölkerung seile oder der in der Erde verlegten Strom­
soweit wie möglich zu verringern. Dies wird leiter können die von den Anlagen ausgehen-
sowohl durch Reduzierung der Intensität den elektrischen und magnetischen Felder
der Felder als auch durch das Verkürzen der verringert werden. Damit wird erreicht,
Einwirkdauer der Felder erreicht. dass auch belästigende Wahrnehmungen
unterhalb der Grenzwerte verringert werden,
Für den Stomnetzausbau als Folge der beispielsweise das Vibrieren der Körperhaare
Energie­wende sieht die 26. Bundes­ oder unangenehme Ableitströme.
immissions­schutz­verordnung daher ein
Minimierungsgebot vor.

60 | 61 | Nichtionisierende Strahlung
In den meisten Fällen
nimmt die Intensität
niederfrequenter Felder
mit dem Abstand von
der Quelle stark ab.
Daher kann durch eine
Vergrößerung des
Abstandes in vielen
Fällen bereits in sehr
einfacher Weise die
Feldeinwirkung deutlich
reduziert werden.

Vorsorgemaßnahmen:
Reduzierung der Intensität der Felder
Verkürzung der Einwirkungsdauer
Vergrößerung des Abstands
Optimierte Leitungsführung

© QUERMEDIA
Hochfrequente elektromagnetische Felder

Fernsehen und Rundfunk hören oder drahtlos Hochfrequente (HF) Felder werden von einer
Antenne abgestrahlt. Sie breiten sich mit
telefonieren und im Internet surfen sind in Lichtgeschwindigkeit aus und übertragen
­dabei Energie – teilweise über große Ent­
der heutigen Zeit selbstverständliche Tätigkeiten, fernungen. Diese Eigenschaft wird besonders

wie auch das Aufwärmen des Essens im Mikro­ für die Nachrichtenübertragung ­ausgenutzt:
für Rundfunk, Fernsehen, Mobilfunk,
wellenherd. Den wenigsten ist dabei bewusst, dass schnur­lose Telefone, WLAN und Bluetooth.
Im elektro­magnetischen Spektrum (siehe
sie Techniken anwenden, die mit hochfrequenten Ab­bildung auf Seite 9) liegt der hoch­frequente

elektromagnetischen Feldern arbeiten. Strahlungsbereich zwischen etwa 100 Kilo-


hertz (kHz) und 300 Gigahertz (GHz). Das
bedeutet, dass sowohl das elektrische als
auch das magnetische Feld mehrere tausend-,
ja millionen- oder milliardenmal in der
­Sekunde ihre Richtung wechseln.

Da die elektrische und magnetische Kompo-


nente sehr eng miteinander ge­koppelt sind,
kann man die Wirkung dieser Strahlung
kaum noch auf die Einzelwirkung der beiden
Komponenten zurückführen und daher

Unterschiedliche Eindringtiefen spricht man von elektromagnetischen Feldern.


Elektromagnetische Felder
von hochfrequenter Strahlung
der Rundfunk-Mittelwelle
in das menschliche Körpergewebe
im Megahertzbereich haben eine
Eindringtiefe von 10 bis etwa 30 cm, beim
Mobilfunk mit rund tausendmal höheren
Frequenzen um 1 Gigahertz (GHz) dringt
die Strahlung nur wenige Zentimeter
tief in das Gewebe ein.

62 | 63 | Nichtionisierende Strahlung
Aus unterschiedlichen Eine Vielzahl verschiedener Sendeeinrich­
Körperhöhen ergeben sich tungen umgibt uns. Sie strahlen mit unter-
Resonanzverhältnisse schiedlicher Sendeleistung hochfrequente
bei unterschiedlichen Wellenlängen elektromagnetische Felder aus einem breiten
Frequenzbereich in die Umgebung ab. Je
­weiter man von den Sendeantennen entfernt
ist, desto geringer wird die Stärke des jeweili-
gen Feldes.

Wirkungen hochfrequenter Felder


Die Wirkung der hochfrequenten elektro­
magnetischen Felder auf biologische Systeme
und insbesondere auf den menschlichen
­Körper hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Bei Eindringtiefe und Resonanz


Zunächst einmal ist die Eindringtiefe der
einem Menschen
Strahlung in das menschliche Gewebe unter-
von 1,70 Meter Größe
schiedlich. Sie ist stark frequenzabhängig.
liegt der Resonanzbereich
Ein weiteres Phänomen muss beim Umgang
bei Frequenzen um 70 bis 110
mit hochfrequenten Feldern berücksichtigt
Megahertz (MHz).
werden: die Resonanz. Die Körpergröße spielt
Dieser Frequenzbereich
dabei eine entscheidende Rolle. Der Körper
wird bei UKW-Sendern
wirkt quasi als Empfangsantenne. Besitzt er
genutzt.
eine Größe von etwa der halben Wellenlänge
der Felder, so befindet er sich im „Resonanz-
bereich“. Das bedeutet, er nimmt besonders
viel Energie auf. Dabei ist aufgrund der
elektrischen Eigenschaften des Menschen der
Frequenzbereich für die Resonanz breiter als
beispielsweise bei einem Rundfunkempfän-
ger. Viele Tierversuche werden mit Mäusen
durchgeführt, deren Resonanzfrequenz im
Bereich einiger Gigahertz liegt. Ergebnisse
von Tierexperimenten lassen sich also nicht
ohne Weiteres auf den Menschen übertragen.
Eine Maus nimmt bei ihrer Resonanzfrequenz
von 2 GHz pro Gramm Körpergewicht etwa
60 Mal mehr Energie auf als ein Mensch bei
der gleichen Frequenz und Feldstärke.

Ein
sechsjähriges
Kind dagegen ist kleiner,
es hat also eine höhere
Resonanzfrequenz und nimmt im
Bereich zwischen 200 und 400
Megahertz (zum Beispiel für
Fernsehsender genutzt)
vergleichsweise viel
Energie auf.
Wärmewirkung Seit den 90er Jahren hat Deutsches Mobilfunk Forschungsprogramm
Für biologische Systeme und somit auch für Im Rahmen des Deutschen Mobilfunk
den Menschen ist vor allem die Wirkung der digitale Mobilfunk ­Forschungsprogramms wurden in den Jahren

rasch zugenommen und


von HF-Feldern auf die im Gewebe vorhan- 2001 – 2008 mit einem Gesamtbudget von
denen Wassermoleküle zu berücksichtigen. 17 Millionen Euro 54 Projekte ­durchgeführt.
Als s­ ogenannte elektrische Dipole versuchen
diese, sich im ständig wechselnden Feld
wirkt auf die Bevölkerung In den Forschungsdisziplinen Biologie, Epide­-
miologie, Dosimetrie und Risikokommuni-
auszurichten und schwingen im Takt der ein. Dies führte zu einer kation wurde in einem inter­disziplinären
angelegten hohen Frequenz. Dabei reiben Ansatz Hinweisen auf mögliche Wirkungen
sie aneinander und es entsteht Wärme. verstärkten internationalen auf Mensch und Tier gezielt nachgegangen.

Die Energie der hochfrequenten Felder wird


Forschung als Reaktion Zusätzlich wurde die tatsächliche Strahlen­
belastung im Alltag erfasst, Fragen der Risiko­
vom menschlichen Körper hauptsächlich in auf die bestehenden wahrnehmung in der Gesell­schaft verfolgt
Wärme umgewandelt. Der Körper hat durch und die Möglichkeiten der Risikokommuni-
die Thermoregulation die Möglichkeit, diese Wissenslücken und die kation untersucht. Zu vielen offenen Fragen
zusätzliche Wärme auszugleichen. Tritt die
Erwärmung nur lokal begrenzt auf, so kann
steigende Besorgnis in der konnten wesentliche Beiträge geleistet wer-
den. Die früheren Hinweise auf gesundheits-
in der Regel das Blut die zusätzliche Wärme Bevölkerung. Sie zielt unter relevante Wirkungen hochfrequenter Felder
abführen. Wird der ganze Körper erwärmt, konnten nicht bestätigt werden. Dies betrifft
so wird die Haut stärker durchblutet und anderem auf die für diese auch die vermuteten Einflüsse auf den Schlaf,
die Wärme wird durch Verdunstung an der
Hautoberfläche abgegeben (Schwitzen).
Technologie relevanten die Hirnleistung, die Blut-Hirn-Schranke,
Immunparameter, die Fortpflanzung, die

Frequenzbereiche und auf Entwicklung oder Verarbeitung von äußeren


Nachgewiesene gesundheitliche Risiken Reizen oder die Verursachung von Krebser-
Mit Wirkungen auf die Gesundheit ist mögliche Wirkungen bei krankungen, Tinnitus und Kopfschmerzen.

Intensitäten unterhalb der


erst dann zu rechnen, wenn bestimmte
Schwellen­werte überschritten werden und Heute stehen international vor allem Hypo­
die Wärmeregulierung überfordert ist.
bestehenden Grenzwerte thesen zu möglichen altersabhängigen
Wirkungen und zu möglichen Folgen einer
Dadurch kann der gesamte Stoffwechsel oder ab. langjährigen intensiven Handynutzung im
das Nervensystem beeinträchtigt werden. Zentrum der wissenschaftlichen Diskussion.
Lang­anhaltende Überwärmung im Augen­ Im Fokus internationaler ­epidemiologischer
bereich begünstigt auch die Entstehung Langzeitstudien an Erwachsenen und
von grauem Star und anderen Augenkrank- ­Kindern steht der mögliche Zusammenhang
heiten. Längere und starke Erwärmung kann zwischen Handynutzung und Hirntumoren.
unter Umständen die Entwicklung des Kindes Weiterhin werden die Auswirkungen neuer
im Mutterleib stören. Um die nachgewiese- Technologien untersucht.
nen gesundheitlichen Risiken zu verhindern,
muss die Energieaufnahme des Körpers
begrenzt werden.

Seit etwa 60 Jahren werden mögliche gesund-


heitliche Wirkungen hochfrequenter elektro-
magnetischer Felder gezielt erforscht. In der
Diskussion um die Wirkungen hochfrequen-
ter Felder ist man sich über die thermischen
Wirkungen seit langem weitgehend einig.

64 | 65 | Nichtionisierende Strahlung
Grenzwerte für hochfrequente Felder und Ziel der Grenzwerte ist es,
Vorsorgemaßnahmen
Das Maß für die vom Körper aufgenommene vor den wissenschaftlich
nachgewiesenen
Energie ist die „Spezifische Absorptionsrate
(SAR)“. Sie gibt die Leistung (Energie pro
Zeiteinheit) an, die pro Kilogramm Gewebe
absorbiert wird. Die Einheit der Spezifischen
gesundheitlichen
Absorptionsrate ist Watt pro Kilogramm Risiken zu schützen.
(W/kg).
Um den verbleibenden
Um die nachgewiesenen gesundheitlichen
Beeinträchtigungen, die durch eine über­
wissenschaftlichen
mäßige Erwärmung des Körpers entstehen, Unsicherheiten gerecht
zuverlässig auszuschließen, wird von inter­
nationalen Expertengremien eine Begren- zu werden, werden
zung des SAR-Wertes für den Gesamtkörper
auf 0,08 W/kg (Basisgrenzwert) empfohlen.
die Grenzwerte durch
Für die Teilkörperbereiche Kopf und Rumpf geeignete Maßnahmen der
beträgt der Basisgrenzwert der SAR 2 W/kg
und für die Extremitäten 4 W/kg, jeweils Eine lokale Erwärmung Vorsorge ergänzt.
gemittelt über 10 Gramm Körpergewebe. von weniger als einem Grad
Celsius gilt als unbedenklich.
Ähnlich wie bei den niederfrequenten Ein höherer Temperaturanstieg
Feld­ern ist auch im Hochfrequenzbereich sollte vermieden werden.
der Basisgrenzwert schwierig zu messen.
Der SAR-Wert muss mittels komplizierter
Mess­verfahren im Gewebe beziehungs­
weise in Modellen ermittelt werden. Daher
werden aus den Basisgrenzwerten leicht
messbare Referenz­werte abgeleitet. Diese
sind so fest­gelegt, dass bei ihrer Ein­haltung
die Basis­grenz­werte in keinem Fall über-
schritten werden. Als Referenz­werte ­werden
die elektrische (gemessen in V/m) und die
magnetische Feldstärke (in A/m) sowie die
Leistungsflussdichte (in W/m2) verwendet.
Um spezielle Effekte, wie sie beim gepulsten
Betrieb von Radar auftreten, zu vermeiden,
wird zusätzlich die Spitzen­leistung der Puls­
energie begrenzt.

Vorsorgemaßnahmen:
Minimierung der Exposition der
Bevölkerung
Objektive und sachliche Information der
Bürgerinnen und Bürger
Klärung der verbleibenden offenen
Fragen durch gezielte und koordinierte
­Forschung
Anwendungen von hoch- und
niederfrequenten Feldern im Alltag
Mobilfunk Mobiltelefone
Die für den Mobilfunk genutzten Frequenz­ Auch von Mobiltelefonen werden hoch­
bereiche liegen um 900 MHz für das D-Netz um frequente elektromagnetische Felder abge-
1.800 MHz für das E-Netz und um 2.000 MHz strahlt, beim Telefonieren in unmittelbarer
(2 GHz) für UMTS. Der neue effizientere Stan- Nähe des Kopfes. Handys und Smartphones
dard LTE (long term evolution), der besonders sind in der 26. Verordnung zur Durch­
hohe Datenmengen übertragen kann, nutzt führung des Bundes-Immissionsschutz­
Nicht bei schlechtem
in Deutschland die Frequenzen 800, 1.800 und gesetzes nicht berücksichtigt. Es bestehen
Empfang telefonieren.
2.600 MHz. aber internationale und nationale Empfeh-
lungen, dass der Teilkörper-SAR-Wert bei
Sendeanlagen Benutzung von Handys nicht mehr als
In der 26. Verordnung zur Durchführung 2 W/kg betragen sollte. Diese Eigenschaft
des Bundes-Immissionsschutzgesetzes sind die muss von den Herstellern für jeden Geräte­-
Grenzwerte festgelegt, die von den Mobil­ typ entsprechend europäischen Normen
funkbasisstationen einzuhalten sind. Ver­ nachgewiesen werden.
antwortlich dafür sind die Netzbetreiber. So-
fern eine maximale Sendeleistung von 10 W
überschritten wird, muss bei der Bundesnetz-
agentur (BNetzA) eine Standortbescheinigung Die Felder, denen man
für die betreffende Anlage beantragt werden.
In der Standortbescheinigung werden auch beim Telefonieren mit
die Sicherheitsabstände angegeben, ab denen
die Grenzwerte mit Sicherheit eingehalten
dem Handy ausgesetzt
werden. Für reine Mobilfunkanwendungen sein kann, sind im
liegen die Sicherheitsabstände in der Regel
zwischen 1 und 10 Meter in Abstrahlrichtung Allgemeinen sehr viel
des Senders.
stärker als die Felder,
Aus Vorsorgegründen sollte die ­Exposition die zum Beispiel durch
der Bevölkerung durch hochfrequente
­Strahlung so weit wie möglich minimiert Mobilfunkbasisstationen
werden. Es muss sichergestellt werden, dass
eine möglichst geringe Exposition der Be­
erzeugt werden.
völkerung sowohl bei der Netzplanung als
auch bei der Errichtung einzelner Basis­
stationen ein allgemeines Qualitätsziel
darstellt. Besonders wichtig ist in diesem
Aus Gründen der Vorsorge ist
Zusammenhang auch die Information und
es gerade auch beim Handy wichtig,
Einbeziehung der Kommunen und der
die Felder, denen der Nutzer ausgesetzt
Bevölkerung bei der Standortauswahl und
ist, so gering wie möglich zu halten. Jeder
Errichtung von Basisstationen.
Nutzer kann durch sein eigenes Verhalten
dazu beitragen. Aus diesem Grund hat das
Bundesamt für Strahlenschutz Empfehlungen
zum umsichtigen Gebrauch von Handys
veröffentlicht. Diese gelten in
besonderem Maße für Kinder:

66 | 67 | Nichtionisierende Strahlung
Strahlungsärmere Geräte
Moderne Mobilfunkendgeräte wie Smartphones
und Tablets haben gegenüber älteren Modellen
einen Vorteil: Sie senden oft im UMTS-­Standard,
neuerdings auch im LTE-Standard. Beide Stan-
dards sind beim Verbindungsaufbau strahlungs­
ärmer als der GSM-Standard. Diese Geräte
können auch WLAN nutzen. Bei WLAN ist die
Sendeleistung in der Regel niedriger als bei den
Mobilfunkstandards UMTS, GSM oder LTE. Zum
Surfen im Internet und zum Abruf von E-Mails
sollte deswegen WLAN genutzt werden. Für
Headsets verwenden.
strahlungsarme Handys können Handyhersteller

Telefonate per Handy das Umweltzeichen „Blauer Engel“ beantragen.

kurz halten. Die dazu notwendigen Vergabekriterien hat


die unabhängige Jury „Umweltzeichen“ im Juni
2002 festgelegt. Ausschlaggebend für die Ver-
leihung des Umweltzeichens ist unter anderem
der SAR-Wert. Der international empfohlene
maximale Wert der Spezifischen Absorptionsrate
liegt bei 2 ­­W/kg, gemittelt über 10 Gramm Kör-
pergewebe. Für die Vergabe des Umwelt­zeichens
ist im Sinne eines vorbeugenden Verbraucher-
schutzes eine Minimierung der Exposition anzu-
streben. Deswegen wird der „Blaue Engel“ nur an
Handys vergeben, deren Wert der Spezifischen

Wann immer möglich, Absorptionsrate bei höchstens 0,6 W/kg liegt.

das Festnetztelefon Gleichzeitig signalisiert dieses Zeichen, dass das

verwenden. Gerät umwelt- und recyclingfreundlich produ-


ziert wurde. Leider wird das Umweltzeichen von
den Herstellern kaum genutzt.

BOS-Funk
Behörden und Organisationen mit Sicherheits­
aufgaben (BOS), zum Beispiel Polizei, Feuerwehr
und Rettungsdienst betreiben ein eigenes bundes-
­weites digitales Funknetz (Digitalfunk BOS), das
von anderen Funknetzen streng getrennt ist. Der
Digitalfunk BOS basiert auf dem Technik-Stan-
dard „TETRA“ (Terrestrial Trunked Radio). Der
Aufbau des BOS-Funks ist in Deutschland weitest-
Textnachricht gehend abgeschlossen. Er wurde in mehreren
verschicken. Ländern, auch in Deutschland, durch wissen-
schaftliche Untersuchungen zu möglichen ge-
sundheitlichen Auswirkungen auf die Nutzerin-
nen und Nutzer begleitet. Es wurde festgestellt,
dass von den Endgeräten des BOS-Funks kein
gesundheitliches Risiko ausgeht und dass sich
die Wirkungen von denen des Mobilfunks nicht
unterscheiden. Die Exposition kann aus Vorsorge-
gründen mit denselben Maßnahmen minimiert
Handys mit niedrigem SAR-
werden wie beim kommerziellen Mobil­funk. Die
Wert verwenden.
Basisstationen des BOS-Funks tragen nur gering-
fügig zur Exposition der Bevölkerung bei.

© LDPROD / FOTOLIA
Einige wichtige Daten für die häufigsten Quellen hochfrequenter Felder:
genutzter Frequenzbereich, typische Sendeleistung, typische
Sicherheitsabstände in Abstrahlrichtung von der Sendeantenne

Mobilfunk­
basisstation:
Typische Werte:
UMTS um 2.000 MHz 2 Kanäle
je 20 W, E-Netz um 1.800 MHz
gepulst 8 Kanäle je 15 W, D-Netz
um 900 MHz gepulst 8
Handy:
Kanäle je 15 W.
Sendeleistungen sind
begrenzt: D-Netz bis 2W*,
E-Netz bis 1 W*,
UMTS bis 1 W
(*max. Pulsleistung).

Grenzwerte
nach wenigen
Metern Entfernung
von den Sendeanlagen
eingehalten.

Richtfunk:
Typische
Frequenz: 13 GHz.
In Abstrahlrichtung
ist freie Strecke
erforderlich.

68 | 69 | Nichtionisierende Strahlung
TV-Turm:
Sendeleistungen
unterscheiden sich je nach
Versorgungsbereich:
10 W bis 500 kW

UKW:
Sendeleistungen
unterscheiden sich
je nach Versorgungsbereich:
20 W bis 100 kW

Bei Anwendung auf


hohen Funktürmen ist am
Boden meist kein Abstand
erforderlich.
Elektromagnetische Verträglichkeit Sprach- und Datenübertragung per Funk:
elektronischer Geräte Bluetooth und WLAN
Elektronische Geräte können häufig empfind- Kommunikationsstandards wie Blue­tooth
licher auf hochfrequente Strahlung reagieren und WLAN ermöglichen die kabellose
als der menschliche Körper. Unter ungünsti- Babyüberwachungsgeräte Verbindung von Telekommunikations- und
gen Umständen können dadurch zum Beispiel Babyüberwachungsgeräte, auch Babyphone Datenverarbeitungsgeräten. Bluetooth ist ein
implantierte Herzschrittmacher gestört genannt, übermitteln Eltern Geräusche Standard für die kabellose Verbindung von
werden. Träger dieser Geräte sollten dem aus dem Kinderzimmer, um den Schlaf ihres Geräten über kurze Entfernungen. Im Büro
vorbeugen und ihre Handys nicht unmittelbar Babys oder Kleinkinds auch aus der Ent­ kann Bluetooth PCs und Notebooks mit Dru-
am Oberkörper betriebsbereit halten, also fernung zu überwachen. Dazu nutzen sie ckern, Funktastaturen oder Funkmäusen ver-
beispielsweise nicht im Standby-Betrieb in der zwei verschiedene Übertragungswege: binden. Sprache und Musik können zwischen
Jackett-Tasche tragen. Störbeeinflussungen entweder den Stromkreis des Hauses oder Handy und Headset oder zwischen MP3-­
der Geräte beim Telefonieren wurden bis zu eine Funkverbindung. Funkbetriebene Geräte Player und Kopfhörern kabellos übertragen
einem Abstand von maximal 20 Zentimetern nutzen hochfrequente elektromagnetische werden. WLAN ist ein technischer Standard,
zwischen Herzschrittmacher und Handy-­ Felder, um die Geräusche zu übermitteln. der den Aufbau lokaler PC-Netzwerke mit we-
Antenne beobachtet. Das bedeutet, dass bei Babyüberwachungsgeräte sind elektrische nig Verkabelungsaufwand erlaubt. Auch die
einem üblichen Abstand von mehr als 20 Geräte und erzeugen, sofern sie aus der kabellose Anbindung anderer Endgeräte wie
Zentimeter zwischen Handy-Antenne und Steckdose mit Strom versorgt werden, auch zum Beispiel Smartphones und Tablets an das
Herzschritt­macher das normale Telefonieren niederfrequente Felder. Internet ist möglich. Abhängig von den
keine Auswirkungen auf den Herzschritt­ Umgebungsbedingungen sind Reichweiten bis
macher hat. Babys und Kleinkinder befinden sich in zu 300 Meter möglich. Die Sende­leistungen
der Entwicklung und könnten besonders sind deutlich geringer als bei Handys.
Probleme können auch bei der Handybenut- empfindlich gegenüber elektromagnetischen An öffentlichen Orten wie Hotels, Cafés oder
zung in Krankenhäusern auftreten, da verein- Feldern sein. Deswegen wird aus Vorsorge- Flughäfen kann mit WLAN ein drahtloser
zelt empfindliche medizinische Geräte in 1 bis gründen eine Minimierung der Exposition Zugang zum Internet angeboten werden.
2 Metern Abstand gestört werden können. empfohlen. Besonders strahlungsarme Geräte
sind mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ SAR-Werte durch Funkwellen einzelner Blue-
Bei Hörgeräten kann es in der Nähe von ausgezeichnet. Auch ein möglichst großer tooth- oder WLAN-Geräte bleiben in der Regel
Mobil­funkgeräten zu Störgeräuschen kom- Abstand zwischen dem Gerät und dem Kind und besonders bei körperfernem Betrieb deut-
men. Hier die Empfehlung: Abstand halten hilft, die Exposition zu reduzieren, sofern lich unterhalb der empfohlenen Höchstwerte.
oder Hörgerät abschalten! dadurch die Funktionsfähigkeit des Gerätes In ungünstigen Situationen (zum Beispiel Lap-
nicht beeinträchtigt wird. top auf dem Schoß und Sender unmittelbar
über dem Oberschenkel) können Werte in der
Größenordnung des empfohlenen Höchstwerts
auftreten. Bei Einhaltung der empfohlenen
Höchstwerte sind nach derzeitiger Kenntnis
keine gesundheitlich nachteiligen Wirkun-
gen auf Körpergewebe nachgewiesen. Der
Schnurlose Festnetztelefone Trend zu mobilen Funkanwendungen führt
Schnurlose Telefone für Haus und Garten insgesamt zu einer vermehrten Belastung ge-
übertragen die Sprache aus dem normalen genüber hochfrequenten elektromagnetischen
Telefon­netz per Funk zum Hörer (DECT- Feldern. Das Bundesamt für Strahlenschutz
Standard, Reichweite bis 300 m im Freien empfiehlt generell, die persönliche Strahlen-
und 50 m in Gebäuden). Die verwendeten belastung zu minimieren, um mögliche, aber
Sendeleistungen sind dabei so gering, dass bisher nicht erkannte gesundheitliche Risiken
international empfohlene Grenzwerte deutlich gering zu halten.
unterschritten werden. Beim Kauf sollten
moderne Geräte bevorzugt werden, die nicht
mit der maximalen Sendeleistung senden, son- Vorsorgemaßnahmen:
dern diese dem Bedarf anpassen und deren Wenn möglich,
Basisstationen im Ruhezustand keine Signale Kabelverbindungen bevorzugen.
senden. Ein vorsorglicher Verzicht auf schnur- Zentrale WLAN-Zugangspunkte nicht
lose Telefone trägt auch hier zur Minimierung unmittelbar an Aufenthaltsorten von
der persönlichen Strahlenexposition bei. Personen aufstellen.
Wenn möglich, Reichweite begrenzen und
70 | 71 | Nichtionisierende Strahlung dadurch Sendeleistung reduzieren.
Mikrowellenherde Induktionskochherde
In diesen Geräten wird hochfrequente Auf Induktionsherden werden Mahlzeiten
Strahlung im Gigahertzbereich zum schnel- erwärmt, indem durch ein mittelfrequentes
len Erwärmen von Speisen verwendet. Das Magnetfeld in elektrisch leitfähigen Koch­
Bundesamt für Strahlenschutz hat umfang- töpfen elektrische Ströme erzeugt werden.
reiche Messungen an Mikrowellenherden Diese führen zu einer direkten Erwärmung
durchgeführt. Bei allen Geräten trat in der des Kochtopfes. Für die Töpfe werden
Umgebung der Sichtblende und der Türen ­magnetisierbare Materialien verwendet, um
nur eine sehr geringe Leckstrahlung auf. An die Wärmeentwicklung zu verbessern.
üblichen Aufenthaltsorten in der Nähe von
Mikrowellen­herden liegt die noch erfassbare Sobald der Topf von der Herdplatte genom-
Strahlung um mehr als das Tausendfache men wird, wird automatisch die Stromzufuhr
unter dem Grenzwert. Gesundheitsgefahren abgeschaltet. Es ist dann kein Magnetfeld
gehen daher von intakten Geräten nicht aus. mehr vorhanden. Wenn ein Topf auf der
Bei Einhaltung der Garv­orschriften ent- Herdplatte steht, wird das Magnetfeld durch
sprechen die Nährwertveränderungen den Topf aufgenommen. Steht ein von
der erwärmten Nahrungsmittel denen bei den Herstellern empfohlener Topf mit der
Intelligente Stromzähler – Smart Meter ­konventioneller Erwärmung. Die Mikro­ passenden Größe zentriert auf dem Kochfeld,
Smart Meter sollen zukünftig in deutschen wellen­behandlung von Lebensmitteln ist entstehen in der Umgebung des Herdes nur
Haushalten die bisherigen Stromzähler nicht schädlicher als konventionelle geringe Streufelder. Höhere Magnetfelder
ersetzten. Sie sollen eine gleichmäßigere Aus­ Zubereitungs­verfahren. entstehen bei nicht sachgemäßem Gebrauch
lastung der Stromnetze und eine Steuerung durch zu kleine Töpfe und Pfannen oder
des Verbrauches entsprechend der Verfügbar- Töpfe, die nicht zentral auf der Kochplatte
keit erneuerbarer Energien (zum Beispiel positioniert sind.
aus Wind und Sonne) erlauben. Sie bestehen
aus einem elektronischen Messgerät, das In den üblichen Gebrauchsabständen wird
den Verbrauch sekundengenau erfasst, und der für den entsprechenden Frequenz­
­einem System zur Übertragung der Daten bereich empfohlene Referenzwert für die
zum Versorgungsunternehmen. Die Daten magnetische Flussdichte von 27 µT auch in
werden über Kabel oder drahtlos übermittelt. ungünstigsten Fällen (ungeeigneter Topf,
nicht zentriert platziert) unterschritten. Um
Drahtlose Gerätetypen verwenden zur Daten­ die Exposition mit Magnetfeldern möglichst
übertragung hochfrequente elektromagne- gering zu halten, sollte man geeignete Töpfe
tische Felder. Die Strahlenbelastung durch verwenden und einen Mindestabstand von
drahtlose Smart Meter liegt weit unter den 5 bis 10 Zentimeter von der Vorderkante des
Grenzwerten. Anders als beim Mobilfunk Herdes einhalten. Die bei Induktionsherden
besteht beim Betrieb drahtloser Smart Meter entstehenden Streufelder können möglicher-
kein Körperkontakt zu Personen. Die weise die Funktion von Herzschrittmacher
Zähler werden nicht kontinuierlich ausge- beeinflussen.
lesen und Funkverbindungen deshalb nur
zeitweise aufgebaut. Funktionsbeeinflus-
sungen von aktiven Körperhilfen, wie zum
Beispiel ­Herzschrittmachern, können mit
hoher Sicherheit ausgeschlossen werden.
Die Gesundheit wird durch den Betrieb der
Geräte nicht gefährdet.
Bildschirmgeräte
Wie alle elektrisch betriebenen Büro- und
Haus­haltsgeräte sind auch Bildschirm­
arbeitsplätze und Fernsehgeräte von elektro­
magnetischen Feldern umgeben, die sich
aus der Funktionsweise der Geräte ergeben.
Dabei lassen sich Strahlungsarten aus dem
gesamten Bereich des elektromagnetischen
Spektrums bis hin zur ­ionisierenden Strah-
lung nachweisen. Messungen an Bildschirm-
geräten haben gezeigt, dass keine dieser
Strahlungsarten in einer Größenordnung
auftritt, die auch nur annähernd die gelten-
den Grenzwerte erreicht. Bei den modernen
Flachbildschirmen tritt aufgrund der Bau-
beziehungsweise Funktions­weise (ohne Bild-
schirmröhre) keine ionisierende Strahlung
auf, es überwiegen niederfrequente Magnet-
felder, aber auch diese sind gegenüber denen Elektrisch angetriebene Kraftfahrzeuge Energiesparlampen
von Röhrengeräten deutlich reduziert. Eine vergleichsweise neue Technologie, mit Die Europäische Kommission hat 2009 eine
deren zunehmender Verbreitung in naher Verordnung zur Verbesserung der Ener-
Auch bei einer Häufung vieler Monitore in Zukunft zu rechnen ist, sind elektrisch an- gieeffizienz von Haushaltslampen verab-
einem Raum ist Bildschirmarbeit aus der getriebene Kraftfahrzeuge. Die Feldstärken schiedet. Dies hat zu einem schrittweisen
Sicht des Strahlenschutzes unbedenklich. Ein- niederfrequenter Magnetfelder in mehre- Verkaufsverbot herkömmlicher Glühlampen
schränkungen bei der Bildschirmarbeit sind ren rein elektrisch angetriebenen oder mit zugunsten energieeffizienterer Lampen
bisher aus ergonomischer Sicht getroffen einem Elektro-Hybridantrieb ausgestatteten geführt. Der Einsatz von Energiesparlampen
worden, also aus Gründen der allgemeinen Fahrzeugen wurden vom Bundesamt für (Kompakt­leuchtstofflampen) für allgemeine
Arbeitshygiene. Dazu zählen beispielsweise Strahlenschutz gemessen und bewertet. Lokal Beleuchtungszwecke im Haushalt ist unter
die Dauerbelastung der Augen, Kontraste, begrenzt wurde eine Grenzwertausschöpfung Strahlenschutzaspekten nicht bedenklich. Die
Farben, psychologische Effekte, Gestaltung von bis zu 35 Prozent vor allem während des vorliegenden Untersuchungen zu der emit-
der Arbeitsplätze bei lang anhaltender sitzen- Bremsens und Beschleunigens im Fußbereich tierten optischen Strahlung, die auch einen
der Tätigkeit, Lichteinfall. am Fahrer- und Beifahrersitz festgestellt, in UV-Anteil beinhaltet, sowie zu den auftreten-
anderen Bereichen der Autos und ­während den elektrischen und magnetischen Feldern
Beim Fernsehen zu Hause sollte vor allem auf des normalen Fahrbetriebs waren die Magnet­ bei 50 Hz und im Kilohertzbereich lassen
die Ausleuchtung des Hintergrundes und auf felder deutlich geringer. Es ergaben sich darauf schließen, dass Personen auch bei
einen ausreichenden Betrachtungsabstand ­keine Hinweise auf mögliche Störbeein- geringen Gebrauchsabständen nur unterhalb
geachtet werden, um Beeinträchtigungen des flussungen von implantierten Herzschritt­ der international zum Schutz der Gesundheit
Sehvermögens zu vermeiden. machern. empfohlenen Grenzwerte exponiert werden.

Magnetfelder von einer vergleichbaren


Größen­ordnung treten auch im Fahrgast-
bereich von Eisenbahnzügen auf. Auch in
konventionellen Kraftfahrzeugen können
teilweise relativ hohe, vom konkreten Fahr-
zeug abhängige magnetische Fluss­dichten
auftreten.

72 | 73 | Nichtionisierende Strahlung
Warensicherungsanlagen
Warensicherungsanlagen in Kaufhäusern
arbeiten entweder mit niederfrequenten
Magnetfeldern oder mit hochfrequenten
elektromagnetischen Felder im Bereich um
100 kHz, die mit niedrigen Frequenzen von
einigen Hertz moduliert werden.

Warensicherungsanlagen können die Funk-


tion von Herzschrittmachern beeinflussen.
Zwar sind lebensbedrohliche Situationen
unwahrscheinlich, dennoch sollten Personen
mit Herzschrittmachern die Anlagen zügig
durchschreiten und sich nicht länger als
unbedingt erforderlich zwischen den Detek-
toren aufhalten. Berühren oder Anlehnen an
die Detektoren sollte vermieden werden.

Bereits bei der Planung dieser Anlagen haben Ganzkörperscanner Radaranlagen


Hersteller und Betreiber der Geräte mögliche Für Sicherheitskontrollen, vor allem an Flug­- Die Intensität der hochfrequenten Strahlung
Gefährdungen von Personen auszuschließen. häfen (Passagierkontrollen), werden zu- in der Umgebung großer Radaranlagen,
nehmend sogenannte Ganzkörperscanner zum Beispiel an Flugplätzen, wird von den
verwendet. Die Geräte können verbotene, Anwohnern meist überschätzt. Die Feldein­
unter der Kleidung verborgene Gegenstände wirkungen im Umkreis der Radaranlagen
detektieren und lokalisieren. Im Unterschied sind in öffentlich zugänglichen Bereichen so
zu Metalldetektoren reagieren diese Geräte gering, dass keine Gefahren für die Gesund-
auch auf nichtmetallische Objekte wie zum heit der Bevölkerung davon ausgehen. Auch
Beispiel Sprengstoff. Die Geräte nutzen übliche Verkehrs-Radar­geräte auf Schiffen
Millimeterwellen- oder Terahertzstrahlung oder bei der Geschwindig­keits­kontrolle im
mit sehr hohen Frequenzen. Die Eindringtiefe Straßenverkehr schöpfen bereits in ­geringer
dieser Strahlung in den menschlichen Körper Entfernung von wenigen Metern den Grenz­
beträgt nur wenige Millimeter. Sie kann wert nur zu einem Bruchteil aus. Dies ist
nur die Haut und das unmittelbar darunter sowohl für das Bedienpersonal als auch für
liegende Gewebe erreichen, nicht aber die die Bevölkerung gesundheitlich unbedenk-
inneren Organe. lich. Als unerwünschter Nebeneffekt tritt im
Inneren von leistungsstarken Radar-­Sendern
Das Bundesamt für Strahlenschutz hat im allerdings auch Röntgenstrahlung auf.
Jahr 2010 zur Abschätzung der zu erwar- Eine höhere Exposition durch die Röntgen­
tenden Strahlenbelastung der kontrollierten strahlung ist aber nur dann gegeben, wenn
Personen Messungen an Ganzkörperscannern das Schutzgehäuse während des Betriebes,
durchgeführt. Die Geräte halten die inter- zum Beispiel bei Wartungsarbeiten, geöffnet
national für die allgemeine Bevölkerung ist.
empfohlenen Personenschutzgrenzwerte
sicher ein. Die typische Strahlenbelastung
der kontrollierten Fluggäste bewegt sich zwi-
schen 0,0001 und 0,001 Prozent des empfoh-
lenen Grenzwerts, in ungünstigen Situationen
(wiederholte Untersuchungen, längerer
Aufenthalt im Scanner) kann sie 1 Prozent
des Grenzwertes erreichen.
© QUERMEDIA

Die Sonne verwandelt einen


Teil ihrer Materie in Energie,
die hauptsächlich als
Licht, Wärme und zu etwa
8 Prozent als ultraviolette
Strahlung die Erde erreicht.

Die UV-C-Strahlung und große Bereiche der UV-B-Strahlung


werden im Ozon der hohen Atmosphäre zurückgehalten

UV-C UV-B

OZONSCHICHT
Optische Strahlung

Vor allem das sichtbare Licht und die Wärme Abschmirmung durch die Atmosphäre
der Sonnenstrahlung steigern das Wohl­ Die ultraviolette (UV-)Strahlung ist der ener-
befinden und fördern die Durchblutung und giereichste Teil der optischen Strahlung. Sie
den Kreislauf. Zu viel Sonnenbaden hat bildet im elektromagnetischen Spektrum den
aber leider auch erhebliche „Schattenseiten“. Übergang zur ionisierenden Strahlung. Je
In der Freizeit, im Urlaub, bei der Arbeit und kurzwelliger und damit energiereicher diese
im normalen Alltag ist die Bevölkerung der Strahlung ist, desto schädlicher wird sie für
natürlichen UV-Strahlung durch die Sonne den Menschen. Besonders energiereiche An-
ausgesetzt. Viele Menschen fahren jährlich in teile der UV-Strahlung der Sonne erreichen
die Schönwettergebiete der Erde, um braun- die Erdoberfläche kaum. Sie werden über­
gebrannt aus dem Urlaub heimzukehren. Oft wiegend im Ozon der hohen Atmosphäre zu-
wird braune Haut gleichgesetzt mit Fitness und rückgehalten, so die kurzwellige UV-C-Strah-
Gesundheit. Um diesen kosmetischen Effekt zu lung und große Bereiche der UV-B-Strahlung.
erzielen, werden auch künstliche UV-Strahlen- Sinkt der Ozongehalt in der Atmosphäre,
quellen wie Solarien genutzt. so steigt der Anteil kurzwelliger UV-B-Strah-
lung, der zur Erdoberfläche durchdringen
kann und deren biologische Wirksamkeit
Zu viel UV-Strahlung besonders groß ist. Bisher ist nicht klar

kann schaden. Sie vorherzusagen, wie sich diese Entwicklung in


der Zukunft gestalten wird. Das Bundesamt
ist der Hauptrisikofaktor für Strahlenschutz trägt zusammen mit dem
Umweltbundesamt (UBA), dem Deutschen
für Hautkrebs. Der Wetterdienst (DWD) und weiteren assoziier-

einzige bekannte ten Institutionen mit einem bundesweiten


UV-Messnetz dazu bei, diese Verhältnisse
positive Effekt der zu erforschen. Es misst kontinuierlich die
bodennahe UV-Strahlung, die von der Sonne
UV-Strahlung, genauer emittiert die Erde erreicht. Damit werden

gesagt der auch die Veränderungen erfasst, die mit dem


Sonnenstand einhergehen, also von Sommer

UV-B-Strahlung, ist die zu Winter und von Nord nach Süd. Ebenso
werden der Einfluss der Bewölkung und der
Anregung der Bildung Ozonausdünnung in der hohen Atmosphäre

des körpereigenen
festgehalten.

Vitamin D. Hierfür sind


jedoch keine langen
Sonnenbäder oder gar
UV-A
Sonnenbrände nötig.
Wirkungen der UV-Strahlung auf den In gewissem Umfang kann sich die Haut vor Für die Zunahme von Hautkrebserkrankungen
Menschen UV-Schäden schützen, zum Beispiel durch spielt die UV-Belastung eine wichtige Rolle.
Hauptsächlich wirkt UV-Strahlung auf die Pigmentierung (Bräunung) oder den Aufbau Gegenüber früher hat sich das Freizeit- und
Haut des Menschen, aber auch ­Wirkungen einer sogenannten Lichtschwiele. Allerdings Sozialverhalten vieler Menschen erheblich
auf das Auge sind bekannt. Es ist jeweils kann der Eigenschutz der Haut das Auftreten geändert. So reist ein hoher Prozentsatz der
­zwischen akuten und chronischen Wirk­­ eines Sonnenbrandes nur zeitlich verzögern. deutschen Bevölkerung vorwiegend in Ur-
ungen zu unterscheiden, die erst nach Schädigungen des Erbgutes werden dadurch laubsgebiete mit hoher Sonneneinstrahlung.
­län­geren Einwirkdauern auftreten. nicht verhindert. Vom sogenannten „Vor- Verhaltensempfehlungen beim Sonnen­
bräunen“ im Solarium wird abgeraten. Im baden sollten auch aus diesem Grund befolgt
Akute Wirkungen Solarium wird überwiegend UV-A-Strahlung werden, um schädlichen gesundheitlichen
Zu den akuten Schäden an den Augen ge­hö­- emittiert, die weder eine lang anhaltende Wirkungen rechtzeitig vorzubeugen.
ren schmerzhafte Entzündungen der Binde­ Bräunung erzeugt, noch zur Bildung einer

Nach Einschätzung des


haut und der Hornhaut. Die Schädigung Lichtschwiele führt. Die Haut wird nur un-
macht sich circa sechs bis acht Stunden nach nötigerweise zusätzlichen UV-Bestrahlungen
der UV-Bestrahlung bemerkbar. Da in der
Hornhaut und der Bindehaut neue Zellen
ausgesetzt.
Robert-Koch-­Instituts
nachgebildet werden können, klingt die Ent- Langfristige Wirkungen haben sich die
zündung in aller Regel nach einigen Tagen Langfristig kann die UV-Bestrahlung der
wieder ab. Augen unter anderem zur Bildung eines Ka- altersstandardisierten
Von den akuten Wirkungen an der Haut
tarakts („Grauer Star“) beitragen. UV-A- und
UV-B-Strahlung werden hauptsächlich von
Erkrankungsraten für
ist an erster Stelle der Sonnenbrand zu den vorderen Augenmedien (Hornhaut und das maligne Melanom
­nennen, der vor allem durch UV-B-Strahlung Linse) aufgenommen. Ein geringer Anteil
hervorgerufen wird. Die mildeste Form des der UV-A-Strahlung kann jedoch auch bis zur seit den 1980er Jahren
Sonnenbrandes ist eine Hautrötung. Sie
tritt bis zu 12 Stunden nach einer Bestrah-
Netzhaut vordringen. Daher wird UV-Strah-
lung auch mit Netzhautveränderungen und
mehr als verdreifacht.
lung auf und verschwindet erst allmählich der Makuladegeneration (Makula = Gelber Circa 2.500 Menschen
innerhalb mehrerer Tage. Schlimmer jedoch Fleck = Ort des schärfsten Sehens) in Zusam-
sind Entzündungen oder Blasenbildungen menhang gebracht. sterben jährlich in
sowie nachfolgendes Schälen der Haut als
Folge schwerer Sonnenbrände. In jedem Fall
Eine langfristige Wirkung von UV-Bestrahlung
auf die Haut ist eine vorzeitige Alterung.
Deutschland an dieser
sind Sonnenbrände ein sichtbares Zeichen Insbesondere durch UV-A-Strahlung wird das Form des Hautkrebses.
dafür, dass die Haut geschädigt wurde. In Bindegewebe und damit die Elastizität der
den Zellen der Haut verursacht UV-Strah- Haut geschwächt. Diese chronische Wirkung
lung Schäden an der Erbsubstanz, der DNS. ist sicherlich von vielen Sonnenanbetern
Zelleigene Reparatursysteme können diese nicht erwünscht.
Schäden meistens beseitigen. Mit der Zahl
der Schäden steigt aber die Wahrscheinlich- Hautkrebs
keit, dass bleibende Erbgutveränderungen Die gefährlichste chronische Wirkung von
(Mutationen) entstehen, durch die sich häufigen und langandauernden UV-Bestrah-
langfristig das Risiko für die Entstehung einer lungen ist jedoch der Anstieg des Risikos für
Krebserkrankung erhöht. verschiedene Hautkrebsarten. Risiko­faktoren
hierfür sind unter anderem die im Laufe
Allergische und phototoxische Reaktionen eines Lebens erhaltene UV-Dosis und Sonnen-
der Haut sind als weitere akute Wirkungen brände. Vor allem Sonnenbrände im Kindes-
der UV-Strahlung bekannt. In vielen Fällen alter erhöhen das Risiko, später an Hautkrebs
werden sie durch UV-A-Strahlung in Ver­ zu erkranken.
bindung mit verschiedenen in Medikamen- Bedeutsam wegen seiner Bösartigkeit ist vor
ten oder Kosmetika enthaltenen Substanzen allem der schwarze Hautkrebs, das soge-
hervorgerufen. nannte maligne Melanom. Daneben sind die
­hellen Hautkrebsarten, das Basalkarzinom
und das Plattenepithelkarzinom, zu nennen.

76 | 77 | Nichtionisierende Strahlung
UV Index
UV UV UV UV UV UV UV UV UV UV UV

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
INDEX INDEX INDEX INDEX INDEX INDEX INDEX INDEX INDEX INDEX INDEX

NIEDRIG MITTEL HOCH SEHR HOCH EXTREM

Kein Schutz Schutz erforderlich Schutz absolut erforderlich


erforderlich
In der Mittagszeit Schatten suchen, entsprechende Kleidung, In der Mittagszeit möglichst nicht draußen aufhalten!
Gefahrloser Aufenthalt Hut und Sonnenbrille tragen, Sonnenschutzmittel mit ausreichendem Unbedingt Schatten suchen! Entsprechende Kleidung,
draußen möglich. Schutzfaktor auftragen. Hut, Sonnenbrille und Sonnencreme mit ausreichendem
Schutzfaktor sind dringend nötig.

5 Küste
5
Jedes Norden
Jahr von April bis 5 5
September wird alle drei
Tage eine Vorhersage für den
UV-Index in Deutschland vom 5 Mitte
Bundesamt für Strahlenschutz 5
erstellt (in Zusammenarbeit
mit dem Umweltbundesamt
und dem Deutschen
6 Süden 6
Wetterdienst). Quelle: Aus der „Verordnung zum
Schutz vor schädlichen Wirkungen
Alpen künstlicher ultravioletter Strahlung“
6 6 (UV-Schutz-Verordnung - UVSV)

Hauttypen und ihre Reaktion auf die Sonne

HAUTTYP* I II III IV V VI
NATÜRLICHE HAUTFARBE hell bis hellbraun, dunkelbraun
sehr hell hell dunkelbraun
hellbraun oliv bis schwarz

SOMMERSPROSSEN/
EXTREM
SONNENBRANDFLECKEN sehr häufig häufig selten keine keine keine

NATÜRLICHE HAARFARBE rötlich bis dunkelblond dunkelbraun


blond bis braun dunkelbraun schwarz
rötlich-blond bis braun bis schwarz

blau, grün, braun bis


AUGENFARBE blau, grau grau, braun dunkelbraun dunkelbraun dunkelbraun
grau, braun

REAKTION AUF DIE SONNE

immer und fast immer, selten sehr extrem


SONNENBRAND schmerzhaft schmerzhaft bis mäßig selten selten selten

BRÄUNUNG kaum bis schnell und


keine fortschreitend keine keine
mäßig tief

ERYTHEMWIRKSAME
SCHWELLENBESTRAHLUNG** > 200 J/m2 > 250 J/m2 > 350 J/m2 > 450 J/m2 > 800 J/m2 > 1.000 J/m2

74 | 78
78 79 | Nichtionisierende Strahlung
Jeder Sonnenbrand ist
zu vermeiden! Eltern
stehen dabei für ihre
Kinder in besonderer
Verantwortung. Aufenthalte
in der Mittagssonne sind im
Sommer zu vermeiden!

© HENRY CZAUDERNA / FOTOLIA

Hauttypen aufhalten und geeignete lockere Kleidung, flektiert die UV-Strahlung zusätzlich. Im Früh-
Die Haut der Menschen reagiert nicht ein- die den Körper bedeckt und UV-Strahlung jahr können deshalb beim Wintersport in den
heitlich gegenüber UV-Strahlung. Sehr blasse zurückhält, tragen. Unbedeckte Körperpartien Bergen bereits erhebliche UV-Belastungen für
Menschen mit heller Haut, rötlichen oder sollten ausreichend mit Sonnenschutzmitteln Augen und Haut auftreten. Es gibt Menschen,
blonden Haaren sind bedeutend empfindli- eingecremt werden. Diese sollten sowohl im die gegenüber der UV-Strahlung besonders
cher als dunkelhaarige, brünette Menschen, UV-A-Bereich als auch im UV-B-Bereich schüt- empfindlich sind und damit ein höheres ge-
die es teilweise wesentlich länger in der zen, einen ausreichenden Lichtschutzfaktor sundheitliches Risiko haben als andere. Dazu
Sonne aushalten. Diese unterschiedlichen aufweisen und wenigstens 30 Minuten vor gehören vor allem Personen,
Empfindlichkeiten werden bei der Einteilung dem Sonnenbad aufgetragen werden, damit • die empfindliche Haut haben,
in sechs verschiedene Hauttypen berücksich- die Sonnencreme in die Haut einziehen kann. • die immer einen Sonnenbrand bekommen
tigt. Jeder Mensch sollte nach Möglichkeit Für Kinder empfiehlt das Bundesamt für und kaum eine Bräunung erreichen
wissen, zu welchem Hauttyp er gehört, um Strahlenschutz mindestens den Lichtschutz- (Hauttyp I),
sein Verhalten in der Sonne bewusst ­ge­stalten faktor 30. Säuglinge und Kleinkinder unter • die auffällige, besonders viele oder große
zu können. Zu beachten ist jedoch, dass die 2 Jahren sollten überhaupt nicht der direkten angeborene Pigmentmale aufweisen,
Übergänge zwischen den Hauttypen fließend Sonnenstrahlung ausgesetzt werden. Nach • die zu Sommersprossen neigen oder viele
sind. Im Zweifelsfall sollte man sich dem Möglichkeit sollten Deodorants, Parfüms und Sonnenbrände in der Kindheit erlitten
empfindlicheren Hauttyp zuordnen. Die Haut Rasierwässer nicht angewendet werden, da haben,
von Kindern ist generell sehr empfindlich die darin enthaltenen Substanzen photo­ • die an Hautkrebs oder Vorstufen da-
gegenüber UV-Strahlung und daher stets toxische oder photoallergische Reaktionen von e
­ rkrankt sind, schon einmal daran
besonders zu schützen. der Haut auslösen können. erkrankt waren oder die eine familiäre
Veranlagung zu Hautkrebs besitzen.
Persönlicher Schutz vor UV-Strahlung Auch die Augen müssen geschützt werden.
Vor den schädlichen Wirkungen der UV-Strah- Eine gute Sonnenbrille hilft, Augenschäden Diese Personen sollten besonders auf ange-
lung kann man sich schützen, indem man zu vermeiden. Sie sollte einen Hinweis auf die messenen UV-Schutz achten. Für hellhäutige
sein persönliches Verhalten bewusst darauf geltende DIN-Norm und eine Markierung wie Menschen sollte „vornehme Blässe“ wieder
einstellt. Vor allem in den Sommermonaten „UV400“ oder „100%-UV-Schutz“ auf­weisen, zum Ideal für gesundes Aussehen werden.
oder im Urlaub sollte auf ausgiebige, lang­ zum Schutz vor Streustrahlung über breite Das Bundesamt für Strahlenschutz rät:
anhaltende Aufenthalte in der Mittagssonne Bügel verfügen und gut am Gesicht anliegen. Schützen Sie sich ausreichend vor den
verzichtet werden. Wenn dies nicht möglich Die UV-Einstrahlung in großen Höhenlagen ­schädlichen Strahlenwirkungen der Sonne –
ist, sollte man sich möglichst im Schatten ist intensiver als im Flachland und Schnee re- der eigenen, gesunden Haut zuliebe!

Quelle: Aus der „Verordnung zum Schutz (UV-Schutz-Verordnung - UVSV)


vor schädlichen Wirkungen künstlicher * In Zweifelsfällen soll der Nutzerin oder dem Nutzer empfohlen werden, den Hauttyp ärztlich bestimmen zu lassen.
ultravioletter Strahlung“ ** Der Begriff Erythemwirksamkeit bezeichnet die Fähigkeit ultravioletter Strahlung, in der Haut nach Überschreitung bestimmter Schwellen-
Nutzung von Solarien Gesetze und Verordnungen Die UV-Schutz-Verordnung regelt:
Solarien sind UV-Bestrahlungsgeräte, die für Seit August 2009 gilt das „Gesetz zum Schutz • Anforderungen an den Betrieb von
kosmetische Zwecke genutzt werden. Ein vor nichtionisierender Strahlung bei der UV-Bestrahlungsgeräten;
Solarium besteht aus einer künstlichen UV- Anwendung am Menschen“ (NiSG) und seit • Einsatz, Aufgaben und Qualifikation
Strahlenquelle, optischen ­Komponenten wie 1. Januar 2012 ist die zugehörige „Verord- von Fachpersonal in Solarien;
Filtern und Reflektoren und einem mecha- nung zum Schutz vor schädlichen Wirkun- • Schulung und Fortbildung zum
nischen Aufbau mit festgelegter Nutz­fläche. gen künstlicher ultravioletter Strahlung“ Fachpersonal in Solarien;
Entscheidende Bewertungsgröße eines Sola- (UV-Schutz-Verordnung) in Kraft. Laut Gesetz • Informationspflichten gegenüber den
riums ist die erythemwirksame Bestrahlungs- darf seit August 2009 die Benutzung von Nutzerinnen und Nutzern von Solarien,
stärke auf der Nutzfläche. Solarien in Sonnenstudios, ähnlichen Ein- • Dokumentationspflichten derjenigen,
richtungen oder sonst öffentlichen Räumen die UV-Bestrahlungsgeräte betreiben;

Bei Nutzung von Solarien


Minderjährigen nicht gestattet werden. Die • Bußgeldvorschriften bei Zuwiderhandlung
Betreiber von Solarien sind für die Einhal- sowie

können akute und chronische tung dieses Nutzungsverbots verantwortlich. • Übergangsvorschriften für Altgeräte
und für im Rahmen des freiwilligen
Strahlenwirkungen auf Zertifizierungsverfahrens von Solarien
nach den Kriterien des Bundesamts für
Auge und Haut auftreten, Strahlenschutz geschultes Personal.

wie sie von der natürlichen


UV-Strahlung der Sonne
her bekannt sind. Um dies
zu vermeiden, sollte der
Besuch von Solarien zu
kosmetischen Zwecken, zur
Steigerung des allgemeinen
Wohlbefindens oder zur
nicht-medizinischen
Gesundheitsprophylaxe
unterbleiben.

80 | 81 | Nichtionisierende Strahlung
Das Bundesamt für Strahlenschutz ­empfiehlt DER CHECK FÜR IHRE GESUNDHEIT
jedem, der trotz der gesundheitlichen Risiken
Kann einer der aufgelisteten Punkte nicht mit „Ja“ beantwortet werden, dann sollten Sie das
ein Solarium nutzen möchte, selbst zu über- Solarium nicht nutzen, unabhängig davon, welches Zertifikat Sie dort vorfinden:
prüfen, ob auf den ihm zustehenden Gesund-
heitsschutz geachtet wird. Dazu dient eine
Die Solarien werden durch speziell geschultes Fachpersonal beaufsichtigt.
praktikable Checkliste, der Solarien-Check.

DAS PERSONAL
lässt keine Person unter 18 Jahren ein Solarium nutzen;
hat auf die Gesundheitsschädlichkeit der UV-Strahlung hingewiesen;
rät Personen mit Hauttyp I oder II von einem Solarienbesuch ab;
hat ungefragt eine Informationsschrift über die Wirkung der UV-Strahlung ­ausgehändigt.
Die Inhalte der Informationsschrift sind veröffentlicht in der UV-Schutz-Verordnung
Bundesgesetz­blatt, 2011 (im PDF auf Seite 16 und 17);
HAT SICH ERKUNDIGT, OB
Sie Medikamente einnehmen;
bei Ihnen häufig Sonnenbrände, vor allem in der Kindheit, aufgetreten sind;
Sie auffällige und/oder viele Muttermale haben;
bei Ihnen oder in Ihrer Familie Hautkrankheiten und/oder Hautkrebserkrankungen
bestehen, beziehungsweise früher bestanden;
rät vom Solarienbesuch ab, wenn mindestens eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet wurde;
fragt, wie lange der letzte Solarienbesuch zurückliegt;
bestimmt den Hauttyp;
erstellt einen individuellen Dosierungsplan über zehn Bestrahlungen;
händigt ungefragt eine Schutzbrille aus;
weist darauf hin, dass man das Solarium nur ungeschminkt und ohne Parfüm nutzen soll.

IN DEN GESCHÄFTSRÄUMEN FINDET MAN (GUT SICHT- UND LESBAR)


den Hinweis „Benutzung von Solarien für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren verboten“;
einen Aushang der Ausschlusskriterien. Die Ausschlusskriterien sind veröffentlicht in der
UV-Schutz-Verordnung (im PDF auf Seite 15 und 16);

IN DER KABINE FINDET MAN (GUT SICHT- UND LESBAR)


einen Aushang der Schutzhinweise. Die Schutzhinweise sind veröffentlicht in der
UV-Schutz-Verordnung, Bundesgesetzblatt, 2011;
Informationen über die Dauer der Erstbestrahlung spezifisch für das in der Kabine stehende Gerät;
Informationen über die maximale Höchstbestrahlungsdauer für Hauttyp I bis IV spezifisch für
das in der Kabine stehende Gerät und mit dem Hinweis, dass die Bestrahlung für Hauttyp I
und II ausgeschlossen ist.

DAS SOLARIUM SELBST


verfügt über eine Notabschaltung;
hat eine Markierung für den einzuhaltenden Mindestabstand, falls Sie sich frei vor das Gerät
stellen oder setzen können;
ist mit dem Hinweis versehen: „Warnung!“ – „Vorsicht! UV-Strahlung kann akute Schäden
an Augen und Haut verursachen, führt zu vorzeitiger Hautalterung und erhöht das Risiko,
an Hautkrebs zu erkranken. Empfehlungen zum Gesundheitsschutz beachten! Schutzbrille
tragen! Medikamente und Kosmetika können die UV-Empfindlichkeit der Haut erhöhen.“;
wird vom Personal gereinigt und desinfiziert.
Der Einsatz optischer Strahlung
für kosmetische Zwecke und im
Wellnessbereich
Neben dem Einsatz künstlicher UV-Strahlung
im Solarium werden zunehmend sichtbares
Licht und Infrarot-Strahlung (Wärmestrahlung)
zu kosmetischen Zwecken eingesetzt:
• zur dauerhaften Haarentfernung,
• zur Entfernung von Tätowierungen,
• zur Reduktion von Falten,
• zur Entfernung von „Altersflecken“ und
kleinen Blutgefäßen („Besenreiser“).

Eingesetzte Strahlenquellen
Im Einsatz sind meist starke Laser, IPL-Systeme
(IPL = Intense pulsed light, auch „Blitzlampen“
genannt) oder Licht emittierende Dioden (LED).
Laser liefern gebündelte Strahlung mit hoher
Energie- und Leistungsdichte, die kontinuier-
lich oder gepulst abgegeben wird. Sie besteht
meist nur aus einer oder wenigen Wellen-
längen im ultravioletten, sichtbaren oder
infraroten Bereich des elektromagnetischen
Spektrums.
IPL-Systeme strahlen breitbandig (Wellen­längen
von circa 250 – 1.400 nm) und gepulst, wobei
der Bereich durch Filter meist auf Wellen­
längen des sichtbaren Lichts und des Infrarot
eingeengt wird. Licht emittierende Dioden
(LED) wandeln elektrische Energie in optische
Strahlung um und strahlen gerichtet ab, aller-
dings nicht so fokussiert wie beim Laser. Jede
einzelne LED gibt nur eine schmale Bandbreite
an Wellenlängen ab. LEDs werden zum Beispiel
für die sogenannte „Hautverjüngung“ oder
zum Aushärten von Nagellack eingesetzt.

82 | 83 | Nichtionisierende Strahlung
© IMAGE SOURCE / IMSIS618-059 /GETTYIMAGES
Tätowierungen werden Epilation und Entfernung von Tattoos
Unerwünschter Haarwuchs soll möglichst
Risiken
Um die gewünschten Effekte zu erreichen,
entfernt, indem die dauerhaft reduziert, das missglückte Tattoo ent- müssen Expositionsgrenzwerte überschritten
fernt werden? Wird hierfür optische Strahlung werden. Bei fehlerhafter Anwendung bestehen
Farbpigmente des Tattoos eingesetzt, ist das Wirkprinzip in beiden Fällen vor allem thermische Risiken für Haut und

mit extrem kurzen ähnlich. Die Energie der optischen Strahlung


wird entweder vom Farbstoff Melanin oder den
Augen. Augenschutz ist daher erforderlich.
Die Haut kann verbrannt werden oder die Pig-
Laserpulsen geeigneter jeweiligen Tattoo-Farbstoffen aufgenommen mentierung kann sich ändern. Zu den Haupt-
und in Wärme umgewandelt. fehlern gehören die Anwendung zu hoher
Wellenlänge „beschossen“ Energiedichte, die Verwendung nicht geeigne-

und in Bruchstücke Durch das lokale Erhitzen werden die für das
Haarwachstum verantwortlichen Strukturen
ter Geräte, die Behandlung stark gebräunter
Personen und fehlende Kühlung.

zerlegt werden. geschädigt oder zerstört beziehungsweise der Anwender müssen zudem wissen, wann
Tattoo-Farbstoff zertrümmert. Die Anwendung eine Behandlung nicht angezeigt ist (Kontra­
muss an den individuellen Farbstoffgehalt der indikation). Insbesondere sollen keine pigmen-
Haut, der Haare und an die Haardicke der tierten Hautveränderungen wie „Muttermale“
zu behandelten Person angepasst werden. Ent- oberflächlich verändert werden, da dies die
hält das Haar möglichst viel, das umge­bende rechtzeitige Diagnose von Hautkrebs erschwe-
Gewebe möglichst wenig Melanin, werden ren oder verhindern kann.
bevorzugt die haarbildenden Strukturen und Die kommerzielle Anwendung optischer Strah-
nicht die Umgebung zerstört. Ist die Haut stark lung ist nicht auf Personen mit medizinischer
pigmentiert (dunkler Hauttyp, Bräunung), Ausbildung beschränkt. Verbraucherinnen
steigt das Risiko für Nebenwirkungen. Da die und Verbraucher sollten sich über die Qualifi­
Behandlung nur auf den Teil der Haarfollikel kation der professionellen Anwenderinnen und
wirkt, in denen gerade ein Haar wächst, muss Anwender informieren. Aus Sicht des Strahlen-
die Prozedur in zeitlichen Abständen mehrfach schutzes sollte nur qualifiziertes Personal
wiederholt werden. mit der nötigen Fach- und Sachkenntnis kosme­
Tätowierungen werden entfernt, indem die tische Behandlungen mit starken optischen
Farbpigmente des Tattoos mit extrem Strahlenquellen vornehmen und die Haut vor­-
kurzen Laserpulsen geeigneter Wellenlänge her von einem Dermatologen oder einer
„beschossen“ und in Bruchstücke zerlegt Dermato­login beurteilt werden.
werden. Bei mehrfarbigen Tattoos werden
gegebenen­falls unterschiedliche Laser ein­ Heimgeräte
gesetzt. Auch diese Prozedur muss oft mehr- Für viele kosmetische Anwendungen gibt es
fach wiederholt werden. mittlerweile auch Heimgeräte. Teilweise sind
leistungsstarke optische Strahlungsquellen,
­gegebenenfalls sogar Laser der höchsten
­Klassen verbaut. Gemäß Herstellerangaben
sorgen Kontaktsensoren dafür, dass bei Verlust
des Hautkontakts keine für die Augen gefähr-
liche Strahlung mehr aus den Geräten austritt.
Trotzdem ist bei Anwendungen im Gesicht,
vor allem im Bereich der Augen, bei gepulsten
Strahlenquellen wie Lasern oder IPL-Geräten
besondere Vorsicht geboten! Die Hersteller­
informationen und Gerätebeschreibungen sind
unbedingt zu beachten.
Glossar

84 | 85 | Glossar
A B E
ABSORPTION BETATEILCHEN ELEKTRODE
Aufnahme der Energie einer Teilchen- oder Beim Kernzerfall bestimmter Radionuklide Bauteil in der Elektrotechnik, das Elektronen
Wellenstrahlung durch Materie. Die von biologischen ausgesandtes Elektron oder Positron. abgibt oder aufnimmt oder von dem ein elektrisches
Geweben absorbierte Energie ist Grundlage für die Feld ausgeht.
Berechnung der vom Organismus aufgenommenen
Dosis. ELEKTRON
D Elementarteilchen mit einer negativen elektrischen
AKTIVITÄT Elementarladung.
Aktivität ist die Anzahl der pro Zeiteinheit in einem DOSIS
radioaktiven Stoff auftretenden Kernumwandlungen. Die Dosis ist ein Maß für eine näher anzugebende EXPOSITION
Die Maßeinheit der Aktivität ist das Becquerel Strahlenwirkung. Als Exposition bezeichnet man das
(Kurzzeichen: Bq), mit der die Anzahl der radioaktiven • ENERGIEDOSIS: Ausgesetztsein eines Organismus gegenüber
Kernumwandlungen pro Sekunde angegeben wird. Sie beschreibt die Energie, die einem bestimmten Umwelteinflüssen.
Da Radionuklide in Stoffen mit verschiedenen Volumenelement beliebiger Materie durch
Aggregatzuständen enthalten sein können, wird die ionisierende Strahlung zugeführt wird,
Aktivitätsangabe auch häufig auf diese bezogen, zum bezogen auf seine Masse. Die Maßeinheit
Beispiel Becquerel pro Gramm (Bq/g) in Feststoffen, der Energiedosis ist das Gray (Gy). F
Becquerel pro Liter (Bq/l) in Flüssigkeiten oder • ÄQUIVALENTDOSIS:
Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3) in Luft. Die Äquivalentdosis berücksichtigt die FELD
unterschiedliche biologische Wirkung Räumlich abhängige physikalische Größe. Im
ALPHATEILCHEN verschiedener Strahlenarten. Sie wird als vorliegenden Zusammenhang werden betrachtet:
Beim Kernzerfall bestimmter Radionuklide Produkt der Energiedosis und einem • ELEKTRISCHES FELD:
ausgesandtes, positiv geladenes Teilchen. Es besteht Qualitätsfaktor für die jeweilige Strahlung Kraftfeld zwischen elektrisch geladenen Körpern.
aus zwei Neutronen und zwei Protonen und ist der berechnet. Die Maßeinheit der Äquivalentdosis Entsprechend der Größe seiner elektrischen
Kern eines Heliumatoms. ist das Sievert (Sv). Ladung wird auf einen Körper im elektrischen Feld
• ORGANDOSIS: eine Kraftwirkung ausgeübt. Maß für die Stärke
ATOM Die Organdosis ist das Produkt aus der mittleren und Richtung dieser Kraftwirkung ist die elektrische
Alle festen, flüssigen und gasförmigen Stoffe Energiedosis in einem Organ, Gewebe oder Feldstärke E, die in Volt pro Meter (V/m)
bestehen aus Atomen. Die Eigenschaften des Körperteil und dem Strahlungs-Wichtungsfaktor. angegeben wird.
Stoffes werden durch die Zusammensetzung der Die Einheit der Organdosis ist Sievert (Sv). • MAGNETISCHES FELD:
Atome bestimmt. Atome verschiedener Elemente • EFFEKTIVE DOSIS: Magnetische Felder treten in der Umgebung von
unterscheiden sich in Größe, Masse und den Die effektive Dosis berücksichtigt die stromdurchflossenen Leitern und Dauermagneten
Möglichkeiten, Verbindungen mit anderen Atomen unterschiedliche Empfindlichkeit der Organe auf. Die magnetische Feldstärke H kennzeichnet
einzugehen. Ein Atom besteht aus einem sehr und Gewebe bezüglich der stochastischen Stärke und Richtung des magnetischen Feldes,
dichten Kern und einer Atomhülle. Die Hauptmasse Strahlenwirkung. Sie ist das Produkt aus der ihre Maßeinheit ist Ampere pro Meter (A/m).
des Atoms ist in Form von Protonen (elektrisch Äquivalentdosis und einem Bewertungsfaktor Neben der magnetischen Feldstärke beschreibt
positiv geladene Elementarteilchen) und Neutronen (Gewebe-Wichtungsfaktor). Die effektive Dosis auch die magnetische Flussdichte B die Stärke
(elektrisch neutrale Elementarteilchen) im erhält man durch Summation der gewichteten des magnetischen Feldes, Maßeinheit ist das
Kern konzentriert. Die Anzahl dieser schweren Äquivalentdosen der einzelnen bestrahlten Tesla (T). 1 T = 1 Vs/m2, gebräuchlich ist die
Kernbausteine ergibt die Massenzahl, zum Organe und Gewebe. Die Wichtungsfaktoren Maßeinheit Mikrotesla (μT). Für die Umrechnung
Beispiel 222 bei Radon-222. Die Atomhülle besteht berücksichtigen die unterschiedliche gilt: 1 μT entspricht 0,8 A/m.
aus negativ geladenen Elektronen. Strahlenempfindlichkeit der Organe und Gewebe. • ELEKTROMAGNETISCHE WELLE:
Die Einheit der effektiven Dosis ist Sievert (Sv). Von elektromagnetischen Wellen spricht man, wenn
zeitlich veränderliche elektrische und magnetische
DOSISLEISTUNG Felder sich im Raum ausbreiten.
Die Dosisleistung gibt die Strahlendosis pro
Zeiteinheit an, zum Beispiel Millisievert pro Stunde FREQUENZ
(mSv/h). Anzahl der Schwingungen in einer Zeiteinheit;
die Maßeinheit der Frequenz ist das Hertz (Hz):
1 Hz = 1 Schwingung pro Sekunde = 1/s. Frequenz
und Wellenlänge sind miteinander verknüpft.
Niedrige Frequenz f – große Wellenlänge

Frequenz und Wellenlänge


Hohe Frequenz f – kleine Wellenlänge

H K
HALBWERTSZEIT IONISIERENDE STRAHLUNG KERNSPALTUNG
Zeitintervall, in dem die Aktivität eines radioaktiven Strahlung, die in der Lage ist, Ionisations­vorgänge an Spaltung schwerer Atomkerne durch Beschuss mit
Stoffes um die Hälfte abnimmt. Atomen und Molekülen in der von ihr durchdrungenen Neutronen, wobei große Energiemengen freigesetzt
Materie zu bewirken. werden. Außerdem werden neue Neutronen frei,
• ALPHASTRAHLUNG: die weitere Kernspaltungen auslösen können.
Teilchenstrahlung in Form von Kernen des Elements Kernspaltung kann auch spontan, d. h. ohne Anregung
I Helium (Alphateilchen). von außen, auftreten.
• BETASTRAHLUNG:
INDUKTION Teilchenstrahlung in Form von Elektronen oder KOLLIMATOR
Vorgang, bei dem in einem Leiter elektrischer Strom Positronen. Vorrichtung, mit der aus einem in einer
(Wirbelstrom) erzeugt wird, wenn der magnetische • GAMMASTRAHLUNG: Röntgenrohre erzeugten Strahl ein Bündel mit
Fluss innerhalb dieses Leiters geändert wird. Hochenergetische, kurzwellige elektromagnetische bestimmtem Raumwinkel ausgeblendet wird.
Strahlung, die beim radioaktiven Zerfall eines Nuklids
IONISATION vom Atomkern ausgesendet wird. KONTAMINATION (RADIOAKTIV)
Abgabe oder Aufnahme von Elektronen durch Atome • NEUTRONENSTRAHLUNG: Verunreinigung durch radioaktive Stoffe.
oder Moleküle, die dadurch in einen elektrisch Strahlung in Form elektrisch neutraler
geladenen Zustand versetzt werden. Elementar­teilchen (Neutronen). KOSMISCHE STRAHLUNG
• RÖNTGENSTRAHLUNG: Strahlung, die von Quellen außerhalb der Erde,
Hochenergetische, kurzwellige elektromagnetische zum Beispiel von der Sonne und aus den Tiefen
Strahlung, die mit Hilfe technischer Einrichtungen des Weltalls, auf die Erde gelangt. Kosmische
(Röntgenröhre) erzeugt wird. Sie kann aber Strahlung besteht aus energiereichen Teilchen und
auch natürlich entstehen. Röntgenstrahlung und Gammastrahlung.
Gammastrahlung sind in ihrer grundsätzlichen
physikalischen Natur identisch.

ISOTOPE
Atome ein- und desselben chemischen Elements mit
gleicher Anzahl von Protonen und Elektronen, jedoch
unterschiedlicher Anzahl von Neutronen. Isotope
weisen deshalb die gleichen chemischen, jedoch
unterschiedliche kernphysikalische Eigenschaften auf.

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L P S
LATENZZEIT PROTON SPEZIFISCHE ABSORPTIONSRATE
Zeitraum zwischen der Bestrahlung und dem Elektrisch positiv geladenes Elementarteilchen; Die spezifische Absorptionsrate (SAR) beschreibt die
Auftreten der Strahlenwirkung bei einem biologischen bildet zusammen mit Neutronen den Atomkern. Energie, die im Hochfrequenzfeld pro Kilogramm
Objekt. Diese Zeiten können sehr unterschiedlich sein Körpergewicht in einer bestimmten Zeit vom Körper
und hängen von der Bestrahlungsart und -stärke ab. aufgenommen und vor allem in Wärme umgewandelt
wird; ihre Maßeinheit ist Watt pro Kilogramm (W/kg).
LEISTUNGSFLUSSDICHTE R Die SAR wird über 6 Minuten Einwirkdauer gemittelt;
Im Bereich der Hochfrequenzstrahlung ist die danach hat sich durch körpereigene Wärmeregulierung
Leistungsflussdichte das Maß für die Stärke der RADIOAKTIVITÄT ein Gleichgewicht zwischen Wärmezufuhr und
Strahlung im Fernfeld, ihre Maßeinheit ist Watt pro Eigenschaft bestimmter Atomkerne (Radionuklide), -abgabe gebildet. Vorher wird die Erhöhung der
Quadratmeter (W/m2). Sie ist definiert als die sich ohne äußere Einwirkung in andere Atomkerne Körpertemperatur allein von der aufgenommenen
Energie, die pro Zeiteinheit eine Fläche senkrecht umzuwandeln und dabei ionisierende Strahlung Energie bestimmt. Außerdem wird durch Mittelungen
zur Ausbreitungsrichtung der Strahlung durchströmt. auszusenden. Die Messgröße dieser Eigenschaft über unterschiedliche Massenbereiche zwischen
Wird die Hochfrequenzstrahlung von einer Antenne ist die Aktivität. Einwirkungen auf den ganzen Körper und Einwirkungen
abgestrahlt, gilt: Je größer der Abstand von der Antenne auf kleinere Gewebebereiche unterschieden.
ist, desto geringer ist die Leistungsflussdichte. RADIONUKLID Beispielsweise wird bei der Mittelung über 10 g
Spezifische Art instabiler (radioaktiver) Körpergewebe, das entspricht der Masse des Auges,
Atomkerne, die durch die Anzahl ihrer Protonen die inhomogene Energieverteilung im Nahfeldbereich
und Neutronen bestimmt ist. Es gibt sowohl in von Antennen berücksichtigt (zum Beispiel bei
N der Natur vorkommende Radionuklide (wie zum Handybenutzung).
Beispiel Radon-222) als auch durch kernphysikalische
NEUTRON Prozesse erzeugte künstliche Radionuklide (wie STRAHLENEXPOSITION
Elektrisch neutrales Elementarteilchen. Neutronen zum Beispiel Cäsium-137). Kennzeichnend für jedes Als Strahlenexposition bezeichnet man die Einwirkung
sind ein Baustein von Atomkernen und werden bei Radionuklid ist seine Halbwertszeit. von Strahlung auf den menschlichen Körper. Bei
der Kernspaltung freigesetzt. der äußeren Strahlenexposition durch ionisierende
RADON Strahlung wirkt die Strahlung von außen auf den
NICHTIONISIERENDE STRAHLUNG Radon-222, radioaktives Edelgas, das aus dem Körper ein. Als innere Strahlenexposition bezeichnet
Strahlung oder elektromagnetische Felder, deren Radionuklid Radium-226 entsteht und mit einer man die Einwirkung der Strahlung von Radionukliden,
Energie kleiner ist als die Schwellenenergie zur Halbwertszeit von 3,8 Tagen zu einer Reihe die in den Körper mit der Atemluft (Inhalation)
Auslösung von Ionisationsvorgängen an Atomen und kurzlebiger radioaktiver Folgeprodukte zerfällt. und mit der Nahrung (Ingestion) aufgenommen
Molekülen. Sie umfasst in der Reihenfolge werden. Das Maß für die Strahlenexposition durch
zunehmender Energie: RESONANZFREQUENZ ionisierende Strahlung ist die effektive Dosis.
• STATISCHE ELEKTRISCHE UND MAGNETISCHE FELDER Im Hochfrequenzfeld: Frequenz, bei der die
(Frequenzbereich 0 Hz): zum Beispiel Erdmagnetfeld spezifische Absorptionsrate (SAR) am größten
• NIEDERFREQUENTE ELEKTRISCHE ist, bezogen auf die gleiche einfallende
UND MAGNETISCHE FELDER Hochfrequenzenergie. T
(Frequenzbereich bis 100 kHz): zum Beispiel beim
technischen Wechselstrom TERRESTRISCHE STRAHLUNG
• HOCHFREQUENTE ELEKTROMAGNETISCHE FELDER Strahlung, die von natürlichen Radionukliden und
(Frequenzbereich 100 kHz – 300 GHz): ihren Zerfallsprodukten ausgeht, die in den Böden und
zum Beispiel Radio und Mikrowellen Gesteinen der Erdkruste vorhanden sind.
• OPTISCHE STRAHLUNG
(Wellenlängenbereich 1 mm – 100 nm):
zum Beispiel Infrarotstrahlung, Licht, UV-Strahlung.
W
ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DEN GELTENDEN SI-EINHEITEN UND DEN SEIT WELLENLÄNGE
1985 AMTLICH NICHT MEHR ZUGELASSENEN EINHEITEN IM STRAHLENSCHUTZ Die Wellenlänge ist der Abstand benachbarter
SI-Einheit alte Einheit Beziehung Schwingungszustände gleicher Phase in
Ausbreitungsrichtung, zum Beispiel zwischen zwei
Aktivität Becquerel (Bq); Curie (Ci) 1 Ci = 3,7 · 1010 Bq
aufeinanderfolgenden Wellenbergen.
1 Bq = 1/s 1 Bq = 2,7 · 10–11 Ci
Energiedosis Gray (Gy); Rad (rd) 1 rd = 0,01 Gy
1 Gy = 1 J/kg 1 Gy = 100 rd
Äquivalentdosis Sievert (Sv); Rem (rem) 1 rem = 0,01 Sv
effektive Dosis 1 Sv = 1 J/kg 1 Sv = 100 rem
Maßeinheiten und Umrechnung
A/m Ampere pro Meter ist die Einheit der magnetischen Feldstärke.
Oft wird stattdessen die magnetische Flussdichte in der Einheit
Tesla (T) angegeben. Beide Größen lassen sich in der Praxis leicht
ineinander umrechnen, da die magnetischen Eigenschaften vieler
Stoffe ähnlich sind. 80 A/m entsprechen rund 0,0001 T.

Bq Das Becquerel ist das Maß für die Aktivität eines Stoffes. Es
ist die Anzahl der in diesem Stoff ablaufenden Kernzerfälle pro
Zeiteinheit (1 Bq = 1 Kernzerfall/s). Die Aktivitätsangabe wird auch
häufig auf den Zustand der jeweiligen Stoffe bezogen, zum Beispiel
Becquerel pro Gramm (Bq/g) in Feststoffen, Becquerel pro Liter
(Bq/l) in Flüssigkeiten oder Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3) in
Luft.

Gray Das Gray ist die Maßeinheit der Energiedosis, also der
Energiemenge, die durch die Strahlung an eine bestimmte Menge
an Materie abgegeben wird: Ein Gray entspricht dabei einem Joule
pro Kilogramm (1 Gy = 1 J/kg).

Hz Das Hertz ist die Einheit der Frequenz, also die Anzahl der
Schwingungen in einer Zeiteinheit:
1 Hz = 1 Schwingung pro Sekunde = 1/s.

Sv Das Sievert ist die Einheit der effektiven Dosis. In der


Praxis des Strahlenschutzes werden in der Regel Bruchteile
der Dosiseinheit verwendet, zum Beispiel: Millisievert (mSv),
Mikrosievert (μSv), Nanosievert (nSv). Die Dosis wird oft auf einen
Zeitraum bezogen, also pro Jahr (mSv/a oder pro Stunde (mSv/h).

T Das Tesla ist die Einheit der magnetischen Flussdichte. Sie


beschreibt die Stärke des magnetischen Feldes. 1 T = 1 Vs/
m2, gebräuchlich ist die Maßeinheit Mikrotesla (μT). Für die
Umrechnung gilt: 1 μT entspricht 0,8 A/m.

V/m Volt pro Meter ist die Einheit der elektrischen Feldstärke. Sie
ist das Maß für Stärke und Richtung der Kraft, die auf einen Körper
im elektrischen Feld wirkt.

Dezimalstellen – wie wird umgerechnet


10-9-6 | 0,000000001 | ein Milliardstel | n = nano
10-3 | 0,000001 | ein Millionstel | μ = micro
103 | 0,001 | ein Tausendstel | m = milli
106 | 1.000 | Tausend | k = kilo
109 | 1.000.000 | Million | M = Mega
10 | 1.000.000.000 | Milliarde | G = Giga
In der vorliegenden
Broschüre werden
die wichtigsten Arten
ionisierender und
nichtionisierender
Strahlung, ihre Quellen,
ihre Wirkungen und ihre
Risiken beschrieben.
Zudem werden die
Maßnahmen erläutert,
die möglich und
notwendig sind, um im
Sinn der Vorsorge und
der Abwehr von Schäden
die Risiken beim
Umgang mit Strahlung
so gering wie möglich
zu halten und die
Strahlung zum Wohle
des Menschen – zum
Beispiel in der Medizin –
einsetzen zu können.

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