Temperaturstress Aufgabe

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Entwicklung der Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife

in den Naturwissenschaften

Lernaufgabe für das Fach Biologie

Kurzbeschreibung

Temperaturstress bei Getreidepflanzen


Diese Aufgabe wurde von Fachexpertinnen und Fachexperten der Länder, überwiegend Lehr-
kräften, entwickelt. Die Aufgabenentwicklergruppe wurde von Wissenschaftlerinnen und Wis-
senschaftlern der Fachdidaktik der Biologie beraten. Das Institut zur Qualitätsentwicklung im
Bildungswesen hat den Prozess koordiniert.

Zusammenfassung
Am Beispiel der Untersuchung von Keimungsprozessen bei winterlichen Temperaturen (Käl-
testress) werden Sachkompetenzen und Kompetenzen der Erkenntnisgewinnung entwickelt.
Im Fokus stehen dabei das Aufstellen von Kausalitätshypothesen und die damit verbundene
Überprüfung durch das Experiment.

Anforderungsniveau grundlegend ☒ erhöht ☒


Kompetenzbereiche und re- Sachkompetenz
levante Standards
Die Lernenden …
S4 formulieren zu biologischen Phänomenen sowie An-
wendungen der Biologie theoriegeleitet Hypothesen
und Aussagen.
Erkenntnisgewinnungskompetenz
Die Lernenden …
E3 stellen theoriegeleitet Hypothesen zur Bearbeitung
von Fragestellungen auf;
E4 planen und führen hypothesengeleitete Beobachtun-
gen, Vergleiche, Experimente und Modellierungen
durch und protokollieren sie;
E6 berücksichtigen die Variablenkontrolle beim Experi-
mentieren;
E 11 widerlegen oder stützen die Hypothese (Hypothesen-
rückbezug).
Basiskonzepte Stoff- und Energieumwandlung
0 Kurzbeschreibung

Inhaltsbereich Leben und Energie


konkrete Inhalte Metabolische Reaktion von Getreide auf Kältestress (Ent-
kopplung von Sauerstoffverbrauch und ATP-Bildung unter
Wärmebildung), Hypothesen aufstellen
Materialien M 1: Informationen zu Kältestress bei Getreide (Text, Wär-
mebild)
M 2: Materialliste zur Planung eines Experiments
M 3: Experimentelles Design und Messdaten
M 4: Experiment zur Wirkung von CSP (Text, Tabelle)
Bearbeitungszeit 135 min (falls praktisch-experimentelle Durchführung ge-
wählt wird, fällt nach erster Doppelstunde eine Woche Un-
terbrechung für die Datenerhebung an)
Hilfsmittel Stichwörter
Differenzierungsmöglich- Im Rahmen eines Kurzprojektes kann das entwickelte Ex-
keit periment real durchgeführt oder auf Basis der in Material 3
gegebenen Messdaten ausgewertet werden.
experimenteller Anteil ja ☒ nein ☐
Lernvoraussetzungen  Kenntnisse zu den Teilschritten der Zellatmung (v. a. En-
doxidation)
 Wissen über Grundlagen der Enzymatik (Zusammen-
hang von Enzymtätigkeit und Temperatur).
 Kompetenz E7 (Bildungsstandards im Fach Biologie für
den Mittleren Schulabschluss, 2004): Die Schülerinnen
und Schüler wenden Schritte aus dem experimentellen
Weg der Erkenntnisgewinnung zur Erklärung an.

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1 Hinweise zur Durchführung

1 Hinweise zur Durchführung

Lernprozesse mit Lernaufgaben fördern


Die Struktur der Aufgabe ermöglicht den Lernenden einen Kompetenzzuwachs insbesondere
durch die Nutzung vorstrukturierter Lernhilfen zur Bereitstellung relevanter Teilinformationen.
Durch Entwicklung, Durchführung und Auswertung eines Experimentes entsteht ein konkretes
Lernprodukt, das die Konstruktion neuer Vorstellungen fördert. Im Sinne der Konzeption einer
Lernaufgabe erfolgt abschließend eine Anwendung und Vertiefung der erworbenen Kompe-
tenzen.

Ursache-Wirkungsbeziehungen durch Experimente erforschen


Der Fokus richtet sich auf die Untersuchung von Kausalität (Ursache-Wirkungsbeziehungen)
mittels eines Experiments im Kompetenzbereich Erkenntnisgewinnung. Insbesondere üben
Lernende den gezielten Umgang mit Kausalitätshypothesen und die Planung dazu passender
kontrollierter Untersuchungen. Experimente werden dabei als systematisch durchgeführte Un-
tersuchungen zum Testen von Hypothesen über Ursachen bezeichnet (Gropengießer et al.,
2013, S. 284). Von Bedeutung sind überdies die typischen Variablen im experimentellen Un-
tersuchungsdesign (abhängige Zielvariable, unabhängige Testvariable, Kontrollvariablen).

Keimung trotz Kälte – wie biologische Prozesse niedrigen Temperaturen trotzen können
In dieser Lernaufgabe werden die angesteuerten Kompetenzen aus dem Bereich Erkenntnis-
gewinnung an den Erwerb von vertiefter Sachkompetenz zur Endoxidation gekoppelt. Mit der
Entkopplung von Sauerstoffverbrauch und ATP-Produktion unter gesteigerter Wärmebildung
wird ein Inhalt gewählt, der sich sowohl zur Festigung der Sachkompetenz über abbauenden
Stoffwechsel wie auch zum Erwerb der angestrebten Erkenntnisgewinnungskompetenzen
zum experimentellen Prüfen kausaler Zusammenhänge eignet.
Das Phänomen der Keimung trotz geringer Umgebungstemperatur wird als problemorientier-
ter Zugang gewählt. Den Lernenden ist bekannt, dass geringe Umgebungstemperaturen bio-
logische Prozesse einschränken. Insofern kann das Phänomen der Keimung bei Kältestress
einen lernförderlichen kognitiven Konflikt auslösen.

Alltagsvorstellungen für Lernprozesse nutzen


Die entwickelten Lernhilfen stellen nicht nur wichtige Teilinformationen bereit. Sie greifen auch
exemplarisch Alltagsvorstellungen Lernender über Hypothesen und Experimente auf und kon-
trastieren diese mit entsprechenden wissenschaftlichen Konzepten (vgl. Kattmann, 2015, S.
181). Auf diese Weise können alltägliche Vorstellungen zielführend zum Lernen genutzt wer-
den.
Hinweis: Gefährdungsbeurteilungen für Aufgaben mit praktischen Anteilen werden unter Be-
rücksichtigung der Anforderungen vor Ort von den Lehrkräften erstellt.

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2 Aufgabenstellung

2 Aufgabenstellung

Teilaufgabe 1 Begründete Annahmen über Ursache und Wirkung aufstellen (Material 1)


1. Beurteilen Sie die in Material 1 (Tab. 1) formulierten Schülerhypothesen unter Berück-
sichtigung von Kausalität (s. ggf. Tipp A).

Teilaufgabe 2 Mit Experimenten Hypothesen über Ursachen planmäßig testen


(Material 2 und für 2.2 Material 3)
2.1 Planen Sie in Gruppenarbeit ein Experiment (s. auch Tipp B) zur Überprüfung ihrer in 1
ausgewählten Hypothese(n), das sich mit den in Material 2 aufgeführten Materialien
durchführen lässt.
Skizzieren Sie Ihren experimentellen Ansatz und geben Sie die jeweiligen Variablen an
(s. Tipp B).
Hinweis: Material 3 wird erst zur Bearbeitung von Teilaufgabe 2.2 ausgegeben.

Empfohlene fachpraktische Erweiterung (ansonsten weiter mit 2.2 und Material 3)


2.1.1 Führen Sie das von Ihnen geplante Experiment durch.
2.1.2 Protokollieren Sie Ihre ermittelten Messdaten und stellen Sie diese in geeigneter
Weise grafisch dar.
2.1.3 Interpretieren Sie Ihre Befunde unter Berücksichtigung der von Ihnen in 1 als an-
gemessen beurteilten Hypothese(n).
2.2. Interpretieren Sie den vorliegenden Befund (Material 3) unter Berücksichtigung der von
Ihnen in 1.1 als angemessen beurteilten Hypothese(n).

Teilaufgabe 3 Kompetenzen anwenden (Material 4)


3.1 Stellen Sie eine zum durchgeführten Experiment (Material 4) passende Kausalhypo-
these auf.
3.2 Nennen Sie die dem Experiment (Material 4) zugrundeliegenden Variablen (vgl. Tipp B)
und begründen Sie die Untersuchung der unbehandelten Mitochondrien.
3.3 Erklären Sie auf Basis aller experimentellen Daten (Material 3 und 4) das Phänomen der
Wärmeproduktion bei Kältestress.

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3 Material für Lernende

3 Material für Lernende

Material 1

Kältestress bei Getreide


Historisch betrachtet gilt der gezielte Anbau von Getreide als eine der Grundlagen der heutigen
Zivilisation. Ursprünglich erfolgte der Getreideanbau in klimatisch günstigeren Regionen (heu-
tiges Anatolien, Libanon, Iran). Aber auch in unseren gemäßigten Regionen lässt sich Getreide
anbauen, denn erstaunlicherweise keimen beispielsweise Roggensamen trotz Kältestress
auch bei winterlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt (0 –
1°C).
Keimung erzeugt Wärme, die an die Umgebung abgeführt wird
– auch bei winterlichen Temperaturen. Dies lässt sich mithilfe
einer Wärmebildkamera am Beispiel von Winterroggenkeimlin-
gen auf einem Eis-Ansatz zeigen (s. Abb. 1). Das Ausmaß der
Wärmebildung kann als Hinweis auf den Umfang der Stoff-
wechselaktivität angesehen werden.
Diesem Phänomen wollten Schülerinnen und Schüler auf den
Grund gehen. Sie stellten sich folgende Frage: Welchen Ein-
fluss hat Kältestress auf Keimungsprozesse in Winterroggen-
samen?

Abbildung 1: Keimende Winterrog-


gensamen auf einem Eisansatz in
einer Petrischale, IQB.

Begründete Vermutungen über biologische Zusammenhänge auf-


stellen
Die Schülerinnen und Schüler haben drei Hypothesen über den Zusammenhang von Kälte-
stress und den Vorgang der Keimung aufgestellt (vgl. Tab. 1). Allgemeine Informationen zum
Hypothesenbegriff finden Sie in Tipp A.

Tabelle 1: Hypothesen bestehen aus einer Annahme und einer Begründung

Nr. Annahme Begründung

1 Bei Kältestress geht die Keimung der Stoffwechselvorgänge (enzymatische


Samen mit einer vermehrten Wärme- Reaktionen) können erst oberhalb einer
bildung einher. Mindesttemperatur ablaufen.
2 Die Samen keimen bereits bei winterli- Ab dem Frühjahr benötigt die Pflanze
chen Temperaturen, um die Pflanze im grüne Blätter, um Fotosynthese be-
sonnenreicheren Frühjahr fotosynthe- treiben zu können.
sefähig zu machen.
3 Kältestress führt zur verminderten Temperaturen um den Gefrierpunkt un-
Wärmebildung der Samen im folgenden terdrücken enzymatische Reaktionen in
Keimungsprozess keimenden Samen.
Quelle: IQB

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3 Material für Lernende

Material 2

Wärmebildung bei Kältestress untersuchen


Zur experimentellen Überprüfung Ihrer Hypothesen stehen Ihnen folgende Materialien zur Ver-
fügung:

 Roggenkörner (Hinweis: Insgesamt 140 g getrocknete Winterroggenkörner müssen zu-


nächst über Nacht in Leitungswasser quellen, um die Keimung zu initiieren)
 eine offene Box aus Polystyrol
 2 Glasgefäße mit Deckel und Thermometeröffnung
 2 Thermometer (-10 bis 40 °C)
 1 Thermometer zur Messung der Raumlufttemperatur (Hinweis: Während Ihres Experimen-
tes sollte die Lufttemperatur konstant bleiben.)
 Waage mit 1/10 Gramm Genauigkeit

Anmerkungen:
Kältestress wird ausgeübt, indem gequollene Roggenkörner drei Stunden im Gefrierfach ge-
lagert werden.
Das Experiment sollte etwa drei Tage laufen, die Temperaturmessung sollte morgens und
mittags / nachmittags vor Schulschluss erfolgen.

(Platz für Skizze)

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3 Material für Lernende

Material 3

Wärmebildung bei Kältestress auswerten


Eine Schülergruppe hat zur Überprüfung ihrer Kausalitätshypothesen (Nr. 1 und 3 aus Mate-
rial 1) folgende experimentelle Überprüfung vorgenommen:

Info-Box

Der Forschungsansatz in Stichworten

• Je 70 g Winterroggenkörner über Nacht in Leitungswasser quellen lassen. Danach


Masse bestimmen.
• Variante 1 (Kältestress): Roggenkörner drei Stunden im Gefrierfach lagern, anschlie-
ßend auf Raumtemperatur bringen und danach in Isoliergefäße geben (s. Abbildung 2).
• Variante 2 (Kontrolle): Gleiches Vorgehen ohne Kältestress.
• Regelmäßige Temperaturbestimmung in beiden Ansätzen und kontinuierliche Messung
der Raumtemperatur.
• Erneutes Ermitteln der Masse beider Proben am Ende des Experiments (nach ca. 60
Stunden).

Abbildung 2: Versuchsanordnung, Remé, 2014, S.41.

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3 Material für Lernende

Das Experiment lieferte die nachfolgend aufgeführten Ergebnisse:

Tabelle 2: Masseentwicklung keimender Roggensamen im zeitlichen Verlauf

Varianten Kältestress Kontrolle

m (netto): Keimlinge bei t0 70 g 70 g

m (netto): Keimlinge bei tEnde 66,9 g 68,8 g

Quelle: in Anlehnung an Remé, 2014, S.42.

Abbildung 3: Veränderungen der Temperatur keimender Roggensamen, in Anlehnung an Remé, 2014, S. 42.

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3 Material für Lernende

Material 4

Kälteschockprotein (CSP)
Bei Wirbeltieren sind so genannte Entkopplerproteine bekannt. Sie behindern den Aufbau ei-
nes Protonen-Konzentrationsgefälles in der Elektronentransportkette der Endoxidation. Dabei
läuft der Elektronentransport weiterhin unter Sauerstoffumsatz ab, es findet jedoch keine ATP-
Synthese statt. Sauerstoffverbrauch und ATP-Bildung sind entkoppelt. Allerdings kann dabei
eine gesteigerte Wärmebildung beobachtet werden. Es wurde untersucht, ob möglicherweise
auch bei der Keimung von Getreide Entkopplerproteine ursächlich sind. Tatsächlich konnte in
Getreidesamen nach Kältestress ein Protein identifiziert werden, welches später als CSP
(cold-shock-protein) benannt wurde.

Zur Untersuchung von CSP wurden Mitochondrien aus Roggenkeimlingen isoliert und mit ge-
reinigtem CSP versetzt. Folgende Ergebnisse wurden ermittelt:

Tabelle 3: Experimentelle Befunde zur CSP-Wirkung nach Kältestress in Roggensamen

Sauerstoffaufnahme Verhältnis von gebildetem ATP zu


verbrauchtem Sauerstoff
(nmol O2 pro mg CSP und Minute) (Quotient der jeweiligen Konzentratio-
nen)
Mitochondrien
(mit CSP behan- 48,4 1,47
delt)
Mitochondrien
40,8 2
(unbehandelt)
Quelle: in Anlehnung an Remé, 2014, S. 43.

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4 Weiterführendes Material

4 Weiterführendes Material

Hilfekarten: Tipp A & Tipp B

Tipp A – wissenschaftliche Hypothesen

Im Alltag stellen wir uns unter einer Hypothese zumeist eine etwas unsichere und spekulative
Vermutung zu einem Sachverhalt vor. Eine naturwissenschaftliche Hypothese ist jedoch alles
andere als eine zweifelnde Aussage. Eine Hypothese ist eine auf wissenschaftlichen Erkennt-
nissen begründete Vermutung über einen fachlichen Sachverhalt. Angemessen formulierte
Hypothesen müssen zudem durch eine geeignete naturwissenschaftliche Arbeitsweise (z. B.
Experimente) überprüft werden können.
Hypothesen sind also keine vagen oder unbegründeten Annahmen, sondern theoretisch fun-
dierte Aussagen, auf deren Basis neue Erkenntnisse gewonnen werden können. Wenn sich
die Hypothesen gezielt auf kausale Zusammenhänge – also auf die Beziehung von Ursache
und daraus resultierender Wirkung – beziehen, sprechen Wissenschaftler*innen von Kausali-
tätshypothesen.

Kausalitätshypothesen…

… basieren auf Fragen zu Ursachen von biologischen Phänomenen.

… stellen begründete Annahmen über Kausalität dar, zielen also auf die Beziehung
zwischen Ursache und damit verbundener Wirkung ab.
Merke: Das Ereignis oder der Zustand A ist immer dann die Ursache für die Wirkung
B, wenn B von A herbeigeführt wird.

… führen zu Experimenten (vgl. Tipp B) als methodische Form der Überprüfung.

Beispiel

Aufbau einer Kausalhypothese

Annahme
Kniebeugen aus dem Ruhezustand heraus führen zur Steige-
rung der Herzfrequenz.

Begründung
Körperliche Bewegung führt zum erhöhten Sauerstoffbedarf
für die Muskeltätigkeit. Die Herztätigkeit wird daher zuneh-
men.

Abbildung 4: Aufbau einer Kausalhypothese, IQB.

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4 Weiterführendes Material

Tipp B – Experimente

„Ein Experiment ist eine praktische Übung, um etwas auszuprobieren und es sich besser vor-
stellen zu können“ (Julia, 17).
Diese Aussage verdeutlicht, dass wir uns im schulischen Alltag unter Experimenten oftmals
praktische Handlungen vorstellen, die uns einen fachlichen Sachverhalt veranschaulichen sol-
len. Forscher haben dazu jedoch eine andere Auffassung: Mit Experimenten werden Hypothe-
sen über Ursachen systematisch getestet. Experimente liefern uns also fundierte Erkenntnisse
über z. B. biologische Sachverhalte. Das folgende Beispielexperiment veranschaulicht we-
sentliche Regeln für die Planung und Durchführung eines Experimentes:
Hypothese
Annahme: Büffelhornakazien (Acacia cornigera), die von 1 Unabhängige
Testvariable
Ameisen der Gattung Pseudomyrmex besiedelt werden, gedei-
Die Besiedlung durch Amei-
hen besser als solche, die ohne Ameisen leben. Begründung: sen wird als Ursache oder
Büffelhornakazien und Ameisen gehen eine Symbiose ein. als zu testende Variable be-
zeichnet.
Durchführung des Experiments
Zu Beginn des Experiments wurden Akazienbäume ausge-
wählt und in zwei Gruppen aufgeteilt. Pflanzen der einen Grup- 2 Abhängige Zielvariable
Die Wachstumsrate der
pen wurden mit einem Insektizid behandelt, das alle Ameisen Pflanzen wird als messbare
abtötete. Zusätzlich wurde am Fuß dieser Bäume klebriges (und daher als abhängige)
Fliegenpapier angebracht, um zu verhindern, dass die Ameisen Variable festgelegt.
erneut die Akazien besiedeln konnten. Die andere Gruppe der
Akazien wurde nicht behandelt und diente als Kontrollgruppe.
3 Kontrollvariable
Ergebnis Alle übrigen Bedingungen
(Lichtintensität, Wasserzu-
fuhr) bleiben als zu kontrol-
lierende Variablen konstant,
um einen möglichen Ein-
fluss auf die abhängige Va-
riable zu minimieren.

4 Kontrollansatz
Im Kontrollansatz wählt man
für die Testvariable einen
Zustand, für den man kei-
nen Einfluss auf die abhän-
gige Variable erwartet. So
wird gewährleistet, dass ein
positiver Befund im Haupt-
Abbildung 5: Überlebensrate und Wachstumsrate der Büffelhornakazien mit experiment nur auf die Test-
und ohne Ameisen, Sadava et al., 2011, S. 1578. variable zurückzuführen ist.

Schlussfolgerung
Büffelhornakazien haben eine bessere Überlebenschance und ein bedeutend stärkeres
Wachstum, wenn sie von Ameisen der Gattung Pseudomyrmex besiedelt werden.

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5 Lösungshinweise und Bezug zu den Standards

5 Lösungshinweise und Bezug zu den Standards

Es werden folgende Abkürzungen verwandt:


 S 1 – 8 Standards der Sachkompetenz (erste Spalte)
 E 1 – 17 Standards der Erkenntnisgewinnungskompetenz (zweite Spalte),
 K 1 – 14 Standards der Kommunikationskompetenz (dritte Spalte),
 B 1 – 12 Standards der Bewertungskompetenz (vierte Spalte).

1 Beurteilen Sie die in Material 1 (Tab. 1) formulierten Schü- S E K B


lerhypothesen unter Berücksichtigung von Kausalität (s. ggf. 4 3
Tipp A).

Hypothese 1 ist fachlich passend formuliert. Die Begründung ist geeignet, zudem werden Be-
ziehungen von Ursache und Wirkung geäußert.
Hypothese 2 stellt keine Kausalitätshypothese dar. Hier wird keine Ursache-Wirkungsbezie-
hung aufgestellt. Es liegt eine funktionelle Beschreibung vor, bei der es sich ferner um eine
finale Ausdrucksweise handelt: Dem Vorgang der Keimung wird fälschlich ein Zweck zuge-
dacht.
Hypothese 3 ist fachlich passend formuliert. Die Begründung ist geeignet, zudem werden Be-
ziehungen von Ursache und Wirkung geäußert.
2.1 Planen Sie in Gruppenarbeit ein Experiment (s. auch S E K B
Tipp B) zur Überprüfung ihrer in 1.1 ausgewählten Hypo- 4 4
these(n), das sich mit den in Material 2 aufgeführten Materi- 6
alien durchführen lässt.
Skizzieren Sie Ihren experimentellen Ansatz und geben Sie
die jeweiligen Variablen an (s. Tipp B).
Hinweis: Material 3 wird erst zur Bearbeitung von Teilauf-
gabe 2.2 ausgegeben.
Vor dem Hintergrund von Tipp B sollte ein experimentelles Design entsprechend Abb. 4 ge-
plant und skizziert werden. Die Wärmeproduktion (hier: die damit einhergehende und mess-
bare Temperaturerhöhung) stellt die abhängige Zielvariable dar. Die Temperaturen in den Ver-
suchsansätzen sollte morgens und nachmittags gemessen werden (Dauer: 60 Stunden). Die
Temperatureinwirkung (Kältestress) ist die unabhängige Testvariable. Die übrigen Bedingun-
gen bleiben konstant. Sie werden als Kontrollvariablen bezeichnet. Weitere Aspekte sind dabei
aufzugreifen:
 Testvariable isolieren (Kontrollansatz): Der Temperaturvergleich von Variante 1 und Vari-
ante 2 (Kontrolle) verdeutlicht diejenige Wärmeproduktion, die über die reine Abwärme ohne
Kältestress hinaus auftritt. Insofern muss in der Auswertung die Differenz von gemessener
Temperatur und Raumtemperatur errechnet werden. Der Mehrbetrag der Kältestressvari-
ante lässt sich daher ursächlich auf den Kältestress zurückführen.
 Die Messung der (konstanten) Raumtemperatur als Kontrollvariable (oder besser: kontrol-
lierbare Variable) dient dazu, einen Einfluss der Umgebungstemperatur auf die Messgröße
auszuschließen.

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5 Lösungshinweise und Bezug zu den Standards

 Die Dämmung der Gefäße durch Polystyrolbox und Watte ist notwendig, um den Verlust der
Abwärme an die Umgebung zu minimieren. Andernfalls bliebe die Temperatur in den Gefä-
ßen weitgehend konstant.

Abbildung 6: Mögliches Untersuchungsdesign zum Abgleich mit den Lösungsvorschlägen der Schülerinnen
und Schüler, Remé, 2014, S. 41.

2.1.1 Führen Sie das von Ihnen geplante Experiment durch. S E K B


4 4
6

Individuelle Lösungen.

2.1.2 Protokollieren Sie Ihre ermittelten Messdaten und stellen Sie S E4 K B


diese in geeigneter Weise grafisch dar.

Individuelle Lösungen (ähnliche Datenreihen wie in M3).

2.1.3 Interpretieren Sie Ihre Befunde unter Berücksichtigung der S E K B


in Material 1 aufgestellten (und von Ihnen als angemessen 4 11
beurteilten) Hypothesen.

Individuelle Lösungen (vgl. Lösungen zu Teilaufgabe 2.2).

2.2 Interpretieren Sie den vorliegenden Befund (Material 3) unter S E K B


Berücksichtigung der von Ihnen in 1.1 als angemessen be- 4 11
urteilten Hypothese(n).

Die Hypothese 1 lässt sich durch die experimentellen Befunde belegen. Die fachlich begrün-
dete Annahme wird gestützt. Folgende Ursache-Wirkung-Beziehung lässt sich identifizieren:
 Kältestress führt beim anschließenden Keimungsprozess zu einer erhöhten Wärmebildung.
 Kältestress führt beim Keimungsprozess zu einem erhöhten Masseabbau der Samen.
Hypothese 2 wird widerlegt, da sie nicht experimentell gestützt werden kann.

13
5 Lösungshinweise und Bezug zu den Standards

3.1 Stellen Sie eine zum durchgeführten Experiment (Material 4) S E K B


passende Kausalhypothese auf. 4 3

Aufstellen von begründeten Annahmen unter Beachtung von Kausalität, z. B.:


 CSP fungiert als Entkoppler und führt bei Keimung zur erhöhten Wärmeproduktion.

3.2 Nennen Sie die dem Experiment (Material 4) zugrundelie- S E K B


genden Variablen (vgl. Tipp B) und begründen Sie die Un- 4 6
tersuchung der unbehandelten Mitochondrien.

Unabhängige Testvariable: CSP-Funktion


Abhängige Zielvariable: a) Sauerstoffaufnahme
b) ADP-Verbrauch in Relation zur Sauerstoffaufnahme
Der experimentelle Ansatz mit unbehandelten Mitochondrien dient als Kontrollansatz.

3.3 Erklären Sie auf Basis aller experimentellen Daten (Material S E K B


3 und 4) das Phänomen der Wärmeproduktion bei Kälte- 4
stress kausal.

Angemessene Lösungen weisen Ursache-Wirkungsbeziehungen aus, z. B.:


Kältestress führt zur Freisetzung von CSP in Roggensamen. CSP bewirkt die Entkopplung von
Sauerstoffaufnahme und ATP-Bildung. Gesteigerte Wärmebildung ist der Folgeeffekt.
Vertiefte Hinweise zum experimentellen Design
ADP wird zur Synthese von ATP genutzt. Das heißt: Je mehr ADP verbraucht wird, desto mehr
ATP wird erzeugt. Dabei ist der Sauerstoffverbrauch an die ATP-Bildung gekoppelt. Umge-
kehrt zeigt ein geringerer ADP-Verbrauch bei hohem Sauerstoffverbrauch (Quotient wird ge-
ringer) eine Entkopplung an. Ein geringer ADP-Verbrauch in Relation zu einem hohen Sauer-
stoffverbrauch zeigt an, dass Sauerstoffverbrauch und ATP-Bildung entkoppelt sind. Das ge-
ringere ADP / Sauerstoff-Verhältnis bei den mit CSP-behandelten Mitochondrien lässt den
Schluss zu, dass CSP die Entkopplung bewirkt. Die Entkopplung ist somit Wirkung des Käl-
testresses und Ursache für die Wärmebildung.

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6 Quellenangaben

6 Quellenangaben

 Material 3, Abbildung 2; Lösungshinweise, Abbildung 6:


Remé, R. (2014). Pflanzen, die richtig einheizen. Unterricht Biologie, 394. Seelze: Friedrich
Verlag, S. 41.
 Material 3, Abbildung 3:
In Anlehnung an Remé, R. (2014). Pflanzen, die richtig einheizen. Unterricht Biologie, 394.
Seelze: Friedrich Verlag, S. 42.
 Material 3, Tabelle 2:
Im Auftrag des IQB erstellt, in Anlehnung an Remé, R. (2014). Pflanzen, die richtig einhei-
zen. Unterricht Biologie, 394. Seelze: Friedrich Verlag, S. 42.
 Material 4, Tabelle 3:
Im Auftrag des IQB erstellt, in Anlehnung an Remé, R. (2014). Pflanzen, die richtig einhei-
zen. Unterricht Biologie, 394. Seelze: Friedrich Verlag, S. 43.
 Hilfekarte, Tipp B, Abbildung 5:
Sadava, D., Hillis, D. M., Heller, H. C., & Berenbaum, M. R. (2011). Purves Biologie. (J.
Markl, Ed.). Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag, S. 1578.
Alle weiteren Materialien und Abbildungen wurden im Auftrag des IQB erstellt, unter der
Verwendung folgender Sekundärquellen:
 Gropengießer, H., Harms, U. & Kattmann, U. (2013). Fachdidaktik Biologie. Hallbergmoos:
Aulis Verlag, S. 284 ff.
 Kattmann, U. (2015). Schüler besser verstehen. Hallbergmoos: Aulis Verlag. S. 181 ff.
 Sadava, D., Hillis, D. M., Heller, H. C., & Berenbaum, M. R. (2011). Purves Biologie. (J.
Markl, Ed.). Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag, S. 1578.
 Remé, R. (2014). Pflanzen, die richtig einheizen. Unterricht Biologie, 394. Seelze: Friedrich
Verlag, S. 38-43.

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