Temperaturstress Aufgabe
Temperaturstress Aufgabe
Temperaturstress Aufgabe
in den Naturwissenschaften
Kurzbeschreibung
Zusammenfassung
Am Beispiel der Untersuchung von Keimungsprozessen bei winterlichen Temperaturen (Käl-
testress) werden Sachkompetenzen und Kompetenzen der Erkenntnisgewinnung entwickelt.
Im Fokus stehen dabei das Aufstellen von Kausalitätshypothesen und die damit verbundene
Überprüfung durch das Experiment.
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1 Hinweise zur Durchführung
Keimung trotz Kälte – wie biologische Prozesse niedrigen Temperaturen trotzen können
In dieser Lernaufgabe werden die angesteuerten Kompetenzen aus dem Bereich Erkenntnis-
gewinnung an den Erwerb von vertiefter Sachkompetenz zur Endoxidation gekoppelt. Mit der
Entkopplung von Sauerstoffverbrauch und ATP-Produktion unter gesteigerter Wärmebildung
wird ein Inhalt gewählt, der sich sowohl zur Festigung der Sachkompetenz über abbauenden
Stoffwechsel wie auch zum Erwerb der angestrebten Erkenntnisgewinnungskompetenzen
zum experimentellen Prüfen kausaler Zusammenhänge eignet.
Das Phänomen der Keimung trotz geringer Umgebungstemperatur wird als problemorientier-
ter Zugang gewählt. Den Lernenden ist bekannt, dass geringe Umgebungstemperaturen bio-
logische Prozesse einschränken. Insofern kann das Phänomen der Keimung bei Kältestress
einen lernförderlichen kognitiven Konflikt auslösen.
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2 Aufgabenstellung
2 Aufgabenstellung
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3 Material für Lernende
Material 1
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3 Material für Lernende
Material 2
Anmerkungen:
Kältestress wird ausgeübt, indem gequollene Roggenkörner drei Stunden im Gefrierfach ge-
lagert werden.
Das Experiment sollte etwa drei Tage laufen, die Temperaturmessung sollte morgens und
mittags / nachmittags vor Schulschluss erfolgen.
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3 Material für Lernende
Material 3
Info-Box
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3 Material für Lernende
Abbildung 3: Veränderungen der Temperatur keimender Roggensamen, in Anlehnung an Remé, 2014, S. 42.
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3 Material für Lernende
Material 4
Kälteschockprotein (CSP)
Bei Wirbeltieren sind so genannte Entkopplerproteine bekannt. Sie behindern den Aufbau ei-
nes Protonen-Konzentrationsgefälles in der Elektronentransportkette der Endoxidation. Dabei
läuft der Elektronentransport weiterhin unter Sauerstoffumsatz ab, es findet jedoch keine ATP-
Synthese statt. Sauerstoffverbrauch und ATP-Bildung sind entkoppelt. Allerdings kann dabei
eine gesteigerte Wärmebildung beobachtet werden. Es wurde untersucht, ob möglicherweise
auch bei der Keimung von Getreide Entkopplerproteine ursächlich sind. Tatsächlich konnte in
Getreidesamen nach Kältestress ein Protein identifiziert werden, welches später als CSP
(cold-shock-protein) benannt wurde.
Zur Untersuchung von CSP wurden Mitochondrien aus Roggenkeimlingen isoliert und mit ge-
reinigtem CSP versetzt. Folgende Ergebnisse wurden ermittelt:
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4 Weiterführendes Material
4 Weiterführendes Material
Im Alltag stellen wir uns unter einer Hypothese zumeist eine etwas unsichere und spekulative
Vermutung zu einem Sachverhalt vor. Eine naturwissenschaftliche Hypothese ist jedoch alles
andere als eine zweifelnde Aussage. Eine Hypothese ist eine auf wissenschaftlichen Erkennt-
nissen begründete Vermutung über einen fachlichen Sachverhalt. Angemessen formulierte
Hypothesen müssen zudem durch eine geeignete naturwissenschaftliche Arbeitsweise (z. B.
Experimente) überprüft werden können.
Hypothesen sind also keine vagen oder unbegründeten Annahmen, sondern theoretisch fun-
dierte Aussagen, auf deren Basis neue Erkenntnisse gewonnen werden können. Wenn sich
die Hypothesen gezielt auf kausale Zusammenhänge – also auf die Beziehung von Ursache
und daraus resultierender Wirkung – beziehen, sprechen Wissenschaftler*innen von Kausali-
tätshypothesen.
Kausalitätshypothesen…
… stellen begründete Annahmen über Kausalität dar, zielen also auf die Beziehung
zwischen Ursache und damit verbundener Wirkung ab.
Merke: Das Ereignis oder der Zustand A ist immer dann die Ursache für die Wirkung
B, wenn B von A herbeigeführt wird.
Beispiel
Annahme
Kniebeugen aus dem Ruhezustand heraus führen zur Steige-
rung der Herzfrequenz.
Begründung
Körperliche Bewegung führt zum erhöhten Sauerstoffbedarf
für die Muskeltätigkeit. Die Herztätigkeit wird daher zuneh-
men.
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4 Weiterführendes Material
Tipp B – Experimente
„Ein Experiment ist eine praktische Übung, um etwas auszuprobieren und es sich besser vor-
stellen zu können“ (Julia, 17).
Diese Aussage verdeutlicht, dass wir uns im schulischen Alltag unter Experimenten oftmals
praktische Handlungen vorstellen, die uns einen fachlichen Sachverhalt veranschaulichen sol-
len. Forscher haben dazu jedoch eine andere Auffassung: Mit Experimenten werden Hypothe-
sen über Ursachen systematisch getestet. Experimente liefern uns also fundierte Erkenntnisse
über z. B. biologische Sachverhalte. Das folgende Beispielexperiment veranschaulicht we-
sentliche Regeln für die Planung und Durchführung eines Experimentes:
Hypothese
Annahme: Büffelhornakazien (Acacia cornigera), die von 1 Unabhängige
Testvariable
Ameisen der Gattung Pseudomyrmex besiedelt werden, gedei-
Die Besiedlung durch Amei-
hen besser als solche, die ohne Ameisen leben. Begründung: sen wird als Ursache oder
Büffelhornakazien und Ameisen gehen eine Symbiose ein. als zu testende Variable be-
zeichnet.
Durchführung des Experiments
Zu Beginn des Experiments wurden Akazienbäume ausge-
wählt und in zwei Gruppen aufgeteilt. Pflanzen der einen Grup- 2 Abhängige Zielvariable
Die Wachstumsrate der
pen wurden mit einem Insektizid behandelt, das alle Ameisen Pflanzen wird als messbare
abtötete. Zusätzlich wurde am Fuß dieser Bäume klebriges (und daher als abhängige)
Fliegenpapier angebracht, um zu verhindern, dass die Ameisen Variable festgelegt.
erneut die Akazien besiedeln konnten. Die andere Gruppe der
Akazien wurde nicht behandelt und diente als Kontrollgruppe.
3 Kontrollvariable
Ergebnis Alle übrigen Bedingungen
(Lichtintensität, Wasserzu-
fuhr) bleiben als zu kontrol-
lierende Variablen konstant,
um einen möglichen Ein-
fluss auf die abhängige Va-
riable zu minimieren.
4 Kontrollansatz
Im Kontrollansatz wählt man
für die Testvariable einen
Zustand, für den man kei-
nen Einfluss auf die abhän-
gige Variable erwartet. So
wird gewährleistet, dass ein
positiver Befund im Haupt-
Abbildung 5: Überlebensrate und Wachstumsrate der Büffelhornakazien mit experiment nur auf die Test-
und ohne Ameisen, Sadava et al., 2011, S. 1578. variable zurückzuführen ist.
Schlussfolgerung
Büffelhornakazien haben eine bessere Überlebenschance und ein bedeutend stärkeres
Wachstum, wenn sie von Ameisen der Gattung Pseudomyrmex besiedelt werden.
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5 Lösungshinweise und Bezug zu den Standards
Hypothese 1 ist fachlich passend formuliert. Die Begründung ist geeignet, zudem werden Be-
ziehungen von Ursache und Wirkung geäußert.
Hypothese 2 stellt keine Kausalitätshypothese dar. Hier wird keine Ursache-Wirkungsbezie-
hung aufgestellt. Es liegt eine funktionelle Beschreibung vor, bei der es sich ferner um eine
finale Ausdrucksweise handelt: Dem Vorgang der Keimung wird fälschlich ein Zweck zuge-
dacht.
Hypothese 3 ist fachlich passend formuliert. Die Begründung ist geeignet, zudem werden Be-
ziehungen von Ursache und Wirkung geäußert.
2.1 Planen Sie in Gruppenarbeit ein Experiment (s. auch S E K B
Tipp B) zur Überprüfung ihrer in 1.1 ausgewählten Hypo- 4 4
these(n), das sich mit den in Material 2 aufgeführten Materi- 6
alien durchführen lässt.
Skizzieren Sie Ihren experimentellen Ansatz und geben Sie
die jeweiligen Variablen an (s. Tipp B).
Hinweis: Material 3 wird erst zur Bearbeitung von Teilauf-
gabe 2.2 ausgegeben.
Vor dem Hintergrund von Tipp B sollte ein experimentelles Design entsprechend Abb. 4 ge-
plant und skizziert werden. Die Wärmeproduktion (hier: die damit einhergehende und mess-
bare Temperaturerhöhung) stellt die abhängige Zielvariable dar. Die Temperaturen in den Ver-
suchsansätzen sollte morgens und nachmittags gemessen werden (Dauer: 60 Stunden). Die
Temperatureinwirkung (Kältestress) ist die unabhängige Testvariable. Die übrigen Bedingun-
gen bleiben konstant. Sie werden als Kontrollvariablen bezeichnet. Weitere Aspekte sind dabei
aufzugreifen:
Testvariable isolieren (Kontrollansatz): Der Temperaturvergleich von Variante 1 und Vari-
ante 2 (Kontrolle) verdeutlicht diejenige Wärmeproduktion, die über die reine Abwärme ohne
Kältestress hinaus auftritt. Insofern muss in der Auswertung die Differenz von gemessener
Temperatur und Raumtemperatur errechnet werden. Der Mehrbetrag der Kältestressvari-
ante lässt sich daher ursächlich auf den Kältestress zurückführen.
Die Messung der (konstanten) Raumtemperatur als Kontrollvariable (oder besser: kontrol-
lierbare Variable) dient dazu, einen Einfluss der Umgebungstemperatur auf die Messgröße
auszuschließen.
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5 Lösungshinweise und Bezug zu den Standards
Die Dämmung der Gefäße durch Polystyrolbox und Watte ist notwendig, um den Verlust der
Abwärme an die Umgebung zu minimieren. Andernfalls bliebe die Temperatur in den Gefä-
ßen weitgehend konstant.
Abbildung 6: Mögliches Untersuchungsdesign zum Abgleich mit den Lösungsvorschlägen der Schülerinnen
und Schüler, Remé, 2014, S. 41.
Individuelle Lösungen.
Die Hypothese 1 lässt sich durch die experimentellen Befunde belegen. Die fachlich begrün-
dete Annahme wird gestützt. Folgende Ursache-Wirkung-Beziehung lässt sich identifizieren:
Kältestress führt beim anschließenden Keimungsprozess zu einer erhöhten Wärmebildung.
Kältestress führt beim Keimungsprozess zu einem erhöhten Masseabbau der Samen.
Hypothese 2 wird widerlegt, da sie nicht experimentell gestützt werden kann.
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5 Lösungshinweise und Bezug zu den Standards
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6 Quellenangaben
6 Quellenangaben
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