T 2899-Bauforschung-Explosionsschutz
T 2899-Bauforschung-Explosionsschutz
T 2899-Bauforschung-Explosionsschutz
Postfach 80 04 69
70504 Stuttgart
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
e-mail [email protected]
URL http://www.irb.fhg.de
Massivbau
Baustofftechnologie
Karlsruhe
Abschlußbericht
Josef Eibl
Wolfgang Leuckel
Universität Karlsruhe
1999
Vorbemerkung
Die Untersuchungen, über die im Folgenden be ri chtet wird, wurden im Rahmen des For-
schungsvorhabens "Bautechnische Maßnahmen zur Schadensminderung bei Staubexplosio-
nen" durchgeführt. Sie wurden unter dem Aktenzeichen: IV 1-5-856/97 vom Deutschen In-
stitut für Bautechnik, Berlin gefördert, dessen Vertretern hierfür Dank gebührt.
An der Diskussion über die Richtlinie waren als Projektbegleiter die Herren Dr.-Ing.
Bossenmayer und Dr.-Ing. Nieser vom Deutschen Institut für Bautechnik, Berlin, und Herr
Oberbaurat Schicktanz vom Innenministerium Baden-Wü rt temberg, Stuttga rt , beteiligt. Letze-
rem gebüh rt besonderer Dank für die textliche Überarbeitung der Richtlinie. Zu danken ist
weiter Herrn Dr.-Ing. Radandt von der Berufsgenossenschaft für Nahrungsmittel und Gast-
stätten, Mannheim, für seine aktive Mitarbeit und seine Hinweise aus der Praxis
Die in den Anhängen A und B abgedruckte Richtlinie stellt nun den Stand dar, wie er von den
Autoren und den oben angeführten Projektbegleitern der Fachkommission Bauordnung zur
Entscheidung vorgelegt wurde. Die Verantwo rtung für den Inhalt dieser Veröffentlichung
liegt bei den Autoren.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
3 Durchgeführte Untersuchungen 4
4 Literaturverzeichnis 17
ii
1 Einleitung
Die Auswirkungen von Staubexplosionen sind seit ca. 200 Jahren bekannt, und zwar seitdem
Getreide in windangetriebenen Mühlen gemahlen wurde ([5]). Daß diese Explosionen durch
das Verbrennen des Staubes selber ausgelöst werden, ist jedoch erst seit ca. 100 Jahren be-
kannt.
Mit zunehmender indust ri eller Produktion von Getreide und anderen zu mahlenden Gütern
nahmen auch die mate ri ellen Schäden durch Staubexplosionen zu, oftmals verbunden mit
einer großen Anzahl an Verletzten und Todesfällen ([5], [6], [7], [8], [13], [49]). Eine ent-
sprechende Statistik der Bundesrepublik ist in [6], [7] und [8] enthalten. Erst jüngst ereignete
sich wieder eine Staubexplosion in Blaye / Frankreich im August 1997. In der do rt igen Silo-
anlage mit einer Getreide-Kapazität von 350 000 Tonnen wurde, vermutlich durch eine elek-
trostatische Entladung, eine Staubexplosion ausgelöst. Die Anlage wurde völlig zerstö rt , 12
Tote und mehrere Verletzte waren zu beklagen.
Solche Untersuchungen werden seit mehr als 40 Jahren durchgeführt jedoch meist mit träg-
heitslosen Entlastungsvorrichtungen ([3], [4], [16], [17], [18], [20], [30], [33], [40]). Maßge-
bende Arbeiten stammen von Bartknecht für die Berufsgenossenschaft der chemischen Indu-
strie ([3], [4]) und von Eckhoff ([20], [21]), der auch sehr große Silos mit bis zu 500 m 3 In-
nenraumvolumen untersuchte. Radant studie rt e Explosionsabläufe in Rohrleitungen ([44]),
die in vielen Fällen als Ursache für die Weiterleitung von Explosionen in andere explosions-
gefährdete Räume erkannt wurden.
1
In einem Forschungsvorhaben der DFG untersuchten die beiden Autoren dieses Be ri chts
Staubexplosionen in einem 50 m 3 großen Versuchssilo, wobei ca. 400 Explosionsversuche
durchgeführt wurden. Als Einflußparameter wurden in diesem Projekt Staubkonzentration,
Zündort, Zündverzugszeit zwischen Einblasen des Staubes und Zündung des Gemisches, Tur-
bulenz, Größe der Entlastungsfläche, Ansprechdruck und Masse der Entlastungsvorrichtung,
das Volumen des Explosionsraumes und die Art und Gestaltung der Entlastungselemente
(Folie, Deckel, Klappe und Umlenkvorrichtung für eine seitliche Explosionsgasabführung)
studiert. Tabelle 2.1 gibt eine Übersicht über die in die eigenen Studien einbezogenen Ver-
suchsreihen.
A Heinrich [33] 5
B Bartknecht [1] 1 / 10 / 30 / 60
Die in diesen Versuchsreihen untersuchten Parameter sind in Tabelle 2.2 angegeben. Wie aus
den beiden Tabellen zu erkennen ist, wurde in den letzten Jahren eine große Anzahl von Ver-
suchen durchgeführt. Dabei handelt es sich meist um Versuche in sehr kleinen Volumina. Es
liegen nur sehr wenige Versuche in größeren Silos bis 500 m 3 vor. Eine Extrapolation auf
größere Silovolumina ist deshalb nur mit Einschränkungen möglich, und die meisten Bemes-
sungsvorschläge werden auf ein Silovolumen von 10 000 m 3 begrenzt.
2
Untersuchte Parameter Versuchsreihen
Ansprechdruck D, G, H, I, J
Turbulenz D, H, I,
Zündquellenverlagerung E, F, H, I, J
Behältervolumen B, C, H, J
H/D-Verhältnis J, H
seitliche Entlastung F, H
Zündenergie D, F, H, I
Ausblasrohrlänge E
Staubkonzentration D, E, F, G, H
Befüllungsgrad E
An Hand von solchen Versuchen wurden seit ca. 30 Jahren auch Bemessungsvorschläge zur
Druckentlastung von Behälte rn entwickelt ([15], [29], [34], [43], [45], [46], [47], [50], [51]).
Diese beruhen meist auf empiri schen Ansätzen und sind an diesen Versuchen überprüft bzw.
kalibriert. Entsprechend zeigen sich Schwie ri gkeiten bei der Anwendung auf andere Parame-
terkombinationen. Als gut geeignet für die Dimensionierung von trägheitsfreien Druckentla-
stungssystemen darf die VDI-Richtlinie 3673 ([51]) und der NEPA-Code 68 ([43]), der auf
dieser beruht, bezeichnet werden.
Letztere werden durch die hier vorgestellte (vgl. Anhang A) Richtlinie zur Auslegung von
Silobauwerken gegen Staubexplosionen, die Eingang in den neuen Entwurf der DIN 1055
gefunden hat, für den hier in Frage stehenden Zweck ergänzt. Hier wird nun u. a. auch die
Trägheit der Entlastungselemente berücksichtigt.
3
3 Durchgeführte Untersuchungen
Der zeitliche Druckverlauf während einer (entlasteten) Explosion kann mit Hilfe eines Sy-
stems gewöhnlicher Differentialgleichungen näherungsweise besch rieben werden. Diese
Gleichungen beschreiben einerseits den Reaktionsumsatz durch die Verbrennung, die Konti-
nuitätsbedingung, den Zustand sowie die Energieerhaltung des Frischgemisches, und anderer-
seits den instationären Ausströmvorgang aus dem Silo und die Bewegung der Entlastungs-
elemente (Deckel, Klappen). Den Berechnungen für die Bemessungsdiagramme liegen meh-
rere Gleichungen zugrunde, die folgende Teilvorgänge bzw. Gesetze beschreiben:
die zeitliche Änderung der Rauchgas- bzw. Frischgasmasse infolge der Ver-
brennung.
M dM M Fg dM F°
,R` dPRg + R° dp Fg + =o (3.2)
PRg PRg PFg PFg
4
und die Energieerhaltung für das Frischgas.
Hinzu kommen die Bewegungsgleichungen für das Entlastungselement. Betrachtet wurde die
Entlastung mit Deckel oder Klappen (s. Bild 3.1 und Bild 3.2). Aus einem Kräftegleichge-
wicht ergibt sich für den Deckel:
d2y
ME (P,n — P aus )' 7-1(12E —M E•g (3.6)
dt 2 —
Die Entlastung führt zu einem Druckabfall im Silo infolge des Ausströmens von F risch- bzw.
Rauchgas.
dp - - K RT dM dM
mi t: = a• AE • u E p
E (3.8)
dt V dt dt
{fy
Bild 3.1: Modell der Deckelentlastung Bild 3.2: Modell der Klappenentlastung
Zur Beschreibung des Explosionsablaufs und der Entlastungsströmung werden in der Litera-
tur ähnliche Ansätze vorgeschlagen ([9], [10], [11], [12], [16], [31], [35], [41], [46]). Behan-
delt wird allerdings nur die trägheitsfreie Entlastung. In [32] wird eine träge Entlastung mit
Deckel angesprochen. Druckschwingungen und akustische Wellen, die bei entlasteten Explo-
sionen in Erscheinung treten können (wie z. B. in [14] besch rieben), werden mit diesem Mo-
dell nicht erfaßt. Die Ansätze unterscheiden sich im wesentlichen durch die Wahl eines ge-
eigneten Brenngeschwindigkeitgesetzes zur Beschreibung der Reaktionskinetik. Hierbei muß
5
von einer starken Kopplung zwischen den lokal vorliegenden Strömungsbedingungen und
dem Reaktionsfortschritt im Silobehälter ausgegangen werden. Wie Untersuchungen an ge-
schlossenen Explosionsbehältern zeigen ([38], [39], [48], [52]), kommt es während der insta-
tionären Flammenfrontausbreitung zu einer flammenerzeugten Turbulenzgenerierung. Aus
einer Reihe von Explosionsversuchen an unterschiedlichen sphä ri schen Explosionsbehältern
konnte in [39] eine Funktion ermittelt werden, mit der sich die Steigung der Brenngeschwin-
digkeit aufgrund der zum Zündzeitpunkt vorliegenden Turbulenzbedingungen und der flam-
menerzeugten Turbulenz vorhersagen läßt. Diese Funktion wurde durch einen Term erweite rt,
der die Turbulenzsteigerung durch hinderniserzeugte Turbulenzen an der Entlastungsöffnung
während des Ausströmvorgangs berücksichtigt. Der so erhaltene reaktionskinetische Ansatz
wurde für die im Rahmen der erforderlichen Parametervariationen nötigen Modellrechnungen
zugrunde gelegt.
- Zündort im Behältervolumen;
- Entlastungsquerschnitt AE;
4 AE
dE = (3.9)
n n
(2) Zündung an geometri sch ähnlichen Orten in den jeweiligen Behälte rn, z.B. auf der Be-
hälterachse in H/4 vom Boden o. dgl.;
(6) identischer Verlauf des Turbulenzfaktors der Brenngeschwindigkeit über der reduzier-
ten Zeit;
(9) gleiche relative maximale Platten-Abhebehöhe h/dE bzw. gleicher maximaler Klappen-
öffnungswinkel 0;
Die o. g. charakteri stischen Zeitmaße tE, tAus und tReak sind auf Grund theoretischer dimen-
sionsanalytischer Ansätze wie folgt definie rt :
- C,. `j3
t Reak mit: Aeff KG st (1 m3) • V 6 (3.10)
A eff
7
die charakteri stische Reaktionszeit, die bis zum vollständigen Umsatz des im Behälter
tReak ist
vorhandenen Frischgemisches benötigt wird, d. h. die Zeit, bei der der Enddruck pmax im ge-
schlossenen Behälter auftritt. Die Proportionalität zwischen A und Ks t ergibt sich aus dem
kubischen Gesetz und turbulenztheoretischen Überlegungen.
PoV = C2 Po • V
t Aus C2 =C2- (3.11)
2 • P red A E 2 - p red AE
EPO
Po
h h 4 AE
ME • dE 77—c .
• '•\4
mE •h dE mE dE • L n ' iA
E
tE = = C 3 •mE
C3•bred C 3 •pred C 3 • bred n
(3.12)
t E ist die charakteri stische Öffnungszeit des Entlastungselementes (hier: Deckel) bis zum Er-
reichen der Höhe h.
Unter den Ähnlichkeitsbedingungen (1) bis (10) werden ähnliche, d. h. nur im Druckverlaufs-
Zeitmaßstab unterschiedliche Druck/Zeit-Verläufe träge entlasteter Explosionen erhalten. Hält
man die Bedingungen (1) bis (6) und (9) ein, variiert jedoch die Zeitverhältnisparameter
tAus/tReak und t E /tAus unabhängig voneinander, so erhält man im Prinzip eine zweidimensionale
Schar normierter Druck/Zeit-Verläufe. Der normie rte maximale Explosionsüberdruck p Ted läßt
sich dann als Funktion dieser beiden Parameter darstellen. Dieses Diagramm läßt sich aus den
Ergebniswerten pied konkreter Modellrechnungen, die als Parameterstudie unter Va riation von
V, A E , KG/st, mE, n angelegt sind, konstruieren. Es gilt für einen konstanten H/D-Wert und
konstante Turbulenzanfangsbedingung sowie jeweils ähnlich gelegene Zündorte im Silobe-
halter.
t Aus = V 6 'KG,sr(lm3) =
K
P
(3.13)
t Re ak AE
8
5 15 1
4 V24
tE ( t Aus mE ^K G /St(lm3)'
= 1 =K,, (3.14)
\ t Reak / n4
Um eine Auffangvorrichtung für ein im Fall einer Explosion sich bewegendes Entlastungs-
element zu konstruieren, muß dessen Geschwindigkeit, sein Impuls oder seine kinetische
Energie bekannt sein. Vorstellbar ist das Auffangen des Deckels in einer Höhe h/dE = 0,25,
h/dE = 0,5 oder h/dE = 1,0 bzw. der Klappe bei einem Winkel 0 = 90°. Aus einer Energieer-
haltungsbetrachtung des sich bewegenden Entlastungselementes werden die zur Deckelge-
schwindigkeit v bzw. zur Winkelgeschwindigkeit a = O der Klappe proportionalen Parameter
1 1 1 1
^m \Z (
n \q / mE \2 /A \4
K,, =v• E _ bzw. K„ = u^ (3.15)
P red / \AE \P red / \ n
hergeleitet. Für praktische Anwendungen bedeutet dies, daß aus einem zweiten Diagramm der
Parameter K,, bzw. K<, und aus diesen die gesuchte Deckel- bzw. Klappengeschwindigkeit
ermittelt werden kann.
9
3.2 Parameterstudien — Vergleiche mit bestehenden Ansätzen
Das in Abschnitt 3.1 vorgestellte Verfahren, das gleichzeitig im Anhang A: "Richtlinie zur
Auslegung von Siloanlagen gegen Staubexplosionen" — im nachfolgenden nur noch als Richt-
linie bezeichnet — zu finden ist, wurde zusammen mit 9 anderen Bemessungskonzepten näher
untersucht.
Hier soll über die Ergebnisse einer Parameterstudie be ri chtet werden, die am Institut für Mas-
sivbau und Baustofftechnologie durchgefüh rt wurde (vgl. [28]). Es zeigte sich, daß einzig die
VDI-Richtlinie 3673, der NFPA-Code 68 und die Richtlinie selbst in den meisten Fällen zu-
treffende Ergebnisse liefe rt en. Weitere Vergleiche sind im Anhang B aufgestellt.
Über den Einfluß der Massenträgheit der Entlastungsvorrichtungen läßt sich hier allerdings
keine Aussage treffen, da bei den meisten Versuchsreihen und Bemessungskonzepten dieser
Einfluß nicht berücksichtigt wurde. In der Praxis sind jedoch die meisten Entlastungskon-
struktionen trägheitsbehaftet, weshalb dieser Einfluß eine wesentliche Rolle bei der Ausle-
gung von Siloanlagen spielt. Darum wurde in [23], [24], [26] der Einfluß der Massenträgheit
noch näher untersucht. Dieser Einfluß ist in der VDI-Richtlinie jedoch nur teilweise berück-
sichtigt, so daß für die Bemessung von trägheitsbehafteten Entlastungskonstruktionen eigent-
lich nur der Bemessungsvorschlag aus der Richtlinie in Frage kommt.
Ein weiterer Unterschied zur VDI-Richtlinie bet ri fft die Volumenabhängigkeit. In der
VDI-Richtlinie steigt die Entlastungsfläche unter anderem mit V°' 767 an, hingegen bei der
Richtlinie mit V°'833 . Zu erwähnen ist, daß der Ansatz der VDI-Richlinie auf expe ri mentellen
Ergebnisse zurück geht, während der Ansatz dieser Richtlinie auf theoretischen Überlegungen
basie rt und über einen wesentlich größeren Variationsbereich des Silovolumens V gilt.
Ursprünglich war in der Richtlinie eine getrennte Bemessung für Lagergebäude und ver-
gleichbare Räume vorhanden. Diese Bemessung wurde vom NFPA-Code 68, Ausgabe 1988
[43] übernommen. Do rt werden zwei Bemessungskonzepte für die Dimensionierung von zu
entlastenden Räumen vorgestellt. Dabei wird zwischen hoch- und niederfesten Umschließun-
10
gen unterschieden. Sind die Umschließungen für einen Innendruck von mehr als 0,1 bar
Überdruck ausgelegt, so ist do rt das Verfahren der VDI-Richtlinie 3673 zu verwenden. Sind
diese Umschließungen für weniger als 0,1 bar ausgelegt, so wurde do rt ein einfacheres Ver-
fahren angeboten:
CA;
A
E_ (3.16)
p red
Dieses Konzept wurde zuerst in die Richtlinie aufgenommen und auch für höherfeste Um-
schließungen angeboten. In einer weiteren Parameterstudie, die am Institut für Massivbau und
Baustofftechnologie durchgefüh rt wurde, wurde das Standardverfahren mit diesem Konzept
verglichen. Dabei stellte sich heraus, daß bei nied ri gen Drücken, wie sie bei Lagergebäuden
und Betriebsräumen von Siloanlagen vorkommen, keine größere Unterschiede zwischen bei-
den Bemessungskonzepten vorhanden waren. Deshalb wurde in der endgültigen Version der
Richtlinie vereinfacht nur das Standardverfahren angegeben.
Ein weiteres Problem stellt die Einbindung der Richtlinie in die bestehenden Bemessungs-
konzepte dar. Nach Eurocode 2 ist der Lastfall Staubexplosion für die außergewöhnliche
Lastkombination noch mit an deren, beim Bet ri eb einer Siloanlage auftretenden Lastfällen,
wie z. B. Lasten aus Eigengewicht, Wind, Schnee, Schüttgut, zu überlagern.
Die Untersuchung dieser Einflüsse wurde hier auf zwei wesentliche Lastfälle, die Schüttgut-
last und die Last aus Staubexplosion, beschränkt, da diese sich noch gegenseitig beeinflussen.
Auf der sicheren Seite liegend, können die beiden Lastfälle überlagert werden. Es ist jedoch
nicht möglich, daß gleichzeitig eine Staubexplosion in einem "leeren" Volumen, das nur mit
einem Staub/Luft-Gemisch gefüllt ist, und ein vollständig mit Schüttgut gefülltes Volumen
vorliegen. Während des Silobetriebs wird jedoch der Füllungsgrad des Silos ständig schwan-
ken, d. h. es liegen meist Teilfüllungszustände vor, und somit kann nur im restlichen "leeren"
Volumen eine Staubexplosion stattfinden. Die Teilfüllungszustände können dann unter Um-
ständen maßgebend für die Bemessung sein und müssen untersucht werden. Außerdem be-
steht die Gefahr einer Sekundärzündung innerhalb der Silozelle, die zu einer weiteren Druk-
kerhöhung führt. Diese Möglichkeit liegt außerhalb des Anwendungsbereichs der Richtlinie
und kann mit einem verbleibenden Restrisiko möglicherweise abgedeckt werden.
Für diese Untersuchung wurde der Ansatz von Janssen [37] so modifizie rt , daß solche Teil-
füllungszustände betrachtet werden können (vgl. Anh an g B).
11
p, (z) = Y' z o 's(z) ;z>-0
= Pred ;z<0
Ph(z)=Y 'X'zo's(z) ;z>0
(3.17)
= Pred ;z<0
pw(z)=Y'X'µw-'zo's(z) ;z>>-0
=0 ;z<0
mit:
/ ^ z
s(z) =1— 1— P
red e zo
Y'zo/ (3.18)
A.
zo
= X'µ .0
enthalten. Im Anhang B wird die Untersuchung von Teilfüllungszuständen anhand eines Bei-
spiels vorgeführt.
Maßnahmen, die das Entstehen von Staubexplosionen verhindern, sind im Prinzip der Mini-
mierung des Schadens beim Auftreten einer Staubexplosion vorzuziehen. Solche Maßnahmen
sind in der Praxis jedoch nicht oder nur unter großem Aufwand zu realisieren. Die andere
Möglichkeit, raumabschließende Bauteile gegen dem maximalen Explosionsdruck pmax von
ca. 9 bis 12 bar auszulegen, ist wegen der kaum zu erzielenden Wi rtschaftlichkeit und das
großen Aufwandes nur in Einzelfällen und bei relativ kleinem Volumen sinnvoll.
Deshalb wird in der Richtlinie im wesentlichen nur auf die Ermittlung der Schnittkräfte bei
druckentlasteten Staubexplosionen eingegangen. Hier ist im Gegensatz zu den beiden oben
genannten Methoden eine Gefährdung der Umgebung durch austretende Druckwellen oder
Flammenfronten nicht gänzlich auszuschließen. Entsprechend sollten Entlastungseinrichtun-
gen nur in Teilzonen der Umgebung Auswirkungen haben, die von Personen wenig frequen-
tiert werden.
Ist die Art der Entlastungskonstruktion festgelegt, so kann der Bemessungsdruck für die
raumabschließenden Bauteile und die notwendige Entlastungsfläche mit den Nomogrammen
aus der Richtlinie gefunden werden. Das jetzt noch anstehende Problem ist die Dimensionie-
rung der Rückhaltekonstruktion für den Deckel bzw. die Ermittlung der Stoßlast beim Klap-
penmechanismus. Dafür und für die Dimensionierung der zur Kraftübertragung notwendigen
Bauteile läßt sich kein allgemeingültiges Konzept angeben. Dies liegt daran, daß es sich hier
meist um ein komplexes dynamisches System mit mehreren Freiheitsgraden handelt. Ein sol-
ches System ist nur im Einzelfall lösbar, da die Lösung von der Geomet rie und den einge-
setzten Mechanismen abhängig ist. Die genaue Lösung kann bei einem System mit mehreren
Freiheitsgraden nur auf numerischem Wege gefunden werden. Angaben hierzu sind den Stan-
dardwerken der Baudynamik oder [25] zu entnehmen.
In vielen Fällen ist es jedoch möglich, das komplexe System näherungweise mit einem Ein-
massenschwinger abzubilden. Dies ist dann sehr einfach möglich, wenn ein Bauteil die über-
wiegende Verformung erfährt, wie es in Beispiel 1 aus Anhang B der Fall ist. In diesem Fall
liegt die Lösung auf der sicheren Seite, weil die anderen Systemverformungen die Schnitt-
kräfte noch reduzieren würden. die Vorgehensweise kann dann analog zu diesem Beispiel
erfolgen. Das Beispiel wurde zwar nur an einem Deckelsystem durchgeführt, die Methode ist
jedoch auch ohne weiteres auf eine Klappe übertragbar. Zu beachten ist dennoch, daß der An-
prallpunkt der Klappe nicht mit deren Massenschwerpunkt identisch sein muß. Auf Grund
dieser Exzentrizität werden zusätzlich Biegemomente in der Klappe und Kräfte auf die Klap-
penangel hervorgerufen.
Im Falle einer seitlichen Entlastung muß ergänzend zu dem Druck prea die Rückstoßkraft FR
nach Gleichung (10) aus der Richtlinie berücksichtigt werden. Sie ist mit Ihrer entsprechen-
den Wirkungsrichtung (parallel zur Ausströmrichtung) in der Mitte der einzelnen Entla-
stungsöffnungen anzusetzen.
13
Erklärung der in diesem Kapitel benutzten Formelzeichen
• Lateinische Buchstaben
A m2 Fläche
b m Breite der Entlastungsklappe (senkrecht zur Drehachse)
c kg/s2 Federkonstante
C — Konstante
c,, J/(kg•K) spezifische Wärmekapazität bei konstantem Volumen
dE m Durchmesser der Entlastungsöffnung
D m Durchmesser des Silos
F N Trägheitskraft
g m/s2 Erdbeschleunigung
G N Gewichtskraft
h m Abhebehöhe des Entlastungsdeckels
H m Höhe des Silos
H J/kg Reaktionsenthalpie
KG, Kstbar-m/s Explosionskermwert für Gas (Index G) oder Staub (Index St)
Kp, Km, Kv, K oParameter
1 m Länge der Entlastungsklappe (parallel zur Drehachse)
m kg/m2 flächenspezifische Masse
M kg Masse
n — Anzahl der Entlastungselemente
p Pa Druck
Pa Pa Ansprechdruck des Entlastungselementes
Ph kN/m2 Horizontallast
p,, kN/m2 Vertikallast
p wkN/m2 Wandreibungslast
P N Druckkraft
R J/(kg•K) Gaskonstante
t s Zeit
T K Temperatur
uE m/s Ausströmgeschwindigkeit
U m innerer Umfang der Silozelle
3 m/s Deckelgeschwindigkeit
3 m3 Volumen
y m Lauflänge der Deckelbewegung
z m Kartesische Koordinate in Höhenrichtung
14
• Griechische Buchstaben
Durchflußkoeffizient
kN/m3 Wichte des Siloguts
rad Winkelgröße
rad/s Winkelgeschwindigkeit
rad/sZ Winkelbeschleunigung
Isentropenexponent
Horizontallastverhältnis ph/pv
m/s Brenngeschwindigkeit
Wandreibungsbeiwert pw/ph
kg/m3 Dichte
rad/s Winkelgeschwindigkeit
Tiefgestellt
aus außen
A Ausströmung
d dämpfend
eff effektiv
E Entlastung, Entlastungselement
FF Flammenfront
Fg Frischgas
ges gesamt
G Gas
in innen
L Luft
max maximal
r radial
Reak Reaktion
red reduzie rt er
Rg Rauchgas
St Staub
tangential
15
Hochgestellt
modifizie rt
gemittelt
16
4 Literaturverzeichnis
17
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Mitcheson, A. Vessels. II-Theory. Comb. and Flame 32, S. 221-236
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18
[19] Eckhoff, R. K. Sizing Dust Explosion Vents - The Need for an new
Fuhre, K., Alfert, F. Approach based on Risk Assessment. Bulk and
Pederson, G. H. Solids Handling 6, 1986
19
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bei Staubexplosionen Abschlußbericht IV 1-5-
605/90, Institut für Bautechnik, Berlin, 1993
[28] Ewen, M. Analyse der Belastung eines Silos infolge von Ex-
plosionsbeanspruchung. Diplomarbeit, Institut für
Massivbau und Baustofftechnologie, Universität
Karlsruhe, Karlsruhe, 1992
[31] Gruber, U., Puppich, P. Zeitlicher Druckverlauf bei Explosionen als Grund-
Noll, E., Mewes, D. lage zur Auslegung von Behältern und Apparaten.
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Schutz explosionsgefährdeter Anlagen in der chemi-
schen Industrie. Chemie Ingenieur 38, S. 1125-1133,
1966
21
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gen, Dissertation Universität Karlsruhe, in Vorbe-
reitung
22
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stationäre Flammenausbreitung bei Gas- und Stau-
bexplosionen in geschlossenen Behältern, Disserta-
tion Universität Karlsruhe, 1998
23
Massivbau
Baustofftechnologie
Karlsruhe
Arbeitstitel: Anhang A
Universität Karlsruhe
1999
Anhang A: Richtlinie zur Auslegung von Siloanlagen gegen Staubexplo-
sionen
(1) Dieser Anhang gibt Regelungen für die Bemessung von Silos unter der Einwir-
kung von Staubexplosionen. Diese Regelungen ergänzen die Vorschriften zur Be-
stimmung der Einwirkungen aus Staubexplosionen auf Baukonstruktionen in
ENV 1991 und können später in ENV 1991-2-4 übernommen werden.
(2) Dieser Anh an g gilt für alle Siloanlagen und vergleichbare Anlagen, bei deren Be-
trieb brenn- und explosionsfähige, nichttoxische Stäube bearbeitet oder gelage rt
werden oder als Abfall in größerer Menge an fallen.
(3) Dieser Anh an g gilt nicht fir Anlagenteile, in denen durch gezielte Maßnahmen
Explosionen ausgeschlossen werden.
(4) Für die Nachrüstung bestehender Anlagen kann dieser Anhang sinngemäß ange-
wendet werden. Dabei ist der tatsächliche Zustand der Anlage zu berücksichtigen
und nicht der Planungszustand. Im Zweifelsfall ist eine sachkundige Beratung
einzuholen.
(5) Dieser Anhang soll die schädlichen Auswirkungen von Staubexplosionen in Silo-
anlagen durch bauliche Maßnahmen minimieren.
Nachfolgend werden die mitgeltenden Richtlinien und Bestimmungen aufgeführt, die für die
Planung und für den Bet ri eb einer Siloanlagen zu beachten sind.
- ZH 1 / 10 Explosionsschutz-Regeln (EX-RL)
der BG Chemie 1998
Al
DIN VDE 0165/9.83
Erri chten elekt ri scher Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen (VDE-
Bestimmung)
Bundesimmissionsschutzgesetz
Explosionsschutzverordnung
11.VO zum GSG: Verordnung über das Inverkehrbringen von Geräten und
Schutzsystemen für explosionsgefährdete Bereiche
(1) Die Stäube vieler Schüttgüter, die üblicherweise in Siloanlagen gelage rt werden,
sind explosionsfähig. Explosionen treten auf, wenn vorh an dene org an ische oder
anorg anische Stäube mit hinreichend kleiner Partikelgröße eines Staubes exo-
therm mit Sauerstoff reagieren und damit eine rasch fo rt schreitende Reaktion er-
möglichen.
A2
Beide Kennwerte sind nach genormten Verfahren bestimmt (vergleiche ISO
6184/1 bzw. DIN EN 26184,Teil 1 oder VDI Richtlinie 2263).
(3) Die wichtigsten explosionsfähigen Staubarten und die zugehö ri gen Bemessungs-
werte Kst und pmax sind in Tabelle A.1 angegeben.
' Medianwert = 55 µm
2 Medianwert < 10 µm
' Medianwert = 5 µm
A3
(4) Kleinere Werte fir Kst und pmax sind anwendbar, wenn sie für besondere betriebli-
che Bedingungen nachgewiesen werden, z. B. für höhere Feuchtigkeit oder gün-
stigere Korngrößenverteilung im Staub. Höhere We rte können bei Gemischen aus
Staub und Gasen — sogenannten hybriden Gemischen — auftreten.
A 3 Zündquellen
Für die Zündung dieser Stäube reichen im allgemeinen kleine Energiemengen aus.
Insbesondere kommen in Silozellen und Nebenräumen wie z. B. Silokellern, Ver-
bindungsgängen und Treppenhäuse rn folgende Zündquellen in Betracht:
- Glimmnester, die auch von außen mit dem Schüttgut in die Silozelle eingetra-
gen werden können,
A 4 Schutzmaßnahmen
(1) Die Verminderung der Schäden infolge einer Staubexplosion wird durch räumli-
che Begrenzung der Explosion und durch Verringerung des Explosionsüberdruk-
kes erreicht. Hierzu müssen Explosionsabschnitte ausgebildet werden, die entwe-
der
bemessen werden.
(2) Der durch eine Entlastungsöffnung austretende Feuerstrahl darf weder zu einer
Beeinträchtigung der Umgebung führen noch die Explosion in einen anderen Ex-
plosionsabschnitt weiterleiten. Auch dürfen Menschen durch Splitter von Schei-
ben oder anderen Bauteilen nicht gefährdet werden. Druckentlastungsöffnungen
sollen deshalb direkt ins Freie führen, bei Silozellen vor allem über Dachflächen
und bei anderen Räumen, wie z. B. Silokellern, Verbindungsgängen und Treppen-
häusern, über hochliegende Fensterflächen.
A4
(3) Das Entlastungssystem soll einen möglichst geringen Ansprechdruck und eine
niedrige Massenträgheit haben. Dabei ist zu berücksichtigen, daß bei frühem An-
sprechen eines Entlastungssystems eine wesentlich größere Menge des brennbaren
Staub-Luft-Gemisches weitergeleitet wird als bei trägeren Systemen.
- Blechkonstruktionen,
(1) Die Größe des Bemessungsdruckes pred,ges ist u. a. abhängig von der Staubart, von
den Abmessungen des zu entlastenden Raumes, von der Entlastungsfläche, vom
Ansprechdruck pa und der Massenträgheit der Entlastungseinrichtung.
(2) Sofern kein anderer Nachweis geführt wird, kann der Bemessungsdruck mit Hilfe
des Bemessungsverfahrens in Abschnitt A 8 ermittelt werden.
Die Bemessung der betroffenen Bauteile ist nach den Regeln für Katastrophen-
lastfälle, d. h. mit einem Lastsicherheitsbeiwert von 1.0 durchzuführen (nach Eu-
rocode, z. B. EC-2, EC-3 oder CEB-FIB Model Code 1990).
(1) Für den Bemessungsdruck sind alle tragenden und raumabschließenden Bauteile
eines Explosionsabschnittes auszulegen.
(2) Im druckentlasteten Silo t ritt der größte reduzierte Explosionsüberdruck pred bzw.
Pred,ges bei
"geleertem" Silo auf.
A5
A 6.3 Sicherung der Abschlußelemente der Entlastungsöffnungen
(2) Die Geschwindigkeiten der bewegten Abschlußelemente zur Ermittlung der Ver-
ankerungskräfte können mit dem Berechnungsverfahren in Abschnitt A 8.7 er-
mittelt werden.
A 6.4 Rückstoßkräfte
A 8.1 Gültigkeitsbereich
- für trägheitsfreie Entlastungen; diese geben sofo rt bei Erreichen des Ansprech-
druckes den Entlastungsquerschnitt fr ei.
- für trägheitsbehaftete Deckel; sie heben senkrecht zu ihrer Fläche ab und müs-
sen in einer bestimmten Höhe abgefangen werden.
A6
- die Bemessungshilfen gelten nur für Deflagrationen und nicht für Detonationen
(bei Staubexplosionen in Siloanlagen treten im allgemeinen keine Detonatio-
nen auf)
K
=V6'K st (1)
A E
I 5 1
m2 • K4 •`j24
St
Km (2)
n4
1 1
/ m \Z / n \4
E
K„ = v (3)
^Pred j \AE
1 1
/ mE \2 \4
/A
K (4)
^P red j \ n ^
_ME
M
E (5)
AE
AE = n • AE,i (6)
Pa =mE'g (7)
FR = 0 , 1 5 Pred'AE,i (10)
A7
Zeichen Einheit Bedeutung
3
Kp m2 • bar / s in den Nomogrammen aufgefüh rt er Parameter
A8
K st bar • m/s aus einem 1 m3-Versuchsbehälter gewonnener
Staubkennwert
/i I I \
K,, 2
bar n m z •s Parameter zur Bestimmung der Deckelgeschwindig-
keit
i t t
kg z bar e • m z • s Parameter zur Bestimmung der Winkelgeschwindig-
keit von Entlastungsklappen
(1) Mit den Formeln aus Abschnitt A 8.2 und den Diagrammen in Abschnitt A 9 kön-
nen bei der Bemessung von Siloanlagen und Räumen für Explosionsbelastung
folgende We rt e ermittelt werden:
(2) Bei Anwendung dieses Verfahrens ist insbesondere bei den Parametern, aber auch
bei den relevanten Behältergrößen auf die Einheiten zu achten.
(3) Bei den Nomogrammen in Abschnitt A 9 ist eine lineare Interpolation zwischen
zwei Isolinien zulässig.
(4) Die Flughöhe hm;n = 0,25 dE beim Deckel und der Öffnungswinkel O m;n = 45 ° bei
einer Klappe sollten nicht untersch ri tten werden.
A10
Größen Behältervolumen V, Anzahl der Öffnungen n, Staubkennwert Ks t und der
auf die Entlastungsfläche bezogenen Masse der Entlastungsvorrichtung m E kann
der Hilfswert Km nach Gleichung (2) berechnet werden. Für trägheitsfreie Entla-
stungsvorgänge ergibt sich dieser Kennwert zu null. Mit Hilfe dieses Zahlenwer-
tes sowie dem nach Gleichung (9) bestimmten zulässigen reduzie rt en Explosions-
überdruck pred und dem H/D-Verhältnis der Silozelle kann anhand der in Ab-
schnitt A 9 aufgeführten Nomogramme der Kennwert Kp bestimmt werden. Mit
diesem Zahlenwert ist die Berechnung der gesuchten Entlastungsfläche AE mög-
lich.
Bei seitlicher Anordnung der Entlastungselemente muß nach Gleichung (10) die
Rückstoßkraft FR berücksichtigt werden. Sie ist mit ihrer entsprechenden Wir-
kungsrichtung in der Mitte der einzelnen Entlastungsöffnungen anzusetzen.
(2) Mit den Hilfswerten Kp und Km erhält man aus dem entsprechenden Diagramm
des Abschnitts A 9 den Hilfswert K„, mit dem die Anprallgeschwindigkeit v des
Deckels berechnet werden kann.
All
A9 No e
A 4 ' 1 Deckelkonstruktionen
pnxi [bar]
12000
11000
lOOOO Ml-"ift's-Alb**WT:176-27111
MOM, 2,6 tI,Z11a=aummIl
9000 1n0111n111A11111A111111P1/111/111
8000 3n111n13rwMA.A(INKIA
7000 MILS 1111111111WAMWA
^^m 6000
5000 111111111.4111•111i111MAINJW 4,0
4000
3000
1,2
2000
1000
0
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000
12OOD
'^"""
11000 / H/D =1 h/d =0,25
10000- // y
)115
SDOO
105
8000
^ .^^
^^m ^0O
nOOO-/ /
f/.G5
5OOU-
55
4OOO-
45
JO0}- 25
Al2
12000
11000-
10000-
9000-
8000-
Km 7000-
6000-
5000-
4000
3000
2000
- Kv
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000
K
Bild 3: Parameter K,, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 1 und hidE = 0,5
12000
11000
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
Kv
KP
Bild 4: Parameter K,, in Abhängigkeit von K p und Km für H/D = 1 und h/dE = 1,0
A13
A9.1.2 H/D=2
pred [bar]
^^ 1 n1 1 1 M
12000
_^n ^
11000 ►
-1-
I^ 1 r^ irii i
10000 ,
9000 11111 11 1• 111
\ ® IM^ ^ ®^ 2,8
8000
I /N/.
^
N ^ 3,0
7000
Km 6000 I 11/ .^^►^ 3,2
5000 Mt ^^^^^^^//^ .4
^^r^«r^«^
4000
3000 ^I.: •
^^«^i«^«_`^
2000
1000
0
o,^ ^^
^^ ^^^
^\
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000
KK
KP
12000
11000-
10000-
9000
8000-
7000-
Km
6000
5000-
4000-
3000
2000
1000
Bild 6: Parameter K, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 2 und h/dE = 0,25
A14
12000
11000-
10000-
9000-
K_ 8000-
^ ^T' 7000-
6000-
5000-
4000-
3000-
2000 . . , .i„
Kv
1000 1500
is
Bild 7: Parameter K,, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 2 und h/dE = 0,5
12000
11000
10000
9000-
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
KP
Bild 8: Parameter K,, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 2 und h/d E = 1,0
A15
A 9.1.3 H/D=4
p rod [bar]
12000
{
11000 C7:
10000
9000
8000 ‚LIMP
7000
Km 6000
5000
4000 QB libtaLim 30
3000
2000
1000
0
1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
.,
12000
11000
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
..p
Bild 10: Parameter Kv in Abhängigkeit von Kp und Km far H/D = 4 und h/d E = 0,25
A 16
12000
h/dE = 0,5
11000
200 180
10000 1
9000
8000
OW
Mir
160
14O 120
Km 7000 1 00
6000 11111/ ,41IW
5000 ININOWAIMIIIIM
4000 IIIPAVAVAIMIIMM
3000
2000 IIIAMTWAIIIIMMME
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
..p
Bild 11: Parameter Kv in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 4 und h/dE = 0,5
12000
11000
lOOOD
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
.p
Bild 12: Parameter Kv in Abhängigkeit von Kp und Km H/D = 4 und h/dE = 1,0
A17
A 9.1.4 HID =6
Red [bar]
12000
11000
It H/D =6
10000
9000
8000
7000
lik
n Mlle
. 11111kn = BE
alminvinipolk
IffiVolismaTifAr
w--IIII
2,8
Km 6000
5000 WES NUM AV
4000
3000 0,2
1
11/111111111111111/ I
immotak w.
2000
-11..wi l
luermo..
ro.,.......
1000
0
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
.,
12000
11000
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
..P
Bild 14: Parameter K, in Abhängigkeit von Kp K— far B/D=6 und h/dp= 0,25
Al 8
12000 / //
^^/^\ :^ ^^
^"~'
/[
~ --2OO
11000 '
1[0 /^"=s ^ =`=
^^
10000
160
9000 MI
8000 O16
N #P
I i11, rirIwIMKti
A1
Km 7000
6000
5000
4000 111/1,
00
3000
2000
1000
wrir
AvAmp-
-01AIM
1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
..p
Bild 15: Parameter K„, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 6 und h/dE = 0,5
.p
Bild 16: Parameter K, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 6 und h/dE = 1,0
Al 9
A9.1.5 H/D = 8
lied [bar]
12000
HID =8
11000
10000 st4: lot 2,6
9000
hanommaw 2,OH2'2
Km
8000
7000
6000 1111E11111•1 1101/11111//aM
MIAINWP
,OL'8
3,0
WIMP 111111W/MAIN
5000
4000
3000
1111M
1111.11: 111111111MIIIIN
mmourarawmA
NIIIMI
2000
• h ,
1000
0 4 1111E1=WMI
10°1111
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
12000
11000
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
Bild 18: Parameter K,„ in Abhängigkeit von Kp und Km fUr H/D = 8 und h/dE = 0,25
A20
12000
11000
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
.p
Bild 19: Parameter K, in Abhängigkeit von K p und Km für H/D = 8 und h/dE = 0,5
12000
11000
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
1 0}
2000
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
,.p
Bild 20: Parameter Kv in Abhängigkeit von Kp und Km für HID = 8 und h/dE = 1,0
A 9.1.6 H/D = 10
pred [bar]
12000
11000
10000 IIIMMINFRE
=MIL Ilk Ea!
9000
8000 omila
7000 maim 111MINIMI 30
^
Km 6000
3,2
5000 MINIM ANIMIIIIMIAW
4000
3000 lama lingligilr
2000
1000 iiLIK41n11111WMW.
0
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
..p
Bild 21: p,ed in Abhängigkeit der Parameter K- nod
Reduzierter Explosionsüberdruck
12000
11000
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
Bild 22: Parameter K„ in Abhängigkeit von Kp und Km ftir H/D = 10 und h/dE = 0,25
A22
12000
11000
H/D 180 ii0^N^/ ^^^—w`^U
10000 HE IF ...ionmii
9000 MI Ar irdi14°NiiMil
8000 NRUEVAIMEMELAM
Km 7000 i ILW,OlurnIrrd
III
6000 111111.1W AIIIIMTIMIP
5000 1111M/A110/11111W'
4000 airWMP.!
3000 WWII . PANIMMUI
2000
1000
min iiwi
1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
Kip
Bild 23: Parameter K, in Abhängigkeit von Kp und Km fiir H/D = 10 und h/dE = 0,5
12000
a,,, IFTE:TA
ri-TD:=_Towirm
11000
10000
9000
=wig MeiPAEW
in_WIAM
ETIMIII
8000 WNW IM
Km 7000 . .,_ diglafr 00
IhregM .___.
6000 111:71FI L..211
5000 FN IMP P"-._ o _ uo ^
4000
TI 100.,w nimi
3000
2000
1000
,‘...- _ iiii.10
r..01,0
1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
..v
..p
Bild 24: Parameter K, in Abhängigkeit von Kp und Km far H/D = 10 und h/dE = 1,0
A23
A 9.1.7 H/D = 14
12000
awrn1 Wm ri1 1.
-Nillt
l
Red [bar]
—
11000
10000
9000
8000
MIMmirr
itik
IMNI illyriliku21,84;.1 I Km a
7000
^^m 6000
5000
4000
3000
2000
Willearralli it
MIL "IrEININIII:2
Ik
ar IRMIIIILILI11111
II I I Ill li LIE 13 L\WW n
1000 0,4
0
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
..p
Bild 25: Reduzierter Exnlooiwooübcrdruok preu in Abhängigkeit der Parameter K^ nod
12000
11000
10000
IFDAIIF
wp fi ma
AMOMMTM7=(Wi
r y105 1, Wid=r
95 All
9000 Marvir111PIF 65 II
8000 war
Km 7000 viarmorA ir
rtzermor-Arm
6000
5000
4000 FlivÄr nm
opres,„ • „ orim
3000
2000
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
^.p
A24
12000
H/D =14 h/dE =0,5
11000 180
160
10000 140 ‚gm
Km
9000
8000
7000
6000
er
mi 111
1 firM
. 1' 1 m •
5000
4000
AMIIIMWNII
PIABIIMI
3000
2000 WAIPAWAIIIW K
1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000
KP
Bild 27: Parameter Kv in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 14 und h/dE = 0,5
12000
•11000
10000
9000
8000
Km
7000
6000
5000
4000
3000
Bild 28: Parameter Kv in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 14 und h/dE = 1,0
A 9.2
A 9.3
A25
A 9.4 Klappenkonstruktion
A9.4.1 H/D =1
bred [bar]
12000
11000 ^^1 ._ _^^_3.^
^ ^ _
o
.^,n8 (
10000 ^
ir
9000 ^®^_®__^^ ^
8000 ^\ `^_\► 1
Km
7000 I
L _M`_,1n IM
1111111111R11 `^-- ^-
6000
^^^ ^, ^n^ .
= um
5000
I ma
4000
3000 . ,
^ ^p ^
2000
n'. ^^8
1000
0
1000 2000 3000 4000 5000
K
Bild 29: Reduzie rt er Explosionsüberdruck Prea in Abhängigkeit der Parameter Kp und
Km fdr H/D = 1
12000
11000 -- H/D = 1
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
35
-7-
3000
^ Kca
2000
1000 2000 3000 4000 5000
K
Bild 30: Parameter, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 1 und 0 = 90°
A26
A9.4.2 H/D =2
p red [bar]
12000
11000 I
1 -p1^ _®IMN
i / M MI
^`ais l I II
nn b
alip 2,4 .
10000
9000 smo`
-^ ` ^k^-^
8000
Km 7000 _^ ^^ 1,8^^`^^
6000 `^ \ 1,6 `^` `
5000 _^ 1 ^ 4 `^^` `
4000 `^
1 1 I 0,8 I
1,2 111 111111111111
-
11 11 1 - R 1111 11 11
^s`u-^^n
i ;
° ;
3000
2000 0,6
I 11 1 n1 .n I
1000 0,4
i I I
^ I ^
0
1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000
KP
Bild 31: Reduzierter Explosionsüberdruck p l ed in Abhängigkeit der Parameter Kp und
Km für H/D =2
12000
11000
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
Kp
Bild 32: Parameter K(, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 2 und 8 = 90°
A27
A9.4.3 HID =4
12000
11000
m Iwag 3,0
pred [bar]
, nk
bit AI
10000 ^^ ^
im m
9000 ^ •
8000 ® ^
7000 ^ 1^8 20
Km 6000 ^1,6
5000 a 1 ,4
^_^-
_ 1,2
illa_M_11
4000
3000 - 0,8 1,0
i ^111.
1
2000 0,6 ;i
1000 ,— ^ 0I4
i
0
1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000
KP
Bild 33: Reduzierter Explosionsüberdruck p ied in Abhängigkeit der Parameter Kp und
Km für H/D =4
12000
110001 H/D=4
10000-1
9000 9
8000
Km 7000 75
6000
5000 55
^^
4000
3000
2000
l 3000
', ,
^ ,,.,
4000
,,,,,,;
5000 6000
^
7000
K^
Kp
Bild 34: Parameter in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 4 und 0 = 90°
A28
A9.4.4 H/D =6
p red [bar]
12000
11000
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
2000—
12000
11000
10000
9000
Km 8000
7000
6000—
5000
4000 —
3000
2000
1000
Kp
Bild 36: Parameter K(, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 6 und 0 = 90°
A29
A9.4.5 H/D =8
prod [bar]
12000
11000 =H/D=8 ^ ^
10000
9000 2,6^
8000
^^^a^
Km 7000
6000 iv_
^-
5000
4000 0► ^ ^ ^^^
► _^^
3000 `_ ^,,_^^^^^
0,8
2000 0,6
1000 0,4
0
1 000 2000 4000 5000 6000 7000
12000
11000
10000
9000
Km 8000
7000
6000
5000
4000
3000
K^
2000
1000 2000 5000 6000 7000
Bild 38: Parameter K.(,, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 8 und 0 = 90°
A30
A9.4.6 H/D =10
pro , [bar]
12000
11000 H/D =1 m
10000 -Nib, `
9000
%%n,, ;,8n
8000 kil 414%MELIA
Km
6000
5000
^•
7000 41 ^_®^^^^.
IL
_^_®_ 2,g 1
_^_® 2,6k
M ^ ^
3000 h1111P111
4000
_- 1 2,2 2,4 -
i
2000 2,0
1000 0,
0
1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000
KP
Bild 39: Reduzierter Explosionsüberdruck pled in Abhängigkeit der Parameter Kp und
Km für H/D = 10
12000
11000
10000
9000
8000
Km
7000
65
6000
55
5000
4000
3000
35 Kw
2000
1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000
Bild 40: Parameter K°, in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 10 und 0 = 90°
A3 1
A9.4.7 H/D =14
bred [bar]
12000
11000
10000
9000
8000
Km 7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
1000
12000
11000
10000
9000
Km 8000
7000
6000
5000
4000
3000
Bild 42: Parameter Ko in Abhängigkeit von Kp und Km für H/D = 14 und 0 = 90°
A32
Massivbau
Baustofftechnologie
Karlsruhe
Arbeitstitel: Anhang B
— Beiblatt
Beispiele —
Universität Karlsruhe
Institut für Massivbau und Baustofftechnologie
Abteilung Massivbau
Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Dr. techn. h. c. J. Eibl a. D.
1999
Anhang B: Beispiele zur Anwendung der Richtlinie
Nachfolgend wird beispielhaft für eine Zuckersiloanlage und ein Getreidelager aufgezeigt,
wie im Sinne der "Richtlinie zur Auslegung von Siloanlagen gegen Staubexplosionen" solche
vermieden werden können, bzw. wie deren schädliche Auswirkungen minimie rt werden kön-
nen. Die Ausführlichkeit der Darstellungen versucht dem für Bauingenieure ungewohnten
Umgang mit explosionsgefährdeten Betonstrukturen Rechnung zu tragen.
B 1 Beispiel 1: Siloanlage
B 1.1 Übersicht
Die Bild B. 1 gibt einen Überblick über die auszulegende Siloanlage mit den nachfolgend
aufgefüh rt en relevanten Daten.
B2
Schnitt B - B
Schnitt D - D
19.25 m
B3
B 1.1 Allgemeine Vorsorgemaßnahmen
In Silogebäuden mit integrie rt en Silozellen besteht bei Staubexplosionen in den Zellen die
Gefahr, daß Sekundärexplosionen in Nachbarräumen induzie rt werden, weil aus meist not-
wendigen Entlastungsöffnungen ausgetriebener Staub gezündet wird. Explosionen können
sich dann über Förder- und Aspirationssysteme ausbreiten. Besonders in langgestreckten-
Räumen wie z. B. im Beschickungsgeschoß oberhalb der Siloabschlüsse, im Entleerungs-
geschoß unterhalb der Zellen oder Treppenhäusern und Elevatorschächten kommt es dabei zu
hohen Flammengeschwindigkeiten und hohen Drücken. Wirksame bauliche Abtrennungen
von Explosionsabschnitten und Entlastungsöffnungen zum Abbau des Explosionsdruckes
können den Schaden signi fi kant reduzieren.
Wenn Elevatoren nicht explosionsfest ausgeführt sind oder eine unmittelbare Druckentlastung
nach außen nicht möglich ist, sollten solche Fördereinrichtungen in einem speziellen, druck-
entlasteten Elevatorschacht installie rt werden.
Die Druckentlastungen der Silozellen kann meist nur über das Beschickungsgeschoß über den
Silozellen und von do rt ins Freie erfolgen. Wegen der erwa rt enden Sekundärexplosion muß
der Raum über den Silozellen dann besonders hinsichtlich seiner Druckentlastung untersucht
werden.
Die einfachste Möglichkeit, die Belastungen aus Staubexplosion zu verringern, bietet die er-
wähnte Druckentlastung mit u.a. nachfolgenden Anforderungen an die entsprechende Entla-
stungskonstruktion:
• Das Abschlußelement sollte ein möglichst geringes Gewicht aufweisen. Eine Vergrö-
ßerung des Gewichts steige rt die erforderliche Entlastungsfläche oder den Bemes-
sungsdruck.
• Das Abschlußelement muß i.a. dicht sein, insbesondere bei der hygienischen Lagerung
von Nahrungsmitteln. Dies gilt auch bei pneumatischer Beschickung mit zeitweilig
vorkommenden geringen Überdrücken in den Silozellen.
• Eine Beeinträchtigung der Umgebung durch fliegende Teile, Druckwelle oder Flam-
menaustritt muß vermieden werden. Die Entlastung sollte deshalb vorzugsweise über
B4
hochliegende Fensterflächen oder nach oben stattfinden. Massebehaftete Abschluße-
lemente sind durch geeignete Maßnahmen in ihrer Bewegungen zu beschränken. In
Bereichen, in denen sich häufig Personen aufhalten, müssen Splitter z. B. durch versa-
gende Berstmembran vermieden werden.
• Die Masse der Entlastungskonstruktion und die auf die Entlastungskonstruktion wir-
kenden Festhaltekräfte, d. h. p a, sollten gering sein. Eine Vergrößerung des Ansprech-
drucks pa bewirkt eine Vergrößerung der erforderlichen Entlastungsfläche oder des
Bemessungsdrucks.
• Die Entlastungskonstruktion muß gewa rtet werden, um eine Erhöhung des Ansprech-
drucks pa , z. B. durch Schneelast oder Korrosion von Lagern zu vermeiden.
Als Entlastungsmechanismen bieten sich zunächst die in Bild B.2 skizzie rten Möglichkeiten
an:
- Berstmembran -
Hier versagt das Abschlußelement selbst trägheitsfrei bei einem bestimmten Ansprechdruck
pa . Mit diesem Prinzip lassen sich geringere Bemessungsdrücke erzeugen als mit massebe-
hafteten Abschlußelementen. Zu beachten ist hier, wie oben bereits erwähnt, daß die Umge-
bung nicht durch Splitter beeinträchtigt werden darf.
Dies sind in der Regel massebehaftete Abschlußelemente. Sie müssen zur Vermeidung von
Schäden in der Umgebung nach einem bestimmten zurückgelegten Weg wieder abgefangen
werden, woraus sehr große Kräfte für Rückhaltekonstruktionen wirken. Der Vo rteil dieser
Lösung ist, daß die Abschlußelemente begehbar sein können.
/m=0,p,
^
/
Berstmembran
m
Deckel
r±r0"-rn--
Klappe
B5
Zu verfolgen sind alle Beanspruchungen, wie z. B. große Zugkräfte, die solche Entlastungs-
konstruktionen u. a. an die Silozellen abgeben können.
Hier ist zunächst anzuführen, daß derzeit kaum Erfahrungen mit den in Frage kommenden
Entlastungsabschlüssen existieren, so daß es sich bei den nachfolgenden Angaben nur um
erste, vorläufige Vorschläge handeln kann, die der weiteren Erö rt erung und insbesondere der
Erprobung bedürfen.
Im vorliegenden Fall soll die Entlastung der Silozellen nach oben erfolgen. Die maximal vor-
handene Entlastungsfläche entspricht der Grundrißfläche. Als Abdeckung wurden Tischler-
platten nach DIN 68705 mit einer Dicke t =3 cm und einem Rechenwert der Eigenlast nach
DIN 1055 T 1 zwischen 4,5 und 8 kN/m 3 gewählt. Dies entspricht einer Rohdichte von 450
bis 800 kg/m3 . Hier wurde ein mittlerer We rt von 650 kg/m3 angesetzt. Daraus folgt eine Ge-
samtmasse Mgcsamt = 650 . 20,25 . 0,03 = 394,88 kg.
T--...,
:
...--^----. . E -Einsteigsluke
4 --1 ^ F - Filter
A^ --;- --;---- -- - -- A
i ! i
--
E, ^
- - -
; ;. ; ;
;_. ;- - -r --s. ; --; -;
Tischlerplatte
-----F----+-- -; ^ Fi - { ^
. i
U 60 U 200 U 60 U 200
4,50m
B6
Die vorhandene Entlastungsfläche AE beträgt nach Abzug der Trägerflächen und der Filterflä-
che noch etwa 16,4 m 2 . Daraus folgt eine auf die Entlastungsfläche bezogene Masse
mE = 394,88/16,4 = 24,08 kg/m2.
B 1.4 Lastfallkombinationen
• Silo gefüllt
In aller Regel wird ein Bauteil nicht nur durch einen Lastfall belastet, sondern durch eine
Kombination von mehreren Lastfällen.
^k ^f>k ; 0.9f,,k]
^ R d[ f (B. 1)
Yc Ys Ys
SD = S D NQ • `<Füllung
und
^fs,k'0.9fpk]
<Ra[fck (B. 2)
Y e Ys Ys
B7
im vorliegenden Fall mit
SD =S DL 1 • A Explosion + 1• `C Füllung I
Für den letztgenannten Lastfall wurde der Ansatz von Janssen modifizie rt , indem die obere
Randbedingung von p = 0 auf pre a geändert wurde (vgl. Bild B.4). Damit ergibt sich folgende
Lösung für die Ve rt ikal-, Horizontal- und Wandreibungsbelastung im Silo:
P red ; z<0
= P red ; z<0
=0 ; z<0
mit:
z
s(z) =1— (1— PToa ) e - Zo (B. 4)
Y' zo
A
zo —
X. • µ„ • U
Pw
PW
pg^
---►
Pred Ph Ph ^ dz
p„ + aP „ dz
az
a^ kÄUP„—P9 =0
B8
Wird die Wandreibung bei der Bemessung in ihrem Verlauf über die Höhe ve rnachlässigt, so
erhält man für die resultierende Gesamtkraft:
_
( _z
z+ zo - Pred e Z° (B. 5)
F,v(zn,ax) =U•Y'X'!^ „• 'zo'
Y _o
bzw. bei bekannter resultierender Bodenbelastung F,,, wie sie über p,,, bestimmt wird,
B 1.5 Silobeanspruchung
Die Lasten aus Schüttgutlast werden nach DIN 1055 Teil 6, Ausgabe 05.87 ermittelt. Die Er-
mittlung der Lasten beruht auf dem Ansatz von Janssen. Dieser Ansatz ist in der Gleichung
B. 3 mit enthalten.
20,25
z ,75 m
0 0,60 • 0, 5 0 • 1 8,0
( 40,62
0 ^ 3.75 =
s(40,62) =1— 1 e 0,99998
^ 9,5 . 3,75)
und damit:
B9
Da dieser Lastfall der Grundkombination nach EC2 entsp ri cht, sind die Ergebnisse mit
yQ =1,5 zu multiplizieren:
Die vorhandene Entlastungsfläche und der Staubkennwert Ks l (vgl. Abschnitt B 1.1) sind be-
kannt.
Der Bemessungsdruck prcd kann infolge der trägheitsbehafteten Entlastung nach Abschnitt
A 8 der "Richtlinie zur Auslegung von Siloanlagen gegen Staubexplosionen" direkt ermittelt
werden.
Die Ermittlung der Bemessungslast erfolgt analog zu Abschnitt A 8.4 der Richtlinie.
Für
H i00% = 40,62 m
Hioor /D" = 8
V100% = 4,5 . 4,5 . 40,62 = 822,56 in3
ergeben sich die We rte Kp und Kn, aus Gleichungen (1) und (2) der Richtlinie
5 5
K_ V 6 K s, _ 822,56 6 • m3bar
v 150 = 2457 8
AE 16,40 ' s
und
1 5 1 1 5 i 5
K_ mE K st • V'4 24,082 1504 822,56' =
m ^
= ^ ^ kg(bar^^ m3S
3407,3
S /
1°
Aus den Bemessungsdiagrammen der Richtlinie für H/D = 8, Deckel (s. Abschnitt A 9.1.5)
folgt:
p i ed = 1,3 bar
B10
Für den Lastfall Staubexplosionen im "leeren" Silo findet man mit einem Sicherheitsbeiwert
yQ = 1,0 (Katastrophenlastfall) folgende Beanspruchungen:
Hier wird in einem ersten Schritt davon ausgegangen, daß das Silo zu 25 % mit Schüttgut
gefüllt ist (vgl. Bild B. 5), so daß im restlichen Volumen eine Staubexplosion stattfinden
kann.
Wie aus Gleichung B.3 zu erkennen ist, muß zuerst der Lastfall Staubexplosion untersucht
werden.
D
D* = 5,08 m
ME = 24,08 kg/m3
H 75 % = 0,75 .40,62 = 30,47 m
H75r /D _ = 6,0
Alle übrigen Angaben, wie die Entlastungsfläche AE, die Masse der Entlastungsöffnung mE,
etc., können dem Lastfall Staubexplosion im "leeren" Silo entnommen werden.
B11
Mit Gleichungen (1) und (2) der Richtlinie findet man damit die We rt e Kp und Km:
5 5
Aus den Diagrammen der Richtlinie für H/D = 6, Deckel (s. Abschnitt A 9.1.4) ergibt sich
somit:
Bei diesem Lastfall ist Zn,„ = 10,16 m. Aus Gleichung B. 3 resultieren damit folgende Bela-
stungen für den Lastfall "25 % Teilfüllung".
Die Analyse für alle weiteren Teillastfälle 50 % und 75 % erfolgt hierzu analog. Die Ergeb-
nisse von 5 Füllungsgraden sind in Bild B. 6 zusammengefaßt. Es zeigt sich, daß für die Ver-
tikal- und Horizontalbelastung der Lastfall Staubexplosion im "leeren Silo" maßgebend wird.
Für die Wandreibung hingegen ist der Lastfall "Silo gefüllt" bemessungsbestimmend.
B12
Füllgrad des Silos Pv Ph Pw Fw
[kN/m 2] [kN/m 2 ] [kN/m2] [kN]
"leer" =0
90,0 90,0
25% Fw = 2982 kN
27,0
90,0 I 54,0
711,8
3 39,3 23,6
42,0
Fw = 3995 kN
50 %
( 25,2
3
10,7
—'21,4
) 38,0 38,0
75% 38,0
Fw = 5910 kN
...........
.........
.......... 22,8 11,4
...........
.......•.•.•.•.....•.
........... 0L.)
•• •• •• •• •• •• •• •. ••
•...........
...........
.:.:.:.:.:.:.:.:.:.:. 3
••...........
..........
•••••••••
...........
..........
...........
..........
........... --1 35,6 21,4 10,7
.....................
...........
........... .. . . . .. . . . .
..........
...........
..........
...........
100 % ..........
...........
...........
Fw = 10639 kN
. . . .. .
• •.•. • • •... •..•. •. .•.
.....................
•...........
...........
..........
..........
..................... .
...........
..........
H
...........
.
...........
.......... . ..
.....................
.....................
...........
........... . ..
..........
...........
.....................
• • • • • • .• .• . . .
..........
.
..........
.......... . . . . . ..
.....................
......................
„ .. 50,4 320 16,0
B13
B 1.2 Abschlußelemente und Rückhaltekonstruktionen
Maßgebend für die Bemessung der Abschlußelemente ist der Lastfall "Silo leer". Geht man
davon aus, daß wie in Abschnitt B 1.3 vorgeschlagen, als Abschlußelemente Tischlerplatten
(vgl. Bild B.3) verwendet werden, so können sich diese im Falle einer Staubexplosion nach
dem Versagen der Verbindungsmittel frei bewegen und werden erst durch die als Rückhalte-
konstruktion wirkenden Dachträger abgefangen.
Die infolge der Tischlerplatten auf die Dachträger wirkende Stoßlast läßt sich aus der Ge-
schwindigkeit der Abschlußelemente bestimmen. Diese wird nach Abschnitt A 8.7der Richt-
linie ermittelt.
Es wird angenommen, daß sich die Tischlerplatten frei bis zu den Dachträgern bewegen kön-
nen und von diesen erst dann zurückgehalten werden. Die vorhandene Raumhöhe des Be-
schickungsgeschosses beträgt 3,93 m.
Deshalb wird zur Bestimmung der Geschwindigkeit des Abschlußelementes zwischen den
Diagrammen mit h/d E = 0,50 und h/d E = 1,0 interpoliert . Damit ergibt sich näherungsweise für
Ks.:
100 +190
K, = =145
2
5
m3bar (barb
bei Kp = 2457,8 und Kn, = 3407,3 kg m 8("Silo leer")
s i
Daraus wird die Fluggeschwindigkeit des Abschlußelenlents aus Gleichung (3) der Richtlinie
ermittelt:
in1E \; /A E ^^
( 24,08 \ (16,1\;
145=K,. =v• =v
bred \ 11 , 1,3
^ v =16,82 m/s
Diese Geschwindigkeit in Verbindung mir der Masse der Abschlußelemente ist maßgebend
für die Ermittlung der Stoßkräfte auf die Dachträger.
B14
Es wird hier angenommen, daß die Dacheindeckung aus Stahltrapezprofilen besteht, die auf
Stahlträgern aufliegen. Diese Träger sind nur in einer Richtung über den Silozellen gespannt
und an ihren Auflagerpunkten zugfest an den Silozellwänden angeschlossen. Mindestens 2
Träger IPB1 160 DIN 1025 St 37-2 pro Silozelle stehen zur Verfügung.
Die Tischlerplatten werden für die nachfolgenden dynamischen Untersuchungen zu einer Ein-
zelmasse abgebildet. Die Verbindung der kleineren Plattenteile, die hier nicht weiter verfolgt
wird, ist entsprechend zu gewährleisten (vgl. Bild B.3).
6 [ N /mm2]
0.35
0.3 ^
0.25 -
0.2 - E2
0.15 -
0.1 - E,
0.05
0^
0 20 40 60 E [%]
B15
Das entsprechende Ersatz-System eines Einmassenschwingers ist in Bild B. 8 dargestellt. Die
maßgebende Differentialgleichung ist wegen der bilinearen Kennlinie zur Charakte ri sierung
der Dämmplatten nichtlinear. Zur Bestimmung der maximal auftretenden Kraft- und Verfor-
mungswerte kann deren Lösung jedoch durch eine Energiebetrachtung umgangen werden.
Es gilt:
1 z
E kin = 2 •m•v (B.7)
+1
E t:cdcr = JFds= 2 •k, •x; +k, •(x—x)' 2 •k, •(x—x,)' ; für x>x 1
0
E. A
mit k ^ =
h
Bei der maximalen Federauslenkung wird die kinetische Energie vollständig in potentielle
Energie bzw. Energie der Feder umgewandelt, weshalb für die maximale Verformung
gilt:
m•hv 2 E 1 x;
2A 2
E+^•EZ
findet man:
394,9 . 0,30 . 16.82 29,0 . 10 6 •0,0062
2 . 1,44 2
+ 0,006 = 0,041 m
9,0 . 10 6 + I.0,25.106
B16
und daraus
= x ",aY = 0,138
h
Aus Bild B. 7 läßt sich dann die dazugehörige Spannung im Polystyrol ermitteln.
= 0,19 MN/m2
Die Belastung des Trägers ergibt sich aus der Spannung im Polystyrol und der Trägerbreite
zu:
Für einen Träger mit 4 Felde rn und einem belasteten Feld folgt:
max Ml 37,0.10 -3
max ß = =168,4N/mm 2 < ß r = 370N /mm 2
vorhW 220,0.10-G
B 1.6 Entleerungsgeschoß
3 Es muß die größte Abmessung als Höhe zur Ermittlung des H/D-Wertes gewählt werden,
weshalb diese Höhe als fiktive Höhe bezeichnet wurde.
4
aus: Sicherheitstechnische Informations- und Arbeitsblätter 140260 — 140279 des BIA —
Handbuches, Verlag Erich Schmidt, Bielefel, bzw. aus Tabelle A.1 der Richtlinie
B17
Die Entlastung erfolgt über vorhandene Fensterflächen, die als "Berstmembran" dienen. Der
Ansprechdruck muß bei Anwendung des Bemessungsverfahrens wiederum kleiner gleich
0,1 bar sein. Weiter wird davon ausgegangen, daß die Fensterflächen näherungsweise träg-
heitsfrei versagen, d. h. in Gleichung (2) aus der Richtlinie ist Km = 0 zu setzen.
1125 m3bar
Kp =
s
Km =0
Und unter Verwendung von Gleichung (1) der Richtlinie ist die erforderliche Entlastungsflä-
che:
AE=71,0m2
Wenn, wie oftmals gegeben, im unteren Geschoß einer Siloanlage entsprechende Baustruktu-
ren vorhanden sind, kann der Bemessungsdruck prcd gegebenenfalls angehoben und damit die
erforderliche Gesamtentlastungsfläche verri nge rt werden.
B18
B 2 Beispiel 2: Lagergebäude
Für Lagergebäude, wie es sich oftmals in unmittelbarer Nähe einer Siloanlage be fi ndet, wird
gezeigt, wie die Auswirkungen von Staubexplosionen minimie rt werden können. Für die er-
forderlichen Entlastungsflächen werden geeignete konstruktive Lösungen vorgeschlagen. Das
Beispiel wurde aus dem NEPA 68-1988 entnommen.
B 2.1 Ausgangssituation
Für das Lagergebäude nach Bild B. 9 ist eine Nutzungsänderung vorgesehen. Es ist zu über-
prüfen, welche Stäube gelage rt werden können, d. h. es soll der maximale Staubkennwert
st bestimmt werden. Vor der Nutzungsänderung
K°"X g g waren als Entlastungsflächen
g nur im Dach
die Oberlichter und in den Wänden hochliegende Fensterflächen berücksichtigt worden. Ge-
gebenenfalls könnten jedoch noch weitere Fensterflächen in den Wänden sowie die
Dacheindeckung selbst berücksichtigt werden. Der Bemessungsdruck p red , für den das
Gebäude ausgelegt ist, beträgt 0,4 bar. Die Entlastung erfolgt trägheitsfrei.
Draufsicht Wandscheibe A
Teil 1 ^
0e6 0
Teil 2
Ansicht Wandscheibe B
Teil 2 Teil 1
Als Entlastungsfläche sind in der Dachfläche und an der höheren Gebäudeseite Oberlichter
bzw. hochliegende Fensterflächen vorgesehen. Insgesamt stehen 156,0 m 2 zur Verfügung.
Die Entlastung erfolgt somit trägheitsfrei und folgt somit aus der Richtlinie:
m'bar
K, = 1300
s
Km=0
B 2.3 Gebäudeteil 2
Als Entlastungsfläche sind in der Dachfläche und an der höheren Gebäudeseite Oberlichter
bzw. hochliegende Fensterflächen vorgesehen. Insgesamt stehen 45,0 m 2 zur Verfügung.
Die Entlastung erfolgt somit trägheitsfrei und ergibt sich aus der Richtlinie für Km = 0:
m3bar
Kp = 1125
s
B20
B 2.4 Verteilung der Entlastungsflächen
In beiden Fällen reicht die vorgesehene Entlastungsfläche für Stäube mit einem maximalen
s^ ` =191 ^ 0 bar-m/s aus. Wird zusätzlich noch die restliche trägheitsbehaftete
Staubkennwert K"" g
Dachfläche mit in die Entlastungsfläche einbezogen, so können Stäube mit einem deutlich
höheren Staubkennwert gelage rt werden.
Eine weitere Erhöhung ist durch eine Berücksichtigung der restlichen Fensterflächen in den
Gebäudewänden möglich.
Sollten Entlastungsflächen in den Wänden angeordnet werden, so ist darauf zu achten, daß
gemäß der Richtlinie keine Beeinträchtigung der Umgebung auftritt. Außerdem ist darauf zu
achten, daß alle Entlastungsflächen nur in den äußeren Gebäudeabschlüssen untergebracht
werden dürfen. Eine Entlastung in einen anderen Explosionsabschnitt kann zu einer Sekun-
därexplosion führen.
B21
B 3 Beispiel 3: Silozelle mit verschiedenen Lagerstoffen
Es wird eine Silozelle untersucht, die mit verschiedenen Lagerstoffen gefüllt werden kann.
H = 40 m
D =10m
H/D =4
V = ^ ^ 07 40 = 3141,6m3
AE = 30 %•Asi10
^0,
A E,1 = 0,3 '^ = 23,56 m2
n=1
m E = 100 kg/m2
Nach Gleichungen (1) und (2) lassen sich die We rt e Kp und Km berechnen:
5 5
V 6 • K st _ 3141,6 6 • K st = InTbar
K_
Kp 34,841{st
Ar 23,56
5 1 5 1 5
bar m
wobei K51 in ist.
s
Die Ermittlung von pred für die verschiedenen Stoffe erfolgt aus dem Diagramm nach der
Richtlinie für H/D = 4 und ist in der nachfolgenden Tabelle B. 1 aufgestellt:
B22
Lagermaterial Kst Kp Km Pred Pred
Der direkte Einfluß vom Kst-Wert auf den reduzierten Explosionsdruck p ie a ist deutlich zu
erkennen. Je höher der Ks t -Wert, desto höher ist auch prea• Hingegen hat der Kst -Wert keinen
direkten Einfluß auf den maximalen Explosionsdruck pmax im geschlossenen Behälter (siehe
Tabelle A.1)
Erhöht man die Entlastungsfläche auf nur 40 % der Siloquerschnittsfläche, so reduzie rt sich
Pred, wie aus der nachstehenden Tabelle ersichtlich ist, deutlich im Vergleich zu Pred bei einer
Entlastungsfläche gleich 30 % der Siloquerschnittsfläche (eine Reduktion bis zu 37 %).
n•10'
AE , = 40% • A = 0,4 31,4 mz
4 =
5 5
V G •K s, _ 311,6 6 -Ks,
Kp =
K = 261 K s`
A E, 31,4'
Die übrigen Angaben können aus der obigen Berechnung übernommen werden.
B23
Lager- Kst Kp Km Pred Reduk- pied Reduk-
material bar • m s [mbar] tion von [mbar] tion von
m3bar ( bar 4
3
-
_ s s J kg i S ms Pred Pred
/
Auffallend ist, daß die Erhöhung der Entlastungsfläche sich stärker auf Pred, der aus der Ex-
plosion von Stoffen mit einem niedrigen Ks t -Wert entsteht, auswirkt.
B24
B 4 Beispiel 4: Silo mit verschiedenen H/D — Verhältnissen
Für ein zylindrisches Silo mit unterschiedlichen H/D — Verhältnissen wird der Lastfall Stau-
bexplosion dem Lastfall Entleeren und Füllen nach DIN 1055, Teil6 gegenübergestellt. Der
Lastfall Staubexplosion wurde auf 3 verschiedene A rt en berechnet, nämlich nach der VDI-
Richtlinie 3673 (Juli 1995), der "alten" (1993) und der "neuen" Staubrichtlinie (1999).
Das Volumen V, der Ks t -We rt , die Entlastungsfläche AE und die bezogene Masse m E bleiben
konstant. Ein Deckel wurde als Entlastungsvorrichtung vorgesehen. Als Lagerstoff wurde
Weizenmehl verwendet.
V = 1570 m3
Kst= 100 bar•m/s
AE= 31,4 m2
m E= 100 kg/m2
175
1100 —
=
3
75 —
rn
rn
y 50 —
OD
25 —
0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
H/D - Verhältnis [-]
B25
Der Unterschied zwischen der "alten" und der "neuen" Staubrichtlinie liegt u. a. an dem ver-
besserten Ansatz der effektiven Brenngeschwindigkeit und der flammenerzeugten Turbulenz-
generierung während des Explosionsvorganges.
Der Unterschied zwischen der "neuen" Staubrichtlinie und der VDI-Richtlinie liegt haupt-
sächlich an der Berücksichtigung der Massenträgheit und Strömungsbehinderung des Ab-
schlußelementes, wonach es zu einer Erhöhung des Bemessungsdrucks führt.
In diesem Beispiel zeigt sich, daß erst ab ca. H/D = 8 der Bemessungsdruck aus der "neuen"
Staubrichtlinie (1999) den Lastfall Füllen nach DIN 1055, Teil 6 übersteigt. Dementspre-
chend ist bei diesem Fall der Katastrophenlastfall Staubexplosion erst bei höheren H/D-
Verhältnissen maßgebend. Zu beachten ist dennoch, daß eine Staffelung der Bewehrung bei
einer Staubexplosion nicht möglich ist, weil der Explosionsdruck sich gleichmäßig über die
Höhe verteilt.
B26