Grundlagen Zerspanung
Grundlagen Zerspanung
Grundlagen Zerspanung
1.1 Werkstoffe
1.1.1 Stähle
Untereutektoide Stähle (C-Anteil kleiner 0,83%) bestehen aus einer Mischung von Ferrit und
Perlit.
Mit steigendem C-Gehalt nimmt dabei der Perlit Anteil linear zu. Eine gute Zerspanbarkeit weisen
Kohlenstoffstähle bei einem C-Anteil von etwa 0,3% auf.
Eigenschaften des Ferrits:
• Neigung zum Verkleben mit dem Werkzeug, Aufbauschneidenbildung
• Bildung von unerwünschten Band- und Wirrspänen (hohe Verformumgsfähigkeit)
• Schlechte Oberflächengüte und
Gratbildung an den Werkstücken
• Zerspankräfte und Werkzeugverschleiß
gering
Eigenschaften des Perlits:
• Starker abrasiver Verschleiß an der
Werkzeugschneide, höhere
Schneidentemperatur
• Höhere Zerspanungskräfte
• Gute Spanbildung
Bild 1
Gefüge aus Ferrit und Perlit
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Zerspanbarkeit in Abhängigkeit der Legierungselemente
• Grauguß
Die Graphitlamellen im stahlähnlichen Grundgefüge führen beim
Zerspanvorgang zu einer Reißspanbildung. Es entstehen
kurzbrüchige Späne bei niedrigen Zerspankräften. An den
Werkstückkanten können Ausbrüche entstehen.
• Temperguß
Die gute plastische Verformbarkeit bewirkt die Entstehung von
unerwünschten Fließspänen. Die Temperkohle und im Gefüge
eingelagerte Mangansulfide bewirken jedoch eine Verbesserung des
Spanbruchs. Die Werkzeugschneide wird aufgrund des hohen
Zementitanteils im Gefüge stark beansprucht.
• Kugelgraphitguß
Das Gefüge besteht zum überwiegenden Teil aus gut zerspanbarem
Ferrit. Die autretenden Wendelspäne sind jedoch wegen der
Graphiteinlagerungen leicht brüchig. Ein Problem kann der
Freiflächenverschleiß werden, da die Späne zu einer Plastifizierung
zwischen Freifläche und Werkstück neigen.
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1.1.3. Aluminium
Bild 3
Schaftfräser für Aluminium und
Stahlbearbeitung
Bild 4
Flächen am Schneidkeil
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1.2.1 Winkel am Schneidkeil
• Beim Schnitt durch das Werkzeug unterscheidet man zwischen Freiwinkel α, Keilwinkel β und
Spanwinkel γ
• Die Summe aus Frei-, Keil- und Spanwinkel ergibt immer 90°
• Sind Frei- und Keilwinkel zusammen größer als 90°, spricht man vom negativen Spanwinkel
• Der Freiwinkel α verhindert eine zu starke Reibung zwischen Werkzeug und Werkstück
• Freiwinkel werden in der Regel
8-11° groß gewählt
• Als Keilwinkel β wird der Winkel
des eindringenden Schneidkeils
bezeichnet
• Der Spanwinkel γ ist der Winkel
zwischen der Spanfläche und
einer zur Bearbeitungsfläche
senkrecht gedachten Linie
Bild 5
Winkel am Schneidkeil
• Ein kleiner Keilwinkel erleichtert das Eindringen der Werkzeugschneide in den Werkstoff
• Ein großer Keilwinkel gewährleistet einen stabileren Schneidkeil und eine bessere Wärmeabfuhr
• Der Spanwinkel beeinflußt die Spanbildung, kleine Spanwinkel werden bei weichen Werkstoffen
eingesetzt
• Bei der Zerspanung harter Werkstoffe mit spröden Schneidstoffen arbeitet man mit negativen
Spanwinkeln
Bild 6
Winkel am Schneidkeil bei
unterschiedlichen Werkstoffen
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1.2.3. Einstellwinkel κ , Vorschub und Passivkraft
• Der Einstellwinkel κ bezeichnet den Winkel zwischen der Werkzeugschneide und der
Vorschubrichtung
• Die Vorschubkraft ist der Vorschubrichtung entgegengesetzt und im Vergleich zur Schnittkraft
verhältnismäßig klein
• Bei einem Einstellwinkel kleiner 90° entsteht zusätzlich eine Passivkraft, die in Längsrichtung des
Meißelschaftes wirkt
• Der Einstellwinkel und die Vorschubkraft beeinflussen Form und Größe des Spanquerschnitts
Bild 7
Einstellwinkel beim Drehen
1.2.4.
Schnittkraft und spezifische Schnittkraft
Die Schnittkraft FC ist die bedeutendste Kraft bei der Zerspanung und zusammen mit der
Schnittgeschwindigkeit für die Berechnung der Antriebsleistung der Werkzeugmaschine
ausschlaggebend.
Die Schnittkraft hängt in erster Linie vom Werkstoff und den Prozessbedingungen ab. Sie wird deshalb
verfahrensspezifisch ermittelt.
Die spezifische Schnittkraft ist eine reine Rechengröße und abhängig vom zerspanten Werkstoff und der
Spanungsdicke
Grundgleichung: Fc = A y kc = b y h y kc
FC Schnittkraft b Spanungsbreite
A Spanungsquerschnitt [mm²] h Spanungsdicke
kC Spezifische Schnittkraft
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1.2.4.1 Übungsaufgabe
Berechnen Sie die Schnittkraft und die Schnittgeschwindigkeit für den folgenden Anwendungsfall:
Gegeben:
Werkstückdurchmesser: d=80mm Zustelltiefe: a=2mm
Spindeldrehzahl: S=500 1/min Einstellwinkel: χ=45°
Vorschub pro Umdrehung: f=0,2 mm/Umdr. Werkstoff: Automatenstahl
Schnittkraft:
h = f y sin χ = 0,2 mm/Umdr. sin 45° = 0,141mm b = a / sin χ = 2 mm / sin 45° = 2,83mm
A = h y b = 0,141mm y 2,83mm = 3,99mm²
Fc = A y kc = 3,99mm² y 1700 N / mm² = 6780 N = 6,78kN
Schnittgeschwindigkeit:
Vc = π y d y n = π y 0,08m y 500 1/min = 40m/min
f ap σ
fZ = b= h = f z • sin ⇒
Z σ 2
A = fz y a p
sin
2
f Vorschub [mm / Umdr.] ap Schnitttiefe [mm]
Z Anzahl der Schneiden h Spanungsdicke
σ Spitzenwinkel des Bohrers [°] fz Vorschub pro Zahn
b Spanungsbreite [mm]
d f (D − d ) • f z D• f
ap = fz = ⇒ A = A =
2 2 2 4
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D (D − d )
FCZ = • f Z • kC • f B FCZ = • f Z • kC • f B
2 2
k C1.1
kC = h=fZ • sin (σ/2)
hm
M •n PC
PC = Pa =
9554 η
d
FCZ • vC 1 +
FCZ • vC D
PC = PC =
60000 60000
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1.2.5.3 Übungsaufgabe
Mit einem Vollhartmetallbohrer sollen in Baustahl Bohrungen ins Volle eingebracht werden. Berechnen
Sie die Drehzahl des Bohrers, die Schnittkraft, das Moment und die Schnittleistung:
Gegeben: Drehzahl des Bohrers:
Bohrerdurchmesser D=20mm vC • 1000 110 • 1000 1
n= = = 1750
Schnittgeschwindigkeit vc=110 m/min D •π 20 • π min
Vorschub pro Umdrehung f=0,5 mm/Umdr.
Anzahl der Schneiden 2 Spezifische Schnittkraft:
Steigung m=0,17 (siehe Tabelle) h = fZ y sin (σ/2)=0,25 y sin 70°= 0,24
Spitzenwinkel σ=140°
k C1.1 1780
Verfahrensfaktor Bohren fB=1 kC = m
= 0 ,17
= 2268 N / mm 2
Nach Tabelle für St37:
h 0,24
Spezifische Schnittkraft kc1.1=1780 N/mm² Schnittkraft:
D
FCZ = • f Z • k C • f B = 10 • 0,25 • 2268 • 1 = 5670 N
2
Schnittleistung: Moment:
FCZ • vC 2268 • 110 D
PC = = = 4,16kW FCZ • Z •
60000 60000 M= 4 = 5670 • 2 • 5 = 56,7 Nm
1000 1000
3. Berechnen Sie die Spanungsdicke eines Spiralbohrers für Baustahl (σ=118°) mit 15mm Durchmesser,
wenn beim aufbohren eines 6mm Loches an der Bohrmaschine ein automatischer Vorschub von
0,25mm/Umdr. eingestellt wird.
4. Berechen Sie die Schnittkraft, das Moment und die benötigte Antriebsleistung der Maschine, wenn
Sie mit dem Bohrer aus Aufgabe 3 Vergütugsstahl CK45 zerspanen. Die folgenden Einsatzwerte
werden vorgegeben:
Vorschub f=0,16mm/Umdr.
Spindeldrehzahl S=660 1/min
Wirkungsgrad η=0,85
1.2.5.5 Lösungen der Übungsaufgaben Drehen und Bohren:
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Aufgabe 1:
vc = π y d y n ⇒ n = vc / π y d = 90m/min / π y 0,08m = 358 1/min
Aufgabe 2:
Vorschub pro Umdrehung: f = fm / S = 500 mm/min / 2000 1/min = 0,25 mm/Umdr.
Querschnittslänge Span: h = f y sin χ = 0,25 mm/Umdr. • sin 60° = 0,22mm
Querschnittsfläche Span: A = f y a = 0,25mm y 1,5mm = 0,375mm²
Schnittkraft: Fc = A y kc = 0,375mm² y 2780 N / mm² = 1042 N = 1,04kN
(kc nach Tabelle S.10)
Aufgabe 3:
Vorschub pro Zahn: fz = f / Z = 0,25 mm/Umdr. / 2 = 0,125 mm/Umdr.
Querschnittsfläche Span: A=
(D − d ) • f Z =
(15mm − 6mm) • 0,125mm = 0,56mm²
2 2
Aufgabe 4:
Vorschub pro Zahn: fz = f / Z = 0,16 mm/Umdr. / 2 = 0,08 mm/Umdr.
Querschnittslänge Span: h = fz y sin (σ/2) = 0,08 mm • sin 59° = 0,069mm
Spezifische Schnittkraft: nach dem Wert „h“ aus Tabelle S.10 kc=3250 N/mm²
Schnittkraft: Fcz = (D – d) / 2 • fz • kc • fb = (15mm-6mm) / 2 • 0,08mm/Umdr. •3250
N/mm² •0,95 = 1112 N
Drehmoment: M = Fcz • Z • (D + d) / 4000 = 1112 • 2 • (15+6) / 4000 = 11,6 Nm
Schnittleistung: Pc = M • n / 9554 = 11,6 • 660 / 9554 = 800 W = 0,8 kW
Antriebsleistung: Pa = Pc / η = 0,8 kW / 0,85 = 0,94 kW
1.3. Schneidstoffe
Anforderungen:
Härte Die Härte des Schneidstoffs muß wesentlich über der des Werkstoffs liegen
Temperaturbeständigkeit die Härte des Schneidstoffes sollte auch bei hohen Temperaturen nicht
wesentlich nachlassen
Verschleißfestigkeit Widerstand des Schneidstoffs gegen Abtragen von Schneidstoffteilchen
durch den Werkstoff
Biegefestigkeit und Zähigkeit Die Werkzeugschneide ist wechselnden Biegebelastungen ausgesetzt, die
zu Schneidkantenausbrüchen führen können.
Bild 9
Temperaturverteilung
am Schneidkeil eines
Drehmeißels
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1.2.3.1 Schnellarbeitsstahl (HSS)
Schnellarbeitsstähle sind hochlegierte Werkzeugstähle. Höhere Qualitäten werden als HSS-E bezeichnet
Ein typischer HSS-Stahl für die Fräsbearbeitung besitzt folgende Legierungselemente:
0,9% Kohlenstoff – 6,5% Wolfram – 5% Molybdän – 2% Vanadium – 8% Cobalt – 4,2% Chrom
Einsatzbedingungen:
• Geringere Schnittgeschwindigkeiten
• Arbeitstemperaturen von bis zu 600°C, daher Kühlung der Schneide notwendig
• Vergleichsweise niedrige Verschleißfestigkeit
• Hohe Warm- und Biegebruchfestigkeit
• Geringer Preis
Anwendungsbereiche:
Bohren, Senken, Reiben und Räumen bei normalen bis mittleren Anforderungen
Für Formfräser oder Formdrehmeißel
Für Stanzwerkzeuge
Zur Bearbeitung von Leichtmetallen und Thermoplasten
In der Zerspanung spielen Sinterhartmetalle, die aus einer Reihe unterschiedlicher Karbide und einem
Bindemetall hergestellt werden eine wesentliche Rolle. Sie werden im heutigen Zerspanungsprozess
weitverbreitet eingesetzt und haben die HSS-Stähle weitgehend abgelöst.
Einsatzbedingungen:
• Mittlere bis hohe
Schnittgeschwindigkei
ten
• Arbeitstemperaturen
von bis zu 800°C
• Hohe Verschleißfestigkeit
• Hohe Warm- und Biegebruchfestigkeit
• Spröde und schlagempfindlich
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1.3. Spanbildung
Durch den eindringenden Schneidkeil wird der Werkstoff zunächst gestaucht und dadurch verfestigt und
dann als Span abgetrennt. Er gleitet über die Spanfläche ab.
Spanformen und Einflußfaktoren:
Schnittgeschwindigkeit - Mit zunehmender Schnittgeschwindigkeit verschlechtert sich die
Spanform
Vorschub - Ein größerer Vorschub verbessert die Spanbrechung
Spanwinkel - Ein negativer Spanwinkel bedingt gute Spanbrechung
Einstellwinkel - Je größer der Einstellwinkel, desto besser die Spanbrechung
Bandspan Spiralwendelspan
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