67gehrmann 050806 Pdfa
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DISSERTATION
vorgelegt von
Hans-Joachim Gehrmann
aus Pforzheim
Weimar 2005
Gutachter:
1 Prof. Dr.-Ing. Michael Beckmann
2 Prof. Dr.-Ing. Reinhard Scholz
3 Prof. Dr.-Ing. André Fontana
4 Prof. Dr.-Ing. Otto Carlowitz
Danksagung
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit an der CUTEC- Institut
GmbH (CUTEC) im Zusammenhang mit dem Forschungsvorhaben der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) „Mathematische Modellierung und experimentelle
Untersuchungen zur Pyrolyse von Abfällen in Wirbelschicht- und Drehrohrsystemen“
in den Jahren 2001 bis 2004.
Für die Themenstellung der Arbeit, die stets fruchtbaren Diskussionen und die
Betreuung möchte ich mich ganz herzlich bei Herrn Professor Michael Beckmann
bedanken.
Weiter gilt mein Dank Herrn Professor Scholz, Herrn Professor Fontana und Herrn
Professor Carlowitz für die Übernahme der Koreferate.
Ohne die Unterstützung der DFG und der CUTEC wäre die Umsetzung der Arbeit,
insbesondere der Experimente, nicht möglich gewesen.
Daher gilt mein Dank der DFG für die Projektförderung und der CUTEC,
insbesondere Herrn Dipl.-Ing. Starke für die Konstruktion der Temperatur-
messeinrichtung und Herrn Dipl.-Ing. Koch für die Unterstützung bei der
Durchführung der Experimente. Für die Hilfe bei der Bearbeitung der Abbildungen
danke ich Herrn Dipl.-Ing. Horeni.
Mein besonderer Dank gilt meiner Frau Christiane, die mich auf dem Weg der
Promotion immer ermutigt und unterstützt hat.
Über allem aber steht der Dank an Gott, meinen Schöpfer, der mir täglich zur Seite
steht und mich führt. Ihm gebührt alle Ehre.
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ................................................................................................................... 6
2 Pyrolyse in Drehrohrsystemen und Haupteinflussgrößen..................................... 8
3 Stand des Wissens .................................................................................................. 17
3.1 Reaktormodelle ..............................................................................................................21
3.1.1 Bilanzmodelle...........................................................................................................21
3.1.2 Maximum-Gradienten-Modelle.................................................................................25
4.3 Massenbilanz..................................................................................................................48
4.4 Energiebilanz..................................................................................................................52
4.5 Stoffbilanz.......................................................................................................................56
5 Mathematische Modellierung.................................................................................. 58
5.1 Reaktormodell (Verweilzeitmodell) ..............................................................................60
5.2 Basismodell....................................................................................................................63
5.2.1 Massenbilanz ...........................................................................................................63
5.2.2 Energiebilanz ...........................................................................................................65
5.2.3 Trocknung ................................................................................................................77
5.2.4 Chemische Umsatzvorgänge ...................................................................................83
5.2.4.1 Kinetischer Ansatz ...............................................................................................83
5.2.4.2 Umsatzberechnung mit dem Gauß’schen Fehlerintegral.....................................88
5.2.4.3 Modellvorstellung zur Speziesfreisetzung............................................................89
1 Einleitung
Unter Pyrolyse versteht man die Zersetzung von organischen Substanzen unter der
Freisetzung von flüchtigen Bestandteilen durch Wärmeeinwirkung und bei
Sauerstoffabschluss von außen.
Dabei setzt sich der Einsatzstoff zu einem Pyrolysekoks oder koksartigem Rückstand und
einem um.
Die in der Pyrolysetechnik eingesetzten Apparate sind im Wesentlichen Schacht-,
Wirbelschicht- oder Drehrohrreaktoren.
Für Abfälle haben sich insbesondere aufgrund der heterogenen Zusammensetzung und
Konsistenz Drehrohrsysteme als geeignet erwiesen.
Beispiele für die Anwendung von Pyrolyseprozessen sind:
Für die Behandlung von Haus- und Gewerbeabfällen wird z.B. in Burgau, Landkreis
Günzburg, eine Pyrolyseanlage mit einem Drehrohrsystem betrieben. Weiter findet die
Pyrolyse als thermische Aufbereitungsstufe von Abfallfraktionen vor einem
Kraftwerkskessel in Hamm (Con-Therm- Verfahren) Anwendung.
Derzeit rückt die Pyrolyse auch im Zusammenhang mit regenerativen Energieträgern
(Biomassen) wieder stärker in das Blickfeld. Die Pyrolyse dient hier der Verbesserung der
brennstofftechnischen Eigenschaften der Produkte aus biogenen Einsatzstoffen (z.B.
Erhöhung des Heizwertes und Verringerung der flüchtiugen Bestandteile im
Pyrolysekoks).
Bisher sind Pyrolyseprozesse überwiegend empirisch optimiert worden.
Für die Optimierung eines bereits bestehenden Prozesses, z.B. im Hinblick auf den
maximal möglichen Durchsatz bei gleich bleibender Qualität der Pyrolyseprodukte oder für
die Einstellung der Betriebsparameter bei einem unbekannten Einsatzstoff, kann ein
mathematisches Modell eine erste Abschätzung für die Einstellung betrieblicher
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Parameter, wie z.B. Temperaturprofile im Gas und Feststoff, geben. Darüber hinaus
können mit einem geeigneten mathematischen Modell für neu zu konzipierende Anlagen
konstruktive Parameter ermittelt oder überprüft werden.
Für Verbrennungs- und Brennprozesse in direkt beheizten Drehrohren existieren eine
Reihe von Modellansätzen, die das Verweilzeitverhalten, den Stoff- und Wärmeübergang
sowie den Umsatz von verschiedenen Brennstoffen mit Luftsauerstoff und
Umwandlungsprozesse im Gut beschreiben.
Für Pyrolyseprozesse von Abfällen in indirekt beheizten Drehrohrsystemen besteht
dagegen noch ein Entwicklungsbedarf im Hinblick auf mathematische Modelle, welche die
Wechselwirkungen der Betriebsparameter mit den Haupteinflussgrößen für die Praxis
tauglich wiedergeben.
Für einzelne Komponenten, wie z.B. Polyethylen, Mais oder mit Kohlenwasserstoffen
kontaminiertes Erdreich gibt es bereits Modellvorstellungen und experimentelle Ergebnisse
([1],[2],[3]).
Abfälle sind i.d.R. komplex zusammengesetzt. Daher eignen sich Modellansätze, die auf
der Basis von CFD- Simulationen sehr detaillierte Informationen bzgl. der
Stoffzusammensetzung und der jeweiligen vorliegenden Randbedingungen erfordern, für
heterogen zusammengesetzte Abfallgemische, deren Zusammensetzung auch häufig
starken Schwankungen unterliegen kann, i.d.R. nicht.
Im vorliegenden Fall wird ein vereinfachtes Modell, welches die wesentlichen
Wechselwirkungen der Haupteinflussgrößen abbildet, erarbeitet.
Ziel der Arbeit ist es, ein Gesamtmodell zu entwickeln, welches das Reaktorverhalten, den
Wärme- und Stoffübergang und die Umsatzvorgänge für komplex zusammengesetzte
Abfallgemische in indirekt beheizten Drehrohrsystemen richtig wiedergibt.
Das Gesamt- oder Prozessmodell basiert auf einem Verweilzeitmodell für den Feststoff
nach Austin [4], Massen- und Energiebilanzen für Feststoff und Gasphase sowie
summenkinetischen Ansätzen zur Beschreibung der Freisetzung von flüchtigen
Bestandteilen.
Für die Betrachtung der Umsatzprozesse wird ein kleines Rührkesselelement (RK-
Element) aus der Sicht eines mitfahrenden Beobachters betrachtet.
Das RK- Element befindet sich nach einer ganz bestimmten Verweilzeit Δt an einem ganz
bestimmten Ort x der Drehrohrlängsrichtung.
An diesem Ort steht das RK- Element im Stoff- und Energieaustausch mit der als stationär
angenommenen darüberstreichenden Gasatmosphäre und im Energieaustausch mit der
Drehrohrwand.
Abhängig von den Prozessbedingungen (Temperaturen, Konzentrationen) erfolgen die
Umsatzprozesse in diesem RK- Element.
Der Umsatzverlauf für einen Abfall bzw. ein Abfallgemisch wird aus Versuchen an einer
Thermowaage ermittelt. Die für die Pyrolysevorgänge unter inerter Atmosphäre im
Drehrohr wichtige Aufheizfunktion ϑ = f(L) wird zunächst als Annahme vorgegeben und
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Zu den HEG bei der Pyrolyse in Drehrohrsystemen zählen der Einsatzstoff mit seinen
spezifischen physikalischen und chemischen Eigenschaften, das Sauerstoffangebot, die
Art der Reaktionsgase, Temperatur- und Druckniveau im Reaktor, die Ausgestaltung des
Reaktors (Reaktorverhalten), die Art und Weise der Stoffzufuhr, die Verweilzeiten von
Feststoff und Gasen sowie Zusatzstoffe.
Einsatzstoffe: Für Drehrohre kommen flüssig-pastöse und stückige Materialien in Frage.
Eine wesentliche chemische Eigenschaft aller Einsatzstoffe ist das Vorhandensein
kohlenwasserstoffhaltiger Verbindungen (Organik). Diese Verbindungen werden unter
Energiezufuhr in niedermolekulare Verbindungen und festen Kohlenstoff aufgespalten. Zu
den weiteren chemischen Eigenschaften zählen Spurenkomponenten wie z.B. Chlor, Fluor
und Schwermetallverbindungen.
In Drehrohrsystemen werden i.d.R. feste und pastöse Einsatzstoffe zugeführt. Für das hier
zur Verfügung stehende Pyrolysedrehrohr im Pilotmaßstab werden nur stückige
Materialien (Polyethylen, Sand und Brennstoff aus Müll- (BRAM-) Pellets) betrachtet. Die
jeweiligen Stoffeigenschaften, die einen Einfluss auf das Verweilzeitverhalten und die
Wärmeübertragung haben, wie Partikeldurchmesser, Schüttdichte usw., werden im
mathematischen Modell berücksichtigt.
Sauerstoffangebot: Die Pyrolyse, im Fachgebiet der thermischen Abfallbehandlung oftmals
auch als Thermolyse bezeichnet, findet unter Sauerstoffabschluss statt. Mit dem
Einsatzstoff eingebrachter Sauerstoff, z.B. in Form von Feuchte oder in
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In diesem Temperaturbereich ist der Umsatz häufig insbesondere für Abfälle noch nicht
beendet. Bei Plexiglas hingegen wird eine maximale Monomerausbeute bereits bei
Temperaturen um 420 °C erzielt.
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Mit steigender Temperatur verringern sich die Kondensat- und Koksanteile zugunsten der
Gasmenge. Dabei entstehen kürzerkettige Kohlenwasserstoffverbindungen (Abbau von
Teeren zu Methan etc.) mit höherem Heizwert. In der Regel liegt der Anteil der
ungesättigten Kohlenwasserstoffe über den Anteilen der gesättigten Komponenten
(Alkene > Alkane).
Im mittleren Temperaturbereich, in dem die auch Abfallpyrolyse liegt, werden
Temperaturen von 500 bis 600°C angestrebt. Oberhalb von 600 °C ändern sich
Kondensat- und Koksanteile bei hausmüllartigen Abfällen nicht mehr wesentlich, wie aus
Abbildung 2-2 [9] zu entnehmen ist.
Die Wärmezufuhr für Drehrohre zur Pyrolyse erfolgt i.d.R indirekt, z.B. mit Abgasen aus
der Verbrennung von Pyrolysegas (und Koks) oder auch mit Heißluft aus einem Abgas-
Heißluft-Wärmeübertrager. Werden die Pyrolyseprodukte weiter stofflich genutzt, so erfolgt
die Wärmezufuhr für Pyrolysedrehrohre durch Zusatzbrennstoff über Erdgas- oder
Ölbrenner. Für Versuchsanlagen im Pilotmaßstab - wie im vorliegenden Fall- ist
üblicherweise eine elektrische Beheizung vorgesehen. In allen genannten Fällen ist eine
Temperaturstufung über der Länge damit im Allgemeinen möglich.
Druck: Das Druckniveau liegt i.d.R. bei ca. -50 bis -100 Pa gegenüber dem
Umgebungsdruck (Unterdruck), um ein Austreten der Pyrolysegase in die Umgebung zu
verhindern. Die Produktbeeinflussung durch einen erhöhten Druck bzw. gegenüber dem
Umgebungsdruck stark verminderten Druck, ist in der Pyrolyse in Drehrohrsystemen nicht
üblich.
Reaktorverhalten: Über dem Querschnitt kann das Reaktorverhalten des Feststoffes in
Drehrohren in einzelnen Zonen aufgrund der guten Durchmischung als
Rührkesselverhalten (RK-Verhalten) betrachtet werden. Eigene Temperaturmessungen
über der Feststoffbetthöhe bestätigten diese Annahme (s. Abschnitt 5). Im Hinblick auf die
mathematische Modellierung können diese Zonen somit als ideale RK aufgefasst werden
(vgl. Abschnitt 5.2). Über der Drehrohrlänge ergibt sich für den Feststoff und das Gas mit
guter Annäherung eine Kolbenströmercharakteristik.
Art der Stoffzufuhr: Flüssig-pastöse Stoffe werden in Drehrohrsysteme gepumpt und
eingedüst, stückige Stoffe können mit Hilfe einer Schnecke oder pneumatisch in das
Drehrohr gefördert werden. Mit Hilfe der pneumatischen Förderung kann der Einsatzstoff
auch (in Grenzen) über der Drehrohrlänge axial verteilt werden. Für heterogene
Abfallgemische bieten sich Schneckenförderer an.
Verweilzeit: Die Feststoffverweilzeit beträgt für Abfälle in Drehrohrsystemen im
Allgemeinen ca. 1 Stunde. Die Verweilzeit wird im Wesentlichen durch konstruktive
Parameter wie Drehrohrdurchmesser und Drehrohrlänge, durch betriebliche Parameter
wie Neigung und Drehzahl und in Grenzen der Massenstrom sowie durch das
Schüttverhalten der Einsatzstoffe beeinflusst. Zusätzlich können Wehre oder
Einschnürungen zur Verlängerung der Verweilzeit vorgesehen werden.
Die Verweilzeit für die Gase beträgt dagegen nur wenige Sekunden.
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In Kombination mit der Feststofftemperatur bestimmt die Aufheizrate für den Feststoff
maßgeblich die Produktzusammensetzung des Gases. In Pyrolysedrehrohren betragen
die Aufheizraten üblicherweise 20 bis 200 K/min (Normalpyrolyse). Im Hinblick auf eine
stoffliche Nutzung der Kondensate muss der Feststoff schnell aufgeheizt ((50 bis 300) K/s;
Flash-Pyrolyse) und das entstehende Gas schnell abgekühlt werden, um
Sekundärreaktionen, d.h. Reaktionen der Komponenten untereinander und mit dem Koks,
zu unterdrücken. Solch hohe Aufheizgeschwindigkeiten können in Drehrohrsystemen nicht
erreicht werden, sie erfordern einen direkten Kontakt des Einsatzstoffes mit einem
Wärmeträgermedium, wobei der Einsatzstoff entsprechend geringe Partikelgrößen
aufweisen muss. Beispiele hierfür sind die Aufheizung in Wirbelschichtsystemen mit Sand
oder Asche als Wärmeträger [10] oder aber Doppelrohrschneckenreaktoren, wie z.B. die
Entwicklung des Forschungszentrums Karlsruhe (FZK), bei dem Stroh mit Hilfe von Sand
schnell auf hohe Temperaturen aufgeheizt wird [13].
Zusatzstoffe: Zur Einbindung von Schadstoffen können zusammen mit dem Einsatzstoff
Additive dem Prozess zugeführt werden. Wird dem chlorhaltigen Abfall z.B. Calciumoxid
als Additiv (z.B. durch gekalkten Klärschlamm) zugemischt, so kann Chlorwasserstoff
während der Pyrolyse im Additiv eingebunden werden. Durch Laugen des koksartigen
Rückstandes mit Wasser können bis zu 60 Ma.-% des im Einsatzstoff enthaltenen Chlors
als Calciumchlorid ausgewaschen werden, wie eigene Untersuchungen gezeigt haben
[14].
Die Abbildung 2-3 fasst noch einmal die wesentlichen Haupteinflussgrößen und deren
Steuerungsmöglichkeiten in Pyrolysedrehrohren zusammen [6]:
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Temperatur
Steuerung längs des indirekte Wärmeeinkopplung über die Wand oder innenliegende Rohre;
Reaktionsweges Steuerung über zonale Beheizung möglich
Druck
bei Umgebungsdruck, in der Regel aus anlagentechnischen Gründen
wenige Pascal Unterdruck
Reaktorverhalten
Verweilzeit
im Bereich von mehreren Minuten bis Stunden; bei Projektierung durch
Niveau (mittlere
Drehrohrdurchmesser- und -länge und über Einbauten von Wehren
Verweilzeit)
beeinflussbar
Zusatzstoffe
Additive z.B. zur Beeinflussung der Schlackeeigenschaften und
Schmelztemperaturen
Ein Beispiel für eine großtechnisch realisierte Anlage mit den jeweiligen HEG ist in
Abbildung 2-4 schematisch dargestellt. Es handelt sich um die Müllpyrolyseanlage in
Burgau [11]. In der Anlage, die seit 1987 in Betrieb ist, wird der Abfall mit dem Ziel einer
Inertisierung der Reststoffe bei gleichzeitiger energetischer Nutzung des Pyrolysegases
thermisch behandelt.
Seite 14
Die Abfälle werden in einem Müllbunker gemischt, bevor sie zusammen mit Additiven
zur Schadstoffeinbindung über eine Förderschnecke dem Drehrohr zugeführt
werden. In dem mit heißen Abgasen indirekt beheizten Drehrohr pyrolysiert der Abfall
bei etwa 600 °C zu einem Schwel- (oder Pyrolyse-) gas und einem Schwelkoks. Der
Koks wird durch einen Nassentschlacker zusammen mit Rückständen aus dem
Zyklon auf einen Magnetscheider gegeben, wo Metallfraktionen abgeschieden
werden. Der Schwelkoks wird anschließend auf einer Monodeponie abgelagert.
Im Hinblick auf eine möglichst hohe Verwertung ist allerdings hierbei anzumerken,
dass die energetische Nutzung des Schwelkokses anzustreben ist (vgl. z.B.
Siemens-Schwel-Brenn- oder Con-Therm-Verfahren).
Das Schwelgas wird in einem Heißgaszyklon entstaubt und anschließend einer bei
ca. 1250°C betriebenen Brennkammer zugeführt. Die Verbrennungsluft wird aus dem
Müllbunker abgesaugt. Zur Stickoxidminimierung wird ein Teil des kalten Abgases
vor dem Kamin zur Brennkammer rückgeführt. Zusätzlich kann Ammoniakwasser in
das heiße Abgas vor dem Abhitzekessel eingedüst werden. Der heiße Abgasstrom
wird nach der Brennkammer geteilt: Ein Teil dient zur Beheizung des Drehrohres, der
zweite Teil wird zur Dampferzeugung in einem Abhitzekessel genutzt.
Zur Schadstoffminderung werden an verschiedenen Stellen dem Abgasstrom
Additive zugegeben, um schwefel- und chlorhaltige Komponenten zu binden. Diese
Komponenten werden zusammen mit dem Flugstaub im Gewebefilter abgeschieden,
bevor das Gas die Anlage über einen Kamin verlässt.
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Das Reaktormodell liefert lokale Verweilzeiten Δti und mittlere Füllungsgrade, aus denen
wärmeübertragenden Flächen ΔFi und füllgradabhängige Wärmeübergangskoeffizienten αi
berechnet werden. Mit dem Basismodell werden mit Daten aus der
Thermogravimetrieanalyse (TGA) Temperatur ϑi- und Konzentrationsprofile ci im Drehrohr
wiedergegeben.
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In dem vorliegenden Abschnitt wird auf den Stand des Wissens zu den Teilmodellen
eingegangen, für die, wie eingangs bereits erwähnt, im Schrifttum eine Reihe von
Modellvorstellungen vorhanden sind. Die Übertragbarkeit der Modellvorstellungen wird im
Zusammenhang mit dem in dieser Arbeit entwickelten mathematischen Modell für
Pyrolyseprozesse von Abfällen in Drehrohrsystemen diskutiert.
Insofern beschränkt sich der Überblick nicht allein auf indirekt beheizte Drehrohre sondern
schließt auch direkt befeuerte Drehrohre und im Zusammenhang mit der Betrachtung der
Kinetik der Umsatzvorgänge auch andere Reaktoren und Apparate mit ein.
Die einzelnen Modellansätze werden hier ihrem mathematischen Grundansatz nach in
Verbindung mit dem Verweilzeitverhalten und der Stoff- und Wärmeübertragung in so
genannte
unterschieden.
In einem getrennten Abschnitt wird darüber hinaus auf die chemische Kinetik bei den
Umsatzvorgängen eingegangen.
Bilanzmodelle gehen in der Regel auf das Grundelement Rührkessel (RK) zurück.
Maximum-Gradienten-Modelle werden durch die Hintereinanderschaltung mehrerer RK-
Elemente oder Zonen (Abschnitte) erhalten.
Die folgende Abbildung 3-4 gibt einen Überblick über verschiedene Gesamt-
Modellansätze mit den jeweiligen Teilmodellen, die im Weiteren im Detail erläutert werden.
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Gesamtmodelle
Reaktormodell Basismodell
Max.- Max.-
Autor Bilanzmodell Gradienten- Bemerkungen Bilanzmodell Gradienten- Stoffübergang, Kinetik:
Modell Modell
keine Kinetik, kein
Heiligenstaedt x x
Stoffübergang
keine Kinetik, kein
Onissi x empirische Formeln x
Stoffübergang
Sherwood-Funktionen;
Grundmodell von Saeman
Biardi x x Vergasungs- und
(Sullivan)
Verbrennungsstöchiometrie
Annahme konstanter
Gardeik x x keine Reaktion
Füllgrad
Literaturverweise:
Heiligenstaedt [21]; Onissi [40], Biardi [41], Saeman [17], Sullivan [19], Gardeik [42],
Wocadlow [2], Mollekopf [35], Neidel [15], Frisch [34], Adams [44], Phu [46], Ghenda
[47], Mellmann [38], Austin [4], Bauersfeld [48], Lehmberg [53], Ludera [58], Cross [59],
Bayard [18], Ruppert [60], Yang [61], Wiest [3], Schinkel [78].
3.1 Reaktormodelle
Das Verhalten des Feststoffes, auch als Verweilzeitverhalten oder in Verbindung mit dem
Apparat als Reaktorverhalten bezeichnet, hat einen wichtigen Einfluss auf den Verlauf des
Umsatzes über der Reaktorlänge. Für die Optimierung des Gesamtprozesses sind
deshalb das Verweilzeitverhalten und die Einflussgrößen zur Steuerung des
Verweilzeitverhaltens von großer Bedeutung. Darüber hinaus bildet die Beschreibung des
Verweilzeitverhaltens eine wichtige Grundlage für die mathematische Modellierung des
Feststoffumsatzes. Bei Drehrohrsystemen sind im Zusammenhang mit dem
Verweilzeitverhalten konstruktive Einflussgrößen, wie z.B. der Drehrohrradius R, die
Drehrohrlänge L und betriebliche Einflussgrößen, wie z.B. der Massenstrom m& S , der
Neigungswinkel β und die Drehrohrgeschwindigkeit n von Bedeutung (Abbildung 3-5).
Das Verweilzeitverhalten wird darüber hinaus durch den Einsatzstoff mit den jeweiligen
Eigenschaften, wie z.B. die Zusammensetzung, die Schüttdichte ρF, der Schüttwinkel αo,
die Partikelgrößenverteilung usw. beeinflusst. Allgemein wird das Verweilzeitverhalten
bekanntlich durch die Verweilzeitverteilung E (Θ) [16] und, daraus abgeleitet, durch die
mittlere Verweilzeit τ charakterisiert. Speziell in Drehrohren kann das Verweilzeitverhalten
durch wegabhängige Größen wie z.B. die Füllhöhe h (x), den Bettneigungswinkel ψ (x)
und den Füllwinkel ε (x) beschrieben werden.
3.1.1 Bilanzmodelle
Bilanzmodelle (globale Modelle oder Black-Box-Modelle) gehen nicht im Detail auf den
Feststofftransport in dem Reaktor ein, sondern geben die charakteristischen Kennwerte
wie die mittlere Verweilzeit τ oder axiale Dispersion insgesamt aus geometrischen und
Seite 22
Bei diesen Untersuchungen wurde beobachtet, dass sich das Labordrehrohr unter dem
kugelförmigen Teilchen spiralförmig abwickelt. Zollinger stellte eine Abhängigkeit der Be-
wegung des Teilchens von der Drehzahl und der Neigung des Drehrohrs fest. Beim Ver-
gleich der Durchlaufzeiten von Kugeln und Quadern, die die nichtkugelförmigen Zement-
klinker symbolisieren sollten, wurde beobachtet, dass die Quader zum Durchlauf des La-
borreaktors länger brauchen als die Kugeln. Es wurde ein Zusammenhang zwischen der
Axialgeschwindigkeit (Verweilzeit) der Teilchen (Kugel und Quader) von der Neigung und
Drehzahl des Reaktors erkannt. Für die Kugeln ergibt sich danach theoretisch eine lineare
Abhängigkeit zwischen der Axialgeschwindigkeit der Kugeln und der Drehzahl des Rohres
und der Neigung. Beim Quader macht sich die Haftung zwischen Quader und Wand stär-
ker bemerkbar, wodurch sich von der Längsseite des Drehrohres betrachtet, ein "Säge-
zahnverlauf" ergibt. Ausgehend von diesen Geometrien lässt sich der Gesamtweg eines
Partikels durch das Drehrohr als Funktion von Neigung und Drehzahl bei konstantem Axi-
alvorschub errechnen. Daraus ergibt sich ein umgekehrt proportionaler Zusammenhang
zwischen der Drehzahl und der Verweilzeit einerseits sowie zwischen der Ofenneigung
und der Verweilzeit andererseits. Dabei zeigte sich, dass die Änderung der Ofenneigung
sich nicht so stark auf die Verweilzeit auswirkt, wie eine Drehzahländerung.
Bei Heiligenstaedt [21] wurde der Materialtransport im Drehrohr für den Fall des Gleitens
an der Drehrohrwand mit Hilfe eines Kräftegleichgewichtes an einem Massepunkt
beschrieben. Für die mittlere Verweilzeit erhielt er folgende Beziehung:
Seite 23
L ⋅ sin κ S,W
τ= [min] (3-2)
n ⋅ π ⋅ Di ⋅ sinβ
n ⋅ tan β sin δ ⋅ ε m
= , (3-3)
wx, m sin ε
mit
n als Ofendrehzahl,
β als Drehrohrneigung,
wx,m als mittlere axiale Feststoffgeschwindigkeit,
δ als Reibungswinkel zwischen Material und der Drehrohrwand,
εm als mittlerer Füllwinkel und
ε als aktueller Füllwinkel.
Aus den Modellversuchen an der Laboranlage konnten sie u.a. ableiten, dass sich im
Inneren der Schüttung stets die größte Schüttdichte mit dem höchsten Feinkornanteil
einstellt. Aus den Heißversuchen konnte mit Hilfe von Splitt als Tracer die
Wanderungsgeschwindigkeit des Feststoffes in Abhängigkeit vom Durchsatz ermittelt
werden: Bei höherem Durchsatz verhält sich die Axialgeschwindigkeit ungefähr umgekehrt
proportional zum Schüttvolumen. Bei einer Verdreifachung des Umsatzes halbierte sich
die mittlere Verweilzeit. In eigenen Untersuchungen konnte dieser Sachverhalt für die
gegebenen Randbedingungen nicht bestätigt werden (vgl. Abbildung 6-1). Für eine
Verbesserung des Wärme- und Stoffaustausches wurde in [25] ein hoher Füllgrad
empfohlen.
Bei einem neu in Betrieb genommenen Rohrkühler für Zementklinker [26] wurde bei einem
bestimmten Durchsatz das Herausrieseln von feinem Klinker an der Einlaufseite
beobachtet. Mit Hilfe radioisotopischer Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass
sich in der Gussschaufelzone in der Mitte des Kühlers die Feinfraktion dp = 0,5 bis dp = 1
mm stark anreicherte und vom gegenläufigen Gasstrom feine Partikel zur Einlaufseite
mitgenommen wurden. Bei den gröberen Fraktionen dp = 1,6 bis dp = 2,75 mm konnte
dieses Verhalten nicht beobachtet werden.
In der Arbeit von Reuter [27] zum Transport- und Mischverhalten von Drehrohrofenmöller
bei der Erzeugung von Eisenschwamm wurde das Mischverhalten von Erz und Kohle in
Abhängigkeit von Stoff- und Prozessparametern untersucht. Für den Grenzfall keiner
Durchmischung (Gleitförderung) wurde ein mathematischer Gleichgewichtsansatz
vorgestellt. Aus umfangreichen experimentellen Untersuchungen wurde u.a. ermittelt, dass
eine Erhöhung der Drehzahl zu einer verbesserten Durchmischung führt. Daneben sind
der Korndurchmesser und die Schüttdichte die wichtigsten HEG für den Wärmeübergang
und die Mischgüte. Im Hinblick auf die Annahme eines ideal durchmischten RK-Elementes
für den Feststoff ist die Feststellung interessant, dass der radiale Diffusionskoeffizient ca.
20- fach höher ist als der axiale. Dieser Aspekt ist auch für den in der vorliegenden Arbeit
zu Grunde liegenden Modellansatz (s. Abschnitt 5) wichtig. Ferner wurde in [27] ermittelt,
dass, je kleiner die Teilchen sind, sie um so länger im Bett verweilen und weniger lange an
der Bettoberfläche zum Gas hin erscheinen.
Müller [32] betrachtete in seinen Untersuchungen insbesondere den Einfluss von
unterschiedlicher Korngröße und Rohdichte auf die Entmischung in Abhängigkeit der
Drehzahl. Seine Ergebnisse sind durch entsprechende Fotodokumentationen sehr
anschaulich. Bei der Vermischung gleich großer weißer und schwarzer Glaskugeln wurde
erst bei 10 Umdrehungen je Minute eine Gleichverteilung über dem Bettquerschnitt
erreicht. Bei Glas- und Bleikugeln gleicher Größe sammeln sich die Bleikugeln bei einer
Kaskadenbewegung überwiegend in der Bettmitte an, was die Untersuchungen von
Wahlster [25] bestätigt. Darüber hinaus berechnete und maß er für verschiedene
Einstellungen den Mischungsgrad aus der Standardabweichung.
Zengler [36] hat die Ablösung eines Partikels aus der Kaskadenschicht mit Hilfe einer so
genannten Ablösespirale beschrieben. Diese charakterisiert den Punkt der Ablösung eines
Teilchens vom Gutverband infolge der größeren Komponente der Zentrifugalkraft gegenü-
Seite 25
ber der Schwerkraft. Die Teilchen bewegen sich dann parabelförmig ähnlich einer Wurfpa-
rabel durch das Drehrohr. In seinem Ansatz wurde die Reibung zwischen dem Teilchen
und dem Gutbett durch den Reibungskoeffizienten berücksichtigt. Eingeschränkt wird der
Ansatz durch die Tatsache, dass nicht für alle Teilchen die Komponente der Zentrifugal-
kraft größer ist als die der Schwerkraft.
3.1.2 Maximum-Gradienten-Modelle
Eine Reihe von Untersuchungen zum Feststofftransport wurden bis zu den 50-iger Jahren
u. a. von Khodorow [28] und Saeman [29], [30] durchgeführt. Für eine den verfahrenstech-
nischen Abläufen optimal angepasste Prozessführung genügten die bisher verwendeten
empirischen Verweilzeitformeln nicht mehr. Durch die Hintereinanderschaltung mehrerer
Grundelemente „Rührkessel" war man nun bestrebt, für jeden Prozessabschnitt im Drehr-
ohr (z. B. Trocknungs,- Erwärmungs-, Brenn- und Nachbrennzone) eine definierte mittlere
Verweilzeit zu berechnen. Eine weitere Erhöhung der Genauigkeit der Modelle wird durch
das Einführen der transversalen Kontaktzeiten Feststoff-Gas und Feststoff-Wand sowie
durch die Einbeziehung der Änderung der Kaskadenschichthöhe erreicht.
Zu diesen Modellen zählen u. a. die Ende der 70-iger Jahre entwickelten Ansätze von
Austin [33] sowie von Rogers und Gardener [31].
Mit wenigen Kaltversuchen zum Verweilzeitverhalten kann für einen unbekannten
Einsatzstoff der Füllwinkelverlauf ε (z) nach dem Modell von Hogg, Shoji und Austin [33]
gemäß Abbildung 3-5 bestimmt werden nach:
ε ( z)
⎛M ⋅z⎞ M 2 ⋅ sin ε ⋅ dε
⎜ ⎟= ∫ 0,5 [-] (3-4)
⎝ R ⎠ ε ( z = 0) ⎡ ⎛ 2⋅C ⎞⎤
sin ε − ⎢sin 6 ε − M 2 ⋅ ⎜1 −
3
⋅ sin 3 ε ⎟⎥
⎣ ⎝ M ⎠⎦
⎛ 2 ⋅ m& S ⎞
mit M = ⎜ ⎟ und (3-5)
⎝ K ⎠
⎛ tan β ⎞
C = ⎜⎜ ⎟⎟ (3) (3-6)
⎝ cos α 0 ⎠
sowie K = 2 / 3 ⋅ B ⋅ ρ s ⋅ 2 ⋅ π ⋅ n ⋅ R ⋅ cot α 0
3
(3-7)
Mit Hilfe des aktuell ermittelten Füllwinkels ε können nun abgeleitete Größen wie z.B. die
Solidquerschnittsfläche FS,quer berechnet werden zu:
Der Zeitabschnitt Δt, den ein RK-Element mit der Länge Δx zum Durchlaufen braucht
errechnet sich zu:
Δx ⋅ FS,quer (ε ) ⋅ ρ S
Δt = [s] Verweilzeit des RK-Elementes mit der Länge Δx (3-9)
m& S
Die gesamte Verweilzeit ergibt sich aus der Summe der Einzelverweilzeiten:
τ m = ∑ Δt i [s] (3-10)
i
Die Gleichungen (3-3) bis (3-6) gelten nur für geringe Füllgrade zwischen 5 und 20 %. Der
in Gleichung (3-6) befindliche Materialfaktor B ist ein experimentell zu ermittelnder
dimensionsloser Stoffparameter, der physikalisch das Verhältnis der Verweilzeit eines
Partikels im Bett zur Gesamtverweilzeit für einen Umlauf im Bett und auf der Oberfläche
beschreibt. Für Sand mit einem Kornspektrum von dp = 1,5 mm bis dp = 4 mm und einem
Mittelkorn von dp = 2,3 mm ergibt sich aus eigenen Untersuchungen ein B von 0,7. Für
Silikoncarbidpartikel wird im Schrifttum [33] ein Materialfaktor von 0,51 angegeben. Dieser
Modellansatz wird in dieser Arbeit als Reaktormodell verwendet.
Bei der Wärmeübertragung fließen die Verweilzeiten in die Wärmeübergangskoeffizienten
ein, wie aus Arbeiten von Frisch [34] und Mollekopf zu ersehen ist [35]. Zur Berechnung
der Kontaktzeit Feststoff-Wand nach Rogers [31] und Vogel [23] wurde die Zeit betrachtet,
die ein Partikel im Bett verweilt. Zur Berechnung der Kontaktzeit Feststoff-Gas wurde ver-
einfachend angenommen, dass sich das Partikel auf der Bettoberfläche gleichmäßig be-
schleunigt bewegt. Die Reibung wurde dabei vernachlässigt.
Ein weiteres Verweilzeitmodell wurde von Mu und Perlmutter [37] vorgeschlagen. In dem
betrachteten Ansatz wird das Feststoffbett in N Zellen unterteilt, wobei eine
Differenzierung zwischen der Hubregion und der Kaskadenschicht erfolgt. Dabei werden
eine mögliche Rückvermischung durch einen Rückströmanteil und ein unvermischt weiter-
transportierter Anteil durch einen so genannten Bypass berücksichtigt. Die für diesen
Modellansatz benötigten Parameter wurden experimentell ermittelt. Mit Hilfe der Laplace-
Transformation kann schließlich die Gesamtverweilzeitverteilung im Drehrohr berechnet
werden.
Seite 27
Neben der zonalen Massenbilanz in der Kaskadenschicht und der Hubregion beinhaltet
das Modell nach Mellmann [38] die Lösung der Differentialgleichungen zur Fließgrenzfunk-
tion anhand einer differentiellen Kräftebilanz in der Kaskadenschicht und des Füllgradver-
laufes mit Hilfe des Differenzenverfahrens. Die Grundlage zur Lösung der Differentialglei-
chungen liefern die Bilanzgleichungen für die Massen- und Impulserhaltung.
Die Art der Energiezufuhr hängt von dem jeweils durchgeführten Prozess ab. Beispielswei-
se wird der Wärmestrom für die endothermen Reaktionen zum Brennen von Zementklinker
durch ein heißes Gas übertragen (direkte Wärmeübertragung). Für Prozesse unter inerter
Atmosphäre, wie bei der Pyrolyse, wird üblicherweise die Energie indirekt, z.B. elektrisch
oder über ein heißes Gas über die äußere Drehrohrwand oder aber über im Drehrohr
angebrachte Strahlungsrohre eingebracht.
Bei der Wärmeübertragung sind die Teilmechanismen Strahlung, Konvektion und Leitung
miteinander gekoppelt. Weiterhin müssen bei der Energiebilanz Prozesse der Stoffum-
wandlung berücksichtigt werden.
Eine Einteilung der Modelle gemäß ihrem Ansatz in Bilanz- und Maximum-Gradienten-
Modelle erfolgt hier in gleicher Weise wie für die Modelle des Feststofftransportes.
3.2.1 Bilanzmodelle
Bilanzmodelle mit dem Grundelement „Rührkessel“ (globale Modelle) beschreiben die
Wärmeübertragungsmechanismen in einem Drehrohr in ihrer Gesamtheit, d.h. die grundle-
genden Gleichungen zur Wärmeübertragung werden auf das gesamte Drehrohr bezogen
ohne verfeinerte Einteilung in verschiedene Abschnitte oder Zonen.
Heiligenstaedt [39] hat den Wärmeübergang in direkt befeuerten Drehrohren für verschie-
denenartige Trommelausführungen beschrieben. Seinen Ansatz bilden die Gleichungen
für den konvektiven Wärmetransport und die Strahlung. Das Ziel war die Bestimmung des
auf das Gut insgesamt übertragenen Wärmestroms.
Onissi [40] stellte in seinem Beitrag halbempirische Funktionen aus Simulation und
Messungen für ein Zementdrehrohr u.a. zum Wärmeverbrauch und zu den
Übertragungsflächen vor. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen belegte er mit Werten
aus dem Schrifttum. Für die gesamte Ofenleistung ergibt sich z.B. eine Abhängigkeit von
der Länge, dem Durchmesser, der Drehzahl, dem Füllungsgrad und der mittleren
Temperaturdifferenz. Einige Einflussgrößen sind mit entsprechenden empirisch ermittelten
Exponenten versehen.
Seite 28
Die von Biardi [41] entwickelte Vorstellung zur Modellierung einer Abfallverbrennung in
Drehrohrsystemen berücksichtigt neben einer globalen Feststoffverweilzeit nach
Gleichung 3-1 eine auf das gesamte Drehrohr bezogene Feststoffmassen- und
Energiebilanz. Der Abbau des Abfalls wird danach u.a. von Transportkoeffizienten aus
Sherwood-Funktionen und stöchiometrischen Koeffizienten bestimmt. Das Modell liefert
Anhaltswerte für die Auslegung und Betriebsweise von Großanlagen als Funktion von sich
ändernden Inputgrößen.
3.2.2 Maximum-Gradienten-Modelle
Zu den Maximum-Gradienten- Modellen zählt das Modell nach Gardeik [42] und das
Drehrohr-Modell nach Wocadlow [2]. Gardeik befasste sich in seinen Arbeiten mit der
Wärmeübertragung in innenbeheizten, adiabaten Drehrohren. Er entwickelte dazu zwei
Modellansätze. Im ersten Ansatz werden Gas, Solid und Wand als homogene,
unbewegliche Körper in einem stationären Zustand angenommen. Im zweiten Ansatz wird
zusätzlich das instationäre Verhalten der Wand während einer Drehung betrachtet. Der
zweite Ansatz lässt sich dabei durch eine Grenzwertbetrachtung in den ersten Ansatz
überführen. Zur Beschreibung des axialen Gastemperaturverlaufes wurde analog zu den
Rekuperatorgleichungen auf effektive Transportkoeffizienten zurückgegriffen. Ferner
wurde ein so genannter Speicherfaktor definiert, der den verstärkenden Einfluss der
Drehrohrwand auf die Wärmeübertragung vom Gas auf das Solid berücksichtigt. Das
Modell müsste, um den Einfluss praxisnaher Parameter abschätzen zu können, in den
Bereichen Wärmestrahlung und Wärmeverluste noch erweitert werden.
Ähnliche vereinfachte Ansätze unter Berücksichtigung der Strahlung und der endothermen
Reaktionen beim Brennprozess in einem Zementdrehrohr sind von Frisch [43]
vorgeschlagen worden.
Mit dem Modell nach Wocadlow [2] wurden axiale Temperatur- und Konzentrationsverläu-
fe eines Pyrolyse-Drehrohres zur Bodensanierung der Deutschen Babcock AG und der
Ruhrkohle Westfalen AG mathematisch angenähert. Dabei interessierte vor allem die Bo-
denaustrittstemperatur, die als Maß für die Güte der Schadstoffabreinigung diente. Um
den Wärmeübergang von der Wand an die Schüttungsunterseite beschreiben zu können,
wurde dabei auf das Penetrationsmodell nach Mollekopf [35] zurückgegriffen. Zur Be-
schreibung des Wärmeüberganges an der Schüttungsoberseite und an der Schüttungsun-
terseite wurde dieser Modellansatz entsprechend modifiziert. Da bei Pyrolyse-Prozessen
im Vergleich zu Verbrennungsprozessen die Gastemperaturen i.d.R. geringer sind, kann
die Gasstrahlung nicht mehr als grau angenommen werden. Die Berechnung der insge-
samt von der Drehrohrwand, dem Feststoff und dem Gas aufgenommenen und effektiv
übertragenen Wärmeströme erfolgte nach dem Modell von Adams und Brimacombe [44],
[45].
Ein zonal-kartesisches Modell wurde in der Dissertation von Phu [46] entwickelt. Diese Ar-
beit ist an einem Verbrennungs-Drehrohr der Zementindustrie durchgeführt worden.
Die Grundidee der Zonenmethode besteht aus der Lösung der aus differentiellen Bilanzen
Seite 29
benötigen. Oft sind jedoch diese Randbedingungen insbesondere bei Abfällen nicht
ermittelbar, so dass eine Übertragung der Ergebnisse bei Variation von HEG sehr
schwierig ist. In dem eigenen vereinfachten Modellansatz werden daher sowohl im
Reaktormodell als auch in der Kinetik Summenparameter gebildet.
von Kaiser [66] und Sanner [67], dass mit zunehmender Temperatur die Gasausbeute
ansteigt und die Pyrolysedauer abnimmt.
Eine allgemeine Übersicht zur Verwertung von Kunststoffabfällen durch pyrolytischen
Abbau wurde von Sinn und Kaminsky [68] gegeben. Ein Ziel der Arbeiten war es, zu
untersuchen, inwieweit durch Pyrolyse in einem Wirbelschichtreaktor reine Kunststoffe und
Kunststoffgemische stofflich verwertet werden können. Nach einer faktoriellen
Versuchsplanung wurden beispielsweise die Ausbeuten von Einzelkomponenten im
Rohgas bei der Pyrolyse von Polyethylen (PE) durch Regressionsgleichungen in
Abhängigkeit der Temperatur, der Durchsatzleistung und des Wirbelgasvolumenstroms
angenähert. Mit Hilfe dieser Gleichungen können Optimierungsrechnungen hinsichtlich
beispielsweise der Ausbeute von Methan durchgeführt werden. Neben einer
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für eine Großanlage wurden Einzeluntersuchungen zur
Pyrolyse von PE, PVC und PTFE in Abhängigkeit von Verweilzeit und Temperatur sowie
katalytischen Einflüssen durchgeführt. Dabei konnte u.a. bei der Pyrolyse von PVC
festgestellt werden, dass mit Hilfe von Aktivkohle-Adsorbern rund 90 % des gebundenen
Chlorwasserstoffs als reine Salzsäure zurückgewonnen werden können. Im Rahmen eines
DFG-Vorhabens mit der CUTEC und der Bauhaus-Universität Weimar wurden die
Umsatzvorgänge bei der Crackung von Polyethylen ausführlich untersucht [69].
In Beiträgen von Steffensen und Makuszies [70] wurde die Pyrolyse von Sonderabfällen
und speziell die Weiterbehandlung von dechloriertem Deponiesickeröl hinsichtlich der
Produkte und Schadstoffpfade untersucht. Diese Öle wiesen beim Einsatz des Recyclon-
Verfahrens (das Öl wird dabei mit Natrium versetzt) nicht nachweisbare Mengen an Chlor
auf. Durch die katalytischen Einflüsse der dadurch entstandenen Natriumverbindungen
(vorwiegend NaCl) wurde beispielsweise die Ausbeute an Gas verbessert, ein höherer
Aromatisierungsgrad der Öle erreicht und die Teerbildung verringert.
Untersuchungen zum pyrolytischen Abbau von Kunststoffen in einer katalytisch aktiven
Salzschmelze sind von Perkow [71] mit dem Ziel einer Massen-, Stoff- und
Energiebilanzierung unter Variation der Pyrolysetemperatur durchgeführt worden. Dazu
wurde eine Versuchsapparatur im Labormaßstab entwickelt, in der die Kunststoffe
kontinuierlich über eine Förderschnecke unter die Salzschmelzenoberfläche transportiert
werden. Sowohl die Verweilzeit der Kunststoffe als auch ihrer Reaktionsprodukte kann
dabei über die Füllhöhe der Salzschmelze im Reaktor variiert werden. Für die Pyrolyse
von Polystyrol (PS) und Polymethylmethacrylat (PMMA) wurde beispielsweise festgestellt,
dass unterhalb von 640 °C rund 64 bzw. 82 Ma.-% der Monomere zurück gewonnen
werden können. Eine Erhöhung der Pyrolysetemperatur führt zu einer Minderung der
Monomerausbeute bei gleichzeitiger Kohlenstoffzunahme. Neben der Darstellung der
Produktverteilung in Abhängigkeit der Temperatur wurde der für die Crackung benötigte
Wärmebedarf gemessen und mit Hilfe des Hess’schen Wärmesatzes aus der Differenz der
Verbrennungswärmen der Edukte und Pyrolyseprodukte berechnet. Der für die Crackung
von PMMA benötigte Wärmestrom wurde beispielsweise bei einer Pyrolysetemperatur von
690 °C zu 538 kcal/kg gemessen und zu 580 kcal/kg berechnet.
Seite 32
Im Bereich der Pyrolyse von Shredderleichtmüll sind u.a. Untersuchungen von C. Pasel
[72] und M. Hamm [73] durchgeführt worden.
Pasel hat Primär- und Sekundärreaktionen bei der Pyrolyse von zunächst reinem
Polypropylen (PP) und anschließend Shredderleichtmüll in Abhängigkeit von Temperatur,
Druck, Verweilzeit und Gasatmosphäre in verschiedenen Apparaten (Curie-Punkt, Batch-
Rohr-Schwelreaktor und Drehrohr) untersucht.
Die Untersuchungen von Pasel wurden von Hamm hinsichtlich der Beschreibung des
Pyrolyse-Prozesses im Drehrohr und der Charakterisierung des Pyrolyseverhaltens von
Shredderleichtmüll fortgeführt. Insbesondere wurden Untersuchungen zum Verbleib von
Chlor und PCB in den Pyrolyseölen und im Rückstand vorgenommen. Die Chlor- und
PCB-Gehalte im Pyrolyseöl lagen dabei oberhalb der für die Vermarktung zugelassenen
Grenzwerte. Da der Rückstand jedoch PCB-frei war, konnte durch die Pyrolyse insgesamt
rund 60 % des PCB´s abgebaut werden. Rund 50 % des vorwiegend durch PVC
eingebrachten Chlors lagerte sich im Rückstand u.a. an anorganischen Begleitstoffen, wie
z.B. Calciumoxid, an.
Neben diesen rein empirischen Untersuchungen sind Arbeiten zur Produktbildung bei der
Pyrolyse unter Berücksichtigung kinetischer Ansätze für Einzelstoffe und Stoffgemische
durchgeführt worden.
Zum Abbau von chloraromatischen Verbindungen unter Variation der
Pyrolysebedingungen sind Untersuchungen von Bleise [74] im Strömungsrohr und in
Quarzampullen durchgeführt worden. Dabei wurden Produktverteilungen und -
zusammensetzungen in Abhängigkeit von der Temperatur, der Pyrolysezeit und
anorganischen Zusatzstoffen untersucht sowie kinetische und thermodynamische Daten
der Produkte ermittelt. Aus der Abnahme der Einsatzstoffmasse über der Zeit kann unter
der Annahme einer pseudo-ersten Reaktionsordnung die Geschwindigkeitskonstante über
den Arrheniusansatz in Abhängigkeit der Temperatur berechnet werden. Durch die
Angabe der Bildungswärme, der Bildungsentropie und der molaren Wärmekapazität
werden die entstandenen Substanzen auch thermodynamisch charakterisiert. Die
Berechnung der thermodynamischen Daten erfolgte nach der Benson-Theorie über
Inkremente.
Eine Reihe von mathematischen Ansätzen sind im Zusammenhang mit der Pyrolyse an
Kohlepartikeln von Klose und Toufar unter Annahme einer isothermen Pyrolyse mit
progressivem Temperaturverlauf in z.B. [75] beschrieben worden. Ferner wurden
Vorgehensweisen zur Bestimmung der kinetischen Parameter aufgezeigt, die berechneten
Daten mit Versuchsergebnissen verglichen und diskutiert. Dabei zeigt sich u.a. für die
Bildungsgeschwindigkeit einer Reihe von Produkten eine Abhängigkeit von der
Temperatur. Die Theorie der Reaktionskomplexe (d. h. eine Produktkomponente entsteht
aus einer Vielzahl von Einzelreaktionen) ist eine Annahme, die eine sehr gute
Übereinstimmung von Experiment und Rechnung liefert.
Die Untersuchung und Modellierung der Trocknung und Pyrolyse von Holzkugeln aus
Fichte und Buche an einer Thermowaage sind von Staudinger u. a. [77], [78] mit dem Ziel
Seite 33
zusammen.
Der Einsatzstoff gelangt über eine mit Stickstoff inertisierte Kammerschleuse mittels
einer Förderschnecke in das Drehrohr. Die Förderung pastöser Einsatzstoffe kann mit
Hilfe einer Pumpe und einem Förderrohr anstelle der Schnecke erfolgen. Das
Drehrohr hat einen Durchmesser von 0,3 m und eine Gesamtlänge von 5,8 m. Die
Fördermenge der Schnecke kann über die Schneckendrehzahl eingestellt werden.
Damit wird ein maximaler Massenstrom von ca. 15 bis 70 kg/h (je nach Schüttdichte
des Einsatzstoffes) erreicht. Die Erwärmung des Einsatzgutes erfolgt über vier
voneinander unabhängig einstellbare elektrische Heizungen mit einer Gesamtleistung
von 40 kW. Die beheizte Rohrlänge beträgt 3,6 m. Der Reaktionsraum des Drehrohres
ist gegenüber der Umgebung durch zwei Gleitringdichtungen abgedichtet, die mit
Stickstoff beaufschlagt werden. Die Maximaltemperatur im Drehrohr sollte 1000 °C
nicht überschreiten. Der Pyrolyserückstand wird am Drehrohrende über eine elektrisch
beheizte Austragsschleuse trocken abgezogen. Das Pyrolysegas gelangt aus dem
Austrittsstutzen des Drehrohres in eine dreistufige mit Füllkörpern gefüllte
Waschkolonne (Position (2) in Abbildung 4-2). Hier wird das mit Kohlenwasserstoffen
beladene Gas auf etwa 30 °C heruntergekühlt und die Mittel- und
Schwersiederfraktionen werden ausgewaschen. Die Waschflüssigkeit besteht aus in
Wasser verdünnter Natronlauge und wird über zwei in Reihe geschaltete
Seite 35
Alle für den Betrieb und die Auswertung wichtigen Messgrößen (Temperaturen, Drücke,
Konzentrationen) werden kontinuierlich aufgezeichnet und entsprechend verarbeitet.
Zur Bestimmung der Zusammensetzungen und stoffspezifischen Eigenschaften (z. B.
Heizwert oder Glühverlust) der ein- und austretenden Stoffströme (Einsatzstoff,
gereinigtes Pyrolysegas, Kondensat und Pyrolyserückstand) können diese
diskontinuierlich beprobt werden.
Variation von Betriebsparametern
Die Betriebszustände in der Versuchsanlage können u. a. durch folgende Parameter
variiert werden:
♦ Zusammensetzung des Einsatzstoffes,
♦ Vermischungsbedingungen,
Bei pastös- flüssigen Einsatzstoffen kann am Ende der vierten Heizzone ein Wehr
angebracht werden, das einen Ausfluss von nicht vollständig pyrolysiertem Material
verhindert.
550
500
450
Wandtemperatur ϑ [oC]
400
350
300
Zone 1
250 Zone 2
Zone 3
Zone 4
200
10:00 10:30 11:00 11:30
Uhrzeit
Abbildung 4-3: Temperaturverlauf der Wandtemperaturen im Drehrohr bei Sollwerten
für die Zone 1 von 300 °C, für die Zone 2 von 400 °C und für die Zonen
3 und 4 von je 500 °C
♦ 1-10: Pyrolysegastemperatur
• 2- Waschkolonne
• 3- Nachbrennkammer
♦ 3-1: Erdgasvolumenstrom
♦ 3-2: Brennluftvolumenstrom
♦ 3-6: Kühlluftvolumenstrom
♦ 3-8: Abgasvolumenstrom
Seite 41
4.2.2 Probenahmesystem
Die Entnahmestelle für die diskontinuierliche Beprobung der Zusammensetzung des
Pyrolysegases befindet sich am Drehrohrende (Messstelle CIR 1-19). Wie aus Abbildung
4-5 hervorgeht, setzt sich das zugehörige Probenahmesystem aus 4 Hauptkomponenten
♦ Vorabscheider (1),
♦ Fingerkühler (2),
♦ Filter (4)
zusammen.
Die Gaskühlung umfasst drei wesentliche Komponenten, einen Vorabscheider (1) zur
Flugskoksabscheidung, einen so genannten Fingerkühler (2) und einen nachgeschalteten
Spiralkühler (3). Das abgesaugte heiße Pyrolyserohgas durchströmt den Vorabscheider (1),
der den Hauptteil des Flugkokses abscheidet sowie danach den Fingerkühler im Gegenstrom
zum eingeleiteten Kühlwasser, was zu einer raschen Abkühlung des Gases führt. Der Kühler
bietet durch seine glatte Oberfläche den schwersiedenden Komponenten des
Pyrolyserohgases eine gute und schnelle Ablaufmöglichkeit in die darunter angebrachte
Seite 42
• Gasversorgung für Reaktionsgasherstellung aus 3 oder mehr (bis zu ca. 10) Gas-
Komponenten mit und ohne Wasserdampf (2)
Die für die Messung und Auswertung maßgebliche Probentemperatur wird ca. 5 mm
unterhalb des Probengefäßes ermittelt.
Seite 44
• Materialprobe: pulverförmig und flüssig (bis ca. 1 cm3); kompakte Proben: Nettomasse
bis etwa 15 g; Abmessung: 1...8 mm, Durchmesser u. bis ca. 30 mm Länge
Mit Hilfe dieser Apparatur können u.a. folgende Ergebnisse ermittelt werden:
0,143 m. Die Reaktionskammer ist konzentrisch von einem elektrisch beheizten Röhrenofen
(2 in Abbildung 4-8) umgeben, dessen Heizleistung von einem programmierbaren Regler
einstellbar ist. Hierdurch unterliegt der in der Reaktionskammer befindliche Einsatzstoff ei-
nem vorgegebenen Temperaturprogramm mit unterschiedlichen Aufheizraten (bis 20 K/min)
bzw. isothermen Haltephasen (bis max. 1200°C). In der Mitte der Reaktionskammer ist ein
zylindrisches Probengefäß aus Stahlblech (3 in Abbildung 4-8) (Höhe: 50 mm, Durchmes-
ser: 80 mm) aufgehängt, in dem sich der zu untersuchende Einsatzstoff befindet. Das Pro-
bengefäß ist über eine Stange mit der sich im Waagenraum befindlichen Waage (4 in
Abbildung 4-8) verbunden. Bei dieser Waage handelt es sich um eine handelsübliche Labor-
waage mit einem Wägebereich von 0 bis 3 kg und einer Auflösung von 0,1 g. Um die Waage
zu kühlen bzw. vor heißen und korrosiven Gasen zu schützen, wird dem Waagenraum Spül-
gas (Stickstoff) zugeführt. Das Reaktionsgas wird der Reaktionskammer aus Gasflaschen
von unten zentral zugeführt. Neben der Zufuhr von Stickstoff zur Einstellung pyrolytischer Be-
dingungen ist ebenso eine Zufuhr von sauerstoffhaltigem Reaktionsgas möglich. Die im unte-
ren Teil vorhandene Schüttschicht (5 in Abbildung 4-8) aus inerten Keramikkugeln (Kugel-
durchmesser: 30 mm) dient hierbei der Vergleichmäßigung des Strömungsprofils über dem
Querschnitt und damit der gleichmäßigen Erwärmung des Reaktionsgases. Die gasförmigen
Reaktionsprodukte werden am oberen Ende der Reaktionskammer über zwei Rohrleitungen
abgeführt.
Direkt oberhalb der Probe wird in ca. 1 cm Abstand die Gastemperatur gemessen. Mit einem
weiteren Thermoelement kann die Temperatur direkt in der Mitte der Probe bestimmt
werden.
Zur Ermittlung kinetischer Daten müssen in zwei getrennten Versuchen mit identischen
Randbedingungen zunächst die Massenabnahme über der Zeit und in einem weiteren
Versuch die Temperatur in der Probe ermittelt werden. Aus der Probentemperatur wird über
eine Rückrechnung mit Hilfe der instationären Wärmeleitung auf die Manteltemperatur
geschlossen. Die Manteltemperatur entspricht dann bei Beginn der Massenabnahme der
Zersetzungstemperatur.
Die getrennte Versuchsdurchführung ist deshalb erforderlich, da mit der Messung der
Temperatur in der Probe die Wägung beeinflusst wird und die Gastemperatur nicht mit der
Probentemperatur übereinstimmt (thermische Trägheit).
Seite 47
• Art des zugeführten Reaktionsgases (Stickstoff, Luft, mit Sauerstoff angereicherte Luft
usw.).
Die Erfassung der Temperaturen und der Massen über der Zeit erfolgt über eine Rechner-x,t-
Schreiber-Einheit.
Seite 48
4.3 Massenbilanz
Im Hinblick auf die Validierung der experimentellen Ergebnisse wurde parallel zu den
Versuchen eine entsprechende Massen- und Energiebilanz um das Drehrohrsystem
durchgeführt.
Der Bilanzraum für das Drehrohrsystem ist in Abbildung 4-10 dargestellt und setzt sich aus
drei Bilanzen zusammen:
m& T, FS,Dr : Massenstrom Teer, FlugStaub (Flugkoks und Teere) Drehrohr [kg/h],
m& Öl, Wa,Dr : Massenstrom Öl, Wasser Drehrohr [kg/h],
m& W,K,aus : Massenstrom Waschwasser Kolonne, Austritt [kg/h],
m& Koks, Dr : Massenstrom Koks Drehrohr [kg/h].
Im weiteren Verlauf wird nur auf das Drehrohr (Bilanzraum Drehrohr) eingegangen:
Gemessen werden: m
& ES,Dr , m& N2,Dr , m& Koks, Dr m& PG,Dr , m& Öl,Wa,Dr und m& T, FS, Dr .
Abbildung 4-11: Beschreibung der abgeschiedenen Produkte aus dem Gas im Kühlsystem
Kondensate sind bei Umgebungstemperatur flüssig und fließfähig. Das Kondensat setzt sich
i.d.R. aus Zersetzungswasser, Wasser aus der Trocknung und Ölen zusammen. Teere sind
bei Umgebungstemperatur fest. Der gesamte Wasseranteil kann z.B. mit Hilfe einer
Xylolschleppung aus dem Kondensat ermittelt werden.
4.4 Energiebilanz
Mit dem Ziel der Validierung der Messwerte wird nun in Ergänzung zur Massenbilanz die
Energiebilanz aufgestellt.
Für die in Abbildung 4-12 dargestellten Enthalpie- und Wärmeströme ergibt sich diese zu:
H& ES , Dr + H& N 2 , Dr + Q& zu − H& Koks, Dr − H& PG , Dr − H& Öl ,Wa, Dr − H& T , FS , Dr − Q& V = 0
(4-16)
(
H& ES , Dr = m& ES , Dr ⋅ c p ES ⋅ (ϑ ES − ϑ 0 ) + hu ES ) [kW ] (4-17)
(
H& Koks , Dr = m& Koks , Dr ⋅ c p Koks ⋅ (ϑ Koks − ϑ 0 ) + hu Koks ) [kW ] (4-19)
(
H& PG , Dr = m& PG , Dr ⋅ c p PG ⋅ (ϑ Pyr , Dr − ϑ 0 ) + hu PG ) [kW ] (4-20)
(
H& Öl ,Wa , Dr = m& Öl ,Wa , Dr ⋅ c p Öl ,Wa ⋅ (ϑ Pyr , Dr − ϑ 0 ) + hu Öl ,Wa ) [kW ] (4-21)
(
H& T , FS , Dr = m& T , FS , Dr ⋅ c p T , FS ⋅ (ϑ Pyr , Dr − ϑ 0 ) + hu T , FS ) [kW ] (4-22)
Der untere Heizwert des Teeres und des Flugstaubes wird in erster Näherung gleich dem
unteren wasserfreien Heizwert des Ölkondensates nach Gleichung (4-23) gesetzt
hu ,T , FS = hu ,Öl ,Wa [kJ/kg] (4-23)
Die jeweiligen trockenen Ölkondensat bzw. Teer- und Flugstaubanteile können aus den
folgenden Beziehungen errechnet werden:
ξ tr ,Öl ,Wa = 1 − wÖl ,Wa [-] (4-24)
Seite 53
ξ tr ,T , FS = 1 − wT , FS [-] (4-25)
Aus der Elementaranalyse für das wasserfreie Ölkondensat kann der Heizwert nach D.L.
Wilson berechnet werden zu:
hu ,Öl ,Wa = ξ C ,Öl ⋅ 32215,71 + ξ H ,Öl ⋅150442 ,19 − ξ O ,Öl ⋅13834,61 [kJ/kg] (4-26)
und
♦ der radialen Abstrahlung und freien Konvektion über den isolierten Teil der
Drehrohroberfläche.
Zur Berechnung des axialen Verlustwärmestromes werden die Gleichungen zur Berechnung
des Temperaturverlaufes an einem Stab [83] zugrunde gelegt.
Die Temperaturdifferenz Δϑ zwischen Stab (Drehrohrwand) und Umgebung (Ein- bzw.
Austragsbereich) berechnet sich nach folgender Gleichung:
⎛ e m ⋅( h − x ) + e − m ⋅ ( h − x ) ⎞
Δϑ = Δϑ1 ⋅ ⎜⎜ m⋅h − m⋅ h
⎟⎟ [°C], mit (4-27)
⎝ e +e ⎠
h = lE bzw. lA als freie Ein- bzw. Austragslänge des Drehrohres
α ges , axial ⋅ U
m= mit (4-29)
λStahl ⋅ F
π 2 2
F= ⋅ (d a − di ) [m2] als Querschnittsfläche des Drehrohres (4-32)
4
1
ε12 = [-] (4-34)
1 U 1
+ ⋅ ( − 1)
ε W , Dr F εu
εW,Dr = εu = 0,9
Nud ⋅ λL,a
αα = 2
dAusfall [W/(m K)] mit (4-35)
π⋅
2
0 , 76
⎛ ϑ + 273 ⎞
λL , a = 0,025 ⋅ ⎜ m ⎟ [W/(m K)] vereinfachend für Luft (4-36)
⎝ 273 ⎠
d Ausfall
9,81 ⋅ β T ⋅ (π ⋅ ) 3 ⋅ (ϑW ,a − ϑu )
Grd = 2
[-] mit (4-39)
ν L2
1
βT = [1/K] (4-40)
ϑm + 273
1, 67
1 ⎛ ϑm + 273 ⎞
ν L = 17,4 ⋅ 10 ⋅ −6
⋅⎜ ⎟ [m2/s] (4-41)
1,29 ⎝ 273 ⎠
Damit ergibt sich für den axialen Verlustwärmestrom am Eintrag
Q&V .axial , E = m ⋅ λStahl ⋅ A ⋅ (ϑW , a − ϑu ) ⋅ tanh(m ⋅ lE ) [W] (4-42)
Nud ⋅ λ L ,a
α α ,rad = 2
da [W/(m K)] mit (4-46)
π⋅
2
⎛ ϑ m + 273⎞
0,76
ϑ m = 0,5 ⋅ (ϑ W ,u + ϑ u ) [°C]
Q&V , ges = Q&V , radial + Q&V , axial , E + Q&V , axial , A [W] (4-48)
Zur Feststellung der Plausibilität kann der auf diese Weise ermittelte Verlustwärmestrom mit
dem aus der Energiebilanz ermitteltem Wert überprüft werden.
Die Ergebnisse der Energiebilanz sind für einen ausgewählten Versuch im Anhang 10.2
dargestellt.
Die ermittelten Daten halten einer Validierung stand.
4.5 Stoffbilanz
Die Stoffbilanz dient der weiteren Validierung der Messwerte, diese wird hier anhand der
einzelnen Elementbilanzen für C, H, O, S, Asche, Chlor und N für das Drehrohr aufgestellt.
Exemplarisch wird die Vorgehensweise für die spülstickstofffreie C- und H- Bilanz
durchgeführt:
ΨC ,ES ,ΨC ,Koks ,ΨC ,Öl,Wa ,ΨC ,T ,FS Massenanteile von C der einzelnen Fraktionen aus Analysen
Seite 57
12 12 12 12
ΨC , PG ,wf = ⋅ ΨCH 4 + ⋅ ΨCO + ⋅ ΨCO2 + 2 ⋅ ⋅ ΨC2 H 6 (4-50)
16 28 44 30
12 12 12
+ 2 ⋅ ⋅ ΨC2 H 4 + 3 ⋅ ⋅ ΨC3H8 + 3 ⋅ ⋅ ΨC3H 6
28 44 42
12 12 12
+ 4 ⋅ ⋅ ΨC4 H10 + 5 ⋅ ⋅ ΨC5 H12 + 6 ⋅ ⋅ ΨC6 H14
58 72 86
für H:
1 1 1 1
ΨH , PG ,wf = 2 ⋅ ⋅ ΨH 2 + 4 ⋅ ⋅ ΨCH 4 + 6 ⋅ ⋅ ΨC2 H 6 + 4 ⋅ ⋅ ΨC2 H 4 (4-51)
2 16 30 28
1 1 1 1
+ 8 ⋅ ⋅ ΨC3H8 + 6 ⋅ ⋅ ΨC3H 6 + 10 ⋅ ⋅ ΨC4 H10 + 12 ⋅ ⋅ ΨC5 H12
44 42 58 72
1
+ 14 ⋅ ⋅ ΨC6 H14
86
Spurenkomponenten wie HCN oder HCl werden in der Stoffbilanz nicht berücksichtigt.
Massen- Stoff- und Energiebilanzen sind im Anhang unter 10.2 für einen Versuch mit BRAM
exemplarisch dargestellt.
Die Bilanzen halten einer Plausibilitätsprüfung stand.
Seite 58
5 Mathematische Modellierung
Das Gesamt- oder Prozessmodell basiert, wie bereits einleitend in Abschnitt 3.1, Stand des
Wissens, dargestellt (siehe Abbildung 3-1), auf einem
• Modellansätzen auf der Basis von der Erhaltung von Masse und Energie für die
Feststoff- und Gasphase einschließlich der dazugehörenden Transportansätze für die
Wärme- und Stoffübertragung (Basismodell/ Massen- und Energiebilanz) und
Die Frage, ob man für ein bestimmtes Modell z.B. ein Einzelpartikelmodell oder aber einen
Modellansatz für ein Partikelkollektiv als Basismodell wählt, muss zunächst anhand der
ablaufenden Umsatzvorgänge und der Bewegung des Feststoffes im Reaktor beantwortet
werden. Darüber hinaus spielt selbstverständlich die Verfügbarkeit und die Bestimmung von
experimentellen Daten sowie die Validierung des Gesamtmodells für die Auswahl des
Basismodells eine Rolle.
Abfälle sind i.d.R. heterogen mit großen Schwankungen zusammengesetzt und die
chemischen Umsatzvorgänge verlaufen entsprechend komplex, so dass die zugehörigen
Stoffdaten sehr schwierig bzw. mit großem Aufwand zu ermitteln sind. Daher bietet sich für
den vorliegenden Fall die Beschreibung der Umsatzvorgänge durch zusammengefasste
Reaktionsmechanismen für ein Partikelkollektiv an.
Im Folgenden wird die Vorgehensweise prinzipiell anhand der Abbildung 5-1 und
Abbildung 5-2 dargestellt.
Der Wärmestrom Q& wird über die Drehrohrwand an das Gas und an den Feststoff
übertragen. Der Einsatzstoff entgast und die entstehenden Produkte Gas und Koks verlassen
das Drehrohr. Über der Drehrohrlänge bildet sich im Feststoffbett die in Abbildung 5-1
dargestellte Höhenlinie in Abhängigkeit von Stoff-, Geometrie- und Betriebsdaten aus.
Seite 59
Der Reaktor wird weiter in Zonen unterteilt, wobei innerhalb einer Zone kein Gradient vorliegt
(ideales RK-Element). Es wird für jede Zone ein Bilanzwert errechnet.
Die Vernachlässigung von Gradienten über der Betthöhe, d.h. die Annahme von einzelnen
RK-Elementen, ist aufgrund des guten Durchmischungsverhaltens von Drehrohrsystemen
und dem nahezu Kolbenströmerverhalten über der Länge zulässig. Erwähnt seien in diesem
Zusammenhang die theoretischen und experimentellen Untersuchungen von Wocadlo [2], bei
denen sich in Simulationen nahezu keine Unterschiede der Betttemperaturen und der
Seite 60
Temperaturen auf der Bettoberfläche ergaben. Eigene Untersuchungen durch Messung der
Temperaturen im Bett über der Höhe bestätigen diesen Sachverhalt (Abweichung der
Temperatur im Bett über der Höhe: ca. Δϑ = 3 °C bei Δh = 2 cm Höhenunterschied).
Ein bestimmtes RK- Element befindet sich nach einer ganz bestimmten Verweilzeit t, die
über das Reaktormodell (Verweilzeitmodell) ermittelt wird, an einem ganz bestimmten Ort x
der Drehrohrlängsrichtung.
An diesem Ort steht das RK- Element im Stoff- und Energieaustausch (Basismodell/ Massen-
und Energiebilanz) mit der darüberstreichenden Gasatmosphäre und im Energieaustausch
mit der Drehrohrwand.
Abhängig von den Prozessbedingungen (Feststofftemperaturen) erfolgen die
Umsatzprozesse (Basismodell/ Kinetik) in diesem RK- Element. Die Umsatzvorgänge lassen
sich in Trocknung und chemische Umsetzung unterscheiden.
Der Umsatzverlauf für einen Abfall bzw. ein Abfallgemisch wird aus Versuchen an einer
Thermowaage ermittelt. Die für die Pyrolysevorgänge unter inerter Atmosphäre im Drehrohr
wichtige Aufheizfunktion ϑ = f(L) wird zunächst als Annahme vorgegeben und entsprechend
dem Verweilzeitverhalten als Aufheizfunktion ϑ = f(t) für die Untersuchungen mit dem
jeweiligen Abfall (-gemisch) in einer Thermowaage zu Grunde gelegt.
Die Ergebnisse aus den thermogravimetrischen Untersuchungen fließen in das Modell ein
und man erhält u.a. eine entsprechend berechnete Aufheizfunktion ϑ = f(L) über der
Drehrohrlänge. Stimmt diese berechnete Aufheizfunktion nicht mit der für die
thermogravimetrischen Untersuchungen vorgegeben Kurven überein, so muss der Vorgang
entsprechend iterativ wiederholt werden.
• den Füllwinkelverlauf ε (z) (Abbildung 5-3) mit den daraus ableitbaren Größen
Füllhöhe h (z), Füllgrad φ (z) und den entsprechenden Flächenanteilen von
• freier Wandfläche FWG, deren Kenntnis für die Wärmeübertragung erforderlich ist
sowie
Seite 61
• die mittlere Verweilzeit τ, sowie Einzelverweilzeiten Δti für jedes RK-Element i und
mit m0 =Σ mi als Gesamtmasse der Tracer, i als Anzahl der Proben, Δti als Zeit zwischen
jeder Probenahme und ti als Verweilzeit jeder Probe.
Abbildung 5-5 zeigt ein Foto von Sand im Drehrohr, vom Austrag her aufgenommen.
5.2 Basismodell
Beim Basismodell wird ein Zonenelement (RK- Element) herausgegriffen und bilanziert. Das
Basismodell beschreibt die Massen- und Energiebilanz sowie die Umsatzvorgänge am RK-
Element.
5.2.1 Massenbilanz
Das RK-Element befindet sich zur Zeit t während eines bestimmten Zeitabschnittes Δt, an
einem bestimmten Ort des Drehrohres Δx. Aus der Sicht des mitfahrenden Beobachters tritt
gemäß Abbildung 5-6 der Gasstrom m& G, x -Δx in das RK- Element ein und m& G, x aus. Je nach
Umsatz im Feststoff wird ein bestimmter Massenstrom Δm/Δt aus dem Solid freigesetzt.
Damit verringert sich die Masse des Solids entsprechend und die des Gases nimmt zu.
Ein entsprechender Ansatz für Δm/Δt für das Solid wird im Zusammenhang mit der Kinetik in
Abschnitt 5.2.4.1 gegeben.
Seite 64
mit
dmS
& R (t ) =
m [kg/s] (5-5)
dt
Aus den kinetischen Untersuchungen wird m& R (t ) aus einem Arrheniusansatz ermittelt.
Seite 65
5.2.2 Energiebilanz
Das Drehrohr ist von außen indirekt beheizt und überträgt den Wärmestom über Leitung,
Konvektion und Strahlung an das Solid und das Gas. Die Wandtemperatur ist konstant. Die
Berechnung der einzelnen Wärmeströme erfolgt nach den Ansätzen für den so genannten
Dreieraustausch Wand-Gas-Solid [89].
Während der Zeit Δt wird ein Wärmestrom über die Wand durch Leitung in die erste
Partikellage und durch Strahlung über die Partikelzwischenräume zwischen der Wand und
der ersten Partikellage übertragen. Die Berechnung erfolgt gemäß dem Ansatz von
Schlünder (VDI-Wärmeatlas) [81], bei dem von einer Reihenschaltung von
Wärmeübertragungswiderständen von der Wand in die erste Partikellage ausgegangen wird.
Weiter befindet das Solid in einem konvektiven Wärmeaustausch mit dem
darüberstreichenden Gas. Darüber hinaus müssen der Wärmeübergang zwischen der nicht
mit Solid belegten Innenwand und dem Gas sowie zwischen dem Gas und der
Solidoberfläche berücksichtigt werden.
Durch die Betrachtungsweise „Mitfahrender Beobachter“ entfallen für das betrachtete RK-
Element in Bewegungsrichtung während der Zeit Δt die zu- und abfließenden Stoff- und
Enthalpieströme. Horizontale Wärmeströme werden nicht betrachtet. In radialer Richtung
können Stoff- und Wärmeströme über die Oberfläche des Volumenelementes ΔV ein- und
austreten. Die Endtemperatur für das RK-Element ist die Bilanztemperatur für den Zeitraum
Δt.
Die nachfolgend aufgeführten Gleichungen nach Abbildung 5-7 gelten für ein RK- Element.
Daher wird auf eine Indizierung für RK- Elemente vor und nach dem betrachteten Element
verzichtet.
(
Q&WG,ε = εWG ⋅ σ ⋅ FWG ⋅ TW4 − TG4 [W]) (5-6)
• Wärmestrom von der schüttungsseitigen Wand in das Solid durch Strahlung und
Leitung
• Wärmestrom von der dem Solid gegenüberliegenden Wand durch Strahlung unter
Berücksichtigung der Sekundärstrahlung des Gases
(4 4
)
Q& WS ,ε = ε WS ⋅ σ ⋅ FSG ⋅ TW − TS [W], mit (5-9)
• Wärmestrom vom Solid ins Gas durch Strahlung unter Berücksichtigung der
Sekundärstrahlung der gegenüberliegenden Wand
( )
Q& SG ,ε = ε SG ⋅ σ ⋅ FSG ⋅ TS − TG4 [W], mit
4
(5-11)
• Enthalpiestrom der flüchtigen Komponenten und der Feuchte vom Solid ins Gas
Seite 67
Δm Δm D
H& SG = ⋅ c SG , 0 S ⋅ (TS − T0 ) + ⋅ c D ⋅ (TS − T0 ) [W], mit (5-12)
Δt Δt
cSG,OS spezifische Wärmekapazität der entweichenden Gase bei Solidtemperatur
[kJ/(kg K)]
Die zur Berechnung von cpSG,OS notwendigen Gaskonzentrationen werden aus der Differenz
der jeweiligen Massenanteile vor und nach dem RK-Element ermittelt (vgl. Kapitel 5.2.5.1).
4 ⋅ FG,quer
dh = [m] [82] (5-14)
(R ⋅ 2 ⋅ [π − ε(z)] + 2 ⋅ R ⋅ sin ε)
V&G
u= [m/s] mittlere Gasgeschwindigkeit (5-15)
FG ,quer
d h 0 ,33
Nu L , 2 = 1,615 ⋅ ( 2300 ⋅ Pr ⋅ ) [-] und (5-19)
L
0 ,167
⎛ 2 ⎞ d h 0,5
Nu L ,3 = ⎜⎜ ⎟⎟ ⋅ (2300 ⋅ Pr⋅ ) [-]. (5-20)
⎝ (1 + 22 ⋅ Pr) ⎠ L
Seite 68
Beim Übergang in den turbulenten Bereich kann es unter Umständen günstiger sein,
folgende Berechnung für Nusselt nach der Formel aus dem VDI-Atlas [87] vorzusehen:
0 ,11
⎛ Pr ⎞
Nu L = Nu 0 ⋅ ⎜⎜ ⎟⎟ [-]. (5-21)
⎝ PrW ⎠
ξ
⋅ (Re− 1000) ⋅ Pr ⎡ ⎛ d h ⎞ 0, 6667 ⎤
Nu 0 = 8 ⋅ ⎢1 + ⎜ ⎟ ⎥ [-], mit (5-22)
ξ ⎢ ⎝ L ⎠ ⎥⎦
1 + 12,7 ⋅ ⋅ (Pr 0,6667 − 1) ⎣
8
Nu L ,d h ⋅ λG ⎡ W ⎤
α WG = ⎢⎣ m 2 K ⎥⎦ (5-24)
dh
Die Berechnung der Stoffparameter λG und PrG sowie νG werden im Anhang dargestellt.
Bestimmung der Emissionsgrade ε
Es werden nur die Emissionsgrade von CO2 und H2O berücksichtigt. Die Berechnung erfolgt
nach Jeschar [88].
ε G ⋅ AS ⋅ [1 + φ S ⋅ (1 − ε G ) ⋅ (1 − AW )]
ε SG = ε GS = [-]
(1 − U )
Emissionsgrad Gas-Solid (5-25)
ε G ⋅ AW ⋅ [1 + φ S ⋅ (1 − ε G ) ⋅ (1 − AS )]
ε WG = ε GW = [-]
(1 − U )
Emissionsgrad Gas-Wand (5-26)
AW ⋅ AS ⋅ (1 − ε G )
ε WS = [-] Emissionsgrad Wand-Solid (5-27)
(1 − U )
FSG
φS = [-] Einstrahlzahl (5-28)
FzwWG
Seite 69
− BCO2 ⋅ TG
εCO = ACO ⋅ e
2 2
[-] Emissionsgrad von CO2 (5-31)
− BH 2O ⋅TG
ε H O = AH O ⋅ e
2 2
[-] Emissionsgrad von Wasserdampf aus [86] (5-32)
0,25 ⋅ ∑ p i ⋅ s äq
p CO 2 ⋅ s äq pCO 2 ⋅ s äq
fk = 1+ i
⋅ (1 − ) ⋅ LN (1 − ) [-] (5-33)
0,11 + ∑ pi ⋅ s äq ∑p i ⋅ s äq ∑p i ⋅ s äq
i i i
−0 , 085
⎛ PCO ⋅ s äq ⎞ PCO2 ⋅ s äq
BCO2 = 6,7 ⋅ 10 ⎜⎜ 5 2
−4
⎟
⎟ für 0,001 ≤ ≤ 1,5 (5-34)
⎝ 10 Pa ⋅ m ⎠ 10 5 Pa ⋅ m
0 , 54
⎛ PCO ⋅ s äq ⎞ PCO2 ⋅ s äq
ACO2 = 2 ⋅ ⎜⎜ 5 2 ⎟
⎟ für 0,001 ≤ < 0,01 (5-35)
⎝ 10 Pa ⋅ m ⎠ 10 5 Pa ⋅ m
oder
0 , 26
⎛ PCO ⋅ s äq ⎞ PCO2 ⋅ s äq
ACO2 = 0,51 ⋅ ⎜⎜ 5 2 ⎟ für 0,01 ≤ ≤2 (5-36)
10 P ⋅ m ⎟ 10 5 Pa ⋅ m
⎝ a ⎠
−0 , 2
⎛ PH O ⋅ s äq ⎞ PH 2O ⋅ s äq
B H 2O = 5,3 ⋅ 10 ⎜⎜ 52
−4
⎟ für 0,01 ≤ ≤2 (5-37)
10 P ⋅ m ⎟ 10 5 Pa ⋅ m
⎝ a ⎠
0 , 47
⎛ PH O ⋅ s äq ⎞ PH 2O ⋅ s äq
AH 2O = 0,87 ⋅ ⎜⎜ 52 ⎟ für 0,01 ≤ < 0,1 (5-38)
10 P ⋅ m ⎟ 10 5 Pa ⋅ m
⎝ a ⎠
oder
Seite 70
0 , 25
⎛ PH O ⋅ s äq ⎞ PH 2O ⋅ s äq
AH 2O = 0,6 ⋅ ⎜⎜ 52 ⎟ für 0,1 ≤ ≤2 (5-39)
10 P ⋅ m ⎟ 10 5 Pa ⋅ m
⎝ a ⎠
4 ⋅ FS ,quer
φ= [-] Füllungsgrad (5-47)
π ⋅d i 2
π 2
VDrehrohr = ⋅ d i ⋅ Δx [m3] Drehrohrvolumen im Abschnitt Δx (5-48)
4
FzwGW = FSG + Fw,i - FWS [m2] Fläche zwischen Gas und den Wänden (5-49)
4 ⋅ VG
s äq = 0,9 ⋅ [m] äquivalente Schichtdicke (5-50)
FzwGW
Seite 71
Bestimmung des Wärmeübergangskoeffizienten αSG von der Solidoberfläche ins Gas nach
VDI [91]
u⋅L
Re L = [-], für 10 < Re < 107 (5-51)
ν G (ϑG )
0,037 ⋅ Re 0,8 ⋅ Pr
Nuturb = [-]. (5-54)
1 + 2,443 ⋅ Re −0,1 ⋅ (Pr 0, 667 − 1)
Nu L ,0 ⋅ λG ⎡ W ⎤
α SG = ⎢⎣ m 2 K ⎥⎦ (5-55)
L
Seite 72
n
Wärmeübergangskoeffizient im Solid (Neumann’scher Ansatz)
4 4
1 (T − TS ) ⎡ W ⎤
α rad = ⋅σ ⋅ W
⎛ 1 1 ⎞ (TW − TS ) ⎢⎣ m 2 K ⎥⎦
⎜⎜ + − 1⎟⎟
ε
⎝ W ε S ⎠
4 ⋅ λG ⎡⎛ 2 ⋅ (l + δ ) ⎞ ⎛ dp ⎞ ⎤ ⎡ W ⎤
αWP = ⋅ ⎢⎜1 + ⎟ ⋅ ln⎜1 +
⎜ 2(l + δ ) ⎟⎟ − 1⎥ ⎢ m2 K ⎥ (5-60)
dp ⎜
⎢⎣⎝ d ⎟ ⎠ ⎥⎦ ⎣ ⎦
p ⎠ ⎝
(2 − γ ) ⋅ 2 ⋅ π ⋅ ℜ ⋅ TG λG
l (freie Weglänge) = 2 ⋅ ⋅
ℜ [m] (5-61)
γ M m ,G p ges ⋅ (2 ⋅ c p ,G − )
M m ,G
⎡ 1 1000 K ⎤
1 ⎢ 0, 6 − ⋅( +1) ⎥
C TG
= 10 ⎣ ⎦
+ 1 [-] (5-62)
γ
γ Akkomodations-Koeffizient [-]
ℜ Allgemeine Gaskonstante 8314 [J/(kmol K)]
p Druck [Pa]
cp,G spezifische Wärmekapazität Gas [J/(kg K)],
Mm,G mittlere Molmasse Gas [kg/kmol],
TG Gastemperatur [K],
Seite 73
Verschmutzungsfaktor
Bei schmelzenden bzw. klebenden Materialien kann sich an der Drehrohrinnenwand eine
Belagsschicht bilden, die den Wärmestrom ins Innere der Schüttung vermindert. Diese
Belagsschicht bleibt bis zum Erreichen der Cracktemperatur der Schüttung an der Wand
haften und verkleinert sich mit fortschreitendem Umsatz. Ist der Umsatz abgeschlossen, wird
der Verschmutzungsfaktor nicht mehr berücksichtigt.
Die Belagsschicht wird als zusätzlicher Widerstand aufgefasst und kann zusammen mit dem
Gesamtwärmeübergangskoeffizient aus Gleichung 5-56 in einem keff,WS,Sch berücksichtigt
werden:
1 1 ⎡ W ⎤
k eff ,WS ,Sch = ⋅ ⎢⎣ m 2 K ⎥⎦ , mit (5-63)
ri 1 ⎛R⎞ 1
⎜
⋅ ln ⎜ ⎟ +⎟
λS ⎝ ri ⎠ ri ⋅ α WS ,Sch
dH S d (mS ⋅ c S , 0 S ⋅ (TS − T0 ))
= =
dt dt
dmS ⋅ c S , 0 S ⋅ (TS − T0 ) d (TS − T0 ) ⋅ mS ⋅ c S , 0 S
= +
dt dt
dmS dm
= Q&WS , Sch + Q&WS ,ε − Q& SG ,α − Q& SG ,ε − ⋅ ΔhR − W ⋅ ΔhV
dt dt
= α WS, Sch ⋅ FWS ⋅(TW − TS ) +εWS ⋅ σ ⋅ FSG ⋅ (TW − TS ) − α SG ⋅ FSG ⋅ (TS − TG )
4 4
dm S dmW
− ε SG ⋅ σ ⋅ FSG ⋅(TS 4 − TG 4 ) − ⋅ Δh R − ⋅ ΔhV (5-65)
dt dt
dTS
⋅ mS ⋅ cS , 0 S = α WS ,Sch ⋅ FWS ⋅ (TW − TS ) +εWS ⋅ σ ⋅ FSG ⋅ (TW 4 − TS 4 )
dt
− α SG ⋅ FSG ⋅ (TS − TG ) − ε SG ⋅ σ ⋅ FSG ⋅(TS 4 − TG 4 )
dm S dmW dm
− ⋅ Δh R − ⋅ ΔhV − S ⋅ cS , 0 S ⋅ (TS − T0 )
dt dt dt
d f
6447 448 647 e
48 647 48
+ ε SG ⋅ σ ⋅ FSG ⋅ TG - α WS , Sch ⋅ FWS ⋅ TS - ε WS ⋅ σ ⋅ FSG ⋅ TS
4 4
g h
647 48 647 48
α
- SG ⋅ FSG ⋅ TS - ε SG ⋅ σ ⋅ FSG ⋅ TS
4
Seite 75
dTS 4 4
c S ,0 S ⋅ mS ⋅ = a + b + c + d − e ⋅ TS − f ⋅ TS − g ⋅ TS − h ⋅ TS
dt
dTS 1
c S ,0 S ⋅ mS ⋅ ⋅ =1
[
dt a + b + c + d − e ⋅ TS − f ⋅ TS 4 − g ⋅ TS − h ⋅ TS 4 ]
TS
1 ⋅ dTS Δt
∫
TS =TS , 0 ( x − Δx )
4
a + b + c + d − e ⋅ TS − f ⋅ TS − g ⋅ TS − h ⋅ TS
4
=
c S ,0 S ⋅ mS
Energiebilanz für das Gas
Die Gasphase wird als stationäre Strömung im Vergleich zum Feststoff betrachtet. Der
austretende Enthalpiestrom setzt sich demnach aus der Summe aller in das Volumenelement
ein- und austretenden Wärme- und Enthalpieströme gemäß Abbildung 5-8 und Gleichung
(5-66) zusammen.
Berücksichtigung findet der Einfluss der Temperaturzunahme des Gases auf die
Volumenzunahme bzw. die Gasgeschwindigkeit und die Stoffwerte, die für jeden Abschnitt
(RK-Element) neu berechnet werden (Abbildung 5-8).
dH G
= 0 = H& G , x−Δx + H& SG + Q& SG ,ε + Q& SG ,α + Q&WG,α +ε − H& G , x (5-66)
dt
(
Q& SG ,ε = ε SG ⋅ σ ⋅ FSG ⋅ TS − TG4 [W]
4
) (5-70)
Δm Δm D
H& SG = ⋅ c SG , 0 S ⋅ (TS − T0 ) + ⋅ c D ⋅ (TS − T0 ) [W] (5-73)
Δt Δt
Startbedingung:
TG , x − Δx (t = 0 ) = TG , 0
( )
= m& G ⋅ cG , 0G ⋅ (TG − T0 ) − ε SG ⋅ σ ⋅ FSG ⋅ TS − TG4 − α SG ⋅ FSG ⋅ (TS − TG )
4
5.2.3 Trocknung
Das Gesamtmodell für die Trocknung unterscheidet sich in die Teilschritte Verdampfung bei
den Guttemperaturen unterhalb und oberhalb der Siedetemperatur des Wassers bei
gegebenem Gesamtdruck.
pD , O − pD
pges − pÜb. = [Pa] (5-77)
pges − pD
ln( )
pges − pD ,O
1,81
−6 1 ⎛T ⎞
D = 22,6 ⋅10 ⋅ ⋅⎜ G ⎟ [m2/s] [96] (5-78)
p ges [bar ] ⎝ 273 ⎠
α GS
βD =
λG pges − pÜb. [m/s] (5-79)
ρG ⋅ c pG ⋅ ⋅
D pges
Seite 78
Ist die relative Feuchte ϕ < 1 kann folgender Wasserdampfvolumenstrom vom Solid ins Gas
übertreten:
β ⋅ F ⋅ ( p D ,O − p D ) 3
V&D = D SG [m /s]. (5-80)
ρ D ⋅ TG ⋅ RD
Trocknung bei Guttemperaturen gleich oder oberhalb der Siedetemperatur bei gegebenem
Gesamtdruck
Der Grundfall, der den Wärmeübergang von einer heißen Wand in eine Schüttung
beschreibt, ist ausführlich im VDI-Wärmeatlas [98] dargestellt. Für das Drehrohr werden
zusätzliche Modifikationen, der Wärmeübergang von der Wand auf die Schüttungsoberfläche
durch Strahlung und der Wärmeübergang durch Konvektion und Strahlung vom Gas auf die
Schüttungsoberfläche, ähnlich der Vorgehensweise von Wocadlow [2], vorgenommen.
Dieser Modellansatz gilt nur für Schüttungen, die mit der Siedetemperatur vorliegen.
Bisher ist der Wärmeübergang von der Wand in die trockene Schüttung durch die
Gleichungen (5-56) bis (5-62) beschrieben worden. Sie werden hier noch einmal aufgeführt
und erhalten eine erweiterte Indizierung mit „dry“ für trocken.
1 1 1
= + (5-81)
α WS ,Sch,dry α WS α bed ,dry
mit
2 (λ ⋅ ρ ⋅ c )S ,dry ⎡ W ⎤
α bed ,dry = ⎢⎣ m 2 K ⎥⎦
ε (z )
(5-82)
Der Ausdruck unter der Wurzel im Nenner von Gleichung (5-82) entspricht der Kontaktzeit
der ersten Partikellage mit der Wand. Hier wird abweichend vom Ansatz nach Mollekopf nicht
ein Ausdruck mit einer Mischgütekennzahl verwendet. Die bisherigen Messergebnisse haben
gezeigt, dass auf eine Ermittlung einer solchen Kennzahl im vorliegenden Fall verzichtet
werden kann.
Die zugeführten Wärmeströme können nun in zwei Anteile unterteilt werden: In einen Anteil
für die Verdampfung des Wassers, in dem Modellansatz [98] als latenten Wärmestrom Q& lat
bezeichnet, und in einen zweiten Anteil zur weiteren Erwärmung der getrockneten Schüttung,
in [98] als sensiblen Wärmestrom Q& sens bezeichnet. Zur Berechnung des latenten
Wärmestromes wird αbed,dry in Gleichung (5-81) ersetzt durch αbed,wet für das feuchte Bett
Seite 79
α bed ,dry ⎡ W ⎤
α bed ,wet = (5-83)
erfξWS ⎢⎣ m 2 K ⎥⎦
erfξWS = 1− ( a1 ⋅ t hilf ,WS + a2 ⋅ t 2 hilf ,WS + a3 ⋅ t 3 hilf ,WS ) ⋅ exp(−ξ 2WS ) (5-84)
mit
1
t hilf ,WS = (5-85)
1+ 0,47047 ⋅ ξ WS
a1 = 0,3480242
a2 = - 0,0958798
a3 = 0,7478556
ξWS wird implizit erhalten aus [97]
⎡⎛ ⎛ α ⎞ ⎞ ⎤ ⎛ ⎛ α WS ⎞ ⎞
π ⋅ ξ WS ⋅ exp(ξ WS ) ⋅ ⎢⎜ ⎜
2 WS ⎟ − 1⎟ ⋅ erfξ WS + 1⎥ = 1 ⋅⎜⎜ ⎟ − 1⎟
⎜
⎢⎣⎜⎝ ⎝ α bed , Sch , dry ⎟ ⎟ ⎥⎦ PhWS ⎜ ⎜ α bed , Sch , dry ⎟ ⎟
⎠ ⎠ ⎝⎝ ⎠ ⎠
(5-86)
Die in Gleichung (5-86) enthaltene Phasenumwandlungszahl PhWS, die das Verhältnis von
latenter zu sensibler Wärme beschreibt, berechnet sich zu
X (t ) m& W (t = 0) − ∑ Δm& W (t )
X ′ (t ) = = [-] (5-89)
X (t ) + 1 m& S (t )
mit
Seite 80
X‘ (t) aktuelle Feuchte des Gutes [kg Wasser/ kg feuchtes Gut] mit der Umrechnung
X ' (t )
X (t ) = [-] (5-90)
1 − X ' (t )
Damit modifiziert sich Gleichung (5-81) zu
1 1 1
= + (5-91)
αWS ,Sch,wet α WS α bed ,wet
und man erhält den latenten Wärmestrom von der Wand in die Schüttung
Q& lat ,WS = α WS ,Sch,wet ⋅ FWS ⋅ (TW − TS ) ⋅ exp(−ξ 2WS ) [W] (5-92)
ε WS ⋅ σ ⋅ FSG ⋅ (TW 4 − TS 4 ) ⎡ W ⎤
α WS ,o = ⎢m2 K ⎥ (5-93)
FSG ⋅ (TW − TS ) ⎣ ⎦
Des Weiteren für den Wärmeübergangskoeffizienten, der von der Kontaktzeit an der
Schüttungsoberfläche abhängt
2 (λ ⋅ ρ ⋅ c )S ,dry ⎡ W ⎤
α bed ,dry ,WS .o = ⎢⎣ m 2 K ⎥⎦ (5-94)
π ⋅ tWS ,o
Für die Kontaktzeit wird bei Wocadlow [2] die Formel von Reischel angegeben zu
0,21
tWS,o = [s] (5-95)
2⋅ π ⋅ n
Mit n = 8 u/min ergibt sich eine Kontaktzeit von Partikeln auf der Schüttungsoberseite von
0,25 s. Alternativen werden in der Arbeit von Ghenda [47] vorgeschlagen, wie z.B. folgende
Berechnung:
Seite 81
4 2 ⋅ Di ⋅ sinε
tWS,o = ⋅ [s] (5-96)
5 9,81⋅ sinα 0 ⋅ cosη
mit
tan β
η = arctan( ) [°] (5-97)
sin α 0
mit
Di =0,3 m, ε von 0,6 °rad, α0 von 0,55 °rad und β von 0,0113 ° rad ein tWS,O von 0,20 s. Diese
Formel wird auch hier verwendet.
Die Phasenumwandlungszahl für die Oberfläche errechnet sich nach Gleichung (5-82). Für
den feuchten Gesamtwärmeübergangskoeffizienten ergibt sich damit
1 1 1
= + (5-98)
α ges,wet,WS,o αWS,o α bed ,wet,WS,o
mit
α bed ,dry ,WS ,o ⎡ W ⎤
α bed ,wet ,WS ,o = (5-99)
erfξWS ,o ⎢⎣ m 2 K ⎥⎦
Man erhält den latenten Wärmestrom von der Wand auf die Schüttungsoberseite durch
Strahlung
Q& lat ,WS ,o = α ges,wet ,WS ,o ⋅ FSG ⋅ (TW − TS ) ⋅ exp(−ξ 2WS ,o ) [W] (5-100)
In gleicher Weise wird für den Wärmeübergang vom Gas zur Schüttungsoberseite verfahren:
Definition eines Wärmeübergangskoeffizienten durch Strahlung und Konvektion:
Für die Schüttungsoberfläche kann ein Wärmeübergangskoeffizient für das Bett nach
Gleichung (5-94) berechnet werden.
Die Phasenumwandlungszahl für die Oberfläche errechnet sich zu
Seite 82
1 1 1
= + (5-103)
α ges,wet,GS,o αWS,o α bed ,wet,GS,o
mit
α bed ,dry ,WS ,o ⎡ W ⎤
α bed ,wet ,GS ,o = ⎢⎣ m 2 K ⎥⎦ (5-104)
erfξ GS ,o
Man erhält den latenten Wärmestrom vom Gas auf die Schüttungsoberseite durch
Konvektion und Strahlung
Q& lat ,GS ,o = α ges,wet ,GS ,o ⋅ FGS ⋅ (TS − TG ) ⋅ exp(−ξ 2 GS ,o ) [W] (5-105)
mw
X ′(t ) = [-] (5-106)
ms , wet
mit
m w,x = m w,x −Δx − Δm w [kg] (5-107)
mit
Q& lat ,WS + Q& lat ,WS ,o + Q& lat ,GS ,o
Δm w = Δt ⋅ [kg] (5-108)
Δhv
Die Energiebilanz in Gleichung (5-65) wird mit Gleichung (5-108) modifiziert zu
dH S dm S
= Q& WS , Sch + Q& WS ,ε − Q& SG ,α − Q& SG ,ε − ⋅ ΔhR − (Q& lat ,WS + Q& lat ,WS ,o + Q& lat ,GS ,o )
dt dt
(5-109)
Der dem Drehrohr insgesamt zugeführte Wärmestrom errechnet sich für Temperaturen
oberhalb der Siedetemperatur zu
Seite 83
Q& zu , ges = α WS , sch , wet ⋅ FWS ⋅ (TW − TS ) + ε WS ⋅ σ ⋅ FGW ⋅ (TW − T 4 ) + α WG ⋅ FGW ⋅ (TW − TG )
4
+ ε WG ⋅ σ ⋅ FGW ⋅ (TW − TG ) [W ]
4 4
(5-110)
BRAM wurde in Form von Pellets mit einer Länge von etwa 2 cm und einem
Durchmesser von 1 cm eingesetzt (Abbildung 5-10).
2 cm
100
90
80
Massenanteil m/m0 [%]
70
60
50
40
BRAM 20 K/min, Labor-TGA
30
BRAM 20 K/min, technische TGA
PE 50 K/min
20
PE 10 K/min
PE 100 K/min
10
0
50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600 650 700 750 800
Temperatur [oC]
Abbildung 5-11: Ergebnis aus Thermowaagenuntersuchungen zur Zersetzung von PE
und BRAM bei unterschiedlichen Aufheizraten
Bei dem Vergleich der Kurven von PE erkennt man deutlich, dass sich mit Zunahme der
Aufheizgeschwindigkeit der Abbau zu höheren Temperaturen verschiebt. Danach reagiert die
Probe aber umso schneller ab. Das hier verwendete PE setzt sich in der Pyrolyse nahezu
vollständig um (Restmasse m∞ < 2 Ma.-%).
Für BRAM wurden die kinetischen Daten in verschiedenen Thermowaagen ermittelt. Um den
Einfluss der Heterogenität des Abfalls zu berücksichtigen, wurden im Vergleich zur
Laborthermowaage kinetische Untersuchungen an einer größeren technischen
Thermowaage durchgeführt. Dabei zeigt sich, dass die technische TGA für einen
vergleichsweise homogenen Abfall wie BRAM ähnliche Ergebnisse im Vergleich zur Labor-
TGA liefert. Die unterschiedlichen Rückstandsanteile der BRAM-Proben aus der technischen
TGA mit etwa 30 Ma.-% und der Labor-TGA mit 20 % liegen im Rahmen der
Schwankungsbreite bei BRAM.
Hat man jedoch sehr heterogene Einsatzstoffe, wie sie für weniger gut aufbereitete Abfälle
als BRAM vorliegen, so kann man mit dieser Probenstruktur nicht mehr ohne Weiteres eine
Labor-TGA nutzen, sondern muss einen größeren Probenumfang für die Bestimmung der
kinetischen Daten einsetzen. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass die technische
TGA daher insbesondere zur Ermittlung kinetischer Daten von heterogenen Abfällen
geeignet ist.
Die in Abbildung 5-11 dargestellten Kurven können durch folgenden modifizierten
Arrheniusansatz nach [95] angenähert werden:
Seite 86
dα ⎡ E ⎤
= k ∞ ⋅ exp ⎢( − ) ⎥ ⋅ (1 − α ) n [1/s] (5-111)
dt ⎣ R ⋅ TS ⎦
m0 − m(t )
mit α= [-] (5-112)
m0 − m∞
Darin bedeutet m0 die Ausgangsmasse zum Zeitpunkt t = 0, m(t) die aktuelle Masse zum
Zeitpunkt t und m∞ die Rückstandsmasse nach Beendigung des Umsatzvorganges zur t = t∞.
Da diese Zeit t∞ bei dem kontinuierlichen Prozess im Drehrohr im Gegensatz zu den
Versuchen in der TGA zunächst unbekannt ist, muss diese Zeit iterativ bestimmt werden.
Für die Einbindung des Umsatzvorganges in das Modell wird die pro Zeitintervall dt
umgesetzte Masse dms/dt aus Gl. (5-60) benötigt. Aus der Umsatzfunktion (5-111) ergibt sich
nach Einsetzen der entsprechenden Massenströme für die RK-Elemente Δx:
n
ΔmS ⎡ E ⎤ ⎡ (m& 0 ⋅ Δt 0 − m& S (t ) ⋅ Δt ) ⎤
= (m& 0 ⋅ Δt 0 − m& ∞ ⋅ Δt ∞ ) ⋅ k ∞ ⋅ exp⎢(− ⎥ ⋅ ⎢1 − & ⎥ [kg/s]
Δt ⎣ R ⋅ TS ⎦ ⎣ (m0 ⋅ Δt 0 − m& ∞ ⋅ Δt ∞ ) ⎦
(5-113)
Darin bedeuten
m& 0 aktueller Eintrittsmassenstrom in das erste RK-Element [kg/s],
m& ∞ Rückstandsmassenstrom aus dem Drehrohr [kg/s],
Δt0 erster Zeitabschnitt im Drehrohr [s],
Δt∞ letzter Zeitabschnitt im Drehrohr nach Ende des Umsatzvorganges (ist
iterativ zu ermitteln) [s],
k∞ Häufigkeitsfaktor [1/s],
E scheinbare Aktivierungsenergie [kJ/mol],
R 8,314 kJ/(kmol K),
TS Solidtemperatur [K]
n Exponent der Reaktionsordnung [-]
m& S (t) in das aktuelle RK-Element einfließender Massenstrom [kg/s] und
Δt aktueller Zeitabschnitt im Drehrohr [s],
ΔmS umgesetzte Masse im Zeitabschnitt Δt im Drehrohr [kg].
Seite 87
Aus dem Umsatzverlauf der TGA- Untersuchung (Abbildung 5-11) wurden mit Hilfe der
Fehlerquadratminimierung nach Gauß die kinetischen Parameter wie folgt bestimmt (Tabelle
in Abbildung 5-12):
Temperatur-
Einsatzstoff Apparatur Aufheizrate n E k∞ V.-Nr.
bereich
[K/min] [-] [kJ/mol] [1/s] [°C]
PE Labor-TGA 10 0,8859 436 9,47E+27 455 - 523 PE 1045
PE Labor-TGA 50 0,4432 297 4,25E+17 466 - 548 PE 40
PE Labor-TGA 100 0,8271 146 5,14E+07 389 - 555 PE 18
BRAM Labor-TGA 20 0,2915 30,87 2,26E-01 135 - 605 BRAM-V15
BRAM techn. TGA 20 0,586 34,31 8,10E-01 205 - 565 BRAM-V2
Mit Zunahme der Aufheizrate verkleinern sich bei PE die Aktivierungsenergie E von
436 kJ/mol bei 10 K/min auf 146 kJ/mol bei 100 K/min. Parallel hierzu verkleinert sich auch
der Häufigkeitsfaktor k∞ von 9,47E 27 bei 10 K/min auf 5,14E 07 bei 100 K/min.
Bei den Untersuchungen mit BRAM im Vergleich von Labor- und technischer TGA liegen die
Aktivierungsenergien E und der Häufigkeitsfaktor k∞ jeweils in ähnlichen Größenordnungen.
Es wird daher erwartet, dass sich nach Einsetzen der kinetischen Daten in das
mathematische Modell ähnliche Umsatzraten im Drehrohr ergeben.
Für die Aufheizrate von 10 K/min für PE sind in Abbildung 5-13 der Vergleich der
gemessenen und nach Gauß berechneten Umsatzkurven dargestellt.
0,006
Messwerte
0,005 approximiert
0,004
da/dt [1/s]
0,003
0,002
0,001
0,000
36 38 40 42 44 46
Zeit [min]
Abbildung 5-13: Ermittlung kinetischer Daten durch Approximation nach Gauß von
Rechnung und Messung für PE (Labor-TGA)
Seite 88
Die approximierte Kurve ist mit den oben genannten kinetischen Parametern für PE und der
Aufheizrate von 10 K/min errechnet worden.
Für die Aufheizrate von 20 K/min sind in Abbildung 5-14 der Vergleich der gemessenen und
nach Gauß berechneten Umsatzkurven für BRAM aus der technischen TGA dargestellt.
0,0024
Messwerte
0,0020 approximiert
0,0016
da/dt [1/s]
0,0012
0,0008
0,0004
0,0000
0 10 20 30 40 50
Zeit [min]
Abbildung 5-14: Ermittlung kinetischer Daten durch Approximation nach Gauß von
Rechnung und Messung für BRAM (technische TGA)
Durch die geringe Auflösung der technischen TGA (0,1 g) sind die Umsatzänderung Δα sehr
häufig mit den konstanten Zeitintervallen Δt von z.B. 10 Sekunden konstant. Daher ergibt
sich die in Abbildung 5-14 dargestellte Stufung in den Messwerten.
Die Flüchtigenkonzentration Flüchtige (t) ist zum Zeitpunkt t = 0 Null. Die Starttemperatur der
PE- Zersetzung, beispielsweise, beträgt etwa 700 K, die Verkokungsenthalpie ΔRh wird mit
200 kJ/kg angesetzt.
ψCO ,Δm S
Gaskonzentration aus dem Solid [Ma.-Anteil],
ψCO,x (TS ) Gaskonzentration aus dem Gasraum austretend [Ma.-Anteil],
m& G , x Gasmassenstrom aus dem Gasraum austretend [kg/s],
ψCO,x−Δx (TS,x−Δx ) Gaskonzentration in dem Gasraum eintretend [Ma.-Anteil],
m& G , x − Δx Gasmassenstrom in dem Gasraum eintretend [kg/s],
ΔmS /Δt (TS) umgesetzte Masse [kg/s].
Aus diesen Konzentrationen werden dann in Abhängigkeit der Solidtemperatur auch die
entsprechenden Stoffwerte (z.B. spezifische Wärmekapazität) berechnet.
Seite 90
• spezifische Wärmekapazität des Gases cpG bei konstantem Emissionsgrad des Gases
εG,
• der Materialfaktor des Solids B, damit verbunden die mittlere Verweilzeit τm und der
mittlere Füllgrad Φm
Darüber hinaus werden Berechnungen mit Umsatz durchgeführt unter der Variation
• des Lückengrades der monodispersen Schüttung und
• Wandtemperaturen: 500 °C
• Partikeldurchmesser: dp = 4 mm,
• Neigung: 0,65°,
• Drehzahl: 4 u/min,
Abbildung 5-15 zeigt die Ergebnisse für die Variation der spezifischen Wärmekapazität des
Gases von cp,Gas = 500 J/(kg K) und cp,Gas = 1500 J/(kg K) bei einem konstanten
Emissionsgrad εGas = 0.
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
200
Reduzierung der Wärmekapazität auf cp,Gas = 500 J/(kg K), führt zu einer erheblichen
Temperaturerhöhung im Gas, da die zugeführte Wärme weniger gut gespeichert werden
kann als bei 1000 J/(kg K). Bei x = 0,6 m erhöht sich die Gastemperatur um ca. 130°C
gegenüber dem Standardfall. Die Solidtemperatur hingegen verändert sich wiederum kaum.
Im Hinblick auf die Umsatzvorgänge bedeutet dies, dass bei der Freisetzung insbesondere
von Kohlenwasserstoffketten mit hohem cp,Gas (z.B. Methan, Propan etc.), sich der
Temperaturanstieg im Gas verlangsamen oder absenken wird.
Diese Untersuchung zeigt, dass die Temperaturabhängigkeit der Wärmekapazität des Gases
für die Berechnungsergebnisse einen wesentlichen Einfluss hat und somit in dem
Modellansatz entsprechend berücksichtigt werden muss.
Im nächsten Fall wir die Gaszusammensetzung geändert. Der Emissionsgrad ändert sich
nun mit der Zusammensetzung und der Temperatur. Die spezifische Wärmekapazität des
Gases wird hingegen konstant gehalten.
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
Standard Solid, cp,G = 1,0 kJ/kgK
200 Solid Variation
Standard Gas, cp,G = 1,0 kJ/kgK
150 Gas Variation
Gaszusammensetzung Standard: Variation:
100 CO2: 0 Vol.-% CO2: 30 Vol.-%
H2O: 0 Vol.-% H2O: 50 Vol.-%
N2: 100 Vol.-% N2: 20 Vol.-%
50 cp,G = 1,0 J/kgK = konstant cp,G = 1,0 J/kgK = konstant
εG = 0 εG = 0,40 bis 0,28
0
0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5
Länge x [m]
Abbildung 5-16: Einfluss der Variation des Emissionsgrades des Gases εGas durch
Änderung der Gaszusammensetzung auf die Temperaturen Solid und
Gas ϑ bei konstanter spezifischer Wärmekapazität des Gases cp,Gas
Durch die Erhöhung der Anteile der so genannten Bandenstrahler CO2 und H2O kann das
Gas mehr Wärme absorbieren und die Gastemperatur steigt entsprechend stark an. Die
Solidtemperatur erhöht sich geringfügig. Im Vergleich zu Abbildung 5-15 ist der Einfluss des
Emissionsgrades des Gases εGas und damit der Gaskonzentration auf den
Temperaturverlauf im Gas größer als der Einfluss der spezifischen Wärmekapazität cp,Gas
und muss daher in dem mathematischen Modell entsprechend berücksichtigt werden.
Seite 93
In der folgenden Variation wird der Partikeldurchmesser von dp = 4 mm auf dp = 0,1 und
dp = 10 mm verändert. Der Partikeldurchmesser dp fließt in den Wärmeübergangs-
koeffizienten αWP aus Gleichung (5-60) ein.
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
200
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
200
Ein Einfluss der Wärmeleitfähigkeit des Solids λS auf die Feststofftemperaturen ist erkennbar.
Im folgenden Fall ist der Unterschied besonders groß bei der Verkleinerung von λS auf 0,1.
Einen entscheidenden Einfluss auf den Wärmeübergang hat der Wärmeübergangskoeffizient
von der Wand in die Schüttung durch Leitung und Strahlung αWS,Sch gemäß Gleichung 5-56.
Die Wärmeleitfähigkeit wird im Wärmeübergangskoeffizient αbed berücksichtigt. Bei λS = 1
W/(m K) beträgt αbed bei x = 0,8 m 890 W/(m2 K), bei λS = 0,1 W/(m K) dagegen nur 280
W/(m2 K). Bei λS = 50 W/(m K) beträgt αbed sogar 6300 W/(m2 K). Damit kann der reziproke
Wert von αbed in Gleichung 5-56 bei λS = 1 W/(m K) und 50 W/(m K) eher vernachlässigt
werden als bei λS = 0,1 W/(m K).
Seite 95
Die nun folgende Abbildung 5-19 zeigt einerseits den Einfluss der Wärmeleitfähigkeit des
Solids λS und andererseits den Einfluss des Partikeldurchmessers dp auf die Temperaturen
im Gas und im Solid ϑ.
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
200
Standard Solid, λS = 1 W/mK, dP = 4 mm
Variation, λS = 1 W/mK, dP = 0,1 mm
150 Variation, λS = 0,1 W/mK, dP = 0,1 mm
Variation, λS = 0,1 W/mK, dP = 4 mm
100 Standard Gas, λS = 1 W/mK, dP = 4 mm
Variation, λS = 1 W/mK, dP = 0,1 mm
50 Variation, λS = 0,1 W/mK, dP = 0,1 mm
Variation, λS = 0,1 W/mK, dP = 4 mm
0
0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5
Länge x [m]
Abbildung 5-19: Einfluss von Wärmeleitfähigkeit λS und Partikeldurchmesser dp auf die
Temperaturen Solid und Gas ϑ
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
200
Wird der Materialfaktor von B = 0,624 auf 0,4 erniedrigt, was gleichbedeutend mit einer
Verweilzeitzunahme von τ = 76 Minuten auf 112 Minuten ist, steigt aufgrund der höheren
Verweilzeit und des höheren Füllgrades der Schüttung im Drehrohr die Temperatur im
Drehrohr zwar an, jedoch wirkt sich dies jedoch nur gering aus Δϑ 10 bis 20 °C, z.B. an der
Stelle x = 0,7 an. Die Gastemperatur steigt ebenfalls nur geringfügig an. Wird der
Materialfaktor von 0,4 auf B = 1 mehr als verdoppelt, so halbieren sich in etwa die Verweilzeit
und der Füllgrad. Die Solidtemperatur verringert sich z.B. bei x = 0,7 m um etwa 50 °C
während die Gastemperatur um ca. 10 °C sinkt.
Bei Einsatzstoffen, für die der Materialfaktor B schwierig oder gar nicht über experimentelle
Untersuchungen zu ermitteln ist, was bei Abfällen häufig auftritt, kann in erster Näherung
B = 1 angenommen werden. Dafür werden Schüttdichte und Schüttwinkel entsprechend
umsatzabhängig modelliert (Anhang 10.1.1).
Um die Abhängigkeiten von B von Materialeigenschaften qualitativ zu überprüfen, wurden
Berechnungen unter Variationen der Schüttdichte und des Schüttwinkels bei konstanter
Verweilzeit und konstanten Betriebs- und Geometrieparametern durchgeführt.
Abbildung 5-21 zeigt hierzu die Veränderung von B mit der Schüttdichte.
Seite 97
0,57
0,56
0,55
Materialfaktor [-]
0,54
0,53
y = 6 10-5 x + 0,4671
0,52
0,51
0,50
0,49
400 600 800 1000 1200 1400 1600
Schüttdichte ρS [kg/m3]
Wird die Schüttdichte um den Faktor 3 von beispielsweise 500 kg/m3 auf 1500 kg/m3 erhöht,
wie es bei der Pyrolyse von Abfällen bei der Koksbildung sein kann, so muss der
Materialfaktor von 0,5 auf 0,56 angepasst werden, um die gleiche Verweilzeit beizubehalten.
Abbildung 5-22 zeigt die Veränderung von B mit dem statischen Schüttwinkel.
0,8
0,7
0,6
Materialfaktor [-]
0,5
0,4
y = 0,0166 x - 0,08
0,3
0,2
0,1
0,0
25 30 35 40 45 50
statischer Schüttwinkel α0 [o]
Dass der Materialfaktor tatsächlich nur von Stoffwerten abhängt und nicht von Geometrie-
oder Betriebsparametern, zeigt folgende Variation: Es wird die Drehrohrlänge von 5,1 auf 6
m und der Durchmesser von 0,3 auf 0,6 m verdoppelt. Die Verweilzeit verkürzt sich bei
konstantem Massenstrom und gleicher Drehzahl dadurch von 99 Minuten auf ca. 62 Minuten.
Nun werden die Schüttdichte und der Schüttwinkel variiert. Die Abhängigkeit des
Materialfaktors kann mit ca. 5 % Abweichung mit den in Abbildung 6-2 und 6-3 dargestellten
Funktionen ausgedrückt werden.
In Abbildung 5-23 ist der Einfluss des Gasvolumenstromes V& auf die Temperaturen ϑ
G,E
dargestellt.
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
200
150
Man erkennt, dass eine Verzehnfachung des Eintrittsvolumenstromes des Gases V&G , E
erwartungsgemäß zu einer erheblich langsameren Aufheizung des Gasstromes führt. Der
Einfluss auf das Solid ist eher gering.
Anhand den beiden folgenden Abbildungen wird der Einfluss von den Absorptionsgraden der
Wand AW und des Solids AS auf die Temperaturen ϑ gezeigt.
Seite 99
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
200
150
Standard Solid, AW = 0,9
100 Solid Variation, AW = 0,6
Standard Gas, AW = 0,9
50 Gas Variation, AW = 0,6
0
0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5
Länge x [m]
Abbildung 5-24: Einfluss der Variation des Absorptionsgrades der Wand AW auf die
Temperaturen Solid und Gas ϑ
Der Einfluss des Absorptionsgrades der Wand auf die Temperaturen von Solid und Gas ist
nicht vernachlässigbar. Durch den geringeren Absorptions- bzw. Emissionsgrad der Wand
strahlt diese weniger auf das Solid; das Solid heizt sich entsprechend langsamer auf.
Seite 100
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
200
150
Standard Solid, AS = 0,9
100 Solid Variation, AS = 0,6
Standard Gas, AS = 0,9
50 Gas Variation, AS = 0,6
0
0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5
Länge x [m]
Abbildung 5-25: Einfluss der Variation des Absorptionsgrades des Solids AS auf die
Temperaturen Solid und Gas ϑ
Wird der Absorptionsgrad des Solids von AS = 0,9 auf AS = 0,6 verkleinert, so sinkt die
Solidtemperatur stärker ab als bei der entsprechenden gleichen Änderung des
Absorptionsgrades der Wand, weil die Solidoberfläche im Vergleich zur freien
Wandoberfläche in diesem Fall fast halb so klein ist. Damit kann das Solid weniger Wärme
aufnehmen.
In den folgenden Diagrammen wird der Einfluss einer an der Drehrohrwand klebenden
Isolierschicht durch einen zusätzlichen Wärmeübergang keff gemäß Gleichung 5-63 simuliert.
Seite 101
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
200
150
Standard Solid mit Umsatz ohne Isolierschicht
100 Solid Variation mit Umsatz mit Isolierschicht
Standard Gas mit Umsatz ohne Isolierschicht
50 Gas Variation mit Umsatz mit Isolierschicht
0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 5-26: Einfluss einer Isolierschicht auf die Temperaturen Solid und Gas ϑ
Die Aufheizung des Solids verläuft erwartungsgemäß mit einer Isolierschicht an der Wand
langsamer. Die Temperaturkurven verschieben sich in diesem Fall um etwa 0,3 m. Der
Parameter „Isolierschicht“ kann bei stark klebenden Materialien angesetzt werden, um die
Simulation an die Messung anzupassen.
Seite 102
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
200
150
600
550
500
450
400
Temperatur ϑ [oC]
350
300
250
200
150
Solid mit Lückengrad εLücke = 0,4
100 Solid mit Lückengrad εLücke = 0,8
Gas mit Lückengrad εLücke = 0,4
50 Gas mit Lückengrad εLücke = 0,8
0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 5-28: Einfluss der Variation des Lückengrades der Schüttung εLücke bei
variablem Partikeldurchmesser dp auf die Temperaturen Solid und Gas
ϑ; (Wandtemperaturen: 600 °C)
Eine Verkleinerung des Partikeldurchmessers während der Pyrolyse von dp = 10 mm auf
dp = 1 mm wirkt sich bei Variation der monodispersen Lückengrade erheblich auf die
Temperaturverläufe von Solid und Gas ϑi aus.
Bei einem Gemischlückengrad von εLücke = 0,8 ist die Rohdichte bei konstanter Schüttdichte
entsprechend höher als bei εLücke = 0,4 (Rohdichte = Schüttdichte /(1 − εLücke)). Mit Beginn des
Umsatzes steigt auch die Schüttdichte bei εLücke = 0,8 schneller auf höhere Werte an als bei
εLücke = 0,4. Die Solidmasse ΔmS bei εLücke = 0,8, gleiche RK-Anzahl vorausgesetzt, ist für ein
konstantes Δx insgesamt kleiner. Damit kann sich das Solid in bestimmten Abschnitten
entsprechend schneller aufheizen.
Um den Einfluss der Trocknungsabschnitte auf die Verdampfung zu untersuchen, wird eine
Simulationsrechnung mit feuchtem Sand (20 Ma.-% Gutfeuchte) bei 500 °C Wandtemperatur
durchgeführt.
Seite 104
500 0,25
450
400 0,20
Gutfeuchte [Ma.-Anteil]
350
Temperatur ϑ [oC]
300 0,15
250
Solid
200 Gas 0,10
Gutfeuchte
150
100 0,05
50
0 0,00
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 5-29: Trocknung von feuchtem Sand (20 Ma.-% Feuchte);
3
Gaseintrittsstickstoffvolumenstrom trocken 1,3 Nm /h
Der Trocknungsabschnitt unterhalb der Siedetemperatur ist in dem hier betrachteten Fall
aufgrund der geringen Gasgeschwindigkeit und den damit verbundenen schlechten
Stoffübergangsbedingungen vom Einfluss her gering. Der Stoffübergangskoeffizient βD
berechnet sich nach Gleichung (5-79) entsprechend der Analogie von Stoff- und
Wärmeübergang. Da der Wärmeübergangskoeffizienten αGS mit etwa 0,19 W/(m2K) sehr
gering ist, ergibt sich ein entsprechend kleiner Stoffübergangskoeffizient βD von 0,00043 m/s,
weshalb die Stoffübertragung in diesem Abschnitt vernachlässigbar ist.
Die Schlussfolgerung aus den vorstehend diskutierten Parametervariationen sind
nachfolgend noch einmal in der Tabelle in Abbildung 5-30 zusammengefasst.
Seite 105
• Der Partikeldurchmesser vom Solid muss in Abhängigkeit der Koksbildung mit einem
entsprechenden Ansatz im Hinblick auf die Wärmeübertragung abgeschätzt werden
(vgl. Abschnitt 10.1.2).
• Der Fehler eines ungenau ermittelten oder nicht bekannten Materialfaktors führt nicht
zu nennenswerten Fehlern im Temperaturverlauf von Solid und Gas.
• Die Absorptionsgrade von Wand und Solid sind erste Anpassungsparameter für das
Modell.
• Weitere Modellparameter sind die Isolierschicht und die Vorgabe des Lückengrades
bei Abnahme der Partikeldurchmesser während der Pyrolyse.
6.1 Kaltversuche
In den Untersuchungen wurden der Einsatzstoff, die Neigung und der Massenstrom bei
konstanten Drehzahlen gemäß der Tabelle in Abbildung 6-1 variiert.
mittlerer
Granulat β [°] n [u/min] m [kg/h] τ [min] Füllgrad φ [%] τ [min] Α [%] Faktor
Schüttdichte: 700 kg/m3; äqui valenter
B [-]
V1 0 3 47 94 29 109,5 16 0,90
Partikeldurchmesser: 1,3 mm
B [-]
kg/m3; Mittelkorn: 2,3
Die mittlere Verweilzeit τ wird gemäß Gleichung 5-2 aus Abschnitt 5 aus den
Messergebnissen errechnet bzw. aus der Modellgleichung 3-10 nach Austin [4] aus
Seite 107
Abschnitt 3 ermittelt. Aus der Verweilzeit τ kann mit dem zugehörigen Einsatzstoff-
volumenstrom V&ES und dem Schüttvolumen V der mittlere Füllgrad φ berechnet werden.
Man erkennt, dass mit Zunahme der Neigung β sich erwartungsgemäß die Verweilzeit τ
verkürzt (V1 bis V4 bzw. V5 bis V8, Plexiglasgranulat). Ähnliche Ergebnisse werden bei den
Versuchen mit geringerem Massenstrom erzielt (V5 bis V8), wobei ein Einfluss des
Massenstromes auf die Verweilzeit erst bei mittleren Füllgraden von φ > 20 % einen
nennenswerten Beitrag liefert. Um zu überprüfen, ob bei den Messungen eine
Kaskadenbewegung vorliegt, wird die Froude-Zahl berechnet.
Die Froude-Zahl beträgt gemäß Gleichung (5-1) für Plexiglas 0,0015 und für Sand 0,02.
Damit kann im Hinblick auf die Kaskadenbewegung das Modell nach Austin [4] angewandt
werden.
Wird der Materialfaktor B als konstant angenommen, so gibt es für Plexiglasgranulat
Abweichungen von den Messwerten von bis zu 16 % zum Messwert, bei Sand bis zu 11 %.
500
450 15 K/min
400
60 K/min
350
Temperatur ϑ [oC]
300
Der Gasvolumenstrom am Drehrohreintritt beträgt jeweils 1 Nm3/h. Beim Versuch mit 400 °C
wurde eine Vorwärmung des Solids von ca. 60 °C ermittelt. Die Temperaturdifferenz von
40 °C zur Umgebungstemperatur von 20 °C hat einen geringen Einfluss auf die Aufheizung.
Mit Zunahme des Massenstromes m& S heizt sich das Gut langsamer auf. Eine Erhöhung der
Wandtemperatur führt demgegenüber zu einer schnelleren Aufheizung des Feststoffes.
Bei diesen Simulationen wurden die Absorptionsgrade von Wand und Solid den
experimentell ermittelten Ergebnissen angepasst. Für das Solid wurde ein Wert von 0,9, für
die Wand ebenfalls ein Wert von 0,9 ermittelt. Diese Werte sind für alle nachfolgenden
Simulationen mit Sand und einer Mischung aus Sand und Polyethylen (PE) sowie mit BRAM
konstant.
Nach dieser Anpassung findet man eine gute Übereinstimmung zwischen Modellrechnung
und Experiment. Im Hinblick auf die Einstellung von Aufheizraten in der TGA zur Ermittlung
von Umsatzraten sind hier beispielhaft für 3 Abschnitte die Aufheizraten über der
Drehrohrlänge eingetragen.
Abbildung 6-3 zeigt für den Versuch bei 400 °C und m& S = 100 kg/h auch die Berechnung
und Messung der Gastemperaturen:
Seite 109
400
300
Temperatur ϑ [oC]
200
Solid
Gas
Messwert Solid
Messwert Gas
Wandtemperaturen Drehrohr
100
0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-3: Temperaturverläufe Solid und Gas (Δm/Δt = 0)
500
450
400
350
Temperatur ϑ [oC]
300
250
Messwert Gas - 0,012 Vol.-% CO2
200 Messwert Gas - 0,06 Vol.-% CO2
Messwert Gas - 0,42 Vol.-% CO2
150 Messwert Gas - 0,83 Vol.-% CO2
Rechnung Gas - 0,012 Vol.-% CO2
100 Rechnung Gas - 0,06 Vol.-% CO2
Rechnung Gas - 0,42 Vol.-% CO2
50 Rechnung Gas - 0,83 Vol.-% CO2
0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
Länge x [m]
Abbildung 6-4: Einfluss der Variation der Gasatmosphäre des Gases auf die
Gastemperaturen bei einer Temperaturstufung 450 °C/ 500 °C/ 500 °C/
500 °C, Eintrittsvolumenstrom Gas ca. V&G , E = 1 Nm3/h; Massenstrom Sand
m& S = 100 kg/h
Mit Zunahme des Kohlendioxidanteils erwärmt sich das Gas schneller. Dieser Effekt kann
durch die Messung tendenziell bestätigt werden. Die Messwerte für CO2 = 0,83 Vol.-Anteile
liegen geringfügig oberhalb der Werte der niedrigeren Konzentration von CO2 = 0,42 bzw.
0,06 Vol.-Anteilen. Bemerkenswert sind hierbei die geringen Unterschiede zwischen den
Temperaturverläufen im Gas bei doch recht großen Konzentrationsunterschieden an
Kohlendioxid von 1,2 Vol.-% bis 83 Vol.-%. Die Erwärmung des Gases erfolgt hier
überwiegend über die Gasstrahlung. Dabei reichen bereits geringe Konzentrationen von stark
absorbierenden Komponenten wie z.B. Kohlendioxid aus. Die Konvektion kann
demgegenüber vernachlässigt werden; der Wärmeübergangskoeffizient αSG zwischen Gas
und Solidoberfläche beträgt beispielsweise nur ca. 0,2 W/(m2 K).
Daher sind im weiteren Verlauf der Validierung des mathematischen Modells mit
experimentellen Daten insbesondere bei Versuchen ohne Umsatz die Gaskonzentrationen
von Kohlendioxid von Interesse. Das Kohlendioxid kann aus der Reaktion von Kohlenstoff
aus früheren Versuchen mit Restsauerstoff aus dem mit einer Membrananlage erzeugten
Spülstickstoff bei entsprechenden Wandtemperaturen entstehen.
Seite 111
500
400
Temperatur ϑ [oC]
300
0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
Länge x [m]
Abbildung 6-5: Einfluss der Variation der Gasatmosphäre des Gases auf die
Solidtemperaturen bei einer Temperaturstufung 450 °C/ 500 °C/ 500 °C/
500 °C, Eintrittsvolumenstrom Gas ca. V&G , E = 1 Nm3/h; Massenstrom Sand
m& S = 100 kg/h
Sowohl bei den berechneten als auch bei den gemessenen Temperaturen für das Solid spielt
die Erhöhung des Kohlendioxidanteils eine vernachlässigbare Rolle.
500 10-4
9.10-5
400 8.10-5
Solid
umgesetzter Massenstrom
Gas
7.10-5
Messwerte Solid
Temperatur ϑ [oC]
Messwerte Gas
300 6.10-5
Wandtemperaturen Drehrohr
umgesetzte Masse
5.10-5
200 4.10-5
3.10-5
100 2.10-5
10-5
0 0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-6: Berechnete und gemessene Temperaturverteilung im Feststoff und im
Gas bei einer Temperaturstufung 308 °C/409 °C/ 500 °C/ 500 °C
Wandtemperatur und 10 kg/h PE mit 90 kg/h Sand; Umsatzberechnung
nach Arrhenius mit kinetischen Daten für eine Aufheizrate von 10 K/min
500
400
Temperatur ϑ [oC]
300
Solid
Gas
200
Messwerte Solid
Messwerte Gas
Wandtemperaturen Drehrohr
100
0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-7: Berechnete und gemessene Temperaturverteilung im Feststoff und im
Gas bei einer Temperaturstufung 308 /409/ 500/ 500 °C Wandtemperatur
und 10 kg/h PE mit 90 kg/h Sand; Umsatzberechnung nach Arrhenius mit
kinetischen Daten für eine Aufheizrate von 10 K/min; mit
Solidvorwärmung von 60 °C
Während des Umsatzes bleibt die Gastemperatur nahezu konstant. Der Grund hierfür liegt in
den freiwerdenden Gaskomponenten, insbesondere der Wachse (Abbildung 6-8), die im
mathematischen Modell als Pseudokomponente Decan mit entsprechenden
Stoffeigenschaften berücksichtigt wird. Zusammen mit weiteren höheren
Kohlenwasserstoffen führt die Freisetzung zu einem Anstieg der mittleren spezifischen
Wärmekapazität der Gasmischung cp,G. Wie aus den Simulationen in Abschnitt 5.3 ermittelt
wurde, führen hohe Wärmekapazitäten zu einer entsprechend langsameren Erwärmung des
Gases, in diesem Falle bleibt die Gastemperatur nahezu konstant.
Insgesamt werden die experimentell ermittelten Werte gut durch das mathematische
wiedergegeben.
Abbildung 6-8 zeigt den dazugehörigen berechneten Verlauf der Gaskonzentrationen.
Seite 114
1,0
0,9
Wachse
0,8 N2
CxHy
0,7 CO2
CH4
Massenanteile [-]
CO
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-8: Berechnete Gaskonzentrationen bei einer Aufheizrate von 10 K/min
Mit Beginn des Umsatzes werden insbesondere große Wachsanteile frei. Gut ist in dem
Bereich vor Beginn des Umsatzes die als konstant angenommene Kohlendioxidkonzentration
zu erkennen.
Seite 115
In der nächsten Abbildung 6-9 wird die Temperatur in Abhängigkeit der Verweilzeit für den
gleichen Versuch aufgetragen, um die mittlere Aufheizrate bis zum Umsatz zu ermitteln.
500
400 ≈ 50 K/min
Temperatur ϑ [oC]
300
Solid
200 Gas
Wandtemperaturen Drehrohr
100
0
0 5 10 15 20
(Verweil-) Zeit t [min]
Abbildung 6-9: Berechnete und gemessene Temperaturverteilung im Feststoff und im
Gas bei einer Temperaturstufung 308 °C/409 °C/ 500 °C/ 500 °C
Wandtemperatur und 10 kg/h PE mit 90 kg/h Sand; Umsatzberechnung
nach Arrhenius mit kinetischen Daten für eine Aufheizrate von 10 K/min
Bis zum Beginn des Umsatzes heizt sich die Mischung mit ca. 50 K/min auf. Die in Abbildung
6-7 und 6-8 im Modell genutzten kinetischen Daten wurden an der Labor-TGA mit 10 K/min
ermittelt. Da sich der Masseumsatz von PE zwischen 10 K/min und 100 K/min erheblich
unterscheidet (siehe Abbildung 5-11), wird in Abbildung 6-10 die Temperaturverläufe mit
den kinetischen Daten aus dem Versuch mit einer Aufheizrate von
50 K/min neu berechnet.
Seite 116
500
400
Temperatur ϑ [oC]
300
Solid
Gas
200
Messwerte Solid
Messwerte Gas
Wandtemperaturen Drehrohr
100
0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-10: Berechnete und gemessene Temperaturverteilung im Feststoff und im
Gas bei einer Temperaturstufung 308 /409/ 500/ 500 °C Wandtemperatur
und 10 kg/h PE mit 90 kg/h Sand; Umsatzberechnung nach Arrhenius mit
Daten für 50 K/min
500
400
Temperatur ϑ [oC]
300
Solid
Gas
200
Messwerte Solid
Messwerte Gas
Wandtemperaturen Drehrohr
100
0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-11: Berechnete und gemessene Temperaturverteilung im Feststoff und im
Gas bei einer Temperaturstufung 308 °C/409 °C/ 500 °C/ 500 °C
Wandtemperatur und 10 kg/h PE mit 90 kg/h Sand; Umsatzberechnung
nach Arrhenius mit kinetischen Daten für eine Aufheizrate von
100 K/min
Auch hier bleibt die Gastemperatur während des Umsatzes nahezu konstant. Man erkennt,
dass die Ermittlung der exakten Aufheizrate für die TGA-Untersuchungen und die
Berechnungen von großer Wichtigkeit ist.
Mit diesem vereinfachten Modellansatz lassen sich bereits gute Übereinstimmungen
zwischen Modellrechnung und Experiment erzielen.
Wird der Umsatz nun mit der Gauß’schen Fehlerfunktion anstelle kinetischer Daten
berechnet, modifiziert sich Abbildung 6-6.
Seite 118
500
400
Temperatur ϑ [oC]
300
Solid
Gas
200
Messwerte Solid
Messwerte Gas
Wandtemperaturen Drehrohr
100
0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Die berechneten Ergebnisse zeigen, dass auch mit dieser vereinfachten Berechnung eine
tragfähige Übereinstimmung zwischen Messwerten und Simulation gewährleistet ist
(Abbildung 6-12). Allerdings verkürzt sich die Crackzeit nach Erreichen der Cracktemperatur
von 440 °C im Vergleich zur Berechnung mit dem kinetischen Ansatz erheblich. Während mit
dem Arrheniusansatz der Umsatz bei ca. 4,4 m beendet ist, wird bei der Berechnung nach
Gauß das Umsatzende bereits bei 2,8 m erreicht. In beiden Fällen beginnt der Umsatz bei
etwa 2,5 m. Die Gastemperatur steigt bei der Umsatzberechnung nach Gauß etwas
langsamer an, weil die in kürzerer Zeit freigewordenen Komponenten mit hoher spezifischer
Wärmekapazität die Aufheizung verlangsamen. Bei der genaueren Berechnung mit Arrhenius
wird die Freisetzung entsprechend gestreckt. Es ist daher davon auszugehen, dass der
kinetische Ansatz den Umsatzverlauf genauer wiedergibt als die Berechnung mit der
Gauß’schen Fehlerfunktion. Diese kann aber bei fehlenden kinetischen Daten und bekannter
Zersetzungstemperatur eine erste Abschätzung zum Umsatzverlauf geben.
In der folgenden Simulation wird die Trocknung mit berücksichtigt. Hierfür wird der Sand
zunächst befeuchtet, bevor Versuche mit einer Sand-Wasser-Mischung und mit PE
durchgeführt werden.
Seite 119
0,025
400
0,020
300
Gutfeuchte [Ma.-]
Temperatur ϑ [oC]
0,015
200 Solid
Gas
0,010
Messwerte Solid
Messwerte Gas
Wandtemperaturen Drehrohr
100 Feuchte im Gut
0,005
0 0,000
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-13: Berechnete und gemessene Temperaturverteilung im Feststoff und im
Gas bei einer Temperaturstufung 250 °C/300 °C/ 400 °C/ 450 °C
Wandtemperatur mit 2 kg/h Wasser und 98 kg/h Sand unter
Berücksichtigung der Trocknung; Eintrittsgasvolumenstrom V&G , E =
0,3 Nm3/h
500 0,09
0,08
400 0,07
0,06
Gutfeuchte [Ma.-]
Temperatur ϑ [oC]
300
0,05
Solid, 3,3 % Feuchte
0,04
Solid, 8,0 % Feuchte
200 Gas
Messwerte Solid 0,03
Messwerte Gas
Wandtemperaturen Drehrohr 0,02
100 Feuchte im Gut
0,01
0 0,00
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-14: Berechnete und gemessene Temperaturverteilung im Feststoff und im
Gas bei einer Temperaturstufung 295 °C/410 °C/ 504 °C/ 510 °C
Wandtemperatur und 10 kg/h PE, 6 kg/h Wasser und 59 kg/h Sand unter
Berücksichtigung der Trocknung; Crackenthalpie PE: 200 kJ/kg.
Umsatzberechnung nach Arrhenius, Aufheizrate: 50 K/min;
Eintrittsvolumenstrom Gas ca. V&G , E = 1,3 Nm /h
3
Für das Solid und Gas ergeben sich gute Übereinstimmungen zwischen der Modellrechnung
und den Messwerten, im Bereich der Trocknung bleibt die Solidtemperatur konstant. Der 1.
Trocknungsschritt durch Konvektionstrocknung spielt eine nur untergeordnete Rolle wie aus
dieser Abbildung im Verlauf der Gutfeuchte zu sehen ist. Der Unterschied zwischen den
berechneten und experimentell ermittelten Daten für das Solid im Bereich der Trocknung liegt
u.a. daran, dass der Sand maximal 4 Ma.-% Feuchte, bezogen auf den feuchten Sand
aufnehmen kann. Hier beträgt die Feuchte etwa 8 Ma.-%, d.h. mehr als die Hälfte des
zugeführten Wassers wird nicht mit dem Sand in das Drehrohr gefördert, sondern gelangt
flüssig über die Schnecke ins Drehrohr und verdampft dort separat. Berücksichtigt man
diesen Sachverhalt in der Simulation, verkürzt sich der Trocknungsweg um etwa die Hälfte.
1,0
0,9
H2O
0,8 Wachse
N2
0,7 CxHy
CH4
Massenanteile [-]
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-15: Verlauf der Gaskonzentrationen
Mit Beginn der Trocknung wird der Wasserdampf frei und entsprechend hoch sind die
Wasserdampfkonzentrationen. Mit Beginn des Umsatzes nehmen der Wasserdampf und der
Stickstoff zugunsten der Wachse und Permanentgase ab. Der Verlauf der umsatzabhängigen
Komponenten ähnelt der Abbildung 6-8 ohne Trocknung.
In einem letzten Schritt wird das mathematische Modell anhand einer Abfallpyrolyse mit
BRAM überprüft.
Die kinetischen Daten werden zum Vergleich sowohl aus der Labor- als auch der
technischen Thermowaage im mathematischen Modell verwendet.
Für die Simulationsrechnung mit BRAM wird der Verschmutzungsfaktor keff nach Gleichung
5-63, die umsatzabhängige Änderung des Partikeldurchmessers, der Schüttdichte und des
Schüttwinkels aus den Abschnitten 10.1.2 bis 10.1.4 berücksichtigt. Die BRAM-Partikel
werden zu Beginn mit 10 mm Durchmesser angenommen, der Koks weist im Mittel ca. 1 mm
Durchmesser auf. Der Schüttwinkel von BRAM beträgt 65 °, die Schüttdichte 460 kg/m3, für
den Koks wurde ein Schüttwinkel von 40 ° und eine Schüttdichte von 650 kg/m3 ermittelt. Die
Wärmeleitfähigkeit des Solids wird zu λS = 0,3 W/(mK) angenommen. Die Crackenthalpie
wurde aus der Energiebilanz am Drehrohr zu ΔhR = 350 kJ/kg abgeschätzt. Der Lückengrad
der monodispersen Schüttung wird mit 0,4 angesetzt.
Zunächst wird der Umsatz mit den kinetischen Daten aus der Labor-TGA mit einer
Aufheizrate von 20 K/min berechnet.
Seite 122
600 18
16
500
400 12
Temperatur [oC]
10
300
Solid 8
Gas
200 Messwerte Solid 6
Messwerte Gas
Wandtemperaturen Drehrohr
umgesetzte Masse 4
100
2
0 0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-16: Berechnete und gemessene Temperaturverteilung im Feststoff und im
Gas bei einer Wandtemperatur von 600 °C mit m& S = 22,5 kg/h BRAM;
Crackenthalpie ΔRh = 350 kJ/kg, kinetische Daten aus der Labor-TGA.
Für das Solid ergeben sich gemäß Abbildung 6-16 tragfähige Übereinstimmungen zwischen
der Modellrechnung und den experimentell ermittelten Werten. Beim Gas können
insbesondere die höheren Temperaturen ab ca. 0,5 m durch das Modell nicht wiedergegeben
werden. Der im Vergleich zu den Messwerten flachere Anstieg der berechneten
Gastemperatur rührt im Wesentlichen durch den Enthalpiestrom der mit Solidtemperatur
freiwerdenden Gaskomponenten vom Solid ins Gas her. Weiterhin wird die Gastemperatur
von den ins Gas übertretenden Stoffen mit hohen spezifischen Wärmekapazitäten, wie z.B.
die Teere, gesenkt. Nach Abschluss des Umsatzes steigt die Gastemperatur kurzzeitig etwas
schneller an (kurz vor dem Schnittpunkt der berechneten Kurven von Solid und Gas), weil
keine mit der Solidtemperatur austretenden Komponenten in das über das Solid streichende
Gas eingemischt werden.
0,9
Gastemperatur
N2 500
0,8
H2O
CxHy
0,7
Teer
Gastemperatur [oC]
400
Massenanteile [-]
CO2
0,6
CH4
CO
0,5 300
H2
0,4
200
0,3
0,2
100
0,1
0,0 0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
Länge x [m]
Abbildung 6-17: Gaskomponenten im Gasstrom über der Drehrohrlänge x
Abbildung 6-18 zeigt den Verlauf der spezifischen Wärmekapazitäten des Gases und des
Feststoffes über der Drehrohrlänge.
Seite 124
2500 600
2300
500
2100
1900
Gastemperatur [oC]
400
1700
cp [J/kgK]
Gastemperatur
1500 300
cp,G
cp,S
1300
200
1100
900
100
700
500 0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
Länge x [m]
Abbildung 6-18: spezifische Wärmekapazitäten cp von Gas und Solid
Der Anstieg der spezifischen Wärmekapazität des Gases cp,G (=cG,OG) parallel zur Zunahme
der höheren Kohlenwasserstoffe ist gut zu erkennen.
Die spezifische Wärmekapazität des Solids cp,S wird zu Beginn für BRAM zu 2 kJ/(kg K)
angenommen. Die spezifische Wärmekapazität des Kokses wird zu 1 kJ/(kg K) geschätzt.
Während des Umsatzes ändern sich die Stoffanteile von BRAM und Koks, die spezifische
Gesamtkapazität der Mischung verkleinert sich mit Zunahme an Koks entsprechend.
Abbildung 6-19 zeigt die Speziesverteilung aus dem RK-Element aus der
Differenzenbildung von ein- und austretenden Gaskomponenten bei den entsprechenden
Solidtemperaturen.
Nach Abschluss des Umsatzes werden alle den RK verlassenden Komponenten zu Null
gesetzt.
Seite 125
1,0
0,9
0,8
0,7
Massenanteile [-]
0,6
0,5
0,4
H2O
CO2
0,3
Teer
CO
0,2
C3H6
0,1
0,0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
Länge x [m]
Abbildung 6-19: aus dem RK-Element austretende Gaskomponenten
In der folgenden Abbildung 6-20 wird der Umsatz aus den Daten der technischen
Thermowaage für den Beginn der Zersetzung bei ca. 220 °C (BRAM V2) berechnet.
18
600
16
12
400
Temperatur [oC]
10
300
Solid 8
Gas
Messwerte Solid 6
200
Messwerte Gas
Wandtemperaturen Drehrohr
umgesetzte Masse 4
100
2
0 0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Die Temperaturverläufe von Solid und Gas ähneln den Temperaturprofilen auf der Basis der
kinetischen Daten aus der Labor-TGA, wobei sich die Solidtemperaturen etwas besser
annähern lassen.
Es zeigt sich, dass sich die auf der Basis der in einer Labor-TGA und in einer technischen
TGA ermittelten kinetischen Daten berechneten Temperaturverläufe im Falle des hier
eingesetzten BRAMs nicht wesentlich voneinder unterscheiden. Für heterogene Abfälle
bedeutet dies, dass entsprechende Untersuchungen zur Ermittlung kinetischer Daten in
jedem Fall in einer technischen TGA durchgeführt werden müssen.
Die am Drehrohrende experimentell ermittelten Konzentrationen können gemäß Abbildung
6-21 durch die Regressionsgleichungen tragfähig wiedergegeben werden.
30
Messwerte
25 Rechenwerte
20
Vol.-%
15
10
0
H2 O2 N2 CH4 CO H2O(g) CO2 C2H6 C2H4 C2H2 C3H8 C4H10 C5H12 C6H14
Komponenten
Abbildung 6-21: Gemessene und berechnete Gaskonzentrationen am Ende des
Drehrohres
In Abbildung 6-22 ist die Abhängigkeit der Temperaturen von der Verweilzeit zur
Bestimmung der Aufheizrate gemäß der Aufheizung von BRAM aus Abbildung 6-16
dargestellt.
Seite 127
600
500
≈ 25 K/min
400
Temperatur ϑ [oC]
300
200
Solid
Gas
Wandtemperaturen Drehrohr
100
0
0 10 20 30 40 50 60
(Verweil-) Zeit t [min]
Abbildung 6-22: Berechnete und gemessene Temperaturverteilung im Feststoff und im
Gas bei einer Wandtemperatur von 600 °C mit m& S = 22,5 kg/h BRAM;
Crackenthalpie ΔRh = 350 kJ/kg, kinetische Daten aus der Labor-TGA
Die hier ermittelte Aufheizrate von ca. 25 K/min stimmt in der Größenordnung gut mit der in
den thermogravimetrischen Untersuchungen eingestellten Aufheizrate von 20 K/min überein,
so dass hier keine weitere Anpassung mehr erforderlich ist.
Seite 128
In Abbildung 6-23 sind die Verläufe der Schütt- und Rohdichte und des
Partikeldurchmessers dargestellt.
1200 11
10
1000 9
Sauterdurchmesser [mm]
8
800
7
Dichte [kg/m3]
6
600
Schüttdichte 5
Rohdichte
Partikeldurchmesser 4
400
3
200 2
0 0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Länge x [m]
Abbildung 6-23: Schütt- und Rohdichte und Partikeldurchmesser bei der Pyrolyse von
BRAM bei 600 °C Wandtemperatur, kinetische Daten aus der Labor-TGA
Mit Beginn des Umsatzes ab ca. 0,2 m ändern sich die Stoffanteile von Einsatzstoff und
Koks: Der Einsatzstoff wird unter der Freisetzung von Flüchtigen zu Koks abgebaut. Der
mittlere Partikeldurchmesser verkleinert sich entsprechend mit den jeweiligen Stoffanteilen
von Einsatzstoff und Koks. Die Rohdichte steigt kontinuierlich von der Einsatzstoffdichte auf
die Koksdichte an, während die Schüttdichte durch Abnahme des Lückengrades der
polydispersen Schüttung zunächst steigt und dann den Wert der Koksschüttdichte annimmt.
Bei den entsprechenden Drehrohrlängen, bei denen sich das Maximum bzw. das Minimum
der Schüttdichten befindet, liegen jeweils die Wendepunkte im Solidtemperaturverlauf in
Abbildung 6-16. Mit Abnahme der Schüttdichte nimmt auch die Masse im RK-Element bei
konstantem Volumen ab, so dass die Aufheizung der Masse schneller erfolgen kann. Die
Aufheizung verlangsamt sich entsprechend nach dem 2. Wendepunkt bei ca. 1,2 m mit
Zunahme der Schüttdichte auf die Koksschüttdichte.
Seite 129
• Darüber hinaus ist aus einer solchen Untersuchung oder aus einem Heißversuch an
einem Technikumsdrehrohr die Gaszusammensetzung in Abhängigkeit der
Solidtemperatur experimentell zu bestimmen.
• Für die Berechnung des umsatzabhängigen Verweilzeitverhaltens ist die Kenntnis der
Schüttdichten, der statischen Schüttwinkel und der Partikeldurchmesser von
Einsatzstoff und Koks notwendig.
• Des Weiteren werden der Flüchtigenanteil, die Feuchte und die Verkokungsenthalpie
des Einsatzstoffes benötigt.
• Der Absorptionsgrad der Wand und des Feststoffes, die Wärmeleitfähigkeit des
Feststoffes und seine spezifische Wärmekapazität.
• Durch die vereinfachenden Ansätze mit Summenparametern für die Verweilzeit und
die Kinetik können Abweichungen zwischen Simulation der Temperaturprofile und
Experiment von etwa 20 bis 25 % auftreten.
• Während der Zeit Δt verweilt der RK an einer bestimmten Stelle x im Drehrohr und
wird hier instationär erwärmt, d.h., die ideale Annahme, einer plötzlichen Erwärmung
in Null Sekunden auf die Bilanzwerte, liegt hier nicht zu Grunde.
Seite 130
• Die kurze Rechenzeit des Modells beruht u.a. auf einer numerische Vereinfachung:
Die Bilanztemperatur wird innerhalb eines RK nicht iterativ in Abhängigkeit aller
Stoffgrößen etc. ermittelt. Die Stoffwerte werden vielmehr mit der Bilanztemperatur
aus dem vorherigen RK-Element berechnet. Der Fehler wird klein bei einer genügend
großen Zahl von RK (beim betrachteten Pilotdrehrohr der CUTEC > 100 RK).
• Die Strahlung von Methan und weiteren Kohlenwasserstoffketten wird ebenfalls nicht
berücksichtigt. Zur Berechnung von Stoffwerten wird „Decan“ als Pseudokomponente
für die Teere verwendet.
Dazu ist die Kenntnis der Schüttdichten, statischen Schüttwinkel und mittleren
Partikeldurchmesser vom Abfall und Koks aus dem Abfall notwendig. Die mit diesen
Stoffdaten berechnete Verweilzeit wurde in einem Heißversuch bei der Pyrolyse von BRAM-
Pellets durch Zugabe von Steinen mit einem Fehler von ca.
20 % erreicht.
Das Basismodell wurde zunächst ohne Umsatz an Messergebnisse mit Sand im Drehrohr
unter Variation von Temperaturen und Massenstrom angepasst bevor mit diesem Modell die
Pyrolyse von einem homogenen Einsatzstoff (Polyethylen mit Sand) im Drehrohr berechnet
wurde. Die aus den Randbedingungen am Drehrohr resultierende Aufheizrate wurde zu
50 K/min ermittelt. Mit dieser Aufheizrate wurden die kinetischen Daten an der TGA ermittelt.
Hier konnte bereits gezeigt werden, dass mit diesem vereinfachten Modellansatz gute
Ergebnisse beim Vergleich von Modell und Experiment erzielt werden können.
Im nächsten Schritt wurde der Sand angefeuchtet, um die Teilmodelle der Trocknung
unterhalb und bei Siedetemperatur zu validieren. Die Mess- und Modellierungsergebnisse
stimmen gut miteinander überein.
Für ein Abfallgemisch aus BRAM-Pellets konnte der Verlauf der Solidtemperaturen unter der
Berücksichtigung variabler Stoffwerte des Solids und eines Verschmutzungsfaktors, der den
Belag des Drehrohres mit anklebendem Pellets bis zur Verkokung berücksichtigt, gut
wiedergegeben werden. Die Gastemperaturen können in erster Näherung ausreichend
genau durch das mathematische Modell beschrieben werden. Hier zeigt sich der Einfluss der
unbekannten Gaszusammensetzung der Teere und Öle im Hinblick auf die Emissionsgrade
und spezifische Wärmekapazität. Der Summenparameter „Decan“ gibt das Verhalten der
Teere nur ungenau wieder. Auf Grund von Pyrolysekondensat im nicht beheizten
Eintragsbereich ist darüber hinaus anzunehmen, dass heiße Pyrolysegase aus dem
Drehrohrinneren in den Eintragsbereich gesaugt werden. Beide Effekte (unbekannter
Absorptions- bzw. Emissionsgrad der Teere und die Rückströmung der Pyrolysegase) führen
zu einer nicht näher quantifizierbaren Temperaturerhöhung im Gas.
Dennoch kann auch hier gezeigt werden, dass mit diesem vereinfachenden Modellansatz
eine erste Abschätzung betrieblicher Parameter mit einem minimalen experimentellen
Aufwand möglich ist.
Der Umsatzverlauf, der mit Hilfe kinetischer Daten aus einer Thermowaage ermittelt wird,
beeinflusst wesentlich die Temperaturverläufe von Feststoff und Gas. Die kinetischen Daten
wurden vergleichend an einer Labor-TGA und einer technischen TGA ermittelt. Dabei zeigte
sich, dass sich die aus den experimentellen Untersuchungen gewonnenen kinetischen Daten
aus der Labor- und der technischen TGA für den hier eingesetzten BRAM in Form von
Pellets nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Die mit diesen Daten jeweils
berechneten Temperaturverläufe im Drehrohr weichen dementsprechend nur geringfügig
voneinander ab. Die technische TGA eignet sich daher nicht nur zur Ermittlung kinetischer
Daten für homogene Abfallstoffe, sondern insbesondere auch zur Ermittlung entsprechender
Parameter für heterogene Abfälle.
Seite 133
Mit diesem Modellansatz besteht nun die Möglichkeit, mit wenigen Untersuchungen an einer
TGA und Stoffdaten vom Einsatzstoff und von einer Koksprobe, eine erste Abschätzung der
axialen Temperaturprofile von Gas und Feststoff in Abhängigkeit der Haupteinflussgrößen in
einem indirekt beheizten Drehrohr zu geben. Zur Abschätzung der Gaszusammensetzung
unter Berücksichtigung der Sekundärreaktionen sind für Abfälle Voruntersuchungen an
einem (Pilot-)drehrohr notwendig, da die Sekundärreaktionen der Gaskomponenten
untereinander und/ oder mit dem gebildeten Koks i.d.R. nicht bekannt sind. Bei der Pyrolyse
von homogenen Einsatzstoffen, wie z.B. Polyethylen, können Sekundärreaktionen bis zu
einer Pyrolysetemperatur von 500 °C vernachlässigt werden. Hier reicht die Kenntnis der
Gaszusammensetzung bei 500 °C in erster Näherung aus, um den Verlauf der
Gaskonzentrationen mit Hilfe von Regressionsgleichungen mathematisch beschreiben zu
können.
Weitere Untersuchungen z.B. mit Klärschlamm oder Biomasse sollten dazu dienen, das
mathematische Modell zu validieren und eine Übertragbarkeit auf Großanlagen, wie z.B. in
Hamm (Con-Therm-Verfahren) oder in der Müllpyrolyseanlage in Burgau prüfen.
Entwicklungsbedarf besteht noch in der Erfassung von Absorptions- und
Emissionskoeffizienten der Kohlenwasserstoffkomponenten und deren Beeinflussung in
Gemischen untereinander. Darüber hinaus wäre es wünschenswert, für Mischungen
unterschiedlicher Feststoffe eine Berechnung eines mittleren Schüttwinkels in Abhängigkeit
vom Gemischlückengrad, des mittleren Partikeldurchmessers und der Einzelschüttwinkel zu
entwickeln.
Weiterhin wäre die Entwicklung einer Pyrolyse- und Stoffdatenbank mit detaillierten Angaben
z.B. zur Messtechnik und den exakten Randbedingungen, Ergebnisse etc. wünschenswert,
um sich in der Fülle der Informationen besser orientieren zu können. Als Nachschlagewerk
würde sich z.B. der VDI-Wärmeatlas mit seinen bereits existierenden Stoffdatensammlungen
anbieten.
Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass sich bei der Bestimmung von kinetischen Daten von
BRAM-Pellets als Abfallgemisch keine nennenswerten Unterschiede zwischen den
Ergebnissen der Labor-TGA und der technischen TGA ergeben. Dies gilt jedoch nicht für
heterogene Abfallstoffe. Hier sollten unseres Erachtens nach weitere Untersuchungen an
einer technische TGA und zum Vergleich - soweit möglich nach entsprechender
Aufbereitung- an einer Labor-TGA durchgeführt werden. Es ist davon auszugehen, dass sich
die jeweiligen kinetischen Daten aus der technischen TGA und der Labor-TGA auf Grund der
Heterogenität der Abfallstoffe unterscheiden werden. In diesem Zusammenhang spielen
sicher auch Sekundärreaktionen (Spaltreaktionen) eine wichtige Rolle, deren Einfluss auf die
Gaszusammensetzung ebenfalls zu untersuchen wäre. Im Zusammenhang mit dem
Wärmeübergang in das Drehrohr sollten bei Einsatzstoffen mit hohem Kunststoffanteil der
Einfluss der Verkokung an der Wand, insbesondere auch unter der Berücksichtigung
möglicher katalytischer Effekte, untersucht werden.
Seite 134
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[89] Jeschar, R., Alt, R., Specht, E.: Grundlagen der Wärmeübertragung, Viola-
Jeschar-Verlag 1990, S. 235 ff..
Seite 140
9 Symbolverzeichnis
Abkürzungen in Gleichungen werden nicht aufgeführt.
9.1 Deutsch
Symbol Einheit Erläuterung
A - Absorptionskoeffizient
B - Materialfaktor
C - Konstante
c kJ/(kg K) spezifische Wärmekapazität
c kg/kg Massenkonzentration
D, d m Durchmesser
d Differential
D m2/s Diffusionskoeffizient
E - Verweilzeitverteilung
E kJ/mol scheinbare Aktivierungsenergie
f Funktion
F m2 Fläche
Fr - Froude-Zahl
g m/s2 Erdbeschleunigung (9,81)
h m Füllhöhe
h kJ/kg Heizwert
H& kW Enthalpiestrom
k - Konstante zur Berechnung der Verweilzeit
k 1/s Häufigkeitsfaktor
2
k W/(m K) Wärmedurchgangskoeffizient
L, l m Länge
m& kg/h; kg/s Massenstrom
m kg Masse
~
M, M kg/kmol Molmasse
n 1/min Drehzahl
n - Exponent der Reaktionsordnung
Seite 142
9.2 Griechisch
Symbol Einheit Erläuterung
α °rad Füllwinkel
α W/(m2 K) Wärmeübergangskoeffizient
α - Umsatzgrad
β °rad Drehrohrneigung
β m/s Stoffübergangskoeffizient
β 1/K Temperaturkoeffizient
δ ° Reibungswinkel zwischen Material und der
Drehrohrwand
δ m Oberflächenrauhigkeit Partikel
Δ Differenz
ε °rad Füllwinkel
ε - Emissionsgrad
ε - Lückengrad, Porosität
φ - (mittlerer) Füllgrad
γ - Akkomodations-Koeffizient
η ° Winkel
η kg(m s) dynamische Viskosität
ϕ - Flächenbedeckungsgrad, relative Feuchte
ϑ °C Temperatur
κ °rad Wandreibungswinkel
λ - Luftzahl
λ W/(mK) Wärmeleitfähigkeit
ν m2/s kinematische Viskosität
π - Kreiszahl
ρ kg/m3 (Schütt-)dichte
ξ - Parameter der Fehlerfunktion
ξ - Massenanteil
τ s, min, h (mittlere) Verweilzeit
Θ - dimensionslose Zeit
ψ °rad Bettneigungswinkel
Seite 144
9.3 Indizierung
9.3.1 Tiefgestellt
aus, A Austritt, außen
α Konvektionsanteil
α+ε Strahlungs- und Konvektionsanteil
Ausfall. Ausfallgehäuse
äq äquivalent
axial axiale Richtung
B Betrieb
bed Bett, Schüttung
C Kohlenstoff
crack bei Crackung
D Dampf
dh hydraulischer Durchmesser
diff Differenz
Dr Drehrohr
dry trocken
ε Strahlungsanteil
ein, E Eintritt
eff effektiv
elektr. elektrisch
ES Einsatzstoff
F, FS Flugstaub
G Gas
fix fest
Flüchtige flüchtige Bestandteile
ges gesamt
H Wasserstoff
h hydraulischer (Durchmesser)
Seite 145
hilf Hilfsgröße
i innen, Zählvariable
K Kolonne
Koks Koks
Kondensat, Kond Kondensat
konv konvertiert
L Luft, Länge
lam laminar
lat latent
Lücke Lückengrad
m mittel
max maximal
molar molarer Bezug
N, N2 Stickstoff
N Norm
N2-frei stickstofffrei
O Oberfläche
O Sauerstoff
Öl Öl
OS, OG von der Oberfläche des Solids/ des Gases
Öl+Wa Öl und Wasser
p bei konstantem Druck, Partikel
Perm, PG Permanentgas
Probe Probenahme
Prozess Prozesswasser
Pyr Pyrolysegas
quer Querschnitt
R Reaktion
rad Strahlungsanteil
radial radiale Richtung
roh roher Bezugszustand
S Solid
sens sensible
Sauter Sauter –(durchmesser)
Sch, Schütt Schüttung
Seite 146
Stoff Einsatzstoff
T Temperatur, Teer
Teer Teer
tr trocken
tur turbulent
u unten, unterer, Umgebung
Üb. Überstreichen
v Verlust, Verdampfungs-
Verkok Verkokungs-
W, Wa (Wasch-) Wasser
W Wand
w Wasseranteil
wet feucht
wf wasserfrei
WP Wand-Partikel
x axiale Richtung
zu zugeführt
zw zwischen
0 Start, Beginn, Bezugstemperatur 0°C
∞ unendlich
9.3.2 Hochgestellt
‚ bezogen auf feuchtes Gut
2 Fläche
3 Volumen
Seite 147
10 Anhang
Es werden die Berechnungsgleichungen für die Stoffwerte vom Solid und Gas aufgezeigt
sowie eine Versuchsauswertung am Drehrohr vorgestellt.
10.1 Stoffwerte
Für einige Stoffwerte sind die jeweiligen Massen- oder Volumenanteile von Einsatzstoff und
bereits gebildetem Koks notwendig. Diese Anteile werden im folgenden Abschnitt berechnet.
m& S , wet = m& Stoff , wet + m& Koks , wet [kg/h] (10-1)
m& Flüchtige,max
ψ Flüchtige,max = [-] (10-3)
m& S ,dry ,0
Mit Hilfe dieses Anteiles kann der jeweils aktuelle Koksmassenstrom ermittelt werden zu
m& Flüchtige (t )
m& Koks ,wet = − m& Flüchtige (t ) [kg/h] (10-4)
ψ Flüchtige,max
Der aktuelle Flüchtigenmassenstrom wird aus der Kinetik oder nach Gauß ermittelt. Die
jeweiligen Schüttvolumina werden berechnet zu
m& Stoff , wet
V&Stoff , Schütt , wet = [m3/h] bzw. für die trockene Schüttung (10-5)
ρ Stoff , Schütt , wet
Seite 148
m&
V&Koks , Schütt , wet = Koks , wet = V&Koks , Schütt , dry [m3/h] (10-7)
ρ Koks , Schütt
Für die Berechnung der Rohvolumina werden die entsprechenden Lückengrade der
monodispersen Schüttungen benötigt. Diese werden bei PE und Sand z.B. zu 0,4
angenommen.
Damit lassen sich die Rohvolumina berechnen zu
V&Stoff , roh, wet / dry = V&Stoff , Schütt , wet / dry ⋅ (1 − ε Stoff ) [m3/h] (10-8)
V&Koks,roh, wet / dry = V&Koks, Schütt , wet / dry ⋅ (1 − ε Koks ) [m3/h] (10-9)
Für polydisperse Schüttungen lässt sich dann nach VDI [103] ein Gemischlückengrad
berechnen über
⎛ QStoff QKoks ⎞
⎜ 2
+ 2
⎟
⎜ d d ⎟
ξ = ⎜ p , Stoff p , Koks
− 1⎟ [-] und (10-11)
Q
⎜ ( Stoff + QKoks ) 2 ⎟
⎜ d p , Stoff d p , Koks ⎟
⎝ ⎠
V&ges, roh, wet / dry = V&Stoff , roh, wet / dry + V&Koks, roh, wet / dry [m3/h] (10-13)
10.1.2 Partikeldurchmesser
Das Partikelmodell geht von zwei konstanten Partikeldurchmessern gemäß Abbildung 10-1
aus: Ein mittlerer Partikeldurchmesser des Einsatzstoffes dp,ES und ein mittlerer
Partikeldurchmesser des Kokses dp,Koks.
Seite 149
Flüchtige
Flüchtige
Einsatzstoff dP,ES; ρS,ES; α0,ES dP,ES; ρS,ES; α0,ES
Einsatzstoff
Koks
Koks dP,Koks; ρS,Koks; α0,Koks dP,Koks; ρS,Koks; α0,Koks
Mischung dP,m; ρS,m; α0,m Mischung dP,m; ρS,m; α0,m Mischung dP,m; ρS,m; α0,m
Diese Durchmesser sind konstant. Durch das Freiwerden von Flüchtigen bilden sich zwei
Stoffgruppen: der Einsatzstoff als Rest und der Koks. Die Zahl der Partikel darf sich dabei
ändern; sie spielt aber im Hinblick auf die Berechnung des mittleren Durchmessers der
Mischung keine Rolle. Als mittlerer Mischungsdurchmesser wird der Sauterdurchmesser
dp,m,Sauer mit den aktuellen Rohvolumenanteilen von Einsatzstoff V&Stoff,roh und Koks V&Koks,roh
nach folgender Beziehung berechnet:
V&ges , roh
d p , m , Sauter = &
VStoff , roh V&Koks , roh [mm] (10-14)
+
d p , Stoff d p , Koks
Der Partikeldurchmesser hat einen Einfluss auf den Wärmeübergang (Gl. 5-57) und auf den
Verschmutzungsfaktor (Gl. 5-60, siehe auch Abbildung 5-26).
eine Verkokungsenthalpie von 205 kJ/kg. Weitere Verkokungsenthalpien z.B. für Braun- und
Steinkohlen sind im Schrifttum unter [107] zu finden.
Diese Enthalpie entspricht jedoch nicht der in der Energiebilanz (Gl. 5-65) benötigten
Reaktionsenthalpie ΔRh, die die spezifische Energie zur Freisetzung speziell der flüchtigen
Komponenten beschreibt. Diese kann aus folgender Gleichung ermittelt werden:
10.1.7 Gaszusammensetzung
Ansätze zur Berechnung der Konzentrationsverläufe für die Gaskomponenten, wie z.B. ξCO2
müssen durch entsprechende Regressionsansätze aus den Ergebnissen von TGA-
Untersuchungen oder direkt aus dem Drehrohr ermittelt werden. Nachfolgend sind die
Regressionsgleichungen aus der BRAM-Pyrolyse für einen Temperaturbereich von 20 °C bis
600 °C Wandtemperatur angegeben. Gesicherte Versuchsdaten liegen für 400 °C, 500 °C
und 600 °C vor.
(10-24)
ζ CO = (0,000000000132 ⋅ TS4 - 0,000000193 ⋅ TS3 + 0,000083 ⋅ TS2
2
(10-25)
- 0,008 ⋅ TS - 0,3)) ⋅ (1 - ζ H 2 O , Pr ozess - ζ Teer )
ζ CO = (0,041 ⋅ ln (TS ) - 0,1227) ⋅ (1 - ζ H O ,Pr ozess - ζ Teer )
2
(10-26)
ζ CH = (0,0008 ⋅ EXP(0, 0088 ⋅ TS )) ⋅ (1 - ζ H O,Pr ozess - ζ Teer )
4 2
(10-27)
ζC 2H6
= (0,0006 ⋅ EXP(0, 0087 ⋅ (TS ))) ⋅ (1 - ζ H 2O,Pr ozess - ζ Teer ) (10-28)
ζC 3 H8
= (0,0007 ⋅ EXP(0, 006 ⋅ TS )) ⋅ (1 - ζ H 2O,Pr ozess - ζ Teer ) (10-29)
ζC 2 H4
= (0,0009 ⋅ EXP(0, 0081 ⋅ TS )) ⋅ (1 - ζ H 2O,Pr ozess - ζ Teer ) (10-30)
ζC 3H6
= (0,0005 ⋅ EXP(0, 0101 ⋅ TS )) ⋅ (1 - ζ H 2O,Pr ozess - ζ Teer ) (10-31)
Für die Freisetzung bei der PE-Pyrolyse ergeben sich aus einem Versuch bei 500 °C durch
eine Regression für einen Temperaturbereich von 20 °C bis 500 °C Wandtemperatur
ähnliche Ansätze:
ξ N = 1- ∑ξ i
2
(10-47)
i
1
T
⎡ kJ ⎤
⋅ c p (T [K ])
T − T0 T∫0
c p ,molar = ⎢ kmol K ⎥ (10-48),
⎣ ⎦
massebezogen:
c p , molar ⎡ kJ ⎤
c p ,i , m = ~ ⎢ ⎥ (10-49).
Mi ⎣ kgK ⎦
Seite 153
Wasserstoff
(von 200 K bis einschl. 1000 K)
cp(T[K]) = R* (2,34430290E+00 + T*(7,98042480E-03 + T*(-1,94779170E-05 +
T*(2,01569670E-08 + T* -7,37602890E-12)))) [J/molK]
(von >1000 K bis 6000 K)
cp(T[K]) = R* (2,93283050E+00 + T*(8,26598020E-04 + T*(-1,46400570E-07 +
T*(1,54098510E-11 + T* -6,88796150E-16)))) [J/molK]
Sauerstoff
(von 200 K bis einschl. 1000 K)
cp(T[K]) = R* (3,78245636E+00 + T*(-2,99673415E-03 + T*(9,84730200E-06 +
T*(-9,68129508E-09 + T* 3,24372836E-12)))) [J/molK]
(von >1000 K bis 6000 K)
cp(T[K]) = R* (3,66096083E+00 + T*(6,56365523E-04 + T*(-1,41149485E-07 +
T*(2,05797658E-11 + T* -1,29913248E-15)))) [J/molK]
Wasserdampf
(von 200 K bis einschl. 1000 K)
cp(T[K]) = R* (4,19863520E+00 + T*(-2,03640170E-03 + T*(6,52034160E-06 +
T*(-5,48792690E-09 + T* 1,77196800E-12)))) [J/molK]
(von >1000 K bis 6000 K)
cp(T[K]) = R* (2,67703890E+00 + T*(2,97318160E-03 + T* -7,73768890E-07 +
T*(9,44335140E-11 + T* -4,26899910E-15)))) [J/molK]
Kohlenmonoxid
(von 200 K bis einschl. 1000 K)
cp(T[K]) = R* (3,57953350E+00 + T*(-6,10353690E-04 + T*(1,01681430E-06 +
T*(9,07005860E-10 + T*-9,04424490E-13)))) [J/molK]
(von >1000 K bis 6000 K)
cp(T[K]) = R* (3,04848590E+00 + T*(1,35172810E-03 + T*(-4,85794050E-07 +
T*(7,88536440E-11 + T* -4,69807460E-15)))) [J/molK]
Kohlendioxid
(von 200 K bis einschl. 1000 K)
cp(T[K]) = R* (2,35681300E+00 + T*(8,98412990E-03 + T*(-7,12206320E-06 +
T*(2,45730080E-09 + T* -1,42885480E-13)))) [J/molK]
(von >1000 K bis 6000 K)
cp(T[K]) = R* (4,63651110E+00 + T*(2,74145690E-03 + T*(-9,95897590E-07 +
T*(1,60386660E-10 + T*-9,16198570E-15)))) [J/molK]
Seite 154
Methan
(von 300 K bis einschl. 1000 K)
cp(T[K]) = R* (2,92839620E+00 + T*(2,56910920E-03 + T*(7,84370600E-06 +
T*(-4,91029790E-09 + T*2,03800300E-13)))) [J/molK]
(von >1000 K bis 5000 K)
cp(T[K]) = R* (2,35940460E+00 + T*(8,73094050E-03 + T*(-2,83970530E-06 +
T*(4,04598350E-10 + T*-2,05270950E-14)))) [J/molK]
Ethan
(von 300 K bis einschl. 1000 K)
cp(T[K]) = R* (1,21766000E+00 + T*(1,30026750E-02 + T*(3,50374470E-06 +
T*(-1,11555140E-08 + T* 4,72032220E-12)))) [J/molK]
(von >1000 K bis 5000 K)
cp(T[K]) = R* (4,39854530E+00 + T*(9,62286070E-03 + T*(-3,16637760E-06 +
T*(4,57476280E-10 + T*-2,36594060E-14)))) [J/molK]
Propan
(von 300 K bis einschl. 1000 K)
cp(T[K]) = R* (9,33553810E-01 + T*(2,64245790E-02 + T*(6,10597270E-06 +
T*(-2,19774990E-08 + T*9,51492530E-12)))) [J/molK]
(von >1000 K bis 5000 K)
cp(T[K]) = R* (7,53413680E+00 + T*(1,88722390E-02 + T*(-6,27184910E-06 +
T*(9,14756490E-10 + T*-4,78380690E-14)))) [J/molK]
Propen
(von 300 K bis einschl. 1000 K)
cp(T[K]) = R* (1,53952600E+00 + T*(1,50408410E-02 + T*(6,68471150E-06 +
T*(-1,33829480E-08 + T*4,85613980E-12)))) [J/molK]
(von >1000 K bis 5000 K)
cp(T[K]) = R* (4,70288470E+00 + T*(1,40426350E-02 + T*(-4,64693770E-06 +
T*(6,74737380E-10 + T*-3,50893120E-14)))) [J/molK]
Schwefeldioxid
(von 300 K bis einschl. 1000 K)
cp(T[K]) = R* (3,26653380E+00 + T*(5,32379020E-03 + T*(6,84375520E-07 +
T*(-5,28100470E-09 + T*2,55904540E-12)))) [J/molK]
(von >1000 K bis 5000 K)
cp(T[K]) = R* (5,24513640E+00 + T*(1,97042040E-03 + T*(-8,03757690E-07 +
T*(1,51499690E-10 + T*-1,05580040E-14)))) [J/molK]
Seite 155
Hilfsgrößen für die Viskosität nach VDI-Da6 N2 H2 O2 H2OD CO CO2 SO2 CH4 C2H4
5
kritischer Druck p krit [Pa*10 ] 33,90 13,00 50,50 220,90 35,00 73,80 78,80 46,00 50,4
kritische Temperatur T krit [K] 126,20 33,20 154,60 647,30 132,90 304,20 430,80 190,60 282,4
3
kritisches Volumen v krit [m /kmol] 0,09 0,07 0,07 0,06 0,09 0,09 0,12 0,10 0,129
krit. Realgasfaktor Z krit [-] 0,29 0,31 0,29 0,23 0,30 0,27 0,27 0,29 0,276
Dipolmoment μ [Debye] 0,00 0,00 0,00 1,80 0,10 0,00 1,60 0,00 0
red. Dipolmoment μred 0,00 0,00 0,00 0,09 0,00 0,00 0,06 0,00 0,00
bei TN 273 [-] 2,16 8,22 1,77 0,42 2,05 0,90 0,63 1,43 0,97
reduzierte Temperaturen
bei TGas 872,95 [-] 6,92 26,29 5,65 1,35 6,57 2,87 2,03 4,58 3,09
bei TN 273 1,18 2,98 1,00 0,26 1,14 0,54 0,38 0,84 0,58
Hilfsfaktor f (Tred)
bei TGas 872,95 2,67 6,10 2,34 0,80 2,58 1,47 1,12 2,04 1,55
Hilfsfaktor f (pkrit, Tkrit) ξ 71279,54 404463,76 52876,92 33464,53 70382,33 39197,93 32968,99 82405,42 62516,68
o bei TN 273 1,00 1,00 1,00 1,25 1,00 1,00 1,05 1,00 1,00
Polaritätsfaktor f P
bei TGas 872,95 1,00 1,00 1,00 1,27 1,00 1,00 1,05 1,00 1,00
o bei TN 273 1,00 1,15 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00
Hilfsfaktor Quantennatur f Q
bei TGas 872,95 1,00 1,24 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00
Abbildung 10-2: Konstanten und Hilfsgrößen zur Berechnung der Viskosität des Gases
nλ ,i
⎛T ⎞ ⎡W ⎤
λG , B ,i = λG , N ,i ⋅ ⎜ G ⎟ ⎢m K ⎥ (10-50)
⎝ 273 ⎠ ⎣ ⎦
Für höhere Kohlenwasserstoffkomponenten wird der Exponent nλ,i zu 1 gesetzt.
Die gesamte Wärmeleitfähigkeit λG,ges ergibt sich dann aus
∑ λ ⋅ψ ⋅ M
0 , 33
i i i
⎡W ⎤
λG , ges = i
⎢m K ⎥ (10-51)
∑ψ ⋅ M
i
i i
0 , 33
⎣ ⎦
Seite 156
10.1.11 Gasdichte
Es werden die Gleichungen für ein ideales Gas zu Grunde gelegt.
Die Normdichten ρN,i werden aus der jeweiligen Molmasse Mi und dem Molvolumen
berechnet zu
Mi
ρ N ,i = [kg/Nm3] bzw. umgerechnet auf die aktuelle Gastemperatur (10-52)
22,4
273
ρ B ,i = ρ N ,i ⋅ [kg/Nm3] (10-53)
TG
Die Gesamtdichte ergibt sich aus der Summe der Einzeldichten ρi, gewichtet mit den
Volumenanteilen ψi.
ρG , ges = ∑ ρi ⋅ψ i [kg/Nm3] (10-54)
i
η (TG ) ⋅ c p (TG )
PrG = [-] (10-55)
λG (TG )
Abbildung 10-3: Versuchsprotokoll für die Pyrolyse von BRAM bei 600 °C im Drehrohr
Das Versuchsprotokoll gibt einen Überblick über die wesentlichen Betriebsparameter und
Messgrößen. Die Tabelle ist unterteilt in die Betriebseinheiten Drehrohr mit Ein- und
Ausgangsstoffen und Betriebsparametern sowie in die Nachbrennkammer, ebenfalls mit den
entsprechenden Betriebsgrößen. Darüber hinaus sind die Bett- und Gastemperaturen aus
der Messung mit der Lanze dargestellt und wesentliche Komponenten aus der
Permanentgasmessung zusammen mit Werten aus der diskontinuierlichen
Pyrolysegasbeprobung dargestellt.
Seite 158
Die folgende Tabelle in Abbildung 10-4 zeigt die Massen- und Energiebilanz für diesen
Versuch.
Drehrohr- Massenbilanz Drehrohr- Energiebilanz
Output QV [kW]
gemessen (nach
daraus abgeleitet für das Drehrohr
Kolonne):
Flugstaub 1,68
Abbildung 10-4: Massen- und Energiebilanz für die Pyrolyse von BRAM bei 600 °C im
Drehrohr
Aus der diskontinuierlichen Beprobung können die Massenströme von Öl, Wasser, Feststoff
und Teer über eine Verhältnisbildung gemäß den Gleichungen 4-10 bis 4-15 abgeschätzt
werden.
Die Pyrolysegasmenge wird aus der Massenbilanz um das Drehrohr berechnet und mit den
entsprechenden Anteilen aus der diskontinuierlichen Beprobung können die jeweiligen
Teilmassenströme von Permanentgas, Öl und Wasser, Teer und Flugstaub berechnet
werden.
Mit unter 1 % Fehler für Massen- und Energiebilanz schneidet dieser Versuch sehr gut ab.
Seite 159
Mit Hilfe der Kondensat- und Koksanalyse kann die Stoffbilanz (Tabelle in Abbildung 10-7)
für die analysierten Elemente Kohlenstoff und Wasserstoff aufgestellt werden. Sauerstoff
wurde bei den Analysen jeweils aus der Differenz ermittelt.
H- Bilanz [kg/h] 1,42 1,38 0,14 0,14 0,81 0,38 0,372 0,08 0,084
O- Bilanz [kg/h] 4,35 4,01 0,00 0,00 1,63 1,28 1,198 0,27 0,270
Summe [kg/h] 22,50 22,12 6,69 6,69 6,57 7,53 7,44 1,68 1,68
Bilanzfehler
Summe Summe
Element (bezgl.
Input Output
Input) [%]
roh
Asche- Bilanz [kg/h] 3,97 4,34 9,4
Abbildung 10-7: Stoffbilanz bei der Pyrolyse von BRAM bei 600 °C im Drehrohr
Die Bilanzfehler bewegen sich für die Asche, C und H mit unter 10 % im Rahmen der
Messgenauigkeiten. Sauerstoff als Bilanzelement weist dabei den größten Fehler mit ca.
27 % auf.
Lebenslauf
Persönliche Daten
Name, Vorname Gehrmann, Hans-Joachim
Geburtsdatum 15.12.1968
Geburtsort Pforzheim
Familienstand verheiratet
Staatsangehörigkeit deutsch
Beruflicher Werdegang
Studium
Berufliche Tätigkeit