Verbesserung Der Numerischen Simulation Der Mischung Von Triebwerksstrahlen
Verbesserung Der Numerischen Simulation Der Mischung Von Triebwerksstrahlen
Verbesserung Der Numerischen Simulation Der Mischung Von Triebwerksstrahlen
Sebastian F. Saegeler
Vollständiger Abdruck der von der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik der Universität
der Bundeswehr München zur Erlangung des akademischen Grades eines
Doktor-Ingenieures (Dr.-Ing.)
genehmigten Dissertation
Diese Dissertation wurde am 8.10.2013 bei der Universität der Bundeswehr München eingereicht und
durch die Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik am 16.10.2013 angenommen.
Tag der mündlichen Prüfung war der 28.03.2014.
Danksagung
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitar-
beiter am Institut für Thermodynamik der Universität der Bundeswehr München.
Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn Professor Dr.-Ing. Christian Mundt für die
persönliche Betreuung während dieser Zeit bedanken. Die intensive fachliche und per-
sönliche Unterstützung sowie die zahlreichen anregenden Diskussionen während dieser
Zeit waren sehr hilf- und lehrreich. Dadurch hatte ich stets die dafür nötige Motivation
um an der Fertigstellung dieser Dissertation festzuhalten.
Ebenso möchte ich mich bei Herrn Professor Dr.-Ing. Stephan Staudacher für die Über-
nahme der Zweitprüferschaft aufs herzlichste bedanken.
Herrn Professor Dr.-Ing. Roger Förstner danke ich ganz herzlich für die Übernahme des
Prüfungsvorsitzes.
Gefördert wurde die Arbeit durch das Luftfahrtforschungsprogramm der Bundesrepu-
blik Deutschland sowie durch Rolls-Royce Deutschland Ltd. & Co. KG im Rahmen des
gemeinsamen Projekts OPTITHECK. Vor allem die Zusammenarbeit und der wissen-
schaftliche Austausch mit Rolls-Royce hat im wesentlichen Maße zur Verwirklichung
dieser Arbeit beigetragen. Besonderer Dank gilt Dr.-Ing. Jan Lieser von Rolls-Royce für
dessen Unterstützung.
Ferner bedanke ich mich noch bei meinen Kolleginen und Kollegen für zahlreiche inspi-
rierende und anregende Diskussionen sowie dem involvierten technischen Personal, vor
allem des Rechenzentrums der UniBW.
Eine solche Arbeit wäre ohne den Rückhalt und Antrieb von Familie und Freunden
kaum erfolgreich gewesen. Deshalb Danke ich den Personen, die mir während der Arbeit
an meiner Dissertation nahe standen und mich unterstützt haben. Eine ganz besonders
herzliche Danksagung gilt meiner Freundin Anne. Ihr uneingeschränkter Beistand und
Rückhalt diente mir als größtmögliche Motivation und Antrieb.
ii
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 1
1.1. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2. Stand der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.3. Zielsetzung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
3. Numerische Verfahren 15
3.1. Navier-Stokes Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
3.2. Gemittelte Navier-Stokes Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
3.3. Turbulenzmodellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.3.1. Allgemeine Schließungsansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.3.2. Turbulenzmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.4. Strömungsberechnung und Lösungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . 27
3.4.1. Numerische Flussberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3.4.2. Preconditioning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3.5. Randbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
3.5.1. Einlass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
3.5.2. Auslass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3.5.3. Fernfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3.5.4. Wände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3.5.5. Seitenränder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
3.6. Zeitschrittverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
3.6.1. Lokales Zeitschrittverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
3.6.2. Runge-Kutta Zeitschrittverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
3.7. Gittergenerierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
3.7.1. Geometrieerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
3.7.2. Vernetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
iv
3.7.3. Fertigstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
6. Zusammenfassung 112
Literaturverzeichnis 116
v
Nomenklatur
Lateinische Buchstaben
A Fläche
AF an Querschnittfläche am Eintritt des Fanstroms
ACore Querschnittfläche am Eintritt des Kernstroms
AW and Wandoberfläche
Aexit Düsenquerschnittsfläche am Auslass
Athroat Düsenhalsfläche
a Schallgeschwinigkeit
Cjθ konvektiver Transport von u′′j θ
CD Durchflusskoeffizient
CN Konditionszahl
CT Temperaturkorrekturfaktor
CT g Modellkonstante für Temperaturkorrekturfaktor
CV Geschwindigkeitskoeffizient
Csθ Modellkonstante für differentielles Wärmetransportmodell
Cµ Modellkonstante für Turbulenzmodelle
CF L Courant-Friedrichs-Lewy Zahl
cp spezifische Wärmekapazität bei konsantem Druck
cv spezifische Wärmekapazität bei konstantem Volumen
c1θ Modellkonstante für differentielles Wärmetransportmodell
c2θ Modellkonstante für differentielles Wärmetransportmodell
t
Djθ turbulent diffusiver Transport von u′′j θ
v
Djθ viskos diffusiver Transport von u′′j θ
E Totalenergie
vi
e innere Energie
F~ Vektor konvektiver Flüsse
FB,x Bruttoschub in x-Richtung
f~ext Vektor externer Körperkräfte
f~n Ortsvektor zum Mittelpunkt einer Zellfläche
G~ Vektor diffusiver Flüsse
H Totalenthalpie
H(x) Heaviside Sprungfunktion
h Enthalpie
I turbulente Intensität
k turbulente kinetische Energie
l turbulentes Längenmaß
Ma Machzahl
M aT turbulente Machzahl
ṁ Massenstrom
ṁid idealer Massenstrom
~n Auswärts gerichteter normierter Oberflächennormalenvektor
N Anzahl an Zellen im Rechengebiet
P gemittelter statischer Druck
Pr laminare Prandtlzahl
P rT turbulente Prandtlzahl
P~ Ortsvektor zum Mittelpunkt einer Zelle
Pjθ,1 Produktion von u′′j θ infolge von Temperaturgradienten
Pjθ,2 Produktion von u′′j θ infolge von Scherung
p statischer Druck
pt Totaldruck
p∗ kritischer Druck
p∞ Umgebungsdruck
Q reduzierter Massenstrom/Q-Funktion
Qideal idealer reduzierter Massenstrom/Q-Funktion
Q̇ Wärmestrom
~
Q Vektor primitiver Variablen
qj Wärmestromvektor in Indexnotation
vii
qLj laminarer Wärmestromvektor in Indexnotation
qT j turbulenter Wärmestromvektor in Indexnotation
~q Wärmestromvektorvektor
R spezifische Gaskonstante
Re Reynoldszahl
~
R Residuenvektor
S Sutherlandkonstante
Sij Deformationsgeschwindigkeit
T statische Temperatur
Tg normierter Totaltemperaturgradient
T gExp Modellkonstante für normierten Totaltemperaturgradient
Tt Totaltemperatur
t Zeit
tij gemittelter viskoser Stresstensor
∆t Zeitschrittweite
∆tinv reibungsfreie Zeitschrittweite
∆tvis viskose Zeitschrittweite
Ur Referenzgeschwindigkeit
ei
U gemittelten Geschwindigkeit in Indexnotation
~
U Geschwindigkeitsvektor
u, v, w x-, y- und z-Komponente des Geschwindigkeitsvektors
uexit Geschw. der Strömung am Düsenauslass in x-Richtung
uexit,id ideale Geschw. der Strömung am Düsenauslass in x-Richtung
ui Momentangeschwindigkeit in Indexnotation
u′ i flukt. Anteil (Reynolds) der Momentangeschwindigkeit in Indexnota-
tion
u′′ i flukt. Anteil (Favre) der Momentangeschwindigkeit in Indexnotation
V Volumen
Ẇ Arbeit des Fluids im Kontrollvolumen
~
W Vektor konservativer Variablen
x, y, z kartesische Raumkoordinaten
xi Positionsvektor in Tensornotation
∆x charakteristische Zellänge
y+ dimensionsloser Wandabstand
viii
Griechische Buchstaben
ix
Abkürzungen
x
Kurzfassung
In der vorliegenden Arbeit wird das Mischungsverhalten von Abgassystemen mit inte-
griertem Blütenmischer numerisch untersucht. Zum Einsatz kommen dabei Verfahren
und Ansätze, die eine Verbesserung der Beschreibung anisothermer Phänomene berück-
sichtigen. Die Implementierung der Modelle erfolgte in den Open Source Strömungslöser
OpenFOAM, mit welchem auch die Großzahl der Berechnungen durchgeführt wurden.
Bei den bisher gängigen Reynolds bzw. Farve gemittelten Berechnungsverfahren spielt
die Fluktuation von Dichte und Temperatur praktisch keine Rolle. Diese Schwankungs-
größen können aber vor allem bei stark anisothermen Strömungen einen entscheidenden
Einfluss haben und auf die Entstehung und Evolution von Turbulenz und somit auch
auf das Strömungsbild einwirken. Durch ein Temperaturkorrekturverfahren wird die-
ser Einfluss nachmodelliert indem in Bereichen großer Totaltemperaturgradienten die
turbulente Viskosität und somit die Ausmischung in der anisothermen Scherschicht er-
höht wird. Die höhere Mischungsrate zwischen Bypass- und Kernstrom wirkt sich aber
auch auf das Leistungsverhalten der Düse aus. So wurde dargestellt, dass die größere
Ausmischung der beiden Ströme und somit eine homogenere Temperaturverteilung am
Düsenausgang, zu einem Anstieg des Geschwindigkeitskoeffizienten führt. Gleichzeitig
nimmt der Wert des Durchflusskoeffizienten aufgrund von auftretenden Verlusten ab.
Vergleicht man die Leistungsdaten mit experimentell ermittelten Absolutwerten liegen
die Koeffizienten tendenziell etwas unterhalb der Messungen. Allerdings wird durch das
Temperaturkorrekturverfahren der qualitative Verlauf der Kurven besser wiedergegeben.
Des Weiteren wurde der bisher gängige turbulente Prandtlzahlansatz durch ein differen-
tielles Modell zur Berechnung des turbulenten Wärmestroms ersetzt. Mit diesem Ver-
fahren ist eine Bestimmung und Festlegung einer turbulenten Prandtlzahl nicht mehr
nötig. Außerdem können dadurch auftretende physikalische Phänomene besser beschrie-
ben werden. Die Simulationsergebnisse zeigen, dass das differentielle Verfahren lokal
differenzierter mischt als das turbulente Prandtlzahlmodell. So erhöht sich bei diesem
Ansatz folgerichtig die thermische Mischung in stark turbulenten dreidimensionalen Ge-
bieten gegenüber Bereichen im Strömungsfeld, wo eine eher zweidimensionale und ge-
schichtet verlaufende Düsenströmung vorherrscht. Allerdings wurde beobachtet, dass die
Konvergenz dieses Ansatzes ist im Vergleich zum algebraischen Prandtlzahlansatz leicht
schlechter ist und es wurde eine erhöhte Totalenthalpieflussdifferenz zwischen den Ein-
und Auslassflächen festgestellt. Ursache könnte die geringfügig stärkere Aufheizung der
xii
Kurzfassung
Wandgrenzschicht beim differentiellen Modell sein. Der festgestellte leichte Versatz der
Leistungskurven von Geschwindigkeits- und Durchflusskoeffizient gegenüber dem turbu-
lenten Prandtlzahlansatz könnte damit möglicherweise erklärt werden.
In einem nächsten Schritt wurde eine Kombination des Temperaturkorrekturverfahrens
mit der differenziellen Wärmestromberechnung ausgearbeitet. Zur Kalibrierung des Mo-
dells wurde auf gegebene Totaltemperaturmessungen zurückgegriffen. Obwohl mit dem
neuen Modell die thermische Ausmischung deutlich gesteigert wurde, konnte die stark
diffusive Totaltemperaturverteilung der Düsenströmung aus den Messungen nicht repro-
duziert werden. Allerdings zeigt ein Vergleich mit experimentellen Totaldruckmessungen,
dass bereits bei den gängigen Standardmodellen diese Werte deutlich besser mit den Si-
mulationsergebnissen korrelieren. Es muss deshalb gefolgert werden, dass eventuell auch
die Totaltemperaturmessungen in Frage gestellt werden sollten.
Abschließend wurde noch mit dem kommerziellen Strömungslöser FLUENT eine Para-
meteruntersuchung durchgeführt. In dieser wurde zum einen der Einfluss des Rechengit-
ters auf die Ergebnisse untersucht. Während die qualitativen Unterschiede überschaubar
gering sind, lassen sich für feinere Gitter sowohl größere Durchfluss- als auch Geschwin-
digkeitskoeffizienten erzielen. Ferner wurde noch der geometrische Einfluss der Mischer-
taktung untersucht. Mit einer periodischen statt einer symmetrischen Randbedingung
an den Seitenränder des Rechengebiets konnte bei ansonsten identischem Netz eine ge-
änderte Mischergeometrie simuliert werden. Während sich qualitativ dadurch das Strö-
mungsbild deutlich ändert, bleiben die Leistungsbeiwerte der Düse aber unverändert. Da
der verwendete Löser in OpenFOAM nur mit einer konstanten spezifischen Wärmeka-
pazität kompatibel ist, wurde auch dieser Einfluss noch untersucht. Im Ergebnis zeigte
sich, dass für eine von der Temperatur abhängige Wärmekapazität bei einem Totaltem-
peraturverhältnis zwischen Kern- und Nebenstrom größer eins der Durchflusskoeffizient
gegenüber einem konstanten Wert sinkt und der Geschwindigkeitskoeffizient steigt. Ein
nennenswerter qualitativer Unterschied in der Lösung ist jedoch nicht erkennbar. Letzt-
lich wurde noch der Einfluss des Turbulenzmodells und dessen räumliche Diskretisierung
untersucht. Für den Vergleich wurde das k-ǫ und k-ω-SST Modell verwendet. Bei einer
Diskretisierung des Turbulenzmodells erster Ordnung zeigte sich, dass die Ausmischung
des Kern- und Nebenstroms für das k-ǫ Modell am schwächsten ausfällt, wohingegen sie
für das k-ω-SST am stärksten ist. Bei zweiter Ordnung nähern sich beide Turbulenz-
modelle an und das Ergebnis ist fast identisch. Die qualitative Beobachtung bezüglich
der Ausmischung spiegelt sich auch quantitativ in den berechneten Leistungsbeiwerten
wider.
xiii
Abstract
In this thesis, the numerical investigation of mixing hot and cold streams in an exhaust
nozzle system with installed lobed forced mixer is presented. For an improved simulati-
on of such flows, advanced models are used which better incorporate high anisothermal
phenomena. The implementation of the new models was conducted in the open source
flow solver OpenFOAM, which was also used to perform the most of the simulations.
In the commonly used Reynolds or Favre averaged equations, the fluctuation of density
or temperature is not considered. However these fluctuating quantities can play an role
important in high anisothermal flows and may effect the production and evolution of
turbulence and finally impact the flow. Therefore, a temperature correction method was
implemented to take into account such effects. The model increases the turbulent visco-
sity in regions, where high total temperature gradients occur and thus enhance mixing
in anisothermal shear layers. The higher mixing rate between bypass and core flow also
influences the performance of the nozzle. It was shown, that the increased mixing and
the therefore more homogenous temperature distribution at the nozzle exit, leads to
increased velocity coefficients. Simultaneously the discharge coefficient decreases due to
increasing losses. If the numerical results are compared to experimental measurements
it can be noticed, that the coefficients from CFD are slightly below the measured values.
However with the temperature correction method, the qualitative distribution of the
curves is better.
Furthermore, the commonly used turbulent Prandtl number approach hast been sub-
stituted by a differential model to calculate the turbulent heat-flux. With this method,
it is not necessary to define or calculate a turbulent Prandtl number. Moreover, this
approach has potential to better describe the physics than the turbulent Prandtl num-
ber approach does. The simulation results show that the differential model mixes locally
more differentiate than the Prandtl number model. In regions where the flow is turbulent
and three dimensional, the thermal mixing of the differential model is higher compared
to zones where the character of the flow is more layered and two dimensional. However it
was noticed that convergence of the differential approach seems to be slightly worse than
for the algebraic Prandtl number method. The calculated positive total enthalpy flux
difference between fan plus core inlets and nozzle exit of the advanced model is higher.
A reason for this extra amount of energy within the nozzle control volume might be the
slightly stronger heating of the wall shear layer for this model. This might also explain
xiv
Abstract
the little offset of the curves of the performance parameters compared to the algebraic
model.
In a next step, a combination of the temperature correction method and the differential
heat-flux model was elaborated. To calibrate the new model, total temperature measure-
ments were given. Although for the new model the thermal mixing of the streams could
be highly increased, it was not possible do reproduce the strongly diffusive profile of the
total temperature distribution from the measurements. However the comparison of CFD
data to experimental total pressure plots shows clearly better agreement, even for the
commonly used standard models. This leads to the conclusion, that the performed total
temperature measurements might be questioned as well.
Finally, a parametric study has been conducted with the commercial solver FLUENT.
Here the influence of the mesh was studied. While the qualitative influence of the num-
ber of cells within the domain was little, there was more impact on the performance
parameters. For a finer mesh, higher velocity and discharge coefficients can be achieved.
Furthermore the influence of the mixer geometry has been studied. Using a periodic
instead of a symmetric boundary condition at the domain bounds, for the existing mesh
an alternative clocking of the mixer lobes can be simulated without changing the mesh.
It was demonstrated how the change of mixer geometry effects the evolution of the flow.
However there was no essential influence on performance parameters. As the used flow
solver in OpenFOAM is only compatible with a constant specific heat capacity, the effect
of a temperature depending value was tested. Wile the qualitative differences between
both cases is negligible, the performance parameters behave different. For increasing
total temperature ratios between core and fan stream, the velocity coefficient is higher,
but lower for the discharge coefficient if using variable heat capacity. In the end the
influence of the turbulence model and its spatial discretization scheme was studied. For
this comparison, the k-ǫ and k-ω-SST model was used. If discretising both models first
order accurate, the mixing of hot core and cold bypass streams is weakest for the k-ǫ
model, however strongest for the k-ω-SST. If switching to second order accuracy, k-ǫ and
k-ω-SST deliver almost identical results. This behavior is also mirrored in the computed
performance parameters.
xv
1. Einleitung
1.1. Einführung
Im Zuge abnehmender fossiler Ressourcen und der zunehmenden Umweltbelastung durch
konventionelle Verbrennungsmotoren wird die Forderung nach innovativen Antriebskon-
zepten immer größer. Steigende Benzin- oder Kerosinpreise stehen einem stetig wach-
senden Personen- und Warenbeförderungsaufkommen gegenüber. Ebenso fand vor allem
in den großen Industrieländern ein verstärktes ökologisches Bewusstsein Einzug. Beides
lässt den Ruf nach effizienten, emmisionsarmen und nachhaltig betriebenen Antriebsfor-
men lauter werden.
Stark gefordert mit zusätzlichen Entwicklungszielen ist vor allem auch die Luftfahrt-
branche. Während die ersten Turbojettriebwerke hauptsächlich den thermodynamischen
Vorteil des Gasturbinenprozesses gegenüber den Kolbenmotoren demonstrierten, wiesen
diese im Vergleich zu modernen Strahltriebwerken noch eine verhältnismäßig bescheide-
ne Effizienz auf. Durch den Gang der letzten Jahrzehnte hin zu immer größer werdenden
Bypassverhältnissen wurde eine starke Reduzierung des spezifischen Treibstoffverbrauchs
(SFC) realisierbar. Abbildung 1.1 stellt den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen
Triebwerksgeneration und dem spezifischen Treibstoffverbrauch über die Jahre dar.
Eine immer gewichtigere Rolle bei der Entwicklung moderner Flugtriebwerke spielt ne-
ben der ökonomischen Bilanz die Lärmemission. Zwar ging die Vergrößerung des By-
passverhältnisses auch mit einer Reduzierung des Strahllärms einher, allerdings muss die
weitere Verringerung der Lärmemission noch weiter vorangetrieben werden. Der stetig
wachsende Flugverkehr, vor allem in den großen und dicht besiedelten Ballungsräumen,
führt zu einer immer größer werdenden Belastung durch den durch Flugtriebwerke verur-
sachten Lärm. So gehen manche Flughafenbetreiber dazu über, ihre Landegebühren nach
Lärmkriterien zu staffeln. Das heißt also, dass die Lärmemission der Fluggeräte direkt an
höhere Kosten für die Airlines gebunden ist. Den steigenden Kostendruck versuchen die
Fluggesellschaften wiederum zum Teil an die Flugzeug- und Triebwerkshersteller weiter-
zugeben, indem sie diese auffordern deren Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen
dahingehend zu erhöhen.
Der Forderungskatalog an die Luftfahrtbranche umfasst somit in Zukunft nicht nur eine
1
Einleitung
weitere Steigerung der Effizienz und der Reduktion des Treibstoffverbrauchs wegen rein
ökonomischen Gründen, sondern neuerdings auch ökologische Aspekte. Unter Letztere
fallen einerseits die Ziele eines geringeren Schadstoffausstoßes oder des ressourcenscho-
nenden Betriebs der Triebwerke zur Erhaltung einer gesunden Umwelt. Andererseits
gehört dazu auch die Lärmentwicklung zu reduzieren, um so die Belastung für Mensch
und Umwelt so gering wie möglich zu halten.
Ein Großteil der Lärmemission eines Flugzeugs als Gesamtsystem geht von den Triebwer-
ken aus [2]. Folglich liegt ein Groß des Optimierungspotentials in den Antriebssystemen.
Allerdings ist die Entwicklung moderner Antriebssysteme für Flugkörper heute bereits
weit voran geschritten. Möglichkeiten zur Optimierung konventioneller Luftstrahltrieb-
werke finden sich daher heute zu großen Teilen in Detaillösungen wieder.
Viele Lösungen zur Lärmminderung beeinflussen unter anderem direkt den Triebwerks-
prozess. Eine Reduzierung des Strahllärms bei gleichzeitigem gleich halten der Leistungs-
daten und ohne den Antriebszyklus zu beeinflussen, war vor allem bei Triebwerken mit
getrenntem Abgassystem jahrelang eine große Herausforderung. Ein geeignetes Konzept
hierfür scheint jedoch mit dem Einsatz von Chevrondüsen gefunden zu sein. Unter Ver-
wendung dieser gezackten Düsenhinterkanten kann der Strahllärm signifikant gesenkt
werden, während die Leistungseinbußen dadurch minimal bleiben [2]. Beim Einsatz von
2
Einleitung
Chevrons wird der Fan- und der Umgebungsstrom oder Kern- und Fanstrom deutlich
besser vermischt als bei konventionellen gerade verlaufenden Düsenhinterkanten [3, 4].
Dadurch werden die Scherschichten zwischen den Luftstrahlen früher aufgebrochen, die
Luft besser vermischt und letztlich der Strahllärm gesenkt [5]. Durch entsprechendes
Takten der Verzahnungsreihen kann der gewonnene Vorteil durch die Chevrons opti-
miert werden [6]. Abbildung 1.2 zeigt ein Triebwerk mit getrenntem Abgassystem und
Chevrondüsen.
3
Einleitung
kann aber die Mischung optimiert und resultierende Druckverluste können minimiert
werden. Ferner führt die zusätzliche Verkleidung bei zunehmender Größe des Triebwerks
zu höher werdenden Gewicht und Widerstand, so dass der Vorteil durch interne Mi-
schung ab einer bestimmten Triebwerksgröße geringer wird und man daher wieder zur
offenen Strahlmischung übergeht. Abbildung 1.3 zeigt ein Beispieltriebwerk mit internem
Mischer.
Abbildung 1.3.: Triebwerk mit internem Mischer aus der BR700-Serie von Rolls-Royce.
4
Einleitung
ten Gleichungen werden daher zum Teil sehr stark vereinfacht und durch Modellannah-
men angenähert. Grundsätzlich lassen sich die Berechnungsmethoden in drei Kategorien
einteilen [11]:
• DNS (Direct Numerical Simulation)
• LES (Large Eddy Simulation)
• RANS (Reynolds Averaged Navier-Stokes Gleichungen)
Bei der DNS werden die Erhaltungsgleichungen räumlich und zeitlich vollständig vom
Rechner gelöst [12, 13]. Dies setzt aber ein hinreichend feines Gitter zur adäquaten Auf-
lösung aller auftretenden Phänomene voraus. Außerdem kann DNS momentan nur bei
sehr kleinen Reynoldszahlen eingesetzt werden [14]. Der Rechenaufwand zur Lösung der
Gleichungssysteme ist für die meisten Anwendungen deshalb deutlich zu hoch.
Bei LES und RANS nimmt man eine gewisse Ungenauigkeit beim Lösen der Gleichungen
in Kauf. Sie erlauben auch eine geringere Auflösung des Gitters. Die aufgrund des grö-
beren Rechennetzes nicht berücksichtigte Physik wird nun durch Modelle angenähert.
Während bei LES die Gleichungen bis zu einer vorgegebenen räumlichen Auflösung
vollständig gelöst werden, werden die Gleichungen bei RANS von vorn herein zeitlich
gemittelt, so dass fluktuierende Größen eliminiert werden. Um diese „verlorenen“ Infor-
mationen bei der RANS durch die Mittelung und deren Einfluss auf die Physik teilweise
wieder zurück zu gewinnen, wird bei den sehr populären Zweigleichungsmodellen der
RANS zumindest die Schwankung der Geschwindigkeitskomponenten bzw. die daraus
resultierende turbulente kinetische Energie mit deren Einflüssen nachmodelliert. Die
LES löst die Wirbel dagegen bis zu einer bestimmten Größe vollständig auf, die kleine-
ren Wirbel werden hingegen modelliert [12, 15].
Aufgrund des hohen Rechenaufwands bei der Verwendung von DNS, findet dieses Verfah-
ren in der industriellen Nutzung kaum Anwendung [13]. Weiter verbreitet sind dagegen
LES und vor allem RANS, wobei auch Ersteres für viele Ingenieursanwendungen wegen
des hohen Rechenaufwands eine eher untergeordnete Rolle spielt. RANS hingegen hat
sich für sehr viele Problemstellungen als ausgezeichneter Kompromiss hinsichtlich Ge-
nauigkeit und rechnerischem Aufwand herausgestellt. Selbst äußerst komplexe Probleme
lassen sich mit diesem Verfahren mit angemessenem Aufwand lösen. Zwischen LES und
RANS ist noch die Detatched Eddy Simulation (DES) Methode angesiedelt. Die DES
ist ein hybrides Verfahren und eine Mischung von RANS und LES. Aber auch die DES
ist für die meisten Ingenieursanwendungen mit zu großem Rechenaufwand verbunden.
Speziell die Ansprüche an einen Strömungslöser zur Berechnung von Flugzeugdüsenströ-
mungen sind sehr hoch und es muss ein breites Anforderungsspektrum abgedeckt werden.
Das Verfahren muss zum einen in der Lage sein, stark kompressible Strömungen lösen
zu können. In den meist transonischen Strömungen können auch lokal Machzahlen von
5
Einleitung
über eins erreicht werden, wo Phänomene wie Verdichtungsstöße auftreten. Zum anderen
können auch bei generell hohen Strömungsgeschwindigkeiten im Rechengebiet vereinzelt
Bereiche mit sehr geringen Machzahlen auftreten. So z. B. in Rezirkulationsgebieten, in
Grenzschichten oder beim Austritt der Düsenströmung in ein ruhendes Fluid.
DNS kommt bei solchen Düsenströmungen auf Grund des hohen Rechenaufwands nicht
zum Einsatz. Auch die Verwendung von LES-Methoden ist eher selten und wenn dann
meist nur zu akademischen Zwecken. Das gängigste Verfahren ist das Lösen von zeit-
lich gemittelten Gleichungen. Da die Düsenströmungen hauptsächlich kompressibel sind,
werden die Navier-Stokes Gleichungen zusätzlich zur zeitlichen Mittelung auch dichte-,
bzw. massengemittelt. Diese sogenannten Favre-gemittelten Navier-Stokes Gleichungen
(FANS) fallen in die Klasse der RANS, wobei RANS häufig auch als Synonym im Bezug
auf die kompressiblen gemittelten Erhaltungsgleichungen benutzt wird, wenn eigentlich
von Favre Mittelung die Rede ist. Die Mittelung, egal welcher Art, führt zu zusätzlichen
Termen in den Navier-Stokes Gleichungen, die mit Hilfe geeigneter Turbulenzmodelle
geschlossen werden müssen. Die häufigste Anwendung finden hier wie bereits erwähnt
die populären Zweigleichungsturbulenzmodelle.
Das Mischungsverhalten von Kern- und Nebenstrom eines Flugtriebwerks spielt für des-
sen Leistungsverhalten sowie Lärmemission eine wesentliche Rolle. So kann eine verbes-
serte Ausmischung des heißen Kernstroms mit dem Nebenstrom zu einer Schuberhöhung
führen sowie die durch den Strahl verursachte Lärmemission reduzieren [7]. Genaue nu-
merische Verfahren sind daher von hoher Bedeutung zum Studium der auftretenden
Phänomene und für eine verlässliche Vorauslegung eines Triebwerks.
Generell lässt sich sagen, dass die Mischungsrate von Triebwerksstrahlen von den RANS
Modellen unterschätzt wird. Bei heißen Triebwerksstrahlen ist dieser Fehler besonders
groß [16, 17]. Dabei ist z. B. die Vorhersage der Länge des so genannten heißen Poten-
tialkerns besonders wichtig für die Lärmbestimmung [18, 19].
Ein Grund für dieses Defizit liegt unter anderem darin, dass die verschiedenen Zwei-
gleichungsmodelle bei RANS fast ausschließlich darauf abzielen, die Wiedergabe des
Strömungsfeldes hinsichtlich der kinetischen Energie zu verbessern. Die bekanntesten
Vertreter hierfür sind die Zweigleichungsturbulenzmodelle k-ω, k-ǫ oder das Hybridmo-
dell k-ω-SST. Sie liefern für kalte Strahlen im niedrigen Machzahlbereich gute Lösungen.
Für Hochtemperaturstrahlen kommen hier jedoch wesentliche physikalische Größen gar
nicht erst zum Tragen. So werden zum Beispiel die Schwankungsgrößen von Tempera-
tur und Dichte quasi nicht berücksichtigt, da diese durch die Favre-Mittelung eliminiert
werden.
Seiner et al. [20] and Thomas et al. [21] zeigen in ihren Untersuchungen jedoch, dass
hohe Totaltemperaturgradienten zu einer schnelleren Vermischung und einer stärkeren
Aufspreizung eines Strahls führen. Ferner zeigen Tam und Ganesan [22] in einer Stabili-
tätsanalyse, wie die Dichtedifferenz zweier Fluide zu einer Kelvin-Helmholtz-Instabilität
6
Einleitung
führt und die Mischungsscherschicht beeinflusst. Abdol-Hamid [18] nennt direkt im Zu-
sammenhang mit der Präsenz hoher Temperatur- bzw. Dichtegradienten das Auftreten
von Turbulenz. Die Fluktuation von Druck und Temperatur führt zwangsläufig zu einer
Dichteschwankung und wirkt sich somit als Quelle von Turbulenz auf das Geschwindig-
keitsfeld aus.
Ein weiterer Grund für die unterschätzte Ausmischung von Heiß- und Kaltstrahlen liegt
an dem zumeist verwendeten einfachen Modell für den turbulenten Wärmestrom. Zur
Schließung des in der Energiegleichung auftretenden turbulenten Wärmestromterms wird
fast ausschließlich das Eddy Diffusivity Modell (EDM) herangezogen. Bei diesem Mo-
dell wird angenommen, dass der turbulente Wärmestrom proportional zum mittleren
Temperaturgradienten ist und setzt die Kenntnis einer turbulente Prandtlzahl P rT vor-
aus. In den meisten Fällen wird diese Größe als konstant angenommen. Jedoch variiert
diese turbulente Prandtlzahl je nach Strömungszustand. Nach Wilcox [13] und Birch et
al. [19] können die Werte im Strömungsgebiet zwischen 0,9 und 0,4 liegen. Ein einzi-
ger konstanter Wert ist demzufolge nicht in der Lage alle Bereiche im Strömungsgebiet
adäquat abzudecken. So gibt es mehrere Versuche unterschiedlicher Autoren einen va-
riablen Prandlzahlansatz zu finden, sowohl als algebraisches Modell [23, 24, 25, 26, 27],
als auch in differentieller Form [28, 29]. Allerdings hat das EDM einen entscheidenden
Nachteil selbst wenn die turbulente Prandtlzahl en jedem Ort des Rechengebiets kor-
rekt bestimmt wird. So ist das Eddy Diffusivity Modell quasi nur eindimensional, d.h.
turbulente Wärme wird nur in eine Richtung transportiert, von hohen zu niedrigen Tem-
peraturbereichen. Experimentelle Messungen [30, 31] haben jedoch ergeben, dass selbst
wenn der Temperaturgradient in Strömungsrichtung viel kleiner ist als normal dazu, der
turbulente Wärmestrom parallel zur Fließrichtung um ein Vielfaches größer sein kann.
In der Summe führen die oben genannten Gründe bei den Standardturbulenzmodellen
und den Standardschließungsansätzen so zu einer zu geringen Ausmischung in anisother-
men Scherschichtströmungen und folglich zu Ungenauigkeiten in den Ergebnissen.
7
Einleitung
turbulenten Prandtlzahl benötigt. Die Implementierung der Modelle soll in den Open
Source Code OpenFOAM erfolgen. Die unterschiedlichen Ansätze sollen dann anhand
von ihrem Verhalten und ihrer Wirksamkeit auf die Strahlmischungssimulation analy-
siert und bewertet werden. Die Ergebnisse werden neben der qualitativen Auswertung
auch hinsichtlich leistungsrelevanter Parameter wie dem Durchflusskoeffizient CD und
dem Geschwindigkeitskoeffizient CV für verschiedene Betriebszustände untersucht. Die
numerischen Ergebnisse können mit experimentell ermittelten Leistungsdaten verglichen
werden.
Später soll ein neues Modell entwickelt werden, welches die Vorteile des differentiellen
Ansatzes mit dem Temperaturkorrekturverfahren zur Berücksichtigung von Temperatur-
schwankungen kombiniert. Das neue Modell kann mit weiteren experimentellen Messun-
gen verglichen und validiert werden. So stehen hierfür experimentelle Totaltemperatur-
und Totaldruckmessungen zur Verfügung.
In einer Parameteruntersuchung sollen des Weiteren unterschiedliche numerische und
physikalische Einflüsse auf die Strömungsberechnung untersucht werden. Diese Fallstu-
die soll mit dem kommerziellen Strömungslöser ANSYS FLUENT durchgeführt werden.
So soll zum einen eine Gitterstudie realisiert werden, um den Einfluss der Anzahl und
Größe der Gitterzellen auf das Ergebnis zu untersuchen. Ferner soll die Auswirkung un-
terschiedlicher Mischertaktungen auf die Leistungskoeffizienten überprüft sowie die Wahl
und die Diskretisierungsform des Turbulenzmodells analysiert werden. Da der eingesetz-
te Strömungslöser in OpenFOAM nur mit einer konstanten spezifischen Wärmekapazität
kompatibel ist, soll in FLUENT auch der Einfluss eines temperaturabhängigen Werts
untersucht werden.
8
2. Prinzip und Leistungsbewertung
von Schubdüsen mit internem
Mischer
9
Prinzip und Leistungsbewertung von Schubdüsen mit internem Mischer
Der Grund hierfür liegt in der Divergenz der Linien konstanten Druckes im Enthalpie-
Entropie-Diagramm mit steigender Enthalpie [35]. Durch die Übertragung der höheren
thermischen Energie vom Kernstrom auf den Nebenstrom lässt sich somit eine Stei-
gerung des Schubes erzielen [7]. Bei idealer Mischung und ohne jegliche Verluste ist
durch Ausnutzung dieses thermodynamischen Effekts eine theoretische Treibstoffeinspa-
rung von 5-7% möglich [36]. Unter Berücksichtigung von Mischungsverlusten beträgt das
Einsparpotential noch ca. 3-5% [32, 37, 38]. Gleichzeitig sinkt die Verlustleistung des Ab-
gasstrahls durch die quadratische Abhängigkeit von dessen Geschwindigkeit [39, 40]. Als
Folge steigt dadurch der Vortriebswirkungsgrad des Triebwerks [7]. Real ist es jedoch
schwer sich den genannten Werten anzunähern und die Potentiale voll auszuschöpfen.
Selbst wenn es gelingt die viskosen und thermodynamischen Verluste in Grenzen zu
halten geht das Prinzip gemischter Abgassysteme, und im Speziellen mit dem Einbau
von Blütenmischern, mit einer Gewichtszunahme und gesteigerten Kosten gegenüber
vergleichbaren offenen Systemen einher. Es muss also bei der Auslegung genau darauf
geachtet werden, dass der thermodynamische Nutzen der durch die Mischung der heißen
und kalten Strahlen entsteht in angemessenem Verhältnis zur erhöhten Systemkomple-
xität und den damit verbundenen Ausgaben bleibt.
Ein weiterer großer Vorteil gemischter Abgassysteme ist die dadurch mögliche Lärm-
reduzierung [41, 42, 43]. Für ein Triebwerk mit mittlerem Bypassverhältnis geht der
Strahllärm hauptsächlich vom Heißstrahl und seiner hohen Geschwindigkeit aus. Die In-
tensität des Strahllärms steigt mit der achten Potenz der Strahlgeschwindigkeit an [44].
Bei heißen Strahlen kann dieser Exponent kleiner werden und bis zur sechsten Potenz
sinken. Durch den durch die Mischung erzielten Energietransfer vom heißen, schnel-
len Kernstrom auf den Nebenstrom, wird der Heißstrahl verlangsamt. Der Breitband-
Strahllärm, der durch die turbulenten Geschwindigkeits- und Dichteschwankungen in der
Scherschicht entsteht, sinkt dadurch stark überproportional zu den Geschwindigkeitsän-
derungen [7]. Ferner wird durch die Mischung die Oberfläche des Strahls vergrößert. Dies
bewirkt eine Frequenzverringerung, so dass ein Teil der Lärmfrequenzen in einen Bereich
verschoben wird, der unterhalb der menschlichen Hörschwelle liegt. Zum anderen wer-
den hohe Frequenzen in Bereiche verschoben, in denen sie von der Atmosphäre besser
absorbiert werden können [41]. Durch die reduzierte Lärmemission können z. B. in eini-
gen Ländern die Landegebühren gesenkt und darüber hinaus der durch die Lärmgrenzen
bedingte zulässige maximale Startschub erhöht werden [32].
Die Mischer wurden in den letzten Jahren immer weiter hinsichtlich Ausmischung, Leis-
tungsverhalten und Lärmemission untersucht und optimiert [45, 46, 47, 48, 49, 50, 51]. Zu
erwähnen sind auch die aus zahlreichen Untersuchungen hervorgegangenen Mischerfor-
men wie das „scalloping“ und „scarfing“. Bei Ersterem wird an den Mischerseitenrändern
Material ausgespart, so dass es zu einer früheren und somit verstärkten Mischung von
Heiß- und Kaltstrahl kommt. Diese Matereialaussparung an den Flanken der Mischer-
blüten kann relativ extrem ausfallen, deshalb werden diese Mischer aufgrund ihrer Form
10
Prinzip und Leistungsbewertung von Schubdüsen mit internem Mischer
auch „Boomerang Scallops“ genannt [46]. Beim scarfing werden die Mischerblüten alter-
nierend schräg nach hinten geschnitten, was ebenfalls die Vermischung verstärken soll.
Gleichzeitig führt die Materialersparnis in beiden Fällen zu einer Gewichtsreduzierung.
Heute werden bis zu einem Nebenstromverhältnis von etwa 6,5 gemischte Abgassysteme
eingesetzt [52], danach überwiegen meist die Vorteile offener Systeme.
2.2.1. Durchflusskoeffizient
Athroat ist die Querschnittfläche im Düsenhals und Q ist der reduzierte Massenstrom
oder auch die sogenannte Q-Funktion. Diese berechnet sich mit
√
Tt
ṁ pt
Q= . (2.2)
Athroat
11
Prinzip und Leistungsbewertung von Schubdüsen mit internem Mischer
pt /p ≤ pt /p∗ , p = p∞
mit ,
pt /p > pt /p∗ , p = p∗
wobei pt /p∗ das kritische Druckverhältnis, κ der Isentropenexponent und R die spezifi-
sche Gaskonstante sind. Das kritische Druckverhältnis ergibt sich zu [41]
κ−1
κ
pt κ−1
= 1+ . (2.4)
p∗ 2
√ ! √ !
P Tt Tt
Aef f 1 ṁ pt
ṁ pt
CD = = + . (2.5)
Athroat Athroat Qideal Qideal
f an core
2.2.2. Geschwindigkeitskoeffizient
uexit
CV = . (2.6)
uexit,id.
Dieser Leistungsparameter repräsentiert den Effekt von viskosen Verlusten in der Grenz-
schicht der Düse und ist ein Gradmesser für die Effizienz des Düsensystems [53]. Der vis-
kose Einfluss ist abhängig von der Größe der umströmten Oberfläche, von der Machzahl
und der damit verbundenen Stoß-Grenzschicht-Wechselwirkungen in Wandnähe sowie
von der Reynoldszahl. Allerdings kann der Reynoldszahleinfluss in der Regel vernach-
lässigt werden. Danach bleibt als einziges die geometrische Abhängigkeit, da auch die
12
Prinzip und Leistungsbewertung von Schubdüsen mit internem Mischer
Machzahl längs des divergenten Düsenteils nur vom Flächenverhältnis Aexit /Athroat ab-
hängt . In Anlehnung an die eben erläuterte Definition soll CV hier allerdings über den
Bruttoschub der Düse berechnet werden. Dafür wird Gleichung (2.6) im Zähler und
Nenner jeweils um den ermittelten Massenstrom erweitert:
ṁ uexit FB,x
CV = = . (2.7)
ṁ uexit,id. ṁ uexit,id
Im Zähler steht nun der erreichte Bruttoschub der Düse FB,x in x-Richtung. Die ideale
Austrittsgeschwindigkeit kann gemäß der Formel von de Saint-Venant und Wantzel [54]
bestimmt werden:
v !
u 1−κ
u 2 κ Tt R pt κ
uexit,id =t 1− . (2.8)
κ−1 p∞
Der Bruttoschub wird mithilfe der Impulsbilanz über das maßgebliche Kontrollvolumen
der Düse ermittelt. Das Kontrollvolumen ist in Abbildung 2.1 schematisch dargestellt.
Die Impulsbilanz in x-Richtung stellt sich wie folgt auf:
Z Z Z
2 2
FB,x = ρu dA + ρu dA + (p − p∞ )dA
AF an ACore AF an
Z Z (2.9)
+ (p − p∞ )dA + σx dA,
ACore AW and
wobei σx die Dichte der Oberflächenkräfte in x-Richtung darstellt, welche viskose Kräfte
und Druckkräfte beinhaltet.
Analog zur Berechnung des Durchflusskoeffizienten für gemischte Abgassysteme in (2.5)
wird nun auch der Geschwindigkeitskoeffizient bestimmt:
FB,x
CV = . (2.10)
(ṁ uexit,id )F an + (ṁ uexit,id )Core
13
Prinzip und Leistungsbewertung von Schubdüsen mit internem Mischer
AF an
AN acelle Aexit
AM ixer
ACore
ABullet
Abbildung 2.1.: Schematischer Schnitt durch die Düse mit Mischer mit eingezeichnetem
Kontrollvolumen.
14
3. Numerische Verfahren
Für die Berechnung der Düsenströmung wurden zwei unterschiedliche CFD-Programme
verwendet. Zum einen wurde der kommerzielle Strömungslöser FLUENT 14.0 der Firma
ANSYS benutzt sowie der Open Source Code OpenFOAM. Beide Codes verwenden das
Finite-Volumen-Verfahren. Der Schwerpunkt des folgenden Kapitels liegt aber auf den in
OpenFOAM verwendeten und implementierten Verfahren. Für mehr Details bezüglich
FLUENT wird später auf die entsprechende Dokumentation der Software im FLUENT
Theory Guide [55], bzw. im FLUENT User’s Guide [56] verwiesen.
Der verwendete Löser in OpenFOAM basiert auf dem von Oliver Borm geschriebenen
Code [57, 58] für OpenFOAM-1.6-extend. Dieser diente als Basis und wurde für die in
dieser Arbeit durchgeführten Rechnungen zum Teil angepasst und erweitert.
Diese Gleichung repräsentiert die Massenerhaltung. Der erste Term auf der linken Seite
stellt die unmittelbare Änderung der Masse innerhalb des Kontrollvolumens dar. Der
zweite Term gibt den Nettomassenfluss an, der aus dem Kontrollvolumen heraus fließt.
Die Impulserhaltungsgleichung innerhalb eines beliebigen Kontrollvolumens in integraler
Form ist definiert als [12]
Z I I Z
∂ ~
ρU dV + ~ ~
ρU U · ~n dA = − p ~n dA + ρ f~ext dV. (3.2)
V ∂t A A V
15
Numerische Verfahren
Der erste Term auf der linken Seite gibt die momentane Änderungsrate des Impulses
im Kontrollvolumen an, der zweite Term repräsentiert den Netto-Impulsfluss aus dem
Kontrollvolumen heraus. Auf der rechten Seite stehen zuerst der Netto-Druckkraft-Term
und letztlich noch der Term, der die externen Körperkräfte auf das Fluid berücksichtigt.
Zuletzt folgt die Energieerhaltungsgleichung gemäß [12]:
Z I
∂ ~ · ~n dA = Q̇ − Ẇ
(ρE) dV + ρH U (3.3)
V ∂t A
E und H stellen die Totalenergie und die Totalenthalpie dar. Die Terme im Einzelnen,
angefangen auf der linken Seite, sind die augenblickliche Änderungsrate der Totalenergie,
gefolgt vom Nettofluss der Totalenthalpie aus dem Kontrollvolumen. Auf der rechten
Seite stehen die Summen der zeitlichen Änderung des Wärmeflusses sowie die zeitliche
Änderung der Arbeit des Fluids im Kontrollvolumen. Die Totalenergie wird wie folgt
berechnet:
1 →2
E = e + U . (3.4)
2
Die Totalenthalpie H berechnet sich zu
1 →2 p
H = h + U = E + . (3.5)
2 ρ
Der statische Druck p lässt sich über die thermische Zustandsgleichung idealer Gase
bestimmen [59]:
p = ρRT. (3.6)
Z ~ I
∂W
dV + F~ − G
~ dA = 0. (3.7)
V ∂t A
16
Numerische Verfahren
ρ
~ = ρU
W ~ (3.8)
ρE
17
Numerische Verfahren
Gleichungen [13] über deren integrale Formulierung [12] sowie die dabei getroffenen An-
nahmen soll auf die entsprechende Literatur verwiesen werden.
Die Favre-gemittelten Navier-Stokes Gleichungen bilden die Grundlage für die in dieser
Arbeit durchgeführten Rechnungen. Die aus [13] bzw. [61] übernommenen Gleichungen
in differentieller Form schreiben sich in Indexschreibweise wie folgt:
∂ρ ∂ e
+ ρUi = 0, (3.10)
∂t ∂xi
ei
∂ ρU ∂ e e ∂P ∂ e
+ ρUj Ui = − + tji − ρu′′j u′′i , (3.11)
∂t ∂xj ∂xi ∂xj
e
∂ ρE ∂ e h e i ∂
+ Uj ρE + P = −qLj − ρu′′j h′′ + tji u′′ i − ρu′′ j k
∂t ∂xj ∂xj (3.12)
∂ he e i
+ Ui tij − ρui uj .
′′ ′′
∂xj
P = ρRTe (3.13)
ρ und P sind die Reynolds-gemittelte Dichte und der Druck. Eine Tilde weist hingegen
auf Favre Mittelung hin. Der instantane Wert einer physikalischen Größe wird aufgeteilt
in einen gemittelten und einen fluktuierenden Anteil. So z. B. bezogen auf die Geschwin-
digkeit:
ei + u′′ i .
ui = U (3.14)
e = cp Te + 1 U
H ei U
ei , (3.15)
2
1
Eine doppelt gestrichene Größe (z. B. u′′i ) steht für den fluktuierenden Anteil der Favre Mittelung,
während eine einfach gestrichene Variable die Schwankungsgröße der Reynolds Mittelung ist (z. B.
u′i ).
18
Numerische Verfahren
e = cv Te + 1 U
E ei U
ei . (3.16)
2
Der in Gleichung (3.12) auftretende Ausdruck k steht für die turbulente kinetische Ener-
gie (TKE). Sie ist definiert als
1
ρk = ρu′′i u′′i . (3.17)
2
Es sei an dieser Stelle nochmals erwähnt, dass die Favre Mittelung lediglich dazu dient,
Dichteschwankungen zu eliminieren um zusätzliche komplizierte Terme, welche Schlie-
ßung erfordern würden, zu vermeiden. Sie ist eine rein mathematische Vereinfachung,
keine physikalische [13]. Für mehr Einzelheiten bezüglich Mittelung sei auf die entspre-
chende Literatur verwiesen.
3.3. Turbulenzmodellierung
Wie im vorangegangenen Kapitel bereits angeführt, treten bei den gemittelten Navier-
Stokes Gleichungen zusätzliche Terme auf, für deren Schließung ergänzend Turbulenz-
modelle von Nöten sind. Die verwendeten Schließungsansätze sollen in den folgenden
Teilkapiteln kurz erläutert werden.
Der gängigste Ansatz zur Modellierung des turbulenten Spannungstensors für Null-, Ein-
und Zweigleichungsturbulenzmodelle gründet auf der Boussinesq-Annahme [13]. Die Idee
von Boussinesq basiert auf der Beobachtung, dass der Impulsaustausch in einer turbulen-
ten Strömung durch die Ausmischung durch große energiereiche Wirbel dominiert wird
und stellt einen Zusammenhang zwischen Spannungen und Deformationsgeschwindig-
keit her [61]. Die laminaren und turbulenten Spannungsanteile zusammengefasst, erhält
man
19
Numerische Verfahren
!
ek
1 ∂U 2
eij = e
σ tij − ρu′′i u′′j = e
tij + ρτij = 2 (µ + µT ) Sij − δij − ρkδij . (3.18)
3 ∂xk 3
µ ist die laminare dynamische Viskosität bzw. die molekulare Zähigkeit des Fluids. Im
Gegensatz dazu steht die turbulente Viskosität µT in keinem direkten Zusammenhang
mit der molekularen Zähigkeit, obwohl ihre Bezeichnung darauf hindeutet. Sie wird
auch als Austauschgröße oder als Wirbelviskosität bezeichnet [62] und beschreibt kei-
ne physikalische Charakteristik des Fluids. Vielmehr ist sie eine Funktion der lokalen
Strömungsbedingungen. Je nach Turbulenzmodell wird diese Größe unterschiedlich be-
rechnet. Sij ist die Deformationsgeschwindigkeit und k stellt wie besagt die turbulente
kinetische Energie dar. Auf die Berechnung von µT und k wird bei der Besprechung der
Turbulenzmodelle näher eingegangen.
Die laminare Viskosität µ ist eine stoffabängige Größe. Sie kann als konstanter, oder bes-
ser als temperaturabhängiger Wert formuliert werden. Eine sehr gute Näherung ist das
temperaturabhängige Sutherlandgesetz [63]. Es kann mit zwei oder drei Koeffizienten
beschrieben werden [56]. Mit drei Koeffizienten hat das Gesetz folgende Form:
3/2
T Tref + S
µ = µref (3.19)
Tref T +S
Die Größen µref und Tref sind konstante Referenzwerte, S ist die Sutherlandkonstante
mit der Dimension der Temperatur. Die Sutherlandformel aus (3.19) wurde hier als
temperaturabhängiges Polynom approximiert:
kg kg kg
µ = 2, 8474 · 10−6 + 5, 8034 · 10−8 · T − 2, 076 · 10−11 · T 2. (3.20)
ms msK msK 2
Zur Berechnung des laminaren bzw. molekularen Wärmestroms wird zu allermeist das
Fourie’sche Wärmeleitgesetz verwendet [12]. Unter der Annahme eines kalorisch perfek-
ten Gases lautet dieses
∂T
qLj = −λ . (3.21)
∂xj
20
Numerische Verfahren
−5
x 10
4.5
3.5
3
µ [kg/ms]
2.5
1.5
1
200 300 400 500 600 700 800 900 1000
T [K]
cp µ
λ= . (3.22)
Pr
Die laminare Prandtlzahl ist eine Konstante und hat für Luft in der Regel einen Wert
von P r = 0, 72. Die Berechnung von λ soll hier wieder durch ein geeignetes, von der
Temperatur abhängiges Polynom, erfolgen:
W W W
λ = 3, 38045 · 10−3 + 7, 919012 · 10−5 2
· T − 1, 457318 · 10−8 3
· T 2 . (3.23)
mK mK mK
Das Polynom wurde aus Rechnungen von Rolls-Royce Deutschland übernommen. Der
Verlauf des Polynoms λ(T ) ist grafisch in Abbildung 3.2 wiedergegeben.
Zur Berechnung des turbulenten Wärmestroms qTj wird Gleichung (3.22) analog auf den
turbulenten Fall übertragen. Der turbulente Wärmestrom berechnet sich dann zu
21
Numerische Verfahren
0.07
0.06
0.05
λ [W/mK]
0.04
0.03
0.02
0.01
200 300 400 500 600 700 800 900 1000
T [K]
cp µT ∂ Te
qTj = ρu′′i h′′ = − (3.24)
P rT ∂xj
Hier bedient man sich der bereits oben angesprochenen turbulenten Viskosität, anstatt
der laminaren. Ebenso wird eine turbulente Prandtlzahl definiert. Aus gründen der Ein-
fachheit wird in der Regel eine konstante turbulente Prandtlzahl für das gesamte Rechen-
gebiet von P rT = 0, 9 angenommen. Tatsächlich variiert diese Zahl aber. So ist dieser
Wert in wandnahen Grenzschichten eine gute Näherung. In Freistrahlgebieten hingegen
sind Werte um P rT = 0, 5 angemessener [13]. Auf den Wert der turbulenten Prandtl-
zahl soll gegen später noch einmal ausführlicher eingegangen werden. Der in Gleichung
(3.24) gezeigte Schließungsansatz für den turbulenten Wärmestrom wird fortan als Ed-
dy Diffusivity Model (EDM) bezeichnet. Dieser Ansatz wird ebenfalls zu einem späteren
Zeitpunkt noch einmal genauer diskutiert. Der gesamte Wärmestrom kann dann mit der
laminaren und turbulenten Temperaturleitfähigkeit, α und αT , folgendermaßen ausge-
drückt werden:
22
Numerische Verfahren
∂e
h
qj = − (α + αT ) , (3.25)
∂xj
λ µT
α + αT = + . (3.26)
c p P rT
Übrig bleiben nun die noch nicht geschlossenen Ausdrücke tji u′′ i und ρu′′ j k in der Ener-
gieerhaltungsgleichung (3.12). Dabei handelt es sich um den molekular diffusiven und
turbulenten Transport von turbulenter kinetischer Energie. Der häufig verwendete An-
satz nach Wilcox [13] zur Schließung hierfür ist
µT ∂k
tji u′′ i − ρu′′ jk = µ+ , (3.27)
σk ∂xj
wobei σk ein Proportionalitätsfaktor ist und hier einen Wert von eins hat. Dieser Schlie-
ßungsterm wird von vielen Autoren häufig vernachlässigt [61], kann aber bei hypersoni-
schen Strömungen durchaus eine Rolle spielen [13].
Geschlossene Gleichungen
Mit den oben angeführten Schließungsansätzen (Gl. (3.18), (3.25) und (3.27)) kann nun
~ aus Gleichung (3.7) angegeben werden [58]:
auch der diffusive Flussvektor G
0
~ = ~n ·
σ
G (3.28)
~ − ~n · ~q + ~n · µ +
~n · σ · U µT
∇k.
σk
∂ρ ∂ e
+ ρUi = 0, (3.29)
∂t ∂xi
23
Numerische Verfahren
ei
∂ ρU ∂ e e ∂P ∂ e
+ ρUj Ui = − + tji + ρτji , (3.30)
∂t ∂xj ∂xi ∂xj
e
∂ ρE ∂ e h e i ∂ µT ∂k
+ Uj ρE + P = −qj + µ +
∂t ∂xj ∂xj σk ∂xj (3.31)
h
∂ e e i
+ Ui tij + ρτij .
∂xj
3.3.2. Turbulenzmodelle
Hauptaufgabe der Turbulenzmodelle ist es, die bisher noch nicht quantifizierten Größen
wie die turbulente kinetische Energie k und die turbulente Viskosität µT zu berechnen.
Neben Eingleichungsturbulenzmodellen, wie das von Spalart und Allmaras [64], oder
dem Reynolds Stress Modell (RSM) [65, 66, 67] findet die Klasse der Zweigleichungs-
modelle bei der Berechnung technischer Strömungen die häufigste Anwendung. Letztere
sind vom Ansatz nicht so aufwändig wie das Reynolds Stress Modell, weil bei ihnen z. B.
isotrope Turbulenz vorausgesetzt wird, liefern aber für ein breites Spektrum an Anwen-
dungen eine hinreichende Genauigkeit bei gleichzeitig angemessenem Rechenaufwand.
Hier sollen die in dieser Arbeit verwendeten Zweigleichungsturbulenzmodelle vorgestellt
werden. Zum einen das k-ǫ Turbulenzmodell, anschließend das k-ω-SST Modell von Men-
ter.
k-ǫ Turbulenzmodell
Das wohl am weitesten verbreitete Turbulenzmodell ist das k-ǫ Modell. Die größten Bei-
träge hierzu lieferten vor allem Jones und Launder [68, 69], sowie Launder und Spalding
[70]. Aufgrund seiner weitreichenden Verbreitung und Anwendung wird das hier ver-
wendete Turbulenzmodell auch häufig als standard k-ǫ Modell (SKE) bezeichnet [71].
Ebenfalls gängige Vertreter der k-ǫ Gruppe sind neben dem SKE z. B. das realizable k-ǫ
Modell [72] und das RNG k-ǫ Modell [73].
Beim k-ǫ Turbulenzmodell wird je eine Transportgleichung für die turbulente kinetische
Energie sowie eine Gleichung für deren Dissipation ǫ gelöst. In differentieller Form lauten
beide:
24
Numerische Verfahren
∂ ∂ e ej
∂U ∂ µT ∂k
(ρk) + ρk Ui = ρτij − ρǫ + µ+ , (3.32)
∂t ∂xi ∂xi ∂xj σk ∂xj
∂ ∂ e ǫ ej
∂U ǫ2 ∂ µT ∂ǫ
(ρǫ) + ρǫUi = C1ǫ ρτij − C2ǫ ρ + µ+ . (3.33)
∂t ∂xi k ∂xi k ∂xj σǫ ∂xj
Für Strömungen mit höheren Machzahlen wird Turbulenz von der Kompressibilität der
Strömung durch die sogenannte „Ausdehnungsdissipation“ (engl. dilatation dissipation)
beeinflusst, was für gewöhnlich in den inkompressiblen Gleichungen vernachlässigt wird
[55]. Diese Art der Dissipation führt zu einer Abnahme der Ausdehnung für steigende
Machzahlen. Um diesen Kompressibilitätseffekt zu berücksichtigen wird hier der Ansatz
von Sarkar [74] verwendet, was Einfluss auf die Gleichung für die turbulente kinetische
Energie hat. Gemäß Sarkar ist die Ausdehnungsdissipation proportional zum Quadrat
der turbulenten Machzahl M aT . Gleichung (3.32) wurde daher um die Kompressibili-
tätskorrektur von Sarkar erweitert und lautet nun
∂ ∂ e ej
∂U 2
∂ µT ∂k
(ρk) + ρk Ui = ρτij − ρǫ 1 + M aT + µ+ . (3.34)
∂t ∂xi ∂xi ∂xj σk ∂xj
Die turbulente Machzahl ist eine Funktion der turbulenten kinetischen Energie und der
Schallgeschwindigkeit a:
r
2k
M aT = . (3.35)
a
Letztlich ist noch die turbulente Viskosität zu bestimmen. Die Berechnung von µT erfolgt
über die Verknüpfung der TKE und ihrer Dissipation:
k2
µT = ρCµ , (3.36)
ǫ
wobei Cµ eine Konstante ist.
Die Modellkonstanten für das k-ǫ Turbulenzmodell haben folgende Werte: C1ǫ = 1, 44,
C2ǫ = 1, 92, Cµ = 0, 09, σk = 1, 0 und σǫ = 1, 3.
25
Numerische Verfahren
k-ω-SST Turbulenzmodell
Das k-ω-Shear-Stress-Transport (SST) Turbulenzmodell von Menter [75, 76, 77] kombi-
niert das k-ω-Turbulenzmodell von Wilcox [13, 78] mit dem k-ǫ Modell in einem Tur-
bulenzmodell. Dabei versucht das k-ω-SST Modell die positiven Eigenschaften beider
Turbulenzmodelle zu vereinen. In wandnahen Bereichen bietet das k-ω Turbulenzmo-
dell bessere Eigenschaften gegenüber dem k-ǫ Modell. Im Grenzschichtnachlauf sowie in
Freistrahlen hingegen ist das k-ǫ dem k-ω Turbulenzmodell überlegen [61]. Über geeig-
nete Mischungsfunktionen wird beim SST Modell zwischen dem k-ω Modell und dem in
die k-ω Form transformierte k-ǫ Turbulenzmodell hin- und hergeschaltet. Eine weitere
Besonderheit des SST Turbulenzmodells ist auch die modifizierte Berechnung der tur-
bulenten Viskosität. Sie soll die Genauigkeit des Modells in Bereichen erhöhen, wo große
Druckgradienten und druckbedingte Grenzschichtablösungen auftreten.
Die Gleichungen für die turbulente kinetische Energie und die spezifische turbulente
Dissipationsrate ω lauten in differentieller Form
∂ ∂ e ej
∂U ∂ ∂k
(ρk) + ρk Ui = ρτij ∗
− β ρkω + (µ + σk µT ) , (3.37)
∂t ∂xi ∂xi ∂xj ∂xj
∂ ∂ e γ ej
∂U 2 ∂ ∂ω
(ρω) + ρω Ui = ρτij − βρω + (µ + σω µT )
∂t ∂xi νT ∂xi ∂xj ∂xj (3.38)
1 ∂k ∂ω
+ 2 (1 − F1 ) ρσω2 .
ω ∂xi ∂xi
Die Größen γ, β, σk und σω sind Konstanten. Je nachdem, in was für einem Bereich
sich die Strömung befindet, wird zwischen ihrem k-ω und k-ǫ Wert über die Verschnei-
dungsfunktion F1 hin- und hergeschaltet. Ihre Werte für die k-ω Formulierung sind
γ1 = 0, 5532, β1 = 0, 075, σk1 = 0, 85 und σω1 = 0, 5. Für die k-ǫ Formulierung lauten
sie γ2 = 0, 44, β2 = 0, 0828, σk2 = 1, 0 und σω2 = 0, 856. Für die Konstante β ∗ gilt
stets β ∗ = 0, 09. νT ist die kinematische turbulente Viskosität und kann anhand von µT
berechnet werden: νT = µT /ρ. Die dynamische turbulente Viskosität µT für das SST
Modell ist definiert zu
ρa1 k
µT = . (3.39)
max (a1 ω, SF2 )
a1 ist eine Konstante mit dem Wert 0, 31. S wird aus der Deformationsgeschwindigkeit
berechnet, F2 ist wiederum eine Verschneidungsfunktion. Für mehr Details sei wieder
26
Numerische Verfahren
∂ ∂ e ej
∂U
(ρk) + ρk Ui = ρτij − β ∗ ρkω 1 + M a2T (1 − F1 )
∂t ∂xi ∂xi
(3.40)
∂ ∂k
+ (µ + σk µT ) ,
∂xj ∂xj
∂ ∂ e γ ej
∂U
(ρω) + ρω Ui = ρτij − βρω 2 + β ∗ ρω 2 M a2T (1 − F1 )
∂t ∂xi νT ∂xi
(3.41)
∂ ∂ω 1 ∂k ∂ω
+ (µ + σω µT ) + 2 (1 − F1 ) ρσω2 .
∂xj ∂xj ω ∂xi ∂xi
27
Numerische Verfahren
Im Gegensatz zu den Rechnungen mit FLUENT, bei denen ein druckbasierter Löser
verwendet wurde, wurden für die Rechnungen mit OpenFOAM ein dichtebasiertes Ver-
fahren eingesetzt.
Für die Berechnung des konvektiven Flusses F~ kommt ein approximativer Riemannlöser
zum Einsatz. Zu den bekanntesten zählen unter anderem der Rusanov, der HLLE [81]
und HLLC [82, 83], die Reihe der AUSM [84, 85, 86, 87], sowie der Riemannlöser von Roe
[88, 89]. Letzterer wurde hier mit der Entropiekorrektur von Harten [90, 91] verwendet.
Das Verfahren von Roe gehört zur Klasse der Fluss-Differenzenverfahren. Der konvektive
Fluss F~ an der Zellfläche zweier benachbarter Zellen wird über deren Zustandsgrößen
durch Lösung des Riemann-Problems berechnet. Im Prinzip kann das Verfahren von
Roe auch als ein zentrales Differenzenverfahren mit einem zusätzlichen Dissipationsterm
angesehen werden. Aufgrund der hohen Genauigkeit, vor allem auch in Grenzschicht-
strömungen und bei der Auflösung von Stößen, findet die Berechnungsmethode von Roe
besonders häufig Anwendung [61].
Zur Erzielung einer Genauigkeit höherer Ordnung müssen bei diesen Verfahren die Zu-
standsgrößen an den Zellflächen rekonstruiert werden. Dies geschieht durch lineare Re-
konstruktion der Zustandsgrößen vom Zellzentrum aus mittels einer Taylerreihenexpan-
sion. Zur Vermeidung von nichtphysikalischen Überschwingern müssen die Gradienten
noch limitiert werden, sodass lokal keine neuen Minima oder Maxima entstehen. Die
Limitierung kann mithilfe sogenannter Slope-Limiter erfolgen [92, 93].
Da der verwendete Solver auf der Arbeit von Borm [57, 58] aufbaut und dessen Lö-
serarchitektur größtenteils übernommen wurde, soll für mehr Details auf dessen Arbeit
verwiesen werden.
3.4.2. Preconditioning
Zur Erhöhung der Genauigkeit der Lösung und für bessere Stabilität wurde der Rie-
mannlöser von Roe um ein Vorkonditionierungsverfahren bzw. ein sogenanntes Precon-
ditioning erweitert [94].
Prinzipiell sind dichtebasierte Zeitschrittverfahren nicht die erste Wahl, wenn es darum
geht ein Verfahren auszuwählen um inkompressible Strömungen mit sehr geringer Mach-
zahl zu lösen. Eines der Probleme ist, dass inkompressible Systeme in der Regel nicht voll
hyperbolisch sind, was zur Folge hat, dass der Druck nicht über die Zustandsgleichung
aktualisiert werden kann [80]. Außerdem resultiert aus der hohen Diskrepanz zwischen
der vorherrschenden Strömungsgeschwindigkeit und der Schallgeschwindigkeit in solchen
28
Numerische Verfahren
~|+a
|U
CN = , (3.42)
~|
|U
~ Z ~ I
∂W ∂Q
dV + F~ − G
~ dA = 0, (3.43)
~
∂Q V ∂t A
mit
p
~ = U
Q ~ . (3.44)
T
Durch Multiplikation einer geeigneten Matrix K̄¯ erhält man dann folgende neue Matrix,
die als Faktor vor der zeitlichen Ableitung der primitiven Variablen steht:
29
Numerische Verfahren
ρ,p 0 0 0 ρ,T
0 ρ 0 0 0
~
¯ ∂W = 0 0 (3.45)
K̄
~ 0 0 ρ .
∂Q 0 0 0 ρ 0
−1 0 0 0 ρcp
Die Ableitung der Dichte nach dem Druck ρ,p tritt als Faktor für die zeitliche Ableitung
des Drucks auf und bestimmt somit die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schallwellen im
System. Für ein ideales Gas gilt ρ,p = 1/RT = κ/a2 . Wobei für inkompressible Strömun-
gen ρ,p = 0 gilt, was wiederum konsistent ist mit der Annahme, dass sich Druckwellen in
einem solchen Medium mit praktisch infinitisimaler Geschwindigkeit ausbreiten. Ersetzt
man die Ableitung der Dichte nach dem Druck jedoch durch einen Term, der proportional
zur Inversen der lokalen Geschwindigkeit zum Quadrat ist, kann man so die Eigenwer-
te des Systems geschickt beeinflussen. Das System wird folglich vorkonditioniert indem
man Gleichung (3.45) durch die Precondition-Matrix ersetzt:
Θ 0 0 0 ρ,T
0 ρ 0 0 0
Γnc =
0 0 ρ 0 0 . (3.46)
0 0 0 ρ 0
−1 0 0 0 ρcp
Die Berechnung dieser Größe ist letztlich maßgebend für die Bestimmung und Steue-
rung der Eigenwerte des Systems. ∆x ist eine charakteristische Länge, die für jede Zelle
berechnet wird. Die Berechnung dieser Größe wird in Abschnitt 3.6.1 erläutert.
Das nun vorkonditionierte System erhält man durch erneute Multiplikation des Glei-
¯ −1 :
chungssystems mit K̄
30
Numerische Verfahren
Z ~ I
∂Q
Γ dV + F~ − G
~ dA = 0, (3.49)
V ∂t A
mit
¯ −1 Γ .
Γ = K̄ (3.50)
nc
Letztlich erhält man das neue Gleichungssystem für die primitiven Variablen durch Mul-
tiplikation von (3.49) mit der inversen Matrix von Γ:
Z ~ I
∂Q
dV + Γ−1 F~ − G
~ dA = 0. (3.51)
V ∂t A
Bei der Verwendung des Verfahrens von Roe zur Flussberechnung ist darauf zu achten,
dass sich durch die Vorkonditionierung die Eigenwerte des Systems und somit auch die
Einträge in der Roe-Matrix ändern. Die neue Flussberechnung für das vorkonditionierte
System kann der entsprechenden Literatur entnommen werden [61, 80].
3.5. Randbedingungen
Im folgenden Abschnitt sollen die numerischen Randbedingungen kurz erläutert werden.
Zur besseren Übersicht sind die Ränder in Abbildung 3.3 grafisch dargestellt. Bei den
Randbedienungen wurde hauptsächlich auf bereits existierende Implementierungen zu-
rückgegriffen. Für den Fall, dass die Strömung sowohl sub- als auch supersonisch austritt,
wurde eine neue Randbedingung implementiert.
3.5.1. Einlass
Die Bestimmung des statischen Drucks erfolgt an den Einlässen über eine Neumann-
Randbedingung. So wird hier ein Druckgradient von Null vorgegeben. Die statische
Temperatur berechnet sich über eine Isentropenbeziehung. Durch die zuvor definierte
Totaltemperatur und den Totaldruck lässt sich die die Temperatur wie folgt ermitteln:
κ−1
p κ
T = Tt . (3.52)
pt
31
Numerische Verfahren
Die Randbedingungen für die Turbulenzmodelle berechnen sich zum Teil aus Größen aus
dem Strömungsfeld. Die Bestimmung der turbulenten kinetischen Energie am Eintritt
erfolgt durch
3 ~ 2
k = I 2 U . (3.54)
2
I ist die turbulente Intensität und muss vorgegeben werden.
Die Berechnung der turbulenten Dissipationsrate ǫ erfolgt unter Vorgabe eines zuvor
spezifizierten turbulenten Längenmaßes l:
3
k2
3
ǫ = Cµ .
4
(3.55)
l
Ähnlich wie in Gleichung (3.55) wird auch die spezifische turbulente Dissipationsrate ω
unter Vorgabe des turbulenten Längenmaßes am Einlass bestimmt:
1
k2
ω= 1 . (3.56)
Cµ4 l
32
Numerische Verfahren
3.5.2. Auslass
3.5.3. Fernfeld
Am oberen Fernfeldrand (siehe Abbildung 3.3) wurde wieder für alle Größen bis auf
den statischen Druck eine Nullgradienten-Randbedingung gewählt. Der statische Druck
wird als konstant definiert. Je nach Strömungszustand ist am Fernfeldrand ein Ein- oder
Ausströmen des Fluids möglich.
3.5.4. Wände
An den Wänden gilt für die Geschwindigkeit die Haftbedingung. Aus diesem Grund
wird die Fluidgeschwindigkeit dort zu Null gesetzt. Für den statischen Druck und die
statische Temperatur sowie die turbulente kinetische Energie wird eine Nullgradienten-
Randbedingung verwendet. Da die verwendeten Rechennetze so konzipiert wurden, dass
sich an den Wänden y + -Werte von ca. 30 ergeben, können für die restlichen Turbul-
nezgrößen sogenannte Wandfunktionen eingesetzt werden. Diese speziellen Funktionen
werden in OpenFOAM für den wandnahen Bereich ab ca. y + > 11 verwendet. Falls
<
einzelne Zellen doch kleinere Werte aufweisen, also y + ∼ 11, wird die turbulente Visko-
sität µT sowie der Produktionsterm des Turbulenzmodells gleich Null gesetzt. Für mehr
Details zur Wandbehandlung soll auf die jeweilige Stelle im Quelltext in OpenFOAM
verwiesen werden.
33
Numerische Verfahren
3.5.5. Seitenränder
Um den Rechenaufwand möglichst gering zu halten wurde die Düse nicht als volle 360◦ -
Geometrie gerechnet, sondern als 45◦ -Teilstück ausgeführt (siehe Abbildung 3.4). Die
Seitenränder wurden entweder als symmetrisch oder periodisch definiert.
Abbildung 3.4.: 45◦ -Stück der Düsengeometrie mit Darstellung der Seitenränder. Blick
von vorne in die Düse.
34
Numerische Verfahren
3.6. Zeitschrittverfahren
Hier soll das verwendete Zeitschrittverfahren kurz erläutert werden. Zur Konvergenz-
beschleunigung kommt zum einen ein lokales Zeitschrittverfahren zum Einsatz, zum
anderen wird die Runge-Kutta Zeitschrittmethode verwendet.
Explizite Zeitschrittverfahren sind nur bis zu einer gewissen Zeitschrittgröße stabil. Des-
halb richtet sich bei zeitechten Simulationen der verwendete Zeitschritt in der Regel nach
dem kleinsten Zeitschritt, bei dem die Rechnung gerade noch stabil ist. Für stationäre
Lösungen kann die Konvergenz beschleunigt werden, indem statt eines globalen Schritts
für jede Zelle ein lokaler Zeitschritt berechnet wird. Dieser für jede Zelle individuelle
Zeitschritt ist so zu wählen, dass dieser gerade noch das Stabilitätskriterium erfüllt. Die
Stabilitätsbedingung ist die sogenannte Courant-Friedrichs-Lewy Bedingung, oder kurz
CFL-Bedingung [95, 96].
Zur Berechnung des lokalen Zeitschritts findet man in der Literatur zahlreiche Varian-
ten (z. B. [61, 80, 97, 98]). Für die hier durchgeführte Berechnung wurde der Zeitschritt
analog zum Verfahren von Weiss & Smith [80] ermittelt. Für die Bestimmung des ma-
ximalen Zeitschritts ∆t ist eine reibungsfreie, ∆tinv , und eine viskose Zeitschrittweite,
∆tvis , zu bestimmen. Der reibungsfreie Zeitschritt berechnet sich mit
∆x
∆tinv = . (3.57)
~|+a
|U
(∆x)2 ρ
∆tvis = . (3.58)
µ + µT
Die Größe ∆x in (3.57) und (3.58) ist hier eine charakteristische Zelllänge. Für jede
Zellfläche wird der Abstandsvektor vom Zellmittelpunkt zum Mittelpunkt der Zellfläche
bestimmt. Die minimale Abstandslänge in jeder Zelle dient schließlich als charakteristi-
sche Länge:
∆x = min f~n − P~ · ~nn . (3.59)
35
Numerische Verfahren
Die physikalische Zeitschrittweite erfolgt nun über die Bestimmung des minimalen Zeit-
schritts aus Gleichung (3.57) und (3.58) in jeder Zelle:
Mit der Vorgabe der CF L-Zahl kann die Zeitschrittweite während der Rechnung regu-
liert werden.
Ein lokales Zeitschrittverfahren macht nur Sinn, wenn die Zellen bzw. die berechneten
Zeitschrittweiten innerhalb des Rechengebiets unterschiedlich groß sind. Je größer die
Unterschiede zwischen den einzelnen Zellen, desto größer fällt folglich die Konvergenz-
beschleunigung aus.
Eine weitere, sehr häufig verwendete Methode zur Verbesserung der Konvergenz ist das
Runge-Kutta Verfahren [95]. Dieses mehrstufige Verfahren unterteilt den Zeitschritt in
mehrere Unterschritte. Der Ablauf eines m-stufigen Runge-Kutta Verfahrens ist wie
folgt:
~ (0) = Q
Q ~ (i)
~ (1) = Q
Q ~ (0) − β1 ∆t ~ (0)
R
~ (2) = Q
Q ~ (0) − β2 ∆t ~ (1)
R (3.61)
..
.
~ (i+1) = Q
Q ~ (m) = Q
~ (0) − βm ∆t R
~ (m−1) .
36
Numerische Verfahren
3.7. Gittergenerierung
Einen großen Teil der Arbeit nimmt die Gittergenerierung in Anspruch. Besonders die
komplexe Geometrie des gescarften Mischers erhöht den Arbeitsaufwand und den Schwie-
rigkeitsgrad der Vernetzung. Für die Gittererzeugung wurde die kommerzielle Software
ICEM CFD 14.0 der Firma ANSYS benutzt. Mittels dieser Software ist es möglich das
gesamte Rechengebiet inklusive Mischer blockstrukturiert zu vernetzen.
3.7.1. Geometrieerzeugung
Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei Geometrien vernetzt, welche beide von Rolls-
Royce Deutschland zur Verfügung gestellt wurden. Zum einen kommt die Düsengeome-
trie aus dem Forschungsprojekt OPTITHECK (OT) zum Einsatz, zum anderen wurde
eine reale Rolls-Royce (RR) Düsengeometrie bereitgestellt. Die Geometrien wurden bei-
de als als STP-Datei bereitgestellt. Dieses CAD-File kann in ICEM CFD geladen und
geöffnet werden. Abbildung 3.5 zeigt eine Visualisierung einer solchen STP-Datei, bei der
schon die Aufteilung der einzelnen Geometriesegmente in Parts (farblich hervorgehoben)
in ICEM CFD vorgenommen wurde.
Abbildung 3.5.: Darstellung der einzelnen Parts der OT-Düsengeometrie in ICEM CFD.
Für die Simulation der Düsenströmung mit einem äußerem Co-Flow muss im Vernet-
zungsprogramm auch die Größe des Fernfelds definiert werden. Der Fokus dieser Arbeit
liegt speziell auf der Vermischung innerhalb der Düse und nahe dem Düsenauslass, eben-
so wie auf der Bestimmung der Leistungsdaten. Daher kann das Rechengebiet um die
Düse herum klein gehalten werden um Zellen und somit Rechenzeit einzusparen. Das
Fernfeld wurde so gewählt, dass sich der numerische Auslass je ca. 1,5 Düsendurchmesser
hinter dem Düsenauslass befindet und der obere Fernfeldrand in radialer Richtung in
beiden Düsengeometrien 2,5 Düsendurchmesser beträgt (siehe Abbildung 3.6).
37
Numerische Verfahren
3.7.2. Vernetzung
Bisher wurde keine hier bekannte strukturierte Vernetzung einer Triebwerksdüse mit in-
ternem komplex gescarften Mischer realisiert. Grund dafür sind die stark mäanderförmi-
gen Flächen des Mischers, die z. B. bei Vernetzungstools wie Gambit zu stark verzerrten
Zellen führen [99]. Mit ICEM CFD ist es aber möglich ein Blocking so zu erstellen, dass
sich das gesamte Rechengebiet blockstrukturiert vernetzen lässt. Möglich macht dies die
Verwendung von sogenannten O-Grids um den Mischer herum. Dadurch lässt sich das
Netz gut um den Mischer ziehen, ohne Zellen schlechter Qualität zu generieren (das
Blocking und das Netz im Bereich des Mischers sind jeweils in Abbildung 3.7 und 3.8
dargestellt). Die Geometrie des Mischers ist lediglich jeweils als Fläche ausgeführt, sie
besitzt also keine physikalische Dicke und damit keine Hinterkante. Diese Gegebenheit
erleichtert die strukturierte Vernetzung in ICEM CFD zusätzlich.
Erwähnenswert ist auch die Behandlung des Netzes nahe der Strahlachse. Die Gitter-
zellen wurden nicht bis zur Achse geführt. Stattdessen wurde in Achsennähe eine Art
Welle „ausgestanzt“. Die Ausführung ist anschaulich in Abbildung 3.9 dargestellt. Da-
durch wird verhindert, dass die Gitterzellen auf der Strahlachse singulär in einem Punkt
zusammenlaufen, was zu Problemen beim Strömungslöser führen kann. Der Durchmesser
dieser Aussparung beträgt ca. 1% des Düsendurchmessers. Da auch der Einlasskanal des
Kernstroms bis zur Achse geht, wurde auch dort die Geometrie entsprechend vernetzt. Es
wird angenommen, dass diese Art der Vernetzung keinen oder nur einen äußerst geringen
Einfluss auf die Strömungssimulation hat. Nachteil dieses Verfahrens ist allerdings, dass
dadurch sehr lange und schmale Stabzellen in Achsennähe entstehen. Dies führt unter
anderem dazu, dass sich dadurch sehr kleine Zeitschritte ergeben (siehe Kapitel 3.6.1),
38
Numerische Verfahren
39
Numerische Verfahren
was die Konvergenz der Simulation verlangsamt. Eine Alternative zu diesem Ansatz für
folgende Netze wäre stattdessen ein O-Grid an den unteren Teil des Plugs anzuflanschen.
Dadurch würde eine prismenförmige Zelle direkt auf der Strahlachse liegen. So wäre das
Rechengebiet einerseits bis zur Strahlachse vernetzt, andererseits ergeben sich durch die
größeren Zellen entlang der Strahlachse wiederum größere Zeitschritte.
Im wandnahen Bereich wurde darauf geachtet, dass die Zellhöhen so gewählt wurden,
dass sich bei den Rechnungen y + -Werte von ca. 30 ergeben. Dadurch können bei der spä-
teren Simulation Wandfunktionen eingesetzt werden, wodurch die Grenzschicht nicht voll
aufgelöst werden muss. D.h. der Abstand der ersten Zelle zur Wand wird so gewählt,
dass die viskose Unterschicht und die Pufferschicht in der Grenzschicht von den Wand-
funktionen überbrückt werden [71]. Dieser Ansatz erhöht deutlich das Potential, Zellen
im Rechengebiet einzusparen.
3.7.3. Fertigstellung
Nachdem das Gitter als blockstrukturiertes Netz in ICEM CFD erzeugt wurde, wird es
in ein unstrukturiertes Netz konvertiert. Dieser Vorgang erfolgt ebenfalls in ICEM CFD.
Der Grund hierfür ist, dass sowohl OpenFOAM als auch FLUENT nur Netze verarbei-
ten können, welche als unstrukturierte Gitter gespeichert werden. Anschließend kann das
40
Numerische Verfahren
41
4. Simulation der Düsenströmung
mit OpenFOAM
4.1. Simulationsgrundlagen
4.1.1. Berechnungsdetails
Für die Berechnungen wurden zwei Gitternetze eines jeweils 45◦ -Tortenstücks der Düse
erstellt. Das Netz für die OT-Geometrie wurde mit ca. 1,25 Mio. Zellen diskretisiert. Die
Gittergröße der RR-Düse beträgt ca. 1,47 Mio. Zellen. Beide Geometrien wurden mit
einem Faktor von ca. 1/5 gegenüber ihrem 1:1 Modell skaliert. Die Rechennetze sind in
den Abbildungen 4.1 und 4.2 dargestellt.
Die OT-Düse wurde für die Leistungsrechnungen und zur Untersuchung des Einflusses
der unterschiedlichen Modelle auf die Strahlmischung verwendet. Die Geometrie der
RR-Düse wurde erst sehr spät gegen Ende dieser Arbeit von Rolls-Royce Deutschland
bereitgestellt. Sie diente für Vergleichs- und Kalibrierungsrechnungen mit experimentell
ermittelten Totaltemperatur- und Totaldruckprofilen.
Die Berechnung des Strömungsfelds erfolgte stets mit einer Genauigkeit von zweiter Ord-
nung im Raum. Die Turbulenzmodelle wurden mit erster oder zweiter Ordnung diskre-
tisiert. Um mögliche Oszillationen bei der Berechnung zweiter Ordnung vorzubeugen,
wurde für das Strömungsfeld der von Borm implementierte Slope-Limiter von Venka-
takrishnan [93] verwendet. Ferner wurden zusätzlich nochmals alle Gradienten mittels
einem OpenFOAM-eigenen Zell-zu-Zell-Limiter limitiert, um das Auftreten neuer loka-
ler Minima oder Maxima bei zweiter Ordnung zu vermeiden. Zur Gradientenberechnung
wurde das Verfahren von Gauss verwendet [100].
Für die Runge-Kutta Zeitschrittmethode wurde ein dreistufiges Verfahren gewählt. Die
verwendeten Koeffizienten 0, 1481, 0, 4 und 1, 0 aus [61] stellten sich als besonders effek-
tiv bezüglich des Konvergenzverhaltens heraus.
Als Strömungsmedium diente Luft als ideales Gas mit einer konstanten spezifischen
Wärmekapazität von cp = 1007 J/kgK.
42
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.1.: 45◦ -Gitternetz der OT-Düsengeometrie. Links: Schnitt durch das ge-
samte Rechengebiet. Rechts: Darstellung der Geometrie mit Seiten-
randfläche.
Abbildung 4.2.: 45◦ -Gitternetz der RR-Düsengeometrie. Links: Schnitt durch das ge-
samte Rechengebiet. Rechts: Darstellung der Geometrie mit Seiten-
randfläche.
43
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
4.1.2. Randbedingungen
Leistungsrechnungen
Mit diesen Größen und nachfolgender Nomenklatur lassen sich jetzt sämtliche durch-
geführten Betriebszustände beschreiben: <CNPR>-<PS>-<TR>-<Turbulenzmodell>.
Also z. B. 1.6-1.1-2.4-kOmegaSST steht für CNPR=1,6, PS=1,1, TR=2,4, durchgeführt
mit dem k-ω-SST Turbulenzmodell.
Die Totaltemperatur an den Einlässen vom Nebenstrom und dem Fernfeld wurde immer
auf 288,15 K gesetzt. Der Umgebungsdruck hat einen Totalwert von pt,∞ = 101325 Pa.
Die Außenströmung wurde durch Absenken des statischen Drucks auf p∞ = 101148 Pa
so eingestellt, dass sich eine Außenströmung mit ca. M a∞ = 0, 05 ergibt. Mit diesen
Angaben und den Werten der nachfolgenden Tabelle 4.1, welche die simulierten Betrieb-
spunkte beinhaltet, können die restlichen Totalzustände an den Einlässen berechnet
werden.
CNPR PS TR
1.0
1.5
1.6 1.1 2.0
2.4
1.0
1.5
2.6 1.1 2.0
2.4
2.55
44
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Sideline-Fall
4.1.3. Simulationsablauf
45
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
4.1.4. Konvergenzkriterien
Zur Überprüfung der Rechnung auf Konvergenz wurde auf die absoluten Residuen der
Erhaltungsgleichungen geachtet. Ebenso waren vor allem die Massenströme an den Ein-
lässen von Kern- und Fanstrom für die Konvergenzbewertung relevant. Während bei den
Residuen bei fortgeschrittenem Simulationsablauf praktisch keine Änderungen mehr zu
beobachten waren, dauert es erfahrungsgemäß noch einige Zeit bis sich auch für die
Massenströme an den Inlets von Kern- und Nebenstrom konstante Werte einstellten.
Zahlreiche Tests und Überprüfungen haben ergeben, dass dieser Zustand bei den ver-
wendeten Gittern nach ca. 40000 Iterationen erreicht wird. Längeres Rechnen führt dann
zu keiner Veränderung mehr. Sind die Massenströme konstant, ändert sich weder das
Strömungsfeld, noch ändern sich dann die Leistungskoeffizienten CD und CV bei weite-
rem Rechenfortschritt. Auch die Gesamtmassenstrombilanz über alle Ein- und Auslässe
ist dann ausgeglichen. Die Differenz zwischen ein- und ausströmender Masse hat je nach
Rechnung eine Größenordnung von ca. 10−1 bis 10−4 %.
4.1.5. Postprocessing
Als Postprocessing-Software bzw. zur grafischen Auswertung der Rechnungen wurde das
Open Source Programm ParaView, Version 3.14 und 3.98, verwendet. Dazu wurden die
Daten in das von ParaView lesbare VTK-Format mittels der Applikation foamToVTK
umgewandelt. Für die quantitative Auswertung der Daten, z. B. zur Berechnung der
Leistungsparameter aus Kapitel 2.2, wurden teils eigene Skripte geschrieben, teilweise
konnten Skripte und Anwendung der OpenFOAM Software verwendet werden. Für die
Ausgabe der Felder, welche zur Berechnung der Leistungsparameter nötig waren wurden
hauptsächlich neue Skripte geschrieben oder existierende modifiziert. Die Integration
konnte dann mit einer Applikation von OpenFOAM durchgeführt werden.
46
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
In der Einleitung wurde bereits auf die Defizite gängiger Turbulenzmodelle bei der Si-
mulation von heißen Abgasstrahlen hingewiesen. Aus diesem Grund gibt es zahlreiche
Modifikationen für die weitverbreiteten Zweigleichungsturbulenzmodelle. Die Änderun-
gen reichen von modifizierten Modellkonstanten [101] bis hin zu größeren Eingriffe in
der Modellierung [74, 102, 103, 104]. Eine kleine Übersicht über die Modelle geben [105]
und vor allem [106].
Korrekturmodelle die direkt auf die Verbesserung hinsichtlich Anisothermie abzielen lie-
fern Abdol-Hamid [18] sowie Tam und Ganesan [22]. Beide nehmen das k-ǫ Turbulenz-
modell als Basis und verstärken die Ausmischung zwischen Heiß- und Kaltstrahl indem
in der Mischungsscherschicht die turbulente Viskosität erhöht wird. Tam und Ganesan
begründen die verstärkte Mischung in diesem Bereich mit einer in der Realität verstärk-
ten Kelvin-Helmholtz Instabilität in der Scherschicht. Einen Beweis für diesen Effekt
erbringen sie anhand einer Stabilitätsanalyse. Das Modell von Tam und Ganesan ist so
aufgebaut, dass an Orten hoher vorherrschender Dichte- und Geschwindigkeitsgradien-
ten zum Standardwert der turbulenten Viskosität (vgl. Gleichung (3.36)) ein zusätzlicher
Anteil addiert wird. Neben geänderten Koeffizienten ändern Tam und Ganesan auch den
Gleichungssatz, in dem die Korrektur von Pope [103] berücksichtigt ist. Abdol-Hamid
hingegen erklärt die von den Standardgleichungsmodellen unterschätze Ausmischung
zwischen heißen und kalten Strahlen mit der Abwesenheit von modellierter Turbulenz
thermodynamischer Größen. Die Eliminierung von Dichteschwankungen durch die Fa-
vre Mittelung vereinfacht zwar das Schließungsproblem und liefert hinreichend genaue
Ergebnisse für viele Anwendungen, vernachlässigt aber den Einfluss von Dichte- bzw.
Temperaturturbulenz bei anisothermen Strömungen. Abdol-Hamid erklärt, dass große
Fluktuationen einer thermodynamischen Variable (Druck oder Temperatur) auch di-
rekten Einfluss auf die Dichte und somit auf die Ausdehnung des Fluids haben. Diese
Dichteschwankungen und daraus folgende Ausdehnungsschwankungen beeinflussen dann
die Entstehung und Ausbreitung von Turbulenz, die in der Realität zu stärkerer Aus-
mischung anisothermer Strömungen führt. Im Gegensatz zu Tam und Ganesan benutzt
Abdol-Hamid das standard k-ǫ Modell und modifiziert lediglich die turbulente Viskosität.
Auch hier wird zur turbulenten Standardviskosität ein zusätzlicher Anteil addiert, der
bei Abdol-Hamid aber abhängig vom Totaltemperaturgradienten ist. Diese Form zur
Modellierung von Temperaturturbulenz deckt sich auch mit der Aussage von Béguier
[107]. Dieser erklärt, dass analog zu den Geschwindigkeitsfluktuationen, welche durch
47
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Als Grundlage dient dem Temperaturkorrekturmodell von Abdol-Hamid das k-ǫ Turbu-
lenzmodell aus Kapitel 3.3.2 mit den Gleichungen (3.33) und (3.34). Jedoch wird die
Konstante Cµ neu definiert in Abhängigkeit eines Faktors CT .
48
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Cµ = 0, 09 · CT . (4.1)
Der Faktor CT wiederum ist eine hauptsächlich von der Temperatur abhängige Funktion.
Diese beinhaltet den normierten Totaltemperaturgradienten Tg .
Tg3
CT = 1 + . (4.2)
0, 041 + f (M aT )
Obwohl hier Cµ direkt modifiziert wird, geschieht letztlich bei diesem Korrekturverfahren
nichts anderes als die turbulente Viskosität aus Gleichung (3.36) mit dem Faktor CT zu
multiplizieren. Tg ist eine Funktion des lokalen Totaltemperaturgradienten und wird
durch das lokale turbulente Längenmaß sowie die Totaltemperatur normiert:
|∇Tt | k 3/2
Tg = . (4.3)
Tt ǫ
f (M aT ) = M a2T − M a2T 0 H (M aT − M aT 0 ) . (4.4)
H(x) ist die Heaviside-Sprungfunktion. Die Konstante M aT 0 beträgt 0,1. Der Maximal-
wert für CT wurde wie in [109] auf 5 limitiert. Die Limitierung hilft vor allem beim
Anrechnen mit dem Modell, hier können sehr hohe Werte für CT erreicht werden und
zu instabilen Rechnungen führen.
Die Temperaturkorrektur für das k-ǫ Turbulenzmodell soll auch für das k-ω-SST Modell
von Menter (Kapitel 3.3.2) anwendbar gemacht werden. Dies ist deshalb möglich, weil
das zweischichtige SST Turbulenzmodell im wandfernen Bereich in seiner Formulierung
dem k-ǫ Turbulenzmodell entspricht. Im wandnahen Bereich, wo das SST Modell in die
k-ω Form übergeht ist die Temperaturkorrektur nicht aktiv, der Faktor CT beträgt hier
eins. Mit der Beziehung
ǫ = β ∗ kω. (4.5)
49
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
|∇Tt | k 1/2
Tg = . (4.6)
Tt β ∗ ω
Der Faktor CT aus Gleichung (4.2) berechnet sich nun mit (4.6). Wie schon bei der
Temperaturkorrektur in Verbindung mit dem k-ǫ Turbulenzmodell wurde auch hier CT
auf einen Maximalwert von 5 beschränkt. Die neue turbulente Viskosität für das k-ω-SST
Modell inklusive Faktor CT lautet dann
ρa1 k
µT = C T . (4.7)
max (a1 ω, SF2 )
Diese neue Viskosität für das SST Modell kann jedoch nicht mit der Transportgleichung
(3.41) für ω verwendet werden. Um konsistent mit dem Effekt der Temperaturkorrektur
für das k-ǫ Modell zu sein, muss diese Gleichung angepasst werden. Der Grund dafür
wird beim Blick auf die exakte Transformation der ǫ-Gleichung (3.33) in die ω Schreib-
weise (siehe z. B. [13] und Anhang B) ersichtlich. Für eine konsistente Übertragung der
Temperaturkorrektur auf das SST Modell müssen der Produktionsterm sowie der Cross-
Diffusionsterm in Gleichung (3.41) ebenfalls mit CT multipliziert werden. Andernfalls ist
eine Unterproduktion von ω bzw. Überproduktion der turbulenten kinetischen Energie
in Gebieten die Folge, wo der Faktor CT ungleich eins ist. Die neue Transportgleichung
für ω mit der Temperaturkorrektur von Abdol-Hamid lautet dann
∂ ∂ e γ ∂Uej
(ρω) + ρω Ui = CT ρτij − βρω 2 + β ∗ ρω 2 M a2T (1 − F1 )
∂t ∂xi νT ∂xi
(4.8)
∂ ∂ω CT ∂k ∂ω
+ (µ + σω µT ) + 2 (1 − F1 ) ρσω2 .
∂xj ∂xj ω ∂xi ∂xi
4.2.2. Ergebnisse
Neben einer qualitativen Bewertung der Ergebnisse wurden die Lösungen auch hinsicht-
lich der Leistungsparameter quantitativ eingeordnet. Dazu dienen die in Kapitel 2.2
definierten Leitungsparameter der Düse. Die Leistungsbeiwerte aus den Simulationen
können mit den Ergebnissen experimenteller Messungen von ASE FluiDyne Aerotest
Laboratory verglichen werden. Des Weiteren wurde noch der Totaldruckverlust am Dü-
senausgang ermittelt. Hier soll der durch die temperaturkorrigierten Turbulenzmodelle
50
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Konturplotts der Totaltemperaturverteilung im Längsschnitt durch die Düse für alle ge-
testeten Turbulenzmodelle sind in Abbildung 4.3 dargestellt. Dabei ist die Strömung
für den Fall 1.6-1.1-2.4 gezeigt. Die Variante mit Temperaturkorrektur ist jeweils in der
unteren Bildhälfte dargestellt. Vor allem beim SST Modell ist eine verstärkte Ausmi-
schung im Vergleich zum k-ǫ Ansatz zu erkennen. Die unterschiedliche Form des Mischers
jeweils in der oberen und unteren Bildhälfte ist der Darstellung geschuldet. Um die spie-
gelbildliche Abbildung zu realisieren, wurde in ParaView für die Darstellung der unteren
Bildhälfte das Bild um 180◦ rotiert, ebenso wie die Geometrie des Mischers. Daher ist
dieser in der oberen und unteren Bildhälfte jeweils einmal von der einen, das andere Mal
von der anderen Seite zu sehen, was aber nicht weiter irritieren soll.
Besser erkennen lässt sich die Ausmischung bei Schnitten an verschiedenen x/D Positio-
nen in Bild 4.4 (x/D = 0, 0 befindet sich am Düsenausgang). Das Temperaturprofil beim
SST Modell scheint gegenüber dem k-ǫ Modell prinzipiell diffusiver zu sein. Dies setzt
sich auch bei den Modellen mit Temperaturkorrektur fort. Vergleicht man das k-ǫ und
k-ǫ-TC miteinander, fällt hauptsächlich die Verkürzung des heißen Potentialkerns auf.
Beim k-ω-SST-TC Modell ist die Wirkung der Temperaturkorrektur am stärksten. Be-
reits bei x/D = −0, 7, also auf etwa halbem Weg zwischen Mischer- und Düsenaustritt,
sind Temperaturspitzen vor allem in den Mischerwirbeln bereits deutlich abgebaut. Ein
Grund für die stärkere Ausmischung ist die erhöhte Turbulenz im Nachlauf des Mischers.
Bild 4.5 zeigt wiederum den Längsschnitt durch die Düse. Hier ist die turbulente kine-
tische Energie dargestellt. Es ist zu sehen, dass das SST Modell auch im Nachlauf der
Düsengondel mehr Turbulenz erzeugt. Besser zu erkennen ist der Einfluss der Modelle
auf die Turbulenz im Mischernachlauf in Abbildung 4.6 an unterschiedlichen x/D Sta-
tionen. Während das k-ǫ-TC gegenüber dem standard k-ǫ Modell nur unwesentlich mehr
Turbulenz erzeugt ist der Unterschied zwischen dem k-ω und k-ω-TC deutlich größer.
Besonders auffällig ist, dass die hohe Turbulenz direkt im Nachlauf des Mischers beim
SST-TC Modell ab Verlassen der Düse zu einer geringeren Produktion von k führt als
beim standard SST Modell. Die starke Aufspreizung direkt hinter dem Mischer reduziert
offensichtlich die lokalen Geschwindigkeitsgradienten so, dass nachfolgend die Produkti-
on der turbulenten kinetischen Energie sinkt.
Der höhere Einfluss der Totaltemperatur beim SST Modell liegt hauptsächlich an der
51
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.3.: Totaltemperaturverteilung der OT-Düse für den Fall 1.6-1.1-2.4. Oberes
Bild, oberer Teil: k-ǫ, unterer Teil: k-ǫ-TC. Entsprechend unteres Bild,
obere Hälfte: k-ω-SST, untere Hälfte: k-ω-SST-TC.
Formulierung des normierten Temperaturgradienten in (4.3), bzw. (4.6). Hier geht ne-
ben der Totaltemperatur noch das turbulente Längenmaß k 3/2 /ǫ, bzw. k 1/2 /(β ∗ ω) mit
ein. Letzteres ist im Nachlauf des Mischers größer als beim k-ǫ Turbulenzmodell und
52
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.4.: Totaltemperaturverteilung der OT-Düse für den Fall 1.6-1.1-2.4 an un-
terschiedlichen x/D Positionen. Von links nach rechts: k-ǫ-TC, k-ǫ, k-ω-
SST-TC, k-ω-SST. Von oben nach unten: x/D = −1, 4; −0, 7; 0, 0; 0, 7;
1, 4;
53
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.5.: Verteilung der turbulenten kinetischen Energie der OT-Düse für den Fall
1.6-1.1-2.4. Oberes Bild, oberer Teil: k-ǫ, unterer Teil: k-ǫ-TC. Entspre-
chend unteres Bild, obere Hälfte: k-ω-SST, untere Hälfte: k-ω-SST-TC.
54
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.6.: Verteilung der turbulenten kinetischen Energie der OT-Düse für den Fall
1.6-1.1-2.4 an unterschiedlichen x/D Positionen. Von links nach rechts:
k-ǫ-TC, k-ǫ, k-ω-SST-TC, k-ω-SST. Von oben nach unten: x/D = −1, 4;
−0, 7; 0, 0; 0, 7; 1, 4;
55
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.7.: Verteilung des temperaturabhängigen Faktors CT der OT-Düse für den
Fall 1.6-1.1-2.4. Oberer Teil: k-ǫ-TC, untere Hälfte: k-ω-SST-TC.
56
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Kernstroms. Somit werden sich dadurch auch die viskosen Verluste erhöhen, die wieder-
um den Massenstrom reduzieren. Die Modelle mit Temperaturkorrektur führen durch
ihre verbesserte Ausmischung für höhere TR zu geringeren Durchflusskoeffizienten als
das jeweilige Standardmodell. Dass das k-ω-SST-TC am stärkesten mischt kann eben-
falls in den Diagrammen abgelesen werden. Es führt zu den größten Verlusten bzw. zum
geringsten CD .
Verglichen mit den Ergebnissen aus den Experimenten liefert die CFD durchweg zu ge-
ringe Werte für den Durchflusskoeffizienten. Allerdings scheint der qualitative Verlauf
der Kurven mit Temperaturkorrektur die Experimente besser zu treffen.
Der Verlauf des Geschwindigkeitskoeffizienten über TR ist in den Abbildungen 4.10 und
4.11 dargestellt. CV als Verhältnis von erreichtem Bruttoschub des gemischten Systems
zum ideal ungemischten Schub kann hier auch als eine Art Mischungseffizienz gesehen
werden. Je effizienter der Mischer funktioniert und der Grad der Ausmischung ist, desto
höher fallen die Werte für CV aus. Die berechneten Werte für CV die mit dem SST Mo-
dell erreicht werden liegen leicht oberhalb der Kurven des k-ǫ Turbulenzmodells. Somit
spiegelt der Verlauf auch hier die prinzipiell höhere Ausmischung in den Konturplots
des SST gegenüber dem k-ǫ Modell wider. Ebenso lässt sich in den Kurven für den Ge-
57
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
58
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
de haben. Zum einen weicht die im Experiment verwendete Geometrie von der aus der
Simulation ab. Aufgrund eines Fertigungsfehlers seitens FluiDyne hat der Mischer im
CFD Modell eine andere Taktung der Mischerblüten als im Experiment. Das Netz für die
von Rolls-Royce neu verteilten Geometrie wurde nicht mehr rechtzeitig fertiggestellt. Al-
lerdings kann diese geometrische Abweichung wohl vernachlässigt werden und hat keinen
Einfluss auf die Leistungsparameter, wie in Kapitel 5 noch gezeigt wird. Eine weitere
Erklärung für das Abweichen der Messungen könnte an der Position der Datenerfas-
sung liegen. Während die Experimente an den Charging-Planes, kurz vor Eintritt in
den Mischer, ausgewertet wurden, wurden diese Ebenen bei der Netzgenerierung nicht
berücksichtigt und die Daten in der CFD an den numerischen Einlässen erfasst. Eine
nachträgliche Auswertung der CFD Ergebnisse an den Charging-Planes wäre nur mit
sehr großem Aufwand möglich gewesen. Ferner wurde im Experiment ein sogenannter
Spacer installiert. Dieser soll die thermische Ausdehnung des experimentellen Aufbaus
berücksichtigen und wurde für ein Totaltemperaturverhältnis von 2,6 optimiert. Somit
sollten die experimentellen Daten mit TR nahe diesem Wert am genauesten sein. Weitere
Gründe für Abweichungen können auch Messungenauigkeiten sein. So wurden die Tem-
59
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
peraturen für die kalten Fälle über eine Korrekturformel bestimmt [110]. Wie in Kapitel
5 gezeigt wird, führt auch die Annahme einer konstanten spezifischen Wärmekapazität
in der Simulation bei höheren Totaltemperaturverhältnissen zu Abweichungen. Zuletzt
gibt es in der CFD prinzipiell immer Unsicherheiten auf Grund numerischer Einflüsse
wie z. B. Gitterabhängigkeit, Diskretisierungsschemata, etc.. Die Einflüsse dieser Para-
meter werden zum Teil in der Falluntersuchung in Kapitel 5 noch analysiert.
Abschließend soll noch der Totaldruckverlust der Korrekturmodelle beziffert werden.
Gemeint ist die Differenz des massengemittelten Totaldrucks an der Düsenauslassfläche
des jeweiligen temperaturkorrigierten Turbulenzmodells gegenüber der nicht korrigierten
Berechnung. Das Ergebnis ist in Schaubild 4.12 dargestellt. Wie zu sehen ist, führen die
temperaturkorrigierten Modelle zu zunehmendem Totaldruckverlust für steigende TR.
Der Anstieg beim k-ω-SST scheint degressiv zu sein, während er beim k-ǫ Modell pro-
gressiv ist. Ob die Düsenströmung über- oder unterkritisch ist, scheint dabei allerdings
eine vernachlässigbare Rolle zu spielen. Die Verluste können sich zum einen durch die hö-
here Turbulenz und turbulente Viskosität innerhalb des Düsenkontrollvolumens erklären
lassen. Zum anderen steigt bei den Modellen mit Temperaturkorrektur der Wärmetrans-
fer in der Mischungsscherschicht, was zu einer höheren Entropieproduktion führt. Es sei
60
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
hier darauf hingewiesen, dass das hier präsentierte Ergebnis hinsichtlich des Totaldruck-
verlusts auf Grund eines Auswertungsfehlers von dem bereits veröffentlichten Resultat
in [113] abweicht.
61
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Bei den Kaltrechnungen wurde beobachtet, dass hier beide Turbulenzmodelle fast diesel-
ben Ergebnisse für CV und CD liefern. Dies legt den Schluss nahe, dass die Unterschiede
zwischen SST und k-ǫ Modell hauptsächlich aus der Energiegleichung kommen. Da das
SST Modell im Nachlauf des Mischers mehr Turbulenz erzeugt, verbessert es auch die
thermische Ausmischung.
Die Werte aus den Messungen konnten nur für CV und die überkritische Düsenströmung
gut getroffen werden. Für die restlichen Rechnungen liefert die CFD zu geringe Werte.
Allerdings scheinen die Modelle mit Temperaturkorrektur nun qualitativ besser mit den
FluiDyne Messungen übereinzustimmen. Um näher an den experimentellen Daten zu
liegen müssen außerdem numerische Fehler und Ungenauigkeiten minimiert werden. In
Kapitel 5 wird der Einfluss solcher Parameter zum Teil quantifiziert. Es soll jedoch noch
betont werden, dass auch die experimentellen Daten nicht über alle Zweifel erhaben sind.
So müssen vor allem die Messwerte für die kalten Düsenströmungen kritisch betrachtet
werden.
Bei der Auswertung des massengemittelten Totaldrucks am Düsenauslass wurde gezeigt,
dass die Modelle mit Temperaturkorrektur gegenüber den Standardmodellen zu einem
Totaldruckverlust führen. Für das SKE nimmt dieser mit steigendem TR progressiv zu,
für das SST hingegen degressiv.
Die hier gezeigten Ergebnisse zur Temperaturkorrekturmethode wurden in zwei Konfe-
renzen vorgestellt und veröffentlicht [110, 113].
62
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
63
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Für eine bessere Bestimmung der turbulenten Prandtlzahl bzw. Verbesserung der Wär-
meleitung basierend auf dem EDM existieren mehrere Modelle. Die Ansätze reichen
von algebraischen Modellen zur Vorhersage bis hin zu differentiellen Methoden. Kays
[23] findet eine algebraische Formel für eine variable turbulente Prandtlzahl. Weitere
algebraische Modelle finden sich in [24, 25, 26, 27]. Interessant ist auch der Ansatz
zur differentiellen Bestimmung der turbulenten Prandtlzahl oder der Wärmeleitzahl. So
z.B. die Autoren Nagano und Kim [115], und darauf aufbauend Youseff et al. [116] sowie
Deng et al. [117]. Diese formulieren die turbulente Wärmeleitfähigkeit als Funktion des
Zeitmaßstabs der Geschwindigkeits- und der Temperaturturbulenz in folgender Form:
m !n
k θ2
λT ∝ k , (4.9)
ǫ ǫθ
wobei m und n hier konstante Exponenten sind. Die Größen θ2 und ǫθ sind die gemittel-
te Temperaturvarianz sowie deren Dissipationsrate. Die beiden Größen werden mittels
entsprechender Transportgleichungen bestimmt.
Chidambaram et al. [28] verwendeten diesen Ansatz wahrscheinlich als Erste zur Vor-
hersage der turbulenten Prandtlzahl von Heißstrahlströmungen. Anstatt einer üblichen
konstanten turbulenten Prandtlzahl wird hier ein variables P rT formuliert. Mit λT =
cp µT /P rT und in Anlehnung an Gleichung (4.9) wurde die turbulente Prandtlzahl wie
folgt definiert:
r
Cµ k 2ǫθ
P rT = . (4.10)
Cλ ǫ θ2
Cµ ist die Konstante aus dem k-ǫ Modell, Cλ ist eine weitere Modellkonstante. Auch hier
sind zusätzlich zu einem Turbulenzmodell wie dem k-ǫ Modell die Lösung der Transport-
gleichungen für die Temperaturvarianz und deren Dissipationsrate notwendig. Während
Chidambaram et al. mehr die generelle Anwendbarkeit des Modells an einfachen Geome-
trien testen, versuchen sich Kenzakowski et al. [29] an anwendungsnäheren Testrechnun-
gen. Jedoch zeigt das Modell nur teilweise Erfolg. Für eine singuläre Düse mit M a = 2, 0
scheint das Modell zu funktionieren. Bei Simulationen von Koaxialdüsen, die mit einer
64
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Selbst wenn es gelingen sollte ein Modell zu finden, das die turbulente Prandtlzahl in al-
len Bereichen des Rechengebiets korrekt vorhersagt, bringt das Eddy Diffusivity Modell
immer noch ein unumgängliches Defizit mit sich. Dieses liegt an der möglichen Wär-
meleitrichtung die sich gemäß des EDM aus Gleichung (3.24) ergeben kann. So ist die
Richtung der Wärmeübertragung praktisch vorgegeben durch den Temperaturgradien-
ten. Messungen [30, 31] ergeben jedoch, dass selbst wenn der Temperaturgradient in
Strömungsrichtung viel kleiner ist als normal dazu, der turbulente Wärmestrom parallel
zur Fließrichtung um ein Vielfaches größer sein kann.
Ein potentieller Lösungsweg könnte die direkte Formulierung des turbulenten Wärme-
stromterms über einen differentiellen Ansatz darstellen. Von Launder [66, 121] wird
dieses Verfahren als Diffenrential Second-Moment Closure (DSM) bezeichnet. Die Diffe-
rentialgleichung für den turbulenten Wärmestrom wird über eine Momentenmethode ge-
wonnen. Dabei ist die Vorgehensweise analog zur Herleitung des Reynolds-Stressmodells.
Die Gleichung für das DSM kann gewonnen werden, indem die Impulsgleichung mit der
fluktuierenden Größe der Temperatur θ und die thermische Energiegleichung mit der
fluktuierenden Geschwindigkeitsgröße multipliziert wird. Beide Gleichungen addiert und
gemittelt ergibt die gewünschte Transportgleichung für den turbulenten Transport der
Größe θ. Einen gute Übersicht über diesen Ansatz und unterschiedliche Schließungsme-
thoden bietet z. B. [122].
Dieser Ansatz bietet grundsätzlich großes Potential den turbulenten Wärmestromvek-
tor physikalischer zu modellieren als es durch das Eddy Diffusivity Modell möglich ist.
Zum einen weil keine turbulente Prandtlzahl bestimmt werden muss, zum anderen weil
die Multidimensionalität der Wärmeleitrichtung bei dieser Methode besser berücksich-
tigt wird. Aufgrund der Vorteile und des grundsätzlichen Potentials des DSM soll dieser
Ansatz in dieser Arbeit verwendet werden.
Als Basis für das verwendete Modell dient die Veröffentlichung von Lai und So [123].
Diese geben für den inkompressiblen Transport von u′i θ folgende Gleichung an:
65
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
" #
∂ e ′ ∂ ∂ θ∂u ′
j u ′
j ∂θ
Uk uj θ = − u′ u′ θ + ν +λ
∂xk ∂xk j k ∂xk ∂xk ∂xk
(4.11)
∂ Te ej
∂U θ ∂p′ ∂u′j ∂θ
−u′j u′k −u′k θ − − (ν + α) ,
∂xk ∂xk ρ ∂xj ∂xk ∂xk
t v
Cjθ = Djθ + Djθ + Pjθ,1 + Pjθ,2 + Φ∗jθ − ǫjθ . (4.12)
Die Bedeutung der Terme in Gleichung (4.12) ist von links nach rechts der konvektive
Transport, der turbulent-diffusive Transport, der viskos-diffusive Transport, Produktion
durch Temperaturgradienten, Produktion durch Scherung, Pressure-Scrambling und die
molekulare Dissipation. Da in den in dieser Arbeit verwendeten Rechennetzen die Grenz-
schicht nicht voll aufgelöst, sondern mit Wandfunktionen überbrückt wird, kann für das
DSM die sogenannte High-Reynolds Version verwendet werden. Gemäß [124] können für
High-Reynolds Strömungen und isotroper Turbulenz der zweite und sechste Term auf der
rechten Seite von Gleichung (4.12) vernachlässigt werden. Die einzigen Terme die es noch
zu modellieren gilt sind somit die turbulente Diffusion und das Pressure-Scrambling.
Die modellierten Terme und Konstanten wurden alle von [123] übernommen. Der tur-
bulent diffusive Transport wurde mit dem Ausdruck
!
k ′ ′ ∂uk θ
′ ∂u′j θ
− u′j u′k θ = cθs uj ul + uk ul
′ ′
(4.13)
ǫ ∂xl ∂xl
modelliert. Dieser Ansatz wird auch in [125] vorgeschlagen. Die Modellkonstante cθs wird
mit 0,11 angegeben. Laut [126] gibt dieses Modell prinzipiell eine gute Übereinstimmung
mit Messwerten.
Für die Modellierung des Pressure-Scrambling Terms wurde nur der High-Reynolds An-
teil gemäß [123] berücksichtigt. So ergibt sich
66
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Φjθ,1 repräsentiert den fluktuierenden Anteil, Φjθ,2 die Spannungskomponente und Φjθ,w
ist der Wandreflektionsterm. Φjθ,1 ist modelliert durch
ǫ
Φjθ,1 = −c1θ u′j θ (4.16)
k
und Φjθ,2 durch
ej
∂U
Φjθ,2 = −c2θ Pjθ,2 = c2θ u′k θ , (4.17)
∂xk
mit den Modellkonstanten c1θ = 3, 0 und c2θ = 0, 4. Lai und So erzielten sehr gute Ergeb-
nisse unter Vernachlässigung von Φjθ,w und stellen diesen Term stark in Frage. Sie folgern
aus ihren Ergebnissen, dass der Wandreflektionsterm unnötig ist, zumindest unter Ver-
wendung von Gleichung (4.16) und (4.17) für das Modell des Pressure-Scramblings. Auf
Grund dieser Folgerung und der Unsicherheit bei der Berücksichtigung von Φjθ,w , wurde
dieser Term hier ebenfalls vernachlässigt.
Die Verwendung eines differentiellen Schließungsansatzes für den turbulenten Wärme-
strom, zusammen mit einem Zweigleichungsturbulenzmodell und in Verbindung mit einer
stark kompressible Strömung, ist vermutlich der erste Kombinationsversuch dieser Art.
Folglich gibt es auch in der Literatur keine speziell auf diese Anwendung abgestimmten
Modelle und Koeffizienten, denen man sich bedienen könnte. So variieren z. B. die in
anderen Arbeiten verwendete Koeffizienten für c1θ mit Werten zwischen 2,5 und 9,7 recht
stark [124, 127, 128]. Es wurde daher gerade für diese erste Anstrengung versucht, den
Ansatz für die Formulierung des turbulenten Wärmestroms im Sinne von Allgemeingül-
tigkeit und im Hinblick auf etwaige Modellierungsunsicherheiten eher konservativer zu
gestalten. Auch das Handbook of Fluid Dynamics [124] gibt diese hier gewählte For-
mulierung für das Pressure-Scrambling mit den gewählten Koeffizienten c1θ = 3, 0 und
c2θ = 0, 4 als den wohl gebräuchlichsten Ansatz an.
Mit allen Schließungsansätzen und getroffenen Annahmen lautet die modellierte Trans-
portgleichung inklusive zeitlicher Ableitung jetzt
" !#
∂ ∂ ∂ k ∂u′ θ ∂u′j θ
u′j θ + Uek u′ θ = cθs u′j u′l k + u′k u′l
j
∂t ∂xk ∂xk ǫ ∂xl ∂xl
(4.18)
∂ Te ej
∂U ǫ ej
∂U
− u′j u′k − u′k θ − c1θ u′j θ + c2θ u′k θ .
∂xk ∂xk k ∂xk
67
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Zum Berechnen der Düsenströmung muss Gleichung (4.18) allerdings auch für kom-
pressible Strömungen anwendbar sein. D.h. die Gleichung muss in Erhaltungsform für
kompressible Medien umgeschrieben werden. Gleichung (4.18) zusammen mit der An-
nahme ρτij = −ρu′′i u′′j aus (3.18) ergibt für den turbulenten Transport von θ für den
kompressiblen Fall
" !#
∂ ∂ ∂u′′j θ
ρu′′j θ + Uek ρu′′ θ = ∂ cθs k −ρτjl
∂u′′k θ
− ρτkl
j
∂t ∂xk ∂xk ǫ ∂xl ∂xl
(4.19)
∂ Te ej
∂U ǫ ej
∂U
+ ρτjk − ρu′′k θ − c1θ ρu′′j θ + c2θ ρu′′k θ .
∂xk ∂xk k ∂xk
qT j = cp ρu′′j θ. (4.20)
4.3.2. Ergebnisse
68
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.13.: Verteilung der statischen Temperatur der OT-Düse für den Fall 1.6-1.1-
2.4 im Längsschnitt. Oberes Bild P rT = 0, 9; mittleres Bild P rT = 0, 5;
unteres Bild DSM.
gleich des EDM mit P rT = 0, 5 und dem DSM Modell fällt bei genauerer Betrachtung
auf, dass beide Modelle in verschiedenen Bereichen unterschiedlich stark mischen. So
mischt das DSM Modell z. B. im direkten Nachlauf des Mischers stärker als das EDM.
69
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
In diesem Bereich wird angenommen, dass die Strömung voll turbulent und dreidimen-
sional ist. Gemäß Birch et al. [19] macht dieses Verhalten des differentiellen Modells hier
Sinn. Birch et al. geben an, dass die thermische Mischung in voll turbulenten Scher-
schichten sehr groß werden kann. Als Zahlenwert wird hier eine turbulente Prandtlzahl
von ca. 0,4 angegeben und liegt somit unterhalb des Werts für das Eddy Diffusivity
Modells. Entlang des heißen Potentialkerns in der Nähe des Plugs liegt die Mischung
des DSM hingegen zwischen den Rechnungen mit P rT = 0, 9 und P rT = 0, 5. Auch
dies erscheint sinnvoll, denn in Achsennähe nahe des Plugs nähert sich der Strahl einer
axialsymmetrischen Form. Die Stromlinien verlaufen mehr geschichtet und haben einen
eher zweidimensionalen Charakter. Der in [19] für axialsymmetrische Strömungsbereiche
angegebene Wert für die turbulente Prandtlzahl liegt bei ca. 0,7 und damit zwischen den
verwendeten Werten für das EDM. Besser zu erkennen ist der Vergleich in Abbildung
4.14, wo die Temperaturkonturen an unterschiedlichen Ebenen entlang der x-Achse ge-
zeigt werden. Im Nachlauf des Plugs mischt das EDM mit P rT = 0, 5 bis in etwa zum
Düsenausgang leicht stärker als das DSM. Danach nimmt die Mischung des differenti-
ellen Modells gegenüber dem algebraischen Modell wieder leicht zu. Gut erkennbar ist
auch der Unterschied zwischen EDM und DSM im Nachlauf des Mischers. Besonders gut
zu erkennen ist dies auf ca. halbem Weg zwischen Mischeraustritt und Düsenausgang bei
x/D=-0,7, wo die Temperaturspitzen beim DSM in den Mischerwirbeln am geringsten
sind.
Eine Verteilung der berechneten Größe u′′j θ ist in Abbildung 4.15 zu sehen. In diesen
Konturplotts wird die Dreidimensionalität des turbulenten Wärmestromvektors deut-
lich (dabei zeigt x in Strömungsrichtung, y in die Bildebene hinein und z nach oben). Es
ist ersichtlich, dass die Werte für u′′1 θ parallel zur Hauptströmungsrichtung große Werte
annehmen können, was einen großen thermischen Transport qT1 in diese Richtung zur
Folge hat. Der Betrag von u′′1 θ scheint in den meisten Gebieten des Strömungsfelds größer
zu sein als u′′2 θ und u′′3 θ, die hauptsächlich normal zur Hauptströmungsrichtung zeigen.
Dadurch, dass die Richtung der Wärmeübertragung beim EDM nur vom Temperatur-
gradienten abhängig ist, wäre die Wärmestromkomponente qT1 hier erwartungsgemäß
quasi null.
In Schaubild 4.16 und 4.17 sind die Durchflusskoeffizienten dargestellt. Die Charakte-
ristik der Kurven entspricht der aus Abschnitt 4.2 und zeigt sinkende Durchflusskoeffi-
zienten für steigende Totaltemperaturverhältnisse. Der Vollständigkeit halber sind auch
wieder die von FluiDyne experimentell ermittelten Leistungsbeiwerte aufgetragen. Auf
deren Verläufe und Abweichung zu den Simulationen soll in diesem Abschnitt nicht mehr
eingegangen werden. Es wird hier auf die Diskussion in Kapitel 4.2 verwiesen. Die beiden
70
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.14.: Temperaturprofile der OT-Düse für den Fall 1.6-1.1-2.4. Von links nach
rechts: P rT =0,9, P rT =0,5, DSM. Von oben nach unten: x/D=-1,4, -
0,7, 0,0, 0,7, 1,4 (x/D=0,0 ist Düsenaustrittsfläche).
71
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.15.: Verteilung von u′′j θ der OT-Düse für den Fall 1.6-1.1-2.4 im Längs-
schnitt. Oberes Bild u′′1 θ; mittleres Bild u′′2 θ; unteres Bild u′′3 θ.
Kurven des EDM liefern dieselben Ergebnisse für die Kaltrechnungen (TR=0,0). In Rich-
tung steigender TR divergieren beide Kurven aber auseinander und so liefert das Modell
mit besserer Ausmischung für P rT = 0, 5 gegenüber 0,9 geringere Werte für CD . Für
das DSM fällt allerdings auf, dass bereits bei den Kaltrechnungen die Punkte unterhalb
des algebraischen Modells liegen. Erhöht man die Temperatur am Kernstrom nähern
sich die Ergebnisse denen für P rT = 0, 5 an. Bei der Darstellung des Geschwindigkeits-
koeffizienten in Abbildung 4.18 und 4.19 zeigt sich ähnliches. Die Kurvencharakteristik
ist aus Kapitel 4.2 wieder bekannt. Bei derselben Totaltemperatur am Fan- und Kern-
stromeintritt ist CV quasi unabhängig von der turbulenten Prandtlzahl. Erhöht man
72
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
hingegen TR, spiegelt sich die bessere Ausmischung in stärker ansteigenden Geschwin-
digkeitskoeffizienten wider. Auch bei den Plots von CV sieht man, dass das DSM bereits
für die Kaltrechnungen höhere Werte liefert. Folgt man der Kurve zu höheren Totaltem-
peraturverhältnissen, liegt der Geschwindigeitskoeffizent am Ende leicht oberhalb des
EDM mit P rT = 0, 5. Bei der Auswertung der Rechnungen fiel auf, dass das einfachere
algebraische Schließungsmodell für den turbulenten Wärmestrom leicht besser konver-
giert als das differentielle Verfahren. Während die Massenstrombilanz über alle Ein-
und Auslässe bei allen Rechnungen auf einem ähnlich niedrigen Niveau liegt, fällt bei
der Totalenthalpieflussbilanz ein kleiner Unterscheid auf. Tabelle 4.2 zeigt die positive
Totalenthalpieflussdifferenz zwischen den Eintrittsflächen von Bypass- und Kernstrom
gegenüber dem Düsenaustritt. Für das Eddy Diffusivity Modell liegt die Differenz für
alle Betriebspunkte auf einem ähnlichen Niveau. Die Totalenthalpie steigt innerhalb der
Düse zwischen Eintritts- und Austrittsflächen etwa gleich stark an. Beim DSM fällt auf,
dass die Differenz bei den Kaltrechnungen größer ist als bei den Heißrechnungen. Für
die hohen Totaltemperaturverhältnisse gleichen sich die Werte für die Totalenthalpie-
flussdifferenz zwischen Ein- und Austritt dem algebraischen Modell in etwa an. Diese
zusätzliche Energie, welche beim differentiellen Modell innerhalb des Düsenkontrollvo-
73
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
lumens entsteht und vermutlich aus zu hoher numerischer Dissipation resultiert, könnte
die Diskrepanz der Ergebnisse für CD und CV bei den Rechnungen mit geringerem TR
erklären, da die Leistungsparameter erfahrungsgemäß äußerst sensibel sind. Die Unter-
schiede zwischen Heiß- und Kaltrechnungen beim DSM könnten durch leicht stärkere
Überschwinger der Temperaturverteilung in den thermischen Grenzschichten erklärbar
sein. Es zeigt sich, dass sich die Wandgrenzschicht beim differentiellen Ansatz leicht
stärker erhitzt als beim algebraischen Modell. Die Wandtemperaturen für den Fan- und
Kernstrombereich sind exemplarisch für den Fall 1.6-1.1-2.4 in Abbildung 4.20 darge-
stellt. Da bei den Heißrechnungen die Totalenthalpie aufgrund des heißeren Kernstroms
insgesamt auf einem deutlich höheren Niveau ist, fallen möglicherweise die Einflüsse aus
der Grenzschicht weniger ins Gewicht. Lai und So zeigen, dass mit ihrem Modell die Wie-
dergabe der Temperatur nahe der Wand prinzipiell sehr gut ist. Allerdings wird in deren
Arbeit das Modell für eine voll aufgelöste Wandgrenzschicht verwendet. Eventuell hat
der hier verwendete High-Reynolds Ansatz, also mit der Überbrückung des wandnahen
Bereichs in diesem Gebiet, Defizite. Während die Kaltrechnungen für die Leistungsbe-
wertung der betrachteten Düse eher akademische Rechenbeispiele darstellen, sind die
Heißrechnungen um TR=2,5 hingegen am interessantesten. Für diese realitätsnäheren
74
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
75
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
76
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
77
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Die von Rolls-Royce Deutschland zur Verfügung gestellten experimentellen Daten sind
Messungen eines gemischten Rolls-Royce Düsensystems. Die Messungen wurden für den
in 4.1.2 beschriebenen Sideline Fall durchgeführt, und wurden bei QinetiQ in England
vorgenommen.
Die experimentellen Messungen erfolgten an einem Düsenmodell, welches wie das ent-
sprechende CFD-Modell (RR-Düse) einen Maßstab von ca. 1:5 gegenüber der Original-
düse aufweist. Gegenüber der simulierten Geometrie ist die Düse im Experiment leicht
geknickt. Dies kann später anhand der Konturplotts gut erkannt werden. So wandern
das Totaldruckprofil und das Totaltemperaturfeld in den Darstellungen mit zunehmen-
dem Abstand vom Auslass in Richtung der oberen rechten Bildecke. Für die Messungen
wurde je eine Traverse mit 12 Messsensoren verwendet. In radialer Richtung besitzen die
Sensoren je einen Abstand von 10 mm zueinander. Um das komplette Feld zu erfassen
wurde der Messrechen in Intervallen von je 2◦ gedreht. Gemessen wurde an zwei Posi-
tionen in axialer Richtung. Einmal 5 mm hinter dem Düsenausgang, das zweite Profil
wurde mit Abstand von einem Düsendurchmesser hinter der Düsenauslassebene gene-
riert.
Die Messdaten wurden zuerst mit der kommerziellen Software Tecplot 360 2012R1 aus-
gewertet und anschließend mit ParaView visualisiert. Da nichts genaueres bekannt ist
wird davon ausgegangen, dass die Datenfelder jeweils die Profile wie üblich mit Blick in
Richtung in die Düse zeigen.
78
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Totaltemperaturmessung
Die Messung des Totaltemperaturfelds ist in ein Datenfeld für den Kernstrom und den
Bypassstrom unterteilt. Beide Felder wurden in Tecplot zu einem Feld zusammengefasst.
Das Netz der Messsensoren ist in Abbildung 4.21 dargestellt. Die Datenpunkte sind für
die jeweiligen Gitterknoten erhältlich.
Abbildung 4.21.: Messgitter für die Totaltemperaturmessung. Das Netz ist unterteilt in
einen Bypass- und Kernstrombereich.
Die achsennahen Sensoren befinden sich bei +5 mm und -5 mm in radialer Richtung. Bei
einer 360◦ Rotation der Traverse wird das Feld in Achsennähe also überlappend bzw.
doppelt gemessen. Für die Auswertung wurden deshalb für die Werte bei +5 und -5 mm
Mittelwerte berechnet. Im zur Verfügung gestellten Datenfeld für x/D=1,0 (x/D=0 ist
Düsenauslassebene) waren manche Temperaturmessungen offensichtlich fehlerhaft und
weisen Werte weit unterhalb von 0◦ C auf. Diese fehlerhaften Messpunkte konnten teil-
weise durch interpolierte Werte umliegender Messwerte ersetzt werden. Die Messung 5
mm hinter dem Düsenauslass ist in Abbildung 4.22 dargestellt. Die Daten für x/D=1,0
sind in Bild 4.23 zu sehen. Weiß eingerahmt sind hier bereits die grafischen Vergleichs-
flächen für die CFD. Diese entsprechen in etwa einem numerisch simulierten Segment
der Düse.
79
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
80
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Totaldruckmessung
Das Messgitter für den Totaldruck ist in Darstellung 4.24 abgebildet. Hier befinden
sich die Sensoren nahe der Achse bei -10 mm, 0 mm und +10 mm. Da das volle 360◦
Feld gemessen wurde, überlappen sich die Messpunkte auch hier in der Mitte. Für die
grafische Auswertung wurden daher die Messwerte bei -10 mm ignoriert. Somit reduziert
sich die Anzahl der Datenpunkte in radialer Richtung auf elf Punkte. Ferner weisen die
übermittelten Werte zum Teil unphysikalisch hohe Werte auf. Dies betrifft jeweils den
neunten Messfühler in radialer Richtung (aufsteigend und ausgehend vom Ursprung in
der Achsenmitte). Diese Werte wurden alle ersetzt, indem zwischen dem jeweils weiter
innen liegenden und dem außen liegenden Messpunkt der Traverse interpoliert wurde. Die
sich nun ergebenden Totaldruckprofile sind in den Bildern 4.25 und 4.26 dargestellt.
Hier werden die numerischen Lösungen für den Sideline-Fall der RR-Düsenströmung
präsentiert.
Zur Berechnung der kinetischen Turbulenz kommt wieder das k-ǫ Turbulenzmodell zum
Einsatz. Um den turbulenten Wärmestrom zu schließen werden die aus Abschnitt 4.2
und 4.3 bekannten und getesteten Modelle verwendet. Sowohl das Strömungsfeld, als
81
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.25.: pt /p∞ aus Experiment 5 mm hinter dem Düsenaustritt. Die weiß
eingerahmte Fläche entspricht in etwa dem numerisch berechneten
Düsensegment.
Abbildung 4.26.: pt /p∞ aus Experiment bei x/D=1,0. Die weiß eingerahmte Fläche ent-
spricht in etwa dem numerisch berechneten Segment.
82
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
auch die kinetischen und thermischen Modelle werden vollständig mit zweiter Ordnung
im Raum diskretisiert. Auch sonst werden die bekannten, bereits beschriebenen Ein-
stellungen verwendet. Wie in 4.1.2 erläutert, wird das 45◦ -Segment der RR-Düse mit
periodischen Seitenrandbedingungen gerechnet um der im Experiment getesteten Geo-
metrie zu entsprechen.
Gerechnet wurde mit den Modellen EDM (P rT = 0, 9 und 0, 5), DSM und TC. Die Ver-
teilungen der Totaltemperatur für die Ebene nahe dem Düsenausgang sind in Abbildung
4.27 gegenübergestellt. Die Resultate bei x/D=1,0 sind in Bild 4.28 wiedergegeben. Die
Simulationsergebnisse können jeweils mit den experimentellen Daten in Bild 4.22 und
4.23 verglichen werden.
Vergleicht man die Rechnungen untereinander fällt auf, dass die schwächste thermische
Ausmischung für das EDM mit P rT = 0, 9 erzielt wird. Die Ergebnisse für das EDM mit
P rT = 0, 5 und das DSM nahe dem Düsenauslass sehen sehr ähnlich aus. Das Tempera-
turkorrekturmodell von Abdol-Hamid scheint vor allem nahe dem heißen Potentialkern
stark zu mischen. Der Vergleich mit der experimentellen Totaltemperaturmessung of-
fenbart jedoch, dass keine der Simulationen den thermischen Mischungsgrad aus dem
Versuch aufweist. Die im Experiment ermittelte Totaltemperaturkontur scheint deutlich
diffusiver und der Vergleich zeigt, dass in den numerischen Modellen zu geringe ther-
mische Mischung erzielt wird. Deutlich ist der Unterschied auch bei x/D=1,0. Das sich
aus den Messungen ergebende Temperaturbild ist viel stärker vermischt. Temperatur-
spitzen befinden sich hier nur noch im Bereich des heißen Potentialkerns, während in
den Rechnungen auch in den Wirbeln noch hohe Temperaturen herrschen. Abgesehen
vom generell höheren Totaltemperaturbetrag im Vergleich zum Experiment, scheint auch
83
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
das Strömungsbild nicht ganz dem experimentell gemessenen zu entsprechen. So ist der
Heißstrahl des Wirbelpaars aus den beiden simulierten Mischerblüten bei x/D=1,0 im
Nachlauf des Mischers noch deutlich abgrenzbar zu erkennen. Im Experiment ergibt sich
hier ein anderes Bild.
Die Abweichung der Totaldruckprofile zwischen CFD und Experiment sind hingegen
geringer. Die Konturen sind in den Abbildungen 4.29 und 4.30 gegeben. Vor allem die
Rechnung mit Temperaturkorrekturverfahren, bei dem das Modell auch Einfluss auf die
Impulsgleichungen hat, kommt den Messungen am nächsten.
Abbildung 4.29.: pt /p∞ aus CFD-Rechnungen für den Sideline Fall 5 mm hinter dem
Düsenaustritt. Von links nach rechts: EDM (P rT = 0, 9), EDM (P rT =
0, 5), DSM, TC.
84
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.30.: pt /p∞ aus CFD-Rechnungen für den Sideline Fall bei x/D=1,0. Von
links nach rechts: EDM (P rT = 0, 9), EDM (P rT = 0, 5), DSM, TC.
4.4.3. Koppelungsmodell
Die Formulierung für den turbulenten Wärmestrom wird gemäß Gleichung (4.19) über-
nommen. Lediglich die Koeffizienten sollen hier angepasst werden. Der Ansatz von
Abdol-Hamid für das TC wird für die Koppelung leicht modifiziert und neue Konstanten
werden eingeführt. Die Berechnung des Faktors CT aus Gleichung (4.2) wird geändert.
Als neue Gleichung wird folgende Formulierung verwendet:
85
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
CT = 1 + CT g · TgT gExp . (4.21)
Im Gegensatz zur bisherigen Definition von CT wird hier auf die Kompressibilitätsfunk-
tion f (M aT ) aus Gleichung (4.4) verzichtet. Grund ist, dass diese Funktion im rele-
vanten Mischungsgebiet keine Rolle spielt. Abbildung 4.31 zeigt, dass die Funktion nur
im direkten Nachlauf der Düsenhinterkante aktiv ist. Der in Gleichung (4.2) im Nenner
Abbildung 4.31.: Darstellung der Heaviside Sprungfunktion aus Gleichung (4.4). Simu-
lation des Sideline Falls mit RR-Düse.
auftretende Faktor 0,041 wird in den Zähler verschoben und durch die neue Modellkon-
stante CT g ersetzt. Ferner wird der Exponent in Gleichung (4.2) ebenfalls durch einen
variablen Parameter T gExp ersetzt. Die übrigen Größen Cµ und Tg berechnen sich wie
in den Gleichungen (4.1) und (4.3) bereits definiert.
Das neue gekoppelte Modell soll fortan als TC+DSM bezeichnet werden.
Mit Gleichung (4.21) und (4.19) ergeben sich nun insgesamt fünf Variablen zur Kali-
brierung des neuen Modells: T gExp , CT g , Csθ , c1θ und c2θ . Zur Unterscheidung der ein-
zelnen Rechnungen wird für die Sideline Rechnung folgende Nomenklatur festgelegt:
SL-<Modell>-<T gExp >-<CT g >-<c1θ >-<c2θ >-<Csθ >. Alle Einstellungen bzgl. der Si-
mulation sind analog zu den Rechnungen in Abschnitt 4.4.2.
In zahlreichen Simulationen wurden diese Parameter nun systematisch verändert und es
wurde versucht, dem Totaltemperaturprofil aus den experimentellen Messungen näher
86
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
4.4.4. Ergebnisse
87
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
schlechterer Konvergenz mit höheren Residuen. Exemplarisch werden hier zwei Rechen-
ergebnisse mit unterschiedlichem T gExp gezeigt. Sie zeigen die jeweils besten Ergebnisse,
88
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
welche für T gExp = 3, 0 und 1, 5 möglich waren. Für Letzteres wurde die insgesamt
beste Gesamtübereinstimmung mit den experimentellen Totaltemperaturmessungen al-
ler Kalibrierungsrechnungen erzielt. Die Plots für diese beiden Fälle sind in Abbildung
4.33 dargestellt. Während die diffusive Totaltemperaturverteilung aus dem Experiment
nicht erreicht wurde, konnte dennoch eine deutlich stärkere thermische Ausmischung
gegenüber den Modellen aus Teilkapitel 4.4.2 erreicht werden. So sind z. B. die Tem-
peraturspitzen in den Mischerwirbeln sowie auch die Temperaturen nahe dem heißen
Potentialkern geringer, aber gegenüber dem Experiment immer noch zu hoch. Abbil-
dung 4.34 zeigt die sich aus den Konfigurationen ergebenden Totaldruckprofile an den
jeweiligen Ebenen.
Trotz der vorgenommenen Anstrengungen scheint es offensichtlich nicht möglich mit dem
gewählten numerischen Verfahren die Totaltemperaturmessungen zu reproduzieren. Ver-
gleicht man die Standardmodelle mit den modifizierten Modellen aus Kapitel 4.2 (TC)
89
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
90
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
4.29 fällt auf, dass das Ergebnis nach der Übertragung auf das gröbere Messgitter dif-
fusiver wird. Zwar weicht die Totaltemperaturverteilung im Vergleich zum Experiment
immer noch stark ab, die Totaldruckverteilung passt dadurch allerdings nochmals etwas
besser zu den Messungen. Eine zweite Hypothese, wie es bei den Messungen zu einem
solch diffusiven Temperaturfeld kommen kann wäre, dass eine Temperaturübertragung
innerhalb der Traverse auf die einzelnen Messsonden durch Wärmeleitung stattgefunden
haben könnte. Durch solch einen Vorgang würde wahrscheinlich eine diffusivere Total-
91
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
92
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.37.: Längsschnitt durch das unstrukturierte Netz der RR-Düse im Düsen-
nahen Bereich.
Abbildung 4.38.: Lösung für das Totaltemperaturfeld auf dem unstrukturierten Netz der
RR-Düse. Links: 5 mm hinter dem Düsenausgang, rechts bei x/D=1,0.
als im Experiment. In der Nähe des heißen Potentialkerns wird die Ausmischung aus dem
Experiment allerdings immer noch nicht erreicht. Die Profile für den Totaldruck werden
in Bild 4.39 gezeigt. Auch die Totaldruckverteilung zeigt sich gegenüber der Messung
verstreuter.
Mit unstrukturierten Netzen bestehend aus Triangeln, Tetraedern oder Pyramiden ist
es in der Regel schwerer den selben Grad an Genauigkeit zu erzielen wie für ein struktu-
riertes Hexaedernetz. Grob gesagt resultiert die schlechtere Genauigkeit unstrukturierter
93
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.39.: Lösung für pt /p∞ auf dem unstrukturierten Netz der RR-Düse. Links:
5 mm hinter dem Düsenausgang, rechts bei x/D=1,0.
Netze aus dem größeren numerischen Abbruchfehler bedingt durch deren Topologie. Be-
sonders gravierend wird der Nachteil dieser Zellen gegenüber Hexaedern in Bereichen
scharfer Gradienten wie in Wandgrenzschichten oder ausgeprägten Scherschichten [130].
In stark dreidimensionalen Strömungsgebieten können allerdings auch strukturiert ver-
netzte Geometrien an Rechengenauigkeit verlieren, nämlich wenn die Zellflächen (Faces)
der Hexaeder nicht mit der Ausbreitungs-/Strömungsrichtung fluchten. Dann entsteht
wieder ein zusätzlicher Abbruchfehler. Die in Bild 4.38 und 4.39 zu sehende starke Diffusi-
vität der Konturplots kann hier also mit den schlechteren Eigenschaften unstrukturierter
Netze in Verbindung gebracht werden, weil die Scherschicht nicht ausreichend aufgelöst
wird. Die Lösung für die hier verwendeten strukturierten Netze sollte deshalb genauer
sein (gleiche Zellgrößen vorausgesetzt, was hier in etwa der Fall ist), ist aber tatsäch-
lich weiter entfernt vom Experiment. Zumindest für die Verteilung der Totaltemperatur.
Auch dieser eingeschobene Vergleich legt nahe, dass die Temperaturmessungen eventuell
fehlerbehaftet sein könnten.
Um nach diesem Einschub wieder zurück zu den Simulationen in OpenFOAM zu kommen
werden jetzt die Auswirkungen der modifizierten Modelle noch quantitativ eingeordnet
und für die durchgeführten Sideline Rechnungen noch die Leistungsparameter berechnet.
Diese sind in Abbildung 4.40 dargestellt. Beim gekoppelten Modell (TC+DSM) führt die
gesteigerte thermische Ausmischung gegenüber den vier bereits bekannten Mischungs-
modellen zu einem deutlich geringeren CD , aber zu einem höheren CV . Die Ergebnisse
passen damit weiterhin in die aus den Kapiteln 4.2 und 4.3 beobachtete Logik, dass
eine höhere thermische Ausmischung zu einem höheren CV , aber zu einem geringeren
CD führt. Diese Beobachtung ist vor allem deshalb interessant, weil die hohen Werte
für CT g direkt zu mehr turbulenter Viskosität innerhalb des Kontrollvolumens der Düse
führen, wie in Abbildung 4.41 gezeigt, aber der Geschwindigkeitskoeffizient trotzdem
94
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
stark ansteigt.
95
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
Abbildung 4.41.: Turbulente Viskosität für den Sideline Fall. Von oben nach unten:
x/D=-1,5; -0,75; 0,0 (x/D=0,0 ist Düsenaustrittsfläche). Von links nach
rechts: EDM (P rT = 0, 9), TC, TC+DSM-3,0-200,0-2,0-0,4-0,11,
TC+DSM-1,5-40,0-1,5-0,4-0,11.
96
Simulation der Düsenströmung mit OpenFOAM
justiert werden.
Durch zahlreiche Kalibrierungsrechnungen konnte mit dem TC+DSM die thermische
Ausmischung gegenüber bisherigen Rechnungen nochmal deutlich gesteigert werden. Al-
lerdings musste der Faktor CT g dazu sehr stark erhöht werden. Ebenso wird der Faktor
c1θ gegenüber seinem Standardwert aus dem DSM stark verändert. Trotz der großen
Modifikationen konnte aber das stark diffusive Bild der Totaltemperaturverteilung aus
den Messungen numerisch nicht erreicht werden. Größere Werte für CT g führten bei den
Kalibrierungsrechnungen allerdings zu instabilen Lösungen und sogar zur Divergenz der
Rechnung. Die gezeigten Lösungen für das TC+DSM stellen die bestmögliche Überein-
stimmung mit den Experimenten dar.
Während das Temperaturprofil aus den von Rolls-Royce zur Verfügung gestellten Daten
nicht reproduziert werden konnte, war die Übereinstimmung mit den Totaldruckprofilen
zwischen Experiment und Numerik prinzipiell besser. Statt den Grund für die Diskre-
panz der Totaltemperaturprofile ausschließlich in der Numerik zu suchen, könnten daher
auch die Temperaturmessungen in Frage gestellt werden. Zum einen wäre es interessant,
ob ein feineres Netz an Messpunkten ein weniger diffusives Totaltemperaturprofil erge-
ben würde. Zweitens wäre es theoretisch möglich, dass die Messergebnisse aufgrund von
Wärmeleitung innerhalb der Traverse verfälscht wurden. Der eingeschobene Vergleich
mit der Simulation auf einem unstrukturierten Netz zeigt bessere Übereinstimmung mit
der experimentellen Totaltemperaturmessung. Es wird allerdings angenommen, dass die
zusätzliche Diffusivität durch das unstrukturierte Hexaedernetz eingebracht wird und
die Lösung auf dem strukturierten Netz genauer sein sollte. Obwohl ungenauer, passt
also das Totaltemperaturfeld besser, aber das Totaldruckprofil scheint nun zu diffusiv
zu sein. Dies bekräftigt die Vermutung, dass die Totaltemperaturmessung fehlerbehaftet
sein könnte.
Die Auswertungen der Leistungsdaten für den Sideline Fall zeigen jedoch, dass sich die
Ergebnisse für CV und CD mit dem neuen Modell weiterhin an die zuvor beobachtete
Gesetzmäßigkeit halten. Obwohl das neue Modell zum Teil deutlich mehr turbulente
Viskosität im Strömungsfeld erzeugt, steigt der Geschwindigkeitskoeffizient für größere
TR aufgrund der stärkeren thermischen Ausmischung deutlich an, während der Durch-
flusskoeffizient sinkt.
97
5. Parameteruntersuchung der
Düsenströmung mit ANSYS
FLUENT
Neben all den Verbesserungen im Detail besteht grundsätzlich die Unsicherheit welchen
Einfluss bestimmte Parameter und getroffene Annahmen auf die Simulation haben.
In Kapitel 4 wurde gezeigt, dass der charakteristische Verlauf der Leistungsparameter
durch Modelloptimierung im Vergleich zu experimentellen Daten zwar verbessert werden
kann, jedoch ein prinzipieller Versatz zwischen beiden Datenreihen liegt. Eine Diskrepanz
zwischen Experiment und CFD kann grundsätzlich zwar an fehlerhaft erfassten Messda-
ten liegen, häufiger jedoch liegt die Abweichung an den Daten aus der Numerik. Durch
die meist modellierte Physik, wie auch durch die verwendeten numerischen Modellen,
Algorithmen, Diskretisierungsschemata, etc. kommen eine Vielzahl potentieller Fehler-
quellen ins Spiel. Im folgenden Kapitel soll nun versucht werden den Einfluss numerischer
und physikalischer Annahmen für die Berechnung einer kompressiblen Düsenströmung,
im Hinblick auf die Berechnung ihrer Leistungsparameter, zu quantifizieren.
98
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
spezifischen Wärmekapazität wird dieses Mal für die Referenzrechnungen ein von der
Temperatur abhängiges Polynom verwendet:
J J J J
cp (T ) = 1035, 887 − T · 0, 256 2
+ T 2 · 0, 625 · 10−3 3
− T 3 · 2, 628 · 10−7 .
kgK kgK kgK kgK 4
(5.1)
Der Verlauf der Funktion ist in Schaubild 5.1 dargestellt.
1150
1100
c [J/kgK]
p
1050
1000
200 300 400 500 600 700 800 900 1000
T [K]
99
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
Weitere Details zum Löser können dem FLUENT User’s [56] Guide und Theory Guide
[55] entnommen werden.
Tabelle 5.1 gibt eine Übersicht über die simulierten Betriebspunkte und entspricht qua-
si den in Kapitel 4 gerechneten Betriebspunkten für die Leistungsrechnung. Es wurde
aber nicht immer für alle Parameter die volle Matrix in Tabelle 5.1 gerechnet, sondern
manchmal einzelne Punkte ausgewählt. Die Nomenklatur für die Bezeichnung der Be-
triebszustände ist wieder aus Kapitel 4.1.2 zu entnehmen.
CNPR PS TR
1.0
1.5
1.6 1.1 2.0
2.4
1.0
1.5
2.6 1.1 2.0
2.4
Tabelle 5.2 gibt noch einmal eine Übersicht über die Referenzeinstellungen und zeigt die
variierten Parameter.
100
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
5.2.1. Gittergröße
Für die Gitterstudie wurden drei unterschiedlich feine Netze erzeugt. Als Basis dient
das bereits in den Kapiteln 4.2 und 4.3 verwendete OT-Rechennetz. Von ihm ausgehend
wurde die Anzahl der Zellen jeweils mit einem Expansionsfaktor von 1,5 in alle drei
Raumrichtungen vergrößert. Somit ergeben sich die drei Netze mit je 1,25 Mio., 4,3 Mio.
und 15 Mio. Zellen.
Die Plots der Totaltemperatur sind in Abbildung 5.2 zu sehen. Trotz der großen Dis-
krepanz in der Gitterzahl zwischen dem feinsten und dem gröbsten Gitter sind bei der
qualitativen Betrachtung die Unterschiede bei der Totaltemperaturverteilung überschau-
bar. Bei genauerer Betrachtung ist zu sehen, dass die Verteilung bei 1,25 Mio. Zellen
leicht diffusiver ist als bei den anderen beiden. Die Unterschiede zwischen dem Gitter
mit 4,3 Mio. und 15 Mio. Zellen sind sehr gering.
Deutlicher fällt die Differenz der drei Gitter bei den Leistungsparametern aus, wie in
den Schaubildern 5.3 zu sehen ist. Hier sind die CD und CV Werte über der invertierten
Gitteranzahl geplottet. Sowohl Durchfluss- als auch Geschwindigkeitskoeffizient steigen
für ein feineres Rechengitter an. Die Differenz von CD und CV zum jeweils gröbsten
Gitter ist in Tabelle 5.3 gegeben. Wie aus den Werten ersichtlich ist, scheint es keine
große Rolle zu spielen ob eine Heiß- (TR>1,0) oder Kaltrechnung (TR=1,0) durchge-
führt wird. Die Anstiege der Werte hin zum feineren Netz sind in etwa identisch. D.h.
eine bessere Auflösung des Temperaturgradienten durch das feinere Netz scheint eine
eher untergeordnete Rolle bei der Leistungsrechnung zu spielen.
101
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
Abbildung 5.2.: Tt -Plot für den Fall 1.6-1.1-2.4. Von links nach rechts: 1,25; 4,3; 15 Mio.
Zellen. Von oben nach unten: x/D=-1,4; -0,7; 0,0; 0,7; 1,4 (x/D=0,0 ist
Düsenaustrittsebene).
102
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
# Zellen N ∆ CD % ∆ CV % CNPR TR
4,3 Mio 0,13 0,08 1,6 1,0
15,0 Mio 0,18 0,12
4,3 Mio 0,10 0,09 1,6 2,4
15,0 Mio 0,16 0,14
4,3 Mio 0,05 0,06 2,6 1,0
15,0 Mio 0,09 0,08
4,3 Mio 0,06 0,05 2,6 2,4
15,0 Mio 0,10 0,08
Tabelle 5.3.: Differenz von CD and CV verglichen zum kleinsten Netz mit 1,25 Mio Zellen.
103
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
Abbildung 5.4.: Tt -Plot für den Fall 1.6-1.1-2.4. Links: symmetrische Seitenränder,
rechts: periodische Ränder. Von oben nach unten: x/D=-1,4; -0,7; 0,0;
0,7; 1,4 (x/D=0,0 ist Düsenaustrittsebene).
104
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
te für CD und CV zwischen Experiment und CFD wohl nicht mit der unterschiedlichen
Geometrie zu erklären.
105
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
106
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
107
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
Abbildung 5.8.: Tt Verteilung für 1.6-1.1-2.4. Von links nach rechts: SST 1stO, SST
2ndO, SKE 1stO, SKE 2ndO. Von oben nach unten: x/D=-1,4; -0,7;
0,0; 0,7; 1,4 (x/D=0,0 ist Düsenaustrittsebene).
108
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
Abbildung 5.9.: Verteilung von µT für 1.6-1.1-2.4. Von links nach rechts: SST 1stO, SST
2ndO, SKE 1stO, SKE 2ndO. Von oben nach unten: x/D=-1,4; -0,7; 0,0;
0,7; 1,4 (x/D=0,0 ist Düsenaustrittsebene).
109
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
flusst.
Des Weiteren muss aufgrund des hier gezeigten Resultats das Ergebnis aus Kapitel 4.2
differenzierter bewertet werden. Dort wurde festgestellt, dass das SST gegenüber dem
SKE Turbulenzmodell stärker ausmischt, was sich bei den Heißrechnungen auf die Leis-
tungsbeiwerte auswirkt. Der Mischungseffekt hatte sich dann, wie in 4.2 ebenfalls gezeigt,
mit dem Temperaturkorrekturmodell nochmals verstärkt. Allerdings wurden in allen
Rechnungen die Turbulenzmodelle mit erster Ordnung diskretisiert. Mit dem hier gefun-
denen Zusammenhang zwischen Turbulenzmodell und der Ordnung kann man schlussfol-
gern, dass die Ergebnisse aus Kapitel 4.2 bei zweiter Ordnung für beide Turbulenzmodelle
näher zusammen liegen würden. Gleiches gilt für das Temperaturkorrekturmodell.
110
Parameteruntersuchung der Düsenströmung mit ANSYS FLUENT
111
6. Zusammenfassung
Der Fokus dieser Arbeit lag auf der Simulation und Untersuchung des Mischungspro-
zesses des heißen Kern- und des kälteren Nebenstrom. In einem ersten Schritt wurden
die Defizite von bisher gängigen Berechnungsmodellen bei solchen stark anisothermen
Strömungen lokalisiert. Um die Qualität der Simulationsergebnisse zu verbessern wur-
den dann in den Open Source Strömungslöser OpenFOAM geeignete Modelle imple-
mentiert und mit den Ergebnissen bestehender Verfahren verglichen. Zum einen wurde
ein Temperaturkorrekturmodell verwendet um den Effekt von Temperaturturbulenz zu
berücksichtigen. Des Weiteren wurde ein differentieller Ansatz zur Berechnung des tur-
bulenten Wärmestroms verwendet. Letztlich wurde versucht eine neues Modell zu entwi-
ckeln, dass eine Kombination des Temperaturkorrekturverfahrens und der differentiellen
Wärmestromvorhersage darstellt. Zur Abrundung dieser Arbeit wurde der kommerzielle
Löser FLUENT verwendet um den Einfluss unterschiedlicher numerischer und physi-
kalischer Parameter zu untersuchen. Die Lösungen wurden jeweils qualitativ als auch
quantitativ mittels der Definition von Leistungsparametern bewertet und zum Teil mit
experimentellen Messungen verglichen.
Aufgrund der für kompressible Strömungen durchgeführten Favre Mittelung der Glei-
chungen werden Dichtefluktuationen eliminiert. Bei vielen Ingenieursanwendungen, z. B.
wenn isotherme Strömungen vorherrschen, kann die Vernachlässigung von thermodyna-
mischer Turbulenz eine akzeptable Annahme sein. Bei stark anistothermen Strömungen
wie z. B. bei der Ausmischung von heißen und kalten Abgasstrahlen können diese phy-
sikalischen Effekte allerdings einen deutlichen Einfluss auf das Strömungsbild haben.
In der Realität führen stark anisotherme Scherschichten zu einer höheren Turbulenz.
Übertragen auf das Beispiel der Abgasstrahlmischung haben die höheren Instabilitä-
ten eine verstärkte Ausmischung zur Folge, die aber von den gängigen Modellen in
den Simulationen bisher nicht berücksichtigt werden. Durch die Implementierung ei-
nes Temperaturkorrekturmodells sollen die Effekte von Temperaturturbulenz modelliert
werden. Dieses für das k-ǫ Modell kalibrierte Verfahren wurde zusätzlich für das k-ω-
SST Turbulenzmodell von Menter erweitert. Es konnte gezeigt werden, dass durch das
Temperaturkorrekturverfahren die Ausmischung zwischen dem heißen Kernstrom und
dem kalten Fanstrahl prinzipiell gesteigert wird. Die Folge ist eine homogenere Tem-
peraturverteilung am Düsenausgang. Die bessere Mischung hat aber auch Einfluss auf
112
Zusammenfassung
die Leistungsparameter der Düse. So steigt bedingt durch die bessere Mischungsrate der
Geschwindigkeitskoeffizient an. Der Durchflusskoeffizient sinkt allerdings aufgrund der
höheren Mischungsverluste ab. Bei den durchgeführten Rechnungen zeigte sich, dass das
SST Modell stärker mischt als das SKE Modell. Dieser Effekt verstärkt sich nochmals bei
Einsatz des Temperaturkorrekturverfahrens mit dem entsprechenden Turbulenzmodell.
Gleichwohl wurden in den Rechnungen beide Turbulenzmodelle mit erster Ordnung dis-
kretisiert. In einer später durchgeführten Parameteruntersuchung wurde jedoch gezeigt,
das sich die Ergebnisse beider Turbulenzmodelle bei zweiter Ordnung annähern.
Ein Vergleich der Simulationen mit experimentell ermittelten Leistungswerten weist eine
gewisse Diskrepanz zwischen beiden Daten auf. So liegen CD und CV praktisch immer
unterhalb der experimentellen Werte. Neben numerischen Gründen wie z. B. Netzab-
hängigkeit, Diskretisierungsschemata oder der Modellierung der Physik können auch
geometrische Ursachen oder Messungenauigkeiten für die Unterschiede verantwortlich
sein. Es zeigt sich jedoch, dass der qualitative Verlauf der Rechnungen mit Temperatur-
korrekturverfahren generell besser wiedergegeben wird.
Ein weiteres Defizit liegt in dem in den RANS/FANS Modellen häufig verwendeten ein-
fachen Schließungsansatz für den turbulenten Wärmestrom. Der Nachteil dieses weit ver-
breiteten Eddy Diffusivity Modells liegt zum einen darin, dass eine turbulente Prandtl-
zahl definiert werden muss. Zum anderen, dass dadurch nur Wärmeströme berücksichtigt
werden, welche von Temperaturgradienten verursacht werden. Deshalb wurde der tur-
bulente Wärmestromvektor durch einen differentiellen Ansatz modelliert und in Open-
FOAM implementiert. Vergleichsrechnungen haben gezeigt, dass das DSM Modell diffe-
renzierter mischt als das EDM. So ist die Mischung bei der verwendeten Düsengeome-
trie im stark turbulenten und dreidimensionalen Strömungsgebiet hinter dem Mischer
leicht stärker als beim EDM mit einer turbulenten Prandtlzahlen von 0,5. Im direkten
Nachlauf des Plugs in Achsennähe, wo die Strömung eher zweidimensionalen Charakter
aufweist, ist die Ausmischung dagegen weniger stark. Die berechneten Leistungsbeiwerte
des DSM für die Heißrechnungen weisen gegenüber dem EDM einen gewissen Versatz
auf. So liegen die Geschwindigkeitskoeffizienten leicht über, die Durchflusskoeffizienten
leicht unterhalb der EDM Ergebnisse. Für TR um 2,5 liegen die erzielten Leistungspa-
rameter des DSM allerdings nahezu auf den Resultaten für das EDM mit P rT = 0, 5. Es
wurde beobachtet, dass die Konvergenz des Differentialgleichungsmodells etwas schlech-
ter ist als das algebraische Verfahren. So wurde für das DSM eine grundsätzlich höhere
Totalenthalpieflussdifferenz zwischen den Einlassflächen von Fan- plus Kernstrom so-
wie Düsenauslassfläche ausgemacht. Diese Diskrepanz könnte aus der Wandgrenzschicht
herrühren, die sich für das differentielle Modell leicht stärker aufheizt, als es beim al-
gebraischen Ansatz der Fall ist. Am größten ist die Totalenthalpieflussdifferenz bei den
eher akademischen Kaltrechnungen. Bei den realitätsnäheren Heißrechnungen scheinen
die Ergebnisse des DSM deutlich verlässlicher.
113
Zusammenfassung
114
Zusammenfassung
dert, hat diese Maßnahme quasi keinen Einfluss auf die Leistungskoeffizienten.
Des Weiteren wurde der Einfluss einer variablen spezifischen Wärmekapazität untersucht
und ein von der Temperatur abhängiges cp verwendet. Während sich dadurch am Strö-
mungsbild und der Temperaturverteilung zwar praktisch nichts ändert konnte gezeigt
werden, dass eine variable Wärmekapazität für steigende TR zu höheren CV führt, CD
hingegen sinkt.
Interessantes konnte hinsichtlich dem Verhalten bezüglich der Turbulenzmodelle und
deren räumlicher Diskretisierung beobachtet werden. Bei den in OpenFOAM durchge-
führten Leistungsrechnungen mit Temperaturkorrektur wurde die Turbulenz noch mit
erster Ordnung diskretisiert. Bei erster Ordnung mischen SST und SKE unterschied-
lich stark, d. h. das SST mischt deutlich stärker als das SKE. In der Parameterstudie
wurde allerdings gezeigt, dass sich das SST und das SKE Modell beim Umschalten
auf zweite Ordnung unterschiedlich verhalten. So nimmt die Ausmischung bei zweiter
Ordnung beim SST Modell ab, während sie beim SKE zunimmt. Beide Modelle liefern
dann bei zweiter Ordnung fast identische Ergebnisse. Es ist also anzunehmen, dass auch
die Rechenergebnisse mit Temperaturkorrekturverfahren von SST und SKE bei zweiter
Ordnung näher zusammen liegen würden.
Als Resumee kann zusammenfassend festgehalten werden, dass trotz nicht uneinge-
schränkter Übereinstimmung der Simulationsergebnisse mit experimentellen Messun-
gen, der Einfluss unterschiedlicher numerischer Ansätze zur besseren Berücksichtigung
anisothermer Phänomene im Bezug auf Abgastrahlmischung deutlich wurde. So wurde
zunächst die Auswirkung von Temperaturturbulenz berücksichtigt und deren Wirken
auf das Strömungs- und Mischungsverhalten studiert. Ebenso wurde mit einem differen-
tiellen Ansatz zur Berechnung des turbuleten Wärmestoms eine logische differenziertere
lokale thermische Ausmischung erreicht, als dies beim einfachen turbulenten Prandtlzahl-
ansatz der Fall ist. Allerdings muss festgehalten werden, dass der Rechenaufwand bei
einem differentiellen Modell deutlich größer ist als mit einem algebraischen Ansatz. Mit
der abschließenden Parameteruntersuchung konnten noch numerische und physikalische
sowie geometrische Einflüsse untersucht und eingeordnet werden.
115
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125
A. Kompressibel-turbulenter
skalarer Transport
Hier soll die Herleitung der Korrelation u′′i c′′ für den kompressiblen Fall durchgeführt wer-
den. u′′i ist wie üblich die turbulente Geschwindigkeitsgröße. c′′ repräsentiert die Schwan-
kungsgröße eines beliebigen Skalars: c = C̃ + c′′ .
ℵ(ui ) sei der Navier-Stokes Operator und Σ(c) der Transportgleichungs-Operator für
einen beliebigen Skalar:
∂ui ∂ui ∂p ∂ 2 ui
ℵ(ui ) = ρ + ρuk + − µ 2 = 0, (A.1)
∂t ∂xk ∂xi ∂xk
∂c ∂c ∂ 2c
Σ(c) = ρ + ρuk −γ = 0, (A.2)
∂t ∂xk ∂xk 2
1
Die Indizes , t und , k bedeuten eine Differenzierung nach der Zeit bzw. nach dem Ort.
126
Anhang A
∂ui ∂c
ρc′′ + ρu′′i = ρc′′ (Ũi + u′′i ),t + ρu′′i (C̃ + c′′ ),t
∂t ∂t
= ρc′′ u′′i,t + ρu′′i c′′,t
∂ρ (A.4)
= (ρc′′ u′′i ),t − u′′i c′′
∂t
∂(ρui c )
′′ ′′
∂ρ
= − u′′i c′′ .
∂t ∂t
Der konvektive Anteil ergibt folgende Lösung:
∂ui ∂c
ρc′′ + ρu′′i =ρc′′ (Ũk + u′′k )(Ũi + u′′i ),k + ρu′′i (Ũk + u′′k )(C̃ + c′′ ),k
∂xk ∂xk
=ρc′′ (Ũk Ũi,k + Ũk u′′i,k + u′′k Ũi,k + u′′k u′′i,k )
+ ρu′′i (Ũk C̃,k + Ũk c′′,k + u′′k C̃,k + u′′k c′′,k )
=ρc′′ u′′k Ũi,k + ρu′′i u′′k C̃,k + ρc′′ u′′i,k uk + ρc′′,k u′′i uk
=ρc′′ u′′k Ũi,k + ρu′′i u′′k C̃,k + ρ(c′′ u′′i ),k uk
=ρc′′ u′′k Ũi,k + ρu′′i u′′k C̃,k + (ρc′′ u′′i uk ),k − c′′ u′′i (ρuk ),k
=ρc′′ u′′k Ũi,k + ρu′′i u′′k C̃,k + (ρc′′ u′′i u′′k ),k + (ρc′′ u′′i Ũk ),k − c′′ u′′i (ρuk ),k
∂ Ũi ∂ C̃ ∂
=ρc′′ u′′k + ρu′′i u′′k + (ρc′′ u′′i u′′k )
∂xk ∂xk ∂xk
∂
+ (ρc′′ u′′i Ũk ) − c′′ u′′i (ρuk ),k .
∂xk
(A.5)
∂p
c′′ = c′′ (P + p′ ),i
∂xi
∂P
= c′′ + (c′′ p′ ),i − c′′,i p′
∂xi
(A.6)
∂P ∂ ′′ ′ ∂c′′
= c′′ + (c p ) − p′
∂xi ∂xi ∂xi
∂P ∂p ′
= c′′ + c′′ .
∂xi ∂xi
127
Anhang A
Letztlich fehlt noch die Betrachtung des viskosen Anteils (unter der Annahme konstanter
bzw. geringer Veränderlichkeit der Stoffeigenschaften):
∂ 2 ui 2
′′ ∂ c
−µc′′ − γu i = −µc′′ ui,kk − γu′′i c,kk
∂x2k ∂x2k
= −µc′′ (Ũi + u′′i )i,kk − γu′′i (C̃ + c′′ ),kk
= −µc′′ u′′i,kk − γu′′i c′′,kk (A.7)
= − (µc′′ u′′i,k ),k − µc′′,k u′′i,k − (γu′′i c′′,k ),k − γu′′i,k c′′,k
" #
∂ ∂u ′′
i ∂c ′′ ∂u′′ ∂c′′
=− µc′′ + γu′′i + (µ + γ) i .
∂xk ∂xk ∂xk ∂xk ∂xk
Durch Substitution der Gleichungen (A.4)-(A.7) in (A.3) erhält man somit die Favre
gemittelte Gleichung für den turbulenten Transport einer turbulenten skalaren Größe
c′′ . Um letztlich zur vollständigen Gleichung zu gelangen kann man von der Tatsache
Gebrauch machen, dass die Summe der letzten Terme auf der rechten Seite der Gleichun-
gen (A.4) und (A.5) verschwindet, da ihre Summe proportional zu den beiden Termen
in der Kontinuitätsgleichung ist. Die finale Gleichung lautet dann
∂ ∂ ′′ ′′ ∂ Ũi ∂ C̃ ∂
ρu′′i c′′ + ρc ui Ũk = − ρc′′ u′′k − ρu′′i u′′k − ρc′′ u′′i u′′k
∂t ∂xk ∂xk ∂xk ∂xk
∂P ∂p ′
− c′′ − c′′ (A.8)
∂xi ∂xi
" #
∂ ∂u′′ ∂c′′ ∂u′′ ∂c′′
+ µc′′ i + γu′′i − (µ + γ) i .
∂xk ∂xk ∂xk ∂xk ∂xk
∂ ∂ ∂ Ũi ∂ T̃ ∂
ρu′′i θ + ρθu′′i Ũk = − ρθu′′k − ρu′′i u′′k − ρθu′′i u′′k
∂t ∂xk ∂xk ∂xk ∂xk
∂P ∂p ′
−θ −θ (A.9)
∂xi ∂xi
" #
∂ ∂u′′i ∂θ ∂u′′ ∂θ
+ µθ + λu′′i − (µ + ρα) i .
∂xk ∂xk ∂xk ∂xk ∂xk
128
Anhang A
Beim Vergleich von Gleichung (A.9) mit der inkompressiblen Gleichung (4.11) aus [123]
fällt auf, dass im Prinzip lediglich der durch den Druckgradient zusätzlich entstande-
ne Term −θ∂P/∂xi in beiden Gleichungen abweicht. Alle anderen Terme sind quasi
identisch. Eine Schließung dieses zusätzlichen durch die Korrelation mit dem Druck-
gradienten hervorgerufenen Terms ist nicht möglich, da hierfür kein Schließungsansatz
gefunden wurde.
Ähnliches lässt sich auch bei einem Vergleich der kompressiblen mit der inkompressiblen
Transportgleichung für die turbulente kinetische Energie beobachten [13]. Sowohl die
kompresiblen als auch die inkompressiblen Gleichungen sind praktisch identisch bis auf
Terme die aus einer Korrelation der Geschwindigkeit mit dem Druck resultieren. In [13]
werden hierfür zwar spärlich Schließungsterme mit mehr oder weniger guter Validierung-
grundlage vorgeschlagen, in der Praxis finden diese aber praktisch kaum Anwendung und
werden in der Regel vernachlässigt. Es wird daher aufgrund der Struktur von (A.9) im
Vergleich zur inkompressiblen Gleichung und wegen der Analogie der Problematik bei
den gängigen Turbulenzmodellen angenommen, dass Gleichung (4.11) in konservativer
Form auch voll für den kompressiblen Fall anwendbar ist und diese Druckkorrelation
vernachlässigt wird
129
B. Modifizierte ω-Gleichung für
Temperaturkorrekturmodell
In diesem Kapitel wird die Begründung für den zusätzlichen Temperaturkorrekturfaktor
CT in Gleichung (4.8) gegeben. Dieser ist nötig um die Temperaturkorrektur, welche für
das k-ǫ Turbulenzmodell entwickelt wurde, konsistent mit dem k-ω-SST Modell verwen-
den zu können.
Ausgangspunkt ist die exakte Transformation der ǫ-Gleichung in die ω-Form mittels der
bereits bekannten Beziehung ǫ = β ∗ kω (vgl. Gleichung (4.5)). Auf den Rechenweg der
Transformation soll hier verzichtet werden. Stattdessen wird die in [13] bereits transfor-
mierte, inkompressible Form übernommen:
ej
∂ω e ∂ω ω ∂U 2 ∂ ∂ω
+ Ui =α τij − βω + (ν + σνT )
∂t ∂xi k ∂xi ∂xj ∂xj
(B.1)
(ν + σνT ) ∂k ∂ω ω ∂ ∗ ∂k
+2 + (σ − σ ) νT .
k ∂xi ∂xi k ∂xj ∂xj
α, β, σ und σ ∗ sind einfache Modellkonstanten. Legt man den Fokus auf die Berechnung
von Freistrahlen, kann die molekulare Viskosität ν vernachlässigt werden (bzw. hier soll
sie nur im Cross-Diffusions Term nicht berücksichtigt werden). Geht man weiter davon
aus, dass die Modellkonstanten mit σ = σ ∗ gleich sind, vereinfacht sich obige Gleichung
zu
ej
∂ω e ∂ω ω ∂U ∂ ∂ω νT ∂k ∂ω
+ Ui = α τij 2
− βω + (ν + σνT ) + 2σ . (B.2)
∂t ∂xi k ∂xi ∂xj ∂xj k ∂xi ∂xi
Hält man der nun erhaltenen Formulierung die inkompressible Gleichung von Menter
entgegen (in Anlehnung an Gleichung (3.38), ferner wird nur ihr Anteil fernab fester
Wände betrachtet),
130
Anhang B
ej
∂ω e ∂ω γ ∂U ∂ ∂ω 1 ∂k ∂ω
+ Ui = τij 2
− βω + (ν + σω2 νT ) + 2σω2 , (B.3)
∂t ∂xi νT ∂xi ∂xj ∂xj ω ∂xi ∂xi
fallen die Unterschiede beider Formulierungen auf. Sieht man von den modifizierten Kon-
stanten α und γ, sowie σ und σω2 in beiden Gleichungen ab, wird jedoch die unterschied-
liche Formulierung des ersten und letzten Terms auf der rechten Seite augenscheinlich.
Im Produktionsterm von ω wurde ω/k von Menter offensichtlich durch 1/νT ersetzt.
Ebenfalls wurde der Cross-Diffusions-Term modifiziert. Hier wurde νT /k durch 1/ω aus-
getauscht. Diese Substitution durch Menter ist gültig, sofern man für die Berechnung
der turbulenten Viskosität folgende Formel annimmt
k
νT = . (B.4)
ω
Sie ist ebenfalls gültig für Menters neue turbulente Viskosität (siehe Gleichung (3.39) für
das SST Modell). Diese geht fernab von festen Wänden wieder in Gleichung (B.4) über.
Modifiziert man die in Gleichung (B.4) gegebene Beziehung, z.B. durch einen beliebigen
Faktor C, muss dies für eine korrekte Substitution folglich auch in der Transportgleichung
für ω berücksichtigt werden. Statt Gleichung (B.4) gilt jetzt nämlich
k
νT = C · . (B.5)
ω
Mit Gleichung (B.2), in Verbindung mit der Beziehung (B.5), lautet die neue Transport-
gleichung für ω nun
ej
∂ω e ∂ω C ∂U ∂ ∂ω C ∂k ∂ω
+ Ui = γ τij 2
− βω + (ν + σνT ) + 2σ . (B.6)
∂t ∂xi νT ∂xi ∂xj ∂xj ω ∂xi ∂xi
131