DOSCRE_Jurybericht VOLTA BASEL
DOSCRE_Jurybericht VOLTA BASEL
DOSCRE_Jurybericht VOLTA BASEL
Baufeld 2
Gebäude 2.3
Einstufiger, eingeladener
Projektwettbewerb
Jurybericht
Inhaltsverzeichnis.
Einleitung 5
Rahmenbedingungen zum Verfahren 6
Beurteilung des Projektwettbewerbs 7
Preisgericht 8
Teilnehmer:innen 10
Vorprüfung Wettbewerb 10
Jurierung 11
Entscheid Anonyme Bereinigungsstufe 12
Vorprüfung Anonyme Bereinigungsstufe 12
Jurierung Bereinigungsstufe 13
Rangierung und Preise 14
Empfehlung zur Weiterbearbeitung 15
Projekte im Einzelnen 16
Würdigung der Arbeiten 80
Genehmigung 81
FRANKREICH
Einleitung.
Baufeld 2
4 Ausgangslage. Ziel des Verfahrens. 5
Nahe der Grenze zu Frankreich befindet sich das heute Das übergeordnete Ziel ist die Umsetzung des Bebau-
teilweise gewerblich genutzte, teilweise brachliegende ungsplans und des Regelwerks VOLTA NORD. Der vorge-
Lysbüchel-Areal im nördlichen St. Johann. Hier sollen in sehene Neubau soll architektonisch und städtebaulich in
Zukunft im Zuge einer Umnutzung ca. 2000 – 2500 neue diesen neuen Kontext eingebunden und im Sinne der
Arbeitsplätze, sowie Wohnungen für ca. 1500 – 2000 Ein Nachhaltigkeitsstrategie der SBB Immobilien ressourcen-
wohner:innen entstehen (volta-basel.ch, voltanord.ch). sparend und energieeffizient erstellt werden. Attraktive,
Im Herbst 2018 wurde der Bebauungsplan mit Grün moderne und flexible Grundrisse sollen die Wertschöp-
Dreirosenbrücke flächen, Parkanlagen sowie einem ausgewogenen Nut- fung für die kommenden Jahrzehnte gewährleisten.
zungsmix vom Basler Stimmvolk gutgeheissen. Deshalb
wurden Planungsteams im Rahmen eines Studienauftrags Ziel des Verfahrens war die Auswahl des besten Lösungs-
mit der Entwicklung von Vorschlägen für ein Bebauungs- vorschlags mit einem dafür geeigneten Generalplaner-
und Freiraumkonzept beauftragt. team, welches mit der Planung und der Realisierung (als
Subunternehmer einer zu evaluierenden Totalunterneh-
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Jo
6 Auftraggeberin. zwischen Teilnehmerteam und Expertin über eine durch Eignungskriterien. Beurteilungskriterien. 7
8 Zur Beurteilung der eingereichten Arbeiten setzte die Auftraggeberin folgendes Preisgericht ein: Expert:innen 9
Das Preisgericht wurde durch nicht stimmberechtigte Expert:innen unterstützt. Die Expert:innen führten die formelle
Fachpreisrichter:innen und technische Vorprüfung durch und / oder berieten das Preisgericht in fachlicher und technischer Hinsicht.
Astrid Staufer Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld (Vorsitz)
Simon Hartmann HHF Architekten, Basel Fachexpertin Lärmschutz Regina Bucher, Amt für Umwelt und Energie Basel-Stadt
Johann Reble Merett Architektur, Zürich Fachexperte Störfall Hans Bossler, Leiter Störfall- und Erdbebenvorsorge sowie Biosicherheit,
Gesundheitsdepartement Basel-Stadt
Felix Krüttli Studio DIA, Zürich
Fachexperte Einhaltung Steven Cann, Projektleiter, Planungsamt Basel-Stadt
Bebauungsplan / Baurecht
10 Für die Teilnahme am Wettbewerb wurden durch die Auf- Projektvorschläge. Prüfungskriterien. Allgemeine Anmerkung. 11
12 Zweiter Jurytag. Nach intensiver Beratung entschied das Preisgericht am Formelle Vorprüfung. Dritter Jurytag. 13
14 Für Preise und Ankäufe im Rahmen des Projektwettbe- Öffnen der Verfassercouverts. Das Preisgericht empfiehlt der Auftraggeberin einstimmig, 15
werbs stand dem Preisgericht eine Summe von CHF das mit dem 1. Rang / 1. Preis ausgezeichnete Projekt
170 000.– (exkl. MwSt.) zur Verfügung. Nach intensiver Nach der Rangierung und Preisverteilung erfolgte die «Pila di Volta» entsprechend den Bedingungen des Wett-
Diskussion und einem abschliessenden Kontrollrundgang, Öffnung der Verfassercouverts. bewerbsprogramms mit der Planung und Realisierung des
bei dem alle vorgängig getroffenen Entscheidungen be- Gebäudes 2.3 auf dem Baufeld 2 des Volta Areals zu be-
stätigt wurden, beschloss das Preisgericht folgende Ran- auftragen.
1. Rang / 1. Preis Pila di Volta
gierungen und Preiszuteilungen:
Donet Schäfer Reimer Architekten
Das Preisgericht gibt des Weiteren folgende Empfehlun-
GmbH (ARGE mit Takt
gen ab, welche in die Weiterbearbeitung des Projektes
Baumanagement AG), Zürich
einfliessen sollen:
1. Rang / 1. Preis: Pila di Volta
2. Rang / 2. Preis Lilie
Preissumme CHF 45 000.–
Bachelard Wagner Architekten AG • Der Lärmschutz ist zu verbessern mit dem Ziel, den
(exkl. MwSt.)
BSA / g2y baumanagement gmbh, Stand der ersten Wettbewerbsphase zu erreichen.
Der Beschluss war einstimmig. Basel • Auf der Westfassade ist das Verhältnis der Arkaden zu
den abgekehrten Treppenhäusern / Eingangshallen zu
3. Rang / 3. Preis Francesco
überprüfen, um den Arkaden mehr Inhalt zu geben.
Studio Trachsler Hoffmann GmbH,
• Die Dominanz der durchgehenden horizontalen Bänder
2. Rang / 2. Preis: Lilie Zürich
der Westfassade ist ungünstig für den Massstab; das
Preissumme CHF 40 000.–
2. Rundgang Jetzt kommt später Gebäude braucht eine Rhythmisierung und Tiefenwir-
(exkl. MwSt.)
Jaeger Koechlin Architekten GmbH, kung, wie es in der ersten Stufe angedacht war.
Der Beschluss war einstimmig. Basel • Die obersten beiden Geschosse der Ostfassade (Hoff-
1. Rundgang Häuserzeile assade) sind in Bezug auf den Lärmschutz zu überprü-
Diener & Diener Architekten AG, fen (Grundrisse, Rhythmustausch hoher / tiefer Anbau
Basel etc.). Die «Drittelsteilung der Fassade», welche die Ge-
3. Rang / 3. Preis: Francesco
bäudehöhe bricht, ist zu erhalten.
Preissumme CHF 25 000.– 1. Rundgang Alessandro • Die Ostfassade ist bezüglich Kompatibilität Lärm-
(exkl. MwSt.) ARGE Buol & Zünd Architekten schutzanforderungen auf Dauerhaftigkeit / Unterhalt zu
Der Entscheid war mit 6 Ja- und 1 Nein-Stimme(n) HTL / Drees & Sommer überprüfen.
mehrheitlich. Schweiz AG, Basel
Zur Sicherstellung der architektonischen Qualität soll das
Siegerteam einem Auswahlgremium des Preisgerichtes
Feste Entschädigung. den Projektfortschritt im Vorprojekt nochmals präsentieren.
Alle sechs Teilnehmer:innen erhalten ausserdem eine feste
Entschädigung in Höhe von CHF 10 000.– (exkl. MwSt.).
Pila di Volta der Fronzteile zum Park verweisen die Verfassenden – mit
Blick auf die Ziele des Regelwerks – zurecht auf die Her-
Preissumme CHF 45 000.– ausforderung, typologische Vielfalt und Interaktionsreich-
Elektroingenieur,
So wird eine intensive, auf starken «Füssen» thronende
Gebäudeautomation / MSRL-Ingenieur.
Parkfront durch nach oben sich verringernde Wohnungs-
Partner Ingenieure AG, Bern
grössen raffiniert mit einer massstäblich gestalteten, fein
ziselierten Hoffront verschränkt. Zweigeschossige Stützen
HLKKS-Ingenieur.
formen eine elegante und identitätsstiftende Stadtloggia
Waldhauser+Hermann AG, Münchenstein
zum Park und tragen den Screen aus Loggien, Fenster-
bändern und Glasbausteinelementen, hinter dem sich das
Bauphysik- und Akustikingenieur, Lärmspezialist.
vielfältige Innenleben abzeichnet. In proaktiver Auslegung
Bakus Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich
der Lärmschutzvorgaben werden Nutzungen wie Küchen
und Bäder konsequent Teil des «Stadtbildes» zum Park, Modell (Ansicht: Süd)
Fassadenplaner.
auch wenn die aktuelle Basler Lärmpraxis Ausnahmen
Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich
nicht grundsätzlich ausschliessen würde. Die angestrebte
Porosität im Erdgeschoss vermittelt zwar zwischen den
Brandschutzingenieur.
unterschiedlichen Seiten und Massstäben, führt aber auch verschiedenen Massnahmen zur angestrebten CO2-Neut- Hinsichtlich des Ausdrucks erachtet es die Jury als Verlust,
Basler & Hofmann AG, Zürich
zu allzu beengenden «Schluchten», zu einer stellenweise ralität, aber auch mit intelligenten Beiträgen zum klimage- dass die Teile der hofseitig errungenen volumetrische Staf-
bedrängten Adressierung und zu belichtungsmässig rechten Bauen, zum sommerlichen Wärmeschutz oder zur felung «nicht als Glieder der Bauplastik in Erscheinung tre-
Nachhaltigkeitsingenieur / SGNI (DGNB) Spezialist.
schwierigen Situationen in den Erdgeschosswohnungen. Kreislaufwirtschaft. Sie alle überzeugen in dieser Hinsicht ten», sondern zu einem «flirrenden und aneignungsfähigen
Durable Planung und Beratung GmbH, Zürich
ebenso wie die bereits weit fortgeschrittenen Überlegun- Baukörper» zusammengebunden werden sollen. Die derart
Im Zentrum des Entwurfs steht aber nicht nur die nach gen zu hybrider Materialwahl, Bauweise und Konstruktion «maskierte» Gestalt wirkt mit ihren roten Flecken und star-
BIM-Spezialist.
oben sich ausdünnende Stapelung unterschiedlicher Ein- (etwa im Hinblick auf eine modulare Elementbauweise) ken Schwarz-Weiss-Kontrasten im Kontext des Hofes zu
Singular AG, Zürich
heiten: Pila di Volta («voltasche Säule») versteht sich als oder die sinnfälligen Inputs zu einer effizienten Haustech- laut. Sie ist für den interaktiven Dialog mit ihrem Gegenüber
eine Art Katalysator, in der die einschneidenden Aspekte nik und zur Elektromobilität. Insgesamt ist das Projekt sehr nicht geeignet, verspielt durch die Übergestaltung aber
Sanitäringenieur.
des heutigen Planens und Bauens mit grossem Engage- sorgfältig und ambitioniert durchgearbeitet, wenngleich auch ihre offenkundigen massstäblichen Qualitäten. Auch
Probst+Wieland AG, Burgdorf
ment entwerferisch-konstruktiv wirksam gemacht werden die im Text verheissene Unterhaltsarmut in einem noch in ökonomischer Sicht ist eine Disziplinierung erforderlich:
– insbesondere hinsichtlich der erwähnten Auflagen des scharfen Widerspruch zur hohen Komplexität der plasti- Die komplexen Fassadenabwicklungen und Anschlüsse,
Beratung Fassaden-/Dachbegrünung (Landschaft).
Lärmschutzes oder in Bezug auf Fragen der Nachhaltig- schen und konstruktiven Durchbildung steht: Dies gilt so- die aufwändigen Patios und vertikalen Nutzungsvariationen
Studio Céline Baumann GmbH, Basel
keit. Letzteren wird auf den unterschiedlichsten Ebenen wohl für die stark zerklüftete Hofseite als auch für die bau- führen in ihrer Komplexität insgesamt zu einem Kostenrah-
Rechnung getragen, etwa mit der Förderung der Biodiver- physikalisch ambitionierte Screen-Konstruktion auf der men, der am Zielpublikum des künftigen Quartiers vorbei-
sität durch unterschiedliche Arten von Begrünungen, mit Parkseite. schiesst. Hier ist eine grundlegende Vereinfachung der
18 Durcharbeitung erforderlich; einerseits durch die drastische die Beruhigung der Materialisierung zu einer deutlichen 19
Reduktion der Komplexität (Vereinfachung der hofseitigen Verbesserung geführt haben. Hier überzeugt die bewegte,
Staffelung, Eliminierung von Patios, Verhinderung von kom- farbige Sockelzone, über der die nun beruhigten Risalite
plizierten Anschlüssen und Durchdringungen im Bereich aufstreben. Es wird eine selbstverständliche und nachbar-
von Terrassen, Loggien, Glasbausteinwänden etc.), aber schaftlich angenehme Anmutung erlangt, auch wenn die
auch durch die Bündelung der Perforationen im Erdge- akustische Wirksamkeit der Hoffassade hinsichtlich Dauer-
schoss (das notabene durch die Lage seiner Fluchtwege haftigkeit in der weiteren Bearbeitung zu präzisieren ist.
auch die Störfallanforderung nicht erfüllen kann) und ggf. Hingegen hat der grossflächige Fassadenschirm zum Park
durch die Reduktion der übergrossen und belichtungsmä- durch die durchlaufenden PV-Beschattungsdächer seine
ssig anspruchsvollen Bautiefen im Sockelbereich. Ausdruckskraft und Lebendigkeit verloren. Hier vermisst
die Jury die Rhythmisierung der ersten Stufe, welche die
Insgesamt stellt das deklarierte Ziel eine sehr verheissungs- ausgedehnte Längendimension gliedert. Andererseits be-
volle Ausgangslage dar: die Erlangung einer maximalen dauert sie den Verlust an Tiefenwirkung und Plastizität, der
Vielfalt an eigenständigen Wohnidentitäten in einem kraft- dieser ausgedehnten Wohnfassade zum öffentlichen Park-
vollen und klar disponierten, zu Park- und Hofseite gekonnt raum hin eine lebendige Repräsentativität verliehen hat. In
differenzierten Volumen. In vielen Aspekten – im Besonde- diesem Sinne soll der parkseitige Ausdruck in der Weiter-
ren betreffend Lärmschutz und Nachhaltigkeit – werden die bearbeitung nochmals evaluiert werden – unter Einbezug Modell (Ansicht: Ost)
grossen Herausforderungen der Aufgabe bereits bravourös der Ausbildung von Sockelgeschoss und Durchgängen.
gemeistert. Im Hinblick auf die ökonomischen Zielsetzun- Dort ist das Verhältnis der Arkade zu den abgekehrten Modell (Ansicht: Nord)
gen der Aufgabe und die Abstimmung des Resultats auf Treppenhäusern, bzw. zu den Eingangshallen zu klären,
das im neuen Quartier vorgesehenen Mietersegment (kos- um diesem wichtigen architektonischen Element zum Park
tengünstiges Wohnen) sind aber Optimierungen ebenso er- hin mehr Inhalt, Kraft und Präsenz zu verleihen. Auch die
forderlich wie bezüglich der ausdrucksmässigen Integration aktuell zu geringe Höhe der Durchgänge und die noch et-
des Bauwerks in den übergeordneten Gesamtplan, dem es was unbefriedigende erdgeschossige Adressierung sind
sich auf stärker dialogische Weise einschreiben muss. verbesserungswürdig.
Emmer Pfenninger Partner AG, Münchenstein Die differenzierte und gleichzeitig effiziente Erschlie-
ssungsstruktur ermöglicht es, eine grosse Vielzahl an un-
Brandschutzingenieur. terschiedlichen Wohnungstypen anbieten zu können.
Quantum Brandschutz GmbH, Basel Diese Vielfalt im Angebot inklusive der zahlreichen Duplex- der massierten Mitte eine Art labiles Gleichgewicht zwi- tiert wurde. Generell problematisch gestaltet sich leider
wohnungen wird insbesondere mit Blick auf die vielen neu schen den Teilen herzustellen. Ein Aspekt, der von der der Lärmschutz. Die Verfassenden schlagen vor, bei je-
Nachhaltigkeitsingenieur / SGNI (DGNB) Spezialist. zu erstellenden Wohnungen im Quartier geschätzt und Jury in hohem Masse gewürdigt wird. der Wohnung eine schalldämpfende Loggia zur Lärm-
Gartenmann Engineering AG, Basel von der Jury als grosses Potential angesehen. Ebenfalls seite hin auszubilden. Diese Massnahme wird von der
verfügt das Projekt dank der grossen Anzahl an Wohnun- Alle Wohnungstypen mit aussenliegenden Erschliessun- Lärmfachstelle als nicht zielführend beurteilt. Entspre-
BIM-Spezialist. gen und günstigen Erstellungskosten über eine sehr gute gen verfügen über das Potential, die jeweilige Nachbar- chend erfüllt eine grosse Mehrheit der Wohnungen die
Kaulquappe AG, Zürich Wirtschaftlichkeit. Die unterschiedlichen Wohnungstypen schaft am Laubengang über ihre Wohnküchen zu bele- Anforderungen des Lärmschutzes nicht und muss auf
ordnen sich der Dreiteilung entsprechend konsequent ben. Eine deutlichere Ablesbarkeit der Wohnungszugänge Ebene der Grundrissdisposition angepasst werden.
Sanitäringenieur. nach dem jeweiligen Gebäudeflügel: Zweigeschossige und eine spezifischere Architektursprache in der Ausbil-
Raimann+Partner AG, Trimbach Laubengänge mit Maisonetten im Norden, Laugengänge dung der Laubengänge würde dies zusätzlich unterstüt- Im Ausdruck wird die Suche nach einer Motivik, die über
mit Geschosswohnungen im Süden und Zweispänner in zen. Im Mittelteil werden die zweispännigen Etagenwoh- die Rauheit des Betons und die Filigranität des vorgela-
Fassadenbegrünung. der Mitte. Entsprechend ihrer Typologie treten die Seiten- nungen jeweils mittig betreten. Ein stark segmentierter gerten Stahlgerüsts im Hof einen Bezug zur industriell ge-
Forster Baugrün AG, Kerzers flügel leicht differenziert in Erscheinung, was entscheidend «Tagesraum» erstreckt sich über die gesamte Gebäude- prägten Umgebung herstellen will, grundsätzlich gewür-
zur Spannung des Gebäudekörpers beiträgt: Es gelingt tiefe von 17.50 Meter, wobei insbesondere die Ausbil- digt. Allerdings erscheint der Vorschlag, die parkseitige
Experte für Störfallvorsorge. den Verfassenden, über das Verhältnis der Ein- und Zwei- dung einer zweiseitigen Küche in der stark frequentierten Fassade aus Ortbeton zu fertigen und innen zu dämmen,
EBP Schweiz AG, Zürich geschossigkeiten, unterschiedlichen Gebäudelängen und Mittelzone der Wohnung von der Jury kontrovers disku- heute unzeitgemäss und nicht vertretbar hinsichtlich der
30 Ziele des nachhaltigen Bauens. Die Fassade ist entspre- In der vorliegenden Überarbeitung gehen die Verfassen- 31
chend zu überarbeiten. den detailliert auf die Problematik des Lärmschutzes ein.
Mehrere Wohnungstypen wurden angepasst und hin-
Insgesamt ist den Verfassenden von «Lilie» ein eigenstän- sichtlich Lärmschutz verbessert. In vielen Fällen wird je-
diger und konsequenter Entwurf gelungen, der auf unter- doch weiterhin auf die in der ersten Stufe als nicht ziel-
schiedlichen Ebenen überraschende Antworten auf die führend beurteilte Massnahme einer schalldämmenden
gestellte Aufgabe liefert. Leider bleiben aber insbesondere Loggia vertraut und auf eigene Berechnungen verwiesen,
beim Lärmschutz grosse Unsicherheiten hinsichtlich Be- welche Lärmimmissionen an den Fassaden aufzeigen
willigungsfähigkeit bestehen, weshalb das Projekt überar- und die Schalldämpfung der Loggia belegen sollen. Lei-
beitet werden soll. der kann die behauptete Wirkung dieser Lösungen im
Rahmen des Verfahrens nicht überprüft werden; sie ste-
Überarbeitung hen somit der Beurteilung der Fachstelle Lärmschutz
Das Projektteam behält die gewürdigten Stärken des konträr gegenüber. Die Jury bedauert es aus diesem
Projekts aus der ersten Stufe bei. Qualitäten wie die Ver- Grund ausserordentlich, dass die Verfassenden die für
ankerung im Kontext mit der Dreiteilung des Gebäude- das Projekt zentralen Massnahmen trotz expliziter Auffor-
körpers, die spannende Erschliessungsfigur und die ty- derung nicht mit der Fachstelle Lärmschutz rückbespro-
pologische Vielfalt werden erhalten, ebenso wird die chen haben. Das Festhalten an vorgängig kritisierten Lö- Modell (Ansicht: Ost)
Fassadenkonstruktion wie gefordert überarbeitet. Gröss- sungen, ohne in dieser zentralen und sehr sensiblen
ter Problempunkt nach der ersten Stufe war der Lärm- Angelegenheit den Dialog mit der verantwortlichen Stelle Modell (Ansicht: Nord)
schutz: Die Überprüfung durch die Fachstelle Lärm- gesucht zu haben, stösst bei der Jury auf Unverständnis.
schutz des Amts für Umwelt und Energie ergab vielfältige Letztlich blieb nichts anderes übrig, als das Projekt auf-
Kritikpunkte, weshalb das Team aufgefordert wurde, das grund der erneuten negativen Beurteilung der Fachstelle
Projekt insbesondere auf Ebene der Grundrissdisposition Lärmschutz als nicht weiterverfolgbar zu beurteilen. Die
zu überarbeiten. Jury bedauert es ausserordentlich, ein ansonsten hervor-
ragendes Projekt nicht weiter diskutieren, sondern ledig-
lich mit dem zweiten Rang belohnen zu können.
32 33
34 35
36 37
38 39
40 3. Rang / 3. Preis: Der Projektbeitrag Francesco nimmt den grossen Mass- 41
Francesco stab der Bauaufgabe sehr lustvoll auf und dekliniert ihn
auf gelungene Weise in Tragstruktur und im Ausdruck der
Preissumme CHF 25 000.– Fassade. 14 üppig ausgebildete und synkopisch zu den
(exkl. MwSt.) inneren Trägern angeordnete Betonstützen tragen die
Parkfassade und schaffen schöne Eingangssituationen
und Erdgeschosswohnungen im Hochparterre. In Abwei-
zzgl. CHF 10 000.– (exkl. MwSt.)
chung vom Regelwerk ist dieser so formulierte Sockelbe-
feste Entschädigungssumme
reich nicht zweigeschossig, aber die gewählte Lösung
überzeugt die Jury städtebaulich und typologisch. Ganz
allgemein strahlt Francesco eine grosse Klarheit aus in
Architekt.
Bezug auf die Hierarchie der Entwurfsmittel.
Studio Trachsler Hoffmann GmbH, Zürich
Jetzt kommt später seitig durch die Balkonschicht gegliederter Baukörper auf
dem neuen Areal eine zentrale Position ein. Es vermittelt
Feste Entschädigungssumme: durch seine einfache städtebauliche Setzung zwischen
CHF 10 000.– (exkl. MwSt.) dem öffentlichen Park und dem halböffentlichen Hofraum
mit zwei grösseren Durchgängen. Die Verfasser sehen
das Projekt an der Schnittstelle der morphologischen
Bruchkante zwischen dem angrenzenden Blockrandquar-
Architekt.
tier St. Johann und den grossmassstäblichen Strukturen
Jaeger Koechlin Architekten GmbH, Basel
der Industrie. Die aussenliegenden geschlossenen Flä-
chen der Wohngeschosse sollen mit einem grünlich ein-
Bauingenieur.
gefärbten Faserzement die historische Beziehung zum in-
Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel
dustriell geprägten Standort und den mineralischen
Fassaden der Gründerzeitbauten im St. Johann aufzeigen.
Elektroingenieur, Gebäudeautomation /
MSRL-Ingenieur.
Das Gebäude gliedert sich in sieben «Nachbarschaften».
Pro Engineering AG,
Jedes Geschoss pro Treppenhaus wird lediglich von zwei
Basel
Parteien geteilt. Kompakte Eingangsräume führen in den
zentralen Wohn- und Essraum. Die Wohnung bietet zwi-
HLKKS-Ingenieur.
schen Wohnraum, Essbereich und Eingang kurze Wege
Waldhauser+Hermann AG, Münchenstein
im alltäglichen Leben und kommt ohne viel unnötige Er-
schliessungsfläche aus. Die Küche ist als Wohnmittel-
Bauphysik- und Akustikingenieur, Lärmspezialist.
punkt mit Blick über die Loggia in den Park Richtung
Gartenmann Engineering AG,
Westen angeordnet. Die Dielen dienen zusätzlich als Stau-
Basel
raum. Durch die Proportionen der Zimmer mit unter-
schiedlichen Raumbezügen und qualitativen Merkmalen
Fassadenplaner.
wird ein hohes Mass an Flexibilität bei der Nutzung der
PPEngineering GmbH, Basel
Räume geboten.
Modell (Ansicht: Süd)
Brandschutzingenieur.
Das Tragwerk des Gebäudes ist in Hybridbauweise ange-
Gartenmann Engineering AG, Basel
dacht. Ein primäres Gerippe in Stahlbauweise wird dabei
durch eine Stockwerksdecke in Holzbauweise und durch
Nachhaltigkeitsingenieur / SGNI (DGNB) Spezialist.
vertikale Massivholzkerne ergänzt. Die Stockwerksdecken willkommene Auswechslung, aber insgesamt bietet das
Gartenmann Engineering AG, Basel
werden als Holz-Beton-Verbunddecken ausgebildet. Das Projekt zu wenig spannungsvolle Differenzierung im archi-
regelmässige Raster der Hybridbauweise soll eine ratio- tektonischen Ausdruck und bleibt in der Reihung des ge-
BIM-Spezialist.
nelle und wirtschliche Bauweise ermöglichen und einen wählten Wohntypus gefangen.
Kaulquappe AG, Zürich
Beitrag an die Nachhaltigkeit leisten.
Häuserzeile sern, die sich als Elemente wiederholen (Snozzi) und auf
die lokale Bautypologie der Baumgartnerhäuser Bezug
Feste Entschädigungssumme: nehmen. Die Intention eines Fortschreibens der Identität
CHF 10 000.– (exkl. MwSt.) vom St. Johann wird als Ausgangslage sehr geschätzt. So
verführerisch sich der Ansatz präsentiert, mit einem repe-
titiven Typus in unterschiedlicher Breitendimension vielfäl-
tige Wohnungsgrundrisse zu generieren, so negativ fällt
Architekt.
allerdings die ökonomische Bilanz aus: Trotz hoher Ge-
Diener & Diener Architekten AG, Basel
schossfläche erzielt der Vorschlag im Querverglich die
deutlich geringste Anzahl an Wohnungen. Es resultieren
Bauingenieur.
allzu grosse und teure Wohnungen für ein dem Ort und
WMM Ingenieure AG, Münchenstein
der Referenz kaum entsprechendes Mietersegment.
Elektroingenieur, Gebäudeautomation /
Die hohe Durchlässigkeit im Erdgeschoss überzeugt,
MSRL-Ingenieur.
wenngleich damit teils schwierige Wohnsituationen im
Pro Engineering AG, Basel
Erdgeschoss erzeugt werden. Während die kammartige
Grundanlage einen guten Lärmschutz mit nur wenigen
HLKKS-Ingenieur.
Ausnahmen verspricht, bleibt die Nachhaltigkeit des Vor-
Ingenieurbüro Stefan Graf, Basel
schlags hingegen weit hinter dem zukunftsgerichteten
Blick anderer eingereichter Projekte zurück.
Bauphysik- und Akustikingenieur, Lärmspezialist.
Gartenmann Engineering AG, Basel
Der Ausgestaltung der Hülle mit perforierten Tonplatten
wird grosse Bedeutung beigemessen, auch hinsichtlich
Fassadenplaner.
ihrer aussen und innen differenzierten Farbgebung; sie
Emmer Pfenninger Partner AG, Münchenstein
wird als zentraler Pfeiler des Entwurfs verstanden. Text-
lich überzeugen die deklarierten Absichten zu einem
Brandschutzingenieur.
feinfühligen und mehrdeutigen konstruktiven Ausdruck
Kasburg Siemon Ingenieure KIG, Riehen
allerdings mehr als die noch etwas schemenhaft anmu- Modell (Ansicht: Süd)
80 Auf den ersten Blick schien die gestellte Aufgabe gut lös- Das Preisgericht hat den vorliegenden Bericht 81
bar: Gesucht wurde ein Wohnhaus mit einem klar vorgege- am 02.05.2022 genehmigt.
benen Wohnungsmix. Die Projektvorschläge mussten da-
bei aber eine Vielzahl an Anforderungen erfüllen, die
teilweise eine hohe Relevanz auf die Bewilligungsfähigkeit
haben. Insbesondere dem Lärmschutz, der höchste Anfor-
derungen an die Verfasser stellte, kam eine entscheidende
Bedeutung zu. Die Auftraggeberin ermöglichte den Teams
daher, ihre Vorschläge bereits im Wettbewerb durch das
Amt für Umwelt und Energie prüfen zu lassen. Denn es
braucht ein bewilligungsfähiges Projekt, nicht nur für die Astrid Staufer Jürg Degen
Realisierung des Wohngebäudes selbst, sondern vor allem Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld Leiter Städtebau Bau- und
hinsichtlich der Verantwortung, dass nur so das Lärm- Verkehrsdepartement, Basel
schutzkonzept für das Baufelds 2 gesamthaft funktionieren
kann. Das Angebot der Prüfung wurde erfreulicherweise
von den meisten Teilenehmenden angenommen und zeigte,
dass die Sensibilisierung erfolgreich war.
82 © 2022 83
SBB AG
Immobilien Development, Anlageobjeke Mitte
Riggenbachstrasse 8, 4601 Olten
Redaktion
Dietziker Partner Baumanagement AG, Basel
Lektorat
Partner & Partner AG, Winterthur
Titelbild / Stadtmodellfotos
Pila di Volta
Modellfotos
Photo Basilisk, Basel
Druck
RITZ CROSSMEDIA AG, Bern
Bezug
SBB AG, Immobilien Development Anlageobjeke Mitte
SBB AG
Immobilien Development
Anlageobjekte Mitte
Riggenbachstrasse 8
4601 Olten
sbb.ch