Ok Geologie Ludwisburg
Ok Geologie Ludwisburg
Ok Geologie Ludwisburg
Ludwigsburg
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Inhalt
1. Einleitung 3
3. Geologie in Ludwigsburg 11
3.1 Buntsandstein 11
3.2 Muschelkalk 11
3.3 Keuper 13
3.4 Quartär 15
3.5 Geologische Karte und Profilschnitt von Ludwigsburg 16
3.6 Tektonik - Die Lagerung der Schichten 18
3.7 Lemberg und Hohenasperg als Zeugen der Erdgeschichte 19
Das Luftbild auf der Titelseite zeigt einen Blick über Ludwigsburg-Oßweil auf die Neckarschleife bei
Poppenweiler. Die kleinen Bilder zeigen von links die Muschelkalkfelsen an der Staustufe
Poppenweiler, den Schilfsandstein am Lemberg und die quartären Deckschichten aus Löss, Lösslehm
und Flusskiesen in der Grünanlage Hungerberg.
1. Einleitung
Die Gemarkung von Ludwigsburg liegt im Landschaftsraum des Neckarbeckens. Dieses wird im
Süden und Südosten von den Keuperbergen des Glemswaldes, der Stuttgarter Bucht, dem
Schurwald und den Berglen, im Osten und Nordosten vom Murrhardter Wald und von den
Löwensteiner Bergen und im Nordwesten vom Strom- und Heuchelberg eingerahmt. Der
Markungsbereich westlich des Neckars gehört zur Muschelkalk- und Lettenkeuperfläche des
"Strohgäus", dessen östlicher Teil entlang des Neckars "Langes Feld" genannt wird. Der Bereich
östlich des Neckars gehört zur Gäufläche der "Backnanger Bucht". Im Strohgäu wird intensive
Landwirtschaft auf fruchtbaren Lössböden betrieben. Das Neckartal und der Bereich östlich des
Neckars werden durch Feldbau, Obstbau und Weinbau geprägt.
Bevor wir die unterschiedlichen Gesteine unseres Landes näher betrachten, müssen die dynamischen Vorgänge
innerhalb der Erdkruste erläutert werden. Sie sind für die Entstehung der Gesteine und für die Formung der
Landschaften von großer Bedeutung.
Der Aufbau der Erde gliedert sich in Erdkern, Erdmantel und Erdkruste. Die zwischen 5 und 50
km mächtige Erdkruste ist in 7 Großplatten und 7 kleine Platten unterteilt. Diese sind,
angetrieben durch konvektive Fließbewegungen des etwa 1.200 °C heißen Magmas im Erdmantel
ständig in langsamer vertikaler und horizontaler Bewegung (vertikal wenige mm/Jahr, horizontal
2 – 16 cm/Jahr). Diese Erdmantel-Konvektion kann man mit der Thermik in Gewitterwolken
vergleichen, nur wesentlich langsamer. Entlang der Plattengrenzen in den Ozeanen tritt Lava aus
und es kommt zur Neubildung von Meeresboden (Seafloor-Spreading). Dadurch driften die
Platten langsam auseinander und es bilden sich weltumspannende Bruchsysteme (ozeanische
Riftsysteme) mit mächtigen Gebirgsrücken (mittelozeanische Rücken). Diese Neubildung von
Meeresboden wird an anderer Stelle bei der Plattenkollision durch Versenkung der Ozeankruste
(Subduktion) in den oberen Erdmantel, einhergehend mit der Bildung von Tiefseerinnen
ausgeglichen. Bei der Kollision von Kontinenten, z.B. Indien mit Asien oder Afrika mit Europa
entstehen Faltengebirge (Himalaja, Alpen). Beim Auseinanderdriften kontinentaler Platten
entstehen kontinentale Riftsysteme (Ostafrikanischer Graben, Rotes Meer) (Abb. 1). Auch
innerhalb der Platten bilden sich Bruchsysteme und es kommt zu weiträumigen Hebungen oder
Absenkungen der Erdkruste. In die entstehenden Becken dringen Flüsse oder das Meer ein und
es bilden sich über lange Zeiträume mächtige Sedimentablagerungen. Bei Hebung und
Trockenfallen werden die Sedimentgesteine durch die Erosion wieder abgetragen. Im
kleinräumigen Maßstab kommt es innerhalb der Platten zur Bildung von Schichtverbiegungen,
die als Mulden- und Sattelstrukturen bezeichnet werden und zu horizontalen und vertikalen
Verwerfungen (Schichtversetzungen), die oft als Graben- und Horststrukturen angelegt sind
(Abb. 2). Diese Vorgänge innerhalb der Erdkruste werden unter dem Begriff "Tektonik" (= die
Baukunst betreffend) zusammengefasst. Sie haben im Zusammenwirken mit der Erosion
maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung der Flusssysteme und der Landschaften (Abb. 20).
Das Zusammenspiel dieser Kräfte führte gegen Ende der Zeitära des Paläozoikums (Erdaltertum)
vor etwa 255 Millionen Jahren zur Bildung des so genannten "Germanischen Beckens" als flache
Einsenkung und Randmeer eines großen Ozeans, der "Tethys" (Abb. 4). Dieses Becken
erstreckte sich vom heutigen England und Skandinavien bis nach Polen, Süddeutschland und
nach Burgund. Im Laufe der folgenden Jahrmillionen wurden hier die mächtigen
Sedimentschichten des Mesozoikums (Erdmittelalter) in den Zeitabschnitten von Trias, Jura und
Kreide abgelagert. Während der Kreide-Zeit vor 142 bis 65 Millionen Jahren hoben sich Teile des
Beckens in Süddeutschland über den Meeresspiegel und unser Land ist seitdem
Abtragungsgebiet. Durch die Heraushebung von Vogesen, Schwarzwald und Odenwald kam es in
der Tertiär-Zeit vor etwa 40 Millionen Jahren zum Einbrechen des Oberrheingrabens als
Gewölbescheitelbruch. Innerhalb der europäischen Erdkrustenplatte entstand durch diese
tektonischen Vorgänge schließlich die "Süddeutschen Großscholle", die weite Bereiche von
Baden-Württemberg und Bayern umfasst (Abb. 2)
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Die tektonische Hebung von Südwestdeutschland führte zum Einschneiden der Flusssysteme von
Rhein und Donau durch rückschreitende Erosion und zur Abtragung der Gesteine. Im Bereich der
Hochgebiete von Schwarzwald und Odenwald wurden die Sedimentschichten so weit abgetragen,
dass die Gneise und Granite des alten Grundgebirges wieder zutage treten. Die gegenüber den
abtragenden Kräften unterschiedlich widerstandsfähigen Sedimentgesteine wurden unter-
schiedlich schnell und stark abgetragen, so dass ein Schichtstufenland entstanden ist. Die starke
Hebung von Schwarzwald und Odenwald führte zur Verkippung der ehemals weitgehend
horizontal abgelagerten Schichten nach Südosten. Wegen der noch stärkeren Hebung des
Südschwarzwaldes fallen die Schichten dort steiler ein, als in den mittleren und nördlichen
Landesteilen. Das führte zu einer asymmetrischen Auffächerung der Schichtstufenbildung. Durch
dieses Zusammenspiel von Gesteinen, Schichtlagerung und Abtragung wurde im Laufe der
Jahrmillionen das "Schwäbisch-Fränkische Schichtstufenland" mit seinen Stufen und
Verebnungsflächen geschaffen, das sich von der Donau bis zur Rhön erstreckt (Abb. 5 und 6).
Der Geologe nennt den inneren Bau des Untergrundes "Gebirge", auch wenn kein Bergland im
geographischen Sinne aufragt. Im oberen Bereich der Erdkruste sind zwei übereinander liegende
geologische Baueinheiten zu unterscheiden: Das ältere "Grundgebirge" und das jüngere
"Deckgebirge".
2.2.1 Grundgebirge
Die Gneise und Granite (Kristallingesteine) im tieferen Untergrund werden als Grundgebirge
bezeichnet. In Baden-Württemberg sind es die Reste eines durch die Erosion eingeebneten
ehemaligen Faltengebirges. Dieses "Variszische Gebirge" bildete im Paläozoikum vor 300 bis 400
Millionen Jahren über weite Bereiche des damaligen Europas ein Hochgebiet, wie heute Alpen bis
Himalaja. Nach der Abtragung dieses Gebirges vor 250 Millionen Jahren sind die in der Tiefe
liegenden Kristallingesteine übrig geblieben, die auch als Gebirgsrümpfe bezeichnet werden. Das
Grundgebirge besteht in Baden-Württemberg zu 2/3 aus Gneisen und zu 1/3 aus Graniten. Die
Gneise sind metamorphe Gesteine (Umwandlungsgesteine), die durch die Umwandlung älterer
Sedimentgesteine und Magmatite entstanden sind. Die Ausgangsgesteine wurden durch
tektonische Vorgänge in bis zu 15 Kilometer Tiefe versenkt, auf bis zu 500 °C erhitzt und hohen
Drücken ausgesetzt. Durch diese Beanspruchung haben sich andere Mineraliengefüge gebildet
(Rekristallisation), oder es sind vollkommen neue temperatur- und druckstabile Mineralien
entstanden. Alle vorhergehenden Gesteinsstrukturen und Fossilien wurden dabei zerstört. Es kam
aber nicht zur Gesteinsaufschmelzung. Die Granite werden als plutonisch-magmatische Gesteine
(Tiefengesteine, Erstarrungsgesteine) bezeichnet. Sie sind während der variszischen
Gebirgsbildung im Bereich von tektonischen Schwächezonen in glutflüssigem Zustand aus großer
Tiefe aufgestiegen, haben dabei die älteren Gneise durchschmolzen und sind anschließend zu
Festgestein erstarrt (Intrusionsgesteine).
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Ludwigsburg
Nach R. Dürr (1982) aus: C. Stier, H. Behmel & U. Schollenberger (1989): Wüsten, Meere und Vulkane,
Baden-Württemberg in Bildern aus der Erdgeschichte. Peter Grohmann, Stuttgart.
Die Süddeutsche Großscholle zwischen Oberrheingraben, Alpen, Böhmischer Großscholle und Rheinisch-
Ardennischer Großscholle nimmt weite Teile von Baden-Württemberg und Bayern ein. Der tektonische Bau, also
Gräben und Sättel, Gewölbe, Falten und Verschiebungen haben maßgeblichen Einfluss auf die Verwitterung und
Abtragung und damit auf die Richtung der Flüsse und auf das Gesicht der Landschaft.
Das kleine Bild zeigt die Spannungsverhältnisse in Mitteleuropa. Die weißen Pfeile zeigen die Einspannung der
Krustenteile (Blöcke), die schwarzen Pfeile deuten die Bewegung als Reaktion darauf an. Erdbebengebiete sind
schraffiert. Der nordwärts gerichtete Druck der afrikanischen Platte, der auch für die Auffaltung der Alpen
verantwortlich ist, zerscherte die Europäische Platte in zahlreiche Brüche und Gräben. Das Schollenmosaik ist in
fraktaler Hierarchie vom Satellitenbild bis zur mikroskopischen Probe erkennbar. Die Bewegungen sind auch heute
noch aktiv und im Südschwarzwald können Hebungen von 1 mm in 10 Jahren gemessen werden.
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2.2.2 Deckgebirge
Sedimentäre Grundschichten
Während der langsamen Einsenkung des Germanischen Beckens im Mesozoikum über einen
Zeitraum von etwa 113 Mio. Jahren kam es zur Ablagerung von stellenweise bis über 1000 m
mächtigen Sedimentschichten, teils unter Meeresbedeckung und teils unter dem Einfluss von
Flusssystemen und Seen. Die Absenkung des Beckens wurde durch die Aufschüttung der
Sedimente kompensiert, so dass die Sedimentationsoberfläche immer knapp über dem
Meeresspiegel oder flach darunter lag (Schelfmeer). Die weichen und locker gelagerten
Sedimente wurden mit der Zeit durch den Prozess der "Diagenese" (Verdichtung) verfestigt.
Zunächst wurden die Sedimente durch den Druck der überlagernden Schichten entwässert und
kompaktiert. Dann wurden in den winzigen Räumen zwischen den Sedimentkörner neue Kristalle
durch Lösungsvorgänge gebildet, die das Sediment zu festem Gestein verkittet haben
(Umkristallisation, Sammelkristallisation).
Die Sedimente des Mesozoikums werden in die Zeitperioden Trias (Buntsandstein, Muschelkalk,
Keuper), Jura und Kreide untergliedert. Im außeralpinen Deutschland wird die Trias als
"Germanische Trias" bezeichnet, im Gegensatz zur "Alpinen Trias", die im weiter südlich
gelegenen Meeresbecken der Tethys abgelagert wurde. Gegen Ende der Jurazeit vor etwa 142
Mio. Jahren kam es in weiten Teilen von Süddeutschland zur Heraushebung der Erdkruste über
den Meeresspiegel und damit zum Ende der Sedimentation. Mögliche Ablagerungen aus der
Kreidezeit sind der Abtragung zum Opfer gefallen. In der Zeitära des Känozoikums (Erdneuzeit)
hat sich vor 40 bis 5 Millionen Jahren während der Tertiärzeit das Alpenvorland der Schweiz,
Oberschwabens und Bayerns abgesenkt. Ursache waren Massenausgleichsvorgänge im Zuge der
alpinen Gebirgsbildung. In diesem so genannten "Molassebecken" wurde der Abtragungsschutt
der rasch aufsteigenden Alpen als bis zu 5.000 m mächtige, sandig-tonige und örtlich
konglomeratische Schichten teils unter Meeresbedeckung und teils durch Flüsse und
Schichtfluten abgelagert. Auch der einbrechende Oberrheingraben wurde in dieser Zeit vom Meer
überflutet und mit Abtragungsschutt aufgefüllt.
Deckschichten
Gegen Ende der Tertiärzeit ist das warme Erdklima aus noch nicht genau bekannten Gründen
deutlich kälter geworden. Während der Zeitperiode des Quartärs (2,6 Mio. Jahre bis heute) hat
das "Pleistozän" (Eiszeitalter, 2,6 Mio. Jahre bis 12.000 Jahre vor heute) in ganz Deutschland
seine vielfältigen Deckschichten-Sedimente über den älteren Grundschichten hinterlassen. In
mindestens 15 Kaltzeiten (Glaziale) von jeweils etwa 100.000 bis 200.000 Jahren Dauer schoben
sich mächtige Gletscher vom skandinavischen Schild nach Norddeutschland vor. In
Oberschwaben und Bayern traten die Gletscher aus den Alpen ins Flachland und stellenweise bis
zur Donau heraus. Der Feldberg im Südschwarzwald trug dann ebenfalls eine Eiskappe und die
Hochlagen im Nordschwarzwald waren mit kleinen Kar-Gletschern bedeckt. Die Gletscher
hinterließen bei jedem Vorstoß ihre vielfältigen Ablagerungen aus Moränen, Beckentonen,
Sanden und Flussschottern. In den nicht vom Eis bedeckten so genannten Periglazialgebieten, so
auch in Ludwigsburg, herrschte ein kaltes und trockenes Tundra- und Steppenklima mit bis zu
100 m tiefem Permafrost und einem spärlichen Bewuchs mit Gräsern und Sträuchern. Auf den
Tundraflächen haben sich durch Frost-Tauwechsel Fließerden und Schuttdecken gebildet, und
stellenweise wurden Lösssedimente durch Staubstürme abgelagert. An den Talflanken entstand
Hangschutt und in den Flusstälern wurden Schotter abgelagert. Die Kaltzeiten wurden von etwa
15.000 bis 25.000 Jahre andauernden Warmzeiten (Interglaziale) unterbrochen. Im dann
warmen und feuchten Klima waren die kaltzeitlichen Ablagerungen besonders intensiv der
Verwitterung und Bodenbildung ausgesetzt. Die Jetzt-Zeit wird innerhalb des Quartärs als
"Holozän" bezeichnet und zählt seit dem Ende der "Würm-Kaltzeit" vor 12.000 Jahren. Sie ist als
Warmzeit aufzufassen, auf die in einigen tausend Jahren vermutlich die nächste Kaltzeit folgen
wird.
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Deutschland
grabenfüllung
Schotter,
Vulkanismus
Känozoikum
2,6 Mio.
Oberrhein-
Moränen - erste Hominiden
Tertiär Pliozän
Molasse
Oligozän - älteste Affen
Eozän
- älteste Wale
Paläozän - großes
65 Mio.
Kreide Ob. Kreide Artensterben
Festland
Festland
(Meteorit?)
99 Mio.
Unt. Kreide
- älteste Vögel
Sedimente ?
Meeresbedeckung in SW-Deutschland
142 Mio.
Jura Ob. Jura Weißer Jura
157 Mio.
Mtl. Jura Brauner Jura
SW-deutschen Schichtstufenlandes
178 Mio.
Vulkanismus
260 Mio.
Mittel- + Rotliegendes
Unter Perm 296 Mio.
Karbon lokal Sedimente, - älteste Reptilien
Granite 354 Mio. - Kohlesümpfe
- Wirbeltiere erobern
Devon das Land
Metamorphosen im heutigen Grundgebirge
Gneise, Anatexite
417 Mio.
Silur - älteste Fische
Palozoikum
443 Mio.
Ordovicium - älteste Insekten
495 Mio.
Kambrium - viele neue Arten
545 Mio. entstehen
Ausgangsgesteine - Organismen ohne
Präkambrium der Zellkern, Bakterien
Grundgebirgsgneise
- Cyanobakterien
Alter der
Erde:
ca. 4,6
Milliarden
Jahre
im Raum Ludwigsburg an der Oberfläche anstehende Schichten = größerer Vereisungsphasen in der Erdgeschichte
Germanisches Becken
Glazialgebiete
Periglazialgebiete
?
Alpen
Ludwigsburg
Ludwigsburg
Ludwigsburg
Ludwigsburg Alb
Rhein- Molassebecken
graben
Blockbilder nach C. Stier, H. Behmel & U. Schollenberger (1989): Wüsten, Meere und Vulkane,
Baden-Württemberg in Bildern aus der Erdgeschichte. Peter Grohmann, Stuttgart.
Während der Buntsandstein-Zeit war das Germanische Becken eine Aufschüttungsfläche Zur Jura-Zeit drang wieder das Meer in das Germanische Becken vor und lagerte in einem
mit einem wüstenartigen Klima. Aus den randlichen Hochgebieten haben Flüsse sandige flachen bis tiefen Schelfmeer Ton- und Kalkschlämme und mächtige Riffkalke ab (kein Bild).
Sedimente mit Ton und Geröll überwiegend als Schichtfluten in die Tiefebene transportiert. Während der Kreide-Zeit wurde unser Land Abtragungsgebiet (kein Bild). Auf dem
Während der Muschelkalk-Zeit drang das Meer in das Becken vor und lagerte Kalk- und Festland entwickelte sich durch die Erosion der schräg gestellten und unterschiedlich
Tonschlämme ab. Zur Zeit des Mittleren Muschelkalks war das Randmeer zeitweise vom widerstandsfähigen Sedimentschichten das Schwäbisch-Fränkische-Schichtstufenland. Der
großen Ozean abgeschnitten, so dass das Meerwasser im trocken-heißen Klima (arides Stress der afrikanisch-europäischen Plattenkollision während der Tertiär-Zeit vor etwa 40
Klima) verdunstete und sich Evaporitsedimente aus Gips, Anhydrit und Steinsalz abgesetzt Millionen Jahren führte zum Einbrechen der europäischen Grabensysteme und zur
haben. Zur Keuper-Zeit herrschten teils marine, teils festländische Ablagerungs- Heraushebung der Grabenränder von Schwarzwald und Vogesen. Im Oberrheingraben
verhältnisse mit einem trockenen und kontinentalen Klima. Zur Zeit des Gipskeupers kam wurden durch das eindringende Meer mächtige Sedimente abgelagert. Im Alpenvorland
es zur Ausscheidung von Gips und Anhydrit im verdunstenden Wasser. Die höheren wurde der Abtragungsschutt der Alpen im teils marinen, teils festländisch geprägten
Keuperschichten werden von mächtigen Tonmergel-Sedimenten und von Sandsteinlagen Molassebecken abgelagert.
aufgebaut, die von Flusssystemen in das Becken transportiert wurden.
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Rheingraben Keuper
Neckar
Muschelkalk +
Odenwald Quartär + Lettenkeuper
Tertiär
Bauland Kraichgau Keuper
Löwensteiner
Berge
Kraichgau Stromberg
Schwäbisch- Keuper
Fränkischer
Neckar- Wald Ries- Murr
becken
Schnittlage Meteoriten- Enz
in Abb. 7 krater
Backnanger
Graben
Hecken-
Buntsandstein
Strohgäu
Oberrhein-
gäu
Perm,+ Stuttgart
Karbon Rems
Schwäbische Glemswald Schurwald
Alb
Nagold
Schwarzwald
Filder Fils
Muschelkalk +
Lettenkeuper
Unterjura
Hegau Nord-
schwarzwald Schönbuch Alb-Vorland
Oberschwaben
Oberes Gäu
Deckgebirge Gneise Keuper
Molasse- + Alb
Grundgebirge Mitteljura
becken Granite
Oberjura
Geologische Reliefbilder nach G. Wagner & A. Koch (1961), bearbeitet durch R. Hüttner. Quelle: LGRB.
Östlich des Oberrheingrabens erhebt sich das zertalte kristalline Grundgebirge und bildet Darüber bilden im Albvorland die mächtigen Tonsteinserien des Mitteljuras den Anstieg zur
die Hochlagen von Schwarzwald und Odenwald (rot). Im Nordschwarzwald und im Odenwald markanten Schichtstufe der Schwäbischen Alb (braun). Der Felstrauf der Schwäbischen Alb
liegt der Buntsandstein als älteste Schichtstufe auf dem Grundgebirge (beige). Über dem wird von den verkarsteten Karbonatgesteinen des Oberjuras gebildet, die den derzeitigen
Buntsandstein folgt die Stufe und Verebnung des Muschelkalks, der zusammen mit dem Haupterosionsrand der Jurastufe in Baden-Württemberg markieren (hellblau). Die roten
geringmächtigen Lettenkeuper die weiten Gäuflächen und das Neckarbecken bildet (rosa). Punkte im Vorland und auf der Alb sind erloschene Vulkan-Tuff-Schlote aus der Tertiär-Zeit
Darüber folgt die Schichtstufe des Gipskeupers und Sandsteinkeupers, dessen Hoch- (Kirchheim-Uracher Vulkangebiet). Die Hochfläche der Alb geht entlang der Donau in die
flächen die bewaldeten Keuperbergländer rund um Stuttgart und Heilbronn und den hügelige Landschaft von Oberschwaben über, die von den mächtigen Schichten des
Schwäbisch-Fränkischen Wald bilden (grün). Das Ausgreifen der Keuperschichtstufe nach Molassebeckens aus der Tertiär-Zeit aufgebaut wird (gelb). Die tertiären Sande und Tone
Westen im Glemswald bei Leonberg wird durch die Reliefumkehr im Fildergraben verursacht. sind großteils von den Moränen-, Schotter- und Beckentonablagerungen des Pleistozäns
Über dem Keuper liegen die geringmächtigen Tonsteine, Mergelsteine und Sandsteine des bedeckt (ocker).
Unterjuras (blaugrau).
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Nord-Vogesen Rheingraben Nord-Schwarzwald Gäu Filder Schwäbische Alb Oberschwaben Thurgau Alpen
Merkur Achalm Tautschbuch Höchsten Hoher Kasten
Grundgebirge Tertiäre Grabenfüllung Perm Buntsandstein Muschelkalk Tertiäre Vulkanschlote Keuper Unter- Mittel- Oberjura
Während der Abtragung des variszischen Gebirges in Südwestdeutschland vor ca. 250 Mio. Der Rheingraben war während der Tertiär-Zeit vom Meer überflutet und wurde mit bis zu
Jahren wurden die über dem Grundgebirge liegenden Gesteine aus den Zeitperioden von 3000 m mächtigen Sedimenten gefüllt. Wegen der starken Heraushebung von Schwarzwald
Devon und Karbon bis auf örtliche Reste entfernt. Während der Perm-Zeit kam es zur und Odenwald in Verbindung mit der Einsenkung des Nordalpinen Molassebeckens wurden
Ablagerung von terrestrischen Sedimenten in langgestreckten Senken und zu die Sedimentschichten in Baden-Württemberg nach ihrer Ablagerung nach Südosten
flächenhaften marinen Ablagerungen im Norden von Baden-Württemberg. Während der verkippt. Das hat zusammen mit der Erosion der Flüsse zur Bildung eines Schicht-
anschließenden Einsenkung des Germanischen Beckens wurden Sedimente in den Zeiten stufenlandes geführt. Unter der Schwäbischen Alb und unter Oberschwaben nimmt das
von Trias (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper) bis Jura flächig auf dem Grundgebirgs- Schichtfallen zum Molassebecken hin zu. Das Molassebecken hat sich in der Tertiär-Zeit als
sockel abgelagerten (Sedimenthülle). Das Gebiet des Rheinischen Schildes im Zentrum von Massenausgleichsbewegung zu den rasch aufsteigenden Alpen eingesenkt und war zeitweise
Europa hat sich dann während der Kreide-Zeit herausgehoben, und im Bereich des vom Meer überflutet. Es nimmt bis heute den Abtragungsschutt der Alpen auf und es wurden
Südschwarzwaldes kam es zu einer lokalen Aufwölbung, verursacht durch thermische Sedimente mit einer Mächtigkeiten von bis zu 5000 Meter abgelagert. Südlich des Bodensees
Konvektionsprozesse im oberen Erdmantel (Manteldiapir). Als Folge dieser Aufwölbungen biegt die Schichtlagerung der Molasse um. Ursache sind die sich nach Norden vorschiebenden
ist in der Tertiär-Zeit vor etwa 40 Mio. Jahren der 300 km lange und bis zu 50 km breite Alpen, die die Molasseschichten verbiegen, stauchen, falten und abscheren. Die gefalteten
Oberrheingraben als Gewölbescheitelbruch eingebrochen. Die Sedimentgesteine auf den und abgescherten Bereiche werden Subalpine Molasse oder Faltenmolasse genannt. Über
herausgehobenen Grabenschultern von Vogesen, Schwarzwald und Odenwald wurden nun der Faltenmolasse liegen weiche Flysch-Sedimente (marine Trübeströme ->Turbidite).
rasch abgetragen. Im stärker herausgehobenen mittleren und südlichen Schwarzwald Darüber folgen die schroffen Felsformationen der Überschiebungsdecken der Alpen. Die
werden heute weite Teile der Mittelgebirgslandschaft von den Gneisen und Graniten des Flysch-Sedimente und die Felsgesteine am Hohen Kasten (Helvetische Decke) stammen aus
Grundgebirges aufgebaut. Im nördlichen Schwarzwald bedecken die Sedimentgesteine der der Kreide-Zeit. In Oberschwaben und im Thurgau werden die Molasseschichten großteils von
Schichtstufe des Buntsandsteins viele Bergrücken und reichen im Osten auch bis in die den Moränen- und Schottersedimenten und den Beckenfüllungen der Eiszeiten (Pleistozän)
Täler. und von jungen Ablagerungen aus der aktuellen Zeit des Holozän bedeckt.
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3. Geologie in Ludwigsburg
In den Zeitperioden von Oberkarbon bis Perm vor 326 bis 251 Millionen Jahren wurde das
Variszische Gebirge abgetragen. Die Abtragungsprodukte wurden in Baden-Württemberg als
grobkörniger Schutt (Rotliegendes) in langgestreckten Senken und als Karbonatsedimente
(Zechstein) in Becken sedimentiert. Eine Kette von Vulkanen hat große Mengen von Lava und
Tuffen ausgestoßen und abgelagert. In dem sich weiter ausdehnenden Germanischen Becken
wurden in den Zeiten von Trias und Jura und stellenweise während der Kreide abwechselnd
kontinentale und marine Sedimente flächenhaft abgelagert. Die Mächtigkeit der Sediment-
schichten schwankt stark zwischen den Randbereichen und dem Beckeninneren. In der nach-
folgenden Beschreibung werden die Schichtmächtigkeiten im Raum Ludwigsburg angegeben.
Der Buntsandstein ist die älteste und unterste Sedimentstufe im Schichtstufenland. Er bildet die
Hochflächen des Buntsandstein-Schwarzwaldes und -Odenwaldes und im Nordschwarzwald die
Hochlagen von Schliffkopf, Hornisgrinde, Merkur und Badener Höhe. Über der eingeebneten
Rumpffläche des Grundgebirges und den Ablagerungen der Karbon- und Perm-Zeit wurden die
Schichten des Buntsandsteins bei wüstenartigem Klima in einer Landschaft vergleichbar mit
Inner-Australien abgelagert. Die rot gefärbten, grob- und feinkörnigen Sandsteine mit Geröllen
und Tonsteinlagen wurden von Flüssen aus den randlichen Hochgebieten in breiten
Schwemmfächern als Schichtfluten in die Ebene des Germanischen Beckens geschüttet
(klastische Sedimente). Die Grenze zum jüngeren Muschelkalk bilden die unter Meereseinfluss
abgelagerten Röt-Tone. In Ludwigsburg liegen die 200 - 250 m mächtigen Gesteine des
Buntsandsteins 140 bis 200 m unter der Geländeoberfläche. Die oberen Schichten des
Buntsandsteins (Plattensandstein) wurden bei den Mineralwasserbohrungen in Hoheneck und im
ehemaligen Mathildenhof in der Rosenstraße angebohrt.
Der Muschelkalk ist die zweite Schichtstufe in Baden-Württemberg und bildet zwischen Klettgau
und Bauland die Gäuflächen. Während der Muschelkalkzeit drang ein flaches Randmeer der
Tethys von Osten und Westen in das Germanische Becken vor. Bei trocken-warmen Klima-
verhältnissen (arides Klima) ähnlich denen im Persischen Golf wurden feinkörnige Ton- und
Karbonatschlämme und auch evaporitische Sedimente abgelagert (chemische Sedimente).
Der Untergrund der Gäuflächen wird von den etwa 55 m mächtigen Mergel-, Kalk- und
Dolomitschichten des Unteren Muschelkalks aufgebaut, der in Ludwigsburg nicht zutage tritt.
Der etwa 65 m mächtige Mittlere Muschelkalk besteht aus Dolomitsteinbänken und zu einem
großen Teil aus evaporitischen Gesteinen (Anhydrit bzw. Gips, Steinsalz). Die Evaporite wurden
durch Ausfällung aus dem verdunstenden Meerwasser in einer abgegrenzten Meeresbucht mit
verringertem Wasseraustausch abgelagert. In den Landesteilen, wo heute die Bedeckung durch
höhere Gesteinsschichten ganz oder teilweise abgetragen ist, wurden die Salzgesteine des
Mittleren Muschelkalks durch das Grundwasser ausgelaugt. Hier sind nur noch die tonigen
Lösungsrückstände übrig geblieben (Salztone). Auch die Gips- und Anhydritgesteine befinden
sich hier im Stadium der Auslaugung (Zellendolomite), was gelegentlich zur Bildung von
Lösungshohlräumen mit Durchbruch bis zur Erdoberfläche führt (Dolinen). Diese Verhältnisse
treffen auch auf den Raum Ludwigsburg zu. Die Schichtgrenze zum Oberen Muschelkalk liegt
etwa 20 m unter der Aue des Neckartals.
Der etwa 85 m mächtige und in Oberflächennähe oft verkarstete Obere Muschelkalk wird von
grau-blauen und gut gebankten Kalksteinen aufgebaut. Diese bestehen teils aus feinkörnigen
(mikritischen) Kalken, teils aus zertrümmerten Gehäuseresten von Meerestieren (bioklastische
Kalke). Die Kalksteinbänke werden durch dünne Tonmergelfugen voneinander getrennt. Diese
Wechsellagerung macht eine gute lithostratigraphische Gliederung über weite Bereiche möglich.
Der oberste Teil des Oberen Muschelkalks wird vom 5 - 10 m mächtigen gelbfarbenen
Trigonodusdolomit gebildet (Abb. 8). Auf den Gäuflächen haben sich der Neckar und die
Nebenflüsse tief in den Oberen Muschelkalk eingeschnitten und winden sich in Mäandern durch
die Täler. An den steilen Prallhängen der Flüsse treten die Gesteinsformationen des Oberen
Muschelkalks als breite und zerklüftete Felsbänder zutage. Besonders eindrucksvoll ist das in
Ludwigsburg zwischen Poppenweiler und Hoheneck zu sehen.
13
Stratigraphie
Oberer Muschelkalk
Obere
Dolomit-
formation
Obere Salinar-
Sulfat- formation
schichten
Zwischendolomit
Steinsalz-
Schichten
Untere
Sulfatschichten
Untere Untere
Dolomite Dolomit-
Liegende formation
Kalkmergel
Unterer Muschelkalk
Während der Keuper-Zeit wurden neben marinen Sedimenten auch wieder festländisch geprägte
klastische Sedimente in Flussebenen und in Seen bei einem warmen und trockenen Klima
abgelagert.
Die Schichten des ursprünglich etwa 23 m mächtigen Lettenkeupers (Unterer Keuper) bilden
keine eigene landschaftliche Schichtstufe, sondern liegen flächig auf der Ebene des Oberen
Muschelkalks auf. Der Lettenkeuper besteht aus einer engen Wechselfolge von geringmächtigen
dolomitisierten Karbonatsteinbänken, Tonmergelsteinen und Sandsteinen und bezeugt den
Wechsel von der rein meeresgeprägten Muschelkalk-Zeit zu den stark festländisch beeinflussten
Ablagerungsverhältnissen der Keuper-Zeit. Die Dolomitsteine und Sandsteine sind zum Teil sehr
fossilreich. Im "Hohenecker Kalk", der im Raum Ludwigsburg eine Flachwasserfazies des Lingula-
Dolomits ist, wurden zahlreiche Versteinerungen von Muscheln und Wirbeltieren gefunden. Im
mittleren und nördlichen Bereich von Ludwigsburg ist der Lettenkeuper zum Teil schon stark
abgetragen. Zusammen mit der Bedeckung aus Löss und Lösslehm des wesentlich jüngeren
Eiszeitalters bildet der Lettenkeuper die Flächen des Strohgäus und bei Ludwigsburg die Ebene
des Langen Feldes (Abb. 10).
Westlich des Neckars liegen über dem Lettenkeuper stellenweise die wenige Meter bis ca. 40 m
mächtigen Reste des ursprünglich über 100 m mächtigen Gipskeupers (Mittlerer Keuper). Die
Gips- und Anhydritgesteine der ehemals 17 m mächtigen Grundgipsschichten an der Basis des
Gipskeupers wurden durch einsickerndes Niederschlagswasser aufgelöst und abgeführt, so dass
hier nur noch tonige und karbonatische Lösungsrückstände übrig geblieben sind. Die Ursache für
die starke Abtragung der Keuperschichten im westlichen Bereich von Ludwigsburg ist der
"Schwäbisch-Fränkischen Sattel", der für die tektonische Hochlage der Schichten gegenüber der
Umgebung verantwortlich ist. Dadurch kam es zu einer beschleunigten Abtragung. (siehe Kapitel
3.6). Östlich des Neckars ist der Gipskeuper am Lemberg in nahezu vollständiger Mächtigkeit
erhalten. Er wird hier in einer tektonischen Tieflage (Grabenbildung) unter einer Kappe aus
Schilfsandstein bis heute vor der Erosion geschützt (Zeugenberg). Der Gipskeuper am Lemberg
besteht aus mächtigen Tonsteinserien mit bankigen und knolligen Gipslagen, die von
Dolomitsteinbänken und Steinmergelbänken untergliedert werden (Abb. 11). Entlang der
zusammenhängenden Keuperbergländer rund um das Neckarbecken bildet der Gipskeuper den
Fuß und Steilansteig der Keuperschichtstufe mit Streuobstwiesen und Weinbergen.
Die Kuppe des Lembergs wird vom hier etwa 25 m mächtigen Schilfsandstein (Mittlerer
Keuper) als Erosionsrest einer ehemals flächigen Bedeckung gebildet. Die Entstehung dieses
Zeugenberges wird in Kapitel 3.7 beschrieben. Den Namen erhielt der Schilfsandstein von den
versteinerten Schachtelhalmresten, die man früher für Schilf hielt. Die Sedimente des
Schilfsandsteins wurden von Flüssen aus dem baltisch-skandinavischen Raum herantransportiert
und in einem großen und weitverzweigten Delta abgelagert. Wegen dieser Herkunft wird der
Schilfsandstein auch als "Nordischer Sandstein" bezeichnet, im Gegensatz zum Stubensandstein
des höheren Mittelkeupers, der wegen seine Herkunft aus dem damals südöstlich gelegenen
Vindelizischen Land als "Vindelizischer Sandstein" bezeichnet wird. Der Schilfsandstein tritt in
zwei Faziesausbildungen auf (Fazies = Gesicht): Die "Flutfazies" wird von den bis zu 35 m
mächtigen Sandsteinformationen gebildet, die innerhalb der schmalen und lang gestreckten
Delta-Arme sedimentiert wurden. Die Delta-Arme haben sich in den unterlagernden Gipskeuper
erosiv eingeschnitten. Sie treten heute als von Nordosten nach Südwesten verlaufende
rinnenförmige Sandsteinstränge an den Rändern der Keuperbergländer morphologisch in
Erscheinung. Die Sandsteine der Flutfazies zeichnen den ehemaligen Verlauf des Schilfsandstein-
Deltas nach und können über weite Bereiche von Baden-Württemberg verfolgt werden. Die
"Stillwasserfazies" wird von 5 - 20 Meter mächtigen feinsandigen Tonsteinlagen gebildet, die in
den Flachwasserbereichen zwischen den Delta-Armen abgesetzt wurden. Der Schilfsandstein am
Lemberg besteht aus gut gebankten und feinkörnigen Sandsteinen der Flutfazies, an deren Basis
dünnen Lagen aus feinsandig-siltigen Tonsteinen vorkommen (Abb. 17). Die Verhältnisse zur
Schilfsandsteinzeit sind mit denen im Mississippi Delta in Louisiana, USA vergleichbar.
Die heutige Landschaftsoberfläche wird fast vollkommen von den 0,5 bis über 8 m mächtigen
und überwiegend wenig verfestigten Deckschichten aus der Zeit des Quartärs bedeckt. Das
Quartär gliedert sich in das Pleistozän (Eiszeitalter vor 2,6 Millionen Jahren bis 12.000 Jahren)
und in das Holozän (Jetztzeit und Warmzeit seit 12.000 Jahren). Während der Kaltzeiten im
Pleistozän gab es im heutigen Strohgäu nie eine Gletscherbedeckung. Der Boden war aber bis zu
100 m tief gefroren und mit niedrigen Gräsern und Sträuchern bewachsen (Periglazialgebiet). In
den kurzen Sommern tauten die Permafrostböden oberflächlich auf und wurden durch
Fließvorgänge (Solifluktion) aufgearbeitet und umgelagert. Auf diese Weise bildeten sich steinig-
tonige Fließerden und Schuttdecken. An den Talflanken entstanden tonige Hanglehme und
steiniger Hangschutt. Während der Riß-Kaltzeiten (2 bis 3 Kaltzeiten) vor 400.000 - 125.000
Jahren und der Würm-Kaltzeit vor 115.000 - 12.000 Jahren wurde staubförmiger Löss durch
starke Westwinde aus den vegetationsfreien Schotterebenen des Oberrheingrabens ausgeblasen
und auf den östlich gelegenen Steppen- und Tundraflächen des heutigen Strohgäus abgelagert.
Im warmen und feuchten Klima der Eem-Warmzeit zwischen der Riß- und Würm-Kaltzeit und im
Holozän wurden die oberen 1 – 2 m des kalkhaltigen Lösses durch Niederschläge und
Verwitterung entkalkt und in tonigen Lösslehm umgewandelt. Durch Bodenbildungsprozesse sind
auf den Gäuflächen dann die fruchtbaren Parabraunerden und stellenweise Paraschwarzerden
entstanden. Wegen der permanenten tektonischen Hebung unseres Landes schnitten sich die
Flüsse vor allem während der schmelzwasserreichen Phasen zu Beginn und am Ende der
Kaltzeiten in die Landschaft ein und hinterließen auf der Hochfläche und an den Talflanken Reste
ihrer Schotterablagerungen als Terrassenschotter. Die sandigen Schotter und Lehme in der Aue
des Neckartals stammen aus der Würm-Kaltzeit und aus dem Holozän. Die 15 bis 20 m über der
Talaue liegenden Schotterterrassen stammen aus den Riß-Kaltzeiten, die höher liegenden
Schotterreste stammen aus älteren Kaltzeiten (Abb. 12). Die Klimaverhältnisse während der
Kaltzeiten entsprachen in etwas denen im heutigen Nordsibirien.
Östlich von Poppenweiler an der Straße nach Hochdorf hat man früher in einer kleinen Kiesgrube Travertin
abgebaut. Travertin (Sauerwasserkalk, Lapis tiburtinus, ein Werkstein, der auch östlich von Rom in Tibur abgebaut
wurde) ist eine Quellkalkablagerung, die überwiegend während der Warmzeiten gebildet wurde. Das Grundwasser
war hier mit aufsteigendem Kohlendioxid (CO2) aus dem Erdmantel angereichert und ist als kohlensaures Wasser
(H2CO3) an einer tektonischen Störungszone ausgetreten. Durch das Entweichen des Kohlendioxids am
Quellaustritt infolge der Temperaturzunahme und des Druckabfalls haben sich die eisenhaltigen und gelbbraun
gebänderten Sauerwasserkalke, oft mit Einschlüssen von Pflanzen- und Tierresten gebildet. Das heute
zugeschüttete Kiesvorkommen ist der Rest einer Schotterterrasse aus einer Kaltzeit vor den Riß-Kaltzeiten. Sehr
bekannt sind die Travertinvorkommen von Stuttgart (Innenstadt, Bad Cannstatt, Münster), die als Werksteine
abgebaut wurden. Der Travertin wurde dort an den Austrittstellen der kohlesäurehaltigen Mineralquellen
großflächig abgelagert. Die Quellen sind seit etwa 500.000 Jahren im Bereich von Störungszonen des Fildergrabens
aktiv.
Löss ist ein weit verbreitetes Sediment und nimmt etwa 9 % der Landoberfläche der Erde ein.
Das staubartige, graugelbe, poröse, ungeschichtete und nur schwach verfestigte Lockersediment
besteht zu einem großen Anteil aus Quarzkörnern (bis 80%) und Karbonaten (Kalk und Dolomit
bis 20%) mit kleinen Beimengungen von Feldspäten und anderen Mineralien. Die Korngröße liegt
je nach dem Ausgangsgestein des Liefergebietes im Mittel- und Grobschluffbereich zwischen Ton
und Sand (0,006 bis 0,06 mm). Oft gibt es Beimengungen von Feinsand.
Das Staubsediment Löss wurde vor allem während der kalten und trockenen Phasen
(Hochglazial) der Riss- und Würm-Kaltzeiten aus den vegetationsarmen und vegetationsfreien
Schotterflächen (Kältewüsten) vor den Gletschern und aus weitläufigen Flussebenen durch starke
und beständig wehende Winde ausgeblasen. Löss wird daher als "äolisches Sediment"
bezeichnet. Der Löss im Raum Ludwigsburg stammt Großteils aus den Schotterebenen des
Oberrheingrabens und in geringem Umfang von den Hochflächen des Schwarzwaldes.
Heutzutage findet Löss-Sedimentation z.B. in Zentralasien statt, wo Staub aus Wüstengebieten
in die randlichen Grassteppen ausgeblasen wird. Bei diesem luftgetragenen Transport wurden die
großen und schweren Sandpartikel schon nach kurzer Transportstrecke wieder abgelagert
(Dünen bei Hockenheim und Schwetzingen), während die feinen und leichten Schluff- und
Tonpartikel weiter transportiert werden. Mit nachlassender Windgeschwindigkeit wurde der Staub
bevorzugt in Beckengebieten und auf Verebungsflächen (Gäulandschaften, Filderfläche)
abgelagert, die im Windschatten lagen (Leegebiete). Unterstützt wurde die Sedimentation durch
das Einfangen des Staubes von den Gräsern und Sträuchern der Steppe und Tundra. Mit
zunehmender Sedimentbildung wurde die Vegetation zugeschüttet und hat nach ihrem
Absterben und Auflösung in vielen Lössablagerungen eine vertikale röhrenförmige Textur
hinterlassen. Dadurch und durch sekundäre Kalkzementation ist Löss in seiner ursprünglich
abgelagerten Form auch an hohen Steilwänden sehr standfest und eignet sich zur Anlage von
Löss-Hohlwegen. Wird der Löss jedoch umgelagert und verwittert, verliert er diese Eigenschaft.
Im Löss werden oft Schneckengehäuse und gelegentlich Zähne und Knochen von Säugetieren
gefunden. Im feuchten und warmen Klima der Warmzeiten (Eem-Warmzeit und Jetztzeit)
verwitterten die oberen 1 – 2 m des Lösses zu rostbraun gefärbtem tonigem Lösslehm. Dabei
werden die Karbonate durch das kohlensäurehaltige Niederschlagswasser und durch
Humussäuren der Waldböden gelöst und in tiefere Bodenhorizonte verlagert. Dort werden sie oft
als Kalkkongretionen (Lösskindel) ausgeschieden. Durch die Oxidation der Eisenverbindungen
kommt es zur Braunfärbung des Bodens. Die Feldspäte und andere Silikate werden zersetzt und
in Tonmineralien umgewandelt. Durch weitere bodenbildende Prozesse entstehen schließlich die
fruchtbaren Braunerden, Parabraunerden und Schwarzerden. Der Lösslehm hat wegen seines
hohen Tongehaltes eine geringe Standfestigkeit und schlechtere Baugrundeigenschaften.
Die geologische Karte in Abb. 13 zeigt den Ausstrich (das Auftreten) der geologischen
Schichten an der Erdoberfläche. Die Übersichtskarte vom Raum Ludwigsburg zeigt die
sedimentären Grundschichten und die Talauen-Sedimente. Die 0,5 bis über 8 m mächtigen
pleistozänen Deckschichten aus Löss, Lösslehm und Schuttmassen, die als jüngste Sedimente
die Grundschichten bedecken, werden hier aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt.
Affalterbach
Bekannte Reste kaltzeitlicher Terrassenschotter
(Riß-Kaltzeiten und ältere Kaltzeiten)
Monrepos Lemberg
Schilfsandstein
Profilschnitt (Sandsteine, Tonsteine)
Neckarweihingen
Gipskeuper
(Gipsauslaugungsreste, Gips, Tonsteine, Dolomitsteinbänke)
Hohenasperg
Eglosheim Lettenkeuper
Hoheneck
(Dolomit-, Sand-, Tonsteine)
Asperg Poppenweiler
Oberer Muschelkalk
(Kalk- und Dolomitsteine mit Tonsteinlagen)
B 27
bekannte Dolinen
BAB A 81
Schloß
Verwerfungen, z.T. vermutet
Möglingen
West
Pflugfelden L 1140
Pflugfelden
Grünbühl Remseck
Pattonville Nord
Leudelsbach
1 km
Kornwestheim 0 1 km
0 1 2 km
19
Das tektonische Hauptelement in Ludwigsburg ist der "Schwäbisch- Fränkische Sattel". Diese
linienhafte Aufwölbung der Sedimentschichten lässt sich vom Nordschwarzwald bis zum Kocher
im Welzheimer Wald verfolgen und verläuft von Südwesten nach Nordosten quer durch die
Ludwigsburger Markung. Der Schwäbisch-Fränkische Sattel verläuft in Ludwigsburg zwischen der
Stromberg Mulde und der Löwensteiner Mulde im Norden und dem Fildergraben im Süden (Abb.
2). Wegen der Hochlage der Schichten im Bereich des Sattels wurde der Keuper hier stark
abgetragen, während die Flanken vom Keuperstufenrand umsäumt werden. Am Nordwestrand
des Schwäbisch-Fränkischen Sattels verlaufen kleinere Graben- und Sattelstrukturen, wie z.B.
die Neckar-Jagst-Furche, der Heutingsheimer Sattel und die Pleidelsheimer Mulde. Im Osten von
Ludwigsburg ist die Verwerfungszone zu sehen, die für die Tieflage der Schichten und für die
Reliefumkehr am Lemberg verantwortlich ist.
PM
NJF
Marbach
Freiberg HS SFS
Lemberg
SB
Nwh.
Hoh.
E-heim
Ppw.
HM
HHS
Bittenfeld
Ludwigsburg
Pfld.
Neckar
Nord
SFS
1 km
Sattelstruktur
Der Lemberg und der Hohenasperg ragen als inselartig isolierte "Zeugenberge" aus der Gäufläche
auf. Sie bilden charakteristische Landmarken. Im Bereich der heutigen Berge verliefen im
Zeitabschnitt des Schilfsandsteins vor ca. 226 Mio. Jahren die verzweigten und tiefen
Stömungsarme eines großen Flussdeltas (Flutfazies, siehe Seite 14). Dort es kam zur Ablagerung
von mächtigen Sandschichten, die später zu hartem Sandstein verfestigt wurden. Im Bereich des
heutigen Lembergs wurden die Gesteinsschichten dann durch tektonische Vorgänge
(Verwerfungen und Muldenbildung) gegenüber der Umgebung um 20 bis 30 m tiefer gelegt. Die
Ursache waren Zugbeanspruchungen in der Erdkruste durch die langsame und ständige
Wanderung der Kontinente. Wegen ihrer Härte und ihrer guten Wasserdurchlässigkeit sind die
Sandsteinbänke sehr erosionsbeständig. Nach ihrer tektonischen Tieferlegung befinden sie sich
auf gleicher Höhe mit den benachbarten weichen und wasserstauenden Tonmergelsteinen des
Gipskeupers. In den folgenden Jahrmillionen wurde der Schilfsandstein dann weniger stark
abgetragen als die weichere Gipskeuper-Umgebung und schützt hier bis heute den
unterlagernden Gipskeuper vor der Erosion. Auf diese Weise sind im Bereich der tektonischen
Eintiefungen der Lemberg und der Hohenasperg als Hochgebiete erhalten geblieben und belegen
als "Zeugenberge" die ehemals weiter ausgedehnte Verbreitung des jüngeren Schichtpakets.
Diese Vorgänge werden als "Reliefumkehr" bezeichnet und haben in größerer Ausdehnung auch
maßgeblich zum Erhalt der Schichten des höheren Keupers am Stromberg und Heuchelberg, der
Löwensteiner Berge und der Keuperberge und Filderhochfläche im Raum Stuttgart und Leonberg
beigetragen (Fildergraben).
Erosion
Grabenbildung Reliefumkehr
Lemberg
365,1 mNN
Hangschutt
(sandig, steiniger Schluff und Ton)
Fußweg
Weinberge
Von durchschnittlich 700 mm Niederschläge, die jährlich in Ludwigsburg fallen, verdunsten etwa
450 - 500 mm teils direkt und teils über die pflanzliche Transpiration (Evavotranspiration). Ein
Teil wird über Bäche und Flüsse abgeführt. Etwa 50 - 150 mm versickert im Boden und sammeln
sich in den Poren und Klüften der Gesteine als Grundwasser. Die verschiedenen Gesteine haben
unterschiedliche Eigenschaften hinsichtlich der Speicher- und Leitfähigkeit des Grundwassers.
Die locker gelagerten grob bis feinkörnigen Deckschichten des Quartärs speichern das
Grundwasser in den Zwischenräumen der Sedimentkörner und werden als "Poren-
grundwasserleiter oder Lockergesteins-Grundwasserleiter" bezeichnet. Die Kiese und Sande im
Neckartal sind gute Grundwasserspeicher und -leiter und haben oft eine hohe Ergiebigkeit. Je
höher aber der Feinkornanteil (Schluff und Ton) eines Sedimentes ist, desto geringer ist die
Wasserdurchlässigkeit. Der in Ludwigsburg weit verbreitete Lösslehm wird wegen seines hohen
Schluff- und Tonanteils als "Grundwassergeringleiter" bezeichnet. Hier halten starke Kapillar-
kräfte das Wasser fest. Die Festgesteine des Gipskeupers, Lettenkeupers, Muschelkalks und
Buntsandsteins speichern das Grundwasser in den zahlreichen engen Klüften, welche die harten
Felsgesteine durchziehen. Sie werden als "Kluftgrundwasserleiter oder Festgesteins-
Grundwasserleiter" bezeichnet. Die Karbonatgesteine und Sandsteine sind Grundwasserleiter mit
mittlerer bis hoher Ergiebigkeit, während die Tonsteine Grundwassergeringleiter sind. In
Karbonatgesteinen wie z.B. im Unteren- und Oberen Muschelkalk oder im Oberjura der
Schwäbischen Alb kommt es zu Lösungsvorgängen mit der Bildung von weiten Klüften und
Hohlräumen (Verkarstung). Dann spricht man von einem "Karstgrundwasserleiter".
Unausgelaugter Gips und Anhydrit sind Grundwassergeringleiter. Salzgesteine, die noch nicht
von Auflösung betroffen sind und weiche Tone sind so dicht, dass sie als "Grundwasse-
rnichtleiter" bezeichnet werden, obwohl auch hier geringe Fließbewegungen stattfinden.
Das obere Grundwasserstockwerk wird von den quartären Deckschichten im Verbund mit den
Gesteinen des Lettenkeupers und Gipskeupers gebildet. Das Grundwasser zirkuliert in den Poren
der Deckschichten und in den Klüften der Festgesteine. Zunächst sickert das
Niederschlagswasser durch die oberste Humusschicht und durch die feinkörnigen Deckschichten,
wo es durch Filtrations- und Sorptionsprozesse gereinigt wird. Dann speist es die
Kluftgrundwasserleiter des ausgelaugten Gipskeupers und des Lettenkeupers. An der Basis des
Lettenkeupers bilden die Tonsteine der Esterienschichten die Abdichtung zum Oberen
Muschelkalk. Diese Schicht ist aber nicht vollkommen dicht. Dort wo die Schichtgrenze zum
Oberen Muschelkalk an der Oberfläche ausstreicht kommt es bevorzugt zu Versickerungen in das
tiefere Stockwerk. Das obere Grundwasserstockwerk ist von mittlerer bis geringer Ergiebigkeit
und ist im Bereich der Innenstadt und der Weststadt oft mit "leichtflüchtigen halogenierten
Kohlenwasserstoffen" (LHKW) verunreinigt.
Das mittlere Grundwasserstockwerk wird von den klüftigen und stellenweise verkarsteten
Gesteinen des Oberen Muschelkalks zusammen mit den Oberen Dolomiten des Mittleren
Muschelkalks gebildet. Hier sind der Mineralbrunnen von Hoheneck mit knapp über 1.000 mg/l
gelöste Feststoffe, der Brunnen des Freibades und Teile der Notwasserversorgung von
Ludwigsburg bei Oßweil gefasst. Die Ergiebigkeit dieses Grundwasserleiters ist mittel bis hoch.
Der wasserführende Kieskörper im Neckartal bildet ein Drainagesystem für das Grundwasser des
Muschelkalks.
Westen Osten
mNN mNN
320 320
A 81 Eglosheim Favoritepark Hoheneck Neckarweihingen
300 300
km1 L Neckartal
280 hm 280
Hg mit Mineralbrunnen km1
260 und Solebrunnen ku 260
240
ku
240
160 160
mm
140 140
mm
120 120
mu
mu
100 100
80
0 1000 m Überhöhung 1 : 10 60
40
ku
*Hohe
mo
km2
ku km1
km1
km1 ku ? km1
?
km2 ku
ku
km1 ku
mo
mo
*
mo
ku
ku Legende
km1 km1 ku
geologische Geländeaufschlüsse
bekannte Dolinen
km1 Grundschichten-Grenzen
km2 = Schilfsandstein
km1 = Gipskeuper
ku ku = Lettenkeuper
mo = Oberer Muschelkalk
Ludwigsburg
Einzugsgebiete
Ems/Weser/Elbe Deutschland
Einzugsgebiet Maas
Lahn
Main
Einzugsgebiet Rhein
Rhein
Neckar
Altmühl
Frankreich
Donau
Einzugsgebiet Donau
Lech
Iller
*
Alpenrand
Alpenrhein
Schweiz Österreich
Einzugsgebiet Po Rhone
Italien
Vor ca. 145 Mio. Jahren wurde das Mitteldeutsche Festland zusammen mit dem nördlichen Die Walliser Rhone wurde im Bereich des heutigen Genfer Sees von Westen her angezapft
Teil von Süddeutschland aus dem Jurameer herausgehoben und der Abtragung durch das und zum Mittelmeer umgelenkt. In dieser Zeit wurden auch die Flusssysteme von Neckar und
sich bildende Flusssystem ausgesetzt. Am Südrand sind die Flüsse zum sogenannten Main vom Oberrheingraben her angezapft, zum Teil in ihren Fließrichtungen umgekehrt und
Tethys-Meer geflossen, aus dem sich später das Molasse-Meer im Bereich des heutigen der Nordsee zugeführt (Bild B).
Schweizer Mittellandes, Oberschwabens und des Allgäus gebildet hat. Nachdem das
Molassebecken vor ca. 6 bis 7 Mio. Jahren wegen der ständigen Hebung der Erdkruste Vor ca. 2,5 Mio. Jahren hat dann die Erosion des Rheins das Aare-Doubs-System bei Basel
trocken gefallen war, hat sich dort zunächst ein Flusssystem mit Hauptabflussrichtung nach erreicht und zur Nordsee umgelenkt. Durch weitere rückschreitende Erosion vor ca. 1,5 – 2
Südwesten gebildet. Durch die anschließende Verkippung der Erdkruste hat sich die Mio. Jahren wurde der Ur-Alpenrhein im Bereich des Bodenseebeckens der Donau entrissen
Fließrichtung nach Osten zum Vorläufer des Schwarzen Meeres umgekehrt und es ist die Ur- und ebenfalls der Nordsee zugeführt. Der Rhein konnte sich wegen seiner starken
Donau als Hauptabfluss entstanden. Vor 5 Mio. Jahren sind die nördlichen Alpenflüsse der Erosionskraft also weite Gebiete des Donau- und Rhone-Systeme einverleiben. Damit waren
Schweiz (Ur-Rhone des Walliser Rhonetals, Ur-Aare, Ur-Reuss und Ur-Alpenrhein) nach dann die Grundlagen für die heutige Flusslandschaft in Südwestdeutschland mit den
Norden und Nordosten zur Donau geflossen. Ebenso sind der Ur-Neckar über die Ur-Lohne europäischen Hauptwasserscheiden geschaffen (Bild C).
(Fils), die Ur-Brenz (Jagst) und der Ur-Main nach Südosten zur Donau geflossen (Bild A).
Zeugnisse dieser grundlegenden Veränderungen der Flusssysteme sind Schotter-
Das Gefälle der Donau auf ihrem langen Weg zum Schwarzen Meer war und ist aber recht ablagerungen in exponierten Hochlagen, alte geköpfte Talböden am Nordrand der
flach, so daß das Donau-System in Süddeutschland eine relativ geringe erosive Kraft hat. Schwäbische Alb und die scharfen Richtungsänderungen von Aare, Rhein und Neckar im
Das Rhone-System mit der Ur-Doubs im Südwesten und das Rhein-System im Norden Bereich der Anzapfgebiete. Der Kampf der Flusssysteme von Rhein und Donau um das
haben auch durch das Einbrechen von Rhone- und Rheingraben und durch die bis heute Einzugsgebiet dauert an und ist heute in der Wutachschlucht bei Blumberg gut zu
andauernde Hebung von Schwarzwald und Vogesen ein größeres Gefälle und eine höhere beobachten. Dort hat das Rhein-System mit der Wutach die sogenannte Feldbergdonau
Erosionskraft. Die rückschreitende Erosion der Flüsse geht hier schneller voran als im angezapft und wird sich in Zukunft die beiden Quellflüsse der heutigen Donau - Brigach und
Donau-System, so daß vor ca. 3 Mio. Jahren der Doubs die Alpenflüsse Aare und Reuss bei Breg - einverleiben (*).
Waldshut erreicht hat und durch den Sundgau zum Mittelmeer umgelenken konnte.
25
Jura (200 - 142 Ma) Die Schichten der Jurazeit wurden im Raum Ludwigsburg abgetragen. Mächtige Sedimente gibt es im Bereich der Schwäbischen Alb.
Die höheren Schichten von Mittelkeuper und Oberkeuper (Obertrias) - Bunte Mergel, Kieselsandstein, Stubensandstein, Knollenmergel, Rätsandstein -
wurden im Raum Ludwigsburg in den vergangenen 142 Millionen Jahren abgetragen.
Mittelkeuper Schilfsandstein Auf der Kuppe Massige Sandsteinbänke (Flutfazies) und feinsandig- Kluftgrundwasserleiter
224 – 233 Ma 224 - 226/229 Ma, des Lembergs siltige Tonsteine (Stillwasserfazies) am Lemberg. (Festgesteins-Grundwasserleiter)
Obertrias
flachmarin- lagunär. Unterer Kalksteinbänke mit dünnen Tonsteinfugen. Horizonte über Tonsteinfugen. mittlerer bis hoher Ergiebigkeit. In Hoheneck
Hauptmuschelkalk Mineralwasserbrunnen mit über 1.000 mg/l
Mittlerer Muschelkalk Oberer Dolomit- Ca. 65 m. An der Obergrenze ca. 6 - 10 m Obere Dolomite, Obere Dolomite: gelöste Feststoffe. Nutzung im Freibad-
Mitteltrias
239 - 240 Ma, Formation darunter Auslaugungsreste der Evaporitgesteine (Salz- Kluftgrundwasserleiter. Hoheneck und zur Notwasserversorgung.
Deckgebirge (Sedimentgesteine)
Unterer Buntsandstein Plattensandstein- darunter mächtige Sandsteinformationen unterschiedlicher, oft geringer Im Plattensandstein des Oberen Buntsandsteins
243 - 251 Ma, Formation mit Geröll- und Tonsteinlagen. Ergiebigkeit. hoch mineralisierte und artesisch gespannte
terrestrisch-fluviatile ...weitere Sandstein- Sole mit 29.000 mg/l Natriumchlorid und
Sedimente, teilweise Formationen Sulfat. Geringe Ergiebigkeit. Therapeutische
flachmariner Einfluss. Nutzung im Heilbad-Hoheneck.
Paläozoikum (Erdaltertum) Zwischen Buntsandstein und Grundgebirge gibt es in Baden-Württemberg rinnenförmig verlaufende Senken mit Sedimenten
Perm, Karbon, Devon, Silur, Ordovicium, aus der Zeit des Karbons und Perms, die im Raum Ludwigsburg bisher aber nicht nachgewiesen wurden.
Kambrium Grundgebirgssockel Obere Erdkruste Prävariszische Gneise (v.a. metamorph umgewandelte ?
Grundgebirge
251 bis 545 Ma. älter als 300 Ma, mit Übergang Grauwackensedimente und Magmatite), die von
(Kristallin-
Fußnoten:
2) Über das obere- und mittlere Grundwasserstockwerk liegen gute Erkenntnisse vor. Die tieferen Schichten sind nur aus
den Tiefbohrungen in Hoheneck und Mathildenhof rudimentär bekannt.
3) Als Variszikum wird der Zeitraum einer Gebirgsbildung von Devon bis Perm bezeichnet (Variszisches Gebirge).
Die Kristallingesteine (Gneise, Granite) von Schwarzwald, Odenwald und Vogesen sind die Erosionsreste dieses vor etwa
300 Millionen Jahren abgetragenen Gebirges.
Magmatite:
Metamorphite:
metamorph = Sedimente und Magmatite, die in großer Tiefe unter hohen Druck- und Temperaturbedingungen in ihrer
Mineralzusammensetzung und im Gesteinsgefüge umgewandelt wurden (metamorphe Schiefer, Quarzite, Marmor,
Gneise).
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