Landschaften Nordeutschlands
Landschaften Nordeutschlands
Landschaften Nordeutschlands
Geographisches Institut
Hauptseminar Deutschland
Leitung: Prof. Dr. Hans-Joachim Fuchs
SS 2007
Die geomorphologischen
Großlandschaften
Norddeutschlands und der
Mittelgebirgsschwelle
19.03.07
Stephanie Greß
Inhaltsverzeichnis
1 Geomorphologie ................................................................................................ 3
3 Vorzeitklimate .................................................................................................... 6
3.1 Tertiärklimate................................................................................................ 7
8 Literaturverzeichnis ........................................................................................ 24
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Zeitlicher Überblick der Erdgeschichte 6
1 Geomorphologie
Um nun einen gewissen Raum der Erdoberfläche gliedern und eine Ordnung in die
Formenvielfalt bringen zu können, benötigt man eine gewisse Systematik. Im Grunde
ist die Erforschung von formen- und reliefbildenden Prozessen eine Betrachtung der
Reliefsphäre. Hier findet ein Zusammenspiel von Lithosphäre, Hydrosphäre,
Biosphäre und Atmosphäre statt (Zepp 2004: 15).
• Gesteine: Von ihrer Härte und Widerstandsfähigkeit hängt es ab, wie lange ein
Großbau überdauert. Je härter ein Gestein is, desto länger kann es den
exogenen Kräften standhalten.
• Exogene Kräfte: Das sind alle Kräfte, die von außen auf die Erdoberfläche
einwirken wie z.B. Verwitterung, Gravitation etc. Sozusagen das Gegenteil
dazu sind die endogenen Kräfte, die im Erdinnern entstehen und aus diesem
heraus wirken.
Betrachtet man eine Karte Deutschlands, kann man feststellen, dass es teilweise
enorme Reliefunterschiede zwischen den Küsten im Norden des Landes und den
Alpen im Süden gibt (Liedtke 1995: 122). Will man die gesamte Bundesrepublik
Deutschland geomorphologisch gliedern, könnte man es ganz grob in diese
Abschnitte teilen (vgl. Abb. 1):
• Das Norddeutsche Tiefland und damit auch die deutsche Küste senkten sich
im Tertiär und Quartär tektonisch bedingt und nahmen viel an
Sedimentmassen auf. Man findet dort nur geringe Höhenunterschiede, die
quartären Lockersedimente dominieren die Erdoberfläche. Die Reliefbildung
erfolgte hier überwiegend durch exogene Prozesse (fluvial, glazial, periglazial,
äolisch, marin) (Zepp 2004: 276 ff.).
• Die deutschen Alpen unterscheiden sich durch ihre Tektonik, die glaziale
Überprägung und die größere Reliefenergie von den Mittelgebirgen (Zepp
2004: 276 ff.). Sie beginnen südlich des Alpenvorlandes mit einem steilen
Anstieg (Semmel 1996: 13).
3 Vorzeitklimate
Vor der Gegenwart gab es diverse Vorzeitklimate, die ihre Spuren im Relief
hinterlassen haben. Um die Betrachtung zu vereinfachen, soll hier von den Tertiär-
und den Quartärklimaten die Rede sein. Das Tertiär begann ungefähr 65 Millionen
Jahre vor heute, das Quartär 2 Millionen Jahre (vgl. Tab. 1).
3.1 Tertiärklimate
Die am meisten vorkommenden Reste tertiärer Formen sind wohl die
Hochflächenreste in den Mittelgebirgen. Nach Büdels Theorie der doppelten
Einebnung haben hier flächenhafte Abtragung und gleichzeitig tiefgründige
Verwitterung zur Bildung von Rumpfflächen geführt. Wegen des tropischen Klimas in
unseren Regionen konnte eine starke chemische Verwitterung die Gesteine im
Untergrund angreifen (Semmel 1996: 15ff.).
3.2 Quartärklimate
Im Quartär änderte sich das Klima radikal. Warm- und Kaltzeiten wechselten sich ab
(vgl. Tab. 2). Die Jahresdurchschnittstemperatur sank deutlich. Viele glaziale und
periglaziale Prozesse liefen ab. Vergletscherung bedeutete eine einschneidende
Veränderung des Reliefs. Viele der tiefen Täler in den Mittelgebirgen wurden
ausgebildet. Büdel spricht von einem „tertiären Flächen- und einem quartären
Talrelief“. Die tertiären Rumpfflächen wurden zerdellt. Diese Zerdellung konnte
stellenweise durch Lößakkumulation abgeschwächt werden (Semmel 1996: 20ff.).
In der Saale-Kaltzeit (vgl. Tab. 2), der vorletzten Kaltzeit, war nahezu das gesamte
Norddeutsche Tiefland durch das sog. nordische Inlandeis bedeckt, das von
Skandinavien her Norddeutschland überfuhr. Dies war ein wichtiger Faktor, der
sowohl das Relief der deutschen Küste als auch des Norddeutschen Tieflands
entscheidend beeinflusste (Förster 2000: 8).
4.1 Nordseeküste
Schon seit dem Tertiär war der gesamte Bereich der Nordsee ein Senkungsgebiet,
weswegen anschließend im Quartär viel an Sedimentmassen dort akkumuliert
werden konnte. Während dieser Periode (vgl. Tab. 2) wurde das heutige
Nordseegebiet auch partiell von Eismassen der Elster- und Saale-Kaltzeit
überfahren, da große Teile von ihr wegen des eustatischen Sinkens des
Meeresspiegels trocken lagen. In der Saaleeiszeit drangen die Gletscher von
Skandinavien bis an die Küste der Nordsee vor (Liedtke 1995: 222f.).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 8
Tab. 2: Gliederung und zyklischer Wechsel von Warm- und Kaltzeiten im Eiszeitalter in NW-
Europa
Menap-Kaltzeit
500.000 Waal-Warmzeit
Eburon-Kaltzeit
Alt- Tegelen-Warmzeit
pleistozän 1.000.000
Brüggen-Kaltzeit
1.600.000
Tertiär Pliozän beginnende Abkühlung
2.000.000
2.400.000
Quelle: http://www.uni-muenster.de/MineralogieMuseum/eiszeit/ice-3htm.html (12.03.07)
Während einer Eiszeit waren enorme Mengen von Wasser in Eis gebunden, was zu
einer Absenkung des Meeresspiegels führte, so dass er ca. 100 Meter tiefer lag als
heute. Erst als das Eis wieder schmolz, stieg der Meeresspiegel wieder an. Dies
bezeichnet man als einen eustatischen Meeresspiegelanstieg. Verschiedene
Transgressionen und Regressionen wechselten sich ab. Um 5000 v. Chr. erreichte
die heutige Küstenlinie bei 15 m NN ihre bekannte Höhe (Liedtke 1995: 224f.). Die
letzte Transgression, die dem endgültigen Abschmelzen des Eises folgte, wird als
Flandrische Transgression bezeichnet (Zepp 2004: 284).
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Die deutsche Nordseeküste besteht hauptsächlich aus einer Flachküste. Direkt daran
schließt sich das Wattenmeer an (Semmel 1996: 61).
4.1.4 Helgoland
Eine Sonderstellung der deutschen Inseln nimmt Helgoland ein. Diese Insel setzt
sich aus mesozoischen Gesteinen zusammen. Durch die Aufwölbung von
darunterliegendem Zechsteinsalz wurden diese Gesteine nach oben gedrückt und
anschließend von Gletschern während der Saaleeiszeit überfahren. Zurück blieb die
heutige Insel aus Bundsandstein (Liedtke 1995: 238). Durch den Druck der
auflagernden Schichten war das Zechsteinsalz so sehr belastet worden, dass es
plastisch reagierte und an Schwächezonen nach oben gepresst wurde. Dabei hat es
die aufliegenden Schichten mit nach oben gezogen. So liegt Helgoland heute auf
einem Salzkissen (Förster 2000: 63).
4.2 Ostseeküste
An der Osteseeküste liefen ähnliche Prozesse ab wie an der Nordseeküste: durch
das Schmelzen der Gletscher nach den Kaltzeiten fand eine isostatische Hebung des
Gebietes statt (Liedtke 1995: 224f.). Abgetrennt von der Nordsee wird die Ostsee
durch die Jütische Halbinsel (Walter 1995: 124).
Die Ostseeküste befindet sich im äußeren Südwesten Deutschlands. Da hier ca. 200
Flüsse entwässern, ist die Ostsee erheblich von der Aussüßung betroffen. Das Relief
der Ostseeküste ist sowohl im Süden als auch im Westen durch die Weichselkaltzeit
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 11
Die Ostseeküste besteht sozusagen aus mehreren Teilen: der Fördenküste von der
dänischen Grenze bis Kiel, der daran anschließenden Buchtenküste bis zur
Wismarbucht, der Ausgleichsküste von Mecklenburg und schließlich der
Boddenküste, die sich in Polen fortsetzt (Liedtke 1995: 238f.).
Die östlich der Kieler Förde beginnende Buchtenküste weist ebenfalls glaziale
Zungenbecken auf – gut erkennbar an z.B. der Lübecker Bucht – die aber hier schon
viel stärker überprägt sind. Küstenausgleichsprozesse haben Nehrungen gebildet
und teilweise Buchten abgeschnürt.
Die Ausgleichsküste zwischen Wismarer Bucht und Saaler Bodden verdankt ihre
geradlinige Form den seit Jahrtausenden ablaufenden Ausgleichsprozessen (vgl.
Abb. 2). Strandwälle und Nehrungen trennten Buchten, die ehemals landeinwärts
reichten, von der Ostsee ab. Man könnte sagen, dass bei
Küstenausgleichsprozessen der gesamte Küstenabschnitt eben durch diese
Formenbildungen geradliniger gestaltet wird. Ein landschaftliches Beispiel ist die
Warnemünder Nehrung vor dem Breitling (Semmel 1996: 45f.). Landvorsprünge
wurden durch exogene Kräfte zu Kliffs umgewandelt. Hieraus entstand auch viel
Material für die Nehrungsbildung (Zepp 2004: 271).
Östlich schließt sich die Boddenküste an, wo das Meer hauptsächlich frühere flache
Zungenbecken und Grundmoräne bedeckt. Es bildeten sich ausgedehnte
Meeresbuchten, so z.B. der Greifswalder Bodden. Nur noch schmale Zuflüsse
verbinden die Bodden mit der Ostsee (Semmel 1996: 46).
Anders als an der Nordseeküste gibt es an der Ostseeküste keine Gezeiten, die auf
das Relief einwirken könnten. Allerdings sind für die Ostsee sog. Eigenschwingungen
typisch aufgrund von schnellen Veränderungen des Luftdrucks. Die hervorgerufenen
Wasserschwankungen können bei 1m liegen (Liedtke 1995: 244).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 12
Quelle:http://www.klett-verlag.de/sixcms_upload/media/100/entstehung_ausgleichskueste.jpg
(11.03.07)
Abb.3: Die wichtigsten Eisrandlagen und die durch sie bedingte morphologische Gliederung
Norddeutschlands
Quelle: Henningsen, D. und G. Katzung: Einführung in die Geologie Deutschlands. Heidelberg, Berlin
6
2002: S. 168
4.3.1 Altmoränenland
Das Relief des Altmoränenlandes wurde nicht nur glazial während der Elster- und
Saalekaltzeit, sondern auch periglazial in der Weichselkaltzeit geprägt.
nachfolgenden Kaltzeiten seine Spuren ziemlich ausgelöscht, vor allem durch die
periglazialen Prozesse (Liedtke 1995: 267). Im Mittelpleistozän überfuhr die
nachfolgende Saale-Kaltzeit das Moränenmaterial der Elster-Kaltzeit und stieß bis
zum Rand des Rheinischen Schiefergebirges vor. Dieser weiteste Vorstoß des
Saale-Eises ist das sog. Drenthestadium (Liedtke 1995: 268). Es gehören aber auch
die Bereiche Norddeutschlands, die nicht vom Eis geprägt sind, zum Altmoränenland
wie die Kölner Tieflandsbucht, denn sie ist von periglazialen Lößdecken überzogen
(Liedtke 1995: 304). Hügelzonen durchziehen das Altmoränenland, die meistens als
Endmoränen gedeutet werden. Sie werden als „Landrücken“ bezeichnet (vgl. Abb.
3). Als Beispiel sei der sog. „Südliche Landrücken“ genannt. Ablagerungen der
Elster-Kaltzeit, mehrere Saale-Vorstöße und Stauchung durch den Warthegletscher
verhalfen ihm zu seinem Aussehen (Semmel 36 u 49). Er gehört zur
Haupteisrandlage des Warthe-Stadiums in der Saale-Kaltzeit (Semmel 1996: 47f.).
In der Elster- und Saalekaltzeit gelangte das Inlandeis in den Bereich von harten
Festgesteinen. Es musste sich dem bestehenden Relief anpassen. In diesem Fall
war nur eine eher geringe Überformung möglich. Viel intensiver als die
Exarationsvorgänge waren die Akkumulationsprozesse in Senken. Am stärksten war
die glaziale Überformung in Gebieten, die mehrmals von Gletschern überfahren
wurden. So kann man das Altmoränenland vielleicht nochmals in sich unterteilen:
einerseits die mehrmals und deswegen kräftig glazial geformte Altmoränenlandschaft
mit starker periglazialer Abtragung und andererseits das schwächer glazial geformte
Altmoränenland, ebenfalls mit starker periglazialer Abtragung (Liedtke 1995: 271f.).
4.3.1.2 Weichsel
Die letzte periglaziale Überformung erfuhr das Altmoränenland in der
Weichselkaltzeit. Diese führte dazu, dass fast alle glazialen Hohlformen an das
Gewässernetz angeschlossen wurden. Ein deutliches Talrelief und Seenarmut waren
die Folge (Semmel 1996: 47). Dank nicht zu unterschätzenden periglazialen
Prozesse wie dem Permafrostboden konnten sich im Altmoränenland
Lockersubstrate bilden, auf denen sich unsere heutigen Böden entwickelten. Durch
die intensive Nivellierung der Reliefunterschiede, nicht nur durch Solifluktion, sondern
auch durch Abluation, ist die Altmoränenlandschaft heute relativ ausdruckslos
(Liedtke 1995: 279). Abluation ist eine Art Spüldenudation auf vegetationsfreien
Hangflächen. Im Frühjahr fließen Schmelz- oder Regenwasser oberflächlich ab und
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 15
Liedtke gliedert das Altmoränenland noch weiter auf und kommt zu diesen Einheiten:
die schleswig-holsteinische Geest und die Prignitz, die Staader Geest und der
Südliche Landrücken, die Westniedersächsichen Geestplatten und Niederungen, die
Münsterländische Tieflandsbucht und Hellwegbörden, der Niederrhein und die Kölner
Tieflandsbucht, die Hannoversche Heide und die niedersächsischen Börden, das
nördliche und östliche Harzvorland und das Altmoränengebiet zwischen Saale und
Görlitzer Neiße (Liedtke 1995: 304ff.).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 16
4.3.2 Jungmoränenland
Mit der Weichseleiszeit, der jüngsten Kaltzeit, kam zum letzten Mal Inlandeis auf
deutschen Boden. Der Eisvorstoß war der, der am wenigsten südwärts reichte,
nirgends überschritt er die Elbe. Durch ihn kam es zu der heutigen
Jungmoränenlandschaft in Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Brandenburg. Da
das Klima wegen der Kälte zu dieser Zeit so trocken war, konnten sich Löß,
Flugsandfelder und Dünen bilden (Liedtke 1995: 270). Die weiteste Ausdehnung des
Weichsel-Eises in Norddeutschland überschritt nicht die Elbe (vgl. Abb. 3).
Der periglaziale Einfluss war in der Jungmoränenlandschaft eher gering, denn in den
kürzeren Zeiten des Abschmelzens konnte nur eine geringe periglaziale
Überformung stattfinden, da die zunehmende Vegetationsdecke dies verhinderte
(Liedtke 1995: 271). Ein Kennzeichen des Jungmoränenlandes ist sein großer
Seenreichtum. Die Voraussetzungen wurden durch das Inlandeis und dessen
Schmelzwasser geschaffen (Liedtke 1995: 274). Gletscherexaration und
Schmelzwasserrinnen unter den Gletschern legten das Fundament für die vielen
Seen (Semmel 1996: 39). Heute existieren rund 20 000 natürliche Seen sowie an die
200 000 Hohlformen wie z.B. Wannen, Kessel und Sölle. Hinzu kommen ein diffuses
Gewässernetz und ein im Vergleich zum Altmoränenland frisches Glazialrelief
(Liedtke 1995: 274).
Schon vor der Weichselkaltzeit, in einer, man könnte sagen, periglazialen Phase,
wurde das Jungmoränenland geformt. Permafrostboden, Solifluktion (vor allem an
steilen Hängen) und Frostverwitterung prägten die Reliefentwicklung. Kryoturbation
durchmischte den Boden und durch starke äolische Kräfte bildeten sich Dünen. Da
noch keine hohe Vegetationsdecke vorhanden war, konnte der Wind diese Dünen
und auch Flugsandfelder zusammenwehen. Es lassen sich sogar Windkanter finden.
Die darauf folgenden Prozesse im Übergang zum Holozän waren das Auftauen des
Permafrostbodens und der verschütteten Toteiskörper. So kommt es zum rezenten
Erscheinungsbild des Jungmoränenlandes. Der auffallende Seenreichtum ist ein
enorm wichtiger Faktor für den Tourismus in dieser Region (Liedtke 1995: 277f.).
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 17
4.3.3 Salztektonik
Salze aus dem Saxon und dem Zechstein bilden viele unterirdische Salzstöcke in
Norddeutschland, die im Laufe der Zeit aufstiegen. Besonders im Gebiet der unteren
Elbe sind teilweise Salzmächtigkeiten von bis zu 2000 m anzutreffen (Henningsen
2002: 171). Diese unterirdischen Salzstöcke, die sich nach oben wölbten, schleppten
in Norddeutschland mesozoische und paläozoische Gesteine mit nach oben.
Beispielsweise wurden so bei Stade Tonsteine des Rotliegenden mit nach oben
gebracht. Auch Salzkissen (s. 3.1.4) prägen die Landschaft wie z.B. bei den
Kalkbergen, die sich bei Rüdersdorf in der Nähe Berlins aufwölben (Henningsen
2002: 166f.).
5 Deutsche Mittelgebirgsschwelle
Allen Mittelgebirgen gemeinsam ist die Tatsache, dass sie spätestens seit dem
Tertär im Verhältnis zu den Tiefländern, Senken und Becken als relative
Hochschollen herausgehoben wurden. Deshalb waren sie bevorzugte
Abtragungsbereiche. Das ist auch der Grund, warum sie wenig Überdeckung durch
quartäre Sedimente besitzen. Die Hebung der Mittelgebirge war tektonisch
differenziert, d.h., sie fand nicht überall gleich statt. Einzelne Teile wurden stärker
angehoben als andere (Zepp 2004: 286).
Die Meereshöhen der Mittelgebirgsschwelle liegen zwischen 200 bis 1000 Meter,
teilweise auch bei 1500 Meter. Diese Schwelle war ein tektonisches Hebungsgebiet,
weshalb in der jüngeren Erdgeschichte hier im Vergleich zum Norddeutschen
Tiefland Abtragungsprozesse vorherrschten. Charakteristische Formen sind
tiefeingeschnittene Täler und Abtragungsflächen. Hinzu kommt die saxonische
Tektonik, die sich in Bruchlinien äußert. Die Grenze der Mittelgebirgsschwelle nach
Norden und Süden bilden ebenfalls tektonische Bruchlinien aus dem Känozoikum.
Die varistische Gebirgsbildung und Faltung fand vorher statt. Die varistische
Streichrichtung von nordost nach südwest ist am heutigen Relief an Tälern oder
Höhenzügen noch gut erkennbar wie z.B. im Rheinischen Schiefergebirge (Semmel
1996: 11).
5.1 Grundgebirgslandschaften
Die Grundgebirgslandschaften der deutschen Mittelgebirgsschwelle haben mehrere
Gemeinsamkeiten: einerseits wurden die paläozoischen Gesteine, aus denen sie
bestehen, von der varistischen Gebirgsbildung erfasst und enorm überprägt (Semmel
1996: 63). Die Varistische Orogenese fand im Karbon und Perm statt (vgl. Tab. 1)
(Zepp 2004: 38). Andererseits sind sie im Lauf der Zeit weit über ihr Umland
herausgehoben worden und scheinen nun relativ geschlossene Gebirgsmassive zu
sein. Außerdem kann man sie alle differenzieren in verschiedene Stockwerke von
Abtragungsflächen. Diese sind hauptsächlich im Tertiär entstanden und hängen mit
der tiefen Verwitterung dieser Zeit zusammen (Semmel 1996: 63).
Die Gesteine der Grundgebirge bestehen aus stark verfalteten oder sogar
verschieferten, sedimentären, vulkanischen und metamorphen Gesteinen. Ihr Alter
reicht vom Präkambrium bis einschließlich ins Oberkarbon (Henningsen 2002: 1).
Schwarzwald und der Bayrische Wald. Bayrischer Wald inklusive des sich im Norden
befindlichen Oberpfälzer Wald und Fichtelgebirge zählt man auch zur
Mittelgebirgsschwelle (Semmel 1996: 63).
5.2 Deckgebirgslandschaften
Das Deckgebirge ist im Gegensatz zum Grundgebirge nicht gefaltet und
postvaristisch. Tonschiefer, Grauwacken, Sandsteine Quarzite, Kalksteine und
metamorphe Gesteine (vgl. Abb. 5) formen das Deckgebirge (Semmel 1996: 11) Das
Relief der Deckgebirgslandschaften, so wie es heute besteht, besitzt einige
Merkmale einer typischen Schichtstufenlandschaft. Der Grund dafür liegt im Aufbau
der Gebirge: sie bestehen aus abwechselnd gelagertem morphologisch hartem und
weichem, nicht gefaltetem Gestein des Mesozoikums. Die Schichtstufen entwickelten
sich aus einem tertiären Flachrelief mit Rumpfflächenmerkmalen (Semmel 1996: 99).
Sedimente aus dem Rotliegenden, dem Zechstein und dem Mesozoikum wurden auf
große Teile des varistischen Grundgebirges abgelagert (Semmel 1996: 11).Das sog.
Zechsteinmeer konnte sich im oberen Perm von Norden her bis hin zum Main über
Deutschland ausbreiten und das Tafeldeckgebirge auf dem varistischen
Grundgebirge ablagern (Liedtke 1995: 324). Anschließend akkumulierten unter
kontinentalen Bedingungen mächtige Buntsandsteine und schließlich wieder unter
marinen der Muschelkalk. Keuperschichten entstanden dann in Verlandungszonen
(Walter 1995: 84f.). Die Deckgebirgslandschaften liegen diskordant als wenig
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 21
deformierte Gesteine auf dem Grundgebirge. Ihr Alter beginnt im Oberkarbon und
reicht bis ins Tertiär (Henningsen 2002: 1).
Die Übergänge vom Grund- zum Deckgebirge sind meistens nicht stufenlos. Oft
bilden Buntsandsteine klare Stufen. Ebenfalls wird die Grenze vom Röt zum
Muschelkalk markiert (Semmel 1996: 120).
Das Deckgebirge aus dem Mesozoikum besteht also aus aufeinander abfolgenden
unterschiedlich abtragungsresistenten Sedimentgesteinen. Weil Erosion und
Denudation diese freigelegt haben, waren so die Voraussetzungen zur Bildung von
Strukturformen geschaffen. Die Grenze zum „wahren“ süddeutschen
Schichtstufenland liegt einerseits in den Bruchlinien, die die Mittelgebirgsschwelle im
Süden begrenzen. Andererseits dominieren in Süddeutschland die mesozoischen
Deckschichten.
6 Zusammenfassender Überblick
Das Norddeutsche Tiefland senkte sich im Tertär und Quartär und nahm viel an
Sedimentmassen auf. Es gliedert sich auf in Alt- und Jungmoränenland. Das
Altmoränenland reicht bis zur Mittelgebirgsschwelle. Elster- und saalekaltzeitliche
Gletscher hinterließen hier ihre Spuren. Periglaziale Prozesse weichten das unruhige
Relief so auf, dass diese Landschaft heute eher ausdruckslos wirkt. Das
Jungmoränenland wurde in der Weichselkaltzeit von Gletscher überfahren. Das noch
relativ frische Glazialrelief zeichnet sich heute durch einen großen Seenreichtum aus.
Anfangs wurde der Begriff Geomorphologie erläutert, aber für ein besseres
Verständnis der relieffbildenden Prozesse wurden gewisse Aspekte der Geologie für
diese Gliederung mit aufgenommen.
Nachdem sich das Eis in Norddeutschland zurückgezogen hatte, konnte das Holozän
vor 10 000 Jahren beginnen. Der Mensch konnte in einer Landschaft mit großen
Seen und wirrem Flussnetz siedeln und sie umformen.
Einerseits geschah und geschieht dies wohl geplant und überlegt, damit ein Lebens-
und Nutzungsraum sinnvoll erschlossen und auch geschützt werden kann.
Andererseits kommen bei vielen Eingriffen des Menschen in das Relief daraus
resultierende Folgen oft erst spät ans Tageslicht. Teilweise waren diese
Auswirklungen auch ziemlich negativ und sogar gefährlich. Man denke z.B. nur an
Abholzung von Wäldern und den nachfolgenden Muren. Deshalb ist es für uns als
Menschen wichtig, nur wohlüberlegt und nach einem sorgfältigen Planen und
Abwägen in die Landschaft einzugreifen, um Spätfolgen zu vermeiden.
Greß, Stephanie: Geomorphologische Großlandschaften Norddeutschlands und der Mittelgebirgsschwelle 24
8 Literaturverzeichnis
Pott, R.: Farbatlas Nordseeküste und Nordseeinseln. Ausgewählte Beispiele aus der
südlichen Nordsee in geobotanischer Sicht. Stuttgart 1995
Internet:
8.1 Sekundärliteratur
Louis, H. und K. Fischer: Allgemeine Geomorphologie. In: Schmithüsen, J. (Hrsg.):
Lehrbuch der Allgemeinen Geomorphologie. Berlin, New York 41979
Eidesstattliche Erklärung
Ich versichere eidesstattlich, die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine
anderen als die angegebenen Quellen benutzt zu haben. Alle wörtlichen und
sinngemäßen Entlehnungen sind unter genauer Angabe der Quelle kenntlich
gemacht.
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