5 Drehfeldwicklungen
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Drehfeldwicklungen Seite 1
5 Drehfeldwicklungen
Inhalt:
5 Drehfeldwicklungen ................................................................................................................................. 1
5.1 Drehfeldwicklungen beliebiger Strangzahl ..................................................................................... 2
5.1.1 Superposition von Drehfeldern ........................................................................................... 2
5.1.2 Aufbau einer beliebigen Drehfeldwicklung ......................................................................... 4
5.1.2.1 Beliebiges elliptisches Drehfeld .......................................................................... 5
5.1.2.2 Kreisdrehfeld beliebiger Strangzahl .................................................................... 5
5.2 Aufbau von symmetrischen dreisträngigen Drehfeldwicklungen [16] ............................................ 9
5.2.1 Kreisdrehfeld....................................................................................................................... 9
5.2.2 Begriffe ............................................................................................................................. 13
5.2.3 Felderregerkurve .............................................................................................................. 18
5.2.4 Erhöhung der Lochzahl..................................................................................................... 22
5.2.5 Spulensehnung ................................................................................................................. 23
5.3 Analyse von Drehfeldwicklungen ................................................................................................. 25
5.3.1 Sprungstellenverfahren..................................................................................................... 25
5.3.2 Luftspaltfeld einer Spule ................................................................................................... 27
5.3.3 Luftspaltfeld einer Spulengruppe ...................................................................................... 30
5.3.4 Luftspaltfeld eines Stranges ............................................................................................. 32
5.3.5 Luftspaltfeld einer Drehstromwicklung .............................................................................. 34
5.3.6 Wicklungsfaktor ................................................................................................................ 36
5.3.7 Bruchlochwicklungen ........................................................................................................ 38
5.3.8 Doppelt verkettete Streuung ............................................................................................. 44
5.3.9 Übung: Entwurf einer dreisträngigen Drehstromwicklung ................................................ 46
Betrachtet man ausschließlich die Grundwelle der Flussdichte im Luftspalt, so ist diese über eine Poltei-
lung sinusförmig verteilt. Solche räumlich sinusförmig verteilten Größen
B = B cos( x) , (5.1)
die mit einer Winkelgeschwindigkeit umlaufen, können mathematisch mit der sogenannten Raumzei-
gerdarstellung
beschrieben werden.
Gleichung (5.2) stellt einen (komplexen) Zeiger dar, der mit der Winkelgeschwindigkeit räumlich umläuft.
Die Raumkoordinate ist x in rad. Raumzeiger sind nicht zu verwechseln mit Zeitzeiger, wie z. B.
• Zwei mit beliebiger Amplitude B11d und B12 d räumlich gleichsinnig umlaufende Kreisdrehfelder ergeben
als resultierendes Feld wieder ein Kreisdrehfeld (Bild 5.1a),
• Zwei mit beliebiger Amplitude B11d und B12 d räumlich gegensinnig umlaufende Kreisdrehfelder ergeben
als resultierendes Feld ein elliptisches Drehfeld (Bild 5.1b),
• Zwei mit gleicher Amplitude B11d und B12 d räumlich gegensinnig umlaufende Kreisdrehfelder ergeben
als resultierendes Feld ein reines Wechselfeld (Bild 5.1c).
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5. Drehfeldwicklungen Seite 4
5.1.2 Aufbau einer beliebigen Drehfeldwicklung
Der Aufbau einer beliebig geschalteten Drehfeldwicklung, bestehend aus k = 1, 2, ..., m Strängen, die be-
liebig am Umfang der Maschine verteilt sind, ist in Bild 5.2 dargestellt.
Jeder von Wechselstrom durchflossene Strang (Spule) erzeugt ein Wechselfeld mit der Amplitude Bk , die
sich gemäß Bild 5.1 als Summe von zwei gegenläufigen Kreisdrehfeldern halber Amplitude darstellen
lässt.
B1 B
B w,1 = exp j t − x1 + 1 exp j t + x1 . (5.4)
2 2
Bk B
B w,k = exp j t − xk + k + k exp j t + xk + k .
2 2
(5.5)
Bild 5.2: Beliebig angeordnete Drehfeldwicklung.
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5. Drehfeldwicklungen Seite 5
5.1.2.1 Beliebiges elliptisches Drehfeld
Das resultierende Feld lässt sich als Summe aller Einzelfelder darstellen:
m
B R = B w,k
k =1
1 B1 + B2 exp j x2 − x1 + 2 +
=+ exp j t + x1 . (5.6)
2 + Bm exp j xm − x1 + m
1 B1 + B2 exp j − x2 + x1 + 2 +
+ exp j t − x1
2 + Bm exp j − xm + x1 + m
Es entstehen zwei gegenläufige Kreisdrehfelder. Die Amplitude dieser Drehfelder hängt von der Lage ihres
Koordinatensystems xk und der zeitlichen Phasenlage der Ströme k ab. Im allgemeinen Fall ergibt sich
also ein elliptisches Drehfeld.
Bedingung für das Entstehen eines (elliptischen) Drehfeldes: mindestens zwei räumlich versetzte
Stränge mit zwei zeitlich phasenverschobenen Strömen.
Aus dem allgemeinen elliptischen Drehfeld in Gleichung (5.6) wird ein Kreisdrehfeld, wenn eine der ge-
schweiften Klammern null wird. Dies tritt z. B. dann auf, wenn alle Amplituden gleich sind:
B1 = B2 = = Bm = B (5.7)
Beispiele:
a) zweisträngige Wicklung:
Der Ursprung des Koordinatensystems x2 und damit der Ort des Strangs 2 liegt bei x2 = 0 , im Koordina-
tensystem x1 ausgedrückt bei x1 = +90 . Es ergibt sich also ein positiv umlaufendes Drehfeld, wenn der
Strang 2 gegenüber dem Strang 1 um +90° räumlich verschoben wird und der Strom in Strang 2 90° nach-
eilend ist!
Die Ströme im europäischen Drehstromsystem haben die Phasenlagen 1 = 0; 2 = −120; 3 = −240 .
Der Ort von Strang 2 ( x2 = 0 ) liegt bei x1 = 120 , der Ort von Strang 3 ( x3 = 0 ) liegt bei x1 = 240 . Es
ergibt sich also ein positiv umlaufendes Drehfeld, wenn der Strang 2 um +120° und der Strang 3 gegen-
über Strang 1 um -120° räumlich verschoben ist.
3
Eingesetzt in (5.6) ergibt sich für das übrigbleibende Drehfeld B R = B exp j[t − x1] .
2
Für ein negativ umlaufendes Drehfeld muss gemäß (5.9) gelten:
(Strang 1: − x1 + x1 + 0 = 0 )
Strang 2: − x2 + x1 − 120 = 120 x2 = x1 − 240 = x1 + 120
Strang 3: . − x3 + x1 − 240 = 240 x3 = x1 − 480 = x1 − 120 .
Der Ort von Strang 2 ( x2 = 0 ) liegt bei x1 = −120 , der Ort von Strang 3 ( x3 = 0 ) liegt bei x1 = −240 . Es
ergibt sich also ein negativ umlaufendes Drehfeld, wenn der Strang 2 um -120° und der Strang 3 gegen-
über Strang 1 um +120° räumlich verschoben ist.
3
Eingesetzt in (5.6) ergibt sich für das übrigbleibende Drehfeld B R = B exp j[t + x1] .
2
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5. Drehfeldwicklungen Seite 8
• Die Drehrichtungsumkehr einer dreisträngigen Drehstromwicklung geschieht über das Vertauschen von
zwei Strängen!
• Kreisdrehfelder lassen sich grundsätzlich mit jeder beliebigen Strangzahl >1 erzeugen!
Soll die Wicklung mehr als ein Polpaar ausbilden, so ist obi-
ge Anordnung entsprechend der Polpaarzahl p mehrfach
über den Umfang zu verteilen. Damit reduziert sich der "me-
Bild 5.7: Anordnung einer 2-poligen, chanische" Winkel m auf 360 / m / p , der "elektrisch" wirk-
dreisträngigen Wicklung eines dreiphasigen same Winkel ist weiterhin 360 / m .
el
Drehstromsystems mit einer Spule pro Pol-
paar und Strang
Eine vierpolige Wicklung ( p = 2 , Bild 5.10) wird prinzipiell dadurch aufgebaut, dass zwei zweipolige Wick-
lungen über jeweils 180° am Umfang verteilt werden. Damit halbiert sich die Drehzahl des umlaufenden
Feldes. Verallgemeinert gilt:
fn
nd = . (5.10)
p
Hieraus ergibt sich bei einer symmetrischen Drehfeldwicklung mit einer ganzen Anzahl der Nuten pro Pol
und Strang (Ganzlochwicklung q = 1, 2, ... ) als erforderliche Nutzahl (meist im Stator mit Index 1)
Z1 = 2 pmq . (5.11)
Ergibt sich bei gegebener Nut-, Strang- und Polzahl ein ganzzahliges q so spricht man von Ganzlochwick-
lungen (z. B. . Z1 = 24, m = 3, p = 2, q = 2 .), ist q ein Bruch, nennt man diese Wicklungen Bruchlochwick-
1
lungen (z. B. Z1 = 24, m = 3, p = 3, q = 1 .
3
Die Weite einer Spule, gemessen in Grad, rad oder Anzahl an Nuten wird als Spulenweite y bezeichnet
(Bild 5.11).
Bild 5.14: Typische Anordnung eines Drehfeldständers (Asynchron- oder Synchronmaschine): Einschicht-
wicklung(links) bzw. Zweischichtwicklung (rechts).
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5. Drehfeldwicklungen Seite 18
5.2.3 Felderregerkurve
Die Felderregerkurve ist ein wesentliches Hilfsmittel zu Analyse von Wicklungen im Hinblick auf Oberwel-
len, Unterwellen, Symmetrie, Wicklungsfaktor, Flussverkettung, Sättigung, ...
Zur vereinfachten Darstellung werden die im Kreis angeordneten Spulenseiten in die Ebene abgewickelt
(Bild 5.15).
kann mithilfe des Durchflutungsgesetzes auf einfache Weise die Felderregung dargestellt werden (Bild
5.16).
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5. Drehfeldwicklungen Seite 19
Durchflutungsgesetz:
N1I1 N2I2 N3I3 N4I4 N5I5
Hdl = NI .
Daraus Feldsprung am ersten Leiter:
H 2 − H 3 = ΔH 2 = N 2 I 2
H2 =N2I2
N3I3 usw.
N1 = N 2 = N3 = =N.
Die Felderregerkurve oder Durchflutungsverteilung ("MMK", engl. MMF) ergibt sich aus
( x) = H ( x) , (5.16)
wobei die Nulllinie sich aus dem Gesetz der Quellenfreiheit des magnetischen Feldes ermitteln lässt (Bild
5.17):
+ = − . (5.17)
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5. Drehfeldwicklungen Seite 20
Bild 5.17: Bestimmung der Nulllinie der Felderregerkurve aus der Quellenfreiheit des magnetischen Fel-
des.
Bei einem angenommenen glatten Luftspalt und ohne Sättigung lässt sich hieraus das Luftspaltfeld
(Flussdichteverteilung im Luftspalt) bestimmen:
( x)
B ( x ) = 0 . (5.18)
Wie aus Bild 5.18 erkennbar ist, "wandert" die Felderregerkurve mit der Drehfelddrehzahl
f
nd = . (5.19)
p
Bei normalen, symmetrischen Wicklungen (induzierte Spannung in den drei Strängen nach Betrag und
Phasenabstand gleich) hängt die Amplitude der Grund- und Oberwellen nicht vom Zeitpunkt ab. Man kann
sich deshalb bei der Analyse der Felderregerkurve auf einen Zeitpunkt beschränken (z. B. t = 30 ).
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5. Drehfeldwicklungen Seite 21
y 5
Die sehr häufig verwendete Sehnung von = stellt ein Optimum bezüglich des Oberwellengehaltes
p 6
dar.
f ( x) = a + a cos x + b sin x
0
(5.20)
=1 =1
dargestellt werden.
f ( x) = c exp j[ x] , (5.24)
=0 ,1
Bei den zu untersuchenden Felderregerkurven von Wicklungen ist per Definition der Mittelwert 0a nach
Gleichung (5.21) immer null.
Die Integrale für a und b lassen sich für treppenförmige Funktionen in endliche Summen überführen:
Z
1
a=−
S sin x ,
S =1
s s (5.26)
Z
1
b=+
S cos x .
S =1
s s (5.27)
S s ist die Sprunghöhe des Funktionswertes an der Stelle xs , Z die Zahl der Sprungstellen innerhalb der
Periode 2 .
Unter der Annahme eines glatten, um den Carterfaktor und Sättigungsfaktor vergrößerten Luftspalts er-
zeugt eine Spule dieses Stranges ein Luftspaltfeld gemäß Bild 5.22.
2 y
2pp
x
B
y y
Bild 5.22: Luftspaltfeld einer gesehnten
2pp 2pp
2 Spule.
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5.3 DFW: Analyse von Drehfeldwicklungen Seite 28
Das Feld nach Bild 5.22 lässt sich als komplexe Fourierreihe darstellen:
c exp j − x .
B( x) = (5.29)
=1
ΔB y
c= sin , (5.30)
p 2 p
0 2
ΔB = N I 1,k = 0 N I 1 2 exp j t − (k − 1) (5.31)
m
beträgt.
Der Term
y
ks = sin (5.32)
p 2 p
wird Sehnungsfaktor genannt und beschreibt den Einfluss der Spulensehnung auf die Amplituden der
Feldwellen. Bei Durchmesserwicklungen ist der Sehnungsfaktor für alle gleich eins.
Durch Einsetzen der Gleichungen (5.30) bis (5.32) in (5.29) ergibt sich für die -te Feldwelle der ersten
Spule im Strang k = 1 das Drehfeld
0 N ks
I 1 2 exp j t − x .
BSpule =1 = (5.33)
Die Ordnungszahlen treten paarweise positiv und negativ auf, d. h. es existiert zu jedem positiv umlau-
fenden Drehfeld immer auch ein negativ umlaufendes Drehfeld mit gleicher Amplitude. Die Summation
dieser beiden Drehfelder ergibt ein Wechselfeld.
Die Feldwelle mit der Ordnungszahl hat Perioden am Umfang. Sie wirkt also wie eine Wicklung mit
der Polpaarzahl . Aus diesem Grund wird die Ordnungszahl der Fourierreihe auch als Polpaarzahl der
Wicklungsoberwelle bezeichnet. Es ist unmittelbar einsichtig, dass Oberwellen nur als Vielfache der
Grundwelle = p auftreten können, also
= 1, 2, 3, ... . (5.34)
p
Bild 5.23: Verteilung der Windungen einer Spule auf q Spulen und
geometrische Addition der Einzelfelder = 2 Z1 .
Gleichung (5.33) ist das Feld der Spule = 1, die weiteren Spulen sind räumlich um eine Nut, d. h., um
= 2 Z1 verschoben und müssen von = 1 bis = q aufsummiert werden:
q
2
x − ( − 1) Z
B Gruppe =1 = exp j t − (5.35)
=1 1
=1,2 ,3 ,...
exp j + =
2
(5.36)
sin
2
0 N kw
I 1 2 exp j t − x1 .
BGruppe =1 ( x1) = q (5.37)
Der Ursprung des Koordinatensystems x1 liegt nun im Schwerpunkt der Spulengruppe.
Der sogenannte Wicklungsfaktor kw = kS kZ ergibt sich als Produkt aus Sehnungsfaktor kS und Zonen-
faktor
sin
p 2m
kZ = . (5.38)
q sin
p 2mq
Der Zonenfaktor beschreibt den Einfluss der Verteilung der Spulen pro Gruppe auf die Amplituden der
Feldwellen.
Berücksichtigt man, dass alle Oberwellen nach Gleichung (5.34) Vielfache der Polpaarzahl p der Ma-
schine sind, zeigt sich, dass nur ungerade Verhältnisse v p einen Beitrag zu Summe in (5.39) liefert.
= 1, 3, 5, ... (5.40)
p
Die Summation aller Einzelfelder der Spulengruppen eines Stranges kann mit dieser Bedingung algebra-
isch erfolgen. Für die -te Oberwelle des Feldes des Stranges k = 1 ergibt sich dann
0 N kw
I 1 2 exp j t − x1 .
BStrang k=1 ( x1) = 2 pq (5.41)
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5.3 DFW: Analyse von Drehfeldwicklungen Seite 33
Noch immer treten paarweise positiv und negativ umlaufende Drehfelder mit gleicher Amplitude auf.
Die Feldwellen eines Stranges einer Drehstromwicklung sind also reine Wechselfelder!
Die Einschichtwicklung ( p Spulengruppen pro Strang) kann mit Gleichung (5.41) beschrieben werden,
wenn sie als Zweischichtwicklung mit halber Windungszahl pro Spule interpretiert wird.
Damit Gleichung (5.41) sowohl für Ganzlochwicklungen als auch für Bruchlochwicklungen anwendbar ist,
werden üblicherweise die unterschiedlichen Wicklungstypen durch eine Anpassung des Wicklungsfaktors
(genauer Zonenfaktor) unterschieden.
Die Anwendung der Formel für die endliche Geometrische Reihe ergibt für die -te Welle des Feldes einer
symmetrischen Drehstromwicklung
0 N kw
I 1 2 exp j t − x1
B1( x1) = 2 pmq (5.43)
0 w kw
I 1 2 exp j t − x1
oder B1( x1) = m (5.44)
mit der Bedingung
1
− 1 = a; a = 0, 1, 2, 3,
m p
(5.45)
und der Windungszahl aller in Reihe geschalteten Spulen eines Stranges (Zweischichtwicklung!)
w = 2 pqN . (5.46)
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5.3 DFW: Analyse von Drehfeldwicklungen Seite 35
Nach Gleichung (5.40) ist das Verhältnis p eine ungerade Zahl. Damit muss p −1 eine gerade Zahl
sein, die ein Vielfaches von m ist:
−
p = 2 ma .
1
Umgestellt nach der Ordnungszahl lautet die allgemeine Wellenformel für eine symmetrische Dreh-
stromwicklung ( m = 3 , Ganzloch)
Während jeder Strang für sich ein Wechselfeld, d. h. ein in der Amplitude veränderliches aber räumlich
konstantes Feld erzeugt, ergibt die Summe der Stränge reine Drehfelder, d. h. räumlich umlaufende Felder
mit zeitlich konstanter Amplitude. Die Amplituden der Drehfelder sind m / 2 mal größer als die Amplituden
der zugehörigen Wechselfelder.
Die auf die Grundwelle bezogenen Polpaarzahlen der Feldwellen sind p = 1, − 5, 7, − 11, 13, ... . Die Um-
laufgeschwindigkeiten ergeben sich zu
= (5.48)
Zur qualitativen Beurteilung des Wicklungsaufbaus reicht es aus, die Amplituden der Oberwellen mit der
Grundwelle = p zu vergleichen. Dies wird mit der Funktion des Wicklungsfaktors k w = k Z kS
sin
p 2m y
kw = sin (5.49)
p 2 p
q sin
p 2mq
Ein Grundwellenwicklungsfaktor von 0,933 bedeutet deshalb, dass für die gleiche magnetische Feld-
amplitude (~ Drehmoment) 1/0,933=1,072 mal mehr Strom fließen muss und die Verluste in den Wicklun-
gen demnach um den Faktor 1,15 ansteigen.
= 0 1
q= 1 2 1 2
Z1 = 12 24 12 24
p k
w
k
wp/
k
w
k
wp/
k
w
k
wp/
k
w
k
wp/
1 2 1.000 1.000 0.966 0.966 0.866 0.866 0.933 0.933
-5 -10 -1.000 0.200 -0.259 0.052 0.866 -0.173 -0.067 0.013
7 14 -1.000 -0.143 0.259 0.037 0.866 0.124 -0.067 -0.010
-11 -22 1.000 -0.091 -0.966 0.088 0.866 -0.079 0.933 -0.085
13 26 1.000 0.077 -0.966 -0.074 0.866 0.067 0.933 0.072
-17 -34 -1.000 0.059 0.259 -0.015 0.866 -0.051 -0.067 0.004
19 38 -1.000 -0.053 -0.259 -0.014 0.866 0.046 -0.067 -0.004
-23 -46 1.000 -0.044 0.966 -0.042 0.866 -0.038 0.933 -0.041
25 50 1.000 0.040 0.966 0.039 0.866 0.035 0.933 0.037
-29 -58 -1.000 0.035 -0.259 0.009 0.866 -0.030 -0.067 0.002
31 62 -1.000 -0.032 0.259 0.008 0.866 0.028 -0.067 -0.002
= p n Z1 (5.50)
ist gleich dem der Grundwelle, d. h., der Einfluss der Nutharmonischen lässt sich nur durch eine möglichst
hohe Nutzahl reduzieren. Meist müssen weitere Maßnahmen unternommen werden, um eine brauchbare
Maschine zu erhalten, z. B. Schrägung der Nuten (Kapitel Asynchronmaschine).
In Bild 5.24 ist beispielhaft eine 4-polige Bruchlochwicklung mit q = 5 2 dargestellt. Man erkennt, dass je-
der Strang jeweils aus einer Spulengruppe mit 3 Spulen und einer Gruppe mit zwei Spulen aufgebaut ist,
im Mittel also 5 2 . Die Stränge sind nach wie vor identisch und räumlich um 120 ° phasenverschoben.
sin
p 2m y
kw = sin , (5.51)
p 2 p
(nq)sin
p 2m(nq)
wobei n die sogenannte Ordnungszahl der Bruchlochwicklung, d. h., der gekürzte Nenner der Lochzahl
ist.
Vergleicht man den Wicklungsfaktor der Bruchlochwicklung (5.51) mit den der Ganzlochwicklung (5.49), so
wirkt die Bruchlochwicklung bezüglich der Oberwellen wie eine Ganzlochwicklung mit n -mal größerem q ,
was einen wesentlichen Vorteil bedeutet, wenn hohe Polzahlen mit einer geringen Anzahl von Nuten er-
zeugt werden müssen.
Nachteilig sind die höheren Kosten und der Umstand, dass Bruchlochwicklungen weitere auch geradzahli-
ge Ober- und Unterwellen erzeugen. Asynchronmaschinen reagieren hierauf wegen des kleinen Luftspalts
und der Rückwirkung des Läufers sehr empfindlich (Geräusch, parasitäre Drehmomente, …). Aus diesem
Grund werden Bruchlochwicklungen bei diesem Maschinentyp wenn möglich vermieden.
Bei langsam laufenden Synchronmaschinen (Wasserkraftgeneratoren) ist die Bruchlochwicklung ein ver-
breitetes Mittel trotz hoher Polzahlen in einer vergleichsweise geringen Anzahl an Nuten oberschwin-
gungsfreie Spannungen zu erzeugen. Sie reagieren wegen des großen Luftspalts und des neutralen Läu-
fers unkritisch auf Ober- und Unterschwellen im Luftspaltfeld.
Weite von nur einer Nut, d. h., die Spulen werden jeweils um einen Zahn gewickelt (Zahnspulen- oder Ein-
zelzahnwicklung) . In Bild 5.25 ist der Wickelplan und die Felderregerkurve für q = 1 4 und 6 Nuten darge-
Electrical Degrees
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1.000 1.100 1.200 1.300 1.400
2.00
stellt. 1.80
1.60
1.40
1.20
Felderregerkurve
1.00
0.80
0.60
MMF (Normalised to maximum)
0.40
0.20
0.00
-0.20
-0.40
-0.60
-0.80
-1.00
-1.20
Grundwelle
-1.40
-1.60
-1.80
-2.00
0 1 2 3 4 5 6
Slot Number
Bild 5.25: Wickelplan (links) und Felderregerkurve (rechts, Strom in Phase 1 in reeller Achse) für einen
Servomotor mit 6 Nuten, 8 Polen ( q = 1 4 ).
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5.3 DFW: Analyse von Drehfeldwicklungen Seite 41
Die Wickelkopflängen sind extrem kurz (Widerstand ), Spulen unterschiedlicher Stränge berühren sich
nicht (einfache Isolation). Die Spulen können mit kostengünstiger Wickeltechnik vollautomatisch hergestellt
und verschaltet werden (kostengünstig) und es lässt sich eine größere Menge Kupfer in die Nuten einbrin-
gen (Widerstand ). Durch die Umstellung auf Zahnspulenwicklungen kann die Leistungsdichte der An-
triebe gegenüber Ganzlochwicklungen in etwa vervierfacht werden!
Bild 5.26: Ständer von Servomotoren (Draufsicht): links: herkömmliche Ganzlochwicklung mit 4 Polen in
24 Nuten ( q = 2 ); rechts: Bruchlochwicklung in Zahnspulentechnik mit 12 Nuten und 10 Polen ( q = 2 / 5 );
gleiche Menge Kupfer in den Nuten.
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5.3 DFW: Analyse von Drehfeldwicklungen Seite 42
Durch die kurzen Wickelköpfe reduziert sich auch die axiale Länge der Motoren.
Bild 5.27: Ständer von Servomotoren (Seitenansicht): links: herkömmliche Ganzlochwicklung mit 4 Polen
in 24 Nuten ( q = 2 ); rechts: Bruchlochwicklung in Zahnspulentechnik mit 12 Nuten und 10 Polen
( q = 2 / 5 ); gleiche Menge Kupfer in den Nuten.
Sollen die relativen Auswirkungen der Wicklungsoberwellen auf das Maschinenverhalten beurteilt werden,
so ist weniger die Amplitude der Wellen als vielmehr die Energie W aller Wicklungsoberwellen
W ~ B2 ~ L (5.52)
in Bezug auf die Grundwelle von entscheidender Bedeutung. In der klassischen Maschinenberechnung
wird hierfür der Koeffizient der doppelt verketteten Streuung eingeführt.
2
kw
p
d = 2
. (5.53)
kw
p
p
Im Gegensatz zur üblichen Definition von Streuung (nur einmal mit der erzeugenden Spule verkettet) sind
die Luftspaltfelder der Wicklungsoberwellen mit den Wicklungen von Stator und Rotor verkettet (doppelt
verkettet). Der Begriff Streuung wird hier im Sinne "nicht nutzbringend" verwendet.
Bemessungsleistung: PN = 125 kW
Bemessungsspannung: U N = 380 V (Y-Schaltung)
Bemessungsfrequenz: f N = 50 Hz
Synchrondrehzahl: n0 = 3000 min −1
Bohrungsdurchmesser: Di = 0, 23 m
Ideelle Eisenlänge: li = 0, 2886 m
1. Grundlagen
1.1 Wie groß ist die Polpaarzahl p und die Polzahl 2 p ?
1.2 Wie groß ist die Polteilung p in m, in °mechanisch, in °elektrisch?
1.3 Wie viele Spulengruppen hat die Ständerwicklung insgesamt?
1.4 Welche Nutzahlen q pro Pol und Strang (Lochzahl) und welche Ständernutzahlen Z1 wären theore-
tisch ausführbar, wenn die Nutteilung n im Bereich 0,01m bis 0,035m liegen soll?
2. Die Maschine soll 36 Ständernuten erhalten; für eine kleine Stirnkopfausladung soll sie Spulenweite
nur 2/3 der Polteilung betragen.
2.1 Wie groß ist der Koeffizient der doppelt verketteten Streuung d 1 ?
2.2 Wie groß ist die Nutteilung in m und in °elektrisch?
2.3 Wie viele Nutteilungen umfasst eine Polteilung p ?
3. Wickelplan
3.1 Mithilfe der Ergebnisse 2.3 bis 2.6 ist ein Strang in der Abwicklung aufzuzeichnen.
3.2 Die Anfänge der beiden anderen Stränge sind in das Bild 3.1 einzutragen (vergl. 2.7).
4. Für die Grundwellenamplitude der Luftspaltflussdichte wird ein Wert Bˆ1 = 0, 75 T angenommen. Die Ge-
samtstreuung (Nut, Stirn und doppelt verkettete Streuung) betrage 10% des Luftspaltflusses.
4.1 Wie groß ist der Wicklungsfaktor 1 k W ?
4.2 Wie groß ist der maximale Fluss je Polteilung?
4.3 Welche Serienwindungszahl w je Strang wäre notwendig, um bei dem angegebenen Induktionswert
die angegebene Klemmenspannung zu erhalten ( R1 0 )?
4.4 Welche nächstmögliche Serienwindungszahl ist tatsächlich ausführbar?
4.5 Wie groß ist die Grundwelle der Luftspaltflussdichte bei der nach 4.4 möglichen Serienwindungszahl?
4.6 Wie viele Windungen N hat eine Spule bei Serienschaltung aller Spulengruppen?
4.7 Wie groß ist die Leiterzahl (Stabzahl) in einer Nut?
4.8 Wie groß ist die effektive Stromdichte bei Nennbetrieb (
N = 0, 904; cos N = 0, 916; ALeiter = 37, 5 mm2 )?