Pruefungsstoff Aufnahmeverfahren BA Biologie 2020
Pruefungsstoff Aufnahmeverfahren BA Biologie 2020
Pruefungsstoff Aufnahmeverfahren BA Biologie 2020
Titel:
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Universität Wien
Universitätsring 1
1010 Wien
April 2018
Mit der freundlichen Unterstützung des Center for Teaching and Learning der Universität Wien.
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Inhaltsverzeichnis
1. Begriffe und Größen 10
1.1. Gesetze, Regeln, Modelle und Theorien 10
1.1.1. Gesetze und Regeln 10
1.1.2. Modelle 11
1.1.3. Hypothesen und Theorien 11
1.2. Stöchiometrie 11
1.3. Kernchemie und Entstehung der Elemente 12
1.3.1. Bausteine 12
1.4. Atombau 12
1.5. Das Periodensystem der Elemente (PSE) 13
1.5.1. Periodische Eigenschaften der s- und p-Blockelemente 14
1.5.2. Ionisierungsenergie 14
1.5.3. Elektronegativität 15
1.5.4. Metall- und Nichtmetallcharakter 15
1.6. Chemische Bindungen 15
1.6.1. Die Atombindung / Kovalente Bindung 16
1.6.2. Die Ionenbindung 19
1.6.3. Metallbindung 20
1.6.4. Schwache Wechselwirkungen 20
2.3. Zell-Zell-Kommunikation 48
3. Evolution 51
3.1. Wegbereiter der Evolutionstheorie 51
3.1.1. Felsen und Fossilien 51
3.1.2. Lamarck 52
4. Phylogenie 61
4.1. Phylogenie und die Beziehung zu Verwandtschaftsverhältnissen 61
4.1.1. Nomenklatur und Klassifikation 61
4.1.2. Klassifikation und Phylogenie 61
5.2. Pflanzenwachstum 70
5.2.1. Primäres Wachstum 70
5.2.2. Primäres und sekundäres Wachstum der Sprossachse 72
5.2.3. Sekundäres Dickenwachstum 72
5.3. Morphogenese und die Molekular-biologie 72
5.3.1. Zellteilung und Zellstreckung 73
5.3.2. Musterbildung 74
5.3.3. Der Einfluss der Gene und der Positionsinformation 74
6.3. Thermoregulation 80
6.3.1. Endothermie und Ektothermie 81
6.3.2. Wärmeabgabe und –Aufnahme 81
6.3.3. Physiologischer Thermostat 82
Abbildung 1.1: Anzahl und Art der Bindungen p . V = n . R . T (R = die universelle Gaskonstante)
zwischen den Atomen
10
1 Chemische Grundlagen
Etwas weniger strikt sind Regeln, die ebenfalls zum vorhersagen. Sollte das nicht der Fall sein, gilt diese
Beschreiben von Zusammenhängen verwendet Theorie als falsifiziert.
werden. Ein Beispiel wäre die RGT-Regel (Reaktions-
Geschwindigkeits-Temperatur-Regel), welche besagt, 1.2. Stöchiometrie
dass sich die Reaktionsgeschwindigkeit verdoppelt bis
vervierfacht, wenn die Temperatur um etwa 10 K erhöht Die Stöchiometrie dient der Berechnung von Stoff-
wird. Dies ist letztlich ein experimenteller Befund (für mengen und Reaktionsgleichungen. Zur Vereinfachung
den es zwar theoretische Erklärungen geben mag; eine wurde die Stoffmenge n als Größe eingeführt, um nicht
präzise quantitative Begründung ist allerdings daraus umständlich mit den absoluten Massen von Atomen
nicht ableitbar). und Molekülen, welche in einem Bereich von 10 -4 – 10 -21
g liegen, rechnen zu müssen.
1.1.2. Modelle
Die Einheit der Stoffmenge ist mol. Die Anzahl der
Bei chemischen Reaktionen können beispielsweise das Teilchen, die ein Mol eines Stoffes enthält, leitet sich
Auflösen und Neubilden von Bindungen nicht beob- von der Avogadro-Konstante NA (manchmal auch als
achtet werden. Selbst durch den Einsatz modernster Loschmidtsche Zahl bezeichnet) ab:
bildgebender Verfahren bleiben diese Vorgänge für den
Menschen bislang unsichtbar. Mit Hilfe von Modellen NA = 6,022 . 1023 mol-1
können diese Geschehnisse aber in vereinfachter Form
dargestellt werden. Da allerdings kein Modell alle Eigen- Somit wird die Stoffmenge, die aus 6 . 1023 Teilchen
schaften des Originals enthält und nur in bestimmten besteht, als ein mol bezeichnet. Die Folge ist, dass in
Bereichen gültig ist, gibt es häufig mehrere Modelle für gleichen Stoffmengen verschiedener Elemente auch
dasselbe Objekt. Je näher das Modell an das Original immer die gleiche Anzahl an Teilchen enthalten ist:
herankommt, desto genauer und besser können die In 12 g Kohlenstoff sind ebenso wie in 32 g Schwefel
Vorhersagen geschehen, gleichzeitig wird es aber umso 6 . 1023 Teilchen des jeweiligen Elements enthalten
komplizierter und schwieriger. (die relativen Atommasse von Kohlenstoff ist 12, von
Schwefel 32; siehe Periodensystem).
Im Folgenden werden für die Darstellung eines Mole- Bei Angabe der Menge in mol muss immer definiert
küls vier Modelle dargestellt. Je nachdem, welchen werden, um welche Teilchen es sich handelt.
Zusammenhang man erklären möchte, wählt man
das geeignete Modell aus. Summenformel und Lewis- Beispiel: n(H2) = 1 mol bedeutet 1 mol
Formel wurden bereits angeführt. Weitere Modelle sind Wasserstoffmoleküle
das Stäbchenmodell und das Kalottenmodell. Ersteres
widergibt eine vereinfachte Struktur indem die räum- Allgemein gilt daher: n(Stoffmenge) = m (in Gramm)/M
lichen Anordnungen der Atome im Molekül dargestellt (molare Masse)
werden. Das Kalottenmodell bietet noch mehr Infor-
mationen, da auch der Raumbedarf des Moleküls die Bei einer Verbindung (Molekül) kann die molare Masse
Großenverhältnisse der Atome dargestellt werden. (M) aus der Summe der relativen Atommassen aller
Atome (siehe Periodensystem) einfach berechnet
werden
Beispiele:
11
1 Chemische Grundlagen
1.3. Kernchemie und Entstehung Bei der Darstellung eines Elements schreibt man die
der Elemente Massenzahl links oben vor das Elementsymbol, die
Kernladungszahl links unten.
1.3.1. Bausteine
12
6 C Kernladungszahl des Kohlenstoffs 6, Massen-
Das kleinste, chemisch nicht weiter zerlegbare Elemen- zahl des Isotops 12, das bedeutet: sechs
tarteilchen nennt man Atom. Atome bestehen aus Protonen, sechs Neutronen im Kern
einem positiv geladenen Atomkern, der sich wiederum
aus den positiv geladenen Protonen und den neut- Obwohl alle Atome eines Elements immer dieselbe
ralen Neutronen aufbaut sowie der negativ geladenen Anzahl an Protonen und somit die gleiche Kernla-
Elektronenhülle. dungszahl (Ordnungszahl) besitzen, kann die Neutro-
nenzahl im Kern variieren. Folglich existieren Elemente
rechts oben nach dem Elementsymbol, die Atomzahl
Subatomare Teilchen eines Atoms sind die rechts unten.
Kernbestandteile positiv geladenen Protonen und
die Neutronen, sowie die Hülle mit den negativ 1.4. Atombau
geladenen Elektronen.
Eines der ersten Experimente, die eine nähere Vorstel-
lung über den Atombau lieferten, war der Rutherford-
sche Streuversuch.
Ein ungeladenes Atom hat immer die gleiche Anzahl
Elektronen wie Protonen. Aus der Summe der Protonen Bei diesem Versuch wurde eine Goldfolie mit α–Teil-
und Neutronen ergibt sich die Massenzahl A. chen beschossen. Ein um diese Goldfolie angebrachter
Detektor registrierte die auftreffenden α–Teilchen.
Kernladungszahl Z = Anzahl der Protonen = Ordnungszahl Auffallend bei diesem Experiment war, dass nahezu
alle Teilchen die Goldfolie durchdrangen, ohne abge-
Massenzahl A = Kernladungszahl Z + Anzahl der Neutronen N lenkt zu werden. Lediglich ein sehr kleiner Anteil (ca.
1:100.000) wurde entweder reflektiert oder abgelenkt.
12
1 Chemische Grundlagen
Aus dieser Beobachtung zog Rutherford den Schluss, (Elektronenschalen) werden außerdem mit den Buch-
dass dies nur möglich sein könne, wenn sich nahezu staben K, L, M, N usw. bezeichnet und können immer
die gesamte Masse des positiven Atomkerns auf sehr nur von einer gewissen Anzahl Elektronen besetzt
kleinem Raum befindet. Dies war ein fundamentaler werden, wobei s,p und d Bezeichnungen der Orbitale
Erkenntnisgewinn über den Atomaufbau. sind. Die hochgestellte Zahl gibt die maximale Anzahl
an Elektronen in den betreffenden Orbitalen an.
Mit Hilfe von Orbitalen kann der Raum, in dem sich der
wahrscheinliche Aufenthaltsort von Elektronen mit
einer Wahrscheinlichkeit von 90% befindet, dargestellt
werden. Die Kenntnis über die Atomorbitale ermög-
lichte erst ein Verständnis über die Atombindungen,
den Bau und die Geometrie von Molekülen und selbst
viele makroskopische Eigenschaften sind nur durch die
Abbildung 1.3: Rutherford-Atommodell
genaue Kenntnis der Orbitale möglich.
Er meinte allerdings auch, dass die Elektronen auf kreis-
förmigen bzw. elliptischen Bahnen um den Atomkern 1.5. Das Periodensystem der Elemente
kreisen. Die dafür nötigen Kräfte, die elektrostatische (PSE)
Anziehungskraft und die Zentrifugalkraft, sollten dabei
ein Gleichgewicht bilden. Damit hätte er das Modell Das Periodensystem soll den Aufbau der Elemente und
eines Sonnensystems mit Planeten, die die Sonne deren Eigenschaften in einen sinnvollen Zusammen-
umkreisen, auf Atome übertragen. hang darstellen.
Dabei werden die Elemente gemäß steigender Proto-
Diese Ansicht war allerdings nicht haltbar, da man sehr nenzahl (Ordnungszahl = Kernladungszahl) in hori-
bald zeigen konnte, dass nach diesem Modell die krei- zontal gelegene Perioden und vertikal angeordnete
senden Elektronen ständig Energie in Form von Licht Gruppen eingeteilt.
abstrahlen müssten und letztlich in kurzer Zeit in den Alle Atome gleicher Kernladung (gleiche Anzahl an
Atomkern „fallen“ würden. Protonen) bilden ein Element und stehen somit an
selber Stelle im PSE.
Nils Bohr, Schüler Rutherfords, stellte ein Atommodell
auf, das dem Rutherfordschen im Grunde zwar ähnlich Die Perioden entsprechen der Zahl der
war, er aber von den Gesetzen der klassischen Physik Elektronenschalen.
Abstand nahm.
Innerhalb der 16 Gruppen, welche senkrecht ange-
Folgende Postulate wurden formuliert: ordnet sind, werden die Elemente nach ihren Gruppen-
nummern geordnet. Die Gruppennummer entspricht
• Elektronen können den Atomkern auf stabi- der Anzahl der Valenzelektronen (Außenelektronen)
len konzentrischen Bahnen umkreisen, ohne eines Elements, welche hauptsächlich für die chemi-
Strahlung abzugeben und dadurch Energie zu schen Eigenschaften verantwortlich sind. Daher haben
verlieren. Elemente einer Gruppe ähnliche Eigenschaften.
Man spricht von Haupt- und Nebengruppen und sie
• Die Anzahl der Bahnen (Elektronenschalen) ist werden mit römischen Ziffern gekennzeichnet.
begrenzt. Jede dieser Bahnen entspricht einem Für die Hauptgruppen findet man auch Trivialnamen:
Energieniveau E der Elektronen. Je größer Alkalimetalle (für die 1. HG), Erdalkalimetalle (für die
der Radius der Elektronenschale, desto höher 2. HG), Borgruppe (3. HG), Kohlenstoffgruppe(4. HG),
das Energieniveau der darauf befindlichen Stickstoffgruppe (5. HG), Chalkogene (Erzbildner, 6.
Elektronen. HG), Halogene für die 7. HG und Edelgase für die 8. HG
13
1 Chemische Grundlagen
14
1 Chemische Grundlagen
Abstand zum Atomkern. Je höher der Energiegehalt Bindungspolarität und damit die Höhe des Ionenan-
(d.h. je größer der Abstand zw. Atomkern und Elektron teils einer Bindung.
ist), desto geringer ist die Ionisierungsenergie. Im Allge-
meinen nimmt die Ionisierungsenergie mit steigender 1.5.4. Metall- und Nichtmetallcharakter
Kernladung zu und mit zunehmendem Atomradius ab.
Gemäß ihrer elektrischen Leitfähigkeiten wurden die
Das bedeutet, dass die Ionisierungsenergie inner- Elemente in Metalle, Halbmetalle und Nichtmetalle
halb einer Periode von links nach rechts tendenziell eingeteilt.
zunimmt (Kernladung steigt, Atomradius nimmt ab). Metalle sind gute elektrische Leiter. Ihre Leitfähigkeit
Innerhalb einer Gruppe nimmt die IE mit steigender nimmt mit ansteigender Temperatur ab. Sie weisen
Ordnungszahl von oben nach unten tendenziell ab. eine niedrige Ionisierungsenergie und deshalb eine
Die Kernladung wird durch die Zahl der Schalen zuneh- hohe Tendenz zur Bildung von Kationen auf. Ihre Oxide
mend abgeschirmt, wodurch die äußeren Elektronen reagieren in Wasser basisch. Auch alle Elemente der
tendenziell leichter abgegeben werden. Nebengruppen sind Metalle.
Metalle besitzen deshalb eine relativ niedrige, Nicht- Nichtmetalle werden auch Isolatoren genannt und
metalle eine relativ hohe Ionisierungsenergie. leiten folglich keinen elektrischen Strom. Sie besitzen
eine tendenziell hohe Elektronegativität und bilden
Edelgase (8. HG) besitzen die höchste Ionisierungs- häufig Anionen und Moleküle aus. Ihre Oxide reagieren
energie. Sie beschreiben einen energetisch sehr stabilen sauer.
Zustand. Elemente der 1. HG (Alkalimetalle) besitzen
die niedrigste Ionisierungsenergie. Durch Abgabe eines Halbmetalle, wie Bor, Silicium, Germanium, Arsen und
Elektrons erreichen sie die angestrebte stabile Edelgas- Tellur, sind nur schwache elektrische Leiter. Ihre Leit-
konfiguration (volle äußere Elektronenschale). fähigkeit nimmt allerdings mit steigender Temperatur
zu. Entsprechend ihrer Namensgebung bilden sie den
1.5.3. Elektronegativität Übergang zwischen metallisch und nichtmetallisch.
Innerhalb einer Periode nimmt der Metallcharakter
Bei einer Bindung zwischen zwei gleichen Atomen von links nach rechts ab, in der Gruppe von oben nach
erfolgt eine symmetrische Aufteilung des bindenden unten hin zu (umgekehrt gilt es für die Nichtmetalle).
Elektronenpaares. Kommt es allerdings zu einer Diese Eigenschaften können jedoch nicht immer streng
Bindung zwischen zwei unterschiedlichen Atomen, getrennt werden. So kommen Phosphor und auch Zinn
so wird das Bindungselektronenpaar unterschied- in mehreren Formen vor.
lich stark, entsprechend der effektiven Kernladung, Die Reaktivität gegenüber Wasser steigt mit dem
von den jeweiligen Partnern angezogen. Das Elektro- Metallcharakter.
nenpaar verschiebt sich dann zu dem Atom mit der
größeren Kernladung. In Folge trägt dieses dadurch 1.6. Chemische Bindungen
eine negative Partialladung.
Fast alle Elemente kommen in der Natur in Form chemi-
Die Elektronegativität ist somit ein Maß für jene Fähig- scher Verbindungen vor. Nur wenige, wie die Edelgase
keit eines Atoms, innerhalb einer kovalenten Bindung und Gold, liegen ungebunden vor.
das bindende Elektronenpaar anzuziehen. Sie ist vom Um die chemisch-physikalischen Eigenschaften von
Anteil der positiven Kernladung abhängig und nimmt Verbindungen verstehen zu können, bedarf es der
innerhalb einer Periode des PSE von links nach rechts Untersuchung der jeweiligen Bindung, da deren Art
mit steigender Protonenzahl (steigende Kernladung) erst Auskunft über die Struktur und damit auch über
zu und innerhalb einer Gruppe von oben nach unten die Eigenschaften eines Stoffes ermöglicht.
mit steigendem Atomradius und damit zunehmender
Abschirmung des Kerns ab. Die verschiedenen Bindungsarten sind:
• Ionenbindung
15
1 Chemische Grundlagen
1.6.1. Die Atombindung / Kovalente Bindung Atome können auch über mehr als ein Elektronenpaar
miteinander verbunden sein, man spricht dann von
Die Atombindung wird hauptsächlich zwischen Doppel- bzw. Dreifachbindungen.
Elementen mit ähnlicher Elektronegativität ausge-
bildet. Im Gegensatz zur Ionenbindung werden die
Atome unter einem ganz bestimmten Bindungswinkel
und Abstand mit einander verbunden. Sie ist somit
eine gerichtete Bindung.
Doppelbindungen
Abbildung 1.11: sp3 Hybridisiertes C-Atom
Neben der sp3-Hybridisierung gibt es auch Hybridi-
sierungen, bei denen nur Teile der Orbitale beteiligt
Durch die sp3 - Hybridisierung kommt es beim sind. Bei der sp2-Hybridisierung sind ein s- und nur
Kohlenstoffatom zu einem Winkelbildung zum zwei p-Orbitalen beteiligt, die dann drei gleichwertige
Bindungspartner. sp2-Hybridorbitale ausbilden, welche in einer Ebene mit
einem Winkel von je 120° dazwischen liegen. Das dritte
nicht an der Hybridisierung beteiligte p-Orbital steht
Bei Überlappung eines 1s-Orbitals (Wasserstoff) mit senkrecht dazu (in der folgenden Abb. das pz-Orbital).
einem sp3-Hybridorbital kommt es zur s-sp3- σ (sigma)-
Bindung. Die daraus resultierende Form des Methan-
moleküls stimmt nun auch mit den experimentellen
Daten überein.
Es steht somit neben den drei sp2-hybridisierten Orbi- p-Orbitale stehen flächensymmetrisch mit 90° zu
talen auch ein pz-Orbital zur Bindung zur Verfügung. einander.
Kommt es zur sp2-sp2-σ-Bindung und einer p-p-π- Bei der ebenfalls nicht frei drehbaren Dreifachbindung
Bindung zwischen zwei Kohlenstoffatomen, spricht kommt es folglich zu einer sp-sp-σ-Bindung und zwei
man von einer Doppelbindung. p-p-π-Bindungen. Die Geometrie ist linear.
Im Gegensatz zur σ-Bindung, welche auf Grund der
rotationssymmetrischen Überlappung frei drehbar
ist, besitzt die π-Bindung eine Knotenebene und die
π-Elektronenwolke verteilt sich ober- und unterhalb
der Bindungsachse, wodurch dieser Bindungstyp nicht
mehr frei drehbar ist. Die Geometrie einer Doppelbin-
dung ist planar trigonal.
Polare Atombindungen
Die ideale kovalente Bindung kann nur zwischen
Atomen gleicher Elemente bzw. identen Atomgruppen
entstehen, da dadurch die Aufteilung der Elektronen
gleichmäßig erfolgt und sich keine Polarität ergibt. Ist
ein Molekül von verschiedenen Atomen aufgebaut,
haben somit die Bindungspartner unterschiedliche
Abbildung 1.16: Doppelbindungen Elektronegativität, kommt es zur Verschiebung der
gemeinsamen Elektronenpaare hin zum elektrone-
gativeren Partner. Man spricht nun von einer polaren
Durch die eingeschränkte Drehbarkeit ergeben sich je Atombindung und es entstehen Partialladungen. Der
nach räumlicher Anordnung unterschiedliche Struk- elektropositivere Bindungspartner trägt eine mit δ+
turen: cis- oder trans-konfigurierte Doppelbindungen: gekennzeichnete positive Partialladung, der elektrone-
gativere eine mit δ- gekennzeichnete negative Partial-
ladung. Je größer die Elektronegativitätsdifferenz der
Bindungspartner, desto polarer ist eine Atombindung.
Das Wassermolekül
Beim Wassermolekül überlappen die beiden sp3-hybri-
Abbildung 1.18: Hexatrien (konjugierte Doppelbindung) disierten Sauerstofforbitale mit je einem 1s-Orbital
des Wasserstoffs. Die übrigen zwei sp3-Hybridorbitale
Dreifachbindungen werden von je einem freien Elektronenpaar des Sauer-
Sind die Kohlenstoffatome nur sp-hybridisiert stehen stoffatoms eingenommen. Die freien Elektronenpaare
sogar zwei freie pz-Orbitale zur Überlappung zur Verfü- beanspruchen einen größeren Raum als die bindenden
gung. Zwischen den beiden sp-Hybridorbitalen liegt Elektronenpaare, da sie sich stärker abstoßen. Dadurch
ein Winkel von 180° vor, die beiden nicht hybridisierten kommt es zur Verschiebung von der idealen Tetraeder-
form und der Bindungswinkel zwischen den bindenden
18
1 Chemische Grundlagen
Das Ammoniakmolekül
Im Ammoniakmolekül können die drei sp3-hybridi-
sierten Orbitale des Stickstoffs mit je einem 1s-Orbital
des Wasserstoffs überlappen. Das freie Elektronen-
paar des Stickstoffatoms besetzt das letzte freie
sp3-Hybridorbital. Wieder kommt es zur Verschiebung
der Bindungswinkel, da das freie Elektronenpaar mehr
Platz einnimmt. Der Bindungswinkel beträgt nun 107°. Abbildung 1.20: Kristallgitter von NaCl
Alle Substanzen, die aus Ionen bestehen, bezeichnet
Elemente die ein Elektron aufnehmen oder man als salzartige Stoffe. Da bei Normaltemperatur
abgeben werden als Ionen bezeichnet. Anionen ihre Ionen fest an die Gitterplätze gebunden und nicht
haben Elektronen aufgenommen und sind negativ frei beweglich sind, leiten sie den elektrischen Strom
geladen. Kationen sind Ionen die ein Elektron abge- nicht. Ionen zeigen allerdings eine Eigenschwingung
geben haben und damit positv geladen sind. um ihre Gitterplätze. Wird sehr viel Energie zugeführt,
kann die Eigenschwingung so groß werden, dass sie
die Bindungskräfte überwindet. Die Ionen sind dann in
nur eine geringe Ionisierungsenergie benötigen, um einer Schmelze beweglich und können, ebenso wenn
Edelgaskonfiguration zu erreichen. sie in Wasser gelöst sind, elektrischen Strom leiten.
Anionen werden vorwiegend von Elementen der VI.
und VII. Hauptgruppe gebildet. Anhand des sogenannten Coulombschen Gesetzes
Durch Aufnahme bzw. Abgabe von Elektronen ändern kann gezeigt werden, dass die Stabilität des Gitters
sich die Elektronenhülle und damit der Teilchenradius mit Zunahme der Ladungsgröße und Verringerung
und das Volumen. Anionen sind immer größer als ihre des Abstandes zwischen den Ladungsschwerpunkten
neutralen Atome, Kationen immer kleiner. steigt. Auch ziehen kleine Ionen mit hoher Ladungs-
Die Ionenbindung findet zwischen Metallen mit nied- dichte einander stärker an als vergleichsweise solche
riger Ionisierungsenergie und Nichtmetallen mit hoher mit großem Radius und niedriger Ladungszahl.
Elektronenaffinität statt. Es kommt zur ungerichteten Mit der Zunahme der Gitterenergie steigt auch die
Anziehung zwischen positiven und negativen Ionen Schmelztemperatur eines Salzes.
und dabei zur vollständigen Übertragung der Elekt- Ionengitter sind überaus stabil, was zu dem spröden
ronen. Die elektrostatischen Anziehungskräfte wirken und harten Charakter von Salzen führt. Bei zu großer
in alle Richtungen und führen zur Ausbildung von drei- Beanspruchung brechen Salze entlang bestimmter
dimensionalen stabilen Ionenkristallen. Gitterebenen.
Die Koordinationszahl eines Ionengitters gibt die Beim Lösen von Salzen in Wasser treten die randstän-
Anzahl der Ionen-umgebenden gegensätzlich gela- digen Ionen mit den Dipol-Wassermolekülen in Wech-
denen Ionen an. Bei NaCl (Kochsalz) beträgt diese Zahl selwirkung und es bildet sich in der Folge eine Hydrat-
6, das bedeutet, dass jedes Natrium-Ion von sechs hülle aus (= Hydratation). Es kommt zur Abschwächung
Chlor-Ionen umgeben ist und jedes Chlor-Ion von sechs der Gitterkräfte. Die hydratisierten Ionen verlassen den
Natrium-Ionen, s. Abb. Na+ (rot) und Cl- (grün). Gitterverband und sind in der wässrigen Phase nun frei
Die Gitterstruktur wird durch die Anordnung der Ionen beweglich. Je nach Radius und Ladung besitzen die
nach Ladung und Größe bestimmt. Ionen unterschiedlich große Hydrathüllen.
Bezieht man die Größenverhältnisse von Anionen und
Kationen, sowie deren Abstände zu einander mit ein,
kommt man von dem vereinfacht dargestellten Gitter-
modell zum Packungsmodell.
19
1 Chemische Grundlagen
Dipol-Dipol-Wechselwirkungen
ΔEN > 1,7 Na+Cl- Ionenbindung
Verbindungen wie Wasser bestehen aus polaren Mole-
külen. Sie besitzen einen permanenten Dipol und
1.6.3. Metallbindung richten ihre Partialladungen entsprechend der elektro-
statischen Anziehungskraft nach einander aus. Damit
Die Eigenschaften von Metallen sind gute Leitfähigkeit verbunden ist eine Energieminimierung. Somit muss
von elektrische Strom und Wärme, gute Verformbar- bei Änderung des Aggregatzustandes diese Van-der-
keit und typischer metallischer Glanz. Die chemischen Waal-Energie aufgebraucht oder abgegeben werden.
Bindungen in Metallen können mit dem Elektronengas-
modell gut dargestellt werden. Bei diesem Modell wird
angenommen, dass die Valenzelektronen die Atome
verlassen haben und sich um die Atomrümpfe gasartig
anordnen. Die Atomrümpfe sind positiv geladen und
bilden die Gitterstruktur der Metalle. Sie werden von
dem negativ geladenen, delokalisierten Elektronengas
umgeben und dadurch zusammengehalten.
Abbildung 1.22: Dipol-Dipol-Wechselwirkung
Man spricht also von einer Metallbindung, wenn es zu
Wechselwirkungen zwischen den positiv geladenen
Metall-Ionen (Atomrümpfe) und den delokalisierten
Elektronen kommt. Dabei bildet sich ein Metallgitter.
Wechselwirkungen zwischen Dipolmolekül und
Die gute Leitfähigkeit liegt an den frei beweglichen unpolarem Molekül
Elektronen. Der permanente Dipol induziert im unpolaren Molekül
einen Dipol in dem es zu kurzeitigen Verschiebung der
Bei zunehmender Temperatur nimmt die Leitfähigkeit Elektronen kommt (=induzierter Dipol).
von Metallen ab, da die Gitterschwingungen größer
werden und damit der Elektronenfluss durch die Wechselwirkungen zwischen unpolaren Mole-
zunehmende gegenseitige Abstoßung behindert wird.
külen oder Atomen
Auf Grund einer kurzzeitigen unsymmetrischen
Ladungsverteilung, kann ein temporärer Dipol indu-
ziert werden und somit ziehen einander sogar unpolare
Moleküle an. Dieser Dipol kann in einem dynamischen
Prozess auch benachbarte Dipole induzieren.
Wasserstoffbrückenbindungen
Abbildung 1.21: Metallbindung
Wasserstoffbrückenbindungen können nur von
Elementen mit einer sehr starken Elektronegati-
1.6.4. Schwache Wechselwirkungen vität gebildet werden (N, O, F). Dabei besteht die
Möglichkeit einer inter- oder intramolekularen
Auch wenn Moleküle nach außen hin neutral sind, kann Wasserstoffbrückenbildung.
es zu Wechselwirkungen zwischen ihnen kommen.
Diese Wechselwirkungen sind allerdings deutlich Beim Wassermolekül kommt es zwischen den Wasser-
schwächer als andere chemische Bindungen. stoff- und Sauerstoffatomen benachbarter Moleküle
zur Ausbildung von Wasserstoffbrücken.
Van-der-Waals-Kräfte Zunächst ziehen die stark elektronegativen Sauer-
stoffatome die Elektronen der O-H-Bindung an. Am
Van-der-Waals-Kräfte beschreiben die Anziehungs- Sauerstoff kommt es folglich zu einer negativen (δ-), am
kräfte zwischen Molekülen oder Edelgasatomen, wobei Wasserstoff zu einer positiven Partialladung (δ+).
es drei Stärken bzw. Abstufungen gibt: Die positivierten Wasserstoffatome bilden nun Brücken
mit den freien Elektronenpaaren am Sauerstoff der
benachbarten Wassermoleküle. Es kommt zur Bildung
20
1 Chemische Grundlagen
großer Molekülverbände und auch wenn Wasserstoff- Säuren besitzen die Fähigkeit zur
brücken zwar eine geringe Bindungsenergie haben, Protonen-Abgabe (Protonen-Donator)
beeinflussen sie aber beispielsweise die Siedetempe-
ratur stark. Basen die Fähigkeit zur Protonen-
Aufnahme (Protonen-Akzeptor).
Das Oxonium-Ion
1.7. Protonen und Bei einer Säure-Base-Reaktion in Wasser entsteht bei
Elektronenübertragungsreaktionen der Abgabe eines Protons durch eine Säure spontan
ein Hydroxonium-Ion (H3O+); synonyme Bezeichnungen
1.7.1. Säuren und Basen sind Hydronium-Ion bzw. Oxonium-Ion. Das passiert,
weil freie Protonen in wässrigen Lösungen nicht exis-
S. Arrhenius definierte die Begriffe Säuren und Basen tent sein können. Durch den sehr kleinen Atomradius
erstmals. Säuren sind nach seiner Definition Wasser- und das hohes Ionenpotential lagern sich Protonen
stoffverbindungen und geben in wässriger Lösung stets an Teilchen mit einem freien Elektronenpaar, wie
H+-Ionen ab. Basen besitzen Hydroxylgruppen und dem Wassermolekül, an.
geben beim Lösen in Wasser hydratisierte OH- - Ionen Auch das Oxonium-Ion liegt nicht völlig frei vor, sondern
ab. bildet mit drei weiteren Wassermolekülen Wasserstoff-
Mit seiner Beschreibung konnten jedoch die basischen brücken aus. Es entsteht ein H9O4+ - Ion.
Eigenschaften von Substanzen wie Ammoniak (NH3) in
nicht wässrigen Systemen nicht ausreichend erklärt Das Ionenprodukt des Wassers und der pH-Wert
werden.
Reines Wasser leitet in geringer Menge Strom. Die
Mit Einführung der Brönsted-Lowry-Theorie, kamen dafür nötigen frei-vorliegenden Ionen werden bei
neue Erkenntnisse. Nach Entwicklung des Donator- der Eigendissoziation von Wasser gebildet. Bei dieser
Akzeptor-Prinzips wurden die Begriffe neu definiert. Die
Definition beruht nicht mehr auf der bestimmten Art
einer Verbindung, sondern ihrer Funktion, nämlich ihrer
Fähigkeit zur Abgabe oder Aufnahme von Protonen.
21
1 Chemische Grundlagen
Autoprotolyse entstehen aus zwei Wassermolekülen kann. Man spricht somit von einem korrespondie-
ein Oxonium-Ion und ein Hydroxy-Ion. renden Säure-Basen-Paar.
In wässrigen Lösungen kann auch Wasser als Reakti-
onspartner sowohl für Säuren als auch Basen dienen.
Wasser nimmt je nachdem Protonen auf oder gibt sie
Die Lage des Gleichgewichts wird mit Hilfe des Massen- ab.
wirkungsgesetzes ermittelt. Im chemischen Gleichge-
wicht sind Hin- und Rückreaktion gleich schnell. Die Amphoterie
Konzentration des Wassers wird als konstant ange-
sehen. Man gibt die beiden Geschwindigkeitskons- Verbindungen, die sowohl Protonen aufnehmen als
tanten an und fasst diese zur temperaturabhängigen auch abgeben können, bezeichnet man als Ampholyte
Gleichgewichtskonstante Kw zusammen. Sie gibt oder amphotere Verbindungen. Sie können deshalb
das Ionenprodukt des Wassers an. Abhängig von der einen sauren und basischen Charakter besitzen.
Temperatur liegt dieses bei 22° bei Kw= 10 -14 mol2/l2. Bestimmt wird der Charakter vom jeweiligen Reak-
tionspartner. Das heißt, gegenüber starken Säuren
zeigen sie basisches Verhalten, gegenüber starken
Der pH-Wert ist der negative dekadische Loga- Basen hingegen fungieren sie als Protonendonatoren.
rithmus der H3O+-Ionen Konzentration.
korrespond. Ampholyt korrespond.
Base Säure
Die Konzentration der H3O+ - Ionen [H3O+] = 10 -7 mol/l
die Konzentration der OH- - Ionen [OH-] ist ebenfalls 10 -7 OH- H2O H3O+
mol/l. Durch Zusatz einer Säure wird die Konzentration NH2- NH3 NH4
an H3O+ - Ionen erhöht, der pH – Wert steigt an. Durch CO32- HCO3- H2CO3
Zugabe einer Base, steigt die Konzentration an OH- - PO43- HPO42- H2PO4-
Ionen, wodurch der pH – Wert sinkt.
pH-Werte von Säuren und Basen im Alltag
pH-Wert
pH-Wert Flüssigkeit
pH-Wert und Konzentrationen von Säuren und
Basen (eine wässrige Lösung von HCl bezeichnet man 0 3,5%ige Salzsäure
als Salzsäure, eine wässrige Lösung von NaOH als 2 Magensaft
Natronlauge): 2 Zitronensaft
3 Essig
pH = -lg c(H3O+) Konzentrationen 3 Cola
(H3O+) in mol . l-1 4 Wein
4,5 saure Milch
0 1 molare HCl c(H3O+) = 100 5 Bier
1 0,1 molare HCl c(H3O+) = 10 -1 5,5 Hautoberfläche
2 0,01 molare HCl c(H3O+) = 10 -2 6 Mineralwasser
3 0,001 molare HCl c(H3O+) = 10 -3 6,4 Speichel
7 reines Wasser
7 Neutralpunkt, reines Wasser c(H3O+) = 10 -7 7,4 Blut
8,2 Meerwasser
12 0,01 molare NaOH c(H3O+) = 10 -12 10 Waschmittellauge
13 0,1 molare NaOH c(H3O+) = 10 -13 12,6 Baukalklösung
14 1 molare NaOH c(H3O+) = 10 -14 14 3%ige Natronlauge
22
1 Chemische Grundlagen
von Sauerstoff gibt, mussten die Begriffe Reduktion Zur Bestimmung der Oxidationszahlen stellt man
und Oxidation erweitert werden. die Lewis-Formel einer Verbindung auf und ordnet
gedanklich jedem Element nach gewissen Regeln
Bei dem Vergleich von Reaktionen von Metallen die entsprechenden Elektronen zu. Zwischen zwei
mit Sauerstoff oder mit Halogenen fiel auf, dass die Atomen unterschiedlicher Elektronegativität, wird die
Metalle Elektronen abgeben, die Reaktionspartner Elektronenpaare-Bindung heterolytisch gespalten und
diese aufnehmen. Die Abgabe der Elektronen führte man ordnet die Bindungselektronen dem elektrone-
zur Oxidation des Metalls. Sauerstoff bzw. das Halogen gativeren Atom zu. Handelt es sich um zwei gleiche
nehmen die Elektronen auf und werden in einem Bindungspartner, werden die Elektronen gemäß einer
zweiten Schritt reduziert. Die Reaktionen laufen immer homolytischen Bindungsspaltung auf beide Partner
gleichzeitig ab, da freie Elektronen sehr reaktiv sind. aufgeteilt. Freie Elektronenpaare bleiben bei dem
entsprechenden Atom.
Oxidation: Ca → Ca2+ + 2e- Oxidation: 2 Ca → 2 Ca2+ + 4e- Die Oxidationszahl (OZ) ergibt sich aus der Anzahl der
Reduktion: Cl2 + 2e- → 2 Cl- Reduktion: O2 + 4e- → 2 O2- Außenelektronen eines Elements minus der Anzahl
Gesamt: Ca + Cl2 → CaCl2 Gesamt: 2 Ca + O2 → 2 CaO der zugeordneten Elektronen. Die höchst mögliche OZ
ergibt sich aus der Gruppennummer eines Elements im
Der Begriff Redoxreaktion wird somit als Elektro- PSE. Ausnahmen sind Fluor und Sauerstoff.
nenübertragungsreaktion neu definiert. Man spricht
auch von Donator-Akzeptor-Reaktionen, ähnlich wie Beispiel O=C=O
bei Säure-Base-Reaktionen, wobei im Gegensatz zu
Protonen hier Elektronen übertragen werden. C: 4 – 0 = IV
Das bedeutet, dass man unter Oxidation die Abgabe O: 6 – 8 = -II
von Elektronen, unter Reduktion die Aufnahme von
Elektronen versteht. Negative OZ erhalten ein negatives Vorzeichen.
• B
immer eine OZ 0 (O2 , H2 , P4 , C , Na, Mg, Zn)
ei einfach geladenen Ionen entspricht
Reaktionen können nur gekoppelt als Donator- die OZ der Ladung des Ions (Mg2+ → II, Al3+
Akzeptor-Reaktion ablaufen. → III, S2- → - II, Cl- → -I, Fe2+ → II, Fe3+ → III)
• Fluor hat in Verbindungen immer die OZ –I
Betrachtet man die Redoxreaktion von Chlor und • Wasserstoff hat in Verbindun-
Calcium, wird das Calcium durch Chlor oxidiert. Man gen immer die OZ +I
bezeichnet Chlor daher als Oxidationsmittel oder • Sauerstoff hat in Verbindungen immer
auch Elektronenakzeptor. Calcium reduziert Chlor und die OZ –II (Ausnahme Peroxide: -I)
wird als Reduktionsmittel oder Elektronendonator • Die Summe aller OZ eines Teilchens (Molekül
bezeichnet. oder Ion) entspricht dessen Ladung. Bei neutra-
len Molekülen ist diese Summe naturgemäß 0.
23
1 Chemische Grundlagen
Skelettformeln
Bei der vereinfachten Darstellung von Molekülen in
Form sogenannter Skelettformeln handelt es sich Unter kondensierten Benzenen versteht man
um eine abstrahierende Schreibweise, bei der C- und Systeme, die aus mehreren, an einer Seite miteinander
H-Atome nicht ausgeschrieben, sondern impliziert verbunden Benzenringen aufgebaut sind. Sie werden
(vorausgesetzt) werden. auch polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe
(PAK) genannt und besitzen größtenteils Trivialnamen.
Butan und Pentan in der Skelettformelschreibweise:
24
1 Chemische Grundlagen
Heteroaromaten sind aromatischen Verbindungen, Halogenalkane entstehen aus Alkanen durch den
welche an Stelle eines oder mehrerer Kohlenstoff- Austausch eines oder mehrerer Wasserstoffatome
atome Stickstoff-, Sauerstoff- oder Schwefelatome gegen Halogenatome; X = F, Cl, Br, I
(Heteroatome) besitzen.
Amine sind organische Verbindungen, bei denen die
Wasserstoffatome teilweise bis völlig gegen organische
Reste ausgetauscht werden. Man unterteilt die Amine
in drei Gruppen: In primäre, sekundäre und tertiäre
Amine, wobei die primäre Amine einen, sekundäre
Pyridin/Pyrazin/Pyridazin/Pyrimidin/Pyrrol/Thiophen/ zwei und tertiäre Amine drei organische Reste tragen.
Furan/Isoxazol Sie können auch Teil eines Ringes sein. Im Folgenden
sieht man drei offenkettige und zwei cyclische Amine:
1.8.2. Funktionelle Gruppen sek./prim./tert./tert./sek. sowie das primäre Amin mit
einem aromatischen Ring (=Anilin).
Organische Verbindungen besitzen Atome oder Atom-
gruppen in Form von funktionellen Gruppen. Diese
sind größtenteils für die chemischen und physikali-
schen Eigenschaften der Verbindungen verantwortlich.
Hydroxy-Gruppe Alkohole
Ether-Gruppe Ether
25
1 Chemische Grundlagen
26
1 Chemische Grundlagen
D-Fructose
D-Threose und D-Erythrose (Besipiele für Terosen) Abbildung 1.25: Bild und Spiegelbild von Milchsäure
Da die Zucker bei gleicher Summenformel Cn(H2O)n in
unterschiedlichen Strukturen auftreten können, spricht Zuckerketten sind aus einer Reihe von asymmetrischen
man von Isomeren. C-Atomen aufgebaut und demgemäß können auch
Monosaccharide tragen entweder am C1-Atom eine eine Vielzahl von Stereoisomeren gebildet werden.
Aldehyd-Gruppe oder am C2-Atom eine Keto-Gruppe. Nicht alle dieser Stereoisomeren verhalten sich jedoch
wie Bild und Spiegelbild, man spricht in diesen Fällen
von Diastereomeren.
Zusammenfassend bedeutet dies, dass stereoisomere
Strukturen sich entweder enantiomer oder diaste-
reomer zueinander verhalten müssen.
27
1 Chemische Grundlagen
ralen C-Atom rechts, handelt es sich um einen
Enantiomere sind Verbindungen mit einem Zucker der D-Reihe, steht sie hingegen links, liegt
asymmetrischen C-Atom die die gleiche Summen- ein L-Zucker vor.
formel aufweisen und wie Bild und Spiegelbild
zueinander stehen. Ihre Strukturen sind nicht zur • Wird die Fischer-Projektion auf Moleküle mit
Deckung zu bringen. mehreren chiralen C-Atomen, wie Glucose,
angewendet, bestimmt jenes chirale Zentrum
Eine häufig gewählte Form der Darstellung von Zuckern die Nomenklatur, welches am weitesten vom
ist die sogenannte Fischer Projektion. Sie bezieht sich C1-Atom entfernt steht
auf Glycerinaldehyd. Im folgenden Beispiel liegt das
zentrale C-Atom in der Schreibebene, die waagrechten D-Glucose (Traubenzucker)
Bindungen liegen über der Schreibebene, die senk-
rechten Bindungen weisen nach hinten. Trägt das Tatsächlich liegt die D-Glukose aber nicht in der oben
C-Atom bei dieser Darstellung die OH-Gruppe auf der angeführten offenkettigen Form vor, sondern reagiert
rechten Seite, liegt die D-Form vor, liegt sie auf der zu einer stabilen Ringform. Der dadurch gebildete
linken Seite, spricht man von der L-Form. 6-Ring wird in Anlehnung an den heterocyclischen
Baustein Pyran auch als Pyranose bezeichnet. Diese
Ringform wird mit Hilfe der Haworth-Schreibweise
am besten dargestellt. Ähnlich wie bei der Fischer-
Projektion wird die räumliche Struktur auf eine Ebene
gebracht, wobei die Hydroxy-Gruppe zwei unterschied-
liche Positionen einnehmen kann: Oberhalb (beta-
Form) oder unterhalb (alpha-Form) der Ringebene. Das
D-Glycerinaldehyd & L-Glycerinaldehyd bedeutet, dass erneut zwei Stereoisomere entstehen.
Darstellungen in der Fischer-Projektion Die offenkettige Form und die beiden Pyranose-Form
stehen miteinander im Gleichgewicht, wobei in wäss-
riger Lösung Glukose zu 99,75% in Ring-Formen und
nur zu 0,25% in der offenkettigen Form vorliegt. Betref-
fend die Ringformen liegt die Glukose zu 63,6% in der
energetisch günstigeren beta-Form und nur zu 36,4%
in der alpha-Form vor.
Die D,L-Nomenklatur bzw. Fischer-Projektion von Glucose ist ein süßer, gut wasserlöslicher Einfachzu-
Zuckern wird nach wie vor häufig angewandt, da eine cker und bildet den Grundbaustein für viele Oligo- (z.B.
sehr rasche Zuordnung möglich ist. Saccharose) und Polysaccharide (z.B. Cellulose). Man
findet ihn vor allem in Obst, Gemüse, Honig und Süßig-
Nach folgenden Regeln wird die Verbindung in der keiten. Für den Menschen ist Glucose sowohl für die
Fischer-Projektion dargestellt: Energieversorgung als auch als Baustein von Glykogen
besonders wichtig. So wird bei einem Überangebot von
• Die längste Kohlenstoffkette wird vertikal aufge- Glucose diese in Form des Polysaccharids Glykogen in
stellt, wobei das am höchsten oxidierte C-Atom Leber- und Muskelzellen gespeichert und bei Bedarf
oben steht wieder daraus freigesetzt.
28
1 Chemische Grundlagen
D-Fructose (Fruchtzucker)
Die allgemeine Summenformel für Polysaccharide können aus 100 bis 1000 Einfachzucker
Disaccharide lautet: C12H22O11 aufgebaut sein und stellen somit makromolekulare
Naturstoffe dar, deren allgemeine Summenformel
Disaccharide bzw. Zweifachzucker bestehen aus zwei (C6H10O5)n lautet.
Monosacchariden, die über eine glykosidische Bindung Aufbau und Größe unterliegen naturgemäß einer
miteinander verknüpft wurden. Bei der Bildung der großen Variabilität. Die wichtigsten in der Natur
Disaccharide erfolgt eine H2O-Abspaltung und in vorkommenden Polysaccharide sind Stärke, Glycogen
Analogie zur α- und β-Glukose spricht man bei Disac- und Cellulose. Auch hier gilt, dass die Verknüp-
chariden je nach Art der glykosidischen Verknüpfung fungen der jeweiligen Zuckerbausteine über α- oder
von α- oder β-Disacchariden. β-glykosidische Bindungen erfolgen. Je nachdem kann
ein Mehrfachzucker von der menschlichen Darmflora
Bekannte Beispiele für Zweifachzucker sind Saccha- verdaut, d.h. in seine Einfachzucker gespalten werden
rose (Rübenzucker), Maltose (Malzzucker) oder Lactose oder nicht: So kann der menschliche Organismus
(Milchzucker). Saccharose besteht aus Glucose und α-glykosidisch verknüpfte Polysaccharide durch geeig-
Fructose, Maltose aus zwei Glucose-Bausteinen nete Enzyme (α – Glucosidasen) abbauen und daher für
und Lactose aus einem Glucose- und einem die Energiegewinnung nützen. Sind die Polysaccharide
Galaktose-Baustein. hingegen aus β-glykosidisch verknüpften Einfach-
zuckern aufgebaut, können sie vom Menschen nicht
verdaut und damit auch nicht verwertet werden.
29
1 Chemische Grundlagen
Zu den Lipiden zählt man die Fette, Phospholipide und Bei Glycerin handelt es sich um den dreiwertigen
Steroide. Sie sind chemisch betrachtet eine heterogene Alkohol. Dies bedeutet, dass diese Verbindung drei
Gruppe von Molekülen, die keine kovalente verbun- Hydroxylgruppen (-OH) besitzt. Jede dieser Hydroxyl-
denen Polymere, sondern aufgrund ihrer physikalisch- gruppen kann mit einer Fettsäure über eine Esterbin-
chemischen Eigenschaften, Aggregarte bilden. dung verknüpft werden. Sind drei Fettsäuren an ein
Glycerin gebunden, spricht man von einem Triglycerid.
1.10.1. Fette
30
1 Chemische Grundlagen
31
1 Chemische Grundlagen
Durch die Einführung einer polaren, oder im Falle des 1.11. Biomoleküle - Proteine
Cholins geladenen, Kopfgruppe haben Phospholipide
eine spezielle Eigenschaft, man sagt sie sind amphi- Eiweißstoffe, auch Proteine genannt, bestehen aus
patisch: auf der Seite der beiden Fettsäurereste ist Aminosäuren. Diese bilden die Grundbausteine und
das Molekül hydrophob (wasserabweisend, vermeidet sind aus den Elementen Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H),
Interaktionen mit Wasser), die Phosphorsäure-Kopf- Sauerstoff (O), Stickstoff (N) und manchmal Schwefel (S)
gruppe ist hydrophil (wasserliebend, interagiert mit und Phosphor (P) aufgebaut. Sie besitzen zwei funktio-
Wasser). Daraus ergibt sich, dass sich im wässrigem nelle Gruppen, eine Amino- und eine Carboxygruppe.
Mileau die Phospholipidmoleküle mit ihren Fettsäu- Proteine können nur von Pflanzen und Mikroorga-
reresten spontan geordnet aneinanderlagern um den nismen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff
Kontakt mit Wasser möglichst zu vermeiden und dass gebildet werden. Die Pflanzen produzieren die Proteine
zwei dieser spontan gebildeten Phospholipidmono- aus den im Zuge der Photosynthese gebildeten Kohlen-
layer, mit den Fettsäureketten zueinandergerichtet, hydraten sowie wasserlöslichen Stickstoffverbin-
einem Bilayer bilden. dungen, die aus dem Boden aufgenommene werden.
32
1 Chemische Grundlagen
1.11.1. Aufbau einer Aminosäure Die kleinste Aminosäure, Glycin, besitzt als Rest nur ein
Wasserstoffatom. Alle anderen Aminosäuren besitzen
Alle Aminosäuren besitzen dieselbe Grundstruktur mindestens ein chirales C-Atom.
und unterscheiden sich lediglich in ihrem Rest R,
welcher als Seitenkette bezeichnet wird. Die Proteine 1.11.2. Peptidbindung
des menschlichen Organismus sind ausschließlich aus
L-Aminosäuren aufgebaut. Aminosäuren verbinden sich über die Carboxylgruppe
(-COOH) und der Aminosäure einer zweiten Amino-
Am zentralen Kohlenstoffatom (C-Atom) hängen somit säure (-NH2) miteinanderen. Dabei wird formal immer
immer: ein Molekül Wasser abgespalten. Man spricht auch von
einer Peptidbindung (Säureamidbindung). Es können
eine Amiongruppe (-NH2) sich dadurch lange Aminosäureketten (Peptidketten)
eine Carboxylgruppe (-COOH) ausbilden.
ein Wasserstoffatom (H) Je nach Anzahl der Aminosäuren, welche miteinander
ein Rest R verknüpft wurden, spricht man von Dipeptid (zwei AS),
Tripeptid (3 AS), Oligopeptid (oligo = wenig, bis zehn AS)
oder Polypeptid (poly = viel, mehr als zehn AS). Beson-
Abbildung 1.31: Fischerprojektion einer L-Aminosäure ders große Peptide werden als Proteine bezeichnet (ca.
100 – 1000 AS).
Im menschlichen Körper werden ausschließlich
Bestandteile von Biomolekülen sind oder als Signal- Aminosäuren gibt, ergeben sich unzählige mögliche
stoffe wirken. Aus der Aminosäure Tyrosin wird so das Verbindungen.
Hormon Adrenalin gebildet.
Die dreidimensionale Struktur eines Proteins wird durch
die restlichen Strukturformen (Sekundär-, Tertiär- und
Quartär-Struktur) angegeben:
Abbildung 1.34: Amphotere Eigenschaften von Die Sekundärstruktur beschreibt einzelne Abschnitte
Aminosäuren des Peptids. Sie ergibt sich aus der natürlichen Faltung
1.11.4. Räumliche Struktur der Proteine einer Aminosäurenkette bzw. aus deren schraubenför-
miger Anordnung. Sie kann entweder die Form einer
Proteine besitzen eine sehr komplexe Struktur. Zu β-Faltblatt oder α-Helixstruktur annehmen. Beide
Vereinfachung teilt man diese in vier Gruppen: Formen werden durch die Wasserstoffbrücken, welche
sich zwischen den CO- und den NH-Gruppen des
1. Primärstruktur Peptidrückgrats ausbilden, stabilisiert.
2. Sekundärstruktur
3. Tertiärstruktur Die Tertiärstruktur beschreibt die gesamte räumliche
4. Quartärstruktur Struktur einer Peptidkette. Sie wird durch die weiteren
Inter- und Intramolekularen Wechselwirkungen, wie
Die Primärstruktur gibt die Art, Anzahl und Abfolge Disulfidbrücken, Ionenbindungen, Wasserstoffbrü-
der Aminosäuren (Aminosäurensequenz) einer Peptid- cken und hydrophobe Wechselwirkungen, bestimmt.
kette an. Diese Reihenfolge ist genetisch festgelegt Die Anordnung der Kette kann dadurch faserförmig
und gibt in weiterer Folge Auskunft über die räumliche (fibrillär) oder knäuelförmig (globulär) sein.
Struktur und die Eigenschaften. Da es 20 verschiedene
Die Quartärstruktur ergibt sich durch das Zusam-
menfügen von Peptidketten, verschiedener Tertiär-
strukturen. Sie werden durch Van-der-Waals-Kräfte
34
1 Chemische Grundlagen
1.12. Biomoleküle - Nukleinsäuren
Nukleotid-Monomere (oder Nukleosidmono-
Nucleinsäuren sind langkettige Makromoleküle mit phosphate) enthalten die Komponenten Base, 5er-
tausenden Einzelbausteinen, dazu gehören DNA Zucker und Phosphorsäurerest.
(Desoxyribonucleinsäuren) und RNA (Ribonuclein-
säuren). Sie sind immer aus den gleichen Bausteinen
(Nucleotiden) aufgebaut und bilden lange Ketten Schon sehr früh war bekannt dass Purin- und Pyri-
(Polynucleotide) mit einer immer wiederkehrenden midinbasen in der DNA immer im Verhältnis 50:50
Abfolge. Ein Nucleotid selber ist seinerseits immer aus vorkommen.
den gleichen drei Bestandteilen aufgebaut: einer stick-
stoffhaltigen Base, einer 5-kohlenstoffhaltigen-Zucker-
ring und einem Phosphorsäurerest. Als Basenpaarung bezeichnet man die Ausbil-
dung von spezifischen Wasserstoffbrücken zwi-
schen den Basen Guanin und Cytosin bzw. Adenin
und Thymin (Adenin und Urazil in der RNA).
Abbildung 1.37: Die Basen sind Purin und Pyrimidin- Abbildung 1.39: Desoxyribose und Ribose
Derivate mit unterschiedlichen Ring-
substituenten 35
1 Chemische Grundlagen
und RNA
Die Grundstrukturen der Nukleinsäuren sind in
Phosphorsäure und Zucker bilden das Rückgrat der DNA und RNA gleich. Sie unterscheiden sich ledig-
langen Polynucleotidkette, wogegen die Basen im ca. lich im Zuckerbestandteil (Desoxyribose/Ribose),
rechten Winkel davon abstehen und mit ihrer korres- in der Pyrimidinbase Thymin/Uracil und in ihrer
pondierenden komplementären Base Wasserstoff- Sekundärstruktur.
brückenbindungen ausbilden kann. Das Molekül hat
die Form einer Leiter in der die Sprossen die Basen-
paare bilden, die Holme das Phosphat-Zucker-Rück-
grat darstellen. Die beiden komplementären Stränge
verlaufen in entgegengesetzter Richtung. Der Abstand
zwischen den Strängen ist jeweils gleich
groß.
Was diese Grundstruktur betrifft, gibt es
keinen Unterschied zwischen DNA und
RNA: die Bindungen sind gleich, beides
sind Phosphordiester-Derivate. Die Unter-
schiede belaufen sich lediglich auf die
Zuckerbestandteile: in RNA als Zucker
Ribose bzw. Desoxyribose in der DNA, bzw.
unterscheidet sich eine Pyrimidinbase zw.
DNA (Thymin) und RNA (Uracil). Sonst
sind alle Verbindungen und Strukturen
äquivalen: Sowohl die Bindung zwischen
dem Zucherbestandteil und den Basen
(eine N-glycosidische Bindung) sowie die
Phosphordiesterbindung zw. Zucker und
Phosphorsäurereste der benachbarten
Nucleotide.
36
Die Struktur der Zelle
Die grundlegenden strukturellen und funktionellen Einheiten jedes Lebewesens sind Zellen:
Die meisten Zellen sind zwischen 1 und 100 μm groß 1 Zentimeter (cm) = 10 -2 Meter (m)
und daher nur unter dem Mikroskop erkennbar. 1 Millimeter (mm) = 10 -3 m
1 Mikrometer (μm) = 10 -3 mm =10 -6 m. Ein Lichtmikro- 1 Mikrometer (μm) = 10 -3 mm =10 -6 m
skop kann das Untersuchungsmaterial bis zu ca. 1.000 1 Nanometer (nm) = 10 -3 μm = 10 -9 m
Mal vergrößern.
Größenangaben einiger Zellen
Neuere technische Verfahren erlauben es, den Kontrast
zu verbessern und Zellkomponenten zu färben und • die meisten eukaryotischen Zellen (pflanzliche
zu bezeichnen. Die meisten subzellulären Strukturen und tierische Zellen) 10- 100 μm
einschließlich der von Membranen umgebenen Orga- Extreme: Menscheizelle 0,1 mm; Froschei-
nellen sind zu klein, um über Lichtmikroskope sichtbar zelle 1 mm; Afrikanischer Straußenei-
gemacht werden zu können. zelle 15 cm, menschliche Nervenzellen
können über einen Meter lang werden
Vom Elektronenmikroskop (EM), das man für die
Untersuchung subzellulärer Strukturen einsetzt, gibt es • die meisten prokaryotischen Zellen (Bakterien)
zwei Typen 1 - 5 μm
Extreme: Thiomargarita namibiensis
• Das Rasterelektronenmikroskop (REM) ist ist ein Schwefelbakterium mit einem
besonders geeignet für die detaillierte Betrach- Durchmesser von bis zu 0,75 mm, sie
tung und Untersuchung von Oberflächen; kommen ausschließlich an der Küste
seine Bilder haben räumlichen Charakter Namibias vor; Mycoplasmen 0,1-1,0 μm
• Das Transmissionselektronenmikro-
skop (TEM oder auch Durchstrahlungs-
elektronenmikroskop) wird eingesetzt, um
mithilfe eines Elektronenstrahls die innere
Grundlegende Strukturelemente finden sich in
jeder lebenden Zelle.
38
2 Struktur der Zelle
39
2 Struktur der Zelle
• Mitochondrien
Fimbrien und Pili (Singular: Pilus) sind filamentöse
Strukturen, die aus Proteinen bestehen, die aus der • Chloroplasten (in Pflanzen und Grünalgen)
Zelloberfläche herausragen und ganz unterschiedliche
Funktionen innehaben können. Je nach Typus können • Peroxisomen
sich Pili an andere Feststoffe- (um an einem günstigen
Ort zu verweilen), Nährstoffe- (um Nahrung aus der
Umgebung aufzunehmen) oder auch andere Bakterien Innerhalb der eukaryotischen Zelle gibt es ver-
(um Gentransfer durchzuführen) anheften. Nicht zu schieden membranumschlossene Kompartimente
verwechseln mit den Pili ist indes das deutlich größere, (=Organellen).
auch aus Proteinen bestehende Flagellum, welches
nur der Fortbewegung dient.
Zusätzlich sind in eukaryotischen Zellen noch folgende
2.1.3. Eukaryotische Zellen nicht-membranumschlossene Komponenten zu
finden, deren Auftreten vom Spezialisierungsgrad der
Zusätzlich zu der die Zelle umhüllende Plasmamembran Zelle abhängig ist:
besitzen Eukaryoten ein komplexes System an inneren
Membranen, die die Zelle in Kompartimente (die bereits • die Ribosomen (die auch in Prokaryoten in
erwähnten Organellen) unterteilt. Diese innere Orga- etwas unterschiedlicher Form vorkommen)
nisation schafft neue abgegrenzte Räume, in denen
unterschiedliche Stoffwechselvorgänge ablaufen • verschiedene Cytoskelettkomponenten
und die damit spezielle Aufgaben übernehmen.
1. Nucleolus (Kernkörperchen)
2. Zellkern (Nukleus)
3. Ribosomen
4. Vesikel
5. Raues ER (Endoplasmatisches
Rediculum)
6. Golgi-Apparat
7. Mikrotubuli
8. Glattes ER (Endoplasmatisches
Rediculum)
9. Mitochondrien
10. Lysosom
11. Cytoplasma
12. Peroxisomen
13. Zentriolenpaar
Abbildung 2.5: Schematische Darstellung einer eukaryotischen Abbildung 2.6: Schematischer Darstellung
pflanzlichen Zelle eines Zellkerns
2.2. Kompartimente eukaryotischer Zellen Das Genom (gesamte genetische Material einer Zelle)
ist nicht nur auf den Zellkern beschränkt. Ein geringer
2.2.1. Der Zellkern Teil der Gene befindet sich auf eigenen ringförmig
angeordneten DNA-Strängen in den Mitochondrien
Der Zellkern ist von zwei eng aneinander liegenden sowie gegebenenfalls bei Pflanzen und Grünalgen
Membranschichten umgeben, die durch eine Vielzahl auch in den Chloroplasten.
von Kernporen durchzogen werden, die eine Kommu-
nikation zwischen Kerninnerem und Cytosol erlauben. Im Kerninneren befindet sich ein deutlich abgegrenztes
Gebilde, der Nucleolus der die Gene für die Bildung
eines speziellen Typs an RNA konzentriert. Dort werden
41
2 Struktur der Zelle
Zum Endomembransystem gehören die äußere Kern- Die Hauptfunktion des glatten ER ist die Synthese von
membran, das Endoplasmatische Rediculum, der Lipiden und Steroidhormonen sowie die Entgiftung
Golgi-Apparat, Lysosomen, Vakuolen (besonders (Detoxifizierung von Medikamenten und Giftstoffen wie
bei Pflanzen) und die bereits erwähnten Transport- z.B. Barbiturate). In Muskelzellen speichert das glatte
vesikel. Funktionell ist das Endomembransystem der ER besonders Ca2+-Ionen, die bei einem Muskelreiz
Ort der Synthese von Proteinen und Membranbestand- schlagartig in das Cytosol ausgeschüttet werden und
teilen. Obwohl die Membranen des Endomembran- die Muskelkontraktion auslösen. An den Ribosomen
systems miteinander in Verbindung stehen ist sowohl des rauen ER werden eine Vielzahl an Proteinen
Zusammensetzung als auch Funktion der einzelnen synthetisiert die mit einem speziellen Mechanismus
Membranen, spezifisch für die unterschiedlichen Orga- direkt durch die Membran hindurch transportiert
nellen. Allerdings können sich Zusammensetzung und werden. Für diesen Durchtritt sind spezielle Membran-
Funktion im Zuge der Kommunikation auch wieder proteine verantwortlich, die helfen, das entstehende
ändern. Polypeptid durch die Membran zu schleusen. Entweder
Weder die Plasmamembran, noch die Membransys- verbleiben die Proteine direkt in der Membran oder sie
teme der Mitochondrien und Chloroplasten werden gelangen ins Lumen des ERs. Dort können sie dann in
zum Endomembransystem gezählt. Fraglich ist Transprortvesikel verpackt und zu anderen Orga-
weiterhin, ob Peroxisomen zum Endomembransystem nellen transportiert werden, oder an die Zellmembran
gerechnet werden können. gelangen, dort mit der Zellmembran verschmelzen
(Sekretorische Vesikel) und ihren Inhalt aus der Zelle
Das Endoplasmatische Rediculum (abgekürzt ER) sezernieren.
Der Golgi-Apparat
42
2 Struktur der Zelle
(1) Kernmembran,
(2) Kernpore,
(3) Raues ER,
(4) Glattes ER,
(5) Ribosom auf dem
rauen ER,
(6) Transportvesikel mit
Proteinen,
(7) Transport-Vesikel,
(8) Golgi-Apparat,
(9) cis-Golgi-Netzwerk,
(10) trans-Golgi-Netzwerk,
(11) Zisternen des Golgi-
Apparates.
Abbildung 2.9: Schematische Darstellung der Verbindungen von Zellkern, Abbildung 2.10: Lysosomen
ER und Golgi-Apparat.
Transprortvesikel aus dem ER empfangen, wogegen an Arbeitsbereich im sauren Milieu. Falls ein Lysosom
der trans-Seite Vesikel abgeschnürt werden („Sender- platzt oder löchrig wird, können die in das Cytosol
seite“), die ihren Inhalt an andere Orte der Zelle oder austretenden Enzyme in dem neutralen pH-Bereich
an die Plasmamembran (Sekretion) befördern. Im Zuge nicht mehr arbeiten und der Zelle keinen Schaden
des „Durchwanderns“ des Golgi-Apparats werden durch Selbstverdauung zuführen.
Proteine, die im ER gebildet wurden, modifiziert, wobei
die verschiedenen Zisternen unterschiedliche Reakti-
onen durchführen. Nach erfolgter Modifikation in einer
Zisterne müssen die Proteine durch Vesikel-Abknos-
In Lysosomen werden unbrauchbare Molekü-
le und Nahrungsbestandteile in ihre kleinsten
Einheiten zerlegt. Hier erfolgt die Müllbeseitigung
pung zur nächsten Zisterne transportiert werden für innerhalb der Zelle.
den nächsten Modifikationsschritt. Der Transport
erfolgt zwar großteils von der cis- zur trans-Seite, es gibt Die Lysosomen werden von der trans-Seite des Golgis
aber auch einen Rücktransport von Vesikeln über die als Vesikel abgeschnürt und verschmelzen mit soge-
verschiedenen Zisternen zum ER als Bestimmungsort. nannten Endosomen. Das Verschmelzungsprodukt reift
dann zum eigentlichen Lysosom indem die inaktiven
Vorstufen der Verdauungsenzyme durch den niedrigen
43
2 Struktur der Zelle
Ribosomen sind komplexe Gebilde aus RNA (riboso- Organotrophe Organismen (auch wir Menschen
male RNA = rRNA) und ribosomalen Proteinen, die die gehören zu dieser Gruppe), könnten nicht existieren,
Informationen für den Bau und Struktur der Proteine, wenn es nicht diese primären Energieumwandler gäbe!
die auf der DNA gespeichert sind, in fertige Proteine Zu den phototrophen Organismen gehören manche
umsetzen. Sie sind die Proteinsynthesemaschinerie Bakterien, Algen und höhere Pflanzen. Die phototro-
der Zelle. Sie bestehen aus zwei Untereinheiten (die phen Organismen haben die gesamte Chemie unserer
kleine und die große ribosomale Untereinheit), wobei Umwelt verändert. Beispielsweise ist der Sauerstoff in
sich in Prokaryoten und Eukaryoten die Anzahl der der Erdatmosphäre ein Abfallprodukt ihrer biosyntheti-
rRNA und Proteinmoleküle, aus denen die Unterein- schen Tätigkeit.
heiten gebildet werden, unterscheidet.
Lithotrophe Organismen sind keine so auffallenden
Ribosomen sind die Proteinsynthesemaschinie- Erscheinungen in unserer Welt, denn sie sind mikro-
rie der Zelle, sie sind aus ribosomalen Proteinen skopisch klein und leben meist in Umgebungen, die
und rRNA aufgebaut.
44
2 Struktur der Zelle
Menschen nicht oft aufsuchen: tief im Ozean, verborgen Mitochondrien sind in fast allen eukaryotischer
unter der Erde oder in verschiedenen anderen Zellen vorhanden, wobei sie sowohl in Gestalt auch
in ihrer Zahl sehr variabel sind und sich, abhängig
roplasten dafür verantwortlich, dass Energie in einer In Mitochondrien ist die innere Membran durch
für die Zelle verwertbaren Form bereit gestellt wird. Ausstülpungen vergrößert und bildet damit einen
genügenden Platz für membranabhängige biologi-
Mitochondrien und Chloroplasten sche Reaktionen, die für die Energiebereitstellung
in der Zelle notwendig sind.
• gehören nicht zum Endomembransystem
• besitzen zwei Membrantypen (Mito- Die innere Membran ist in zahlreiche sogenannte
chondrien) bzw. drei unterschiedliche Cristae gefaltet und bildet damit eine große Oberfläche
Membrantypen in Chloroplasten und einen zusätzlichen Raum, den Membranzwischen-
raum (Intermembranraum). Der von der Innenmem-
• haben Proteine, die von freien Ribosomen des bran umschlossene Innenraum der Organelle wird als
Cytosols hergestellt werden und in das Innere Matrixraum bezeichnet und beherbergt Enzyme für
der Organellen transportiert werden müssen. spezifische oxidative Stoffwechselwege, die DNA der
Mitochondrien und die für die Synthese von einigen
• enthalten jeweils eine kleine Menge eigenes Organellen-spezifischen Proteinen notwendigen Ribo-
genetisches Material in Form eines ringförmigen somen. Die Mitochondrien-Innenmembran hat eine
Chromosoms und eine eigene Proteinsyn- spezifische Ausstattung von membrangebundenen
these an prokaryoten-artigen Ribosomen. Enzymen und Enzymkomplexen zur Zellatmung und
ATP-Synthese.
Mitochondrien sind die Organellen des Zellstoffwech-
sels, die den größten Anteil an ATP (Adenosintriphos- Chloroplasten sind ein spezieller Typ der zu der
phat, ein Molekül, das in allen Zellen das „Zahlungs- Gruppe der Plastiden gehörenden Organellen. Farblose
mittel“ für Energie-benötigende chemische Reaktionen Stärke speichernde Plastiden (Amyloplasten) findet
ist) aus dem oxidativen Abbau von Kohlenhydraten, man besonders in unterirdischen Speicherorganen der
Fetten und Proteinen liefern. In den Chloroplasten, Pflanzen. Plastiden mit einer speziellen Pigmentaus-
die nur in Pflanzen und Algen vorkommen, findet die stattung im Unterschied zum Hauptpigment der Chlo-
Photosynthese, die Umwandlung von Lichtenergie in roplasten, die besonders für die Blütenfarbe verant-
chemische Energie, statt. Beide Energiegewinnungs- wortlich sind, bezeichnet man als Chromoplasten.
Prozesse sind strukturell an Membranen gekoppelt. Zur Der charakteristische Farbstoff der Chloroplasten
Vergrößerung ihrer Oberfläche ist die Mitochondrien- ist das Chlorophyll, das gemeinsam mit anderen
Innenmembran in Cristae gefaltet, die Chloroplasten Pigmenten (akzessorische Pigmente wie Karotinoide
besitzen zusätzlich zu einer Außen- und Innenmem- und Xantophylle) für die Absorption der Lichtquanten
bran eine Thylakoidmembran, die einen Thylakoid- des Sonnenlichtes verantwortlich ist. Chloroplasten
raum umschließt. sind mit zwei Membranen umgeben, wobei die Innen-
membran nicht wie bei Mitochondrien durch Einstül-
pung aufgefaltet und vergrößert ist. Im Inneren der
Chloroplasten befindet sich eine zusätzliche Membran-
komponente (Thylakoide), die den Thylakoidinnen-
raum umschließt und sackartig abgeflacht und in mitei-
nander verbundenen Membranstapeln (Granastapel)
angeordnet ist. Der Raum zwischen Innenmembran
und Thylakoidmembran wird als Stroma bezeichnet
und beherbergt ähnlich der Matrix der Mitochondrien,
Enzyme spezifischer Stoffwechselvorgänge, chloro-
plasten-spezifische DNA und Ribosomen zur Synthese
einiger Chloroplasten-spezifischer Proteine.
Chloroplasten haben eine zusätzliche Memb-
rankomponente (Thylakoidmembranen), die die
Reaktionen der lichtabhängigen Energiebereitstel-
lung durchführt.
Peroxisomen sind kleine mit einer einzelnen Membran Die Fähigkeiten eukaryotischer Zellen, eine Vielzahl
umhüllte Vesikel ohne eigene DNA, in deren Inneren ein von Formen anzunehmen, die vielen Komponenten
ideales Milieu für chemische Reaktionen herrscht, bei in ihrem Inneren zu organisieren, mit der Umgebung
denen Wasserstoffperoxid (H2O2, ein starkes Oxida- mechanisch in Wechselwirkung zu treten und koor-
tionsmittel und Zellgift) erzeugt und abgebaut wird. dinierte Bewegungen auszuführen, beruhen auf dem
Wasserstoffperoxid -erzeugende Reaktionen (bzw. die Cytoskelett, einem komplexen Netzwerk aus Protein-
Enzyme, die Reaktionen katalysieren, bei denen H2O2 filamenten, das sich durch das gesamte Cytoplasma
entsteht) sind somit durch die Kompartimentierung erstreckt. Diese filamentöse Architektur hilft, die
vom Rest der Zelle abgegrenzt. Des Weiteren wird mechanische Stabilität der vergleichswiese großen
überschüssiges H2O2 sofort von einem peroxisomalen eukaryotischen Zelle abzusichern. Für tierische Zellen,
Enzym (Katalase) abgebaut. Damit wird gewährleistet, die keine Zellwände besitzen, ist diese Funktion beson-
dass die Zelle nicht der schädlichen Wirkung von ders wichtig. Obwohl manche Komponenten des Cyto-
Peroxiden ausgesetzt wird. Peroxisomen spielen eine skeletts auch in Bakterien vorkommen, ist es in den
Rolle beim Abbau der langkettigen Fettsäuren. Eine großen und strukturell komplex aufgebauten eukary-
spezielle Form von Peroxisomen in fettspeichernden otischen Zellen besonders bedeutend.
Pflanzensamen (Glyoxisomen) ermöglicht es der
Pflanze, bei der Keimung Fette in Kohlehydrate umzu-
bauen. Dieser Prozess versorgt den Keimling solange
mit Energie, bis die Pflanze durch Photosynthese direkt
Kohlenhydrate erzeugen kann.
Die Funktionen des Cytoskeletts sind: mecha-
nische Stabilität der Zelle, Bewegung der Zelle,
Bewegung innerhalb der Zelle.
46
2 Struktur der Zelle
Abbildung 2.19: Endothelzellen unter dem Mikroskop (flache Zellen, die Blutgefäße innen auskleiden). Die Zellkerne sind
blau gefärbt. Die Miktorubuli wurden über einen Antikörper grün markiert. Mit rot fluoreszierendem Farbstoff wurden die Aktin-
filamente markiert.
Filamentstränge aneinander vorbeibewegen können. Mikrotubuli sind lange Hohlzylinder aus den Proteinen
Auf so einem Mechanismus beruht zum Beispiel α- und β-Tubulin. Die beiden Untereinheiten bilden ein
die peitschenartige Bewegung des Flagellums von Heterodimer. Mikrotubuli werden durch Polymerisation
Spermien. der Heterodimere gebildet. Je nach ihrer Aufgabe in
Abgesehen von der Muskelkontraktion und der Bewe- der Zelle werden Mikrotubuli nach ihrer Bildung stabi-
gung von Zellen durch den extrazellulären Raum haben lisiert (nach erfolgter Bildung keine Längenänderungen
Motorproteine im Zusammenspiel mit dem Cytoske- mehr, weder weitere Polymerisation noch Abbau) oder
lett weitere wichtige Funktionen in eukaryotischen verbleiben in einem dynamischen Zustand, wobei
Zellen. Sie dienen dem intrazellulären Transport sie schnellen Längenänderungen unterworfen sind,
von Organellen, Vesikeln und anderen Lasten entlang die durch abwechselnde Anlagerung und Abdissozia-
von „Cytoskelett-Straßen“ und ermöglichen damit der tion von Heterodimeren zustande kommen. Mit ihrer
Zelle, das Cytoplasma zu organisieren. Motorproteine Röhrenstruktur und einem äußeren Durchmesser
haben auch essentielle Aufgaben bei der Aufteilung der von 25nm sind Mikrotubuli wesentlich starrer als
Chromosomen auf die Tochterzellen und bei derem Actinfilamente. Mikrotubuli sind mit einem Ende meist
Abschnüren voneinander bei der Zellteilung. an einem einzigen Mikrotubuli-organisierenden
Zentrum (MTOC), dem Basalkörper (an der Basis
Das Cytoskelett baut sich aus drei Haupt-Fasertypen von Flagellen und Geißeln) oder dem sogenannten
auf: Centrosom befestigt. Im Verlauf der Zellteilung wird
ein zweites Centrosom gebildet, mit dessen Hilfe ein
• Mikrotubuli, röhrenartige Fasern (d= 25nm), symmetrischer bipolarer Spindelapparat aufgebaut
werden kann, der der symmetrischen Aufteilung der
• Mikrofilamente, auch Actin- Chromosomen in die beiden Tochterzellen dient.
filamente genannt (d= 5-9nm),
Durch die unterschiedliche Struktur der α- und
• Intermediärfilamente, die in der Stärke β-Tubuline sind die Enden des Hohlzylinders nicht ident.
dazwischen angesiedelt sind (d= 10nm). Es gibt ein sogenanntes Plus- und Minus-Ende jedes
Hohlzylinders, an denen die Anlagerung
und Depolymerisierung der Tubulindi-
mere verschieden schnell ablaufen. Die
Verankerung an das Centrosom oder
den Basalkörper erfolgt in allen Fällen
über das Minus-Ende.
teilung, intrazellulärer Transport von Organellen, Vesi-
keln und anderen Lasten (Mikrotubuli als Straßen für Intermediärfilamente sind extrem haltbare und
Motorproteine). langlebige Strukturen die der Zelle mechanische
Festigkeit verleihen.
48
2 Struktur der Zelle
Im Gewebeverband sind die Zellen von der extrazellu- Abbildung 2.18: Desmosomen
lären Matrix umgeben, ganze Organe müssen aber nach
außen hin einen begrenzenden Abschluss (Epithel)
besitzen. Epithelien werden generell ein- oder mehr-
zellige Zellschichten bezeichnet, die die inneren und Gap junctions, vergleichbar mit den Plasmodesmata
äußeren Oberflächen bedecken. Ein bezeichnendes der Planze, die Zellmembran. Sie bestehen aus beson-
Beispiel dafür ist die innere Oberfläche des Darmes. deren Kanal-Proteinen, die in den Zellmembranen
Hier müssen Nahrungsmittelmoleküle selektiv vom benachbarter Zellen an einander gegenüberliegenden
Darminhalt in den Organismus aufgenommen werden. Stellen Poren und somit Verbindungskanäle bilden. Im
Zellen der Darmepithelien sind mit einem Ring spezi- Unterschied zu den Plasmodesmen werden sie nicht
eller, haftender Proteine umgeben (Tight junctions), von einem Cytoplasmastrang durchzogen.
die ein unkontrolliertes Eindringen des Darminhalt
in das Gewebe verhindern. Unterhalb des dichten
Ringes der Tight junctions befinden sich sogenannte
Desmosomen, die mit dem Cytoskelett (Intermediär-
filamenten) in Verbindung treten und die Zellen unter-
einander wie mit Nieten fest verbinden. Zum gegensei-
tigen Austausch von kleinen Molekülen durchziehen
49
Evolution
3. Evolution
3.1. Wegbereiter der Evolutionstheorie
mung-, welche kurzfristig und regional begrenzt das
meiste Leben auslöschte. Cuvier vertrat die Theorie Das Prinzip des Aktualismus besagt, dass Pro-
der Artkonstanz. Sein Kollege Etienne Saint-Hilaire zesse die heute noch stattfinden früher genauso
hingegen vertrat ein Konzept der Wandelbarkeit der stattgefunden haben. Man kann daher geologische
Arten und der Evolution (diese Idee gewann Akzeptanz Begebenheiten mit Prozessen erklären, die man
in der wissenschaftlichen Gesellschaft im Jahre 1830, auch heute noch beobachten kann.
51
3 Evolution
3.1.2. Lamarck
52
3 Evolution
von Insel zu Insel und auch von Finken am Festland vorstellte, die Darwins Theorie der natürlichen Selek-
unterschieden. Er nahm an, dass diese Vögel zu unter- tion sehr ähnlich war. Darwin‘s und Wallace’s wissen-
schiedlichen Arten gehörten, die sich durch Koloniali- schaftliche Abhandlungen wurden gemeinsam der
sierung der Inseln aus einer einzigen ursprünglichen, Öffentlichkeit präsentiert, erhielten jedoch nur wenig
am Festland heimischen, Art entwickelt hatten. Aufmerksamkeit.7 Im Jahr darauf veröffentlichte Darwin
sein nun fertiggestelltes Werk On the Origin of Species
Darwin zeigte während der Expedition besonderes by Means of Natural Selection, welches gleich nach
Interesse an Anpassungen (Adaptationen) an die seinem Erscheinen ausverkauft war.8 Wallace veröffent-
verschiedenen Lebensräume Südamerikas, also Eigen- lichte ebenfalls noch weitere Werke zur Evolution, er
schaften die Organismen in einer bestimmten Umge- erreichte jedoch nie die Bedeutung von Darwin.9
bung einen Überlebens- oder Fortpflanzung-Vorteil
verschaffen. Später sollte er erkennen, dass sich durch In der ersten Ausgabe von On the Origin of Species
das Anpassen einer Spezies an Umweltbedingungen beschreibt Darwin seine Theorie zur Variation und
eine neue Art entwickeln kann. Heutzutage weiß man, Evolution, ohne den Begriff „Evolution“ zu erwähnen;
dass die Vielfalt der Schnabelformen bei den Darwin- vielmehr spricht er von „descent with modification“.
finken dafür ein anschauliches Beispiel ist (siehe Abb. Er erläutert seine Idee, dass alle heute lebenden Arten
3). Darwin erkannte also den Zusammenhang zwischen von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen. Die
Anpassung und Evolution, und konzentrierte sich daher Nachkommen dieser Vorfahren hätten sich durch
auf das Verstehen von Mechanismen der Adaptation. spezifische Selektionsdrücke aufgrund unterschiedli-
Sein Erklärungsmodell war primär das der natürlichen cher Umweltbedingungen durch natürliche Selektion
Selektion, welches später genauer beschrieben wird. (natural selection) angepasst, was zu Speziationen
Es ist zu erwähnen, dass Darwin - obwohl er in jungen (Artbildungen) führte. Die Stammesgeschichte der
Jahren als sehr gläubiger Christ bezeichnet werden Lebewesen stellte er als Baum dar, wobei die rezenten
konnte - gegen Ende seines Lebens davon überzeugt Arten an den Spitzen der Zweige sitzen, und jede Astga-
war, dass hinter der Entstehung der Arten kein göttli- belung einen gemeinsamen Vorfahren darstellt. Viele
cher Plan steckte.5 Zweige in der Evolution sind jedoch Sackgassen; diese
Arten sind ausgestorben. Darwin benützte Linné’s
Klassifikationsschema, da er erkannte, dass die Einord-
nungen der verschiedenen Arten in Linné’s System
Verwandtschaftsbeziehungen widerspiegeln, die auf
gemeinsame Vorfahren zurück zu führen sind.
53
3 Evolution
eher sterben bevor sie die Chance zur Reproduktion dazu, dass in der Gesamtpopulation mehr Indi-
hätten, etwa weil sie nicht schnell genug vor einem viduen das Merkmal aufweisen.
Raubtier fliehen könnten. So würden günstige Merk-
male eher weitergegeben werden, und wären nach Natürliche Selektion ist einer von mehreren Evolutions-
einigen Generationen viel stärker in der Gesamtpopu- faktoren. Sie führt über lange Zeitspannen dazu, dass
lation vertreten. eine Population besser an ihre Umweltbedingungen
angepasst ist. Ändern sich diese Bedingungen, setzen
Darwin etablierte die natürliche Selektion als Mecha- sich neue Anpassungen durch, was zur Bildung einer
nismus der Evolution. Dabei stützte er sich zuerst, um neuen Art führen kann. Hierbei durchlaufen nicht die
mögliche Skeptiker zu überzeugen, auf die künstliche Individuen selbst (wie Lamarck dachte) sondern ganze
Selektion, sprich selektive Züchtungen durch den Population evolutionäre Veränderungen. Diese sind
Menschen. Hierbei werden Wildtiere oder -Pflanzen von Umweltbedingungen (biotisch und abiotisch)
durch selektive Auswahl, Weitervermehrung und Kreu- abhängig, welche einen Selektionsdruck ausüben.
zung von Individuen über viele Generationen hinweg Selektion wirkt auf den Phänotyp, nicht den Genotyp;
auf bestimmte Eigenschaften hin gezüchtet, bis sie oft aber günstige phänotypische Merkmale werden nur
nur noch wenig Ähnlichkeit mit ihrer Wildform haben weitervererbt, wenn sie eine genetische Basis haben.
(Bsp.: Dem heutigen Blumenkohl merkt man seine Anpassungen die im Laufe des Lebens entstehen
Verwandtschaft mit dem Wildkohl kaum mehr an). Er werden somit nach der klassischen Auffassung der
benützte dafür die Haustauben als Beispiel (siehe Abb. Vererbung nicht an die Nachkommen weitergegeben.
4), von denen es, wie er bemerkte, viele sehr unter- Zudem sollte bedacht werden, dass sich Umweltbedin-
schiedliche Variationen gibt, die jedoch wahrscheinlich gungen mit der Zeit und dem Ort ändern können, was
alle von der gleichen Art abstammen.10 Ausgehend von beeinflusst, welche Merkmale durch natürliche Selek-
der künstlichen Selektion, die schon nach relativ kurzer tion bevorzugt weitergegeben werden und welche
Zeit zu starken Veränderungen führen kann, postulierte nicht.
Darwin, dass auch die natürliche Selektion innerhalb
von einigen hundert Generationen starke Verände-
rungen in einer Art herbeiführen könnte.
3.3. Wissenschaftliche Argumente für die
3.2.5. Näheres zur natürlichen Selektion Evolutionstheorie
Man kann prinzipiell drei Schritte nennen, die zu der Trotz vieler Tatsachen, die Darwins Theorie untermau-
Anpassung einer Population führen können: erten, fand er doch einige Ungereimtheiten, welche
seine Argumentation schwächten. So bezeichnete er
1. Nur ein Bruchteil der Nachkommen überlebt, da etwa die Entstehung der Blütenpflanzen als „abscheu-
ein Lebensraum eine begrenzte Tragekapazität liches Rätsel“ und er erkannte, dass es viele Lücken in
hat. der Vielzahl der Fossilienfunde gab.
2. Bestimmte vererbbare Merkmale führen dazu,
dass gewisse Individuen in einer bestimmten 3.3.1. Raubdruck bei Guppys
Umwelt eher überleben und sich eher fortpflan-
zen als andere (natürliche Selektion). Heutzutage existieren viel mehr Belege für Evolution
3. Die Merkmale werden an die Nachkommen des als zu Darwins Zeiten. Dazu zählt etwa die evolutio-
Individuums weitergegeben, und wiederum ver- näre Anpassungsgabe der Spezies der Guppys; sie
mehrt an die Nachkommen der Nachkommen, sind beliebte Aquarienfische bei denen sich ein inter-
da diese bessere Überlebens- und Fortpflan- essanter Effekt von Raubdruck beobachten lässt. Präd-
zungschancen haben. Das führt mit der Zeit atoren (Räuber) spielen oft eine wichtige Rolle in der
Abbildung 3.4: Vier verschiedene Taubenarten. Von links nach rechts: Schuppentäubchen (Wildtaube), Brief
taube (auch „Felsentaube“, Ursprungsart der domestizierten Tauben), Brünner Kröpfer und
schwarze Pfautaube (Rassetauben, veredelte Formen der ursprünglichen domestizierten Tauben).
54
3 Evolution
3.3.2. Fossilbelege
55
3 Evolution
3.3.3. Homologien
Abbildung 3.8: Von links nach rechts: Vorderextremität eines Menschen, einer Katze, eines
Wales und einer Fledermaus.
56
3 Evolution
stellen in diesem Fall homologe Strukturen dar, welche von großer Bedeutung waren, für die heutigen Lebe-
schon beim gemeinsamen Vorfahr in dieser Anord- wesen die diese Rudimente besitzen jedoch kaum
nung vorhanden waren, und zeigen die Verwandtschaft von Vorteil sind. Beispielsweise findet man bei einigen
zwischen diesen vier Taxa auf. Eine zufällige Ähnlichkeit Schlangen und bei Walen verkümmerte Beckenkno-
wäre in diesem Fall sehr unwahrscheinlich; vor allem chen und Hinterextremitäten, die zwar für ihre vier-
wenn man beachtet wie viele andere Ähnlichkeiten es beinigen Vorfahren eine wichtige Funktion erfüllten,
zwischen diesen Arten gibt wird man ihre Verwandt- jedoch für diese rezenten Arten nicht mehr. Eine weitere
schaft kaum abstreiten können. Eine weitere Homo- Homologie ist zu finden im genetischen Code, bzw. der
logie findet sich in der Embryonalentwicklung der Benützung von DNA und RNA, den alle Lebewesen
Wirbeltiere. In einer bestimmten Phase der Embryo- auf der Erde teilen. Man kann davon ausgehen, dass
nalentwicklung weisen alle Wirbeltiere hinter dem After bereits der gemeinsame Vorfahr aller rezenten Lebens-
einen Schwanz und Kiementaschen auf. Diese Kiemen- formen diesen Code verwendete. Abgesehen vom
taschen entwickeln sich später zu unterschiedlichen Code teilen sich auch noch weit entfernt verwandte
Strukturen, wie etwa zu Kiemen bei Fischen und zur Arten (z.B. Menschen und Bakterien) oft Gene, die auf
eustachischen Röhre (Verbindung zwischen Mittelohr einen gemeinsamen Vorfahren zurückzuführen sind
und Rachen) beim Menschen. und in rezenten Arten wiederum oftmals verschiedene
Funktionen erfüllen.
Der Zoologe Ernst Haeckel stützte hierauf sein Bioge-
netisches Grundgesetz, das heute nur mehr teilweise
gilt. Haeckel lebte zu Zeiten Darwins, und versuchte
die Ideen von Lamarck, Goethe und Darwin zu synthe-
Rudimente sind Überbleibsel von einstmals
wichtigen Strukturen der Vorfahren.
Abbildung 3.9: Ein Stammbaum einiger Taxa der Wirbeltiere (Vertebrata). Rote Punkte sym-
bolisieren die jeweiligen Synapomorphien (siehe Kapitel 26.2.2.), die die Taxa rechts davon von
den anderen Taxa abgrenzt. Am rechten Rand sind die verschiedenen Klassifizierungsebenen
der Vögel aufgelistet, in den Farben der jeweils auch darin inkludierten Tiergruppen.
57
3 Evolution
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3 Evolution
Lesetipps (für Leute die besonders viel Zeit haben und sich besonders für Evolution und Wissen-
schaftsgeschichte interessieren):
The Autobiography of Charles Darwin. Herausgegeben von N. Barlow (1958). Frei verfügbar auf
http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1497&viewtype=text&pageseq=1
Um einen Einblick zu bekommen in das Leben und Denken eines der wichtigsten und einflussreichsten Naturwissen-
schaftler, und die Zeit in der er lebte und forschte.
The greatest show on Earth: The evidence for evolution. Von R. Dawkins (2009). Verfügbar unter anderem im Standort
Urban Loritz-Platz der Stadtbibliothek Wien. Dawkins bespricht Argumente für die Evolutionstheorie von der Moleku-
larbiologie zur radioaktiven Datierung, und gibt dabei einen guten Überblick über verschiedene Disziplinen und ihren
Beitrag zur Evolutionsforschung.
Evolution’s Quick Pace Affects Ecosystem Dynamics. Von J. Akst (2017). Artikel auf
http://www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/49258/title/Evolution-s-Quick-Pace-Affects-Ecosystem-
Dynamics/.
Ein relativ neuer Artikel über (unter anderem) die vorhin besprochene Anpassungsgabe der Guppys und die Implika-
tionen derselben.
Referenzen:
1. Kullmann W. Aristoteles und die moderne Wissenschaft. Stuttgart: Franz Steiner Verlag; 1998: 268.
2. Dictionary.com Unabridged. fossil [Internet]. 2017 [zitiert am 24.03.2017] URL: http://www.dictionary.com/
browse/fossil
3. Wehner R, Gehring W. Zoologie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG; 2013: 503.
4. Darwin C, Barlow N. The autobiography of Charles Darwin, 1809-1882: With original omissions restored.
New York: Norton; 2005: 150-152.
5. Darwin C, Barlow N. The autobiography of Charles Darwin, 1809-1882: With original omissions restored.
New York: Norton; 2005: 87.
6. Darwin C, Barlow N. The autobiography of Charles Darwin, 1809-1882: With original omissions restored.
New York: Norton; 2005: 115-118.
7. Darwin C, Barlow N. The autobiography of Charles Darwin, 1809-1882: With original omissions restored.
New York: Norton; 2005: 122.
8. Darwin C, Barlow N. The autobiography of Charles Darwin, 1809-1882: With original omissions restored.
New York: Norton; 2005: 123.
9. Wallace AR. My life: A record of events and opinions. London: Chapman and Hall; 1905: 383-384.
10. Darwin CR. On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favored Races in
the Struggle for Life. London: John Murray, Albemarle Street; 1959: 20-18.
11. Futuyma DJ, Agrawal AA. Macroevolution and the biological diversity of plants and herbivores. Proc Natl
Acad Sci U S A. 2009; 106(43): 18054–61.
12. Deakin University. Prof John Endler: STAFF PROFILE [Internet]. 2016 [zitiert am 04.05.2017]. URL: http://
www.deakin.edu.au/about-deakin/people/john-endler
13. Spektrum. Weibchenwahl [Internet]. 1999 [zitiert am 04.05.2017]. Verfügbar unter: URL: http://www.spekt-
rum.de/lexikon/biologie/weibchenwahl/70446.
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Eocene Kuldana Formation of Kohat (Pakistan). Contributions from the Museum of Paleontology, Univer-
sity of Michigan. 1981; 25(11): 235-246.
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16. DevBio 11e. Ernst Haeckel and the Biogenetic Law: (An informed opinion) [Internet]. [zitiert am 04.05.2017].
URL: http://11e.devbio.com/wt260102.html.
17. Spektrum. Eutheria [Internet]. 1999 [zitiert am 04.05.2017]. Verfügbar unter: URL: http://www.spektrum.de/
lexikon/biologie/eutheria/23106.
59
Phylogenie
4. Phylogenie
4.1. Phylogenie und die Beziehung zu
Verwandtschaftsverhältnissen
Dieses Kapitel befasst sich mit der Systematik
(dem Einordnen von Lebewesen in Gruppen, die
ihre Verwandtschaft zueinander widerspiegeln) und
der Taxonomie, dem Benennen und Klassifizieren
von Organismen (nicht zu verwechseln mit der Taxi-
dermie; dem Ausstopfen von Tieren1). Viele Prinzipien
werden euch noch vom vorherigen Kapitel bekannt
vorkommen.
dass man die genauen Abstammungsverhältnisse noch
Die binomiale Nomenklatur bezeichnet mit dem nicht kennt. Ein gängiger Irrglaube ist, dass bei benach-
ersten Namen die Gattung, mit dem Zweiten die barten Taxa sich eines aus dem jeweils anderen Taxon
Art. entwickelt habe. Dies ist nicht der Fall, sie stammen
lediglich vom gleichen Vorfahren ab und haben sich
beide mit der Zeit verändert, entsprechen also beide
4.1.2. Klassifikation und Phylogenie nicht mehr dem Vorfahren. So ist es etwa falsch zu
glauben, der Mensch stamme vom Schimpansen Ein Anhaltspunkt für die Unterscheidung zwischen
ab: Sie teilen nur die gleiche Stammart die sich vor Analogie und Homologie ist die Komplexität des
einigen Millionen Jahren2 in zwei Linien aufgespalten jeweiligen Merkmals. Eine Ähnlichkeit zwischen sehr
hat, welche sich mit der Zeit in die zwei rezenten Arten komplexen Merkmalen deutet auf einen gemeinsamen
entwickelt haben. Vorfahren hin, da sich ansonsten sehr viele Einzelheiten
aus ursprünglich unterschiedlichen Merkmalen gleich
4.2. Die Rekonstruktion der Evolution entwickeln hätten müssen. Dies ist höchst unwahr-
scheinlich. Ein Beispiel ist die Zusammensetzung der
Verschiedene Informationen werden herangezogen, Einzelknochen im Schädel von adulten Schimpansen
um die Stammesgeschichte der Lebewesen zu rekons- und Menschen. Diese ist bei den beiden Arten fast
truieren und daraus Stammbäume ableiten zu können. ident; ein Indiz für die sehr nahe Verwandtschaft der
Dazu zählen morphologische, genetische und bioche- zwei Spezies. Was für anatomische Merkmale gilt, gilt
mische Eigenschaften, die rezente Arten miteinander auch für genetische: Teilen die Gene zweier Taxa viele
und mit bereits ausgestorbenen Organismen teilen. Nukleotidsequenzen miteinander sind diese mit hoher
Wahrscheinlichkeit homolog. Verglichen werden diese
4.2.1. Homologien und Analogien Sequenzen, indem sie zuerst sequenziert werden und
danach ähnliche Sequenzen untereinander gelegt
Zur Erinnerung: Ähnlichkeiten zwischen Taxa die auf und verglichen (engl. alignment) werden. In der Regel
eine gemeinsame Abstammung zurückzuführen sind, finden sich bei eng verwandten Arten weniger Unter-
nennt man Homologien. Sie können z.B. morphologi- schiede in Länge und Zusammensetzung der Nucle-
scher, anatomischer oder auch genetischer Natur sein. insäuresequenzen als bei weiter entfernt verwandten.
Starke Ähnlichkeiten zwischen Taxa sind häufig Homo- Die Unterschiede in der Länge sind hierbei das Ergebnis
logien und erlauben daher Rückschlüsse auf Verwandt- von Deletionen und Insertionen. Bestimmte Compu-
schaftsverhältnisse zu ziehen. Leider trifft dies nicht terprogramme können alignments bilden; sie suchen
immer zu; Analogien (Ergebnisse konvergenter Evolu- in einem großen Datensatz die am besten zusammen-
tion) sind Ähnlichkeiten zwischen Taxa, die nicht nahe passenden Sequenzen und inkludieren dabei auch
miteinander verwandt sind; sie haben sich separat in solche mit unterschiedlichen Längen.
den verschiedenen Taxa entwickelt. Ein Beispiel hierfür
ist die äußerlich starke Ähnlichkeit zwischen dem
Australischen Beutelmull und dem Nordamerikani- Je komplexer das Merkmal, desto wahrscheinli-
schen Maulwurf (abgebildet in Abb. 3). Der Beutelmull cher handelt es sich bei Ähnlichkeit um eine Homo-
gehört zur Gattung Notoryces, die zu den Beuteltieren logie und nicht eine Analogie.
zählt; der Maulwurf hingegen zur Gattung Scalopus (ein
Plazentatier). Während bei Beuteltieren die Embryo-
nalentwicklung teils in einem Beutel außerhalb des 4.2.2. Kladistik
Mutterleibs stattfindet, verläuft sie bei Plazentatieren
ausschließlich im Körperinneren der Mutter. Die beiden Die Kladistik ist ein systematisches Verfahren, bei dem
Arten unterscheiden sich somit grundlegend in ihrer Organismen anhand ihrer Abstammung in Gruppen
Physiologie und den Fortpflanzungsorganen, die eingeteilt werden, die sogenannten Kladen. Eine Klade
Körperform und andere Merkmale hingegen sind bei enthält eine Stammart und alle ihre Nachkommen.
beiden Arten an die grabende Lebensweise angepasst Kladen sind analog zu Taxa, jedoch stellen sie sozu-
und daher analog. sagen eine Sonderform dar, da eine Klade immer
eine Stammart und alle ihre Nachkommen enthält;
dies nennt man eine monophyletische Gruppe. Im
Gegensatz dazu gibt es auch die paraphyletische
Gruppe, welche eine Stammart und einige - aber
nicht alle - ihrer Nachkommen enthält. Dazu zählt
die Gruppe der Reptilien, welche willkürlich die Vögel
ausschließt, da diese sehr viele evolutionäre Neuheiten
aufweisen, die sie auf viele Arten von ihren nahen
Verwandten abgrenzen. Zusätzlich gibt es noch poly-
phyletische Gruppen, welche Taxa mit unterschiedli-
chen Stammarten umfasst. Dies ist oft ein Resultat von
konvergenter Evolution, da diese zu morphologischen
und anatomischen Ähnlichkeiten führt, die Systema-
tiker dazu verleiteten, diese Taxa der gleichen Gruppe
Abbildung 4.3: Links der europäische Maulwurf (Talpa zuzuordnen.5
europea), und ein naher Verwandter, der europäische Igel.3
Rechts der Beutelmull (Notoryctes typhlops) und das nahe
verwandte Känguru.4
62
4 Phylogenie
4.3. Molekularbiologie, Genetik und Fossilfunde (ca. 550 Millionen Jahre). Diese Berech-
andere neuere Entwicklungen nungen sind allerdings mit großen Unsicherheiten
verbunden, da man hier davon ausgeht, dass die mole-
Wie bereits erklärt können die Äste eines Stamm- kulare Uhr immer gleich schnell gelaufen ist. Unsicher-
baumes sowohl eine Zeitspanne als auch genetische heiten kann man jedoch reduzieren, indem man statt
Veränderung repräsentieren, was jedoch oft zu unter- nur eines Gens viele Gene zur Berechnung heranzieht:
schiedlichen Längen führt. Dass die verstrichene Zeit Schwankungen heben sich so im Durchschnitt auf.
nicht immer mit dem Ausmaß der Änderung der DNA
korreliert liegt daran, dass verschiedene Gene unter-
schiedlich schnell evolvieren. So verändern sich etwa
die Gene die für ribosomale RNA (rRNA) codieren sehr
langsam: Sie sind hoch konserviert da sie eine sehr
wichtige Rolle in der Proteinsynthese spielen7. Daher
eignen sie sich gut für den Vergleich von Taxa, die sich
schon vor langer Zeit aufgespalten haben. Demge-
genüber steht die DNA der Mitochondrien (mtDNA),
welche eine relativ schnelle Evolution durchmacht und
somit gut geeignet ist für die Entschlüsselung naher
Verwandtschaftsverhältnisse. Duplizierte (also verdop-
pelte) Gene sind besonders wichtig in der Evolution, da
sie die Genomgröße erhöhen und somit mehr Möglich- Abbildung 4.5: Ein Modellbeispiel einer molekularen Uhr,
keit für Variation geben. Mehrere Duplikationen führen welche die verschiedenen Evolutionsgeschwindigkeiten
zu Genfamilien, also Gruppen ähnlicher Gene inner- zweier Proteine (rot und blau) zeigt. Die Zahl der Nukleo-
tidaustausche ist in der Regel relativ betrachtet, etwa pro
halb eines Organismus. Diese Gene bezeichnet man als einem bestimmten DNA-Segment.
paraloge Gene. Dies ist ein Typ von homologen Genen;
der andere Typus sind die orthologen Gene. Dieser
Terminus bezeichnet ähnliche Gene in verschiedenen Seit den ersten Klassifizierungsversuchen hat sich
Spezies, die ausgehen von einem Gen des letzten viel verändert in der Systematik des Lebens. Während
gemeinsamen Vorfahren dieser Spezies. 8 man anfangs alle Organismen entweder Pflanzen oder
Tieren zuordnete, etablierte sich in den 1960er Jahren
ein System mit fünf Organismenreichen: Monera
(Prokaryonten), Protista (eine Gruppe von Eukaryonten
Abbildung 4.6: Stammbaum der die drei Domänen des Lebens zeigt, mit einer gemeinsamen Wurzel (schwarz).
Lesetipps: (wieder für Leute mit sehr viel Zeit und Interesse, diesmal an Phylogenie,
Systematik und Bioinformatik)
The Origin and Evolution of Mammals. Von T.S. Kemp (2005). Käuflich unter anderem auf Amazon. (auch erhältlich mit
VPN-zugang online durch die Uni-Bibliothek)
Eine detaillierte Beschreibung der Verwandtschaftsverhältnisse von Säugetieren untereinander und mit bereits
ausgestorbenen Arten, außerdem ein Überblick über Datierungsmethoden und Klassifizierungskriterien in der
Paläontologie.
Phylogenetische Systematik – Eine Einführung. Von B. Wiesemüller, H. Rothe und W. Henke (z.B. 2003). Käuflich u.A.
auf Amazon oder als eBook auf www.springer.com.
Gibt eine detailliertere Beschreibung der hier (sehr kurz) bereits erläuterten Themen, von der historischen Syste-
matik über Homologien bis hin zu modernen computergestützten Methoden. Es gibt auch ein eigenes Kapitel über
Apomorphien und Plesiomorphien.
Gene und Stammbäume - Ein Handbuch zur molekularen Phylogenetik. Von V. Knoop und K. Müller (2009). Verfügbar
u.A. in der Hauptbücherei der Stadt Wien; Standort Urban-Loritz-Platz.
Eine praxisorientierte Einführung in die Gebiete der Bioinformatik, der molekularen Systematik und Phylogenetik. Die
Bioinformatik ist ein sehr rasch wachsendes Gebiet, in dem es relativ viele Jobmöglichkeiten gibt.
Referenzen:
5. Blütenpflanzen
5.1. Aufbau und Funktion 5.1.1. Grundorgane
5.1.3. Leitgewebe
5.1.2. Abschlussgewebe
– die Rhizodermis aus der die Wurzelhaare wachsen
– ist ein Absorptionsgewebe, welches die Aufnahme Leitgewebe besteht aus Xylem und Phloem.
von Wasser und gelösten Mineralien erlaubt. Beim
Hineinschieben in die Erde wird diese schnell zerstört
68
5 Blütenpflanzen
Im Xylem gibt es zwei Arten wasserleitender Zellen, Parenchym zählt zu den häufigsten Grundgeweben13
Tracheiden und Gefäßelemente (Tracheenglieder). und macht den Großteil des fleischigen Gewebes in
Es handelt sich dabei um röhrenförmige tote Zellen vielen Früchten aus. Die ausgewachsenen Parenchym-
und Zellketten, wobei Tracheiden bei fast allen Gefäß- zellen haben meist eine dünne Primärwand sowie eine
pflanzen vorkommen, während Tracheenglieder vor große Zentralvakuole, jedoch keine Sekundärwand. Sie
allem für Angiospermen charakteristisch sind.10 Diese sind die strukturell am wenigsten differenzierten Pflan-
wasserleitenden Zellen werden nach dem Absterben zenzellen und können die meisten pflanzlichen Stoff-
ihres Protoplasten (der eigentlich lebende Zell- wechselfunktionen, wie Speicherung und Synthese
körper, also die Pflanzenzelle ohne die Zellwand11) zu organischer Moleküle und – in den Blättern – Photo-
verholzten, wasserleitenden Röhren, deren Sekundär- synthese, ausführen. In Spross und Wurzel besitzen
wand häufig durch Tüpfel unterbrochen ist (Bereiche, manche Parenchymzellen Plastiden zur Speicherung
in denen nur die Primärwand ausgebildet ist, und von Stärke. Parenchymzellen sind meist zur Zellteilung
die vor allem in Tracheiden dem Wassertransport und manchmal sogar zur Differenzierung befähigt; im
zwischen zwei benachbarten Zellen dienen). Trache- Labor kann man sogar aus Parenchymzellen vollstän-
iden sind dünn und spitzzulaufend und ihre Sekundär- dige Pflanzen regenerieren.
wände werden durch Lignineinlagerungen stabilisiert.
Lignin ist ein Biopolymer der auch „Holzstoff“ genannt Kollenchymzellen unterscheiden sich von Parenchym
wird und als Stützbaustoff in Pflanzen, vor allem im durch ihre dicken, ungleichmäßig verdickten Primär-
Holz, fungiert.12 Gefäßelemente sind breiter, besitzen wände. Sie sind strangförmig (bei jungen Spross- und
dünnere Wände und laufen nicht so spitz zu. Sie bilden Achsenstielen, direkt unter der Epidermis) oder zylin-
außerdem lange Mikroröhren (Tracheen oder Gefäße), derförmig angeordnet und bieten jungen Pflanzen-
indem ihre Endwände aneinander anschließen. Da sprossen Halt. Dadurch, dass sie keine sekundäre Zell-
diese mehr Wasser transportieren können als Trache- wand und keine Lignineinlagerungen in der primären
iden, haben sich Tracheen in mehreren Pflanzen- Zellwand besitzen, bieten sie flexiblen Halt der nicht
gruppen konvergent entwickelt. das Wachstum einschränkt. Sie sind biegsam und stre-
cken sich mit den wachsenden Stängeln und Blättern
Im Phloem wiederum findet man die noch lebenden, mit.
zuckertransportierenden Siebzellen und Sieb-
röhrenglieder. Siebzellen (lange, schmale Zellen)
übernehmen den Zucker- und Nährstofftransport
im Phloem der samenlosen Gefäßpflanzen und der
Gymnospermen. In Angiospermen wird diese Aufgabe
von Siebröhren ausgeübt, die aus Siebröhrengliedern
(säulenförmig angeordnete Zellen) bestehen. Diese
Zellen besitzen weder Zellkerne noch Ribosomen, und
wo sie aneinander angrenzen haben sie Siebplatten
mit Poren, die den Flüssigkeitsaustausch zwischen den
Zellen erleichtern. Seitlich der Siebröhrenelemente
befinden sich Geleitzellen, die mit ihren Zellkernen
und Ribosomen auch die angrenzenden Siebröhren-
elemente versorgen, und teilweise auch beim Beladen
der Siebröhren mit Zucker behilflich sind. Sie sind durch
Plasmodesmen (Kanäle) mit den Siebröhrengliedern
verbunden. Siebröhren sind effektivere Transport-
bahnen als Siebzellen, weshalb sie wohl den Angio-
spermen einen evolutionären Vorteil verschafften und
somit maßgebend an ihrem Erfolg beteiligt waren.
5.1.4. Grundgewebe
und bilden sogenannte Atemhöhlen (vgl. Abb. 7). Das 5.2.3. Sekundäres Dickenwachstum
Leitgewebe jedes Blattes ist durch Blattspuren, welche
durch den Blattstiel und in die Blattspreite führen, mit Der sekundäre Pflanzenkörper bildet sich durch
den Leitbündeln der Sprossachse verbunden. Blatt- sekundäres Dickenwachstum in verholzten Pflanzen
adern sind die Leitbündel des Blattes: Sie fungieren aus den Geweben, die von Cambium und Korkcambium
als Gerüst und werden von ein- oder mehrschichtigen erzeugt werden. Das Cambium bildet hierbei sekun-
Bündelscheiden, gewöhnlich aus Parenchymzellen, däres Xylem und Phloem, während das Korkcambium
umschlossen. Blätter durchgehen nur selten ein sekun- Korkgewebe bereitstellt. Kork wirkt als widerstands-
däres Dickenwachstum. fähiges Abschlussgewebe, besteht aus wachsimprä-
gnierten Zellen und schützt die Pflanze vor Wasser-
5.2.2. Primäres und sekundäres Wachstum verlust, Insekten, Bakterien und Pilzen. Das Cambium
der Sprossachse ist meist nur eine Lage dick und besteht aus einem
Zylinder meristematischer Zellen. Es bildet Lagen von
Am Ende des primären Wachstums in der Spross- sekundärem Phloem und sekundärem Xylem (Holz),
achse wird das Cambium gebildet. Während in der wobei jede Lage dicker ist als die vorausgegangene.
Apikalknospe noch primäres Wachstum stattfindet, Das Holz bildet sich schichtenweise und oft über viele
findet weiter unten nur noch sekundäres Dicken- Jahre hinweg, es besteht vorwiegend aus Tracheiden,
wachstum statt. Hierbei wird von Cambiuminitialen Tracheengliedern und Fasern. Gymnospermen haben
ausgehend nach innen hin sekundäres Xylem und nach nur Tracheen während Angiospermen meist sowohl
außen sekundäres Phloem gebildet, sodass die Dicke Tracheiden als auch Gefäßelemente besitzen.
der Sprossachse zunimmt und ihr Leitgewebesystem
verbessert wird. Einige dieser Initialen bilden auch Das Korkcambium ist ebenfalls zylinderförmig ange-
sekundäre Markstrahlen. Weil sich sekundäres Phloem ordnet. Es entsteht in der Sprossachse in der äußeren
und anderes Gewebe später nicht mehr teilt würde Rinde und in den Wurzeln im Perizykel. Nach außen
es bei weiterem Dickenwachstum der Sprossachse gibt es Derivate ab, die zu Korkzellen des Phellems
aufreißen. Dies wird durch das Korkcambium verhin- differenzieren, die nach innen abgegebenen Derivate
dert, ein zweites Lateralmeristem welches nach außen bilden das dünne, parenchymatische Phelloderm.
hin Korkgewebe bildet, das die Epidermis ersetzt. Das Während ihres Wachstums lagern Korkzellen abwech-
Cambium bildet im Laufe der Zeit weiterhin Xylem und selnd Suberin (ein wasserabweisendes Material) und
Phloem, während das Korkcambium weiterhin Korkge- Wachse in ihre Zellwände ein. Alle Gewebe außerhalb
webe bildet. Nach und nach reißen die äußeren Gewe- des Cambiums gehören zur sekundären Rinde. Dies
beschichten außerhalb des Korkcambiums auf und sind das sekundäre Phloem (innen) sowie Periderm-
schilfern ab. Oft wird das Korkcambium in der Rinde schichten (außen).
nachgebildet, ist jedoch keine Rinde mehr übrig wird es
vom Phloem gebildet. Jedes Korkcambium und die von 5.3. Morphogenese und die Molekular-
ihm gebildeten Gewebe bilden eine Peridermschicht, biologie
außerhalb des Cambiums liegt die sekundäre Rinde.
Die Prozesse, welche zur Entwicklung der Pflanzen-
gestalt und ihrer Organisation führen, nennt man
Beim sekundären Dickenwachstum bilden Morphogenese. Sie umfasst etwa die Muster der Zell-
Cambiuminitialzellen nach außen hin sekundäres differenzierung und die genetischen Programme, die
Phloem und nach innen hin sekundäres Xylem. zur Form- und Funktiongebung der Pflanze führen. Zell-
teilungen und Zellstreckungen sind die Grundlage für
Duplikate beinhalten.
Morphogenese ist die Gestaltbildung in leben-
den Strukturen.
aufnehmen. Dieses wird vorerst größtenteils in klei- Die Positionsinformation liegt somit allen Entwick-
neren Vakuolen akkumuliert, welche dann zu einer lungsprozessen der Pflanze (Teilung, Streckung, Diffe-
großen Zentralvakuole zusammenfließen. Die Mikro- renzierung und Morphogenese) zugrunde. Wie diese
tubuli bestimmen durch ihre Orientierung nicht nur Entwicklungsprozesse untereinander verbunden
die Zellteilungs- sondern auch die Zellstreckungsrich- sind, lässt sich z.B. durch klonale Analyse erforschen.
tung, und zwar indem sie die Ausrichtung der Cellu- Hierbei werden alle Zelllinien und die Zellen im Apikal-
losemikrofibrillen (Strukturelemente der Zellwand) meristem, von der sie abstammen, während der
bestimmen. Diese Erkenntnis gewann man durch Organentwicklung kartiert. Man benützt hierfür Muta-
Experimente an Arabidopsis-Mutanten. tionen, welche den verschiedenen Zelllinien „Markie-
rungen“ verleihen, um sie von den benachbarten Zell-
5.3.2. Musterbildung linien abzugrenzen. Manche Forschungsergebnisse
lassen vermuten, dass Meristemzellen noch nicht das
Während der Morphogenese werden spezifische Struk- Programm für die endgültige Differenzierung ihrer Zell-
turen an spezifischen Orten gebildet, dies nennt sich linien in sich tragen, sondern dass diese Entscheidung
Musterbildung. In der Entwicklungsbiologie besteht erst fällt, wenn die endgültigen Positionen der Zellen
der Gedanke, dass Musterbildung durch Positions- dieser Zelllinie innerhalb des Organs feststehen.
information in Form von Signalen geregelt wird, die
jeder Zelle ihre Position im sich entwickelnden Orga- Pflanzen durchlaufen zuerst eine Jugendphase, dann
nismus zuweist. Diese Positionsinformation hängt eine adulte vegetative und zuletzt eine adulte genera-
teilweise mit der Polarität (an gegengesetzten Polen tive (reproduktive) Phase. Diese Phasen finden jedoch
des Organismus bestehen chemische oder strukturelle nur im Apikalmeristem des Haupttriebes oder der
Unterschiede) zusammen, so besitzen etwa Pflanzen Seitentriebe statt. Die daraus entstehenden morpho-
in der Regel eine Achse mit Wurzel- und Sprossende logischen Veränderungen nennt man Phasenwechsel.
als Pole. Die Polarität zeigt sich in der Morphologie Die Blütenbildung etwa inkludiert einen Phasen-
sowie auch der Physiologie der Pflanze: Das Pflanzen- wechsel von vegetativem zu generativem Wachstum,
hormon Auxin etwa bewegt sich nur in eine Richtung. ausgelöst durch Reize wie Tageslänge und Temperatur
Normalerweise wird die Polarisation des Pflanzenkör- oder endogene Signale wie Hormone und gekoppelt
pers zu Spross und Wurzel durch die erste Zellteilung mit dem Anschalten von floralen Meristem-Iden-
bestimmt, welche asymmetrisch verläuft. Danach ist titätsgenen. Das Blütenwachstum ist nicht wie das
die Polarisation auch experimentell nur noch schwer vegetative Wachstum unbegrenzt sondern determi-
rückgängig zu machen. niert, durch die Bildung einer Blüte wird das Wachstum
der jeweiligen Sprossachse beendet. Bei der Blütenbil-
5.3.3. Der Einfluss der Gene und der dung bestimmt die relative Position jedes Primordiums
Positionsinformation (ein Primordium ist ein Organ oder Teil in seiner ersten
Phase der Entwicklung16) dessen spätere Entwicklung
Sogenannte homöotische Gene (regulatorische zu einem spezifischen Blütenorgan. Die Rate bzw. das
„Schlüssel-Gene“) kontrollieren häufig viele Schritte Zeitintervall mit der Primordien an der Sprossspitze
der Morphogenese und Individualentwicklung. Ein initiiert werden nennt sich, nach Gregory McMaster,
Beispielgen ist KNOTTED-1, welches in vielen Pflanzen Plastochron (ein Plastochron ist eine Zeiteinheit).17
ein Proteinprodukt spendet, das für die Morphogenese
der Blätter und insbesondere von zusammengesetzten Die Blütenorgane sind das Sepalum (Kelchblatt),
Blättern sehr wichtig ist. Doch wie wird die Zelldifferen- Petalum (Kronblatt), Stamen (Staubblatt) und das
zierung von den Genen gesteuert? Versuche mit bereits Karpell (Fruchtblatt), sie entwickeln sich von oben
differenzierten Zellen (Wurzel- oder Sprosszellen) gesehen in Wirteln oder Kreisen, wobei die Sepalen
zeigen, dass diese in Gewebekultur wieder reembry- den äußeren (vierten) Wirtel, die Petalen den dritten,
onalisieren und unter Kulturbedingungen wieder in die Stamina den zweiten und die Karpelle den ersten
verschiedene Zelltypen redifferenzieren können. Die Wirtel bilden. Die Entstehung des typischen Blüten-
hierfür benötigten Gene bleiben also auch noch nach musters durch die Entwicklung spezialisierter Blüten-
der Differenzierung der Zellen vorhanden. Dies führt organe wird von einigen Organidentitätsgenen
zu dem Schluss, dass die Differenzierung von Zellen reguliert. Dies sind Schlüsselregulatorgene die für
auf der Regulation der Genexpression (und nicht der Transkriptionsfaktoren codieren. Welche Organiden-
Gene selbst) beruht, also auf der Kontrolle von Transla- titätsgene in einem Blütenblatt-Primordium expri-
tion und Transkription des genetischen Materials. Dies miert werden bestimmt, welches Blütenorgan daraus
inkludiert das Aktivieren und Inaktivieren spezifischer entstehen wird, und Mutationen derselben können
Gene, welche an der Zelldifferenzierung beteiligt sind, zu anormaler Blütenentwicklung führen, wie etwa in
was wiederum von der Positionsinformation der Zelle Abbildung 10. Die Exprimierung (Genexpression) der
abhängt. jeweiligen Organidentitätsgene wird wiederum von der
Positionsinformation bestimmt. Experimente die anor-
male Blütenentwicklung an A. thaliana untersuchten
74
5 Blütenpflanzen
Lesetipps: (wieder für Leute mit sehr viel Zeit und Interesse, diesmal an Phylogenie,
Systematik und Bioinformatik)
Esaus Pflanzenanatomie: Meristeme, Zellen und Gewebe der Pflanzen – ihre Struktur, Funktion und Entwicklung. Von
R. F. Evert (2009). Leseprobe erhältlich unter: https://books.google.at/books?id=KNvjhzboJ2cC&printsec=frontcover
&hl=de#v=onepage&q&f=false.
Ein ausführliches und gut verständliches Werk zur Botanik, speziell zur Entwicklungsbiologie, Anatomie und Zellbio-
logie. Vom Umfang her eher fürs Studium geeignet, doch auch gut als Nachschlagewerk. Die Thematik ist vergleichbar
zu dem in diesem Skript behandelten Themenbereich.
Botanik. Von M. W. Nabors und R. Scheibe (2007). Leseprobe erhältlich unter: https://books.google.at/books?id=vfZh
iDEbzroC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false.
Eine gute Ergänzung zu Esaus Pflanzenanatomie, und auch vom Umfang her vergleichbar. Dieses Buch konzent-
riert sich eher auf verschiedene Arten von Pflanzen und Klassifikationen, sowie Genetik und Molekularbiologie, und
schneidet auch die Ökologie kurz an. Wer ein Thema in Esaus Pflanzenanatomie nicht findet, wird es wahrscheinlich
hier finden.
Kapitel 29 und 30 von Campbell Biologie – Gymnasiale Oberstufe. Von N. A. Campbell und J. B. Reece (2011).
Hier werden die evolutionären Hintergründe zur Vielfalt der Pflanzen erklärt, und die Systematik, die in diesem Text
übergangen wird, behandelt.
75
5 Blütenpflanzen
Referenzen:
76
Tierische Form und Funktion
79
6 Tierische Form und Funktion
6.1.3. Koordination und Kontrolle äußeren Parametern. Konformer lassen es zu, dass
sich ihr Inneres an die externen Parameter anpasst,
Die wichtigsten Kontroll- und Koordinationssysteme also mit ihnen schwankt. Die meisten Tiere sind Misch-
im tierischen Körper sind das endokrine System und formen, sie benützen also für verschiedene Situationen
das Nervensystem. Hormone sind die Signalmoleküle jeweils die eine oder andere Strategie. Der Barsch etwa
des endokrinen Systems, sie beeinflussen nur Zellen lässt seine Körpertemperatur mit der der Umgebung
die die jeweils richtigen Rezeptoren besitzen. Dieses schwanken, die Salzkonzentration in seinem Körper
System wirkt relativ langsam, hat dafür aber häufig bleibt jedoch stabil und unterscheidet sich von der des
eine langanhaltende Wirkung, da die Hormone im Blut- Süßwassers, das ihn umgibt.
strom kreisen. Das Nervensystem hingegen arbeitet
mit sehr schnellen, kurzwelligen Signalen (die jedoch
auch eine lange Wirkung haben können), „Nerven-
impulse“ genannt. Diese wandern (vereinfacht gesagt)
Regulierer regulieren ihr inneres Milieu, und
Konformer lassen es mit Umweltbedingungen
schwanken.
entlang einer Kommunikationsbahn, die weitgehend
aus Axonen besteht, zu einer Zielzelle: In Wirbeltieren
sind dies immer entweder andere Neurone, Muskel-
zellen, endokrine oder exokrine Drüsenzellen. Während 6.2.1. Homöostase
das Hormonsystem gut geeignet ist für langfristige und
weitgehende körperliche Veränderungen, wie etwa Homöostase bedeutet dynamisches Gleichgewicht
Wachstum oder Fortpflanzung, reagiert das Nerven- oder „steady state“. Regulierer sind fähig, Homöostase
system vor allem auf schnelle Veränderungen und diri- zu betreiben, also ihre inneren Zustände konstant oder
giert schnelle Fortbewegung und rasches Verhalten. innerhalb eines gewissen Bereiches zu halten, selbst
bei sich stark ändernden Umweltbedingungen.4 Dieser
6.2. Regulation des inneren Milieus konstante Wert oder Bereich wird Sollwert genannt.
Abweichungen vom Sollwert wirken als Reiz, der
Im Tierreich gibt es zwei verschiedene Strategien, das von einem Rezeptor oder Sensor wahrgenommen
innere Milieu an äußere Umweltbedingungen anzu- wird, welcher wiederum eine physiologische Reaktion
gleichen. Regulierer benützen Kontrollmechanismen auslöst, die zur Rückkehr zum Sollwert führt. So wird
um das innere Milieu zu regulieren bei sich ändernden der Wert einer bestimmten regulierten Variable immer
innerhalb eines begrenzten Bereichs gehalten. Die
gegenwirkende Reaktion wird als negative Rückkopp-
lung (negatives feedback, siehe Abb. 5) bezeichnet, sie
ist die Basis für Homöostase. Ein Beispiel ist Schweiß;
Schwitzen wird durch eine Erhöhung der Körper-
temperatur ausgelöst, etwa bei harter körperlicher
Arbeit. Die Flüssigkeit trägt zur Rückführung zum Soll-
wert bei, indem sie dem Körper bei ihrer Verdunstung
Wärme entzieht. Im Gegensatz dazu führen positive
Rückkopplungsschleifen zu einer Verstärkung eines
Reizes, sie tragen daher normalerweise nicht zur
Homöostase bei. Sollwerte sind teilweise auch situ-
ationsbedingt variabel; etwa ist bei vielen Tieren der
Sollwert der Körpertemperatur im Schlaf niedriger als
im Wachzustand.
6.3. Thermoregulation
aufgenommen und durch enzymatische
Hydrolyse abgebaut. Die Nährstoffe werden von ATP ist der Haupt-Energieträger in Zellen.
Körperzellen aufgenommen, wo sie vor allem für ATP-
Produktion benützt werden durch Zellatmung und
Gärung. Energie in Form von ATP (Adenosintriphosphat)
erhält die Funktionsfähigkeit von Zellen, Organen und
Organsystemen, und wird zur Biosynthese benützt, um
Wachstum, Reparaturen, Synthese von Speicherma-
Bei zitterfreier Thermogenese erzeugen die Mito-
chondrien Wärmeenergie statt ATP.
der sie weder Wärme abgeben noch erzeugen müssen, das Zwei- bis Vierfache des Grundumsatzes beträgt.
Grundumsatz (basal metabolic rate) genannt wird. Bei Menschen in den meisten Industrieländern beträgt
Dieser liegt bei erwachsenen Männern bei 6500-7500 er jedoch nur das 1,5-Fache, da ihre Lebensweise weit-
kJ (Kilojoules) und bei erwachsenen Frauen bei 5500- gehend sitzend ist.
6500 kJ pro Tag. Ein ektothermer Mississippi-Aligator
verbraucht hingegen (bei 20° C Umgebungstemperatur 6.4.3. Torpor und Energiesparen
und in Ruhe) nur etwa 250 kJ pro Tag.
Torpor ist ein physiologischer Starrezustand der der
6.4.2. Faktoren, die die Stoffwechselrate be- Vermeidung unerwünschter Umweltzustände und dem
einflussen Energiesparen dient, indem Stoffwechselrate und Akti-
vitätsniveau sinken. Überwinterung oder Winterschlaf
Die Beziehung zwischen Gesamtstoffwechselrate und ist ein längerfristiger Torporzustand, in dem bei endo-
Körpermasse ist beinahe konstant, wie in Abbildung 8 thermen Wirbeltieren die Körpertemperatur sinkt, bei
illustriert wurde. Für Organismen der Größe von Bakte- manchen sogar auf unter 0 °C. Da im Torporzustand die
rien bis Blauwalen ist die Stoffwechselrate propor- Stoffwechselrate mehrere hundert Mal geringer sein
tional zur Körpemasse hoch ¾ (). Die Energie, die kann als im Normalzustand, wird viel Energie einge-
benötigt wird, um eine gewisse Körpemasse aufrecht spart. Einige Tiere gehen auch in Sommertorpor, um
zu erhalten, ist invers mit der Körpergröße verknüpft. hohe Temperaturen und Wasserknappheit zu über-
So braucht eine kleine Maus viel mehr Nahrung pro stehen. Auch täglicher Torpor existiert und wird von
Gramm Körpergewicht als etwa ein Elefant, da sie vielen kleinen Vögeln und Säuger benützt, da diese
eine höhere Stoffwechselrate pro Gramm hat. Sie hat einen relativ hohen Energieverbrauch haben. Einige
außerdem eine höhere Atem- und Herzschlagfrequenz. Fledermäuse verfallen z.B. am Tage in Torpor und
Auch Aktivität beeinflusst die Stoffwechselrate, sodass gehen nachts auf Nahrungssuche.
selbst das Lesen eines Buches oder das Zittern mit den
Flügeln den Energieverbrauch steigern. Landlebende
Tiere haben so meist einen Energieverbrauch der etwa Um Aufbau und Funktion ihrer Körper aufrecht
erhalten zu können, verbrauchen Organismen
einen Grundumsatz an Energie.
Abbildung 6.8: Grundumsatz für Männer und Frauen in kCal pro Tag, abhängig von Alter und Gewicht,
bestimmt mit der Mifflin-St.Jeor Formel und der BMI-formel für BMI=21,5.
83
6 Tierische Form und Funktion
Lesetipps: (Es gibt viele Lehrbücher, die sich mit den physiologischen, anatomischen und morphologischen Eigen-
schaften der Tierwelt befassen. Diese tragen oft einen Titel wie „Zoologie“ oder „Physiologie“ und sind sehr umfan-
greich. Hier ist nur ein Beispiel genannt).
Tierphysiologie. Von R. Eckert, D. Randall, W. Burggren und K. French (z.B. 2002). Verfügbar unter anderem in der
Hauptbibliothek der Stadt Wien, am Standort Urban-Loritz-Platz. Leseprobe auf https://books.google.at/books?id=
QZVL4H1yA2AC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false verfügbar.
Sehr detailreich und mit 874 Seiten auch sehr umfangreich, ist dieses Buch wohl eher weniger als leichte Sommer-
lektüre geeignet und besser zur Prüfungsvorbereitung an der Universität. Wer sich für ein spezifisches Thema inter-
essiert findet es hier aber sicher sehr genau erklärt. Das erste Kapitel ist teilweise eine detailreichere Version des hier
bereitgestellten.
Campbell Biologie: Gymnasiale Oberstufe. Von N.A. Campell und J.B. Reece (12. Ausgabe 2011). Verfügbar u.A. in der
Hauptbibliothek der Stadt Wien, an diversen Standorten.
Dieses Buch ist natürlich empfehlenswert für alle hier behandelten Kapitel, da es die Grundlage darstellt für diesen
Text. Vor allem dieses Kapitel enthält im Original (Kapitel 40) Bildmaterial mit Erklärungen, die hier nicht vorhanden
sind, die aber das Verständnis der Materie sehr gut unterstützen.
Conduction, convection and radiation. Online-Artikel der BBC. Verfügbar unter: http://www.bbc.co.uk/education/
guides/zttrd2p/revision.
Eine kleine Einführung in die physikalischen Phänomene, die die Körpertemperatur von Lebewesen senken können.
Dazu gehört ein Test und ein Spiel. Eigentlich gedacht für 14- bis 16-Jährige.
Von großen und kleinen Tieren. Von H. J. Schlichting und B. Rodewald (1988). Artikel frei verfügbar unter: http://
docplayer.org/18349216-Von-grossen-und-kleinen-tieren.html.
Dieser und weitere Artikel der zwei Autoren erklären die Auswirkungen physikalischer Gesetzmäßigkeiten auf die
Lebensvorgänge der Organismen auf dieser Erde. Die Artikel sind leicht verständlich geschrieben und für Schüler*innen
und Lehrer*innen gedacht.
Referenzen:
1. Helander HF, Fändriks L. Surface area of the digestive tract - revisited. Scand J Gastroenterol. 2014; 49(6):681–9.
2. Spektrum. Nervengewebe [Internet]. 1999 [zitiert am 10.06.2017]. URL: http://www.spektrum.de/lexikon/
biologie/nervengewebe/45993
3. Purves D, Augustine GJ, Fitzpatrick D, Katz LC, LaMantia A-S, McNamara JO et al. Neuroglial Cells: Sinauer
Associates; 2001.
4. Eckert R, Randall D, Burggren W, French K. Tierphysiologie. 2nd ed. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2002:11.
5. Ortiga-Carvalho TM, Chiamolera MI, Pazos-Moura CC, Wondisford FE. Hypothalamus-Pituitary-Thyroid Axis.
Compr Physiol. 2016; 6(3):1387–428.
6. Müller WA, Frings S. Tier- und Humanphysiologie: Eine Einführung [E-Book]. Berlin: Springer; 2013:216. Verfüg-
bar unter URL: https://books.google.at/books?id=dgT2BQAAQBAJ.
7. Spektrum. Poikilothermie [Internet]. 1999 [zitiert am 15.06.2017]. URL: http://www.spektrum.de/lexikon/
biologie/poikilothermie/52676
8. Seilnacht.com. SI Einheiten [Internet]. 2017 [zitiert am 16.06.2017]. URL: http://www.seilnacht.com/Chemie/
daten.htm
84
Die Ernährung der Tiere
Von den 20 Aminosäuren die Tiere benötigen, sind Abbildung 7.1: Eine schematische Zeichnung eines
8 (für die meisten) essentiell, müssen also mit der menschlichen Verdauungssystems, mit
Nahrung aufgenommen werden. Neugeborene brau- einigen seiner wichtigsten Komponenten.
chen noch eine neunte, das Histidin. Während Proteine
in tierischen Produkten wie Fleisch und Milch voll- 7.1.2. Hauptstadien der Nährstoffverarbei-
ständig sind, das heißt die essentiellen Aminosäuren in tung
richtigen Mengenverhältnissen liefern, sind pflanzliche
Proteine meist unvollständig; Bohnen enthalten z.B. Nahrungsverarbeitung lässt sich unterteilen in
nicht genug Methionin. Deshalb muss vor allem bei Nahrungsaufnahme, Verdauung, Resorption und
einer rein veganen Lebensweise auf eine ausgewogene Ausscheidung. Die Aufnahme, also das Fressen, kann
Ernährung, die mit allen essentiellen Aminosäuren in flüssiger oder fester Form geschehen, wobei man
ausreichend versorgt, geachtet werden. Die benö- zwischen vier Mechanismen unterscheidet: Filtrierer
tigten Fettsäuren können Tiere hingegen größtenteils filtrieren Nahrungsteilchen aus dem Wasser, Substra-
selbst synthetisieren, essentielle Fettsäuren sind vor tesser leben vom Gewebe eines Lebewesen in oder auf
allem ungesättigte Fettsäuren (diese enthalten eine dem sie leben, Sauger ernähren sich von den Flüssig-
oder mehr Doppelbindungen), wie etwa Linolsäure keiten eines Wirtes und Schlinger und Zerkleinerer
beim Menschen. Der Bedarf an diesen wird jedoch leben von großen, festen Nahrungssteilen.
durch Samen, Getreide und Gemüse abgedeckt. Vita-
mine sind lebenswichtige organische Moleküle, die Bei der Verdauung wird die Nahrung abgebaut, damit
Tiere nicht selbst produzieren können, und die daher der Körper sie resorbieren kann. Enzyme bewirken
in der Nahrung enthalten sein (gegebenenfalls als bei der chemischen Verdauung das Aufspalten großer
Vorstufe) oder von Darmbakterien synthetisiert werden Moleküle durch Addition von Wasser (Hydrolyse). So
müssen.1 Es gibt wasserlösliche und fettlösliche Vita- werden Di- und Polysaccharide in Monosaccharide,
mine. Mineralstoffe sind hingegen anorganische Nähr- Proteine in Aminosäuren, Nukleinsäuren in Nukleo-
stoffe, wie z.B. Eisen oder Kupfer, die in kleinen Mengen tide und Fette und Phospholipide in Fettsäuren und
durch die Nahrung aufgenommen werden müssen. andere Bestandteile zerlegt. Verdauung geschieht in
spezialisierten Hohlräumen oder Kompartimenten,
um die eigenen Zellen nicht mit zu verdauen. Nach der
Verdauung werden die kleinen Moleküle wie Amino-
säuren und Monosaccharide von den tierischen Zellen
86
7 Ernährung der Tiere
außerdem in spezialisierte Abschnitte gegliedert sein
(wie zum Beispiel Speiseröhre, Magen, Duodenum etc., Pepsin kann Pepsinogen spalten, welches somit
siehe Abbildung 1). wiederum zu aktivem Pepsin wird. Dies führt zu
einer Kettenreaktion.
daut, wobei auch hier schon einige Nährstoffe ins Blut
Die Verdauung von Stärke und Glykogen beginnt übergehen. Zur Verdauung gibt der Magen Magensaft
bereits im Mund mithilfe des Enzyms Amylase. ab, welcher durch Knetbewegungen mit der Nahrung
vermischt wird. Dieser beinhaltet unter anderem Salz-
säure (HCl), welche die extrazelluläre Matrix zerstört
7.2. Organe zur Nahrungsverarbeitung bei die organische Zellen zusammenhält, wobei sie auch
Säugern dafür sorgt, dass das Mageninnere einen pH-Wert von
etwa zwei hat. Das saure Milieu sorgt für eine Denatu-
Säugetiere besitzen einen Verdauungskanal und rierung der Nahrungsproteine und eine Abtötung von
Hilfsdrüsen, welche Verdauungssäfte beisteuern. Die Bakterien. Das Enzym Protease zerlegt Proteine durch
Nahrung wird durch Peristaltik im Verdauungstrakt Spalten der Peptidbindungen in kleinere Polypep-
vorwärtsbewegt: Die glatte Muskulatur in der Wand des tide, die später im Dünndarm weiter verdaut werden.
Kanals kontrahiert und entspannt sich abwechselnd. Die Lipase aus dem Speichel wird durch den sauren
Als Abgrenzung zwischen einigen Kompartimenten pH-Wert aktiviert und kann so Fette spalten.
dienen Schließmuskeln (Sphinkter) aus ringförmiger
Muskulatur. In der Magenschleimhaut finden sich Drüsen, deren
Zellen inaktive Vorstufen der Bestandteile der Magen-
7.2.1. Mundhöhle säure produzieren. Aktiviert werden diese erst im
Lumen (Innenraum) des Magens, sodass die Zellen
Die Verdauung beginnt bereits in der Mundhöhle, wo der Magenwand nicht geschädigt werden. Die Magen-
auch die Nahrungsaufnahme geschieht. Die Nahrung drüsen befinden sich in Gruben in der Mageninnen-
wird hier, für leichteres Schlucken und zur Oberflä- wand. Sie bestehen aus Neben-, Haupt- und Beleg-
chenvergrößerung, von den Zähnen zerschnitten, zellen. Belegzellen geben mittels ATPasen H+ und
zerquetscht und zermahlt. Der Speichel startet die Cl- ab, welche an der Zellaußenwand zu HCl werden.3
chemische Verdauung und schützt die Mundhöhle. Die Hauptzellen sezernieren Pepsinogen, von dem
Das darin enthaltene Enzym Amylase spaltet Stärke im Mageninneren aufgrund des niedrigen pH-Wertes
87
7 Ernährung der Tiere
autokatalytisch ein Teil abgespalten wird, wodurch
Pepsinogen in ein aktives Pepsin verwandelt wird. Für die effiziente Resorption von Nährstoffen
Pepsin kann auch selbst Pepsinogen spalten, sodass wird eine große Oberfläche benötigt.
durch positive Rückkopplung immer mehr aktives
Pepsin entsteht. Nebenzellen schließlich produzieren
Teile des Schleims, der die Magenwand vor dem Der Großteil der Resorption von Nährstoffen geschieht
Magensaft schützt, und der aus Glykoproteinen, Zellen, im Dünndarm, wobei sie die Dünndarmwand passieren.
Salzen und Wasser besteht. Zusätzlich bildet sich zum Tiefe Falten (Kerckringfalten), die darauf sitzenden
Schutz alle drei Tage eine neue Epithelzellschicht an Darmzotten (Villi, siehe Abbildung 5) und die auf deren
der Magenwand. Der Pförtner (Pylorus) ist der Schließ- Epithelzellen sitzenden Mikrovilli (mikroskopisch
muskel am Übergang zwischen Magen und Dünndarm. kleine Ausstülpungen) sorgen für eine Oberflächen-
Er erlaubt jeweils nur einer geringe Menge des Spei- vergrößerung der Dünndarmwand. Durchschnittlich
sebreis den Durchtritt, und zwar etwa zwei bis sechs misst diese so etwa 30 m2.4 Nährstoffe verlassen das
Stunden nach einer Mahlzeit. Lumen durch die Epithelzellen. Der Zucker Fructose
etwa gelangt durch erleichterte Diffusion, also Diffu-
7.2.3. Dünndarm sion entlang seines Konzentrationsgefälles, in die
Epithelzellen. Er verlässt sie durch ihre Basalmem-
Im Dünndarm findet der Großteil der enzymatischen bran und wird von Kapillaren (dünne Blutgefäße) in
Hydrolyse der Makromoleküle statt. Der Zwölffin- den Darmzotten resorbiert. Andere Stoffe wie Glucose
gerdarm (Duodenum) ist davon der erste kurze Teil. oder Aminosäuren müssen mittels aktivem Trans-
Hier werden Verdauungssäfte aus Pankreas (Bauch- port (Na+-Symport) gegen das Konzentrationsgefälle
speicheldrüse), Gallenblase und Leber sowie der aufgenommen werden, womit diese Nährstoffe stärker
Dünndarmwand mit dem Speisebrei vermischt. Das aufgenommen werden können als durch passive
Pankreassekret ist leicht alkalisch, enthält Enzyme und Diffusion.
88
7 Ernährung der Tiere
Viele Nährstoffe gehen danach über ins Blut, Fett- 7.3. Evolutionäre Anpassungen an Ernäh-
säuren und Monoglyceride (Glycerinmoleküle mit einer rungsformen
Fettsäure) jedoch werden in ein Lymphgefäß im Villus
transportiert und durch das lymphatische System zu Die Verdauungssysteme der Wirbeltiere folgen einem
den großen Venen befördert. Dazu werden sie inner- Grundbauplan, der jedoch in verschiedenen Spezies
halb der Epithelzelle der Darmzotte erst wieder zu adaptiv verändert ist. Ein Beispiel ist die Anpassung
Triglyceriden zusammengesetzt und dann mit Phos- des Gebisses (siehe Abb. 7), welche ein wichtiger Grund
pholipiden, Cholesterin und einem Protein zu kleinen für den Erfolg der Säugetiere in der Evolution war. Auch
Kügelchen verpackt. Das nährstoffreiche Blut in den der Magen ist an die verschiedenen Ernährungsge-
Kapillaren wird hingegen zur Leberpfortader trans- wohnheiten angepasst. So besitzen Fleisch fressende
portiert. Diese führt zur Leber, welche die Nährstoff- Wirbeltiere tendenziell einen sehr dehnbaren Magen,
zusammensetzung des Blutes verändern und giftige da sie oft lange Zeit ohne Nahrung verbringen, und
Substanzen abbauen kann bevor das Blut zum Herzen wenn Nahrung vorhanden ist, meist sehr große Mengen
gelangt. verzehren. Ein afrikanischer Löwe kann z.B. etwa 40
kg auf einmal fressen. Pflanzenfresser besitzen, abge-
7.4. Energiehaushalt
90
7 Ernährung der Tiere
Lesetipps (Dies sind vor allem Werke, die sich mit der Anatomie und Physiologie des Menschen befassen. Werke der
Zoologie befassen sich mit weiteren Tieren):
Host-microbial symbiosis in the vertebrate gastrointestinal tract and the Lactobacillus reuteri paradigm.
Von J. Walter, R.A. Britton und S. Roos (2011). Artikel frei verfügbar unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/
PMC3063604/.
Gibt eine gute Übersicht über die symbiontische Beziehung in den Verdauungssystemen von Wirbeltieren, und ihren
evolutionären Ursprung.
DocCheck Flexicon.
Verfügbar unter http://flexikon.doccheck.com/de.
Eine Online-Ressource für alle anatomischen und physiologischen Aspekte des Menschen, geschrieben und editiert von
Mediziner*innen und Studierenden der Medizin, Pharmazie oder verwandten Gebieten. Meist ist gutes Anschauungs-
material inkludiert, teilweise auch in 3D, und die Artikel sind sehr detailreich. Das Wikipedia für Anatomiebegeisterte.
Referenzen:
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lexikon/biologie-kompakt/vitamine/12573
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pdf/10.1055/b-0034-98554.pdf.
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Springer; 2014: 323. Verfügbar unter: URL: https://books.google.at/books?id=T1BDBAAAQBAJ.
7. Whitman WB, Coleman DC, Wiebe WJ. Prokaryotes: The unseen majority. Proc Natl Acad Sci U S A. 1998;
95(12):6578–83.
91
Ökologie
8. Ökologie
8.1. Ökologie und ihre Verbindungen mit
anderen Disziplinen
Bereits Aristoteles aber selbstverständlich auch
Darwin dokumentierten Beobachtungen der Natur.
Diese Art der deskriptiven Verfahren war der Grund-
stein für die sogenannte Naturgeschichte (engl. natural
history).
längere Zeit zu einer Anpassung der Pilzpopulation – 8.2.1. Aus- und Verbreitung
sie wird resistent. Da die Individuen der Pilzpopulation,
welche eine Resistenz gegen das Mittel aufweisen, den Die Grundlage von Verbreitung ist die Möglichkeit zur
Einsatz des Fungizids überleben, pflanzen sich diese Ausbreitung, also zur Vergrößerung des Siedlungsge-
eher fort, woraufhin sich die Resistenz innerhalb der bietes entweder über das ursprüngliche hinaus oder
Population relativ schnell verbreitet. innerhalb eines bereits bestehenden. Ein Beispiel für
Ausbreitungsphänomene ist der Kuhreiher (Bubulcus
8.1.3. Ökologie und Umweltschutz ibis). Diese Vogelart beheimatete bis vor 200 Jahren
nur Regionen in Afrika und Südwesteuropa. Ende des
Die Ökologie liefert die wissenschaftliche Grundlage 19. Jahrhunderts gelangten jedoch einige Individuen
für Schutzmaßnahmen von Organismen und Umwelt. in den Nordosten Südamerikas, von wo aus sich die
Ökologie ist jedoch nicht, obwohl das Wort häufig Art allmählich bis nach Südkanada und die Westküste
so verwendet wird, gleichzusetzen mit Umwelt oder der USA ausbreitete. Ihren aktuellen Lebensraum sieht
Umweltschutz. Ökolog*innen klären unter anderem die man in Abbildung 2.
Öffentlichkeit über Umweltfragen auf, und präsentieren
dabei wissenschaftliche Fakten in Form von Aussagen
und Prognosen mit bestimmten statistischen Wahr-
scheinlichkeiten. Nutzen und Konsequenzen dieser
Die Möglichkeit zur Ausbreitung einer Art ist die
Grundlage für ihre Verbreitung.
Abbildung 8.2: Näherungsweise aktuelles (2009) Verbreitungsgebiet des Kuhreihers. Gelb: Nur Brutgebiet, Grün:
Das ganze Jahr durch bewohnt, Blau: Nicht brütend.
94
8 Ökologie
tolerieren und dabei einen aktiven Stoffwech-
Faktoren der Habitatselektion können das Ver- sel aufrechterhalten. Die meisten Lebewesen
breitungsgebiet einschränken. weisen ihre höchste Stoffwechselrate in einem
eng eingegrenzten Temperaturbereich auf. Liegt
die Umgebungstemperatur außerhalb dieses
Bereiches, müssen Homoiotherme (siehe 40.3.1)
unter hohem Energieraufwand ihre Körpertem-
peratur auf dem Sollwert halten.
8.2.2. Biotische und abiotische Faktoren • Wasser: In vielen Regionen der Erde ist Wasser nur
sehr gering oder in schlechter Qualität vorhan-
Neben den angeführten Faktoren können auch andere den. In Gezeitenzonen bei Ebbe, in ariden oder
Organismenarten der Grund für das Fehlen einer Art semiariden Gebieten (Wüsten oder Halbwüsten)
in einem bestimmten Habitat sein, obwohl diese laufen Organismen Gefahr, auszutrocknen. Spe-
aufgrund ihrer Ausbreitungsfähigkeit oder Habitatse- ziell an extreme Bedingungen angepasste Orga-
lektion in diesem Habitat eigentlich gedeihen könnte. nismen nennt man als Überbegriff extremophil.6
Negative Wechselwirkungen mit anderen Lebewesen Auch in Gebieten mit Wasserknappheit gibt es
(häufig Herbivoren oder Prädatoren, aber auch Para- Extremophile, die an diese Umstände angepasst
siten oder Konkurrenten) können dazu führen, dass sind und Wasser erschließen oder lange spei-
ein Lebensraum von einer bestimmten Art nicht besie- chern können. Andere Lebewesen wie etwa das
delt wird. Andererseits kann auch das Fehlen von Bärtierchen in Abb. 4 werden selten als extremo-
Arten, etwa von Insekten als Pollenüberträger oder phil bezeichnet da sie nicht an spezielle extreme
anderen mutualistischen Partnern, dazu führen, dass Lebensräume angepasst sind, sie können aller-
der Verbreitungsraum einer Art eingegrenzt ist. Viele dings auch extreme Bedingungen tolerieren.7
Blütenpflanzen sind zum Beispiel unbedingt auf das
95
8 Ökologie
Abbildung 8.5: Die Strahlungsintensität der Solarstrah- Abbildung 8.7: Simple Zeichnung der globalen Luft-
lung ist je nach Breitengrad unterschiedlich. Am Äquator zirkulation, mit ungefährer Position der
erreicht pro Flächenelement die größte Menge an Son- Breitengrade
nenenergie die Erdoberfläche, da sie senkrecht von oben
einfällt. Die Strahlung wird zudem durch das Durchqueren
der Atmosphäre geschwächt, was in der Nähe der Pole zu Es existiert ein globales Muster von Luftzirkulationen,
einer zusätzlichen Abschwächung im Vergleich zum Äquator das das Klima maßgebend beeinflusst (siehe Abbil-
führt.13 dung 7). In den Tropen verdunstet dank der hohen
Temperaturen viel Wasser an der Meeres- und Land-
oberfläche, die heiße, feuchte Luft steigt auf. Daher
Viele Faktoren beeinflussen das regionale Klima auf der entstehen an der Erdoberfläche Tiefdruckgebiete, die
Erde. Da die Erde fast kugelförmig ist, trifft die Solar- den täglichen, starken Zenitregen bewirken. Die noch
strahlung auf verschiedenen Breitengraden mit unter- immer feuchte Luft fließt in höheren Atmosphären-
schiedlichem Winkel auf die Erdoberfläche auf (im schichten weiter in Richtung der Pole, als sogenannte
Norden im flachen Winkel und am Äquator mit etwa Anti-Passate, und sinkt aufgrund der Abkühlung und
97
8 Ökologie
daraus folgenden höheren Dichte zwischen dem 30. die Dynamik der Windströmungen. Photosyntheti-
und 40. Breitengrad (Subtropen) wieder ab. Durch die sche Meereslebewesen liefern weiters einen großen
absteigende, sich wieder erwärmende Luft entstehen Teil des globalen Sauerstoffs und wirken auch als
Hochdruckgebiete an der Erdoberfläche, welche für die Kohlendioxidsenke. Die Süßwasserbiome beeinflussen
Entstehung der Wüsten in diesem Gebiet (subtropische die benachbarten terrestrischen Biome und deren
Hochdruckgürtel) verantwortlich sind. Hier treten oft Böden und Organismenarten. Ein Süßwasserbiom
lang anhaltende Windstillen, sogenannte Rossbreiten, wird wiederum durch das Klima und durch den Verlauf
auf. Nahe der Erdoberfläche fließt die Luft nun wieder und die Geschwindigkeit von Wasserströmungen
in Richtung Äquator, als sogenannte Passate. Dies beeinflusst.
resultiert in zwei geschlossenen Zellen zirkulierender
Luft (nördlich und südlich), die sich vom Äquator zu den
Subtropen ziehen und Hadley-Zellen genannt werden.
Zwei ähnliche Zellen befinden sich auch zwischen den
Polen und den 60. Breitengraden: Die Polaren Zellen.
An den Polen herrscht, dank der geringen Tempera-
turen, ein Bodenhochdruckgebiet mit wenig Nieder-
schlag und trockenen Luftbedingungen. Zwischen den
Polaren und den Hadley-Zellen finden sich die Ferell-
Zellen, welche von den Bewegungen der sie jeweils
umgebenden Zellen angetrieben werden.
0,1%. Die Ozeane bedecken als größtes aquatisches
Biom ca. 75% der Erdoberfläche und wirken sich auch Das Pelagial wir vorwiegend von Plankton und
auf den Rest der Bio- und Ökosphäre aus. Die Verduns- Nekton bewohnt, das Benthal von Benthos.
tung des Meerwassers liefert den Großteil der globalen
Niederschläge, und die Meerestemperatur beeinflusst
das globale Klima und das Verbreitungsmuster und
98
8 Ökologie
Da das Sonnenlicht und dessen Wärme nur bis zu einer Seen können wenige Quadratmeter bis Tausende von
gewissen Tiefe ins Wasser eindringen, trennt in den Quadratkilometern groß sein. Sie können Flachseen
meisten Seen und Meeren eine Thermokline (dünne sein oder auch 1600 m tief, so wie der Baikalsee. Nähr-
Schicht mit abrupt wechselnder Temperatur) das stoffarme und in der Regel sauerstoffreiche Seen nennt
warme Oberflächenwasser vom kalten Tiefenwasser. man oligotroph (siehe Abbildung 10), nährstoffreiche
Daher entsteht im Sommer und im Winter in Seen Seen heißen eutroph (siehe Abbildung 9). Der typische
oft eine Temperatursprungschicht, die in den Tropen Grauschlammboden namens Gyttja ist in eutrophen
ganzjährig vorkommt. In dimiktischen Seen wird halb- Seen meist noch gut mit Sauerstoff versorgt, es wird
jährlich das Wasser durchmischt aufgrund der in gemä- hier auch in den Bodensedimenten viel organisches
ßigten Breiten vorkommenden wechselnden Tempe- Material abgebaut. Oligotrophe Seen können mit der
raturprofile. Da Wasser bei 4°C seine höchste Dichte Zeit eutroph werden. Mesotrophe Seen liegen bezüglich
besitzt (Dichteanomalie des Wassers), frieren Seen im ihres Nährstoffgehalts in der Mitte, hypertrophe (poly-
Winter immer von oben nach unten zu, und das Wasser trophe) Seen hingegen sind derartig nährstoffreich,
ist am Seegrund am wärmsten (4°C), während es direkt dass durch Sauerstoffzehrung am Gewässergrund eine
unter dem Oberflächeneis etwa 0°C kalt ist. Im Frühjahr anoxische Faulschlammschicht entsteht. Dies kommt
erwärmt sich auch das Oberflächenwasser auf 4°C, der vor allem in stark landwirtschaftlich genützten Regi-
See hat nun überall eine Temperatur von 4°C. onen, aufgrund von Dünger und Abwasser vor, und kann
ein „Umkippen“ der ökosystemaren Struktur auslösen,
Der Wind kann die nun nicht mehr vereiste Oberfläche und so das Ökosystem (etwa durch Fischsterben) stark
angreifen und bringt das Wasser in eine zyklische beeinträchtigen kann. Geologisch unterscheidet man
Bewegung („Stromwalze“). Im Sommer ist die warme Seen, die durch endogene tektonische Vorgänge wie
Oberflächenschicht durch eine Thermokline im Meta- Erdrutsche oder Krater entstanden sind, von jenen, die
limnion durch das kalte Tiefenwasser getrennt, und im durch exogene Vorgänge wie Dammbauten zustande
Herbst entsteht wieder eine Stromwalze und dadurch gekommen sind.
eine Durchmischung, da das Oberflächenwasser auf
4°C abkühlt und der See wieder eine gleichmäßige Im Litoral leben wurzelnde und schwimmende Pflanzen.
Temperatur hat. Dadurch gelangt im Frühjahr und Im oberen Bereich eines eutrophen Sees befindet sich
Herbst Sauerstoff zur Bodenschicht des Gewässers, der Schilfgürtel mit Schilf (Phragmites) und Rohr-
während das nährstoffreiche Wasser vom Boden an kolben (Typha), danach findet man einen Schwimm-
die Oberfläche steigt. Diese zyklischen Veränderungen blattgürtel mit Seerosen (Nymphaea) und Ähnlichem,
sind wichtig für das Überleben der dort ansässigen und darauf folgend eine Zone mit submersen (unter
Organismen. Wasser) lebenden Wasserpflanzen wie etwa Laichkraut
(Potamogeton). Im Pelagial leben hingegen vor allem
Phytoplankton und Cyanobakterien, sowie heterotro-
phes Zooplankton welches sich vom Phytoplankton
ernährt. Zooplankton im Binnengewässer besteht
unter anderem aus Einzellern (Protozoa) wie Geißeltier-
chen (Flagellata) und kleinen Krebstieren (Crustacea).
Im Profundal leben wirbellose Tiere wie die Schlamm-
röhrenwürmer (Tubificidae). Fische hingegen findet
man in allen nährstoff- und sauerstoffreichen Zonen.
99
8 Ökologie
8.3.3. Feuchtgebiete
von Fließgewässern existieren unterschiedliche Leit- der Meerbinse (Bolboschoenus maritimus), Algen und
fische: Der obere Bereich wird von Forelle (Salmo Phytoplankton als Produzenten bewohnt, und in tropi-
trutta) und Äsche (Thymallus thymallus) dominiert, im schen, schlickreichen Gezeitengewässern von Mangro-
unteren Bereich findet man vor allem Barbe (Barbus venbäumen. Es findet sich hier auch eine spezifische
barbus) und Brachsen (Abramis brama). Im oberen Brackwasserfauna, die unter anderem aus typischen
Fließgewässer dominieren unter den Wirbellosen Flie- Meeresbewohnern wie etwa bestimmten Nesseltieren
genlarven wie die der Eintagsfliege (Ephemeroptera). (Cnidaria), Fischen wie der Flunder (Platichthyes flesus)
Die Ökosysteme in Fließgewässern werden durch und Meeressäugetieren wie dem Schweinswal besteht.
menschliche Faktoren wie Umweltgifte, Dammbau und Mangroven beherbergen wiederum eine spezielle
Gewässerregulierung beeinträchtigt und gefährdet. Fauna, die u.A. Winterkrabben (Uca) und amphibisch
lebende Fische beinhaltet. Flussmündungen werden
auch oft von Wirbellosen oder Fischen als Laichplätze
Menschliche Aktivität bedroht die Qualität, die benützt.
Größe und den Artenreichtum aller Arten von aqua-
tischen Biomen. 8.4. Terrestrische Biome
Abbildung 8.12: Die Verteilung der terrestrischen Biome weltweit. Durch das Gebiet der immerfeuchten
Tropen verläuft der Äquator.
101
8 Ökologie
obwohl die jährlichen Durchschnittswerte vergleichbar reiche Schichtung auf, mit oftmals mehreren Kronen-
sind, zeigt, dass auch die jahreszeitliche Klimaver- schichten, einer Stammschicht, einer Strauchschicht
teilung ausschlaggebend ist. In Gebieten, die nahe und einer Feldschicht am Waldboden. In borealen und
am Meer liegen, ist die Niederschlagsmenge beinahe gemäßigten Zonen findet sich am Waldboden oftmals
gleichmäßig übers Jahr verteilt, während sich etwa in eine ausgeprägte Streuschicht. Die Schichtung ist
mediterranoiden Regionen Trocken- und Regenzeiten in Biomen ohne Baumbewuchs meist weniger stark
abwechseln. Auch die jahreszeitliche Verteilung der ausgeprägt, in Graslandschafen zum Beispiel existiert
Monatstemperaturen kann sich, bei gleicher mittlerer eine Schicht mit höheren Pflanzen, danach eine Schicht
Jahrestemperatur, stark unterscheiden. Auch andere mit höher- und niedrigwüchsigeren krautigen Pflanzen,
Faktoren wie etwa das Ausgangsgestein, das sich auf sowie eine Streu- und mehrere Bodenschichten. In den
die Nährstoffverfügbarkeit auswirkt, beeinflussen die verschiedenen Schichten finden sich Kleinlebensräume
vorkommende Vegetation. Die weltweite Verteilung der für Tiere verschiedener Nahrungsgilden: Oberhalb des
terrestrischen Biome seht ihr in Abbildung 12. Kronendachs finden sich etwa viele Insektivoren. Vor
allem in tropischen Wäldern finden sich auch Algen,
8.4.1. Eigenschaften und Störungen terrestri- Moose, Flechten und epiphytische (aufsitzende) Gefäß-
scher Biome pflanzen in den Kleinlebensräumen. In Wüstenbiomen
finden sich oftmals Beispiele konvergenter Evolution
Geophysikalische und makroklimatische Eigen- (zum Vergleich siehe 26.2.1). Vertreter verschiedener
schaften sowie ihre Vegetation, ihre Mikroorganismen- Pflanzen- und Tiergruppen zeigen weltweit analoge
und Tierwelt, charakterisieren terrestrische Biome. So Anpassungen an die in Wüsten herrschenden Umwelt-
sind (oder waren ursprünglich) etwa große Herbivoren bedingungen. Kakteen (Cactaceae) der amerikani-
häufiger in den Graslandschaften der gemäßigten schen Wüste ähneln etwa äußerlich und bezüglich ihrer
Breiten als in Wäldern zu finden, wie etwa die Saigaan- Anpassungen den Wolfsmilchgewächsen (Euphorbia-
tilope (Saiga tatarica) im eurasischen und der Prärie- ceae) in den Wüsten Afrikas.
bison (Bison bison) im nordamerikanischen Bereich.
Zwischen terrestrischen Biomen finden sich Über-
gangszonen verschiedener Breite.
Biodiversität und Klimawandel: Auswirkungen und Handlungsoptionen für den Naturschutz in Mitteleuropa. Von F.
Essl (2013). Erhältlich u.A. in der Hauptbibliothek der Stadt Wien, am Standort Urban-Loritz-Platz.
Es werden die Implikationen des Klimawandels auf die Biodiversität in Mitteleuropa, sowie mögliche Handlungsop-
tionen diskutiert. Auch die Intervention des Menschen in die einzelnen Aspekte der Biodiversität, wie etwa Fischerei
und Landnutzungswandel, werden besprochen.
Ökologie: Einführung in die Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur: Lerntext, Aufgaben mit Lösungen und
Kurztheorie. Von I. Willimann und H. Egli-Broz (2003). Leseprobe verfügbar unter https://books.google.de/books?id=
hU7cjjUbP00C&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false.
Mit 176 Seiten eine gute kurze Einführung in die Ökologie, mit einem Fokus auf aquatischen Biomen und dem Einfluss
der Menschheit auf die Umwelt.
102
8 Ökologie
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103
Zellzyklus & Genetik
Schwesterchromatiden werden durch spezielle Prote-
Im Zellzyklus ist ein genau kontrollierter Vor- inkomplexe, den Kohäsin-Proteinen, über ihre ganze
gang, der gewährleistet, dass zwei genetisch idente Länge zusammengehalten, wobei die engste Verbin-
Tochterzellen gebildet werden. dung im Bereich der Centromere vorliegt. Jedes Chro-
mosome besitzt ein Centromer, welches durch spezi-
fische DNA-Sequenzen definiert ist, und an welchem
In eukaryotischen Zellen sind die enorm langen in der Mitose ein Protein-Komplex ausgebildet wird,
doppelsträngigen DNA-Moleküle in einzelne Chromo- an dem Mikrotubuli binden können. Bei der Trennung
somen verpackt, die nicht nur in einen Zellkern passen, der Schwesterchromatiden bleibt der Zusammenhalt
sondern bei jeder Zellteilung auch noch auf die beiden der beiden DNA-Doppelstränge in diesem Bereich am
Tochterzellen verteilt werden müssen. Die komplexe längsten erhalten.
DNA-Verpackung wird durch spezielle Proteine ausge- Die Schwesterchromatiden werden in der M-Phase auf
führt, die an die DNA binden und in eine Folge von die Tochterzellkerne verteilt; erst danach teilt sich die
Windungen und Schleifen falten, die stufenweise eine Zelle selbst in einem weiteren Vorgang in zwei Zellen
immer höhere Organisation ergeben. Der Komplex aus (Cytokinese).
DNA und Proteinen wird als Chromatin bezeichnet.
Trotz der extremen Kondensierung der DNA bleibt sie Zwischen der M-Phase und der folgenden S-Phase
zugänglich für viele Enzyme, die für ihre Replikation erstreckt sich eine Zwischenphase, die G1-Phase (G
(Verdopplung), Reparatur bzw. für die Regulation der aus dem engl. Gap/ Lücke). Eine zweite Zwischenphase
Genexpression zuständig sind. zwischen S-Phase und M-Phase wird als G2-Phase
bezeichnet. G1-, S- und G2-Phase werden zusammen als
Alle Arten eukaryotischer Zellen haben eine bestimmte Interphase bezeichnet, die auch in schnell teilenden
Anzahl von Chromosomen. Die diploiden somati- Zellen oft mehr als 90% der Zeit des Zellzyklus
schen Zellen (das sind alle Zellen des Organismus mit einnimmt. Im Mikroskop betrachtet ist die Interphase
Ausnahme der Fortpflanzungszellen) des Menschen eine scheinbare Ruhephase der Zelle, tatsächlich ist
besitzen 46 Chromosomen, je 23 davon stammen von es aber die Phase des Zellzyklus, in welchem die Zelle
einem der beiden Elternteile. Die Fortpflanzungszellen ihre, für den Gesamtorganismus lebenswichtigen Funk-
(Gameten), zu denen die Eizellen und die Spermien tionen ausführt und zusätzlich sowohl ihre Masse als
gehören besitzen 23 Chromosomen. auch ihr Erbgut verdoppelt.
105
9 Zellzyklus & Genetik
se trennt die beiden Tochterzellen voneinander. Die Metaphase: die Chromosomen bilden eine soge-
nannte „Metaphaseplatte“ indem sie sich alle in einer
Ebene genau in der Mitte zwischen den beiden Centro-
somen anordnen. Alle Kinetochore der Schwester-
9.1.2. Die Mitose chromatiden sind über Kinetochormikrotubuli mit den
gegenüberliegenden Spindel-Polen verbunden.
Der Spindelapparat
Ein für die Trennung der Schwesterchromatiden in der Die Anaphase: Die Schwesterchromatiden werden
Mitose notwendiger „Spindelapparat“ wird aufgebaut. durch die Auflösung der verbindenden Kohäsin-
Er besteht aus Mikrotubulifasern und assoziierten Komplexe getrennt. Durch das Verkürzen der Kine-
Proteinen und wird aus vorhandenen Tubulindimeren tochor-Mikrotubuli, die an den Kinetochoren gebunden
durch Polymerisation aufgebaut. Dabei werden in der sind, wird jedes Chromatidenpaar in zwei eigenstän-
Zelle vorhandene Mikrotubulistränge in die einzelnen dige Chromosomen getrennt und an entgegengesetzte
Bestandteile zerlegt (depolymerisiert) und die frei- Pole der Zelle gezogen. Die polaren Mikrotubuli verlän-
werdenden α- und β-Tubulindimere als Baumaterial gern sich und drängen die Pole weiter auseinander und
verwendet. Im Lauf der Mitose erreichen die Mikrotu- strecken gleichzeitig die Zelle. Am Ende der Anaphase
buli eine komplexe Struktur an den Chromosomen, sind die Chromosomen an den Polen angekommen,
den Kinetochor, der an den Centromeren der Chromo- wobei beide Pole jetzt einen vollständigen Chromoso-
somen lokalisiert ist, und binden dort. mensatz besitzen.
106
9 Zellzyklus & Genetik
107
9 Zellzyklus & Genetik
Ungleichverteilung der Chromosomen in den beiden herausgestellt, da sich die Zellen bei den ersten aufei-
Tochterzellkernen führen, da zum Beispiel beide nanderfolgenden Teilungsschritten komplett synchron
Schwesterchromatiden an einen Pol gezogen werden teilen, also sich alle Zellen im identischen Zellzyklussta-
würden und die andere Zelle dieses Chromosom dann dium befinden. Dabei konnte gezeigt werden, dass die
überhaupt nicht aufweist. Cyclin Konzentration in der S-Phase und der G2-Phase
Darüberhinaus werden viele Vorgänge in der Zelle im ansteigt, sie gleichzeitig mit der MPF-Aktivität in der
Lauf des Zellzyklus kontrolliert, z.B.: der Energiestatus, Mitose ihr Maximum hat und beide in der Anaphase der
die Zahl der Organellen, etc. Störungen führen dann Mitose schlagartig in ihrer Aktivität (MPF) und Konzent-
ebenfalls zu einem Anhalten des Zellzyklus an einem ration (Cyclin) abnehmen.
der Kontrollpunkte. Die MPF-Aktivität stellte sich dann als der durch die
steigende Cyclin-Konzentration aktive Cyclin-Cdk
-Komplex heraus der in der Mitose verschieden
Glossar:
Start Kontrollpunkt
Check: sind die Umweltbedingungen günstig?
JA → Beenden der G1-Phase, Eintritt in den
Zellzyklus und die S- Phase (DNA - Synthese)
G2/M Kontrollpunkt
Check: wurde die gesamte DNA verdoppelt, sind die Umweltbedingungen günstig?
JA → Eintritt in die Mitose
Metaphase/Anaphase Kontrollpunkt
Check: sind alle Chromosomen an den Spindelapparat angeheftet?
JA → Beendung der Mitose und weiter zur Zellteilung (Cytokinese)
108
9 Zellzyklus & Genetik
9.2. Genetik
109
9 Zellzyklus & Genetik
haben 22 Autosomen und zusätzlich, zu 50% ein X- oder Schwesterchromatiden und die Zelle hat einen diplo-
zu 50% ein Y-Chromosom. Da sich immer eine Oocyte iden Chromosomensatz. Würden zwei dieser Zellen
(mit einem X-Chromosom) und ein Spermium (50% X-; verschmelzen würde eine tetraploide Zygote eint-
50% Y-Chromosom) vereinigen wird eine Geschlech- stehen. Eine einzige Teilung reicht damit nicht aus, die
terverteilung von ca. 50% männlichen und 50% weib- Zellen müssen zwei Teilungen vollziehen, sie werden
lichen Nachkommen gewährleistet. als Meiose I und Meiose II bzw. erste und zweite meio-
Die Reduktionsteilung läuft in weiblichen und männli- tische Teilung bezeichnet. In beiden Teilungsschritten
chen Organismen in speziellen Organen und zu unter- werden wie bei der Mitose Prophase, Metaphase,
schiedlichen Zeiten der Entwicklung statt. Anaphase und Telophase/Cytokinese unterschieden,
wobei zum Unterschied zur Mitose keine zwischenge-
Der Lebenszyklus des Menschen beginnt mit der schaltene DNA Synthese stattfindet und nach Paarung
Verschmelzung von haploiden Gameten (Oozyten der homologen Chromosomen in der Anaphase I die
und Spermien) unter Bildung eine diploiden Zygote homologen Chromosomen in der Anaphase der Meiose
(befruchtete Eizelle). Im Laufe der Embryonalentwick- II von den homologen Schweserchromatiden vonein-
lung wandern Zellen in die sogenannte Genitalleiste ein ander getrennt werden.
und durchlaufen als Oogonien und Spermatogonien
die Meiose. In den Eierstöcken (Ovarien) der Frau reifen
die Eizellen (Oozyten), wobei die Meiose in der Entwick-
lung des weiblichen Organismus schon in in der Embry-
onalphase vor der Geburt beginnt, aber erst nach der
Die Meiose garantiert, dass die nachfolgende Ge-
neration wieder einen diploiden Chromosomensatz
hat und ein Austausch des genetischen Materials
Pubertät jeweils einmal im Monat für meist nur eine erfolgt.
reife Oozyte abgeschlossen wird. Die Meiose im männ-
lichen Organismus erfolgt in den Hoden, beginnt aber
erst mit der Geschlechtsreife. Beim Mann treten ab Die Meiose I
der Pubertät kontinuierlich immer wieder neue Zellen
in die Meiose ein. Durch die Befruchtung reife Eizellen Nach Auflösen der Kernhülle und Verdichtung der Chro-
mit Samenzellen wird der Kreislauf des Lebenszyklus mosomen kommt es in der Prophase I zu einer Paarung
geschlossen. der homologen Chromosomen. Die replizierten Chro-
mosomen (mit 2 Schwesterchromatiden) beider Eltern-
Alle anderen Zellen des Organismus (somatische teile lagern sich zuerst locker anneinander (Synapsis),
diploide Zellen) kann man reduziert auch als Helfer- wobei die homologen Genabschnitte direkt aneinan-
zellen für die sexuelle Fortpflanzung ansehen. derliegen. Danach bilden die Homologen (auch Biva-
Bei Pflanzen stellt sich ein etwas anderes Bild des lente genannt) mit speziellen Proteinen einen engen
Lebenszyklus dar. Hier bildet sich aus der diploiden sogenannten synaptonemalen Komplex, der sich
Pflanze (Sporophyt) durch Meiose haploide Sporen, die über die Gesamtlänge der Chromosomen erstreckt
dann durch mitotische Teilung einen vielzelligen Orga- und sie fest zusammenhält. In diesem Stadium kommt
nismus hervorbringen (Gametophyt). Die Gameten es zum Austausch von genetischen Material zwischen
werden durch Mitose aus dem Gametophyt gebildet. den mütterlichen und väterlichen Chromosomen
Sporophyt und Gametophyt sind also die beiden durch Einwandern des reziproken DNA-Stranges.
abwechselnden Stadien dieses Generationswechsels. Dieses sogenannte Crossing-over ermöglicht ein
Vermischung der Gene beider Eltern, gewährleistet
9.2.2. Die Meiose aber auch, dass die homologen Chromosomen bis zur
Anaphase I verbunden bleiben. Durch den Zerfall des
Wie bei der Mitose hat sich das genetische Mate- synaptonemalen Komplexes treten die Chromosomen
rial (DNA) auch in der S-Phase vor der Meiose wieder auseinander, bleiben aber durch Chiasmata,
verdoppelt. Jedes Chromosom besitzt also zwei
(1) Interphase (2) Prophase (3) Prometaphase (4) Metaphase (5) Anaphase (6) Telophase
& Cytokinese
(1) Prophase I (2) Metaphase I (3) Anaphase I (4) Telophase I & Cytokinesis (5) Prophase II (6) Metaphase II (7) Anaphase II (8) Telophase II
& Cytokinesis
Abbildung 9.7: Mitose und Meiose im Vergleich
Bei beiden Vorgängen erfolgt zuerst eine Replikation der DNA.
111
9 Zellzyklus & Genetik
112
9 Zellzyklus & Genetik
Form der Schote (aufgebläht oder eingeschnürt), können seine Ergebnisse auf das sogenannte Genkon-
Farbe der Schote (grün oder gelb) und Wuchs- zept erweitert werden.
höhe (hoch oder niedrig).
Die Schlussfolgerung
• Mendel setzte Pflanzen ein, die über viele Gene- Der „erbliche Faktor“ für die weiße Blütenfarbe blieb in
rationen hinweg die gleiche Merkmalsausprä- der F1-Generation erhalten. Er ging also nicht verloren,
gung/Merkmalszustand aufweisen, Mendel sondern wurde lediglich durch die Anwesenheit
nannte diese Pflanzen dann reinerbig in Bezug des Faktors für die violetten Blüten (das dominante
auf das untersuchte Merkmal. Merkmal) unterdrückt. Es gibt also zwei alternative
Zustandsformen eines Erbfaktors, diese Varianten
113
9 Zellzyklus & Genetik
Eltern-(Parental)-Generation
reinerbig (homozygot) ww und RR
In der F1 - Generation
alle „uniform“ (einheitlich)
Phänotyp: (sichtbares Merkmal) =
dominant (violett/rötlich)
Genotyp: (Allelkombination) = Rw
In der F2 - Generation
Phänotyp:
violett/rötlich : weiß = 3 : 1 (dominant : rezessiv)
Genotyp:
RR : Rw : ww = 1 : 2 : 1
Bei der Paarung zweier reinerbigen Individuen (violette/ (yyrr) in einem Verhältnis 9:3:3:1. Die Varianten gelb/
rötliche und weiße Blütenfarbe) kommt es bei der runzelig und grün/glatt (immer ein dominantes und
Befruchtung zu einer mischerbigen F1-Generation mit ein rezessives Merkmal) sind neu und zeigen, dass die
der einheitliche Ausprägung des dominanten Phäno- verschiedenen Allelepaare bei der Gametenbildung
typs (violett). unabhängig voneinander verteilt werden.
Mendel‘sche Regel 2 (Aufspaltungsregel): Mendel hatte bei der Beobachtung dieser Merkmale
In der F2-Generation kommt es dann zu einer Aufteilung Glück, da für die jeweiligen Merkmale nur ein Gen
im Genotyp von reinerbig dominant (RR) : mischerbig verantwortlich ist und die Gene für diese Merkmalsaus-
(Rw): reinerbig rezessiv (ww) von 1:2:1. Da sowohl die prägung auf unterschiedlichen Chromosomen liegen.
reinerbig dominant als auch die mischerbigen einen Wären sie auf einem Chromosom würde die Vererbung
dominanten (violetten/rötlichen) Erscheinungsbild dieser Gene miteinander zumindest teilweise gekop-
aufweisen, muss man im Phänotyp ein Verhältnis von pelt sein und nicht diesem erwarteten Ergebnis 9:3:3:1
3:1 erwarten. Man beachte, dass in einem dominant/ entsprechen.
rezessiven Erbgang die Verhältnisse im Genotyp und
Phänotyp unterschiedlich sind!
Reinerbige Individuen werden auch als homozygot
bezeichnet: sie besitzen zweimal das gleiche Allel in
der Zygote (Produkt der Befruchtung), wogegen misch-
erbige Individuen verschiedene Allele tragen und als
heterozygot bezeichnet werden.
114
9 Zellzyklus & Genetik
115
Abbildungsverzeichnis
Kapitel 1
116
„Wasserstoffbrückenbindungen-Wasser“, gemeinfrei verfügbar 16
Abbildung 1.24: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ad/S%C3%A4uren_und_Laugen_-_PH_
Skala_Universalindikator.png,
„Säuren und Laugen - PH Skala Universalindikator“ von Kopiersperre
unter der CC BY SA 3.0 Lizenz 22
Abbildung 1.25: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/12/
Milchs%C3%A4ure_Enantiomerenpaar.svg,
„Milchsäure_Enantiomerenpaar“, gemeinfrei verfügbar 23
Abbildung 1.26: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/2e/Alpha-
D-Talopyranose.svg/1200px-Alpha-D-Talopyranose.svg.png;
„Alpha-D-Talopyranose“, gemeinfrei verfügbar;
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/82/Beta-
D-Glucopyranose.svg/946px-Beta-D-Glucopyranose.svg.png
„Beta-D-Glucopyranose“, gemeinfrei verfügbar 24
Abbildung 1.27: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1a/Saccharose2.svg,
„Saccharose2“, gemeinfrei verfügbar;
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/93/Maltose_Haworth.svg,
„Maltose_Haworth“, gemeinfrei verfügbar;
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/36/Lactose_Haworth.svg,
„Lactose_Haworth“, gemeinfrei verfügbar 26
Abbildung 1.28: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Figure_05_01_02.jpg,
„Figure_05_01_02“ von CNX OpenStax unter der CC-BY 4.0 Lizenz, modifiziert 27
Abbildung 1.39: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bilayer_scheme.svg,
„Bilayer_scheme“, gemeinfrei ferfügbar, modifiziert 27
Abbildung 1.30: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:222_Other_Important_Lipids-01.jpg,
„222_Other_Important_Lipids-01“ von OpenStax College unter der CC-BY 3.0 Lizenz 28
Abbildung 1.31: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1c/L-amino_acid_general.svg,
„L-amino_acid_general“, gemeinfrei verfügbar 28
Abbildung 1.32: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7d/Over-
view_proteinogenic_amino_acids-DE.svg,
„Overview_proteinogenic_amino_acids-DE“, gemeinfrei verfügbar 28
Abbildung 1.33: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f0/Betain-Glycine.png,
„Betain-Glycine“, gemeinfrei verfügbar 29
Abbildung 1.34: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2f/Amino_acid_titration.png,
„Amino acid titration“ von Jue~commonswiki unter der CC BY SA 3.0 Lizenz 29
Abbildung 1.35: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/20/Protein-Struktur.png,
„Protein-Struktur“ von Imalipusram unter der CC BY SA 3.0 Lizenz 30
Abbildung 1.36: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nucleotide_nucleoside_general.
svg#/media/File:Nucleotide_nucleoside_general.svg,
„Nucleotide nucleoside general”von Yikrazuul unter der CC BY-SA 3.0 Lizenz 30
Abbildung 1.37: https://de.wikipedia.org/wiki/Adenin, „Adenin“,
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Cytosin.svg, „Cytosin“,
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Guanin.svg, „Guanin“,
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Thymin.svg, „Thymin“,
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Uracil.svg, „Uracil“, alle gemeinfrei verfügbar 30
Abbildung 1.38: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5c/Base_Pair_GC_Hydrogen_Bridge_V.1.svg,
„Base Pair GC Hydrogen Bridge V.1“, gemeinfrei verfügbar 30
Abbildung 1.39: Barbara Hamilton 31
Abbildung 1.40: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Difference_DNA_RNA-EN.svg,
„Difference DNA RNA-EN“ von Sponk unter der CC BY SA 3.0 Lizenz 31
Kapitel 2
117
„Prokaryote DNA-en“ von Cwbm unter der CC-BY-SA 3.0Lizenz 35
Abbildung 2.4: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1a/Biological_cell.svg,
„Biological Cell“ von MesserWoland unter der CC-BY-SA 3.0 Lizenz 35
Abbildung 2.5: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fc/Plant_cell_structure_svg-de.svg,
„Plant_Cell_Structure“ von Muellercrtp, gemeinfrei verfügbar Schematische 36
Abbildung 2.6: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/65/Zellkern.png,
„Zellkern“ von Dirkb unter der CC-BY-SA 3.0 Lizenz 36
Abbildung 2.7: Barbara Hamilton 36
Abbildung 2.8: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/eb/
Endomembrane_system_diagram_de.svg,
„Endomembrane_system_diagram_de“, gemeinfrei verfügbar 37
Abbildung 2.9: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f6/Nucleus_ER_golgi.svg,
„Nucleus_ER_golgi“ von Adam Rędzikowski unter der CC-BY-SA 3.0 Lizenz 38
Abbildung 2.10: Barbara Hamilton 38
Abbildung 2.11: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8c/Plasmolyse_Pflanzenzelle.svg,
„Plasmolyse Pflanzenzelle“, gemeinfrei verfügbar 39
Abbildung 2.12: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/af/Animal_mitochondrion_diagram_de.svg,
„Animal_mitochondrion_diagram_de“, gemeinfrei verfügbar 40
Abbildung 2.13: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/26/Chloroplast.svg,
„Chloroplast“ von SuperManu unter der CC-BY-SA 3.0 Lizenz 41
Abbildung 2.14: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e2/Peroxisome_de.svg,
„Perixosome_de“, gemeinfrei verfügbar 41
Abbildung 2.15: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4d/OSC_Microbio_03_04_Cytoskel.jpg,
„OSC Microbio 03 04 Cytoskel“ von CNX OpenStax unter der CC-BY 4.0 Lizenz 42
Abbildung 2.16: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/Mikrotubula007_de.png,
„Mikrotubula007 de“ von Qniemiec unter der CC-BA-SA 4.0 Lizenz 42
Abbildung 2.17: Barbara Hamilton 43
Abbildung 2.18: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3a/Cellular_tight_junction_de.png,
„Cellular tight junction de“ von Mariana Ruiz unter der CC-BY 4.0 Lizenz 44
Abbildung 2.19: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/Desmosome_cell_junction_de.svg,
„Desmosome cell junction de“, gemenfrei verfügbar 44
Kapitel 3
118
unter der Lizenz CC BY-SA 2.0, zusammengefügt 49
Abbildung 3.5: http://sciencecases.lib.buffalo.edu/cs/files/guppy_genes.pdf, „Males
from high (top) and low (bottom) predation streams.“
mit Genehmigung von PhD E. Dale Broder 50
Abbildung 3.6: Sarah Kainz 50
Abbildung 3.7: Sarah Kainz 51
Abbildung 3.8: Sarah Kainz 51
Abbildung 3.9: Sarah Kainz 52
Abbildung 3.10: Sarah Kainz 53
Kapitel 4
Kapitel 5
119
Abbildung 5.10: Sarah Kainz 68
Abbildung 5.11: Sarah Kainz 70
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
120
Zur Verfügung gestellt und mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Stöffelbauer 95
Abbildung 8.11: https://www.facebook.com/balgard.flammentod.art/,
Zur Verfügung gestellt und mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Stöffelbauer 95
Abbildung 8.12: https://sl.m.wikipedia.org/wiki/Slika:World_ecozones.svg,
World ecozones von Dietzel unter der Lizenz CC BY-SA 2.5 96
Kapitel 9
121