Mb-News 02-13 M431
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Weiterrechnen,
wo die Stabtheorie am Ende ist
Leistungsbeschreibung des MicroFe-Moduls
M431 Stahl-Profilstäbe in Faltwerke aus Stahl umwandeln
Jedes Berechnungsverfahren hat seine Anwendungsgrenzen. Bei den gängigen Stabwerks
programmen nach der FE-Methode ist das u.a. die Annahme vom Ebenbleiben der Quer-
schnitte. Ergeben sich an dieser Grundlage berechtigte Zweifel, dürfen die entsprechenden
Programme nicht mehr eingesetzt werden. MicroFe kennt hier einen neuen Weg.
σx
+
−
τ
−
+
σx
τ
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Eine Berechnung mit der FE-Methode ist oft viel genauer Dazu gehört die Annahme vom Ebenbleiben der Quer-
und vielseitiger als eine Berechnung nach anderen Verfah- schnitte. Diese Annahme ist in vielen Fällen gegeben. Es gibt
ren, trotzdem gelten auch hier Anwendungsgrenzen, die aber auch Fälle, in denen man davon nicht mehr ausgehen
man kennen und einhalten muss. kann. Die klassische Formulierung der FE-Methode für Stab
tragwerke kann diese Ausnahmen nicht berücksichtigen.
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Der 7. Freiheitsgrad
Es gibt Lösungsansätze, in denen für einen FE-Knoten nicht Diese Lösung hat den Charme, dass man nicht mehr auf ein
6 Freiheitsgrade (3 Translationen und 3 Rotationen), son- Rechenmodell angewiesen ist, welches von einem Ebenblei-
dern ein zusätzlicher 7. Freiheitsgrad vorgesehen wird. ben der Querschnitte ausgeht, sondern, dass man genau
diese Effekte sehr genau berücksichtigen kann. Hier lie-
Dieser 7. Freiheitsgrad wird benötigt, um in der matriziellen fert also eine hochwertigere Modellierung realistischere Er-
Schreibweise der Elementansätze die Elementsteifigkeits- gebnisse.
matrix vollständig zu beschreiben, weil mit diesem 7. Frei-
heitsgrad die Wölbung berücksichtigt wird, welche zu dem Aber auch diese Modellierung hat Nachteile. Sie ist we-
„nicht Ebenbleiben der Querschnitte“ führt 1. sentlich aufwändiger und durch das Herausschneiden ein-
zelner Stäbe oder Stabzüge sind zusätzliche Kompatibili-
Eine vollständige Beschreibung dieser Lösung, inklusive aller tätsbetrachtungen vorzunehmen: Welche Schnittgrößen
Kompatibilitätsbedingungen beim Verbinden zweier zuei- müssen durch das Herausschneiden jetzt auf das Teilsys-
nander geknickten Stäben, ist nicht trivial und erfordert tem angesetzt werden? Welche Ersatzlagerungen müssen
zusätzliche Annahmen und Restriktionen. Ebenso ist die ergänzt werden und mit welchen Federsteifigkeiten? Gibt
Kompatibilität beim Koppeln solcher Stäbe mit Flächen pro- es gekoppelte Effekte zwischen den Ersatzlagerungen, die
blematisch. Somit scheitert dieser Versuch, das „nicht Eben- im Ersatzsystem gegenüber einem 3D-System unberück-
bleiben der Querschnitte“ innerhalb einer Stabwerkformu- sichtigt bleiben?
lierung mit FE-Stäben korrekt zu berücksichtigen.
Profilstäbe in Faltwerksmodellierung
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Im Standardfall tauchen die Probleme mit dem „nicht Eben- Das im Elementansatz der Stabelemente verankerte „Eben-
bleiben des Querschnitts“ innerhalb des Stabes auf, zwischen bleiben der Querschnitte“ kann über die „Stirnplatten“ voll
den Knotenpunkten der Konstruktion und nicht innerhalb des kompatibel in die angrenzenden Flächenelemente übertra-
Knotens, da man diesen in der Regel steif ausbildet. Genau gen werden. Von dort aus können jetzt auch Verzerrungs-
dieser Detailpunkt erfordert aber bei der Modellierung mit zustände innerhalb der Flächenmodellierung, auch aus der
Flächenelementen einen zusätzlichen Aufwand, ohne dass Querschnittebene heraus, korrekt berücksichtigt werden.
der Knoten-Detailbereich selbst gefährdet wäre oder einen Die „Stirnplatte“ als Kompatibiliätsebene kann in solchen
besonderen Einfluss auf die Berechnung der Stäbe selbst hat, Fällen als Starrkörper definiert werden.
da in unmittelbarer Nähe zu einer steifen Knotenausbildung
das Ebenbleiben der Querschnitte gegeben ist.
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Bild 8. D
ie Verbindung der einzelnen Stäbe am gemeinsamen Knoten erfolgt weiterhin über die Stabformulierung. Hier darf man sich nicht
vom optischen Eindruck täuschen lassen. Die Flächenformulierung sieht zwar optisch stärker (steifer) aus, sie ist es aber nicht, sondern
die unscheinbaren Stabelemente mit den entsprechenden Elementansätzen sind tatsächlich steifer.
Indem man im Knotenbereich die FE-Modellierung über Das neue Modul „M431 Stahl-Profilstäbe in Faltwerke aus
Stabelemente vorsieht, modelliert man eine relativ steife Stahl umwandeln“ bietet mit wenigen Klicks eine wesent
Verbindung. Genau das, was man später in entsprechen- liche Leistungssteigerung bei der Berechnung von Stab-
den Detailnachweisen der Knotenausbildung über Steifen tragwerken aus Stahl. Vormals aufwändige Modellierun-
usw. erreichen möchte. gen in mühsam herausgelösten Teilsystemen entfallen. Die
zusätzlichen Ergebnisse stehen integriert im 3D-Modell zur
Neue Möglichkeiten Verfügung.
Für die Berechnung von Stabtragwerken aus Stahl ergeben M431 ist auch als Generierungshilfe für aufwändigere,
sich mit dieser Methode neue Möglichkeiten. Das System vollständige Flächengenerierungen mit Ausbildung aller
kann wie bisher eingegeben und berechnet werden. Für Knotendetails von Vorteil. Dazu wurden im voranstehen-
einzelne Stäbe können bei Bedarf Teilstücke eines Stabs als den Artikel von Dr.-Ing. Joachim Kretz und Dr.-Ing. Dorian
Faltwerk modelliert werden. Zusätzlich kann man jetzt Las- Lutzkanov einige Beispiele gezeigt.
ten auf einen Lastangriff am oberen oder unteren Flansch
verschieben. Außerdem können Öffnungen und zusätzliche Das Modul M431 steht innerhalb MicroFe zur Verfügung.
Steifen platziert werden. Stabwerksmodelle aus EuroSta können in MicroFe naht-
los übernommen und mit M431 weiterbearbeitet werden.
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Bild 10. Vergleich der Eigenformen eines teilmodellierten (oben) mit einem durchmodellierten System (unten)
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