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MVT e 8

Das Dokument beschreibt verschiedene Methoden zur Kennzeichnung des Mischungszustands von Partikelsystemen. Es wird zwischen vollständiger Entmischung, idealer Mischung und Zufallsmischung unterschieden. Die Zufallsmischung stellt dabei den optimalen Mischungszustand dar, der durch zufällige Relativbewegungen der Partikel erreicht wird. Die Qualität einer realen Mischung kann anhand der Varianz der Konzentrationen in Proben bestimmt werden.

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MVT e 8

Das Dokument beschreibt verschiedene Methoden zur Kennzeichnung des Mischungszustands von Partikelsystemen. Es wird zwischen vollständiger Entmischung, idealer Mischung und Zufallsmischung unterschieden. Die Zufallsmischung stellt dabei den optimalen Mischungszustand dar, der durch zufällige Relativbewegungen der Partikel erreicht wird. Die Qualität einer realen Mischung kann anhand der Varianz der Konzentrationen in Proben bestimmt werden.

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455

Mischen

456

8.1
Mischen von Partikelsystemen ................................................... 457
8.1.1
Kennzeichnung des Mischungszustandes der Partikelsysteme457
8.1.1.1
Kennzeichnung der Gte einer realen Mischung .......... 458
8.1.1.2
Stochastische Homogenitt und Modell der idealen
Zufallsmischung ............................................................ 460
8.1.1.3
Kennzeichnung der Mischgte ...................................... 464
8.1.2
Kinetik des Mischens von Partikelsystemen ........................ 464
8.1.3
Auslegung der Mischkinetik ................................................. 467
8.2
Mischer fr Partikelsysteme ....................................................... 468
8.2.1
Rotierende Mischbehlter ..................................................... 468
8.2.1.1
Prozessbedingungen ...................................................... 468
8.2.1.2
Auslegung...................................................................... 469
8.2.2
Zwangsmischer mit Agitationsorganen ................................ 470
8.2.3
Homogenisiersilos (mit festen Einbauten) ........................... 470
8.2.4
Pneumatische Mischer .......................................................... 471
8.3
Durchstrmungsverhalten von Partikelschichten ....................... 471
8.3.1
Kontinuumsmechanisches Durchstrmungsmodell ............. 473
8.3.1.1
Rohrdurchstrmung....................................................... 473
8.3.1.2
Druckverlust bei der Durchstrmung einer Schttung .. 475
8.3.2
Durchstrmung von Wirbelschichten ................................... 479
8.3.2.1
Fluidisationsverhalten und Lockerungspunkt ............... 479
8.3.2.2
Partikelmechanischer Modellansatz .............................. 483
8.3.2.3
Auslegung von Wirbelschichtmischern......................... 486
8.3.2.4
Strahlmischer................................................................. 488
8.4
Schwerpunkte und Kompetenzen ............................................... 488

MVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

456
8 Mischen
Das Mischen stellt die Umkehrung des Trennens dar. Unterschiedlich zusammengesetzte Eingangsstoffe (Komponenten) werden in einen Prozessraum eingebracht und mit dem Ziel verarbeitet, eine mglichst gleichmige
Verteilung der kleinstmglichen Mischungsbestandteile (Elemente) ber das
Mischungsvolumen hinweg zu erreichen, d.h. jede Probe des Mischgutes
soll mglichst die Zusammensetzung aufweisen, die dem gesamten
Mischgut entspricht. In Abhngigkeit vom Prozessziel lassen sich somit
folgende Mischprozesse abgrenzen:
a) Die Erzeugung stochastisch homogener, grobdisperser Stoffsysteme.
Hierzu zhlen Mischungen krniger Stoffe sowie auch Suspensionen und
Emulsionen.
b) Das Mischen von vollstndig ineinander lslichen Flssigkeiten oder von
Gasen. Das Grobvermischen ist hierbei der geschwindigkeitsbestimmende Schritt, so dass auch diese Mischprozesse der mechanischen Verfahrenstechnik zuzuordnen sind.
c) Die Erzeugung eines Mehrphasensystems im Prozessraum als Voraussetzung fr den Ablauf berlagerter Mikroprozesse, z. B. beim
* Flotieren,
* bei der Flockung und
* beim Stoffbergang zwischen der dispersen und der kontinuierlichen Phase.
Ist die disperse Phase ein Fluid oder besteht sie aus Agglomeraten, so kann
die Hydrodynamik im Prozessraum - insbesondere die Turbulenz (s. Abschn. 4.2 MVT_e_4.doc) - die Partikelgren bestimmen.
Mischprozesse erfordern die Erzeugung von Relativbewegungen im
Mischgut, die ein breites Grenspektrum von Stoffballen bis zum Einzelteilchen umfassen. Wichtig ist weiterhin, dass das gesamte Gut davon erfasst wird. Durch die Umwlzung im Prozessraum und den Austausch von
Stoffballen zwischen den einzelnen Strombahnen erfolgt ein grober Konzentrationsausgleich. Bestimmend fr diese Ausgleichsprozesse ist der Diffusionskoeffizient Dt,i (s. Abschn. 4.2.2.1 MVT_e_4.doc - Diffusionskoeffizient_turb).
Diesem als Grobvermischen oder Konvektionsmischen bezeichneten
Vorgang muss das Feinvermischen berlagert sein. Durch die Feinstruktur
der Bewegungen entsteht bei grobdispersen Systemen ein Platzwechsel benachbarter Partikeln; in fluiden Einphasensystemen erfolgt eine ballen- bzw.
schlierenfrmige Verteilung der Komponenten ineinander. Der Konzentrationsausgleich zwischen diesen Ballen bzw. Schlieren geschieht durch moleMVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

457
kulare Austauschvorgnge (siehe 6.4 MVT_e_6.doc - Kolmogoroff_DGl),
die jedoch nicht fr den Mischvorgang geschwindigkeitsbestimmend sind.
(Folie 8.1)

8.1
Mischen von Partikelsystemen
Das Mischen krniger Stoffe besitzt eine groe Anwendungsbreite in der
- Grundstoff-,
- der Baustoff-,
- der Lebensmittel-,
- der chemischen sowie
- der pharmazeutischen Industrie.
Die zu mischenden krnigen Stoffe knnen sich in der stofflichen Zusammensetzung und in ihren physikalischen Eigenschaften voneinander unterscheiden. Beim Aufgeben der Ausgangsstoffe in den Prozessraum liegt eine
mehr oder weniger vollstndige Entmischung vor. Prozessziel ist der Abbau
von Inhomogenitten und eine mglichst weitgehende Annherung an den
Zustand der vollstndigen oder idealen Zufallsmischung.
8.1.1 Kennzeichnung des Mischungszustandes der Partikelsysteme
Die Mischgte im Sinne einer Prozessgte wird zweckmigerweise durch
die mittlere quadratische Abweichung (Varianz) der betrachteten Komponentenkonzentration (-anteile) in Proben der Zusammensetzung der Gesamtmischung beurteilt. Die durch zuflligen Platzwechsel der Elemente des
Mischgutes im Prozessraum beste erreichbare Mischgte ist die stochastische Homogenitt bzw. die Mischgte der vollstndigen oder idealen Zufallsmischung.
Stochastische Homogenitt liegt dann vor, wenn die Wahrscheinlichkeit,
ein Partikel der unabhngig voneinander zu betrachtenden Mischungsbestandteile in einem beliebigen Volumenelement des gesamten Prozessraumes anzutreffen, fr alle gleichgroen Volumenelemente gleich ist. Diese
Definition gilt streng nur fr die rumliche Verteilung von Punkten; bei
rumlich ausgedehnten Partikeln gilt sie angenhert, wenn deren Volumenanteil sehr klein ist. Bei greren Anteilen nehmen sich nmlich die Partikel
gegenseitig Raum weg. Die Zufallsmischung baut sich dann sukzessiv von
Partikel zu Partikel auf /8.1/.
Sind die Partikeln der zu mischenden Komponenten sehr klein, wie z. B. bei
den Moleklen von Gasen bzw. ineinander lslicher Flssigkeiten, dann
wird die beste messbare Mischgte nicht durch die zufllige Verteilung der
Partikeln, sondern durch die Genauigkeit der benutzten Konzentrationsmessmethode begrenzt. Demgegenber sind in dispersen Systemen die Ein-

MVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

458
zelteilchen gegenber dem Probenumfang nicht mehr vernachlssigbar.
Damit wird die zufllige Verteilung der Partikeln fr die bestmgliche
Mischgte bestimmend.
Die Varianz von Zufallsmischungen kann mit verschiedenartigen Methoden untersucht werden (siehe z. B. /8.2, 8.3, 8.4/). Gewhnlich werden Proben konstanter Masse zugrunde gelegt und die Massenanteile einer ausgewhlten, gut messbaren Komponente k k = mk/m als Bewertungsgren
benutzt. Es ist aber auch denkbar, Proben gleicher Partikelanzahl zu ziehen
und die Anzahlanteile ak = Nk/N zu whlen.
Neben der Art der Messgre und der Probengre beeinflussen die Anteile
der Gemischkomponenten sowie deren Partikelgrenverteilung die Varianz
2z der vollstndigen Zufallsmischung:
Mischungen krniger Stoffe entstehen durch ungerichtete (zufllige) Relativbewegungen von Stoffballen und Einzelpartikeln (siehe auch Diffusion
im Kapitel 4.2 MVT_e_4neu.pdf). Deshalb kann man als Ergebnis nur eine
Zufallsanordnung und keine regelmige Anordnung erwarten. Die Folie 8.2
verdeutlicht dies am Beispiel eines binren Gemisches.
Fr eine schematische Kennzeichnung der Mischungszustnden eines krnigen Produktes unterscheidet man die:
a) vollstndige Entmischung
b) regelmige Verteilung (ideale Mischung)
c) Zufallsmischung
Mischprozesse streben Gleichgewichtszustnden zu, die man als vollstndige bzw. ideale Zufallsmischungen oder stochastische Homogenitt bezeichnet. Davon ab weichende Zustnde haben als unvollstndige Mischungen oder als Entmischungen zu gelten.
Anhand von c) erkennt man, dass bei der Entnahme von Proben gleichen
Umfangs aus dem Gemisch deren Zusammensetzung um einen Mittelwert
streuen wird. Die Streuung hngt in entscheidendem Mae von der Probengre ab (Vergleich: Einzelkorn - "Probe" des gesamten Kollektivs).
8.1.1.1 Kennzeichnung der Gte einer realen Mischung
Nachfolgende Bemerkungen sind auf ein Zweikomponentengemisch zugeschnitten (binres System). Jedes Mehrkomponenten-Gemisch lsst sich
auf ein binres System zurckfhren:
Komponenten
(1) und (2)
Massen
m1 und m2 mit m1 + m2 = m
und den Masseanteile:
1 =

m1
m

und

2 =

m2
,
m

sowie 1 + 2 = 1 .

MVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

(8.1)

459
1 und 2 entsprechen damit den Erwartungswerten der Zusammensetzung
von n Proben, die aus der Mischung gezogen werden. Da es sich jedoch um
eine Zufallsmischung handelt, wird die tatschliche Probenzusammensetzung um die Erwartungswerte schwanken.
Zerlegt man zunchst die Gesamtmasse m vollstndig in n gleich groe
Teilmassen mj (j = 1, 2, ... n), so wird selbstverstndlich auch die Zusammensetzung dieser Teilmassen um die Erwartungswerte schwanken. Fr die
Zusammensetzung jeder Teilmasse mj gilt dann: mj = m1,j + m2,j bzw. fr
die Masseanteile 1,j und 2,j:
1, j =

m1, j

und

2, j =

m 2, j
m

sowie 1, j + 2, j = 1 .

(8.2)

Da die n Teilmassen insgesamt der Masse der Gesamtmischung entsprechen,


gilt die Gleichheit mit den Erwartungswerten:

1 n
1, j
n j=1

1 =

und

2 =

1 n
2, j .
n j=1

(8.3)

Zur Kennzeichnung der Gleichfrmigkeit der Mischung kann man die auf
die bekannten Erwartungswerte 1 und 2 bezogenen Varianzen der Massenanteile P,j und Q,j in den Teilmassen benutzen ( Folie 8.3.2a):

12 =

1 n
2
(1, j 1 )
n j=1

und

22 =

1 n
2
(1, j 2 ) .
n j=1

(8.4)

Da fr jede Teilmasse die Komponentenbilanz gilt:


1, j + 2, j = 1 und

1, j

1 ) + ( 2, j 2 ) = 1 (1 + 2 ) = 0

(8.5)

ist auch

1, j

1 ) = ( 2, j 2 )
2

bzw.

1 = 2 = .

(8.6)

Zu beachten ist jedoch, dass 2 von der Gre der Teilmassen mj, dem Verhltnis 1/2 und von den Partikelgrenverteilungen der Komponenten
abhngt. Folglich sind fr die Varianz auch deren Parameter mit anzugeben.
Verfolgt man den zeitlichen Ablauf eines Mischvorganges, so strebt die Va2
rianz einem Grenzwert zu lim 2 = .
t

Im nachfolgenden Abschnitt wird dieser Grenzwert auf Grundlage des Modells der vollstndigen oder idealen Zufallsmischung bestimmt.
Praktisch ist es jedoch nicht sinnvoll, die Mischung in smtliche n Teilmassen zu zerlegen und diese hinsichtlich ihrer Zusammensetzung zu untersuchen. Deshalb muss die Untersuchung auf eine bestimmte Zahl von nP Proben, d.h. Stichprobe, beschrnkt bleiben. Mit Hilfe dieser Proben (nP < n)
wird eine Schtzung von 2 fr die insgesamt n Teilmassen umfassende

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460
Grundgesamtheit vorgenommen. Dabei existieren bekanntlich zwei Mglichkeiten:
a) Der Erwartungswert 1 der Gemischzusammensetzung ist bekannt.
Dies ist bei satzweise arbeitenden Mischern der Fall, denen bekannte
Masse der Komponenten aufgegeben werden. Dann lautet die Schtzung
~
s 2 fr die Varianz (Folie 8.3.2a):
nP
~s 2 = 1 ( )2 .
1, j 1
n P j =1

(8.7)

b) Der Erwartungswert 1 fr die Gemischzusammensetzung ist nicht bekannt und muss selbst geschtzt werden, und zwar (Folie 8.3.2b):
1 =

1 nP
1, j .
n P j =1

(8.8)

Dann lautet die Schtzung fr die Varianz:


~s 2 =

nP
1
2
(1, j 1 ) .
n P 1 j =1

(8.9)

Ein einwandfrei arbeitender Mischer sollte im Stande sein, den Zustand der
idealen Unordnung herzustellen, der in einer idealen Zufallsmischung mit
2Z verwirklicht ist. Wenn keine strenden Einflsse vorliegen, gilt:
2min = 2 = 2Z .

(8.10)

Andererseits liegt der Maximalwert der Varianz bei vollstndiger Entmischung vor. Bei einer Zweikomponenten-Mischung kann dann eine Probe
entweder die Komponente (1) 1,j = 1 , 2,j = 0 oder die Komponente (2)
2,j = 1 enthalten
2max = 1 (1 1 ) = 1 2 .

(8.11)

8.1.1.2 Stochastische Homogenitt und Modell der idealen Zufallsmischung


Nun ist die Frage zu beantworten, wie ein Gemisch bei Vorliegen idealer
Zufallsordnung (Unordnung) aufgebaut ist, d.h. wie gro 2Z ist.
Die Beantwortung luft darauf hinaus, bei Kenntnis der
Partikelgrenverteilungen und der Masseanteile der Komponenten sowie
bei vorgeschriebener Probenmasse eine Aussage ber den im gnstigsten
Fall erreichbaren Mischungszustand zu machen.
Die Beantwortung geschieht mit Hilfe einer von STANGE 1 [8.4] fr ein
Zweikomponenten-System entwickelten Modellvorstellung:

Dr.- Ing.habil. J. Tomas 1992


1

Stange, K., Die Mischgte einer Zufallsmischung als Grundlage zur Beurteilung von
Mischversuchen, Chem.-Ing.-Techn. 26 (1954) 331-337
MVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

461
Die Partikelgrenverteilung beider Komponenten werden dabei mit Hilfe
der mittleren Partikelmassen m1 und m 2 sowie der Varianzen 12 und
22 der Partikelmassen aus den Anzahlverteilungen Q0(d) beschrieben. Fr
die beiden mittleren Partikelmassen wird das 3. Moment entweder der q3(d)Verteilungen der Mengenart Masse (s. MVT_e_1neu.doc#kte_Anfangsmoment)
m = s

= s d o
6 M 3,3 (d )
6

q 3 (d ) d (d )

du

1
i,3

3
i =1 d m , i

(8.12)

oder der jeweiligen Anzahlverteilungen herangezogen m = s

M 3,0 (d ) :
6

d 1 ,o

N
m1 = s,1 M 3,0 (d1 ) = s,1 d13 q 0 (d1 ) d(d ) s,1 d13m , i i ,0 (8.13)
6
6 d 1,u
6 i =1
d 2 ,o

N
m 2 = s, 2 M 3,0 (d 2 ) = s,1 d 32 q 0 (d 2 ) d(d ) s, 2 d 32 m , i i ,0 (8.14)
6
6 d 2 ,u
6 i =1
Die Varianzen 12 und 22 werden mit Hilfe des zweiten zentralen Momen2
d M 2,0 (d 3 )
36 m , 0
berechnet (siehe MVT_e_1neu.doc#zweite_Moment_Varianz):

tes der Partikelvolumen

2
2
3
d m , 0 M 2 , 0 ( d ) und -massen = s

d 1 ,o

2 N
2
2
2
3
3
2
(
)
(
d
d
q
(
d
)
d
(
d
)
d13m , i d13m ,0 ) i ,0 (8.15)
=

1
1m , 0
0
1
s ,1

36 d1,u
36 i =1
2
1

2
s ,1

d 2 ,o

=
2
2

2
s, 2

2 N
2
2
2
3
3
2
(
d 2 d 2 m ,0 ) q 0 (d 2 ) d(d ) s, 2 (d 32 m , i d 32 m ,0 ) i ,0 (8.16)

36 d 2 ,u
36 i =1

Im Falle von Normalverteilungen der Partikelgren (-massen) knnen die


Standardabweichungen auch wie folgt ermittelt werden (siehe MVT_e_1neu.doc#Standardabweichung_NVT):
1 = s,1

(d13,84,0 d13,16,0 )
12

(8.17)

2 = s , 2

(d 32,84,0 d 32,16,0 )
12

(8.18)

Somit erhlt man die dimensionslosen Variationskoeffizienten:


v1 = 1 / m1

und

v2 = 2 / m2 .

(8.19)

Das binre Gemisch bestehe aus N = N1 + N2 Partikeln, und zwar N1 der


Komponente (1) und N2 der Komponente (2). Somit ergeben sich die
Partikelanzahlanteile zu:
a 1 = N1 / N

und

a 2 = N2 / N

mit

a1 + a 2 = 1.

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(8.20)

462
Fr die mittlere Partikelmasse m s der Mischung erhlt man nunmehr:
ms =

N
N1
m1 + 2 m 2 = a 1 m1 + a 2 m 2 .
N
N

(8.21)

Weiterhin bestehen folgende Beziehungen fr die Gesamtmassen der Komponenten (1) und (2):

m1 = N1 m1 und

m2 = N 2 m2

(8.22)

und fr die Gesamtmasse der Mischung m = m1 + m2:


m = Nm s .

(8.23)

Mit Hilfe der letzten Gleichungen lassen sich


und
1 = m1 / m
2 = m2 / m
1 =

m1 N1 m1
=
a1
ms N ms

und

2 =

umformen

m2 N 2 m2
=
a2
ms N
ms

(8.24)

und es ergibt sich weiterhin aus der Anzahlbilanz a1 + a2 = 1:


1 2
1
.
+
=
m1 m 2 m s

(8.25)

Mit Hilfe dieser Gl.(8.25) ist nun die mittlere Partikelmasse m s der Mischung aus den Masseanteilen der Komponenten und den mittleren
Partikelmassen beider Komponenten berechenbar.
hnliche Beziehungen kann man auf eine Probe mit der Masse mp anwenden. Damit erhlt man die Grundlagen fr die Berechnung der Varianz 2Z
der vollstndigen Zufallsmischung Modell von STANGE!.
Die Berechnung geschieht mit Hilfe der Fehlerfortpflanzungsgesetze (siehe
entsprechende Literatur).
Von den zur Bestimmung von 2Z vorgeschlagenen Modellen soll hier auf
das von STANGE1 /8.4/ entwickelte zurckgegriffen werden (Folie 8.3.3).
Es geht zunchst von konstanter (bzw. angenhert konstanter) Probemasse,
aber zugleich auch von angenhert konstanter Partikelzahl in den Proben
aus. Es bercksichtigt die Partikelgrenverteilungen der Komponenten in
Form der Anzahlverteilungen Q0(mj) der Partikelmassen, und zwar durch
die mittleren Partikelmassen m1 bzw. m 2 der Komponenten 1 und 2 sowie
der Varianzen 12 bzw. 22 der Partikelmasseverteilungen. Nach STANGE
gilt fr die Varianz der vollstndigen Zufallsmischung (mp Probemasse):
2Z =

1 2
1 m 2 1 + v 22 + 2 m1 1 + v12
mp

)]

v1 = 1 / m1 bzw. v 2 = 2 / m 2

und

(8.26)
(8.19)

die Variationskoeffizienten der Partikelmasseverteilungen bedeuten.


MVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

463
Damit liegt eine praktisch handhabbare Formel zur Bestimmung der Varianz
der Probenzusammensetzung vor. Man erkennt daraus deutlich den Einfluss
der Gemischanteile , der Feinheit m(d ) und der Gleichmigkeit v(d) ihrer
Partikelgrenverteilungen sowie der Probemasse mP auf 2Z .
Es liegt nahe, die Aussagemglichkeiten von Gl.(8.26) fr folgende Sonderflle der Produkt- und Gemischeigenschaften zu prfen:
a) Beide Komponenten weisen enge Partikelgrenverteilungen auf, d.h.
v12 0 und v22 0 :
2Z

1 2
[1m2 + 2 m1 ] = 1 2 m1m2 [1m2 + 2 m1 ] = 1 2 m1m2 1 + 2
mp
m p m1m 2
mp
m1 m1

2Z

1 2 m1 m 2

mp
ms

(8.27)

da gem Anzahlbilanz
1 / m1 + 2 / m 2 = 1 / m s

(8.25)

gilt, wenn m s die mittlere Partikelmasse der Mischung ist.


Fr Gleichkorn mit m1 = m2 = ms erhlt man, da mp/ms = N die
Partikelanzahl in der Probe ist

(8.28)
2Z 1 2 .
N
b) Die Partikelmasseverteilungen der Komponenten sind einander weitgehend hnlich, d.h. m1 m2 ms und v12 v 22 :

2Z 1 2 m s 1 + v 2 .
(8.29)
mp

Anhand von Gl.(8.29) wird besonders deutlich, dass 2Z mit zunehmender Feinheit und der Gleichmigkeit der Komponenten fllt.
c) Der Anteil einer Komponente berwiegt betrchtlich den der anderen (1
0,9), sowie m1 und m 2 bzw. v12 und v 22 liegen jeweils in der gleichen Grenordnung:

2Z

1 2
m 2 1 + v 22 .
mp

(8.30)

2Z wird dann in erster Linie von der Feinheit und dem Variationskoeffizienten der Komponente bestimmt, die mit geringem Anteil enthalten ist.
d) Die Masseanteile der beiden Komponenten sind etwa gleich 1 2, aber
eine ist wesentlich grber als die andere d1/d2 10 m1 / m 2 103 :

2Z

1 2
m1 1 + v12 .
mp

(8.31)

In diesem Fall wird 2Z vor allem von der Partikelgrenverteilung der


grberen Komponente bestimmt.

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464
Es verbleibt noch hinzuzufgen, dass sich dieses Modell auch auf Mehrkomponenten-Mischungen anwenden lsst, weil sich diese immer auf binre
Systeme zurckfhren lassen, indem man auer der jeweils zu betrachtenden
Komponente alle anderen zu einer gemeinsamen Ersatzkomponenten zusammenfasst, siehe Fall c) und Gl.(8.30).
8.1.1.3 Kennzeichnung der Mischgte
Zur Beurteilung der Mischgte ist daher nur Nachweis der rtlichen Verteilung einer charakteristischen Komponente (z.B. farblich markierter Partikel
oder Verwendung einer feineren Grenfraktion) mit
- verhltnismig geringer Konzentration,
- guter Analysierbarkeit (Farbe oder Siebung) notwendig!
Ein Ma zur Beurteilung der Mischgte lsst sich mit den Standardabweichungen Gln.(8.7), (8.11) und (8.26) wie folgt definieren:
/ (~s = ... ) = 0...1 ,
(8.32)
MG = / ~s
1

max

Mit Hilfe der Varianzen schlgt LACEY 2 vor:


2 ~s 2
2max (~s 2 = 2max ...2Z )

= 0...1
MG 2 = 2max
2max 2Z
max 2Z
Unter Verzicht der Berechnung von Z wesentlich einfacher:
1 (~s = ... ) / = 0...1 .
MG = 1 ~s /
3

max

max

max

(8.33)

(8.34)

Komplementr folgt ein Entmischungs- oder Segregationsindex2:


SI = 1 MG

SI = 1...0

(8.35)

Das Modell der idealen Zufallsmischung lsst sich nicht auf alle Mischvorgnge anwenden. Es setzt nmlich voraus, dass die Erwartungswerte fr die
Anteile der Komponenten ber das Volumen hinweg konstant sind.
8.1.2 Kinetik des Mischens von Partikelsystemen
Als Wirkprinzipien des Mischens von Partikelsystemen werden der Eintrag
mechanischer Energie durch
a) rotierende Prozessrume,
b) Agitationsorgane,
c) Durchstrmung mittels Fluide
angewandt ( Folie 8.4). Fr die Beurteilung eines Mischprozesses ist die
zeitliche Vernderung der Varianz s 2 ( t ) des Mischgutes von Interesse, die
mit der Varianz

Dr.- Ing.habil. J. Tomas 1992

2 Lacey, P.M.C. Developments in the theory of mixing, J. Appl. Chem. (1954) 257-268
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465
s =
2
0

2
max

= 1 2

(8.36)

des Anfangszustandes beginnt und die die Varianz 2Z der vollstndigen


Zufallsmischung erreichen sollte, aber meist nicht erreichen kann.
Werden in einem stillstehenden Mischer, z. B. in einen Trommelmischer
(Folie 8.5), nacheinander zwei verschiedene Feststoffe aufgegeben, so liegt
im Anfangszustand das System noch vllig entmischt vor (Folie 8.6.5). Proben, die im unteren Teil des Mischers entnommen werden, enthalten nur
Partikeln der betrachteten Komponente (schwarze Kugeln), d.h. 1,j = 1,
Bereich 0 < z < H1 fr Kurve fr t = 0. Entsprechend gilt fr Proben, die
dem oberen Volumenteil entnommen werden: 1,j = 0, Bereich H1 < z < HG.
Die fr diesen Zustand der vollstndigen Entmischung ermittelte Varianz
der Proben berechnet sich nach der obigen Gl.(8.36).
Beim Einschalten der Drehbewegung beginnt der Mischvorgang, durch den
die systematischen, d.h. ortsabhngigen, Abweichungen der Zusammensetzung der Einzelproben abgebaut werden. Entsprechend dem Zufallscharakter der Probenzusammensetzung streuen die Messwerte der Einzelproben
um Ausgleichskurven (Folie 8.6). Aus den zu verschiedenen Zeiten nach
Mischbeginn jeweils gleichzeitig entnommenen Proben knnen nach
Gl.(8.7) oder (8.9) die experimentell ermittelten Varianzen des jeweiligen
Mischungszustandes berechnet werden (Folie 8.6.6).
Fr den zeitlichen Verlauf der Gesamtvarianz gilt entsprechend:
2
s 2 ( t ) = 2Z ( t ) + 2Mu + Syst
(t) .

(8.37)

Hierbei stellt 2Z ( t ) die Varianz der Zufallsschwankungen dar, die nach


gengend langer Mischzeit in die Varianz 2Z der vollstndigen Zufallsmischung bergeht. 2Mu ist die Varianz der Messungenauigkeit und
2
hngt nicht von der Zeit ab. Syst
( t ) ist die Varianz der systematischen

Konzentrationsverteilung. Letztere ist das eigentliche Kriterium fr die


Beurteilung eines Prozesses in einer gegebenen Ausrstung.
Treten im Prozessraum keine Entmischungserscheinungen auf, so gilt der
Mischvorgang als abgeschlossen, wenn die systematischen Abweichungen
Null geworden sind:
2
(Folie 8.6.6, Kurve 1).
Syst
( t t Misch ,Kurve1 ) = 0 .
Die bei der Probenahme experimentell bestimmten Varianzen streuen bei
t > tM Mischzeit innerhalb des Toleranzbereiches um 2Z ,
falls 2Mu << 2Z gilt.
Da der Zustand der vollstndigen Zufallsmischung erreicht ist, tritt auch
durch eine beliebige Verlngerung des Mischprozesses keine Vernderung
des Mischungszustandes mehr auf. Die Zeitdifferenz vom Einschalten bis

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466
zum Erreichen der stochastischen Homogenitt wird als Mischzeit tM bezeichnet.
Unterscheiden sich die Mischungskomponenten wesentlich bezglich
- Dichte und/oder
- Partikelgre,
so treten im Prozessraum neben den mischenden Vorgngen auch entmischende auf. Systematische Abweichungen der Probenzusammensetzung
2
sind die Folge. Diese streben einem Grenzwert Syst
( t ) zu. Die experimentell ermittelten Varianzen s2 streuen fr t um den Betrag
2
2
2
2
Syst
, + Z , falls Mu vernachlssigbar ist. Syst , hngt dabei von den
Merkmalen des Mischprozesses
- Mischerbauart,
- Betriebsweise und den
- genannten Eigenschaftsunterschieden der Komponenten ab.
Die Annherung an den Endzustand geschieht je nach Aufgabeart unterschiedlich:
- Gibt man z. B. die Partikeln mit der hheren Dichte ber denen mit der
niedrigeren Dichte auf, so durchluft der Mischprozess einen Zustand,
bei dem ein Minimum der experimentell ermittelten Varianz s 2min erreicht
wird, weil die entmischenden Vorgnge anfnglich die mischenden untersttzen, bevor das Gleichgewicht zwischen beiden erreicht ist (Folie
8.6.6, Kurve 2). Letzteres ist durch eine gewisse Anreicherung der spezifisch schwereren Komponente im unteren Teil des Gemisches gekennzeichnet. Wird der Mischprozess beim Erreichen von s 2min abgebrochen,
so ist ein Mischungszustand realisiert, der zwar schlechter als der der
vollstndigen Zufallsmischung, aber besser als der des Endzustandes ist:
2
2Z < s 2min < Syst
( t) + 2Z .
- Wird demgegenber die spezifisch leichtere Komponente auf die spezifisch schwerere aufgegeben, so wird dieses Minimum nicht durchlaufen
(Folie 8.6.6, Kurve 3).
Zur Beschreibung der Kinetik eines Mischprozesses liegt es zunchst nahe,
von einer entsprechend angepassten Form der allgemeinen Prozessgleichung
auszugehen und den Zusammenhang zur Zeitabhngigkeit der Varianz s2(t)
herzustellen. Der Diffusionskoeffizient Dj beschreibt dann die Intensitt der
Mischbewegung und mit Hilfe der Transportgeschwindigkeit vj lassen sich
entmischende Vorgnge bercksichtigen.
Unabhngig davon ist eine Reihe von empirischen Modellen entwickelt
worden (s. z. B. /8.11 bis 8.13/). Eine Reihe von Lsungen dieses Problems
ist unter Bercksichtigung vereinfachender Annahmen inzwischen unterbreitet worden (s. z. B. /8.8, 8.9, 8.10/).

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467
8.1.3 Auslegung der Mischkinetik
Fr den spezifischen Leistungsbedarf gilt bei Mastabsbertragung fr
diskontinuierlicher Betriebsweise:
P/m = const.

(8.38)

m
Mischgutmasse
bzw. fr kontinuierlichem Betrieb der spezifische Arbeitsbedarf:
= const.
P/m

(8.39)

Mischgutdurchsatz
m
Siehe auch das Modell eines idealen Mischers, Bild 8.1:
1
1,0

E1

E2=0
1,A
1

t
t
A

Bild 8.1: Modell eines idealen Mischers (Rhrkessel, stirred tank)

E2 = 0 :
Gesamtbilanz im stationren Betrieb, wenn m
dm
E1 m
A.
=0=m
dt

(8.40)

Komponentenbilanz fr Komp. 1:
dm1
A1
E1 m
=m
dt

m
m
dm1
= E E1 A A1
m
m
m dt

(8.41)

und fr 1 = A1, fr t = 0 A1 = 0 als Anfangsbedingung, der obigen Ge A /m:


samtbilanz sowie mit der mittleren Verweilzeit t V = m
d1
1
=
( E1 1 )
dt
tV

t
1 = E1 1 exp
tV

d
1
0 E1 11 = t V 0 dt
t

ln

E1 1
t
=
E1
tV

(8.42)

t V = t 63 = T1 Zeitkonstante fr T1 bergangsverhalten, wenn 63% des


Anfangswertes 1E erreicht werden
Siehe auch Verweilzeitverteilungsproblematik Abschnitt 6.4 MVT_e_6.doc.

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468
8.2

Mischer fr Partikelsysteme

In Partikelsysteme geschieht das Grobvermischen durch eine laufende Umlagerung des Mischgutes im Prozessraum. Hierzu werden die in Folie 8.4
dargestellten Wirkprinzipien
- rotierende Prozessrume,
- Agitations- oder Rhrorgane,
- Durchstrmung von Schttungen
verwendet. Das Feinvermischen, bei dem ein Platzwechsel benachbarter
Partikel erfolgt, erfordert eine zumindest rtliche Auflockerung der Schttung, um einerseits die Beweglichkeit der Partikeln gegeneinander zu erhhen und um andererseits durch Ste zwischen den Partikeln vorhandene
Haftkrfte zu berwinden. Unterscheiden sich in gut fliefhigen Schttgtern einzelne Komponenten der Mischung erheblich in ihrer
- Dichte und/oder in ihrer
- Partikelgre,
so knnen durch die Bewegungsvorgnge im Prozessraum Entmischungserscheinungen auftreten.
Entscheidend fr die Auswahl des Wirkprinzips und damit des Typs des
Mischers sind
- die Fliefhigkeit des Mischgutes (s. Abschn. 6.2.4) und davon abhngig
- die Neigung zur Entmischung sowie
- die Neigung zur Agglomeratbildung.
Gut fliefhige Schttungen knnen durch alle drei Wirkprinzipien homogenisiert werden. Fr feuchte krnige Systeme mit geringer Fliefhigkeit
(kohsiv bis klebrig) sind Mischer mit Agitationsorganen einzusetzen. Fr
fluidisierbare Pulver eignen sich auch pneumatische Mischer.
Neigt das zu mischende Gut zur Triboaufladung (s. Abschn. 5.3.3 LB MVT)
und einer damit verbundenen Agglomeration, so kann dem durch geeignete
Zusatzstoffe entgegengewirkt werden. Ansonsten ist die Zerstrung der Agglomerate durch Scherwerkzeuge oder Walzen notwendig.
8.2.1 Rotierende Mischbehlter
8.2.1.1 Prozessbedingungen
Mischer dieser Art werden in der Fachliteratur als Trommel-, Schwerkraftoder Freifallmischer bezeichnet.
Charakteristisch fr diese Mischer ist der rotierende Prozessraum, in dem
das Mischgut umgewlzt wird. Der Rotation kann eine Taumelbewegung
berlagert sein. Die wichtigste Grundform des Prozessraumes ist die Trommel (zylindrisch, zylindrisch-konisch, konisch). Fr satzweises Mischen
sind auch andere Behlterformen eingefhrt (Folie 8.5.1).
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469
Trommelmischer knnen unter
- Kaskaden- oder
- Kateraktbedingungen (s. auch Abschn. 2.6.6 MVT_e_2.doc - nkrit)
betrieben werden (Folie 8.5.2). Die fr den Mischerfolg entscheidenden
Vorgnge finden in den Schichten gengender Auflockerung durch
Partikelkollision statt, und zwar unter Kaskadenbedingungen insbesondere
in der Bschung (Kaskadenzone) und in der Umlenkzone am Fuende der
Bschung.
Im bergangsgebiet von der Kaskade zum Katarakt sind die Bschungswinkel und infolge dessen auch die Gleitgeschwindigkeit der Partikeln relativ
gro. Damit sind die Mglichkeiten zum Feinvermischen eingeschrnkt.
Dieses bergangsgebiet ist deshalb beim Mischerbetrieb zu vermeiden.
In Trommelmischern knnen Entmischungserscheinungen auftreten und
zwar insbesondere bei der Kataraktwirkung, grbere Partikeln und solche
mit hherer Dichte reichern sich in den unteren Zonen der Mischer an.
Durch Einbau von mitbewegten Wurfschaufeln oder Leitblechen (Mrtelmischer!) sowie durch besondere Formgebung der Behlter knnen das
Grobmischen verbessert und das Entmischen verringert werden. Dies gilt
insbesondere fr V-Mischer und fr Tetraedermischer (Folie 8.5.1). Trommelmischer eignen sich fr das Mischen fliefhiger
- trockener oder
- nasser Schttgter.
8.2.1.2 Auslegung
Wie Folie 8.5.2 zeigt, erreicht die Kaskadenzone bei etwa 50 % Fllung des
Behlters ihre maximale Ausdehnung = maximale Bschungslnge. Wird
bercksichtigt, dass eine Auflockerung der Partikelschttung eintritt und
dass die Mischzeit vom Verhltnis des Volumens der Kaskadenzone zum
gesamten Fllvolumen bestimmt wird, ergibt sich die Empfehlung, Trommelmischer mit einem Fllungsgrad von 25 bis 35 % zu betreiben.
Gnstige Drehzahlen knnen im Modellversuch bestimmt werden. Als Mastabsgesetz gilt die Bedingung:
v2
2 r 2 2 n 2 D
(8.43)
=
Fr = u =
= const. < 1 .
rg
g
g
D
Trommelinnendurchmesser
Da Trommelmhlen meist bei
n = (0,6 ... 0,9 ) n krit mit

n krit =

1
g

(Fr = 1)
2 D

(8.44)

betrieben werden (meist Kataraktwirkung!), sollte hier als Anhaltswert etwa


gelten:

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470
n < 0,6 nkrit bzw. Fr < 0,36,
wenn man den Katarakt bei empfindlichem Mischgut vermeiden mchte.
8.2.2 Zwangsmischer mit Agitationsorganen
Hierzu gehren die Trogmischer und die Bunkermischer.
Trogmischer, auch Zwangsmischer genannt, bestehen aus einem feststehenden Behlter, in dem ein oder mehrere rotierende Mischwerkzeuge angeordnet sind. Insbesondere fr feuchte Schttgter mit geringer Fliefhigkeit sind Zweiwellentrogmischer geeignet (Folie 8.5.3), in denen durch die
gegenlufige Bewegung von Mischwerkzeugen eine intensive Zwangsdurchmischung der gesamten Fllung erreicht wird. Bei gengendem
Schlankheitsgrad des Troges ist eine kontinuierliche Fahrweise mglich.
Schnelllaufende Schaufelmischer (Folie 8.5.3) werden mit Umfangsgeschwindigkeiten des Mischwerkzeuges von 10 bis 40 m/s betrieben. Sie eignen sich zum Mischen trockener bis feuchter klebriger krniger Stoffe,
wenn der Trog ebenfalls rotieren kann (Intensivmischer der Fa. Eirich).
Durch den mit der groen Umfangsgeschwindigkeit verbundenen Leistungseintrag erfolgt eine Aufheizung des Schttgutes. Eine Khlung des Feststoffes ist durch die Einleitung eines Khlmittels in den Auenmantel mglich. Im Interesse der Verminderung der Reibungswrme werden dann Umfangsgeschwindigkeiten kleiner 10 m/s gewhlt. Eine Zumischung flssiger
Bestandteile ist mglich. Der Fllungsgrad betrgt wegen der starken Auflockerung der Schttung etwa 50 bis 60 %.
Als Mastabsgesetz gilt fr gut fliefhige Schttgter in Schaufelmischern
ebenfalls Gl.(8.43), wobei Durchmesser und Drehzahl des Mischwerkzeuges
einzusetzen sind.
Fr das Durchmischen grerer Mengen feinkrniger, fliefhiger Schttgter haben in neuerer Zeit Bunkermischer verschiedener Bauart Bedeutung
erlangt /6.5, 6.6/. Das Mischen geschieht durch mehrfaches Umwlzen des
Bunkerinhalts mit mechanischen Senkrechtfrderern (z. B. mittels
Schnecke).
8.2.3 Homogenisiersilos (mit festen Einbauten)
Siloentleerung nach dem Schwerkraftprinzip unter Ausnutzung
- verschiedener Verweilzeiten
- und Fliegeschwindigkeiten im Behlter mit Einbauten wie z.B.:
- senkrechte Entleerungsrohre mit ffnungen,
- Einbautrichter (Binsert),
- Einbaubleche u..

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471
Geeignet nur fr rieselfhige bis leichtflieende Schttgter wie z.B. Kunststoffpulver und -granulate.
8.2.4 Pneumatische Mischer
Zu diesen Mischausrstungen zhlen
- Wirbelschicht-,
- Luftstrahl- und
- pneumatische Bunkermischer.
Wirbelschichtmischer sind Stahl- oder Betonbehlter, die mit einem flachen oder leicht geneigten perforierten Boden (semipermeable Membranen
wie
- Textil- bzw. Filtergewebe,
- Keramikbden,
- Sintermetallplatten oder
- gesinterte Plastplatten)
versehen sind, der als Luftverteiler dient (Folie 8.6.4). Der Boden ist in einzelne Segmente aufgeteilt. Whrend des Mischvorganges wird abwechselnd
jeweils ein Bodensegment stark belftet, whrend den brigen nur soviel
Luft zugefhrt wird, dass gerade der Lockerungspunkt (s. Abschn. 4.1.2.
MVT_e_4.doc - Sinkgeschwindigkeit) berschritten wird. Hierdurch wird in
rieselfhigen bis kohsiven, aber fluidisierbaren Schttgtern (keine CGruppe nach Geldart!) eine sich periodisch verndernde, grorumige Umwlzung und eine fr die Feinvermischung ausreichende Auflockerung erreicht. Wirbelschichtmischer sind einsetzbar, wenn sich die einzelnen
Komponenten nicht allzu stark in der Sinkgeschwindigkeit (s. Abschn.
4.1.2. MVT_e_4.doc - Sinkgeschwindigkeit) unterscheiden, da sonst erhebliche Entmischungserscheinungen auftreten /6.7/.

8.3
Durchstrmungsverhalten von Partikelschichten
Die Strmung eines Fluids durch eine Partikelschicht spielt bei vielen Prozessen eine wichtige Rolle. Beispiele dafr sind:
- Wirbelschichtprozesse,
- die mechanische Flssigkeitsabtrennung durch Filtrieren,
- die Sedimentation im Bereich der Zonensedimentation,
- das pneumatische Mischen, Homogenisieren,
- die pneumatische Frderung und
- Reaktionsprozesse in Schacht-, Hoch- und Drehrohrfen.
Dabei sind die Partikelschichten sowohl hinsichtlich ihrer Auflockerung als
auch ihres Bewegungszustandes voneinander abzugrenzen.

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472
Man spricht von einer ruhenden Schttschicht (Festbett), wenn die einzelnen Partikeln mehr oder weniger in Form einer Zufallsanordnung aufeinander liegen und die Schicht sich nicht bewegt. Die uere Porositt einer
solchen Schicht hngt vor allem von
der Anordnung der Partikeln zueinander in der Packung,
dem Mischungszustand,
den Partikelkontaktdeformationen,
den Wechselwirkungskrften zwischen den Partikeln sowie auch von
der Partikelgren- und Partikelformverteilung
ab. Sie liegt bei vielen Schttgtern um den Wert = 0,4 ... 0,5 (MVT_e_1.doc - Schttgutporositten).
In einer bewegten Schttschicht befinden sich die Partikeln im Wesentlichen noch im Kontakt, aber die Schicht bewegt sich als Ganzes durch den
Prozessraum. Derartige Verhltnisse liegen z.B. in Schacht- und Hochfen
vor.
Lsst man durch eine auf einem fluiddurchlssigen Boden lagernde Partikelschicht ein Gas oder eine Flssigkeit aufstrmen, so wird die Schicht beim
berschreiten einer unteren Grenzgeschwindigkeit fluidisiert (Lockerungspunkt), d.h. die Partikeln werden durch den Fluidstrom in Schwebe gehalten (p Druckverlust der Partikelschicht, FG,B Bett- oder Schichtgewicht,
siehe auch Gl.(8.82)):

p
p

1.
FG ,B / A b g h B

( 8.45)

Sie werden infolge Zunahme der Partikelabstnde - damit der Porositt (siehe Abschnitt 1.3 MVT_e_1.doc - a_phis) - relativ zueinander beweglich und
fhren insbesondere in Gas-Feststoffsystemen zunehmend durchmischende
Bewegungen aus. Derartige Partikelschichten werden als Wirbelschichten
(fluidized bed, Fliebett) bezeichnet. Der Schichtcharakter ist im Wirbelschichtbereich noch gewhrleistet. Die Porositt der Wirbelschichten krniger Stoffe umfasst theoretisch den Bereich zwischen der Porositt am Lockerungspunkt L und = 1, d.h. der Einzelpartikelschwebegeschwindigkeit.
bersteigt schlielich die Aufstromgeschwindigkeit die Schwebegeschwindigkeit der Partikeln, so werden diese von der Strmung transportiert siehe
Anwendung beim vertikalen pneumatischen Transport. Es ist dann eine
instationre Wirbelschicht entstanden.
Ein weiterer fr die Verfahrenstechnik charakteristischer Zustand, der in
diesem Zusammenhang zu nennen ist, sind die Rieselschichten. Hierbei
bewegen sich die Partikeln aufgelockert unter Schwerkrafteinfluss durch ein
ruhendes oder mit geringer Geschwindigkeit entgegenstrmendes Gas.

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473
Beim Durchstrmen einer Partikelschicht ist ein Fluid einem Widerstand
ausgesetzt, und somit tritt ein Druckverlust p ein (Folie 8.7). Da der
Strmungsraum ein vielgestaltiges Porensystem darstellt, dessen innere
Geometrie svw. Porengren- und Porenformverteilung - durch
- die Partikelgren- und
- Partikelformverteilung sowie
- den Packungszustand (Porositt, Art der Packung)
bestimmt ist, handelt es sich um ein sehr kompliziert zu beschreibendes
Strmungsphnomen. Fr dessen Modellierung sind erhebliche Vereinfachungen unerlsslich. Die dafr existierenden Modelle lassen sich vom physikalischen Grundansatz in zwei Hauptgruppen gliedern:
1. Entweder man geht davon aus, dass es sich um eine Strmung durch ein
Kontinuum (festes Dispersionsmittel) mit inneren Kanlen (disperse
Phase) handelt, fr deren Gestalt entsprechende Annahmen zu treffen
sind (im einfachsten Fall parallele zylindrische Kanle Gl.(8.64)), oder
2. man geht so vor, dass sich der Gesamtwiderstand einer Partikelschicht als
Summe der Einzelpartikel-Umstrmungswiderstnde darstellen lsst
(siehe hierzu z.B. /3.36.//3.37./).
8.3.1 Kontinuumsmechanisches Durchstrmungsmodell
8.3.1.1 Rohrdurchstrmung
Um wesentliche Zusammenhnge zu verdeutlichen, soll im Folgenden ein
kontinuumsmechanischer (makroskopischer) Modellansatz vorgestellt werden, der zur ersten oben genannten Hauptgruppe der Porendurchstrmung
zu zhlen ist. Die Partikelschicht soll eine vollstndige Zufallspackung darstellen, deren Querschnitt sich ber die durchstrmte Lnge l oder Hhe hb
nicht ndert. Das Fluid wird unter den vorliegenden Druckabfllen als inkompressibel und weiterhin mit NEWTONschen Flieeigenschaften vorausgesetzt. In Folie 8.7.1 ist das zugrunde gelegte Modell dargestellt. Bezglich
des Anstrmprofils und somit auch der Strmungsverhltnisse im Inneren
knnen vor allem bei grberen Krnungen in Randnhe Geschwindigkeitsmaxima auftreten (Randgngigkeit), die eine Folge dort vorhandener grerer Porositten 1 und Porengren sind.
Fr den Druckverlust bei der Durchstrmung eines Rohres gilt
p Rohr =
D = 2R
L

FW
U L u2
= Rohr Rohr f
A Rohr
4 A Rohr
2
Rohrdurchmesser
Rohrlnge

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(8.46)

474
u = u max / 2

mittlere Geschwindigkeit, wenn umax Maximalgeschwindigkeit im quadratischem Strmungsprofil:

r2
u r = u( r ) = u max 1 2
R

(8.47)

L f u 2

D
2

(8.48)

p Rohr = Rohr

und mit dem Druckverlustbeiwert (= cW Widerstandsbeiwert) einer


- laminare (reibungsbehafteten) Rohrstrmung Re < 2320 (HAGENPOISEUILLE):
64
und
(8.49)
Rohr = f (Re) =
Re
- turbulente Rohrstrmung
# hydraulisch glatt 2320 < Re < 105, laminare Grenzschicht der Dicke G
(BLASIUS)

Rohr =

0,3164
Re1/ 4

(8.50)

# hydraulisch glatt 105< Re< 3106, turbulente Grenzschicht (PRANDTL)

1
= 2,0 lg Re Rohr 0,8
Rohr

(8.51)

# bergangsgebiet rauh, dr G (COLEBROOK)


dr
1
2,51
= 2,0 lg
+
3,715 D Re
Rohr
Rohr

0,8

(8.52)

mittlere Rauhigkeitsabmessung der Rohrwand


D
D
# vollkommen rauh, dr >> G, Re > 400 lg 3,715
dr
dr

dr

Rohr =

0,25
3,715 D
lg d

(8.53)

Mit Gl.(8.49) gilt fr den Druckverlust der reibungsbehafteten Rohrstrmung nach HAGEN-POISEUILLE
p Rohr =32

L
u
D2

(8.54)

bzw. umgestellt ergibt sich der Volumenstrom der laminaren Rohrstrmung:

= Au =
V

D4
p Rohr
128 L

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(8.55)

475
Die radiale Schubspannungsverteilung ist in diesem Falle brigens linear,
d.h. in der Mittelachse r = 0 sind u = umax und = 0 sowie an der Rohrwand
sind r = R = D/2, u = 0 und = max:
( r ) =

u
du
r.
= 8 max
D2
dr

(8.56)

8.3.1.2 Druckverlust bei der Durchstrmung einer Schttung


Analog zu diesem Durchstrmungsprozess soll fr den Druckgradienten
dp/dhb bzw. bezogenen Druckabfall p/hb einer Schttung gelten:
gradp =

dp p p

=
= f (u , d , , , f )
dh b h b
L

(8.57)

mittlere Strmungsgeschwindigkeit innerhalb der Poren

d dh

charakteristische Abmessung des durchstrmten Porensystems mittlerer hydraulischer Durchmesser des Porensystems
Dazu ist zunchst zu bemerken, dass das Konzept des hydraulischen
Durchmessers aus dem Bereich der Rohrdurchstrmung entlehnt ist, weitgehende Voraussetzungen enthlt, d.h.
- gerade Kanle,
- Konstanz der Wandschubspannungen an jedem Punkt der Wandoberflche,
- Gleichgewicht zwischen Druckabfall und Wandschubspannung
und schon deshalb eine sehr weit reichende Vereinfachung darstellt /3.35./.
Hierzu kommt noch, dass durch einen (gegebenenfalls auch anders definierten) mittleren Porendurchmesser und die Porositt die innere Geometrie
des Porensystems in Bezug auf das komplizierte Strmungsphnomen nicht
ausreichend widergespiegelt wird, da eine Porengrenverteilung vorliegt.
Allerdings liegen zur Bercksichtigung dieser Problematik bisher nur erste,
fr begrenzte Bereiche zutreffende Modellanstze vor (siehe hierzu z.B.
/3.36.//3.39.//3.42./).
Zwischen der mittleren Strmungsgeschwindigkeit u innerhalb der Poren

und der Anstrmgeschwindigkeit u der Partikelschicht (Leerrohrgeschwindigkeit) besteht der Zusammenhang


u = u / ,

(8.58)

da sowohl die Volumenstrombilanz


u A Lcke = u A

(8.59)

als auch fr ideale Zufallspackungen (stochastische Homogenitt) die


Gleichheit von Flchen- und Volumenporositt gelten:

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476
= VLcke / V = A Lcke / A .

(8.60)

Der hydraulische Durchmesser dh der idealisierten Strmungskanle der


Schttung lsst sich wie folgt definieren (s. MVT_e_1.doc hydraulischerDurchmesser):
dh =

4 A durchstrmt 4d 2 4 A durchstrmt l 4 Vf
=

=
U benetzt
4d
U benetzt l
AS

(8.61)

und unter Bercksichtigung des Hohlraumvolumens bei gegebener Porositt


V = Vf Fluidvolumen
Vf = A l = Vges = ( VP +Vf )

Vf (1 ) = VP

(8.62)
1
und Oberflche AS = Ul der Kapillaren der Lnge l folgt eine einfache ProVf = VP

portionalitt zwischen dem hydraulischen Durchmesser dh und dem SAUTER-Durchmesser dST eines Partikelkollektivs:

dh =

4 VP
4
=
(1 ) AS (1 ) AS, V

(8.63)

und da d ST = 6 / AS,V ist auch der Zusammenhang zwischen einer


Partikelgren- und Porengrenverteilung herstellbar dh d.
dh = d =

2 d ST
3 (1 )

(8.64)

So lsst sich fr Gl.(8.57) schreiben:


p
= f (u , d ST , , , f ) .
hb

(8.65)

Wenn man von den bei der Partikelumstrmung kurz errterten Sachverhalten ausgeht (s. Abschn. 4.1.1 MVT_e_4.doc - Widerstandsbeiwert_kaskas),
so darf angenommen werden, dass sich der Strmungswiderstand zumindest
aus zwei Anteilen zusammensetzt:
a) einem Zhigkeitsanteil (p u), der sich auch mit Hilfe des Durchstrmungsgesetzes von Darcy (ggf. mit -Zeichen fr Abnahme, Folie 8.7)
gradp =

p
= k u
hb

(8.66)

k
Durchstrmungswiderstand
oder in einer verfahrenstechnisch blichen Schreibweise man denke
an das OHMsches Gesetz: I = 1 / R U = A / R U / l
Stofffluss = DurchgangskoeffizientDurchgangsquerschnitttreibendes
Potential (oder = Triebkraft)

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477

V
(8.67)
= k b gradp
A
kb
Permeabilitt
beschreiben lsst, und
b) einem Trgheitsanteil (p f u2) infolge des Staudruckes der Strmung (kinetische Energie), oder in einer verfahrenstechnisch blichen
Schreibweise mit der EULER-Zahl (= Druckkraft/Trgheitskraft):
u=

Eu =

p
= f (h b , u , d ST , , , f ) .
f u 2

(8.68)

Im Vergleich zur Partikelumstrmung werden wegen der hufigen und starken Umlenkungen des Fluidstromes im Inneren einer in ihrer Beweglichkeit
eingeschrnkten Partikelschicht (Festbett) Trgheitswirkungen schon weit
vor dem Einsetzen der eigentlichen Turbulenz dominieren.
Aus dem Vorstehenden folgt der Ansatz /3.40./:
p
*
*
= k *lam
u + k *turb
f u 2 .
hb

(8.69)

Mit der EULER-Zahl nach Gl.(8.68) ist auch:


Eu =

*
*
= k *lam

h b + k *turb
hb .
2
f u
f u

(8.70)

Die Abhngigkeit von der letzten noch dimensionsbehafteten Gre dST


lsst sich auch mit Hilfe einer einfachen Dimensionsanalyse gewinnen,
wenn man die Grundeinheiten L Lnge, M Masse und T Zeit einsetzt:
M L L3 T 2 M L T L3 T L 1
1
= 2 2
Eu = 2 2
2 + [L]
(8.71)

2
L
T L M L T L M L L
Eu =

h
hb
p
+ k *turb b .
= k *lam
2
2
f u d ST
d ST
f u

(8.72)

Somit verbleibt noch die Quantifizierung der Abhngigkeit von , die Gegenstand vieler Untersuchungen war, die vor allem eine Abhngigkeit von
Re der Durchstrmung ergaben (s. z.B. /3.36/ bis /3.44/). Aufgrund des
komplexen Strmungsphnomens existiert auch dafr noch keine allgemein
anerkannte Formulierung. Im Bereich berwiegender
- Zhigkeitswirkung geht man vorwiegend davon aus, dass der Durchstrmungswiderstand proportional (1-)2/3 ist,
- im Bereich vorherrschender Trgheitswirkung dagegen proportional
(1 - )/3.
Somit folgt aus Gl.(8.72):
Eu = k lam

2
(
1 )

hb
(1 ) h
+ k turb 3 b .
2
d ST

f u d ST

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(8.73)

478
Der erste Term dieser Gleichung ist offensichtlich bei vorwiegender Zhigkeitswirkung wesentlich, der zweite dagegen bei dominierenden Trgheitskrften. Gl.(8.73) lsst sich durch Einfhren einer modifizierten PorenEULER-Zahl Eu(Re) - manchmal auch analog der Rohrdurchstrmung Widerstandszahl (Re) genannt - wie folgt umstellen:
Eu = Eu

p d ST 3
d ST 3
,

h b 1 f u 2 h b 1

(8.74)

/ A mittlere Anstrmgeschwindigkeit)
mit der REYNOLDS-Zahl ( u = V

Re = u d ST f /

(8.75)

(1 ) + k .
p d ST 3
Eu =

= k lam
turb
2
f u h b 1
Re

(8.76)

Die Quantifizierung ergab fr Brechgut mit enger Partikelgrenverteilung


nach ERGUN /3.40./:
Eu =

(1 ) + 1,75
p d ST 3

= 150
.
2
f u h b 1
Re

(8.77)

Diese Form des Widerstandsgesetzes wird verbreitet fr die Durchstrmung


eines Festbettes aus grberen Gut (etwa d > 1 mm) genutzt, obwohl dabei
die der Herleitung zugrunde liegenden weit reichenden Vereinfachungen
nicht bersehen werden drfen, die die quantitativen Modellaussagen erheblich einschrnken knnen. Diese sog. ERGUN-Gleichung(8.77) lt sich
nicht bis zur Einzelpartikelumstrmung extrapolieren. Sie liefert fr 1
physikalisch unsinnige Widerstandswerte p = FW = 0.
Mit der EULER-Zahl des Festbettes Gl.(8.94) kann man diese ERGUNGleichung auch mit dem im Abschnitt 8.3.2.2 erluterten, physikalisch plausiblen Modell Gl.(8.104) vergleichen:
4 p d ST 2
4
(8.78)
Eu B =

=
Eu
2
3 f u r h b 1 3

Eu B =

(1 ) + 4 7 = 200 (1 ) + 7
4
150
3
Re
3 4
Re 3

(8.79)

Fr feinere Schttgter mit einer gewissen Partikelbeweglichkeit werden mit


der Gl.(8.79) unter Umstnden zu hohe Druckverluste berechnet 3.
Deshalb findet sich in der Fachliteratur eine Reihe mehr oder weniger davon
abweichender Formulierungen des Widerstandsgesetzes der Durchstrmung,
die vorwiegend fr eingeschrnkte Re-Bereiche gelten:

Dr.- Ing.habil. J. Tomas 1992


3

MOLERUS, O., Principles of Flow in Disperse Systems, Fig. 2.17, p. 38, Chapman &
Hall 1993

MVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

479
(Folie 8.8, Folie 8.9, Folie 8.10)
Da sich dreitermige Ausdrcke fr die Erfassung des Partikel-Widerstandes im gesamten verfahrenstechnisch interessierenden Re-Bereich als
sehr leistungsfhig erwiesen haben, s. auch Gl.(8.97), so sind in neuerer Zeit
auch entsprechende dreitermige Modellanstze fr die Durchstrmung bekannt geworden, die fr 1 in die Gleichungen der Umstrmung von
Einzelpartikeln bergehen (s. z.B. /3.35.//3.37./).
8.3.2 Durchstrmung von Wirbelschichten
8.3.2.1 Fluidisationsverhalten und Lockerungspunkt
Bei der Durchstrmung einer feinkrnigen Schttung, die auf einem fluiddurchlssigen Boden (Anstrmboden) in einem schachtartig ausgebildeten
Apparat lagert, setzen unmittelbar vor dem bergang in den fluidisierten
Zustand zunchst gewisse beschrnkte Umordnungen ein, d.h. einzelne Partikeln verndern ihre Lage, andere knnen vibrieren oder bewegen sich innerhalb lokal begrenzter Gebiete. Schlielich vollzieht sich mit weiterer
Geschwindigkeitssteigerung der bergang in das Gebiet, in dem die von der
Strmung auf die Schicht ausgebten Krfte den statischen Druck der Schttung auf das gesamte Volumen hinweg berwinden. Die Porositt ist dann
so gro geworden, dass die einzelnen Partikeln gegenseitig vollstndig beweglich werden, Wirbelschicht, Fliebett (Folie 8.11). Dieser fr den
bergang charakteristische Punkt wird als Lockerungspunkt (Wirbelpunkt) und die entsprechende Fluidgeschwindigkeit als Lockerungsgeschwindigkeit uL bezeichnet. Allerdings ergibt sich nur fr enge Partikelklassen ein scharf definierter Lockerungspunkt, bei Vorliegen breiterer
Partikelgrenverteilungen ein Lockerungsbereich.
Mit einer Flssigkeit als Fluid entsteht nach berschreiten des Lockerungspunktes immer eine entsprechend der Fluidgeschwindigkeit sich weiter ausdehnende homogene Wirbelschicht, in der Gleichgewicht zwischen den auf
sie wirkenden Strmungskrften und dem um den Auftrieb verminderten
Gewicht der Schicht besteht (Folie 8.11.2/3.45.//3.46./)

p
1.
(FG ,b FA ) / A

(8.80)

Dieser Zustand ist dadurch gekennzeichnet, dass die Partikeln ber das gesamte Schichtvolumen weitgehend statistisch homogen verteilt ist.
Gas-Feststoff-Systeme verhalten sich im Allgemeinen anders. Oberhalb des
Lockerungspunktes treten gutabhngig in geringerem oder grerem Abstand von diesem Instabilitten auf. So bilden sich meist sog. Blasen, d.h.
mehr oder weniger feststoffarme Gebiete, die nach oben aufsteigen und sich
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480
durch Koaleszenz vergrern. Die Mindest-Fluidgeschwindigkeit, bei der
Blasenbildung eintritt, liegt fr nicht bzw. schwach kohsives Schttgut
(d.h. geringe Haftkrfte zwischen den Partikeln, s. auch Abschn. 6.1
MVT_e_6.doc) umso nher bei der Lockerungsgeschwindigkeit, je grber
die Partikel sind /3.47.//3.48/.
Mit wachsender Fluidgeschwindigkeit wird die Durchstrmung in der Wirbelschicht immer heftiger. Allerdings expandiert diese im Vergleich zu
Flssigkeits-Feststoff-Systemen nicht viel ber das Ausma hinaus, das bereits am Wirbelpunkt erreicht ist.
Im instabilen bergangsbereich zur instationren Wirbelschicht knnen
bei gengend schlanken und hohen Wirbelschichtapparaten und nicht feinkrnigem Gut Blasen auftreten, die sich ber den gesamten Schichtquerschnitt erstrecken. Dann ergeben sich stoartige Auf- und Abbewegungen
(stoende Wirbelschicht, slugging).
Weitere Inhomogenitten knnen dadurch bedingt sein, dass das eintretende
Gas vom Anstrmboden ungengend verteilt wird, so dass dieses die
Schicht nur in begrenzten Bereichen durchbricht (durchbrochene Wirbelschicht, channeling).
(Folie 8.11.2)
Besondere Schwierigkeiten hinsichtlich des Fluidisierens bereitet kohsives,
d.h. feinstkrniges Schttgut (sog. Gruppe C) GELDART-Klassifizierung (Folie 8.12).

Wirbelschichten, der zuletzt geschilderten Art werden als inhomogene


Wirbelschichten bezeichnet. In ihnen ist der Feststoff ungleichmig verteilt, und die Porositt unterliegt starken rtlichen und zeitlichen Schwankungen.
Smtliche bisher behandelten Wirbelschichtzustnde kann man, wenn von
den Instabilitten abgesehen wird, als stationre Wirbelschichten bezeichnen. Hierbei ist die obere Schichtbegrenzung gegenber dem darber befindlichen Fluidraum noch deutlich ausgeprgt. Allerdings werden dabei
einzelne Partikel schon nach oben ausgeschleudert und gegebenenfalls auch
mit der Fluidstrmung abgefhrt. Ob letztere vom Fluidstrom abtransportiert
werden oder nicht, hngt letztlich vom Verhltnis der Schwebegeschwindigkeit der einzelnen Partikeln zur Fluidgeschwindigkeit ab. Solange die erstere
grer als die letztere ist, werden die ausgestoenen Einzelkrner wieder
zurckfallen. Bei breiterer Partikelgrenverteilung kann dieser Umstand
fr Klassierprozesse ausgenutzt werden, wenn der abzutrennende Feinkornanteil gering ist (klassierende Wirbelschicht).

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481
Wird die Schwebegeschwindigkeit aller Partikeln berschritten, so verschwindet die obere Schichtgrenze und das gesamte Gut wandert stark aufgelockert mit dem Fluidstrom (instationre Wirbelschicht, Folie 8.11.2).
Fhrt man bei sehr hohen Apparategren den ausgetragenen Feststoff wieder ber eine Bypass-Leitung in die Wirbelschicht zurck, so erhlt man
eine sog. zirkulierende Wirbelschicht.
Fr weitere Betrachtungen ber die Bildung von Wirbelschichten eignen
sich Diagramme, in denen der Druckabfall als Funktion der Fluidgeschwindigkeit dargestellt ist. Dies ist in Folie 8.11.3 in Form der Abhngigkeit
log p = f(log u)

(8.81)

geschehen. Zwischen A und C liegt eine ruhende Schttschicht mit der Porositt B vor. Zwischen B und C treten die bereits errterten Umordnungen
auf. Bei C schlielich wird der maximale Druckabfall erreicht, der etwas
grer als der von der Schttung ausgebte statische Druck ist, siehe Gln.(
8.45) und (8.80) da die Haftkrfte FH zwischen den Partikeln und eine
Wandreibungskraft FWR berwunden werden mssen:
p = (FG FA + FWR + FH ) / A = (1 ) (s f ) g h b + (FWR + FH ) / A .
(8.82)
Eine weitere Steigerung der Fluidgeschwindigkeit fhrt dazu, dass sich die
Porositt relativ pltzlich auf den Wert L verndert, die Partikeln in der
durchstrmten Partikelschicht schweben und relativ zueinander beweglich
werden. An diesem Punkt, dem Lockerungspunkt bzw. Wirbelpunkt, ist
die Wirbelschicht entstanden. Die zugehrige Fluidgeschwindigkeit wird
Lockerungsgeschwindigkeit uL genannt. Unmittelbar im Anschluss an C
fllt der Druck auf den Wert ab, der durch den statischen Druck der Partikelschicht bestimmt ist. Von jetzt ab befinden sich die von der Strmung auf
die Partikelschicht ausgebten Krfte mit dem um den Auftrieb verminderten Gewicht im Gleichgewicht. Der Kurvenverlauf ABCD ist bei Verminderung der Fluidgeschwindigkeit nicht reproduzierbar, sondern die Abhngigkeit verluft dann gem der gestrichelt gezeichneten Kurve (Hysterese).
Dies bedeutet, dass die Wirbelschicht in eine ruhende Schttschicht mit der
Porositt L (L > B) bergeht. Die fr den bergang in den Wirbelschichtzustand kennzeichnende Porositt L lsst sich fr viele Partikelsysteme angenhert durch nachfolgende Beziehungen bestimmen /3.50/:
1
14 oder
A 3L

1 L
11 .
2A 3L

(8.83)

Der bergang in den fluidisierten Zustand am Wirbel- oder Lockerungspunkt ist durch das folgende Krftegleichgewicht bestimmt:

MVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

482

p =

Eu f u 2L h L (1 L )
= (FG FA ) / A = (1 L ) (s f ) g h L .
d ST 3L

(8.84)
hL Schichthhe am Wirbelpunkt
L Porositt am Wirbelpunkt (Folie 8.11.3)
Zustzliche Widerstnde infolge von Haft- und/oder Wandreibungskrften
werden hier vernachlssigt, was fr die physikalisch plausible Beschreibung
des Wirbelverhaltens feiner kohsiver Pulver jedoch nicht mehr zulssig ist.
Daraus erhlt man unter Bercksichtigung der ERGUN-Gl.(8.77) fr die
Lockerungsgeschwindigkeit uL:
u L = 42,9

1 L

d ST f

(s f ) f d ST
g
3L
1 + 3,1 10 4

1
2
2

(1 L )

(8.85)
oder fr den laminaren Bereich, in dem die Zhigkeitskrfte den Durchstrmungswiderstand dominieren, fr ReL < 20,

u L ,St =

2
1
g 3 3L
3 ( f ) d ST
v s ,St ,
=
L s
150 1 L
25 1 L

(8.86)

mit der Partikel-REYNOLDS-Zahl ReL am Wirbelpunkt, siehe Gl.(8.103),


Re L =

( u L / L ) d ST f

(8.103)

oder fr den Bereich, in dem die Trgheitskrfte vorherrschen, ReL > 1000,
u L ,N =

( f ) d ST g = 0,434 3 / 2 v
1
3L s
L
s,N
1,75
f

(8.87)

Theoretisch erstreckt sich der Wirbelschichtbereich von der Lockerungsgeschwindigkeit uL bis zur Schwebegeschwindigkeit der Einzelpartikel,
die dem Betrage nach mit der stationren Sinkgeschwindigkeit vs entweder im STOKES-Bereich der laminaren Partikelumstrmung Re < 1
Gl.(4.56) MVT_e_4neu.doc#Sinkgeschwindigkeit_STOKES:
u L ,St .... u max v s ,St =

(s f ) d 2 g
18

(8.88)

oder im NEWTON-Bereich 103 < Re < Rec = 2105 der turbulenten Partikelumstrmung Gl.(4.57) MVT_e_4neu.doc#Sinkgeschwindigkeit_NEWTON:
u L ,N .... u max v s ,N = 3

(s f ) d g
f

(8.89)

weitestgehend bereinstimmt, vorausgesetzt es bilden sich infolge unerwnschter Partikelhaftung keine greren Agglomerate.

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483
Bei Punkt E in Folie 8.11.3 trifft die Druckverlustkurve der Schicht theoretisch auf die des leeren Rohres bzw. Schachtes s. Druckverlust in pneumatischen Senkrecht-Frdereinrichtungen.
8.3.2.2 Partikelmechanischer Modellansatz
Davon ausgehend soll nun das Durchstrmungsproblem einer
Partikelschttung gem der 2. Modellvorstellung Abschnitt 8.3 als
Umstrmung aller Partikeln in einem Wirbel- oder Festbett behandelt
werden 4. NP gleichgroe kugelfrmige Partikeln haben daher einen Druckverlust p, der sich aus des Widerstandskraft der Einzelpartikeln FW,P, siehe
Gl.(4.10) MVT_e_4.doc - cW wie folgt zusammensetzt:
p A = N P FW ,P .

(8.90)

Die Partikelanzahl im Festbett der Hhe hb ist mit dem Feststoffvolumenanteil (1-)
N P = (1 )

A hb
V
.
= (1 )
VP
/ 6 d3

( 8.91)

Der Durchstrmungswiderstand der Partikelschicht Eu = f(Re(ur, d), )


wird nun nach folgendem methodischen Grundprinzip quantifiziert, siehe
auch MVT_e_4neu.doc#Widerstand_Um_Durchstrmung:
Makroskopischer Durchstrmungswiderstand des Kontinuums = mikroskopischer Umstrmungswiderstand des Partikels + charakteristischer
Widerstand der Partikelpackung
(8.92)
Deshalb wird eine Festbett-EULER-Zahl EuB abweichend von Gl.(8.74)
als dimensionslose Druckverlust-Kennzahl mit dem Partikelumstrmungswiderstand FW,P und der relativen Anstrmgeschwindigkeit ur, innerhalb der
Poren (wegen einer gewissen Beweglichkeit feiner Partikel) nach Gl.(8.58)
definiert:
c W Eu B =

FW ,P / A P
.
f / 2 u 2r ,

(8.93)

Mit den Gln.(8.90) und ( 8.91) folgt


2 FW ,P
2 p / 6 d 3
Eu B =
=
A P N P f u 2r , / 4 d 2 (1 ) h b f (u r / )2
4 p
d 2
Eu B =

.
3 f u 2r h b 1

(8.94)

Dr.- Ing.habil. J. Tomas 1992


4

MOLERUS, O., Principles of Flow in Disperse Systems, Chapman & Hall 1993, p. 10

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484
Mit dem Druckverlust am Lockerungspunkt Gl.(8.84) ergibt sich die
EULER-Zahl fr die Wirbelschicht
4 f d g 2
2 ,
Eu W = s
3 f
ur

(8.95)

wobei als charakteristische Partikelgre d entsprechend der obigen Modellannahmen der SAUTER-Durchmesser dST der oberflchengleichen Kugeln
eingesetzt wird. Man beachte die Plausibilitt dieser Wirbelschicht-EULERZahl, d.h., der Grenzwert fr 1 muss lim Eu W = c W und auch
1

lim Eu B =
1

2 FW ,P
4 (1 ) h b FW ,P d

=
= cW
2
3
3 f u / 6 d h b 1 f u 2 / 4 d 2
2

ergeben. Gl.(8.95) umgestellt liefert die Anstrmgeschwindigkeit u


u=

4 (s f ) 2 d ST g
.
3 f Eu W

(8.96)

Fr die allgemeine Durchstrmungsbedingung der Wirbelschicht Re < 104


wurde von MOLERUS 5 fr kugelfrmige Partikel (experimentell) gefunden

Eu W

1, 5
d 1 d 2
24
4
d 0,907
d
=
1 + 0,341 + +
1 + 0,07 + 0,4 +
Re
a Re 0,1
Re
a
a 2 a

mit dem
24 {...}
Re
4

Re

(8.97)
ersten laminaren Widerstandsterm,
bergangsterm und dem

0,4 + ...
Widerstandsterm fr turbulente Durchstrmung,
die der Partikelumstrmung (siehe Gl.(4.14) MVT_e_4neu.doc#Widerstandsbeiwert_kaskas) entsprechen. Der laminare Umstrmungswiderstand
von glatten Kugeln setzt sich brigens aus 2/3 viskosem Reibungswiderstand und 1/3 Druckwiderstand zusammen. Der Durchstrmungswiderstand erhht sich demgegenber um ein Vielfaches:

2 d 1 d 2
Eu Re = 24 1 + k exp,lam +

3 a 3 a

fr

Re < 1

(8.98)

kexp,lam experimentell zu bestimmender Packungsbeiwert


Mit einem einfachen Wrfelzellenmodell erhlt man entsprechend Abschnitt
1.3 Gl.(1.102) MVT_e_1.doc - a_phis fr das Partikelgren-Oberflchenabstandsverhltnis d/a im allgemeinen Fall:

Dr.- Ing.habil. J. Tomas 1992


5

MOLERUS, O., Principles of Flow in Disperse Systems, Chapman & Hall 1993, p. 27

MVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

485

d 1 s ,max
=
= 3
1
a k a s

1
.
(1 )max 3 1
3

=
3

(8.99)

Fr die Wirbelschichtdurchstrmung hat MOLERUS 6


3

s ,max = 3 (1 )max = 0,9

d.h.

(1-)max = 0,729

(8.100)

gewhlt, so dass in Gl. (8.97) einzusetzen ist:


3
1
d
=
.

a 0,9 0,9 3 1

(8.101)

Diese Beziehung (8.97) lsst sich auch fr den Druckverlust konzentrierter


wssriger Suspensionen verwenden.
Die EULER-Zahl hngt von der Partikel-REYNOLDS-Zahl 7 Re = f(ur(t),
dST) und damit auch vom mittleren Porendurchmesser d ab, Gl.(8.64). Wegen der Partikelbeweglichkeit in einer Wirbelschicht wird sie mit der charakteristischen Relativgeschwindigkeit

ur / = u v / .
(8.102)
zwischen Fluid und Partikel innerhalb der Poren gebildet:
Re =

( u r / ) d ST f 3 u r d f (1 )
=
2 2

(8.103)

dynamische Fluidviskositt
Auerdem sollen hier auch die Gleichungen fr die Durchstrmung eines
Festbettes angegeben werden:
1, 5
d 1 d 2
24
4
0,891
d
d
1 + 0,692 + +
1 + 0,12 + 0,4 + 0,1
Eu B =
Re
Re
a 0,95
a 0,95 Re
a 2 a 0,95

(8.104)
Die maximale Packungsdichte wird angenommen mit
3

s ,max = 3 (1 )max = 0,95 d.h.

(1-)max = 0,8574

3
1
d
.
=
a 0,95 0,95 3 1

(8.105)

(8.106)

Fr strkere Abweichungen von der Kugelform erhht sich der Widerstand 8:

Dr.- Ing.habil. J. Tomas 1992


6

MOLERUS, O., Principles of Flow in Disperse Systems, Chapman & Hall 1993, p. 13
7 MOLERUS, O., p. 17
8 MOLERUS, O., p. 17
MVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

486
Eu B =

1, 5
d 1 d 2
24
4

d
1
0
,
685
1
0
,
289

1, 5
a
2
a
k 2 Re
k
Re

a 0,95

0,95

1
k

d
0,4 + 0,514
a 0,95

(8.107)
k

Partikelformfaktor nach Gl.(4.47) MVT_e_4.doc - Formkorrektur

Vor allem Wirbelschichten mit Gasen als Fluid werden wegen ihrer mannigfaltigen Vorteile heute in der Verfahrenstechnik verbreitet angewendet:
- Bei mechanischen Prozessen nutzt man ihre intensive Mischwirkung
und zum Teil auch ihre Klassierwirkung aus,
- bei thermischen Prozessen vor allem den intensiven Wrme- und
Stoffbergang beim Wrmebertragen, beim Trocknen, bei der Adsorption,
- Schlielich haben sie umfangreiche Bedeutung fr die Reaktionstechnik
(katalytische Gas-Feststoff-Reaktionen) wobei die intensive Durchmischung gleichmige Temperaturen ber das Volumen hinweg gewhrleistet.
- Der fluidisierte Zustand kann auch hinsichtlich der Prozesssteuerung vorteilhaft sein (leichterer Feststofftransport durch den Prozessraum,
gleichmigere Frderung und gute Automatisierbarkeit).
8.3.2.3 Auslegung von Wirbelschichtmischern
Der notwendige berdruck der Verdichter berechnet sich nach Gl.(8.108)
bei zustzlicher Bercksichtigung des Druckverlustes des Bodens und der
diversen Luftleitungen:
p ges = p b + p Boden + p Rohr

(8.108)

mit dem relativen, gewichtsbezogenem Druckverlust fp der Schttung der


Hhe hb ist unter Vernachlssigung der Partikelhaftkrfte und -wandreibung, siehe Gl.(8.80):
fp =

p b ,gem

(1 L ) (s f ) g h b

p b ,gem s

b ,L (s f ) g h b

1.

(8.109)

Da bei Gaswirbelschichten s >> f ist, folgt daraus nherungsweise, siehe


Gl.( 8.45):
p b = b ,L g h b .

(8.110)

b,L Schttgutdichte am Lockerungspunkt


Es ist neuerdings zweckmig, den gewichtsbezogenen Druckverlust bei
Messungen pb,gem anstelle Gl.(8.81) und Folie 8.11.2 grafisch aufzutragen:
MVT_e_8neu Mechanische Verfahrenstechnik Mischen Prof. Dr. J. Tomas, 15.07.2015

f p = f (log u ) .

487
(8.111)

Whrend die Druckverlustcharakteristik des Durchstrmungsbodens


pb,Boden gewhnlich bekannt ist, oder sich analog Gl.(8.54) ermitteln lsst.
kann der Druckverlust der Rohrstrmung pRohr mit Hilfe Gl.(8.48) berechnet werden.
Der notwendige Luftvolumenstrom ist mit der Luftgeschwindigkeit des
freien Querschnittes (Leerrohrgeschwindigkeit) u
= u A .
V

(8.112)

A
freie Querschnittsflche des Prozessraumes
Da die Fluidgeschwindigkeit u mit der EULER-Zahl Gl.(8.97) ber die
REYNOLDS-Zahl verknpft ist, muss sie mittels Iterationen errechnet werden. Danach folgt der Luftvolumenstrom nach Gl.(8.112).
Wesentlich einfacher geht das bei nherungsweise laminarer Durchstrmung von Pulverschichten, hier Re < 10, (CARMAN und KOZENY)
= A u = k A p b ,
V
b
hb

(8.113)

wenn fr die CARMAN und KOZENY-Konstante gilt


kb =

2
3 d ST
.
2
180 (1 )

(8.114)

kb
Permeabilitt der Schttung (180 fr monodisperse Kugeln)
Diese CARMAN-KOZENY-Gleichung (8.114) lsst sich brigens auch unter Mithilfe der Poren-EULER-Zahl Eu als laminarer Spezialfall der
ERGUN-Gleichung Gl.(8.77) aufschreiben:
Eu =

(1 ) .
p d ST 3

= (180 ... 150)


2
f u h b 1
Re

(8.115)

Der Leistungsbedarf pneumatischer Mischer ist verhltnismig hoch und


betrgt
( p )dp + p( V
P = V
)dV

(8.116)

oder vereinfacht, p ges p b da man den Wirbelbettdruckverlust als magebend ansehen kann:
p .
PV
b

(8.117)

Deshalb werden Wirbelschichtmischer auch vorwiegend diskontinuierlich


betrieben.
berschlglich gilt fr den massebezogenen Leistungsbedarf mit Gl.
(8.112) und (8.110):

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488
A u b g h b
P
=
= u g
b A h b
mb

(8.118)

und ist damit nach den Gln.(8.113) und (8.114) proportional der Permeabili2
tt des Schttgutes bzw. Feinheit d ST
.
8.3.2.4 Strahlmischer
Luftstrahlmischer (Folie 8.6.4) bestehen aus zylindrischen Stahlbehltern
mit Kegelboden /6.7/. In diesem sind schrg nach oben gerichtete Dsen
eingebaut, durch die das Gas pulsierend mit berschallgeschwindigkeit in
das Mischgut eingeblasen wird. Die Dsenanordnung bewirkt eine
drallbehaftete intensive Umwlzstrmung, so dass sich Mischzeiten von
weniger als einer Minute erreichen lassen. Luftstrahlmischer sind fr schnelles Mischen rieselfhiger Partikelschttungen vorteilhaft, wobei Unterschiede in der Partikelgre und in der Dichte infolge der hohen Umwlzgeschwindigkeit nicht zu Entmischungserscheinungen fhren /6.7/.
Pneumatische Umwlzmischer unterscheiden sich von Bunkermischern (s.
Abschn. 8.2.3) dadurch, dass sie ber eine pneumatische Umwlzeinrichtung in Form eines mittigen Rohres verfgen.

8.4
Schwerpunkte und Kompetenzen
Anhand dieser Schwerpunkte knnen Sie Ihr Wissen und Ihre verfahrenstechnischen Kompetenzen berprfen:
Prozessziele:
Prozessziele und Wirkprinzipien des Mischens;
Prozess- und Produktbewertung:
Mischungszustnde, stochastische Homogenitt, Prozessbewertung
mittels Mischgte, Mischkinetik, Wirkprinzipien des Feststoffmischens, Makro- und Mikromischen, Durchstrmung von Partikelschichten, Permeabilitt und Wirbelverhalten der Partikelpackungen;
Prozessauslegung:
Aufbau, Wirkprinzipien, Prozessauslegung, Maschinenparameter
sowie Einsatzgebiete ausgewhlter Mischer (Trommelmischer,
Zwangsmischer, Wirbelschichtmischer).

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