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Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems
S i t Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN Themenbereich Geneigte Dcher Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 1 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3 Geneigte Dcher g 3.1 Differenzierung von Dacharten nach der Neigung Eine erste Differenzierung eines Daches bezglich seiner Art (Geneigtes Dach, Flachdach) kann nach seiner Neigung erfolgen: Flachdcher mit 5 (vgl. Scriptums Flachdcher) Flach geneigte Dcher mit 5 < 20 Steildcher mit > 20 geneigte Dcher Die Grundformen des geneigten Daches sind Pultdach sowie das Satteldach mit seinen Variationen Walmdach ( Reduzierung der auf den Giebel einwirkenden Windlasten) und Mansarddach ( Nutzung des ersten Dachgeschosses [ Mansarde nach J Hardouin- und Mansarddach ( Nutzung des ersten Dachgeschosses [Mansarde nach J. Hardouin- Mansart, der lt. Brockhaus zu Unrecht als ihr Erfinder gilt] mit nur geringen Einschrnkungen im Sinne eines bewohnten Vollgeschosses), vgl. dazu Bild 3.1-1. Bild 3 1 1 Darstellung von Pultdach Satteldach Walmdach Mansarddach Bild 3.1-1 Darstellung von Pultdach, Satteldach, Walmdach, Mansarddach 3.2 Differenzierung von Dacharten nach dem konstruktiven Feuchteschutz Im Gegensatz zu Fachdchern, die eine Dachabdichtung erhalten, werden geneigte Dcher in der Regel mit einer Dachdeckung versehen. Signifikantestes Unterscheidungs merkmal ist dass Dachabdichtungen wasserdicht ausgefhrt werden Unterscheidungs-merkmal ist, dass Dachabdichtungen wasserdicht ausgefhrt werden, verhindern somit ein Durchdringen auf der Abdichtung stehendenden Wassers. Dachdeckungen bewirken dagegen durch ihre geneigte und elementweise berlappende Bauweise einen schnellen Ablauf des Niederschlagwassers vom Bauwerk. Sie mssen daher nicht wasserdicht Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 2 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems ausgefhrt werden. Bei starkem Wind, rckstauendem Schnee etc. kann daher Niederschlag unter die Dachdeckung gelangen, was beim Aufbau eines Daches zu bercksichtigen ist. 3.3 Bezeichnungen Die blichen Fachausdrcke fr die einzelnen Gestaltungsmerkmale eines Daches sind in Bild 3.3-1 dargestellt. Bild 3.3-1 Fachausdrcke fr die einzelnen Gestaltungsmerkmale eines Daches 3.4 Anforderungen an geneigte Dcher 3.4.1 Statisch-konstruktive Anforderungen Hinsichtlich der statisch-konstruktiven Anforderungen muss gewhrleistet sein: die Standsicherheit der Dachkonstruktion und - die Standsicherheit der Dachkonstruktion und - die Begrenzung der Verformungen, so dass keine Schden im Bereich des Dachfbaus bzw. der Unterkonstruktion entstehen (Nachweise nach DIN 1052). Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 3 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.4.2 Bauphysikalische Anforderungen Die Dachkonstruktion muss auf Seiten der Bauphysik den Anforderungen - des Witterungsschutzes (DIN 41083), - des Wrmeschutzes (DIN 4108 2, Energieeinsparverordnung), - des Tauwasserschutzes (DIN 4108 3), - der Luftdichtheit (DIN 41082, -7, Energieeinsparverordnung), - des Schallschutzes (DIN 4109), - des Brandschutzes (Landesbauordnung, DIN 4102 gengen. 3.5 Zimmermannsmige Dachkonstruktionen 3.5.1 berblick Der Entwurf der Dachkonstruktionen geht von der Dachhaut aus. Die Deckung der geneigten Dcher verlangt grundstzlich eine den Hhenlinien folgende Unterlage, sei es eine Lattung aus Holzlatten fr Ziegel-, Betondachstein-, Faserzement- oder Reet- deckung oder eine Schalung aus dicht liegenden Brettern fr Schiefer-, Metall- oder Dachbahnendeckung. Lattung oder Schalung liegt ihrerseits auf Trgern, die zwangs- lufig senkrecht zu den Hhenlinien in Neigungsrichtung des Daches ausgerichtet sind, lufig senkrecht zu den Hhenlinien in Neigungsrichtung des Daches ausgerichtet sind, den Sparren [Der Sparren, mittelhochdeutsch sparre, althochdeutsch sparro]. Wenn die Gebude- lngswnde einen hinreichend kleinen Abstand haben, knnen die Sparren ohne Zwischenuntersttzung auf den Lngswnden gelagert werden. Dabei werden die Sparren auf Schwellen gelegt, die das Ausrichten und Anschlieen der Sparren wesentlich erleichtern und die Einzellasten aus den Sparren auf die Wand verteilen. Alle die Sparren sttzenden waagerechten Trger werden Pfetten [Die Pfette, sptmittelhoch- deutsch pfette, ber das Romanische aus demLateinischen patena] genannt, gleichgltig, ob sie wie die Schwellen kontinuierlich oder Punkt gesttzt sind. Die oberste Pfette ist die First- Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 4 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems pfette, am Fu der Sparren liegt die Fupfette (Bild 3.5-2a). Bild 3.5-1 zeigt diese Grundkonzeption des geneigten Daches, die letztlich allen geneigten Dchern zugrunde liegt: Dachlattung auf Sparren, Sparren auf Pfetten. Der Sparren bt aufgrund seiner waagerecht geschnittenen Lagerflchen unter senkrechten Lasten (z. B. Eigenlast) nur senkrechte Krfte auf die Unterkonstruktion aus. Bild 3.5.1-1 Grundstzlicher Aufbau einer Dachkonstruktion Bei grerer Spannweite muss der Sparren eine Zwischensttzung, zum Beispiel durch eine Mittelpfette, erhalten (Bild 3.5.1-2b). Die Mittelpfette kann bei kurzen Gebuden auf den Giebelwnden ohne Zwischensttzung gelagert sein oder bei lngeren Gebuden zustzlich auf Querwnden oder Sttzen aufliegen Gnstiger als die Form des zustzlich auf Querwnden oder Sttzen aufliegen. Gnstiger als die Form des Pultdaches ist fr breite Gebude die Form des Satteldaches (vgl. Bild 3.1-1). Von den beiden gleichen hohen Lngswnden laufen die Sparren auf die Firstpfette (Bild 3.5.1-2c), die hier wie die Mittelpfette allein auf den Giebelwnden oder zustzlich auf Zwischensttzungen liegt. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 5 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Alle Dcher, deren Sparren gem auf Pfetten gelagert sind und die unter senkrechter Belastung nur senkrechte Krfte auf die Pfetten abgeben, werden Pfettendcher genannt. G i d i t d i B h kt b d Stb h Bild 3 5 1 2d Gegeneinander geneigte und im Berhrungspunkt verbundene Stbe nach Bild 3.5.1-2d bilden ein auerordentlich tragfhiges System, wenn beide Fupunkte auer in senkrechter auch in horizontaler Richtung gehalten sind. Eine Sttzung im First ist nicht erforderlich. Die Lasten werden zu einem groen Teil ber Druckkrfte in den Sparren auf die Fupunkte abgetragen. Pfetten sind gegebenenfalls nur als Schwellen an den Auflagern erforderlich. Alle Dcher, deren Sparren gem Bild 3.5.1-2d am Fupunkt in senkrechter und horizontaler Richtung gehalten sind und die ein Dreigelenksystem bilden, werden Sparrendcher genannt. Insbesondere in historischen mehrgeschossigen Dchern kommen hufig kombinierte Systeme vor mit Pfetten in den t G h d D i l k t i Fi t h unteren Geschossen und Dreigelenksystemen im Firstgescho. Bild 3 5 1 2 Mglichkeiten der Sparrenauflagerung Bild 3.5.1-2 Mglichkeiten der Sparrenauflagerung a) Auflagerung auf Fu- und Firstpfette beim Pultdach b) Durchlaufsparren auf Fu-, Mittel- und Firstpfette c) Auflagerung auf Fu- und Firstpfette beim Satteldach d) Dreigelenksystem eines Sparrendaches ohne Zugband (unverschiebliche Auflager) e) Dreigelenksystem eines Sparrendaches mit Zugband (ein verschiebliches Auflager) f) Dreigelenksystem eines Sparrendaches mit Zugband und Kehlbalken Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 6 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Eine systematische bersicht blicher zimmermannsmiger Dachkonstruktionen gibt Bild 3.5.1-3. Weitere Konstruktionen sind denkbar. Zimmermannsmige Dachkonstruktionen Sparrendcher Pfettendcher strebenloses Pfettendach Abgestrebtes Pfettendach Kehlbalkendach (reines) Sparrendach Festes Sparrenauflager an der Fupfette Festes Sparrenauflager an der Mittelpfette Wahlweise mit Zuggurt oder unverschieblichem Auflagern Kehlbalkendach mit verschieblichem Kehlbalken Kehlbalkendach mit unverschieblichem Kehlbalken Bild 3.5.1-3 bersicht ber die heute blichen zimmermannsmiger Dachkonstruktionen Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 7 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.5.2 Pfettendcher Sparren In Pfettendchern tragen mit dem First parallel laufende Pfetten die aufliegenden Sparren. Die Sparren sind als einfeldrige oder durchlaufende oder auskragende Balken vorwiegend auf Biegung beansprucht. Pfettenauflagerung Die Pfetten knnen ihrerseits auf vielfltige Weise untersttzt und gelagert werden. Bei blichen Hallenbauten liegen die Pfetten meistens als durchlaufende Trger oder als G b d K lt f H ll l i ht t Bi d I Gerber- oder Koppeltrger auf quer zur Hallenlngsrichtung gespannten Bindern. Im Geschobau ist der Dachraum in der Regel frei von tragfhigen Wnden, so dass zur Auflagerung der Pfetten ein besonderes Tragwerk aus Sttzen (auch Stiele oder Pfosten genannt), Streben, Zangen und Riegeln erforderlich ist. Wenn der Dachraum ungenutzt bleibt, haben sich im Geschobau, hnlich wie im Hallenbau, auch vorgefertigte Binder (z. B. Fachwerktrger aus Holz) als zweckmig erwiesen. Zweifellos ist es am einfachsten, die Pfetten auf senkrecht stehende Sttzen zu legen. In lteren Dchern sind die Pfetten hufig durch Kopfbnder mit den Sttzen biegesteif verbunden. In der Pfetten-Stiel-Ebene (also in Lngsrichtung des Gebudes) entsteht auf diese Weise ein mehrfeldriger Rahmen Allerdings sind solche Systeme vergleichsweise verformungs mehrfeldriger Rahmen. Allerdings sind solche Systeme vergleichsweise verformungs- weich, so dass meistens eine zustzliche Aussteifung durch Streben in den Endfeldern erforderlich ist. Bild 3.5.2-1 zeigt ein solches System sowie drei neuere Vorschlge zur Sttzung und Lngsaussteifung von Pfettenstrngen fr unterschiedliche Abstnde der tragenden Wnde. Die Anordnung von V-Sttzen erhht zwar die Anzahl der sttzenden Bauglieder; aber gleichzeitig verkleinert sich der erforderliche Holzquerschnitt fr die Pfetten so weit, dass diese Ausbildung wirtschaftlich sein kann. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 8 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems a) b) c) d) Bild 3.5.2-1 bersicht ber die verschiedenen Arten von Pfettenstrngen a) Pfettenstrang mit Kopfbandsttzen a) Pfettenstrang mit Kopfbandsttzen b) Pfettenstrang mit V-Sttzen bei gleichmigem Abstand der tragenden Wnde c) Dreifachsttzen bei weitem Abstand der tragenden Wnde d) Untersttzung bei ungleichmiger Anordnung der tragenden Wnde Dachstuhl Zur Aussteifung in Querrichtung waren frher mehrere Systeme gebruchlich. Hufig wurden die Stielpaare durch Zangen verbunden und nach beiden Seiten abgestrebt (Bild 3.5.2-2a). Da Streben mit traditionellen Anschlssen nur geringe Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 9 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Zugkrfte bertragen knnen, ist je nach Windrichtung entweder die eine oder die andere Strebe als Druckstrebe wirksam. Dabei steht die Zange ebenfalls unter Druckbeanspruchung. Bild 3.5.2-2b zeigt das Traggerst, das den Stuhl fr die Sparren bildet, im Ganzen. Wegen der zwei Stielreihen wird das System als doppelt oder zweifach stehender Stuhl bezeichnet. Er ist fr sich standfest. Die Sparren liegen auf, ohne dass sie zum Gesamttragverhalten des Systems beitragen. Hat das Dach nur eine tragende Pfette mit einer Pfostenreihe, so spricht man von einem einfach stehenden, bei drei Pfetten (zum Beispiel zwei Mittelpfetten und eine Firstpfette) mit drei Stielreihen von einem dreifach stehenden Stuhl mit drei Stielreihen von einem dreifach stehenden Stuhl. a) b) Bild 3.5.2-2 Dachstuhl mit Darstellung der Abstrebung (a) sowie perspektivischer Darstellung des Gesamtsystems (b) y ( ) In Bild 3.5.2-3 werden die Schnittkrfte in einem abgestrebten Stuhl fr die unter- schiedlichen Lastflle symmetrische Vertikalbelastung, unsymmetrische Vertikal- belastung sowie unsymmetrische Horizontalbelastung unter Bercksichtigung der Zugweichheit zimmermannsmiger Verbindungstechniken dargestellt. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 10 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Hngewerk Bild 3.5.2-3 Schnittkrfte in einem abgestrebten Stuhl fr die unterschiedlichen Lastflle symmetrische Vertikalbelastung, unsymmetrische Vertikalbelastung sowie unsymmetrische Horizontal- belastung unter Bercksichtigung der Zugweichheit zimmermannsmiger Verbindungs- techniken dargestellt In der Ansicht hnlich wie der zweifach stehende Stuhl, aber im Tragverhalten verschieden, ist das doppelte Hngewerk (Bild 3.5.2-4), das meistens die ganze Gebudebreite ohne Zwischensttzung berspannt. Beim Hngewerk sind die Stiele nur zugfest mit der Unterkonstruktion in der Regel ein Bundbalken verbunden Symmetrische Lasten werden ber die Streben abgeleitet In Bundbalken verbunden. Symmetrische Lasten werden ber die Streben abgeleitet. In Bild 3.5.2-5 werden die Schnittkrfte in einem doppelten Hngewerk fr die unterschiedlichen Lastflle symmetrische Vertikalbelastung, unsymmetrische Vertikalbelastung sowie unsymmetrische Horizontalbelastung unter Bercksichtigung der Randbedingung, dass die Sttzenfe nur zugfest angeschlossen sind. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 11 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Bild 3.5.2-4 Doppeltes Hngewerk Die Sthle sind dabei unbelastet, sofern sie nicht angehngte Lasten aus der Decke aufzunehmen haben, wozu das Hngewerk hufiger herangezogen wird. Bei Bundbalken unsymmetrischer Belastung wird die Last am Aufpunkt in die Richtungen der Strebe und des Spannriegels zerlegt; die Sttze unter dem Lastangriffspunkt bleibt unbelastet. Im gegenberliegenden Knoten ruft die Druckkraft des Spannriegels eine Strebendruckkraft und eine Zugkraft in der Sttze hervor. Unter horizontalen Lasten verhalten sich beide S t l i h ti D H k i t l f di Bi f ti k it d B db lk Systeme gleichartig. Das Hngewerk ist also auf die Biegefestigkeit des Bundbalkens angewiesen. Bild 3.5.2-5 Schnittkrfte in einem doppelten Hngewerk fr die unterschiedlichen Lastflle symme- trische Vertikalbelastung, unsymmetrische Vertikalbelastung sowie unsymmetrische Horizontalbelastung unter Bercksichtigung der Randbedingung, dass die Sttzenfe nur zugfest angeschlossen sind Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 12 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Sprengwerk Das Hngewerk wandelt sich zum Sprengwerk, wenn die Sttzen nicht zugfest, sondern mit einem Schwebezapfen fr unsymmetrische Lasten druckfest angeschlossen werden (Bild 3.5-6). Sprengwerke sind verbreitet anzutreffen, werden aber heute kaum noch h t llt hergestellt. In Bild 3.5.2-7 werden die Schnittkrfte in einem Sprengwerk fr die unterschiedlichen Lastflle symmetrische Vertikalbelastung, unsymmetrische Vertikalbelastung sowie unsymmetrische Horizontalbelastung unter Bercksichtigung der Randbedingung Bild 3.5.2-6 Schwebezapfen in einem Sprengwerk (links aufsitzend, rechts schwebend) unsymmetrische Horizontalbelastung unter Bercksichtigung der Randbedingung, dass die Sttzen mit Schwebezapfen schwebend angeschlossen sind. Unter symmetrischer Belastung schweben die Aufstandsflchen der Sttzen einige cm ber dem Bundbalken, so dass sie wirkungslos sind. Infolgedessen bilden die Streben mit dem Riegel eigentlich ein verschiebliches Gelenkviereck, das allerdings fr symmetrische Belastung der Sttzlinie entspricht. Demnach werden symmetrische Lasten wie beim Hngewerk ber die Streben abgetragen. Unter unsymmetrischer Last verschiebt sich das Gelenkviereck, und die Sttze unter der Last senkt sich auf den Bundbalken ab. Es entsteht eine kraftschlssige Verbindung und damit ein neues tragfhiges System in dem der Bundbalken die unsymmetrischen und damit ein neues tragfhiges System, in dem der Bundbalken die unsymmetrischen Lasten ber Biegung auf die Wnde abtrgt. Der Grundgedanke besteht also darin, die grten symmetrischen Lasten und Schnee ohne Beanspruchung des Bundbalkens ber die Streben auf die Auenwnde zu leiten und den Bundbalken nur mit den kleineren unsymmetrischen Lasten zu beanspruchen. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 13 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Die mit der Systemvernderung verbundenen Unsicherheiten in der tatschlichen Bild 3.5.2-7 Schnittkrfte in einem Sprengwerk fr die unterschiedlichen Lastflle symmetrische Vertikalbelastung, unsymmetrische Vertikalbelastung sowie unsymmetrische Horizontal- belastung unter Bercksichtigung, dass die Sttzen mit Schwebezapfen schwebend angeschlossen sind Die mit der Systemvernderung verbundenen Unsicherheiten in der tatschlichen Krfteverteilung und die relativ groen Verformungen entsprechen nicht mehr den heute blichen Sicherheitsanforderungen. Aber in der Vergangenheit hat sich diese verformungsfhige weiche Konstruktion, die rtlichen berbeanspruchungen durch Krfteumlagerungen ausweichen kann, durchaus bewhrt. Hngewerke und Sprengwerke eignen sich als symmetrische Systeme in der Regel nur fr symmetrische Grundrisse. Fr unregelmige Grundrisse ist der stehende Stuhl die angemessene Konstruktion Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 14 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Liegender Stuhl Wenn der Dachraum sttzenfrei bleiben sollte, zum Beispiel in Lagerhusern, wurden die Sttzen schrg gestellt oder gelegt. Kopfbnder zwischen Sttzen und Riegel ergnzen das System zu einem Rahmen und geben dem so genannten liegenden Stuhl die erforderliche Quersteifigkeit (Bild 3.5.2-8). Bild 3.5.2-8 Konstruktion eines liegenden Stuhls In Bild 3.5.2-9 werden die Schnittkrfte in einem liegenden Stuhl fr die unter- schiedlichen Lastflle symmetrische Vertikalbelastung, und unsymmetrische Vertikalbelastung sowie unsymmetrische Horizontalbelastung unter Bercksichtigung der Randbedingung, dass die Sttzenfe nur zugfest angeschlossen sind, dargestellt. Unter symmetrischer Belastung verhlt sich der liegende Stuhl wie ein Sprengwerk. y g g p g Unter unsymmetrischen Lasten ist er zwar tragfhig, aber doch recht weich. Hufig wurden liegende Sthle deshalb durch entsprechenden Verbund mit den Sparren zustzlich ausgesteift Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 15 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Bild 3.5.2-9 Schnittkrfte in einem Sprengwerk fr die unterschiedlichen Lastflle symmetrische Vertikalbelastung, unsymmetrische Vertikalbelastung sowie unsymmetrische Horizontal- belastung unter Bercksichtigung, dass die Sttzen mit Schwebezapfen schwebend angeschlossen sind Strebenloses Pfettendach Heute werden Pfettendcher in der Regel ohne eine besondere Abstrebung als streben- loses Pfettendach ausgefhrt. Die erforderliche Quersteifigkeit erreicht man durch Einbeziehung jeweils jener Sparren zum Tragsystem des Stuhls, die ber den Stielen liegen. Sparren und Stiel bilden einen Bock. Die Verbindung mit dem Stiel ist am einfachsten durch Laschen herzustellen die hufig als Zangen zum einfachsten durch Laschen herzustellen, die hufig als Zangen zum gegenberliegenden Bock durchlaufen und dann auch als Deckentrger fr einen Dachausbau dienen knnen (Bild 3.5.2-10). Im brigen werden bei allen Sparren die horizontalen Komponenten aus der anteiligen Windlast am Fupunkt abgegeben, so dass die Windlast Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 16 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems kontinuierlich lngs der Traufe in die Deckenscheibe geleitet wird und die Mittelpfette nur senkrechte Lasten erhlt. Das sttzende, in der Querebene steife System, bestehend aus dem Pfostenpaar, der Zange und den beiden zugehrigen Sparren, nennt man einen Binder. Die Sparrenpaare zwischen den Bindern heien Leergebinde Bild 3.5.2-10 Konstruktion eines strebenlosen Pfettendaches und Darstellung des korrespondierenden statischen Systems Wenn die Sparren von der Mittelpfette zum First weit auskargen werden sie manchmal Wenn die Sparren von der Mittelpfette zum First weit auskargen, werden sie manchmal durch eine Firstbohle verbunden. Gewhnlich lsst man Kragsparren frei enden. Das Verhltnis von Feld- zu Kraglnge ist bei etwa 3:1 wegen der zugehrigen Biegemomentenverteilung am gnstigsten. Die blichen Sttzweiten fr Pfetten liegen zwischen 3 m und 4 m. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 17 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.5.3 Sparrendcher Paarweise gegeneinander geneigte Sparren, die im First kraftschlssig verbunden sind und am Fupunkt ein fest, vertikal und horizontal unverschiebliches Auflager haben, bilden ein tragfhiges Dreigelenksystem, vgl. Bild 3.5.1-2 und Bild 3.5.3-1. Die Sparren werden dabei auer auf Biegung zustzlich auf Druck beansprucht. Dachtragwerke, die aus derartigen Sparrenpaaren ohne First- und Mittelpfette gebildet werden, heien Sparrendcher. Bild 3.5.3-1 Konstruktionen eines Sparrendaches Die Sparrendruckkraft ist bei sonst gleichen Verhltnissen wesentlich von der Dachneigung abhngig. Man erkennt aus Bild 3.5.3-2, dass sich die Sparrendruckkraft bei Dachneigungen >30 nur wenig ndert. Bei abnehmender Neigung ab 30 steigt die Druckkraft jedoch zunehmend steil an. Die wirtschaftlich vertretbare Grenze fr Sparrendcher drfte bei wenigstens 20 Dachneigung liegen Sparrendcher drfte bei wenigstens 20 Dachneigung liegen. Bild 3.5.3-2 Sparrendruckkraft in Abhngigkeit von der Dachneigung eines Sparrendaches Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher p g g g g p GD 18 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Sparrendcher haben einen geringen Holzbedarf als Pfettendcher. Andererseits verlangen sie besondere Sorgfalt beim Zuschnitt und bei der Montage, dem so genannten Abbund, so dass die Kosten fr den Abbund bei Sparrendchern hher sein knnen als bei Pfettendchern. Von Vorteil ist der freie Dachraum. Allerdings sind die M li hk it d D h t lt B d h d Ei b G b d T Mglichkeiten der Dachgestaltung, z. B. durch den Einbau von Gauben und Terrassen, im Vergleich zum Pfettendach eingeschrnkt, weil die Sparren immer paarweise auf- treten und das Auswechseln eines durch Druckkrfte beanspruchten Sparrens aufwendiger ist als die Unterbrechung oder das Auslassen von Sparren im Pfettendach. Die Aussteifung in Lngsrichtung liegt beim Sparrendach immer in den Dachflchen. Am einfachsten ist die Aussteifung mit Latten herzustellen, die in diagonaler Richtung von unten gegen die Sparren genagelt werden. Sie heien Windrispen wenn wegen eines Ausbaus des Dachgeschosses untergenagelte, durchlaufende Latten stren, kann man die Latten stckeln und zwischen die Sparren legen, was allerdings aufwendig ist, oder man bildet Andreaskre e a s er inkten Stahlbnder (Bild 3 5 3 3) Die Andreaskre e man bildet Andreaskreuze aus verzinkten Stahlbnder (Bild 3.5.3-3). Die Andreaskreuze sind notwendig, weil die Stahlbnder nur Zug aufnehmen knnen. Bild 3.5.3-3 Lngsaussteifung von Sparrendchern a) Windrispe auf Sparren genagelt b) Windrispe zwischen den Sparren angebracht Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher ) p p g c) Andreaskreuz aus gelochten, verzinkten Stahlbndern GD 19 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.5.4 Kehlbalkendcher Entgegen berkommenen Regeln hat sich herausgestellt, dass einfache Sparrendcher mit Sparrenlngen bis zu 7 m, bei flachen Dchern unter 30 Neigung sogar bis zu 8 m wirtschaftlich sein knnen, auch wenn hufig eine Sparrenlnge von 4,50 m als wirtschaftliche Grenze angegeben wird. Fr breitere Dcher ist die Anordnung eines Kehlbalkens zweckmig (Bild 3.5.4-1). Die Kehlbalken eignen sich zustzlich als Deckenbalken fr einen Ausbau des Dachgeschosses. Bild 3.5.4-1 Konstruktionen eines Kehlbalkendaches Bei symmetrischen Lastfllen spreizt der Kehlbalken als Druckriegel das Sparrenpaar auseinander und gibt dem durchlaufenden Sparren eine Zwischensttzung. Der gnstige Effekt ist an der Biegemomentenlinie und an der Biegelinie in Bild 3.5.4-2 zu erkennen. abzulesen. Bild 3.5.4-1 Verlauf der Biegemomente und der Biegelinie in einem Kehlbalkendach unter symmetrischer Belastung Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher y g GD 20 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Bei unsymmetrischen Lastfllen, zum Beispiel bei Wind in Querrichtung, ist der Kehlbalken unwirksam. Er folgt der antimetrischen Verformung des Gesprres, ohne das System fr diesen Lastfall zu versteifen. Wenn aber die Kehlbalken durch einen horizontalen Verband zu einer Scheibe verbunden werden und diese Scheibe an den Giebelwnden oder an innen liegenden Querwnden in Querrichtung gehalten wird, dann bilden die Kehlbalken ein horizontales Lager gem Bild 3.5.4-3. Bei ausgebauten Dachgeschossen sollte man die Kehlbalkenlage stets zur Scheibe ausbilden. Bild 3.5.4-4 zeigt beispielhaft die Aussteifung der Kehlbalkenlage durch einen Verband aus Andreaskreuzen aus aufgenagelten Stahlbndern. Wird der Dachraum Bild 3.5.4-3 Biegelinien bei unsymmetrischer Belastung eines Kehlbalkendaches, links mit verschieblichem Kehlbalken, rechts mit unverschieblichem Kehlbalken g g ausgebaut, so wird der Kehlbalken in der Regel durch eine schubfest vernagelte oder verschraubte Verbretterung (ggf. auch Holzwerkstoffplatten) als Scheibe ausgebildet. Bild 3.5.4-4 Aussteifung der Kehlbalkenlage durch einen Verband aus Andreaskreuzen aus aufgenagel- ten Stahlbndern (Isometrie) Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 21 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Die Kehlbalkenscheibe ist dann durch Verankerung festzulegen, um die Verformungen klein zu halten und unerwnschte Risse in den Wnden des Ausbaus zu vermeiden, vgl. Darstellung in Bild 3.5.4-5. Bild 3.5.4-1 Festlegung einer Kehlbalkenscheibe durch Verankerung in den Giebelwnden 3.5.5 Aussteifung von Giebelwnden Wird ein Satteldach ausgebildet, so knnen die Giebelwnde im Normalfall nicht durch Querwnde ausgesteift werden. Daher mssen die Giebel zur Windsog-Sicherung mit der Dachkonstruktion verbunden werden, wobei der Dachstuhl die Giebelwand aussteift (und nicht umgekehrt). Die Verankerung des gemauerten Giebels an einer Pfette (bzw. an der Lngsaussteifung beim Kehrbalkendach) zeigt Bild 3.5.5-1. Bild 3.5.5-1 Verankerung eines gemauerten Giebels an Pfette oder Lngsaussteifung des Daches (links: Vertikalschnitt, rechts: Horizontalschnitt) Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 22 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Mgliche Verankerungen am Sparrendach (mit und ohne Dachberstand) sind in Bild 3.5.5-2 dargestellt. Bild 3 5 5 2 V k i t Gi b l S d h li k it d tli h Bild 3.5.5-2 Verankerung eines gemauerten Giebels am Sparrendach, links: mit deutlichem Dachberstand, rechts: mit geringerem Dachberstand Ein Ringbalken ist besonders bei bndigem Abschluss des Daches mit dem Giebel zu empfehlen (Bild 3.5.5-3). Auf dem Ringbalken wird eine Mauerlatte befestigt, die hinter einer Klaue der Dachlatten liegt. Unter Umstnden gengt auch die Verankerung im Firstpunkt an den Firstholm. Bei Pfettendchern wird der Giebel meistens mit Mauer- ankern an die Pfetten angeschlossen. Da das Mauerwerk im Giebel aus Eigenlast nur gering belastet ist, kann es im Bereich des Ankers zu Lockerungen des Gefges kommen. Auch hier trgt ein Ringbalken lngs des Ortganges wesentlich zur Steifigkeit des Giebelmauerwerks bei des Giebelmauerwerks bei. Bild 3.5.5-3 Verankerung eines gemauerten Giebels mit Ringbalken am Sparrendach, links: kontinuierliche Halterung, rechts: Verankerung im Firstpunkt Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 23 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.6 Massive Dachkonstruktionen 3.6.1 Normalbeton Die Grundkonstruktion dieses Massivdachelements ist vergleichbar mit einer Element- decke. Allerdings wird ein spezieller Gittertrger als Tragkonstruktion mit besonderer Ausbildung im Obergurtbereich fr eine rationelle Befestigung der Trgerlatte er endet Das Massi dachelement ird bereits erksseitig mit der erforderlichen verwendet. Das Massivdachelement wird bereits werksseitig mit der erforderlichen Wrmedmmung, einer Unterspannbahn und der Dachlattung hergestellt. Weiterhin sind alle erforderlichen Einbau- und Befestigungsteile wie z. B. Dachgauben, Dachflchenfenster und Kehldecke eingebaut bzw. vorgerichtet. Bild 3.6.1-1 zeigt die entsprechende prinzipielle Konstruktion, Bild 3.6.1-2 die Details des Firstpunktes sowie des Ortganges. Bild 3 6 1 1 Konstruktion eines massiven Daches in Normalbeton Bild 3.6.1-1 Konstruktion eines massiven Daches in Normalbeton Bild 3.6.1-2 Details zur First- und Ortgangkonstruktion eines massiven Daches in Normalbeton Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher g g GD 24 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.6.2 Porenbeton Die Grundkonstruktion dieses Massivdachelements ist vergleichbar mit einer Element- decke. Die einzelnen Elemente werden in Traufrichtung (= Spannrichtung der Platten) zwischen den lastabtragenden Innen- und Auenwnden angeordnet. Diese Platten werden an ihrer Auenoberflche durch eine Zusatzdmmung und Dachdeckung mit entsprechender Unterkonstruktion ergnzt. Bild 3.6.2-1 zeigt die entsprechende prinzipielle Konstruktion. Bild 3 6 2 1 Konstruktion eines massiven Daches in Porenbeton Bild 3.6.2-1 Konstruktion eines massiven Daches in Porenbeton Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 25 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.6.3 Leichtbeton Die einzelnen Elemente werden in Traufrichtung (= Spannrichtung der Platten) zwischen den lastabtragenden Innen- und Auenwnden angeordnet und untereinander mittels Spannankern kraftschlssig verbunden. Die Elemente werden an ihrer Auenoberflche durch eine Zusatzdmmung und Dachdeckung mit entsprechender Unterkonstruktion ergnzt. Bild 3.6.3-1 zeigt den Firstpunkt und Bild 3.6.3-2 den Traufpunkt in Detaildarstellung. Bild 3.6.3-1 Konstruktion eines massiven Daches in Leichtbeton, hier Firstpunkt Bild 3.6.3-2 Konstruktion eines massiven Daches in Leichtbeton, hier Traufpunkt Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 26 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.7 Querschnitte genutzter Dcher in Holzbauweise 3.7.1 Zwischensparrendmmung Bild 3.7.1-1 zeigt den Regelquerschnitt eines Daches mit konventioneller Zwischen- sparrendmmung, sowie zwei Hinterlftungsebenen und Installationsebene. Nachteilig wirken sich bei dieser Bauweise die Wrmebrckenwirkung der Sparren sowie eine zwangslufige statische berbemessung der Sparren aus (Bemessung der Sparren in zwangslufige statische berbemessung der Sparren aus (Bemessung der Sparren in der Regel nach der erforderlichen Dmmschichtdicke zzgl. Luftschicht!). Im Falle einer Gebudemodernisierung stellt diese Lsung den Standard dar, sofern nicht besondere energetische Anforderungen erhoben werden. Bild 3.7.1-1 Regelquerschnitt eines Daches mit Zwischensparrendmmung sowie zwei Hinterlftungs- ebenen und Installationsebene D i i d (1) S (2) W d (3) D f kti L ftdi hth it Darin sind: (1) Sparren, (2) Wrmedmmung, (3) Dampfsperre respektive Luftdichtheits- schicht, (4) Lattung fr Installationsebene, Abstand in Abhngigkeit von der Dicke der Gips- kartonbauplatte (5), (6) erste Hinterlftungsebene mit d 20 mm im Maximum des Durchhangs der Unterspannbahn (7), (8) uere Hinterlftungsebene, (9) Konterlattung, (10) Traglattung, (11) Dacheindeckung Die Bilder 3.7.1-2 und 3.7.1-3 zeigen Variationen des Regelquerschnittes eines Daches mit konventioneller Zwischensparrendmmung. Im ersten Beispiel wird die uere Hinterlftungsebene durch Weglassen der Konterlattung reduziert (zulssig bei kleinformatiger Dachdeckung, im zweiten Beispiel wird der U-Wert durch Dmmung der Intallationsebene verbessert sowie die Wrmebrckenwirkung der Sparren reduziert. Ein Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 27 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Nachweis nach Glaser ist zu fhren, wenn der Wrmedurchlawiderstand R Dmm der zustzlichen Dmmschicht 20% des Gesamtwrmedurchlawiderstands R T bersteigt. Bild 3.7.1-2 Regelquerschnitt eines Daches mit Zwischensparrendmmung sowie reduzierter uerer Hinterlftungsebenen und Installationsebene Darin sind: (1) Sparren, (2) Wrmedmmung, (3) Dampfsperre respektive Luftdichtheits- schicht, (4) Lattung fr Installationsebene, Abstand in Abhngigkeit von der Dicke der Gips- kartonbauplatte (5), (6) erste Hinterlftungsebene mit d 20 mm im Maximum des p ( ), ( ) g Durchhangs der Unterspannbahn (7), (8) uere Hinterlftungsebene, (10) Traglattung, (11) Dacheindeckung Bild 3.7.1-3 Regelquerschnitt eines Daches mit Zwischensparrendmmung sowie zwei Hinterlftungs- ebenen und gedmmter Installationsebene (= Untersparrendmmung) Darin sind: (1) Sparren, (2) Wrmedmmung, (3) Dampfsperre respektive Luftdichtheits- schicht, (4) Lattung fr Installationsebene, zwischen den Latten ausgefllt mit weichem Wrmedmm-Material, Abstand der Latten Abhngigkeit von der Dicke der Gipskarton- bauplatte (5), (6) erste Hinterlftungsebene mit d 20 mm im Maximum des Durchhangs der Unterspannbahn (7), (8) uere Hinterlftungsebene, (9) Konterlattung, (10) Traglattung, (11) Dacheindeckung Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 28 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.7.2 Vollsparrendmmung Bild 3.7.2-1 zeigt den Regelquerschnitt eines Daches mit maximal erreichbarer Zwischensparrendmmung sowie einer Hinterlftungsebene und Installationsebene. Dieser Aufbau nennt sich aus naheliegenden Grnden Vollsparrendmmung. Nachteilig wirken sich bei dieser Bauweise die Wrmebrckenwirkung der Sparren sowie eine zwangslufige statische berbemessung der Sparren aus (Bemessung der Sparren in der Regel nach der erforderlichen Dmmschichtdicke!). Im Falle einer Gebudemodern- isolierung stellt diese Lsung den Standard energetisch erhhter Anforderungen dar. Die Unterspannbahn ist wegen des Fehlens der unteren Hinterlftungsebene durch geeignete Materialwahl unbedingt diffusionsoffen auszubilden geeignete Materialwahl unbedingt diffusionsoffen auszubilden. Bild 3 7 2 1 R l h itt i D h it V ll d i i Hi t lft b Bild 3.7.2-1 Regelquerschnitt eines Daches mit Vollsparrendmmung sowie einer Hinterlftungsebene und Installationsebene Darin sind: (1) Sparren, (2) Wrmedmmung, (3) Dampfsperre respektive Luftdichtheits- schicht, (4) Lattung fr Installationsebene, Abstand in Abhngigkeit von der Dicke der Gips- kartonbauplatte (5), (6) Konterlattung, (7) diffusionsoffene Unterspannbahn, (8) Hinterlft- ungsebene, (9) Traglattung, (10) Dacheindeckung 3 7 3 Aufsparrendmmung 3.7.3 Aufsparrendmmung Bild 3.7.3-1 zeigt den Regelquerschnitt eines Daches mit Aufsparrendmmung sowie zwei Hinterlftungsebenen. Dieser Aufbau stellt eine gegenber der Zwischensparren- dmmung wrmebrckenreduzierte Bauweise dar, die Fhrung ggf. erforderlicher Installationen bedarf separater berlegungen. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 29 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Bild 3.7.3-1 Regelquerschnitt eines Daches mit Aufsparrendmmung sowie zwei Hinterlftungsebenen ohne Installationsebene Darin sind: (1) Sparren, (2) Dachschalung, (3) Dampfsperre respektive Luftdichtheitsschicht, (4) Wrmedmmung, (5) Unterspannbahn, (6) Konterlattung, (7) Grundlattung, (8) untere Hinterlftungsebene, (9) obere Hinterlftungsebene, (10) Traglattung, (11) Dacheindeckung In der Regel im Neubau findet die Dmmung ber den Sparren Verwendung (Bild 3.7.3- 1). Vorteilhaft ist die durchgehende Wrmedmmschicht auf der kalten Seite der Dach- konstruktion sowie die Mglichkeit, die Sparren im ausgebauten Dach sichtbar zu lassen (schnellere Austrocknung des Holzes sowie Mglichkeit des Verzichts auf chemischen Holzschutz DIN 68800-3 und -5). Da in diesem Fall die Lattung nicht direkt auf den Sparren aufliegt, bedarf der Lastabtrag der Dachdeckung spezieller berlegungen. Fr diverse Dmmstoffe liegen Typenberechnungen vor, wie die parallel zu den Sparren verlaufenden Krfte ber die so genannte Grundlattung zur Traufe geleitet und dort ber K i di S b t d i h Bild 3 7 3 2 (i G t Knaggen in die Sparren abgetragen werden, siehe Bild 3.7.3-2 (im Gegensatz zur Darstellung in Bild 3.7.3-1 hier mit reduzierter oberer Hinterlftung). Eine Weiterentwicklung dieses Systems zeigt das Bild 3.7.3-3. Hier werden die sparrenparallelen Krfte durch speziell auf Zug belastbare Sparrenngel direkt in die Sparren eingeleitet. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 30 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Bild 3.7.3-2 Aufsparrendmmung mit Wrmedmmschicht aus Hartschaum. Die Lastbertragung erfolgt dabei ber die Grundlattung sowie die Knagge in den Sparrenfu Bild 3.7.3-3 Aufsparrendmmung mit Wrmedmmschicht aus Hartschaum. Die Lastbertragung erfolgt dabei ber zugbeanspruchte, schrg eingeschlagene Sparrenngel und Druckkrfte im extrudierten Polystyrol (XPS) Dampfsperre respektive Luftdichtheitsschicht und innere Bekleidung sind hier nicht dargestellt Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 31 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.7.4 Kombination Werden an ein Gebude und damit auch das Dach dieses Gebudes erhhte energetische Anforderungen gestellt, z.B. bei Niedrigenergiehusern, Passivhusern, lassen sich die erforderlichen U-Werte (Passivhaus: U 0,1 W/(m 2 K)!!) nicht mehr mit den oben dargestellten Konstruktionen realisieren. Hier sind die verschiedenen Konstruktionen miteinander zu verknpfen und fr die dann entstandene Konstruktion mit den jeweils eingesetzten Materialien ihre dauerhafte Tauglichkeit nachzuweisen. Bild 3.7.4-1 zeigt beispielhaft einen Regelquerschnitt eines Daches mit Kombination von Aufsparren- und Vollsparrendmmung sowie optional dmmbarer Installationsebene (= U t d ) Untersparrendmmung) Bild 3.7.4-1 Regelquerschnitt eines Daches mit Kombination von Ausparrendmmung mit Vollsparrendmmung sowie zwei Hinterlftungsebenen und optional dmmbarer Installationsebene (= Untersparrendmmung). Die dauerhafte Tauglichkeit einer solchen Konstruktion ist im Einzelfall nachzuweisen Darin sind: (1) Sparren, (2) Wrmedmmung, (3) Dampfsperre respektive Luftdichtheits- schicht, (4) Lattung fr Installationsebene, zwischen den Latten ausgefllt mit weichem Wrmedmm-Material, Abstand in Abhngigkeit von der Dicke der Gipskartonbauplatte (5), (6) erste Hinterlftungsebene mit d 20 mm im Maximum des Durchhangs der Unterspannbahn (7), (8) uere Hinterlftungsebene, (9) Konterlattung, (10) Traglattung, (11) Dacheindeckung, (12) Dachschalung, (13) Wrmedmmung, (14) Grundlattung Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 32 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.8 Luftdichtheit von Dchern 3.8.1 Allgemeines Nachfolgend werden noch einmal die bauphysikalischen Anforderungen sowie deren Nachweiskriterien (mit Hinweis auf deren nhere Beschreibung) zusammengefat Dmmschichtdecke U-Wert T h t Gl DIN 4109 s i k - m Tauwasserschutz Glaser, DIN 4109 Schalldmm-Ma R w nach Norm oder Prfung Brandschutz F (bzw. REI) nach Norm oder Prfung Luftdichtigkeit konstruktive Lsungen! B a u p h y s s c r i p t u m Zwischen dem Gebudeinnern und der Auenluft bestehen blicherweise Druckdifferenzen durch Windeinflu durch Temperaturunterschiede zwischen Innen- und Auenluft sowie li h i d h Lft b Kli ti i t mglicherweise durch Lftungs- bzw. Klimatisierungssysteme Eine groe Luftdurchlssigkeit ausgebauter Dcher fhrt daher zu ungewollten Lftungswrmeverlusten, die in der Grenordnung der Trans- missionswrmeverluste liegen knnen und zu Tauwasserbildung bei aus dem Rauminnern in die Konstruktion strmender feuchtwarmer Luft, wodurch Bauschden verursacht werden knnen zu Zugerscheinungen aufgrund von Luftstrmungen (Beeintrchtigung der thermischen Behaglichkeit). Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 33 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.8.2 Lftungswrmeverluste Der Austausch erwrmter Innenluft gegen kalten Auenluft infolge von Eigen- (Temperaturgradient) oder Zwangskonvektion (Druckgradient) durch unplanmige ffnungen der Gebudehlle hindurch fhrt zu unplanmigen Lftungswrmeverlusten in nicht vernachlssigbarer Grenordnung. In Niedrigenergie- und Passivhusern beispielweise erreicht knnen sie ein mehrfaches der Transmissionswrmeverluste erreichen und damit die gesamte Gebudekonzeption zunichte machen. Das Beispiel in Bild 3.8.2-1 soll die Grenordnungen veranschaulichen. Beispiel: s = 1,5 mm bei p = 10 Pa (lediglich 12 Beaufort !!) ergibt Q L = 10 kWh/(ma) Zum Vergleich die jhrliche Transmissionswrmeverlust Q T von 1m 2 Dachflche : Vollsparrendmmung mit U = 0,18 W/(m 2 K) Q T = 12,0 kWh/(m 2 a) Passivhausdmmung mit U = 0,10 W/(m 2 K) Q T = 6,7 kWh/(m 2 a) Bild 3.8.2-1 Beispiel fr die Berechnung von Lftungswrmeverlusten infolge Spaltausbildung im Dach Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 34 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.8.3 Feuchteschden infolge fehlender Luftdichtheit Am Beispiel einer Dachdurchfhrung fr einen berdachentlfter (Bild 3.8.3-1) soll die Entstehung eines Feuchteschadens erlutert werden. Bild 3.8.3-1 Beispiel fr einen Feuchteschaden im Bereich einer fehlerhaft ausgefhrten Dachdurch- fhrung fr einen berdachentlfter 1. Der durch Temperatur- und/ oder Druckunterschiede induzierte Luftstrom fhrt erwrmte (Raumtemperatur), feuchte Luft in den Spalt. Die Anzahl der auf diesem Weg transportierten Wassermolekle bersteigt dabei die eines Feuchte- transportes via Wasserdampfdiffusion um einige Zehnerpotenzen 2. Die Luft khlt sich in der Konstruktion ab 3. Bei Taupunktunterschreitung der Luft fllt Wasser als Fluid aus 4. Das Bauteil durchfeuchtet mit den korrelierenden Bauteilschden wie z.B. Fule. Gleichzeitig steigt mit zunehmender Durchfeuchtung die Wrmeleitfhigkeit der Wrmedmm- und Konstruktionsmerkmalen, was zu einer Beschleunigung des K d ti it d t h d F l fh t Kondensationsprozesses mit den entsprechenden Folgen fhrt. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 35 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.8.4 Konstruktionsempfehlungen nach DIN 4108-7 (8.01) Materialien Stoffe und Bauteile mssen fr den jeweiligen Verwendungszweck geeignet und aufeinander abgestimmt sein (z. B. Feuchtigkeits-, Oxidation- und UV-Bestndigkeit sowie Reifestigkeit). Fugen Fugen sind bereits in der Planungsphase zu bercksichtigen. Die Verarbeitungsricht- linien fr die jeweiligen Fugenmaterialien sind zu beachten. Fr Fugen in massiven Bauteilen gelten DIN 18540 und E DIN 18542 Bauteilen gelten DIN 18540 und E DIN 18542. Planung und Ausfhrung Beim Herstellen der Luftdichtheitsschicht ist auf eine sorgfltige Planung, Ausschreibung, Ausfhrung und Abstimmung der Arbeiten aller am Bau Beteiligten zu achten. Es ist zu beachten, dass die Luftdichtheitsschicht und ihre Anschlsse whrend und nach dem Einbau weder durch Witterungseinflsse noch durch nachfolgende Arbeiten beschdigt werden. Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit der Luftdichtheitsschicht hngen wesentlich von ihrer fachgerechten Planung und Ausfhrung ab. Die Verarbeitungsrichtlinien fr die verwendeten Materialen sind zu bercksichtigen Verarbeitungsrichtlinien fr die verwendeten Materialen sind zu bercksichtigen. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 36 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Anforderungen an die Luftdichtheit Werden Messungen der Luftdichtheit von Gebuden oder Gebudeteilen durchgefhrt, so darf der nach DIN EN 13829:2001-02, Verfahren A Blower-Door-Test, gemessene Luftvolumenstrom bei einer Druckdifferenz zwischen innen und auen von 50 Pa bei Gebuden ohne raumlufttechnische Anlagen: bezogen auf das Raumluftvolumen 3 h -1 nicht berschreiten oder bezogen auf die Netto-Grundflche 7,8 m 3 /(m 2 h) nicht berschreiten bei Gebuden mit raumlufttechnischen Anlagen (auch Abluftanlagen) bezogen auf das Raumluftvolumen 1,5 h -1 nicht berschreiten oder bezogen auf die Netto-Grundflche 3,9 m 3 /(m 2 h) nicht berschreiten Die volumenbezogene Anforderung gilt allgemein. Bei Gebuden oder Gebudeteilen, deren lichte Geschohhe 2,6 m oder weniger betrgt, darf alternativ die Nettogrund- flchen bezogene Anforderungsgre benutzt werden. Die Einhaltung der Anforderungen an die Luftdichtheit schliet lokale Fehlstellen, die zu Feuchteschden infolge von Konvektion fhren knnen, nicht aus. Insbesondere bei Lftungsanlagen mit Wrmerckgewinnung ist eine deutliche Unterschreitung des oben angegebenen G t i ll Z B t il d G b d hll k t li h d Grenzwertes sinnvoll. Zur Beurteilung der Gebudehlle kann zustzlich der Hllenflchen bezogene Leckagestrom q 50 herangezogen werden, der einen Wert von 3,0 m 3 /(m 2 h) nicht ber-schreiten darf. Definitionen Es gelten nach Norm die folgenden Vereinbarungen: Luftdichtheitsschicht = Schicht, die die Luftstrmung durch Bauteile hindurch verhindert Anschlu = Verbindung zwischen verschiedenen Luftdichtheitsschichten, Bauteilen und Durchdringungen Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher Bauteilen und Durchdringungen GD 37 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Fuge = Zwischenraum zwischen zwei Bauwerksteilen oder Bauteilen, um z. B. unterschiedliche Bewegungen zu ermglichen. Sto = Bereich, in dem Einzelelemente der Luftdichtheitsschicht stumpf aufeinander treffen. berlappung = Bereich, in dem Einzelelemente der Luftdichtheitsschicht bereinander angeordnet sind Mauerwerk und Betonteile = Betonbauteile, die nach DIN 1045-2 hergestellt werden, gelten als luftdicht. Bei Mauerwerk ist es in der Regel zum Herstellen einer ausreichenden Luftdichtheit erforderlich, eine Putzlage aufzubringen Bahnen = Luftdichte Bahnen knnen z. B. aus Kunststoff, Elastomeren, Bitumen und Papierwerkstoffen bestehen. Diese drfen nicht perforiert sein (dies gilt nicht fr Perforierungen durch Befestungsmittel, z. B. Klammern). Plattenmaterialien = Gipsfaserplatten, Gipskarton-Bauplatten, Faserzementplatten, Bleche und Holzwerkstoffplatten sind luftdicht. Mit diesen Plattenmaterialien lsst sich in der Flche eine Luftdichtheitsschicht herstellen. Gesonderte Manahmen sind im Bereich von Sten, Anschlssen und Durchdringungen zu ergreifen. Undicht sind z. B. blicherweise Trapezbleche im g g g p Bereich der berlappungen, Nut-Feder-Schalungen, Platten als raumseitige Bekleidung im Bereich von Anschlssen und Durchdringungen. Porse Weichfaserplatten und Holzwolleleichtbauplatten sind nicht luftdicht. Beispiele fr Anschlsse Raumseitige Anschlsse von Bahnen knnen zum Beispiel durch Einputzen oder die Kombination von Latten oder Profilen und vorkomprimierten Dichtbndern oder Latten oder Profilen und Klebemassen gesichert werden. Anprelatten und profile zur Sicherung von Anschlssen sind so zu befestigen, dass sie auf Dauer funktionstchtig sind Durchdringungen knnen durch Flansche Schellen Formteile Manschetten oder Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher sind. Durchdringungen knnen durch Flansche, Schellen, Formteile Manschetten oder GD 38 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Klebebnder luftdicht angeschlossen werden. Auf den fr die handwerkliche Ausfhrung notwendigen Abstand zu aufgehenden Bauteilen ist zu achten. Bei Unterschreitung dieses Abstandes sind besondere Manahmen zu ergreifen. Die Bilder 3.8.4-1 bis 3.8.4-8 zeigen einige mgliche Beispiele zur konstruktiven Sicher- stellung eines luftdichten Daches. Bild 3.8.4-1 Prinzipskizze fr die Ausbildung von berlappungen durch Verschweien oder Verkleben bei Aufsparrendmmung Bild 3.8.4-2 Prinzipskizze fr den Anschlu der Bahn an eine Wand aus verputztem Mauerwerk oder Beton durch Einputzen Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 39 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Bild 3.8.4-3 Prinzipskizze zum Anschlu der Bahn an eine Wand aus verputztem Mauerwerk oder Beton mit komprimiertem Dichtband bzw. geeigneter Klebemasse und verschraubter Anprelatte Anprelatte Bild 3.8.4-4 Prinzipskizze fr die Ausbildung eines Ortganganschlusses der Bahnen an die verputzte Mauerkrone bei Aufsparrendmmung Bild 3.8.4-5 Prinzipskizze fr den Anschlu der Bahn an eine Auenwand in Holztafelbauweise mit einseitigem Klebeband Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 40 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Bild 3.8.4-6 Prinzipskizze zum Anschlu von Plattenmaterialien mit Streifen aus Luftdichtheitsbahnen und Klebemassen an eine Wand aus verputztem Mauerwerk oder Beton Bild 3.8.4-7 Prinzipskizze fr den Anschlu der Bahn an eine Pfette Bild 3.8.4-8 Prinzipskizze fr den Anschlu der Bahn an eine Pfette Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 41 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.9 Witterungsschutz 3.9.1 Dachdeckungsmaterialien Die fr die Dachdeckung (Bedachung) blicherweise verwendeten Materialien sind in Tabelle 3.9.1-1 zusammengestellt Zeile Art der Dachdeckung Werkstoff Material genormt Verarbeitung geregelt genormt geregelt 1 Anorganische Dachdeckungen 2 Dachziegel Gebrannter Ton 3 Dachsteine (z.B. Mnch und Nonne, Hohlpfannen, Krempziegel, Flachdachpfanne, Falzziegel, Biberformat in Kronen- und Beton Doppeldeckung) 4 Dachschiefer Kunst- oder Naturschiefer
5 Faserzementdachplatten Faserzement 1)
6 Faserzement-Kurzwellplatten und -wellplatten Faserzement 1)
7 Blechprofildeckung in Doppelstehfalz Zink, Aluminium 8 Blechprofildeckung in Leistendeckung Nichtrostender oder feuerverzinkter und ggf. bandbeschichteter Stahl
9 Organische Dachdeckungen g g 10 Reet und Stroh Reet, Stroh 11 Holzschindeln Einheimisches Holz (im- prgniert), unbehandel- te Western Red Cedar
12 Bitumendachschindeln Bitumen, Glasvlies, i li h Fll d
Tab. 3.9.1-1 bersicht ber bliche Dachdeckungsmaterialien
mineralisches Fll- und Streumaterial 13 Bitumenwellplatten Bitumen, Faserstoff 1) Material ist heute asbestfrei Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 42 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Die Mindestdachneigungen fr die unterschiedlichen Arten der Dachdeckung sind in Tabelle 3.9.1-2 zusammengestellt Zeile Art der Dachdeckung Mindestdachneigung 1 Dachziegel und Dachsteine 2 Mnch und Nonne 40 2 Mnch und Nonne 40 3 Hohlpfannen, Krempziegel 35 4 Biberformat in Kronen- und Doppeldeckung 30 5 Falzziegel, Dachsteine mit einfachem Lngsfalz 30 6 Dachsteine mit tiefliegendem Lngsfalz 25 7 Flachdachpfanne Dachsteine mit hochliegendem Lngsfalz 22 7 Flachdachpfanne, Dachsteine mit hochliegendem Lngsfalz 22 8 Dachschiefer und Faserzementdachplatten 9 Schablonendeckung verschiedener Formen 30 10 Altdeutsche Schieferdeckung 25 11 Verschiedene Doppeldeckungen 22 12 F t ll l tt 12 Faserzementwellplatten 13 Faserzement-Kurzwellplatten 15 14 Faserzement-Wellplatten (abhngig vom Abstand First-Traufe) 7 bis 12 15 Blechprofildeckung (abhngig vom Abstand First-Traufe) 3 bis 7 16 Reet und Stroh 45 Tab. 3.9.1-2 bersicht ber bliche Dachdeckungsmaterialien 17 Holzschindeln 22 18 Bitumendachschindeln (abhngig vom Abstand First-Traufe) 10 bis 20 19 Bitumenwellplatten (abhngig vom Abstand First-Traufe) 7 bis 11 Die Unterschreitung der o. g. Mindestdachneigungen erfordert in jedem Fall zustzliche Manahmen wie Abdichtung zwischen den Bedachungselementen und/oder Vordeckung oder Unterdach. Die Verlegung von Dachziegeln oder steinen mit Mrtelverstrich als Abdichtung ist nur bei lteren Ziegelformen mit grerer Mindestdachneigung mglich, bringt aber gegenber Flachdachpfannen o. . keine Vorteile; das Ausschumen der Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher Vorteile; das Ausschumen der GD 43 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Fugen zwischen den Dachsteinen mit einem Polyurethanschaum erfordert bei Reparaturarbeiten oder bei Umdeckungen einen zustzlichen Aufwand. 3.9.2 Unterdach Wird bei Dachdeckungen, die auf Schalung verlegt werden, die Mindestdachneigung deutlich unterschritten, so kann ein wasserdichtes oder regensicheres Unterdach vorgesehen werden. Dieses besteht blicherweise aus Bitumen- oder Kunststoffbahnen mit verschweiten oder verklebten Sten auf Holzschalung. Ein regensicheres Unterdach unter Altdeutscher Schieferdeckung zeigt beispielhaft Bild 3 9 2-1 Unterdach unter Altdeutscher Schieferdeckung zeigt beispielhaft Bild 3.9.2-1. Bild 3 9 2-1 Beispiel fr ein regensicheres Unterdach unter Altdeutscher Schieferdeckung Bild 3.9.2 1 Beispiel fr ein regensicheres Unterdach unter Altdeutscher Schieferdeckung 3.9.3 Unterdeckung Wird die Mindestdachneigung bei einer Deckung unterschritten, so kann eine Unterdeckung angeordnet werden, die mit Unterdeckplatten (-tafeln), Unterdeckbahnen d lt Bit b h fh t d k Di fh t d tl d h oder genagelten Bitumenbahnen ausgefhrt werden kann. Diese fhrt dann evtl. durch die Dachdeckung eindringendes Niederschlagswasser zur Traufe hin ab. Ein Beispiel einer Unterdeckung aus Faserzementtafeln zeigt Bild 3.9.3-1. In diesem Fall ist immer die obere Hinterlftungsebene erforderlich, die mit einer Mindestdicke von 20 Millimetern auszufhren ist. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 44 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Bild 3.9.3-1 Beispiel fr eine Unterdeckung aus Faserzementtafeln (links im Vertikalschnitt, rechts im Horizontalschnitt dargestellt) 3.9.4 Pappdocken, Unterspannbahn Auch bei Einhaltung der Mindestdachneigung lsst sich bei kleinformatigen Deckungen das Eindringen von Ru, Staub und Flugschnee nicht vllig vermeiden, so dass insbesondere bei ausgebauten Dchern unter der Dachdeckung eine Zusatzmanahme durch Einbau von Pappdocken oder Unterspannungen erforderlich wird. Pappdocken werden oberhalb der Lattung in einem Arbeitsgang direkt unter den Dachziegeln oder Dachsteinen verlegt eine in Norddeutschland bliche Dachziegeln oder Dachsteinen verlegt eine in Norddeutschland bliche Zusatzmanahme. Unterspannungen werden in Form sog. Unterspannbahnen zwischen Konterlattung und Sparren bzw. Grund- und Konterlattung angebracht, sie werden in der Regel ber einem belfteten Zwischenraum angeordnet. Dabei ist nach den zurzeit anerkannten Regeln der Technik auf ausreichenden Luftraum sowohl zwischen Unterspannbahn und Dach-deckung als auch zwischen Unterspannbahn und Wrmedmmung zu achten (davon abweichende neuere Entwicklungen zur Realisierung hochwrmegedmmter Dcher wurden bereits im Abschnitt 3.7.2 beschrieben) . Die Unterspannbahn muss in die Dach rinne entwssern Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher die Dach-rinne entwssern. GD 45 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems 3.10 Dachentwsserung 3.10.1 Allgemeines Niederschlagswasser von Dachflchen wird durch Rinnen aufgefangen und ber Regen- wasser-Falleitungen den Grundleitungen oder einem Vorfluter (Bach, Flu, See o. .) zugefhrt. Nach allgemeinem Rechtsbrauch wird das von Dchern abflieende Nieder- schlags asser als Ab asser q alifi iert Dieser Umstand liegt dem Anschl nd schlagswasser als Abwasser qualifiziert. Dieser Umstand liegt dem Anschlu- und Benutzungszwang durch kommunale Abwassersatzungen zugrunde. Befreiungen davon sind mglich. Bei Mischkanalisation ist das Regenwasser zum Verdnnen der Schmutz- wsser und zum Splen der Leitungen erwnscht. Ist dagegen ein Trennsystem vorhanden, wird der Anschluzwang fr Regenwasserableitung im Hinblick auf fehlende Wasserrckfhrung in den Untergrund fragwrdig. Das Anlegen von Regenwasser- zisternen oder Rckhaltebecken ist erstrebenswert. Zum Schutz von Gebudesockeln gegen Durchfeuchtung (Spritzwasser) sollten Traufen stets mit Regenrinnen versehen sein. Wegen erschwerter Anbringung solcher Bauteile bei Stroh- oder Schilfdchern kann das Problem dort mit ausreichend groen Dachberstnden gelst werden kann das Problem dort mit ausreichend groen Dachberstnden gelst werden. 3.10.2 Planungsgrundlagen Grundlagen fr die Bemessung von Regenwasserabfluleitungen sind vor allem DIN 1986 Entwsserungsanlagen fr Gebude und Grundstcke Hier DIN 1986 Entwsserungsanlagen fr Gebude und Grundstcke. Hier insbesondere Teil 2: Bestimmungen fr die Ermittlung der lichten Weiten und Nennweiten fr Rohrleitungen DIN 18460 Regenfallleitungen auerhalb von Gebude und Dachrinnen; Begriffe, Bemessungsgrundlagen. g g g DIN 18461 Hngerinnen, Regenfallrohre auerhalb von Gebude und Zubehr- teile aus Metall DIN 18469 Hngedachrinnen aus PVC hart (Polyvinylchlorid hart), Anforderungen, Prfung. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 46 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Fr den Bereich der Querschnittsermittlung von geschlossenen Leitungen stimmen DIN 1986 und DIN 18460/18461 praktisch berein. Folgende Planungshinweise sind beachtenswert: Die Bemessung von Regenwasserabfluleitungen beginnt bei der g g g g Regenwasserfall-leitung (DIN 1840) Regenwasserrinnen sind offene Leitungen. Sie werden einem ermittelten Fallrohr- querschnitt zugeordnet und nicht eigens berechnet (DIN 18460/18461) Grundleitungen sind nach DIN 1986 zu bemessen Regenfallrohre (Regenwasserfallleitungen) mit Anschlu an Mischkanalisationen erhalten Geruchsverschlsse ggf. mit einem Sandfang verbunden. Die Bemessung von Fallleitung wird nach der anzunehmenden Belastung durch Regen- spenden (r in l/s . ha) vorgenommen. Dafr sind generell mindestens 300 l/s . ha oder je nach rtlichkeit auch mehr einzusetzen. Ausknfte ber hhere Regenspenden erteilen die Wettermter. Weiterhin sind fr die Bemessung erforderlich: Angaben zur Gre der waagerecht projizierten Dachgrundflche A in m 2 E ittl d R bfl Q i l/ l di j i W Ermittlung des Regenwasserabflusses Q r in l/s als diejenige Wassermenge, welche je Sekunde den Regenwasserleitungen zugefhrt wird Kenntnis ber die Regenwasserabfluspende q r in l/(sha) als Regenwasser- abflu, bezogen auf die Flche Festlegung des Abflubeiwertes (ohne Dimension) als Verhltnis von Festlegung des Abflubeiwertes (ohne Dimension) als Verhltnis von Regenwasserabfluspende q r zur Regenspende r. Darin liegt eine Aussage ber das Wasserrckhaltevermgen von Dachflchen (dabei gilt fr Dcher kleiner 15 Dachneigung = 0,8 und in den anderen Fllen = 1,0. Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 47 Ruhr-Universitt Bochum Fakultt fr Bau- und Umweltingenieurwissenschaften Baukonstruktionen und Bauphysik Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang M. Willems Tab. 3.10.2-1 enthlt Maximalwerte fr anschliebare Dachgrundflchen in m 2 bei unterschiedlichen Regenspenden in l/(sha) und Nenndurchmessern von Fallrohren (DN) in mm Z il Abl f DN 70 Abl f DN 100 Abl f DN 125 Tab. 3.10.2-1 Maximale Dachentwsserungsflchen in m 2 Zeile Ablauf DN 70 Ablauf DN 100 Ablauf DN 125 1 Regenspende in l/(sha) 200 250 300 350 400 200 250 300 350 400 200 250 300 350 400 2 Dachneigung 15 85 68 57 48 42 225 180 150 128 112 405 324 270 231 202 3 Dachneigung < 15 106 85 71 60 52 281 225 187 160 140 506 405 337 288 252 Tab. 3.10.2 1 Maximale Dachentwsserungsflchen in m 3.11 Quellenhinweis In diesem Skript wurde neben den genannten Normen und anderer Fachliteratur bevorzugt auch aus folgenden Bchern zitiert: Cziesielski, E. und Marquardt, H.: g g , q , Geneigte Dcher mit Dachdeckungen (in Lehrbuch der Hochbaukonstruktionen, B.G.Teubner, Stuttgart, 3. Auflage 1997) und Dierks, K. et al.: Baukonstruktionen, Werner-Verlag, Dsseldorf, 1. Auflage 1986. Die Zitate sind aus Grnden der Flssigkeit des Scriptums nicht als solche gekennzeichnet! Scriptum zur Lehrveranstaltung BAUKONSTRUKTIONEN V 1.2 vom Mai 2011 Themenbereich Geneigte Dcher GD 48