Schocktober Nr. 11


The Year of Anya - Eine LB-Filmcrew-Challenge von Martin Kostenzer.

Ich habe Robert Eggers Filmographie jetzt von neu zu „alt“ und damit ironischerweise auch von „Worst“ to Best gesehen. Aber wie die Anführungszeichen schon andeuten, Eggers ist ein junger Filmemacher und schlecht fand ich keines seiner Werke. Nicht einmal mittelmäßig. Alle drei haben mir gut bis sehr gut gefallen. 

„The VVitch“ ist dabei dann aber doch der Film, der mich am meisten beeindruckt hat. Eggers Film zeigt, dass es keine großen Effekthaschereien, platte Jumpscares oder außergewöhnliche Monsterdesigns braucht. Die Geschichte die sich um eine Familie im England des Jahres 1630 dreht generiert ihren Horror aus dem Unbekannten, dem was man eben nur erahnt und dem was sein könnte. Die Atmosphäre ist zum schneiden dicht und das obwohl oder eben grade weil nicht viel passiert. 

Dazu trägt auch das Thema Religion und Glaube bei welches dafür sorgt, dass Ereignisse die unnatürlich für die Figuren wirken, nicht zwingend etwas zu bedeuten haben müssen. Doch der Glaube kann auch in den Wahn treiben und dies scheint bei „The VVitch“ der Fall zu sein. Oder ist da wirklich etwas Böses im Wald? Ist es eventuell sogar innerhalb der Familie und zerfrisst sie von innen heraus? Solche Fragen hab ich mir den ganzen Film über gestellt und obwohl am Ende theoretisch eine Antwort gegeben wird, kann ich dieser Antwort nicht trauen, denn es könnte auch einfach die Perspektive einer dem Wahnsinn verfallenen Figur sein. Das ist zumindest meine Ansicht. 

Dass das Ganze so gut funktioniert, dafür sind auch die Darsteller und Darstellerin verantwortlich. Anya Taylor-Joy liefert nach „The Queens Gambit“ die beste Performance ihrer bisherigen Karriere meiner Meinung nach und ihrer Figur kaufe ich jegliche Emotionen hab. Aber sie schafft es auch, dass ich mich ab einem gewissen Punkt eventuell von ihr distanzieren möchte. Auch Ralph Ineson, der den Vater spielt und Harvey Scrimshaw, dem als kleiner Bruder die vielleicht intensivste Szene des Films gegeben wurde, haben mich vollends überzeugen können in ihren Rollen. 

Der letzte Punkt den ich ansprechen möchte ist die Audiovisualität. „The VVitch“ sieht fantastisch aus. Der begrenzte Raum auf dem das Ganze spielt ist so gestaltet, dass jedes Detail zur Atmosphäre beiträgt. Auch die Verwendung der altenglischen Sprache verleiht dem Werk noch weitere Authentizität und sorgt dadurch für noch mehr Unwohlsein in den Passagen in denen unnatürliches passiert. Auch das ungewöhnliche Seitenverhältnis von 1,66:1 ist wie bei dem 4:3 von „The Lighthouse“ ein Alleinstellungsmerkmal welches aber nicht zum Gimmick verkommt, sondern dem Film nochmals eine Note verleiht. Und auch der Sound ist ein Klangteppich sondergleichen. Oft sehr stark im Vordergrund, fehlt er in manchen Szenen absichtlich komplett. Hat mir gut gefallen. 

Als einzigen kleinen Negativ Punkt würde ich nur nennen können, dass manche Szenen abseits der Familie für mein Verständnis nicht gepasst haben. Ich wäre lieber den ganzen Film bei der Familie geblieben.