Kino-Aufführung OV
IMAX

Wohl am meisten überrascht hat mich, wieviele Menschen für ein solches Schwergewicht an Film bereit sind, sich Kinokarten zu kaufen, noch dazu bereits in der zweiten (oder dritten?) Woche und noch dazu in Originalton.
„Oppenheimer“ hat zwar viele sehenswerte, visuell großartige Bilder und Szenen - ist aber insgesamt doch eher ein Drama, welches über die Dialoge bzw. das Verständnis der Handlung setzt, zudem benötigt der Film viel Sitzfleisch und  noch mehr Aufmerksamkeit, wenn in den drei Stunden mehrere Handlungsstränge zerrissen über mehrere Zeitebenen erzählt werden.
Dies ist kein Feierabend-Film - dies ist ganz großes Kino, das erarbeitet werden will.

Normalerweise finde ich Dramen, in denen Dialoge über übergroße Gesichtsbilder erzählt werden, sehr anstrengend und meist visuell uninteressant. Hier ist es aber anders: die meisten Einstellungen im Film sind sprechende Menschen, denen wir meist ins Gesicht sehen, wie sie längere Reden oder Aussagen tätigen - aber selten wurde dabei so viel mit-erzählt. Neben den tollen Schauspielern, die ein sehr feines Spiel zeigen, sind es der Einsatz von Ton, Licht und Schnitt, die hier jedem gesprochenen Satz so viel Inhalt und Tiefe geben, dass ich hier quasi eine eigene Form des visuellen Erzählens darin sehe.

Oppenheimer als Person bleibt im ganzen Film diffus zerrissen, so dass ich seiner Figur nicht näher komme - und doch wird er von allen Seiten erzählt.
Parallel ist das die Wissenschaftler/Politik-Dilemma so sehr spürbar (die Bombe wird förmlich in Händen von Machthungrigen, im Vergleich zur Wissenschaft geradezu als Dilettanten wirkende, Mächtige gegeben).
Und eben dieser Erkenntnisgewinn scheint hier erzählt zu werden (vor allem in der bitteren letzten Stunde) statt einer historischen Biographie.
Eben der moderne Prometheus…

Ich bin begeistert, dass so viele Menschen diesen schweren Stoff sehen wollen und vielleicht auch die große Leistung von Nolan hier visuell schätzen. 
Hoffentlich lernt Hollywood aus diesem Erfolg.