Filmkritiken

Shaun das Schaf – Der Film: Ufo-Alarm (2019)

Kornkreise. Wer auch immer damit begonnen hat, komische Figuren mit kreisförmigen Mustern in Kornfelder zu legen – ob es Außerirdische waren, Spaßköpfe oder freakige Wind-Anomalien: Die Muster haben inzwischen ihren festen Platz im kulturellen Gedächtnis, und kein spaßig gedachter Film mit Aliens kann mehr auf irgendeinen Witz dazu verzichten. Kinderfilme inklusive: Zuletzt sah man sie in Luis und die Aliens, nun tauchen sie in dem ganz und gar klobig betitelten Shaun das Schaf – Der Film: Ufo-Alarm auch wieder auf.

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Shaun ist eigentlich ja immer ein Grund zur Freude: Die Serie mit den kurzen Filmchen, die hierzulande vor allem durch die Sendung mit der Maus wandern, gehört nach wie vor zu meinen liebsten TV-Spektakeln für jüngere Kinder; schon beim ersten Film war aber natürlich die große Frage, wie diese Miniaturen sich auf ein längeres Format übertragen ließen: mit größerem, längerem Spannungsbogen, mit einer fast zwangsläufig komplexeren Geschichte.

Das Ergebnis war ambivalent: Während der grundlegende Charme erhalten blieb, tat es Shaun und seinen Mitschafen (nebst Hund Bitzer und Bauern) nur teilweise gut, die Mossy Bottom Farm zu verlassen. In meiner Wahrnehmung lag das vor allem daran, dass die recht konventionelle dramaturgische Entscheidung getroffen wurde, den Hauptfiguren einen Antagonisten (in Form des städtischen Tierfängers) gegenüberzustellen. Damit zieht ein Element von Bedrohlichkeit in die Geschichte ein, die den kurzen TV-Episoden fremd ist – und den Film für kleinere Kinder auch schwierig macht. (Das gleiche Problem hatte der ansonsten ja wirklich sehr fulminante Paddington-Film, wie ich hier beschrieben hatte.)

Im zweiten Film (im Original etwas knapper Shaun the Sheep Movie: Farmageddon genannt) bleibt das Geschehen zwar etwas stärker auf dem Bauernhof, dafür wird eine neue Hauptfigur eingeführt bzw. eingeflogen: LU-LA fällt wortwörtlich vom Himmel, ein kleines, putziges Alien, das, wie sich bald herausstellt, auch noch sehr, sehr jung ist und eigentlich nur nach Hause will. Und wie es aber die Stereotypen des Alienfilms will, gibt es dann eben doch böse Antagonisten in Form von Angestellten der Regierung, allen voran „Agent Red“, eine strengst gekleidete und schauende Frau, die ein Kindheitstrauma mitbringt, und ihre in gelbe Schutzanzüge gekleideten Helferchen, die gelegentlich so quatschig herumlaufen wie die ähnlich gelben Minions, nur nicht mit dem gleichen Sinn für anarchischen Humor.

Die Antagonistin in Shaun das Schaf: Ufo-Alarm wird nie als besonders bedrohlich inszeniert, zumal der Film schon relativ früh andeutet, dass hinter ihrer ruhelosen Aktivität auf der Suche nach Aliens eine unerwartete Vorgeschichte lauert; und die gruseligen Momente, die der Film bietet, orientieren sich ästhetisch und in der Spannung eher an den für heutige Sehgewohnheiten vergleichsweise harmlosen Science-Fiction-Filmen und generell B-Movies der 1950er, 1960er Jahre. Das, man ahnt es schon, öffnet die Tür für zahlreiche Anspielungen, die eher die Eltern als die Kinder ansprechen werden (es fängt mit „H.G. Wheels“ an, irgendwann tritt – brillante, sehr britische Idee – Doctor Who aus einem blauen Dixie-Klo, und zwischendrin wird wild zitiert aus 2001: Odyssee im Weltraum, E.T. – Der Außerirdische, Unheimliche Begegnung der dritten Art und Nummer 5 lebt! Um nur ein paar Beispiele zu nennen).

Das ist alles sehr witzig und, wie der ganze Film, in Animation wie Timing perfekt gemacht, das junge Publikum bleibt dabei allerdings außen vor. An dieses richtet sich, scheint es, eher der großflächig verteilte Slapstick – die Schafherde ist da viel zu selten beteiligt, nur Bitzer und der Bauer spielen aus der Stammbesetzung nennenswerte Rollen. Der Film strahlt durch dieses Tempo ein Gefühl von unterschwelliger, stetiger Aufregung aus, auch das ein Unterschied zu den kaum fünfminütigen Episoden, die bei allem Chaos stets von einer grundsätzlich entspannten Haltung zur Welt getragen zu sein scheinen.

Ein leichtes Fremdeln stellt sich für mich auch dadurch ein, dass das Character Design leicht, aber spürbar verändert zu sein scheint; ein paar andere Bewegungen hier, etwas anderes Verhalten da. Bitzer wirkt wesentlich strenger und stellt überall Verbotsschilder auf; wie ich auch insgesamt das Gemeinschaftsgefühl auf der Farm etwas vermisst habe – womöglich weil die anderen Schafe so wenig zu sehen sind.

Dafür ist der Bauer wie gewohnt ahnungslos und tölpelhaft; immerhin beweist er den richtigen Riecher, als in Mossingham auf einmal Alien-Sucher_innen en gros auftauchen und baut sich schnell den Vergnügungspark „Farmageddon“ auf eins seiner Felder. Der ist eine Augenweide, wirklich witzig und charmant, und für‘s dramatische Finale außerdem absolut unersetzlich. Und was wir außerdem lernen: Broccoli ist auch über interplanetarische Kulturgrenzen hinweg einfach ungenießbar.

Für welches Alter: Das ganz junge Publikum, das Shaun das Schaf in der Sendung mit der Maus genießen kann, ist von dem Film eventuell noch etwas überfordert. Ab sechs Jahren sollte das aber (mit geringem Angstpotential) passen.

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Shaun das Schaf – Der Film: Ufo-Alarm (Shaun the Sheep Movie: Farmageddon). Großbritannien/USA/Frankreich 2019. Regie: Will Becher/Richard Phelan, 86 Min. FSK 0, empfohlen ab 6 Jahren. Kinostart: 26. September 2019. (Bestellen bei amazon.de)

(Fotos: Studiocanal)

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