VNL Magazin 02 2016
VNL Magazin 02 2016
VNL Magazin 02 2016
MAGAZIN
UNTERNEHMENSERFOLG MIT LOGISTIK & SCM
Die Österreichische
Post testet neue Wege
der Zustellung. Wie sie
aussehen, verrät Vor-
stand Peter Umundum
im Interview. Seite 6
www.vnl.at
C_Oliver Hofmann
Praxis Forschung
Ausbildung Resilience
Am Arbeitsmarkt klaffen Angebot Abhängigkeit von Lieferanten birgt
und Nachfrage auseinander. Der Risiken, diese lassen sich durch
digitale Wandel verlangt nach neuen Supply-Chain-Risikomanagement
Fähigkeiten. Seite 18 minimieren. Seite 26
Der Jahrestreffpunkt
2017
20. Juni 2017: Logistik-Future-Lab
Design Center Linz
21. Juni 2017: 24. Österreichischer Logistik-Tag
Design Center Linz
www.vnl.at
EDITORIAL
Liebe Leserin,
lieber Leser!
Smart Logistics – what else? nicht „menschenfrei“ sein, aber die
Digitalisierung in der Logistik findet Menschen werden ganz andere Aufgaben
seit 20 Jahren statt. Der Hype um das haben. Eine Tatsache, auf die bis jetzt
Buzz-Word Industrie 4.0 macht den im Gesamtkanon des Bildungssystems
Vorreitern keinen Stress, hat aber sowohl auf Unternehmens- als auch auf
viele Nachzügler animiert, sich mit Anbieterseite kaum reagiert wird – dort
dem Thema zu beschäftigen. liegt das essentielle Risiko, nicht in der
Änderung selbst.
Wesentlich bei der Beschäftigung ist
aber das Wissen um den bestehenden Operativ smart sein: Da gilt es,
und möglichen neuen Kundennutzen. das Zukunftsbild im Auge zu haben
Prof. (FH) DI Franz Staberhofer
Erst wenn dieser klar ist, können die und auf dem Weg dorthin konkrete Obmann
technologischen Möglichkeiten zielo- Projekte zu machen, die dem Kunden
rientiert verwendet werden – das ist nutzen – durch niedrigere Kosten,
die Basis für smart. eine gesteigerte Flexibilität, einen
höheren Service-Level, reduzierte
Was sehen wir konkret als smart? Transaktionskosten etc. Und diese
Strategisch smart sein: Es ist Projekte werden auch beitragen, die
realistisch zu erwarten, dass in 10 Menschen bereit zu machen sowohl
Jahren die Voraussetzung für eine zum Umgang mit den neuen Berufsbil-
blindleistungsarme Disziplin Logistik dern als auch zum Nutzen der neuen
breit realisiert sein wird – Informatio- Angebote, die für die Kunden entste-
nen und Reaktionen werden real-time hen werden.
erfolgen. Sämtliche Informationen Denn der Markt investiert meist nicht
werden per Cloud real-time weiterge- in die Vision, sondern in den konkre- schen dabei neue, nachvollziehbare,
geben und es entstehen selbststeu- ten Nutzen. Und die Menschen warten spannendere, machbare und damit
ernde, dispositionsfreie Systeme. nicht auf neue Lösungen, sondern akzeptierte Jobs anzubieten. Genau
Heute vernetzen sich Supply Chains halten vorerst mal an den alten fest. dann gestalten sie blindleistungs-
und deren Outputs werden anschlie- Und da gilt es eben die vorhandenen arme, hoch integrierte Wertschöp-
ßend in Distributionsnetzwerken ver- Technologien zu nutzen und der fungsnetzwerke mit neu definierten
teilt. In Zukunft agieren Wertschöp- Technologie und den Menschen sinn- Verantwortungen und Arbeitsin-
fungsnetzwerke vollintegriert mit volle Rollen „zuzuordnen“, die zwei halten, die höherwertig sind durch
der neuen Form der Distribution, dem Elemente Mensch und Ökonomie aus Reduktion des aufreibend Sinnlosen
Physical Internet. dem Nachhaltigkeitsdreieck beach- und Steigerung des erfüllenden An-
Strategisch smart sein braucht die tend, eine Stärke in der noch kurzen teils des Tuns.
Kenntnis dieser Entwicklung und die Tradition von SCM.
kontinuierliche Entwicklung des eige-
nen Unternehmens in Richtung dieses Und das ist für uns mehrfach Viel Spaß beim Lesen!
Zukunftsbildes. Und eine wesentliche smart: den konkreten Nutzen mit
Ergänzung – dieses Tun wird natürlich dem Langfristigen zu verbinden, Men- Franz Staberhofer
PRAXIS
6 COVERSTORY
Flexiblere Zustellzeiten
Die Post arbeitet an 24/7-Lösungen
in der Paketzustellung. Die App
könnte dabei Funktionen des Gelben
Zettels übernehmen, sagt Vorstand
Peter Umundum im Interview.
12 AUSZEICHNUNG
Saubere Logistik
Die saubere Logistik und das Kun-
denservice haben überzeugt: Hagleit-
ner Hygiene International erhält den
15
Logistik-Preis 2016.
STANDORT
6
Peter Umundum
Spielentscheidende Faktoren über die Zukunft
Für Landesrat Michael Strugl ist der Zustellung.
Logistik ein wichtiger Faktor im
globalen Wettbewerb.
16 STUDIE
Am Weg zu Smart Logistics
Nur eines von zehn Unternehmen
managt die Supply Chain umfassend
– das ist das Ergebnis einer Studie,
die der VNL im Dezember veröffentli-
chen wird.
18 AUSBILDUNG
Suche nach Talenten
Unternehmen fällt die Suche nach
Personal zunehmend schwer. Denn die
geforderten Fähigkeiten ändern sich.
20 DIGITALISIERUNG
Schnelllebige Konsumgüterbranche
Digitale Lösungen helfen ALPLA, auf
immer kurzfristigere Kundenwünsche
zu reagieren.
22 VERMESSUNG
Daten für die bessere Auslastung
Was Messungen am fahrenden Lkw
bringen, verrät Cargometer-Chef Mi-
chael Baumgartner im Interview.
16
So smart sind
Österreichs
Logistiker.
25 PROJEKT
Physical Internet am Weg nach OÖ
Das Projekt ATROPINE geht der Frage
nach, wie Physical Internet in der
Logistik genutzt werden kann. 30
Sushi oder Parmesan?
26 RESILIENCE Wie reif ist Ihre interne
Aktiv selbst gestalten
Logistk?
Supply-Chain-Risikomanagement und
eine resiliente Supply Chain helfen,
Risiken zu minimieren.
30 INTRALOGOSTIK
Sushi oder Parmesan?
Der perfekte Reifegrad ist für jedes
Unternehmen anders. Um ihn zu
erreichen, bietet die Intralogistik VNL
mehrere Optionen.
32 SERVICE
Mit Hilfe von Service Design &
Engineering gelingt es Unternehmen,
sich vom Mitbewerb abzuheben.
34 BILDUNGSKATALOG
Von der Lehre bis zur Forschung in
Vollzeit-Ausbildung und berufsbe-
gleitend – der umfassende Überblick
im Logistik-Bildungskatalog.
26
Abhängigkeit von
Lieferanten birgt
Risiken.
Ihr bestelltes
Paket ist da!
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BO T
X
C_Oliver Hofmann
VNL: Herr Vorstandsdirektor Umundum, wie Wir haben ja einen doppelten Kundenzugang,
stellt sich der Markt für die Division Paket & da wir Versender und Empfänger zufrieden-
Logistik aktuell dar? stellen müssen.
Peter Umundum: Die Division unterhält in VNL: Worin liegt der USP der Österreichi-
9 Ländern Beteiligungen und bewältigt ein schen Post?
Jahresaufkommen von 320 Millionen Paketen. Umundum: Was uns ausmacht ist, dass wir 4,4
Es gibt ein solides Wachstum im Paketbe- Mio. Haushalte erreichen – „every day – every
reich von 7–8%, wobei der B2C-Anteil etwas door“ ist die Maxime. Hinter der konsequenten
stärker steigt. In Südost-Europa wachsen Steigerung der Erstzustellquote auf 91 % und
wir mengenmäßig zweistellig. In Österreich der damit verbundenen Reduktion der Gelben
sprechen wir von 80 Mio. Paketen. Die rund Zettel stehen zahlreiche Projekte, die damit
100 Mio. Euro, die wir jährlich investieren, verbunden sind.
gehen zum Großteil in die Infrastruktur. So VNL: Woher kommt das Wachstum?
nehmen wir in Wernberg in Kärnten ein neues Umundum: Das kommt daher, dass wir bis
Paketzentrum in Angriff und auch rund um 2008 mit DPD noch das B2B-Geschäft gemacht
Wien werden Überlegungen angestellt, wo haben, es seitdem aber selber aufgebaut ha-
und wie wir unsere Kapazitäten erweitern. ben. B2B ist eine Spur größer als B2C, auch
Insgesamt liegt der Gesamtmarkt Österreich wenn die Entwicklung etwas flacher war. Bei
bei knapp 157 Mio. Paketen, wir halten bei den bestehenden Kunden war wenig Mengen-
51 % Marktanteil. Im B2C-Geschäft stellen wir wachstum. Es ist aber gelungen, neue Kunden
3 von 4 Paketen zu. zu akquirieren.
VNL: Was sind die strategischen Prioritäten? VNL: Sind das internationale Kunden oder
Umundum: Neben der Absicherung der Markt- auch österreichische Versender?
position sind das Wachstum entlang der Wert- Umundum: Unser Kunde ist primär in Öster-
schöpfungsketten und in definierten Märkten, reich, aber wir haben mit unseren internati-
vor allem Südost-Europa, Kostenoptimierung onalen Netzwerken auch einiges an Export.
und Flexibilitätssteigerung sowie insbeson- Internationales Netzwerk heißt, dass wir als
dere Kundenorientierung und Innovation. Teil der Postgesellschaft IPC mit Hermes im Ex-
port und Import kooperieren. Für B2B haben um den Kofferraum zu öffnen. Er gibt die
wir mit EURODIS ein gemeinsames Netzwerk Ladung rein, schließt den Kofferraum und
gegründet, mit dem wir 35 Länder in Euro- der Monteur bekommt eine Nachricht auf sein
pa abdecken. Im Inbound im B2C-Geschäft Handy, dass die Lieferung erfolgt ist. Ähnlich
kommen rund 60 % aus Deutschland nach wie bei Carsharing-Modellen handelt es sich
Österreich, da vor allem Amazon, Zalando um einen Einmalschlüssel, jedes Fahrzeug
und die Otto Gruppe mit Fulfillment-Centern mit elektronischer Verriegelung kann dafür
in Deutschland sitzen. nachgerüstet werden. Wenn das serienmäßig
VNL: Apropos Amazon – was erwarten eingebaut ist, wie Volvo angekündigt hat, ist
Ssie vom Onlinegiganten logistisch gesehen das für das B2C-Geschäft auch interessant.
in nächster Zeit? VNL: Wie sieht die Erweiterung der Wert-
Umundum: Man kann sich ansehen, was sie schöpfungskette der Paket & Logistik genau
in Deutschland machen, und Interpretatio- aus?
nen für Österreich anstellen. In Österreich Umundum: Natürlich kommen wir von der
hat sich DHL im B2C-Geschäft verstärkt letzten Meile, mit Zustellung, Retouren, allem
engagiert, und Amazon nutzt beide Partner, was dazugehört. Vor drei Jahren haben wir
hat Interesse an einer Mehrlieferantenstra- die Systemlogistik akquiriert, die Lagerkom-
tegie. In Deutschland hat Amazon in den missionierung, Verpackung und Fulfillment
Ballungszentren München und Berlin mit macht. Konkret wird z.B.: das E-Commerce-
Eigenzustellungen bereits begonnen. Es gibt Lager von dm drogerie markt bewirtschaftet.
Regionen wie Großbritannien, wo bereits Wenn Sie bei mydm.at einkaufen, wird der
über 80 % im eigenen Amazon-Netz zuge- Auftrag direkt zu uns weitergeleitet. Wir ma-
stellt wird. Wir versuchen weiterhin, durch
„Wir bauen chen das Fulfillment, ähnlich wie für Thalia.
besonders gute Qualität zu punkten, aber gerade den Für einen Wertschöpfungsschritt davor
eine Prognose über die Entwicklung des Online- haben wir uns mit 30 % an ACL (advanced
Geschäfts kann man nicht abgeben. commerce lab GmbH), einem Multichannel-
VNL: Worin liegen die großen Trends für
Marktplatz Enabler strategisch beteiligt. Der erste Zugang
Paket & Logistik in Österreich? "shöpping" auf, von einem Online-Händler ist der Bedarf an
Umundum: Das E-Commerce-Fulfillment eine Vermark- definierten Prozessen und einer IT-Lösung.
bedeutet die Verlängerung der Wertschöp- Das sind Kunden wie Kastner & Öhler und
fungskette, daher auch die Investitionen in
tungsplattform dm, mit denen wir in weiteren Schritten
die Verteilzentren. Es gibt wachsende Mengen für österreichi- zusammenarbeiten. Die ACL sorgt dafür,
und den Bedarf an einer höheren Geschwin- sche Produkte, dass der stationäre Händler ins Netz kommt.
digkeit. So spät wie möglich einzuliefern Auch davor gibt es Aktivitäten. Wir be-
bedeutet, dass die verfügbaren Sortierzei-
die noch heuer schäftigen uns aber auch mit dem Thema
ten immer kürzer werden, das heißt, wir startet.“ Online-Marktplatz, wo wir für österreichi-
brauchen mehr Ressourcen zum gleichen sche Unternehmen und Konsumenten den
Zeitpunkt. Auf der anderen Seite werden Marktplatz „shöpping“ aufbauen, eine Ver-
auch die Zustellzeiten immer kürzer – Next marktungsplattform, die heuer noch startet.
Day, Same Day, Just-in-Time sind Trends, Ziel ist es, eine breite Palette österreichischer
die zu erfüllen sind. Seit wir die Samstags- Produkte mit nur einem check out, mit nur
zustellung aufgebaut haben, stellen wir als einer Rechnung anzubieten – wir kommissi-
einziger österreichischer KEP-Dienstleister onieren in eine Rechnung. Das Lager ist bei
an sechs Tagen zu. Das heißt auch, dass wir der Systemlogistik und ist unabhängig vom
am Sonntag produzieren müssen. Fulfillment. Die Bausteine der Wertschöp-
VNL: Was läuft sonst noch an Pilotpro- fungskette sind als Modul zu betrachten.
jekten? VNL: Worin liegt der weitere Fokus Ihrer
Umundum: Mit der Kofferraumzustellung Entwicklungen?
haben wir ein interessantes Pilotpprojekt Umundum: Im B2C geht es um flexiblere und
mit SHT Haustechnik gestartet. Die Monteure noch punktgenauere Zustellzeiten. Wir haben
von SHT sind österreichweit auf den Baustel- einen operativen Kernprozess mit Vorlauf,
len unterwegs. Wenn diese sehr kurzfristig Sortierung, Hauptlauf und Nachlauf, den
Werkzeuge und Materialien benötigen, holen wir hochstandardisiert halten. Wir haben
wir die Bestellung im Zentrallager ab und uns sehr stark damit beschäftigt, wie wir
bringen diese tourenoptimiert und GPS- die Kunden-Convenience auf der ersten und
unterstützt punktgenau zum Montagewagen. letzten Meile verbessern können. Um sehr
Der Zusteller hat auf einer App den 2D-Code, flexibel und kundenindividuell zu sein, ha-
Paketlogistik-Innovationen
Produkt- und
Tarifreform
Empfangsboxen
Start SB-Zonen
eine Abstellgenehmigung, wobei wir für 48 VNL: Gibt es eine Technologie, die besonders
Wir werden Stunden die Kühlung garantieren. hervorzuheben ist, weil sie einen großen Impact
noch heuer eine VNL: Welche Lösungen gibt es noch für die auf das Geschäft hat?
Empfangsbox Kundenconvenience? Umundum: Die Drohne ist ein guter Marketing-
Umundum: Wir werden noch heuer eine Emp- gag, wenngleich es einzelne Anwendungen geben
für Einzelper- fangsbox für Einzelpersonen auf den Markt wird. Was einen Blick wert ist, sind Roboterzu-
sonen auf den bringen. Diese Box an der Wohnungstüre hat stellungen vom Shop zur Wohnung. Da gibt es
Markt bringen, einen schnittfesten Gurt, der an der Türe fi- internationale Tests – weit weg von Serienreife.
xiert wird und auch auf Basis des RFID-Chips Wir haben uns mit 3D-Druck beschäftigt, für
die auf Basis funktioniert. Damit können auch Retouren Logistikdienstleister eine spannende Techno-
eines RFID-Chips abgewickelt werden. logie. Wenn die weiter verbreitet wird, geht
funktioniert. VNL: In den Medien war kürzlich ein neues es zu Lasten von Warentransporten. Wenn sie
Produkt – das Päckchen … serienreif wird, würde ich mir auch Druckzen-
Damit können Umundum: Ja, das liegt zwischen Brief und tren vorstellen, wo wir eine Rolle übernehmen
auch Retouren Paket für Next-Day-Lieferungen in ganz Ös- könnten. Mobile und Crowdsourcing sind auch
abgewickelt terreich. Es entspricht einem internationalen sehr genau zu beobachten, Crowd im Sinne von
Trend, ist voll Track&Trace-fähig, passt in die Anwendungen in der Zustellung. Fernost ist da
werden. Hausbrieffachanlage, hat bis zu 3 cm Stärke ziemlich weit, hunderte Mopedzusteller stehen
und kann für Sendungen bis 2 kg verwendet einem Versender gegenüber. Der Erste, der den
werden. Auftrag bestätigt, stellt das Paket zu.
Samstagszustellung
Abholstationen
Wunschtag
Empfangsboxen bei
Landabgabekästen
Abendzustellung
Paketabholung
Kofferraum-
Zustellung Zur Person:
Post-App mit Neues Produktportfolio: Dipl. Ing.
Paketumleitung Päckchen, Paket Light International Peter Umundum,
H
agleitner eröffnete im Okto- eines internen Lieferanten. Jetzt steht die
ber 2015 in Zell am See eine neue Anlage für die Spenderproduktion in
neue Spenderproduktion. der neukonzipierten Halle in Zell am See, ist
Ziel dieses Neubaus war integrierter Teil der Lieferkette und produziert
eine nach dem Lean-Konzept die Kunststoffteile im Kundentakt.
funktionierende Lieferkette, Die gesamte Produktion ist nun auf einer
die die Jury überzeugte. Produktionsfläche von nur 2.000 m2 unterge-
bracht. Die Lagerung des Rohstoffs (Granulat),
Spenderproduktion NEU und Simple der Werkzeugbau, die Spritzgussfertigung, die
Logistics Zwischenlagerung der Teile im Supermarkt
Im Schaffen einer durchgängigen Lieferkette und die abschließende Endmontage finden in
war die Verlagerung des Spritzgusswerks der nur einer Halle statt. Innerbetrieblich wurde
Ausgangspunkt für die Neuorganisation. Ziel ein eigenes Sortiersystem entwickelt, welches
war es, Spritzguss und Montage in einem Teile direkt nach dem Spritzgussvorgang in
Produktionsbereich zu vereinen. Vorher war der richtigen Menge in die unterschiedlichen
das Werk in Ternitz und hatte den Status Kunststoffbehälter ablegt.
Spielentscheidende
Faktoren
Wirtschaftslandesrat Michael Strugl spricht
im VNL-Interview über die wichtigsten Fak-
toren im Standortwettbewerb. Diese sind
für ihn Logistik, Digitalisierung, Forschung
und Bildung.
„Die Messlatte für den Stand-
ortwettbewerb sind längst
nicht mehr die anderen
acht Bundesländer“, sagt
der oberösterreichische
Wirtschaftslandesrat Michael
Strugl im VNL-Gespräch.
VNL: Worin sehen Sie die strategische mit ultraschnellem Internet bis hin zur daher einen Maßnahmenkatalog für den
Bedeutung der Logistik für den Wirt- Erleichterung von Unternehmensgrün- Standort OÖ erstellt. Dieser „Masterplan
schaftsstandort? dungen. Ebenso wollen wir bei neuen Global Shift“ steht auf sechs Säulen. Kurz
Michael Strugl: Eines der wichtigsten Entwicklungen wie Industrie 4.0 und zusammengefasst heißen diese Bewusst-
Ziele in der Wirtschafts- und Forschungs- Smart Production ganz vorne dabei sein. seinsbildung und Wissensaufbau für in-
politik ist es, unser Bundesland durch Ein Hemmschuh ist aber die überbor- ternationale Entwicklungen, Ausbau der
Technologieführerschaft zu einem füh- dende Bürokratie. Daher setzen wir in globalen Wettbewerbsfähigkeit, Fokus-
renden Produktionsstandort zu machen. Oberösterreich gerade den Schwerpunkt sierung von Zukunftstechnologien und
Im Programm „Innovatives OÖ 2020“ „Entbürokratisierung und Deregulie- Wachstumsmärkten, Positionierung des
ist Logistik eines von fünf Aktions- rung“ um. Forschungs- und Innovationsstandorts
feldern. Denn Logistik kann nicht nur VNL: Was sind die Auswirkungen der im globalen Wettbewerb, Attraktivierung
dazu dienen, bestehende Technologien Verschiebung der globalen ökonomischen der Region für internationale Spitzen-
und Prozesse effizienter zu machen, sie Machtverhältnisse auf den Wirtschafts- kräfte und Stärkung der internationalen
ermöglicht auch ganz neue Geschäfts- standort Oberösterreich? Vernetzung der Wirtschaft.
modelle. Durch neuartige Konzepte, Strugl: Wir stehen vor einem immer in- VNL: Die zunehmende Digitalisierung
die Forcierung geeigneter Infrastruktur tensiveren Innovationswettbewerb, den der Abläufe und der Datenaustausch
sowie Unterstützung bedarfsorientierter Oberösterreich gewinnen muss. 60 % der zwischen den Unternehmen erfordern
Mobilitätsangebote wollen wir einen Wertschöpfung Oberösterreichs werden eine geeignete Infrastruktur. Wie rüstet
wesentlichen Beitrag zur Wettbewerbs- auf internationalen Märkten verdient. sich OÖ für die Datenflut?
fähigkeit der Wirtschaft und ihre Anbin- Die Messlatte für den Standort sind Strugl: Die datengetriebene Wirtschaft
dung an internationale Märkte schaffen deshalb schon längst nicht mehr die wird darüber entscheiden, wie wettbe-
und damit den Produktionsstandort anderen acht Bundesländer und auch werbsfähig unser Bundesland in Zukunft
OÖ sichern. nicht die 270 europäischen Regionen, sein wird. Oberösterreich verfügt über
VNL: Der Wirtschaftsstandort OÖ stellt sondern die besten Wirtschaftsregionen zahlreiche innovative Unternehmen
sich auch dem Vergleich mit internationa- der Welt. Um hier bestehen zu können, und Forschungseinrichtungen im Be-
len Standorten. Wie macht Oberösterreich braucht Oberösterreich eine nachhaltige reich der Informationstechnologie. Mit
sich hier zukunftsfit? Strategie: Wir müssen wissen, was wir der ‚Leitinitiative Digitalisierung‘ will
Strugl: Wir haben noch viele Schwer- wollen, und intelligent, konsequent und das Land die Wirtschaft beim digita-
punkte, um die Rahmenbedingungen energisch Chancen nutzen. Ohne die ra- len Wandel noch stärker unterstützen.
für Unternehmen weiter zu verbessern: sche Umsetzung werden wir vom Global Denn die Digitalisierung ermöglicht
Vom Kampf gegen den Fachkräftemangel Shift beiseite geschoben. Im Rahmen neue Geschäftsmodelle und die Chance
über eine flächendeckende Versorgung von ACADEMIA SUPERIOR haben wir auf mehr Beschäftigung.
S
mart Logistics bedeutet die Op- standardisierte Prozessbeschreibungen
timierung der Logistikprozesse und kundenspezifische Service-Level-Ag-
durch den umfassenden Einsatz reements wieder. Die Anwendungen von
von Informations-und Kommuni- unternehmensübergreifenden Risikoanaly-
kationstechnologien (IKT). Das Ziel sen und Netzwerkanalyse sind noch kaum
von Smart Logistics ist eine durch- verbreitet.
gängige Vernetzung des Informations- und • Erstaunlich ist, dass die Unternehmen mit
Materialflusses, um Logistikprozesse effizienter deren externen Partnern noch nicht gut
planen, steuern und anpassen zu können.“ vernetzt sind. Daraus ist ersichtlich, dass
sich der Großteil der Unternehmen noch
Praxisnahe Vorgehensweise auf die unternehmensinternen Prozes-
Anhand von 40 Kriterien und deren Ausprä- se fokussiert und aus diesem Grund der
gung wurden die Logistik-Levels bzw. der Supply-Chain-Management Ansatz noch
IKT-Grad gemessen.Durch die Gestaltung einer nicht weit verbreitet ist.
Smart-Logistics-Landkarte ist es für den VNL
„Die Frage, ob es möglich, den Status quo der Logistik als auch Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass bei
für die Logistik den IKT-Grad zu messen und entsprechend Unternehmen folgende Themen im Vorder-
einen Gesamt- auf seine Mitglieder zu reagieren. grund stehen:
Die Frage, ob es für die Logistik einen 1. Reaktion auf ungeplante Ereignisse
verantwortlichen Gesamtverantwortlichen gibt, konnten 89 % 2. Aktives Bestandsmanagement sowie die
gibt, konnten der Studienteilnehmer bestätigen. Sieben von aktive Einbindung der Logistik in die
89 % der Studien- zehn der Studienteilnehmer geben an, dass Planung und Steuerung der Bestell- und
die Logistikabteilung direkt der Geschäfts- Produktionsprozesse
teilnehmer führung unterstellt ist. 80 % der Unternehmen 3. Durchführung von standardisierten
bestätigen.“ verfügen über einen mittleren bzw. hohen Prozessbeschreibungen
IKT-Grad, aber erst 12 % der Studienteilneh- 4. Umsetzung von kundenspezifischen
mer können von sich behaupten, dass sie ein Service-Level-Agreements
durchgehendes Supply Chain Management
vom Rohstofflieferanten bis zum Endkunden Abgesehen von der hohen Bedeutung der
betreiben. IT- und Datensicherheit und dem verbrei-
teten Einsatz von EDI und Webportalen ist
Auszug aus den Erkenntnissen auffällig, dass sowohl die Verwendung von
• Es hat sich bestätigt, dass SCM nur mit Cloud-Lösungen als auch der Einsatz von Pro-
einen entsprechenden hohen IKT-Grad zesssimulationen kaum Anwendung bei den
umgesetzt werden kann. Unternehmen finden. Der Großteil der Unter-
• Unternehmen mit einer geringen Logistik- nehmen sieht Handlungsbedarf im Bereich Lo-
Performance verfügen oft auch über einen gistikkennzahlen/Service-Level-Agreements,
niedrigen IKT-Grad. Intensivierung des Lean Managements und in
• Im Unternehmensalltag finden sich bereits der Verbesserung von Nachfrageprognosen.
Smart Logistics
Die Studie „Smart Logistics“ ist ab Dezember Studienautor: FH-Prof. Dr. Veit Kohnhauser
beim VNL erhältlich, VNL-Mitgliedsunter- (FH Salzburg)
nehmen bekommen ein Exemplar kostenlos
zugesandt. Weiterführende Aktivitäten des VNL zu
Smart Logistics:
Inhalte des Buchs „Smart Logistics“: • Infoveranstaltung am 5. Dezember 2016
• Ergebnisse der Studie und abgeleitete in Linz
Handlungsfelder • Gründung einer Arbeitsgruppe für 2017
• Interviews mit führenden Unternehmen • Integration der wichtigsten Themen in
zu deren individueller Realisierung von den Veranstaltungen des VNL
Smart Logistics
• Beschreibungen der Technologien Weitere Infos: www.vnl.at
Suche nach
Talenten
Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Paradoxon:
Trotz mehr Arbeitslosen finden Unternehmen immer
schwerer geeignetes Personal. Nicht zuletzt wegen
der Digitalisierung klaffen Angebot und Nachfrage
am Arbeitsmarkt zunehmend auseinander. Doch laut
Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier sind es gar
nicht die digitalen Fähigkeiten, an denen es jungen
Leuten mangelt.
S
ein Unternehmen hat einen kleinen lerweile so gut wie alle Branchen der Industrie
Startvorteil und trotzdem über- und hat nicht zuletzt mit der zunehmenden
lässt Henkel-CEE-Präsident Günter Digitalisierung zu tun. Wobei es laut Jugend-
Thumser nichts dem Zufall: Obwohl forscher Bernhard Heinzlmaier nicht unbedingt
der Waschmittelproduzent und die digitalen Fähigkeiten sind, an denen es den
bekannte Markenartikler als belieb- jungen Leuten mangelt: „Digitale Fähigkeiten
ter Arbeitgeber gilt, fährt Thumser mehrere haben heute alle. Sie ergeben am Arbeitsmarkt
Strategien, um junge Talente zu gewinnen. kein Alleinstellungsmerkmal mehr.“ Vielmehr
Einerseits werden am Standort Wien stets um seien es eine Reihe anderer Skills, auf die es
die 30 Lehrlinge ausgebildet, andererseits ko- angesichts der Beschleunigung der Arbeitswelt
operiert das Unternehmen eng mit der Wiener in Zeiten der Digitalisierung ankommt.
Wirtschaftsuniversität. Vor allem bei speziell
auf Osteuropa ausgerichteten Lehrgängen
„Wir sind im Resilienz lernen.
ist Henkel teilweise sogar Mitinitiator von Mindset von „Wir haben zu viel Information in kürzester Zeit
Programmen. „Die Involvierung in Vorlesun- Studierenden und Probleme damit, die Informationsfülle zu
gen und das Angebot von Betriebsbesuchen verarbeiten. Eine der wichtigsten Fähigkeiten ist
und Praktika helfen uns, das Interesse von
an den Univer- daher Resilienz“, sagt Heinzlmaier und meint
besonders talentierten angehenden Jungaka- sitäten sowie damit die Fähigkeit, das ständige Scheitern der
demikern zu wecken. Wir sind im Mindset von an Fachhoch- eigenen Vorhaben und Absichten zu verkraf-
Studierenden an den Universitäten sowie an ten. „Man kann die vielen Aufgaben, die sich
Fachhochschulen ganz gut verankert“, sagt
schulen ganz täglich stellen, nicht alle ernsthaft und seriös
Thumser. gut verankert.“ erledigen. Das heißt, man muss sich damit
Dennoch stellt auch Henkel eine immer abfinden, dass vieles aus dem Bauch heraus
größer werdende Kluft zwischen Angebot und Günter Thumser, entschieden wird.“ Gleichzeitig müssten wir
Nachfrage am Arbeitsmarkt fest. Sie trifft mitt- Henkel-CEE-Präsident somit Spontanität lernen.
und zwischen denen man wechseln können geboten“, erklärt Thumser. Von fachlichen
muss – vom Familiensystem über das Kon- Kursen bis hin zu Compliance-Schulungen
kurrenzsystem bis hin zur Systematik der oder Sprachkursen können Mitarbeiter die
Kreativwirtschaft. Daher hätten die Entwick- Fortbildungsmöglichkeit nutzen. Schließlich
lungen am Arbeitsmarkt auch Schattenseiten. dürfe lebenslanges Lernen, wie Thumser
Einerseits seien nicht alle resilient genug, betont, nicht nur eine Floskel bleiben. Dass
um immer mehr und schnellere Information die Schere zwischen Angebot und Nachfrage „Die Beschleuni-
verarbeiten zu können. Eine Folge ist die Zu- am Arbeitsmarkt auseinandergeht, spürt man gung der Arbeits-
nahme von psychischen Erkrankungen und aber zum Beispiel bei den Lehrlingen. Hier
Erschöpfungserkrankungen. Andererseits wird Thumser zufolge „der Selektionsprozess
welt verlangt neue
spreche man in Deutschland, dem Land mit zusehends schwieriger, weil die schulische Fähigkeiten, eine
der geringsten Arbeitslosigkeit in der EU, Basisqualifikation schwindet“. Dennoch pro- der wichtigsten ist
bereits von einer „prekären Vollbeschäfti- fitiert Henkel auch bei der Lehrlingsauswahl
gungsgesellschaft“. Das heißt, viele Jobs vom Startvorteil des beliebten Arbeitgebers:
Resilienz."
gibt es nur noch Teilzeit oder befristet. Der Bei 50 bis 100 Bewerbern pro Lehrstelle sei es
Industrie kommt hier sozusagen noch eine noch immer gelungen, gute Berufsanfänger Bernhard Heinzlmaier,
bevorzugte Stellung zu. „Dort herrschen noch zu rekrutieren. Jugendforscher
Schnelllebige
Konsumgüterbranche
Die ALPLA-Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG entwickelt
und produziert Kunststoffverpackungen für Kunden aus
der Konsumgüterbranche. Logistikchef Christian Buchgraber
spricht über den Wandel in der Branche und die Chance,
Probleme mit digitaler Unterstützung effizienter zu lösen.
VNL: Herr Buchgraber, wie sieht das Markt- verändert das FMCG-Umfeld grundlegend.
umfeld Ihres Unternehmens aus? Das ideale Bild einer Supply Chain sieht einen
Christian Buchgraber: Eine große Heraus- durchgängigen Datenfluss und eine Infor-
forderung ist, dass die Lead Times immer mationsverfügbarkeit über alle Glieder der
kürzer werden. In der Konsumgüterbranche Kette vor. Die Realität ist aber anders. Wir
gehen die Anforderungen immer mehr in haben eine Informationsvorschau von ein
Richtung der Just-in-time-Verfügbarkeit. Nach paar Tagen und das nur bei unserem direkt
der Automotive-Branche und den globalen nachfolgenden Partner.
Einzelhandelsketten sind unsere Kunden – VNL: Bedeutet das, dass Planung und Vor-
Produzenten von Waschmitteln, Shampoos, schau immer mehr einer Flexibilität weichen
Getränken, Ölen etc. – auf den Zug aufge- wird?
sprungen, jetzt erreicht der Trend auch uns Buchgraber: Der Forecast auf den Endkun-
als Zulieferer. den bezogen wäre vermutlich nicht schwer,
VNL: Woher kommt das? wenn es die laufenden Aktionen der Hersteller
Buchgraber: Der Kostendruck wird entlang nicht geben würde. Diese bringen eine große
der Supply Chain nach unten weitergegeben Volatilität in die Supply Chain. Der Kunde
und alle müssen reagieren. Auch E-Commerce würde nicht mehr abnehmen als er braucht,
VNL: Worin liegt die Neuheit Ihrer Lösung? besten bei jedem Ladetor vorzusehen. Das
Michael Baumgartner: Ich habe festgestellt, war lange Zeit unmöglich, weil die Sensoren
dass die Messung im fahrenden Lkw für den zu teuer waren. Ein neuer kostengünstige-
„Das war kein Stückgutverkehr nicht optimal ist, weil die rer Sensor hat es schlussendlich möglich
Unternehmen, die an Auslastungsoptimierung gemacht, das Konzept umzusetzen. Dieser
plötzlicher interessiert sind, „ihre“ LKW nicht mehr selber Sensor hat den Nachteil, dass er Tiefenbilder
Einfall, sondern besitzen. Die Schlussfolgerung war, dass die in einer niedrigen Auflösung macht. Nach
ein Denkpro- Auslastungsmessung beim Umschlag passie- großen Forschungs- und Entwicklungsan-
ren muss. Wenn ich mir jedes Paket und jede strengungen haben wir es aber geschafft, aus
zess, der von Palette vermesse, kann ich die Auslastung mehreren niedrig aufgelösten Einzelbildern
einer Kunden- des LKW berechnen. Das Problem war, dass ein hochaufgelöstes 3D-Bild zu machen,
idee angeleitet die damals am Markt vorhandenen Messan- und das zu den Bedingungen am fahrenden
lagen Einzelanlagen waren, sprich nur einen Gabelstapler.
wurde. Dane- einzelnen Messpunkt hatten. Wenn man sich VNL: Welches Problem wird damit gelöst?
ben wurden die vor Augen führt, dass 20 Stapler gleichzeitig Baumgartner: Es ist mir schnell klar ge-
technischen messen wollen und oft auch Umwege zu dem worden: Die Auslastung des Netzwerkes ist
Messpunkt fahren müssen, dann wird klar, ein nachrangiges Thema. Den Stückgutlo-
Entwicklungen dass ein künstlicher Flaschenhals entsteht, gistiker interessiert zunächst die korrekte
reif.“ der den Stückgutumschlag bremst. Verrechnung. Und mit dem Wissen über die
VNL: Was war der zündende Funke für Abmessungen kann man korrekt verrechnen.
Cargometer? Erst wenn das Thema gelöst ist, wird man
Baumgartner: Die wesentliche Idee ist, nicht über Netzwerkoptimierung reden.
nur einen, sondern mehrere Messpunkte, am Im ersten Schritt will der Kunde wissen, ob
er mit einer Palette etwas verdient. Das ist Baumgartner: Ein Stückgutverbund oder
die Grundfrage der korrekten Verrechnung. -netzwerk, der Europa flächendeckend abdeckt,
Im zweiten Schritt kann über längerfristige hat ca. 400 Niederlassungen, davon etwa 10 in
Optimierungen nachgedacht werden, indem Österreich und 40–50 in Deutschland. Diese
man betrachtet, wie das Netzwerk ausgelastet haben Direktverbindungen untereinander und/
ist. Unsere Daten sind auf der Ebene einer oder Zentralhubs. Die einzelnen Routen wer-
Route so genau, dass konkrete Maßnahmen den täglich, jeden zweiten Tag oder 1x in der
abgeleitet werden können. Wenn z.B. die Route Woche gefahren. Mit unserer Lösung erhalten
Wien–Hamburg am Freitag schlecht ausgelas- die Logistiker die Information, wie die Auslas-
tet ist, dann kann man auf realer Datenbasis tung in ihrem Netzwerk Tag für Tag aussieht.
entscheiden, ob sie noch gefahren wird, ob Mit dem Wissen kann man ableiten, ob man
dazwischen ein Umschlag stattfinden soll, etc. beispielsweise die Route Wien–Hamburg am
VNL: Also ein Big-Data-Ansatz für Stück- Freitag braucht, ob die eingespart werden kann,
gutlogistiker? oder ob sich andere Optionen mit zusätzlicher
Baumgartner: Ja, wobei der Besitzer der Mess- Umladung anbieten, um im Sammelverkehr die
station die Daten sammelt und nicht der, der Bündelungseffekte zu erhöhen.
den LKW betreibt. Im Stückgut ist es oft so, VNL: Ein vielbesprochenes Thema ist die
dass die Niederlassung, die den Umschlag Paarigkeit der Verkehre …
durchführt, unabhängig vom Frächter ist. Baumgartner: Das gehört genau zu dem Netz-
Unsere Kunden sind die Unternehmen, die das werkoptimierungsgedanken dazu. Bestehen
System in Gang setzen. unpaarige Verkehre, sollten die genauer be-
VNL: Von welchen Größenordnungen sprechen trachtet werden. Wir behaupten nicht, dass wir
Sie, wenn Sie an Optimierung denken? das besser können als der Logistiker, aber wir
Der USP der 3D-Frachtmessung in Bewegung liegt darin, dass der Arbeitsfluss erhalten bleibt. Zwei Hightech-3D-
Kameras nehmen die Ladung beim Passieren des Ladetores auf. Die Daten der Kameras werden vor Ort auf einem
Hochleistungsrechner verarbeitet. Das Volumen der Ladung wird berechnet und gemeinsam mit den Abmessun-
gen, einem Foto und einem 3D-Modell der Ladung bereitgestellt. Neben den Abmessungen und dem Volumen
wird auch der Zustand der Ladungen aufgenommen und kann über alle Terminals verfolgt werden. Mit den Sen-
dungsabmessungen können die Transportunternehmen die Auslastung ihrer LKWs ermitteln und weiterführend
Optimierungen ihrer Netzwerke vornehmen.
geben ihm die Daten in die Hand. Unsere Daten Baumgartner: Der Vorteil liegt nicht nur beim
ermöglichen, ein Problem zu sehen, das vorher Spediteur, wir sehen uns als unabhängigen
unerkannt geblieben ist. Aufgrund von Mengen- und transparenten Schiedrichter, da für beide
veränderungen können bisher sinnvolle direkte Seiten korrekt verrechnet wird. Für allfällige
Relationen von einem Tag auf den anderen nicht Streitfälle gibt es ein Messprotokoll. Das zeigt
mehr sinnvoll sein, weil z. B. ein Großverlader und belegt die Messungen zeitlich. Dazu
wegbricht oder dazukommt. Unpaarigkeiten glaube ich, dass man einen Qualitätsgewinn
entstehen schnell, mit unseren Daten kann man erreicht. Unser System macht transparent,
flexibel darauf reagieren. Stückgutnetze sind was im Terminal passiert, und gibt einen
im Endeffekt Linienverkehre, und die werden Prozess vor. Es gehen weniger Sendungen
selten – in unseren Augen zu selten – verändert. verloren – hier bin ich sicher, dass das ein
Mit den Daten kann man sich die Auslastung auf wunder Punkt ist. Wir machen Fotos von
Monats- oder gar Wochenbasis ansehen, um das den Ladungen, wir können nachweisen, in
Netzwerk zu flexibilisieren. Wenn das mit guten welchem Zustand die Ladung zum Messzeit-
Daten gemacht wird, kann – und ich bin davon punkt war. Wir sehen einen Transparenz- und
überzeugt – der Effekt eine große Einsparung sein. Qualitätsgewinn Richtung Endkunden und
VNL: Bietet Cargometer das Datenmanage- in der Umschlaghalle des Spediteurs.
ment als Servicedienstleistung an oder betreibt VNL: Noch ein Wort zu den Investitionen
Michael der Kunde das nach Installation der Technologie – wen sehen Sie als Kunden?
Baumgartner selber? Baumgartner: Wir wollen uns für den gan-
Baumgartner: Grundsätzlich kann er das zen Stückgutmarkt positionieren. Es denken
Geschäftsführer der selber machen. Wir bieten das schon an, weil auch Verlader darüber nach, die Anlage zu
Cargometer GmbH, setzt wir viel Expertise auf dem Gebiet mitbringen, sich zu stellen und die Vermessung selbst
beim Umschlag an, um aber das ist eine Sache, die aufbauend auf der vorzunehmen. Die Abrechnung mit dem
die Auslastung eines Lkw Vermessungsdienstleistung stattfinden soll. Transportdienstleister würde direkt über
zu berechnen. Außerdem Die Vermessung ist die Datengrundlage für unser System stattfinden. Das klare Ziel
sorgen seine Messungen Optimierungen in der Tourensoftware. ist eine Amortisationszeit von einem Jahr.
dafür, dass weniger Sen- VNL: Gibt es neben den Vorteilen für den Damit sind nicht nur die großen Player an-
dungen verloren gehen. Spediteur auch Vorteile für den Kunden des gesprochen.
Spediteurs? VNL: Vielen Dank für das Gespräch.
E
rste Physical-Internet-Kontakte
Die beiden Projektleiter von ATROPINE,
werden 2014 geknüpft. Der
Oliver Schauer und Eduard Artner
Visionär des Physical Internets,
(Logistikum), bringen die Vision in die
Benoit Montreuil, stellte Mana- Praxisumsetzung
gern aus Industrie und Handel
und Logistikdienstleistern vor,
wie ein offenes, gemeinsam genutztes
Transportnetz mit einem Potenzial für Effi-
zienzsteigerungen von bis zu 30 % aussehen
könnte. Was folgte, war ein Forschungsan-
trag für ein neues Forschungsprojekt im
oberösterreichischen Zentralraum unter
Beteiligung von Industriepartnern.
V
W-Golf-Produktion steht jederzeit und in sehr unterschiedlicher
still“ (Die Presse, 22. 8. 2016). Form auftreten und lassen sich grund-
„Streit mit Lieferanten legt sätzlich in vier Kategorien einteilen.
weitere VW-Werke lahm.“ Unternehmensinterne Risiken können
(Der Standard, 18. 8. 2016). ebenso Schäden verursachen wie externe
Diese und ähnliche Schlagzeilen be- Risiken Iieferantenseitig oder ausgehend
herrschten Mitte August die Nachrich- von Kunden. Eine weitere Form der ex-
ten rund um die Volkswagen AG. Nicht ternen Risiken (neben lieferanten- und
wenige stellten sich hierbei die Frage, kundenseitigen) sind jene verursacht
wie ein so großer und weltweit füh- durch Umwelteinflüsse. Diese gewinnen
render Automobilkonzern derart von aufgrund der steigenden globalen Aus-
einem einzigen, vergleichsweise klei- richtung von Supply Chains vermehrt
nen Zulieferer abhängig sein kann. Die an Bedeutung. Dies können Störungen
Gründe für eine derartige Abhängigkeit der Supply Chain u.a. durch Umwelt-
können vielschichtig sein (günstiger katastrophen, Terrorgefahr oder auch
Einkaufspreis, geringer Verhandlungs-, Epidemien sein. So ist bekannt, dass
Kommunikations- und Logistikaufwand schon kleine Störungen aus den genann-
für Einkauf oder Monopolstellung des ten Risiken gravierende Folgeschäden
Lieferanten), lassen sich jedoch durch (beispielsweise führte ein Feuer beim
Supply-Chain-Risikomanagement und
den Aufbau einer resilienten Supply
Chain grundsätzlich minimieren. Erfolg-
reiche Unternehmen sind für etwaige
Risiken entlang ihrer Supply Chain im Ursachen von Supply-Chain-Störungen
Vorfeld gut vorbereitet, beplanen diese Nur jede siebte Störung ist vom Unternehmen nicht beeinflussbar.
aktiv und trainieren und entwickeln
Fähigkeiten proaktiv.
34,4 % 32,1 %
Supply-Chain-Risiko-Management Lieferanten/ Unternehmensinterne
Supply-Chain-Risiko-Management be- Beschaffungslogistik Probleme
fasst sich mit dem Management von
Alltags- als auch Ausnahmerisiken ent-
lang der Supply Chain auf Basis einer
kontinuierlichen Risikoidentifikation
und -bewertung mit der Zielsetzung,
Maßnahmen abzuleiten, um Anfällig- 19 % 14,5 %
keiten zu verringern und den Unterneh- Kunden/ Externe Risiken
mensfortbestand zu gewährleisten und Ausgangslogistik
zu überwachen. Risiken entlang einer
Supply Chain von Unternehmen können Studie des Logistikums der FH OÖ; Befragung von 336 Unternehmen.
Kosten je Störung
Erfolgreiche Unternehmen reduzieren die durchschnittlichen
Kosten je Störung um etwa 45 %.
über Durchschnitt 55 %
%
0 20 40 60 80 100
%
0 2 4 6 8 10 12 14
Supply Chains weniger von Störungen betrof- • Erzeugen einer Kultur des aktiven Supply
fen sind, wirkt sich dies positiv auf deren Chain-Risikomanagements (Implementie-
Performance aus (Studie des Logistikums der rung, Faktor Risiko bei Entscheidungsfin- Die Autoren:
FH OÖ, Befragung von 336 Unternehmen). dung, Zuständigkeit oberes Management) FH Prof. DI (FH) Dr.
Resilienz hilft Unternehmen rasch und gezielt
Markus
auf Störungen zu reagieren. Wie Unternehmen Unternehmen, die sich mit beiden The-
reagieren sollen, ob Informationsbeschaffung men intensiv auseinandersetzen, profitieren Gerschberger
oder schnelle Reaktion entscheidend sind, nachhaltig davon. Unter anderem können
ist aktuell Thema eines Forschungsprojektes sie die Auswirkungen von Risiken drastisch Professor für Supply
des Logistikums. verringern, dadurch Kosten sparen und die Chain Management
Für die Realisierung einer resilienten Supply Zeit reduzieren, bis der Normalzustand wie- markus.gerschberger@
Chain sind unterschiedliche Aspekte notwen- derhergestellt ist (Studie des Logistikums der fh-steyr.at
dig, diese lassen sich wie folgt unterteilen: FH OÖ, Befragung von 336 Unternehmen).
• Supply-Chain-Design (Supply-Chain-Ver-
ständnis, Strategieauswahl, Effizienz vs.
Redundanz)
• Zusammenarbeit in der Supply Chain (ge-
meinsame Planung und Ausrichtung)
• Agilität (Sichtbarkeit der Supply Chain,
Schnelligkeit und Entscheidungsfreudigkeit)
Mag. Michael
Herburger, BA MA
Informationen zur Studie
Leiter Research Field
Prüfen Sie die Resilienz Ihres Unterneh- Ihre erste Anlaufstelle zum Thema Resilienz „Supply Chain Risk &
mens bzw. Ihrer Supply Chain mit Hilfe des und Risikomanagement: Resilience“
Resilienz-Profilers des Logistikums der Fach- www.logistikum.at/forschung/supply-chain- michael.herburger@
hochschule OÖ. management/resilienz-profiler.html fh-steyr.at
I
n der Intralogistik tun sich aktuell 4.0-Anwendungen geplant bzw. im Einsatz sind.
schier unbegrenzte Optionen auf, jene Genau hier setzte die Forschungsgruppe In-
„Reife“ zu erlangen, welche optimal dustrie 4.0 am Institut Industrial Management
zum Unternehmen passt. Das For- an der FH JOANNEUM in Kapfenberg an und
schungs- und Praxisfeld ist geprägt ging der Frage nach, wie Unternehmen bei der
durch die fortschreitende (flexible) Implementierung von neuen Technologien im
Automatisierung der Produktion1 und wird Bereich der Intralogistik unterstützt werden
durch die Vernetzung und Digitalisierung können und inwiefern der Nutzen durch den
unter dem Schlagwort Industrie 4.0 immer Einsatz neuer Technologien sichtbar gemacht
stärker zum IT-Thema. Nicht ohne Grund werden kann.
zählen Innovationen im IT-Bereich zu den
wichtigsten kritischen Zukunftsfaktoren Unternehmen unterstützen,
der Intralogistik2. aber mit welchem Tool?
Grund für diese Entwicklungen ist der Basierend auf anerkannten Bewertungslogiken
Trend zu individualisierten Produkten und -modellen wurde ein dreistufiges Nutzen-/
sowie Dienstleistungen in kürzester Reifegradmodell Intralogistik 4.0 konzipiert
Lieferzeit und ständiger Verfügbar- (siehe Abbildung), das individuell anpassbar
keit. Dies macht den Bedarf an ver- Unternehmen dabei unterstützt, die richtigen
netzten, flexibel automatisierten Maßnahmen und Entscheidungen im Sinne
und effizienten Logistiksyste- einer erforderlichen Intralogistik-Reife zu
men sichtbar. Viele Unterneh- generieren.
men wissen aber entweder Das erste Kernelement ist das Nutzen-Modell
nicht, welche Möglichkeiten für smarte Intralogistik-Lösungen. Es basiert
es überhaupt gibt, die inter- auf einem Causal-Loop-Diagramm. Dabei ist
ne Logistik voranzubringen, zu beachten, dass bei intralogistischen Syste-
oder sie tun sich schwer, men üblicherweise eine hohe Anzahl an Sys-
den Nutzen in Frage kom- temelementen miteinander und auch mit der
mender Technologien zu Systemumgebung – z. B. Produktionseinrich-
bewerten. Bestätigt wird tungen und Transportmittel – verknüpft sind.
diese These durch eine Diese Komplexität macht Nutzenbetrachtungen
Studie der Staufen AG aus schwierig. Mit einem Causal-Loop-Diagramm
dem Jahr 2014: Demnach können die wesentlichen Faktoren und Variab-
gab lediglich ein Drittel der len, die das System beeinflussen, identifiziert
Befragten an, dass im Bereich der und mit Pfeilen die Kausalzusammenhänge
Logistik/Lagerhaltung bereits Industrie- zwischen den einzelnen Variablen grafisch
T
ransportentfernungen und -zei- einfachem Sales Support (z. B. Life-Tracking)
ten werden größer, Risiken stei- über Services, die die Produktion beim Kunden
gen und die Anforderungen an optimieren (z. B. JIT-Services), bis hin zu einer
eine nachhaltige Supply Chain Ausbaustufe, bei der Service nicht mehr als
werden mehr: Unternehmen der reine Zusatzleistung verkauft wird, sondern
europäischen Logistikbranche ein neues Geschäftsmodell für das Unterneh-
geraten immer stärker in einen globalen men darstellt. Ein Beispiel ist Outsourcing der
Wettbewerbsdruck. Die dadurch notwendige gesamten Intralogistik an einen Dienstleister.
Differenzierung kann über neue Produkt- Im Logistikbereich sind dadurch beispielweise
Service-Kombinationen bzw. smarte Services Neuerungen in der Planung, Realisierung und
erfolgen und so Unternehmen wieder unver- Kontrolle von Waren- und Informationsflüssen
wechselbar machen. Für Unternehmen der entlang der Supply Chain möglich. Ziel ist es,
Logistikbranche stellt diese Entwicklung ein
neues Potenzial dar, das speziell für kleine
und mittlere Unternehmen Chancen bietet.
Die Entwicklung neuer Services erfordert Herausforderungen für Unternehmen
ein ähnlich systematisches Vorgehen, wie
es bei der Entwicklung von industriellen • Globaliserung
Produkten üblich ist. Service Design & Engi- • Internet
neering setzt genau hier an und verfolgt das • Steigender Wettbewerb
Ziel, strukturierte Modelle, Methoden und • Vergleichbarkeit des Angebots
Vorgehensweisen bereitzustellen, um den • Steigende Kosten
Prozess von der Dienstleistungsentwicklung
bis zur Umsetzung zu unterstützen und das Steigende Sinkende
Leistungsangebot an die Bedürfnisse der Anforderungen Gewinnmargen
Kunden auszurichten. Gemäß der Definition
von Richter und Kollegen steht Service Design
• Ständige
& Engineering für „die Neugestaltung und Marktveränderungen
Weiterentwicklung von Dienstleistungen/ • Geringe Losgrößen
Servicelösungen im Rahmen von interdis- • Individualisierung
ziplinären Strategie- und Kreativprozessen • Nachhaltige
[= Service Design] … und für die modellge- Supply Chain
stützte und praxistaugliche Umsetzung beste-
hender und neuer Servicelösungen [= Service
Engineering] im Sinne einer wertorientierten
Unternehmensentwicklung“. Wettbewerbsvorteile durch
Die Bandbreite der Implementierung neuer SERVICE DESIGN & ENGINEERING
Services ist dabei vielfältig und reicht von
3%
22 %
Ja, sicher
20 %
Ja, vielleicht
Dipl.-Ing. Dipl.-Ing. Dr.
78 % Keine Angabe 77 % Herbert Michael
Richter
FH JOANNEUM – Institut
vorhandene Wertschöpfungs- und Logistik- und Automobilzulieferer – lassen sich über Industrial Management,
prozesse durch neue Services zu bereichern die Verbreitung und tatsächlichen Anwendung Associate Professor
und Kundenanforderungen besser zu erfüllen. von Serviceentwicklungsprozessen zahlreiche herbertmichael.richter@fh-
Auch die zunehmende Digitalisierung im Aussagen ableiten. Nachfolgend ein kleiner joanneum.at
Logistikbereich (Stichwort: Smart Logistics) Auszug der Erkenntnisse der Studie:
spielt dabei eine wichtige Rolle und darf im Für einen Großteil der befragten Unterneh-
Kontext von Service Design & Engineering men ist Serviceentwicklung zwar grundsätz-
nicht vernachlässigt werden. Studien zeigen, lich Bestandteil der langfristigen Unterneh-
dass der Einsatz neuer Technologien die mensplanung, die tatsächliche Ausgestaltung
Servicebranche massiv verändern und somit zeigt jedoch noch großes Potenzial. So haben
Effizienzsteigerung im Transport, Warehousing viele Unternehmen keine schriftliche Strategie
wie auch in der Intralogistik ermöglichen wird. oder eigene Abteilung für die Entwicklung
Damit solche Überlegungen nicht rein the- neuer Services.
oretischer Natur bleiben, wurde im Auftrag Die Entwicklung wird sowohl unterneh-
des Verein Netzwerk Logistik (VNL) vor zwei mensintern (z. B. durch Mitarbeiter) als auch Dipl.-Ing. (FH)
Jahren ein Projekt gestartet, an dem neben unternehmensextern (z. B. durch Anforde- Magdalena Gabriel
Wissenschaftlern aus zwei logistikorien- rungen oder Reklamationen der Kunden)
FH JOANNEUM – Institut
tierten Hochschulinstituten (FH JOANNEUM angestoßen. Rund zwei Drittel der befragten
Industrial Management,
Kapfenberg, Industrial Management sowie Unternehmen orientieren sich bei der Entwick-
Researcher
FH OÖ Steyr, Logistikum) auch Unternehmen lung von Services an einem Vorgehensmodell.
magdalena.gabriel@fh-
aus der Logistikbranche, der Maschinen- und Die Entwicklung neuer Services wird für den
joanneum.at
Bauindustrie bzw. Berater beteiligt sind. Neben zukünftigen Unternehmenserfolg als wichtig
einem einheitlichen Verständnis von Begriff- angesehen. Vor allem die Generierung von
lichkeiten und Konzepten ist die Erhebung zusätzlichen Umsätzen durch neue oder auch
des aktuellen Status der Serviceentwicklung bestehenden Kunden wird als sehr relevant
in der Praxis ein wesentlicher Fokus des eingestuft.
Projektes. Zusätzlich soll ein praktikables
Vorgehensmodell Service Design & Engineering White-Paper folgt
für Logistikunternehmen umsetzbar machen. Umfassendere Ergebnisse der Studie, aber
auch erste praktische Anwendungen werden
FH-Prof. Mag. Dr.
Status quo der Service-Entwicklung in in den nächsten Wochen im Zuge eines White-
Unternehmen Papers veröffentlicht. Weitere praxisorientierte Martin Tschandl
Inwieweit der Stand der Serviceentwicklung Implementierungen sind gerade in Planung FH JOANNEUM – Institut In-
ausgeprägt ist, zeigen die Erkenntnisse einer und Bestandteil der weiteren Projektphasen. dustrial Management, Leiter
Unternehmensbefragung, die im Rahmen des Zudem ist es der FH JOANNEUM als Hochschule Institut Industrial Manage-
zugrunde liegenden Projekts im Herbst 2015 der angewandten Wissenschaft ein Anliegen, ment/Vorsitzender des De-
durchgeführt wurde. Aus den 180 Antwort-Sets die gewonnenen Erkenntnisse verstärkt in die partments für Management
der Praktiker – befragt wurden österreichische Lehre zu integrieren, um so die Ausbildung [email protected]
Unternehmen aus den Branchen Logistik- der Studierenden noch praxisorientierter zu
dienstleistung, Maschinen- und Anlagenbau gestalten.
Gliederung des
Logistik-Bildungskatalogs
Bereiche Themen
Der Logistik-Bildungskatalog ist in drei Der Fokus im Bereich der „berufsbegleitenden
wesentliche Bereiche untergliedert: Aus- und Weiterbildung“ liegt auf folgenden Themen:
Forschungseinrichtungen
III • Logistikstudien • Logistikstudien (berufsbegleitend) – Bachelor- und Masterstudien
(Bachelor- und Masterstudien)
LogistikerInnen mit • Studienrichtungen mit Spezialisierung Logistik – Bachelor- und Masterstudien
fachlich fundiertem • Studienrichtungen mit
Wissen und Führungs- Spezialisierungsmöglichkeit • Postgraduale Ausbildung/Lehrgänge universitären Charakters (LUC)
kompetenz Logistik (Bachelor- und Master-
studien) • Fachseminare und Lehrgänge für Führungskräfte
I I
LogistikerInnen Berufsschulen LogistikerInnen • Logistik allgemein • Produktion
mit Lehrabschluss mit fachlicher
Vertiefung
Landesberufsschule Dornbirn 2/
Berufsschule Braunau/Inn
Vorarlberg
Name: Berufsschule Braunau/Inn Name: Landesberufsschule Dornbirn 2
Ansprechperson: BD OSR Dipl.-Päd. Ansprechperson: Mag. Martin Alfare
Günter Pfatschbacher Lehrberufe: Betriebslogistiker/-in
Lehrberufe: Speditionskaufmann/-frau, Träger: Land Vorarlberg
Speditionslogistiker/-in Anschrift: Eisplatzgasse 5
Träger: Land Oberösterreich 6850 Dornbirn
Anschrift: Raitfeldstraße 10 Tel.: +43 (0)5572 24317
5280 Braunau Fax: +43 (0)5572 24317-80
Tel.: +43 (0)7722 63293 E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected] Homepage: www.lbsdo2.snv.at
Homepage: www.bs-braunau.ac.at Bürozeiten: Mo–Fr: 07:30–11:30 Uhr
Level 2
Level 3 – Logistik-Studiengänge
(Vollzeit und berufsbegleitend)
BHAK Gmünd
Logistik und Transportmanagement
Name: Schulzentrum Gmünd
Leiterin: Dir. Mag. Jutta Göschl Name: FH des bfi Wien
Ansprechperson: Mag. Stefan Wielander Studiengänge: Bachelor und Master: Logistik &
Schwerpunkt: Internationale Wirtschaft Transportmanagement (Vollzeit und
Anschrift: Otto-Glöckel-Straße 6 berufsbegleitend)
3950 Gmünd Ansprechperson: Prof. (FH) Mag. Dr.
Tel.: +43 (0)2852 52 901 Andreas Breinbauer
Fax: +43 (0)2852 52 901-40 Anschrift: Wohlmutstraße 22
E-Mail: [email protected] 1020 Wien
Homepage: www.hak.gmuend.ac.at Tel.: +43 (0)1 7201286-60
Bürozeiten: Mo–Fr: 07:30–12:00 Uhr Fax: +43 (0)1 7201286-19
12:30–15:30 Uhr E-Mail: [email protected]
Homepage: www.fh-vie.ac.at
Bürozeiten: Mo–Fr: 08:00–19:00 Uhr
Sa: 08:00–12:00 Uhr
Internationales Logistik-Management
und Supply Chain Management
Name: FH OÖ, Fakultät für Management
in Steyr, Logistikum
Studiengänge: – Internationales Logistik-Manage- Supply Chain Management
ment (ILM): Bachelor (VZ und BB)
– Weiterführendes Masterstudium
Supply Chain Management (SCM) Name: Wirtschaftsuniversität Wien
(Vollzeit und berufsbegleitend) Studiengang: Master: Supply Chain Management
Studiengangsleiter: FH-Prof. DI Franz Staberhofer (Vollzeit, Unterrichtssprache: Englisch)
Ansprechperson: Ursula Demmelmayr – VZ Leiter: Univ.-Prof. Dr. Werner Jammernegg
Martina Kalchmayr – BB Univ.-Prof. Tina Wakolbinger, Ph.D.
Anschrift: Wehrgrabengasse 1–3, 4400 Steyr Ansprechperson: Mag. Julia Landgraf
Tel.: +43 (0)50804 33200 Anschrift: Welthandelsplatz 1
Fax: +43 (0)50804 33299 Building D2, 3. OG
E-Mail: [email protected]; [email protected] 1020 Wien
Homepage: www.fh-ooe.at/logistik Tel.: +43 (0)1 313 36 5613
www.logistikum.at Fax: +43 (0)1 313 36 905613
Bürozeiten Mo–Do: 08:00–17:00 Uhr E-Mail: [email protected]
Fr: 08:00–12:00 Uhr Homepage: www.wu.ac.at/master/en/scm
Forschungseinrichtungen
IIR GmbH
Linke Wienzeile 234, 1150 Wien; Homepage: www.iir.at, Ansprechpartnerin: Magdalena Ludl, Tel.: +43 (0)1 89159-0, E-Mail: [email protected]
pewag Academy
Gaslaternenweg 4, 8041 Graz; Ansprechpartner: Ing. Raphael Bischof, Tel.: +43 (0)463 4880-357, E-Mail: [email protected]
Wakolbinger GmbH
Wachtberg 77, 4441 Behamberg; Homepage: www.wakolbinger.cc, Ansprechpartner: Karl Wakolbinger,
Tel.: +43 (0)7252 76292, Fax: DW 14, E-Mail: offi[email protected]
Die Darstellung der Mitglieder des Vereins Netzwerk Logistik zeigt die
weitreichende Vernetzung von Logistikspezialisten und Bedarfsträgern auf.
Integrierte
Logistik-
anbieter
Transport-
Logistik Umschlag-
Technik Lager-
Anbieter Logistik
Anbieter
Bildungs-
und Beratung
Forschungs- und
einrichtungen IT