Projektwettbewerb Erweiterung Bahnhof Zuerich Stadelhofen
Projektwettbewerb Erweiterung Bahnhof Zuerich Stadelhofen
Projektwettbewerb Erweiterung Bahnhof Zuerich Stadelhofen
Erweiterung Bahnhof
Zürich Stadelhofen
Jurybericht
Einleitung4
Aufgabenstellung5
Vorprüfung9
Beurteilung10
Genehmigung13
Projektverfasser14
Projektbeschriebe17
Elysion18
VIA26
Vorhang auf! 32
Alice im Wunderland 38
KOHÄRENZ44
hin und weg 50
KINTSUGI56
Track No.4 62
Einleitung
4 Ausgangslage dert, den zwischen 1986 und 1990 neu erstellten Publi-
Der Bahnhof Zürich Stadelhofen ist Teil der zweigleisigen kumsanlagen samt Ladenpassage, geplant von der
Stammlinie der S-Bahn Zürich. Während die Bahnhöfe Arbeitsgemeinschaft ACR (Arnold Amsler, Santiago Calat-
Zürich Hardbrücke und Zürich Museumstrasse viergleisig rava, Werner Rüeger), und dem städtebaulich bedeuten-
ausgebaut sind, weist der Bahnhof Zürich Stadelhofen den Stadelhoferplatz bei.
heute nur drei Gleise auf. Zudem ist die anschliessende
Strecke in Richtung Tiefenbrunnen mit dem Riesbachtun-
Zielsetzung des Wettbewerbes
nel nur eingleisig ausgebaut. Damit stellt der Bahnhof
Die SBB suchte mit dem Wettbewerb ein Projekt und
Zürich Stadelhofen einen massgebenden Engpass im Zür-
gleichzeitig ein Planerteam, welches die komplexe Aufga-
cher S-Bahn-Netz dar. Heute verkehren im Bahnhof Zürich
benstellung zum Ausbau des Bahnhofs Zürich Stadel-
Stadelhofen bereits ca. 770 Züge täglich. Mit den zum
hofen lösen soll. Das Planerteam soll eine städtebaulich-
Fahrplanwechsel im Dezember 2018 eingeführten Ange-
und architektonisch hochwertige, technisch umsetzbare
botsverbesserungen der S-Bahn Zürich hat der Bahnhof
und wirtschaftliche Gesamtlösung erarbeiten, welche dem
seine definitive Kapazitätsgrenze erreicht. Die Prognosen
Anspruch des öffentlichen Verkehrs gerecht wird. Da sich
gehen davon aus, dass die Passagierzahlen in Zürich Sta-
die Rahmenbedingungen für dieses Vorhaben in den
delhofen von heute ca. 80’000 Reisenden pro Tag bis zum
folgenden Jahren ständig weiterentwickeln und konkreti-
Jahr 2050 auf 130’000 steigen werden. In den Planungen
sieren werden, ist es der SBB ein grosses Anliegen, dass
des Bundes zum Ausbauschritt 2035 im Rahmen des
die gesuchten Lösungen Spielräume für Anpassungen
Strategischen Entwicklungsprogramms Eisenbahninfra-
ermöglichen. Ein eingespieltes Team aus Architekten,
struktur STEP ist daher die Erhöhung der Kapazitäten des
Ingenieuren und weiteren Fachplanern ist unabdingbare
Bahnhofs Stadelhofen ein wichtiges Ziel. Damit wird die
Voraussetzung für die Erarbeitung sowohl architektoni-
Grundlage für die Entwicklung sowohl der S-Bahn Zürich
scher als auch ingenieurbautechnischer Lösungen und
als auch des Bahnhofs Stadelhofen selbst geschaffen. Mit
deren Zusammenspiel. Ferner sind Erfahrungen im Um-
der Erweiterung des Bahnhofs um ein viertes Gleis inklu-
gang mit hochwertigen, historisch bedeutenden Bauten
sive der hierfür notwendigen Ausbauten der Zugänge und
und Landschaftselementen, einem stadträumlich gewach-
Infrastrukturen sowie den entsprechenden Anschlüssen
senen Umfeld und komplexer Infrastruktur erforderlich.
an die bestehenden unterirdischen Strecken soll dieses
Das Siegerteam soll die SBB zudem im weiteren Pla-
Ziel erreicht werden. Die Erweiterung des Bahnhofs Zürich
nungs- und Umsetzungsprozess entsprechend den Anfor-
Stadelhofen wurde 2017 vom Bundesamt für Verkehr
derungen fach- und sachkundig unterstützen.
(BAV) in seine Planung aufgenommen und die SBB mit
der Umsetzung beauftragt. Als wesentlicher Bestandteil
dieser Umsetzung wurde der vorliegende Projektwettbe-
werb ausgeschrieben, wobei der Sieger mit der Weiterbe-
arbeitung beauftragt werden soll. Die Zeitplanung des
BAV sieht die Umsetzung des Projekts bis spätestens
2035 vor.
Der Bahnhof Zürich Stadelhofen ist ein für die Stadt Zürich
bedeutender Identifikations- und Umsteigepunkt. Der
Bahnhof ist der Kopf der Gesamtanlage Stadelhoferplatz
und liegt an der Hangkante zur Hohen Promenade mit der
Villa Hohenbühl und ihrem berühmten historischen Gar-
ten. Ferner machen ihn auch die direkte Erreichbarkeit von
See und historischer Altstadt zu einem wichtigen Ver-
kehrs-, Treff- und Orientierungspunkt. Dazu trägt nicht
zuletzt das Zusammenspiel zwischen dem historisch
bedeutenden Aufnahmegebäude aus dem 19. Jahrhun-
Aufgabenstellung
Um die Bahn im Raum Zürich ab 2035 weiterzuentwi- die Ebene des eigentlichen Bahnhofsplatzes zur Prome- 5
ckeln, ist der Engpass am Bahnhof Zürich Stadelhofen nade bis zu deren Anbindung an die Schanzengasse. Eine
zwingend durch den Ausbau um ein 4. Gleis zu beheben. besondere Herausforderung stellt der Umgang mit den
Diese sowohl technisch als auch infrastrukturell herausfor- denkmalpflegerischen Anforderungen dar, die sowohl das
dernde Aufgabe umfasst Eingriffe in Bauten und Aussen- Aufnahmegebäude, die Erweiterungen aus den 80er Jah-
anlagen unterschiedlicher Jahrzehnte von denkmalpflege- ren, die Freiflächen am Stadelhoferplatz und die Kantons-
risch, landschaftsarchitektonisch und städtebaulich- schule Stadelhofen betreffen.
architektonisch hohem Wert. Deren Umsetzung unter lau-
fendem Betrieb stellt sowohl ingenieur-bautechnisch als
auch in der Abfolge von sinnvollen Etappen hohe Anforde-
rungen an das zu erarbeitende Gesamtkonzept und
bedingt eine interdisziplinäre Arbeitsweise über den
gesamten Entwurfsprozess hindurch. Die Lage des neuen
4. Gleises ist durch die SBB vorgegeben und bestimmt
die Ausgangslage für den Projektwettbewerb. Die Aufga-
benstellung fokussiert auf die Erarbeitung eines räumli-
chen und funktionalen Gesamtkonzepts für die Erweite-
rung und Verbesserung der Bahninfrastruktur inklusive
des bestehenden Aufnahmegebäudes, der Optimierung
der Zugänge und Verbindungen zur Bahninfrastruktur,
dem Ausbau der kundenrelevanten Flächen sowie Anpas-
sungen im Bereich der Logistik / Warenströme und Lage-
rung. Das zusätzliche 4. Gleis bedingt massgebliche Ver-
änderungen in der bestehenden Bausubstanz,
insbesondere durch die neuen Verbindungen vom 4. Gleis
zur Ladenpassage. Sicht- und erlebbare bauliche Verän-
derungen im Stadtraum und in der Architektur sollen sich
gemeinsam mit dem Bestand in das sensible städtebauli-
che Umfeld integrieren und dieses ergänzen. Neue Weg-
verbindungen sollen die funktionalen Bezüge zur beste-
henden Infrastruktur aufnehmen und diese möglichst
direkt fortführen.
Verfahren
Zur Weiterentwicklung des Bahnhofs Zürich Stadelhofen
wurde ein einstufiger Projektwettbewerb im selektiven
Verfahren durchgeführt. Im Rahmen einer öffentlich aus-
geschriebenen Präqualifikation wurden acht Projektteams
für die Teilnahme am Projektwettbewerb selektioniert.
Zur Beurteilung der eingereichten Arbeiten setzte die SBB Die folgenden Fachexperten und Vertreter wurden bera-
folgendes Preisgericht ein: tend hinzugezogen. Sie nahmen themenbezogen an den
Beurteilungen teil, besassen jedoch kein Stimmrecht.
Fachpreisgericht unabhängig
• Lisa Ehrensperger, Dipl. Architektin ETH BSA (Vorsitz) • Daniel Tschudy, Geschäfstführer SLG (Lichtplanung)
• Prof. Ir. Wiel Arets, Architekt (Ersatz Vorsitz) • Stefan Rotzler, Landschaftsarchitekt BSLA
• Prof. Dr. Aurelio Muttoni, Dipl. Bauing. ETH • Rudolf Vogt, Dipl. Bauingenieur ETH SIA,
• Katrin Gügler, Dipl. Architektin ETH, Direktorin Amt für ACS Partner AG
Städtebau, Zürich • Christian Sohm, Haerter & Partner AG (HLKS)
• Roger Strub, Stv. Kant. Denkmalpfleger Kanton Zürich • Kurt Anderegg, Anderegg Ingenieure AG (Baukosten /
Honorare)
Ersatz Fachpreisgericht unabhängig • Andreas Meyer, Meyer Partner Architekten (Baukosten
• Prof.in Barbara Holzer, Dipl. Architektin ETH / Honorare)
• Dr. Miguel Fernández Ruiz, Bauingenieur UPM • Michael Neumeister, Stadt Zürich Tiefbauamt
• Giovanni Menghini, SBB Denkmalpflege
Fachpreisgericht SBB • Manuela Koller, SBB Immobilien Development
• Roland Meier, Architekt HTL, SBB Infrastruktur, • Antun Balog, SBB Infrastruktur Beschaffung
Projektleiter Architektur • Michel Clerc, SBB Konzern Rechtsdienst
• Marc Weber-Lenkel, SBB Infrastruktur
Sachpreisgericht SBB • Sabine Friedrich und Seraina Schwizer, KEEAS AG
• Andreas Brunner, SBB Infrastruktur, Leiter Projekte, (Begleitung Projektwettbewerb)
Mitglied Geschäftsleitung Infrastruktur
• Alexander Binder, SBB Infrastruktur, Projektleiter Die folgenden Experten hatten die Vorprüfung der jeweili-
Abschnitt Bahnhof gen Fachbereiche übernommen und nahmen nur punktu-
• Philipp Mader, SBB Infrastruktur, Bestellervertreter ell (ohne Stimmrecht) oder nicht an den Sitzungen des
• Andreas Steiger, SBB Immobilien Development Preisgerichts teil.
Ersatz Fach- und Sachpreisgericht SBB • Patrik Bischof und Thomas Glauser, SBB Infrastruktur
• Stefan Frehner, Architekt HTL, SBB Infrastruktur, Architektur (Bahnzugang)
Projektleiter Architektur • Matthias Rutz, SBB Infrastruktur Ingenieurbau
• Roberto Compagnino, SBB Infrastruktur TA Elektro
• Mario Nikolic, SBB Infrastruktur TA HLKS
• Svavar Sigthorsson, SBB Infrastruktur Anlagen und
Technologie
• Harry Wurster, Drees & Sommer Schweiz AG
• Annette Schmitt und Jelka Ruesch, SBB Immobilien
Bewirtschaftung
• Annett Fack, SBB Immobilien Logistik
• Lukas Knörr, Kantonale Denkmalpflege Zürich
• Claudia Neun, Stadt Zürich Amt für Städtebau
• Barbara Burger, Stadt Zürich Tiefbauamt
• Karl Stammnitz, Grün Stadt Zürich Freiraumberatung
• Silvia Steeb, Grün Stadt Zürich Gartendenkmalpflege
• Meike Rausch und Raphael Wick, Gähler und Partner
AG, IG GGPlus (Tunnelbau)
• Nicolas Meystre und Markus Dettwiler, Gruner AG, IG
GGPlus (Tunnelbau)
8 Teilnehmende Preise und Entschädigung
Im Rahmen der Präqualifikation wurden folgende acht Die gesamte Preissumme für den Wettbewerb beträgt
Projektteams aus insgesamt 13 Bewerbungen selektio- CHF 400’000.- exkl. MwSt. Hiervon erhält jedes Team,
niert und zur Teilnahme am Wettbewerb eingeladen. Die das ein vollständiges, anonymes und termingerechtes An-
Projektteams weisen jeweils die Fachkompetenzen Archi- gebot einreicht, eine feste Entschädigung von
tektur / Städtebau, Tragwerksplanung, Grund- / Spezial- CHF 25’000.- exkl. MwSt. Das übrige Preisgeld steht dem
tiefbau, Gebäudetechnik HLKKSE-GA, Landschaftsarchi- Preisgericht für die Erteilung von Preisen zu Verfügung.
tektur und Lichtplanung auf.
Die formelle Vorprüfung erfolgte durch die KEEAS AG in Das Gesamtbild zeigt, dass keines der Projekte die
Zusammenarbeit mit SBB AG, Einkauf Infrastruktur. Die gestellten Anforderungen vollumfänglich umgesetzt hat.
inhaltliche Vorprüfung erfolgte durch die Fachexperten, Dieses Resultat deutet auf die Komplexität der Anforde-
unterstützt und koordiniert durch die KEEAS AG. Das Er- rungen und Rahmenbedingungen hin. Die Abweichungen
gebnis wurde in einem Vorprüfungsbericht zuhanden des zum Bearbeitungsperimeter, sowie Verstösse gegen die
Preisgerichts zusammengefasst. Programmbestimmungen, unplausible Angaben und Auf-
fälligkeiten wurden dem Preisgericht erläutert.
Eingereichte Angebote
Nach der vertieften Auseinandersetzung mit allen Beiträ-
Die folgenden acht Projekte wurden eingereicht:
gen hat das Preisgericht entschieden, dass die Abwei-
chungen zum Bearbeitungsperimeter, sowie Verstösse
• Vorhang auf!
gegen die Programmbestimmungen, unplausible Anga-
• VIA
ben und Auffälligkeiten, als unwesentlich eingestuft wer-
• Alice im Wunderland
den. Die Abweichungen werden, sofern sie Einfluss auf die
• KOHÄRENZ
Erfüllung der Aufgabenstellung haben, im Rahmen der
• hin und weg
Beurteilung bewertet.
• KINTSUGI
• TRACK No 4
Die Beiträge aller acht Projektteams sind somit zur Preis-
• Elysion
erteilung zugelassen.
Funktionalität (25 %)
• KINTSUGI
• Effizienz und Zweckmässigkeit der betrieblichen
• TRACK No4
Abläufe, des Unterhalts, der Ver- und Entsorgung
und der Anlieferung
• Führung der Personenströme, Behindertengerechtig-
Im 2. Rundgang wurden die Beiträge nochmals vertieft
keit
diskutiert und folgende Beiträge ausgeschieden:
• Flexibilität in der Nutzbarkeit der Kommerzflächen
• Technische Machbarkeit (Tragwerk, Bauprozess,
• Vorhang auf!
HLKSE)
• Alice im Wunderlang
• Ausführung unter Betrieb
• KOHÄRENZ
• Etappierbarkeit des Wettbewerbsprojekts und
• hin und weg
Weiterentwicklungspotenzial
Wirtschaftlichkeit (20 %)
Die Beiträge der engeren Wahl wurden danach vertieft
• Baukosten
studiert, diskutiert und die Rangierung wie folgt festgelegt:
• Life Cycle Cost, Auswirkungen auf Betriebs- und
Unterhaltskosten
1. Rang Elysion
• Nachhaltigkeit in Bezug auf Energiekonzept und
2. Rang VIA
Materialisierung
• Qualität und Angebot Kundenflächen
• Auswirkungen auf die Betriebs- und Unterhaltskosten
• Bauablauf und Etappierbarkeit
Honorar (15 %)
Rangierung, Preiserteilung Empfehlung für die Weiterbearbeitung 11
Alle acht Beiträge erhalten eine feste Entschädigung von Das Preisgericht empfiehlt der Auftraggeberin die Verfas-
CHF 25‘000.- exkl. MwSt. ser des erstrangierten Projektes ‘Elysion’ mit der Weiter-
bearbeitung zu beauftragen.
Das Preisgericht beschloss einstimmig folgende Rangie-
rung und Preiszuteilung (exkl. MwSt.): Für die Weiterbearbeitung des Siegerbeitrages ist der
Projektbeschrieb zu berücksichtigen.
1. Rang / 1. Preis Elysion CHF 50‘000.-
12 Das Preisgericht bedankt sich – auch im Namen der Auf- ven Dialog zwischen Neu und Alt, bei dem die bestehen-
traggeberin – herzlich bei allen Projektteams für die Bereit- den Teile des Ensembles ebenso stark und eigenständig
schaft zur Teilnahme am Verfahren und das durchwegs zur Geltung kommen wie die neue Erweiterung. Der Bahn-
grosse Engagement. hof wird um eine qualitätsvolle Schicht ergänzt und so zu
einem neuen Ganzen. Daran ist auch im weiteren Prozess
Das Preisgericht ist sich bewusst, dass die Aufgabenstel- festzuhalten.
lung für die Erweiterung des Bahnhofs Stadelhofen auf-
grund der zahlreichen, komplexen Rahmenbedingungen Der unter Ortsbildschutz stehende Hügel Hohe Prome-
und Anforderungen äusserst anspruchsvoll war – und ist. nade ist geprägt durch grosszügige Gartenanlagen mit
Umso erfreulicher ist die beeindruckende Bandbreite an wertvollem Baumbestand und ist zentraler Bestandteil des
Projektvorschlägen, die mit facettenreichen, unterschiedli- Stadtraums um den Bahnhof Stadelhofen. Auch im Hin-
chen Herangehensweisen eine vertiefte Auseinanderset- blick auf den aktuellen Diskurs um Stadtklima, Umwelt
zung mit der Aufgabe auf sämtlichen Ebenen und damit etc. wird der Erhalt der markanten Platane im Garten der
eine fundierte Wahl ermöglichten. Kantonsschule dringend empfohlen.
Der Abschluss des Projektwettbewerbs ist ein wichtiger Das Verfahren hat einmal mehr deutlich gemacht, dass die
Meilenstein der Erweiterung des Bahnhofs Zürich Stadel- Anlieferung und Entsorgung der Bahnhofsinfrastruktur
hofen. Folgende Erkenntnisse sind aus Sicht des Preisge- herausfordernd ist. Die im Bereich der Schanzenstrasse
richts im weiteren Prozess zu berücksichtigen: zusätzlich vorgeschlagene Anlieferung bietet aktuell eine
Entspannung. Längerfristig wird aber auch für die beste-
Neben der funktionalen Anordnung und Dimensionierung hende Anlieferung eine Lösung gefunden werden müssen.
der Zugänge spielt die räumlich und gestalterisch gute
Einbettung des Bahnhofs in den sensiblen Stadtraum eine
zentrale Rolle. Stärker als bereits heute wird er seine
Wirkung im stadträumlichen Kontext vom See über den
Opernhaus- und Stadelhoferplatz bis hinauf zum Grün-
raum der Hohen Promenade entfalten. Heute vor allem auf
den Stadelhoferplatz ausgerichtet, wird die Verbindung
zum Kunsthaus und Hochschulquartier zukünftig an
Bedeutung gewinnen. Im Hinblick darauf waren im
Rahmen dieses Verfahrens Vorschläge ausserhalb des
Bearbeitungsperimeters willkommen, wurden jedoch nicht
bewertet; die Erfüllung der Aufgabenstellung musste
innerhalb des Perimeters gewährleistet sein. Mehrere
Projektteams nutzten diese Möglichkeit im Bereich des
Stadelhoferplatzes, unter anderem das Team des erstran-
gierten Projektes. Für die weitere Bearbeitung des
Projekts ist die Zusammenarbeit mit den städtischen und
kantonalen Behörden zwingend. Dies betrifft nicht nur den
Anschluss an den Stadelhoferplatz und das Kunsthaus/
Hochschulquartier, sondern an den städtischen Kontext
allgemein.
1. Rang / 1. Preis
(Empfehlung zur Weiterbearbeitung)
Elysion
Planerteam: ARGE giuliani.hönger ag dipl. architekten
eth-sia-bsa / Caretta+Weidmann Generalplaner AG
2.Rang / 2. Preis
VIA
Planerteam: INGE Team SAMBA
Alice im Wunderland
Planerteam: Planergemeinschaft Stadelhofen
KOHÄRENZ
Planerteam: Projektgruppe Calatrava / Calatrava Valls SA
Track No4
Planerteam: Planerteam 5+
17
Elysion
Fazit
‘Elysion’ ist ein bemerkenswert stimmiger und kohärenter
Beitrag, der auf ganz verschiedenen Ebenen überzeugt.
Das Aufnahmegebäude wird durch die Erweiterung in sei-
23
24
25
VIA
26 2. Rang / 2. Preis Die Einordnung der städtebaulichen Lage und die denk-
Planerteam: INGE Team SAMBA malpflegerische Relevanz des Bahnhofs Stadelhofen
werden durch die Illustration des Bahnhofs um 1915, gut
SAM Architekten und Partner AG, Zürich (Federführung) zwanzig Jahre nach Inbetriebnahme, als Ausgangspunkt
René Antoniol, Andrea Gubler, Sacha Menz, Christoph für das Projekt VIA überzeugend dargestellt.
Schneider, Elisa Romoldi, Andrea Calzolaro, Elena
Lozano, Nerea Nuin, Fabio Compagno Das Aufnahmegebäude fungiert damals und auch heute
als Eingangstor zur Stadt; die seitlichen Durchblicke zum
F. Preisig AG, Zürich Hang und zum Zürichsee sind eine prägende räumliche
Markus Schneider, Daniela Raupp Qualität und werden als räumlich befreiend dargestellt.
Diese räumliche Transparenz zu wahren, wiederherzustel-
Lombardi AG - Beratende Ingenieure, Luzern / Minusio len und zu verstärken wird durch das Preisgericht positiv
Giovanni Como, Fabiana Carrera-Henke, Alessandro bewertet. Es wird eine gute räumliche Einbindung der
Damiani, Andrea Guglielmi, Paolo Pollicini, Leandro Infrastruktur in den öffentlichen Raum erreicht. Auch die
Kaehr, Alfred Holenstein, Julian Maier Integration der Ladenpassage und die Anbindung des
neuen Gleises 4 wirken schlüssig. Insgesamt gelingt eine
Binatec Ingenieure AG, Altdorf grosszügige und überzeugende städtebauliche Einbet-
Gian A. Bisatz, Phillipp Walker tung des Bahnhofs.
Bähler AG, Küssnacht am Rigi Das Aufnahmegebäude erhält die ihm zustehende Hierar-
Christian Bähler, Dario Marinelli, Dean Iten chie und Funktion. Ein selbständig tragendes Vordach in
Baubronze und der Ersatz der anfangs des zwanzigsten
bbz bern gmbh, landschaftsarchitekten BSLA, Bern Jahrhunderts ergänzten Seitenflügel durch bronzene
Vinzenz Gurtner, Clara Burkhardt offene Loggien geben den seitlichen Zugängen Raum,
Luft und Transparenz und markieren in einer prägnanten
Mati AG, Adliswil Klarheit die Zugänge zum Bahngeschehen. Der Stadelho-
Hanspeter Keller, Meta Romanens, Paula Galarce ferplatz wird in diese neu geschaffene Gesamtsituation
Schröder sehr gelungen eingebunden.
38 ausgeschieden im 2. Rundgang Mit dem Gleis 4 und der neuen, unterirdischen Situation
Planerteam: Planergemeinschaft Stadelhofen verwandelt sich der Bahnhof Stadelhofen zum Tiefbahn-
hof. Diese Prämisse bestimmt den Entwurfsansatz des
DÜRIG AG, Zürich (Federführung) Projektteams von ‘Alice im Wunderland’. Entsprechend
manifestiert sich der zur Metrostation erweiterte Bahnhof
Amstein + Walthert AG, Zürich mit diversen, in den Stadtraum eingestreuten Kleinbauten
für die Zugänge, Lifte und Fluchtwege. Diese verweisen
dsp Ingenieure + Planer AG, Uster auf das Geschehen im Untergrund und spielen insbeson-
dere in der Nacht mit Massstabssprüngen und Verwand-
ILF Beratende Ingenieure AG, Zürich lungen. Bei Tageslicht sollen die minimalistisch gestalteten
Kleinbauten dagegen kaum in Erscheinung treten. Der
Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich interessante Ansatz mit reduzierten, ‘mikroinvasiven’ Ein-
griffen weist hohes Potential für einen schonenden Um-
Reflexion AG, Zürich gang mit der sensiblen städtebaulichen und landschaftli-
chen Situation und eine hohe Flexibilität für zukünftige
Anpassungen und Erweiterungen auf. In der konkreten
Umsetzung bleiben allerdings nicht zuletzt beim Vorplatz
vor dem Aufnahmegebäude viele Fragen offen. Die trans-
parente Darstellung der hier platzierten Aufgänge kann
nicht darüber hinwegtäuschen, dass die notwendige
Dimensionierung und die Platzierung die Präsenz des Auf-
nahmegebäudes am Stadelhoferplatz beeinträchtigen und
die Funktionalität des Platzes einschränken. Der mitten im
Stadelhoferplatz angeordnete Abgang mit Rolltreppen
liegt ausserhalb des Bearbeitungsperimeters und wird
deshalb nicht bewertet. Obwohl er als optional bezeichnet
wird, ist er aus Sicht des Preisgerichts für das gute Funk-
tionieren der unterirdischen Infrastruktur wohl unabding-
bar und erfüllt damit die Vorgabe für allfällige Eingriffe
ausserhalb des Perimeters nur bedingt.
50 ausgeschieden im 2. Rundgang Der Entwurf «hin und weg» schafft eine neue zentrale Ein-
Planerteam: Theo Hotz Partner Architekten AG gangssituation im bestehenden Aufnahmegebäude des
Bahnhofs Stadelhofen. Zur Erschliessung des unterirdi-
Theo Hotz Partner Architekten AG, Zürich (Federführung) schen Bahnhofs werden in den beiden Seitenflügeln neue
Peter Berger, Robert Surbeck, Stefan Adler, Marc Zick- Treppenanlagen und zusätzliche seitliche Eingänge
lam, Tim Häberlin, Yad Hama, Fabian Dörr, Anthony geschaffen. Grossformatige Oberlichter in den Dachflä-
Cerasoli, Benedikt Samson chen der beiden Seitenflügel schaffen räumliche Qualitä-
ten und leiten das Tageslicht über die Treppen bis ins
Basler & Hofmann AG, Zürich Untergeschoss weiter. Im Mittelbau sind gastronomische
Felix Gisler, Mathias Kuhn, Dominik Schenk, Philip Glanz- Nutzungen geplant, die die beiden seitlich angrenzenden
mann, Phillip Anghern, Marcel Burren, Mom Hubert, Dachflächen als Aussenterrassen nutzen. Ein zentraler
Martin Herren, Thomas Schmutz, Markus Schellenberg, Aufzug verbindet alle Geschosse miteinander.
Fabiana Kappeler
Eine hinterleuchtete und flexibel bespielbare Schicht bildet
extra Landschaftsarchitekten AG, Bern einen neuen räumlichen Abschluss entlang vom Gleis 3.
Simon Schöni, Daniela Rosati Sie dient gemäss dem Projektteam der optischen Aufwer-
tung der existierenden Stützwand und bildet einen neuen
mosersidler.AG für Lichtplanung, Zürich stadträumlichen Abschluss auf Stadtniveau.
Uli Sidler
Aus Sicht des Preisgerichts sind die Eingriffe in die Laden-
Ziörjen Baumanagement GmbH, Zürich passage aus den 80er Jahren schwer nachvollziehbar.
Ralf Ziörjen Das Versetzen der Ladenfronten bewirkt eine räumliche
Verunklärung, erschwert die Orientierung und schwächt
den architektonisch prägnanten Ausdruck des Bestandes
empfindlich. Die als Ersatz für die aufgehobenen Ladenflä-
chen vorgeschlagene Unterkellerung im Bereich des
Aufnahmegebäudes überzeugt weder aus betrieblichen
noch wirtschaftlichen Überlegungen.
Die räumliche Auflösung der Ladenfronten durch eine Das Aufnahmegebäude wird ausgekernt und unterkellert,
informelle Bespielung schwächt neben dem Substanzver- wodurch unter dem Bahnhofvorplatz neue Flächen kreiert
lust die Wirkung der Ladenpassage als strukturgebendes werden. Entsprechend kann der Eingriff des unterirdi-
Rückgrat der Anlage. Der Neubau des (nördlichen) Ab- schen Technikgebäudes reduziert werden, was in diesem
gangs von der Stadelhoferpassage scheint im Verhältnis Bereich zu einer Reduktion der Baukosten führt. Hierbei
zur gewonnen Mehrbreite unverhältnismässig. wird für die Realisierung das Prinzip des Referenzprojekts
53
54 übernommen. Im Übrigen bleiben die Aussagen zu Trag- halten, die Vorgaben nach 100% erneuerbarer Heizener-
werksplanung und Ingenieurwesen vergleichsweise sche- gie werden demnach nicht eingehalten.
matisch und unverbindlich.
Die bestehenden Ladenflächen in der Ladenpassage
Die geschätzten Baukosten liegen nur wenig über den werden weitgehend erhalten, während sie im Aufnahme-
Referenzkosten. Die Kostenangaben sind nachvollziehbar gebäude entfallen. Das Potenzial der Flächen auf Ebene
hergeleitet und werden in der Überprüfung nur minimal Ladenpassage unter dem Technikgebäude wird nicht aus-
anders eingeschätzt. geschöpft, dafür werden im Bereich unter dem Aufnahme-
gebäude neue Flächen geschaffen. Insgesamt ist jedoch
Die Lebenszykluskosten liegen aufgrund der höheren An- mit weniger Ertrag als heute zu rechnen.
zahl an erforderlichen Ankern etwas höher als die Kosten
des Referenzprojektes. Ansonsten sind keine speziellen
Fazit
Kostentreiber zu erkennen. Im Betrieb, Unterhalt und be-
Das Projektteam des Projekts ‘hin und weg’ zeigt in sei-
züglich Begehbarkeit wird die Beleuchtung am Gleis 4 als
nem Entwurf für die verschiedenen Aufgabenstellungen
ungünstig beurteilt, da sie nur vom Gleis 4 aus zugänglich
teilweise interessante Ansätze auf. Letztlich bleibt aber der
ist.
gestalterische Eindruck heterogen und lässt eine gesamt-
heitliche architektonische Haltung vermissen. Die funktio-
Das Energiekonzept sieht ein Anergienetz mit Erdsonden
nalen und betrieblichen Anforderungen werden erfüllt.
für Abwärmenutzung und erneuerbarer Energie vor. Der
Anschluss an die bestehende Gasheizzentrale wird beibe-
55
KINTSUGI
56 ausgeschieden im 1. Rundgang Das Projektteam bezieht sich mit seinem Entwurf auf die
Planerteam: DPA / Dominique Perrault Architecture SA japanische Reparaturtechnik «Kintsugi», welche mit Hilfe
des Werkstoffs Gold die einzelnen Teile eines Ganzen zu
DPA SA - Dominique Perrault Architecture, Genf (Feder- einem neuen Ganzen zusammenfügt. Entsprechend kann
führung) die gestalterische Haltung des Projektteams als ein Hinzu-
Dominique Perrault, Gaëlle Lauriot-Prévost, Anaïs Fernon, fügen von Neuem zum Bestehenden interpretiert werden.
Mathieu Furlan, Claire Marrache, Richard Nguyen,
Michael Schaupp Der Entwurf sieht im denkmalgeschützten Aufnahme-
gebäude einen neuen, zentralen Eingang für den Bahnhof
Werner Sobek AG, Stuttgart D Stadelhofen vor. Der Mittelbau des Gebäudes wird auf das
Roland Bechmann, Torsten Noack angrenzende Stadtniveau gesetzt und eine grosse, skulp-
turale Treppenanlage mit Aufzug wird zum vertikalen Ver-
HL-Technik AG, Zürich bindungselement. Sie erschliesst ebenso die oberen
Dr. Klaus G. Peter, Matias Garcia, Pietro Basile, Thomas Ebenen des Aufnahmegebäudes, wo gastronomische
Wetter Nutzungen vorgesehen sind. Die Dachflächen der beiden
Seitenflügel des Gebäudes werden mit einer pergola-
PWP Landscape Architecture, Berkeley CA, USA ähnlichen Struktur bespielt und dienen als Terrassen für
Michael Dellis, Cornelia Roppel, Jay Swaintek die Gastronomie.
Bahn - Support GmbH, Glattbrugg Die Aussenflächen des Perimeters auf Stadtniveau werden
Markus Hochuli mit einem einheitlichen Belag in Fischgrät-Muster gestal-
tet. Dieser Belag wird auch in den unterirdischen Flächen
Lamoureux Acoustics, Paris F weitergeführt und soll zu einem verbindenden, gestalteri-
Jean-Paul Lamoureux schen Element und zur Orientierungshilfe für Passanten
und Nutzenden des Bahnhofs werden.
Fazit
Die Lebenszykluskosten sind vergleichbar mit denen des
Die an sich sympathische Haltung, mit dem Hinzufügen
Referenzprojektes. Das Materialkonzept ist plausibel und
von Neuem ein neues Ganzes zu schaffen, kann trotz
lässt eine hohe Lebenserwartung zu. Im Betrieb und
grossen Aufwands nicht überzeugend umgesetzt werden.
Unterhalt ist die Inspektion der Tragkonstruktion aufgrund
Die teilweise schmerzhaften Eingriffe in den schutzwürdi-
der schweren Verkleidung aufwändig. Die Ausbaugewerke
gen Bestand mit einzelnen Massnahmen und der gestalte-
lassen mit den Glasliften, den gewellten Auskleidungen
rischen Überformung wird als nicht adäquat beurteilt.
der Tunnelzugänge und dem Perron Gleis 4, den gewell-
ten Fassaden und den runden Drehflügeltüren ebenfalls
einen höheren Unterhaltsaufwand erwarten.
61
Track No.4
Redaktion:
KEEAS AG
Sihlstrasse 59
8001 Zürich
www.sbb.ch