Feld Kozepkorivarak
Feld Kozepkorivarak
Feld Kozepkorivarak
Es gab immer gewisse Vorausetzungen für einen ständi- ist es klar, dass hier noch weitere Grundlagearbeiten not-
gen Aufenthalt auf den mittelalterlichen Burgen und dazu wendig sind.
gehörte neben den starken Mauern, den Wohnbauten und Unter den mittelalterlichen Heizungsvorrichtungen gelten
der Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln auch die vielleicht die Wandkamine als am besten bekannt. Ihre Über-
Heizung. Das raue Winterklima der alpinen Regionen und reste sind oft auch bei im Aufgehenden noch weitgehend
besonders der Gebiete weiter östlich und nordöstlich davon erhaltenen Burgruinen zu beobachten, und die reichver-
– also der mitteleuropäischen Länder – erforderte schon zierten Spätformen gehören zu den wichtigsten Elementen
früh die Verwendung der verschiedensten Wärmequellen in der in bewohnbarem Zustand erhalten gebliebenen Burgen.
den Burgen. Es ist sogar anzunehmen, dass die Burganlagen Bei Kaminen lag die Feuerstelle mit dem dazugehörenden
eine besondere Rolle in der Ausbildung und Verbreitung der Rauchabzug vor dem – oder öfter nischenartig im – Mau-
bekannten mittelalterlichen Heizungsformen spielten. erwerk. Als Wärmequelle diente hier nur das offene Feuer,
Trotzdem ist auch heute noch die 1989 formulierte Feststel- die Beheizung des Raumes erfolgte durch dessen strahlende
lung von Helmut Hundsbichler1 gültig, dass die Frühfor- Wärme. Ein großer Saal konnte daher kaum ausreichend
men, die lokale Verbreitung und überhaupt die Chronologie beheizt werden, nicht zuletzt wegen der erheblichen Wär-
der Heizung im Mittelalter relativ schlecht erforscht sind. meverluste durch die oft großen Fenster7.
Das geht auch aus den entsprechenden Kapiteln der neues- Bei den Grabungsbefunden der oft nur im Fundament-
ten burgenkundlichen Arbeiten hevor – es seien hier nur die bereich erhaltenen Burgen gibt es aber keine eindeutige
zusammenfassenden Feststellungen von Cord Meckseper2 Abgrenzungsmöglichkeit zwischen den beiden Grundtypen
und Joachim Zeune3 genannt. der offenen Feuerstellen, d. h. zwischen Herd und Kamin8.
Daher versuche ich im Folgenden nur die Haupttenden- Vollwertige Kamine als Ausgrabungsfunde sind daher sehr
zen dieses Fragenkreises zu skizzieren, mit der Absicht, selten feststellbar, die zur Feuerstelle gehörenden Einrich-
mich weniger mit den einzelnen Formen der Heizung, tungen blieben meistens nicht erhalten. Was die aus sol-
eher aber damit zu beschäftigen, was, wann und wie in chen Gründen noch nicht genauer geklärten Anfänge dieser
einer Burg beheizt wurde. Neben wichtigen Denkmalen Heizungsform anbelangt, wies schon Otto Piper auf den
aus den deutschsprachigen Gebieten stützt sich die vorlie- spätestens um 830 entstandenen Sankt Gallener Klosterplan
gende Übersicht dabei bewusst auf bekanntere Beispiele hin9, kaminähnliche Anlagen meist in Ecklage sind aber
aus dem Gebiet des ehemaligen Königreiches Ungarn, schon seit der karolingischen Zeit auch aus Profanbereichen
um eben auch die allgemeine europäische Bedeutung der bekannt10. Auf der um etwa 1180 aufgelassenen Ödenburg
Heizungsformen demonstrieren zu können. Dabei soll auf in der Schweiz ermöglichte vor allem ein Mauernischen-
die terminologischen Fragen nicht eingegangen werden, rest die Interpretation einer Feuerstelle als Kamin. Hier sei
da eine ausführlichere Erörterung dieses Problems einen darauf hingewiesen, dass die Koch- und Heizfunktion der
selbstständigen Beitrag verdienen würde. Als Beispiel sei Kamine anfangs nicht immer voneinander zu trennen sind.
hier nur die in der frühen burgenkundlichen Literatur als Sie konnten auch später als Kochstelle dienen11.
Frauenzimmer interpretierte Kemenate zu nennen. Das Sichtbare Kaminüberreste – wie im Palasgebäude des „Stei-
mittellateinische Wort caminus hatte wahrscheinlich eine nenschlosses“ bei Thaleischweiler-Fröschen (Rheinland-
allgemeine Bedeutung, man verstand darunter so die Feu- Pfalz) – sind aus Burgen kaum vor 1100 nachzuweisen12.
erstelle, wie auch die Heizung insgesamt. Von hier leitet Dies ist vielleicht damit zu erklären, dass im Laufe des 12.
sich der Ausdruck caminata ab, wieder in der allgemeinen Jahrhunderts das Erdgeschoss nicht mehr von der Ober-
Bedeutung „heizbarer Raum“. In der Forschung ist noch schicht zum Wohnen genutzt wurde. Gemauerte Kami-
die Meinung verbreitet, dass die Kemenate ursprünglich ne kommen daher in erster Linie in den herrschaftlichen
der einzige, mit Kamin beheizbare Wohnraum in einer Räumen der Obergeschosse vor, sie gelten aber nach den
Burg war. In dieser Hinsicht werden auch die kleinen bisherigen Forschungen vor Mitte des 12. Jahrhunderts
Fenster dieses vorausgesetzten Raumtyps betont und als immer noch als Seltenheit13.
typisches Merkmal – oft als Hauptunterschied zu der mit Es sind mehrere Einrichtungen bekannt, die bei Kami-
Öfen beheizten Stube – die Steinbauweise hervorgehoben. nen dem in den Mehrgeschossbauten notwendig geworde-
Neuerdings wurde aber unter diesem Begriff – mindestens nen Abzug des Rauches dienten. Dazu gehörten einfache
für Mitteleuropa – auch der ofengeheizte Wohnraum ver- Durchbrüche mit schrägem Durchlass in der Wand. Meis-
standen, und so scheint es nicht mehr eindeutig zu sein, ob tens war aber ein an die Wand gelehnter schräger Rauch-
wirklich nur die Kamine und nicht auch die frühen Öfen der fang (Rauch- oder Kaminhaube, Kaminhut, Kaminmantel,
Kemenate ihren Namen gegeben haben4. Was ihr Baumate- Schurz, Funkenfang, usw.) über der Feuerstelle angeord-
ral anbelangt, machten neuerdings Thomas Kühtreiber und net, der den Rauch in einen schräg durch die Mauer nach
Gerhard Reichalter den Vorschlag – sie halten die Kemenate oben bzw. nach außen führenden einfachen Kanal leitete.
für einen intim herrschaftlichen Wohnraum und für Ort der Die Rauchabzüge wurden meist als Schornsteine über das
Repräsentation zugleich – den technischen Terminus der Mauerwerk hinausgezogen. Der Rauchkanal konnte ge-
Blockwerkkammer durch jenen der Kemenate zu ersetzen5. gen das Innere mit Holz, Rutengeflecht mit Lehmverstrich
Wenn wir noch den Problemkreis der Stube6 dazu nehmen, oder mit Stein geschlossen werden – diese Baumateria-
und besonders die künstlerisch hervorragendsten Beispiele ten Kachelöfen erfolgt aber auch heute noch aufgrund der
der Kachelöfen, darunter die berühmten Altfunde aus der oft zitierten Darstellungen aus der ersten Hälfte des 14.
1399 zerstörten Burg Tannenberg/Hessen, aber auch die Jahrhunderts aus Zürich und Konstanz (Abb. 6)45. Dement-
reich verzierten Öfen aus Prag oder aus den ungarischen sprechend sollte auf einer Grundplatte ein quaderförmiger
Königsresidenzen, und wird auch heute noch als Handbuch Feuerkasten stehen, dann ein etwas kleineres, auch qua-
genutzt38. derförmiges Unterteil mit einem oberen Teil einer Kuppel
Jürg Tauber beschäftigte sich anhand von oberrheinischen darüber. Die Lehmwände waren diesen Darstellungen nach
Funden mit dem frühesten Horizont der Ofenkacheln, aber von runden Kacheln durchdrungen, die ihre Öffnungen dem
auch mit der Frage der Öfen als geschlossenen Feuerstellen Rauminneren zuwandten, um mehr Wärme abstrahlen zu
allgemein39. Dabei wurde von ihm Werner Meyers berühmt können.
gewordener Grabung auf der schweizerischen Frohburg Archäologische Beobachtungen können bei der Rekon-
besondere Bedeutung beigemessen40. Er wies auf die Ent- struktion der Kachelöfen auf Burgen – abgesehen von
wicklung vom Backöfen zu Heizöfen hin – bei den Dop- den freigelegten Fragmenten des Ofenlehms46 – nur selten
pelfeuerstellen der hiesigen zweiräumigen Holzbauten aus hilfreich sein. Ein Grund ist dafür die schon erwähnte
dem späten 11. Jahrhundert wurde der an den Herd anschlie- vorausgehende Verlagerung der Wohnräume in die oberen
ßende und aus diesem beschickte Ofen schon nicht mehr nur Geschosse mit dem Aufkommen mehrgeschossiger Stein-
aus Lehm, Tuffplatten und anderen Gesteinsarten, sondern bauten seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert. Kachelöfen
auch aus Topfkacheln gebaut41. Der Verfasser konnte die in verfallenen Burgen sind daher meist nur noch als ver-
Änderung der Kachelformen (Becher-, Napf-, Pilz-, Teller-, stürzte Trümmer aufzufinden. Auch die Bestimmung des
Blatt- und Nischenkacheln, bzw. Reliefkacheln) bis zum ursprünglichen Ofenstandortes ist nicht immer einfach, da
14. Jahrhundert verfolgen42, bis zu der Zeit also, aus der – abgesehen von einer primären Versturzlage – die Ofen-
auch für Rosemarie Franz schon zuverlässiges Material zur reste oft in einer planmäßigen Auffüllung aufzufinden sind;
Verfügung stand. Jürg Tauber betonte, dass Kachelöfen um ausgediente Öfen wurden auch über die nächstgelegene
1150 im Süden des deutschen Sprachraums vor allem auf Maueröffnung „entsorgt“47. Für die Bestimmung der Form
Burgen belegt sind43. des Rauchabzuges liefern uns die Darstellungen keine An-
Dank neuerer Forschungen kennen wir inzwischen ältere gaben. Schlotförmige Öffnungen im aufgehenden Mauer-
Kachelkeramik44, die Rekonstruktion der Form der frühes- werk sind nur dann mit Kachelöfen gesichert in Verbindung
Anmerkungen
1
Helmut Hundsbichler, Heizung, in: LexMA IV, München/Zürich 15
Tauber (wie Anm. 8), S. 102.
1989, Sp. 2113–2114. 16
Binding (wie Anm. 7), Sp. 883–884; Tauber (wie Anm. 8), S.
2
Cord Meckseper, Wärmequellen, in: Burgen in Mitteleuropa. Ein 101–102, Anm. 18; Zeune (wie Anm. 3), S. 172; zu den Bauten
Handbuch, Bd. I., hrsg. von der Deutschen Burgenvereinigung e.V., selbst: Günther Binding, Deutsche Königspfalzen von Karl dem
Stuttgart 1999, S. 295–299. Großen bis Friedrich II., Darmstadt 1996.
3
Joachim Zeune, Burgen. Symbole der Macht, Regensburg 1996, S. 17
Zeune (wie Anm. 3), S. 173; Tauber (wie Anm. 8), S. 102.
172–174. 18
Andrej Fiala, Obytná veza Trencianskeho hradu [Der Wohnturm
4
Zum Problem der Kemenate: Hundsbichler (wie Anm. 1), Sp. 2114; der Burg von Trentschin], in: Pamatky a priroda, 1977/2, S. 13–15;
Meckseper (wie Anm. 2), S. 296; Günter Binding, Kemenate, in: Ferdinand Brunovský/Andrej Fiala-Tamara Nesporová/Milan Sis-
LexMA V, München/Zürich 1991, Sp. 1101–1102. mis, Trenciansky hrad [Die Burg von Trentschin], Martin 1991 (in
5
Thomas Kühtreiber/Gerhard Reichhalter, Der spätmittelalterliche beiden Arbeiten mit einer wesentlich früheren Datierung).
Burgenbau in Oberösterreich, in: GotikSchätze Oberösterreich, 19
Mátyás Szőke/Gergely Buzás, A visegrádi Alsóvár a XIII. száz-
Katalog des Oberösterreichischen Landesmuseums, NF 175, hrsg. adban [Die Untere Burg von Visegrád im 13. Jahrhundert], in:
v. Lothar Schultes/Bernhard Prokisch, Weitra 2002, S. 73. Castrum Bene 1989, Gyöngyös 1990, S. 121–134 [ mit deutscher
6
Zur Stube: Joachim Hähnel, Stube. Wort- und sachgeschichtliche Zusammenfassung S. 128]; Medieval Visegrád, hrsg. von József
Beiträge zur historischen Hausforschung. Schriften der Volks- Laszlovszky, Dissertationes Pannonicae III.4, Budapest, 1995, Fig.
kundlichen Komission des Landesverbandes Westfalen-Lippe 21, 10–13.
Münster 1975; Konrad Bedal, Bohlenstuben in Süddeutschland. 20
Hundsbichler (wie Anm. 1), Sp. 2114.
Bemerkungen zum Forschungsstand, in: Hausbau im Alpenraum. 21
Bingenheimer (wie Anm. 9).
Bohlenstuben und Innenräume. Jahrbuch für Hausforschung, Bd. 22
Als Beispiele für die etwas ausführlicheren Formulierungen: Tau-
51, Marburg 2002, S. 11–27. ber (wie Anm. 8), S. 106; Meckseper (wie Anm. 2), S. 299.
7
Hundsbichler (wie Anm. 1), Sp. 2114; Günter Binding, Kamin, in: 23
Bingenheimer (wie Anm. 9.), S. 27–197: Behandlung der einzelnen
LexMA V, München/Zürich 1991, Sp. 883; Jürg Tauber, Herd und Gruppen, S. 199–404: Katalog. Die „indirekte“ Luftheizung der
Ofen im Mittelalter. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte ud Runneburg ist auch ausführlich behandelt worden, als die einzige
Archäologie des Mittelalters, Bd. 7, Olten 1980, S. 352–355. Burg in der Gruppe 3.
8
Jürg Tauber, Herd, Ofen und Kamin, in: Zeitschrift für die Archä- 24
Bingenheimer (wie Anm. 9), S. 195.
ologie des Mittelalters, Beih. 4/1986, S. 93 ff. 25
Bingenheimer (wie Anm. 9), S. 365–366. Der Autor erwähnt Eger
9
Otto Piper, Burgenkunde 19123, Nachdr. Augsburg 1994, S. 479, nur im Katalogteil bei der Gruppe V („Luftheizungen nicht geklär-
siehe noch: Meckseper (wie Anm. 2), S. 296. Eine ausführliche ter Bauweise“).
Behandlung der Heizeinrichtungen des Klosterplanes: Klaus Bin- 26
Im Katalog von Bingenheimer (wie Anm. 9), S. 366 wird Eszter-
genheimer, Die Luftheizungen des Mittelalters, Hamburg, 1998, S. gom nur aufgezählt, da dem Verfasser lediglich eine einzige Arbeit
46. ff. über Luftheizungen ungarischer Profanbauten bekannt war. Über
10
Schloss Broich in Mühlheim, Ende 9. Jh., Saalbau in Elten, Anfang Esztergom: István Horváth, Esztergom, várhegy [Esztergom, der
10. Jh. sowie Pfalz Tilleda: Binding (wie Anm. 7), Sp. 883; Meck- Burgberg]. Tájak-korok-múzeumok kiskönyvtára, Nr. 658, Buda-
seper (wie Anm. 2), S. 296; Tauber (wie Anm. 8), S. 100–101. pest 2001, S. 12–13; Konstantin Vukov, A középkori esztergomi
11
Zu den Mehrzweckfeuerstellen der Holzhäuser der frühen Burgen palota épületei [Die Gebäude des mittelalterlichen Palastes in
in der Nordwestschweiz: Tauber (wie Anm. 7), S. 347; zu den Esztergom], Budapest 2004 [mit deutscher Zusammenfassung],
allgemeinen Fragen und zur Ödenburg: ders. (wie Anm. 8), S. mit weiterer Literatur.
99–101. 27
István Feld, Ecilburg und Ofen – zur Problematik der Stadtburgen
12
Steinenschloss: Horst Wolfgang Böhme, Burgen in Hessen, Rhein- in Ungarn, in: Castrum Bene 6, Praha 1999, S. 73–79. Die Anlage
land-Pfalz und im Saarland, in: Burgen der Salierzeit, Teil 2, wird im Katalog von Bingenheimer (wie Anm. 9), S. 375 nur mit
hrsg. von Horst Wolfgang Böhme (Monographien des Römisch- Fragezeichnen aufgezählt; vgl. auch Anm. 27.
Germanischen Zentralmuseum Mainz, Monographien, Bd. 26), 28
József Csemegi, Hol állott egykor az óbudai királyi vár? [Wo stand
Sigmaringen 1991, S. 55–59; Flossenbürg: Meckseper (wie Anm. einst die königliche Burg von Óbuda?], in: Magyar Mérnök – és
2), S. 296. Építész-Egylet Közlönye, Bd.77, H. 7, 1943, S. 34–44; László
13
Tauber (wie Anm. 7), S. 352–357, 404; ders. (wie Anm. 8), S. 108; Gerevich, Az óbudai királynéi vár maradványai a Kálvin közben
Werner Meyer, Die Frohburg (Schweizer Beiträge zur Kulturge- [Die Reste der Burg der Königin von Óbuda in der Kálvin-Gasse],
schichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 16), Zürich 1989, in: Magyarország Műemléki Topográfiája VI., Budapest műemléki
S. 112. Bd. II., Budapest 1962, S. 372–382; ders., The Art of Buda and
14
Binding (wie Anm. 7), Sp. 883; Meckseper (wie Anm. 2), S. 296; Pest in the Middle Ages, Budapest 1971, S. 20–24. Hier ist darauf
Tauber (wie Anm. 7), S. 352–355. hinzuweisen, dass die Königsburg von Óbuda auf den Ruinen des