Lenkung
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Laborübung FAT 3
Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Bedeutung 3
2. Versuchsziel 3
3. Theoretische Grundlagen 3
3.1. Begriffsbestimmung und Aufgaben 3
3.2. Gesetzliche Vorschriften 4
3.3. Lenkkinematik 6
3.3.1. Lenkrad- und Lenkwinkel 6
3.3.2. Lenktrapez bei Starrachsen 8
3.3.3. Lenkdreieck 8
3.3.4. Lenkviereck 9
3.3.4.1. Gleichläufiges Lenkviereck 9
3.3.4.2. Gegenläufiges Lenkviereck 9
4. Versuchsdurchführung 13
5. Versuchsauswertung 13
6. Literaturverweis 13
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Labor Fahrzeugtechnik „ Kenngrößen von Lenkanlagen“
1. Bedeutung
Das Thema Lenkanlagen und Hilfskraftlenkungen gewinnen aus mehreren Gründen an
steigender Bedeutung:
• Die Weiterentwicklung der Radaufhängungen verlangt nach immer besseren
Lenkanlagen;
• steigende Sicherheits- und Komfortansprüche führen zu volleren Motorräumen, zu
stärkeren Motoren und damit höheren Vorderachslasten;
• die wachsende Verkehrsdichte und beengte Parkmöglichkeiten machen Lenkhilfen
bereits für Kompaktfahrzeugen wünschenswert.
2. Versuchsziel
Ziel der Laborübung ist es, dem Studenten die unterschiedlichen Ausführungen von
Lenkanlagen, deren konstruktive Merkmale und die Berechnung der entsprechenden
Kenngrößen zu vermitteln. Dazu wird bei der Labordurchführung ein Achsmeßcomputer
eingesetzt, der die Kenngrößen aufnimmt, berechnet und darstellt.
3. Theoretische Grundlagen
3.1. Begriffsbestimmung und Aufgaben
Die Lenkung ist eine Einrichtung, die das Führen eines Kraftfahrzeuges in die gewünschte
Richtung durch Einschlagen der gelenkten Räder in einer bestimmten, gegenseitigen
Zuordnung ermöglicht. Der Begriff beinhaltet das System von Einzelteilen, welches das
Lenkrad mit den drehbaren Achsschenkeln verbindet.
Hierzu gehören je nach Ausführung folgende Einheiten:
Lenkrad, Lenkspindel, Mantelrohr, Kreuzgelenke (evtl. Winkelgetriebe),
Lenkgetriebe mit bzw. ohne Hilfskraftunterstützung, Lenkstockhebel, Lenkgestänge
(Lenkstange und Spurstangen), Lenkungsstoßdämpfer, Kugelgelenke im Gestänge,
Achsschenkel und Achsschenkellagerung sowie Zusatzaggregate.
Einzelne Ausführungen lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten einordnen.
Nach der Art der Lenkkrafterzeugung:
• Manuelle Lenkanlagen, auch als Muskelkraft-Lenkungen bezeichnet, bei der die
Lenkkraft ausschließlich durch den Fahrer aufgebracht wird. Mechanische
Lenkgetriebe reduzieren sie durch eine Übersetzung auf ein akzeptables Niveau.
• Hilfskraftlenkanlagen (Servolenkung) bei der die Muskelkraft des Fahrers durch
Zusatzeinrichtungen unterstützt wird.
Nach der Art der Übertragungseinrichtung:
• Mechanische Lenkungen (Übertragung der Kräfte vom Lenkrad zu den gelenkten
Rädern erfolgt mechanisch),
• hydraulische Lenkungen,
• pneumatische Lenkungen,
• elektrische Lenkungen.
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Aufgabe der Lenkanlage ist es, den Lenkradwinkel δH in einer möglichst eindeutigen
Zuordnung in einem Lenkwinkel δa des kurvenäußeren und δi des kurveninneren Rades
umzusetzen. Diese Winkel werden im quasistatischen Zustand durch die Getriebeübersetzung
und die Kinematik des Lenkgestänges vorgegeben und von der elastischen Nachgiebigkeit
innerhalb der gesamten Übertragungseinrichtung mit beeinflußt. Zwingt der Fahrer das
Fahrzeug durch eine Lenkraddrehung zur Fahrtrichtungsänderung, so wird diese durch das
Eigenlenkverhalten der Vorder- und Hinterachse zusätzlich mitbestimmt. Hier handelt es sich
um Vorspuränderungen der Räder durch das Einwirken von Längs- und Seitenkräften
aufgrund der Elastokinematik der Radaufhängung oder durch ein wankbedingtes einseitiges
Einfedern des kurvenäußeren und Ausfedern des kurveninneren Rades.
Ist das Fahrzeug mit einer Hilfskraftlenkung ausgerüstet, so ist bei gleichem Prüfverfahren
außerdem nachzuweisen, daß bei Ausfall der Lenkhilfe (z.B. zerstörter Pumpenkeilriemen)
die am Lenkrad aufzubringende Kraft nicht mehr als FH = 600 N beträgt. Hat das Lenkrad z.B.
einen Durchmesser von dKz = 0,4 m und damit einen Krafthebelarm rH = 0,2 m, so entspricht
dies einem Lenkmoment von:
M H = FH * rH = 600 N * 0 ,2 m = 120 Nm
Das ist eine Größenordnung, die schon erhebliche Kraftanstrengungen und beide Hände am
Lenkrad erfordert.
Neben den Vorschriften zur Sicherstellung der Lenkfähigkeit eines Fahrzeuges dienen weitere
Vorschriften dem Schutz der Insassen bei einem Verkehrsunfall. Bild 2 faßt diese
Vorschriften zusammen und erklärt stichworthaltig deren Inhalt.
3.3. Lenkkinematik
Die älteste Art von Fahrzeuglenkungen ist die
Drehschemellenkung (Bild 3). Früher bei Kutschen
u.a. Fahrzeugen eingesetzt, ist sie heute noch zur
Lenkung von Lkw-Anhängern gebräuchlich. Dabei
wird über eine Deichsel die starre Achse um ihren
Drehpunkt geschwenkt. Für die Lenkung von
schnellfahrenden Fahrzeugen ist diese Ausführung
wegen des Raumbedarfs, der hohen Lenkkräfte und
der mangelnden Lenkkinematik nicht geeignet.
Außerdem besteht eine erhöhte Kippgefahr bei
extremen Einlenkwinkeln. Vorteile dieser
Fahrzeuglenkung sind der einfache Aufbau, Bild 3: Drehschemellenkung (Anhänger-
die Spielfreiheit, minimaler Wendekreis und lenkung)
ein geringer Wartungs- und Pflegeaufwand.
Bei der Kurvenfahrt läuft das Rad ohne zu radieren; es herrscht ein minimaler
Reifenverschleiß.
Werden bei Pkw einzeln aufgehängte Räder (Einzelradaufhängung) verwendet, so sind es bei
Nutzkraftwagen (Nkw) oder Bussen mit Starrachsen ausschließlich Achsschenkellenkungen.
Einzelradlenkungen und Achsschenkellenkungen werden auch als Ackermannlenkungen
bezeichnet, mit nah am Rad liegenden Drehachsen und der Kopplung beider Räder mittels
Spurstangen (Bild 4).
Radeinschlag, Sollkurve
Die nach Ackermann erforderlichen Lenkwinkel δAa am kurvenäußeren Rad und δi am inneren
lassen sich leicht mit Hilfe der kinematischen Zusammenhänge in Bild 4 berechnen:
1 j
cot δ Aa = + /3/
tan δ A 2 * l
j
und cot δ Aa = cot δ i + /4/
l
Der mit in das Bild 4 eingetragene Lenkdifferenzwinkel ∆δA und der Spurkreisdurchmesser
DSA, den das kurvenäußere Rad durchläuft, haben die Größe:
∆δ A = δ i − δ Aa /5/
l
und DSA = 2* + rs /6/
sinδ Aa
wobei δAa der Sollwinkel (theoretischer Wert) und δa der Istwinkel der kurvenäußeren Räder
ist. Die Abweichung zwischen diesen beiden Lenkwinkel wird auch Lenkfehler ∆δp genannt.
∆δ p =δ a −δ Aa /7/
Mit einem bewußt erzeugten Lenkfehler läßt sich eine Verringerung des Spurkreisdurch-
messers (und damit ein günstigerer Wendekreis) erreichen, die erfahrungsgemäß ≈ 0,1 m pro
Grad Lenkfehler beträgt.
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3.3.3. Lenkdreieck
Kinematisch gesehen haben Zahnstangenlenkungen ein Lenkdreieck, welches vor oder hinter
der Achse bzw. mittig auf dieser liegen kann. Bild 7 a zeigt diese einzelnen Möglichkeiten
und außerdem die Lage der Spurhebel, die nach vorn oder nach hinten zeigen können. Die
räumliche Lage des Lenkgetriebes und damit die Strecken b sowie h und c sind
mitbestimmend für die kinematische Vorspuränderung der Räder. Die Länge L zwischen den
beiden inneren Spurstangengelenken ergibt sich durch den erforderlichen Zahnstangenweg.
Sie sollte so gering wie möglich sein.
Eine Auslegung des Lenkdreiecks ist bei einer Zahnstangenlenkung einfach, weil nur eine
geradlinige, seitliche Schiebebewegung der Zahnstange in die räumliche des Radträgers
umgesetzt werden braucht. Die inneren Spurstangengelenke T bewegen sich parallel zum
Boden und die äußeren U auf einem Kreisbogen um die Lenkachsen O (Bild 6).
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Bei der Auslegung muß auch der von Spurstange und Spurhebel eingeschlossene Winkel ϕ3
kontrolliert werden, damit dieser die zulässigen Grenzen nicht über- oder unterschreitet. Um
zu verhindern, daß eine zu große Strecklage die Lenkung nicht mehr zurückstellen läßt, darf
der Winkel ϕ3,a am kurvenäußeren Rad nicht kleiner als 15° werden; am Innenrad sind ϕ3,i =
135° die obere Grenze, um eine ausreichende Sicherheit gegen Umklappen des Gestänges zu
haben.
3.3.4. Lenkviereck
Wird ein Lenkgetriebe mit Drehbewegung (z.B. Schneckenlenkung) eingesetzt, liegt
-kinematisch gesehen- ein Lenkviereck vor, daß von den Anfangs- bzw. Endpunkten des
Spur- und Lenkstockhebels gebildet wird. Abhängig von der Lage des Lenkgetriebes zur
Lenkmitte erfolgt eine Unterscheidung zwischen gleich- und gegenläufigem Lenkviereck
(Bild 7 b).
Bild 7 b: Bei Lenkgetrieben mit Drehbewegungen kann das Lenkviereck sich vor oder hinter der
Achse befinden und gleich bzw. gegenläufig sein.
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Die Auslegung der Lenkkinematik der o.g. Bauvarianten ist eines der defizilsten
Problembereiche in der Fahrzeugtechnik, denn es genügt nicht nur die Betrachtung in der
Ebene, sondern es kommen die Radfederbewegungen räumlich hinzu. Bei der letztendlich
gewählten Konstruktion ist besonders die Fahrdynamik des Fertigfahrzeuges mit in die
Lenkkinematik-Auslegungen eingearbeitet worden. Damit ist erklärlich, warum die
tatsächlichen Lenkeinschläge von den rechnerisch ermittelten Werten abweichen.
In Bild 8 ist ein Lösungsalgorhythmus zur Auslegung von Lenkanlagen für Kraftfahrzeuge
dargestellt, wobei auch Vorgaben zur Fahrzeug- und Vorderachsführung sowie Zielsetzungen
bezüglich der Fahrdynamik und des Wendekreises einfließen.
Lenkabweichung
∆δF = ∆δA − ∆δ
Bild 8: Vorgaben der Vorderachsführung sowie Zielsetzungen bezüglich der Fahrdynamik und des
Wendekreises
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4. Versuchsdurchführung
Machen Sie sich im Vorfeld des Versuches mit der Achsmeßanlage vertraut.
Anschließend wird das jeweilige Versuchsfahrzeug mittig auf die Viersäulenhebebühne
gefahren und nach dem Anbau der Meßaufnehmer sowie der Rundlaufkorrektur auf die
Drehteller abgesetzt.
Bei der Durchführung der weiteren praktischen Tätigkeiten werden Ihnen die nötigen
Geräteinformationen und Hilfestellungen gegeben.
Beachten Sie in jedem Fall die geltenden Unfallverhütungsvorschriften.
5. Versuchsauswertung
− Dokumentation zum Versuchsaufbau und zur Versuchsdurchführung.
− Darstellung der Meßwerte und Kenngrößen in geeigneter tabellarischer und grafischer Form.
− Bewertung der Meßwerte und Kenngrößen.
− Auswertung Versuchsergebnisse / Auswertung de grafischen Kurvenverläufe.
6. Literaturverweis
Bosch; Kraftfahrtechnisches Taschenbuch; 21. Auflage; VDI-Verlag 1987
Reimpell,J; Fahrwerktechnik: Lenkanlagen und Hilfskraftlenkungen; Vogel-Buchverlag,
Würzburg 1992
Gräter, H; Kfz.-Diagnose / Service-Fibel; Vogel-Buchverlag, Würzburg 1992
Bedienungsanleitung Achsmeßcomputer „Opto-Plus 614“; AUTEK INDUSTRIE A/S
DÄNEMARK