Miyazakis Reise in die eigene Welt

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Mit Der Junge und der Reiher (2023) läuft seit dem 04.01.2024 der nun 12. Spielfilm unter der Regie von Hayao Miyazaki im Kino. Das bisher persönlichste Werk der Anime-Legende. Was aber macht den Film so persönlich und wie sieht seine Entwicklung aus?

Die Gründung von Studio Ghibli
Nausicaä aus dem Tal der Winde (1984) war der erste Film von Miyazaki, der komplett seiner Fantasie entsprungen ist. Basierend auf seinem gleichnamigen Manga, erzählt der Film von einer fremden Welt, die mit bekannten Problemen zu kämpfen hat. Schon damals waren Miyazaki-typische Elemente enthalten: eine starke Protagonistin, Umweltthemen, charakteristische Fantasiewesen und Fluggeräte. Der Film war ein Erfolg und gilt heute als einer der wichtigsten Animes in Japan. Dank dem Erlös war Hayao Miyazaki, gemeinsam mit seinem Mentor Isao Takahata und dem Produzenten Toshio Suzuki, finanziell in der Lage, Studio Ghibli zu gründen.

Viele Erfolge und ein Flugzeug
Es folgten weitere Meisterwerke, wie Mein Nachbar Totoro (1989)Prinzessin Mononoke (1997) und Chihiros Reise ins Zauberland (2001). In all diesen Filmen geht es darum, ihre Charaktere zu verstehen, wie sie auf verschiedene Situationen reagieren und die Welt um sich herum wahrnehmen und nicht in gut und böse aufzuteilen. Es dauerte aber bis 2013 und Wie der Wind sich hebt, dass Miyazaki zum ersten Mal eine real existierende Person in seinen Film aufgenommen hat. Es ist kein Zufall, dass diese Person der Flugzeugbauer Gianni Caproni ist. Seine Leidenschaft für Fluggeräte führte dazu, dass er Militärgeräte für das faschistische Italien baute - unter anderem die Caproni Ca. 309 Ghibli, der Namensgeber für Miyazakis Anime-Studio. Ein guter Abschluss für die Karriere von Hayao Miyazaki.

Miyazakis semi-Autobiografie
Doch der Rücktritt vom Filmemachen hielt nicht lange an, denn in eine Welt hat er sich bisher nicht vorgewagt: Seine eigene.
In Der Junge und der Reiher (2023) geht es um Mahito, einen jungen Japaner inmitten des Pazifikkriegs. Wie viele andere Menschen in dieser Zeit trifft auch ihn ein schwerer Schicksalsschlag. Er flüchtet sich in eine Fantasiewelt und versucht so, seinen Schmerz zu verarbeiten. Der Charakter Mahito weist viele Parallelen zu Miyazakis Kindheit auf, beide sind in der gleichen Situation aufgewachsen, haben früh ihre geliebte Mutter verloren und der Vater war in der Industrie für Kriegsflugzeuge tätig. Die Inspiration für weitere Charaktere des Films bezieht Miyazaki ebenso aus seinem Leben. Die Beziehung zwischen Mahito und dem titelgebenden Reiher soll die Beziehung zwischen Miyazaki und Toshio Suzuki darstellen. Der Großvater im Film symbolisiert den während der Produktion verstorbenen Isao Takahata.

Schlusswort
Die Filme von Hayao Miyazaki regen mit bunten Bildern und außergewöhnlichen Charakteren dazu an, die eigene Fantasie zu entdecken und fordern dazu auf, andere Perspektiven einzunehmen. Mit Der Junge und der Reiher (2023) gibt er dem Publikum die Möglichkeit, seine eigene Perspektive besser zu verstehen. Trotz seines hohen Alters ist ihm ein weiteres Meisterwerk gelungen - ob es sein letztes ist, bleibt abzuwarten!

- by Raphelpaff