ONEFINGERDEATHPUNCH’s review published on Letterboxd:
Ein zeitlich begrenzter Einblick in ein Leben, ein Biopic, bei dem Verhöre für einen Gerichtsprozess als Rahmen für Rückblicke dienen, und damit den Handlungsstrang tragen. Anfangs dazwischen immer mal kurze surreale Tricksequenzen, welche sich etwas unstimmig zum Konzept anfühlen. Neben diesen zuschauerorientierten Schauwerten werden, um das oft etwas trockene Genre dem Massenpublikum schmackhaft zu machen, die Zuschauer themengerecht mit unzähligen bekannten Gesichtern bombardiert. Teilweise mit arg zerstörerischer Kraft. Das Konzept der Implementierung von den Darstellern aus aller Herren Ländern ist als Marketing-Schachzug seit Jahren die Regel, aber warum wird den deutschen Zuschauern das angetan, dieses Un-Talent in unserem Namen. Schon wieder. Ich schäme mich.
Zurück zum eigentlichen Inhalt. Zentrale Frage ist die Verantwortung des Kopfes für das Agieren der Hand. Oppenheimer ist einer von vielen Wissenschaftlern, welche sich in der Geschichte der Menschheit schuldig gemacht haben, ihre Kraft in die Dienste von Bestien gelegt zu haben, so in dem Fall mit Mitschuld am Tod und Leid von Hunderttausender unbeteiligter Seelen. Auf dem Zeitstrahl derartiger Geschehnisse kam sicher immer irgendwann der Punkt, an dem das Bewusstsein hinsichtlich des drohenden Unheils Alarm schlug, aber die Forschenden stehen meist auf Kriegsfuß mit Moral und Ethik, bzw. zweckentfremden sie die Augenbinde von Justitia. Das Ergebnis zählt, auf diesem Weg gibt es kein links und rechts, der berühmte Mad-Scientiest-Effekt.
Oppenheimer erhält seine (gerechte?) Strafe, Kooperationen mit Schurken springen einem früher oder später immer ran, vor allem wenn es die größten der jüngeren Weltgeschichte waren, und sind.
Nolan erschafft erneut einen qualitativ sehr guten Streifen. Im ersten Teil einen spannenden und interessanten Wettlauf um das Objekt der Begierde, im zweiten einen noch dynamischeren und aufwühlenderen um Wahrheit und Recht. Vermutlich der Regisseur unserer Zeit, einer der fast immer alles richtig macht, vermutlich aber auch seitens der Zielvorgabe seiner Produzenten. Freiheit und Selbstbestimmung sind unerreichbare Güter, darüber könnte er sich mit Oppenheimer sicher intensiv austauschen. Auch zu erwähnen, ich möchte mich beinahe bedanken, sei der tatsachentreue Cast. Hier wird, sicher auch wieder nicht ganz druckbefreit und entgegen jeglicher aktuellen filmfeindlichen politischen Agenda, die historische Realität hinsichtlich bestimmter Aspekte nicht verzerrt.
ENGLISH
A time-limited insight into a life, a biopic in which interrogations for a court case serve as a framework for flashbacks and thus carry the storyline. At the beginning, there are short surreal trick sequences in between, which feel somewhat inconsistent with the concept. In addition to these spectator-orientated show values, the audience is bombarded with countless familiar faces in order to make the often somewhat dry genre palatable to the mass audience. Sometimes with a very destructive force. The concept of implementing actors from all over the world has been the norm as a marketing move for years, but why is this being done to German viewers, this un-talent in our name? Again. I feel ashamed.
Back to the actual content. The central question is the responsibility of the head for the action of the hand. Oppenheimer is one of many scientists in the history of mankind who have been guilty of putting their power at the service of beasts, in this case with complicity in the death and suffering of hundreds of thousands of uninvolved souls. On the timeline of such events, there was certainly always a point at which awareness of the impending disaster sounded the alarm, but the researchers are usually at war with morals and ethics, or they misuse the blindfold of Justice. The result is what counts, there is no left and right on this path, the famous Mad-Scientiest effect.
Oppenheimer receives his (just?) punishment, co-operations with villains always jump out at you sooner or later, especially if they were and are the greatest in recent world history.
Nolan has once again created a film of very good quality. The first part is an exciting and interesting race for the object of desire, the second an even more dynamic and stirring one about truth and justice. Probably the director of our time, one who almost always gets everything right, but probably also because of the goals set by his producers. Freedom and self-determination are unattainable goods, and he could certainly have an intensive dialogue with Oppenheimer about this. I would almost like to say thank you to the cast, which is faithful to the facts. Here, the historical reality is not distorted with regard to certain aspects, certainly not entirely free of pressure and contrary to any current anti-film political agenda.