Die Kombination von Realfilm und kleinen animierten Tieren kann großartig funktionieren und so niedliche wie kluge Ergebnisse hervorbringen – dafür gibt es zahlreiche Beispiele wie die französische Animationsreihe Minuscule und die daraus entstandenen Kinofilme Die Winzlinge – Operation Zuckerdose und Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik – oder auch die Kurzfilme Kiki, die Feder oder Der kleine Funken.
Auch Die kleine Spinne Lilly Webster führt eine solche Konstellation ein, die Kamera folgt zunächst einem kleinen fliegenden Samenstern durch einen Hinterhof, da spielen Kinder, und irgendwo taucht dann Lilly auf, die Jüngste der Familie Webster. Kleine, blaue Spinnen, die in dem Haus wohnen, zum Picknick gerne auf die Fensterbank gehen (im Hof ist es so gefährlich!), im Getreideregal (da stehen Papiertüten mit Haferflocken und Mehl einfach offen herum) nach Motten jagen, was man so tut als Spinnenvolk: Großeltern, Eltern, der große Bruder, Lilly.
Katarína Kerekesovás kleiner Film ist in jeder Hinsicht auf ein sehr junges Publikum ausgerichtet: Es gibt zwar eine hübsche kleine Rahmenhandlung (zu dieser gleich mehr), ansonsten ist der nur 66 Minuten lange Film aber in kleine Episoden von jeweils etwa zehn Minuten Länge aufgeteilt. Kleine Abenteuer beim Picknick (Oma isst das Gebäck gleich auf und schläft dann noch auf dem Aufzug ein, mit dem die Familie nach unten fährt), beim Mottenangeln (Lilly kümmert sich liebevoll um Mottenbabys) und derlei mehr: Das bleibt nachvollziehbar, ist leider allerdings auch ein wenig belanglos.
Lilly ist ein wenig neugierig und minimal frech, aber grundsätzliche Knatschigkeit und Egozentrik (wie sie z.B. Der kleine Rabe Socke hat) sind ihr fremd. Die Konflikte sind recht unaufgeregt und vielfach bekannt, die Gespräche in der Familie weitgehend banal, es ist alles zu nett. Das macht Die kleine Spinne Lilly Webster einerseits zu einem guten ersten Film für einen Kinobesuch (kaum ein Kind wird schreiend weglaufen), andererseits zu keinem guten Kinofilm (kaum ein Kind wird genau deshalb wiederkommen wollen).
Das ist schade, denn in den zwischen den einzelnen Episoden eingewobenen Szenen entwickelt Kerekesová ganz ohne Dialoge eine auch wunderschön gefilmte kleine Geschichte: Da verliert Lilly ihren selbst gebastelten Drachen in Form eines winzigen Schmetterlings, ein rothaariges Mädchen findet ihn im Hof und spielt damit, ganz behutsam und ruhig. Und Lilly mit ihrer Neugier, läuft ihr hinterher, traut sich immer mehr – bis es am Ende zu einer ganz, ganz behutsamen Annäherung kommt.
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Die kleine Spinne Lilly Webster – Der Film (Wenszerovci vo Filme). Slowakei/Tschechische Republik 2022. Regie: Katarína Kerekesová, 66 Min. FSK 0, empfohlen ab 5 Jahren. Kinostart: 6. Juli 2023.
(Foto: Der Filmverleih)