Filmkritiken

Willi und die Wunderkröte (2021)

Willi will es diesmal eigentlich gar nicht wissen, er will nur ein bisschen Pause machen und seine Eltern besuchen; aber kaum ist er in seinem Heimatdorf angekommen, berichtet die Nachbarstochter Luna (Ellis Drews) ihm sofort von ihrem neuesten Projekt. Die 11-jährige will den Dorfteich schützen, denn an und in dem wohnen zahlreiche Frösche, Luna hat sogar ihre eigene „Froschungsstation“ hier eingerichtet.

Sie kann ihn auch überreden, mitzugehen zu ihrer Großmutter (Suzanne von Borsody), die Amphibienforscherin ist und deren Augen manchmal eigentümlich leuchten. Sie berichtet ihm schon so einige interessante Dinge über Frösche – und dort finden Luna und Willi auch das Buch über die Wunderkröte „Bufo Magicus“ – eine Wunderkröte, deren Bilder eine gewisse, seltsame Ähnlichkeit zu Lunas Mutter haben.

Willi macht sich nun auf den Weg zu diversen Stationen rund um die Welt, wo er mehr über Frösche und Kröten erfährt – während sich im Dorf daheim ein Drama abspielt. Der Huber, Großbauer und Bürgermeister, schüttet Lunas Froschbiotop zu, unter den Kindern wächst der Protest. Ob Willi rechtzeitig zur Gemeinderatssitzung wieder zurück sein kann?

Reisender TV-Reporter der Wissenschaft

Das Modell des wenn nicht rasenden, so doch reisenden Reporters der Wissenschaft ist aus dem Fernsehen jetzt schon mehrfach ins Kino gewandert. Willi Weitzel (bekannt aus Willi wills wissen) hat das 2009 selbst mit Willi und die Wunder dieser Welt gemacht, und natürlich ist auch Checker-Tobi und das Geheimnis unseres Planeten nach dem gleichen Muster gestrickt.

Regisseur und Autor Markus Dietrich ergänzt Willis halbe Weltreise durch Ägypten, Bolivien und Panama hier noch durch den parallelen Handlungsstrang in Lunas Dorf, und, was soll man sagen: Das tut dem Film nur bedingt wirklich gut. Während es ganz sympathisch ist, dass Willi unterwegs kleine Vlogs für Luna und ihren YouTube-Kanal einspricht, passiert im Dorf ein pseudopolitischer Konflikt, der ganz auf Zuspitzung angelegt ist.

Natürlich ist „der Huber“ (Ferdinand Dörfler) ein etwas lauter, permanent motzender Patriarch, der seinen Sohn rumscheucht, den Geruch seines Traktors („Gummi und Diesel?“, fragt Willi) liebt und sich nicht für Naturschutz und so interessiert: ein ziemlich unterkomplexes Abziehbild eines bösen Landwirts. Und natürlich (Achtung, Spoiler!) gibt es am Schluss dank einer herzzerreißenden Ansprache von Willi und Luna irgendwie doch noch eine Lösung, wenigstens für den Teich.

Nebenbei geht es um Hubers Sohn Heinrich (Malte Basquiat Comoe), der gerne mit Luna befreundet wäre, um die Zahl von Lunas Social Media-Followern und anderes – das soll den Kampf um den Froschteich womöglich der Lebenswelt des Zielpublikums näher bringen, da es dabei aber so oberflächlich wie stereotyp vorhersehbar zugeht, langweilen diese Phasen eher.

Vom Frosch in seiner Vielfalt erfährt man viel zu wenig

Dafür erfährt man auf der anderen Seite viel zu wenig über Frösche, Kröten und andere Amphibien. Die vielfältigen Gründe, warum diesen verletzlichen Tieren der Lebensraum ausgeht, werden nur in wenigen Minuten abgehandelt. Es ist dabei nicht so, dass die einzelnen Informationen belanglos oder uninteressant wären, im Gegenteil: Dass Frösche im alten Ägypten eine Rolle in der Götterwelt spielten, ist sicher nicht allgemein bekannt, dass ein Dorf in Panama sich ganz dem Erhalt einer Froschart widmet, all das ist hochinteressant.

Aber es fügt sich nicht zu einem Ganzen zusammen, die großen Fragen werden viel zu schnell allein aufs Kleine des eigenen Froschbiotops bezogen, die Zusammenhänge von Umweltzerstörung, Klimawandel, Artensterben und vieles mehr taucht allenfalls als vages Echo in den Gesprächen auf. Dabei gäbe es ja viel zu sagen über die mehr als 7200 Froscharten.

Nun ist Willi und die Wunderkröte natürlich kein Dokumentarfilm, sondern ein lustiger Abenteuerfilm mit dokumentarischen Elementen. Deshalb gibt es einen grenzwertig agierenden, recht chaotischen Flugzeugpiloten aus Kroatien (hart am Klischee entlangschrappend), unmögliche Reiserouten und generell zugespitzte Ereignisse. Aber Willi Weitzel redet dann eben doch mit einigen echten Forscher_innen, denen sicher noch mehr zu entlocken gewesen wäre.

Und von einem Film, in dem der Protagonist von Lunas Mutter Lena (Miriam Stein) als erstes mit den Worten „Na, du alte CO2-Schleuder“ begrüßt wird, hätte man sich doch ein wenig mehr Blick auf die systemischen Aspekte der Umweltzerstörung erhofft.

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Mehr Informationen

Willi und die Wunderkröte. Deutschland 2021. Regie: Markus Dietrich, 90 Minuten. FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren. Kinostart: 12. Mai 2022.

(Fotos: Majestic)

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