Es ist eigentlich nur, weil er so dringend Pipi muss. Max Mercer ist mit seiner Familie frisch von London an die amerikanische Westküste gezogen, am nächsten Tag geht es zum Weihnachtsurlaub nach Tokio, aber er muss wirklich dringend. Also stoppen sie beim Haus von Pam und Jeff McKenzie, die beiden haben gerade Tag der offenen Tür für alle Interessent_innen, denn weil Jeff seinen Job verloren hat, müssen sie wahrscheinlich ihr Haus verkaufen.
Der etwas vorlaute Max und der manchmal sozial etwas ungelenke Jeff geraten verbal ein wenig aneinander, und eh‘ man sich’s versieht, glauben die McKenzies am nächsten Tag, Max habe ihnen eine Puppe geklaut, von der sie gerade erfahren haben, dass sie leicht 200.000 Dollar wert sein dürfte – die Lösung für alle ihre Probleme. Und bei Max zuhause sind alle verreist, seine Jacke liegt aber sichtbar neben der Eingangstür – warum also nicht hingehen und sie sich rasch holen?
Das ist, im Kern, der noch mit einigen Details ausgeschmückt werden könnte, das Setting von Nicht schon wieder allein zu Haus, und wie der Titel erahnen lässt, wurde Max beim überstürzten Aufbruch seiner Familie daheim vergessen und wehrt nun als Wiedergänger von Kevin McCallister aus Kevin – Allein zu Haus die beiden Eindringlinge ab.
Das sind keine Bösewichter
Der entscheidende Unterschied allerdings: Wurde Kevin 1990 von zwei wirklichen Ganoven bedrängt, die er mit slapstickhaft übertriebenen Fallen abwehrte, hat Max (Archie Yates) es hier mit einem eigentlich gutmeinenden Paar zu tun, das seinen Kindern einen Umzug ersparen will und außerdem dauerfrustriert ist durch den Besuch von Jeffs Bruder und seiner so wohlhabenden wie blasierten Familie. Ellie Kemper und Rob Delaney sind auch einfach eher gutmütige Gesichter, die hier alle Grausamkeiten der Brachialkomik durchleiden müssen, und das nicht nur knappe 15 Minuten lang wie im Original: Das Remake gibt sich ein gutes Drittel des Films für seine unblutigen Gewaltexzesse.
Und das ist in der Tat, wie diese britische Kritik sehr schön ausführt, der zentrale Knackpunkt an diesem Film: Er fühlt sich von Anfang an ungerecht an.
Hinzu kommt, dass der Film schwer daran trägt, dass die ganze Grundkonstruktion der Handlung so durchsichtig von Kevin – Allein zu Haus übernommen wurde, dass man die eigentliche Botschaft, die 1990 vermittelt wurde – nämlich, dass Familie und Gemeinschaft das ist, was zu Weihnachten zählt – hier wirklich nur als aufgesetzte oder besser: angeklatschte Zusatzinformation wirkt. Die Fallhöhe ist nicht groß genug, der Kontrast fehlt, das Ergebnis ist allzu vorhersehbar.
Gleichwohl ist der Film dennoch besser als die sage und schreibe vier(!) zunehmend schwächelnden Fortsetzungen des Originals, die ja nicht nur einen legendären Auftritt von Donald Tr*** fabriziert haben, sondern auch eine Konfrontation mit nordkoreanischen Terroristen (really, wusste ich auch nicht, im dritten Film, Wieder allein zu Haus, dann schon ohne Macaulay Culkin in der Hauptrolle).
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Nicht schon wieder allein zu Haus (Home Sweet Home Alone). USA 2021. Regie: Dan Mazer, 95 Minuten. Freigegeben ab 6, empfohlen ab 10 Jahren. Streamingstart: 12. November 2021. Der Film ist derzeit exklusiv auf Disney+ zu sehen.
(Fotos: Disney)
Mentions