Es ist natürlich völlig folgerichtig und eigentlich auch zwingend, aus Meine Freundin Conni einen Animationsfilm für sehr junge Kinozuschauer_innen zu machen. Die Buchreihe ist irrsinnig erfolgreich (läuft schon fast 30 Jahre, über 100 Einzelgeschichten), und das Publikum stört sich meist nur wenig an der relativen Eintönigkeit der Geschichten, die leitmedium vor einiger Zeit in einem Plädoyer für Kinderbücher, für die man sich beim Vorlesen nicht schämen müsse, so beschrieben hat:
Ich gestehe: Ich bin auch kein Riesenfan der Bücher, und auch filmisch ist aus dem Universum ja nicht so wahnsinnig viel Gutes rausgekommen – die beiden Conni & Co.-Filme waren jedenfalls Abgründe deutschen Filmschaffens. (Und der Versuch, analog zur Erweiterung von Bibi Blocksberg mit Bibi & Tina für ein älteres Publikum, auch frühpubertierende Kinder zu erreichen. Hier habe ich mich über den zweiten Film besonders aufgeregt.)
Meine Freundin Conni – Geheimnis um Kater Mau, von Ansgar Niebuhr inszeniert, lehnt sich ganz nah an die Bilderbücher an: Conni ist noch in der Kita und geht nun auf ihre erste Kitafahrt, leider darf ihr herzallerliebster Kater Mau nicht mitfahren. Der extrem niedliche Kater findet aber doch eher versehentlich einen Weg. In der Herberge, wo die Kitagruppe übernachtet, sorgt seine Anwesenheit jedoch für Verwirrung, zumal die alleinerziehende Herbergsmutter mit ihrem Sohn darüber streitet, ob er seinen zahmen Waschbären behalten darf, dessen Wirken sie nicht nur hinter zerrissenen Bettlaken, sondern auch hinter verschwundenen Schmuckstücken vermutet.
Ungefährliche Unterhaltung für die Kleinsten
Das ist alles sehr kinderfreundlich: Im Fokus steht eine kleine, sehr überschaubare Handvoll Personen. Die Konflikte sind nie wirklich bedrohlich (trotz eines fast schon dramatischen Finales), die Handlung bleibt altersgemäß sehr übersichtlich. Figur und Kontext wurden vorsichtig modernisiert: Statt einer Schleife im Haar trägt Conni nun ein rotes Haarband, die doch etwas angestaubten Geschlechtermodelle aus den Büchern spielen hier keine so große Rolle mehr. Dass es aber in einer Herberge für Kita-Kinder zum Abendessen nur Tofu-Würstchen und Rote-Bete-Brokkoli-Salat geben soll, erscheint doch etwas unwahrscheinlich – schließlich sollen die Kinder ja nicht hungrig ins Bett gehen.
Natürlich braucht man für einen Film, dessen Zielgruppe selbst noch im Kita-Alter ist, auch keine komplexen und vor allem wirklich aufregenden Situationen. In dieser Hinsicht ist das Drehbuch von Nana Andrea Meyer und Jens Urban auch angenehm verlässlich. Es gibt keine Bösewichter oder echte Antagonist_innen, auch die etwas anstrengenderen Figuren haben klare und nachvollziehbare Motive. Meine Freundin Conni – Geheimnis um Kater Mau liefert ungefährliche Unterhaltung für die Kleinsten ab vier, besser ab fünf Jahren.
Das Ungefährliche bedeutet hier allerdings leider auch, dass alles ein wenig belanglos ist. Selbst die Auflösung des zentralen Rätsels („Wer hat die Ringe geklaut?“) wird äußerst naheliegend im ersten Filmdrittel angedeutet, was wahrscheinlich nur unaufmerksamen Kindern entgeht. Auch sonst ist alles etwas braver und harmloser, als es unbedingt sein muss: Nicht nur kann nichts passieren, es passiert auch eigentlich nichts Besonderes.
Der Slapstick will nicht zünden
Das betrifft leider auch den Humor: Es gibt eine ziemlich schön alberne Slapstickszene, deren visuelles Timing leider überhaupt nicht hinhauen will, so dass sie am Ende eher chaotisch wirkt. Und der hauptsächlich als comic relief mitgeführte Kita-Praktikant, der vor buchstäblich allem Angst hat, wovor man nur ein wenig ins Nachdenken kommen könnte, wirkt sehr schnell vor allem peinlich: Mehr als dieses eine Merkmal hat er eben auch nicht.
Diese Schlichtheit in der Charakterzeichnung (die auch nicht alle Figuren betrifft) nun auch in der Animation zu suchen, wäre etwas zu einfach. Im Grunde ahmt der Film auch ein wenig die Bücher (und klassischen Zeichentrick) nach, indem er Figuren und Hintergrund ästhetisch trennt: Hier die klar umrissenen Figuren mit einem Hauch von Dreidimensionalität, dort die fast ein wenig unscharf wirkenden Räume und Welten.
Allerdings wirken die Hintergründe auf Dauer doch recht leblos, die Texturen starr und zu generisch; und auch die Figuren mit ihren Playmobilfrisuren strahlen doch wenig Lebendigkeit aus. Vor allem stört, dass Figuren und Hintergrund bei Bewegungen nicht immer gut miteinander korrellieren, da passen Bewegungen und Räumlichkeiten nicht immer genau zusammen.
Ich kann durchaus sehen, was Meine Freundin Conni machen soll, und auf gewisse Weise erfüllt der Film sein Ziel auch ganz und gar; aber ich würde mir selbst für sehr junge Kinogänger_innen eben anspruchsvollere Unterhaltung wünschen, die nicht nur den einfachen, konfliktarmen Wegen folgt, sondern in denen die Elstern nach glitzernden Ideen und glänzenden Widerhaken Ausschau halten müssen. Das muss ja immer noch nicht weh tun, aber so bleibt Conni so blass und harmlos wie in den Büchern auch.
Insofern, naja, passt das dann auch schon wieder.
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Meine Freundin Conni – Geheimnis um Kater Mau. Deutschland 2020. Regie: Ansgar Niebuhr, 76 Min. FSK 0, empfohlen ab 5 Jahren. Kinostart: 2. Juli 2020.
(Foto: Wild Bunch)
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