Vier zauberhafte Schwestern könnte im Grunde ein mit Hingabe sich auswalzender Ausstattungsfilm sein, alles ist bunt, alles ist kleinteilig zugestellt und dekoriert und hübsch gemacht. Die Haarpracht von Katja Riemanns Glenda knallt so richtig rein, die Hauptfiguren wechseln dauernd Klamöttchen und Sing/Tanz-Outfits, dass es nur eine Freude ist. Und gleichzeitig ist alles pittoresk, das Herrenhaus herrschaftlich, fast schloßartig, die Familie mit Geldproblemen wohnt dort nicht nur, sondern fährt auch Bayerische Wagen von nicht geringem Preis usw. usf.
Kurzum, es ist in vielem ein typisches Deutsches Kinderfilm-Idyll, kleinstädtisch und niedlich, „lieb, aber wenig hilfreich“, wie auch von den vier Mädchen ihre Eltern bezeichnet werden. Sie übrigens Cellistin, er „Kleinstadtdirigent“, und irgendwie ist mir das dafür alles zu unmusikalisch, auch wenn das Haus natürlich charmant-kreativ bemalt ist, von innen und so, die Kinder selbstorganisiert, die Eltern eben eher tüddelig und ahnungslos.
Es ist aber eben ein Film, der vier mit Magie hantierende Mädchen zeigt, dabei am femininen Weiblichkeitsbild aber auch gar keine Abstriche machen mag, auch wenn Flame und Sky (die Namen!) nicht immer im Kleid herumlaufen und Sky gerne Karate macht: Es wird getanzt und gesungen, Jungs werden angehimmelt, und deren irgendwie anschmachtenswert inszenierte Exemplare haben allesamt Fön- oder Gelfrisuren, dass man vor Langeweile dekompostieren könnte.
Die Pop-Songs sind erbarmungswürdig langweilig, die dazu von „Sista Magic“ (mon dieu, der Name!) dargebotenen Choreographien auch. Und was sich die Eltern zu Skys Geburtstag als Liedchen wünschen, hat zwar ein wenig was, weil dabei mit Plastikbechern perkussioniert wird, aber gerade das ist halt auch nur ein sehr, sehr müder Abklatsch von Anna Kendricks „Cups“ (bzw. „When I’m Gone“ aus Pitch Perfect).
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Ich habe so viele Fragen, aber eigentlich erschöpft mich der Film schon zu sehr, als dass ich sie noch stellen wollte. Es hat mich nur wirklich rätselnd zurückgelassen, warum Anna Thalbach jetzt genau so eine seltsame, überdrehte Figur spielt, auf die bis im Grunde vergangenes Jahr ihre Mutter abonniert gewesen wäre. Wird das durchgereicht wie bei Rabe Socke die Rolle der Frau Dachs und des kleinen Dachs, wo ich diese Staffelstabübergabe ganz sympathisch fand?
Mich schmiss der Film im Grunde schon zur holprigen Exposition aus dem Flow: „Vor langer Zeit“ heißt es da in märchenhaftem Duktus, und dann geht es um Großeltern oder maximal Urgroßeltern? In welchem magischen Universum ist das „vor langer Zeit“? Und die Eltern wissen von gar nichts irgendwas? Und dann erklären sich die Schwestern brav ausführlich, was alles gerade los ist, damit es wirklich alle verstehen – natürlich muss man das Publikum abholen, dass die Bücher nicht kennt, aber ginge das nicht auch mit etwas weniger Knarzen?
Die einzige, die bei der ganzen Angelegenheit sichtbar Spaß hatte, ist Katja Riemann. Sie grimassiert sich hochgradig bösartig durch den Film, dass es eine Freude ist, spuckt Kröten – die Spezialeffekte sind makellos, das immerhin -, wenn ihr etwas gegen den Strich geht (also oft), und turnt einmal einsam in einem Keller herum, als spiele sie Twister gegen sich selbst.
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(Mit einem etwas anderen Ansatz habe ich den Film auch für das Kinder- und Jugendfilmportal besprochen, außerdem gibt es von mir eine ans Zielpublikum gerichtete Kritik auf kinderfilmwelt.de.)
Vier zauberhafte Schwestern (Sprite Sisters – Vier zauberhafte Schwestern). Deutschland 2019. Regie: Sven Unterwaldt Jr., 93 Min. FSK 0, empfohlen ab 8 Jahren. Kinostart: 9. Januar 2020.
(Fotos: Disney)
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