Narbonne liegt unweit der Mittelmeerküste am Canal de la Robine in einer Höhe von ca. 10 m ü. d. M.[1] Über einen Verbindungskanal (Canal de Jonction), der den Canal de la Robine landeinwärts fortsetzt, besteht Anschluss an den Canal du Midi. Narbonne hat Anschluss an die Autoroute A9 und an die Autoroute A61. Nächstgelegene Städte sind Béziers (ca. 35 km nordöstlich) und Carcassonne (ca. 60 km westlich), nächstgelegene Großstädte sind Perpignan (ca. 65 km südlich) und Montpellier (ca. 95 km nordöstlich). Das Klima ist warm und eher regenarm.[2]
Das Stadtgebiet erstreckt sich nach Osten hin über einen Korridor im Massif de la Clape bis zum Mittelmeer, wo es einen etwa vier Kilometer langen Küstenstreifen zwischen den Gebieten von Saint-Pierre-la-Mer und Gruissan einnimmt.
In diesem Bereich begannen sich ab 1930 Badegäste einzurichten, wie auch an anderen Stellen der Küste. Neben Fischerhütten entstanden erste Gastwirtschaften. Ein erstes Entwicklungsprojekt scheiterte an der Weltwirtschaftskrise und am Zweiten Weltkrieg. Auch Mückenschwärme und die fehlende Straßenverbindung nach Narbonne hinderten die Entwicklung, es gab nur einen Saumpfad. 1946 fasste die Stadt Narbonne den Beschluss einen Badeort zu schaffen, der sich schließlich zum Ortsteil Narbonne-Plage entwickelte. Eine erste windungsreiche Straße über das Massif de la Clape wurde von 1948 bis 1951 gebaut, sie führte über den Nachbarort Armissan. 1951 kaufte die Stadt 208 Hektar Gelände und legte einen Bebauungsplan fest. Maßnahmen zur Ausrottung der Stechmücken sowie die Anlage eines Yachthafens waren weitere Entwicklungsschritte.[3]
Der Ortsteil hat etwa 3000 dauerhafte Einwohner, im Sommer steigt die Zahl der Bewohner auf 45000.[4]
Narbonne selbst war in der Antike und im Mittelalter jahrhundertelang ein Fischerort; Landwirtschaft und Weinbau im Umland sowie der Handel schafften die Grundlage für die Herausbildung der verkehrstechnisch günstig gelegenen Stadt. Heute bildet Narbonne den Rahmen für Kleinindustriebetriebe sowie für Handels- und Dienstleistungsunternehmen aller Art. Auch der Tourismus (Narbonne-Plage) spielt eine nicht unbedeutende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt.
Narbonne war die erste römischeKolonie außerhalb Italiens und wurde um 118 v. Chr. im damaligen Gallien als ColoniaNarbo Martius errichtet. Durch Narbonne führte die Via Domitia, die erste Römerstraße in Gallien, deren Bau etwa in die Gründungszeit der Kolonie fällt und Italien mit den spanischen Kolonien verband. Bei Narbonne verband sich die Via Domitia mit der Via Aquitania, die über Toulouse und Bordeaux zum Atlantischen Ozean führte. Später wurde die Provincia des südlichen Gallien nach ihrer Hauptstadt Gallia Narbonensis genannt. Als Verwaltungssitz der römischen Provinz, so konnten Archäologen nachweisen, florierte Narbonne wirtschaftlich und beherbergte architektonische Meisterwerke.
Ab 462 kam Narbonne in den Einflussbereich der Westgoten. Es wurde für kurze Zeit Hauptstadt des ganzen Westgotenreichs und später, nachdem das Westgotenreich die meisten Gebiete nördlich der Pyrenäen an das Frankenreich verloren hatte, der westgotischen Provinz Septimanien. Im Zuge der Eroberung des Westgotenreichs durch die Mauren (→ Islam in Frankreich) wurde 719 auch Narbonne eingenommen. 40 Jahre später, 759, fiel die Stadt an das Frankenreich unter Pippin dem Kurzen.[5]
Im Jahre 793 wurde Narbonne von einem Heer des in Córdoba residierenden Emirs Hischam I. zerstört, gebrandschatzt und entvölkert.
Vom 24. bis 31. März 1871 erklärte der den Radikalen nahestehende Journalist Émile Digeon[6] sich mit der Pariser Kommune solidarisch. Gestützt auf einen Club de la Révolution[6] ernannte er sich zum Kommandanten der republikanischen Kräfte des Arrondissements.[6] Er erklärte, dass er „Toulouse und Marseille die Hand reichen“[6] wolle, um den ganzen Süden Frankreichs zum Aufstand zu führen.
Neben der Kathedrale sind die Zeugen der römischen Geschichte besonders sehenswert, dazu gehören:
Römisches Horreum: ein Kornspeicher, der als sogenannter Kryptoportikus in den Boden eingelassen wurde
Archäologische Stätte Clos de la LombardeClos de la Lombarde: Archäologische Ausgrabungsstätte mit Überresten römischer Stadthäuser (domus), den einzigen in Gallien.[7]
Rémy Cazals, Daniel Fabre (Hrsg.): Les Audois. Dictionnaire biographique. Association des amis des Archives de l’Aude, u. a., Carcassonne 1990, ISBN 2-906442-07-0.
Jacques Crémadeills (Hrsg.): L’Aude. De la préhistoire à nos jours. Bordessoules, Saint-Jean-d’Angély 1989, ISBN 2-903504-24-5 (L’Histoire par les Documents = Collection Hexagone. L'Histoire par les Documents).
Michel Gayraud: Narbonne antique des origines à la fin du IIIe siècle. Boccard, Paris 1981 (Revue archéologique de Narbonnaise. Supplément 8, ISSN0153-9124).
Jacques Michaud, André Cabanis (Hrsg.): Histoire de Narbonne. Privat, Paris 2004, ISBN 2-7089-8339-3.
↑Villages, bourgs et stations balnéaires. In: Parc naturel régional de la Narbonnaise en Méditerranée (Hrsg.): Le massif de la Clape, un site classé (= Les carnets du parc. Band19). Sigean 2017, ISBN 978-2-919202-25-6, S.66.
↑Chantal Alibert: Narbonne 26 siècles d’histoire. Éditions Les Presses Littéraires, Saint-Estève 2022, ISBN 979-1-03101186-8, S.36, 41f. (324 S.).
↑ abcdJacques Rougerie: La Commune de 1871. In: Collection Que sais-je ? 7. Auflage. Nr.581. Presses Universitaires de France/Humensis, Paris 2021, ISBN 978-2-7154-0708-4, S.103.