Gaia (Mythologie)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gaia. Detail aus der Gigantenschlacht. Darstellung 1886[1] nach einer attisch-rotfigurigen Schale (410–400 v. Chr.).[D 1]

Gaia oder Ge (altgriechisch Γαῖα Gaía oder Γῆ Gḗ, dorisch Γᾶ ), deutsch auch Gäa, ist in der griechischen Mythologie die personifizierte Erde und eine der ersten Gottheiten. Ihr Name ist indogermanischen Ursprungs und bedeutet möglicherweise die Gebärerin.[2] Ihre Entsprechung in der römischen Mythologie ist Tellus.

Abstammung und Entmannung des Uranos

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Hesiods Theogonie entsteht Gaia als eine der ersten Gottheiten aus dem Chaos. Ihre Geschwister sind Tartaros, Eros, Erebos und Nyx.[Q 1] Für die Orphiker ist Hydros (Wasser) die Urgottheit, aus der nach ihrer Vorstellung Gaia als einzige Gottheit ohne Befruchtung hervorgegangen ist.[Q 2] Der Mythograph Hyginus nennt als Eltern der Gaia Aither und Hemera.[Q 3]

Bei Hesiod gebiert Gaia dem Uranos die Titanen, die einäugigen Kyklopen und schließlich die hundertarmigen Hekatoncheiren. Dem Vater sind seine Kinder verhasst, darum hält er sie in Gaia (in der Höhlung der Erde) versteckt und freut sich seiner Tat. Gaia sinnt auf eine List, sie bringt das unzerbrechliche graue Adamant hervor und macht daraus eine gezähnte Sichel. Dann fordert sie ihre Kinder auf, sich gegen den Vater aufzulehnen. Der Titan Kronos folgt ihr als einziger. Als Uranos sich voll Verlangen Gaia nähert, schneidet Kronos ihm mit der Sichel das Geschlechtsteil ab und wirft es fort. Das aus der Wunde des Uranos fließende Blut befruchtet Gaia und sie gebiert die Giganten, die Erinnyen und die melischen Nymphen.[Q 4]

In der Bibliotheke des Apollodor überredet Gaia aus Ärger darüber, dass Uranos die Hekatoncheiren und die Kyklopen in den Tartaros verbannt hat, die Titanen dazu, über ihren Vater herzufallen. Kronos gibt ihnen die Sichel, und alle Titanen außer Okeanos wenden sich gegen Uranos. Kronos entmannt ihn, und Gaia gebiert aus seinem Blut die Giganten und die Erinnyen. Die Titanen befreien ihre Geschwister aus dem Tartaros und ernennen Kronos zum höchsten Herrscher.[Q 5]

In der Theogonie sagen Uranos und Gaia dem Kronos voraus, dass einer seiner Nachkommen ihn stürzen würde, so wie er seinen Vater entmachtet hat. Kronos verschlingt daraufhin jedes Kind, sobald es von seiner Gemahlin Rhea geboren worden ist. Als Rhea aber den Zeus erwartet, bittet sie Gaia, ihn vor Kronos zu verstecken. Anstatt des Kindes bringt Rhea diesem einen gewindelten Stein, den dieser verschlingt, und Gaia zieht Zeus heimlich in Kreta auf. Als Zeus herangewachsen ist, überredet er die Okeanide Metis, dem Kronos ein Brechmittel in seinen Trank zu geben, sodass er die Kinder mitsamt dem Stein erbricht. Diese geben Zeus zum Dank den Donner, den Zündkeil und den Blitz, die Gaia in sich verborgen hatte.[Q 6] Zeus und seine Geschwister führen daraufhin zehn Jahre Krieg gegen die Titanen, bis Gaia ihnen den Ort zeigt, an dem die Kyklopen und Hekatoncheiren gefangen gehalten werden. Zeus befreit sie und gemeinsam besiegen sie die Titanen und verbannen sie in den Tartaros, wo sie von den Hekatoncheiren bewacht werden.[Q 7] Auf Gaias Rat wird Zeus von den anderen Göttern zu ihrem Obersten gemacht.[Q 8] Auch laut der Bibliotheke kann Zeus mit Hilfe der aus dem Tartaros befreiten Hekatoncheiren und Kyklopen die Titanen besiegen.[Q 9]

Der Titan Prometheus beklagt sich in Der gefesselte Prometheus des Aischylos darüber, dass er vergeblich seine Geschwister gewarnt habe, diese hätten nicht auf die Prophezeiung von Uranos und Gaia hören wollen.[Q 10]

Die Gigantomachie wird erstmals in der Bibliotheke ausführlich beschrieben. Gaia zeugt mit Tartaros aus Ärger über die Gefangennahme ihrer Kinder, der Titanen, die Giganten, die von ihr aufgestachelt werden, den Olymp zu stürmen. Da die Giganten, wie die Olympier vom Orakel erfahren, nicht von der Hand eines Gottes getötet werden können, holen diese Zeus’ Sohn Herakles an ihre Seite. Doch Gaia macht sich auf die Suche nach einer Pflanze, die die Giganten dennoch unbesiegbar machen soll. Zeus aber bittet Eos, Selene und Helios darum, kein Licht mehr zu spenden, und findet in der Nacht selbst das Kraut. Die Götter besiegen mit Herakles’ Hilfe die Giganten und Gaia zeugt, erzürnt über die Niederlage, mit Tartaros den Typhoeos.[Q 11]

In der Dionysiaka des Nonnos bittet Hera sie darum, etwas gegen die Taten des Zeus und des Dionysos zu unternehmen, der das erdgeborene Volk der Inder in seinem Feldzug bekämpft hat. Gaia ist darüber so erzürnt, dass sie ihre Kinder, die Titanen und Giganten, aussendet um Dionysos zu bekämpfen und lebend oder tot zu ihr zu bringen.[Q 12]

Die Geburt des Erichthonios: Athena nimmt aus den Händen der Mutter Gaia den Knaben Erichthonios in Empfang. Auf der linken Seite Hephaistos. Attisch-rotfiguriger Stamnos, 470–460 v. Chr.[D 2]

In der Theogonie gebiert Gaia ohne Befruchtung Uranos, Ourea und Pontos.

Mit Uranos zeugt sie daraufhin die Titanen Okeanos, Koios, Kreios, Iapetos, Hyperion, Theia, Rhea, Mnemosyne, Themis, Phoibe, Tethys und Kronos, die Kyklopen Brontes, Steropes und Arges sowie die Hekatoncheiren Briareos, Gyges und Kottos.[Q 13]

Aus Uranos’ Blut, das nach seiner Entmannung auf Gaia fällt, wachsen die Giganten, die Erinnyen und die Meliaden, die alle nicht näher benannt werden.[Q 4]

Von Pontos bekommt sie die Kinder Nereus, Keto, Phorkys, Thaumas und Eurybia.[Q 14] Als Zeus später den Kronos stürzt und mit den Titanen kämpft, zeugt Gaia mit Tartaros den Typhoeos und sendet diesen gegen die olympischen Götter aus. Sie muss sich aber fügen und die Oberherrschaft des Zeus anerkennen.

Nach anderen, Hesiod zugeschriebenen, Texten zeugt sie mit Poseidon den Laistrygon,[Q 15] und bringt den Skorpios hervor[Q 16] Mit Epaphos ist sie zudem Erzeugerin zahlreicher menschlicher Völker, namentlich der Hemikunoi, Libyes, Aithiopes, Katoudaioi, Pygmaioi, Melanokhrotoi, Skythes, Laistrygones und Hyperboreoi.[Q 15]

In Homers Odyssee bringt sie den Tityos[Q 17] hervor und in der Ilias zeugt sie mit Hephaistos den Erichthonios.[Q 18] Der Epiker Eumelos nennt als Nachkommen der Gaia mit Uranos die Kyklopen und die Hekatoncheiren.[Q 19] In den Texten der Orphiker zeugt sie mit Hydros, aus dem sie selbst hervorging, den Kronos und die Ananke.[Q 2]

In der archaischen Lyrik werden ebenfalls Nachkommen der Gaia genannt. Bei Alkaios stammen die Phaiaken von ihr ab,[Q 20] bei Simonides der Ätna[Q 21] und bei Bakchylides wird Aristaios genannt.[Q 22] In einem anonymen Fragment werden die Kabiren, Dysaules, Pelasgos, Alalkomeneos und Iarbas genannt.[Q 23]

Der Tragödiendichter Aischylos nennt als Nachkommen der Gaia in seinem Stück Der gefesselte Prometheus den Riesen Argos,[Q 24] den Titanen Prometheus.[Q 25], sowie die Titanen Okeanos, Kronos und Tethys[Q 26] Zephyr wird in Agamemnon genannt[Q 27] und Themis und Phoibe in den Eumeniden.[Q 28] In dem Stück Die Schutzflehenden nennt er noch Palaichthon.[Q 29]

Nach Apollonios gebiert Gaia den Drachen Cholkykos,[Q 30] nach Kallimachos ist sie mit Hephaistos die Mutter des Erichthonios[Q 31] und bei Strabon werden die Korybanten als Kinder genannt.[Q 32] Nach Diodor zeugt sie mit Uranus die Titanen, deren Namen die aus der Theogonie sind, sowie die nicht namentlich genannten Kyklopen und Hekatoncheiren und sie gebiert die Korybanten.[Q 33]

Stammbaum nach Hesiods Theogonie

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Chaos
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gaia
 
 
 
Tartaros
 
 
 
Eros
 
 
 
Erebos
 
 
 
Nyx
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Typhoeos
 
 
 
 
Hekatoncheiren
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Briareos
 
Gyges
 
Kottos
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kyklopen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Brontes
 
Steropes
 
Arges
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Pontos
 
Ourea
 
Uranos
 
 
 
 
Titanen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Okeanos
 
Kreios
 
 
Hyperion
 
Theia
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Giganten
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nereus
 
 
Thaumas
 
Phorkys
 
 
 
 
 
 
 
Themis
 
Phoibe
 
 
Kronos
 
Koios
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Erinnyen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Keto
 
Eurybia
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Iapetos
 
Rhea
 
Mnemosyne
 
Tethys
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Meliaden
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Vergil nennt in seinem Epos Aeneis Enkelados und Koios, sowie Pheme[Q 34] und Tityos[Q 35] als Nachkommen. Nach Ovids Metamorphosen gebiert sie den Python[Q 36] und von einem Regenguss befruchtet die Korybanten.[Q 37] Nach den Fasti gebiert sie den Ophiotauros[Q 38] und wird von einem Ochsenfell befruchtet, das mit dem Urin von Zeus, Poseidon und Hermes vollgesogen ist und bringt daraus den Orion hervor.[Q 39] Im Thebais von Statius ist Gaia die Mutter des Drachen Nemeios.[Q 40]

In der Bibliotheke des Apollodor zeugt sie mit Uranos die Titanen, Kyklopen und Hekatoncheiren, die auch dieselben Namen tragen, wie bei Hesiod. Als weiterer Titan wird Dione genannt.[Q 41] Wie bei Hesiod wachsen aus ihr die Erinnyen und die Giganten aus dem Blut des Uranos hervor, erhalten hier jedoch Namen. Die Erinnyen heißen Tisiphone, Megaira und Alekto und die Giganten sind Alkyoneus, Porphyrion, Enkelados, Ephialtes, Eurytos, Klytios, Mimas, Pallas, Polybotes, Hippolytos, Agrios und Thoon.[Q 42] Von Okeanos bekommt sie den Triptolemos, von Tartaros den Typhon[Q 43] und die Echidna,[Q 44] von Poseidon den Antaios[Q 45] und von Hephaistos bekommt sie den Erichthonios.[Q 46] Aus sich selbst bringt sie den Orion[Q 47] und den Argos[Q 44] hervor.

Nach HyginusPraefatio zeugt sie mit Aither den Pontos und den Tartaros sowie die Titanen und die Erinnyen. Die Erinnyen heißen bei ihm Briareos, Gyes und Steropes, von den Titanen nennt er Okeanos, Themis, Hyperion, Koios, Kronos, Rhea, Mnemosyne, Dione, Atlas und Polos. Mit Tartaros zeugt sie die Giganten Enkelados, Koios, Astraios, Peloros, Pallas, Emphytos, Rhoikos, Agrios, Ephialtes, Eurytos, Theomises, Theodamas, Otos, Typhon, Polybotes und Iapetos.[Q 3] Als weitere Kinder Gaias mit Aither nennt er Dolor, Dolus, Ira, Luctus, Mendacium, Justiurandum, Ultio, Intermperantia, Altercatio, Oblivio, Socordia, Timor, Superbia, Incestum und Pugna.[Q 3] Nach Hyginus’ Fabulae zeugt sie mit Poseidon den Antaios[Q 48] und gebiert den Kekrops.[Q 49] Zudem wird sie wie bei Ovid von einem Ochsenfell befruchtet und bringt den Orion zur Welt.[Q 50] Nach Hyginus Astronomica bringt Gaia den Skorpios zur Welt.[Q 51]

In Pausanias Reisen in Griechenland wird sie als Mutter des Anax und des Hyllos[Q 52] sowie des Areion[Q 53] genannt. Bei Antoninus Liberalis ist sie die Mutter des Kekrops[Q 54] und bei Flavius Philostratos mit Poseidon die des Antaios.[Q 55] Bei Athenaios ist sie Mutter des Sykeus.[Q 56]

In der Dionysiaka des spätantiken Epikers Nonnos werden als Nachkommen Silenos,[Q 57] Tityos[Q 58] und Argos[Q 59] sowie die Korybanten[Q 60] und die Daktylen[Q 61] genannt. Als Mutter der Giganten erscheint sie im Zusammenhang mit den Giganten Alpus[Q 62] und Damasen.[Q 63] Mit Zeus zeugt sie die Zyprischen Kentauren.[Q 64] und den Orion, wie bei Ovid und Hyginus befruchtet von einem Ochsenfell.[Q 65]

Stammbaum nach Pseudo-Apollodors Bibliotheke

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gaia
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Uranos
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Orion
 
 
 
 
Argos
 
 
Hekatoncheiren
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Briareos
 
Gyges
 
Kottos
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tartaros
 
 
 
Kyklopen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Brontes
 
Steropes
 
Arges
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Typhon
 
 
 
Echidna
 
 
Titanen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Theia
 
Kreios
 
 
Hyperion
 
Dione
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Poseidon
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Antaios
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Themis
 
Phoibe
 
 
Kronos
 
Koios
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hephaistos
 
 
 
 
 
 
 
Iapetos
 
Rhea
 
 
Mnemosyne
 
Tethys
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Erichthonios
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Okeanos
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Triptolemos
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Giganten
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Alkyoneus
 
Porphyrion
 
 
Enkelados
 
Ephialtes
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Erinnyen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Eurytos
 
Klytios
 
 
Mimas
 
Pallas
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tisiphone
 
Megaira
 
Alekto
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Polybotes
 
Hippolytos
 
Thoon
 
Agrios
 

Gaias Bedeutung in der Mythologie wie im Kult liegt hauptsächlich in der Vorstellung der Griechen über die Erde begründet. Aus dieser Vorstellung leitet sich sowohl Gaias Hauptbedeutung als Muttergottheit ab, die alles Lebende hervorbringt und ernährt, als auch die einer Todesgottheit, die den Menschen nach dessen Tod in ihren Schoß aufnimmt. Sie wurde aber auch als Rachegottheit und Orakelgottheit aufgefasst.[3]

Als segenspendende Erdgöttin wird Gaia bereits in einer der Homerischen Hymnen besungen[Q 66] und auch entsprechend kultisch verehrt. In den Mythen und ihren Darstellungen ist dieser Aspekt der bedeutendste. Gaia ist seit Hesiod die Urgöttin in der theogonischen Dichtung. Von ihr stammen die Beherrscher der Welt ab, die Titanen und aus denen die Olympischen Götter, sowie deren Herausforderer die Giganten und Typhon. Dazu ist sie die Mutter des personifizierten Himmels Uranos und des Meeres Pontos und damit die Ahnin eines großen Teils der griechischen Götterwelt.

Ihre bereits im Alten Orient angelegte Funktion als Muttergöttin behält sie im Grunde die ganze Antike über bei, wenn auch Abwandlungen stattfanden. So werden ihr und ihrer Göttergeneration in den Theogonien der Orphiker frühere Wesen vorgeschaltet oder seit dem Derveni-Papyrus Nyx stärker betont. Die Darstellung der Gaia ist bei Hesiod ausgeprägt anthropomorph, spätere Dichter stellen sie, besonders bei der Verbindung von ihr mit Uranos, als Naturallegorie dar.[4]

Als Todesgöttin ist sie in Attika nachweisbar. In Die Perser von Aischylos bittet der Chor die Königin Atossa, Spenden in die Erde zu gießen, während er die chthonischen Götter Gaia, Hermes und Hades anfleht, den Schatten des vorherigen Königs Dareios wieder hinaufzusenden.[Q 67] Im Kult und in Darstellungen zeigt sich diese Bedeutung etwa in Fruchtopfern nach Begräbnissen, in Reliefs auf Sarkophagen oder Idolen in attischen Gräbern.[5]

Als rächende Gottheit erscheint sie, wenn Eide auf ihren Namen abgelegt werden, da dies nur bei Göttern geschah, von denen bei Eidbruch Rache zu erwarten war. In der Religion des antiken Griechenland werden die Schatten der Verstorbenen unter der Erde gerichtet, weshalb Eide besonders auf Gottheiten mit Bezug zur Erde geleistet wurden. In Aischylos’ Choephoren werden Hermes, alle chthonischen Götter und schließlich Gaia von Elektra angefleht, Rache an Aigisthos für den Tod ihres Vaters zu üben.[Q 68] Nach Pausanias befand sich eine Gaia-Statue am Areopag, an der ihr die Freigesprochenen ein Opfer darbrachten.[Q 69]

Als wahrsagende Gottheit erscheint Gaia bereits in Hesiods Theogonie, als sie dem Kronos sein Schicksal voraussagt. Sie galt als ursprüngliche Inhaberin der meisten chthonischen Orakel, da davon ausgegangen wurde, dass aus der Erde aufsteigende Dämpfe die Priesterinnen erst zu ihren Orakelsprüchen befähigt haben.

Die ältesten gesicherten Darstellungen der Gaia finden sich auf attisch-schwarzfigurigen Vasen aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. Sie zeigen sie in voller Figur als flehende Mutter in Darstellungen der Gigantomachie und in Darstellungen des Kampfes zwischen Apollon und Tityos.

In Darstellungen der Gigantomachie wird sie nur abgebildet, wenn auch ein Großteil der Olympischen Götter gezeigt wird. Auf Fragmenten schwarzfiguriger Vasen sind Teildarstellungen von ihr erhalten, aus denen sich ihre Gesamtdarstellung erschließen lässt. Auf zwei Fragmenten sind ihre Füße zu sehen,[D 3][D 4] auf einem ihre Arme und Hände[D 5] und auf dem letzten das Gesicht.[D 6] Sie trägt einen Peplos und befindet sich in einer zentralen Gruppe olympischer Götter um Zeus, der den Streitwagen besteigt. Die Gruppe bewegt sich nach rechts, Gaia steht links neben dem Wagen, beugt sich zu Zeus vor und berührt von unten dessen Bart.

In Darstellungen des Kampfes von Apollon und Tityos gilt sie in drei Fällen als gesichert abgebildet und in fünf weiteren Darstellungen ist ihre Zuschreibung unsicher. Einmal ist sie namentlich genannt, sie steht zwischen Apollon und Artemis auf der einen und Tityos auf der anderen Seite und greift durch Heben ihres Arms in den Kampf ein.[D 7] In den beiden anderen als gesichert geltenden Abbildungen ist auf Tityos Seite noch Leto zu sehen, Gaia steht zwischen den Kontrahenten.[D 8][D 9] Sie hält ihren Schleier Apollon zugewandt in der Weise, wie eine Braut ihrem Bräutigam gegenübertritt. Der mythologische Hintergrund der Szene ist unklar. Auf den beiden als unsicher geltenden Darstellungen aus dem 6. Jahrhundert[D 10][D 11] kann es sich bei der neben Tityos stehenden Frauengestalt auch um Leto anstatt Gaia handeln. Gegen die Zuordnung Gaias zu den drei rotfigurigen Darstellungen[D 12][D 13][D 14] spricht in erster Linie die Darstellung als volle Figur, die nicht der Darstellungskonvention Gaias im 5. Jahrhundert entspricht, auch hier wird die Darstellung Letos vermutet.[6]

Gaia steigt aus dem Boden auf und übergibt Erichthonios an Athena. Rechts davon Kekrops. Melisches Relief, um 460 v. Chr.[D 15]

Im 5. Jahrhundert wird Gaia nicht mehr als volle Figur abgebildet, sondern als Torso, der aus dem Boden aufsteigt. Die ersten bekannten derartigen Darstellungen zeigen sie im Zusammenhang mit der für die athenische Ätiologie bedeutenden Geburt des Erichthonios. Gaia steigt aus dem Boden, um Athena den Erichthonios zu übergeben, meist in Gegenwart Kekrops und weiteren Personen, manchmal in Gegenwart von Hephaistos. Auf der ältesten dieser Vasen ist sie ab der Taille abgebildet und reicht der auf sie zuschreitenden Athena das Kind, daneben stehen Kekrops und Hephaistos.[D 16] Sechs der neun weiteren attischen Vasen sind rotfigurig, die Darstellung wird jeweils nur leicht variiert. Zwei Darstellungen variieren nur die Anwesenden,[D 17][D 2] zwei zeigen sie schon weiter aufgestiegen ab den Knien[D 18] beziehungsweise der Hüfte[D 19] und bei einer ist die Übergabe des Kindes bereits vollzogen.[D 20] Bis auf die letzte Darstellung ist sie immer frontal abgebildet. Von drei schwarzfigurigen Loutrophoroi sind Fragmente mit diesem Motiv erhalten.[D 21][D 22][D 23] Die Darstellung auf diesen Kultgefäßen, die zu Hochzeiten und Begräbnissen genutzt wurden, steht wahrscheinlich in Bezug zu Gaias Heiligtum auf der Akropolis, bei dem ihr Voropfer dargebracht wurden.

Neben attischen Vasen findet sich das Motiv auf einem Kantharos aus dem Osten Griechenlands,[D 24] auf drei Steinreliefs[D 25][D 26][D 27] und einem melischen Relief[D 15] sowie auf einem Stater von Kyzikos.[D 28] Die Steinreliefs stammen aus der römischen Epoche, es wird jedoch angenommen, dass es sich bei ihnen um Reproduktionen des um 420 v. Chr. errichteten Frieses am Fuß der Kultstatuen handelt, die sich im Hephaisteion befanden. Auf dem melischen Relief ist Gaia von den Schultern aufwärts zu sehen und zeigt die Szene gegenüber anderen Darstellungen spiegelverkehrt, woraus geschlossen wird, dass es mithilfe eines Abgusses angefertigt wurde. Gefunden wurde das Relief in einem athenischen Grab. Auf dem Stater ist sie mit Erechthonios von den Hüften an aufwärts zu sehen. Das Motiv der aus dem Boden aufsteigenden Gestalt wurde in der Klassik losgelöst von Gaia im Kontext der Geburten Aphrodites, Pandoras und Persephones verwendet.

Das Motiv wird in der Klassik auch zur Darstellungen Gaias in der Gigantomachie übernommen. Auf einer Schale ist sie am Rand einer Schlachtenszene mit leicht erhobenen Armen ab den Oberschenkeln zu sehen[D 1] und auf einem Krater, auf dem wegen der ausführlichen Darstellung der Schlacht vermutlich die Bemalung des Parthenos-Schildes wiedergegeben ist, erscheint sie am Rand mit voll erhobenen Armen. Die Giganten befinden sich durchgängig auf einer niederen Ebene als die Götter, die vom Himmel herab kämpfen.[D 29][6]

Ostfries des Pergamonaltars: Gaia erscheint zwischen Athena und Nike, links der Gigant Alkyoneus

Im Hellenismus erscheint Gaia meist in groß angelegten Darstellungen der Gigantomachie. Auf dem Ostfries des Pergamonaltars ist sie als Torso dargestellt, der sich jedoch nicht am Rand des Kampfes befindet, sondern ähnlich wie in den frühesten Darstellungen inmitten einer Kampfszene. Das Gleiche ist für das Fries aus dem Athenaheiligtum in Priene festzustellen.[D 30] Auf einer etruskischen Relief-Urne steht sie schützend hinter einem am Boden liegenden Giganten.[D 31] Da der Körper des Giganten ihren unteren Teil bedeckt, ist unklar ob sie als ganze Figur oder als aufsteigender Torso gedacht wurde.

In der römischen Kunst erscheint sie auf den oben genannten Reproduktionen des Hephaisteion-Frieses und in wenigen anderen Darstellungen, auf denen sie namentlich genannt wird. In weiteren Darstellungen des Gaia-Motives, bei denen die namentliche Zuordnung nicht möglich ist, wird die Darstellung von Tellus angenommen.[6]

Eine kultische Verehrung der Gaia gab es in erster Linie in Athen, wo sie auch als Kurotrophos verehrt wurde. Ein ständiger Kult ist von Athen abgesehen in der Regel nur an entlegenen Orten oder an Orakelstätten zu finden. Verehrt wurde sie meist in ihrer segenspendenden Bedeutung als Muttergottheit, aber auch als Todesgottheit und als rächende Gottheit.

Karte des antiken Athen

Der vermutlich älteste Kultort ist das Temenos der Ge Olympia in Athen. Es befand sich im Peribolos des Hieron des Zeus Olympios neben einem Tempel des Kronos und der Rhea. In dem Temenos befand sich ein Erdspalt, in den sich die Deukalionische Flut verlaufen haben soll und in diesen wurde jährlich ein Opferbrei aus Honig und Weizenmehl geworfen.[Q 70][Q 71] Als Kurotrophos hatte sie einen Altar im Pandroseion, dem Heiligtum des Pandrosos auf der Akropolis.[7] Mit Pandrosos und Athena Polias bildete Ge Kurotrophos dort eine Trias, der von den athenischen Amtsträgern geopfert wurde. Wahrscheinlich wurden für sie und Pandrosos dort an den Panathenäen je ein Stuhl aufgestellt, um sie an den Feierlichkeiten teilhaben zu lassen.[8] Einen Tempel hatte sie neben dem Tempel der Demeter Chloe unterhalb des Niketempels.[Q 72]

Gaia Kurotrophos wurde in Athen als Ernährerin der Kinder verehrt, von denen sie deshalb durch Tänze gefeiert wurde. König Erichthonios soll eingeführt haben, dass ihr deshalb vor jedem Opfer ein Voropfer gebracht wird,[Q 73] das vermutlich auch aus Getreide und Honig bestand.[9] Weitere Opfer wurden der mütterlichen Gaia zu Hochzeiten und Festen dargebracht. Der rächenden Göttin wurden von Freigesprochenen an ihrer Statue am Areopag geopfert und der Todesgöttin bei Begräbnissen, geopfert wurden ihr hierbei Früchte. Ebenfalls Früchte wurden ihr an dem chthonischen Fest Genesia geopfert[10] und ein Getreideopfer wurde ihr zur Procharisteria dargebracht.[11] Zu den Thesmophorien wurde sie als Kurotrophos angerufen.[Q 74]

Karte des Heiligtums von Delphi

In Delphi galt Gaia als erste Inhaberin des Orakels, bis sie es an Themis, der Inhaberin vor Apollon, abtreten musste.[Q 75] Es wurde davon ausgegangen, dass die Pythia durch aus der Erde aufsteigende Dämpfe inspiriert sei, womit Gaia als erste Inhaberin zu erklären ist.[12] Einen Tempel hatte sie in der Nähe des Apollonheiligtums, wo sie den Beinamen Eurusternos trug.

Die Priesterin des noch in später Zeit besuchten Orakels bei Aigai soll, um Gaia um Rat zu fragen, Ochsenblut getrunken und in eine Höhle hinabgestiegen sein.[Q 76] Hier hatte sie einen Tempel, in dem ein altes Xoanon stand. Die Priesterin des Tempels durfte nur mit einem Mann verkehrt haben und musste danach zölibatär leben.[Q 77]

In Olympia befand sich ein Aschenaltar neben einem Altar der Themis, der nach Pausanias zuvor ein Orakel gewesen war.[Q 78] Sie soll auch neben Zeus im Orakel von Dodona verehrt worden sein[Q 79] und möglicherweise ist ihr noch der frühere Besitz des Trophoniosorakels von Lebadeia zuzurechnen.[13]

In der historischen Zeit ist Gaia als Orakelgottheit außer im Orakel von Aigai von Zeus und Apollon verdrängt worden.[14] Möglich ist auch, dass manche Orakelorte durch ihre Bezugnahme auf Gaia ihren Anspruch auf Alter und Authentizität ausdrücken wollen, ohne dass Gaia dort tatsächlich ein Orakel geweiht gewesen war.[4]

Im attischen Demos Phlya, wo sie mit Beinamen Megale als Naturgottheit verehrt wurde,[Q 80] hatte Gaia einen Altar. Auch wurden hier Orgien für sie gefeiert, die älter als die Mysterien von Eleusis gewesen sein sollen.[Q 81] In einem Heiligtum in Patrai wurde sie sitzend dargestellt, während die Fruchtbarkeitsgöttinnen Demeter und Kora neben ihr standen.[Q 82] Ein weiteres Heiligtum befand sich auf der Agora von Lakedaimon[Q 83] und ein weiterer Altar in Tegea neben einem Tempel der Geburtsgöttin Eileithyia.[Q 84]

Da sie vor allem in ihrer Bedeutung als Muttergöttin verehrt wurde, bestanden die ihr dargebrachten Opfer in der Regel aus Getreide, Früchten oder Honig und vereinzelt aus Tieropfern. Als Rachegöttin wird ihr allein in der Ilias vor dem Kampf zwischen Paris und Menelaos ein schwarzes Lamm geopfert.[Q 85] In Attika wurde ihr zu Hochzeiten[Q 86] und zu Begräbnissen geopfert und bei Trockenheit wurde sie nach einer Inschrift auf der Akropolis anstatt der Vegetationsgöttin Demeter als Gaia Karpophoros als Vermittlerin zu Zeus angerufen.[Q 87] Die Einführung des Opfers bei Begräbnissen wird von Cicero dem Kekrops zugeschrieben.[Q 88] In der attischen Tetrapolis wurden ihr im Monat Poseideon eine trächtige Kuh, im Gamelion ein Schaf und am 10. Elaphebolion ein schwarzer Bock geopfert.[15] Aus Mykonos ist überliefert, dass dort jährlich am 12. des Monats Lenaion (Januar–Februar) Opfer an Dionysos Lenaios, Zeus Chthonios und Ge Chthonia gebracht wurden. Fremde durften an diesem Opfer nicht teilnehmen.[16]

Als Kultnamen der Gaia sind überliefert:

  • Ἀνησιδώρα Anēsidṓra in Phlya.[Q 89]
  • Ἐν γύαις En gýais in der attischen Tetrapolis.[Q 90]
  • Εὐρυόδεια Euryódeia in Skarpheia.[Q 91]
  • Εὐρύστερνος Eurýsternos in Achaia.[Q 92]
  • Θέμις Thémis in Athen.[Q 93]
  • Καλλιγένεια Kalligéneia wahrscheinlich in Athen.[Q 94]
  • Καρποφόρος Karpophóros in Athen. Die Kyzikener opferten ihr in Delphi.[Q 95]
  • Κουροτρόφος Kourotróphos in Athen.
  • Μεγάλη Megálē in Phlya.

Bis zur Moderne haben bildende Künstler sich mit Gaia beschäftigt und versucht, ihr eine Form zu geben.

In Anlehnung an die griechische Mythologie nannten die Wissenschaftler Lynn Margulis und James Lovelock ihren Denkansatz, die Erde mit einem Organismus gleichzusetzen, Gaia-Hypothese. Diese Wahl hat sicherlich zur großen Popularität der Hypothese beigetragen, führte jedoch auch zu esoterischen Auslegungen, von denen sich die Autoren distanziert haben.

Commons: Gaia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hesiod, Theogonie 116–124.
  2. a b Orpheus, Fragmente 54 & 57 Kern.
  3. a b c Hyginus, Praefatio.
  4. a b Hesiod, Theogonie 154–187.
  5. Bibliotheke des Apollodor 1,1–5.
  6. Hesiod, Theogonie 453–506
  7. Hesiod, Theogonie 617–735.
  8. Hesiod, Theogonie 881–884
  9. Bibliotheke des Apollodor 1,6.
  10. Aischylos, Der gefesselte Prometheus 206 ff.
  11. Bibliotheke des Apollodor 1,34–39.
  12. Nonnos, Dionysiaka 48,6.
  13. Hesiod: Theogonie 126–138.
  14. Hesiod, Theogonie 228–234.
  15. a b Hesiod, Katalog der Frauen Fragment 40A.
  16. Hesiod, Astronomie Fragment 4.
  17. Homer, Odyssee 11,580
  18. Homer, Ilias
  19. Eumelos, Titanomachia Fragment 1
  20. Alkaios von Lesbos Fragment 441.
  21. Simonides von Keos Fragment 52
  22. Bakchylides Fragment 45. In: David A. Campbell: Greek Lyric: Bacchylides, Corinna, and others. Band 4, Harvard University Press, Cambridge, Mass. 1992.
  23. Anonymes Fragment 985. In: David A. Campbell: Greek Lyric: Bacchylides, Corinna, and others. Band 5, Harvard University Press, Cambridge, Mass. 1993.
  24. Aischylos, Der gefesselte Prometheus 566.
  25. Aischylos, Der gefesselte Prometheus 211.
  26. Aischylos, Der gefesselte Prometheus 207.
  27. Aischylos, Agamemnon 690.
  28. Aischylos, Eumeniden 1.
  29. Aischylos, Die Schutzflehenden 250.
  30. Apollonios von Rhodos 2,1215.
  31. Kallimachos, Hekale Fragment 260
  32. Strabon 10,3,9.
  33. Diodor 5,65–66.
  34. Vergil, Aeneis 4,174.
  35. Vergil, Aeneis 6,595.
  36. Ovid, Metamorphosen 1,438.
  37. Ovid, Metamorphosen 4,282.
  38. Ovid, Fasti 3,793.
  39. Ovid, Fasti 5,493.
  40. Statius, Thebais 5,505.
  41. Bibliotheke des Apollodor 1,2.
  42. Bibliotheke des Apollodor 1,3; 1,34.
  43. Bibliotheke des Apollodor 1,39.
  44. a b Bibliotheke des Apollodor 2,4
  45. Bibliotheke des Apollodor 2,115.
  46. Bibliotheke des Apollodor 3,188.
  47. Bibliotheke des Apollodor 1,25.
  48. Hyginus, Fabulae 31.
  49. Hyginus, Fabulae 48.
  50. Hyginus, Fabulae 140; Astronomica 2,34.
  51. Hyginus, Astronomica 2,26.
  52. Pausanias, Reisen in Griechenland 1,35,6f.
  53. Pausanias, Reisen in Griechenland 8,25,8–9.
  54. Antoninus Liberalis 6.
  55. Flavius Philostratos 2,21.
  56. Athenaios 78a.
  57. Nonnos, Dionysiaka 29,243.
  58. Nonnos, Dionysiaka 4,33.
  59. Nonnos, Dionysiaka 20,35.
  60. Nonnos, Dionysiaka 13,135; 14,23.
  61. Nonnos, Dionysiaka 14,23.
  62. Nonnos, Dionysiaka 45,174.
  63. Nonnos, Dionysiaka 25,452.
  64. Nonnos, Dionysiaka 14,193; 32,65.
  65. Nonnos, Dionysiaka 13,96.
  66. Homer, Hymne 30.
  67. Aischylos, Die Perser 621 ff.
  68. Aischylos, Choephoren 118 ff.
  69. Pausanias, Reisen in Griechenland 1,28,6.
  70. Thukydides, Der Peloponnesische Krieg 2,15
  71. Pausanias, Reisen in Griechenland 1,18,7
  72. Pausanias, Reisen in Griechenland 1,22,3
  73. Suda, Stichwort Kourotróphos gḗ (Κουροτρόφος γῆ), Adler-Nummer: kappa 2193, Suda-Online
  74. Aristophanes, Die Thesmophoriazusen 295 ff.
  75. Aischylos, Eumeniden 2–4.
  76. Plinius der Ältere, Naturalis historia 28,41.
  77. Pausanias, Reisen in Griechenland 7,25,13.
  78. Pausanias, Reisen in Griechenland 5,14,10.
  79. Pausanias, Reisen in Griechenland 10,12,10.
  80. Pausanias, Reisen in Griechenland 1,31,4.
  81. Hippolyt, Refutatio omnium haeresium 5,20.
  82. Pausanias, Reisen in Griechenland 7,21,11.
  83. Pausanias, Reisen in Griechenland 3,12,8.
  84. Pausanias, Reisen in Griechenland 8,48,8.
  85. Homer, Ilias 3,103.
  86. Proklos, Kommentar zum Timaios 293.
  87. Inscriptiones Graecae 3,1,166.
  88. Cicero, De legibus 2,25.
  89. Pausanias, Reisen in Griechenland 1,31,4
  90. Diodor, 4,70
  91. Hesych, Εὐρυόδεια
  92. Pausanias, Reisen in Griechenland 7,25,13
  93. Corpus Inscriptionum Atticarum 3,5,318 u. 350
  94. Hesych, Καλλιγένεια
  95. Manetho 1,207

Darstellungsnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Attisch-rotfigurige Schale. Aristophanes und Erginos. Berlin, Antikensammlung F 2531. 410–400 v. Chr.
  2. a b Attisch-rotfiguriger Stamnos. München, Antikensammlungen 2413. Um 460 v. Chr.
  3. Attisch-schwarzfigurige Amphore (Fragmente). Athen, NM Akr. 2211. 560–550 v. Chr.
  4. Attisch-schwarzfiguriger Dinos (Fragmente). Lydos. Athen, NM Akr. 607. Um 540 v. Chr.
  5. Attisch-schwarzfiguriger Kantharos (Fragmente). Athen, NM Akr. 2134. Um 550 v. Chr.
  6. Attisch-schwarzfigurige Kylix (Fragmente). Athen, NM Akr. 1632. Um 540 v. Chr.
  7. Attisch-schwarzfigurige Halsamphora. Paris, Louvre E 864. Um 560 v. Chr.
  8. Attisch-schwarzfigurige Halsamphora. Tarquinia, NM RC 1043. Um 560 v. Chr.
  9. Attisch-schwarzfigurige Halsamphora. Rom, Villa Giulia. Um 540 v. Chr.
  10. Attisch-schwarzfiguriger Teller (Fragment). Athen, NM Akr. 2406. 560–550 v. Chr.
  11. Attisch-schwarzfiguriger Kolonettenkrater (Fragmente). Lydos. Athen, NM Akr. 631. Um 550 v. Chr.
  12. Attisch-rotfigurige Halsampora. Eucharides-Maler. London, BM E 278. Um 490 v. Chr.
  13. Attisch-rotfiguriger Kelchkrater. Aigisthos-Maler. Paris, Louvre G 164. 470–460 v. Chr.
  14. Attisch-rotfigurige Kylix. München, Antikensammlung 2689. 460–450 v. Chr.
  15. a b Melisches Relief. Berlin, Antikensammlung TC 6281. Um 460 v. Chr.
  16. Attisch-schwarzfiguriger Lekythos. Palermo, Coll. Mormino. 490–480 v. Chr.
  17. Attisch-rotfigurige Hydria. London, BM E 182. 470–460 v. Chr.
  18. Attisch-rotfigurige Schale. Berlin, Antikensammlung, F2537. 440–430 v. Chr.
  19. Attisch-rotfiguriger Kelchkrater. Palermo, Mus. Reg. 2365. Um 400 v. Chr.
  20. Attisch-rotfigurige Pelike. Universität Leipzig, T 654. 470–460 v. Chr.
  21. Attisch-schwarzfiguriger Loutrophoros (Fragmente). Athen, NM Akr. 1191. 2. Hälfte des 5. Jh. v. Chr.
  22. Attisch-schwarzfiguriger Loutrophoros (Fragmente). Athen, NM Akr. 1188–1189. 2. Hälfte des 5. Jh. v. Chr.
  23. Attisch-schwarzfiguriger Loutrophoros (Fragmente). Athen, NM Akr. 1195. 2. Hälfte des 5. Jh. v. Chr.
  24. Kantharos. Kopenhagen NM 7603. Um 470 v. Chr.
  25. Steinrelief (Fragment). Fundort Ostia. Vatikan inv. 247. 1. Jh. v. Chr.
  26. Steinrelief (Fragment). Fundort Villa Adriana. Vatikan Inv. 1285. 2. Jh. n. Chr.
  27. Steinrelief (Fragment). Paris, Louvre MA 579. 2. Jh. n. Chr.
  28. Stater von Kyzikos. Um 400–350 v. Chr.
  29. Attisch-rotfiguriger Kelchkrater. Neapel, NM 2045. 410–400 v. Chr.
  30. Fries aus dem Athenaheiligtum Priene (Fragment). London, BM 1175. 3. oder 2. Jh. v. Chr.
  31. Urne. Fundort Villa Bordoni. Perugia, Museo Archeologico. 2. Jh. v. Chr.

Literaturnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Wilhelm Drexler: Gaia. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 1580 (Digitalisat). (dort Verweis auf Taf. 56, Fig. 1 in Alexander Conze: Heroen- und Götter-Gestalten der griechischen Kunst. 2 Lieferungen = 2 Abtheilungen. Waldheim, Wien 1874–1875).
  2. Michael Meier-Brügger: Zu griechisch γῆ und γαῖα. In: Münchener Studien zur Sprachwissenschaft. 53, 1992, S. 113–116.
  3. Wilhelm Drexler: Gaia. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 1570 (Digitalisat).
  4. a b Fritz Graf: Gaia. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 4, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01474-6, Sp. 733–734.
  5. Eduard Gerhard: Gesammelte akademische Abhandlungen und kleine Schriften. Reimer, Berlin 1866, S. 232 (Digitalisat).
  6. a b c Mary B. Moore: Ge. In: LIMC. S. 175–177.
  7. Theodora Hadzisteliou Price: Kourotrophos. Cults and representations of the Greek nursing deities. Brill, Leiden 1978, S. 117.
  8. Erika Simon: Festivals of Attica. An Archaeological Commentary. University of Wisconsin Press, 2002, ISBN 0-299-09184-8, S. 70.
  9. Erika Simon: Festivals of Attica. An Archaeological Commentary. University of Wisconsin Press, 2002, ISBN 0-299-09184-8, S. 69.
  10. August Mommsen: Heortologie. Antiquarische Untersuchungen über die städtischen Feste der Athener. Leipzig 1864, S. 210. (Digitalisat)
  11. August Mommsen: Heortologie. S. 8. (Digitalisat)
  12. Martin Persson Nilsson: The Mycenaean Origin of Greek Mythology. University of California Press, Berkeley 1932, S. 159.
  13. Friedrich Gottlieb Welcker: Griechische Götterlehre. Band 1, Göttingen 1857, S. 325 (Digitalisat).
  14. Wilhelm Drexler: Gaia. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 1572 (Digitalisat)..
  15. Jaroslav Tkáč: Gaia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VII,1, Stuttgart 1910, Sp. 469.
  16. Wilhelm Dittenberger: Sylloge inscriptionum Graecarum. Band 1, Leipzig 1883, S. 373 (Digitalisat).