Kamin

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Moderner offener Kamin

Ein Kamin (vom lateinischen caminusOfen“; in der Schweiz und französischsprachigen Ländern Cheminée genannt) ist eine haustechnische Einrichtung zum Verfeuern von Festbrennstoffen – meist stückigem Brennholz, auch Torf – bei denen der Abbrand mit geringer Geschwindigkeit erfolgt. Ziel ist in erster Linie die Beheizung des Aufstellraumes. Mit der Verbreitung anderer Möglichkeiten der Raumheizung rückte der Behaglichkeitsaspekt des Flammenspiels mehr in den Vordergrund.

Ein Kamin besteht in der Regel aus einem Feuerraum, einem Rauchsammler (auch Esse genannt) und einer Verbindungsleitung zu einem Schornstein. Zusätzliche Komponenten können sein: ein Rost, eine Wärmedämmung zum Schutz angrenzender Bausubstanz, eine Rauchklappe und Türen zum Verschließen des Feuerraums.

Der Feuerraum wird hergestellt aus einem nichtbrennbaren Material, bevorzugt wird er mit Feuerfeststeinen ausgemauert. Alternativ kann der Feuerraum aus Gusseisenplatten hergestellt werden. Industriell hergestellte Feuerräume aus Stahlblech bedürfen einer zusätzlichen Auskleidung (z. B. Schamotte, Vermiculite, Kalziumsilikat) um das Stahlblech vor direktem Flammenangriff zu schützen. Der Rauchsammler und die Verbindungsleitung werden ebenfalls aus einem nichtbrennbaren Material hergestellt, heute wird bevorzugt Stahlblech verwendet.

Die technischen Bestandteile des Kamins werden zum Raum hin verkleidet bzw. abgemauert. Häufig wird der Kamin vor einer rückseitigen Hauswand platziert und ragt in den Raum hinein. Hinter, über oder neben dem Kamin befindet sich der Schornstein zur Abführung der Rauchgase.

Offener Kamin

Offener Kamin aus dem Grand Théâtre de Genève von 1879
Kunstvolles Detail eines offenen Kamins (um 1800), Carrara-Marmor, Bronze

Offene Kamine sind seit ca. 800 Jahren nachweisbar. Historischer Vorgänger des Kamins ist die vereinzelt bis in die frühe Neuzeit anzutreffende offene Hausfeuerstelle, bei der die Rauchgase offen in den Raum geführt wurden. Mit der Verbreitung der mehrgeschossigen Bauweise erwies sich die offene Hausfeuerstelle als unpraktikabel und wurde zunächst von der Raummitte in oder an die Außenmauern verlagert. Die Rauchgase wurden in einem über der Feuerstelle gelegenen Rauchsammler geführt und über Schlitze in den Mauern nach außen geführt. Spätere Konstruktionen leiten die Abgase mittels eines über der Feuerstelle gelegenen Schornsteins bis über Dach ab.

Die offenen Kamine dienten zunächst – mit Ausnahme repräsentativer oder herrschaftlicher Bauten, Gebäudebestandteile oder Räumlichkeiten – nicht nur der Raumbeheizung, sondern auch als häusliche Kochstelle. Sofern historische Kamine ausschließlich zur Raumheizung gedacht waren, finden sich an ihnen häufig aufwendige Verkleidungen, Natursteinapplikationen und vorgesetzte Stilrahmen als Ausdruck gehobener Lebensart.

Verschiedentlich werden unterschieden: Lombardische Kamine mit weit hervorragendem, pyramidenförmigem Mantel, der auf Konsolen oder sonstigen Vorkragungen steht; französische, die ganz außerhalb der Mauer stehen; deutsche, welche noch weiter hervor ragen und einen hohen Mantel haben, und holländische, ganz in der Mauer liegende.

Wirkungsweise und Brandschutz

Die Heizwirkung des offenen Kamins beruht einerseits auf der direkt von den Flammen ausgehenden Wärmestrahlung. Andererseits wird der in der Regel massiv hergestellte Brennraum im Laufe des Abbrandes mit erwärmt und sorgt so für zusätzliche Strahlungswärme.

Spezielle Konstruktionen führen zusätzlich Raumluft hinter den Brennraum oder durch den Rauchsammler und ermöglichen so auch Wärmeabgabe durch Konvektion.

Bei historischen Konstruktionen grenzt die Brennraumrückseite mitunter an Nachbarräumlichkeiten, sodass auch dort eine Wärmeabgabe durch Strahlung und Konvektion erfolgen kann.

Der Wirkungsgrad von offenen Kaminen ist gering. Ursache dafür ist, dass bei korrekter Systemauslegung (abhängig von lichtem Innenmaß und Höhe des Schornsteins sowie der Öffnungsfläche des Kamins) die Öffnung des Kamins mit einem erheblichen Nebenluftvolumenstrom beaufschlagt werden muss. Dadurch wird einerseits verhindert, dass Rauchgase aus dem offenen Brennraum zum Aufstellraum hin strömen. Andererseits wird dadurch ggf. erwärmte Raumluft über den Kamin aus dem Raum geführt.

Funktionsvoraussetzung für offene Kamine ist, dass ausreichend Verbrennungsluft und Nebenluft in den Aufstellraum nachströmen kann. Überschlägig kann ein Luftbedarf von 360 m³/h pro m² Feuerraumöffnung angesetzt werden.

Brandschutztechnisch muss bei der Konstruktion von offenen Kaminen auf ausreichende und nichtbrennbare Wärmedämmung, die Verwendung geeigneter Materialien, die Aufstellung auf nicht brennbarem und tragfähigem Untergrund und auf einen nichtbrennbaren Bodenbelag vor der Feuerraumöffnung geachtet werden. Der Bodenbelag soll vor herausspringenden Funken schützen.

Geschlossener Kamin

Um den Wirkungsgrad einer Kaminfeuerung zu verbessern, werden Türen verwendet, mit denen sich der Feuerraum zum Aufstellraum hin verschließen lässt. Dadurch entfällt der bei offenen Kaminen erforderliche Nebenluftvolumenstrom, eine Erwärmung der Raumluft ist somit besser möglich. Materialseitig werden Türen aus Gusseisen verwendet oder – um das Flammenspiel verfolgen zu können – Türkonstruktionen aus hochhitzebeständigem Keramikglas.

Kamin als Heizkessel

Beim zur Zentralheizung genutzten geschlossenen Kamin sind die Luftführungen von Frischluft und Rauchgas optimiert. Die doppelwandigen Seitenwände, der Feuerrost und Rauchgastaschen im Feuerraum sind wassergekühlt, wobei das Wasser als Energieträger wirkt. Das erwärmte Wasser wird über das Heizungsnetz in Wohnräume geleitet oder dient zur Heißwasserversorgung. Der wasserführende Kamin kann als eigenständige Heizungsanlage oder auch zur Entlastung anderer Heizsysteme als Zweitheizung verwendet werden. Als technische Bezeichnung der wasserführenden Kamine wird der Begriff Kaminheizkessel in der Literatur verwendet. Der wasserführende Kamin ist nach technischer Klassifizierung ein Feststoffkessel, jedoch mit dem Design eines traditionellen Kamins. Zu einem Kaminheizkessel führen vier Wasserrohre: zwei Rohre für Hin- und Rückfuhr zum Warmwasserspeicher mit eigener Wasserpumpe, ein Rohr zur Notkühlung (bei Ausfall der Pumpe) aus dem Frischwassernetz und ein Rohr zur Abfuhr des Notkühlwassers in die Kanalisation.

Kaminofen

Die Abgrenzung zum Kaminofen ist fließend und ergibt sich nur aus der Aufstellung: Während der normale Kamin in eine Wand eingelassen ist, ist ein Ofen eher freistehend. Kachelöfen mit Glastür, die oft auch an eine Wand angebunden sind, stellen einen Grenzfall dar.

Notkamin

Ein Notkamin (auch Zusatzkamin, Vorsorgekamin oder Sicherheitskamin genannt) dient in erster Linie zur Versorgungssicherheit bei etwaigen Stromausfällen und Lieferengpässen der Energieversorger. Weitere Gründe für die Nutzung sind Unabhängigkeit und Individualität bei der Auswahl an Energie- und Wärmeversorgung.[1]

Einzelnachweise

  1. Was ist ein Zusatzkamin?

Siehe auch

Commons: Kamin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien