Compliance Folien
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Wirtschaftsrecht II
Compliance
Sommersemester 2024
Dr. Deniz Dursun, LL.M. (Aberdeen)
Ein CMS soll primär dazu beitragen, dass das Unternehmen und seine
Mitglieder im Einklang mit Recht, Gesetz und internen Regeln
agieren. Die für rechtskonformes Handeln letztlich verantwortliche
Unternehmensleitung und alle Unternehmensmitglieder sollen in der
Ausübung ihrer unternehmerischen Tätigkeit unterstützt werden, so
dass die vom Unternehmen hergestellten Produkte, angebotenen
Dienstleistungen und andere Aktivitäten regelkonform sind. Im Sinne
der Risikoorientierung, Angemessenheit und Flexibilität sollen
Unternehmen individuell entscheiden, welche Compliance-
CMS - Themenfelder vom Anwendungsbereich des CMS umfasst und welche
im Rahmen anderer Prozesse gesteuert werden.
Hauptziele und Ein weiteres wichtiges Ziel von CMS ist Haftungsvermeidung durch
Präventionswirkung. Das CMS soll sicherstellen, dass es im besten Fall
Aufgaben erst gar nicht zum Verstoß kommt. Zudem hat das CMS eine
exkulpierende Wirkung. Wenn dennoch ein Compliance-Verstoß
eintritt, haften das Unternehmen und seine Leitung nicht oder nur
reduziert, weil mit dem CMS alles Zumutbare getan wurde, um
Verstöße zu verhindern, bzw. zu erschweren und aufzuklären. Neben
der Haftungsvermeidung soll das CMS eine positive Auswirkung auf
die Reputation des Unternehmens haben, indem es diese schützt oder
sogar aktiv fördert.
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Vorbeugen:
Verhaltenscodex
Beratung
Kompetenzsicherung
Kommunikation & Schulungen
Entdecken:
Prevent – Überwachung
Detect – Hinweisgebersysteme
Interne Untersuchungen
Respond Reagieren:
Sanktionen
Prozess- und Kontrollanpassungen
Berichte
Krisenmanagement
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Aktiengesellschaften:
§91 Abs. 2 AktG
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GmbH
Für die GmbH gibt es weder spezialgesetzliche Vorschriften zur
Errichtung von Compliance-Systemen noch zur
Sachverhaltsermittlung im Verdachtsfall.
Aber faktischer Zwang
Recht oder
Pflicht zu ➡
Unterlässt eine Unternehmensleitung Aufsichtsmaßnahmen, die zur
internen Verhinderung von Zuwiderhandlungen und Pflichtverletzung im
Unternehmen erforderlich sind und tritt gleichwohl ein Regelverstoß
Ermittlungen? auf, so haftet im Fall eines zurechenbares Fehlverhaltens –im Sinne
mangelhafter Organisation oder Überwachung – eines
Aufsichtspflichtigen das Unternehmen selbst (§§130,9, 30 OWiG).
Ob dieser Zwang so weit reicht, aufwendige interne Ermittlungen
anzustoßen, richtet sich nach Intensität und Verdachtsgrad des
Ermittlungsanlasses.
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Amnestiezusagen / Kronzeugenregelungen
Anreize für Hinweisgebersysteme (Whistleblowing)
Mitarbeiter
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2015
• Die US-Umweltbehörde EPA wirft im September des Jahres Volkswagen Verstöße
gegen das Klimaschutzgesetz "Clean Air Act" vor. Es geht um 482.000 Diesel-
Fahrzeuge in Kalifornien.
• VW-Vorstandschef Martin Winterkorn tritt vom Vorstandsvorsitz zurück.
• In der Folgezeit gibt Audi den Einsatz von sogenannter "Schummel-Software" zu.
• VW beauftragt die US-Kanzlei Jones Day, den Abgasskandal und seine
Hintergründe aufzuarbeiten. Dazu werden riesige Datenmengen ausgewertet und
Manager befragt.
2017
Diesel-Skandal Aufgrund der Untersuchungsergebnisse von Jones Day, die nicht veröffentlicht
werden, und der Ermittlungsergebnisse der US-Justizbehörden, vergleicht sich VW
mit der US-Regierung auf insgesamt 4,3 Milliarden Dollar an Strafen und
Bußgeldern. Damit sehen VW und Audi die Dieselkrise als "aufgearbeitet" an,
wollen aber mit den Behörden weiter kooperieren. Der frühere Audi-Chef Rupert
Stadler selbst sieht sich durch die Untersuchungsergebnisse von Jones Day
entlastet.
Die Wiedergutmachung kostete Volkswagen bislang mehr als 32 Milliarden Euro,
vor allem für Strafen und Schadensersatzzahlungen in den USA.
Die Staatsanwaltschaft München II durchsucht im März Büroräume des Konzerns
in Ingolstadt und Neckarsulm. Auch bei VW in Wolfsburg werden Büros durchsucht.
Die Behörden ermitteln gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betrugs.
2018
Die Staatsanwaltschaft München durchsucht im Februar erneut Büroräume
von Audi in München und Neckarsulm. Es geht jetzt erstmals auch um Audi-
Modelle mit Abschalteinrichtung, die außerhalb der USA verkauft wurden.
Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt von Juni an gegen Rupert Stadler
persönlich. Er zählt nun zu einem Kreis von 20 Beschuldigten im
Abgasskandal.
18.06.2018: Rupert Stadler wird festgenommen und kommt in U-Haft. Ihm
Diesel-Skandal wird Betrug im Zusammenhang mit demVerkauf von Dieselfahrzeugen mit
manipulierter Abgasreinigung vorgeworfen. Grund der Festnahme ist
Verdunklungsgefahr.
Anfang Oktober scheidet Rupert Stadler aus demVorstand von Audi und VW
aus.
Ende Oktober wird der Haftbefehl gegen Rupert Stadler gegen Kaution
ausgesetzt.
2019
Anklageerhebung durch die Münchner Staatsanwaltschaft.
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2020
Prozess-Beginn in München
2021
Anklage gegen vier weitere ehemalige Audi-Manager
2023
Wolfgang Hatz, ehemaliger Chef der Audi-Motorenentwicklung und
Porsche-Vorstand und ein weiterer leitender Ingenieur geben zu, die
Diesel-Skandal Software-Manipulationen in Auftrag gegeben zu haben.
Rupert Stadler legt ein Geständnis ab. So kann er eine Gefängnisstrafe
umgehen.
Das Landgericht München verurteilt Stadler zu einer
Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Zudem muss er
ein Bußgeld in Höhe von 1,1 Millionen Euro zahlen. Die
WirtschaftsstraQammer spricht ihn des Betrugs schuldig, weil er den
Verkauf von Dieselautos mit manipulierten Abgaswerten zu spät
gestoppt hatte.
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Zentrale Regelungselemente
Pflicht zur Einrichtung Meldesystem
Anforderungen an Meldesysteme
Zentrale Regelungen zu Kommunikation mit Hinweisgeber
Regelungsele Regelungen zu Folgemaßnahmen
mente Schutz von Hinweisgebern vor Repressalien
Pflicht zum Hinweis auf externe Meldesysteme
Folgen bei Nichtumsetzung
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§18 HinSchG
Regelungen zu "Als Folgemaßnahmen kann die interne Meldestelle insbesondere 1.
interne Untersuchungen durchführen […] 2. […] an andere
Folge- zuständige Stellen verweisen, 3. aus Mangel an Beweisen oder aus
anderen Gründen abschließen 4. […] zwecks weiterer
maßnahmen Untersuchungen abgeben an eine […] zuständige Arbeitseinheit
oder […] eine Behörde."
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§36 HinSchG
1. Verbot von Repressalien
"Gegen hinweisgebende Personen gerichtete Repressalien sind
verboten. Das gilt auch für die Androhung und den Versuch,
Repressalien auszuüben.“
Schutz von 2. Beweislastumkehr
Hinweisgebern „Erleidet eine hinweisgebende Person eine Benachteiligung im
Zusammenhang mit ihrer beruflichen Tätigkeit und macht sie geltend,
vor diese Benachteiligung infolge einer Meldung oder Offenlegung nach
diesem Gesetz erlitten zu haben, so wird vermutet, dass diese
Repressalien Benachteiligung eine Repressalie für diese Meldung oder Offenlegung
ist. In diesem Fall hat die Person, die die hinweisgebende Person
benachteiligt hat, zu beweisen, dass die Benachteiligung auf
hinreichend gerechtfertigten Gründen basierte oder dass sie nicht auf
der Meldung oder Offenlegung beruhte.“
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