Leone2018 Book TheoretischeElektrotechnik
Leone2018 Book TheoretischeElektrotechnik
Leone2018 Book TheoretischeElektrotechnik
Theoretische
Elektrotechnik
Elektromagnetische Feldtheorie
für Ingenieure
Theoretische Elektrotechnik
Marco Leone
Theoretische Elektrotechnik
Elektromagnetische Feldtheorie
für Ingenieure
Marco Leone
Lehrstuhl Theoretische Elektrotechnik
Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
Magdeburg, Deutschland
Springer Vieweg
# Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2018
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Vorwort
V
VI Vorwort
Vertraute Netzwerkgr€oßen wie Strom, Spannung, Widerstand, Kapazität erweisen sich als
integrale Parameter des elektromagnetischen Feldes.
Der Aufbau dieses Buches folgt der sog. axiomatischen Methode, bei der, ausgehend
von den Maxwell-Gleichungen, Vereinfachungen für unterschiedliche Problemklassen
abgeleitet werden, für die die spezifische L€osungsmethodik systematisiert werden kann.
Hierzu zählen im Wesentlichen Elektrostatik, station€ares Str€omungsfeld, Magnetostatik,
Elektromagnetische Quasistatik (langsam veränderliche Felder), Diffusionsfelder in Lei-
tern, sowie freie und leitungsgeführte Elektromagnetische Wellenfelder. Jedem dieser
Gebiete ist in der aufgeführten Reihenfolge ein eigenes Kapitel dieses Buches gewidmet
(Kap. 2.–7.). Ausgenommen ist das quasistatische elektromagnetische Feld, aus dem die
Theorie der elektrischen Netzwerke resultiert. Sie sind den entsprechenden Lehrbüchern
der Grundlagen der Elektrotechnik vorbehalten. Im 1. Kapitel werden grundlegende
Begriffe und Gr€oßen der Elektromagnetischen Feldtheorie eingeführt und die fundamen-
talen Gleichungen und Zusammenhänge vorgestellt. Das 2. Kapitel, das die Elektrostati-
schen Felder behandelt, nimmt einen relativ breiten Raum ein, da dort die drei, auch für die
nachfolgenden Kapitel wichtigsten L€osungsmethoden – Spiegelung, Separation und Kon-
forme Abbildung – eingeführt werden. Das 3. Kapitel beinhaltet das stationäre
Str€
omungsfeld, das sich unter dem Einfluss eines elektrostatischen Feldes in einem leit-
fähigen Medium ausbildet. Eine elektrische Str€omung ist wiederum die Ursache des
magnetostatischen Feldes, das Inhalt des 4. Kapitels ist. Im 5. Kapitel werden zeit-
abhängige Felder innerhalb von Leitern untersucht. Bei diesem für die Praxis äußerst
wichtigen Spezialfall unterliegen alle Feldgr€oßen einem charakteristischen Diffusions-
vorgang, allgemeiner bekannt unter den Stichworten Wirbelstr€ ome oder Skineffekt. Das
6. und 7. Kapitel bieten schließlich eine Einführung in das umfangreiche Gebiet der
Elektromagnetischen Wellenfelder. Hierbei wird auf ihre Erzeugung und Ausbreitung im
freien Raum und entlang von Leitungen im Einzelnen eingegangen. Für Letztere werden
hauptsächlich die für die Praxis wichtigen TEM-Wellenleiter behandelt, auch bekannt als
Leitungstheorie. Die wichtigsten mathematischen Formeln und Zusammenhänge, die in
diesem Buch ben€otigt werden, wie Vektoralgebra, krummlinige orthogonale, Koordina-
tensysteme, Vektoranalysis, sind in kompakter, übersichtlicher Form im Anhang A zum
Nachschlagen zusammengestellt. Hierbei werden die für die mathematische Beschreibung
notwendigen Weg, -Fl€achen und Volumenintegrale und die vektoranalytischen Operato-
ren Gradient, Divergenz und Rotation auf m€oglichst anschauliche Weise erklärt, um so
dem Studierenden die Scheu vor diesen vermeintlich abstrakten Begriffen und Konzepten
zu nehmen.
Für das Erlernen des Stoffes werden elektrotechnische Grundlagenkenntnisse, so wie sie
in den ersten drei Semestern eines Bachelorstudienganges vermittelt werden, vorausge-
setzt. Neben dem gründlichen Studium der theoretischen Zusammenhänge ist das selbst-
ständige L€ osen von Rechenbeispielen für das erfolgreiche Absolvieren dieses Faches
absolut unerlässlich. Deshalb ist zusätzlich zu den durchgerechneten Rechenbeispielen
im Text auch eine Reihe von weiteren Übungsbeispielen am Ende jedes Kapitels aufge-
führt, die auch zur Klausurvorbereitung dienen k€ onnen. Zur Kontrolle sind die L€osungen
Vorwort VII
1 Elektromagnetische Feldtheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.1 Nahwirkungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2 Ladungs- und Stromdichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.3 Die Maxwell-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.3.1 Ladungserhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.3.2 Die Maxwell-Gleichungen in Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.4 Die Materialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.5 Randbedingungen des elektromagnetischen Feldes . . . . . . . . . . . . . . . 18
1.6 Energieerhaltungssatz (Poyntingscher Satz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
1.7 Zeitharmonische Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.7.1 Komplexe Maxwell-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.7.2 Komplexer Poyntingscher Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
1.8 Einteilung Elektromagnetischer Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1.8.1 Elektrostatische Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.8.2 Stationäres Str€omungsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.8.3 Magnetostatische Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1.8.4 Quasistatische (langsam veränderliche) Felder . . . . . . . . . . . . . 34
1.8.5 Diffusionsfelder (Skineffekt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
1.8.6 Elektromagnetische Wellenfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
1.9 Übungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2 Elektrostatische Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
2.1 Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
2.2 Das elektrische Potentialfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
2.2.1 Feld- und Potentiallinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
2.2.2 Leiter im elektrostatischen Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
2.3 Die Potentialgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
2.3.1 Der Eindeutigkeitssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.3.2 Das Randwertproblem der Elektrostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.3.3 Die Greensche Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
IX
X Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Das elektromagnetische Feld wird im Rahmen der Klassischen Elektrodynamik von den
vier Maxwellschen Feldgleichungen beschrieben. Zusammen mit den drei Materialglei-
chungen bilden Sie ein vollständiges System, das durch Spezifikation entsprechender
Randbedingungen für das jeweilige Problem zu l€osen ist. Die große Mannigfaltigkeit
der L€osungen lässt sich in eine Reihe von Fällen unterteilen, die in den nachfolgenden
Kap. 2–7 im Einzelnen behandelt werden. In diesem Kapitel werden die grundlegenden
physikalischen Gesetze und Definitionen eingeführt sowie einige grundlegende feldtheo-
retische Zusammenhänge und Erhaltungssätze abgeleitet. Die Verbindung zwischen Feld-
theorie und der einfacheren Beschreibung durch elektrische Netzwerke wird hergestellt.
1.1 Nahwirkungstheorie
1C ¼ 1As
Vermittler zwischen den Ladungen ist das elektromagnetische Feld. Es besteht aus den
beiden Vektoren
V
E : Elektrische Feldst a€rke ½E ¼
m
Vs Wb ðWeberÞ
B : Magnetische Flussdichte ½B ¼ ¼ ¼ T ðTeslaÞ:
m2 m2
Q vQ
E
Fel
ΔE
System 1 System 2
c ΔB F
vQ
Die üblicherweise in der Natur vorkommenden Ladungsmengen sind so groß und in ihrer
Ausdehnung so klein, das von einer Betrachtung der einzelnen Elementarladungen abge-
sehen werden kann. Bei der makroskopischen Betrachtung wird die diskrete Natur der
Ladung vernachlässigt und eine kontinuierliche Verteilung angenommen.
Räumliche Verteilung
Ausgehend von der in einem Volumenelement dV enthaltenen Ladung dQ ¼ qdV
(Abb. 1.3a) definiert man die Ladungsdichte:
dQ As C
q¼ ¼ Raumladungsdichte: ð1:4Þ
dV m3 m3
4 1 Elektromagnetische Feldtheorie
a b c
V ql (s)
ds
q(r) dA dl v
qA(r)
ds
v dA
A v
I
Abb. 1.3 Kontinuierliche Ladungsverteilungen. (a) In einem Volumen, (b) auf einer Fläche und
(c) entlang einer Linie
Bewegt sich die Ladung mit der Geschwindigkeit v, so ergibt die pro Zeit- (dt) und
Flächeneinheit dA durchtretende Ladung dQ die Stromdichte
dQ dI
J¼ ev ¼ ev , ð1:5Þ
dt dA dA
wobei der Quotient dQ/dt den Strom I durch den Querschnitt A und ev den Einheitsvektor in
Stromrichtung v bezeichnet.
Der in der Zeit dt durch den Querschnitt dA durchtretende Rauminhalt ist dV ¼ dA v dt.
Einsetzen in (1.5) ergibt mit (1.4):
A
J ¼ qv Elektrische Stromdichte: ð1:6Þ
m2
Flächenhafte Verteilung
Häufig ist die Ladung auf einer gegenüber den übrigen Abmessungen sehr dünnen Schicht
auf einer Oberfläche A verteilt, so dass man die Ausdehnung in der dritten Dimension
vernachlässigen kann (Abb. 1.3b). Ausgehend von der in einem Flächenelement dA
enthaltenen Ladung dQ ¼ qA dA definiert man die Ladungsdichte:
dQ As C
qA ¼ ¼ Fl a€chenladungsdichte: ð1:7Þ
dA m2 m2
Bewegt sich die Ladung mit der Geschwindigkeit v, so ergibt die pro Zeiteinheit und
Längenelement ds durchtretende Ladung dQ die Flächenstromdichte
dQ dI
JA ¼ ev ¼ ev : ð1:8Þ
dt ds ds
1.2 Ladungs- und Stromdichten 5
Linienhafte Verteilung
In vielen Fällen ist Ladung innerhalb eines gegenüber allen anderen Dimensionen sehr
dünnen Bereich konzentriert (Abb. 1.3c), wie z. B. in dünnen Drähten, sodass man die
Querschnittsabmessungen vernachlässigen kann. Ausgehend von der in einem Linienele-
ment ds enthaltenen Ladung dQ ¼ ql ds definiert man die Ladungsdichte:
dQ As C
ql ¼ ¼ Linienladungsdichte: ð1:10Þ
ds m m
Bewegt sich die Ladung mit der Geschwindigkeit v, so ergibt die in Punkt pro Zeitein-
heit durchtretende Ladung dQ den Strom
dQ
I¼ : ð1:11Þ
dt
Der in der Zeit dt in einem Punkt durchtretende Längenabschnitt ist ds ¼ v dt. Einsetzen
in (1.11) ergibt mit (1.10):
Punkthafte Verteilung
In manchen Fällen ist eine Ladungsmenge Q auf einem gegenüber allen anderen Dimen-
sionen sehr kleinen Volumen ΔV um den Punkt r0 verteilt (Abb. 1.4), sodass man die
Ausdehnung von ΔV vernachlässigen kann. Bei dieser Idealisierung denkt man sich die
Ladung Q einzig im Punkt r0 konzentriert und spricht von einer Punktladung.
Oft ist es methodisch sehr hilfreich und elegant auch für die Punktladung eine räumliche
Verteilungsfunktion q(r) zu verwenden, die in diesem Fall lautet:
8
Q
ΔQ < !1 r ¼ r0
qð r Þ ¼ lim ¼ ΔV
ΔV !0 ΔV :
0 sonst:
6 1 Elektromagnetische Feldtheorie
r0
Damit lässt sich für die im Punkt r0 befindliche Punktladung Q die Raumladungsdichte
kompakt definieren:
Gemäß der Normierung (1.14) ergibt die Integration von (1.15) über den gesamten
Raum die Ladung Q:
ZZZ ZZZ
qðrÞ dV ¼ Q δðr r0 Þ dV ¼ Q:
V V
Eine weitere wichtige Eigenschaft der Dirac-Funktion ist die sogenannte Aus-
blendeigenschaft. Gegeben sei im Punkt r0 eine stetige Funktion f(r). Dann gilt für das
Integral unter Ausnutzung der Normierung (1.14):
ZZZ
f ðrÞ δðr r0 Þ dV ¼ f ðr0 Þ: ð1:16Þ
V
Anschaulich gesprochen werden aufgrund des einzig im Punkt r0 von Null verschiede-
nen Funktionswertes von δ(r r0) nur der Funktionswert f(r0) „herausgefiltert “ und alle
anderen ausgeblendet.
1.2 Ladungs- und Stromdichten 7
ga(x)
1/2
1/3
Die Dirac-Funktion geh€ort streng genommen zu einer allgemeineren Klasse von Funk-
tionen, den sogenannten Distributionen. Sie kann anschaulich als Grenzfunktion einer
Funktionen-Folge aufgefasst werden, deren Breite in alle Raumrichtungen um den Punkt
r0 bei konstantem Integralwert Eins gemäß (1.14) gegen Null geht, sodass der Funktions-
wert in r0 gegen Unendlich strebt (1.13).
Am einfachsten lässt sich die Dirac-Funktion in einer Dimension über die Koordinate
x veranschaulichen (Abb. 1.5). Als Beispiel werde eine symmetrisch um den Ursprung
angeordnete Rechteckfunktion der Breite a betrachtet. Entsprechend der Normierungs-
bedingung (1.14) beträgt die Amplitude 1/a:
1=a a=2 x þ a=2
ga ð x Þ ¼
0 sonst
Zþ1 Zþ1
δðxÞ dx ¼ lim ga ðxÞ dx ¼ 1 Fl€
ache :
a!0
1 1
1
½ δð x Þ ¼
½x
8 1 Elektromagnetische Feldtheorie
der Kehrwert der Einheit des Argumenten x, wie z. B. die 1/Zeit- oder 1/Längeneinheit.
Die Dirac-Funktion im dreidimensionalen Raum lässt sich als Produkt der eindimen-
sionalen Verteilungen in den drei Raumrichtungen, z. B. x, y, z auffassen:
Dementsprechend ergibt sich die Einheit im dreidimensionalen Fall aus dem Kehrwert
des Produktes der drei Raumdimensionen, d. h.:
1
½δðrÞ ¼ ,
½x ½y ½z
Das elektromagnetische Feld in ruhenden Medien wird durch vier Grundgesetze voll-
ständig bestimmt, den Maxwellschen Gleichungen. In integraler Form lauten sie für das
Vakuum
I ZZ
∂B
E ds ¼ dA ðInduktionsgesetzÞ ð1:17Þ
∂t
∂A A
I ZZ
1 ∂E
B ds ¼ J þ ε0 dA ðDurchflutungsgesetzÞ ð1:18Þ
μ0 ∂t
∂A A
ZZ ZZZ
ε0 E dA ¼ q dV ðGaußsches GesetzÞ ð1:19Þ
∂V V
ZZ
B dA ¼ 0 ðQuellenfreiheit des magn: FeldesÞ ð1:20Þ
∂V
As
ε0 8, 854 1012 Dielektrizit a€tskonstante ð1:21Þ
Vm
1.3 Die Maxwell-Gleichungen 9
Vs
μ0 ¼ 4π 107 Permeabilit a€tskonstante ð1:22Þ
Am
Aus der Dielektrizitäts- und Permeabilitätskonstante (1.21) und (1.22) ergibt sich die
Lichtgeschwindigkeit des Vakuums:
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
c0 ¼ 1= ε0 μ0 ðVakuum Lichtgeschwindigkeit Þ ð1:23Þ
I ZZ ZZ
∂E
B ds ¼ rot B dA ¼ μ0 J þ ε0 dA
∂t
∂A A A
aufgrund der Gleichheit der Flächenintegrale, unabhängig von der Form von A:
∂B
rot E ¼ ð1:24Þ
∂t
∂E
rot B ¼ μ0 J þ ε0 : ð1:25Þ
∂t
Für die beiden Quellengleichungen (1.19) und (1.20) ergibt die Anwendung des
Gaußschen Integralsatzes (A.81)
ZZ ZZZ ZZZ
1
E dA ¼ div E dV ¼ q dV
ε0
∂V V V
ZZ ZZZ
B dA ¼ div B dV ¼ 0
∂V V
10 1 Elektromagnetische Feldtheorie
div B ¼ 0: ð1:27Þ
Die Gl. (1.24)–(1.27) sind die vier Maxwell-Gleichungen des Vakuums in differentiel-
ler Form. Gemäß dem Hauptsatz der Vektoranalysis (Abschn. A.6) ist damit das elektro-
magnetische Feld durch die Festlegung der Wirbel (rot) und der Quellen (div) eindeutig
bestimmt. Charakteristisch ist die gegenseitige Kopplung des elektrischen und magneti-
schen Feldes bei Zeitabhängigkeit (∂B/∂t, ε0∂E/∂t).
1.3.1 Ladungserhaltung
Die Ladung Q ist eine so genannte Erhaltungsgr€oße, d.h. sie bleibt in allen Bezugssyste-
men konstant und kann weder erzeugt noch vernichtet werden. Daraus folgt:
" Die insgesamt aus einem Volumen V ausstro €mende Ladung/Zeit (Strom I ) ist
gleich der negativen zeitlichen Änderungsrate der Gesamtladung Q im Volu-
men (Abb. 1.6).
Gl. (1.28) lässt sich aus den Maxwell-Gleichungen ableiten. Bildet man die Divergenz
auf beiden Seiten von Gl. (1.25)
∂E
rot B ¼ μ0 J þ ε0
∂t
wird aufgrund der Identität div rot B ¼ 0 (A.75) die linke Seite Null und man erhält:
∂E ∂
0 ¼ div J þ ε0 div ¼ div J þ ε0 div Ε:
∂t ∂t
div E ¼ q=ε0
1.3 Die Maxwell-Gleichungen 11
dA
q(r,t)
V
∂V
∂q
div J ¼ Kontinuit a€tsgleichung : ð1:29Þ
∂t
Die Entsprechung von (1.29) zur integralen Form des Ladungserhaltungsgesetzes (1.28)
erhält man durch Integration über das Volumen V und Anwendung des Gaußschen Integral-
satzes:
ZZZ ZZ ZZZ
∂ dQ
div J dV ¼ J dA ¼ q dV ¼ :
∂t dt
V ∂V V
Atome tragen positive und negative Ladungen, auf die ein äußeres elektromagnetisches
Feld Einfluss ausübt (Polarisation). Makroskopisch werden dadurch Ladungs- bzw. Strom-
dichten hervorgerufen, die im Gegensatz zu den frei beweglichen Ladungen an die Materie
gebunden sind. Der Einfluss von Materie auf das elektromagnetische Feld wird also durch
gebundene Ladungs (qg)- und Stromdichten (Jg) berücksichtigt. Um sie in die Maxwell-
Gleichungen des Vakuums einzubeziehen, wird in Analogie zu (1.26) bzw. (1.25) ein
Vektor für die elektrische Polarisation (P) und ein Magnetisierungsvektor (M) eingeführt:
Bei zeitabhängigen Feldern entsteht durch die o€rtliche Verschiebung der gebundenen
Ladung zusätzlich noch eine Polarisationsstromdichte Jp. Einsetzen der gebundenen
Ladungsdichte (1.30) in die Kontinuitätsgleichung (1.29) ergibt:
∂qg ∂P
div Jp ¼ ¼ div :
∂t ∂t
∂P
Jp ¼ ðPolarisationsstromdichteÞ: ð1:32Þ
∂t
Die gebundene Ladung qg (1.30) kann wie folgt in die differentielle Form des
Gaußschen Gesetzes im Vakuum (1.26) einbezogen werden:
divðε0 E þ PÞ ¼ q:
divD ¼ q: ð1:34Þ
Der Vorteil dieser Formulierung des Gaußschen Gesetzes liegt darin, dass es sich wie
die entsprechende Gl. (1.26) im Vakuum einzig auf die freien Ladungen q bezieht. Die
Wirkung der gebundenen Ladung wird durch den Vektor D berücksichtigt.
Die zusätzlichen gebundenen Str€ome Jg (1.31) und Jp (1.32) k€onnen wie folgt in die
differentielle Form des Durchflutungsgesetz im Vakuum (1.25) einbezogen werden:
∂E ∂P ∂E
rotB ¼ μ0 J þ Jg þ Jp þ ε0 ¼ μ0 J þ rotM þ þ ε0 :
∂t ∂t ∂t
B
H¼ M magnetische Erregung=Feldst a€rke ðA=mÞ ð1:35Þ
μ0
∂D
rotH ¼ J þ : ð1:36Þ
∂t
Wie die entsprechende Gl. (1.25) für das Vakuum bezieht sich (1.36) einzig auf die
freien Str€
ome J. Die Wirkung der gebundenen Str€ome wird durch den Vektor
H berücksichtigt.
Die beiden modifizierten Gl. (1.34) und (1.36) zusammen mit den in Materie unver-
ändert geltenden Gleichungen (1.24) und (1.27) ergeben die allgemeingültige Form des
Systems der Maxwell- Gleichungen (Differenzialform) in Materie:
∂B
rot E ¼ ðIÞ div D ¼ q ðIIIÞ
∂t ð1:37Þ
∂D
rot H ¼ J þ ðIIÞ div B ¼ 0 ðIVÞ:
∂t
" Die vier Maxwell-Gleichungen in der Form (1.37) werden in diesem Buch
durchgehend mit den ro€mischen Ziffern (I)–(IV) bezeichnet.
Wie man sich leicht überzeugen kann, geht die Kontinuitätsgleichung (1.29) (Ladungs-
erhaltung) analog zu Abschn. 1.3.1 durch die Anwendung der Divergenz auf (II) und
Einsetzen von (III) identisch hervor.
Die zu (1.37) entsprechende Integralform erhält man durch Anwendung des Stokes-
schen (A.80)- und Gaußschen Satzes (A.81) auf (I) und (II), bzw. auf (III) und (IV):
I ZZ
∂
E ds ¼ B dA Induktionsgesetz ðIÞ ð1:38Þ
∂t
∂A A
I ZZ
∂D
H ds ¼ Jþ dA Durchflutungsgesetz ðIIÞ ð1:39Þ
∂t
∂A A
14 1 Elektromagnetische Feldtheorie
J + ∂D/∂t D
∂B/∂t B
q
E H
ZZ ZZZ
D dA ¼ q dV Gaußsches Gesetz ðIIIÞ ð1:40Þ
∂V V
ZZ
B dA ¼ 0 Quellenfreiheit des magn:Feldes ðIVÞ ð1:41Þ
∂V
" Das elektrische Feld besitzt im Allgemeinen sowohl einen Wirbel- als auch
einen Quellenanteil. Dagegen ist das Magnetfeld ein reines Wirbelfeld.
Leitfähigkeit
Wird ein elektrisches Feld an einem Medium angelegt, so stellt sich abhängig von der
Anzahl und der Beweglichkeit von freien Ladungen aufgrund der elektrischen Kraft (1.2)
eine Stromdichte ein:
1.4 Die Materialgleichungen 15
A S 1
½ κ ¼ ¼ ¼ ðS : Siemens; Ω : OhmÞ:
Vm m Ωm
Elektrische Polarisierung
Die Wirkung eines elektrischen Feldes auf die gebundene Ladung in Materie hat durch ihre
Verschiebung eine Polarisierung auf atomarer Ebene zur Folge, die makroskopisch durch
den Polarisationsvektor P (1.30) beschrieben wird. Für isotrope Medien (E || P) gilt die
Proportionalität
P ¼ χe ε 0 E χe : elektrische Suszeptibilit a€t ð1:43Þ
Der Proportionalitätsfaktor χe gibt an, wie stark das betreffende Material unter dem
Einfluss eines elektrischen Feldes im Material polarisiert wird. Einsetzen von (1.43) in
(1.33) ergibt
D ¼ ε0 E þ P ¼ ε0 ð1 þ χe ÞE ¼ ε0 εr E, ð1:44Þ
ε r ¼ 1 þ χe :
D ¼ ε E: ð1:45Þ
Magnetisierung
Analog zu den elektrischen Eigenschaften definiert man für isotrope Medien (B || H):
M ¼ χm H χm : magnetische Suszeptibilit€
at : ð1:46Þ
B ¼ μ0 ðH þ MÞ ¼ μ0 ð1 þ χm ÞH ¼ μ0 μr H, ð1:47Þ
μr ¼ 1 þ χm :
B ¼ μ H: ð1:48Þ
diamagnetisch χm 0 ) μr 1
paramagnetisch χm 0 ) μr 1
ferromagnetisch χm 1 ) μr 1:
Letztere sind die technisch wichtigen Werkstoffe. Jedoch weisen solche ferromagneti-
schen Materialien wie Eisen, Kobalt, Nickel und Legierungen daraus eine mehr oder
weniger ausgeprägte Nichtlinearität auf. Zudem hängt χm auch von der „Vorgeschichte“
ab (Hysterese). Abb. 1.8 zeigt den typischen Verlauf der B-H-Kennlinie. Der gestrichelte
Verlauf ist die sog. Neukurve bei Abwesenheit einer bereits erfolgten Magnetisierung des
Materials. Diese manifestiert sich durch die Remanenzflussdichte Br, die nach Abschalten
des angelegten H-Feldes „gespeichert“ bleibt und erst durch Anlegen eines negativen
Feldstärkewerts Hc (Koerzitivfeldstärke) neutralisiert wird.
∂q
div J ¼
∂t
1.4 Die Materialgleichungen 17
κ κ
div J ¼ κ div E ¼ div D ¼ q:
ε ε
∂q κ
þ q ¼ 0:
∂t ε
Wie man sich durch Einsetzen leicht überzeugen kann, lautet die L€osung für eine zur
Zeit t ¼ 0 vorhandene Ladungsdichte q0:
qðt Þ ¼ q0 et=τR
+
+
+ + +
q(t) ++
+ J = qv
+
+
+
dest:Wasser : τR 106 s,
Kupfer : τR 2, 5 1014 s:
Zur Berechnung des elektromagnetischen Feldes in einem Raumgebiet, das von anderen
Medien begrenzt wird, ist die Kenntnis des Verhaltens der Feldkomponenten an den
Mediengrenzen erforderlich. Dabei wird die in atomaren Dimensionen kontinuierliche
Änderung der Medieneigenschaften makroskopisch als abrupter Übergang idealisiert.
Nach Abschn. A.2 lässt sich in Bezug auf eine Oberfläche jeder Vektor in seine
Tangential- und Normalkomponente zerlegen, sodass die beiden Komponenten auf der
Trennfläche zwischen zwei unterschiedlichen Medien getrennt behandelt werden k€onnen.
Tangentialkomponenten
Zur Auswertung der ersten beiden integralen Maxwell-Gleichungen (1.38) und (1.39) wird
ein Flächenelement ΔA ¼ Δs Δh, senkrecht auf der Grenzfläche zwischen Medium 1 und
2 betrachtet (Abb. 1.9). Für genügend kleines Δs und Δh ! 0 erhält man für (1.38):
I ZZ
∂
lim E ds ¼ ðE1 E2 Þ Δs ¼ lim B dA ¼ 0:
Δh!0 ∂t Δh!0
∂ðΔAÞ ΔA
1.5 Randbedingungen des elektromagnetischen Feldes 19
Δh
1 ΔA
Daraus folgt, dass die Tangentialkomponenten des elektrischen Feldes an einer Medi-
engrenze stetig sind, d. h.:
E t, 1 ¼ Et, 2 : ð1:50Þ
Durch Verwendung des Normalenvektors en, der von Medium 1 nach Medium 2 zeigt,
erhält man die allgemeine Form:
en ðE2 E1 Þ ¼ 0: ð1:51Þ
H t, 1 H t, 2 ¼ J A , ð1:52Þ
en ð H 2 H 1 Þ ¼ J A : ð1:53Þ
Durch Einsetzen der Materialgleichung (1.45) bzw. (1.48) ergeben sich auch die
Stetigkeitsbedingungen für die Tangentialkomponenten für D und B.
20 1 Elektromagnetische Feldtheorie
Normalkomponenten
Zur Auswertung der beiden anderen integralen Maxwell-Gleichungen (1.40) und (1.41) wird
ein Volumenelement ΔV ¼ ΔA Δh, senkrecht auf der Grenzfläche zwischen Medium 1 und
2 betrachtet (Abb. 1.10). Für ein genügend kleines ΔA und Δh ! 0 erhält man für (1.40):
ZZ ZZZ
lim D dA ¼ ðD2 D1 Þ en ΔA ¼ q dV ¼ qA ΔA:
Δh!0
∂ðΔV Þ ΔV
en ðD2 D1 Þ ¼ qA : ð1:55Þ
Ebenfalls für ein genügend kleines ΔA und Δh ! 0 erhält man für (1.41):
ZZ
lim B dA ¼ ðB2 B1 Þ en ΔA ¼ 0 :
Δh!0
∂ðΔVÞ
Daraus folgt, dass die Normalkomponente von B an einer Mediengrenze stetig ist, d. h.:
en ðB2 B1 Þ ¼ 0: ð1:57Þ
Durch Einsetzen der Materialgleichungen (1.45) bzw. (1.48) ergeben sich auch die
Stetigkeitsbedingungen für die Normalkomponenten für H und E.
ΔV Δh
1
dA
Beispiel 1.1). Das heißt, die Ladung innerhalb des Leiters befindet sich in jedem Zeitpunkt
nahezu im Gleichgewichtszustand. Deshalb kann für das Verhalten der Felder an einer
Grenzfläche zu einem Leiter in sehr guter Näherung der Grenzfall κ ! 1 betrachtet
werden. Daraus folgt für die elektrischen Feldvektoren aus (1.42):
J ¼ κE ¼ 0 ) E, D ¼ 0 ðε 6¼ 1Þ:
Außer im statischen Fall, ist also auch das magnetische Feld in einem idealen
Leiter Null.
Im zeitabhängigen Fall erhalten wir für die Tangential- und Normalkomponenten
(1.51)–(1.57) auf der Oberfläche eines idealen Leiters (Medium 1) die folgenden Bezie-
hungen:
en E2 ¼ 0 ðEt ¼ 0Þ ð1:58Þ
en H2 ¼ JA ðH t ¼ J A Þ ð1:59Þ
en D2 ¼ qA ðDn ¼ qA Þ ð1:60Þ
Aus den Maxwell-Gleichungen lässt sich die allgemeine Beziehung für die Energiebilanz
im elektromagnetischen Feld ableiten. Ausgangspunkt ist die elektromagnetische Kraft
F (1.1) auf eine Ladung Q, die sich mit der Geschwindigkeit v im Feld bewegt. Die an der
Ladung verrichtete Leistung (Arbeit/Zeit), die z. B. in einem Medium in Joulesche Wärme
umgewandelt wird, beträgt:
PJ ¼ F v ¼ Q E v:
Hierbei fehlt der in (1.1) enthaltene magnetische Anteil, die Lorentz-Kraft Fmagn, da sie
senkrecht auf v steht und damit keine Leistung an der Ladung verrichtet (v (v B) ¼ 0).
Für eine beliebige Ladungsdichte q ¼ dQ/dV definieren wir die auf das Volumen bezogene
Verlustleistungsdichte pJ und erhalten mit (1.6) für J:
dPJ
pJ ¼ ¼ q E v ¼ E J:
dV
Diesen Ausdruck arbeiten wir in die Maxwell-Gleichungen ein, indem wir (II)
∂D
∇H¼Jþ
∂t
∂D
E J ¼ E ð∇ H Þ E :
∂t
∇ ðE HÞ ¼ H ð∇ EÞ E ð∇ HÞ
∂D
E J ¼ H ð∇ EÞ ∇ ðE HÞ E :
∂t
∂D ∂B
div ðE HÞ ¼ E J E H Poyntingscher Satz: ð1:62Þ
∂t ∂t
1.6 Energieerhaltungssatz (Poyntingscher Satz) 23
handelt es sich bei den anderen Gliedern des Poyntingschen Satzes (1.62) ebenfalls um
volumenbezogene Leistungen. Die beiden Ausdrücke
∂D V As 1 W
pE ¼ E ½ pE ¼ ¼ :
∂t m m2 s m3
∂B A Vs 1 W
pM ¼ H ½ pM ¼ ¼
∂t m m2 s m3
erweisen sich als die pro Volumen vom elektrischen bzw. magnetischen Feld aufgenom-
mene Leistung. Da die Leistung aus der Zeitableitung der Energie hervorgeht, ergeben die
zeitlichen Integrale dieser beiden Ausdrücke
Zt Zt
0 ∂D 0
wE ¼ pE dt ¼ E dt
∂t 0
0 0
Zt Zt
0 ∂B 0
wM ¼ pM dt ¼ H dt ,
∂t 0
0 0
ZD
Ws
wE ¼ E dD Energiedichte des elektrischen Feldes ð1:64Þ
m3
0
ZB
Ws
wM ¼ H dB Energiedichte des magnetischen Feldes: ð1:65Þ
m3
0
Für das Kreuzprodukt auf der linken Seite des Poyntingschen Satzes (1.62) führen wir
den Vektor S ein:
VA W
S¼EH ¼ Poynting Vektor: ð1:66Þ
m m m2
24 1 Elektromagnetische Feldtheorie
∂ Energieerhaltung
div S ¼ pJ ðwE þ wM Þ ð1:67Þ
∂t in differentieller Form ðlokal Þ:
Für ein gegebenes Volumen V liefert die Integration über V auf beiden Seiten von (1.67)
und Anwendung des Gaußschen Integralsatzes (A.81):
ZZ ZZZ ZZZ
∂
S dA ¼ pJ dV ðwE þ wM Þ dV :
∂t
∂V V V
Die Volumenintegrale über die Dichten pJ, wE und wM ergeben die im gesamten
Volumen umgesetzte Joulesche Verlustleistung PJ, sowie die im Volumen gespeicherte
elektrische und magnetischen Feldenergie WE bzw. WM. Wir erhalten somit als Energiebi-
lanz für ein gegebenes Volumen:
ZZ
∂ Energieerhaltung
S dA ¼ PJ ðW E þ W M Þ ð1:68Þ
∂t in integraler Form ðglobal Þ:
∂V
V
∂V
Auch der umgekehrte Prozess ist m€oglich. Die durch eine Energiequelle (Generator,
negative Verlustleistung –PJ) erzeugte Leistung kann eine Erh€ohung der gespeicherten
elektrischen/magnetischen Feldenergie WE bzw. WM bewirken, sowie die Ausstrahlung
elektromagnetischer Energie aus dem Volumen speisen. Letzteres entspricht beispielsweise
dem Prinzip eines Funksenders, der elektromagnetische Wellen in den Raum ausstrahlt.
J2
pJ ¼ κ E 2 ¼ : ð1:69Þ
κ
Für die beiden Feldenergiedichten (1.64) und (1.65) erhalten wir durch Einsetzen der
entsprechenden Materialgleichung (1.45) bzw. (1.46):
1 ε E 2 D2
wE ¼ D E ¼ ¼ ð1:70Þ
2 2 2ε
1 μ H 2 B2
wM ¼ H B ¼ ¼ : ð1:71Þ
2 2 2μ
I
P+PJ P
U R
Im Allgemeinen ist die Leitung nicht ideal leitend, sodass die von der Spannungs-
quelle abgegebene Leistung die Summe aus der im Verbraucher umgesetzten Leistung
P und der in der Leitung verbrauchten Leistung PJ ist.
Im Folgenden soll der Leistungstransport von der Spannungsquelle zum Verbraucher
entlang der Leitung untersucht werden. Die Leitung sei vereinfacht durch zwei parallele
Platten mit einer gewissen Dicke ausgeführt.
w
Ei = 0 κ→∞ κ
I I
y SJ Ei ≠ 0
H en H S
S z P
d x E
E en
I SJ I
Innerhalb der ideal leitenden Platten ist das elektrische Feld gemäß dem Ohmschen
Gesetz (1.42) Ei ¼ J/κ ¼ 0, sodass dort und auf der Leiteroberfläche gilt:
S ¼ Ei H ¼ 0. Das heißt, in den Leitern findet weder ein Energieumsatz noch ein
Energietransport statt.
1.6 Energieerhaltungssatz (Poyntingscher Satz) 27
" Der Leistungstransport in einer Leitung findet zwischen den Leitern statt, d. h.
die beiden Leiter dienen nur zur Führung der Energie.
Die folgende Modellrechnung soll dies auch quantitativ bestätigen. Um die Rechnung
einfach zu halten, werden für die Felder der Parallelplattenleitung mit Breite w und
Abstand d die asymptotischen L€osungen für ein großes Verhältnis w/d verwendet:
U I
E’ ex , H ’ ey ; f€
ur w d:
d w
UI UI
S¼EH¼ ex ey ¼ ez :
dw dw
Die durch die Fläche A zwischen den Platten in z-Richtung str€omende elektroma-
gnetische Leistung ergibt sich durch Integration über die Kantenlängen d und w mit dem
Flächenelement dA ¼ dAz ¼ dxdy ez (A.14) zu
ZZ ZZ
UI
P¼ S dAz ¼ dxd y ¼ U I,
dw
A d w
" Ein Teil der von der Leitung geführten Energie „versickert“ in den Leitern (SJ),
wo sie in Joulesche Verlustleistung (PJ) umgesetzt wird.
28 1 Elektromagnetische Feldtheorie
Mit der folgenden Modellrechnung soll die insgesamt über die Leitungslänge
l umgesetzte Verlustleistung PJ in den Leitern bestimmt werden. Ausgehend vom
Spannungsabfall ΔU über beide Leiter beträgt die Feldstärke innerhalb eines Leiters:
ΔU =2
Ei ¼ :
l
In vielen Fällen ist die zeitliche Änderung der betrachteten Vorgänge cosinus- bzw.
ormig mit der Kreisfrequenz ω. In einem linearen System weisen dann alle
sinusf€
Feldgr€
oßen f(r,t) eine solche harmonische Zeitabhängigkeit auf, wobei sowohl die
Amplitude/Richtung f^ðrÞ als auch die Phase φ(r) ortsabhängig sein kann. Wie in der
Wechselstromrechnung gehen wir in solchen Fällen zweckmäßigerweise über zur komple-
xen Rechnung, indem wir die auf der reellen Achse oszillierende Feldgr€oße als rotierenden
Zeiger mit Hilfe der Exponentialfunktion in die komplexe Ebene erweitern, d. h.:
Fassen wir die Vektoramplitude und die Phase zur komplexen Amplitude zusammen
Der Vorteil der komplexen Rechnung liegt darin, dass zeitliche Ableitungen bzw.
Integrationen in einfache arithmetische Operationen übergehen:
∂fðr; t Þ
¼ jω fðr; t Þ ¼ jω fðrÞ ejωt :
∂t
Zt
1 1
fðr; t 0 Þd t 0 ¼ fðr; t Þ ¼ fðrÞ ejωt :
jω jω
0
B ¼ μH J ¼ κE D ¼ εE
Die komplexe Kontinuit€atsgleichung ergibt sich direkt durch Ersetzen der Zeitableitung
in (1.29) durch jω bzw. durch Bildung der Divergenz von (II) und Kombination mit (III) zu:
1
Eðt Þ Hðt Þ ¼ Re E H∗ ,
2
wobei der Stern im Hochindex den konjugiert komplexen Wert symbolisiert. Führen wir
nun in Analogie zur Scheinleistung bei der Wechselstromrechnung den komplexer
Poynting-Vektor
1
S ¼ E H∗ ð1:74Þ
2
ein, so gibt sein Real- und Imaginärteil die zeitlich gemittelte Wirk- bzw.
Blindleistungsflussdichte an:
1
S¼ E H∗ ¼ Re S þ j Im S :
2 |fflfflffl{zfflfflffl} |fflfflffl{zfflfflffl}
mittlere mittlere
Wirkleistungs- Blindleistungs-
flussdichte flussdichte
Zur Aufstellung des Poynting-Satzes in komplexer Form gehen wir analog zu Abschn. 1.6
vor und wandeln die Divergenz von S mit Hilfe von Gl. (A.69) wie folgt um:
∇ E H∗ ¼ H∗ ∇ E E ∇ H∗
∇ E ¼ jω B
∗
∇ H∗ ¼ ∇ H ¼ J∗ jω D∗
Die integrale Form erhalten wir durch Anwendung des Gaußschen Integralsatzes
(A.81):
ZZ ZZZ ZZZ
1 ∗ 1 ∗ 1 ∗
S dA ¼ E J dV þ j2ω E D H B dV : ð1:76Þ
2 4 4
∂V V V
1
pJ ðt Þ ¼ Eðt Þ Jðt Þ ¼ E J∗ : ð1:77Þ
2
1 1
wE ðt Þ ¼ Eðt Þ Dðt Þ ¼ E D∗ ð1:78Þ
2 4
1 1
wM ðt Þ ¼ Hðt Þ Bðt Þ ¼ H B∗ ð1:79Þ
2 4
k€
onnen wir den komplexen Poynting-Satz (1.76) wie folgt umschreiben:
ZZ ZZZ ZZZ
S dA ¼ pJ dV þ j2 ω wE wM dV :
∂V V V
Hierbei geben Real- und Imaginärteil auf beiden Seiten der Gleichung jeweils die Bilanz
für die mittlere Wirk- bzw. Blindleistung in einem System innerhalb des Volumens V an:
8 9
<ZZ = ZZ ZZZ
Re S dA ¼ Re S dA ¼ pJ dV
: ;
∂V ∂V V
32 1 Elektromagnetische Feldtheorie
8 9
<ZZ = ZZ ZZZ
Im S dA ¼ Im S dA ¼ 2ω w M dV :
E w
: ;
∂V ∂V V
1 κ 2
pJ ¼ E J∗ ¼ E ð1:80Þ
2 2
1 ε 2
E ¼ E D∗ ¼ E
w ð1:81Þ
4 4
1 μ 2
M ¼ H ∗ B ¼ H :
w ð1:82Þ
4 4
Ist in einem System die Ladungsverteilung q zeitlich konstant und das Medium nichtleitend
(κ ¼ 0), so ist auch kein Stromfluss vorhanden und damit auch kein Magnetfeld. Damit
entfallen die folgenden Gr€oßen in den Maxwell-Gleichungen (I)–(IV):
∂D
¼ 0 und J, H, B ¼ 0:
∂t
Das elektrostatische Feld ist durch die beiden verbleibenden Feldgleichungen des
elektrischen Feldes und der zugeh€origen Materialgleichung (1.45) vollständig beschrieben:
rot E ¼ 0
div D ¼ q
D ¼ ε E:
Liegt in einem leitfähigen Medium (κ 6¼ 0) ein elektrostatisches Feld E vor, so treibt dieser
nach dem Ohmschen Gesetz (1.42)
J ¼ κE
divJ ¼ 0:
rotE ¼ 0
divD ¼ 0
D ¼ εE
J ¼ κ E:
34 1 Elektromagnetische Feldtheorie
Ein stationäres Str€omungsfeld J ruft ein statisches magnetisches Feld hervor. Die Zeit-
ableitungen in den Maxwell-Gleichungen sind weiter zu vernachlässigen:
∂D ∂B
, ¼ 0:
∂t ∂t
Zusammen mit der magnetischen Materialgleichung (1.48) erhalten wir das Gleichungs-
system:
rot H ¼ J
div B ¼ 0
B ¼ μ H:
Das statische Magnetfeld ist über J ¼ κE mit dem elektrostatischen Feld verkoppelt, das
unabhängig vom Magnetfeld bestimmt werden kann.
Häufig sind die zeitabhängigen Vorgänge harmonisch (sinusf€ormig) mit der Perioden-
dauer T bzw. der Frequenz f ¼ 1/T. In diesem Fall breiten sich die relativen Feldänderungen
im Raum periodisch (wellenf€ormig) aus mit der Wellenlänge λ ¼ c/f. Setzt man die
Periodendauer T ¼ Δt in (1.83) ein, erhält man
1.8 Einteilung Elektromagnetischer Felder 35
Δl c T ¼ c=f ¼ λ
" Ein System wird als elektrisch klein bezeichnet, wenn innerhalb der Zeitkon-
stante Dt eines zeitabhängigen Vorganges der Lichtweg viel gro €ßer ist als die
charakteristischen Abmessungen Dl des Systems, bzw. die Wellenlänge Dl << l.
Abhängig davon welches der beiden Felder vorherrschend ist, unterscheiden
wir zwischen einem quasi-elektrostatischen und einem quasi-magnetostatischen
Feld, d. h. je nachdem welches der beiden statischen Felder sich exakt für den
Grenzfall Dt ! 1 bzw. f ! 0 einstellt.
Quasi-Elektrostatische Felder
Ausgehend von den elektrostatischen Feldgleichungen
rot E ¼ 0
div D ¼ q
D ¼ ε E,
in denen alle Gr€oßen zeitabhängig sind, wird auch ein magnetisches Feld gemäß (II)
induziert. Die entsprechenden Feldgleichungen hierfür lauten:
∂D
rot H ¼ þJ
∂t
div B ¼ 0
B ¼ μH
J ¼ κ E:
36 1 Elektromagnetische Feldtheorie
a b
I
.
E I
H . .B .
E .
I(t)
H(t)
E(t) ε,μ
2a
ε
wE ðt Þ ¼ E2 ðt Þ:
2
1.8 Einteilung Elektromagnetischer Felder 37
Das induzierte magnetische Feld lässt sich aufgrund der Zylindersymmetrie direkt
durch Auswertung der Maxwell-Gleichung II in Integralform (1.39) entlang eines
Kreises mit Radius ρ bestimmen:
I ZZ
∂D ∂E
H ds ¼ 2π ρ H ¼ dA ¼ π ρ2 ε :
∂t ∂t
∂AðρÞ AðρÞ
ε ρ ∂E
H¼ :
2 ∂t
2
μ 2 μ ε2 2 ∂E
wM ðt Þ ¼ H ðt Þ ¼ ρ :
2 8 ∂t
so lauten die zeitlichen Mittelwerte von wE und wM über eine Periode T ¼ 1/f mit
ZT ZT
1 1 1
sin ðωtÞ d t ¼
2
cos 2 ðωtÞ d t ¼
T T 2
0 0
ε
wE ðt Þ ¼ E^2
4
μ ε2 2 2 ^ 2
wM ðt Þ ¼ ρω E :
16
Damit ergibt sich für das Verhältnis zwischen den beiden zeitlich gemittelten Ener-
giedichten mit der Definition für die Lichtgeschwindigkeit (1.23) des Mediums und der
Wellenlänge λ ¼ c/f
2 ρ2
wM ðt Þ f
¼ μεπ f ρ ¼ π ρ ¼ π2
2 2 2
:2
wE ðt Þ c λ
38 1 Elektromagnetische Feldtheorie
w M ðt Þ a2
π2 1:
w E ðt Þ λ
Ist also die Frequenz genügend klein so ist die magnetische Energie gegenüber der
elektrischen Energie vernachlässigbar und der Plattenkondensator verhält sich an seinen
Anschlüssen entsprechend dem statischen Kapazitätswert C.
Quasi-Magnetostatische Felder
Ausgehend von den magnetostatischen Feldgleichungen
rot H ¼ J
div B ¼ 0
B ¼ μ H,
in denen alle Gr€oßen zeitabhängig sind, wird auch ein elektrisches Feld gemäß (I)
induziert. Die entsprechenden Feldgleichungen hierfür lauten:
∂B
rot E ¼
∂t
div D ¼ 0
D ¼ ε E:
dq
div J ¼ ¼0
dt
eine konstante Ladungsdichte ergibt, die zu Null gesetzt werden kann. Das Str€omungsfeld
ist also zu jedem Zeitpunkt quasi-station€ar, im Sinne dass es zwar zeitabhängig ist, aber an
jedem Ort die gleiche relative Änderung erfährt.
Ein solches quasi-magnetostatisches Feld liegt beispielsweise innerhalb einer Zylinder-
spule vor, die von einem zeitabhängigen Strom I durchflossen wird (Abb. 1.13b). Das
gestrichelt skizzierte elektrische Feld, das vom zeitabhängigen B-Feld induziert wird
(1.38), ist unter der Bedingung (1.83) vernachlässigbar (Vgl. Übungsaufgabe UE-1.6).
1.8 Einteilung Elektromagnetischer Felder 39
treibt das induzierte elektrische Wirbelfeld E in einer darin befindlichen Leiterschleife mit
der Fläche A einen Stromfluss. Jede Ladung Q in der Schleife durchläuft dabei die
Energiedifferenz
I
ΔW ¼ Q E ds:
∂A
die an den Schleifenanschlüssen als Quellenspannung meßbar ist. Dabei ist nach (I) einzig
die zeitliche Änderung des magnetischen Flusses durch A
ZZ
Φ¼ B dA,
A
gemäß der Definition eines Vektorflusses (A.39) für die Induktionsspannung maßgeblich:
∂Φ
U ind ¼ : ð1:86Þ
∂t
Uind A
∂A
Iind
Bg
dΦ
U ind ¼ N :
dt
Schließt man einen Verbraucher an eine solche Leiterschleife an, so nimmt dieser eine
elektrische Leistung auf, die gemäß Energieerhaltungsprinzip aus dem magnetischen Feld
gespeist werden muss. Dies ist auch als Lenzsche Regel bekannt, wonach der durch den
geschlossenen Stromkreis resultierende Induktionsstrom Iind in der Schleife seinerseits ein
Magnetfeld Bg erzeugt, das dem Primärfeld B0 entgegenwirkt (Abb. 1.15). Andernfalls
würde ohne äußere Energiezufuhr ein beliebig großer Strom bzw. Leistungsumsatz im
Verbraucher entstehen (Prinzip des Perpetuum mobile).
a
B
Fmagn Iind
B dA
ω b
Uind ωt
A
1.8 Einteilung Elektromagnetischer Felder 41
dΦ
U ind ðt Þ ¼ ¼ B A ω sin ðω t Þ
dt
U ind ðt Þ
I ind ðt Þ ¼
R
durch die Leiterschleife, die als ideal leitend angenommen wird. Entsprechend der
Lenzschen Regel muss es eine zur Drehrichtung entgegengesetzte Rückwirkung geben.
Wie in skizziert, resultiert aus der Ladungsbewegung mit Geschwindigkeit v in Strom-
richtung für jedes Wegelement ds, das die differentielle Ladung dQ ¼ ql ds enthält, die
differentielle magnetischen Kraft (1.3):
dFmagn ¼ ql d s v B:
Daraus ergibt sich auf den beiden Seiten mit der Länge a ein Kräftepaar das ein zur
Drehrichtung entgegengesetztes Drehmoment
dT ¼ ql ds v B b sin ω t
erzeugt. Die auf den anderen beiden Seiten (Länge b) resultierende Kräfte sind rein
translatorisch, entgegengesetzt und heben sich auf. Mit
d Q ds
ql d s v ¼ ¼ I ind d s
dt
42 1 Elektromagnetische Feldtheorie
U i ðt Þ
T ðt Þ ¼ A B sin ðω t Þ:
R
Pmech ðt Þ ¼ T ðt Þ ω
U i ðt Þ U 2 ðt Þ
Pmech ðt Þ ¼ A B ω sin ðω t Þ ¼ i ¼ Pel ðt Þ:
R R
Die erforderliche mechanische Leistung entspricht also genau der vom Verbraucher
aufgenommenen elektrischen Leistung Pel, in Übereinstimmung mit dem Energieerhal-
tungsprinzip. Genau genommen fehlt in dieser Bilanz noch die Berücksichtigung der
Feldenergie, die im magnetischen Feld des Induktionsstrom auf- und abgebaut wird.
Vorausgesetzt das ω bzw. die Schleifenfläche A nicht zu groß ist, kann dieser Effekt
näherungsweise vernachlässigt werden.
Hochfrequenz-Ersatzschaltbilder
Wie am Beispiel des Plattenkondensators gezeigt, tritt in elektrischen Bauelementen mit
zunehmender Frequenz die Wirkung der sekundären Felder in Erscheinung. Dies gilt auch
für die Verluste. Das Verhalten des Bauelementes weicht dann zunehmend von seiner
idealen Funktion ab. Abb. 1.16 zeigt am Beispiel des Kondensators, des Widerstands und
der Induktivität wie die entsprechenden nominellen Schaltzeichen C, R und L um die
sekundären Elemente zu erweitern sind, um das elektrische Verhalten an den
Bauelementanschlüssen richtig zu beschreiben. Beim Kondensator (Abb. 1.16a) ist dies
eine in Reihe geschaltete Induktivität, die die zusätzliche magnetische Energie zwischen
den Platten erfasst. Beim Widerstand (Abb. 1.16b) ist es sowohl eine Induktivität für das
vom Str€ omungsfeld erzeugte Magnetfeld als auch eine Kapazität für das elektrische Feld
zwischen den Anschlüssen. Bei der Induktivität (Abb. 1.16c) ist es eine zwischen den
einzelnen Windungen vorhandene Kapazität, zusammengefasst durch eine effektive Ge-
samtkapazität. Die ohmschen Verluste sind in den beiden Ersatzschaltbilder für die Ka-
pazität und Induktivität durch entsprechende Widerstandselemente berücksichtigt.
Die in Abb. 1.16 dargestellten Ersatzschaltbilder verlieren bei einer weiteren Erh€ohung
der Betriebsfrequenz ihre Gültigkeit, sodass eine genaue Beschreibung des Bauelementes
die L€
osung der vollständigen Maxwell-Gleichungen erfordern würde.
1.8 Einteilung Elektromagnetischer Felder 43
R L
C
Elektrisches Netzwerk
Ein elektrisches Netzwerk, wie in Abb. 1.17 dargestellt, mit konzentrierten Elementen wie
z. B. Spannungsquellen (U0), Widerstände (R), Kondensatoren (C) und Induktivitäten (L )
ist vollständig durch die Kirchhoffschen Gleichungen für alle Maschenspannungen Ui und
Zweigstr€ ome Ii beschrieben. Dies gilt auch im zeitabhängigen Fall, solange das Netzwerk
in seinen Abmessungen elektrisch klein ist, d. h. Δl << c Δt bzw. Δl << λ. Ist die
Induktionswirkung des Magnetfeldes in einer Masche wie auch elektrische Felder zwi-
schen Zweigen, die einen Potenzialunterschied aufweisen, nicht zu vernachlässigen, so
kann ihre Wirkung entsprechend in zusätzliche konzentrierten Induktivitäten bzw.
Kapazitäten im Netzwerk berücksichtigt werden. Ohmsche Verluste in den Verbindungen
zwischen den Schaltelementen k€onnen durch zusätzliche konzentrierte Widerstände ersetzt
werden, so dass die Verbindungen ideal leitend angesetzt werden k€onnen (Etan ¼ 0)
Unter diesen Annahmen folgen die Kirchhoffschen Gleichungen unmittelbar aus den
Maxwell-Gleichungen. So folgt aus der Integralform (I) für einen Maschenumlauf um die
Fläche A (Abb. 1.17):
I X
E ds ¼ i
Ui ¼ 0 ðMaschensatzÞ: ð1:87Þ
∂A
Δl
44 1 Elektromagnetische Feldtheorie
Für ein Volumen V, das einen Knoten umschließt (Abb. 1.17) erhält man aus der
Integralform (II) mit ∂D/∂t ¼ 0 und ∂V ! 0 für die geschlossene Oberfläche direkt
ZZ X
J dA ¼ I
i i
¼0 ðKnotensatzÞ: ð1:88Þ
∂V
Ist die Struktur nicht mehr elektrisch klein, so treten Wellenphänomene auf und die
Netzwerkbeschreibung versagt mit zunehmender Frequenz. Eine exakte L€osung wäre
dann nur aus den vollständigen Maxwell-Gleichungen zu erhalten, was ungleich
aufwändiger ist.
Innerhalb von Leitern kann aufgrund der hohen Leitfähigkeit κ bei nahezu allen techni-
schen Anwendungen und Frequenzen die Verschiebungsstromdichte in (II) gegenüber der
Leitungsstromdichte vernachlässigt werden, d. h.:
∂D
jJj:
∂t
! ∂B
rot H ¼ J rot E ¼
J¼κ E ∂t
div B ¼ 0 div D ¼ 0
D ¼ εE J ¼ κE B ¼ μ H:
B
κ≠0
sich beim elektrischen Feld um ein reines Wirbelfeld handelt, werden die resultierenden
Str€
ome auch als Wirbelstr€ome bezeichnet.
Ist die Bedingung für langsam veränderliche Felder nicht mehr erfüllt, so sind keine
Vereinfachungen bezüglich der Zeitabhängigkeit mehr m€oglich und es ist die L€osung des
vollständigen Systems der Maxwell-Gleichungen erforderlich:
∂B ∂D
rot E ¼ rot H ¼ J þ
∂t ∂t
div D ¼ q div B ¼ 0
D ¼ εE J ¼ κE B ¼ μ H:
∂B ∂D
bzw: ðþJÞ,
∂t ∂t
d.h. sie induzieren sich fortlaufend gegenseitig (Abb. 1.19). Das resultierende elektro-
magnetische Feld in Abhängigkeit von Raum und Zeit zeigt sich in diesem Fall in seiner
allgemeinsten Form als Wellenfeld, das sich mit Lichtgeschwindigkeit c (1.23) des Medi-
ums ausbreitet.
46 1 Elektromagnetische Feldtheorie
J E
c
B B
Abb. 1.19 Erzeugung eines elektromagnetischen Wellenfeldes und Ausbreitung im Raum durch
gegenseitigen Induktionsvorgang von E und B (schematisch)
1.9 Übungsaufgaben
Fmagn v0
r +
Fz
Q v0 B
+
Q1 ¼ Q2 ¼ Q3 ¼ Q4 ¼ Q
Q1 ¼ Q2 ¼ Q3 ¼ Q4 ¼ Q:
1.9 Übungsaufgaben 47
y
2 Q1
Q2 1
−1 1
x
−2 2
−1 Q4
Q3 −2
κL→ ∞
I h
Ix(x) Ix (x+Δx)
U0
Iz κ b
Δx
0
x
y l
z
a) Stellen Sie die Strombilanz zwischen dem ortsabhängigen Leitungsstrom Ix(x) in den
Platten und dem abfließenden Strom Iz für ein finites Leitungsstück Δx auf. Gehen Sie
dabei allgemein von der Kontinuitätsgleichung aus.
b) Leiten Sie aus der Strombilanz durch Grenzübergang Δx ! 0 die für den Leitungsstrom
Ix(x) maßgebliche Differenzialgleichung her und bestimmen Sie die L€osung unter
Berücksichtigung der gegebenen Randbedingungen am Anfang und am Ende der
Leitung (x ¼ 0, l ).
c) Welche Stromverteilung Ix(x) ergibt sich, wenn am Ende der Leitung ein ohmscher
Widerstand R angeschlossen wird?
48 1 Elektromagnetische Feldtheorie
E2 H2
Et,2 Ht,2
En,1 α2 Hn,1 α2
α1 En,2 α1 Hn,2
Et,1 Ht,1
E1 H1
ε1 ε2 μ1 μ2
I(t) U(t)
ρ
U0
U(t) H(t)
E(t) ε,μ d
eρ
ez 0 t0 t
2a
a) Berechnen Sie das elektrische Feld E(t) und das magnetische Feld H(t) innerhalb des
Kondensators in Abhängigkeit der Plattenspannung U(t) nach Betrag und Richtung und
unter Vernachlässigung der Randeffekte. Betrachten Sie dabei die Zeiträume 0 t t0
und t > t0 getrennt. Gehen Sie von quasistatischen Verhältnissen aus und nutzen Sie die
Resultate aus Beispiel 1.3.
1.9 Übungsaufgaben 49
b) Bestimmen Sie die elektrische und magnetische Feldenergie WE(t) und WM(t) im
Plattenkondensator.
c) Ermitteln Sie den resultierenden Poynting-Vektor S(t) entlang des Plattenrandes (ρ ¼ a).
In welche Richtung zeigt er und wie groß ist insgesamt die Leistung P(t), die in den
Kondensator fließt?
d) Verifizieren Sie den Poynting-Satz unter Verwendung der Ergebnisse aus den Aufga-
benteilen b) und c).
ε,μ
I
H
E ρ
2a
a) Berechnen Sie ausgehend von H(t) das induzierte elektrische Feld E(r,t).
b) Bestimmen Sie die Energiedichten des elektrischen Feldes wE(t) und des magnetischen
Feldes wM(t).
c) Ausgehend von einer harmonischen Schwingung mit der Kreisfrequenz ω und der
Amplitude H0 soll das Verhältnis der zeitlich gemittelten Energiedichten bestimmt
werden. Welche Schlussfolgerung kann bezüglich zur elektrischen Gr€oße a/λ der
Zylinderspule gezogen werden?
B(x)
Ui(t) v d
x
0 xi (t)
Zusammenfassung
Das statische elektrische Feld ruhender Ladungen stellt die elementarste Feldform dar. Es
folgt aus einer skalaren Potentialfunktion, die L€osung einer partiellen DGL 2. Ordnung – der
Poisson bzw. Laplace-Gleichung ist. Die Bestimmung der Potentialfunktion unter bestimm-
ten Randbedingungen des Feldes an den Grenzen des Gebietes indem die L€osung gesucht
ist, stellt eine Randwertaufgabe dar. Die drei analytischen L€osungsmethoden, die dafür im
folgenden Anwendung finden, sind die Spiegelungsmethode, der Separationsansatz nach
Bernoulli und die konforme Abbildung. Die Integration der Potentialfunktion über die
ladungserfüllten Bereiche ergibt die im elektrostatischen Feld gespeicherte Energie. Der
mit der Feldenergie verknüpfte Begriff der Kapazität wird von der einfachen Anordnung mit
zwei Elektroden auf ein System mit beliebiger Elektrodenanzahl erweitert.
2.1 Feldgleichungen
In einem System, in dem alle Ladungen ruhen, sodass auch kein Stromfluss und demzu-
folge auch kein magnetisches Feld vorliegt, reduzieren sich die Maxwell-Gleichungen
(Abschn. 1.8.1) zu
I
rot E ¼ 0 bzw: E ds ¼ 0 ðI0 Þ
ZZ ZZZ
div D ¼ q bzw: D dA ¼ q dV : ðIIIÞ
∂V V
Hierbei geht die Integralform von (I0 ) und (III) durch den Stokesschen (A.80) bzw. dem
Gaußschen Integralsatz (A.81) hervor.
Für die vollständige Beschreibung wird die Materialgleichung
D ¼ ε E, ð2:1Þ
rot E ¼ 0
rot grad φ 0
unmittelbar, dass die elektrische Feldstärke aus dem Gradienten (A.43) einer skalaren
Funktion, dem Potential φ, bestimmt werden kann:
Das negative Vorzeichen ist Konvention. Demzufolge zeigt der Vektor E in Richtung
abnehmendem Potential.
Die Potentialfunktion φ hat eine fundamentale physikalische Bedeutung. Dazu betrach-
ten wir eine Ladung Q nach Durchlaufen eines Weges zwischen den Punkten A und B in
einem elektrischen Feld E. Aufgrund der auf sie wirkenden elektrischen Kraft (1.2) wird ihr
die Energie
2.2 Das elektrische Potentialfeld 53
zugeführt. Ersetzen wir das Wegintegral über den Gradienten nach (A.78) durch die
Differenz der Potentialwerte am Anfangs- und Endpunkt, ergibt sich
W AB ¼ Q ½φðrA Þ φðrB Þ ¼ Q U AB :
Hierbei bezeichnet man die Potentialdifferenz UAB zwischen den Punkten A und B als
elektrische Spannung zwischen den beiden Punkten:
ZrB
U AB ¼ E ds ¼ φðrA Þ φðrB Þ, ð2:5Þ
rA
½W kg m2
½U ¼ ½φ ¼ ¼ ¼ V ðVoltÞ:
½Q A s3
" Die Spannung UAB zwischen den Punkten A und B gibt die auf die Ladung
bezogene Energiedifferenz WAB an. Sie ist gemäß (2.5) unabhängig von der Wahl
des Integrationsweges zwischen den beiden Punkten und nur von der Differenz
der Potentialwerte bestimmt.
Ein Vektorfeld mit dieser Eigenschaft bezeichnet man als konservatives Feld. Ein weiteres
Beispiel hierfür ist das Gravitationsfeld, in dem die potentielle Energiedifferenz zwischen
zwei Punkten allein von der Lage (H€ohe) abhängt und nicht von der Form des Weges.
Aufgrund der räumlichen Differentiationen im Gradienten (2.4) ist E gegenüber einer
frei wählbaren additiven Konstante C in der Potentialfunktion φ invariant, d.h.
gradðφðrÞ þ C Þ ¼ gradðφðrÞÞ:
Entsprechend der frei wählbaren Konstante C ist der Potentialwert φ(r) in einem Punkt r
nicht absolut, sondern immer auf einen Referenzwert φ(r0) bezogen, dem ein Bezugspunkt
r0 zugeordnet ist. Aus (2.5) folgt mit r ¼ rB und r0 ¼ rA:
Zr
φðrÞ ¼ E ds þ φðr0 Þ ð2:6Þ
r0
54 2 Elektrostatische Felder
so folgt daraus, dass E in Richtung des gr€oßten Potentialgefälles zeigt (Abb. 2.1a). Das
heißt, die E-Feldlinien stehen senkrecht auf den Äquipotentiallinien φ ¼ const.
(Abb. 2.1b).
" Die elektrischen Feldlinien und die Äquipotentiallinien stehen in jedem Punkt
senkrecht aufeinander. Sie bilden ein orthogonales Netz.
In einem elektrostatischen Feld sind alle Ausgleichsvorgänge in einem Leiter auch bei
endlicher Leitfähigkeit abgeklungen (τR 6¼ 0, siehe Beispiel 1.1), d.h. es liegen die gleichen
Verhältnisse vor wie für einen idealen Leiter im zeitabhängigen Fall. Daraus folgt, dass die
Oberfläche eines leitfähigen K€orpers im elektrostatischen Feld immer eine
Äquipotentialfläche darstellt, da auf ihr nach (2.6) wegen Etan ¼ 0 (1.58) kein Poten-
tialunterschied zwischen zwei Punkten bestehen kann. Dies gilt auch für das Innere des
Leiters, das feldfrei ist. Gemäß der Randbedingung (1.60)
En
Dn ¼ ¼ qA ð2:7Þ
ε
ist die Flächenladung direkt proportional zur Feldstärke auf der Leiteroberfläche (Abb. 2.2).
2.3 Die Potentialgleichung 55
a b E
E
ds
ϕ(r0 +ds)
ϕ(r0)
ϕ3
ϕ2
ϕ1
Abb. 2.1 (a) Infinitesimale Potentialdifferenz zwischen zwei Punkten. (b) E-Feldlinien und
Äquipotentiallinien
ϕ = const.
Das elektrostatische Feld muss den beiden Feldgleichungen (I0 ) und (III) genügen:
rot E ¼ 0 ðI0 Þ
div D ¼ q: ðIIIÞ
Über E ¼ grad φ ist die erste Feldgleichung (I0 ) erfüllt. Einsetzen in die zweite
Feldgleichung (III) ergibt durch Einsetzen mit (2.1):
Die zweifache Vektoroperation lässt sich mit Hilfe der Regel (A.66)
q
Δφ ¼ Poisson-Gleichung: ð2:8Þ
ε
Δφ ¼ 0 Laplace-Gleichung: ð2:9Þ
Wir haben somit für das elektrostatische Feld ein zu den Feldgleichungen (I0 ) und (III)
äquivalentes Gleichungssystem bestehend aus (2.8) und (2.4). Damit wird die L€osung der
Feldgleichungen (vektorielles Gleichungssystem) auf die wesentlich einfachere L€osung
der Poisson- bzw. der Laplace-Gleichung für die skalare Potentialfunktion zurückgeführt.
Die nachträgliche Gradientenbildung (2.4) stellt kein besonderes Problem dar.
Die L€
osung der Poisson-Gleichung ist ohne weitere Festlegungen nicht eindeutig definiert,
da zu einer partikulären L€osung φp
q
ΔφP ¼
ε
eine L€
osung der Laplace-Gleichung (homogene L€osung)
ΔφH ¼ 0
dazu addiert werden kann und sie zusammen die Poisson-Gleichung ebenfalls erfüllen:
q
ΔðφH þ φP Þ ¼ ΔφH þ ΔφP ¼ ΔφP ¼ :
ε
Die homogene L€osung geh€ort zur Klasse der harmonischen Funktionen. Die Anzahl
unterschiedlicher homogener L€osungen ist beliebig.
2.3 Die Potentialgleichung 57
Zur Beantwortung der Frage, unter welchen Bedingungen nur eine einzig m€ogliche
L€
osung der Poisson-Gleichung existiert, gehen wir zunächst von zwei m€oglichen
osungen φ1 und φ2 der Poisson-Gleichung aus:
L€
q
Δφ1 ¼
ε
q
Δφ2 ¼ :
ε
Daraus folgt, dass die beiden L€osungen φ1 und φ2 sich um die homogene L€osung
Δðφ1 φ2 Þ ¼ 0
der Laplace-Gleichung unterscheiden. Wenden wir nun den 1. Greenschen Integralsatz (A.82)
ZZZ ZZ
ðΦ ΔΨ þ grad Φ grad ΨÞ dV ¼ Φ grad Ψ dA
V ∂V
für zwei Skalarfelder Φ und Ψ an, mit der Wahl Φ ¼ Ψ ¼ φ1 φ2, so dass
ΔΨ ¼ Δ(φ1 φ2) ¼ 0 ergibt, erhalten wir:
ZZZ ZZ
2
½grad ðφ1 φ2 Þ dV ¼ ðφ1 φ2 Þ grad ðφ1 φ2 Þ dA:
V ∂V
Mit der Definition (A.44) der Normalableitung ∂φ/∂n bezogen auf die Randfläche ∂V des
Integrationsgebietes V schreiben wir den Gradienten im rechten Integral um:
∂φ1 ∂φ2
grad ðφ1 φ2 Þ dA ¼ en grad ðφ1 φ2 Þ dA ¼ dA
∂n ∂n
und erhalten schließlich folgende Beziehung für die beiden L€osungen φ1 und φ2:
ZZZ ZZ
2 ∂φ1 ∂φ2
½grad ðφ1 φ2 Þ dV ¼ ðφ1 φ2 Þ d A: ð2:10Þ
∂n ∂n
V ∂V
Daraus lassen sich die drei folgenden Bedingungen für das Potential auf dem Rand ∂V
ableiten, die eine eindeutige L€osung sicherstellen:
b) Die Normalableitung des Potentials ∂φ/∂n ist durch die Funktion g vorgegeben:
∂φ
¼ gðrÞ; r 2 ∂V Neumannsche Randbedingung: ð2:12Þ
∂n ∂V
c) Auf unterschiedlichen Teilen des Randes ist entweder φ oder ∂φ/∂n vorgegeben:
∂φ
φj∂V ¼ f ðrÞ _ ¼ gðrÞ; r 2 ∂V gemischte Randbedingung: ð2:13Þ
∂n ∂V
Die häufigste Randwertaufgabe (RWA) ist vom Dirichletschen Typ, d.h. das Potenzial ist
auf einer Berandung vorgegeben (Abb. 2.3):
q
Δφ ¼
ε Dirichletsche RWA: ð2:14Þ
φj∂V ¼ f ðrÞ; r 2 ∂V
entspricht gemäß der Grenzbedingung Dn,2 Dn,1 ¼ qA (1.55) mit Dn,2 ¼ 0 (Außenraum
feldfrei):
∂φ Dn, 1 q
¼ ¼ A:
∂n ∂V ε ε
einer Vorgabe der Oberflächenladung qA, die in praktischen Fällen selten bekannt ist.
Δφ ¼ 0
φj∂V ¼ φ0 ¼ const:
ϕ0 = const.
E=0 V
∂V
Als L€
osung setzen wir versuchsweise einfach an:
φðrÞ ¼ φ0 ¼ const:
60 2 Elektrostatische Felder
Wie man sich leicht überzeugen kann, erfüllt diese L€osung sowohl die Laplace-
Gleichung als auch die Randbedingung, so dass diese L€osung nach dem Einde-
utigkeitssatz (Abschn. 2.3.1) die einzig m€ogliche ist.
Für das elektrische Feld erhalten wir mit (2.4)
E ¼ grad φ0 ¼ 0:
Der ganze Innenraum V ist also feldfrei, unabhängig davon auf welchem Potential die
Leiterhülle sich befindet bzw. welches Feld außerhalb der Hülle vorliegt. Da dieses
Ergebnis v€ollig unabhängig von der Form der leitenden Hülle ist, gilt allgemein:
" Der Hohlraum innerhalb einer leitenden Hülle ist feldfrei (Faradayscher Käfig).
Dieses Ergebnis gilt auch näherungsweise auch für nicht perfekt geschlossene Hüllen,
also für metallische Gehäuse mit nicht allzu großen Öffnungen.
Für ein gegebenes Randwertproblem ist die L€osung für eine Punktladung (1.15) von
grundlegender Bedeutung. Mit dieser als Greensche Funktion bezeichneten L€osung lässt
sich jede andere L€osung mit beliebiger Ladungsverteilung q(r) durch Superposition
gewinnen.
Ausgehend von der L€osung der Poisson-Gleichung für eine Punktladung am Ort r0 und
Aufpunkt r:
0 0
0 qðr Þ Q δðr r Þ
Δφðr, r Þ ¼ ¼ ð2:15Þ
ε ε
definieren wir die Greensche Funktion G(r ,r0 ) als die auf Q/ε normierte L€osung, d.h. sie
erfüllt die Gleichung
0 0
ΔGðr, r Þ ¼ δðr r Þ: ð2:16Þ
∂φ
ergibt mit grad φ dA ¼ en grad φ dA ¼ dA:
∂n
ZZZ h ZZ i 0
0 0 0 0 ∂φ
0 0 ∂Gðr; r Þ
0 0
Gðr; r ÞΔφðr Þ φðr ÞΔGðr; r Þ dV ¼ Gðr; r Þ 0 φðr Þ 0 dA :
∂n ∂n
V ∂V
Einsetzen der Poisson-Gleichungen (2.8) für eine beliebige Ladungsverteilung und für
G ergibt nach Anwendung der Ausblendeigenschaft der δ-Funktion (1.16):
ZZZ ZZ 0
1 0 0 0 0 ∂φ 0 ∂Gðr; r Þ 0
φð r Þ ¼ Gðr; r Þ qðr Þ dV þ Gðr; r Þ 0 φðr Þ dA : ð2:17Þ
ε ∂n ∂n0
V ∂V
Wählen wir nun für die Greensche Funktion die homogene Randbedingung, d.h.
G(r,r0 ) ¼ 0; r0 2 ∂V, so entfällt das erste Glied im Oberflächenintegral und wir erhalten
die allgemeine L€osung der Dirichletschen RWA für eine beliebige Potentialvorgabe auf
dem Rand:
ZZZ ZZ 0
1 0 0 0 ∂Gðr; r Þ
0 0
φð r Þ ¼ Gðr; r Þ qðr Þ dV φðr Þ 0 dA : ð2:18Þ
ε ∂n
V ∂V
Ganz in Übereinstimmung mit den Ausführungen in Abschn. 2.3.1 setzt sich die L€osung
für φ aus einer Partikulärl€osung φP (Volumenintegral), die auf dem Rand Null ist, und
der homogenen L€osung φH (Hüllenintegral) zur Erfüllung der Randbedingung vom
Dirichletschen Typ φ|∂V ¼ f(r) 6¼ 0 zusammen. Entsprechend dem Superpositionsprinzip
beinhaltet das Volumenintegral mit der Greenschen Funktion als sog. Kern die Beiträge
aller Ladungsanteile.
Für eine gegebene Randgeometrie ist somit ist die L€osung der elektrostatischen RWA
für jede beliebige Ladungskonfiguration auf die Bestimmung der entsprechenden
Greenschen Funktion G(r,r0 ) zurückgeführt.
Für den Fall, dass die Berandung ∂V ausreichend weit entfernt von sämtlichen feld-
erzeugenden Ladungen im Gebiet V liegt, k€onnen wir ∂V ins Unendliche legen und haben
die RWA (2.14) mit der Randbedingung
62 2 Elektrostatische Felder
φj∂V ¼ φðjrj ! 1Þ ¼ 0
zu l€
osen.
In diesem Fall verschwindet der Beitrag des Oberflächenintegrals in (2.18) und wir
erhalten als allgemeine L€osung für eine beliebige Ladungsverteilung q(r) mit der
Greenschen Funktion des Freiraums G0(r,r0 )
ZZZ
1 0 0 0
φðrÞ ¼ G0 ðr; r Þ qðr Þ dV : ð2:19Þ
ε
V
0 0
ΔG0 ðr; r Þ ¼ δðr r Þ ð2:20Þ
mit der Randbedingung G0(r!1) zu l€osen. Zu diesem Zweck legen wir den Quellpunkt r0
in den Koordinatenursprung und integrieren (2.20) auf beiden Seiten über ein Volumen V.
Für die linke Seite erhalten wir mit dem Gaußschen Integralsatzes (A.81):
ZZZ ZZZ ZZ
ΔG0 dV ¼ divðgrad G0 Þ dV ¼ grad G0 dA:
V V ∂V
Mit der Normierungsbedingung (1.14) für die Dirac-Funktion erhalten wir aus der
Integration der rechten Seite von (2.20) zunächst:
ZZ
grad G0 dA ¼ 1:
∂V
∂G0 ∂G0
grad G0 dA ¼ dA ¼ dAr
∂n ∂r
2.4 Das Feld von Ladungen im Freiraum 63
Z2π Zπ
∂G0 2
r sin θ dϕ d θ ¼ 1
∂r
ϕ¼0 θ¼0
∂G0 1
¼ :
∂r 4 π r2
Z Z
∂G0 1 1 1
G 0 ðr Þ ¼ dr ¼ dr ¼ þ C:
∂r 4π r 2 4π r
1
G 0 ðr Þ ¼
4π r
0 1
G0 ðr; r Þ ¼ Greensche Funktion des Freiraumes: ð2:21Þ
4π jr r0 j
2.4.2 Coulomb-Integral
Einsetzen der Greenschen Funktion (2.21) in (2.19) ergibt die allgemeine L€osung des
Potentials einer Ladungsverteilung im freien Raum:
ZZZ 0
1 qðr Þ 0
φðrÞ ¼ 0 dV Coulomb-Integral ðPotentialÞ: ð2:22Þ
4π ε jr r j
V
64 2 Elektrostatische Felder
r
r'
Die elektrische Feldstärke lässt sich aus der L€osung (2.22) durch den Gradienten gemäß
(2.4) bestimmen. Es ist alternativ auch m€oglich den Gradienten direkt in (2.22) einzuar-
beiten, um eine explizite Integrall€osung zu erhalten:
ZZZ
1 1 0 0
E ¼ grad φ ¼ grad qðr Þ dV
4πε j r r0 j
V
Der Gradient des reziproken Abstandes lässt sich beispielsweise in kartesischen Koor-
dinaten direkt bestimmen, wobei die Differentiationen auf die ungestrichenen Aufpunkt-
Koordinaten auszuführen sind:
0
1 rr
grad ¼ :
j r r0 j 0 3
jr r j
ZZZ 0
1 0 rr 0
EðrÞ ¼ qðr Þ dV Coulomb-Integral: ð2:23Þ
4π ε jr r j0 3
V
Abb. 2.4 veranschaulicht das Coulomb-Integral (2.23) für ein Volumenelement dV, das im
Abstand r r0 einen vektoriellen Beitrag dE im Aufpunkt liefert, der parallel zum Ab-
standsvektor (r r0 ) ist. Gegenüber dem skalaren Coulomb-Integral (2.22) für das Potential
ist die Berechnung von (2.23) i.A. wesentlich aufwendiger, da jeweils ein Integral für die drei
Komponenten von E zu l€osen ist und der Integrand eine kompliziertere Funktion darstellt.
Das elementare Feld einer einzigen Punktladung am Ort rQ ergibt sich mit Hilfe der Dirac-
Funktion (Abschn. 1.2) durch Einsetzen der Ladungsverteilung (1.15) q(r) ¼ Q δ(r rQ)
in (2.22):
2.4 Das Feld von Ladungen im Freiraum 65
ZZZ 0 ZZZ 0
1 qðr Þ 0 Q δ r rQ 0 Q
φð r Þ ¼ 0 dV ¼ dV ¼ ,
4 π ε r r Q
0
4πε jr r j 4πε jr r j
V V
bzw. mit dem Radialabstand r von der Ladung im Koordinatenursprung (rQ ¼ 0):
Q
φð r Þ ¼ Potential der Punktladung: ð2:24Þ
4πεr
Q 1 Q r rQ
EðrÞ ¼ grad φðrÞ ¼ grad ¼
,
4π ε r rQ 4π ε r rQ 3
bzw. mit rQ ¼ 0:
Q
EðrÞ ¼ er Feld der Punktladung: ð2:25Þ
4 π ε r2
Abb. 2.5 veranschaulicht das Elementarfeld der Punktladung. Wie der Vergleich von
(2.25) und (2.24) zeigt, nimmt E mit dem Quadrat der Entfernung r und damit schnel-
ler ab als das Potential, das umgekehrt proportional zum Abstand ist. Die stärkere
Abstandsabhängigkeit von E gegenüber φ gilt generell für jede räumlich begrenzte
Ladungsverteilung.
Solche einfachen Felder mit hoher Symmetrie ergeben sich auch direkt durch Auswer-
tung des integralen Gaußschen Gesetzes (III). Bei Annahme eines kugelsymmetrischen
Feldes, das nur vom Abstand r abhängen kann, d.h. D ¼ ε Er(r) er liefert die Integration
über eine beliebige Kugeloberfläche Ak mit der eingeschlossenen Ladung Q im Zentrum
das Ergebnis (2.25):
ZZ ZZ
D dA ¼ ε Er ðrÞ dAr ¼ ε E r ðrÞ 4 π r2 ¼ Q:
AK AK
X
N
qð r Þ ¼ Qi δðr ri Þ:
i¼1
66 2 Elektrostatische Felder
a b
ϕ(r)
E(r)
ϕ(r)
~ 1/r
Äqui-
potential
flächen
r
Abb. 2.5 Das elektrische Feld einer Punktladung. (a) Feld- und Äquipotentiallinien (b) Potentialprofil
rN
Einsetzen von q(r) in das Coulomb-Integral (2.22) und Vertauschen von Integration und
Summation ergibt
1 X N
Qi
φð r Þ ¼ ð2:26Þ
4πε i¼1 jr ri j
und entsprechend mit dem Coulomb-Integral (2.23) für das elektrische Feld:
1 X N
r ri
EðrÞ ¼ Qi
4πε i¼1 j r ri j 3
ϕ (r, θ)
z +
r
+Q
r
-
θ r
d
–Q
Aus der Symmetrie der Anordnung in Bezug auf die z-Achse, lässt sich dieser
Ausdruck auch in Kugelkoordinaten in Abhängigkeit von r und θ ausdrücken. Anwen-
dung des Cosinussatzes für r+ und r ergibt:
2 !1=2
2
1=2 d d
r ¼ r þ ðd=2Þ ∓ d r cos θ
2
¼ r 1þ ∓ cos θ :
2r r
Häufig wird der Dipol als unendlich kleine Anordnung betrachtet, d.h. d r. Unter
dieser Annahme kann der Ausdruck für die beiden Abstände r+ und r genähert werden:
1=2
d
r r 1 ∓ cos θ :
r
Q d cos θ
φðr; θÞ :
4 π ε r2
Ordnen wir dem Dipolmoment p noch die Richtung von Q nach +Q zu, so lässt
sich der Ausdruck Q d cosθ als Skalarprodukt per schreiben und wir erhalten die
koordinatenunabhängige L€osung
68 2 Elektrostatische Felder
p er
φð r Þ ¼ Elektrischer Dipol: ð2:27Þ
4πε r2
∂φ 1 ∂φ
E ¼ grad φ ¼ er þ eθ :
∂r r ∂θ
∂φ 2p cos θ ∂φ p sin θ
¼ ; ¼
∂r 4πε r3 ∂θ 4πε r2
p
E¼ ð2 cos θ er þ sin θ eθ Þ: ð2:28Þ
4π ε r3
Die Feld- und Äquipotentiallinien des elektrischen Dipols sind im folgenden Bild in
der r-θ-Ebene skizziert. Im oberen Halbraum haben die Potentiallinien ein positives
Vorzeichen, während sie in der unteren Raumhälfte negativ sind.
ϕ = const.
p E
2.4 Das Feld von Ladungen im Freiraum 69
Eine weitere elementare Ladungsanordnung ist die Linienladung mit konstanter Belegung
ql ¼ const. Aufgrund der Zylindersymmetrie wird für die Berechnung des Feldes φ ¼ φ(ρ, z)
die Linienladung mit der Länge 2a entlang der z-Achse eines Zylinder-Koordinatensystems
gelegt (Abb. 2.7).
Für die eindimensionale Ladungsverteilung erhalten wir für das Coulomb-Integral
(2.22) mit q dV ¼ ql dz0
Z Zþa 0
1 ql 0 q dz
φðρ; zÞ ¼ dz ¼ l qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ,
4π ε j r r0 j 4πε
a ρ2 þ ð z z 0 Þ 2
mit der L€
osung:
2qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 3
2
6 ð z aÞ þ ρ ð z aÞ 7
2
q
φðρ; zÞ ¼ l ln 4qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 5: ð2:29Þ
4π ε
ð z þ a Þ 2 þ ρ2 ð z þ a Þ
Wir wollen nun das Verhalten dieses Feldes für Aufpunkte in sehr großer und sehr
kleiner Entfernung ermitteln. Zur Vereinfachung setzen wir in beiden Fällen z ¼ 0.
+a r–r'
z –z'
dz' ρ
ql
x
−a
70 2 Elektrostatische Felder
2 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 3
2
q 6 a=ρ þ ða=ρÞ þ 1 7 ql 1 þ a=ρ
φðρÞ ¼ l ln 4 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi5 ln :
4π ε 4π ε 1 a=ρ
a=ρ þ ða=ρÞ2 þ 1
erhalten wir schließlich als asymptotische L€osung des Potentials für große Abstände:
2 a ql Ql
φð ρ Þ ’ ¼ :
4π ε ρ 4π ε ρ
Dies ist das Feld der Punktladung, entsprechend der anschaulichen Vorstellung, dass die
Linienladung in großer Entfernung zu einem Punkt mit der Gesamtladung Ql ¼ 2aql
zusammenschrumpft.
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1þx 1 þ x=2; f €ur x!0 ð2:31Þ
und Vernachlässigung des Terms (ρ/a)2 im Zähler erhalten wir schließlich als asymptoti-
sche L€
osung des Potentials der unendlich langen Linienladung:
ql 2a
φ ð ρÞ ’ ln ! 1; f €ur a=ρ ! 1:
2π ε ρ
Die Divergenz des Potentials rührt daher, dass die Ladungsverteilung sich bis ins
Unendliche erstreckt. Dies gilt f€ur jede Art von Ladungsverteilung, die nicht in einem
2.4 Das Feld von Ladungen im Freiraum 71
endlichen Gebiet V beschränkt ist, was gemäß Abschn. 2.4.2 dem Coulomb-Integral (2.22)
zugrundeliegt. In diesem Fall ist nur der Potenzialunterschied zu einem Bezugsabstand ρ0
im Endlichen sinnvoll, d.h.:
ql 2a 2a
φ ð ρ Þ φ ð ρ0 Þ ¼ ln ln :
2π ε ρ ρ0
Da das Potential nur bis auf eine frei wählbare Konstante bestimmt ist (Abschn. 2.2),
ordnen wir dem Referenzpunkt den Wert φ(ρ0) ¼ 0 zu und erhalten für die unendliche
Linienladung:
ql ρ
φ ð ρÞ ¼ ln Logarithmisches Potential: ð2:32Þ
2π ε ρ0
Das elektrische Feld ergibt sich durch Berechnung des Gradienten nach Formeln (A.46),
wobei die Ableitungen nach ϕ und z Null sind:
∂φ
E ¼ grad φðρÞ ¼ eρ
∂ρ
ql
E ρ ð ρÞ ¼ Feld der Linienladung: ð2:33Þ
2π ε ρ
Auch für diese einfache zylindersymmetrische Ladungsanordnung lässt sich das Feld
direkt aus dem Gaußschen Gesetz (III) bestimmen. Ausgehend von einem radial gerichte-
ten Feld, d.h. D ¼ ε Eρ(ρ) eρ, liefert die Integration über eine Zylinderfläche AZ der H€ohe
h mit der Ladung ql auf der Zylinderachse nur über die Mantelfläche AM einen Beitrag und
es resultiert in Übereinstimmung mit (2.33):
ZZ I
D dA ¼ ε Eρ ðρÞ dAρ ¼ ε E ρ ðρÞ 2 π ρ h ¼ ql h:
AZ AM
1 X N
ρ
φð r Þ ¼ ql, i ln i ,
2π ε i¼1 ρ0
72 2 Elektrostatische Felder
wobei wir wegen der beliebigen Konstante in der Potentialfunktion frei in der Wahl des
individuellen Referenzabstandes ρ0 sind.
ϕ=0
+ql −ql
a a
ρ1 ρ2
ϕ(r)
Das Potential der Anordnung ergibt sich durch Addition der beiden Einzelpotentiale
nach Gl. (2.32) im Abstand ρ1 bzw. ρ2 vom Aufpunkt:
ql ρ1 ρ2 ql ρ
φð r Þ ¼ ln ln ¼ ln 1 :
2πε ρ0 ρ0 2πε ρ2
Durch die Wahl des gleichen Bezugsabstandes ρ0 ist das Potential auf der Symme-
trieebene Null. Dort gilt in jedem Punkt ρ1 ¼ ρ2.
Für jede andere Äquipotentiallinie mit Potentialwert φ muss gelten:
ρ1
¼ e2 π ε φ=ql ¼ const:
ρ2
Linien auf denen jeder Punkt dieser Bedingung genügt sind in der Geometrie bekannt
als Appoloniuskreise mit Radius
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
R
¼ ðx0 =aÞ2 1 :
a
2.4 Das Feld von Ladungen im Freiraum 73
x0 1 þ ðρ1 =ρ2 Þ2
¼ :
a 1 ðρ1 =ρ2 Þ2
y
ϕ = const.
ρ1 ρ2 R
–a a x0 x
ϕ=0
ϕ>0 E ϕ<0
+ −
Zur Berechnung der asymptotischen L€osung für das Feld des Liniendipols in großer
Entfernung (ρ >> d ¼ 2a) schreiben wir die beiden Abstände ρ1 und ρ2 in der exakten
L€
osung
q ρ
φðrÞ ¼ l ln 1 ð2:34Þ
2π ε ρ2
74 2 Elektrostatische Felder
Den um π/2 verschobenen Cosinus k€onnen wir durch den Sinus ersetzen und erhalten
als Näherung für d ρ:
d
ρ21, 2 ρ2 d ρ sin ϕ ¼ ρ2 1 sin ϕ :
ρ
Einsetzen in den Logarithmus ergibt mit der Näherungsformel (2.30) die asympto-
tische L€osung:
ql d
φðρ; ϕÞ ’ sin ϕ: ð2:35Þ
2π ε ρ
x ϕ(ρ,φ)
ρ1
ρ ρ2
φ
y
+ql d −ql
pl
Analog zum elektrischen Dipol (Beispiel 2.2) definieren wir das Liniendipolmoment
|pl| ¼ ql d, das von ql nach +ql zeigt, und erhalten mit sinϕ ¼ cos(∠ pl, eρ) und dem
senkrechten Abstand ρ die koordinatenunabhängige, asymptotische Fernfeldl€osung des
Liniendipols:
pl e ρ
φ¼ :
2π ε ρ
Aus dem Gradienten von (2.35) in Zylinderkoordinaten (A.46) ergibt sich mit
∂φ/∂z ¼ 0 für die Feldstärke
pl
E¼ sin ϕ eρ cos ϕ eϕ ,
2περ 2
2.4 Das Feld von Ladungen im Freiraum 75
pl
jEj ¼ :
2 π ε ρ2
pl
2.4.5 Flächenladungen
Eine Fläche mit konstanter Ladungsbelegung qA stellt eine weitere elementare La-
dungsanordnung dar. Wir betrachten dazu eine kreisrunde Fläche A mit Radius a und
beschränken uns für den beabsichtigten Zweck bei der Berechnung des Feldes auf die
z-Achse (Abb. 2.9).
Das Coulomb-Integral (2.22) für das Potential im Punkt P lautet in diesem Fall mit
q dV ¼ qA dA und dem Flächenelement dAz ¼ ρ dϕ dρ (A.28) in Zylinderkoordinaten
ZZ Z2 π Za
1 qA q ρ
φð z Þ ¼ dA ¼ A pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dϕ dρ,
4πε A R 4πε ρ þ z2
2
ϕ¼0 ρ¼0
qA pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
φð z Þ ¼ a2 þ z2 jzj :
2ε
Wie man sich leicht durch Anwendung der Näherungsformel (2.31) überzeugen kann,
erhält man aus diesem Ergebnis für a/z ! 0 die L€osung der Punktladung mit Q ¼ qA π a2.
76 2 Elektrostatische Felder
P
qA
R
a
ρ dAz
A
ϕ1
ϕ2
ϕ3
Für den Fall a/z ! 1, also für die unendliche Ebene, divergiert das Potential und man
muss wie bei der Linienladung den Referenzpunkt z0 für φ(z0) ¼ 0 ins Endliche legen, d.h.:
qA
φð z Þ ¼ ð jzj jz0 jÞ: ð2:36Þ
2ε
∂φ q
E ¼ grad φ ¼ ¼ A ez ; f u€r z >
< 0, ð2:37Þ
∂z 2ε
also ein vom Abstand unabhängiges, z-gerichtetes Feld. Ein solches Feld bezeichnen wir
als homogenes Feld (Abb. 2.10).
Auch für diesen symmetrischen Grenzfall lässt sich das Feld direkt aus dem Gaußschen
Gesetz (III) bestimmen. In jedem Punkt entlang der z-Achse heben sich für jedes symmetrisch
dazu ausgewählte Flächenelemente-Paar die horizontalen Komponenten des Feldes auf. Die
2.4 Das Feld von Ladungen im Freiraum 77
Als Beispiel für das Feld einer räumlichen Ladungsverteilung soll ein Kugelvolumen
V mit Radius a betrachtet werden (Abb. 2.11). Um die Rechnung überschaubar zu halten,
beschränken wir uns auf eine um den Koordinatenursprung kugelsymmetrische Vertei-
lung:
qð r Þ r a
qð r Þ ¼
0 r>a
ZZZ 0
1 qðr Þ 0
φð r Þ ¼ dV
4π ε j r r0 j
V
r r – r'
q(r) θ
r' x
a
V
78 2 Elektrostatische Felder
den Aufpunkt im radialen Abstand r vom Ursprung auf eine Koordinatenachse, z. B. die
z-Achse legen k€onnen. Mit
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
r r0 ¼ r2 þ r02 2 r r0 cos θ ðCosinussatzÞ
0
d V ¼ r02 sin θ dr d θ d ϕ
Za Zπ Z2π 0
1 qðr Þ r02 sin θ 0
φð r Þ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0
d ϕ d θ dr :
4πε r þ r 2 r r cos θ
2 02
0 0 0
Za h i 0
1 0
qðr Þ r ðr þ r Þ r r dr :
0 0 0
φð r Þ ¼
2εr
0
0 2r
0
r
0
r
ðr þ r Þ r r ¼
0
0
2r r >r
> r qðr Þ r d r
>
:
r a:
0
∂φ
E ¼ grad φðrÞ ¼ er ,
∂r
2.4 Das Feld von Ladungen im Freiraum 79
Zx
d 0 0 d
f ðx Þ dx ¼ ½FðxÞ FðcÞ ¼ f ðxÞ
dx dx
c
> qðr Þ r dr
>
:
r a:
0
Dieses Ergebnis erhalten wir aufgrund der Kugelsymmetrie wie bei der Punktladung
(Abschn. 2.4.3) auch durch direkte Auswertung des Gaußschen Gesetzes (III) über eine
Kugeloberfläche mit Radius r.
Das Feld der kugelsymmetrischen Ladungsverteilung lässt sich auch in eine anschau-
liche Form umschreiben. Berechnen wir die in einer Kugel mit Radius r insgesamt
enthaltene Ladungsmenge
ZZZ Zr
0 0 0
QðrÞ ¼ qðr Þ dV ¼ 4 π qðr Þ r02 d r ,
V K ðr Þ 0
so erhalten wir
QðrÞ
E r ðrÞ ¼ :
4 πε r2
Dies entspricht dem einfachen Feld einer im Ursprung befindlichen Punktladung und
das Potential führt durch Integration gemäß (2.6)
Zr
0 0
φð r Þ ¼ Er ðr Þdr :
1
auf die L€
osung des Coulomb-Integrals (2.38).
80 2 Elektrostatische Felder
q0 r a
qð r Þ ¼
0 r>a
ergibt die Berechnung der Integrale (2.38) und (2.39) folgenden Potential- und Feld-
verlauf:
8
>
> 1 2 r2 (
q < a r a q r r a
φðrÞ ¼ 0 23 3 und Er ðrÞ ¼ 0 a3
ε>
> a 3ε r a:
: r a r2
3r
ϕ(r) Er(r)
q0a2/2ε
q0a/3ε
q0a2/3ε ~ 1/r 2
~ 1/r
r r
a a
Betrachtet wird eine als Kondensator bezeichnete Anordnung aus zwei voneinander
isolierten Elektroden zwischen denen eine Spannung
ZP
U¼ E ds ð2:40Þ
Pþ
und damit ein elektrisches Feld E besteht, das von einer äußeren Quelle erzeugt wird.
Hierbei bezeichnen P+ und P jeweils einen beliebigen Punkt auf der positiven Elektrode
bzw. negativen Elektrode (Abb. 2.12). Sämtliche Feldlinien die von den Flächenladungen
(2.7) von der positiven Elektrode entspringen münden auf der negativen Elektrode, sodass
nach dem Gaußschen Gesetz (III)
2.5 Die Kapazität 81
ZZ
εE dA ¼ Q ð2:41Þ
A
die innerhalb einer Hülle A um die positive bzw. negative Elektrode eingeschlossene
Ladung Q gleich groß und entgegengesetzt sein muss.
Für eine feste Elektrodengeometrie innerhalb eines gegebenen Mediums ändert sich
nach Gl. (2.40) das Feld E bei unterschiedlicher Spannung U nur dem Betrage nach, so
dass nach Gl. (2.41) die Ladung Q direkt proportional zu U ist. Die Propor-
tionalitätskonstante ist die Kapazität des Kondensators
Q As
C ¼ ; ½C ¼ ¼ F ðFaradÞ: ð2:42Þ
U V
Nach dieser Definition ist die Kenntnis der Ladungverteilung oder des Feldes zur
Berechnung der Kapazität erforderlich. Damit ist Q oder U bekannt und die jeweils andere
Gr€oße ergibt sich nach (2.40) bzw. (2.41).
Die im Kondensator gespeicherte Feldenergie WE ergibt sich nach (1.70) in Kombina-
tion mit (2.4) durch Integration über das gesamte felderfüllte Volumen V:
ZZZ ZZZ
ε ε
WE ¼ E2 dV ¼ ðgrad φÞ2 dV : ð2:43Þ
2 2
V V
Hierbei wird ohne Einschränkung der Allgemeinheit von einem homogenen Medium
ausgegangen. Das rechte Integral k€onnen wir mit Hilfe des 1. Greenschen Satzes (A.82)
wie folgt umschreiben:
ZZZ ZZ ZZZ
ðgrad φÞ2 dV ¼ ðφ grad φÞ dA φ Δφ d V :
V ∂V V
82 2 Elektrostatische Felder
Das Volumenintegral auf der rechten Seite ist Null, aufgrund der Gültigkeit der Laplace-
Gleichung (2.9) im ladungsfreien Raum zwischen den Elektroden. Das Hüllenintegral über
den Rand ∂V des felderfüllten Raumes V umfasst die beiden Elektrodenoberflächen A und
eine im Unendlichen befindliche Hülle, die die Anordnung umschließt. Während über letztere
das Feld für eine Anordnung mit endlicher Ausdehnung verschwindet, ergibt die Integration
über die beiden Elektrodenflächen mit (2.4) und φ ¼ U bzw. 0 (dA zeigt in die Elektrode)
ZZ ZZ
ðφ grad φÞ d A ¼ U E d A:
∂V ∂V
Einsetzen in (2.43) ergibt mit (2.41) schließlich als Ergebnis für die gespeicherte
Energie:
1 1 Q2 1
WE ¼ QU ¼ ¼ C U 2: ð2:44Þ
2 2C 2
Die zweite und dritte Formel erhalten wir mit der Definition (2.42) für C. Umgekehrt
resultieren daraus zwei alternative, auf die Energie bezogene Definitionen für die Kapazität:
1 Q2 2WE
C ¼ ¼ : ð2:45Þ
2WE U2
Die Ladung und Energie bleibt nach Entfernen der äußeren Quelle im Kondensator
gespeichert. Durch galvanische (leitende) Verbindung kann die Ladung in Form des Entla-
destroms bzw. die Energie in einem angeschlossenen Verbraucher zurückgewonnen werden.
" Ein aus zwei Elektroden bestehender Kondensator ist ein Speicher für Ladung
€ße ist die Kapazität C, die durch die
und elektrischer Energie. Seine Kenngro
Elektrodengeometrie und dem dazwischenliegenden Medium bestimmt ist.
+Q
d
ε A
–Q E
2.5 Die Kapazität 83
Unter der Voraussetzung, dass d sehr viel kleiner als die Plattenabmessungen ist, das
Feld E zwischen den Platten durch Überlagerung des Homogenfeldes (2.37) einer
positiven und einer negativen Flächenladungen mit unbegrenzter Ausdehnug nähern.
Hierbei wird die Abweichung vom Homogenfeld in der Nähe der Plattenränder ver-
nachlässigt. Mit der resultierenden Spannung zwischen den Platten
Z
U¼ E ds ¼ E d
d
erhalten wir durch Einsetzen in die Definition (2.42) die Kapazität des Platt-
enkondensators:
A
C ’ ε ; f u€r d ! 0: ð2:46Þ
d
Wie aus diesem Ergebnis unmittelbar ersichtlich ist, ben€otigt man für hohe Ka-
pazitätswerte m€oglichst große Elektrodenflächen (A) und Isoliermaterialien mit hohem εr.
Die Kapazität lässt sich alternativ über die Energiedefinition (2.45) berechnen. Die
gespeicherte Feldenergie im Volumen V zwischen den Platten ergibt sich durch Einset-
zen des Ausdrucks (2.40) für E in (2.43) zu
ZZZ
ε ε U 2
WE ¼ E 2 dV ’ A d:
2 2 d
V
Eρ
2ρi
ρa A
ε
I
0
Q ¼ε E eρ ds ¼ ε E ρ 2 π ρ:
0
Q
Eρ ¼
2π ρ ε
Zρa 0 Zρa 0
Q 1 Q ρ
U ¼ Eρ dρ ¼ dρ ¼ ln a :
2π ε ρ 2π ε ρi
ρi ρi
0 2π ε
C ¼ :
ln ðρa =ρi Þ
Elektronenpolarisation:
Innerhalb eines Atoms verschieben sich die positiven und negativen Ladungsschwerpunkte
aufgrund der auf sie wirkenden elektrischen Kraft. Es entsteht ein Dipolmoment, sodass
das Atom als elektrischer Dipol wirksam wird (Abschn. 2.4.3).
Ionenpolarisation:
Innerhalb eines Moleküls werden positive Ionen gegenüber negativen Ionen verschoben,
was ebenfalls zur Ausbildung eines Dipols führt.
Orientierungspolarisation:
Die Moleküle tragen ein permanentes elektrisches Dipolmoment. Ohne äußeres Feld sind sie
statistisch regellos orientiert, sodass das Medium im Ganzen elektrisch neutral ist. Bei
Anlegen eines äußeren Feldes richten sie sich zum Feld aus. Der Effekt tritt bei sog. polaren
Medien auf, wie z. B. bei Wasser. Es gibt auch feste Stoffe, sogenannte Elektrete, die mit
einer permanenten Polarisation versehen werden k€onnen und technische Anwendung finden.
Das Verhalten dielektrischer Materie im elektrostatischen Feld soll durch ein einfaches
makroskopisches Modell beschrieben werden, indem jedes Atom bzw. Molekül ein von
außen induziertes bzw. permanentes Dipolmoment p trägt. Zur Berechnung des Feldes
gehen wir zunächst vom Potential eines Punktdipols (2.27) im freien Raum aus, das sich
am Ort r0 befindet:
0
p rr
φðrÞ ¼ :
4π ε0 jr r0 j3
Dieses Potential enthält die Permittivität des Vakuums (ε0), d.h. das Medium wird durch
die Dipole ersetzt.
Um zu einer Kontinuumsbetrachtung überzugehen, definieren wir eine Volumen-
Dipoldichte
P
pi
i dp As
P ¼ lim ¼ , ½P ¼ 2 :
ΔV !0 ΔV dV m
die mit dem in Abschn. 1.4 bezeichneten Polarisationsvektor (1.43) identisch ist. Ohne
Einwirkung eines äußeren elektrischen Feldes ist P ¼ 0. Bei einem Elektret mit perma-
nenter Polarisation liegt ein fester Wert für P vor.
Bei gegebener Dipolmomentendichte P enthält ein Volumenelement dV0 im Punkt r0 das
differentielle Dipolmoment dp ¼ P dV0, das den differentiellen Potentialbeitrag
0 0
Pðr Þ r r 0
dφðrÞ ¼ dV ð2:47Þ
4π ε0 jr r0 j3
r r' A
V
Bevor der differentielle Potentialausdruck (2.47) über das ganze polarisierte Volumen
V integriert wird, nehmen wir mit
0
rr 0 1
¼∇
0
jr r j
3 jr r0 j
0
rr 01 0 P 1 0
P ¼ P∇ 0 ¼∇ 0 0 ∇ P: ð2:48Þ
j r r0 j
3 jr r j jr r j jr r j
Die Integration von (2.48) über das Volumen V liefert nach Anwendung des Gaußschen
Satzes (A.81) für den ersten Divergenzausdruck das Potentialfeld des polarisierten Volu-
mens:
ZZ 0 ZZZ
1 P dA 1 ∇ P 0 0
φðrÞ ¼ þ dV ∇ P ¼ ∇P :
4π ε0 j r r0 j 4π ε0 jr r0 j
A V
Vergleichen wir dieses Ergebnis mit dem Potentialfeld (2.22) von Raum- und
Flächenladungen q bzw. qA im freien Raum
ZZ ZZZ
1 qA 0 1 q 0
φð r Þ ¼ 0 dA þ 0 dV ,
4π ε0 jr r j 4π ε0 jr r j
A V
2.6 Materie im elektrostatistischen Feld 87
so k€
onnen wir daraus folgende Entsprechungen ableiten:
div P ¼ qgeb ,
dA
P dA ¼ qA, geb dA bzw: P ¼ P en ¼ Pn ¼ qA, geb :
dA
Das vom polarisierten Medium erzeugte Feld entspricht also einer äquivalenten Vertei-
lung von gebundenen Raum- und Oberflächenladungen qgeb bzw. qA,geb.
Für den Spezialfall eines homogen polarisierten Mediums ist
PðrÞ ¼ const: ) qgeb ¼ div P ¼ 0
Wie in Abb. 2.14 skizziert, sind in diesem Fall die gebundenen Ladungen im Inneren
des Volumens überall in gleicher Weise gegeneinander verschoben, sodass sie sich zu Null
kompensieren. An den Oberflächen resultiert eine unkompensierte Flächenladung qA,geb.
Zur weiteren Veranschaulichung soll das Einbringen eines dielektrischen Materials in
das Homogenfeld eines geladenen Plattenkondensators untersucht werden (Abb. 2.15).
Das Feld ohne Dielektrikum (Abb. 2.15a) sei E0. Nach Einbringen des Dielektrikums
(Abb. 2.15b) bleibt D aufgrund des senkrecht zur Oberfläche gerichteten Feldes nach
Gl. (2.3) unverändert (Dn,1 ¼ Dn,2). Mit dem elektrischen Feld E und dem Polarisa-
tionsvektor P im Dielektrikum erhalten wir somit aus Gl. (1.44):
ε0 E 0 ¼ ε0 E þ P:
E 0 ¼ E þ P=ε0 ¼ E þ χe E ¼ E ð1 þ χe Þ ¼ εr E,
bzw.
E 1
¼ :
E0 εr
Hierbei bezeichnet die dimensionslose Zahl χe die elektrische Suszeptibilität, die die
Polarisierbarkeit des Materials charakterisiert. Das elektrische Feld im Dielektrikum wird
also um den Faktor 1/εr = 1/(1+ χe) durch die gebundenen Oberflächenladungen reduziert.
Durch die daraus resultierende Verringerung der Spannung erh€oht sich nach Gl. (2.42) die
Kapazität der Anordnung um den Faktor εr, wenn das Dielektrikum den Raum zwischen
den Platten voll ausfüllt.
88 2 Elektrostatische Felder
dA +qA,geb
+ + + + + + + + +
− − − − −
+ P + + + +
− − − − −
+ = qgeb = 0
+ + + + +
− − − − −
+ + + +
+
− − − − − − − − −
−qA,geb
dA
Wie in Abschn. 2.3.1 dargestellt, setzt sich die L€osung des Randwertproblems mit
Dirichletschen Randbedingungen (Abb. 2.16):
qðrÞ
ΔφðrÞ ¼ r2V
ε ð2:49Þ
φj∂V ¼ f ðrÞ r 2 ∂V
Die partikuläre L€osung φP erfüllt zwar die Poisson-Gleichung aber nicht notwendiger-
weise die geforderte Randbedingung (2.49):
q
ΔφP ¼
ε
φP j∂V beliebig:
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 89
V
ϕ|∂V
Als Partikulärl€osung kann beispielsweise das Feld der Ladung im Freiraum gewählt
werden.
Die homogene L€osung φH erfüllt die Laplace-Gleichung und hat als Randbedingung
genau die Differenz zwischen den geforderten Randwerten (2.49) und den Werten der
Partikulärl€
osung auf dem Rand, d.h.:
ΔφH ¼ 0
φH j∂V ¼ φj∂V φP j∂V :
Die homogene L€osung φH dient somit zur Anpassung der Randbedingungen des
Randwertproblems (2.49).
Für den speziellen Fall das keine Raumladungen im Rechengebiet V vorhanden sind,
d.h. q ¼ 0, ist einzig die L€osung φ ¼ φH der Laplace-Gleichung mit den gegebenen
Randwerten zu bestimmen:
ΔφðrÞ ¼ 0
φj∂V ¼ f ðrÞ; r 2 ∂V :
In diesem Fall befinden sich die felderzeugenden Ladungen außerhalb des Rechengebietes
V bzw. auf dem Rand.
In den folgenden Abschnitten werden drei spezielle Methoden zur L€osung von elektro-
statischen Randwertaufgaben vorgestellt, die Spiegelungsmethode (Abschn. 2.7.1), die
Separation der Laplace-Gleichung (Abschn. 2.7.2) und die konforme Abbildung für
2D-Probleme (Abschn. 2.7.3). Alle drei Methoden finden auch in der Magnetostatik Anwen-
dung (Kap. 3). Darüber hinaus kann die Spiegelungsmethode und die Separationsmethode
auch zur L€osung von zeitabhängigen Feldern verwendet werden.
Im Falle einer Randwertaufgabe in einer Dimension (1D) kann die L€osung der Poisson-
bzw. Laplace-Gleichung, wie im folgenden Beispiel gezeigt, direkt durch Integration
berechnet werden.
φ ¼ 0. Der Abstand zwischen den Wänden sei d. Die Anordnung sei in y- und
z-Richtung unbegrenzt, d.h.
∂φ ∂φ
¼ ¼ 0:
∂z ∂y
ϕ=0 ϕ=0
qA
0 x0 d x
Das gesuchte Potential φ(r) ¼ φ(x) zwischen den Wänden hängt damit nur von der
x-Koordinate ab. Das zu l€osende Randwertproblem lautet dementsprechend:
8
< ∂2 φ q δð x x 0 Þ
¼ A
: ∂x ε
2
φj∂V ¼ 0 ; x ¼ 0, d
Als partikuläre L€osung wählen wir das Potentialfeld (2.36) der geladenen Ebene im
Freiraum:
φP ¼ E 0 jx x0 j,
qA
E0 ¼ :
2ε
Damit ist die Poisson-Gl. erfüllt, aber nicht die Randbedingung φ ¼ 0 auf den
Wänden. Um diese zu erfüllen, ben€otigen wir noch die homogene L€osung φH mit den
beiden zu bestimmenden Konstanten C1 und C2:
φH ð x Þ ¼ C 1 x þ C 2 :
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 91
φ ¼ φH þ φP ¼ C 1 x þ C 2 E0 jx x0 j:
Die beiden Konstanten C1 und C2 k€onnen aus den Randwerten bei x ¼0,d direkt
bestimmt werden:
φð x ¼ 0 Þ ¼ 0 ) C 2 ¼ E 0 x 0
x0
φð x ¼ d Þ ¼ 0 ¼ C 1 d þ E 0 x 0 E 0 j d x 0 j ) C 1 ¼ E 0 1 2
d
dφ h x0 i
E x ð xÞ ¼ ¼ E0 1 2 ∓ 1 ; f u€r x >
< x0 :
dx d
92 2 Elektrostatische Felder
Die Spiegelungsmethode ist ein anschauliches und effektives L€osungsverfahren für Rand-
wertprobleme mit einfacher Geometrie. Ausgehend von der allgemeinen L€osung des
Randwertproblems mit homogener Randbedingung
q
Δφ ¼ ΔðφP þ φH Þ ¼
ε
φj∂V ¼ ðφP þ φH Þj∂V ¼0
wird für die partikuläre und die homogene L€osung folgende Wahl getroffen:
Bei der Anwendung der Spiegelungsmethode wird zunächst die L€osung für eine Punktla-
dung gesucht. Die so aufgestellte Greensche Funktion kann dann mittels Gl. (2.18) zur
Berechnung des Feldes einer beliebigen Ladungsverteilung verwendet werden.
Abb. 2.17 zeigt einige Beispielgeometrien, die mit dem Spiegelungsprinzip l€osbar sind.
Während für a) und b) eine einzige Spiegelquelle ausreicht, sind in c) 3 Spiegelquellen
erforderlich. In den Fällen d) und e) ist für die exakte Erfüllung der Randbedingung sogar
eine unendliche Anzahl von Spiegelquellen notwendig, die mit zunehmender Ordnung
vom L€ osungsgebiet V entfernt liegen. Die L€osung liegt in diesen Fällen in Form einer
unendlichen Reihe vor. Die Methode wird im Folgenden für die beiden ersten Geometrien,
der Ebene und der Kugel im Einzelnen vorgestellt.
a b c d e
Abb. 2.17 Beispiele für Spiegelungsgeometrien. (a) Ebene (b) Kugel/Zylinder (c) Rechter Winkel
(d) Parallelplatten (e) Hohlzylinder
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 93
r – r'
r – r''
ϕ(r)
ε
osung des Potentials für eine Punktladung am Ort r0 2 V setzt sich aus den beiden
Die L€
Einzelpotentialen (2.24) zusammen:
Q
φP ð r Þ ¼
4πεjr r0 j
Q
φH ð r Þ ¼ :
4πεjr r00 j
Abb. 2.19 zeigt das resultierende Feldlinienbild der Punktladung vor der leitenden
Wand. Darauf befindet sich die wahre, kontinuierlich verteilte Flächenladung, die durch
die Anziehungskräfte der Punktladung influenziert wird. Der rechte Teilraum ist feldfrei,
d.h. die durch die gestrichelten Feldlinien skizzierte Fortsetzung des Feldes zur Bildladung
ist fiktiv.
Wir wollen nun mit der L€osung des Potentials die influenzierte Flächenladungs-
dichte qA auf der Wand berechnen. Nach (2.7) und (A.44) ist qA wie folgt mit der
94 2 Elektrostatische Felder
ϕ = const.
+Q –Q
Für die Berechnung der Normalableitung setzen wir die beiden Ladungen auf die
z-Achse eines Zylinderkoordinatensystems (Abb. 2.20). Mit den Vektoren
r ¼ ρ eρ þ z ez
0
r ¼ h ez
en ¼ ez
h r – r' ϕ (ρ,z)
ε
1
en qA
–h
Q 1
qA ¼ :
2π h2 3=2
1 þ ðρ=hÞ2
Abb. 2.21 zeigt den Verlauf von qA, normiert auf den Maximalwert qA,0 unterhalb der
Ladung (ρ ¼ 0) wo der gr€oßte Teil der Ladung auf der Wand konzentriert ist. Bereits bei
einem Radialabstand von 2h ist qA/qA,0 < 9 %.
Die vollständige Integration von qA über die Wandoberfläche ergibt für die gesamte
influenzierte Ladung
ZZ Z1 Z2π " #1
Qh ρ dρ dϕ 1
Qinfl ¼ qA dA ¼ 3=2 ¼ Q h pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ffi ¼ Q,
2π ρ2 þ h 2 ρ2 þ h 2 0
A1 0 0
in Übereinstimmung mit der Tatsache, dass alle elektrischen Feldlinien von Q auf der Wand
münden.
QS ¼ α Q,
Hieraus ergibt sich mit der Randbedingung φ(r ¼ R) ¼ 0 für den Koeffizienten α
unmittelbar
rS
α ¼
rQ r¼R
In Kugelkoordinaten lassen sich die beiden Abstände rQ und rS mit Hilfe des
Cosinussatzes wie folgt ausdrücken:
Einsetzen ergibt
rffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ffi
zS R2 =zS þ zS 2R cos θ !
α ¼ const: f u€r alle θ:
zQ R2 =zQ þ zQ 2R cos θ ¼
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 97
Der zweite Wurzelausdruck ergibt für alle θ den konstanten Wert Eins wenn R2 ¼ zS zQ.
Damit erhalten wir für α und zS das sog. Gesetz der reziproken Radien:
R2 R
zS ¼ ; α ¼ : ð2:50Þ
zQ zQ
0
zQ ! r
2 0
zS ! R =r 0
rQ ! r r
rS ! r ðR=r0 Þ2 r0
0
!
0 1 1 R=r
Gðr; r Þ ¼ :
4π j r r0 j r ðR=r0 Þ2 r0
Abb. 2.23 zeigt die Feld- und Potentiallinien der Punktladung vor der geerdeten Kugel,
wobei auch hier die fortgesetzten Feldlinien innerhalb der Kugel (außerhalb V ) fiktiv sind,
da dieser Raum feldfrei ist.
Wir wollen wie bei der Ebene die auf der Kugeloberfläche influenzierte Ladung Qinfl
berechnen. In diesem Fall ergibt die direkte Auswertung des Gaußschen Gesetzes (III) über
die Kugeloberfläche ∂V und der darin eingeschlossenen Ladung
ZZ
R
Qinfl ¼ D dA ¼ QS ¼ Q:
rQ
∂V
98 2 Elektrostatische Felder
Qs Q
zS zQ z
Es handelt sich wie bei der geerdeten Wand um eine negative Ladung, jedoch vom
Betrag den durch den Faktor R/rQ < 1 bestimmten Anteil. Das heißt, nur ein Teil der
Feldlinien mündet auf der Kugel, während die übrigen, z.T. durch die Anwesenheit der
Kugel beeinflusst, in den freien Raum austreten (Abb. 2.23).
Die influenzierte Ladung soll zusätzlich durch Integration der Ladungsdichte qA über
die gesamte Kugeloberfläche explizit berechnet werden. Nach (2.7) ist qA mit der Normal-
ableitung des Potentials, bzw. der Greenschen Funktion auf der Kugeloberfläche wie folgt
verknüpft:
0
∂φ Q ∂Gðr; r Þ
qA ¼ Dn ¼ ε ¼ ε :
∂n ε ∂r r¼R
0
∂Gðr; r Þ 1 r02 R2
¼ 2 :
∂r r¼R 4 π R R þ r02 2R r0 cos θ 3=2
Auch in diesem Fall hat die Ladungsdichte naturgemäß direkt unterhalb der Ladung
(θ ¼ 0) den h€
ochsten Wert:
Q 1 ðr0 =RÞ2
qA, max ¼ :
4 π R2 3=2
1 þ ðr0 =RÞ2 2 r0 =R
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 99
Z2 π Zπ 0
∂Gðr; r Þ
Qinfl ¼ Q R2 sin θ d θd ϕ
∂r r¼R
ϕ¼0 θ¼0
Zπ 0
∂Gðr; r Þ
¼ 2 π Q R 2
sin θ dθ
∂r r¼R
θ¼0
Z1
dξ 0
02
3=2 ¼ 2=r r R ,
2
1
R2 þ r02 2 R r0 ξ
und wir erhalten als Ergebnis genau die Spiegelladung (r0 ¼ zQ):
QR
Qinfl ¼ ¼ αQ:
zQ
Im Folgenden soll das Verhalten der Spiegelladung für große und kleine relative
Abstände der Ladung von der Kugel untersucht werden.
Im Grenzfall großer Abstände (zQ ! 1) erhalten wir:
R
QS ¼ Q ! 0
zQ
zS ¼ R2 =zQ ! 0:
Mit zunehmendem Abstand der Ladung rückt die Spiegelladung also ins Zentrum der
Kugel und ihr Betrag geht gegen Null.
Für den Grenzfall kleiner Abstände d ¼ (zQ R) ! 0 zwischen Ladung und Kugel-
oberfläche erhalten wir für den Abstand der Spiegelladung zur Kugelinnenwand
(Abb. 2.24)
R2 1
d S ¼ R zS ¼ R ¼ R 1 :
zQ 1 þ d=R
Mit
1
’ 1 x, f €ur x ¼ d=R 1
1þx
100 2 Elektrostatische Felder
Qs dS d Q
zS R zQ z
∂V V
d S ’ d:
R R
QS ¼ Q ¼ Q Q:
zQ Rþd
Für sehr kleine Abstände erhalten wir somit näherungsweise das Spiegelmodell für die
ebene Wand, was anschaulich damit erklärt werden kann, das in diesem Fall die
Krümmung der Kugelwand nur wenig in Erscheinung tritt.
Abschließend wollen wir noch den allgemeineren Fall behandeln, dass die Kugel sich
auf einem beliebigen Potential φ0 6¼ 0 gegenüber einem unendlich weit entfernten Bezugs-
punkt befindet. Hierfür k€onnen wir auf die allgemeine Greensche Integrall€osung (2.18)
zurückgreifen:
ZZZ ZZ 0
1 0 0 0 ∂Gðr; r Þ 0
φð r Þ ¼ Gðr; r Þ qðr Þ dV φ0 dA :
ε ∂n0
V ∂V
Während das Hüllenintegral bei der geerdeten Kugel entfällt, dient es nun zur Be-
rücksichtigung der Aufladung der Kugel.
Bezogen auf Kugelkoordinaten mit (Flächennormale zeigt in die Kugel hinein)
0 0
∂Gðr; r Þ ∂Gðr; r Þ
¼
∂n0 ∂V ∂r0 r0 ¼R
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 101
0
0
∂Gðr; r Þ ∂G r ; r 1 r 2 R2
¼ ¼
∂r0 r0 ¼R ∂r0 0 4 π R r2 þ R2 2 r R cos θ 3=2
r ¼R
ZZ 0 Z2 π Zπ 0
∂Gðr; r Þ 0 ∂Gðr; r Þ
φ0 dA ¼ φ R2 sin θ dθdϕ
∂n0 0
∂r0 r0 ¼R
∂V ϕ¼0 θ¼0
Z1
φ R dξ φ0 R
¼ 0 r2 R2 3=2 ¼ :
2 r2þ R 2rRξ
2 r
1
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}
2=rðr2 R2 Þ
Damit lautet die L€osung für eine Ladungsverteilung in der Nähe einer geladenen Kugel:
ZZZ
1 0 0 0 R
φð r Þ ¼ qðr Þ Gðr; r Þ dV þ φ0 :
ε r
V
R Q0
φ0 ¼
r 4π ε r
Q0 ¼ 4π ε R φ0 :
Bei genügend großem Abstand bzw. Abwesenheit der Ladung Q verschwindet auch die
Spiegelladung QS und es verbleibt das kugelsymmetrische Feld der geladenen Kugel. Diese
hat gegenüber einer unendlich fernen Gegenelektrode die Potentialdifferenz U0 ¼ φ0,
woraus als Kapazität der Kugel resultiert:
QKugel
C Kugel ¼ ¼ 4π ε R:
U0
102 2 Elektrostatische Felder
ϕ(r)
ϕ = ϕ0
r rQ
rS
Q0 Qs Q
θ
zS zQ z
R
U0
βQ 1
φ2 ðrÞ ¼ :
4π ε2 r3
Hierbei ist r1, r2 jeweils der Abstand zwischen Q bzw. αQ und dem Aufpunkt r 2 V1,
während r3 den Abstand zwischen βQ und dem Aufpunkt r 2 V2 bezeichnet (Abb. 2.27). Ist
dieser L€
osungsansatz der Richtige, so muss es m€oglich sein, die beiden noch unbekannten
Koeffizienten α und β aus den Stetigkeitsbedingungen an der Grenzfläche zu bestimmen.
Hierfür kann man die Stetigkeit des Potentials
sowie die Stetigkeit der Normalkomponente von D, d.h. Dn,1 ¼ Dn,2 (2.3) nutzen:
∂φ1 ∂φ2
(2) : ε1 ∂n ¼ ε2 ∂n :
∂V 1, 2 ∂V 1, 2
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 103
h
Q
a b
ε1 ε2
Q αQ βQ
h h h
r1
r2 r3 V2
ϕ1(r)
V1 ϕ2(r)
∂V1,2 ∂V1,2
Wie in Abb. 2.27 durch die gestrichelten Vektoren angedeutet, gilt für jeden Punkt auf
der Grenzfläche ∂V1,2
r1 ¼ r2 ¼ r3
und
∂ 1 ∂ 1 ∂ 1
¼ ¼ :
∂n r1 ∂V 1, 2 ∂n r3 ∂V 1, 2 ∂n r2 ∂V 1, 2
104 2 Elektrostatische Felder
Die Aufl€
osung des resultierenden Gleichungssystems
(1) : ε2(1 + α) ¼ ε1 β
(2) : β ¼ 1 α
ergibt schließlich für die beiden Koeffizienten:
ε1 ε2 2ε2
α¼ ; β ¼ : ð2:51Þ
ε1 þ ε2 ε1 þ ε2
Das Feld in den beiden Teilräumen soll nun im Folgenden für verschiedene Fälle
diskutiert werden. Zunächst erhält man für den trivialen Fall eines einheitlichen Mediums
(ε1 ¼ ε2) α ¼ 0 und β ¼ 1, d.h. das Verschwinden der Spiegelladung für Raum 1 und die
gleiche Ladung Q für Raumteil 2.
Für ε2 > ε1 erhalten wir aus (2.51) α < 0 und β > 1. Wie das resultierenden Feldbild für
die elektrischen Flussdichte D in Abb. 2.28a zeigt, werden die Feldlinien im Medium 1 zum
Lot hin gebrochen, in Übereinstimmung mit der Stetigkeitsbedingung (2.2), aus der für die
Tangentialkomponente für D folgt
D t , 1 ε1
¼ , ð2:52Þ
D t , 2 ε2
2Q
jE2 j ¼ ! 0; f u€r ε2 ! 1:
4π ε2 r23
Wie in Abb. 2.28b dargestellt, gilt dies nicht für die elektrische Flussdichte D, die als
Quellen nur freie Ladungen hat. Die D-Linien verstärken sich sogar gegenüber dem
homogenen Medium um den doppelten Betrag:
2Q
jD2 j ¼ jε2 E2 j ¼ :
4π r23
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 105
a b
ε1 Q ε2 ε1 Q ε2
Abb. 2.28 Feldlinien der elektrischen Flussdichte D. (a) ε2 > ε1 und (b) ε2 >> ε1
ε1 Q ε2
Im umgekehrten Fall ε2 < ε1 erhalten wir aus Gl. (2.51) α > 0 und β < 1. Die
Tangentialkomponenten von D sind nach Gl. (2.52) in Raum 1 nun gegenüber Raum 2
gr€
oßer, d.h. die Feldlinien werden in Raum 1 vom Lot weg gebrochen (Abb. 2.29). Im
Grenzfall ε1 ! 1 erreichen die beiden Koeffizienten die Grenzwerte α ! 1 und β ! 0.
Das Feld in Raum 1 entspricht also dem Feld zwei gleich großer Ladungen. Die Normal-
komponenten auf der Grenzfläche heben sich deshalb exakt auf. Es dringt somit kein Feld
in Raum 2 ein, so dass dieser gemäß βQ ¼ 0 feldfrei ist.
Der sog. Produktansatz nach Bernoulli ist eine systematische Methode zur L€osung von
Randwertproblemen mit partiellen Differentialgleichungen. Voraussetzung dafür ist, dass
die Randflächen mit den Koordinatenflächen eines orthogonalen Koordinatensystems
106 2 Elektrostatische Felder
zusammenfallen. Für den allgemeinen 3-dim. Fall erhält man mit den Koordinaten (x1,x2,x3)
die m€
oglichen L€
osungen der Laplace-Gleichung
Δφðx1 ; x2 ; x3 Þ ¼ 0
wobei die jeweils nur von einer Koordinate abhängigen Funktionen fi(xi) aus der L€osung
einer 1-dim. gew€ohnlichen Differentialgleichung (DGL) 2-ter Ordnung resultieren.
Im Folgenden wird die Separation der Laplace-Gleichung jeweils an einem Beispiel in
kartesischen, zylindrischen und Kugelkoordinaten demonstriert.
φ ¼ XðxÞYðyÞZðzÞ
mit den drei Funktionen X,Y und Z nach Division durch das Produkt XYZ (triviale L€osung
φ ¼ 0 ausgeschlossen) zunächst die Gleichung
2 2 2
1 ∂ X 1 ∂ Y 1∂ Z
þ þ ¼ 0:
X ∂x2 Y ∂y2 Z ∂z2
Die drei Summenglieder sind jeweils nur von einer der drei Variablen abhängig, sodass
sie zur Erfüllung der Gleichung konstant sein müssen, d.h.:
2 2 2
1 ∂ X 1 ∂ Y 1∂ Z
¼ k 2x ; ¼ k 2y ; ¼ k 2z
X ∂x2 Y ∂y2 Z ∂z2
mit den Separationskonstanten (Eigenwerten) kx, ky, kz, die die Eigenwertgleichung
k 2x þ k 2y þ k 2z ¼ 0
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 107
erfüllen. Zwei der drei Eigenwerte k€onnen demnach unabhängig voneinander gewählt
werden, wobei mindestens ein Term ki2 negativ sein muss, d.h. ki ist imaginär, z.B.
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
kz ¼ j k 2x þ k 2y ¼ jγ und k 2x , k 2y > 0:
2 2 2
∂ X ∂ Y ∂ Z
þ k 2x X ¼ 0; þ k 2y Y ¼ 0; þ k 2z Z ¼ 0,
∂x2 ∂y2 ∂z2
A cos ðk x xÞ þ B sin ðk x xÞ k x 6¼ 0
X¼ ð2:53Þ
A0 þ B0 x kx ¼ 0
C cos k y y þ D sin k y y ky ¼
6 0
Y¼ ð2:54Þ
C 0 þ D0 y ky ¼ 0
E coshðγ zÞ þ Fsinhðγ zÞ γ ¼
6 0
Z¼ ð2:55Þ
E0 þ F 0 z γ ¼ 0:
Da jede Produktkombination
φk x , k y ¼ X k x Y k y Z k x , k y
und jede Linearkombination aus diesen eine m€ogliche L€osung der Laplace-Gleichung
darstellt, ist die allgemeine L€osung die Summe über alle m€oglichen L€osungen:
X
φ¼ X kx Y ky Z kx , ky :
kx , ky
Die Konstanten A bis F und die Eigenwerte kx und ky werden durch die gegebenen
Randbedingungen auf den Koordinatenflächen bestimmt.
108 2 Elektrostatische Felder
a x
ϕ=0
c
z ϕ = f(x,y)
φ ¼ 0 f u€r x ¼ 0, a ) A ¼ A0 ¼ B0 ¼ 0
) B sin ðk x aÞ ¼ 0
) k x a ¼ mπ; m ¼ 1, 2, 3, . . . :
Damit erhalten wir für die L€osungen in x-Richtung die unendliche Reihe
Xm ¼ Bm sin ðk x, m xÞ
mπ
k x, m ¼ :
a
nπ
Yn ¼ Dn sin k y, n y ; k y, n ¼ ðn ¼ 1; 2; 3; . . .Þ:
b
φ ¼ 0 f u€r z ¼ 0 ) E ¼ 0
Nach Zusammenfassen der Konstanten Gmn ¼ Bm Dn Fmn k€onnen wir die L€osung
zunächst als unendliche Summe über alle m€oglichen L€osungen aufstellen:
1 X
X 1
x y
φðx; y; zÞ ¼ Gmn sin m π sin n π sinhðγmn zÞ:
n¼1 m¼1
a b
Die unbekannten Konstanten Gmn sind noch gemäß der verbliebenen Randbedingung
f ðx; yÞ ¼ φðx; y; z ¼ cÞ
Za
x x a
sin m π sin p π dx ¼ δmp
a a 2
0
Zb ð2:56Þ
y y b
sin n π sin q π dy ¼ δnq
b b 2
0
1 f u€r m ¼ n
δmn ¼
0 f u€r m ¼
6 n:
X
1 X
1
x y
f ðx; yÞ ¼ Gmn sin m π sin n π sinhðγmn cÞ
n¼1 m¼1
a b
Zb Za
x y ab
f ðx; yÞ sin p π sin q π dx dy ¼ Gpq sinh γpq c
a b 4
0 0
110 2 Elektrostatische Felder
Rb Ra
4 f ðx; yÞ sin m πax sin n πby d x d y
Gmn ¼ 0 0 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi :
a b sinh c ðm π=aÞ2 þ ðn π=bÞ2
f ðx; yÞ ¼ φ0 ¼ const:
Zb Za
x y 1 ð1Þm 1 ð1Þn
φ0 sin m π sin n π d x dy ¼ φ0 a b,
a b mπ nπ
0 0
sodass nur die Konstanten mit ungeradzahligen m,n ungleich Null sind:
16 φ0
Gmn ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ffi f u€r m, n ¼ 1, 3, 5 . . .
2 2
m n π sinh c ðm π=aÞ þ ðn π=bÞ
2
Im folgenden Bild ist das Feld in der Ebene y ¼ b/2 innerhalb des rechteckigen
Hohlraums dargestellt.
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 111
Separation in Zylinderkoordinaten
Mit dem Laplace-Operator in Zylinderkoordinaten (A.72) erhalten wir für die Laplace-
Gleichung
2 2
1 ∂ ∂φ 1 ∂ φ ∂ φ
Δφ ¼ ρ þ 2 þ ¼0
ρ ∂ρ ∂ρ ρ ∂ϕ2 ∂z2
φ ¼ RðρÞ ΦðϕÞZðzÞ
d2 Z
k 2z Z ¼ 0
dz2
d2 Φ
þ k 2ϕ Φ ¼ 0
d ϕ2
Mit den L€
osungen:
C cos k ϕ ϕ þ D sin k ϕ ϕ f u€r k ϕ 6¼ 0
Φ¼
C 0 þ D0 ϕ f u€r k ϕ ¼ 0
k ϕ ¼ m ¼ 0, 1, 2, 3, . . .
Die L€
osung
R ¼ E Jm ðk z ρÞ þ F Nm ðk z ρÞ:
besteht aus den beiden Zylinderfunktionen m-ter Ordnung, die Besselfunktion Jm und
die Neumannfunktion Nm. Die Graphen dieser beiden Funktionen der Ordnung m ¼ 0,1,2
sind in Abb. 2.30 dargestellt.
Alternativ k€
onnen für die L€osung in z-Richtung statt der hyperbolischen die harmoni-
schen Funktionen angesetzt werden, d.h.
R ¼ E Im ðk z ρÞ þ FKm ðk z ρÞ
φ ¼ f ð ρÞ
ϕ = f(ρ)
ϕ=0
h
z
Für die z-Abhängigkeit der L€osung werden zweckmäßigerweise die hyperbolischen
Funktionen gewählt, sodass für die radiale Abhängigkeit die Besselfunktionen anzuset-
zen sind. Für die Konstanten der Funktion R ergibt sich anhand der Randbedingungen:
φ endlich f u€r ρ ¼ 0 ) F ¼ 0
φ ¼ 0 f u€r ρ ¼ a ) Jm ðk z aÞ ¼ 0
η
) k z ¼ k z, mn ¼ mn :
a
Hierbei bezeichnet ηmn die n-te Nullstelle von Jm, mit n ¼ 1,2,3. . . . Somit ergibt sich
für die R-Funktion:
ρ
Rmn ¼ E mn Jm ηmn :
a
114 2 Elektrostatische Felder
φ 6¼ f ðϕÞ ) k ϕ ¼ m ¼ 0 ) k z, mn ¼ k z, 0n
) D0 ¼ 0
Φ ¼ C0
k z ¼ k z, 0n 6¼ 0 ) A0 ¼ B0 ¼ 0
z
Z0n ¼ B0n sinh η0n
a
Nach Zusammenfassen der Konstanten Gn ¼ E0n C0 B0n k€onnen wir als L€osung
zunächst die allgemeine Linearkombination aufstellen:
X
1
z ρ
φðρ; zÞ ¼ Gn sinh η0n J0 η0n :
n¼1
a a
f ðρÞ ¼ φðρ; z ¼ hÞ
Z1
1h 0 i2 ρ
x Jm ηmp x Jm ηmq x d x ¼ Jm ηmp δpq ; x¼ :
2 a
0
Multiplikation von
X
1
h ρ
f ðρÞ ¼ Gn sinh η0n J0 η0n
n¼1
a a
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 115
auf beiden Seiten mit x J0(η0p x) und Integration über über 0 x 1 ergibt mit
J0 0 ¼ J1 für p ¼ 1,2,3. . .
Z1
h 1h 0 i2
f ðxaÞ x J0 η0p x dx ¼ Gp sinh η0p J0 η0p
a 2
0
R1
2 f ðx aÞ x J0 ðη0n xÞ d x
Gn ¼
0
:
sinh η0n ha J21 ðη0n Þ
f ðρÞ ¼ φ0 ¼ const:
Z1 1
x 1
x J0 ðη0n xÞ dx ¼ J1 ðη0n xÞ ¼ J1 ðη0n Þ
η0n 0 η 0n
0
die Konstanten:
2φ
Gn ¼ 0h :
η0n sinh η0n a J1 ðη0n Þ
Das resultierende Feldbild auf einer ρ-z-Ebene ähnelt qualitativ dem Ergebnis für den
rechteckigen Zylinder (Beispiel 2.8.).
Separation in Kugelkoordinaten
Mit dem Laplace-Operator (A.73) in Kugelkoordinaten erhält man für die Laplace-Gleichung
2
1 ∂ 2 ∂φ 1 ∂ ∂φ 1 ∂ φ
Δφ ¼ r þ sin θ þ ¼ 0
r2 ∂r ∂r r2 sin θ ∂θ ∂θ r2 sin 2 θ ∂ϕ2
116 2 Elektrostatische Felder
d2 Φ
þ m2 Φ ¼ 0
dϕ2
m ¼ 0, 1, 2, 3, . . . ,
mit der L€
osung
R ¼ C rn þ D rðnþ1Þ :
Für die Θ-Funktion ergibt sich die sog. verallgemeinerte Legendre DGL:
1 d dΘ m2
sin θ þ nð n þ 1Þ Θ ¼ 0:
sin θ dθ dθ sin 2 θ
Die L€
osung
mit den Koeffizienten K und L besteht aus den sog. zugeordneten Kugelfunktionen
Für den Spezialfall zylindersymmetrischer L€osungen, d.h. für m ¼ 0, lauten die ersten
Kugelfunktion erster Art Pn ðxÞ≔P0n ðxÞ
P0 ¼ 1
P1 ¼ x
1
P2 ¼ 3x2 1
2
usw:
X
1
f ð xÞ ¼ an Pnm ðxÞ ; 1 x þ1
n¼1
lautet die Orthogonalitätsrelation für zwei Funktionen gleicher Ordnung m und unter-
schiedlichem Grad p und q:
Zþ1
2 ðp þ mÞ!
Ppm ðxÞ Pqm ðxÞ d x ¼ δpq :
ð2p þ 1Þðp mÞ
1
z
ϕ(r)
εa
r
εi θ
E0 = E0 ez
118 2 Elektrostatische Felder
m ¼ 0, B0 ¼ 0
gesetzt werden. Für das Potential gibt es keinen physikalischen Grund für eine
Singularität innerhalb 0 θ π, sodass die Kugelfunktion zweiter Art aus der L€osung
ausgeschlossen werden kann, d.h.:
L ¼ 0:
X
1
1
φ¼ A0 K n Pn ð cos θÞ C n r þ Dn nþ1 :
n
n¼0
r
φi regular f u€r r ! 0 ) Dn ¼ 0:
Die Summe aller m€oglichen L€osungen für das Potential mit unbekannten Konstanten
Gi,n ¼ A0 Cn Kn lautet somit
X
1
φi ¼ Gi, n rn Pn ð cos θÞ:
n¼0
Zr
lim φa ¼ φ0 ¼ E0 ds ¼ E 0 r cos θ
r!1
0
E 0 ; n¼1
A0 C n K n ¼
0 ; n 6¼ 1
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 119
Herausziehen des Terms E0 r P1(cosθ) aus der Summe und Zusammenfassen der
Konstanten
A0 Dn K n ¼ Ga, n
X
1
1
φa ¼ E0 r cos θ þ Ga, n Pn ð cos θÞ:
n¼0
rnþ1
Die Konstanten Gi,n und Ga,n werden aus den Stetigkeitsbedingungen an der Medi-
engrenze r ¼ a bestimmt:
(1) φi ðr ¼ a; θÞ ¼ φa ðr ¼ a; θÞ
X X 1
Gi, n an Pn ¼ E0 a cos θ þ Ga, n nþ1 Pn
a
n
n
∂φi ∂φa
(2) εi ∂r ¼ εa ∂r
r¼a r¼a
X X 1
εi Gi, n n an1 Pn ¼ εa ðn þ 1ÞGa, n nþ2 Pn εa E 0 cos θ:
n n
a
1
ð1Þ : Gi, n an ¼ Ga, n
anþ1
1
ð2Þ : εi n Gi, n an1 ¼ εa ðn þ 1Þ Ga, n nþ2 :
a
1
ð1Þ : Gi, 1 a ¼ Ga, 1 E0 a
a2
1
ð2Þ : εi Gi, 1 ¼ 2 εa Ga, 1 3 εa E0
a
mit der L€
osung:
3 εa
Gi, 1 ¼ E0
εi þ 2εa
εi εa
Ga, 1 ¼ E 0 a3 :
εi þ 2εa
120 2 Elektrostatische Felder
3 εa 3 εa
φi ¼ E 0 r cos θ ¼ E0 z:
ε i þ 2 εa εi þ 2 εa
∂φi 3 εa
Ei ¼ ez ¼ E0 ,
∂z εi þ 2εa
also ein homogenes Feld im Kugelinneren, das parallel zum Primärfeld ist.
Außerhalb der Kugel ergibt sich für das Potential
εi εa 3 cos θ
φa ¼ E0 z þ E 0 a :
εi þ 2εa r2
Der zweite Term ist das Sekundärfeld der polarisierten Kugel mit den gebundenen
Ladungen auf seiner Oberfläche. Wie der Vergleich mit (2.27) zeigt, hat es die gleiche
räumliche Abhängigkeit eines im Zentrum der Kugel angeordneten elektrischen Punkt-
dipols mit dem Dipolmoment
εi εa
p ¼ 4π E0 a3 ,
εi =εa þ 2
p
Ea ¼ E0 þ ð2 cos θ er þ sin θ eθ Þ:
4π εa r3
Im Folgenden sollen die Ergebnisse diskutiert werden. Für das auf E0 bzw. auf die
elektrische Flussdichte D0 bezogene Betragsverhältnis des Feldes im Innenraum der
Kugel erhalten wir:
Ei 3 Di εi E i 3 εi =εa
¼ , ¼ ¼ :
E0 εi =εa þ 2 D0 εa E 0 εi =εa þ 2
Ei ¼ E0 , Di ¼ D0 :
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 121
Für eine h€ohere Permittivität der Kugel gegenüber dem Außenraum, d.h. für εi > εa
resultiert
Ei < E0 , Di > D0
Ei ! 0 Di ! 3D0 :
In diesem Fall erreicht das Dipolmoment den Grenzwert p ! 4πE0 a3εa. Auf der
Kugel strebt das Feld damit gegen
Ea ðr ¼ a; θÞ ! 3 E 0 cos θ er :
Es steht damit überall senkrecht auf der Kugeloberfläche, d.h. wie auf einer Metall-
oberfläche.
Für den umgekehrten Fall einer kleineren Permittivität der Kugel gegenüber dem
Außenraum, d.h. für εi < εa erhalten wir
Ei > E0 , Di < D0
E i ! 1, 5 E 0 Di ! 0:
E0
Ea ðr ¼ a; θÞ ! sin θ eθ :
2
Wie im Feldlinienbild für εi ¼ 0,1εa erkennbar, verläuft das Feld in diesem Fall
nahezu tangential zur Kugeloberfläche.
122 2 Elektrostatische Felder
εi = 2εa εi = 10εa
εi = 0,5εa εi = 0,1εa
z-Ebene w-Ebene
jy
jv
z = x + jy
w = f(z) w = u + jv
z = f -1(w) v1
ϕ2 v2 u
ϕ1
x
Abb. 2.32 Konforme Abbildung zwischen der Original (z)-Ebene und der Bild (w)-Ebene
Hierbei ist der komplexe Wert der Ableitung f0 (z) unabhängig von der Differen-
tiationrichtung Δz ¼ (Δx + jΔy) ! 0. Wie direkt durch die beiden zueinander senkrechten
Ableitungen in x- und jy-Richtung ersichtlich,
∂f ∂ðu þ jvÞ ∂u ∂v
¼ ¼ þj
∂x ∂x ∂x ∂x
∂f ∂ðu þ jvÞ ∂v ∂u
¼ j ¼ j
∂jy ∂y ∂y ∂y
erfüllen solche Funktion die sog. Cauchy-Riemannsche DGLn:
∂u ∂v
¼
∂x ∂y
∂u ∂v
¼ :
∂y ∂x
2 2 2 2
∂ v ∂ v ∂ u ∂ u
¼ bzw: ¼
∂x∂y ∂y∂x ∂x∂y ∂y∂x
124 2 Elektrostatische Felder
Die Funktionen u,v werden als orthogonale Potentiale bezeichnet, da die Linien u ¼ const.
und v ¼ const. zueinander senkrecht stehen. Sie bilden ein orthogonales Netz und erlauben
somit je nach Zuordnung (Äquipotential- oder Feldlinien) die L€osung dualer Rand-
wertaufgaben:
u/v-System v/u-System
uðx; yÞ ¼ const: ≙ Äquipotentiallinien uðx; yÞ ¼ const: ≙ Feldlinien
vðx; yÞ ¼ const: ≙ Feldlinien vðx; yÞ ¼ const: ≙ Äquipotentiallinien
Bei der L€
osung zugeordneter Potentialprobleme ist zunächst eine geeignete Abbildungs-
funktion auszuwählen, die das Homogenfeld (Plattenkondensator) mit den Linien v ¼ const.
bzw. u ¼ const. auf die gegebene krummlinige Geometrie in der z-Ebene abbildet.
Danach erfolgt die Festlegung etwaiger Konstanten in der Funktion und nach Zuord-
nung der Randwerte die Bestimmung des Maßstabsfaktors M:
u/v-System v/u-System
φ1 ! u1 φ1 ! v1
φ2 ! u2 φ2 ! v2
M u ¼ φu11 φ
u2 [V]
2
M v ¼ φv11 φ
v2 [V]
2
Aus der komplexen Potentialfunktion lässt sich die elektrische Feldstärke durch Diffe-
rentiation bestimmen. Aufgrund der speziellen analytischen Eigenschaften ergeben sich
eine Reihe von alternativen Berechnungsformeln.
mit
E x ¼ ℜfEg, Ey ¼ ℑfE g:
2.7 €sung von Randwertproblemen
Methoden zur Lo 125
∂u ∂v
¼
∂y ∂x
∗
∂u ∂v ∂w
E ¼ M u j ¼ M u
∂x ∂x ∂x
∗
dw
E ¼ M u :
dz
M u
E ¼ * :
dz
dw
dz ∂z
¼
dw ∂u
M u M u
E ¼ ∗ ¼ ∗ ,
∂z ∂x ∂y
∂u ∂u
þ j ∂u
jM u j
jE j ¼ rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi :
∂x2 ∂y
2
∂u
þ ∂u
bzw.
126 2 Elektrostatische Felder
∗ ∗
∂v ∂u ∂w
E ¼ M v þj ¼ jM v
∂x ∂x ∂x
dw ∗
E ¼ jM v :
dz
jM v
E ¼ ∗
∂z
∂w
jM v j
jE j ¼ rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi :
∂x2 2
∂v
þ ∂y ∂v
Eine weitere Eigenschaft konformer Abbildungen ist die sog. Energieinvarianz, d.h. die
Gleichheit der Feldenergie innerhalb eines Gebietes der z-Ebene und seiner Abbildung in
der w-Ebene. Mit der längenbezogenen Energie WE0 folgt die Gleichheit der längen-
bezogene Kapazität C0 zwischen zwei Äquipotentiallinien (Elektroden) in der z- und der
w-Ebene:
1 0 2 1
W 0E ¼ C U ¼ C 0w U 2 ) C 0z ¼ C 0w :
2 z 2
Ausgehend von einer Abbildung in ein Homogenfeld in der w-Ebene (Abb. 2.33), lässt
sich die längenbezogene Kapazität in Analogie zur Formel des Plattenkondensators
0
}
Plattenbreite}
C ¼ε
} Plattenabstand }
u/v-System v/u-System
0 1 0 1
C ¼ εuv22 v
u1 C ¼ εuv22 u
v1 :
a b
jv jv
v1
v1
u1 u2 u u1 u2 u
v2
v2
x ¼ u2 v 2
y ¼ 2 u v:
Es handelt sich also um eine nach links bzw. rechts ge€offnete konfokale
Ellipsenschar. Mit kleiner werdendem Parameter u bzw. v schließen sich die Parabeln
und entarten bei u ¼ 0 bzw. v ¼ 0 zu einer Halbgeraden, in Form der negativen bzw.
positiven x-Achse.
jy jv
u2 v2
u1 v1 v2
v1
u=0 v=0
x u
–v1
–u1 –v1
–v2
–u2 –v2 –u2 –u1 u1 u2
128 2 Elektrostatische Felder
φ1 φ 2 ¼ U :
v1 ¼ 1
v2 ¼ 2
φ1 φ 2 U
Mv ¼ ¼ ¼ U :
v1 v 2 12
jy v2
u2
u1 v1
u=0
x
–u1
–v1
–u2
–v2
Mit der gegebenen Umkehrfunktion z ¼ f(w) berechnet sich die komplexe Feldstärke
gemäß
nach komplexer Erweiterung lassen sich Real- und Imaginärteil trennen und wir
erhalten für die x- und y-Komponente von E:
v u
Ex ¼ M v ; Ey ¼ M v ,
2 c ð u2 þ v 2 Þ 2 c ð u2 þ v 2 Þ
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi jM v j
jE j ¼ E 2x þ E2y ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi :
2 c u2 þ v 2
Die maximale Feldstärke resultiert hieraus für das Minimum der Wurzel, d.h. für die
Minimalwerte von u und v, bei u ¼ 0 und v ¼ v1 ¼ 1. Es handelt sich um die Feldlinien
entlang der x-Achse, zwischen den beiden Scheitelpunkten, wo der Elektrodenabstand
am geringsten ist. Der maximale Feldstärkewert tritt dabei auf der kleineren Elektrode
auf, wo die Kr€ummung der Elektrode am gr€oßten ist. Durch Einsetzen ergibt sich dafür
der Wert
U
Emax ¼ :
2c
Die Zunahme des elektrischen Feldes auf einer Elektrode mit kleinerem Krüm-
mungsradius gilt ganz allgemein. Aus diesem Grund wird beispielsweise in der Hoch-
spannungstechnik stets darauf geachtet, dass die Kanten von spannungstragenden
Bauteilen m€ oglichst gut abgerundet sind, um eine unzulässige Feldstärkeüberh€ohung,
d.h. einen Funkendurchschlag an diesen Stellen zu vermeiden.
Theoretisch wächst die Feldstärke mit zunehmender Elektrodenkrümmung unbe-
grenzt an und wird unendlich, wenn der Krümmungsradius gegen Null geht. Dies
ergibt sich unmittelbar aus unserem Ergebnis, wenn wir die Elektrode 1 durch v1 ¼ 0
zu einem unendlich dünnen Blech entarten lassen. Der Betrag der Feldstärke auf der
Elektrode
Mv
jE j ¼ ! 1 f u€r u ¼ 0
2cu
wird nun an der Kante des Bleches unendlich, und zwar mit
pffiffiffi
x ¼ u2 v 2 ) u¼ x
130 2 Elektrostatische Felder
umgekehrt proportional zur Wurzel des Abstandes von der Kante. Es handelt sich um
die sog. Kantensingularität, die allgemein in der Nähe jeder Elektrodenkante vorliegt.
jy
v2
v1 = 0
u=0 x
x ¼ c eu cos v
y ¼ c eu sin v:
jy
jv
v2 v1
v = 2π
v=π
c x
v2
u = –1 v1
u=0
u = +1 –1 0 +1 u
φ1 φ2 U0
Mu ¼ ¼ :
u1 u2 u1 u2
Mit
r
r ¼ c eu ) u ¼ ln
c
r1 r2
u1 ¼ ln , u2 ¼ ln
c c
U0
Mu ¼ :
ln ðr1 =r2 Þ
132 2 Elektrostatische Felder
jy
ε
r1
U0
r2 x
jM u j U0 1 U0 1
jE j ¼ rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ ¼ ; ðr2 > r1 Þ,
∂x2 ∂y
2 ln ð r =r
2 1 Þ c e u ln ð r =r Þ
2 1 r
∂u
þ ∂u
U0
Emax ¼ ,
r1 ln ðr2 =r1 Þ
entsprechend dem Punkt auf der Elektrode mit der gr€oßten Krümmung.
Für die längenbezogene Kapazität ergibt sich (Vgl. Beispiel 2.6):
0 jv2 v1 j 2π
C ¼ε ¼ε :
ju2 u1 j ln ðr2 =r1 Þ
Die im elektrischen Feld gespeicherte Energie ist allgemein durch Integration der Energie-
dichte wE (1.70) über das gegebene Volumen V gegeben. Beispielsweise erhält man für ein
isotropes und lineares Medium
ZZZ ZZZ
ε
WE ¼ wE dV ¼ E 2 dV :
2
V V
2.8 Energie im elektrostatischen Feld 133
Für das elektrostatische Feld lässt sich auch ein alternatives Energieintegral aufstellen.
Mit
E ¼ grad φ
ergibt sich
ZZZ
ε
WE ¼ ðgrad φÞ2 dV :
2
V
Bei der der Integration über den gesamten Raum mit Ladungen im Endlichen nimmt das
Potential φ mindesten mit 1/r und demzufolge der Gradient von φ mindestens mit 1/r2 ab,
sodass mit dA ~ r2 das Oberflächeintegral auf der rechten Seite verschwindet. Durch
Einsetzen der Poisson-Gleichung
q
Δφ ¼
ε
erhalten wir
ZZZ ZZZ
1
ðgrad φÞ2 dV ¼ φ q dV
ε
V V
Diese Formel hat gegenüber dem allgemeinen Integral über den unbegrenzten Raum
u. a. den Vorteil, dass nur über die Gebiete zu integrieren ist, in den q 6¼ 0 ist.
X
qð r Þ ¼ Qi δðr ri Þ
i
Gemäß den Ausführungen in Abschn. 2.2 entspricht das Produkt Qi φ(ri) der poten-
ziellen Energie der Ladung Qi im Feld aller Ladungen. Allerdings enthält das Potential
φ(ri) jeweils auch den eigenen, singulären Anteil der Punktladung Qi an der Stelle ri.
Dieser Anteil entspricht der im eigenen Feld der Ladung gespeicherten Energie. An
dieser Stelle tritt das Modell der Punktladung in Erscheinung, das es in der Realität nicht
gibt. Tatsächlich kann einem geladenen Elementarteilchen, wie z. B. dem Elektron, eine
solche Energie zugeordnet werden, die aufgrund seiner Ausdehnung einen endlichen
Wert besitzt. Die „Selbstenergien“ k€onnen wir in diesem Zusammenhang außer Betracht
lassen, da sie für die Herstellung der Ladungskonfiguration weder aufgebracht noch
verfügbar sind. Beispielsweise ist sie bei gleichnamigen Ladungen aufgrund der Ab-
stoßungskräfte für die Realisierung der Anordnung von außen aufzubringen, bzw. wird
beim umgekehrten Vorgang frei.
Setzten wir für φ(ri) die Summe (2.26) über alle Einzelpotentiale der Ladungen
Qk (k 6¼ i) ein, d.h.:
1 X Qk
φðri Þ ¼ ,
4 π ε k6¼i j ri rk j
so erhalten wir als L€osung für die im Feld der Punktladungen gespeicherte Energie
1 X X Qi Qk
WE ¼ :
8 π ε i k6¼i j ri rk j
Der in der L€osung enthaltene Faktor 1/2 rührt daher, dass bei der Summation über
alle Ladungen jeder Beitrag doppelt gezählt wird, d.h.
Qi Qk Qk Qi
¼ :
j ri rk j j rk ri j
2.8 Energie im elektrostatischen Feld 135
die auf der i-ten Elektrode befindliche Ladung Qi. Wir erhalten formal das gleiche
Ergebnis wie für die Energie der Punktladungsanordnung:
1X
WE ¼ φi Q i : ð2:59Þ
2 i
In diesem Fall ist auch die im Feld der Elektrodenladung Qi gespeicherte Energie
enthalten. Sie ist für das Aufbringen der Ladung auf der Elektrode notwendig bzw. ist
umgekehrt verfügbar. Im Unterschied zu den Punktladungen befinden sich die einzelnen
Ladungsverteilungen qA,i auf dem vorgegebenen Elektrodenpotential φi, so dass die
„Eigenenergien“ endlich sind.
WE
ϕ1 QN
Q1 ϕN
Qi
ϕi qA,i
136 2 Elektrostatische Felder
Die in Abschn. 2.5 eingeführte Kapazität für eine Anordnung aus zwei Elektroden lässt
sich über die Energie auf ein Mehrleitersystem erweitern. Dieser besteht aus N + l Leitern,
wobei einer davon als Bezugsleiter dient (Abb. 2.34).
Gemäß Superpositionsprinzip sind die Potentiale φi auf den einzelnen Leitern linear von
den Ladungen Qk auf den Leitern abhängig. Durch Einführung der Potentialkoeffizienten
αik, die jeweils den Beitrag von Qk zum Potential φi angeben, lässt sich das folgende lineare
Gleichungssystem aufstellen:
0 1 2 3 0 1
φ1 α11 : : : α1N Q1
B : C 6 : : : 7 B C
B C 6 7 B : C
ð φÞ ¼ B C 6
B : C¼6 : : : 7
7 B
B : C ¼ ½αðQÞ:
C ð2:60Þ
@ : A 4 : : : 5 @ : A
φN αN1 : : : αNN QN
Die Potentialkoeffizienten sind von der Geometrie und der Permittivität ε des Mediums
zwischen den Leitern abhängig. Die Koeffizientenmatrix [α] ist symmetrisch, d.h. es gilt
Reziprozität (αik ¼ αki 0). Für den Beweis gehen wir von der Energie im System nach
Gl. (2.58) und (2.59) aus:
1X X ZZ
WE ¼ φi Qi ¼ qA, i φi dAi :
2 i i
Ai
X 1 ZZ qA, k
φi ¼ d Ak
k
4πε jri rk j
Ak
i
0 ϕi
ϕ0 = 0
Aik
cik ¼ ðAik : Adjunkte=Unterdeterminante zum Element αik Þ
det½α
die sog. Kapazitäts- oder Influenzkoeffizienten mit der Einheit As/V ¼ Farad (F). Sie
sind ebenfalls durch die Geometrie und dem Medium bestimmt und geben den La-
dungsbeitrag des Leiters i mit Potential φi zu Leiter k. Auch für sie gilt Reziprozität:
X
N
1X N X N
mit φi ¼ αik Qk ) W E ¼ αik Qi Qk
k¼1
2 i¼1 k¼1
X
N
1X N X N
bzw:Qi ¼ cik φk ) W E ¼ cik φi φk :
k¼1
2 i¼1 k¼1
Um die influenzierte Ladung Qi von Leiter k in Abhängigkeit der Spannung Uik ¼ φi φk
zwischen den beiden Leitern ausdrücken zu k€onnen, formen wir schließlich das Glei-
chungssystem (2.61) durch Herausziehen des Eigenbeitrags und einer Nullergänzung
entsprechend um:
X
N X
N
Qi ¼ cik φk ¼ cik φk þ cii φi
k¼1 k¼1
ðk6¼iÞ
X
N X
N X
N X
N X
N
¼ cik φk cik φi þ cii φi þ cik φi ¼ φi cik cik ðφi φk Þ:
k¼1 k¼1 k¼1 k¼1 k¼1
ðk6¼iÞ ðk6¼iÞ ðk6¼iÞ ðk6¼iÞ
Mit
0 i
Cii
r1
C'12 = C'21
1 r2
2
h1
C'11 h2
C'22
0
a
Für die Berechnung der Potentialkoeffizienten αik (i,k ¼ 1,2) bietet sich die Spie-
gelungsmethode aus Abschn. 2.7.1 an. Dabei wird unter der Voraussetzung, dass
r1,r2 << h1,h2,a von einer D€unndrahtnäherung ausgegangen, bei der die Ladung auf
der Leiteroberfläche als Linienladungsdichte ql auf der Drahtachse approximiert wird.
ql,1 r1
r12 r2
ql,2
h1 h2
h2
h1 r'12
−ql,2
−ql,1
140 2 Elektrostatische Felder
Für das Potential von Leitung 1 erhalten wir durch Addition des direkten Beitrags im
Abstand r1 und des Spiegelbeitrags im Abstand 2h1 (r0: beliebiger Referenzabstand):
ql , 1 r1 ql , 1 2 h1 ql , 1 2 h1
φ1 jql, 2 ¼0 ¼ ln þ ln ¼ ln :
2πε r0 2πε r0 2πε r1
0 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
φ2 1 r12 1 a2 þ ðh1 þ h2 Þ2
α12 ¼ α21 ¼ ¼ ln ¼ ln :
ql , 1 q 2πε r12 2πε a2 þ ðh1 h2 Þ2
l, 2 ¼0
Durch Inversion der Matrix [α] erhalten wir die Kapazitätskoeffizienten c0 ik (längen-
bezogen):
h 0i
1 α22 α12
c ¼ ½α1 ¼ mit det½α ¼ α11 α22 α212
det½α α12 α11
h 0 i c0 þ c 0 c012
1 α22 α12 α12
C ¼ 11 0 12 ¼ :
c12 c22 þ c012
0
α11 α22 α212 α12 α11 α12
Mit dem vollständigen kapazitiven Ersatzschaltbild lässt sich beispielsweise die Be-
triebskapazität C0 B zwischen den Leitern bestimmen. Aus der Reihen- u. Parallelschaltung
ergibt sich
C 011 C 022
C 0B ¼ C 012 þ :
C 011 þ C 022
U2 C0 C0 1 1
¼ 0 12 220 0 ¼ :
U1 C 12 þ C 22 C 22 1 þ C 022 =C 012
Aus diesem Ergebnis geht hervor, das zur Minimierung der unerwünschten
Überkopplung ein m€oglichst großer Leiterabstand (Verringerung von C0 12) im Verhält-
nis zum Masseabstand von Leiter 2 (Erh€ohung von C0 22) zu wählen ist.
2.10 Übungsaufgaben
y Q1 Q1
y
r α
h Q2
x z 2r
Q2
Draufsicht Seitenansicht
a) Berechnen Sie die elektrische Feldstärke E der N Ladungen Q1, die bei der Ladung Q2
vorherrscht. Gegen welches Ergebnis strebt die L€osung für E im Falle, dass h >> r bzw.
h << r gilt? Interpretieren Sie die Ergebnisse.
b) Berechnen Sie allgemein die Kraft F, die auf die Ladung Q2 im Abstand h wirkt. Welche
Kraft resultiert für die Grenzfälle h >> r und h << r?
c) Bestimmen Sie aus der elektrischen Feldstärke E die Potentialverteilung φ(z), die die
N Ladungen auf dem Ring entlang der Flächennormalen erzeugen. Das Bezugspotential
soll auf der Kreisoberfläche liegen, d.h. φ(z ¼ 0) ¼ 0.
142 2 Elektrostatische Felder
Z
z 1
Hinweis : qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dz ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi þ C
ðz2 þ r 2 Þ 3 z þ r2
2
z
qA (r) y
x
a
qA ε qL
x
0 b d
a) Geben Sie formelmäßig die differentielle Feldstärke dE am Ort x ¼ d, die ein an der
Stelle x0 liegendes Linienladungselement qA dx0 erzeugt, als Funktion von x0 an.
b) Berechnen Sie die längenbezogene Kraft F0, die insgesamt auf die Linienladung an der
Stelle x ¼ d wirkt.
2.10 Übungsaufgaben 143
ln ð1 ξÞ ξ, f u€r ξ 1
ε2
ε1
ρ2
ρ1
ρ3
I
II
U0 l
q(x)
1 2 3 4
+q1
-b a x
−q2
+ + Gewitterwolke + +
E0
ql
y
h
x
Erde
2.10 Übungsaufgaben 145
a) Berechnen Sie das Potentialfeld in der Umgebung des Erdseils durch Überlagerung des
Primärfeldes φ0 der Gewitterwolke und des Sekundärfeldes φl der Linienladung auf
dem Erdungsseil. Setzen Sie zweckmäßigerweise den Nullpunkt für das Gesamt-
potential auf die Drahtoberfläche. Die Erdoberfläche soll der Einfachheit halber als
leitende Ebene angenommen werden.
b) Wie lautet der resultierende Potential- und Feldstärkeverlauf senkrecht unter dem
Erdungsseil (d.h. x ¼ 0)?
c) Wie groß ist das Schutzverhältnis η ¼ |Eges / E0| unter dem Erdseil unmittelbar über dem
Erdboden (x ¼ y ¼ 0) und in einer H€ohe h0 ¼ 0,9 h? Es sei R0¼ 5 mm, h ¼ 10 m und
E0 ¼ 1 kV/cm.
ε0 εr > 1
ql –ql
d1 d2
2r0 2r0
a) Stellen Sie jeweils die äquivalente Spiegel-Ersatzanordnung zur Berechnung des Poten-
tials im linken und rechten Raumbereich auf und berechnen Sie die längsbezogene
Kapazität C0 der Zweidrahtleitung in Abhängigkeit der gegebenen Geometrie- und
Materialparameter.
b) Welches Ergebnis erhalten sie jeweils für εr ¼ 1 und εr ! 1? Interpretieren Sie die
Ergebnisse.
ε
R
ql
rq x
ϕ = const.
a) Bestimmen Sie die Spiegelanordnung zur Erfüllung der Randbedingung φ ¼ const. auf
der Zylinderoberfläche.
b) Stellen Sie die L€osung für das Potential φ(x,y) außerhalb des Zylinders auf, bezogen auf
den Wert φ ¼ 0 auf dem Zylinder.
c) Berechnen Sie aus dem Potential die Feldstärke E(x,y) außerhalb des Zylinders.
d) Welche Näherung erhält man für das Spiegelmodell bei sehr kleinem relativem Abstand
Δr/R << 1 zwischen Linienladung und Zylinderwand? Interpretieren Sie das Ergebnis.
y Q
r0
α x B
a) Stellen Sie die Spiegel-Ersatzanordnung auf, welche die Randbedingung φ ¼ 0 auf den
Ebenen A und B erfüllt.
b) Berechnen daraus die Potential- und Feldverteilung innerhalb des Winkels.
c) Berechnen Sie für α ¼ 45 das Potential im Fernfeld der Anordnung (r >> r0) für
Aufpunkte in der x-y-Ebene. Nutzen Sie dazu die folgende Näherung:
2.10 Übungsaufgaben 147
0 0 2 0 2 !
1 1 r 1 r 3 r
0 1 þ cos γ þ cos 2 γ
jr r j r r 2 r 2 r
Hierbei beschreibt γ den Winkel zwischen dem Aufpunktsvektor r und dem Ortsvektor
r0 einer Punktladung.
z
ϕ0(z)
h
ϕ=0
a b ρ
x
qA ðxÞ ¼ q0 sin π :
a
y
qA(x)
b + + + + + + + + +
ϕ=0
0 a x
z ¼ c cot w
h 2r0
κ→∞
a) Entscheiden sie ob ein u/v- oder ein v/u-System verwendet werden muss.
b) Legen Sie die Parameter v1, v2 so fest, dass der Definitionsbereich in der x + jy Ebene die
gegebene Struktur nachbildet und berechnen Sie den Parameter c > 0.
c) Berechnen Sie die längenbezogene Kapazität C0 der Anordnung. Ermitteln Sie die
Kapazität C0 für r0 << h (Dünndrahtnäherung) mit Hilfe der Spiegelungsmethode
und vergleichen Sie die Ergebnisse.
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Tipp : arcosh x ¼ ln x þ x2 1
2.10 Übungsaufgaben 149
d) Ermitteln Sie das Maximum der elektrischen Feldstärke für x ¼ 0 und 0 < y < h r.
Hilfsmittel:
jy
jv
v = −v1
v1
−π 2 π/2 u x
−v1
sin 2u c2
x¼c v ¼ const: : x2 þ ðy þ c coth2vÞ2 ¼
cosh2v cos 2u sinh2 2v
sinh2v c2
y¼c u ¼ const: : ðx c cot 2uÞ2 þ y2 ¼
cosh2v cos 2u sin 2 2u
jy
b2
ϕ2
ϕ1 b1
εr
x
-a2 -c ca
-a1 1 a2
-b1
-b2
beschreibt für die gegebene Geometrie den Zusammenhang zwischen der Originalebene
(z-Ebene) und der Bildebene (w-Ebene)
150 2 Elektrostatische Felder
jy u>0
u = const. u = 0 jv
u = -π/2 u = π/2
x
u
−π π
v = const.
u<0 u = ±π
a) Berechnen Sie allgemein die Gleichungen für konstante Werte von u und v. Welche
Potentialzuordnung (u/v oder v/u-System) kommt für die vorliegende Geometrie in
Frage?
b) Bestimmen Sie den entsprechenden Maßstabsfaktor M mit Hilfe der beiden ausge-
wählten Punkte (x ¼ a1, y ¼ 0) und (x ¼ a2, y ¼ 0).
c) Bestimmen Sie die Konstante c mit Hilfe der beiden ausgewählten Punkte
P1 ¼ (x ¼ a1, y ¼ 0) und P2 ¼ (x ¼ 0, y ¼ b1).
Tipp : cosh2(ξ) sinh2(ξ) ¼ 1
d) Bestimmen Sie aus der Umkehr-Abbildung w(z) die Funktion der komplexen Feldstärke
E(z) zwischen den beiden Leitern. Welchen Betrag hat die Feldstärke am Punkt P1?
∂
Hinweis : ∂z arcsinðzÞ ¼ pffiffiffiffiffiffiffi
1 ffi
1z 2
+ql
r
2r0
h1 −ql
ε = ε0
h2
θ
κ→∞ x
2.10 Übungsaufgaben 151
a) Skizzieren Sie die Ersatzanordnung, die dieselben Verhältnisse für das elektrische
Skalarpotential φ(x, y > 0) wiedergibt.
b) Berechnen Sie die längenbezogenen Potentialkoeffizienten αij der Leiteranordnung.
c) Berechnen Sie ausgehend von den Ergebnissen aus b) die längenbezogenen Teil-
kapazitäten C0 ij.
d) Zeichnen Sie das Kapazitäts-Ersatzschaltbild für die Leiteranordnung.
e) Wie lautet die L€osung für φ(r,θ) im Fernfeld (r >> h1 h2) ohne die leitende Ebene?
Geben Sie damit eine entsprechende L€osung bei Anwesenheit der Ebene an.
Das stationäre Strömungsfeld
3
Zusammenfassung
Wirkt ein elektrostatisches Feld auf ein leitfähiges Medium, so ruft es aufgrund der auf
die Ladungsträger wirkenden Coulombkraft ein stationäres Str€omungsfeld hervor. In
jedem Punkt ist die elektrische Stromdichte über die spezifische Leitfähigkeit des
Mediums proportional zur elektrischen Feldstärke verknüpft. Die Berechnung von
Str€
omungsfeldern führt deshalb auf die L€osung des entsprechenden elektrostatischen
Randwertproblems. Maßgeblich für die in einem Leiter mit gegebener Geometrie
umgesetzte Verlustleistung ist der elektrische Widerstand. Er ist durch Integration über
die Stromdichte bzw. die elektrische Feldstärke definiert.
3.1 Feldgleichungen
In einem leitfähigen Medium (κ 6¼ 0) hat ein statisches elektrisches Feld E gemäß dem
ohmschen Gesetz (1.42)
J ¼ κE ð3:1Þ
rot ðJ=κÞ ¼ 0
div J ¼ 0:
Entsprechend Abschn. 1.5 erhalten wir für die Tangential- und Normalkomponenten an
der Grenze zwischen zwei Medien mit unterschiedlicher spezifischer Leitfähigkeit κ1 bzw.
κ2 die Randbedingungen
J2 J1 J t , 2 κ2
en ¼ 0, bzw: ¼ ð3:2Þ
κ2 κ1 J t , 1 κ1
en J2 ¼ en J1 ¼ J n
Daraus folgt aus der Randbedingung für die Normalkomponente der elektrischen
Flussdichte D (1.55)
ε2 ε1 ε2 ε1
en ðD2 D1 Þ ¼ en J2 J1 ¼ Jn ¼ qA :
κ2 κ1 κ2 κ1
" Ein Stromfluss durch die Grenzfläche zweier unterschiedlicher Medien erzeugt
eine Flächenladung qA an der Grenzfläche.
Beim Übergang zwischen zwei Medien mit unterschiedlicher Leitfähigkeit folgt aus (3.2)
und (3.3), dass die Str€omungslinien im Medium mit der h€oheren Leitfähigkeit vom Lot
weg gebrochen werden bzw. im schlechteren Leiter zum Lot hin gebrochen werden. Ist der
a J2 b
κ2 κ2 = 0 J2 = 0
J1
κ1 > 0 J1
κ1 >> κ2
Unterschied der beiden Leitfähigkeiten ausreichend groß, so tritt J nahezu senkrecht aus
der Oberfläche (Abb. 3.1a). Beim Übergang zu einem Isolator ist Jn,1 ¼ Jn,2¼ 0, d. h. die
Stromdichte im Leiter verläuft parallel zur Oberfläche (Abb. 3.1b).
Betrachtet wird eine als Widerstand bezeichnete Anordnung aus einem leitfähigen
Medium, an das zwei ideal leitfähige Elektroden angeschlossen sind. Eine an den beiden
Elektroden angelegte Spannung
ZP ZP
J
U¼ E ds ¼ ds ð3:4Þ
κ
þ þ
P P
geht mit einem elektrischen Feld E bzw. einem Str€omungsfeld J in dem leitenden Medium
einher. Hierbei bezeichnen P+ und P jeweils einen beliebigen Punkt auf der positiven
Elektrode bzw. negativen Elektrode (Abb. 2.12). Sämtliche Str€omungslinien die von der
positiven Elektrode entspringen, münden auf der negativen Elektrode, sodass der gesamte
elektrische Strom
ZZ
I ¼ J dA ð3:5Þ
A
der aus einer Hülle A um die positive bzw. negative Elektrode fließt gleich groß und
entgegengesetzt sein muss (Abb. 2.12, 3.2).
Für eine feste Elektrodengeometrie innerhalb eines gegebenen Mediums ändert sich
nach Gl. (2.40) die Stromdichte J bei unterschiedlicher Spannung U nur dem Betrage nach,
so dass nach Gl. (2.41) der Strom I direkt proportional zu U ist. Die Proportionali-
tätskonstante ist der elektrische Widerstand
U V
R ¼ ; ½R ¼ ¼ Ω ðOhmÞ ð3:6Þ
I A
1 1
G ¼ ; ½G ¼ ¼ S ðSiemensÞ: ð3:7Þ
R Ω
Nach dieser Definition ist die Kenntnis der Feld- oder Stromdichteverteilung im gesam-
ten Medium zur Berechnung der Widerstandes R mit (2.40) bzw. (2.41) erforderlich.
156 3 €mungsfeld
Das stationäre Stro
κ I
I
U
Die im Widerstand umgesetzte Joulesche Leistung PJ ergibt sich durch Integration der
Verlustleistungsdichte (1.70) über das gesamte leitende Medium mit dem Volumen V:
ZZZ ZZZ
PJ ¼ κ E2 dV ¼ κ ðgradφÞ2 d V : ð3:8Þ
V V
Hierbei wird ohne Einschränkung der Allgemeinheit von einem homogenen Medium
ausgegangen. Das rechte Integral k€onnen wir mit Hilfe des 1. Greenschen Satzes (A.82)
wie folgt umschreiben:
ZZZ ZZ ZZZ
ðgradφÞ2 d V ¼ ðφgradφÞ dA φ Δφ dV :
V ∂V V
Das Volumenintegral auf der rechten Seite ist Null, aufgrund der Gültigkeit der Laplace-
Gl. (2.9) im ladungsfreien Raum zwischen den Elektroden. Das Hüllenintegral über den
Rand ∂V des felderfüllten Raumes V umfasst die beiden Elektrodenoberflächen A und
eine im Unendlichen befindliche Hülle, die die Anordnung umschließt. Während über
letztere das Feld für eine Anordnung mit endlicher Ausdehnung verschwindet, ergibt die
Integration über die beiden Elektrodenflächen mit φ ¼ U bzw. 0
ZZ ZZ
U
ðφgradφÞ d A ¼ J d A:
κ
∂V Aþ
Einsetzen in (3.8) ergibt mit (3.5) schließlich als Ergebnis für die Leistung im Wider-
stand:
3.2 Der elektrische Widerstand 157
U2
PJ ¼ U I ¼ ¼ I 2 R: ð3:9Þ
R
Die zweite und dritte Formel erhalten wir mit der Definition (3.6) für R. Umgekehrt
resultieren daraus zwei alternative, auf die Leistung bezogene Definitionen für den Wider-
stand:
U 2 PJ
R¼ ¼ 2: ð3:10Þ
PJ I
" Der Widerstand R einer aus zwei Elektroden bestehenden Anordnung wird von
der spezifischen Leitfähigkeit k des dazwischenliegenden Mediums und der
Geometrie bestimmt.
Für ein homogenes Medium besteht zwischen R und der Kapazität C einer Anordnung eine
einfache Beziehung. Einsetzen der beiden Definitionen (3.6) und (3.5) ergibt mit (2.41) und
(2.42) für das Produkt
RR
Q ε A E d A
R C ¼ ¼ RR ,
I κ A E d A
ε
RC ¼ , ð3:11Þ
κ
also genau die nach Gl. (1.49) definierte Relaxationszeit τR des Mediums.
A
J, E
κ
I
0 l x
U
I
J ¼ J x ex ¼ ex
A
resultiert nach (3.4) für die Spannung über dem Zylinder mit der Länge l mit ds ¼ dx ex
158 3 €mungsfeld
Das stationäre Stro
Zl
Jx Il
U¼ dx ¼
κ κA
0
l
R¼ : ð3:12Þ
κA
κ
2ρi
ρa
Aus der Zylindersymmetrie des Problems ergibt sich für die Stromdichte ein radial-
symmetrisches Feld, d. h. der Gesamtstrom I verteilt sich gleichmäßig auf einer koaxia-
len Zylinderfläche A(ρ) mit ρi ρ ρa:
I I
Jρ ¼ ¼ :
AðρÞ 2 π ρ l
Zρa
1 I
U¼ J ρd ρ ¼ ln ðρa =ρi Þ
κ 2π κ l
ρi
U 1
R¼ ¼ ln ðρa =ρi Þ ,
I 2π κ l
3.3 €mungsfeldern
Berechnung von Stro 159
G0 ¼ 2π κ=lnðρa =ρi Þ:
Die Berechnung von R über die Leistung PJ nach (3.10) führt durch Integration über
das leitende Volumen mit
ZZZ Zl Z2 π Zρa 2
J2 1 I I2
PJ ¼ dV ¼ ρ dρ dϕ dz ¼ ln ðρa =ρi Þ
V κ κ 2πρl 2π κ l
z¼0 ϕ¼0 ρ¼ρi
2π ε l
C¼
ln ðρa =ρi Þ
mit der Beziehung (3.11) zwischen Widerstand und Kapazität direkt das Resultat für R.
Δφ ¼ 0
∂φ
Gemischt : φ ¼ const: _ auf Berandung:
∂n
An Medienübergängen sind entsprechend der Stetigkeit des Potentials und Gl. (3.3) die
folgenden Grenzbedingungen zu erfüllen:
160 3 €mungsfeld
Das stationäre Stro
φ2 ¼ φ1
∂φ1 ∂φ ð3:13Þ
κ1 ¼ κ2 2 :
∂n ∂n
Das stationäre Str€omungsfeld ist mit den Methoden für das elektrostatische Feld zu
berechnen, wie Spiegelungsverfahren, Separationsansatz und Konforme Abbildung.
Wegen der v€olligen Analogie zwischen den Grenzbedingungen für die elektrische
Flussdichte D und der Stromdichte J lässt sich durch die Substitution
D ! J und ε ! κ ð3:14Þ
aus der L€
osung eines elektrostatischen Randwertproblems direkt die L€osung des entspre-
chenden Str€
omungsproblems bestimmen.
z
κa
ϕ(r)
r
κi
θ
J0 = κa E0 ez
Das zu l€
osende Randwertproblem lautet
Δφ ¼ 0,
φi ¼ φa
∂φi ∂φ
κi ¼ κa a
∂r ∂r
lim J ¼ J0 :
r!1
3 εi
Di ¼ D0
εi þ 2 εa
für die elektrische Flussdichte innerhalb einer dielektrischen Kugel des entsprechenden
elektrostatischen Beispiels (2.10) ergibt durch die Substitution (3.14) für das Verhältnis
zwischen der homogenen Stromdichte im Kugelinneren und J0 die L€osung
Ji 3 κi =κa
¼ :
J 0 κi =κa þ 2
Nachfolgend ist das resultierende Str€omungsfeld im gesamten Gebiet jeweils für ein
kleines und ein großes Leitfähigkeitsverhältnis κi/κa.
dünnen Drahtes realisiert werden, der den Strom I führt und vom umgebenden, leitfähigen
Medium isoliert ist.
Die Punktquelle kann als Grenzfall eines unendlich dünnen Drahtes verstanden werden,
sodass sich ein kugelsymmetrisches Str€omungsfeld im Falle eines homogenen Mediums
ergibt. Die Integration der Stromdichte auf einer Kugeloberfläche mit Radius r ergibt
ZZ
I ¼ J dA ¼ 4π r2 J r
A
bzw.
I
J¼ er : ð3:15Þ
4π r2
Jr I
Er ¼ ¼
κ 4π κ r2
Zr
I
φð r Þ ¼ E r dr ¼ :
4π κ r
1
Analog lässt sich auch eine Linienstromquelle mit einem längenbezogenen Strom I0
definieren. Bezogen auf Zylinderkoordinaten erhalten wir das radialsymmetrische
Str€
omungsfeld
A
3.3 €mungsfeldern
Berechnung von Stro 163
0
I
J¼ eρ : ð3:16Þ
2π ρ
Auch die Definition einer ebenen Flächenstromquelle ist m€oglich. Mit dem auf die
Fläche bezogenen Gesamtstrom I00 ergibt sich für die senkrecht aus der Fläche austretenden
Str€
omungslinien direkt
00
J ¼ I en : ð3:17Þ
Als Beispiel für die Anwendung der Spiegelungsmethode bei stationären Str€omungs-
feldern wird eine Punktquelle I im Abstand h vor einer ebenen Grenzfläche zwischen zwei
Halbräumen mit unterschiedlicher spezifischer Leitfähigkeit κ1 und κ2 betrachtet
(Abb. 3.4).
Angesichts des resultierenden Str€omungsfeldes in beiden Teilräumen setzen wir in
Analogie zur Punktladung vor einem dielektrischen Halbraum (Abschn. 2.7.1) jeweils eine
geeignete Hilfsquellenanordnung für Raum 1 und Raum 2 an (Abb. 3.5).
Für das elektrische Potentialfeld in beiden Räumen setzten wir jeweils entsprechend an:
I 1 α
φ1 ð r Þ ¼ þ
4π κ1 r1 r2
βI 1
φ2 ð r Þ ¼ :
4π κ2 r3
Die noch unbekannten Koeffizienten α und β ergeben sich aus den Grenzbedingungen
(3.13) für das Potential
I h
∂V1,2
164 3 €mungsfeld
Das stationäre Stro
a b
κ1 κ2
I h h αI βI h
r1 r3
r2
ϕ1 ∂V1,2 ∂V1,2 ϕ2
In v€
olliger Analogie zur Spiegelung der Punktladung in Abschn. 2.7.1 bzw. direkt durch
die Ersetzungsregel (3.14) resultiert die L€osung
κ1 κ2 2 κ2
α¼ ; β¼ : ð3:18Þ
κ1 þ κ2 κ1 þ κ2
Abb. 3.6 zeigt jeweils das resultierende Str€omungsfeld für den Spezialfall, dass der
leitende Raum 1 einem unendlich guten Leiter oder einem Isolator gegenübersteht. Im
ersten Fall (Abb. 3.6a) mit κ2 ! 1 ergibt sich für die beiden Koeffizienten (3.18) α ¼ 1,
β ¼ 2. Die Überlagerung der beiden entgegengesetzt gleich großen Str€omungsfelder von
realer und Spiegelquelle führt in Raum 1 zum Verschwinden der Tangentialkomponenten
auf der Grenzfläche, während in Raum 2 das Str€omungsfeld dem einer doppelt so großen
Quelle in Raum 1 entspricht. Die Str€omungslinien treten also in diesem Fall senkrecht in
den perfekten Leiter ein und werden darin vom Lot weg gebrochen.
Im zweiten Fall (Abb. 3.6b) mit κ2 ¼ 0 resultiert aus (3.18) α ¼ +1, β ¼ 0. Die
Superposition der beiden gleichgroßen Str€omungsfelder führt in diesem Fall zu einer Aus-
l€oschung der Nomalkomponenten auf der Grenzfläche, d.h. die Stromlinien in Medium 1
fließen an der Grenzfläche entlang. In Medium 2 ist die Stromdichte Null.
3.4 Übungsaufgaben
a b
κ1 I
κ2 → κ1 I κ2 = 0
Abb. 3.6 Str€omungslinien einer Punktquelle vor Mediengrenze. (a) Zu einem unendlich guten
Leiter und (b) zu einem Isolator
Gegeben sei ein in der Mitte aufgeschnittener Hohlzylinder der H€ohe h, mit Innenradius ri,
Außenradius ra und Leitfähigkeit κ. Berechnen Sie mittels ohmschen Gesetzes den elek-
trischen Widerstand der Anordnung für die beiden Betriebsarten:
a) azimutale Durchstr€omung
b) radiale Durchstr€omung
Seitenansicht
h h
ra ra
ri ri r
i
Draufsicht J ra ra
J
y y
x x
ri ri
c) Bestimmen Sie für beide Speisefälle den elektrischen Widerstand alternativ durch
Integration über differentielle Widerstands- und Leitwertelemente.
Hinweis: Ist das Str€omungsfeld entweder über die Querschnittsfläche A oder entlang der
Länge l homogen, kann der Gesamtwiderstand mit dem differentiellen Widerstands- bzw.
Leitwertelement berechnet werden:
166 3 €mungsfeld
Das stationäre Stro
dr κ dA
dR ¼ bzw: dG ¼ :
κ AðrÞ l ðr Þ
a) Berechnen Sie den Widerstand R einer Scheibe der Dicke h, (untere Skizze) mit der
Methode der differentiellen Widerstände (siehe UE-3.1). Wie groß ist der Messstrom I
(h) wenn eine Spannungsquelle U an die Anordnung angeschlossen wird?
b) Verifizieren Sie Ihr Ergebnis für R(h) durch Berechnung der Verlustleistung P(h) in der
Füllung. Setzen Sie dazu zunächst die L€osung für die ortsabhängige Stromdichte J(r)
bei vorgegebenem Strom I.
c) Berechnen Sie den Widerstand R(h) bei einer Füllung mit ortsabhängiger spezifischer
Leitfähigkeit κ(z) ¼ κ0 eKz (mit Konstante K ) über die Methode der differentiellen
Leitwerte dG, unter Verwendung des Ergebnisses aus Aufgabenteil a).
U
z
I(h)
κ
κ→
0
ri κ=0
ra
h
κ
a) Stellen Sie die Spiegel-Ersatzanordnung auf, welche die Randbedingung auf der Ebene
erfüllt.
b) Berechnen Sie den Leitwertbelag G0 der Anordnung.
c) Bestimmen Sie alternativ den Leitwertbelag G0 aus dem Kapazitätsbelag C0 der Anord-
nung (siehe Aufgabe UE-2.12).
I'
κ
h 2r0
J0 z J0
r
θ
a
a) Bestimmen Sie zunächst die L€osung für das elektrische Feld außerhalb und innerhalb
der Kugel über die Separation der Laplace-Gleichung in Kugelkoordinaten.
Hinweis: Analogiebetrachtung zu Beispiel 3.3
b) An welchem Ort tritt die maximale Verlustleistungsdichte auf, und wie groß ist sie im
Verhältnis zum ungest€orten Medium?
Magnetostatische Felder
4
Zusammenfassung
Ein zeitlich konstantes (stationäres) Str€omungsfeld erzeugt ein statisches Magnetfeld. Im
Unterschied zum elektrostatischen Feld folgt es sowohl aus einer skalaren als auch einer
vektoriellen Potentialfunktion durch räumliche Ableitung, wobei das magnetische
Skalarpotential gegenüber dem Vektorpotential auf einfach zusammenhängende Gebiete
beschränkt ist. Beide sind L€osung einer skalaren bzw. vektoriellen Poisson bzw. Laplace-
Gleichung. Für das resultierende Randwertproblem k€onnen daher auch die entsprechen-
den L€osungsmethoden wie in der Elektrostatik verwendet werden. Die Integration des
Vektorpotentials über die stromführenden Bereiche ergibt die im magnetostatischen Feld
gespeicherte Energie. Der mit der Feldenergie verknüpfte Begriff der Induktivität eines
Stromkreises wird auf ein System mit mehreren Kreisen erweitert und in Analogie zu den
Teilkapazitäten der Elektrostatik in ein System mit partiellen Induktivitäten zerlegt.
4.1 Feldgleichungen
ZZ
div B ¼ 0 bzw: B d A ¼ 0: ðIVÞ
∂V
Hierbei geht die Integralform von (II0 ) und (IV) durch den Stokesschen (A.80) bzw. den
Gaußschen Integralsatz (A.81) hervor. Gl. (II0 ) wird als Ampèresches Durchflutungsgesetz
bezeichnet.
Für die vollständige Beschreibung wird die Materialgleichung
B ¼ μH ð4:1Þ
Im Unterschied zur Elektrostatik k€onnen für das statische Magnetfeld zwei Arten von
Potentialen definiert werden:
rot H ¼ J
rot H ¼ 0:
4.2 Die Potentialgleichungen des magnetostatischen Feldes 171
In Analogie zur Elektrostatik lässt sich aufgrund der Identität rot grad φ 0 (A.74) das
H-Feld als Gradientenfeld eines skalaren magnetischen Potentials φm darstellen:
H ¼ grad φm : ð4:4Þ
Zr
φm ðrÞ ¼ H ds þ φm ðr0 Þ ð4:5Þ
r0
mit einem frei wählbaren Bezugspotential φm(r0) in einem beliebigen Punkt r0 ist aller-
dings nicht eindeutig, sondern aufgrund des Durchflutungsgesetzes (II0 ) nur um ein ganz-
zahliges Vielfaches des vom Integrationsweg umfassten Stromes bestimmt. Daraus folgt:
Abb. 4.1 veranschaulicht die Einführung von Schnitten an zwei Beispielen. Der Verlauf der
Schnitte ist dabei beliebig, solange die stromführenden Bereiche nicht mehr als einmal
umfahren werden k€onnen.
Durch Einsetzen des magnetischen Gradientenfeldes (4.4) in (IV) erhalten wir für ein
homogenes, isotropes und lineares Medium, d. h. μ 6¼ f(H,r), mit
a b
Schnitt Schnitt
ϕm ϕm
Abb. 4.1 Beispiele (2D) für einfach zusammenhängende Gebiete (a) mit einem stromführenden
Bereich (b) mit zwei stromführenden Bereichen
172 4 Magnetostatische Felder
Δφm ¼ 0: ð4:6Þ
∂φm, 2 ∂φm, 1
μ2 ¼ μ : ð4:8Þ
∂n ∂V 1, 2 1
∂n ∂V 1, 2
div B ¼ 0
erlaubt mit der Identität div rot A ¼ 0 (A.75) die Einführung eines Vektorpotentials:
Vs
B ¼ rot A ½A ¼ : ð4:9Þ
m
Einsetzen von (4.9) in (II0 ) ergibt für homogene, isotrope und lineare Medien, d.h.
μ 6¼ f(H,r) mit der Regel (A.76)
grad div A ΔA ¼ μ J:
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 173
Über die Divergenz von A kann frei verfügt werden, da nach (4.9) nur die Rotation für
das Magnetfeld maßgeblich ist. Mit der speziellen Wahl
ΔA ¼ μ J: ð4:11Þ
0 ¼ ðA1 A2 Þ Δs:
Aufgrund der Divergenzfreiheit von A (4.10) erhalten wir in Analogie zur Normalkom-
ponente von B (Abschn. 1.5, Abb. 1.10) die Stetigkeit der Normalkomponente des
Vektorpotentials:
ΔAi ¼ μ J i , mit i ¼ x, y, z:
174 4 Magnetostatische Felder
In v€
olliger Analogie zur Poisson-Gleichung (2.14) für das elektrische Potential erhalten
wir die L€osung für Ai in Form des Coulomb-Integrals (2.19) über die Komponente Ji der
Stromdichte in einem Volumen V:
ZZZ
A i ðrÞ ¼ μ G0 ðr; r0 Þ J i ðr0 Þ dV ði ¼ x; y; zÞ,
V
1
G0 ðr; r0 Þ ¼ :
4πjr r0 j
Die Zusammenfassung der drei skalaren Integrall€osungen für Ai ergibt die allgemeine
L€
osung des Vektorpotentials einer beliebigen Stromverteilung im Freiraum:
ZZZ
μ Jðr0 Þ
AðrÞ ¼ dV Coulomb Integral ðvektoriell Þ: ð4:14Þ
4π j r r0 j
V
" Das Vektorpotential im Freiraum entspricht der mit dem reziproken Abstand
gewichteten Vektorsumme (Integral) der Stromdichte.
Das magnetische Feld lässt sich aus der L€osung (4.14) durch die Rotation nach der
Definition (4.9) bestimmen. Für einfache Stromverteilungen kann aber auch direkt eine
Integrall€
osung verwendet werden. Einarbeitung der Rotation in Gl. (4.14)
ZZZ
μ Jðr0 Þ
B ¼ rot A ¼ rot dV
4π jr r0 j
V
und Umformung des Integranden nach der Regel (A.67) für rot(φ a), mit den Entspre-
chungen
φ ¼ 1=j r r0 j
a ¼ Jð r 0 Þ
ergibt
Jðr0 Þ 1 1
rot 0
¼ grad 0
Jðr0 Þ þ rot Jðr0 Þ:
jr r j jr r j j r r0 j
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 175
Da die Ableitungen der Rotation auf die Aufpunktkoordinaten bezogen sind, ist der
zweite Summand auf der rechten Seite Null und wir erhalten mit
1 r r0 eR
grad ¼ ¼ 2 ðR ¼ jr r0 jÞ
jr r j
0
jr r0 j3 R
die integrale L€
osung für das magnetische Feld im freien Raum:
ZZZ
μ Jðr0 Þ eR
B ¼ dV Gesetz von Biot Savart: ð4:15Þ
4π R2
V
In vielen Fällen ist die Stromdichte J in relativ dünnen Drähten lokalisiert, sodass die
dreidimensionale Integration in (4.14) bzw. (4.15) auf eine einfaches Integral entlang des
Drahtes mit der Länge l reduziert werden kann. Für ein Volumenelement dV mit infinite-
simaler Länge ds und Querschnitt A k€onnen wir das Produkt J dV im Integranden von
Gl. (4.14) wie folgt umformen (Abb. 4.2):
J d V ¼ J A d s ¼ I ds:
Hierbei zeigt ds in Richtung des Stromes I. Einsetzen in (4.14) und (4.15) ergibt die
entsprechende L€osung für das Vektorpotential bzw. für B nach Biot-Savart:
a b
dB
I
ds dA eR
J R
ds’ ds’
Abb. 4.2 Zur Berechnung des Magnetfeldes von Drahtstr€ omen (a) Infinitesimaler Längenabschnitt
ds in Richtung des Stromes I (b) Biot-Savartsches Gesetz für einen beliebigen Stromkreis
176 4 Magnetostatische Felder
Z
μI ds0
AðrÞ ¼ ð4:16Þ
4π R
l
Z
μI ds0 eR
B ðrÞ ¼ Gesetz von Biot Savart: ð4:17Þ
4π R2
l
Z Z
þl=2
μI d z0 μI d z0
Az ¼ ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi :
4π R 4π
l
l=2 ρ2 þ ðz z0 Þ2
Das Integral ist identisch mit dem Integral des elektrischen Potentials einer
Linienladung in Abschn. 2.4.4, sodass wir für Az einen zur L€osung (2.29) analogen
Ausdruck erhalten:
2qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 3
2
6 ðz l=2Þ þ ρ ðz l=2Þ7
2
μI
Az ðρ; zÞ ¼ ln 4qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 5: ð4:18Þ
4π
ðz þ l=2Þ2 þ ρ2 ðz þ l=2Þ
Entsprechend (2.32) ergibt sich für den unendlich langen Linienstrom (l ! 1) das auf
den Referenzabstand ρ0 bezogene logarithmische Potential
μI ρ
Az ðρÞ ¼ ln : Unendlicher Linienstrom ð4:19Þ
2π ρ0
Zur Bestimmung des magnetischen Feldes des endlich langen Linienstroms ist gemäß
(4.9) die Rotation von A in Zylinderkoordinaten zu berechnen, d. h.:
∂Az
B ¼ rotA ¼ eϕ :
∂ρ
Nach Ausführung der Ableitung auf (4.18) resultiert für das ϕ-gerichtete Magnetfeld
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 177
+l/2 γ2
I dz' R
γ1 ρ
–l/2
2 3
μI 6 z þ l=2 z l=2 7
Bϕ ðρ; zÞ ¼ 4 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 5: ð4:20Þ
4π ρ
ðz þ l=2Þ2 þ ρ2 ðz l=2Þ2 þ ρ2
Diese L€osung lässt sich mit den trigonometrischen Beziehungen für die beiden Winkel
γ1 und γ2 (siehe Abb. 4.3)
z l=2
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ cos γ1, 2
ðz l=2Þ2 þ ρ2
μI
Bϕ ¼ ð cos γ1 þ cos γ2 Þ: ð4:21Þ
4π ρ
μI
Bϕ ¼ : Unendlicher Linienstrom ð4:22Þ
2π ρ
178 4 Magnetostatische Felder
l I
B
Dieses Ergebnis folgt auch direkt aus dem Ampèreschen Durchflutungsgesetz (II0 ),
ausgehend von einem ϕ-gerichteten Magnetfeld, das aufgrund der Zylindersymmetrie
einzig von ρ abhängen kann:
I ZZ
H d s ¼ 2π ρ H ϕ ðρÞ ¼ J d A ¼ I:
∂AðρÞ A
γ2,2
γ3,1
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 179
Entsprechend Abb. 4.3 ist die Indizierung 1,2 jeweils in Richtung des Stroms vorzu-
nehmen.
Für den allgemeinen Fall wenn der Polygonzug beliebig im Raum verläuft, sind die
einzelnen Beiträge vektoriell zu addieren.
I Bz
r
γ1,2
y
γ2,1 φ
x ¥
Das z-gerichtete Magnetfeld setzt sich zusammen aus den beiden Beiträgen der
beiden Halbgeraden in y- bzw. x-Richtung. Entsprechend Gl. (4.23) setzten wir an:
μI cos γ1, 1 þ cos γ1, 2 cos γ2, 1 þ cos γ2, 2
Bz ¼ þ :
4π ρ1 ρ2
Die beiden Winkel γ1,1 und γ2,2 an den im Unendlich liegenden Enden der beiden
Halbgeraden ist Null, d. h.
π pffiffiffi
μ I 1 þ 2= 2 μI
Bz r; ¼ 0, 384 :
4 4π r 1=2 r
μ X N
ρ
Az ¼ I i ln i , ð4:24Þ
2π i¼1 ρ0
wobei wir wegen der beliebigen Konstante in der Potentialfunktion frei in der Wahl des
individuellen Referenzabstandes ρ0 sind (Abb. 4.6).
Das Magnetfeld der parallelen Lininestrom-Anordnung erhalten wir nach (4.9) aus der
Rotation des Vektorpotentials (4.24) oder aber auch direkt durch Summation der einzelnen
x- und y-Komponenten der Einzelfelder nach Gl. (4.22), jeweils ausgedrückt durch den
lokalen Polarwinkel ϕi (siehe Abb. 4.6):
μ Ii μ Ii
Bi, x ¼ sin ϕi ; Bi, y ¼ cos ϕi ,
2π ρi 2π ρi
bzw.
μ X N
Ii
B ¼ sin ϕi ex þ cos ϕi ey : ð4:25Þ
2π i¼1 ρi
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 181
Alternativ lässt sich das 2D-Problem auch sehr elegant mit den Mitteln der konformen
Abbildung behandeln. Als Anwendungsbeispiel für das magnetische Skalarpotential φm
liefert die Abbildung
z ¼ c ew ; c 2 ℝ
das zum elektrischen Feld der Linienladung (Abschn. 2.4.4) duale komplexe Potential des
Linienstroms:
z z
w ¼ u þ jv ¼ ln ¼ ln þ jϕ, ð4:26Þ
c c
mit
y
ϕ ¼ arctan : ð4:27Þ
x
v 1 ¼ ϕ1 ¼ 0 : φm, 1 ¼ 0 I
v2 ¼ ϕ2 ¼ 2π : φm, 2 ¼ H ds ¼ I
φm , 1 φm , 2 I
Mv ¼ ¼ :
v1 v2 2π
182 4 Magnetostatische Felder
jM v jI jI jv jI
H ¼ ∗ ¼ ∗
¼ e ¼ ð cos ϕ þ j sin ϕÞ
dz 2π z 2π ρ 2π ρ
dw
I
jH j ¼ ,
2π ρ
j XN
Ii
H ðzÞ ¼
2π i¼1 ðz zi Þ∗
mit den jeweiligen Abständen zwischen Aufpunkt und Linienstrom (siehe Abb. 4.6)
ðz zi Þ∗ ¼ ρi ej ϕi
die in Bezug auf die entsprechenden x- und y-Koordinaten identische L€osung (4.25):
j XN
I i jϕi 1 XN
Ii
H ¼ e ¼ ð sin ϕi þ j cos ϕi Þ:
2π i¼1 ρi 2π i¼1 ri
I I
φm ¼ ð ϕ1 ϕ 2 Þ ¼ ðϕ ϕ1 Þ: ð4:28Þ
2π 2π 2
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 183
ϕm(z)
jy
ρ1
ρ ρ2
I1 φ1 φ I2 φ2
x
z1 z2
d
Die Äquipotentiallinien des Liniendipols, auf denen φm einen konstanten Wert hat,
erfüllen demnach die Bedingung ϕ2 ϕ1 ¼ const. In der betrachteten Anordnung sind
dies Kreise, die durch die beiden sog. Spurpunkte z1,2 gehen.
Ausgehend von den Feldlinien des Einzelstromes aus (4.26) ergibt sich für den
Liniendipol durch Superposition
z z z z
1 2 z z1
u ¼ u1 þ u2 ¼ ln ln
¼ ln :
c c z z2
Mit
d
z1, 2 ¼ ∓ :
2
2
d ð1 þ F Þ d2 F
xþ þ y2 ¼ ,
2ð 1 F Þ ð1 F Þ2
in der sowohl der Radius als auch der auf der x-Achse befindliche Mittelpunkt durch
F ¼ e2u bestimmt wird. Es handelt sich hierbei um Apoloniuskreise. Das Feldlinienbild
ist damit also dual zu den Feld- und Äquipotentiallinien des elektrischen Liniendipols
(Beispiel 2.3).
184 4 Magnetostatische Felder
ϕm = const.
Zur Bestimmung des Fernfeldes, d. h. der asymptotischen Näherung für r/d ! 1, ist
eine entsprechende Näherungsrechnung für das magnetische Potential (4.28) für
ϕ1 ϕ2 durchzuführen. Der Einfachheit halber wollen wir mit Bezug zu Gl. (4.24)
vom z-gerichteten Vektorpotential
μI ρ
Az ¼ ln 1
2π ρ2
ausgehen, das die gleiche logarithmische Abstandsabhängigkeit wie das Potential des
elektrischen Liniendipols (2.34) aufweist. Anwendung des asymptotischen Ergebnisses
(2.35) ergibt für das Fernfeld des magnetischen Liniendipols
μ I d cos ϕ
Az ’ :
2π ρ
jml j ¼ I d,
μ m l eρ
A ¼ :
2π ρ
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 185
ml
ρ eρ
ml H
I φ
Aus der der Rotation von A ¼ Az(ρ,ϕ)ez erhalten wir gemäß (4.9) für das magnetische
Feld
μ jml j
B’ sin ϕ eρ cos ϕ eϕ : ð4:29Þ
2 π ρ2
μ jml j
jBj ’ :
2 π ρ2
Aufgrund der Zylindersymmetrie ist das Feld von ϕ unabhängig, sodass wir für die
Berechnung der Einfachheit halber einen Punkt in der x-z-Ebene wählen (Abb. 4.7).
Mit
r ¼ ρ ex þ z ez
r0 ¼ a cos ϕ ex þ sin ϕ ey
r
I r–r'
θ
a −φ ρ x
r'
ds'
ds ¼ adϕ sin ϕ ex þ cos ϕ ey
Z2 π
μI a sin ϕ ex þ cos ϕ ey
A ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dϕ:
4π ρ2 þ z2 þ a2 2 ρ a cos ϕ
0
Da der Integrand für die x-Komponente eine ungerade Funktion in ϕ ist, ergibt ihre
Integration Null. Mit ey ¼ eϕ ist somit das Vektorpotential wie der Strom einzig ϕ-gerichtet:
Z2 π
μI a cos ϕ
Aϕ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dϕ: ð4:30Þ
4π ρ þ z þ a2 2 ρ a cos ϕ
2 2
0
Integrale dieser Form treten bei Berechnungen über kreis- oder ellipsenf€ormige Gebiete
auf. Dafür hat man standardisierte L€osungsfunktionen eingeführt, die sog. vollst€andigen
elliptischen Integrale erster bzw. zweiter Art F und E (Abb. 4.8):
π Zπ=2
1
F ;k ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi dβ
2 1 k 2 sin 2 β
0
π Zπ=2qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
E ;k ¼ 1 k 2 sin 2 β dβ:
2
0
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 187
2
F(π/2,k)
1.5
π/2 E(π/2,k)
1
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1
2
k
πϕ
β¼
2
4aρ
k2 ¼ ð4:31Þ
z2 þ ð ρ þ aÞ 2
lässt sich nach entsprechender Umformung von (4.30) die L€osung des Vektorpotentials mit
Hilfe der Funktionen E und F wie folgt ausdrücken:
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi" 2
! !#
μI 2 k π π
Aϕ ðρ; zÞ ¼ z 2 þ ð ρ þ aÞ 1 F ;k E ;k : ð4:32Þ
2πρ 2 2 2
Das Magnetfeld ergibt sich aus (4.32) durch die Rotation in Zylinderkoordinaten:
∂Aϕ 1 ∂ ρ Aϕ
B ¼ rot Aðρ; zÞeϕ ¼ eρ þ ez : ð4:33Þ
∂z ρ ∂ρ
Das Feld in der Ebene senkrecht zur Schleifenfläche entspricht qualitativ dem Feld-
linienbild des magnetischen Liniendipols (Beispiel 2.3). Wie aus Gl. (4.32) durch Ableiten
und Nullsetzten von z direkt das Verschwinden der ρ-Komponente hervorgeht, ist das
Magnetfeld in der Schleifenebene senkrecht dazu gerichtet. Für (4.33) erhält man nur für
Fälle wenn k2 << 1 ist eine einfache analytische L€osung.
Ausgehend von der Näherung für F und E durch die ersten Glieder ihrer Potenzreihen-
entwicklung
188 4 Magnetostatische Felder
" 2 2 #
π π k2 k
F ;k 1þ2 þ9 þ :...
2 2 8 8
" 2 2 #
π π k2 k
E ;k 12 3 :...
2 2 8 8
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 4
μI k
Aϕ ðρ; zÞ z 2 þ ð ρ þ aÞ 2 :
4ρ 16
Mit (4.31) lautet schließlich die Näherung für das Vektorpotential explizit
μ I a2 ρ
Aϕ 3=2 f u€r k 2 1: ð4:34Þ
4 2
z2 þ ð ρ þ aÞ
Diese Näherung ist beispielsweise für das Feld in der Nähe der z-Achse zutreffend.
Direkt auf der z-Achse (ρ ¼ 0) ist k2 ¼ 0 und wir erhalten mit E ¼ F ¼ π/2 aus (4.33) mit
∂Aϕ/∂z ¼ 0 die exakte L€osung
μ I a2
Bz ¼ : ð4:35Þ
2ð z2 þ a2 Þ3=2
Abb. 4.9 zeigt den aus (4.32) und (4.33) berechneten Feldverlauf innerhalb der
Schleifenebene, bezogen auf den Feldwert im Mittelpunkt (4.35)
μI
Bz, 0 ¼ :
2a
Die Kurven enden dabei jeweils am inneren Rand eines in der Realität vorhandenen
Drahtes mit Radius r0. Der Verlauf zeigt, dass das Feld über einen relativ großen Bereich
um die Ringachse relativ homogen ist und erst nahe des stromführenden Drahtes stark
ansteigt.
Eine weiterer wichtiger Fall, für den die Näherung (4.34) für k2 ! 0 zutrifft, ist das sog.
Fernfeld, wenn der Aufpunktabstand im Verhältnis zu Schleifenradius a sehr groß ist (Vgl.
(4.31)):
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
z 2 þ ρ2 a ) k2 1:
15
r0 /a = 1/40
10 r0
Bz(ρ)
a r0 /a = 1/20
Bz,0
5
r0 /a = 1/10
1
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1
Abb. 4.9 Relatives Feldprofil in der Ebene eines Kreisstromes mit Drahtradius r0
μ I a2 ρ
Aϕ ðρ; ϕÞ :
4 ð z2 þ ρ2 Þ3=2
m ¼ I π a2 ,
als Produkt aus Strom und Schleifenfläche ein und erhalten nach Umschreiben in
Kugelkoordinaten (siehe Abb. 4.7) mit
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ρ
r ¼ z 2 þ ρ2 , sin θ ¼
r
μ m sin θ
Aϕ ðr; θÞ ’ : ð4:36Þ
4 π r2
a z b
r
I m r
r – r'
θ
F
y I
r'
x ds'
Abb. 4.10 (a) Zur Berechnung des Fernfeldes eine beliebig geformten, ebenen Stromschleife mit
Fläche F (b) Darstellung durch magnetisches Dipolmoment m
μm
B ’ ð2 cos θ er þ sin θ eθ Þ Magnetischer Dipol: ð4:37Þ
4π r3
Wie der Vergleich mit Gl. (2.28) zeigt, geht dieses Ergebnis in das Feld des elektrischen
Dipols über wenn wir m durch p ersetzen und μ durch 1/ε. Entsprechend ist die durch den
gleichen Klammerausdruck gegebene Feldcharakteristik mit der des elektrischen Dipols
identisch (Beispiel 2.2).
Wie im folgenden Abschnitt gezeigt wird, ist das Fernfeld (4.36) bzw. (4.37) allgemein-
gültig, unabhängig von der Form der vom Strom umflossenen Fläche.
drücken wir zunächst den Betrag des Abstandvektors zwischen Quell- und Aufpunkt mit
Hilfe des Cosinussatzes aus (rr0 ¼ r r0 cos ∠ r,r0 ) und erhalten als Näherung für große
Abstände (r >> r0 )
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
jr r0 j ¼ r2 þ r02 2 r r0 ’ r 1 r r0 =r2 : ð4:39Þ
Für den Kehrwert resultiert mit (1 + δ)a 1 + a δ für δ << 1 die Näherung
1 1 1 1 r r0
’ ’ þ : ð4:40Þ
j r r0 j r ð1 r r0 =r2 Þ r r3
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 191
Das erste Integral in der Klammer ist Null. Das Zweite schreiben wir explizit in
kartesischen Koordinaten um:
I I
ðr r0 Þds0 ¼ ðx x0 þ y y0 Þ dx0 ex þ dy0 ey :
∂F ∂F
Hierbei ist
I I
0 0
x dx ¼ y0 d y0 ¼ 0
∂F ∂F
und
I I
0 0
x dy ¼ y0 dx0 ¼ F
∂F ∂F
Daraus folgt
I
ðr r0 Þds0 ¼ F x ey y ex ¼ F ez r: ð4:41Þ
∂F
m ¼ I F ez ½m ¼ A m2 , ð4:42Þ
das als Betrag das Produkt aus Strom und Fläche hat, senkrecht auf der Schleifenfläche
steht und bezogen auf die Stromrichtung im Rechtsschraubensinn gerichtet ist, ergibt für
das Vektorpotential die allgemeine L€osung
μ m er
AðrÞ ¼ Magnetischer Dipol: ð4:43Þ
4π r2
192 4 Magnetostatische Felder
Das Feld des magnetischen Dipols ist also unabhängig von der Form der Fläche F. Für die
kreisrunde Schleife folgt nach Ausschreiben des Kreuzproduktes in Kugelkoordinaten die
Übereinstimmung mit der L€osung (4.36). Demzufolge ist der Ausdruck (4.37) für das Mag-
netfeld allgemeingültig, bezogen auf eine beliebig geformte Schleifenfläche in der x-y-Ebene.
4.3.2 Flächenströme
Bei Verteilungen von Flächenstromdichte JA ist die Integration für das Vektorpotential
(4.14) bzw. für das Magnetfeld (4.15) im Allgemeinen über die beiden entsprechenden
Flächendimensionen auszuführen. Im Folgenden werden einige elementare Felder einfa-
cher Flächenstr€
ome untersucht.
Strombelegte Ebene
In Analogie zur Flächenladung (Abschn. 2.4.5) untersuchen wir das Feld einer konstanten,
z-gerichteten Flächenstromdichte JA auf der Ebene y ¼ 0 (Abb. 4.11a). Aufgrund der
einheitlichen Stromrichtung ist das Vektorpotential Az( y) ebenfalls z-gerichtet und hängt
h€ochstens vom Abstand senkrecht zur Ebene in y-Richtung ab.
Für einen Abschnitt dx setzen wir das logarithmische Potential (4.19) eines unendlich
langen Linienstroms an, womit sich die Integration über z erübrigt:
μ J A dx ρ
d Az ¼ ln :
2π ρ0
Hierbei bezeichnet ρ0 den frei wählbaren Bezugsabstand, den wir der Einfachheit halber
in einem Punkt y0 auf der y-Achse legen. Einsetzen der x-und y-Koordinaten liefert als
Ergebnis der Integration über x ¼ 1 . . . +1
Zþ1 2
μJA x þ y2 μJA
Az ¼ ln 2 dx ¼ ðjyj jy0 jÞ:
4π x þ y20 2
1
∂Az μJA
B¼ ex ¼ ∓ ex f u€r y > 0:
∂y 2 <
Es handelt sich also um ein homogenes, senkrecht zum Strom gerichtete Magnetfeld
(Abb. 4.11b). Entsprechend der Randbedingung (1.53)
en ðH2 H1 Þ ¼ ðH 1, x H 2, x Þ ez ¼ JA ,
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 193
a y
b
Az(y)
ρ
ρ0 y0 B
JA x JA x
dx
Abb. 4.11 (a) Zur Berechnung des Feldes einer strombelegten Ebene (b) Homogenes Feld des
Flächenstroms
mit en ¼ ey und H1,2 ¼ JA/2, ändert sich das H-Feld beim Durchgang durch die Ebene
genau um den Wert JA.
A ¼ Az ðρÞez :
∂Az
B ¼ rot A ¼ eϕ
∂ρ
I Z2 π
H ϕ ð ρÞ ρ d ϕ ¼ JA a d ϕ ; ρ > a:
∂AðρÞ 0
194 4 Magnetostatische Felder
a b
Hφ JA
a a
ρ ρ
z JA z
Hz
Abb. 4.12 Homogene Strombelegung auf Zylinderoberfläche (a) axial (b) azimutal
Da sowohl Hϕ als auch JA unabhängig von ϕ sind, ist die L€osung beider Integrale trivial,
d.h.
H ϕ 2 π ρ ¼ J A 2 π a,
und wir erhalten für das Magnetfeld außerhalb des Zylinders die L€osung
a
Hϕ ¼ JA ; ρ > a:
ρ
Wegen der 1/ρ-Abhängigkeit entspricht die L€osung dem Feld eines auf der z-Achse
angeordneten, äquivalenten Linienstroms I. Durch Gleichsetzen mit (4.22) erhalten wir
hierfür
JA a I
¼ ) I ¼ J A 2 π a,
ρ 2πρ
e n ð H 2 H 1 Þ ¼ JA
H 2, ϕ H 1, ϕ ¼ J A ) H 1, ϕ ¼ 0:
Der Innenraum eines auf der Oberfl€ache axial durchstr€omten Zylinders unendlicher
L€
ange ist feldfrei.
der Stärke JA dz behandelt werden (Abb. 4.12b). Entsprechend der L€osung (4.32) hat das
Vektorpotential nur eine ϕ-Komponente, unabhängig von ϕ. Zudem ist es wegen der
unbegrenzten Ausdehnung in z-Richtung auch unabhängig von z, d. h.
A ¼ A ϕ ð ρÞ e ϕ :
für einen Umlauf, der den Strom JA Δz einschließt (Abb. 4.13), liefert
H 1, z H 2, z ¼ J A , ð4:44Þ
und zwar unabhängig von 0 ρ1 < a und ρ2 > a. Daraus folgt, dass das Feld innerhalb und
außerhalb des Zylinders jeweils einen konstanten Wert haben muss.
Innerhalb des Zylinders k€onnen wir das Feld auf der Zylinderachse (ρ ¼ 0) mit Hilfe der
exakten L€
osung (4.36) des Ringstroms berechnen. Für einen infinitesimalen Abschnitt dz
im Abstand z zu einem beliebigen Aufpunkt setzen wir den differentiellen Beitrag
J A d z a2
dH 1, z ¼ :
2ð z2 þ a2 Þ3=2
also ein homogenes Feld der Stärke JA. Aus (4.44) folgt unmittelbar H2,z ¼ 0, d. h. der
Außenraum eines auf der Oberfl€ache azimutal umstr€omten Zylinders unendlicher L€ange ist
feldfrei.
196 4 Magnetostatische Felder
ρ1 Δz
ρ2
4.3.3 Volumenströme
Bei Verteilungen von Volumenstromdichten J ist die Integration für das Vektorpotential
(4.14) bzw. für das Magnetfeld (4.15) im Allgemeinen über das durchstr€omte Volumen
auszuführen. Im Folgenden werden die drei einfachen Anordnungen des vorangegangenen
Abschnitts erneut untersucht, wobei der Strom nun durch ein definiertes Volumen fließen
soll. Somit ist die Konfiguration mit einem Oberflächenstrom als Grenzfall eines unendlich
dünnen durchstr€omten Bereichs anzusehen.
H ¼ H x ð yÞ ex :
Die Bestimmung der Feldstärke erfolgt in diesem Fall am einfachsten durch direkte
Auswertung des Ampèreschen Durchflutungsgesetztes (II0 ) entlang eines rechteckigen
Pfades der Breite Δx, der die Fläche A senkrecht zur Stromrichtung umschließt
(Abb. 4.14a):
I ZZ
HðyÞ ds ¼ J dA:
∂AðyÞ AðyÞ
Für einen Umlauf, der die Plattendicke d vollständig einschließt resultiert daraus (Index
1,2 für y > 0 bzw. y < 0)
4.3 €men im Freiraum
Das Feld von Stro 197
a y b y
H1,x
d/2
d J x Hx
–d/2
Δx
H2,x
Abb. 4.14 Homogen durchstr€omte Platte (a) Anwendung des Durchflutungsgesetzes (b) Feldprofil
H 2, x H 1, x ¼ J d:
Wegen der Symmetrie gilt H2,x ¼ H1,x und wir erhalten für das Feld außerhalb der
Platte
Jd
Hx ¼ ∓ f u€r j yj d=2: ð4:46Þ
2
Für den Bereich innerhalb der Platte lassen wir den Pfadabschnitt unterhalb der Platte
unverändert und variieren die H€ohe y des oberen Abschnitts innerhalb d/2 y 0. Der
Umlauf gemäß Durchflutungsgesetz ergibt nun mit festem H2,x und der nur zum Teil
umschlossenen Plattendicke
Jd
H 1, x ¼ J ðd=2 þ yÞ:
2
Durch Ausnutzung der Symmetrie erhalten wir für das Feld innerhalb der gesamten
Platte die L€
osung
Abb. 4.14b zeigt den Feldstärkeverlauf über die gesamte y-Achse. Wie zu erkennen ist
entspricht eine Oberflächenstrombelegung demnach dem Grenzfall d ! 0 und J ! 1, mit
einer Unstetigkeit bei y ¼ 0.
b
a
Jf
z
Jz
Für den axial durchstr€omten Hohlzylinder müssen wir im Unterschied zu einer Ober-
flächenstrombelegung drei Bereiche unterscheiden, wobei der Innenraum (ρ a) weiterhin
feldfrei ist. Eine entsprechende Auswertung des Durchflutungssatzes (II0 ) über einen Kreis
mit Radius ρ um die z-Achse ergibt
8
I ZZ <0 ; ρ a
H ð ρÞ d s ¼ J d A ¼ J z π ρ 2 a2 ; a ρ b
: 2
∂AðρÞ AðρÞ
b a2 ; ρ b:
Mit Bezug zu einem axialen Oberflächenstrom hat die Feldstärke auch in diesem Fall
nur eine von ϕ und z unabhängige ϕ-Komponente und wir erhalten mit 2 π ρ Hϕ für das
Ringintegral über H die L€osung
8
; ρ
Jz < 2
0 a
Hϕ ¼ ρ a2 ; a ρ b ð4:48Þ
2ρ : 2
b a2 ; ρ b :
Außerhalb des Zylinders (ρ b) ist das Feld mit dem eines auf der Achse fließenden
Linienstroms I ¼ Jz π (b2 a2), der dem Gesamtstrom in der Zylinderwand entspricht,
identisch. Wie der skizzierte Verlauf in Abb. 4.16a zeigt, entspricht eine axiale Ober-
flächenstrombelegung dem Grenzfall a ! b (Jz ! 1), mit einer Unstetigkeit bei ρ ¼ a. Für
den Fall eines vollständig durchflossenen, massiven Zylinder (a ¼ 0) ist das Feld auf der
Achse Null und steigt linear mit ρ an (siehe gestrichelten Verlauf).
Der azimutal durchflossene Zylinder kann als eine Schichtung unendlich vieler Ober-
flächenstrom-Belegungen innerhalb a ρ b angesehen werden, sodass das Feld im
Zylinder einen konstanten, z-gerichteten Wert H1,z hat und außerhalb des Zylinders H2,z ¼ 0
gilt. Die Auswertung des Durchflutungsgesetzes (II0 ) entsprechend (4.44) liefert für einen
Umlauf, der den gesamten Wandstrom Jϕ Δz(b a) einschließt (Abb. 4.13)
H 1, z ¼ J ϕ ðb aÞ þ H 2, z ¼ J ϕ ðb aÞ:
4.4 Energie im magnetostatischen Feld 199
a b
Hφ Hz
a=0
a=0
ρ ρ
a b a b
Abb. 4.16 Feldprofil eines homogen durchstr€omten Hohlzylinders (a) axial (b) azimutal
Lassen wir den Pfadabschnitt innerhalb der Zylinderwand unverändert während der
Umlauf den Teilstrom Jϕ Δz(ρ a) einschließt, so erhalten wir für H2,z innerhalb der
Zylinderwand (a ρ b)
H 2, z ¼ H 1, z J ϕ ðρ aÞ:
Wie aus dem skizzierten Verlauf in Abb. 4.16b erkennbar ist, entspricht der Grenzfall
a ! b (Jϕ ! 1) einer azimutalen Oberflächenstrombelegung mit einer Unstetigkeit bei
ρ ¼ a. Für den Fall eines vollständig durchflossenen Zylinders (a ¼ 0) sinkt das Feld vom
H€ochstwert Jϕ b auf der Achse linear bis zum Rand auf den Wert Null (siehe gestrichelten
Verlauf).
Die im magnetischen Feld gespeicherte Energie ist allgemein durch Integration der Ener-
giedichte wM (1.65) über das gegebene Volumen V gegeben. Für ein isotropes und lineares
Medium erhält man mit (1.71)
ZZZ ZZZ
1
WM ¼ wM dV ¼ H B dV : ð4:49Þ
2
V V
200 4 Magnetostatische Felder
Für das magnetostatische Feld lässt sich auch ein alternatives Energieintegral
aufstellen. Mit
B ¼ rot A
Anwendung des Gaußschen Integralsatzes (A.81) auf das erste Integral und Einsetzen
der differentiellen Form von (II0 ) ergibt
ZZ ZZZ
1 1
WM ¼ ðA HÞ dA þ A J dV :
2 2
∂V V
Bei der Integration über den gesamten Raum mit Str€omen im Endlichen nimmt das
Vektorpotential A mindestens mit 1/r und H mindestens mit 1/r2 ab, sodass mit dA ~ r2 das
Oberflächeintegral verschwindet und wir erhalten damit für die magnetostatische Feld-
energie die Formel
ZZZ
1
WM ¼ J A dV : ð4:50Þ
2
V
Diese Formel hat gegenüber dem allgemeineren Integral (4.49) den Vorteil, dass nur
über die Gebiete zu integrieren ist, in den J 6¼ 0 ist.
Analog zur Kapazität einer Elektrodenanordnung (Abschn. 2.5), die mit der Feldenergie
und dem Vektorfluss verknüpft ist, wird einem Stromkreis eine Induktivität L zugeordnet.
Man unterscheidet dabei zwischen der Eigeninduktivit€at eines Stromkreises und der
Gegeninduktivit€ at zwischen zwei Stromkreisen. Die Eigeninduktivität wird noch unterteilt
in die €
außere Induktivit€at, verbunden mit dem Feld außerhalb des Stromkreises, und der
inneren Induktivit€at, die mit auf das Feld innerhalb des stromführenden Leiters bezogen ist.
Schließlich lässt sich die äußere Eigen- und Gegeninduktivität in Teilinduktivitäten -auch
partielle Induktivit€aten genannt- für einzelne Stromabschnitte zerlegen.
4.5 Die Induktivität 201
Betrachtet werde ein Stromkreis beliebiger Form, in dem der Strom I fließt (Abb. 4.17). Wir
gehen von einer D€unndrahtanordnung aus, d.h. dass der Querschnitt des stromführenden
Drahtes Fi << F wesentlich kleiner ist als die umschlossenen Fläche F.
Das Integral (4.50), das über den Volumenstrom im Draht anzuwenden ist, erfasst die
gesamte Feldenergie im System. Um die mit dem Feld außerhalb des Drahtes verknüpfte
äußere Induktivität zu bestimmen, ersetzen wir J durch eine auf den Drahtumfang bezo-
gene Oberflächenstromdichte JA. Nach Abschn. 4.3.2 ist damit der Innenraum des Drahtes
feldfrei und wir erhalten für (4.50) mit
J dV ¼ JA dA ¼ I ds,
lediglich eine Integration entlang der Drahtoberfläche. Hierbei ist dA als Produkt aus
Drahtumfang und Längenelement ds zur verstehen, auf das die Richtung des Stromes
übergeht. Die Wahl des Integrationspfades ist dabei aufgrund des konstanten
Vektorpotentials auf der Drahtoberfläche beliebig. Wir wählen hierfür zweckmäßigerweise
den mit l bezeichneten Rand der vom Stromkreis umschlossenen Fläche F (Abb. 4.17):
I
I
WM A d s: ð4:51Þ
2
l¼∂F
Das Ringintegral über A erweist sich durch Umformung mit Hilfe des Stokesschen
Integralsatzes (A.80)
I ZZ ZZ
A ds ¼ rot A dF ¼ B dF ¼ Φ
∂F F F
als der magnetische Fluss Φ durch die vom Stromkreis umschlossene Fläche F.
Fi
I
202 4 Magnetostatische Felder
Führen wir nun die äußere Induktivität des Stromkreises ein, als das Verhältnis zwischen
Φ und I
ZZ I
Φ 1 1
L¼ ¼ B dF ¼ A ds ½L ¼ V s=A ¼ Henry ðHÞ, ð4:52Þ
I I I
F ∂F
so erhalten wir für die Feldenergie außerhalb des Drahtes die Formel
1
W M ¼ I 2 L, ð4:53Þ
2
die auch umgekehrt zur alternativen Bestimmung von L aus der Feldenergie (4.49) im
felderfüllten Volumen V verwendet werden kann:
ZZZ
2WM 1
L¼ 2
¼ 2 H B dV : ð4:54Þ
I I V
Gl. (4.52) kann auch explizit angegeben werden, indem wir gemäß Dünndrahtnäherung
für die Berechnung des Vektorpotentials den Volumenstrom im Draht als Linienstrom auf
der Drahtachse l0 ansetzen, sodass wir im freien Raum mit (4.16)
I
μI ds0
A¼ ð4:55Þ
4π j r r0 j
0
l
die Neumannsche Formel für die äußere Induktivität eines Stromkreises erhalten:
I I
μ ds ds0
L¼ : ð4:56Þ
4π j r r0 j
l 0
l
Die auf die magnetische Energie WM,i innerhalb des Drahtes bezogene innere Induktivität
ist mit Bezug zu (4.53) gegeben durch
ZZZ
2 W M,i 1
Li ¼ ¼ 2 H BdV: ð4:57Þ
I2 I Vi
4.5 Die Induktivität 203
Hierbei ist die Energiedichte über das gesamte Drahtvolumen Vi zu integrieren. Eine
Bestimmung von Li über die Flussdefinition (4.52) ist nicht sinnvoll, da die vom magne-
tischen Fluss durchsetzte Fläche nicht eindeutig definiert ist.
Insgesamt ergibt sich die gesamte Induktivität des Stromkreises als Summe über die
äußere und innere Induktivität, d. h.
Lges ¼ L þ Li :
In vielen praktischen Fällen überwiegt die äußere Induktivität gegenüber der inneren,
sodass letztere in erster Näherung vernachlässigt werden kann.
1
L ¼ 2 π ða r0 Þ Aϕ ða r0 ; 0Þ:
I
z
2r0
I
Im Rahmen der Dünndrahtnäherung r0/a << 1 gilt für den Parameter k (4.31)
4aρ 4 a ða r 0 Þ 1 r0 =a
k2 ¼ ¼ ¼ !
r 0 2
1,
z2 þ ðρ þ aÞ2 ð2a r0 Þ2 1
2a
womit folgende Näherungen zulässig sind:
1 k 2 =2 ! 1=2
! !
π 4 π
F ; k ’ ln pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi und E ; k ’ 1:
2 1 k2 2
204 4 Magnetostatische Felder
1 1 r0 =2a
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1 k2 r0 =2a
die Näherung
8a
L μ a ln 4 2 μ a½ ln ð8 a=r0 Þ 2 f u€r 8 a=r0 4:
r0
B ¼ μH
über den Drahtquerschnitt Ai zu berechnen. Mit der ϕ-gerichteten Feldstärke aus (4.48)
mit a ¼ 0, b ¼ r0 und Jz ¼ I/(π r02)
I
Hϕ ¼ ρ
2 π r0 2
Z2 π Zr0
0 μ
Li ¼ ρ3 dρ dϕ
4 π2 r 0 4
ϕ¼0 ρ¼0
μ
L0i ¼ : ð4:58Þ
8π
4.5 Die Induktivität 205
Beispielsweise resultiert für einen Kupferdraht (μ μ0) der Wert Li 0,5 nH/cm.
Für die Gesamtinduktivität des Ringes erhalten wir mit
Li ¼ 2 π a L0i ¼ μ a=4
7
Lges ¼ L þ Li μ a ln ð8 a=r0 Þ L:
4
Der Anteil von Li an Lges beträgt dabei beispielsweise schon für a/r0 ¼ 10 etwa 10 %
und für a/r0 ¼ 100 ca. 5 %.
I
d
h H
m
Unter der Voraussetzung, dass h sehr viel kleiner ist als die Leiterbreite w, lässt sich
das Feld H zwischen den Leitern in guter Näherung durch Überlagerung des
Homogenfeldes zweier gegensätzlich durchstr€omter Platten unbegrenzter Ausdehnung
(Abschn. 4.3.2) approximieren. Hierbei kann die Abweichung in der Nähe der Plat-
tenränder umso mehr vernachlässigt werden, umso kleiner das Verhältnis h/w ist.
Die äußere Induktivität der Bandleitung berechnet sich gemäß (4.52) durch Integra-
tion des magnetischen Flusses zwischen den Leitern. In diesem Fall soll die auf die
Leitungslänge bezogene Induktivität L0 bestimmt werden, sodass die Integration in
Leitungsrichtung entfällt. Wir erhalten mit dem homogenen Feld H die einfache L€osung
Z
1 1
L0 ¼ Bds ¼ μ H h:
I h I
Für H ergibt sich durch Addition der beiden homogenen Einzelfelder (4.46) gleichen
Betrags und Richtung mit J ¼ I/(w d)
Jd I
H ¼ 2 ¼ :
2 w
206 4 Magnetostatische Felder
h
L0 ¼ μ :
w
Die Bestimmung der inneren Induktivität der Bandleitung führt gemäß (4.57) auf die
Berechnung der Feldenergie innerhalb des Leitervolumens. Für die längenbezogen,
innere Induktivität Li0 ist die Integration lediglich über den Leiterquerschnitt Ai ¼ d w
auszuführen und mit dem Faktor Zwei zu multiplizieren, d. h.:
ZZ Z
þd=2
0 μ 2μw
Li ¼ 2 2 Hi dA ¼
2
H i 2 ðyÞ dy:
I Ai I2
d=2
Beispielsweise innerhalb des oberen Leiters ergibt sich das Feld Hi durch
Überlagerung des eigenen ortsabhängigen Feldes (4.47) und des homogenen Feldes
(4.46) des unteren Leiters zu
I
H i ¼ J y þ J d=2 ¼ ðd=2 yÞ:
dw
Hierbei beziehen wir uns auf das in Abb. 4.14a dargestellte Koordinatensystem mit
Ursprung in Plattenmitte. Einsetzen und Ausführen der Integration liefert als L€osung für
die innere längenbezogen Induktivität der Bandleitung die L€osung
2 d
Li 0 ¼ μ :
3 w
Die gesamte längenbezogene Induktivität der Bandleitung ergibt sich durch Addition
der inneren und äußeren Induktivität zu
μ h
L0ges ¼ L0 þ Li 0 ¼ ðh þ 2d=3Þ μ f u€r d h:
w w
Auch in diesem Fall dominiert bei relativ dünnen Leitern die äußere Induktivität
gegenüber der inneren.
gleichmäßig und dicht aufgewickelt ist, entspricht das Feld in der Spule in guter
Näherung dem Innenfeld eines von einer Oberflächenstromdichte JA azimutal
umstr€omten Zylinders gleichen Radius (Abschn. 4.3.2). Bezeichnen wir N0 ¼ ΔN/Δl
als die Anzahl der Drahtwindungen pro Länge entlang der Spule, so beträgt das axial
gerichtete, homogene Feld innerhalb der Spule entsprechend Gl. (4.45)
H ¼ J A ¼ N 0 I:
ΔN I
a
μ
H
l
Gemäß (4.52) erhalten wir für die längenbezogene (äußere) Induktivität der Spule
das einfache Ergebnis
ZZ
0 01 1
B d F ¼ N 0 μ N 0 I π a2 ¼ μ ð N 0 Þ π a2
2
L ¼ N
I I
F
Hierbei ist die Formel (4.52) mit N0 zu multiplizieren, da der Fluss N-mal pro Länge
den gesamten Stromkreis durchsetzt.
Ausgehend von der Definition (4.54) ist in diesem Fall die alternative Berechnung
von L0 über die Feldenergie ebenfalls einfach:
ZZ ZZ
1 1
L0 ¼ H 2 d F ¼ μ ð N 0 Þ π a2 :
2
H BdF ¼
I2 I2
F F
μ N 0 μ0 a
L0i ¼ N 0 2π a ¼ ,
8π 4
L0ges ¼ L0 þ Li 0 ¼ μ0 N 0 að1=4 þ μr N 0 π aÞ L0 :
Bei einer dichten Bewicklung ist N0 a >> 1, sodass bereits bei einer kernlosen Spule
(μr 1) die innere Induktivität in erster Näherung vernachlässigt werden kann.
Für eine reale Spule mit endlicher Länge l >> a und Windungszahl N erhalten wir
durch Vernachlässigung der Feldänderung an den Spulenenden mit N0 ¼ N/l die
Näherung
μ π a2 N 2
L L0 l ¼ : ð4:59Þ
l
I Z2 π
H ds ¼ H ϕ ρ dϕ ¼ 2 π ρ H ϕ ¼ N I:
0
IN
H ϕ ð ρÞ ¼ ; ρa ρ ρi :
2π ρ
Hφ
ρ
h µ
ρi
ρa
I
4.5 Die Induktivität 209
Berechnen wir die Induktivität über die Energie (4.54), so erhalten wir durch
Integration über das Ringkern-Volumen
Zh Z2π Zρa
μ μh ρ
L¼ 2 H 2 ðρÞ ρ dρ dϕ dz ¼ N 2 ln a : ð4:60Þ
I 2π ρi
0 0 ρi
Als Abschätzung der inneren Induktivität Li des Drahtes multiplizieren wir (4.58) mit
dem N-fachen des Kernumfangs 2(h + ρa ρi) und erhalten für das Verhältnis zur
äußeren Induktivität
Li ðρa ρi Þ=h þ 1
1,
L 2N μr ln ðρa =ρi Þ
wobei übliches Drahtmaterial mit μ μ0 angenommen wird. Selbst bei einem un-
magnetischen Ringkern (μr ¼ 1) und nicht allzu hoher Windungszahl N ist also auch bei
der Ringspule die innere Induktivität des Drahtes vernachlässigbar.
Betrachtet wird ein System aus N beliebig im Raum angeordneten Stromkreisen, die
jeweils die Fläche Fi (i ¼ 1 . . . N ) einschließen und vom Strom Ii durchflossen werden
(Abb. 4.18). Ausgehend von Gl. (4.51) ergibt sich die gesamte magnetische Feldenergie
WM außerhalb der stromführenden Drahtleiter als Summe über die Integration des
Vektorpotentials A entlang aller umschlossenen Flächen ∂Fi:
I
1X N
WM ¼ Ii A ds: ð4:61Þ
2 i¼1
l i ¼∂F i
X I
N
μ X N
ds0
A¼ Ak ¼ Ik ,
k¼1
4 π k¼1 j r r0 j
lk
wobei gemäß Dünndrahtnäherung (4.55) über die Drahtachse lk zu integrieren ist. Einset-
zen in (4.61) ergibt durch Einführung der Induktionskoeffizienten
210 4 Magnetostatische Felder
I1
IN
Fi Ii
I I I
1 μ ds0 ds
Lik ¼ Ak ds ¼ ð4:62Þ
Ik li 4 π j r r0 j
li lk
1X N X N
WM ¼ I i I k Lik : ð4:63Þ
2 i¼1 k¼1
2
∂ WM
Lik ¼
∂I i ∂I k
die Induktionskoeffizienten bestimmen. Auch die alternative Berechnung über die entspre-
chenden magnetischen Teilflüsse durch die einzelnen Stromkreise ist m€oglich. Die Erwei-
terung von (4.61)
I N I
1X N
1X N X
WM ¼ Ii A ds ¼ Ii Ak ds
2 i¼1 2 i¼1 k¼1
∂F i ∂F i
als den magnetischen Fluss durch Stromkreis i, hervorgerufen durch den Strom im Kreis k,
durch Definition der Induktionskoeffizienten
Φik
Lik ¼ ð4:64Þ
Ik
X
N X
N
Φi ¼ Φik ¼ I k Lik :
k¼1 k¼1
ð Φ Þ ¼ ½ L ð I Þ
zusammenfassen, wobei die Induktivitätsmatrix [L] aufgrund der Reziprozität Lik ¼ Lki
symmetrisch ist.
Daraus folgt als alternative Berechnungsm€oglichkeit für die Induktionskoeffizienten
über den Fluss
∂Φi Φi
Lik ¼ bzw: Lik ¼ :
∂I k I k I i6¼k ¼ 0
bei dem das Vektorpotential A1 des Stromes I1 im Stromkreis „1“ entlang der von
Stromkreis „2“ umschlossenen Flächen zu integrieren ist.
z h
r
1
Für das Vektorpotential eines ringf€ormigen Stromes k€onnen wir das exakte Ergebnis
(4.32) verwenden, wobei wir uns der Einfachheit auf die Näherung (4.34)
μ I a2 ρ
Aϕ ðρ; zÞ 3=2
4
z 2 þ ð ρ þ aÞ 2
für
4 ρ=a
k2 ¼ 1
ðz=aÞ2 þ ð ρ=a þ 1 Þ2
beschränken wollen. Beispielsweise liegt der Fehler für einen vertikalen Abstand z > 3a
und einen radialen Abstand ρ < a/3 (k2 < 0,12) unterhalb 10%. Ausführung der
Integration liefert für die Gegeninduktivität für den Fall b << a das Näherungsergebnis
I
1 2πb μπ a2 b 2
M¼ A1 ds ¼ Aϕ ðb; hÞ h i3=2
I1 I1 2
s2
h2 þ ða þ bÞ2
μπ a2 b2
3=2
:
2 h 2 þ a2
Zum gleichen Ergebnis gelangen wir über die Flussdefinition (4.64), wenn wir für die
magnetische Flussdichte den Wert (4.35)
4.5 Die Induktivität 213
μ I a2
Bz ¼
2ð z2 þ a2 Þ3=2
auf der Ringachse verwenden. Integration über die Fläche von Stromkreis „2“ mit
Radius b liefert
ZZ
Φ21 1 μπ a2 b2
M¼ ¼ B1 dF B1, z F 2 ¼ 3=2
:
I1 I1 2 h2 þ a2
F2
a b
I1
1
M0 ¼ ðA1, c A1, d Þ:
I1
0 μ ρac ρbc ρad ρ
M ¼ ln ln ln þ ln bd ,
2π ρ0 ρ0 ρ0 ρ0
bzw.
μ ρ ρ
M0 ¼ ln bc ad :
2π ρac ρbd
Der Induktivitätskoeffizient zwischen zwei Stromkreisen bzw. eines Stromkreises lässt sich
in Analogie zu den Teilkapazitäten zwischen Teilen einer Leiteranordnung in Teil- oder
sog. partielle Induktivitätskoeffizienten zerlegen. Dies soll am Beispiel von drahtf€ormigen
Strukturen hergeleitet werden. Ausgangspunkt dafür ist die Neumannsche Formel (4.62)
I I
μ ds ds0
Lik ¼ ð4:65Þ
4π j r r0 j
li lk
für die Gegeninduktivität zwischen zwei Stromkreisen i und k (Abb. 4.19) bzw. der
Eigeninduktivität eines Stromkreises (i ¼ k).
Wie in Abb. 4.19 dargestellt, lassen sich die beiden Stromkreise in eine beliebige
Anzahl Segmente der Länge Δlm (m ¼ 1 . . . M ) bzw. Δln (n ¼ 1 . . . N ) zerlegen. Damit
gehen in (4.65) die beiden Integrationen entlang der geschlossenen Stromkreispfade li und
lk jeweils über in die Summe der Teilintegrale über die Segmente, d. h.:
I N Z
X
. . . d s0 ! . . . ds0
lk n¼1 Δl n
I M Z
X
. . . ds ! . . . d s:
li m¼1 Δl m
4.5 Die Induktivität 215
Daraus folgt
N Z Z
μ X M X
ds0 ds M X
X N
Lik ¼ ¼ Lp, mn , ð4:66Þ
4 π m¼1 n¼1 Δlm Δln j r r0 j m¼1 n¼1
mit den partiellen Induktivitäten jeweils zwischen dem m-ten und n-ten Segment
Z Z
μ ds0 ds
Lp, mn ¼ 0
: ð4:67Þ
4π Δl m Δl n j r r j
Wie hieraus direkt durch Vertauschung der Integrationsreihefolge ersichtlich ist, gilt
auch für die partiellen Induktivitäten Reziprozität, d. h. Lp,mn ¼ Lp,nm.
Mit Hilfe der Teilinduktivitäten lässt sich nach (4.66) die Induktivität von beliebigen
Leitergeometrien durch geeignete Segmentierung, z.B. mit geradlinigen Abschnitten,
systematisch berechnen. Beispielsweise erhält man aus (4.67) für einen Drahtabschnitt
der Länge Δl und Radius a, bzw. für zwei parallele Abschnitte der gleichen Länge im
Abstand d im Rahmen einer Dünndrahtnäherung, d.h. a << Δl,d (Abb. 4.20)
Z Z
μ dz dz0 a ; m¼n
Lp, mn ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ; ρmn ¼ :
4π Δl m Δl n d ; m 6¼ n
ρ2mn þ ðz z0 Þ2
216 4 Magnetostatische Felder
Die L€
osung des Integrals ergibt
0 0 ffi1
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ffi1
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2 ρ 2
μ Δl Δl ρ
Lp, mn ¼ Δl @ln @ þ þ 1 A þ mn mn
þ 1A : ð4:68Þ
2π ρmn ρmn Δl Δl
Für die partielle Eigeninduktivität lässt sich dieser Ausdruck mit a << Δl noch
zusätzlich vereinfachen zu
μ 2Δl
Lp, nn Δl ln 1 : ð4:69Þ
2π a
Lp,13
h 3
1
Lp,24
4
b
Nach (4.66) setzt sich die Eigeninduktivität des Stromkreises aus den partiellen
Eigen- und Gegeninduktivitäten Lp,mn der vier Drahtabschnitte 1–4 wie folgt zusam-
men:
N X
X N
L ¼ Lii ¼ Lp, mn :
m¼1 n¼1
Lp, 11 ¼ Lp, 33
Lp, 22 ¼ Lp, 44 :
Lp, 13 ¼ Lp, 31
Lp, 24 ¼ Lp, 42
Das negative Vorzeichen für die beiden partiellen Gegeninduktivitäten rührt daher,
das die Stromrichtung in den beiden Segmenten jeweils entgegengesetzt zueinander ist.
Für eine quadratische Schleife (h ¼ b) reduziert sich die Summe für L aufgrund
Lp,11 ¼ Lp,22 und Lp,13 ¼ Lp,24 auf
L ¼ 4 Lp, 11 Lp, 13 :
μh pffiffiffi pffiffiffi
Lp, 13 ¼ ln 1 þ 2 þ 1 2
2π
μh
Lp, 11 ðln ð2h=aÞ 1Þ
2π
2μh
L ðln ð2h=aÞ 0; 533Þ:
π
Für eine sehr schmale Leiterschleife (Doppelleitung), d. h. für b >> h ergibt sich für
die obige Summe mit Lp,11 << Lp,22 und Lp,13 << Lp,24 die Näherung
L 2 Lp, 22 Lp, 24 :
218 4 Magnetostatische Felder
μb μb
Lp, 22 ðln ð2b=aÞ 1Þ ln ð2b=aÞ
2π 2π
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
μb μb
Lp, 24 ¼ ln b=h þ ðb=hÞ þ 1 þ h=b ðh=bÞ2 þ 1
2
ln ð2b=hÞ
2π 2π
μb
L¼ ln ðh=aÞ,
2π
μ
L0 ln ðh=aÞ:
2π
Diamagnetismus:
Atomare Dipolmomente entstehen erst durch Anlegen eines äußeren Feldes. Die dadurch
im Medium hervorgerufene magnetische Erregung (Magnetisierung) M ist entgegengesetzt
zur äußeren Erregung H, jedoch betragsmäßig sehr viel kleiner, sodass μr geringfügig
kleiner als Eins ist. Beispiele hierfür sind Wasser, Kupfer, Wismut.
Paramagnetismus:
Atomare Dipolmomente sind permanent vorhanden und werden durch ein äußeres Feld
ausgerichtet. Allerdings wird die Ausrichtung bereits bei Raumtemperatur durch Wär-
mebewegung stark gest€ort. M ist parallel zur äußeren Erregung H, jedoch betragsmäßig
4.6 Materie im magnetostatischen Feld 219
sehr viel kleiner, sodass μr geringfügig gr€oßer als Eins ist. Beispiele hierfür sind Luft,
Aluminium, Palladium.
Ferromagnetismus:
Dieser Effekt hat die gr€oßte technische Bedeutung aufgrund μr >> 1 (. . .105). Tritt nur bei
Metallen wie z. B. Eisen, Kobalt, Nickel und deren Legierungen auf. Die atomaren
Dipolmomente sind auf den Elektronenspin zurückzuführen. Die Magnetisierung findet
innerhalb von sog. Weißsche Bezirken mit einer Ausdehnung von 0,01. . .1 mm einheitlich
statt.
Das Verhalten von Materie im magnetostatischen Feld soll durch ein einfaches makrosko-
pisches Modell beschrieben werden, indem jedem Atom bzw. Molekül einem von außen
induziertes bzw. permanentes Dipolmoment m zugeordnet wird. Zur Berechnung des
Feldes gehen wir zunächst vom Vektorpotential eines Punktdipols (4.43) im freien Raum
aus, der sich am Ort r0 befindet:
μ 0 m ðr r0 Þ
AðrÞ ¼ :
4 π jr r0 j3
Dieses Potential enthält die Permeabilität des Vakuums (μ0), d.h. das Medium wird
durch die Dipole ersetzt. Um zu einer Kontinuumsbetrachtung überzugehen, definieren wir
eine Volumen-Dipoldichte
P
mi
i dm A
M ¼ lim ¼ ½M ¼ ,
ΔV !0 ΔV dV m
die mit dem in Abschn. 1.4 bezeichneten Magnetisierungsvektor (1.46) identisch ist. Ohne
Einwirkung eines äußeren magnetischen Feldes bzw. Vorhandensein einer permanenten
Magnetisierung ist M ¼ 0.
Bei gegebener Dipolmomentendichte M enthält ein Volumenelement dV0 im Punkt r0
das differentielle Dipolmoment dm ¼ M dV0, das den differentiellen Potentialbeitrag
μ0 M ðr r0 Þ 0
d AðrÞ ¼ dV ð4:70Þ
4 π j r r0 j 3
∇ ðφ aÞ ¼ φ∇ a a ∇φ
folgende Umformung für das Kreuzprodukt in (4.70) vor (Nabla-Operator wirkt auf
gestrichene Koordinaten):
ðr r0 Þ 1 0 ∇0 M 0 M
M ¼ M∇ ¼ ∇ : ð4:71Þ
jr r0 j3 j r r0 j j r r0 j j r r0 j
Die Integration von (4.71) über das Volumen V liefert nach Anwendung einer Variante
des Gaußschen Satzes für den zweiten Rotationsausdruck
ZZZ ZZ
rot a dV ¼ a d A
V ∂V
Vergleichen wir dieses Ergebnis mit dem Potentialfeld (4.14) von Volumen- und
Flächenstromdichten J bzw. JA im freien Raum
ZZZ ZZ
μ0 J 0 μ0 JA
A ðrÞ ¼ 0
dV þ d A0 ,
4π jr r j 4π j r r0 j
V A
4.6 Materie im magnetostatischen Feld 221
µ0
JA,geb
so folgt daraus, dass das vom magnetisierten Medium erzeugte Sekundärfeld einer
äquivalenten Verteilung von gebundenen Volumen- und Flächenstromdichten
Jgeb ¼ rot M
JA, geb ¼ M en
im leeren Raum entspricht. Für den Spezialfall eines homogen magnetisierten Mediums ist
Wie in Abb. 4.22 skizziert, kompensieren sich in diesem Fall die volumeninternen
Str€
ome zu Null, während an der Oberfläche der Materie die äquivalente gebundene
Oberflächenstromdichte JA,geb resultiert.
4.6.1 Permanentmagnete
Bei bestimmten Materialien verbleibt auch nach Abschalten eines äußeren Magnetfeldes
eine permanente Magnetisierung, die eine sog. remanente Flussdichte erzeugt (siehe
Abschn. 1.4). Für einen solchen Permanentmagneten wird aus (II0 )
rot H ¼ 0,
d. h. das H-Feld eines Permanentmagneten ist wirbelfrei und lässt sich durch den Gradi-
enten eines skalaren, magnetischen Potentials φm (4.4) darstellen:
H ¼ grad φm : ð4:72Þ
222 4 Magnetostatische Felder
Mit (1.35)
B ¼ μ 0 ð H þ MÞ ð4:73Þ
div H ¼ div M,
d. h. die Quellen von H sind die Senken von M und umgekehrt. Einsetzen in (4.72) ergibt
schließlich die Poisson-Gleichung für das magnetische Skalarpotential:
Der Vergleich mit der Poisson-Gleichung des elektrostatische Feldes (2.8) liefert die
analoge Beziehung für die fiktive magnetische Raumladungsdichte
qm ¼ div M: ð4:75Þ
Dies erlaubt die alternative Berechnung von Feldern magnetisierter Materie, in v€ollig
analoger Weise wie bei elektrostatischen Feldern über das Coulomb-Integral (2.22)
ZZZ ZZ
1 qm 1 qA , m
φ m ðrÞ ¼ dV þ d A,
4π jr r0 j 4π j r r0 j
V ∂V
qA, m ¼ M en ¼ M n ,
die durch die Normalkomponente von M auf der K€orperoberfläche gegeben ist.
Abb. 4.23 zeigt das resultierende magnetische Ersatzladungsmodell für einen homogen
magnetisierten Zylinder. In diesem Fall ist die äquivalente Volumenladungsdichte qm im
Inneren des Zylinders, aufgrund der Divergenzfreiheit von M gemäß (4.75) Null und es
verbleibt eine äquivalente Flächenladung qA,m auf der Ober- und Unterseite des Zylinders.
Diese erzeugt im freien Raum gemäß (4.72) das in Abb. 4.23 skizzierte Quellenfeld für H.
Für das B-Feld ergibt sich nach (4.73) innerhalb des Zylinders ein v€ollig anderes Feldbild,
bei dem die Feldlinien insgesamt geschlossen sind, ganz in Übereinstimmung mit der
allgemeingültigen Divergenzfreiheit von B gemäß (IV).
4.6 Materie im magnetostatischen Feld 223
+++++ +++++
̽̽̽̽̽ ̽̽̽̽̽
M H B
Abb. 4.23 Magnetische Ersatzladungsmodell und Felder eines homogen magnetisierter Zylinders
Unter den beiden Voraussetzungen lässt sich die Anordnung in ein €aquivalentes magneti-
sches Ersatzschaltbild überführen (Abb. 4.24b), das einer einfachen Netzwerkberechnung
zugänglich ist. Hierfür kann in Analogie zu den beiden Kirchhoffschen Sätzen des elek-
trischen Kreises ein Maschen- und Knotensatz aufgestellt werden.
Entsprechend dem Ampèreschen Durchflutungssatz (II0 ) in integraler Form gilt für
einen geschlossenen Umlauf in einer magnetischen ‘Masche’
I X Z
H ds ¼ Hi ds ¼ I N :
i li
224 4 Magnetostatische Felder
a li b
Vm,i
Φ
Φ Ai mr,i Rm,i
I
N
Θ=NI
Hierbei verläuft die Integration entlang des in Abb. 4.24a gestrichelt gezeichneten
mittleren Pfades und li bezeichnet die Länge eines Maschenabschnitts. Das Produkt I N
berücksichtigt die Anwesenheit einer felderzeugenden Spule mit N Windungen, durch die
der elektrische Strom I fließt. Durch Einführung einer magnetischen Spannung entlang des
Abschnittes li
Z
V m, i ¼ Hi ds
li
Θ ¼ IN
erhalten wir
X
V m, i ¼ Θ Maschengleichung des magnetischen Kreises:
i
Hierbei kann Θ bei Fehlen einer Durchflutung in der betreffenden Masche Null sein. Bei
mehr als einer stromdurchflossenen Spule ist Θ die Summe der Einzeldurchflutungen,
wobei Wicklungssinn und Stromrichtung durch das entsprechende Vorzeichen zu be-
rücksichtigen sind.
Bei einer Verzweigung des magnetischen Flusses (Abb. 4.25) mit entsprechenden
Kernquerschnitten Ai erhalten wir mit (IV) in integraler Form
4.6 Materie im magnetostatischen Feld 225
ZZ X ZZ
B dA ¼ Bi dA ¼ 0
i
Ai
Die Analogie zum elektrischen Kreis wird durch ein ‚Ohmsches Gesetz‘ ver-
vollständigt. Aus dem Quotienten aus Gesamtdurchflutung Θ und Fluss Φ innerhalb eines
Maschenumlaufs
Θ X V m, i X
¼ ¼ Rm, i
Φ i
Φ i
V m, i
Rm, i ¼ :
Φ
0
V m ¼ Φ Rm Ohmsches Gesetz0 des magnetischen Kreises: ð4:76Þ
226 4 Magnetostatische Felder
Darüberhinaus erlaubt der magnetische Widerstand eines Kernmaterials, auf dem eine
Spule mit N-Windungen aufgebracht ist, eine zu Gl. (4.52) und (4.54) alternative Bestim-
mung der Spuleninduktivität. Mit
NΦ
L ¼
I
Θ NI
Φ ¼ ¼
Rm Rm
resultiert
N2
L ¼ : ð4:77Þ
Rm
Vm
Φ
m
A
l
4.6 Materie im magnetostatischen Feld 227
l 1 μA
Rm ¼ bzw: Λ ¼ ¼ ðmagn: LeitwertÞ: ð4:78Þ
μA Rm l
Für die Induktivität einer auf dem Zylinder aufgewickelten Drahtspule mit N-Win-
dungen erhalten wir durch Einsetzen von (4.78) in (4.77)
N 2μ A
L ¼ ,
l
in Übereinstimmung mit der Gl. (4.59) für die Spule mit kreisrundem Querschnitt
A ¼ πa2 und Radius a.
RmK
Φ
I ra
ri d
RmL
N A Θ = NI
Φ
μr >> 1
Zur Berechnung der Induktivität kann das dargestellte magnetische Ersatzschaltbild
verwendet werden. Hierbei ist der magnetischen Widerstände RmK des Kerns mit der
mittleren Länge
r þ r
a i
lK 2π d
2
228 4 Magnetostatische Felder
und der magnetische Widerstands des Luftspaltes RmL mit der Länge d in Serie geschal-
tet. Unter Verwendung der Gl. (4.78) erhalten wir für die beiden magnetischen Wider-
stände
lK d
RmK ¼ , RmL ¼ :
μr μ0 A μ0 A
Mit der Beziehung (4.77) für die Induktivität eines magnetischen Kreises ergibt sich
N2 N2
L¼ ¼ ,
Rm RmK þ RmL
N 2 μ0 μr A
L¼ :
l K þ d μr
Die Luftspaltlänge d bietet somit eine M€oglichkeit den genauen Wert von
L feinzujustieren. Zudem kann der Luftspalt zur Linearisierung der B-H-Kennlinien
(siehe Abschn. 1.4) des Kernmaterials dienen. Mit RmK << RmL wird der magnetische
Spannungsabfall VmK ¼ lK HK bzw. die magnetische Feldstärke im Kern HK reduziert
und damit der Arbeitspunkt in der B-H-Kennlinie unterhalb der Kernsättigung gelegt.
Für d ¼ 0 geht das Ergebnis für L erst mit kleiner werdender Kerndicke Δr ¼ ra ri
in die L€ osung (4.60) des geschlossenen Rings asymptotisch über. Dies ist in der
Näherung durch den mittleren Pfad für den Fluss im magnetischen Kreis begründet.
Bei relativ kleiner Kerndicke Δr liefert die Näherung des Logarithmus in (4.60)
ra Δr Δr
ln ¼ ln 1 þ f u€r Δr ri ,
ri ri ri
woraus die Übereinstimmung mit der L€osung aus dem magnetischen Kreis hervorgeht:
N 2 μr μ0 h Δr N 2 μr μ0 A
L’ ’ :
2π ri lK
Das magnetostatische Feld beruht auf der gleichen Laplace- bzw. Poissongleichung (4.6)
und (4.11) wie in der Elektrostatik. Sie k€onnen deshalb mit den in Kap. 2 vorgestellten
Methoden in analoger Weise gel€ost werden. Im Folgenden soll die Anwendung der
4.7 Randwertprobleme der Magnetostatik 229
Ein Linienstrom der Stärke I sei parallel zur Grenzfläche zwischen zwei Halbräumen mit
unterschiedliche Permittivität μ1, μ2 angeordnet (Abb. 4.26).
Ausgehend vom Vektorpotential (4.19) eines y-gerichteten Linienstroms I im Abstand ρ
und Wahl des Bezugsabstands ρ0 ¼ h, d.h.
μ I ρ
Ay ¼ ln
2π h
machen wir jeweils einen getrennten Spiegelansatz für Raum 1 (Abb. 4.27a) mit unbe-
kannten Spiegelkoeffizienten α und einen entsprechenden Ansatz für Raum 2 mit
Spiegelkoeffizienten β (Abb. 4.27b)
Aus der Superposition der Potentiale des realen Stroms I und des Spiegelstroms αI
erhalten wir für das Vektorpotential in Raum 1
μ I ρ1 ρ
Ay,1 ¼ 1 ln þ α ln 2
2π h h
x
z y
230 4 Magnetostatische Felder
a b
m1 m2
I αI βI
h h h
ρ1
ρ2 ρ3 V2
Ay,1
V1 Ay,2
∂V1,2 ∂V1,2
und zum anderen die Stetigkeit der Tangentialkomponente der magnetischen Erregung (4.2)
H x, 1 ¼ H x, 2
1 1 1 ∂Ay 1 ∂Ay
Hx ¼ Bx ¼ rotx Ay ey ¼ ¼
μ μ μ ∂z μ ∂n
Wie in Abb. 4.27 durch die gestrichelten Vektoren angedeutet, gilt für jeden Punkt auf der
Grenzfläche ∂V1,2
ρ1 ¼ ρ2 ¼ ρ 3
4.7 Randwertprobleme der Magnetostatik 231
und
∂ ∂ ∂
ln ðρ1 Þ ¼ ln ðρ3 Þ ¼ ln ðρ2 Þ :
∂n ∂V 1, 2 ∂n ∂V 1, 2 ∂n ∂V 1, 2
Die Aufl€
osung des resultierenden Gleichungssystems
μ1 ð1 þ αÞ ¼ μ2 β
β ¼ 1α
μ2 μ1 2 μ1
α ¼ ; β¼ : ð4:79Þ
μ1 þ μ2 μ1 þ μ2
Das Feld in den beiden Teilräumen soll nun im Folgenden für verschiedene Fälle
diskutiert werden. Zunächst erhält man für den trivialen Fall eines einheitlichen Mediums
(μ1 ¼ μ2) α ¼ 0 und β ¼ 1, d. h. das Verschwinden des Spiegelstroms für Raum 1 und den
Strom I für Raumteil 2.
Für μ2 > μ1 resultiert aus (4.79) α > 0 und β < 1. Die Feldlinien im Medium 1 werden
zum Lot hin gebrochen, in Übereinstimmung mit der Stetigkeitsbedingung (4.2), aus der für
die Tangentialkomponente von B folgt
Bt, 1 μ1
¼ , ð4:80Þ
Bt, 2 μ2
während Bn,1 ¼ Bn,2 (4.3) ist. Für μ2 ! 1 erreichen die beiden Koeffizienten die
Grenzwerte α ! 1 und β ! 0. Wie in Abb. 4.28a) zu sehen ist, stehen in diesem Fall die
Feldlinien in Raum 1 senkrecht auf der Grenzfläche. Letztere entspricht der Symmetrie-
ebene im Feld zweier gleich großer, paralleler Str€ome. Die magnetische Erregung H2 in
Raum 2 verschwindet gemäß des Feldes eines Linienstroms (4.22)
βI
jH2 j ¼ ! 0; f u€r μ2 ! 1:
2π ρ3
Dies gilt nicht für die magnetische Flussdichte B, dessen Feldlinien stets in sich geschlos-
sen sind. Das B-Feld erh€oht sich sogar gegenüber einem homogenen Medium mit den
Eigenschaften von Raum 1 und erreicht mit μ2 β ! 2μ1 den doppelten Betrag:
μ1 I
jB2 j ¼ jμ2 H2 j ’ ; f u€r μ2 ! 1:
πρ
232 4 Magnetostatische Felder
a b
×
×
m1
m1
m2 m2
Abb. 4.28 Feldlinien der magnetischen Erregung H. (a) μ2 >> μ1 und (b) μ2 << μ1
Im umgekehrten Fall μ2 < μ1 erhalten wir aus Gl. (4.79) α < 0 und β > 1. Die
Tangentialkomponenten von B sind nach Gl. (4.80) in Raum 1 nun gegenüber Raum 2
gr€oßer, d. h. die Feldlinien werden in Raum 1 vom Lot weg gebrochen (Abb. 4.28b). Im
Grenzfall μ1 ! 1 erreichen die beiden Koeffizienten die Grenzwerte α ! 1 und β ! 2.
Das Feld in Raum 1 entspricht also dem Feld zwei gleich großer, entgegengesetzter
Linienstr€ome (siehe Beispiel 4.2), sodass die Normalkomponente auf der Grenzfläche Null
ist. In Raum 2 erreicht das H-Feld gegenüber einem homogenen Medium den doppelten
Betrag, während das B-Feld wegen B2 ¼ μ2 H2 sehr viel kleiner wird als in Raum 1, in
Übereinstimmung mit (4.80) für die Tangentialkomponente von B.
Betrachtet werde ein in z-Richtung unbegrenzter Zylinder mit Radius a und Permeabilität
μi innerhalb eines homogenen Mediums mit der Permeabilität μa (Abb. 4.29). Der gesamte
Raum sei mit der magnetischen Erregung H0 beaufschlagt.
Aufgrund der Abwesenheit von Str€omen lässt sich das Problem uneingeschränkt mit
dem magnetischen Skalarpotential φm beschreiben. Die zu l€osende Laplace-Gleichung
(4.6) in Zylinderkoordinaten reduziert sich aufgrund der Unabhängigkeit des Feldes von
der z-Koordinate zu
2
1 ∂ ∂φ 1 ∂ φm
Δφm ¼ ρ m þ 2 ¼ 0:
ρ ∂ρ ∂ρ ρ ∂ϕ2
Dementsprechend erhält man für das resultierende 2D-Problem mit dem Produktansatz
φm ¼ RðρÞ ΦðϕÞ
µi
φ
H0
a x
d2 R 1 dR p2
þ R ¼ 0
dρ2 ρ dρ ρ2
d2 Φ
þ p2 Φ ¼ 0
dϕ2
A ρp þ B ρp f u€r p 6¼ 0
R ¼
A0 þ B0 ln ðρÞ f u€r p ¼ 0
Aufgrund der Symmetrie der Anordnung, d.h. Φ(ϕ) ¼ Φ(ϕ), k€onnen die beiden
Terme mit den Konstanten C und D0 ausgeschlossen werden. Wegen der erforderlichen
2π-Periodizität sind für die Separationskonstante nur ganzzahlige Werte m€oglich, d.h.
p ¼ 0,1,2,... .
Aus dem Produkt der Funktionen R und Φ und durch Zusammenfassen der Konstante,
d.h. Ap Dp ! Ap, A0 C0 ! A, Bp Dp ! Bp, B0 C0 ! B, erhalten wir schließlich durch
Summation über alle m€oglichen Produktl€osungen zunächst die allgemeine L€osung für das
Potential
1
X
Bp
φm ¼ Ap ρ þ p
p
cos ðp ϕÞ þ B ln ρ þ A: ð4:81Þ
p¼1
ρ
234 4 Magnetostatische Felder
Die fehlenden Konstanten sind über einen getrennten Ansatz in den beiden Teilräumen
und Anpassung der Randbedingungen auf dem Zylinderumfang zu bestimmen.
L€
osungsansatz f€ur den Innenraum:
Innerhalb des Zylinders entfallen in der allgemeinen L€osung (4.81) wegen der Regularität
bei ρ ¼ 0 die Terme mit Bp und B, d. h.:
X
1
φm , i ¼ Ap ρp cos ðp ϕÞ þ Ai :
p¼1
L€osungsansatz f€
ur den Außenraum:
Für große Entfernungen vom Zylinder muss die allgemeine L€osung (4.81) in das lineare
Potential des Homogenfeldes übergehen, d. h. beispielsweise ausgehend vom Koordina-
tenursprung
Zρ
lim φm, a ¼ H0 ds ¼ H 0 ρ cos ϕ:
ρ!1
0
Daraus folgt Aa ¼ 0, B ¼ 0, A1 ¼ H0 und Ap ¼ 0 für p > 1. Somit erhalten wir für das
Potential im Innenraum
X
1
Bp
φm, a ¼ cos ðp ϕÞ H 0 ρ cos ϕ:
p¼1
ρp
Einsetzen der Ausdrücke für φm,i und φm,a ergibt mit Ap>1 ¼ 0
X
1
Bp
(1) : cos ðp ϕÞ H 0 a cos ϕ ¼ A1 a cos ðϕÞ þ Ai
p¼1
ap
X1
Bp p
(2) : μa pþ1
cos ðp ϕÞ μa H 0 cos ϕ ¼ μi A1 cos ðϕÞ:
p¼1
a
4.7 Randwertprobleme der Magnetostatik 235
B1
(1) : H 0 a ¼ A1 a
a
B1
(2) : μa 2 þ H 0 ¼ μi A1
a
2 μa μi μa
A1 ¼ H0 ; B1 ¼ H 0 a2 :
μi þ μa μi þ μa
Damit erhalten wir schließlich für das Potential im Zylinder die L€osung
2μa
φm, i ðρ; ϕÞ ¼ H 0 ρ cos ϕ
μi þ μa
2μa 2μa
Hi ¼ gradφm, i ¼ H 0 cos ϕ eρ sin ϕ eϕ ¼ H 0 ex :
μi þ μa μi þ μa
Im Zylinder ergibt also die Überlagerung des Primärfeldes mit dem Feld der
Polarisationsladungen ein homogenes Magnetfeld in Richtung H0.
Außerhalb des Zylinders lautet die Potentiall€osung
μi μa a2
φm , a ¼ H0 cos ϕ ρ H 0 cos ϕ:
μi þ μa ρ
Der erste Term beschreibt hierbei das Sekundärfeld des polarisierten Zylinders, das mit
zunehmender Entfernung ρ vom Zylinder gegenüber dem Primärfeld im zweiten Term
verschwindet. Für die magnetische Erregung erhalten wir
H 0 a2 μi μa
Ha ¼ gradφm, a ¼ cos ϕ eρ þ sin ϕ eϕ þ H0 :
ρ2 μi þ μa
Wie der Vergleich mit Beispiel 4.2 zeigt, entspricht das Sekundärfeld einem im Koor-
dinatenursprung angeordneten, x-gerichteten Liniendipol. Hierfür ist in der L€osung (4.29)
der Winkel ϕ um π/2 zu verschieben. Für das resultierende Linien-Dipolmoment ml
ergibt der Vergleich
236 4 Magnetostatische Felder
μi μa
ml ¼ 2 π H 0 a2 :
μi þ μa
Diskussion
Das Verhältnis des Feldes innerhalb des Zylinders zum Primärfeld ist durch die einfache
Beziehung gegeben:
Hi 2 Bi 2
¼ bzw: ¼ :
H0 1 þ μi =μa B0 1 þ μa =μi
Für den trivialen Fall μi ¼ μa folgt die Gleichheit zwischen Innen- und Außenfeld. Für
den Fall eines hochpermeablen Zylinders (μi >> μa) geht das Verhältnis asymptotisch
gegen
Hi μ Bi μa
’ 2 a bzw: ’ 2 1 ; f u€r μi μa ,
H0 μi B0 μi
Hi Bi
¼ 0 bzw: ¼ 2 ; f u€r μi ! 1:
H0 B0
Abb. 4.30 zeigt am Beispiel eines in Luft befindlichen Zylinders mit μr ¼ 10 das
Feldbild für die magnetische Flussdichte B. Für einen magnetischen Werkstoff wie Eisen
(μr ¼ 103) beträgt die Erregung Hi nur noch etwa 0,2 % der Primärfeldstärke, während die
Flussdichte Bi nahezu den Grenzwert 2 B0 beträgt.
4.8 Übungsaufgaben
UE-4.1 Durchflutungssatz
Gegeben ist eine Anordnung aus zwei konzentrischen, von den Str€omen I1 und I2 gegen-
sinnig durchflossenen Metallrohren (siehe Skizze). Berechnen Sie jeweils mit Hilfe des
Ampèreschen Durchflutungsgesetzes (II0 ) die magnetische Feldstärke in den 5 Raumberei-
chen.
I2
I1
r1
r2
r4 r3
2a M
z
y
x
2a
238 4 Magnetostatische Felder
a) I1 ¼ I2 ¼ I (Helmholtz-Spule)
b) I1 ¼ I2 ¼ I (Maxwell-Spule).
Bestimmen Sie jeweils den Feldwert und die Ableitung nach z an der Stelle z ¼ 0.
R
x
R R
z
y
I1 I2
JA
–b b x
a) Berechnen Sie über den Ansatz der komplexen Feldstärke durch Integration über die
Breite 2b (Ii ! JA dx) die Komponenten Hx(r) und Hy(r).
b) Welcher Feldstärkeverlauf ergibt sich entlang der x-Achse? Skizzieren Sie den Feld-
stärkeverlauf auf der x-Achse und die magnetischen Feldlinien in der Querschnitts-
ebene.
c) Leiten Sie aus dem Ergebnis in a) die L€osung für Hx(r) und Hy(r) im Grenzfall
b ! 1 ab.
4.8 Übungsaufgaben 239
r0 I µ0
r I
µ
2 r0
d
a
a
2r0
240 4 Magnetostatische Felder
I1
A2
μ0 I2
μ
a δ a
A
a a
y
2a 2a
h
I I
μ0
z x
−d/2 d/2 μ0μr
4.8 Übungsaufgaben 241
c) Berechnen Sie aus b) das magnetische Fernfeld H(ρ,ϕ) und interpretieren Sie das
Ergebnis.
d) Berechnen Sie über die allgemeine L€osung des Vektorpotentials aus Aufgabenteil b) die
äußere, längenbezogene Induktivität L0 der Paralleldrahtleitung für μr ! 1, in Ab-
hängigkeit aller Geometrieparameter (h >> a, d >> a).
μ
(ρ, γ)
2a
h I ρ
γ
z x
h
a) Stellen Sie für das Vektorpotential A die Randbedingung auf der Wandoberfläche auf,
wenn dort die Normalkomponente der magnetischen Flussdichte B überall gleich Null
242 4 Magnetostatische Felder
sein muss. Konstruieren Sie die zur Erfüllung dieser Randbedingung in Frage kom-
mende Spiegelersatzanordnung.
b) Wie lautet die L€osung für das Vektorpotential an einem beliebigem Punkt (x,y) vor der
rechtwinkligen Wand?
c) Bestimmen Sie die asymptotische Näherung für das Vektorpotential bei großen Entfer-
nungen vom Linienstrom in Abhängigkeit von ρ und dem Winkel γ zur 45 -Geraden.
Hinweis: Gehen Sie von einer Parallelstrahlapproximation für alle Abstände aus und
nutzen Sie folgende Beziehungen:
ln ð1 δÞ δ, f u€r δ 1
sin2 x cos2 x ¼ cos(2x).
d) Bestimmen Sie aus der L€osung von c) das Fernfeld der magnetischen Flussdichte
B(ρ,ϕ) in Polarkoordinaten. Skizzieren Sie das Fernfeld.
magnetisiert. Es ist das magnetische Feld H(x,y) in den beiden Teilräumen zu bestimmen.
mr
2
b
M 1
x
a
a) Setzen Sie für das magnetische Skalarpotential φm die allgemeine L€osung der Laplace-
Gleichung gemäß Separationsansatz in x- und y-Richtung auf.
b) Reduzieren Sie getrennt für Raumteil 1 und 2 die allgemeine L€osung φm1 bzw. φm2
gemäß der Randbedingung φm ¼ 0 an den Wänden bzw. für y ! 1.
4.8 Übungsaufgaben 243
c) Bestimmen Sie die verbliebenen Konstanten aufgrund der Randbedingung an der Trenn-
fläche bei y ¼ b. Verwenden Sie hierfür u. a. die Beziehungen Bn1 ¼ Bn2, B ¼ μH und
H ¼ grad φm.
d) Berechnen Sie die Feldstärkeverteilung H(x,y) in den beiden Teilräumen.
z
ϕm(r)
ma
r
mi θ
H0
a) Stellen Sie die an das Problem angepasste allgemeine L€osung des magnetischen Poten-
tials φm auf. Geben Sie für die Bereiche innerhalb und außerhalb der Kugel die
resultierenden Teill€osungen φm,i und φm,a mit unbekannten Koeffizienten an.
b) Bestimmen Sie die Koeffizienten aus geeigneten Stetigkeitsbedingungen an der Medi-
engrenze r ¼ a und geben Sie die beiden Potentiall€osungen an.
c) Berechnen Sie die magnetische Erregung Hi und Ha im Innen- und Außenraum der
Kugel. Welche Art von Feld liegt im Innenraum vor? Durch welche äquivalente
Quellanordnung ist das Sekundärfeld der Kugel im Außenraum darstellbar? Bestimmen
Sie dafür die Quellenstärke.
d) Berechnen Sie für einen kugelf€ormigen Lufteinschluss in einem hochpermeablen
Medium die Betragsverhältnisse von magnetischer Erregung Hi/H0 und der magneti-
schen Flussdichte Bi/B0.
e) An welchen Orten dicht außerhalb des Lufteinschlusses ist die relative Erregung Ha/H0
maximal bzw. minimal? Geben Sie die beiden Werte an.
Diffusionsfelder in Leitern
5
Zusammenfassung
Innerhalb von leitfähigen Medien treten bei zeitabhängigen Vorgängen Effekte auf, die
auch in anderen Bereichen der Physik als Diffusionsvorgang bezeichnet werden. Es
betrifft die räumliche und zeitliche Entwicklung des elektromagnetischen Feldes ein-
schließlich der Stromdichte. Im Folgenden wollen wir uns auf zeitlich harmonische
Vorgänge beschränken und insbesondere untersuchen, wie die elektrotechnischen
Gr€
oßen Widerstand, Induktivität und Verlustleistung eines Leiters von seiner Geometrie
und Material sowie der Betriebsfrequenz abhängen.
Betrachtet man das elektromagnetische Feld in Leitern, so ist wegen der relativ hohen
spezifischen Leitfähigkeit κ die Verschiebungsstromdichte in der II-ten Maxwell-Glei-
chung
∂D
rot H ¼ J þ ðIIÞ
∂t
D ¼ εE ð5:2Þ
J ¼ κE ð5:3Þ
folgt daraus
1 ∂E κ 1
E ∂t ε ¼ τ : ð5:4Þ
R
Hierbei bezeichnet τR die in Abschn. 1.4 definierte Relaxationszeit des Mediums (1.49).
Voraussetzung für die Gültigkeit von Gl. (5.1) ist also, dass die relative Änderung des
Feldes innerhalb der Relaxationszeit sehr klein ist, was angesichts der Gr€oßenordnung von
τR im Bereich von 1014 s in üblichen Leitern (siehe Beispiel 1.1) bei nahezu allen
technischen Vorgängen gegeben ist.
Mit (5.1) reduziert sich die II-te Maxwell-Gleichung dementsprechend zu
rot H ¼ J, ðII0 Þ
also dem Ampèreschen Durchflutungsgesetz der Magnetostatik, wobei die Gr€oßen darin
zeitabhängig sind. Daraus folgt mit der Identität (A.75) unmittelbar für die Stromdichte
div J ¼ 0
und aus der III. Maxwell-Gleichung für die Ladungsdichte innerhalb eines homogenen
Mediums
ε
div D ¼ divJ ¼ q ¼ 0: ðIII0 Þ
κ
Ladungs- und Stromdichte verhalten sich räumlich wie im stationären Fall, sind jedoch
zeitabhängig, worin die häufig verwendete Bezeichnung als quasistation€ares Feld begrün-
det ist.
Zusammen mit dem Induktionsgesetz (I) und der Quellenfreiheit von B (IV) erhalten wir
insgesamt für das elektromagnetische Feld in Leitern das folgende reduzierte Maxwellsche
Gleichungssystem:
∂B ! 0
rot E ¼ ðIÞ rot H ¼ J II
∂t 0 J¼κ E
divD ¼ 0 III div B ¼ 0 ðIVÞ:
5.1 Die elektromagnetischen Diffusionsgleichungen 247
Zwischen dem elektrischen Feld bzw. dem Strom und dem magnetischen Feld besteht
eine wechselseitige Verkopplung über das ohmsche Gesetz (5.3). Daraus folgt eine für
elektromagnetische Diffusionsvorgänge in Leitern charakteristische inhomogene Strom-
und Feldverteilung zu den Rändern hin, auch bekannt als Stromverdr€angung oder Skinef-
fekt. Das elektrische Feld hat gemäß (III0 ) keinen Quellenanteil, d. h. es handelt sich nach
(I) um ein reines Wirbelfeld, was mit (5.3) ebenso für die Stromdichte zutrifft und die
Bezeichnung Wirbelstrom begründet.
Für ein homogenes Medium lassen sich die reduzierten Maxwell-Gleichungen (I), (II0 ),
(III0 ) und (IV) wie folgt entkoppeln. Anwendung der Rotation auf Gl. (II0 ) führt mit der
Identität (A.76) zunächst auf
1
ðgrad divB ΔBÞ ¼ κ rot E
μ
Nach Einsetzen von (I) und (IV) erhalten wir für die magnetische Flussdichte die
partielle Differentialgleichung 2. Ordnung
∂B
ΔB μκ ¼ 0: ð5:5Þ
∂t
In analoger Weise erhält man durch Anwendung der Rotation auf Gl. (I) und der
Materialgleichung
B ¼ μH ð5:6Þ
1 ∂
grad divD ΔE ¼ μ rot H,
ε ∂t
∂E
ΔE μκ ¼ 0, ð5:7Þ
∂t
∂J
ΔJ μκ ¼ 0: ð5:8Þ
∂t
B ¼ rot A: ð5:9Þ
248 5 Diffusionsfelder in Leitern
div A ¼ 0 ð5:10Þ
und (II0 ) resultiert nach Anwendung der Rotation auf (5.9) die Poisson-Gleichung
ΔA ¼ μ J: ð5:11Þ
Gemäß der Identität (A.74) kann der Ausdruck E + ∂A/∂t einem Gradientenfeld
gleichgesetzt werden. Da jedoch E gemäß (III0 ) und A wegen der Coulomb-Eichung
(5.10) reine Wirbelfelder sind, folgt für die Beziehung zwischen E und A
∂A
E¼
∂t
∂A
ΔA μκ ¼ 0: ð5:12Þ
∂t
Wie der Vergleich von (5.5), (5.7), (5.8) und (5.12) zeigt, gehorchen alle Feldgr€oßen
einschließlich der Stromdichte der gleichen partiellen DGL vom parabolischen Typ
∂f
Δf μκ ¼ 0: ð5:13Þ
∂t
Bei sinus- bzw. cosinusf€ormiger Zeitabhängigkeit mit Kreisfrequenz ω k€onnen die zeit-
abhängigen Gleichungen unter Verwendung komplexer Amplituden (Betrag und Phase)
umgeschrieben werden (siehe Abschn. 1.7). Aufgrund der ejωt-Abhängigkeit aller Gr€oßen
gehen dabei die Zeitableitungen in eine Multiplikation mit dem Faktor jω über. So erhalten
wir für die reduzierten Maxwell-Gleichungen (I), (II0 ), (III0 ) und (IV) die komplexe Form
rot E ¼ jωB I rot H ¼ J ðII0 Þ
div D ¼ 0 ðIII0 Þ div B ¼ 0 IV :
1
ω : ð5:14Þ
τR
Entsprechend des oben zitierten sehr kleinen Wertes der Relaxionszeit τR bei Leitern
liegt diese Frequenzgrenze im Bereich von 1014 s1, also jenseits des üblichen technischen
Frequenzbereichs.
Die Diffusionsgleichungen der Gestalt (5.13) gehen im harmonischen Fall über in die
Form
Δf jω μ κ f ¼ 0,
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1
γ ¼ α þ jβ ¼ jωμ κ ¼ ð1 þ jÞ ð5:15Þ
δ
erhalten wir die Diffusionsgleichungen (5.5), (5.7), (5.8) und (5.12) in der Form
250 5 Diffusionsfelder in Leitern
ΔB γ2 B ¼ 0 ð5:17Þ
ΔE γ2 E ¼ 0 ð5:18Þ
ΔJ γ2 J ¼ 0 ð5:19Þ
ΔA γ2 A ¼ 0: ð5:20Þ
Der komplexe Poyntingsche Satz (Abschn. 1.7.2) reduziert sich aufgrund der Vernach-
lässigung der Verschiebungsstromdichte zu
ZZ ZZZ ZZZ
1 1
S dA ¼ E J∗ dV jω H∗ B dV : ð5:21Þ
2 2
∂V V V
Hierbei ist
1
S ¼ E H∗ : ð5:22Þ
2
1
pJ ðt Þ ¼ Eðt Þ Jðt Þ ¼ E J∗ ð5:23Þ
2
1 1
wM ðt Þ ¼ Hðt Þ Bðt Þ ¼ H∗ B ð5:24Þ
2 4
stellt der Poyntingsche Satz (5.21) die Bilanz zwischen der aus einem Volumen V aus-
oder einstr€omenden Scheinleistung (Wirk- und Blindleistung) und der darin umgesetzten
Verlustleistung und im Mittel gespeicherten magnetischen Feldenergie.
H0 ez
HðxÞ ¼ H z ðxÞ ez :
Die zu l€
osende Diffusionsgleichung (5.17) reduziert sich, dadurch dass die Ableitungen
nach y und z Null sind, zu der gew€ohnlichen DGL 2. Ordnung
d2 H z
γ2 H z ¼ 0:
dx2
Wie man sich leicht durch Einsetzen überzeugen kann, hat die allgemeine L€osung die
Form
þγ x γ x
H z ð xÞ ¼ H 1 e þ H2 e : ð5:25Þ
(1) : H z ðx ¼ 0Þ ¼ H 0
(2) : lim H z ðxÞ ¼ 0:
x!1
Aus (2) folgt unmittelbar H 1 ¼ 0 und aus (1) H 2 ¼ H 0 und wir erhalten als L€osung für
das magnetische Feld innerhalb des leitenden Halbraums
252 5 Diffusionsfelder in Leitern
γ x
H z ð xÞ ¼ H 0 e : ð5:26Þ
∂H z
rot H ¼ ey ¼ J
∂x
ergibt sich durch Einsetzen von (5.26) und Ausführung der einzig verbleibenden Ableitung
nach x die y-gerichtete Stromdichte:
γ x
J y ð xÞ ¼ γ H 0 e : ð5:27Þ
Über (5.3) folgt daraus unmittelbar für die ebenfalls y-gerichtete elektrische Feldstärke
γ γ x
E y ð xÞ ¼ H0 e : ð5:28Þ
κ
Innerhalb des Leiters stehen die elektrische und magnetische Felstärke senkrecht aufei-
nander und das komplexe Amplitudenverhältnis
rffiffiffiffiffiffiffiffiffi
E y ðxÞ γ ωμ
¼ ¼ ð1 þ jÞ :
H z ð xÞ κ 2κ
ist frequenzabhängig und wird von den Materialkonstanten μ und κ bestimmt, wobei der
Phasenunterschied zwischen den beiden Feldern 45 beträgt. Alle Feldgr€oßen im Leiter
sind mit (5.15) betragsmäßig proportional zu
γ x
e ¼ eα x ¼ ex=δ ,
klingen also exponentiell mit der charakteristischen Länge (Skin- oder Eindringtiefe) δ in
Abhängigkeit von Frequenz und Materialparameter μ und κ in den Leiter hinein ab
(Abb. 5.2).
Die Skintiefe δ ist also ein Maß für die Stärke des Diffusionsvorganges und ist bei einer
ebenen Leiteroberfläche der Abstand, bei dem alle Feldgr€oßen nur noch 1/e ( 37 %) des
Ausgangswerts am Leiterrand betragen. Abb. 5.3 zeigt den Frequenzverlauf von δ für
Kupfer, Aluminium und Stahl in doppeltlogarithmischer Auftragung. Wie man sieht,
beträgt die Skintiefe bereits bei relativ kleinen Frequenzen der Energietechnik weniger
als einen Millimeter und reduziert sich im Hochfrequenzbereich auf nur wenige Mikro-
meter. Der gesamte Strom wird deshalb nur innerhalb einer sehr dünnen Schicht unterhalb
der Leiteroberfläche geführt, was der Grund ist für die Bezeichnung Skin-(engl. Haut)
5.3 Felddiffusion in einen leitfähigen Halbraum 253
|Ey(x)|
|H0| |Hz(x)|
z
effekt. Der Grund für die kürzere Skintiefe bei Stahl trotz der niedrigeren Leitfähigkeit κ im
Vergleich zu den anderen beiden Metallen liegt in der wesentlich h€oheren relativen
Permeabilität μr. Bei Aluminium und Kupfer beträgt sie nahezu Eins.
Blechdicke d deutlich gr€oßer ist als die Skintiefe δ. Unter dieser Voraussetzung erhalten
wir mit dem Ergebnis (5.28) für den auf das Betragsverhältnis der elektrische
Feldstärken bezogenen Schirmfaktor
E0
a¼ eþd=δ :
E ðd Þ
Damit liegt der Schirmfaktor bereits bei d/δ ¼ 5 in der Gr€oßenordnung von 100 und
bei einer Verdopplung der Frequenz (Reduzierung von δ um 1/√2) erh€oht sich a um das
zehnfache.
E0 E(d)
5.3.2 Verlustleistung
γ x
J y ð xÞ ¼ J 0 e
innerhalb des leitenden Halbraums umgesetzte Joulesche Leistung berechnet sich durch
Integration über die Verlustleistungsdichte (5.23)
2
1 J
∗
pJ ð t Þ ¼ E J ¼ :
2 2κ
Für ein in x-Richtung unbegrenzten Quader mit den Kantenlängen Δy, Δz (Abb. 5.4a)
erhalten wir für die darin umgesetzte Verlustleistung
5.3 Felddiffusion in einen leitfähigen Halbraum 255
a b
y ΔI
Δz Δz
κ
ΔR
|Jy(x)|
Δy
Δy κ
x
δ
z
Abb. 5.4 (a) Unendlich langer Quader mit induzierter Stromdichte, (b) Homogen durchstr€
omter
Quader mit äquivalenter Leitschichtdicke δ
Z1
Δy Δz 2
ΔP ¼ J ðxÞ dx
2κ
0
2 2
J Δy Δz Z
1
J δ Δy Δz
2 x=δ
¼ 0
e dx ¼ 0 :
2κ 4κ
0
2
1 2 J δ Δy Δz
ΔP ¼ ΔI ΔR ¼ 0 ,
2 4κ
mit
Z1 Z1
γ x J 0 Δz J Δz
ΔI ¼ Δz J y ðxÞ dx ¼ J 0 Δz e dx ¼ ¼ 0 δ
γ ð1 þ j Þ
0 0
Δy pffiffiffiffi
ΔR ¼ ω: ð5:29Þ
κ δ Δz
mit der Formel (3.12) für den homogen durchflossenen Zylinder mit der Länge l ¼ Δy und
dem Querschnitt A ¼ δΔz folgendermaßen interpretieren: ΔR entspricht einem endlichen
Quader der Dicke δ, der vom Gesamtstrom ΔI gleichm€aßig durchflossen wird. Daher
bezeichnet man δ auch als €aquivalente Leitschichtdicke (Abb. 5.4b).
Betrachtet werde ein leitfähiger Zylinder, der einem elektromagnetischen Wechselfeld mit
der Kreisfrequenz ω ausgesetzt ist. Der Zylinder habe den Radius a, die spezifische
Leitfähigkeit κ und Permeabilität μ und sei in z-Richtung unbegrenzt (Abb. 5.5). Auf der
Zylinderoberfläche sei die z-gerichtete, tangentiale magnetische Feldstärke H0 vorgegeben,
die einer azimuthalen Oberflächenstrombelegung JA ¼ H0 entspricht (Vgl. Abschn. 4.3.2).
Durch die Vorgabe der axialen Tangentialfeldstärke H0 resultiert innerhalb des Zylinders
ein ebenfalls z-gerichtetes Magnetfeld Hz(ρ), das aufgrund der zylindersymmetrischen
Geometrie nur eine Funktion der radialen Koordinate ρ sein kann. Die zu l€osende Diffu-
sionsgleichung (5.17) mit dem Laplace-Operator in Zylinderkoordinaten (A.72) reduziert
sich mit
z
H0
ρ
μ,κ
5.4 Felddiffusion im Zylinder 257
∂H z ∂H z
¼ ¼0
∂ϕ ∂z
d2 H z 1 dHz
þ γ2 H z ¼ 0: ð5:30Þ
dρ2 ρ dρ
H z ðρÞ ¼ A J0 j γ ρ þ B N0 j γ ρ
H z ðρ ¼ aÞ ¼ A J0 j γ a ¼ H0
bestimmt werden und wir erhalten als L€osung des magnetischen Feldes
J0 j γ ρ
H z ð ρÞ ¼ H 0 : ð5:31Þ
J0 j γ a
Für die elektrische Feldstärke erhalten wir aus dem Ampèreschen Durchflutungsgesetz
(II0 ) mit
dH z ðρÞ
rot H ¼ rot H z ðρÞ ez ¼ eϕ
dρ
1 d H z ð ρÞ
Eϕ ¼ :
κ dρ
d
J0 ðxÞ ¼ J1 ðxÞ, ð5:32Þ
dx
jγ H 0 J1 jγ ρ
Eϕ ¼ , ð5:33Þ
κ J0 jγ a
J1 jγ ρ
J ϕ ¼ jγ H 0 : ð5:34Þ
J0 jγ a
Wie der Vergleich von (5.31), (5.33) und (5.34) zeigt, wird die zylindersymmetrische
Verteilung aller Feldgr€oßen gemäß (5.15) vom komplexen Argumenten in den Besselfunk-
tionen
ρ
jγ ρ ¼ jð1 þ jÞ ,
δ
d. h. vom Verhältnis ρ/δ a/δ bestimmt. Neben der Geometrie (Radius a) ist dieses
Verhältnis nach (5.16) noch vom Material (μ,κ) und der Wurzel der Frequenz abhängig. Für
die Praxis sind häufig die beiden Extremfälle von Interesse, d. h. bei weit reichender
Diffusion (schwacher Skineffekt) und bei kurzer Diffusionslänge (starker Skineffekt). In
diesen beiden Fällen gilt für den Betrag der Argumente der Besselfunktionen
pffiffiffi a 1 ) schwacher Skineffekt
jγ ρ 2
δ 1 ) starker Skineffekt:
J0 j γ ρ
1 ; f u€r ρ=δ < a=δ 1
J0 jγ a
als Näherungsl€
osung für das Magnetfeld
H z ðρ Þ H 0 :
Es liegt also ein homogenes Magnetfeld innerhalb des Kerns vor, in Übereinstimmung
mit (4.45) für das magnetostatische Feld eines azimutal umstr€omten Zylinders.
1
J0 ðxÞ pffiffiffiffiffiffiffiffiffi ej ðxπ=4Þ f u€r jxj 1 ð5:35Þ
2πx
als Näherungsl€
osung für das Magnetfeld
rffiffiffi
a γðaρÞ
Hz H0 e f u€r γ ρ 1: ð5:36Þ
ρ
Dieses Ergebnis lässt sich mit dem Abstand von der Zylinderwand d ¼ aρ wie folgt
umschreiben:
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
a γ d γ d
Hz H0 e H 0e f u€rγ ða d Þ 1:
ad
Es liegen damit ähnliche Verhältnisse wie bei der ebenen Wand (Abschn. 5.3) vor, was
dadurch erklärt werden kann, dass die Skintiefe δ wesentlich kleiner ist als der Zy-
linderradius. Abb. 5.6 zeigt einige Betragsverläufe der magnetischen Feldstärke (5.31)
für verschiedene a/δ-Verhältnisse, normiert auf den Wert am Zylinderrand. Während bei
kleinen a/δ-Verhältnissen (schwacher Skineffekt) ein nahezu homogenes Feld über dem
Drahtquerschnitt vorliegt, nimmt die Feldverdrängung zum Rand hin bei gr€oßeren
a/δ-Verhältnissen zu und nähert sich allmählich dem exponenentiellen Verlauf (5.37) an.
260 5 Diffusionsfelder in Leitern
a/δ = 2
0.5
a/δ = 4
a/δ = 7
ρ/a
1
0
H 0 ¼ J A N I, ð5:38Þ
wobei N0 die Anzahl der Windungen pro Länge bezeichnet. Die im Zylinder induzierte
Stromdichte Jϕ (5.34) verursacht eine Joulesche Verlustleistung gemäß (5.23). Zusätzlich
geht mit dem Magnetfeld (5.31) eine im zeitlichen Mittel gespeicherte magnetische
Feldenergie (5.24) einher, die einer Blindleistung entspricht. Insgesamt muss die Summe
aus Verlust(Wirk)- und Blindleistung, also die Scheinleistung, die im Zylindervolumen
V umgesetzt wird, von der Stromquelle geliefert werden, d.h.:
ZZ
1 2
I Z ¼ S dA:
2
∂V
Hierbei ist Z die an den Spulenanschlüssen wirksame Impedanz für die Stromquelle und
1
S ¼ E H∗
2
z-Richtung und wir erhalten mit den Feldkomponenten (5.31) und (5.33) nach Integration
in Umfangsrichtung (ds ¼ a dϕ) für die längenbezogene Impedanz
I
0 1 2πa
Z ¼ 2 E H∗ eρ ds ¼ 2 E ϕ H ∗
z :
I I ρ¼a
Nach Einsetzen der Feldkomponenten (5.31) und (5.33) resultiert mit (5.38) die L€osung
2πN0 J1 jγa
2
Z0 ¼ jγa : ð5:39Þ
κ J0 jγa
J 1 ð xÞ x x3
þ ; j xj 1
J 0 ð xÞ 2 16
π a 4 a 2
Z0 N 0 ¼ R0 þ jω L00 ,
2
þ j4 ð5:40Þ
2κ δ δ
also die Summe aus einem längenbezogenen Widerstand R0 und einer positiven Reak-
tanz, die einer längenbezogenen Induktivität L0 0 entspricht. Damit wird der Schein-
leistungsumsatz in Form der Jouleschen Wirk- und magnetischen Blindleistung im
Spulenkern impedanzmäßig erfasst. Einsetzen von (5.16) ergibt für die beiden Im-
pedanzelemente jeweils den expliziten Ausdruck
262 5 Diffusionsfelder in Leitern
μ 2 κ π a4 ω2
R0 N 0
2
8
L00 N 0 μ π a2 :
2
!
J1 jγa 1
j 1
J0 jγa 2γa
2π a 1 a
Z0 N 0 ¼ R0 þ jω L0 :
2
þj
κ δ 2 δ
2π a 1 2πa pffiffiffiffi
R0 N 0 N0
2 2
ω
κ δ 2 κδ
R0 2 2 a 1
L0 ¼ N0 π ¼ N0 μπaδ
2
pffiffiffiffi :
ω ωκ δ ω
Der Ausdruck für R0 entspricht dabei nach Gl. (3.12) einem homogen durchstr€omten
Ring mit Umfang 2πa und effektiver Leitschichtdicke δ. Daraus resultiert die für den
starken Skineffekt charakteristische Zunahme mit √ω. Dagegen fällt L0 mit der Wurzel der
Frequenz ab. Dies kann mit der zunehmenden Feldverdrängung zum Rand hin erklärt
werden, wodurch sich die magnetischen Feldenergie innerhalb des Zylinders verringert.
Abb. 5.7 zeigt den auf den Faktor 2π N0 2/κ normierten Verlauf von R0 sowie L0 /L00 , in
Abhängigkeit von a/δ. Wie zu erkennen ist, gehen die beiden Asymptoten für schwachen
5.4 Felddiffusion im Zylinder 263
Skineffekt (a/δ << 1) und starken Skineffekts (a/δ >> 1) jeweils nach einem relativ
kurzen Übergangsbereich um den Abszissenwert a/δ 1. . .2 ineinander über.
π a 4
P0 I 2eff R ¼ I 2eff N 0
2
470 W=m:
2κ δ
264 5 Diffusionsfelder in Leitern
Für einen leitfähigen Zylinder unbestimmter Länge mit Radius a, der vom Strom I in
axialer Richtung durchflossen wird (Abb. 5.8) erhalten wir aus der Diffusionsgleichung
(5.19) in Zylinderkoordinaten für die z-gerichtete Stromdichte mit
∂J z ∂J z
¼ ¼0
∂ϕ ∂z
2
∂ Jz 1 ∂J z
þ γ2 J z ¼ 0:
∂ρ 2 ρ ∂ρ
z
m,κ
ρ
5.5 Wechselstromimpedanz von Leitungen 265
Diese ist mathematisch identisch zur Diffusionsgleichung (5.30) für das z-gerichtete
Magnetfeld in der Zylinderspule, sodass der gleiche L€osungsansatz mit der Bessel- und
Neumannfunktion mit unbestimmten Koeffizienten A und B verwendet werden kann:
J z ¼ A J0 j γ ρ þ B N 0 j γ ρ :
N0 j γ ρ ! 1 f u€r ρ ! 0
aus der L€ osung ausgeschlossen werden, da eine unendliche Stromdichte auf der
Drahtachse physikalisch nicht gegeben ist. Bei diesem Problem ist keinerlei Randwert
explizit vorgegeben, dennoch kann die Konstante A aus der Strombilanz bestimmt werden,
d. h.:
Z2 π Za Za
I ¼ J z ρ dρ dϕ ¼ 2 π A J0 jγ ρ ρ dρ:
0 0 0
Mit
Za " #a
ρ a
J0 jγ ρ ρ dρ ¼ J1 jγ ρ ¼ J1 jγ a
jγ jγ
0 0
k€
onnen wir nach A aufl€osen und wir erhalten als Ergebnis für die Stromdichte
j γ I J0 jγ ρ
J z ð ρÞ ¼ : ð5:41Þ
2 π a J1 jγ a
Über das ohmsche Gesetz (5.3) ist damit auch die elektrische Feldstärke bekannt:
Jz j γ I J0 jγ ρ
E z ð ρÞ ¼ ¼ : ð5:42Þ
κ 2 π κ a J1 jγ a
266 5 Diffusionsfelder in Leitern
d E ðρ Þ
rotE ¼ rot E z ðρÞ ez ¼ z eϕ
dρ
I J1 jγ ρ
H ϕ ð ρÞ ¼ : ð5:43Þ
2 π a J 1 ð j γ aÞ
Für die längenbezogene Impedanz des Drahtes ist analog zur Zylinderspule in
Abschn. 5.4.2 der komplexe Poynting-Vektor über den Kreisumfang zu integrieren:
I
0 1 2πa
Z ¼ 2 E H∗ eρ ds ¼ 2 E z H ∗
ϕ
I I ρ¼a
Nach Einsetzen der Feldkomponenten (5.42) und (5.43) erhalten wir die auf den
Gleichstromwiderstand
1
R00 ¼
π a2 κ
bezogene L€
osung für die Impedanz:
Z0 R0 þ j ω L0i j γ a J0 jγ a
0 ¼ 0 ¼ : ð5:44Þ
R0 R0 2 J1 jγ a
Die Impedanz setzt sich also auch in diesem Fall aus einem ohmschen und einem
induktiven Anteil zusammen. Letzterer entspricht der inneren Induktivität des Drahtes
(siehe Beispiel 4.3). Im Folgenden soll jeweils für den schwachen und den starken
Skineffekts die asymptotische L€osung für die komplexe Impedanz (5.44) und die Strom-
dichte (5.41) im Draht bestimmt werden.
pffiffiffi
j γ ρ j γ a ¼ 2a=δ 1,
J0 j γ ρ 2
J1 j γ a jγa
die asymptotische L€osung für die Stromdichte bei schwachem Skineffekt resultiert:
I
Jz :
π a2
Bei ausreichend niedrigen Frequenzen oder kleinen Leiterradien ist der Strom also
nahezu gleichmäßig über den Querschnitt verteilt.
Für die Impedanz (5.44) ist der Näherungsansatz
J 0 ð xÞ 2 1 x 2
1
J 1 ð xÞ x 2 2
einzusetzen und wir erhalten damit als asymptotische L€osung der Impedanz bei schwa-
chem Skineffekt
Z0 R0 þ j ω L0i 1 a 2
0 ¼ 0 1þj :
R0 R0 4 δ
R0 R00
der längenbezogene Gleichstromwiderstand und für die innere Induktivität Li0 ergibt sich in
Übereinstimmung mit (4.58) der Gleichstromwert
R00 a2 μ
L0i L0i, 0 ¼ ωμκ ¼ : ð5:45Þ
4ω 2 8π
268 5 Diffusionsfelder in Leitern
Mit der Näherung (5.35) für J0 und für J1 bei großen Argumenten
j 1 j
J1 ðxÞ pffiffiffiffiffiffiffiffiffi ej ðxπ=4Þ 1 þ pffiffiffiffiffiffiffiffiffi ej ðxπ=4Þ
2πx 2jx 2πx
γ I raffiffiffi γðaρÞ
Jz ¼ e :
2πa ρ
Dieses Ergebnis entspricht der L€osung für Hz (5.36) in der Zylinderspule und lässt sich
ebenso durch Einführung des Randabstandes d ¼ aρ in eine einfach zu interpretierende
Form umschreiben:
γI 1 γ d
Jz pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi e ,
2 π a 1 d=a
Bei hohen Frequenzen bzw. großen Leiterradien ist der Strom also dicht unterhalb der
Oberfläche konzentriert. Aufgrund der gleichen funktionalen Abhängigkeit wie (5.31)
ergeben sich für die Stromdichte (5.41) die gleichen normierten Betragsverläufe wie in
Abb. 5.6 für verschiedene a/δ-Verhältnisse dargestellt. Die bei kleinen a/δ-Verhältnissen
(schwacher Skineffekt) nahezu homogene Stromdichte über dem Drahtquerschnitt geht mit
ansteigendem a/δ über in den exponentiellen Verlauf (5.46). Auch in diesem Fall des
starken Skineffektes ist die Skintiefe δ gegenüber dem Krümmungsradius so klein, sodass
die Verhältnisse am Zylinderrand lokal denen des leitenden Halbraums ähneln
(Abschn. 5.3).
Hinsichtlich der Impedanz gilt für das Verhältnis der Besselfunktionen in (5.44) bei
großen Argumenten die Näherung
5.5 Wechselstromimpedanz von Leitungen 269
!
J0 jγa 1
j 1þ :
J1 jγa 2γa
Damit resultiert die asymptotische L€osung für die Impedanz bei starkem Skineffekt:
Z
0 0
R þ j ω Li
0
γa 1 ð1 þ j Þ a 1
0 ¼ 0 þ ¼ þ ,
R0 R0 2 4 2δ 4
mit
a 1 a pffiffiffiffi
R0 R00 þ R00 ω ð5:47Þ
2δ 4 2δ
R00 a 1
L0i pffiffiffiffi :
ω 2δ ω
Abb. 5.9 zeigt die normierten Verläufe für R0 und Li0 über a/δ. Wie zu erkennen ist,
gehen die asymptotischen Verläufe für schwachen und starken Skineffekt im Bereich
a/δ 1. . .2 in einander über.
Der Wechselstromwiderstand R0 (5.47) bei starkem Skineffekt lässt sich geometrisch
einfach interpretieren. Einsetzen von (5.16) ergibt hierfür
1
R0 :
2πaδκ
δ
2aL
2πaδ
entspricht die Skintiefe δ also wie beim leitenden Halbraum (Abschn. 5.3) einer
€aquivalenten Leitschichtdicke, die vom Strom gleichm€aßig durchflossen wird. Auf analoge
Weise lässt sich bei starkem Skineffekt der Wechselstromwiderstand von Drähten mit
anderen Querschnittsformen unter der Voraussetzung, dass δ wesentlich kleiner ist als
der Krümmungsradius, grob abschätzen.
Bei starkem Skineffekt wird also nur ein Bruchteil des Drahtquerschnittes für die
Stromleitung genutzt. Eine weitaus bessere Ausnutzung des Querschnittes bieten soge-
nannte Hochfrequenzlitzen (Abb. 5.10b). Sie bestehen aus einem Bündel dünnerer Drähte
mit Radius aL < δ << a, die voneinander durch eine Lackschicht isoliert sind. In den
einzelnen dünnen Drähten liegt damit der Fall des schwachen Skineffektes vor mit einer
nahezu homogenen Stromverteilung. Dadurch reduziert sich der Leitungswiderstand der
Litze in etwa auf die Gr€oßenordnung des Gleichstromwiderstandes R0 des entsprechenden
massiven Drahtquerschnittes.
∂J z
¼0
∂z
x
–a/2 κ, m a/2
–a/2
2 2
∂ Jz ∂ Jz
þ γ2 J z ¼ 0: ð5:48Þ
∂x2 ∂y2
sind beide Funktionen X und Y aufgrund der Symmetrie identisch. Einsetzten in (5.48)
ergibt für diese als F bezeichnete Funktion jeweils die Gleichung
2
∂ F γ2
¼ F,
∂x2 2
pffiffiffi pffiffiffi
FðxÞ ¼ A cosh γ x= 2 þ B sinh γ x= 2 :
Anstatt der trigonometrischen werden hier die hyperbolischen Funktionen gewählt, weil
keine homogenen Randbedingungen gegeben sind. Dabei scheidet die hyperbolische
Sinusfunktion wegen der notwendigen Symmetrie aus und wir erhalten für die gesuchte
Stromdichte zunächst
pffiffiffi pffiffiffi
J z ðx; yÞ ¼ C cosh γ x= 2 cosh γ y= 2 :
Za=2 Za=2 γa
8C
I ¼ J z ðx; yÞ d xdy ¼ sinh2 pffiffiffi :
γ 2
2 2
a=2 a=2
pffiffiffi pffiffiffi
I γ2 cosh γ x= 2 cosh γ y= 2
J z ðx; yÞ ¼ γa : ð5:49Þ
8
sinh 2
p ffiffi
ffi
2 2
Mit Bezug zu (5.15) hängt die Stromverteilung von der relativen Kantenlänge a/δ ab,
sodass eine systematische Untersuchung des asymptotischen Verhaltens bei kleinen und
großen Argumenten m€oglich ist.
1
coshðxÞ sinhðxÞ ejxj ; f u€r jxj 1:
2
Aus (5.49) resultiert damit als asymptotische L€osung bei starkem Skineffekt
I γ2 γ
ffi
p ð jxjþjyja Þ
J z ðx; yÞ ¼ e 2 ,
8
Es liegt also auch in diesem Fall ein exponentieller Anstieg der Stromdichte zu den
Rändern vor. Allerdings konzentriert sich der gr€oßte Anteil des Stromes in den Ecken, wo
5.5 Wechselstromimpedanz von Leitungen 273
Abb. 5.12 Betragsverlauf der Stromdichte über quadratischem Querschnitt (a) a/δ ¼ 0,1, (b) a/δ ¼ 3,
(c) a/δ ¼ 10
die Stromdichte sich um bis zu dem Faktor ea/√2δ gegenüber den Seitenmitten erh€oht. In
Abb. 5.12 sind drei exemplarische Betragsverläufe für einen niedrigen, mittleren und
hohen a/δ-Wert dargestellt.
Für die längenbezogene Wechselstromimpedanz des Drahtes ist analog zum runden
Draht (Abschn. 5.5.1) der komplexe Poynting-Vektor über den Umfang des quadratischen
Querschnittes zu integrieren:
I Za=2
1 4
0
Z ¼ 2 ∗
E H ðen dsÞ ¼ 2 Ez H ∗ d x: ð5:50Þ
I I x y¼a=2
a=2
Hierbei genügt wegen der Symmetrie die Integration über eine der vier Seiten, z. B. für
y ¼ a/2. Die elektrische Feldstärke Ez ¼ Jz/κ ist über die Stromdichte (5.49) bekannt. Das
Magnetfeld ist über das Induktionsgesetz (I) zu berechnen:
∂ ∂
∇E ¼ E ex E z ey ¼ jωμH:
∂y z ∂x
274 5 Diffusionsfelder in Leitern
pffiffiffi pffiffiffi
j I γ cosh γ x= 2 sinh γ y= 2
3
H x ðx; yÞ ¼ pffiffiffi γa :
ω μ 2 8κ
sinh2 pffiffiffi
2 2
2 4
pffiffiffi 2
j I γ∗ γ δ2 γ a cosh γ x= 2
Ez H ∗ ¼ pffiffiffi coth pffiffiffi :
x y¼a=2
2 64 κ 2 2 2 γ a 2
sinh 2pffiffi2ffi
Zur Ausführung der Integration in (5.50) k€onnen die beiden Betragsquadrate der cosh-
und sinh-Funktion wie folgt zerlegt werden:
2 pffiffiffi pffiffiffi
I 1þj γa cos 2x=δ þ cosh 2x=δ
Ez H ∗ ¼ pffiffiffi coth pffiffiffi :
x y¼a=2
2 32 κ δ3 2 2 a a
cosh pffiffiffi cos pffiffiffi
2δ 2δ
Einsetzen in (5.50) und Ausführen der Integration in x-Richtung ergibt die auf den
längenbezogenen Gleichstromwiderstand
1
R00 ¼ ð5:51Þ
κ a2
normierte Wechselstromimpedanz
a a
sin pffiffiffi þ sinh pffiffiffi γa
Z0 1þj a 2
2δ 2δ
0 ¼ coth pffiffiffi : ð5:52Þ
R0 8 δ a a 2 2
cosh pffiffiffi cos pffiffiffi
2δ 2δ
a a
sin pffiffiffi þ sinh pffiffiffi pffiffiffiδ
2δ 2δ
’ 2 2
a a a
cosh pffiffiffi cos pffiffiffi
2δ 2δ
und für
γa pffiffiffiδ 1 þ ja
coth pffiffiffi ’ ð1 j Þ 2 þ pffiffiffi :
2 2 a 6 2δ
Eingesetzt in (5.52) erhalten wir als asymptotische Näherung der Impedanz bei schwa-
chem Skineffekt
Z0 j a 2
0 ’ 1þ :
R0 12 δ
Die Impedanz enthält somit den Gleichstromwiderstand R0 0 (5.51) und die innere
Induktivität
R00 a 2 μ
L0i, 0 ’ ¼ :
12 ω δ 24
Es handelt sich also bei der längenbezogenen, inneren Induktivität wie beim Kreiszy-
linder (5.45) auch um einen geometrieunabhängigen Wert, der um den Faktor π/3 nur
geringfügig gr€
oßer ist.
a a
sin pffiffiffi þ sinh pffiffiffi
2δ 2δ
’ 1,
a a
cosh pffiffiffi cos pffiffiffi
2δ 2δ
γa
coth pffiffiffi ’ 1:
2 2
Einsetzen in (5.52) ergibt für die Impedanz bei starkem Skineffekt die asymptotische
L€
osung
276 5 Diffusionsfelder in Leitern
Z0 1þj a 2
0 ’ :
R0 8 δ
Für den darin enthaltenen längenbezogenen Widerstand R0 und die innere Induktivität
0
L i resultiert daraus
R00 a 2 1
R0 ’ ¼
8 δ 8 κ δ2
R0 μ
L0i ’ ¼ :
ω 16
Bemerkenswerterweise hängen beide Gr€oßen nicht von der Kantenlänge a ab. Ausge-
hend vom jeweiligen Gleichstromwert R0 0 bzw. L0 i,0 wächst der Widerstand R0 gemäß
(5.16) proportional zur Frequenz monoton an, während die innere Induktivität L0 i einen um
den Faktor 3/2 gr€oßeren Endwert erreicht. Abb. 5.13 zeigt die normierten Verläufe für R0
und Li0 über a/δ. Wie zu erkennen ist, gehen die asymptotischen Verläufe für schwachen
und starken Skineffekt im Bereich a/δ 2. . .3 in einander über.
Insbesondere beim Widerstand R0 greift hier also nicht das einfache Näherungsmodell
für den starken Skineffekt wie z. B. beim Kreiszylinder, basierend auf den äquivalenten
Leitungsquerschnitt (δ Umfang). Dies liegt an dem eckigen Leiterquerschnitt, bei dem
die Voraussetzung, dass der Krümmungsradius groß gegenüber δ sein muss, in den Ecken
nicht gegeben ist.
5.6 Übungsaufgaben
I N 2r1
2r1 r2 ~
=
+ 2 πr2
a) Leiten Sie die L€osung für das Magnetfeld innerhalb des Kernes aus der Diffusionsglei-
chung ab und berechnen Sie die dabei auftretende Konstante.
b) Welche Bedingung gilt für das Verhältnis von r1 zur Skintiefe δ bei schwachem
Skineffekt? Leiten Sie für diesen Fall eine Näherungsl€osung für Hz(ρ) ab.
278 5 Diffusionsfelder in Leitern
x2
Hinweis: J0 ðxÞ 1 f u€r jxj << 1
4
c) Berechnen Sie aus dem Ergebnis von b) die Näherung für die resultierende
Wirbelstromdichte Jϕ und skizzieren Sie den Betragsverlauf.
d) Ermitteln Sie allgemein die Verlustleistung im Kern.
µ, κ l
U
x
y
z
b
a µ0, κ = 0
a) Geben Sie die für die komplexe Stromdichte J im Quader maßgebliche Differential-
gleichung an, reduziert auf die notwendige Koordinate.
b) Stellen Sie die L€osung für J auf. Bestimmen Sie den Betragsverlauf in x-Richtung für
die beiden Extremfälle des schwachen bzw. des starken Skineffektes. Berechnen Sie
jeweils für x ¼ 0 und x ¼ a/2 das Verhältnis zum Gleichstromwert JDC.
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Hinweis: jcoshðð1 þ jÞxÞj ¼ sinh2 ðxÞ þ cos 2 ðxÞ
m,κ
I'
m→¥
y
z
x
0 d
a) Geben Sie die in der Schicht (0 < x < d) hervorgerufene Komponente der komplexen
magnetischen Feldstärke H als Funktion der entsprechenden Koordinate an und stellen
Sie dafür die maßgebliche komplexe Diffusionsgleichung auf, einschließlich ihrer
Parameter.
b) Welchen Wert hat die magnetische Feldstärke jeweils auf den beiden Oberflächen bei
x ¼ 0 und x ¼ d?
c) Geben Sie für die Diffusionsgleichung aus a) die allgemeine L€osung für die magneti-
sche Feldstärke an und bestimmen Sie alle Konstanten über die in b) aufgestellten
Randbedingungen. Geben Sie die endgültige L€osung für H innerhalb der Schicht an.
d) Bestimmen Sie für die L€osung der magnetischen Feldstärke aus c) die komplexe
Näherung für den Fall starker Skineffekt.
e) Berechnen Sie mit der komplexen Näherungsl€ osung für H aus d) die komplexe Strom-
dichte J mit Hilfe der entsprechenden Maxwell-Gleichung. Welches Ergebnis erhalten
Sie für die in einem Volumenabschnitt mit den Kantenlängen Δy, Δz und x ¼ 0...d
umgesetzte Verlustleistung ΔP?
2 r0
h Luft
Htan(x) y x
a) Der Halbraum sei zunächst als ideal leitend angenommen (κ ! 1). Bestimmen Sie aus
der entsprechenden Grundbedingung des elektrischen Feldes den Wert des
Vektorpotentials auf der Oberfläche des Halbraums. Welche Spiegelersatzanordnung
leiten Sie für das Feld im Luftraum daraus ab?
b) Berechnen Sie mit Hilfe der Spiegelersatzanordnung aus a) die tangentiale magnetische
Feldstärke Htan(x) auf der Oberfläche des ideal leitenden Halbraumes. Der Draht kann
als unendlich lang angenommen werden.
c) Wie groß ist die Oberflächenstromdichte JA(x) für κ ! 1? Geben Sie die Richtung von
JA(x) an und skizzieren Sie den Betragsverlauf. Wie groß ist der gesamte Strom, der auf
der leitenden Ebene fließt?
d) Für den Fall einer endlichen spez. Leitfähigkeit κ und stark ausgepr€agtem Skineffekt,
d. h. die Skintiefe δ (effektive Leitschichtdicke) ist sehr klein im Vergleich zu allen
Abmessungen, soll die längenbezogene Verlustleistung PV0 im leitenden Halbraum
näherungsweise berechnet werden. Gehen Sie dabei von der Oberflächenstromdichte
JA(x) für κ ! 1 aus.
e) Berechnen Sie aus PV0 den resultierenden längenbezogenen Widerstand R0 des Halb-
raumes. Wie groß ist R' gegenüber dem längenbezogenen Widerstand des Drahtes R00
mit gleicher Leitfähigkeit κ und r0 >> δ ? Interpretieren Sie das Ergebnis.
Elektromagnetische Wellenfelder
6
Zusammenfassung
Im allgemeinen, zeitabhängigen Fall sind elektrisches und magnetisches Feld untrennbar
miteinander verbunden. Das elektromagnetische Feld ist von seiner Natur her ein Wel-
lenfeld, das sich mit Lichtgeschwindigkeit frei im Raum ausbreitet. Die einfachste und
elementare Wellenform ist die ebene Welle. Quellen des elektromagnetischen Wellen-
feldes sind zeitabhängige Ladungen und Str€ome. Aus deren retardierten elektrodynami-
schen Potentialen resultieren die elektrischen und magnetischen Feldkomponenten. Die
elementaren Strahlungsquellen sind der elektrische und der magnetische Dipol. Elektro-
magnetische Wellen werden an Medienübergängen reflektiert und gebrochen.
Werden keinerlei Einschränkungen für das elektromagnetische Feld getroffen, so muss das
vollständige System der Maxwell-Gleichungen gel€ost werden:
∂B
rot E ¼ ðIÞ
∂t
∂D
rot H ¼ J þ ðIIÞ
∂t
div D ¼ q ðIIIÞ
div B ¼ 0 ðIVÞ
J ¼ κE ð6:1Þ
D ¼ εE ð6:2Þ
B ¼ μH ð6:3Þ
und den Randbedingungen (1.51), (1.53), (1.55), (1.57) auf der Trennfläche zwischen zwei
Medien (en zeigt von Medium 1 nach Medium 2)
en ðE2 E1 Þ ¼ 0 ð6:4Þ
en ðH2 H1 Þ ¼ JA ð6:5Þ
en ð D 2 D 1 Þ ¼ q A ð6:6Þ
en ðB2 B1 Þ ¼ 0 ð6:7Þ
∂E
rot rot H ¼ grad div H ΔH ¼ rot J þ ε rot :
∂t
1
grad div H ¼ grad div B ¼ 0:
μ
2 2
∂E ∂ ∂ B ∂ H
rot ¼ rot E ¼ 2 ¼ μ 2
∂t ∂t ∂t ∂t
6.1 Die Feldwellengleichungen 283
erhalten wir schließlich die folgende partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung für
die magnetische Feldstärke:
2
∂ H
ΔH μ ε ¼ rot J: ð6:8Þ
∂t 2
1
c ¼ pffiffiffiffiffiffi : ð6:9Þ
με
In analoger Weise erhalten wir durch Anwendung der Rotation auf (I) mit (6.3)
∂H
rot rot E ¼ grad div E ΔE ¼ μ rot :
∂t
Einsetzen von (6.2), (III) und (II) ergibt für das elektrische Feld ebenfalls eine inhomo-
gene Feldwellengleichung:
2
∂ E 1 ∂J
ΔE μ ε ¼ grad q þ μ : ð6:10Þ
∂t 2 ε ∂t
Im Gegensatz zu (6.8) sind die Quellen des elektrischen Feldvektors sowohl räumliche
Ladungsunterschiede als auch zeitabhängige Str€ome. Letzterer Quellenanteil ist Ausdruck
des Induktionsgesetzes (I).
Da Strom- und Ladungsdichte über die Kontinuitätsgleichung (1.29)
∂q
div J ¼ ð6:11Þ
∂t
in fester Beziehung zueinander stehen, k€onnen die Wellengleichungen für E und H nicht
unabhängig voneinander gel€ost werden. Zusammen mit der Tatsache, dass beide Wellen-
gleichungen die gleiche Fortpflanzungsgeschwindigkeit enthalten, spiegelt dies den
284 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Nur im statischen Fall, in dem sämtliche Zeitableitungen entfallen und sich die beiden
Wellengleichungen für E und H auf die entsprechenden Poisson-Gleichungen reduzieren,
ist eine unabhängige Betrachtung der beiden Felder m€oglich.
Leitfähiges Medium
In einem leitfähigen Medium ist aufgrund des Ohmschen Gesetzes (6.1) auch ohne
unabhängige Stromquellen ein Str€omungsfeld vorhanden. Damit lässt sich der Quellenterm
in (6.8) mit dem Induktionsgesetz (I) wie folgt ersetzen:
∂H
rot J ¼ κ rot E ¼ μ κ : ð6:12Þ
∂t
∂J ∂E
¼ κ :
∂t ∂t
2
∂H ∂ H
ΔH μ κ με ¼ 0 ð6:13Þ
∂t ∂t 2
2
∂E ∂ E
ΔE μ κ με ¼ 0: ð6:14Þ
∂t ∂t 2
ist nach den Ausführungen in Abschn. 5.1 die Ladungsansdichte ohnehin Null. Zum
Anderen kann aufgrund (6.15) jeweils in den Gl. (6.13) und (6.14) der Term mit der
6.1 Die Feldwellengleichungen 285
zweifachen Zeitableitung vernachlässigt werden. In Gl. (6.13) folgt dies nach Einsetzen
von Gl. (6.12). Wir erhalten somit für den Fall eines ausreichend guten Leiters genau die
Diffusionsgleichungen aus Kap. 5:
∂E
ΔE μ κ ¼ 0
∂t
∂H
ΔH μ κ ¼ 0:
∂t
Nichtleitendes Medium
Betrachten wir das elektromagnetische Feld in einem nichtleitenden Medium (κ ¼ 0),
innerhalb eines Raumgebietes ohne unabhängige Quellen, so kann die rechte Seite in (6.8)
und (6.10) jeweils zu Null gesetzt werden und wir erhalten die homogenen Feld-
wellengleichungen
2
∂ H
ΔH μ ε ¼ 0 ð6:16Þ
∂t 2
2
∂ E
ΔE μ ε ¼ 0: ð6:17Þ
∂t 2
Die einfachste L€osung der homogenen Feldwellengleichungen (6.16) und (6.17), die
zugleich auch die elementare elektromagnetische Wellenform darstellt, ist die homogene
ebene Welle. Sie breitet sich geradlinig im Raum aus, wobei die Feldvektoren eine
einheitliche Richtung haben.
Betrachten wir beispielsweise (6.17) in kartesischen Koordinaten, so enthält sie gemäß
(A.71) jeweils eine skalare Wellengleichung für jede Feldkomponente:
2
∂ Ei
ΔE i με ¼ 0 ði ¼ x; y; zÞ:
∂t 2
Wählen wir z. B. für die Ausbreitungsrichtung die z-Koordinate und für den E-Vektor
die x-Richtung, so ist die Funktion Ex(z, t) L€osung der Wellengleichung
286 6 Elektromagnetische Wellenfelder
2 2
∂ E x ðz; t Þ ∂ E x ðz; t Þ
με ¼ 0:
∂z2 ∂t 2
Die allgemeine L€osung einer solchen homogenen, skalaren Wellengleichung der Form
2 2
∂ f ðz; t Þ 1 ∂ f ðz; t Þ
2 ¼ 0 ð6:18Þ
∂z2 v ∂t 2
Sie beschreibt zwei voneinander unabhängige, in positive und negative z-Richtung mit
der Phasengeschwindigkeit v fortschreitende Wellen. Die beiden Wellenfunktionen f+(u)
und f(u) werden durch die Anfangs- und Randbedingungen bestimmt. Hierbei ist jede
zweifach-stetig differenzierbare (also jede real m€ogliche) Funktion, zulässig. Dies lässt sich
durch Einsetzen in (6.18) direkt zeigen. Beispielsweise erhalten wir für die in positive
Richtung fortschreitende Wellenl€osung (Abb. 6.1) mit u ¼ t z/v durch zweimalige
Anwendung der Kettenregel der Differentialrechnung
1 ∂f þ ðuÞ 1 ∂ f þ ð uÞ
2 2
∂ Ex ∂
¼ ¼
∂z2 ∂z v ∂u v2 ∂u2
∂ f þ ðuÞ
2 2
∂ Ex
¼ ,
∂t 2 ∂u2
∂E x ðz; t Þ 1 ∂E þ
x ð uÞ
rot ðE x ðz; t Þ ex Þ ¼ ey ¼ ey ,
∂z v ∂u
sodass die rechte Seite von (I) ebenfalls nur eine y-Komponente enthält:
6.1 Die Feldwellengleichungen 287
Abb. 6.1 Elektrische Feldstärke einer in positive z-Richtung mit der Geschwindigkeit v fortschrei-
tende ebenen Welle zu zwei Zeitpunkten t1 und t2 ¼ t1 + Δz/v
∂H y ðz; t Þ ∂H þ
y ð uÞ
μ ey ¼ μ ey :
∂t ∂u
Integriert man beide Seiten und schließt dabei eine physikalisch unbegründete zeit-
unabhängige Konstante aus, so erhalten wir mit (6.9)
1 þ
E ð uÞ ¼ μ H þ
y ðuÞ:
v x
Die magnetische Feldkomponente weist also den gleichen raumzeitlichen Verlauf wie
die elektrische Komponente auf. Beide sind über den konstanten Faktor
rffiffiffiffi
Eþ E μ
Z ¼ xþ ¼ x ¼ μ v ¼ Feldwellenwiderstand ð6:20Þ
Hy Hy ε
fest miteinander verknüpft. Hierin spiegelt sich also die Untrennbarkeit beider Felder im
konkreten Fall der ebenen Welle wieder. Das negative Vorzeichen beim Verhältnis der
rücklaufenden Feldkomponenten ist durch die entgegengesetzte Richtung des Magnetfel-
des begründet. Entsprechend der Einheit V/A wird dieser Faktor als Feldwellenwiderstand
des Mediums bezeichnet. Im Vakuum (Luft) beträgt der Feldwellenwiderstand
Z ¼ Z0 376,7 Ω.
Eine weitere Eigenschaft der ebenen Welle ist, dass elektrisches und magnetisches Feld
senkrecht in einer Ebene sowohl aufeinander als auch (transversal) zur Ausbreitungsrich-
tung stehen (Abb. 6.2). Die ebene Welle geh€ort daher zur Klasse der Transversal-Elektro-
magnetischen (TEM)-Wellen.
Der Poynting-Vektor (1.66)
Ex 2
S ¼ E H ¼ E x H y ez ¼ ez ,
Z
Hy
Ex
Hy
2π 1
T¼ ¼ ðPeriodendauerÞ
ω f
λ
ω¼2π
v
bzw.
v
λ ¼ Wellenl a€nge : ð6:21Þ
f
6.1 Die Feldwellengleichungen 289
Für den Poynting-Vektor (1.66) einer harmonischen ebenen Welle erhalten wir
S ¼ E H ¼ Ex H y ez cos 2 ½ω ðt z=vÞez ,
also eine zu jedem Zeitpunkt und in jedem Ort positive Leistungsflussdichte in Ausbrei-
tungsrichtung.
2
∂ fðr; t Þ
¼ ω2 fðr; t Þ
∂t 2
für eine orts- und zeitabhängige Feldgr€oße f(r, t) ¼ f(r) ejωt (Abschn. 1.7) in komplexer
Form angeschrieben werden:
ΔH þ k 2 H ¼ rot J
1
ΔE þ k 2 E ¼ grad q þ jωμ J:
ε
pffiffiffiffiffiffi ω 2π
k ¼ω με ¼ ¼ , ð6:22Þ
c λ
die gemäß (6.9) durch die Fortpflanzungsgeschwindigkeit v ¼ c des Mediums bzw. nach
(6.21) auch über die Wellenlänge λ definiert ist.
Die Feldquellen q und J erfüllen hierbei die Kontinuitätsgleichung (6.11) in komplexer
Form
div J ¼ jω q:
ΔH γ2 H ¼ 0
ð6:23Þ
ΔE γ2 E ¼ 0
290 6 Elektromagnetische Wellenfelder
γ2 ¼ jωμκ k 2 : ð6:24Þ
1 κ
ω ¼
τR ε
γ2 ¼ jωμκð1 þ jω τR Þ jωμκ,
ΔH þ k 2 H ¼ 0
ð6:25Þ
ΔE þ k 2 E ¼ 0:
Sie beschreiben die verlustlose Ausbreitung von harmonischen Wellen innerhalb eines
quellenfreien Gebietes.
Für die elementare Harmonische ebene Welle (Abschn. 6.1.1) ergibt sich als L€osung der
entsprechenden komplexen Wellengleichung
ΔE x þ k 2 E x ¼ 0
Die direkte L€ osung der Feldwellengleichungen (6.8), (6.10) ist nur in wenigen Fällen
m€oglich. Für den allgemeinen Fall mit beliebigen Quelleverteilungen ist wie in der Elektro-
und Magnetostatik ein L€osungsansatz über entsprechende Potentiale zu wählen. Im un-
eingeschränkt zeitabhängigen Fall sind dies ein Vektor- und ein Skalarpotential. Aus diesen
elektrodynamischen Potentialen k€onnen alle interessierenden Feldgr€oßen nachträglich
durch Differentiation bestimmt werden.
Das Vektorpotential A kann direkt aus der Divergenzfreiheit von B (IV) und der Identität
(A.75) definiert werden, d. h.
B ¼ rot A: ð6:26Þ
∂A
rot E ¼ rot ,
∂t
bzw.
∂A
rot E þ ¼ 0:
∂t
Aus der Identität (A.74) folgt, das der Ausdruck in der Klammer einem Gradientenfeld
eines Skalarpotentials φ entspricht, d. h.
∂A
Eþ ¼ grad φ,
∂t
∂A
E ¼ grad φ : ð6:27Þ
∂t
Damit ist das elektromagnetische Feld durch Kenntnis der zeitabhängigen Potentiale
A und φ vollständig bestimmt. Wie nachfolgend gezeigt wird, sind die Potentiale ihrerseits
L€
osungen entsprechender inhomogener Wellengleichungen, die für eine gegebene Quellen-
verteilung wesentlich einfacher zu berechnen sind als für die Feldwellengleichungen.
292 6 Elektromagnetische Wellenfelder
6.2.1 Potential-Wellengleichungen
∂E
rot rot A ¼ grad div A ΔA ¼ μ J þ μ ε
∂t
und nach Ersetzen von E durch (6.27) zunächst für das Vektorpotential
2
∂ A ∂φ
ΔA μ ε 2 ¼ μ J þ grad div A þ μ ε :
∂t ∂t
Für das Skalarpotential erhalten wir nach Einsetzen von (6.27) in (III)
∂ q
Δφ þ div A ¼ :
∂t ε
Das Vektorpotential A ist einzig durch seine Wirbeldichte gemäß der Rotation (6.26)
definiert, sodass über die Divergenz frei verfügt werden kann. Sie ist für eine vollständige
Festlegung des Vektorfeldes A nach dem Hauptsatz der Vektoranalysis (Abschn. A.6)
ohnehin erforderlich. Durch die Wahl
∂φ
div A ¼ μ ε ðLorenz-Eichung Þ ð6:28Þ
∂t
erhält man für die beiden Potentiale jeweils eine inhomogene Wellengleichung der Form
2
∂ A
ΔA μ ε ¼ μJ
∂t 2
ð6:29Þ
2
∂ φ q
Δφ μ ε 2 ¼ :
∂t ε
Der Vorzug dieser Form der Wellengleichungen besteht darin, dass die Quellen J und
q jeweils getrennt den beiden Potentialen zugeordnet sind. Es sei jedoch auch hier
angemerkt, dass sie gemäß Kontinuitätsgleichung (6.11) nicht unabhängig von-
einander sind.
" Alternativ zu dem System der Maxwell-Gleichungen (I, II, III und IV) ist das
elektromagnetische Feld über (6.26) und (6.27) durch Lo€sung der beiden Wel-
lengleichungen (6.29) für A und j ebenfalls vollständig bestimmt.
6.2 Die elektrodynamischen Potentiale 293
Die L€osung der Wellengleichung für das Vektor- bzw. Skalarpotential (6.29) setzt sich im
Allgemeinen aus einer partikularen und einer homogenen L€osung zusammen. Eine Parti-
kulärl€
osung, die auch zugleich die L€osung des freien, unbegrenzten Raumes ist, geben wir
hier ohne Beweis an:
ððð
μ Jðr0 ; t jr r0 j=cÞ 0
Aðr; t Þ ¼ dV
4π j r r0 j
ððð
V
ð6:30Þ
1 qðr0 ; t jr r0 j=cÞ
φðr; t Þ ¼ dV 0 :
4πε j r r0 j
V
Bei zeitlich harmonischen Vorgängen gehen wir über zu komplexen Feld- und Poten-
tialamplituden und erhalten gemäß Abschn. 1.7
294 6 Elektromagnetische Wellenfelder
dA(t)
J(r',t*) r – r'
V
dV' r
r'
Abb. 6.4 Berechnung des Vektorpotentials mit Stromdichtewert J im Quellenpunkt r0 zur retardier-
ten Zeit t* ¼ t |r r0 |/c, aufgrund der endlichen Lichtgeschwindigkeit c des Mediums
B ¼ rot A
E ¼ grad φ jω A: ð6:31Þ
ΔA þ k 2 A ¼ μ J
q ð6:33Þ
Δφ þ k 2 φ ¼
ε
Bei der komplexen Form der retardierten Potentiall€osungen wird also über die um
k|r r0 | phasenverschobenen Quellengr€oßen integriert:
6.3 Der Hertzsche Dipol 295
ððð 0
μ Jðr0 Þ ej k jrr j 0
AðrÞ ¼ dV
4π jr r0 j
V Komplexe retardierte
ððð qðr0 Þ ej k jrr0 j ð6:34Þ
1 0 Potentiale
φðrÞ ¼ dV :
4πε jr r0 j
V
Im zeitharmonischen Fall ergibt sich für das Skalarpotential über die Lorenz-Eichung
(6.32) folgender Zusammenhang zum Vektorpotential:
1
φ¼ div A:
jω μ ε
Dies erm€oglicht die Bestimmung des elektromagnetischen Feldes (6.31) einzig aus dem
Vektorpotential und damit aus der Stromdichte J (6.34). Einsetzen in (6.31) ergibt für das
elektrische Feld
1
E ¼ jω 1 þ 2 grad div A ð6:35Þ
k
Der Einsparung der Berechnung des Skalarpotentials (6.34) steht also die zweifache
vektoranalytische Operation ‚grad div‘ entgegen, was aber in vielen Fällen trotzdem
rechnerisch von Vorteil sein kann.
In Analogie zum elektrostatischen Feld einer Punktladung (Abschn. 2.4.3) bzw. des
magnetostatischen Feldes eines stationären Stromelements (Abschn. 4.3.1) wollen wir
das Elementarfeld eines harmonisch oszillierenden Stromelements bestimmen. Damit lässt
sich das Feld jeder beliebigen Stromverteilung (6.34) als Superposition dieser
Elementarl€osung im Sinne einer Greenschen Funktion verstehen (vgl. Abschn. 2.3.3).
Wir betrachten also ein infinitesimales Stromelement der Länge l, in dem ein Wechsel-
strom mit komplexer Amplitude I und Kreisfrequenz ω fließt (Abb. 6.5). Ausnahmsweise
wollen wir hier von der differentiellen Schreibweise für die Elementlänge l absehen.
Die an den Enden des Stromelementes zu bzw. abfließende Ladung pro Zeit (Abb. 6.5a)
entspricht nach der Definition (1.11) dem Strom im Element, d. h. bei der hier betrachteten
harmonischen Zeitabhängigkeit, in komplexer Schreibweise
I ¼ jω Q:
296 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Er
a z b z
Hφ
+Q
_
+ r Eθ
l I p θ
Il
–
–Q
_
Abb. 6.5 (a) Oszillierendes elektrisches Dipolmoment p eines harmonisch zeitabhängigen Strom-
elementes I l (b) zur Berechnung des Elementarfeldes des Hertzschen Dipols
I l ¼ jωQ l ¼ jω p: ð6:36Þ
" Der Hertzsche Dipol entspricht einem oszillierenden elektrischen Dipol, der
über das Stromelement periodisch umgeladen wird.
Bei der Berechnung des retardierten Vektorpotentials (6.34) des betrachteten linienf€or-
migen, z-gerichteten Stromelements (Abb. 6.5b) ergibt
J d V ¼ I l ez
μ I l ejk r
AðrÞ ¼ ez :
4π r
ez ¼ er cos θ eθ sin θ
μ I l ejkr
AðrÞ ¼ ðer cos θ eθ sin θÞ:
4π r
1 ∂ r Aθ ∂A
B ¼ rot A ¼ r eϕ
r ∂r ∂θ
1
E ¼ rot B, f u€r r 6¼ 0:
jω με
Mit der von r und θ abhängigen ϕ-Komponente von B reduziert sich die Rotation (A.61)
auf den Ausdruck
8 9
1 < 1 ∂ Bϕ sin θ 1 ∂ r Bϕ =
E ¼ er eθ :
jωμε :r sin θ ∂θ r ∂r ;
Demgemäß besitzt das elektrische Feld des Hertzschen Dipols eine r- und eine
θ-Komponente. Nach Ausführung aller Differentiationen erhalten wir schließlich die aus
verschiedenen abstandsabhängigen Termen bestehende L€osung:
Il jk 1 ejkr jk 1 ejkr
E ¼ 2 þ cos θ er þ k þ þ 2
2
sin θ eθ :
j 4π ω ε r r2 r r r r
!
Il 2 1 1
Er ¼ k Zcosθ j ejkr
2π ðkrÞ2 ðkrÞ3
!
Il 2 1 1 1
Eθ ¼ k Zsinθ j þ j ejkr ð6:37Þ
4π ðkrÞ ðkrÞ2 ðkrÞ3
!
Il 2 1 1
H ϕ ¼ k sinθ j þ ejkr :
4π ðkrÞ ðkrÞ2
Hierbei bezeichnet Z den Feldwellenwiderstand des Mediums (6.20) und k die Wellen-
zahl (6.22). Abb. 6.6 zeigt eine Skizze des elektromagnetischen Feldes in einer zum Dipol
parallelen Schnittebene zu vier ausgewählten Phasenpunkten ωt. Die um den Dipol kon-
zentrisch verlaufenden magnetischen Feldlinien liegen senkrecht zu dieser Ebene.
Ausgehend von der zeitlichen Proportionalität p ~ cos(ωt) hat die Aufladung des Dipols
zur Bezugsphase ωt ¼ 0 ihr Maximum in positive z-Richtung erreicht. Während der
anschließenden ersten Viertelperiode, in der der Dipol wieder entladen wird, kann das im
Raum bestehende Feld wegen der endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit nicht voll-
ständig in den Dipol „zurückfallen“, d.h. im gesamten Raum abgebaut werden. Es tritt
die sog. Feldabl€osung vom Dipol auf, die bei ωt ¼ π/2 abgeschlossen ist. Hierbei schließen
sich die elektrischen Feldlinien und breiten sich zusammen mit den magnetischen Feldli-
nien mit Lichtgeschwindigkeit in den Raum aus. Eine weitere Viertelperiode später (ωt ¼ π)
ist der Dipol vollständig umgeladen und der Vorgang der Feldabl€osung schließt sich daran
an und endet bei ωt ¼ 3π/2. Danach wird der Dipol wieder in die ursprüngliche Richtung
umgeladen und der ganze Vorgang wiederholt sich innerhalb einer solchen Periode T ¼ 2π/ω
fortwährend. Die entsprechenden Felder breiten sich dabei mit abwechselnd umgekehrten
Vorzeichen wellenf€ormig in den Raum aus, wobei ihre Stärke von der Raumrichtung
(Winkel θ) und der Entfernung r vom Dipol abhängt. Der Abstand zweier Punkte gleicher
Phase ist dabei die Wellenlänge λ ¼ cT.
Entsprechend (6.37) drückt sich die Abstandsabhängigkeit des elektromagnetischen
Feldes des Hertzschen Dipols durch das Produkt kr aus und hängt somit vom elektrischen
Abstand r/λ ab. Von praktischer Bedeutung sind dabei zwei Raumzonen, das Nahfeld
(kr << 1) im elektrisch kurzen Abstand und das Fernfeld (kr >> 1) in elektrisch großen
Abständen vom Dipol. In diesen beiden Raumzonen wird das elektromagnetische Feld von
einem grundsätzlich unterschiedlichen Charakter dominiert.
6.3.1 Nahfeld
r
k r ¼ 2π 1,
λ
d. h. dass der Abstand zum Dipol gegenüber der Wellenlänge λ sehr klein ist, k€onnen die
Feldausdrücke (6.37) vereinfacht werden. Die Exponentialfunktion reduziert sich zu
ejk r 1,
1 1 1
ðk rÞ3 ðk r Þ2 ðk rÞ
verbleiben in allen Feldausdrücken lediglich die Glieder mit der h€ochsten Potenz von kr.
Wir erhalten somit für das Magnetfeld im Nahfeld des Hertzschen Dipols die asymptoti-
sche L€osung
I l sin θ
Hϕ ’ :
4π r2
Dies entspricht dem Magnetfeld eines stationären Stromelements der Länge l nach der
Formel von Biot-Savart (siehe Abschn. 4.3.1), mit dem Unterschied, dass es mit der
Kreisfrequenz ω oszilliert.
Für das elektrische Feld ergibt sich zunächst als asymptotische Näherung
Il Z
E’ ð2 cos θ er þ sin θ eθ Þ:
4π r3 jk
300 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Mit
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Z μ=ε 1
¼ pffiffiffiffiffiffiffi ¼
jk jω μ ε jω ε
p
E’ ð2 cos θ er þ sin θ eθ Þ:
4π ε r3
Wie der Vergleich mit Beispiel 2.2 zeigt, handelt es sich hierbei um das oszillierende
Feld des statischen Dipols mit dem Dipolmoment p.
Das Nahfeld des Hertzschen Dipols entspricht also dem in Abschn. 1.8.4. beschriebenen
Fall eines quasi-elektrostatischen (kapazitiven) Feldes. Dabei spielt das Magnetfeld eine
untergeordnete Rolle, was sich im Verhältnis von elektrischer zu magnetischer Feld-
amplitude widerspiegelt. Wir definieren dazu folgende Feldwellenimpedanz und erhalten:
Eθ Z
ZF ¼ ¼ :
Hϕ jkr
" Das Nahfeld des Hertzschen Dipols ist ein kapazitives, hochohmiges Feld,
indem das elektrische Feld dem magnetischen um 90 nacheilt.
6.3.2 Fernfeld
r
k r ¼ 2π 1
λ
1 1 1
,
ðk r Þ ðk r Þ 2
ðk r Þ3
sodass in (6.37) nur die abstandsabhängigen Glieder mit der niedrigsten Potenz zu
berücksichtigen sind. Dabei ist die radiale Komponente des elektrischen Feldes wegen
|Er| ~ 1/(kr)2 gegenüber der θ-Komponente zu vernachlässigen. Wir erhalten somit für das
Fernfeld des Hertzschen Dipols
6.3 Der Hertzsche Dipol 301
I l ejk r
Eθ ’ jk Z sin θ
4π r
ð6:38Þ
I l ejk r
H ϕ ’ jk sin θ:
4π r
Die Feldwellenimpedanz
rffiffiffi
Eθ μ
ZF ¼ ¼ ¼ Z ð6:39Þ
Hϕ ε
ist in diesem Fall reell und gleich dem Feldwellenwiderstand Z (6.20) der ebenen Welle im
Freiraum.
" Im Fernfeld des Hertzschen Dipols sind elektrisches und magnetisches Feld
zeitlich in Phase und transversal zur Ausbreitungsrichtung (TEM-Feld).
In einem, verglichen mit dem Abstand vom Dipol kleinen Raumbereich, ist die Krümmung
der Wellenfront dabei so gering, dass näherungsweise die Verhältnisse einer ebenen Welle
vorliegen (Abschn. 6.1.1). Da jede beliebige Stromverteilung als Überlagerung von
Hertzschen Dipolen aufgefasst werden kann und die Summe von ebenen Wellenfeldern
wiederum ein ebenes Wellenfeld ergibt, folgt hieraus eine allgemeine Eigenschaft des
Fernfeldes von Strahlungsquellen:
" Das Fernfeld jeder beliebigen Strahlungsquelle entspricht lokal einem ebenen
Wellenfeld.
6.3.3 Strahlungsleistung
1
S ¼ E H∗ , ð6:40Þ
2
der den Mittelwert der komplexen Leistungsflussdichte beschreibt, ergibt mit den drei
vorhandenen Feldkomponenten (6.37)
1
S¼ E θ H ϕ ∗ er E r H ∗
ϕ eθ :
2
302 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Einsetzen der Feldkomponenten und Trennen von Real- und Imaginärteil liefert:
Der Realteil Sre hat nur eine radiale Komponente und beschreibt somit die vom Dipol in
den Raum ausgestrahlte Wirkleistungsflussdichte, mit dem expliziten Ausdruck
2
1 I l
Sre ¼ Re E H∗ ¼ k 2 Z sin 2 θ er : ð6:41Þ
2 32 π2 r2
Die explizite Rechnung für die Komponenten Sim,r und Sim,θ des Imaginärteils ergibt,
dass diese stärker als 1/r2mit dem Abstand abnehmen. Sie beschreiben die im Nahfeld des
Dipols oszillierende Blindleistung, die für den periodischen Auf- und Abbau des elektro-
magnetischen Nahfeldes ben€otigt wird.
Die Strahlungscharakteristik des Hertzschen Dipols wird durch das Richtdiagramm in
Abb. 6.7 veranschaulicht. Hierbei gibt die Länge des Pfeiles den Betrag von Sre (6.38)
an. Entsprechend der sin2θ-Abhängigkeit liegt die Hauptstrahlrichtung senkrecht zum
Dipol in horizontaler Ebene.
Die gesamte vom Dipol in den Raum ausgestrahlte mittlere Wirkleistung erhalten wir
durch Integration von Sre über eine Kugelfläche A mit Radius r (Abb. 6.8), d. h.:
8 9
ðð < ðð =
1
Pr ¼ Sre d A ¼ Re E H∗ d A :
2 : ;
A A
2 2 Z π 2 2
I l k Z I l k Z
Pr ¼ sin θ dθ ¼
3
: ð6:42Þ
16 π 12 π
0
|fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl}
4=3
6.3.4 Strahlungswiderstand
Gemäß dem Energieerhaltungsprinzip muss die vom Dipol abgestrahlte Leistung Pr von einer
Stromquelle geliefert werden, für die der Dipol eine Impedanz mit entsprechendem Realteil
Rr (Strahlungswiderstand) darstellt, in der Pr umgesetzt wird. Aus der Leistungsbilanz
2
I
Pr ¼ I 2eff Rr ¼ Rr ,
2
in der Ieff den Effektivwert des Stroms bezeichnet, erhalten wir für Rr nach Einsetzen
von (6.42) den Ausdruck
2
2 Pr l2 k 2 2π l
Rr ¼ 2 ¼ Z ¼ Z :
I 6π 3 λ
Im Vakuum (Luft) ergibt sich mit Z ¼ Z0 ¼ √μ0/ε0 120 π Ω (376,7 Ω) die Formel
Rr ¼ 790 Ω (l/λ)2. Für eine reale Anordnung resultiert daraus wegen der Voraussetzung
l << λ ein sehr kleiner Widerstandswert. Deshalb stellen elektrisch kleine Strahler wenig
effektive Antennenanordnungen dar.
Die zum Hertzschen Dipol duale Anordnung stellt eine infinitesimale Stromschleife dar,
die vom Wechselstrom I mit Kreisfrequenz ω durchflossen wird. Wir betrachten dazu eine
in der x-y-Ebenen gelegenen Schleife beliebiger Form (Abb. 6.9), wobei wir für die
Schleifenfläche F auch in diesem Fall von der infinitesimalen Schreibweise absehen.
304 6 Elektromagnetische Wellenfelder
F r'
ds
j r r 0 j ’ r r 0 er
genähert werden. Da zusätzlich auch |r0 | << λ gilt, reduziert sich die Exponentialfunktion
wegen k r0 er kr0 << 1 zu
0
j k r0 er
ej k jrr j ’ ejk r e ’ ejk r ð1 þ j k r0 er Þ:
Der Term in Klammern entspricht dabei der nach dem linearen Glied abgebrochenen
Taylor-Reihenentwicklung der Exponentialfunktion.
Das zu l€
osende Integral des retardierten Vektorpotentials nimmt damit die folgende
asymptotische Form an:
I
μ I jk r 1 þ jk r0 er 0
AðrÞ ’ e ds:
4π j r r0 j
∂F
Für die beiden Teilintegrale erhalten wir aus den Ergebnissen des statischen magneti-
schen Dipols aus Abschn. 4.3.1 mit der Näherung (4.40)
1 1 r r0
0
’ þ 3
jrrj r r
und (4.41)
I
ðr r0 Þds0 ¼ F ez r
∂F
6.4 Der magnetische Dipol 305
I I I
r 0 er 0 1 1 ez r
ðr r0 Þds0 þ ðr r0 Þ ds0 ’ F
2
ds ’ 2 :
j r r0 j r r4 r2
∂F ∂F ∂F
μ mr
A ðrÞ ’ ð1 þ j k rÞejk r :
4π r3
Hierbei bezeichnet
m ¼ I F ez ¼ m ez
m er ¼ m sin θ eϕ
ein ϕ-gerichtetes Vektorpotential. Aus (6.31) resultieren damit für das Magnetfeld durch
Anwendung von (A.61) die beiden Komponenten
2 3
1 ∂ Aϕ sin θ 1 ∂ r Aϕ
B ¼ 4 er eθ 5 ¼ H r er þ H θ eθ :
r sin θ ∂θ r ∂r
1 1 ∂ r Hθ ∂H r
E ¼ rotH ¼ eϕ
jωε jωε r ∂r ∂θ
eine einzige Komponente. Analog zum Hertzschen Dipol schreiben wir die Feldkompo-
nenten des magnetischen Dipols in Potenzen von 1/kr wie folgt an:
306 6 Elektromagnetische Wellenfelder
E- H
-
Il m
H
- E-
Abb. 6.10 Dualität der Elementarfelder des elektrischen und magnetischen Dipols
!
m 3 1 1
H r ¼ j k cosθ 2
j 3
ejkr
2π ðkrÞ ðkrÞ
!
m 3 1 1 1
H θ ¼ j k sinθ j þ j ejkr
4π ðkrÞ ðkrÞ2 ðkrÞ 3
!
m 3 1 1
Eϕ ¼ j k Zsinθ j þ ejkr ð6:43Þ
4π ðkrÞ ðkrÞ2
Wie der Vergleich mit dem Feld des Hertzschen Dipols (6.37) zeigt, sind elektrische und
magnetische Komponenten vertauscht. Die drei Feldausdrücke gehen dabei über die Regel
9
E!HZ >
=
H ! E=Z Dualit a€tsprinzip
>
;
I l ! jk m
exakt ineinander über. Dieser als Dualitätsprinzip bezeichnete Sachverhalt ist in Abb. 6.10
durch Vergleich der skizzierten Felder illustriert.
r
k r ¼ 2π 1,
λ
erhalten wir mit ejkr 1 und der Berücksichtigung nur der Terme mit der h€ochsten Potenz
von kr in (6.43) für das elektrische Feld
6.4 Der magnetische Dipol 307
ω μ m sin θ
E ϕ ’ j
4π r2
m
H’ ð2 cos θ er þ sin θ eθ Þ,
4π r3
also das oszillierende Feld des statischen magnetischen Dipols (4.37). Das Nahfeld des
magnetischen Dipols entspricht damit den in Abschn. 1.8.4 beschriebenen Fall des quasi-
magnetostatischen (induktiven) Feldes. Das elektrische Feld ist dabei von untergeordneter
Bedeutung. Für die entsprechend definierte Feldwellenimpedanz resultiert:
E ϕ
ZF ¼ ¼ j k r Z:
Hθ
" Das Nahfeld des Magnetischen Dipols ist ein induktives, niederohmiges Feld,
indem das elektrische Feld dem magnetischen um 90 voreilt.
r
k r ¼ 2π 1
λ
sind in (6.43) nur die Glieder mit der niedrigsten Potenz von kr zu berücksichtigen, wobei
Hr ~ 1/(kr)2 gegenüber Hθ ~ 1/(kr) vernachlässigbar ist. Wir erhalten somit für das Fernfeld
des magnetischen Dipols
m k 2 ejk r
Hθ sin θ
4π r
ð6:44Þ
m k 2 ejk r
Eϕ Z sin θ,
4π r
mit der im Fernfeld resultierenden Feldwellenimpedanz der ebenen Welle im freien Raum
rffiffiffi
Eϕ μ
ZF ¼ ¼ ¼ Z:
H θ ε
308 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Mit den drei Feldkomponenten (6.43) resultiert für den komplexen Poynting-Vektor (6.40)
1 1
S ¼ E H∗ ¼ E ϕ H θ ∗ er þ E ϕ H ∗
r eθ
2 2
eine r- und θ-Komponente. Einsetzen der Feldkomponenten und Trennen von Real- und
Imaginärteil liefert
also wie beim elektrischen Dipol eine einzig radial vom Dipol ausgestrahlte Wirkleistung:
2
1 m
Sre ¼ Re E H∗ ¼ k 4 Z sin 2 θer :
2 32 π2 r2
Die Richtcharakteristik ist wegen Sre ~ sin2θ mit der des Hertzschen Dipols (Abb. 6.7)
identisch, bezogen auf die gleiche Richtung der Dipolmomente m und p. Im Gegensatz
zum Realteil Sre fällt der Imaginärteil von S stärker als 1/r2ab und beschreibt die im
Nahfeld des Dipols oszillierende Blindleistung.
Für die gesamte ausgestrahlte mittlere Wirkleistung erhalten wir
ðð 2 4 Z π 2 4
m k Z m k Z
Pr ¼ Sre dA ¼ sin θ dθ ¼
3
:
16 π 12 π
A 0
|fflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflffl}
4=3
2
I
Pr ¼ I 2eff Rr ¼ Rr
2
2
F 2 k4 Z 8 3 F
Rr ¼ ¼ π Z 2 :
6π 3 λ
Im Vakuum (Luft) ergibt sich mit Z ¼ Z0 ¼ √μ0/ε0 120 π Ω (376,7 Ω) die Formel
Rr ¼ 31,2 kΩ (F/λ2)2. Auch in diesem Fall erweist sich ein elektrisch kleiner Strahler
6.5 Feldwellenimpedanz des elektrischen und magnetischen Dipols 309
aufgrund des sehr kleinen Strahlungswiderstandes (F2 << λ2) als wenig effektive Anten-
nenanordnung.
Die Dualität zwischen dem elektrischen und magnetischen Dipol spiegelt sich auch in der
Frequenz- bzw. Ortsabhängigkeit der Feldwellenimpedanz ZF wider. Dazu betrachten wir
jeweils die Beträge im Nah- und Fernfeld in Abhängigkeit von kr. Aus Abschn. 6.3 bzw.
6.4 resultieren hierfür jeweils die folgenden asymptotischen Verläufe:
8 Z
Eθ < ; kr1
elektr: Dipol : Z ¼ ¼ kr
F H ϕ :
Z ; kr 1
(
Eϕ Zkr ; kr1
magn: Dipol : Z ¼ ¼
F H
θ Z ; kr 1
Wie in Abb. 6.11 für das Vakuum (Luft) dargestellt, nähern sich die beiden Impe-
danzverläufe in der Nahfeldzone mit zunehmendem Abstand bzw. mit steigender Frequenz
einander an und streben nach einem Übergangsbereich für kr>>1 dem Feld-
wellenwiderstand Z ¼ Z0 ¼ √μ0/ε0 377 Ω der ebenen Welle im Freiraum an.
Abb. 6.11 Feldwellenimpedanz des elektrischen und magnetischen Dipols (asymptotische Verläufe
gestrichelt)
310 6 Elektromagnetische Wellenfelder
6.6 Spiegelungsprinzip
Analog zu elektro- und magnetostatischen Feldern (siehe Kap. 2 und 4) kann das Spie-
gelungsverfahren auch im elektrodynamischen Fall zur L€osung von Randwertproblemen
mit einfachen Geometrien angewendet werden. Das Prinzip ist in Abb. 6.12 am Beispiel
eines Hertzschen Dipols dargestellt, der vertikal im Abstand h über eine ideal leitende
Ebene angeordnet ist. Das gesuchte Feld oberhalb der Ebene setzt sich zusammen aus dem
ungest€orten Feld E0 des Dipols im freien Raum und dem Feld Es einer im unteren
Halbraum (außerhalb des L€osungsgebietes) geeignet angeordneten Spiegelquelle passen-
der Stärke zusammen, d. h.
E ¼ E0 þ Es :
κ→
h
E0 Es
Il
6.7 Linearantennen 311
a b
Il Il
Etan = 0 Htan = 0
κ→ μ→
Abb. 6.13 Spiegelung eines vertikalen und eines horizontalen Stromelementes. (a) über ideal
leitender Ebene (b), über ideal permeabler Ebene
a b
m m
Etan = 0 Htan = 0
κ→ μ→
Abb. 6.14 Spiegelung eines vertikalen und eines horizontalen magnetischen Dipols (Strom-
schleife). (a) über ideal leitender Ebene (b), über ideal permeabler Ebene
(Abb. 6.13a). In analoger Weise erhält man auch für die ideal permeable Ebene (μr ! 1)
über die Randbedingung Htan ¼ 0 entsprechende Spiegelungsregeln (Abb. 6.13b).
Für den magnetischen Dipol (Stromschleife) mit dem Dipolmoment m (Abschn. 6.4)
lassen sich in analoger Weise zum elektrischen Dipol über die Erfüllung der Randbedingung
Etan ¼ 0 auf der ideal leitenden Oberfläche bzw. Htan ¼ 0 auf der ideal permeablen Ebene
entsprechende Spiegelanordnungen aufstellen (Abb. 6.14). Die Dualität der beiden Quellen
tritt dabei aufgrund der jeweils entgegengesetzten Spiegelquellen in Erscheinung (vgl.
Abb. 6.13).
6.7 Linearantennen
Die einfachste Antennenbauform besteht aus zwei geraden Metalldrähten, die über An-
schlüsse von einer Spannungsquelle als Dipol angeregt werden. Alternativ dazu wird bei
der Monopolantenne ein einzelner Draht gegenüber einer gr€oßeren Referenzelektrode
betrieben. Zur Untersuchung des Strahlungsverhaltens einer solchen Linearantenne soll
die folgende Modellrechnung durchgeführt werden. Dabei wird zunächst eine Näh-
erungsl€
osung für die Stromverteilung entlang des Antennendrahtes bestimmt, um an-
schließend durch Integration über alle infinitesimalen Stromelemente das Strahlungsfeld
(Fernfeld) berechnen zu k€onnen.
312 6 Elektromagnetische Wellenfelder
6.7.1 Stromverteilung
Betrachtet werde eine in der Mitte aufgetrennte, symmetrisch gespeiste Dipolantenne mit
der Gesamtlänge l und dem Drahtradius a << l (Abb. 6.15). Die Unterbrechung an der
Speisestelle wird dabei als vernachlässigbar kurz idealisiert.
Im Rahmen einer D€unndrahtn€aherung (a << l,λ) kann angenommen werden, dass die
Stromdichte in dem Antennendraht parallel zum Draht, in z-Richtung fließt und aufgrund
der Zylindersymmetrie zu einem Linienstrom I(z) auf der Drahtachse zusammengefasst
werden kann.
Im Folgenden soll nun aus dem Vektorpotential auf der Drahtoberfläche eine einfache
Differentialgleichung für die gesuchte Stromverteilung I(z) aufgestellt werden. Für das
allgemeine Volumenintegral (6.34) des retardierten Vektorpotentials machen wir somit den
Näherungsansatz
J dV 0 J z ðz0 Þ dV 0 ez ¼ I ðz0 Þ d z0 D€ a herung :
u nndrahtn€
Z
μ I ðz0 Þ ej k R 0
A z ðzÞ ¼ dz , ð6:45Þ
4π R
l
wobei die Integration über die Gesamtlänge l des Dipols auszuführen ist. Hierbei be-
zeichnet
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
R¼ ðz z0 Þ2 þ a 2
den Abstand zwischen einem gewählten Aufpunkt auf der Drahtoberfläche an der Stelle
z und dem Quellpunkt an der Stelle z0 (Abb. 6.16).
I0
U0 ~ l/2
0
6.7 Linearantennen 313
z' z
Das Integral (6.45) kann nun im Sinne einer Dünndrahtnäherung dahingehend verein-
facht werden, dass nur der Hauptbeitrag für z0 z mit ejkR 1 Berücksichtigung findet.
Daraus folgt näherungsweise
Z
μ I ðz0 Þ 0 μ
Az ðzÞ dz I ðzÞ K: ð6:46Þ
4π R 4π
l
Das Vektorpotential auf der Drahtoberfläche ist also näherungsweise proportional zum
lokalen Stromwert, wobei K für einen entsprechenden Geometriefaktor steht.
Über die Formel (6.35) mit der Wellenzahl k (6.22) des den Draht umgebenden
Mediums erhalten wir für die Feldstärke auf der Drahtoberfläche den Ausdruck
1 d2
Ez ðzÞ ¼ j ω 1 þ 2 2 Az ðzÞ: ð6:47Þ
k dz
Hierbei entfallen, bezogen auf ein Zylinderkoordinatensystem, in der die z-Achse auf
die Drahtachse gelegt wird, sämtliche Ableitungen in ρ und ϕ-Richtung.
Als weitere Vereinfachung soll für den Draht ideale Leitf€ahigkeit angenommen werden.
Damit gilt für die Tangentialkomponente der elektrischen Feldstärke auf der Draht-
oberfläche, außer im Speisepunkt
Etan ¼ E z ez ¼ 0 f€
ur z 6¼ l=2:
Die Speisung des Dipols mit der Spannungsquelle U0 entspricht einer eingepr€agten
elektrischen Feldst€arke entlang der infinitesimalen Unterbrechung bei z ¼ l/2 und lässt sich
mit Hilfe der Dirac-Funktion formulieren. Einsetzen des Näherungsausdrucks (6.46) für Az
in (6.47) ergibt schließlich die folgende gew€ohnliche DGL 2. Ordnung für die gesuchte
Stromverteilung im Antennendraht:
d2 I 4πε
þ k 2 I ¼ jω U δðz l=2Þ: ð6:48Þ
dz 2 K 0
Als Randbedingung kann das Verschwinden des Stromes an den beiden Drahtenden,
d.h. I(z ¼ 0, l ) ¼ 0 angesetzt werden.
314 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Die L€
osung von (6.48) soll in Form einer Orthogonalreihenentwicklung erfolgen (siehe
Abschn. 2.7.2) mit der allgemeinen L€osung (2.53), wobei aufgrund des Verschwindens des
Stromes bei z ¼ 0 der Cosinusterm entfällt:
X
1
nπ
I ðzÞ ¼ C n sin z :
n¼1
l
Einsetzen in (6.48) liefert nach Anwendung der Orthogonalitätsrelation (2.56) für die
Sinusfunktion (siehe Beispiel 2.8) die Koeffizienten Cn. Wir erhalten somit als L€osung für
die Stromverteilung auf der symmetrisch gespeisten Dipolantenne
nπ
X1
sin nπ
8πε 2 sin l z
I ðzÞ ¼ jω U nπ2 : ð6:49Þ
K l 0 n¼1 k2l
Die Reihendarstellung (6.49) der L€osung kann auf einen einfachen geschlossenen
Ausdruck reduziert werden. Hierbei tragen lediglich die ungeradzahligen Summenglieder
(n ¼ 1, 3, 5,. . .) zum Ergebnis bei. Demzufolge ist die resultierende Stromverteilung
symmetrisch bzgl. der Einspeisung bei z ¼ l/2. Für die folgenden Umformungen genügt
deshalb nur die Betrachtung eines Dipolarms, z. B. für z l/2.
Unter Verwendung der Identität
1
sin ðaÞ sin ðbÞ ¼ ð cos ða bÞ cos ða þ bÞÞ ð6:50Þ
2
kann die L€
osung (6.49) wie folgt umgeschrieben werden:
!
8πε X1
cos nπl z 2l X1
cos nπl z þ 2l
I ðzÞ ¼ jω U nπ2 nπ2 :
K l 0 n¼1 k 2
n¼1 k 2
l l
X1
cos ðnbÞ 1 π cos ½αðπ bÞ
¼ 2 , f u€r 0 b 2π
n¼1
n α
2 2 2α 2α sin ðαπÞ
angewendet werden, wobei dies bei b ¼ π/l (z l/2) nur für z l/2 gilt:
Durch eine erneute Ausnutzung der Beziehung (6.50) erhalten wir schließlich für den
Antennenstrom auf einem Dipolarm den einfachen Ausdruck
6.7 Linearantennen 315
I0
I ðzÞ ¼ sin ½k ðl zÞ, ur z l=2 ,
f€
sin ðkl=2Þ
mit
I0
I max ¼ :
sin ðkl=2Þ
Die Stromverteilung auf dem Dipol liegt also in Form von sog. stehenden Wellen vor, d. h.
der Strom oszilliert überall auf dem Draht in gleicher Phase aber mit ortsabhängiger
Amplitude. Abb. 6.17 zeigt an vier Beispielen den Amplitudenverlauf des Stromes. Für elek-
trisch sehr kurze Dipole (l << λ) ergibt sich eine nahezu dreiecksf€ormige Stromverteilung.
Zur Berechnung des Fernfeldes k€onnen wir wegen der einzigen Eθ-Komponente statt über
die Integration des retardierten Vektorpotentials (6.34) direkt den entsprechenden Aus-
druck (6.38) des Hertzschen Dipols für ein Stromelement der Länge dz0 in differentieller
Form ansetzen:
316 6 Elektromagnetische Wellenfelder
0
I d z0 ejk jrr j
dE θ ¼ jk Z sin θ: ð6:52Þ
4π j r r0 j
Für jeden Quellpunkt r0 entlang des Dipols gilt dabei für einen Aufpunkt r im Fernfeld
j r0 j ¼ z0 j r j ¼ r,
bezogen auf den Koordinatenursprung in der Mitte des Dipols (Abb. 6.18). Damit ergibt
sich mit (4.39) für den Differenzabstand der asymptotische Ausdruck
r r0
j r r0 j ’ r ¼ r z0 cos θ:
r
1 1
0
,
jr r j r
0
j k z0 cos θ
ej k jrr j ’ ejk r e :
Für das elektrische Fernfeld des symmetrischen Dipols ergibt sich somit das Integral
–l /2
6.7 Linearantennen 317
Z
þl=2
jk Z ejk r 0
Eθ ¼ sin θ I ðz0 Þ e jk z cos θ
dz0 :
4π r
l=2
nach Aufteilung der Integration für die beiden Intervalle l/2. . .0 und 0. . .+l/2 die L€osung
jZ I max ej k r cos ð cos θ kl=2Þ cos ðkl=2Þ
Eθ ¼ : ð6:53Þ
2π r sin θ
H ϕ ¼ E θ =Z ð6:54Þ
E ðθÞ j cos ð cos θ kl=2Þ cos ðkl=2Þ j
θ
sin θ
gegebene Richtcharakteristik ist in Abb. 6.19 für vier ausgewählte Dipollängen in aufstei-
gender Reihenfolge exemplarisch dargestellt.
Wie in Abb. 6.19 zu erkennen ist, unterscheidet sich die Richtcharakteristik bei kleinen
Dipollängen nicht allzu sehr vom Hertzschen Dipol (vgl. Abb. 6.7), wobei mit zunehmen-
der Dipollänge eine stärkere Bündelung in Hauptstahlrichtung (θ ¼ 90 ) eintritt. Bei
Überschreiten von l ¼ λ treten zusätzliche Maxima in der Richtcharakteristik auf. Diese
sog. Aufzipfelung der Strahlungscharakteristik nimmt mit der Antennenlänge zu und ist
meist unerwünscht, weil die Sendeleistung sich auf verschiedene Richtungen aufteilt und
damit die Effizienz in Hauptstrahlrichtung herabgesetzt wird. Aus diesem Grund ist
hauptsächlich der Halbwellendipol (l ¼ λ/2) von praktischer Bedeutung. In diesem Fall
ist der Eingangsstrom
und wir erhalten für das Strahlungsfeld des λ/2-Dipols aus (6.53) mit k l ¼ π den Ausdruck
318 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Abb. 6.19 Richtcharakteristik des symmetrischen Dipols mit aufsteigender Antennenlänge bzw.
Frequenz
π
Z I ej k r cos 2 cos θ
Eθ ¼ j 0 : ð6:55Þ
2π r sin θ
Mit (6.54) berechnet sich die vom Dipol ausgestrahlte Leistung durch Integration des
Realteils des komplexen Poynting-Vektors (6.40) über eine geschlossene Hüllfläche:
ðð ðð
1 1
Pr ¼ Re E H∗ dA ¼ E ðθÞ2 dA:
θ
2 2Z
Für den Halbwellendipol resultiert daraus für den Strahlungswiderstand nach Einsetzen
von (6.55) durch Integration über eine Fernfeldkugel (Abb. 6.8)
Zπ
2 Z cos 2 ðπ=2 cos θÞ
Rr ¼ 2 Pr ¼ dθ:
I 2π sin θ
0 θ¼0
Das verbliebene Integral ist nicht elementar l€osbar. Sein numerischer Wert beträgt
1,2186. Für das Vakuum (Luft) mit Z ¼ Z0 376,7 Ω (6.20) ergibt sich für den
Strahlungswiderstand des λ/2-Dipols der Wert
Rr 73, 1 Ω:
Hinsichtlich der Anpassung der Antenne an einen Signalgenerator ist dies ein in der
Praxis recht günstiger Wert, was einen zusätzlichen Vorteil des λ/2-Dipols darstellt. Aus der
Leistungsbilanz
2
I
Pel ¼ Pr ¼ 0
Rr
2
6.7 Linearantennen 319
~ Rr
mit der vom Generator gelieferten Leistung Pel resultiert das in Abb. 6.20 dargestellte
einfache Antennen-Ersatzschaltbild des λ/2-Dipols.
Eine andere häufig verwendete Drahtantenne, die nur mit einem Dipolarm auskommt, ist
der Monopol, insbesondere der λ/4-Monopol. Wie in Abb. 6.21 schematisch dargestellt,
wird ein Antennenstab mit der Länge h ¼ λ/4 in kurzem Abstand, vertikal über einer
leitenden Oberfläche angeordnet.
Gemäß Abb. 6.12 ist der an dieser Ebene gespiegelte Strom entlang des Monopols
identisch mit dem Strom eines zweiten Dipolarms (vgl. Abb. 6.17), sodass das Feld im
oberen Halbraum exakt dem des λ/2-Dipols entspricht (Abb. 6.20):
Da aber nur der obere Halbraum felderfüllt ist, wird bei gleichem Eingangsstrom I0 auch
nur die Hälfte der Leistung ausgestrahlt. Wie die folgende Rechnung zeigt, resultiert für
den Strahlungswiderstand dementsprechend ein halb so großer Wert wie beim λ/2-Dipol
(Abb. 6.22).
h = λ /4
I0
~
320 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Ausgehend von (6.51) ergibt sich für den λ/4-Monopol die Stromverteilung
Aufgrund der Gleichheit der Felder ergibt sich für den Strahlungswiderstand
Zπ=2
Z cos 2 ðπ=2 cos θÞ Z
Rrmon ¼ dθ 0, 6093
2π sin θ 2π
θ¼0
das gleiche Integral wie beim λ/2-Dipol, jedoch wegen der Beschränkung des In-
tegrationsbereichs auf θ ¼ 0. . .π/2 mit halbem Betrag, sodass
1 dip
Rrmon ¼ R 36, 5 Ω:
2 r
Die in Abschn. 6.1.1 beschriebene homogene ebene Welle stellt nicht nur die einfachste
aller Wellenformen dar. Ihre eigentliche Bedeutung liegt vielmehr darin, dass im Fernfeld
jeder beliebigen Strahlungsquelle lokal solche Verhältnisse vorliegen (siehe Abschn. 6.3.2).
Deshalb wollen wir im Folgenden die Ausbreitung von ebenen Wellen in einem beliebigen,
verlustbehafteten Medium näher untersuchen, sowie die Reflexion und Brechung an
Medienübergängen studieren.
Die Ausbreitung einer elektromagnetischen Welle wird gemäß der Feldwellengleichung
(6.23) für zeitharmonische Vorgänge in einem verlustbehafteten Medium
ΔE γ2 E ¼ 0
6.8 Ausbreitung ebener Wellen 321
ωε
γ2 ¼ j ω μ κ k 2 ¼ j ω μ κ 1 þ j
κ
γ ¼ α þ jβ,
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1
β ¼ k 1 þ ðκ=ω εÞ þ 1 2
Phasenkonstante , ð6:57Þ
2
pffiffiffiffiffiffi ω
k ¼ ω με ¼ :
c
Bei einer homogenen ebenen Welle ist die Schwingungsrichtung von E und
H ortsunabhängig. Beide Felder stehen senkrecht zueinander und zur Ausbreitungsrich-
tung (transversale Felder). Betrachten wir beispielsweise eine Wellenausbreitung in z-
Richtung mit den Feldern Ex(z) und Hy(z) (siehe Abb. 6.3). Die Feldwellengleichung
reduziert sich in diesem Fall zur skalaren Form
2
∂ Ex
γ2 E x ¼ 0,
∂z2
γ z þγ z
E x ðzÞ ¼ E þ
x e þ E
x e : ð6:58Þ
Die L€
osung besteht aus einer in positive und eine in negative z-Richtung fortschreitende
Welle, auch hin- und r€ucklaufende Welle genannt, mit den Amplituden Ex+, Ex. Analog
erhält man wegen der gleichen Feldwellengleichung (6.23) für das magnetische Feld:
γ z þγ z
H y ðzÞ ¼ H þ
y e þ H
y e : ð6:59Þ
322 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Wie in Abschn. 6.1.1 beschrieben, ist es nicht notwendig die L€osung für Ex(z) (6.58) und
Hy(z) (6.59) separat zu bestimmen. Beide sind über den Feldwellenimpedanz Z des
Mediums fest miteinander verknüpft. Einsetzen von (6.58) in die I-Maxwell-Gleichung
ergibt:
∂E x ðzÞ
ey ¼ j ω μ H y ey :
∂z
Nach Einsetzen von (6.58) und (6.59) und Ausführung der Differentiation resultiert
daraus
γ z þγ z γ z þγ z
γ Eþ
x e þ E
x e ¼ j ω μ Hþ
y e þ H
y e :
Der Koeffizientenvergleich jeweils für die hin- und rücklaufende Welle liefert
Eþ E jωμ
x
þ ¼ ¼
x
¼ Z, ð6:60Þ
Hy Hy γ
jωμ
Z ¼ : ð6:61Þ
γ
Bei Kenntnis der L€osung für das elektrische Feld ist also auch direkt das magnetische
Feld über die Beziehung (6.60) bekannt:
1 þ γ z þγ z
H y ðzÞ ¼ E e E
x e : ð6:62Þ
Z x
Um die Zeitabhängigkeit der beiden komplexen L€osungen (6.58) und (6.62) zu erhalten,
bilden wir gemäß Abschn. 1.7 beispielsweise für die hinlaufende Welle nach Multiplikation
mit ejωt den Realteil:
n o
γ z jωt
E x ðz; t Þ ¼ Re E þ x e e ¼ E þ α z Re ejðωtþφE βzÞ
x e
þ α z ð6:63Þ
E x ðz; t Þ ¼ E e
x cos ðωt þ φ β zÞ,
E
bezeichnet. Analog ergibt sich ein entsprechender Ausdruck für das Magnetfeld (6.62) mit
dem Phasenwinkel φH der magnetischen Feldstärkeamplitude
þ
E
H y ðz; t Þ ¼ x eα z cos ðωt þ φH β zÞ:
Z
Die Dämpfungskonstante α (6.56) bestimmt also die durch Verluste verursachte expo-
ampfung der Felder, während die Phasenkonstante β (6.57) die Ausbreitungs-
nentielle D€
geschwindigkeit bzw. die Wellenlänge λ festlegt. Gemäß der innerhalb der Strecke λ
vollständig durchlaufenen Phase
β ðz þ λ Þ β z ¼ 2 π
2π
λ¼ : ð6:64Þ
β
Abb. 6.23 veranschaulicht die Feldverhältnisse für eine gedämpfte homogene ebene
Welle.
Für die Flächen konstanter Phase gilt beispielsweise nach Gl. (6.63)
ωt þ φE βz ¼ const:
Eine solche Phasenfront bewegt sich mit der sog. Phasengeschwindigkeit v entlang der
Ausbreitungsrichtung z. Durch zeitliche Ableitung erhalten wir
d dz
ðωt þ φE βzÞ ¼ ω β ¼ωβv¼0
dt dt
ω
v¼ ¼ λf: ð6:65Þ
β
6.8.1 Spezialfälle
Im Folgenden sollen für drei wichtige Fälle die Kenngr€oßen der ebenen Wellen untersucht
werden.
324 6 Elektromagnetische Wellenfelder
λ
b
Ex
Verlustfreies Medium
Bei fehlender Leitfähigkeit (κ ¼ 0) resultiert aus (6.56) und (6.57)
α ¼ 0
pffiffiffiffiffiffi ω
β ¼ k ¼ ω με ¼ ,
c
mit
ω 1
v¼ ¼ pffiffiffiffiffiffi ¼ c:
β με
ist rein reell. Das heißt, die Feldamplituden sind konstant und stehen in einem frequenz-
unabhängigen, proportionalen Verhältnis zueinander.
6.8 Ausbreitung ebener Wellen 325
Die Welle ist schwach gedämpft und breitet sich nahezu mit der Lichtgeschwindigkeit
des Mediums ohne Verluste aus:
ω 1
v ¼ pffiffiffiffiffiffi ¼ c:
β με
Für den Feldwellenwiderstand (6.61) erhalten wir nach Einsetzen von α und β die
Näherung
rffiffiffi rffiffiffi
jωμ μ 1 μ
Z ¼ qffiffi p ffiffiffiffiffiffi ¼ j 1 κ
, mit κ ω ε:
κ μ ε þ j ε
ε þ jω με 2ω ε
2
Verluste k€
onnen in einem Medium auch allein oder zum Teil durch elektrische bzw.
magnetische Polarisierungsvorgänge (Abschn. 1.4) verursacht werden. Am häufigsten
handelt es sich um dielektrische Verluste in einem nichtleitfähigen Medium (Isolator).
Sie lassen sich in eine effektive spez. Leitfähigkeit umrechnen, mit der aus (6.56) die
entsprechende Dämpfungskonstante α resultiert.
Wellenlänge verkürzt sich dabei gegenüber dem nichtleitfähigen Fall auf λ ¼ 2πδ. Für die
Feldwellenimpedanz (6.61) ergibt sich
rffiffiffiffiffiffiffi
jωμ ω μ j π=4
Z qffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ e : ð6:67Þ
ωμκ κ
2 ð1 þ j Þ
Das elektrische Feld eilt dem magnetischen Feld um 45 voraus, wobei das Am-
plitudenverhältnis von der Frequenz abhängig ist.
Im nachfolgenden Abschnitt wird das Auftreffen einer ebenen Welle auf ein Medien-
übergang unter einem beliebigen Einfallswinkel behandelt. Aus diesem Grund ist eine
Verallgemeinerung der L€osungen (6.58) bzw. (6.62) für eine beliebige Ausbreitungsrich-
tung im Raum erforderlich. Dazu führen wir den sog. Wellenvektor
k ¼ k ek
ein, mit dem entsprechenden Einheitsvektor ek (siehe Abb. 6.24). Er steht senkrecht auf den
Phasenfronten, gemäß der Ebenen-Gleichung kr ¼ const.
In einem verlustlosen Medium ist beispielsweise der Ausdruck (6.58) für eine hin-
laufende Welle in Richtung k wie folgt umzuschreiben:
1
H ðrÞ ¼ ek EðrÞ ð6:69Þ
Z
Nach Multiplikation und Anwendung der Regel (A.12) für das zweifache Kreuzprodukt
erhalten wir mit Eek ¼ 0 (Transversalfeld) den Ausdruck
6.9 Reflexion und Brechung ebener Wellen 327
k
r
2
E
S ¼ ek : ð6:70Þ
2Z
Betrachtet werde der Einfall einer ebenen Welle aus beliebiger Richtung und mit beliebiger
Polarisation (Schwingungsrichtung des E-Feldvektors) in Medium 1 mit Materialkonstan-
ten ε1,μ1 auf die Trennfläche zu Medium 2 mit den Materialkonstanten ε2,μ2 (Abb. 6.25).
Beide Medien seien verlustlos (κ ¼ 0).
Das in Medium 1 auf die Grenzfläche auftreffende Wellenfeld mit der Amplitude E0,e
und dem Wellenvektor ke kann nach (6.68) wie folgt ausgedrückt werden:
Der Winkel der Einfallsrichtung zum Lot auf der Grenzfläche wird als Einfallswinkel αe
bezeichnet (Abb. 6.25).
Zusätzlich wird in Medium 1 eine reflektierte Welle mit Feldamplitude E0,r und
Wellenvektor kr angesetzt, die unter dem Winkel αr von der Grenzfläche fortschreitet:
Für Medium 2 wird eine durchtretende (transmittierte oder gebrochene) Welle mit
Amplitude E0,t, Wellenvektor kt und Winkel αt angesetzt:
328 6 Elektromagnetische Wellenfelder
αr αt
αe z
x
ke
Einfallsebene
Der jeweils zugeh€orige magnetische Feldvektor ist nach (6.69) über den Feld-
wellenwiderstand des Mediums mit dem elektrischen Feldvektor verknüpft.
Auf der Grenzfläche (z ¼ 0) müssen die Tangentialkomponenten von E und H bei
Abwesenheit von Oberflächenstr€omen die Stetigkeitsbedingungen (6.4) und (6.5) erfüllen,
d. h.:
Ee þ Er tan
¼ Et tan , He þ Hr tan
¼ Ht tan :
Durch Einsetzen von (6.71), (6.72) und (6.73) in Kombination mit (6.69) lässt sich
zeigen, dass die Stetigkeitsbedingungen für alle Zeiten und für alle Punkte r ¼ r0 ¼ (x,y,0)
auf der Trennfläche nur erfüllt werden k€onnen, wenn die drei Wellen für alle r0 nicht nur
die gleiche Frequenz sondern auch die gleiche Phase haben, d. h.:
ke r0 ¼ kr r0 ¼ kt r0 : ð6:74Þ
Daraus folgt:
1) Die Wellenvektoren ke, kr, kt liegen in der Einfallsebene. Das ist die Ebene x ¼ 0,
senkrecht zur Mediengrenzfläche (Abb. 6.25).
2) Der Einfallswinkel ist gleich dem Reflexionswinkel
αe ¼ αr : ð6:75Þ
6.9 Reflexion und Brechung ebener Wellen 329
Beweis: Da sich einfallende und reflektierte Welle im selben Medium befinden, sind die
Beträge der Wellenvektoren gleich
ke ¼ kr ¼ k1
π π
k 1 r0 cos αe ¼ k 1 r0 cos αr
2 2
) αe ¼ αr ¼ α1
αe ¼ αr ¼ α1 , αt ¼ α2 , ke ¼ kr, kt ¼ k2
π π
k 1 r0 cos α1 ¼ k 2 r0 cos α2
2
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl} 2
|fflfflfflfflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflfflfflfflffl}
sin α1 sin α2
) k 1 sin α1 ¼ k 2 sin α2
pffiffiffiffiffiffi
oder mit k ¼ ω μ ε und reellen Materialkonstanten μ,ε
rffiffiffiffiffiffiffiffiffi
sin α1 k2 μ2 ε2 n2
¼ ¼ ¼ Snelliussches Brechungsgesetz ð6:76Þ
sin α2 k1 μ1 ε1 n1
Das nach W. Snell im 17. Jahrhundert benannte Brechungsgesetz (6.76) auf der Basis
des Brechungsindex war lange vor seiner Zeit für die Lichtbrechung aus optischen Expe-
rimenten bereits bekannt. Die erst im 19. Jahrhundert durchgeführte Vereinheitlichung der
Elektromagnetischen Theorie durch J. C. Maxwell und der Einordnung des Lichtes als
elektromagnetische Welle findet damit durch (6.76) seine perfekte Bestätigung.
330 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Zur Berechnung der Feldamplituden der reflektierten und der gebrochenen (transmittierten)
Welle wird die einfallende Welle in zwei Anteile zerlegt:
Durch diese beiden zueinander senkrecht polarisierten Wellen kann jede beliebige Pola-
risierung der einfallenden Welle zusammengesetzt werden. Wir beschränken uns weiterhin
auf verlustlose Medien und definieren den auf die Feldamplitude E0,e der einfallenden
Welle bezogenen Reflexionsfaktor
E 0, r
r ¼ ð6:78Þ
E 0, e
E 0, t
t ¼ ð6:79Þ
E 0, e
a y b y
1 2 1 2
kr Er
kr
Er Et
Ht kt Hr kt
Hr
α1 α2 Et α1 α2 Ht
α1 x z α1 x z
He Ee
ke ke
Ee He
Abb. 6.26 Zerlegung einer beliebig polarisierten ebenen Welle in Bezug zur Einfallsebene in eine
(a) senkrecht polarisierte und (b) parallel polarisierte Welle
6.9 Reflexion und Brechung ebener Wellen 331
Senkrechte Polarisation
Für die Tangentialkomponenten der elektrischen Feldstärke auf der Trennfläche gilt (6.4)
ðE0, e þ E 0, r Þ ex ¼ E 0, t ex :
Daraus folgt durch Division mit der einfallenden Feldamplitude E0,e gemäß (6.78),
(6.79)
1 þ rs ¼ t s ð1Þ:
1 1
ðE 0, e ek , e ex þ E 0, r ek , r ex Þtan ¼ ðE 0, t ek , t ex Þtan :
Z1 Z2
erhalten wir nach Division mit der einfallenden Feldamplitude E0,e gemäß (6.78), (6.79) als
zweite Bestimmungsgleichung
Die Aufl€ osung des Gleichungssystems (1) und (2) ergibt schließlich den sog.
Fresnelschen Reflexions- bzw. Transmissionsfaktor der senkrecht polarisierten Welle:
Z 2 cos α1 Z 1 cos α2
rs ¼ ð6:80Þ
Z 2 cos α1 þ Z 1 cos α2
332 6 Elektromagnetische Wellenfelder
2 Z 2 cos α1
ts ¼ ð6:81Þ
Z 2 cos α1 þ Z 1 cos α2
Parallele Polarisation
Der elektrische Feldstärkevektor liegt in der Einfallsebene. Analog zur senkrechten Pola-
risation erhält man aus den Stetigkeitsbedingungen für die elektrischen und magnetischen
Tangentialfeldstärken auf der Grenzfläche die beiden Gleichungen
1 þ rp cos α1 ¼ t p cos α2 ð 1Þ Z 2 1 rp ¼ Z 1 t p ð2Þ:
Z 2 cos α2 Z 1 cos α1
rp ¼ ð6:82Þ
Z 2 cos α2 þ Z 1 cos α1
2 Z 2 cos α1
tp ¼ : ð6:83Þ
Z 2 cos α2 þ Z 1 cos α1
Wie aus (6.80)–(6.83) ersichtlich ist, hängen die reflektierten und transmittierten Feld-
amplituden in komplizierter Weise vom Einfallswinkel α1 ab. Der Transmissionswinkel α2
ist über das Snelliussche Brechungsgesetz (6.76) mit α1 verknüpft. Unter Verwendung der
Brechungsindices n1, n2 der beiden Medien lassen sich die Reflexions- und Transmissi-
onsfaktoren (6.80)–(6.83)wie folgt umschreiben:
Totaltransmission
Bei der senkrechten Polarisation verschwindet die Reflexion (rs ¼ 0) nur im trivialen Fall
identischer Medien n1 ¼ n2, wenn nach dem Brechungsgesetz α1 ¼ α2 gilt. Im Fall
paralleler Polarisation hingegen wird rp ¼ 0, neben dem trivialen Fall, auch für
α1 þ α2 ¼ π=2,
d.h. wenn durchgehende und reflektierte Welle senkrecht aufeinander stehen. Der
Einfallswinkel α1 genügt in diesem Fall nach dem Brechungsgesetz von Snellius (6.76)
der Beziehung
sin α1 n2
¼ tan α1 ¼
sin ðπ=2 α1 Þ n1
Das heißt, bei einer beliebig polarisierten Welle, die unter dem sog. Brewster-Winkel
n2
tan α1B ¼ Brewster 0scher Winkel ðTotaltransmissionÞ ð6:84Þ
n1
einfällt, wird nur der senkrecht polarisierte Anteil reflektiert. Diese Eigenschaft wird zur
Erzeugung von Licht mit einheitlicher Polarisationsrichtung genutzt.
Totalreflexion
Ein anderes, technisch sehr bedeutungsvolles Phänomen ist die Totalreflexion. Wir betrach-
ten dazu den Durchgang einer Welle von einem „optisch dichteren“ zu einem „optisch
dünneren“ Medium, d. h. für n1 > n2 (ε1 > ε2). Nach dem Brechungsgesetz (6.76)
n1
sin α2 ¼ sin α1
n2
wird in diesem Fall die Welle im Medium 2 vom Lot weg gebrochen (α2 > α1).
Überschreitet der Einfallswinkel α1 einen bestimmten Wert wird sinα2 > 1, was für reelle
Winkel nicht m€oglich ist. Ab diesem sog. Grenzwinkel
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
n2 μ2 ε2
sin α1G ¼ ¼ Grenzwinkel der Totalreflexion ð6:85Þ
n1 μ1 ε1
gibt es keine durchtretende Welle mehr, d. h. die einfallende Welle wird vollst€andig reflek-
tiert. Im Medium 2 findet in diesem Fall zwar keine Wellenausbreitung statt, aber es ist
keineswegs feldfrei. Mit sinα2 > 1 wird der Winkel α2 komplex. Demzufolge ist auch der aus
einer y- und z-Komponente bestehende Wellenvektor der transmittierten Welle im Medium 2
kt ¼ k 2 sin α2 ey þ cos α2 ez
334 6 Elektromagnetische Wellenfelder
kr
Flächen
konstanter
z Phase
x
ke
Flächen konstanter
Amplitude
ebenfalls komplex. Einsetzen von (6.76) ergibt den vom Einfallswinkel α1 abhängigen
Ausdruck
0 sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1
2
n n
kt ¼ k 2 @ sin α1 ey j sin α1 1 ez A ¼ β ey jα ez :
1 1
n2 n2
Das Vorzeichen der Wurzel ist so gewählt, dass das Feld in Medium 2
in z-Richtung nicht exponentiell divergiert, sondern abklingt. Eine solche Welle wird als
Oberfl€ achenwelle bezeichnet. Sie pflanzt sich gemäß (6.76) mit der Phasenkonstante
β ¼ k1sinα1 entlang der Grenzfläche fort. Innerhalb von Medium 2 klingen die Feld-
amplituden mit der Dampfungskonstante α senkrecht von der Grenzfläche exponentiell
ab. Es handelt sich bei der Oberflächenwelle somit um eine inhomogene ebene Welle, bei
der die Feldgr€
oßen auf den Phasenfronten nicht konstant sind (Abb. 6.27).
Die Auswertung des komplexen Poynting-Vektors (6.40) für die Oberflächenwelle
ergibt durch Anwendung der Regel (A.12) für das doppelte Kreuzprodukt:
1 1 k∗ ∗
S ¼ E t
Et
2 t Z2 k2
0 1
1 B ∗ 2 ∗ C
1 2
¼ @kt Et E∗ t Et kt A¼ t E0e e2αz β ey þ jα ez :
2 k2Z2 |fflfflfflfflffl{zfflfflfflfflffl} 2k 2 Z 2
0
Ein Wirkleistungstransport findet damit nur in y-Richtung entlang der Grenzfläche statt.
In z-Richtung (Medium 2) fließt nur Blindleistung.
6.10 Mehrfachreflexion 335
Das Phänomen der Totalreflexion führt dazu, dass eine elektromagnetische Welle unter
der Bedingung (6.85) innerhalb eines gegenüber dem Außenraum optisch dichterem Medium
sozusagen eingeschlossen ist. Eine elektromagnetische Welle kann beispielsweise entlang
einer Platte durch fortwährende Totalreflexion an den zueinander parallelen Wänden geführt
werden. Auf diesem Prinzip beruht die Glasfaser, die als optischer Wellenleiter zur Nach-
richtenübertragung über relativ große Entfernungen mit geringer Dämpfung eingesetzt wird.
Beim Auftreffen der Welle aus dem „optisch dichterem“ Medium Glas (n1 ¼ 1,5) auf
die Grenzfläche zu Luft (n2 ¼ 1) ergibt sich für den Grenzwinkel der Totalreflexion
(6.85) der Wert 41,8 . Bei diesem Winkel erreicht der Reflexionsfaktor den Wert Eins.
Unterhalb dieses Winkels nimmt der Reflexionsfaktor bei paralleler Polarisation im
Gegensatz zur senkrechten Polarisation mit zunehmendem Einfallswinkel zunächst ab
und verschwindet gemäß (6.84) beim Brewster-Winkel von ca. 33,7 vollständig. Im
umgekehrten Fall des Auftreffens der Welle von Luft auf Glas tritt der Fall der
Totalreflexion nicht auf. Der Brewster-Winkel liegt bei 56,3 .
6.10 Mehrfachreflexion
In analoger Weise zur Reflexion und Transmission an der Grenze zwischen zwei Halb-
räumen k€ onnen auch Anordnungen mit mehreren Medienübergängen systematisch unter-
sucht werden. Der Einfachheit halber wollen wir uns dazu im Folgenden auf den senk-
rechten Einfall einer ebenen Welle auf eine planparallele Schicht der Dicke d beschränken,
die sich zwischen zwei Halbräumen befindet (Abb. 6.28).
336 6 Elektromagnetische Wellenfelder
1 2 3
+ +
E1 E2
y z H3+
E2– k3
E1–
k1 k2
H1 – Z1 H2– Z2 Z3
z
0 d
Abb. 6.28 Senkrechter Einfall einer ebenen Welle aus linkem Halbraum (Medium 1) auf eine Platte
der Dicke d (Medium 2) und Austritt in den rechten Halbraum (Medium 3)
Für die drei Medien seien die Materialparameter, ausgedrückt durch die Feldwel-
lenimpedanz Zi und Fortpflanzungskonstante γi ¼ jki ¼ αi + jβi (i ¼ 1. . .3), gegeben sowie
die Wellenamplitude Eþ1 der einfallenden Welle in Raum 1.
Gesucht sei der Reflexionsfaktor
E
R¼ 1
Eþ
1
Eþ
T¼ 3
Eþ
1
γ z 1 þ γ¯ 3 z
Raum 3 : E3¼ ex E þ
3e
¯3 H 3 ¼ ey E e
¯ ¯ ¯ Z3 ¯ 3
¯
einer konvergenten Reihe dar, die die zeitliche Entwicklung des Einschwingvorgangs
beschreibt. Bei dem hier betrachteten harmonisch eingeschwungenen Zustand stellen die
komplexen Feldamplituden E1, E2+, E2 und E3+ jeweils die Summe aller Reflexionen
und Transmissionen dar.
Die Bestimmung der 4 Unbekannten E1, E2+, E2 und E3+ erfolgt durch die
Stetigkeitsbedingung (6.4), (6.5) der elektrischen und magnetischen Tangentialfeldstärke
an den beiden Grenzflächen:
E 1 ð z ¼ 0Þ ¼ E 2 ð z ¼ 0Þ H 1 ð z ¼ 0Þ ¼ H 2 ð z ¼ 0Þ
E2 ðz ¼ d Þ ¼ E3 ðz ¼ d Þ H2 ðz ¼ d Þ ¼ H3 ðz ¼ d Þ
2γ d
Z1 þ Z2 Z2 Z3 þ e 2 Z1 Z2 Z2 þ Z3
R ¼ 2γ d
Z1 Z2 Z2 Z3 þ e 2 Z1 þ Z2 Z2 þ Z3
γ d
4 e 2 Z2 Z3
T ¼ 2γ d :
Z1 Z2 Z2 Z3 þ e 2 Z1 þ Z2 Z2 þ Z3
Z2 Z1 2Z 2
r12 ¼ t 12 ¼
Z2 þ Z1 Z2 þ Z1
Z3 Z2 2Z 3
r23 ¼ t 23 ¼
Z3 þ Z2 Z3 þ Z2
γ d
t 12 t 23 e 2
T ¼ 2γ d
:
r12 r23 þ e 2
Im Folgenden wollen wir das Reflexions- und Transmissionsverhalten für das vorliegende
3-Raum-Problem für den Fall verlustloser, unmagnetischer Medien diskutieren, d. h.:
338 6 Elektromagnetische Wellenfelder
2π pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
γ ¼ j βi ¼ j und Z i ¼ μ0 =εi ðreellÞ:
i λi
• d/λ ! 0
¼ e2j β d ! 1
2γd
e
ðZ 1 þ Z 2 ÞðZ 2 Z 3 Þ þ ðZ 1 Z 2 ÞðZ 2 þ Z 3 Þ
R
ðZ 1 Z 2 ÞðZ 2 Z 3 Þ þ ðZ 1 þ Z 2 ÞðZ 2 þ Z 3 Þ
Z1Z2 Z2Z3 Z3 Z1
¼ ¼ ¼ r13 ðreellÞ
Z1Z2 þ Z2Z3 Z3 þ Z1
4 Z2 Z3
T
ðZ 1 Z 2 ÞðZ 2 Z 3 Þ þ ðZ 1 þ Z 2 ÞðZ 2 þ Z 3 Þ
4 Z3 2 Z3
¼ ¼ ¼ t 13 ðreellÞ
2Z 1 þ 2Z 3 Z1 þ Z3
Ohne Raum 2 erhalten wir also genau die Fresnelscher Reflexions- und Trans-
missionskoeffizient zwischen Raum 1 und 3.
• d ¼ λ/4
r23 r12 2Z 22
R ¼ ¼ 2 1
r12 r23 1 Z 2 þ Z 1 Z 3
jt 12 t 23 Z2Z3
T ¼ ¼ 2j 2
r12 r23 1 Z2 þ Z1Z3
erhält man
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
R ¼ 0 und T ¼ j Z 3 =Z 1 :
In diesem Fall verschwindet die Reflexion. Angewendet wird dies beispielsweise in der
Optik, wo Linsen mit λ/4-dicken Schichten vergütet werden, um die Reflexion zu mindern.
6.10 Mehrfachreflexion 339
• d ¼ λ/2
r23 þ r12 Z3 Z1
R ¼ ¼ ¼ r13
r12 r23 þ 1 Z 3 þ Z 1
t 12 t 23 2Z 3
T ¼ ¼ ¼ t 13
r12 r23 þ 1 Z1 þ Z3
Z 1 ¼ Z 3 ) R ¼ 0, T ¼ 1
verschwindet also ebenfalls die Reflexion an der Mediengrenze 12, unabhängig von den
Eigenschaften von Medium 2. Eine Anwendung ist das sogenannte Radom, das als
Wetterschutz für stationäre Antennen oder windschnittige Verkleidung in mobilen Syste-
men eingesetzt wird.
Die beiden Diagramme in Abb. 6.29 zeigen den Betragsverlauf von R und T einer Platte
in Abhängigkeit der Wellenlänge (Frequenz) bzw. Plattendicke d, jeweils für ein gegenüber
Raum 1 und 3 kleines und großes Verhältnis der Brechzahl.
Aus den Verläufen in Abb. 6.29 sieht man für beide Materialkombinationen das
Verschwinden der Reflexion bei Vielfachen d ¼ λ/2, während bei ungeradzahligen Vielfa-
chen von d ¼ λ/4 die Reflexion sein Maximum erreicht. Die Transmission ist an diesen
Abb. 6.29 Betragsverlauf des Reflexions- und Transmissionsfaktors einer Platte in einem beidseitig
unbegrenztem Medium (Z1 ¼ Z3) in Abhängigkeit der relativen Plattendicke d/λ2 (a) Z2/Z1 ¼ 1/2 (b)
Z2/Z1 ¼ 1/10
340 6 Elektromagnetische Wellenfelder
Stellen maximal. Dieses Verhalten ist umso ausgeprägter, je gr€oßer der Unterschied der
beiden Brechzahlen ist (Abb. 6.29b).
Z 1 ¼ Z 3 ¼ Z 0 ðLuftÞ:
Für das gut leitende Medium des Bleches (Raum 2) erhalten wir mit (6.66) und (6.67)
rffiffiffiffiffiffiffi
ω μ j π=4
Z2 ¼ e ,
κ
ð1 þ j Þ
γ ¼ α2 þ jβ2
2 δ
γ d
4 e 2 Z2 Z0
T ¼ 2γ d
Z0 Z2 Z2 Z0 þ e 2 Z0 þ Z2 Z2 þ Z0
Z Z 0 ðguter LeiterÞ und eγ2 d ¼ ed=δs 1
2
zu
γ d
4e 2 Z2 Z0 Z 2 γ d
T 2γ d
4 e 2 :
Z 20 þ e 2 Z 20 Z0
Der exponentielle Term entspricht hierbei der Näherungsl€osung aus Beispiel 5.1
6.11 Übungsaufgaben 341
aS ¼ ed=δs ,
bei dem lediglich die Wirbelstromverluste (Skineffekt) betrachtet werden. Der Vor-
faktor |Z0/4Z2| berücksichtigt also den zusätzlichen durch die Reflexion an der Medien-
grenze 12 verursachten Beitrag zur Schirmdämpfung (Reflexionsd€ampfung).
Als Zahlenbeispiel soll eine dünne Kupferfolie mit folgenden Parametern betrachtet
werden:
f ¼ 50 MHz:
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2
) δs ¼ ¼ 9, 43 106 m
ωμκ
Dieser Wert ist trotz der relativ dünnen Metallfolie und der niedrigen Frequenz
bereits extrem hoch und nimmt mit steigender Frequenz sogar noch weiter zu. Die
zusätzliche Reflexionsdämpfung liegt dabei in der gleichen Gr€oßenordnung wie die
Dämpfung aS, die allein durch den Skineffekt zustande kommt. Eine noch dünnere Folie
mit d ¼ 0,01 mm hätte bei der gleichen Frequenz immer noch die sehr hohe
Schirmdämpfung von ca. 100 dB.
6.11 Übungsaufgaben
1 2
E
–0 x
z
y
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Hinweis : 1 þ a ejx ¼ 1 þ a2 þ 2 a cos x
e) Stellen Sie die Ausdrücke für die komplexe Leistungsflussdichte der einfallenden, der
reflektierten und die der transmittierten Welle (Sh, Sr, St) auf. Verifizieren Sie für ein
ideales Dielektrikum in Raum 2 den Energieerhaltungssatz, d. h. Re{Sh+Sr} ¼ Re{St}.
Wie groß ist Re{St}/Re{Sh} für den Fall eines Leiters in Raum 2? Interpretieren Sie das
Ergebnis.
a) Geben Sie die Komponenten des elektromagnetischen Fernfeldes an, die die Leiter-
schleife im freien Raum (ohne leitenden Halbraum) im Abstand r erzeugt und bestim-
men Sie alle notwendigen Gr€oßen anhand der gegebenen Parameter.
b) Skizzieren Sie die Spiegelersatzanordnung zur Berechnung des elektromagnetischen
Fernfeldes im oberen Luftraum (z 0) in Anwesenheit des leitenden Halbraums und
geben Sie Richtung und Gr€oße der Spiegelquelle an.
c) Stellen Sie mit Hilfe der Spiegelersatzanordnung die L€osung für das elektrische Fern-
feld im Abstand r vom Koordinatenursprung (z ¼ 0) auf („Parallelstrahl-Approxima-
tion“). Wie berechnet sich daraus die magnetische Fernfeldkomponente?
d) Leiten Sie für den Betrag der elektrischen Fernfeldkomponente eine Näherung für
h/λ << 1 ab und skizzieren Sie die Abhängigkeit vom Winkel θ in Form der vertikalen
Strahlungscharakteristik senkrecht zur leitenden Oberfläche. Bei welchem Winkel θ ist
die Feldstärke maximal?
1
Hinweise : sin x x f€
ur jxj 1 und sin x cos x ¼ sin ð2xÞ
2
a) Stellen Sie die Spiegelersatzanordnung auf und bestimmen Sie daraus die L€osung für
den Betrag des Fernfeldes |E(r,θ,ϕ)|.
b) Leiten Sie aus der allgemeinen L€osung für das Fernfeld eine Näherung für einen
elektrisch kurzen Abstand d und für den Spezialfall d ¼ λ/4 her und skizzieren Sie
die horizontalen Strahlungscharakteristiken |E(r,θ ¼ π/2,ϕ)|.
6.11 Übungsaufgaben 345
c) Wie groß ist die Feldstärke und die gemittelte Wirkleistungsdichte Sre für d << λ in
Hauptstrahlrichtung im Verhältnis zu dem Wert ohne reflektierende Wand, in Ab-
hängigkeit von d/λ?
d) Berechnen Sie ebenfalls für d << λ den Strahlungswiderstand Rr in Abhängigkeit von
d/λ, im Verhältnis zum Dipol ohne Reflektorwand.
UE-6.6 Linearantennen
Ein dünner zylindrischer Dipol mit elektrisch kurzer Länge l << λ werde symmetrisch
durch den Strom I0 betrieben.
a) Wie ist der Strom entlang des Dipols näherungsweise verteilt? Skizzieren Sie |I(z)|.
b) Berechnen Sie die L€osung für das Fernfeld E(r,θ,ϕ). Interpretieren Sie das Ergebnis im
Vergleich zur L€osung des Hertzschen Dipols.
c) Wie groß ist der resultierende Strahlungswiderstand?
Häufig werden auch Monopole, die senkrecht über einer leitenden Ebene angeordnet sind,
als Sendeantennen verwendet.
346 6 Elektromagnetische Wellenfelder
UE-6.7 Mehrfachreflexion
Eine ebene Welle mit elektrischer Feldamplitude Ei und Phasenkonstante β1 im Raumbe-
reich 1 mit dem Wellenwiderstand Z1 fällt senkrecht auf eine ideal leitende Wand, die mit
einer dielektrischen Schicht der Dicke d, aus einem Material mit dem Wellenwiderstand Z2
und der Phasenkonstante β2 versehen ist. Beide Medien sollen als verlustfrei angenommen
werden. Zu bestimmen ist die Reflexion an der Mediengrenze bei x ¼ 0 in Abhängigkeit
von Z1, Z2, β1, β2. Gehen sie dazu wie folgt vor:
6.11 Übungsaufgaben 347
a) Stellen sie die allgemeine L€osung für die elektrischen und magnetischen Feldstärken
E1(x), E2(x) und H1(x), H2(x) auf.
b) Stellen Sie aus den Grenz- bzw. Stetigkeitsbedingungen für die Felder an den Grenz-
flächen bei x ¼ 0 und x ¼ d die ben€otigte Anzahl Gleichungen zur L€osung aller
unbekannten Feldamplituden auf.
c) Bestimmen Sie durch Aufl€osen des Gleichungssystems aus b) die elektrische Feld-
stärkenamplitude Er bzw. den Reflexionsfaktor r ¼ Er / Ei. Prüfen Sie ihr Ergebnis
anhand der beiden Fälle d ! 0 und Medium 2 ideal leitend.
Wellen auf Leitungen
7
Zusammenfassung
Elektromagnetische Wellen k€onnen sich nicht nur frei im Raum ausbreiten, sondern
auch entlang von Leitungen geführt werden. Es gibt viele unterschiedliche Bauformen
von Leitungen, auf denen sich bestimmte Wellentypen ausbreiten. Eines der praktisch
wichtigsten Leitungstypen für die Energie- und Nachrichtenübertragung ist der TEM
(Transversal Elektromagnetische)-Wellenleiter, wie z. B. die Zweidrahtleitung oder das
Koaxialkabel. Im Gegensatz zu anderen Leitungstypen haben TEM-Leitungen keine
untere Grenzfrequenz und k€onnen direkt mit elektrischen Schaltungen verbunden wer-
den. Ihre Geometrie und das Material muss hinsichtlich Verluste und Frequenzband-
breite an die jeweilige Anwendung angepasst werden.
Abb. 7.1 zeigt eine Klassifikation der unterschiedlichen Wellentypen auf Leitungen. Sie
werden grob in TEM-Wellen und h€ohere Wellenmoden unterschieden. In beiden Fällen
sind sowohl geschlossene als auch offene Bauformen m€oglich. Während beim ersterem das
elektromagnetische Feld innerhalb der Leitung eingeschlossen ist, greifen beim letzterem
die Felder quer zur Leitung in den Raum aus. Im Folgenden wird der Schwerpunkt auf die
TEM-Wellenleiter gelegt. Neben ihrer praktischen Bedeutung k€onnen viele wichtige
Eigenschaften, die bei allen leitungsgeführten Wellen auftreten, daran studiert werden.
Für die eingehende Behandlung anderer Wellenleiter sei auf die einschlägige Literatur der
Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik verwiesen.
TEM-Wellen
Abb. 7.2 zeigt am Beispiel der Paralleldrahtleitung und des Koaxialkabels die typische
Feldkonfiguration eines TEM-Wellenleiters. Elektrische und magnetische Feldlinien stehen
Leitungsgeführte Wellen
a b
E
H
in jedem Punkt senkrecht zueinander und zur Ausbreitungsrichtung längs der Leitung. Es
handelt sich also um eine ebene Welle (Abschn. 6.1.1), die im Allgemeinen inhomogen ist.
Wie wir im Folgenden sehen werden, ist der nutzbare Frequenzbereich (Bandbreite) einer
TEM-Leitung f ¼ 0 . . . fmax auf eine obere Frequenz fmax1/d begrenzt, wobei d die
charakteristische Querschnittsabmessung der Leitung bezeichnet. Bei Überschreiten die-
ser Frequenzgrenze breiten sich zusätzlich zur TEM-Welle weitere Wellentypen (h€ohere
Moden) aus. Der Betrieb in diesem Frequenzbereich ist unerwünscht, da aufgrund der
unterschiedlichen Ausbreitungseigenschaften der einzelnen Wellenmoden und der relativ
hohen Verluste entsprechende Signalverzerrungen entstehen. Bei offenen Leitungen
(Abb. 7.2a) nimmt zudem mit steigender Frequenz die elektromagnetische Abstrahlung
in den Raum zu. Weitere Beispiele für TEM-Wellenleiter sind die Streifenleitung bzw.
Mikrostreifenleitung, die innerhalb gedruckter elektronischer Schaltungen im Hochfre-
quenzbereich weit verbreitete Anwendung finden.
H€ohere Wellenmoden
Die h€
oheren Wellentypen teilen sich in TE (transversal elektrisch) und TM (transversal
magnetisch) ein. Bei TE-Wellen besitzt das Magnetfeld auch Komponenten in Ausbrei-
tungsrichtung, während umgekehrt bei TM-Wellen elektrische Feldkomponenten in Lei-
tungsrichtung existieren. Auch Kombinationen von TE- und TM-Wellen, sog. hybride
Moden sind m€ oglich. Ein Beispiel für eine Leitung mit h€oheren Wellenmoden ist der
Rechteckhohlleiter (Abb. 2.12), wobei auch Rundhohlleiter zum Einsatz kommen. Ein
solcher Hohlleiter besteht aus einem Metallrohr, in dem das Wellenfeld eingeschlossen ist
und sich längs des Rohres ausbreitet. Mit steigender Frequenz nimmt die Anzahl der
ausbreitungsfähigen TE- bzw. TM-Moden zu, wobei jeder einzelne Mode zu tiefen
7.1 Leitungsgeführte Wellentypen 351
E
H
x x x x x
x x x x x
x x x x x Draufsicht
x x x x x
x x x x x
Frequenzen hin durch die sog. cut-off-Frequenz fg begrenzt ist. Sie verhält sich umgekehrt
proportional zu den Kantenabmessungen des Hohlleiters. Für die Signalübertragung ist der
Betrieb mit nur einem Mode erwünscht, wodurch die Frequenzbandbreite zur unteren
Grenzfrequenz des nächsth€oheren Modes begrenzt ist. Der Wellenmode mit der niedrigsten
Ordnungszahl ist der TE10-Mode, der auch als Grundwelle bezeichnet wird (Abb. 7.3). Ein
weiterer wichtiger Wellenleiter mit h€oheren Wellenmoden ist die Glasfaser, auch Licht-
wellenleiter genannt. Sie besteht aus einem dielektrischen Draht (Glas) mit relativ dünnem
Querschnitt von einigen Mikrometern und ist für Frequenzen im Bereich von Infrarot und
sichtbarem Licht ausgelegt.
Die Ausbreitung unterschiedlicher Wellentypen soll anhand einer Modellrechnung für eine
Parallelplattenleitung im Einzelnen untersucht werden (Abb. 7.4). Um die Berechnungen
übersichtlich zu halten, seien die beiden im Abstand d parallel angeordneten Platten als
ideal leitfähig angenommen und das Medium zwischen den Platten sei ein idealer Isolator
(κ ¼ 0) mit homogenen Materialeigenschaften.
Wir wollen für eine harmonische Zeitabhängigkeit mit der Kreisfrequenz ω die Wellen-
ausbreitung des elektromagnetischen Feldes in positive z-Richtung untersuchen, in der die
Platten unbegrenzt sein sollen. Für alle Feldkomponenten gilt dementsprechend
γ z
Ei , H i e ; i ¼ x, y, z,
x
d
y
κ→¥
die Felder in dieser Richtung konstant sind (d/dy ¼ 0). Dementsprechend besteht für die
gesuchten Felder, beispielsweise für das elektrische Feld, die funktionale Abhängigkeit
γ z
Eðx; zÞ ¼ E ðxÞ e : ð7:1Þ
Damit reduzieren sich die Helmholtz-Gleichungen (6.25) nach Ausführung der Diffe-
rentiation in z-Richtung mit ∂/∂y ¼ 0 zu
2
∂ E
þ k2 E ¼ 0
∂x2
ð7:2Þ
2
∂ H
þ k 2 H ¼ 0,
∂x2
mit
k 2 ¼ γ2 þ ω2 με: ð7:3Þ
Bevor wir an die L€osung von (7.2) gehen, wollen wir ihre Struktur untersuchen.
Einsetzen von (7.1) in die komplexen Maxwell-Gleichungen (I) und (II) liefert
γ E y ¼ jωμ H x
∂Ez
γ Ex ¼ jωμ H y ðI0 Þ
∂x
∂E y
¼ jωμ H z
∂x
7.1 Leitungsgeführte Wellentypen 353
γH y ¼ jωεE x
∂H z
γH x ¼ jωεEy ðII0 Þ
∂x
∂H y
¼ jωεE z
∂x
Die Aufl€
osung nach den Transversalkomponenten in x,y-Richtung ergibt:
γ ∂H z γ ∂Ez
Hx ¼ Ex ¼
k 2 ∂x k 2 ∂x
jω μ ∂H z jω ε ∂E z
Ey ¼ Hy ¼ :
k 2 ∂x k 2 ∂x
Damit k€
onnen sämtliche Wellentypen wie folgt in zwei Gruppen unterteilt werden:
TE-Wellen TM-Wellen
E x, E z , H y ¼ 0 Ey, Hx, Hz ¼ 0
Ey, Hx, Hz 6¼ 0 Ex , Ez, Hy 6¼ 0
Diese Einteilung in TE- und TM-Wellen, bei der jeweils nur das magnetische bzw. das
elektrische Feld eine Komponente in Ausbreitungsrichtung aufweist, gilt allgemein für jede
Wellenleitergeometrie.
TE-Wellen
Für die einzig vorhandene Ey-Komponente reduziert sich die Wellengleichung (7.2) zu
2
∂ Ey
þ k 2 Ey ¼ 0,
∂x2
auf den ideal leitenden Platten entfällt dementsprechend die Cosinusfunktion (C2 ¼ 0) und
mit der Sinusfunktion kann die Randbedingung bei x ¼ d nur für Vielfache von π erfüllt
werden, d. h.
354 7 Wellen auf Leitungen
mπ
k ¼ km ¼ ; m ¼ 1, 2, 3, . . . :
d
Damit erhalten wir als L€osungen des elektrischen Feldes für die TEm-Wellenmoden
γ z
E y ¼ E0 sin ðk m xÞ e ,
wobei wegen m 6¼ 0 der TE0-Mode nicht existiert (alle Feldkomponenten sind Null).
Einsetzen von Ey in (I0 ) ergibt für die Komponenten des Magnetfeldes die L€osung
jγ γ z
Hx ¼ E0 sin ðk m xÞ e
ωμ
j km γ z
Hz ¼ E cos ðk m xÞ e :
ωμ 0
k m 2 ¼ γ2 þ ω2 με
Ey, Hx Hz
TE1
d x d x
Ey, Hx Hz
TE2
d x d x
Ey, Hx Hz
TE3
d
d x x
1,0
x/d 0,5
0
π/2 π 3π/2 2π
βz
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
m π2 ffi
γ ¼ ω με: 2 ð7:4Þ
m d
Entsprechend (7.1) ist die Voraussetzung für die Wellenausbreitung des m-ten Wellen-
modes, dass γ imaginär ist, d.h. ω2με > (mπ/d )2. Unterhalb dieser Grenze ist γ reell, d.h.
die Felder klingen exponentiell in Leitungsrichtung ab. Daraus folgt für die unteren
Grenzfrequenzen der TEm-Wellen
1 mπ
ωgTE
, m ¼ pffiffiffiffiffiffi ; m ¼ 1, 2, 3, . . . :
εμ d
Die Phasenkonstante β ¼ Im{γ} jedes einzelnen Wellenmodes ist nach Gl. (7.4) unter-
schiedlich. Sie steigt mit zunehmender Frequenz und nähert sich jeweils für ω2με >> (mπ/d)2
dem Wert des freien Raumes. Die Wellenlänge in z-Richtung verhält sich gemäß λ ¼ 2π/β
umgekehrt dazu. Abb. 7.6 zeigt die H-Feldlinien des TE1-Modes. Die elektrischen
Feldlinien (Ey) stehen senkrecht zur Zeichenebene (x-z-Ebene).
TM-Wellen
Für die einzig vorhandene Hy-Komponente reduziert sich die Wellengleichung (7.2) zu
2
∂ Hy
þ k 2 H y ¼ 0:
∂x2
1 ∂H y
E z x¼0, d ¼ ¼ 0:
j ω ε ∂x
356 7 Wellen auf Leitungen
Angewandt auf die aus Sinus- und Kosinusfunktion bestehende allgemeine L€osung
resultiert daraus
∂H y γ z
¼ D1 cos ðk xÞ D2 sin ðk xÞ e ¼ 0 , f u€r x ¼ 0, d:
∂x
γ z
H y ¼ H 0 cos ðk n xÞ e
mit
nπ
k ¼ kn ¼ , n ¼ 0, 1, 2, 3, . . . :,
d
Einsetzen von Hy in (II0 ) ergibt als L€osung für die beiden elektrischen Feldkomponenten
der TM-Wellen
γ γ z
Ex ¼ H 0 cos ðk n xÞ e
jω ε
j kn γ z
Ez ¼ H sin ðk n xÞ e :
ωε 0
1 nπ
ωgTM
, n ¼ pffiffiffiffiffiffi ; n ¼ 0, 1, 2, . . . :
εμ d
Bis auf die Ordnungszahl Null sind sie identisch zu den Grenzfrequenzen der
TE-Wellen. Dies gilt nicht allgemein für andere Wellenleiter. Abb. 7.6 und 7.7 zeigt die
E-Feldlinien des TM1-Modes. Die magnetischen Feldlinien (Hy) stehen senkrecht zur
Zeichenebene (x-z-Ebene).
Betrachten wir nun den TM0-Mode, so erhalten wir mit n ¼ 0 aus dem allgemeinen
Ergebnis für die Fortpflanzungskonstante und für die Feldkomponenten jeweils folgende
Ausdrücke:
7.1 Leitungsgeführte Wellentypen 357
1,0
x/d 0,5
0
π/2 π 3π/2 2π
βz
Abb. 7.7 Elektrische Feldlinien des TM1-Modes (β ¼ Im(γ))
pffiffiffiffiffiffi
γ ¼ jω μ ε
0
γ z
Hy ¼ H0 e
rffiffiffi
μ γ z
Ex ¼ H e
ε 0
E y , Ez , H x , H z ¼ 0:
Es handelt sich also hierbei wie in Abb. 7.8 skizziert um eine TEM- bzw. ebene Welle,
die in diesem Fall homogen ist, mit dem Feldwellenwiderstand
rffiffiffi
Ex μ
Z¼ ¼
Hy ε
Ex
Hy
358 7 Wellen auf Leitungen
pffiffiffiffiffiffi
β ¼ Imf γ g ¼ ω μ ε:
Der TEM-Mode hat als untere Grenzfrequenz Null und breitet sich als einzige Wellen-
form bis zur unteren Grenzfrequenz des TE1 bzw. TM1-Mode aus. Für eine reine
TEM-Wellenausbreitung gilt also die Bedingung
, TM 1 π c
ω < ωTE ¼ pffiffiffiffiffiffi ¼ π :
g, 1
εμ d d
λ
d< ðTEM-BedingungÞ:
2
Innerhalb der Transversalebene entspricht das Feld der TEM-Welle dem elektrostati-
schen Feld im Plattenkondensator (Beispiel 2.5) bzw. dem magnetostatischen Feld zwi-
schen zwei entgegengesetzt, vom gleichen Strom durchflossene Platten (Beispiel 4.4). Die
Bedingung für die TEM-Welle ist also das Vorhandensein zweier voneinander getrennte
Elektroden. Aus diesem Grund k€onnen sich in einem Hohlleiter (Abb. 7.3) keine
TEM-Wellen ausbreiten.
Signal€
ubertragungsverhalten
Insgesamt ist das Übertragungsverhalten der Parallelplattenleitung charakterisiert durch die
Fortpflanzungskonstanten
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
m π 2 ffi
γTE, TM ¼ d ω 2 με, m ¼ 1, 2, 3, . . .
m
pffiffiffiffiffiffi
γ TM ¼ γTEM ¼ jω μ ε:
0
Aufgetragen über der Frequenz ergibt sich das in Abb. 7.9 dargestellte Dis-
persionsdiagramm. Im Gegensatz zum TEM-Mode haben die h€oheren Moden eine nicht-
lineare Frequenzabhängigkeit. Kennzeichen dieses als Dispersion bezeichneten Verhaltens
ist die gemäß
ω
β¼
v
7.1 Leitungsgeführte Wellentypen 359
β = Im{ }
TEM TE3
(TM0) TM3
TE2
TE1 TM2
TM1
__
π/d 2π/d 3π/d w√mε
β0
Δω
ω
ω0
360 7 Wellen auf Leitungen
1 ∂ω
vG ¼ ¼ Gruppengeschwindigkeit:
ð∂β=∂ωÞ ∂β
7.1.2 TEM-Leitungen
Eine der wichtigsten TEM-Leitungsgeometrien ist die Koaxialleitung mit Innen- und
Außenradius ri bzw. ra (Abb. 7.11).
Die L€
osung der Wellengleichung in Zylinderkoordinaten führt auf Bessel- und Neu-
mannfunktionen. Unter Auslassung der Rechnung wollen wir hier nur die untere Frequenz-
grenze des ersten h€oheren TE1-Modes angeben:
Offensichtlich handelt es sich hierbei um den mittleren Umfang 2π(ri+ra)/2, der kleiner
als die Freiraumwellenlänge λ sein muss.
Die Bedingung für den reinen TEM-Betrieb sowohl bei der Parallelplattenleitung als
auch bei der Koaxialleitung ist also, dass die maßgebliche charakteristische Quer-
schnittsabmessung unterhalb einer bestimmten Grenze in der Gr€oßenordnung der Frei-
raumwellenlänge λ liegt. Der Wert hängt von der jeweiligen Querschnittsform ab und kann
bei geschlossenem Wellenleiter exakt angegeben werden (wegen der unbegrenzten Abmes-
sungen ist die Parallelplattenleitung als geschlossen zu betrachten).
Für den allgemeinen Fall – insbesondere bei offenen Leitungen – kann eine solche
TEM-Frequenzgrenze nicht exakt angegeben werden, da mit steigender Frequenz bereits
vor Einsetzen des ersten h€oheren Wellenmodes Feldkomponenten in Leitungsrichtung
entstehen. Diese sind insbesondere auf die durch die elektromagnetische Abstrahlung
verursachten Verluste zurückzuführen. Man spricht hierbei von Quasi-TEM-Wellen-
feldern. Weitere Ursachen dafür k€onnen Leitungsverluste oder auch inhomogene Materi-
alverteilungen zwischen den Leitern sein, wie dies bei der Mikrostreifenleitung der Fall ist.
Die Feldverhältnisse in einer offenen Leitung sollen am Beispiel einer verlustlosen
Paralleldrahtleitung mit dem Drahtabstand d etwas genauer untersucht werden (Abb. 7.12).
Bei Gleichspannung- bzw. Gleichstrombetrieb mit dem Hin- und Rückstrom I liegt
zwischen den Leitern ein reines TEM-Feld vor, das aus einer jeweils statischen elektrischen
und magnetischen Komponente besteht.
7.1 Leitungsgeführte Wellentypen 361
m,ε
ri
ra
z x
Bei zeitabh€angigem Betrieb sind Ladungs- und Stromdichten in den Leitern und damit
auch die Felder nicht mehr konstant. Dies gilt nicht nur zeitlich, sondern aufgrund des
Kausalitätsprinzips auch €ortlich entlang der Leitung. Wie in Abb. 7.13 skizziert, geht mit
der elektromagnetischen Strahlung von der Leitung eine transversale Komponente des
Poynting-Vektors ST einher, die nicht wie Sz für den eigentlichen Leistungstransport in
Leitungsrichtung zeigt (Vgl. Beispiel 1.2). Für das Bestehen von ST muss deshalb min-
destens eine der beiden Feldkomponenten, in unserem Beispiel die elektrische Feldstärke,
eine Longitudinalkomponente (Ez) aufweisen.
Das elektromagnetische Feld in der Leitung ergibt sich aus den retardierten Potentialen,
in der für zeitharmonische Vorgänge komplexen Form (6.34). Betrachten wir dazu bei-
spielsweise das komplexe Skalarpotential φ(z), bei der die Integration über die orts-
abhängige, komplexe Linienladungsdichte ql(r0 ) entlang der beiden Leiter durchzuführen
ist (Abb. 7.14). Hierbei stehen sich entgegengesetzte, gleich große Str€ome wie auch
Ladungsdichten ql(z0 ) auf den beiden Leitern gegenüber. Fassen wir bei der Integration
das Wegelement dz0 für den unteren und oberen Leiter paarweise zusammen, so resultiert
für das Potential beispielsweise auf dem unteren Leiter an der Stelle z
362 7 Wellen auf Leitungen
HT Sz
d
ET
I HT Ez
ST
I(z')
+ + ql(z')
d
|r – r'| ql(z')
– –
I(z')
z z'
Abb. 7.14 Zur Berechnung des Feldes innerhalb einer TEM-Leitung mit charakteristischer Quer-
abmessung d
0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1
Z j k ðzz0 Þ2 þd j k jzz0 j
1 B e e C 0
φð z Þ ¼ q ðz0 Þ@qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 0j A
dz :
4πε l 2 jz z
ðz z0 Þ þ d
Aus dem Integranden ist ersichtlich, dass sich die Wirkungen der beiden gegen-
sätzlichen Ladungsdichten für |z z0 | >> d zunehmend aufheben. Daraus folgt, dass das
Feld in der Leitung allein durch die Ladungen in einem Raumbereich der Gr€oßenordnung
d bestimmt wird. Für den Fall dass der Leiterabstand d elektrisch kurz ist, d. h. für
2π
kd ¼ d1
λ
ist die Retardierung vernachl€assigbar, sodass das Feld zwar zeitabhängig ist, aber in seiner
räumlichen Verteilung näherungsweise dem statischen Fall und damit einem TEM-Feld
entspricht (Abb. 7.12).
7.2 TEM-Wellen auf Leitungen 363
Als Zahlenbeispiel betrachten wir eine Paralleldrahtleitung in Luft bei einer Signalfrequenz
f ¼ 300 MHz. Die Wellenlänge λ ¼ c/f beträgt somit 1 m. Bei einem Drahtabstand von
1 mm ist das Verhältnis d/λ ¼ 103, sodass nahezu reine TEM-Verhältnisse vorliegen.
Würden wir jedoch eine solche Frequenz beispielsweise über eine Mittelspannungs-
Freileitung für die Energieversorgung mit einem Leiterabstand in der Gr€oßenordnung
von einem Meter übertragen wollen, so wäre aufgrund von d/λ ¼ 1 kaum mehr von einer
TEM-Wellenausbreitung auszugehen. Dagegen liegen bei der für solche Leitungen
üblichen Frequenz von 50 Hz (λ ¼ 6000 km) wiederum perfekte TEM-Bedingungen vor.
Für praktische Auslegungen kann folgende Grenze zugrunde gelegt werden:
< λ λ
d ... TEM-Bedingung ðpraktische GrenzeÞ:
40 10
Wir wollen die für die Ausbreitung von TEM-Wellen auf Leitungen maßgeblichen Glei-
chungen und ihre allgemeine L€osung untersuchen. Dabei sollen für den allgemeinen Fall
auch Verluste einbezogen werden. Das sind zum einen ohmsche Verluste in den Leitern und
zum anderen Ableitverluste in einem homogenen Medium zwischen den Leitern. Letztere
k€
onnen durch die Leitfähigkeit des Mediums entstehen, sind aber in der Regel bei
Verwendung ausreichend guter Isolatoren auf Polarisationsverluste zurückzuführen, die
bei zeitabhängigen Feldern entstehen.
Bei einem Leiter mit einem nicht verschwindenden ohmschen Widerstand entsteht durch
den Strom I in Leitungsrichtung ein entsprechender Spannungsabfall auf der Leiterober-
fläche
∂U
¼ Ez 6¼ 0,
∂z
und damit eine Längskomponente des elektrischen Feldern Ez, sodass keine exakten
TEM-Verhältnisse vorliegen k€onnen (Abb. 7.15).
364 7 Wellen auf Leitungen
Ausgehend von einem runden Leiter mit Radius a und längenbezogenem Widerstand R0
ergibt sich unter Zugrundelegung des starken Skineffektes mit der Skintiefe δ < a
(Abschn. 5.5.1)
I
Ez ¼ R0 I :
κ 2π a δ
Das Transversalfeld ET auf der Leiteroberfläche k€onnen wir mit dem Magnetfeld eines
Linienstroms (4.22) und über den Feldwellenwiderstand (7.17) wie folgt abschätzen:
I
ET Z F H T Z :
2πa
Damit resultiert für das Verhältnis zwischen Längs- und Transversalkomponente des
elektrischen Feldes
Ez 1
:
ET κ δ Z
∂BT
∇ ET þ ∇ ðE z ez Þ ¼ : ð7:5Þ
∂t
∂ ∂ ∂
∇ ¼ ∇ T þ ez ; mit ∇ T ¼ ex þ ey ð7:6Þ
∂z ∂x ∂y
ergibt für die beiden Terme auf der linken Seite von (7.5)
∂
∇ ET ¼ ∇T ET þ ez ET
∂z
∂
∇ ð E z ez Þ ¼ ∇ T ð E z ez Þ þ E z ez ez :
∂z
Die transversale Rotation eines transversalen Vektors aT ergibt allgemein einen Vektor
in z-Richtung:
∂ay ∂ax
∇T a T ¼ ∇ T a x e x þ a y e y ¼ ez : ð7:7Þ
∂x ∂y
Daraus folgt
∇T ET ¼ 0, ð7:8Þ
da die rechte Seite von (7.5) nur transversale Komponenten enthält. Mit ez ez ¼ 0 ergibt
sich damit für (7.5)
∂ ∂BT
ez ET þ ∇T ðE z ez Þ ¼ : ð7:9Þ
∂z ∂t
Die Bildung des Kreuzproduktes mit ez auf beiden Seiten der Gleichung ergibt durch
Anwendung der Regel (A.12) für den ersten Term auf der linken Seite, allgemein ausge-
drückt für einen transversalen Vektor aT
ez ∇T ðE z ez Þ ¼ ∇T ðez Ez ez Þ Ez ez ðez ∇T Þ:
366 7 Wellen auf Leitungen
Mit ez∇T ¼ 0 erhalten wir schließlich für die I-te Maxwell-Gleichung die Form
∂ET ∂
∇T E z þ ¼ ez BT : ð7:11Þ
∂z ∂t
Die II-te Maxwell-Gleichung lautet mit der aufgespaltenen Form (7.6) des Nabla-
Operators
∂HT ∂ET
∇T HT þ ez ¼ κ ET þ ε :
∂z ∂t
Wegen des rein transversalen Vektors auf der rechten Seite (Ez << ET) gilt auch für das
Magnetfeld
∇T HT ¼ 0: ð7:12Þ
Ausführung des Kreuzproduktes mit ez auf beiden Seiten ergibt unter Anwendung von
(7.10) für die II-te Maxwell-Gleichung die Form
∂HT ∂
¼ κ ðez ΕT Þ þ ε ðez ΕT Þ: ð7:13Þ
∂z ∂t
Nach (7.8) und (7.12) ist die Flächenrotation der Felder in der Querschnittsebene Null,
d. h.
∇T ET ¼ 0 , ET ¼ ∇T ϕ
ð7:14Þ
∇ T H T ¼ 0 , H T ¼ ∇T ϕ m :
Die Transversalfelder sind also in jeder Querschnittsebene der Leitung wirbelfrei und
resultieren gemäß der Identität (A.74) aus einem elektrischen bzw. magnetischen
Skalarpotential ϕ bzw. ϕm. Die Kombination mit den Divergenzen (III) und (IV) ergibt
in der Transversalebene jeweils eine Laplace-Gleichung für die Potentiale:
ΔT ϕ ¼ 0 ∂
2
∂
2
ΔT ϕm ¼ 0 mit ΔT ¼ þ 2
∂x 2 ∂y
Betrachten wir nun die Ausbreitung der TEM-Felder in einer verlustlosen Leitung. Mit
Ez ¼ 0 und κ ¼ 0 reduzieren sich die beiden Maxwell-Gleichungen (7.11) und (7.13) zu
7.2 TEM-Wellen auf Leitungen 367
∂ET ∂
¼ μ ð ez H T Þ
∂z ∂t
∂HT ∂
¼ ε ðez ET Þ:
∂z ∂t
Die Entkopplung dieser beiden Gleichungen durch erneutes Ableiten nach z und inei-
nander Einsetzen liefert schließlich
2 2
∂ ET ∂ ET
με ¼0
∂z 2 ∂t 2
ð7:15Þ
2 2
∂ HT ∂ HT
με ¼ 0:
∂z2 ∂t 2
Wir erhalten somit die Wellengleichung für eine ebene Welle aus Abschn. 6.1.1. Sie
gelten für eine beliebige inhomogene ebene Welle, bei der die Feldvektoren zwar in der
Querschnittsebene ortsabhängig sein k€onnen, aber entlang der Leitung in ihrer Schwin-
gungsrichtung unveränderlich sind (Abb. 7.12). Insofern stellt das TEM-Feld in der
Parallelplattenleitung (Abb. 7.8) den Spezialfall einer homogenen ebenen Welle dar.
Die allgemeine L€osung der Wellengleichung hat demzufolge die d’Alembertsche Form
(6.19)
ET ðz; t Þ ¼ Eþ
T ðt z=vÞ þ ET ðt þ z=vÞ
ð7:16Þ
HT ðz; t Þ ¼ Hþ
T ðt z=vÞ þ HT ðt þ z=vÞ
bestehend aus einer hin- und rücklaufenden Welle, die sich jeweils mit der Phasenge-
schwindigkeit (6.9)
1
v ¼ pffiffiffiffiffiffi
με
∂ ∂BT
ez ET ¼
∂z ∂t
erhalten wir beispielsweise für eine in positive z-Richtung fortschreitende Welle durch
Einsetzen des d’Alembertschen Terms mit u ¼ t z/v für die linke Seite
368 7 Wellen auf Leitungen
∂Eþ ∂EþT ∂u 1 ∂
ez T
¼ ez ¼ ez E þ
∂z ∂u ∂z v ∂u T
∂Hþ ∂HþT ∂u ∂
μ T
¼ μ ¼ μ Hþ
T:
∂t ∂u ∂t ∂u
Wir wollen nun aus den beiden Maxwell-Gleichungen (7.11) und (7.13) die maßgeblichen
Gleichungen für den Strom und die Spannung entlang der Leitung durch Integration
bestimmen.
1.te Leitungsgleichung
Integration der I-ten Maxwell-Gleichung (7.11)
∂ET ∂
∇T E z þ ¼ ez BT
∂z ∂t
auf beide Seiten entlang eines beliebigen Pfades von Leiter 1 nach Leiter 2 innerhalb der
Querschnittsebene (Abb. 7.16a) ergibt für den ersten Term auf der linken Seite mit der
Regel (A.78)
7.2 TEM-Wellen auf Leitungen 369
b
a ∂A1
1
I B A1
e z × es ds
y ds es × e z
E
z x I 2
Abb. 7.16 Zur Ableitung der Leitungsgleichungen durch Integration in der Querschnittsebene
Z2
∇T E z ds ¼ E z, 2 Ez, 1 :
1
E z, 1 E z, 2 ¼ I R1 0 ðI Þ R2 0 ¼ I ðR1 0 þ R2 0 Þ ¼ I R0 :
Die Integration des zweiten Terms in (7.11) ergibt aufgrund der Wirbelfreiheit von ET
(7.14) und der Regel (A.78) die Spannung zwischen den Leitern:
Z2 Z2
ET ds ¼ ∇T ϕ ds ¼ ðϕ1 ϕ2 Þ ¼ U :
1 1
Zur Integration des rechten Terms in (7.11) führen wir zunächst eine zyklische Vertau-
schung durch (A.11) und erhalten nach Umkehrung des Kreuzproduktes mit ds ¼ ds es
Z2 Z2
ðez BT Þ ds ¼ BT ðez es Þd s ¼ Φ0m ¼ I L0 :
1 1
Hierbei steht der Vektor ez es senkrecht auf dem Integrationspfad, durch den der
gesamte, auf die Länge bezogene magnetische Fluss Φ0 m hindurchtritt. Nach (4.52) steht
dieser mit dem Induktivit€atsbelag L0 der Leitung und dem Strom I gemäß L0 ¼ Φ0 m/I in
Beziehung. Einsetzen der drei Integrale in (7.11) ergibt schließlich
370 7 Wellen auf Leitungen
∂U ∂I
¼ I R0 L0 1te Leitungsgleichung: ð7:18Þ
∂z ∂t
2.te Leitungsgleichung
Die Integration der II-ten Maxwell-Gleichung (7.13)
∂HT ∂
¼ κ ðez ΕT Þ þ ε ðez ΕT Þ
∂z ∂t
Die Integration des zweiten Terms in (7.13) ergibt nach zyklischer Vertauschung (A.11)
mit ds ¼ ds es
I I I
κ ðez ΕT Þ ds ¼ κ ΕT ðes ez Þ ds ¼ JT ðes ez Þ ds:
∂A1 ∂A1 ∂A1
Der Vektor ez es steht senkrecht auf dem Integrationspfad, sodass das Integral den
längenbezogenen Ableitstrom von Leiter 1 nach 2 ergibt. Ausgedrückt durch den Quer-
leitwertbelag G0 zwischen den Leitern erhalten wir nach dem Ohmschen Gesetz (3.7)
I
JT ðes ez Þ ds ¼ U G0 :
∂A1
gemäß Gausschem Gesetz (III) die längenbezogene Ladung Q0 auf dem Leiter, ausgedrückt
durch den Kapazit€atsbelag C0 ¼ Q0 /U (2.42).
7.2 TEM-Wellen auf Leitungen 371
Für homogene Medien erhalten wir den zu (3.11) identischen, längenbezogenen Zusam-
menhang
H
0
1
U ε
ðez ΕT Þ ds
C ∂A1 ε
0 ¼ 1
H ¼ :
G Uκ ðez ΕT Þ ds κ
∂A1
Differentielles Ersatzschaltbild
Die aus den Maxwell-Gleichungen abgeleiteten Leitungsgleichungen (7.18) und (7.19)
beschreiben bei Kenntnis aller prim€aren Leitungsparameter R0 , L0 , G0 , C0 das dynamische
Verhalten einer Leitung vollständig. Die netzwerkmäßige Interpretation der Leitungs-
gleichungen ergibt sich, indem wir beide Gleichungen mit dem differentiellen Längen-
abschnitt dz multiplizieren. Wir erhalten für die Spannungsänderung über dz
∂I
dU ¼ IR0 dz L0 dz
∂t
∂U
dI ¼ U G0 dz C 0 dz :
∂t
Nach dem Maschen- und Knotensatz der Kirchhoffschen Regeln (1.87), (1.88) resultiert
daraus das in Abb. 7.17 dargestellte Ersatzschaltbild für einen infinitesimalen Leitungsab-
schnitt dz.
I I + dI
R’dz L’dz
U U + dU
G’dz C’dz
dz
Entsprechend Abb. 7.17 kann eine Leitung als eine Hintereinanderschaltung unendlich
vieler solcher Ersatzschaltbilder verstanden werden. Tatsächlich lässt sich für einen aus-
reichend kurzen Leitungsabschnitt der Länge Δs ein solches Ersatzschaltbild als Nähe-
rungsmodell ansetzen (siehe Abschn. 7.4.3) bzw. mehrere Elemente kaskadieren.
Beide Leitungsgleichungen (7.18) und (7.19) enthalten jeweils Strom und Spannung. Um
sie zu entkoppeln, differenzieren wir sie jeweils nach z und erhalten nach ineinander
einsetzten
2 2
∂ U ∂U ∂ U
¼ R0 G0 U þ ðR0 C 0 þ L0 G0 Þ þ L0 C 0 2
∂z2 ∂t ∂t
Telegrafengleichungen: ð7:20Þ
2 2
∂ I ∂I ∂ I
¼ R0 G0 I þ ðR0 C 0 þ L0 G0 Þ þ L0 C 0 2
∂z 2 ∂t ∂t
2
∂U ∂ U
! jωU , ! ω2 U
∂t ∂t 2
eliminiert werden k€onnen. Damit erhalten wir für die komplexe Amplitude von Spannung
bzw. Strom die folgenden komplexen Wellengleichungen
2
∂ U
γ2 U ¼ 0
∂z2 komplexe Wellengleichung der ð7:21Þ
2
∂ I verlustbehafteten Leitung
γ2 I ¼ 0
∂z2
Hierbei ist
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
γ ¼ α þ jβ ¼ ðR0 þ jωL0 ÞðG0 þ jωC 0 Þ ð7:22Þ
7.2 TEM-Wellen auf Leitungen 373
einer ged€
ampften hin- und r€ucklaufenden Welle besitzt, wie sich durch Einsetzen in (7.21)
direkt zeigen lässt. Betrachten wir dazu beispielsweise eine in positive z-Richtung fort-
schreitende Welle (Abb. 7.18)
n o
jωt γ z
U ðz; t Þ ¼ Re U þ e ¼ U^ þ eα z cos ðωt βz þ φÞ:
U(z,t)
~ e–αz
z
v Δt
Abb. 7.18 Gedämpfte harmonische Welle zu zwei Zeitpunkten mit der Differenz Δt
374 7 Wellen auf Leitungen
γz þγz γz þγz
γ Uþ e U e ¼ ðR0 þ jωL0 Þ I þ e þ I e :
Die Strom- und Spannungsamplituden der hin- und rücklaufenden Welle stehen also
über den komplexen (Leitungs-)Wellenwiderstand
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
R0 þ jωL0 R0 þ jωL0
Zw ¼ ¼ ð7:24Þ
γ G0 þ jωC 0
in einem festen Verhältnis zueinander. Es genügt somit nach (7.23) nur die L€osung der
Spannungs- oder Stromamplituden, z. B.
γz þγz
U ðzÞ ¼ U þ e þ U e
U þ γz U þγz
I ðzÞ ¼ e e :
Zw Zw
" Das dynamische Verhalten einer Leitung ist vollständig bestimmt durch die
primären Leitungskonstanten R0 , L0 , G0 , C0 oder durch die sekundären komple-
xen Leitungskonstanten Zw, g.
Sind die Verluste einer Leitung vernachlässigbar klein, so vereinfachen sich die Tele-
grafengleichungen mit R0 ¼ G0 ¼ 0 zu den einfachen Wellengleichungen
2 2
∂ U ∂ U
¼ L0 C 0 2
∂z2 ∂t
ð7:25Þ
2 2
∂ I ∂ I
¼ L0 C 0 2 :
∂z2 ∂t
Über das Produkt L0 C0 ¼ 1/v2 ist die Phasengeschwindigkeit der Strom- und Span-
nungswellen definiert. Da sie aus den Feldern der verlustlosen Wellengleichung (7.15)
hervorgehen, die sich mit der Lichtgeschwindigkeit des Mediums ausbreiten, kürzt sich
offensichtlich die Geometrieabhängigkeit im Produkt L0 C0 heraus und es gilt
7.2 TEM-Wellen auf Leitungen 375
1 1
v ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ pffiffiffiffiffiffi : ð7:26Þ
LC 0 0 με
1
Z w ¼ L0 v ¼ :
v C0
Die zeitabhängige L€osung von (7.25) kann entsprechend (7.16) in der d’Alembertschen
Form mit unged€ampften hin- und r€ucklaufenden Wellen angesetzt werden:
2
∂ U
þ β2 U ¼ 0
∂z2
ð7:28Þ
2
∂ I
þ β2 I ¼ 0,
∂z2
ω pffiffiffiffiffiffiffiffiffi
β¼ ¼ ω L0 C 0 : ð7:29Þ
v
Daraus folgt
pffiffiffiffiffiffi rffiffiffi
1 με μd d
Zw ¼ ¼ ¼ ¼Z :
v C0 C0 εw w
In vielen praktischen Fällen ist der Zeitverlauf von Spannung und Strom während eines
Schaltvorgangs über eine Leitung zu ermitteln. Analog zu den Netzwerken mit Energie-
speichern geht die Leitung erst nach einer ausreichend langen Zeit in den stationären
(eingeschwungenen) Zustand über.
Die wesentlichen Erscheinungen bei instationären Vorgängen k€onnen an der verlustlo-
sen (dispersionsfreien) Leitung am einfachsten studiert werden. Nach Abschn. 7.2.3 ist in
diesem Fall die Wellengleichung zugrunde zu legen, z. B. für die Spannung
2 2
∂ U ðz; t Þ 1 ∂ U ðz; t Þ
2 ¼0 ð7:31Þ
∂z2 v ∂t 2
1
v ¼ pffiffiffiffiffi : ð7:32Þ
με
auf die Bestimmung nur einer der beiden Zustandsgr€oßen Spannung bzw. Strom reduziert
werden.
Die Gestalt der hin- und rücklaufenden Wellen wird von den Anfangsbedingungen
(t ¼ 0) und den Randbedingungen an den beiden Leitungsenden (z ¼ 0, l) bestimmt. Es
liegt also eine sog. Anfangs- Randwertaufgabe vor, beispielsweise mit den Anfangsbedin-
gungen
∂U ðz; t ¼ 0Þ
U ðz; t ¼ 0Þ, bzw: I ðz; t ¼ 0Þ
∂t
U ðz ¼ 0; t Þ, U ðz ¼ l; t Þ:
Als einfachstes aber grundlegendes Beispiel eines instationären Vorgangs wollen wir das
Einschalten einer Gleichspannungsquelle U0 mit Innenwiderstand R0 zum Zeitpunkt t ¼ 0
betrachten (Abb. 7.19). Die Leitung sei bis zum diesem Zeitpunkt strom- und spannungs-
los, d. h. es gelten die Anfangsbedingungen
t=0
R0
U0 v, Zw
U+
t>0 I+ v
v
z
v⋅t
U ðz; 0Þ ¼ I ðz; 0Þ ¼ 0:
Hinsichtlich der Randbedingungen k€onnen wir aufgrund der unbegrenzten Länge der
Leitung eine in negative z-Richtung laufende Welle ausschließen, d. h. U ¼ 0 und setzen
für den Leitungsanfang bei z ¼ 0 an:
U ðz ¼ 0; t Þ ¼ U þ ðt Þ ¼ U 0 σðt Þ I þ ðt Þ R0
U þ ðt Þ
¼ U 0 σðt Þ R0 :
Zw
0; t < 0
σðt Þ ¼ ð7:35Þ
1; t 0:
Die Aufl€
osung nach der hinlaufenden Spannungswelle am Leitungsanfang ergibt
U0
U þ ðt Þ ¼ σðt Þ, ð7:36Þ
1 þ R0 =Z w
U0
U ðz; t Þ ¼ σðt z=vÞ
1 þ R0 =Z w
U þ ðz; t Þ U0
I ðz; t Þ ¼ ¼ σðt z=vÞ:
Zw Zw þ R
Wie in Abb. 7.19 skizziert, pflanzt sich eine Spannungs- und Stromwelle mit der
Phasengeschwindigkeit v entlang der Leitung fort. Dementsprechend sind die Wellenfronten
U0 U+ Zw
7.3 Instationäre Vorgänge 379
zum Zeitpunkt t > 0 an der Stelle z ¼ vt in der Leitung angelangt. Jenseits von diesem Punkt
ist die Leitung zu diesem Zeitpunkt noch strom- und spannungslos.
Wir wollen nun das Auftreffen einer Wellenfront an einem Leitungsende betrachten, das
mit einer Lastimpedanz ZL abgeschlossen ist (Abb. 7.21). Für die auftreffende Welle,
wie z. B. die im vorangehenden Abschnitt beschriebene hinlaufende Welle mit der Spannung
U+ und dem Strom I+ gilt auf der Leitung gemäß der Definition des Leitungs-Wellenwi-
derstands
Uþ
¼ Z w:
Iþ
An den Anschlüssen am Leitungsende gilt jedoch für das Verhältnis zwischen Spannung
und Strom nach dem ohmschen Gesetz
U
¼ ZL:
I
erfüllt werden kann. Drücken wir nach (7.33) die Stromwellen durch die entsprechenden
Spannungswellen aus, erhalten wir den Zusammenhang
Uþ þ U 1 þ U =U þ
ZL ¼ ¼ Z :
Uþ U 1 U =U þ
w
Zw Zw
+
I I– I
+ –
U U U
ZL
+ –
I I
Abb. 7.21 Reflexion an einem Leitungsabschluss
380 7 Wellen auf Leitungen
U
r¼
Uþ
Z L =Z w 1 Z L Z w
r¼ ¼ : ð7:37Þ
Z L =Z w þ 1 Z L þ Z w
ZL ¼ Zw ) r ¼ 0 ðAnpassungÞ
ZL ! 1 ) r ¼ 1 ðLeerlauf Þ
Z L ¼ 0 ) r ¼ 1 ðKurzschlussÞ:
Im Fall der Anpassung (r ¼ 0) entsteht keine reflektierte Welle. Die von der hin-
laufenden Welle transportierte Leistung wird vollständig in der Abschlussimpedanz ZL
absorbiert. Bei Leerlauf und Kurzschluss ist der Reflexionsfaktor betragsmäßig eins, d. h.
es handelt sich um eine Totalreflexion, bei der die Welle vollständig reflektiert wird. Bei
Leerlauf verdoppelt sich die Spannung U am Leitungsende auf 2U+ aufgrund des gleichen
Vorzeichens von U. Der Strom I hebt sich wegen der Richtungsumkehr bei der
rücklaufenden Welle (Abb. 7.21) dabei vollständig auf. Dagegen führt bei Kurzschluss
die Umkehrung der Polarität von U zu der am Leitungsende erzwungenen Ausl€oschung
der Spannung, wogegen der Strom sich auf 2I+ verdoppelt.
Abb. 7.22 verdeutlicht allgemein den Vorgang der Reflexion zu drei verschiedenen
Zeitpunkten am Beispiel einer rechteckigen Welle U+. Zum Zeitpunkt t2 > t1, während die
hinlaufende Welle noch nicht vollständig am Leitungsende angekommen ist, überlagert
sich diese mit der reflektierten Spannung U zu U. Die reflektierte Welle läuft zu einem
entsprechend gewählten Zeitpunkt t3 > t2 in Richtung Generator zurück und am Leitungs-
ende ist die Spannung wie vor Eintreffen der Welle wieder Null.
Trifft eine Welle U1+ in einer Leitung mit den Parametern Zw,1, v1 auf eine Stoßstelle
z ¼ z0 zu einer zweiten Leitung mit unterschiedlichen Parametern Zw,2, v2, so treten die
gleichen Phänomene Reflexion und Brechung auf wie für eine Freiraumwelle, die auf die
Grenzfläche zu einem anderen Medium trifft (Abschn. 6.9). Betrachten wir wie in Abb. 7.23
skizziert, einen rechteckigen Wellenzug, der auf eine solche Stoßstelle trifft, so entstehen
wegen des Wellenwiderstandssprungs eine reflektierte Welle (U1), die in Leitung 1 mit v1
zurückläuft und eine durchgehende (transmittierte) Welle U2+, die in Leitung 2 mit v2 in
positive z-Richtung fortschreitet.
7.3 Instationäre Vorgänge 381
U
t2 > t1 U+
U–
t3 > t2
U–
U1+
v1
z0 z
U1+
v1 v2
v1
U1– z
U2+
v1 U1– v2
Wir setzen für Leitung 1 (z z0) die d’Alembertsche L€osung (7.33) mit hin- und
rücklaufender Welle für Spannung und Strom an:
U 1 ðz; t Þ ¼ U þ
1 ðt z=v1 Þ þ U 1 ðt þ z=v1 Þ
382 7 Wellen auf Leitungen
1 þ
I 1 ðz; t Þ ¼ U ðt z=v1 Þ U
1 ðt þ z=v1 Þ :
Z w, 1 1
U 2 ðz; t Þ ¼ U þ
2 ðt z=v2 Þ
1
I 2 ðz; t Þ ¼ U þ ðt z=v2 Þ:
Z w, 2 2
Die beiden unbekannten Wellenamplituden U1, U2+ k€onnen aus der Randbedingung
U 1 ðz0 ; t Þ ¼ U 2 ðz0 ; t Þ
I 1 ðz0 ; t Þ ¼ I 2 ðz0 ; t Þ
Uþ þ
1 ðt z0 =v1 Þ þ U 1 ðt þ z0 =v1 Þ ¼ U 2 ðt z0 =v2 Þ
Z w, 1 þ
Uþ
1 ðt z0 =v1 Þ U 1 ðt þ z0 =v1 Þ ¼ U ðt z0 =v2 Þ:
Z w, 2 2
Beziehen wir die Wellenamplituden auf die in Leitung 1 auftreffende Welle, so erhalten
wir durch Division beider Gleichungen mit U1+ den Reflexionsfaktor
U Z w, 2 Z w, 1
r¼ þ ¼
1
U1 Z w, 2 þ Z w, 1
Uþ 2Z w, 2
t¼ 2
¼ ,
Uþ
1 Z w, 2 þ Z w, 1
1 þ r ¼ t:
7.3 Instationäre Vorgänge 383
U0
Uþ ¼
1 þ R0 =Z w
t=0
R0 Ie(t)
U0 L Ue(t)
U+
t>0 I+ v
z
0 l
Der Zeitverlauf von Spannung und Strom am Leitungsende resultiert dann aus der
Überlagerung von hinlaufender und reflektierter Welle, d. h.
U e ðt Þ ¼ U þ ðt l=vÞ þ U ðt þ l=vÞ
1 þ
I e ðt Þ ¼ ½U ðt l=vÞ U ðt þ l=vÞ :
Zw
U e ðt Þ þ Z w I e ðt Þ ¼ 2 U þ ðt l=vÞ:
t=τ
Zw Ie(t)
+
2U
L Ue(t)
dIe
L þ Zw I e ¼ 2 U þ:
dt
Die L€
osung dieser gew€ohnlichen Differentialgleichung 1. Ordnung ergibt mit der
Anfangsbedingung Ie(t ¼ τ) ¼ 0 als L€osung für den Strom am Leitungsende
2Uþ
1 e L ðtτÞ ;
Zw
I e ðt Þ ¼ τ t 3τ,
Zw
U e ðt Þ ¼ 2 U þ Z w I e ðt Þ ¼ 2 U þ e L ðtτÞ ;
Zw
τ t 3τ:
Im Folgenden sind die beiden Zeitverläufe am Leitungsende dargestellt, die aus der
Überlagerung von hin- und rücklaufender Welle resultieren. Dementsprechend erhalten
wir den zeit- und ortsabhängigen Verlauf von Spannung und Strom vor Eintreffen der
reflektierten Welle am Generator (τ t < 2τ) durch die Verschiebung t ! t + (z l)/v.
2U + 2U +
Ue(t)
2U + v 2U +
+
Zw U Zw
Ie(t)
I+
v
τ t l z
7.3 Instationäre Vorgänge 385
7.3.3 Mehrfachreflexion
Bei einem Einschaltvorgang findet im Allgemeinen eine Reflexion an beiden Enden der
Leitung statt (Abb. 7.24). Für die zur Last ZL hinlaufende Welle ist der Reflexionsfaktor
ZL Zw
rL ¼
ZL þ Zw
ZG Zw
rG ¼
ZG þ Zw
für die rücklaufende Welle vorliegt. Für den Fall der lastseitigen Anpassung
(ZL ¼ Zw ) rL ¼ 0) wird die hinlaufende Welle vollständig in ZL absorbiert und es entsteht
keine Reflexion. Der Einschaltvorgang ist somit nach der Laufzeit τ der Leitung abge-
schlossen. Bei der generatorseitigen Anpassung (ZG ¼ Zw ) rG ¼ 0, rL 6¼ 0) wird die an
der Last reflektierte Welle erst am Generator vollständig absorbiert. Auf der Leitung gibt es
eine hin- und eine rücklaufende Welle. Der Einschaltvorgang erstreckt sich somit auf den
Zeitraum von 2τ. Im allgemeinen Fall (ZG, ZL 6¼ Zw ) rG, rL 6¼ 0) tritt Mehrfachreflexion
auf, d. h. eine einmal erzeugte hinlaufende Welle wird fortwährend an beiden Leitungsen-
den hin- und her reflektiert, wobei die Amplitude bei jeder Reflexion um den Faktor
|rG,L| < 1 reduziert wird. Die Länge des Einschwingvorgangs wird somit von den Refle-
xionsfaktoren maßgeblich bestimmt. Für t ! 1 konvergieren Strom und Spannung auf der
Leitung gegen die stationären Werte (eingeschwungener Zustand). Für den Fall einer
beidseitigen Totalreflexion |rG,L| ¼ 1, würde der Reflexionsvorgang theoretisch unbegrenzt
ablaufen. In der Realität sorgen auch noch so kleine Verluste in der Leitung dafür, dass die
Mehrfachreflexion abklingt. Auch sind Abschlüsse mit einem Reflexionsfaktor von exakt
eins in der Praxis nicht realisierbar.
Abb. 7.24 verdeutlicht anhand eines Laufzeit-Diagramms die zeitliche Entwicklung der
Spannung an beiden Leitungsenden bei Mehrfachreflexion. Ausgehend von der ersten
hinlaufenden Welle (7.36) ab t ¼ 0
Zw
Uþ
0 ðt Þ ¼ U G ðt Þ
Zw þ ZG
kommt diese nach der Leitungslaufzeit τ ¼ l/v am Leitungsende an, wo der reflektierte
Anteil rL U0+ in Richtung Generator zurückläuft. Am Leitungsende stellt sich die Sum-
menspannung (1 + rL)U0+ (t τ) ein. Nach 2τ gelangt die erste Reflexion am Leitungs-
anfang an und es ergibt sich dort der zu U0+ zusätzliche Spannungsbeitrag aus der ersten
386 7 Wellen auf Leitungen
ZG
Ua(t) rG rL ZL Ue(t)
UG Zw , v
2 +
(1 + rG) rG rL U0 (t – 4τ) 4τ
rG rL2 U0+
3τ (1 + rL) rG rL U0+(t – 3τ)
rG rL U0+
(1 + rG) rL U0+(t – 2τ) 2τ
rL U0+
1τ (1 + rL)U0+(t – τ)
U0+
+
U0 (t) 0 z
0 l
Abb. 7.24 Beidseitige Reflexion einer Leitung mit Laufzeit τ ¼ l/v mit Laufzeit-Diagramm
und zweiten Reflexion. Das aus dem Diagramm ersichtliche Bildungsgesetz ergibt die
folgenden unendlichen Summenl€osungen am Ende und am Anfang der Leitung:
X
1
U e ðt Þ ¼ ð1 þ r L Þ ðr G r L Þn U þ
0 ½t ð2n þ 1Þ τ ð7:38Þ
n¼0
X
1
U a ðt Þ ¼ U þ
0 ðt Þ þ r L ð1 þ r G Þ ðr G r L Þn U þ
0 ½ t 2ð n þ 1Þ τ : ð7:39Þ
n¼0
Für den Fall dass das Produkt rG rL ¼ 0 ist, vereinbaren wir (rG rL)0 ¼ 1.
7.3 Instationäre Vorgänge 387
Zw 1
Uþ
0 ¼ UG ¼ U G:
Zw þ ZG 4
Eingesetzt in (7.38) ergibt sich für die Sprungantwort am Leitungsende die Reihe
3 X1
1 n
U e ðt Þ ¼ V σ ½t ð2n þ 1Þτ
8 n¼0 4
3V 1 1 1
¼ σðt τÞ þ σðt 3τÞ þ σðt 5τÞ þ σðt 7τÞ þ . . .
8 4 16 64
0.5
0.469 0.492 0.498
0.375
0 1 2 3 4 5 6 7 t/τ
Aus der Reihendarstellung der Sprungantwort Ue(t) lässt sich der Wert im einge-
schwungenen Zustand für t ! 1 wie folgt ermitteln:
3V X1
1 n
3V 4 1
lim U e ðt Þ ¼ ¼ ¼ V:
t!1 8 n¼0 4 8 3 2
X
1
1
qn ¼ ; f€
ur jqj < 1:
n¼0
1q
Der resultierende Grenzwert von 1/2V entspricht somit genau dem Wert, der sich für
einen Gleichstromkreis mit dem aus RG und RL gebildeten Spannungsteiler mit RG ¼ RL
ergibt.
388 7 Wellen auf Leitungen
Ue(t)
T<τ
UG
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 t/t
Für den Fall einer gegenüber der Leitungs-Laufzeit τ langen Impulsdauer T ergibt
sich bei reflexiver Beschaltung ein v€ollig anderes Verhalten. Das nachfolgende Dia-
gramm zeigt dies am Beispiel T ¼ 3τ. Es tritt dabei eine Überlagerung aufeinanderfol-
gender Reflexionen auf, sodass ein langer, zusammenhängender Zeitverlauf mit
überlagerten Oszillationen entsteht.
Ue(t)
UG T = 3τ
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 t/t
7.3 Instationäre Vorgänge 389
Die Berechnung transienter Vorgänge unter Berücksichtigung von Verlusten in der Leitung
bedarf der L€osung der Telegrafengleichungen (3.1). Im Allgemeinen ist dies nur mit
numerischen Methoden m€oglich. Beschränken wir uns auf lineare Leitungsabschlüsse,
er€
offnet uns die Laplace-Transformation die M€oglichkeit einer analytischen Behandlung
über die einfache stationäre L€osung (7.23) der komplexen Wellengleichung (7.21). Wir
betrachten dazu die mit den komplexen Impedanzen ZG und ZL beschaltete Leitung als
Zweitor (Abb. 7.25) und definieren die von der komplexen Frequenz s ¼ σ + jω abhängige
Übertragungsfunktion
U e ðsÞ
G ðsÞ ¼ :
U G ðsÞZ , ZL
G
Hierbei bezeichnen UG(s) und Ue(s) die in die komplexe Frequenzebene (Bildebene)
transformierten Zeitfunktionen, gemäß der Laplace-Transformation
Z1
F ðs Þ ¼ Lf f ð t Þ g ¼ f ðt Þ es t dt:
t¼0
Die Systemantwort Ue(t) beispielsweise am Leitungsende erhält man für eine beliebige
Transformierte UG(s) der Generator-Spannung UG(t) über die Laplace-R€ucktransformation
Z
σþj1
1
1
f ðt Þ ¼ L F ðsÞ ¼ F ðsÞ es t ds
2 πj
σj1
zu
U e ðt Þ ¼ L1 U e ðsÞ ¼ L1 GðsÞ U G ðsÞ :
ZG
Ua Zw , γ Ue ZL
UG
l
Abb. 7.25 Transiente Berechnung für eine beschaltete Leitung mittels Laplace-Transformation
390 7 Wellen auf Leitungen
U e 1 γðsÞ l
G ðsÞ ¼ ¼ e :
UG 2
Wir wollen von kleinen Verlusten ausgehen (R0 << ωL0 ) und vernachlässigen den
Leitwertbelag, d. h. G0 0. Die Fortpflanzungskonstante (7.22) reduziert sich zu
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
pffiffiffiffiffiffiffiffiffi R0
0 0 0 0 0 0
γðsÞ ¼ ðR þ sL ÞðG þ sC Þ ¼ s L C 1 þ 0 :
sL
0
mit einemffi geometrieabhängigen Faktor K. Nach Einsetzen für R und Näherung gemäß
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1 þ x 1 þ x=2 f u€ r jxj << 1 erhalten wir schließlich für die Fortpflanzungs-
kontante den Ausdruck
pffiffiffiffiffiffiffiffiffi K qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffipffiffi
γðsÞ s L0 C 0 þ C 0 =L0 s:
2
1 K lpffiffiffiffiffiffiffiffi
0
ffi
0 pffi
F ðsÞ ¼ e 2 C =L s :
s
L1 f F ðsÞes τ g ¼ f ðt τÞ
Ue(t)/V
Ua(t)
1/2
72%
l1 l2 > l1 l3 > l2
T0
t
τ1 τ2 τ3
392 7 Wellen auf Leitungen
Wie bei elektrischen Netzwerken ist auch für Leitungen oft eine stationäre Analyse, d. h. im
eingeschwungenen Zustand, bei harmonischer Anregung zweckmäßig. Wir verwenden
dazu komplexe Amplituden, z. B. für die Spannung U ¼ Û ejϕ, die die reelle Amplitude
Û und einen konstanten Phasenwinkel ϕ beinhaltet, entsprechend dem mit der Kreisfre-
quenz ω oszillierenden reellen Zeitverlauf
n o
U ðt Þ ¼ U^ cos ðωt þ ϕÞ ¼ Re U^ ejðωtþϕÞ ¼ Re U ejωt :
Die €
ortliche Verteilung der komplexen Spannungs- bzw. Stromamplitude ist L€osung der
komplexen Wellengleichung (7.21) in der allgemeinen stationären d’Alembertschen Form
(7.30)
γz þγz
U ðzÞ ¼ U þ e þ U e
γz þγz
ð7:40Þ
Z w I ðzÞ ¼ U þ e U e :
Darin enthalten sind die komplexen Amplituden U+ bzw. U der hin- und rücklau-
fenden Welle, die komplexe Fortpflanzungskonstante (7.22)
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
γ ¼ α þ jβ ¼ ðR0 þ jωL0 Þ ðG0 þ jωC 0 Þ ð7:41Þ
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Uþ U R0 þ jωL0
Zw ¼ þ ¼ ¼ : ð7:42Þ
I I G0 þ jωC 0
Die allgemeine L€osung (7.40) stellt also die Überlagerung von zwei gegenläufigen
stationären Wellen
U ðz; t Þ ¼ Re U e∓γz ejωt ¼ U^ cos ωt∓βz þ ϕ e∓α z ,
ZG Ia Ie
Ua Zw , γ Ue ZL
UG
~ e–α z
U+(z,t)
~ e+α z
U–(z,t)
z
0 l
λ = 2π/β
Abb. 7.26 Gedämpfte hin- und rücklaufende Welle auf einer verlustbehafteten Leitung im stati-
onären Zustand bei harmonischer Anregung
Für das Verhältnis zwischen Spannung und Strom entlang der Leitung erhalten wir durch
Einsetzen von (7.40)
h i
γz U þ2γz
U ðzÞ Uþ e 1 þ Uþ e
¼ Zw h i:
I ðzÞ γz U þ2γz
Uþ e 1 þe U
U þ2γz
r ðzÞ ¼ e
Uþ
und erhalten
U ðzÞ 1 þ rðzÞ
¼ Zw
I ðzÞ 1 rðzÞ
394 7 Wellen auf Leitungen
U þ2γ l Z L Z w
rðl Þ ¼ e ¼ ð7:43Þ
Uþ ZL þ Zw
þ2γ l
U þ2γz U e þ2γz U þ2γ l 2γ ðlzÞ
r ðzÞ ¼ þ e ¼ þ þ2γ l e ¼ þe e
U U e U ð7:44Þ
2γ ðlzÞ
r ðzÞ ¼ r ðl Þ e :
Z L ¼ j X ðωÞ,
und beschränken uns hier auf eine rein reelle Leitungswellenimpedanz Zw ¼ Zw, oder
zumindest auf den Fall kleiner Leitungsverluste. Für den Betrag des Reflexionsfaktors
am Leitungsende resultiert
pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Z w2 þ X 2
rðl Þ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ¼ 1:
Z w2 þ X 2
An einer rein reaktiven Last tritt also bei reellem Leitungswellenwiderstand Totalre-
flexion ein, im Einklang mit der Tatsache, dass keine Wirkleistung von der Last
aufgenommen wird. Im allgemeinen Fall das die Lastimpedanz einen Realteil besitzt,
d. h. ZL ¼ RL + jXL, mit RL > 0 folgt durch Einsetzten in (7.43) |r(l)| < 1.
Für den Phasenwinkel des Reflexionsfaktors bei rein reaktivem Abschluss erhalten
wir aus
arg r ¼ arg ðjX Z w Þ arg ðjX þ Z w Þ
|fflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflffl}
2=3 Quadr: f€ur X > < 0
¼ arctan ðX =Z w Þ þ π arctanðX =Z w Þ ¼ 2arctanðZ w =X Þ:
|fflfflfflfflfflfflffl{zfflfflfflfflfflfflffl}
>
4=1 Quadr:f€
ur X < 0
Der komplexe Reflexionsfaktor mit Betrag eins ist also gegeben durch
1
X ¼ ω L bzw: X ¼
ωC
im Falle einer Kapazität C bzw. Induktivität L bewegt sich die Phasenverschiebung der
vollständig reflektierten Welle im Bereich
π . . . 0 ðωL ¼ 0 . . . 1Þ
ψ¼ : ð7:46Þ
0 . . . π ðωC ¼ 0 . . . 1Þ
7.4.2 Stehwellenverhältnis
Die allgemeine L€osung (7.40) für die Spannungs- und Stromverteilung k€onnen wir unter
Zuhilfenahme des komplexen Reflexionsfaktors (7.44) wie folgt umschreiben:
h i
γ z þγ z 2γ ðlzÞ γ z
U ðzÞ ¼ U þ e þ U e ¼ U þ 1 þ r ðl Þ e e
h i ð7:47Þ
2γ ðlzÞ γ z
Z w I ðzÞ ¼ U þ 1 r ðl Þ e e :
Die Maxima und Minima der Spannungsverteilung entlang der Leitung sind dement-
sprechend gegeben durch
U ðzÞ max 1 rðl Þ e2α ðlzÞ eα z : ð7:48Þ
min
ψ λ λ
ðl zÞmin ¼ n :
2β 2 4
Maxima und Minima folgen also im Abstand einer halben Wellenlänge und sind um λ/4
zueinander versetzt. Da der Vorzeichenwechsel in (7.48) mit der Strom- und Spannungs-
verteilung (7.40) korrespondiert, folgt zusätzlich noch dass die Spannung um λ/4 gegenüber
dem Strom verschoben ist. Dies soll am Beispiel einer kurzgeschlossenen Leitung, d.h.
r(l) ¼ 1, gezeigt werden. Für den Betrag der Spannungsverteilung (7.47) erhalten wir
U ðzÞ 1 e2jβ ðlzÞ e2α ðlzÞ eα z :
Wir erkennen an diesem Ausdruck dass die Amplitude zum Leitungsende insgesamt
abnimmt, während die Schwankung zwischen Maxima und Minima zunimmt (Abb. 7.27).
Gemäß (7.48) hängt die H€ohe der Maxima und Minima entlang der Leitung vom
Reflexionsfaktor r(l) am Leitungsende ab. Als Maß für die Impedanzanpassung einer
Leitung wird deshalb das Stehwellenverh€altnis (Standing-wave ratio, SWR) definiert:
U
s ¼ max :
U min
Mit
γ z
U ðzÞ ¼ U þ 1 þ rðzÞ e
und
U max ¼ U þ 1 rðzÞ eα z
min
Mit (7.44) folgt daraus dass die Welligkeit zum Generator hin sinkt (Vgl. Abb. 7.27).
Im Falle einer idealen Anpassung, d. h. r(l) ¼ 0 ist s ¼ 1, d. h. es liegt ein glatter
Betragsverlauf vor ohne Maxima und Minima, da nur eine hinlaufende, gedämpfte Welle
auf der Leitung existiert.
7.4 Stationäre Vorgänge 397
1 þ e2α ðlzÞ
sðzÞ ¼
1 e2α ðlzÞ
Die Schwankung zwischen Maxima und Minima ist also über die gesamte Leitung
gleich. Dies erm€
oglicht im Prinzip entsprechend der Umstellung
r ðl Þ ¼ 1 þ s
1s
die experimentelle Ermittlung eines unbekannten Reflexionsfaktors |r(l )| dem Betrage nach
durch Ausmessung der Maxima und Minima auf der Leitung. Diese Methode ist auf die
zusätzliche Bestimmung des Phasenwinkels von r(l) erweiterbar.
U ðzÞ 1 e2jβ ðlzÞ ejβ z ; f€
ur rðl Þ ¼ 1
h i
I ðzÞ 1 e2jβ ðlzÞ ejβ z ; f€
ur rðl Þ ¼ 1:
d. h.
z z
Leerlauf r(l) = 1 Kurzschluss r(l) = –1
rðl Þ ¼ 1 . . . þ 1, f€
ur Z L ¼ 0 . . . 1:
Die Phasenverschieben ψ/2 (7.45) lässt sich als zusätzlicher Leitungsabschnitt inter-
pretieren, mit der äquivalenten Länge
ψ=2
Δl ¼ ,
β
d.h.
U ðzÞ j cos ½ β ðl Δl zÞ j:
400 7 Wellen auf Leitungen
ωC = 0 ωC > 0
z
Δl
Δl
arctanðω C Z w Þ λ
Δl ¼ λ ¼ 0... ur ω C ¼ 0 . . . 1:
f€
2π 4
Eine Leitung stellt ein lineares, passives und zeitinvariantes Zweitor-System dar, für das
eine feste Beziehung zwischen den Spannungen (Ua, Ue) und den Str€omen (Ia, Ie) an den
Anschlüssen am Anfang und Ende aufgestellt werden kann (Abb. 7.28).
Gemäß der allgemeinen L€osung (7.40) ist die Spannung und der Strom am Leitungs-
anfang (z ¼ 0)
Ua ¼ Uþ þ U
Zw I a ¼ U þ U
und am Leitungsende (z ¼ l)
γ l þγ l
Ue ¼ Uþ e þ U e
γ l þγ l
Zw I e ¼ U þ e U e :
7.4 Stationäre Vorgänge 401
Ia Ie
Ua [A] Ue
U e þ Z w I e þγ l
Uþ ¼ e
2
U e Z w I e γ l
U ¼ e :
2
Durch Einsetzen in die Beziehungen für den Leitungsanfang erhalten wir schließlich für
die Spannung
þγ l γ l þγ l γ l
e þe e e
Ua ¼ Ue þ Zw I e ¼ U e cosh γ l þ Z w I e sinh γ l
2 2
Wir erhalten somit die gesuchten Beziehungen zwischen den Gr€oßen am Ende der
Leitung zu den Gr€oßen am Leitungsanfang, die sich in der kompakten Vektor-Matrix-
Form zusammenfassen lassen:
!
Ua cosh γ l Z w sinh γ l Ue Ue
¼ ¼ A : ð7:50Þ
Ia sinh γ l =Z w cosh γ l Ie Ie
Hierin bezeichnet [A] die sog. Kettenmatrix des Zweitors. Sie erlaubt beispielsweise die
Beschreibung einer Hintereinanderschaltung mehrerer Leitung durch einfache Multiplika-
tion der einzelnen Kettenmatrizen.
402 7 Wellen auf Leitungen
Ersatzschaltbild-Darstellung
Die Vierpolbeschreibung der Leitung erm€oglicht auch die Aufstellung eines Ersatzschalt-
bildes mit frequenzabhängigen Impedanzen, beispielsweise durch die sog. symmetrische
PI- oder T-Schaltung (Abb. 7.29).
Aus den Vierpolgleichungen der PI-Schaltung mit den Impedanzen Zπ und Yπ
(Abb. 7.29a)
Zπ Y π
Ua ¼ Ue 1 þ þ I e Zπ
2
Zπ Y π Zπ Y π
Ia ¼ Ue Yπ 1 þ þ Ie 1 þ
4 2
erhalten wir durch Koeffizientenvergleich mit (7.50) und Anwendung der Formel
coshðxÞ 1
¼ tanhðx=2Þ
sinhðxÞ
2
Z π ¼ Z w sinh γ l ; Yπ ¼ tanh γ l=2 : ð7:51Þ
Zw
Für die T-Schaltung mit den Impedanzen ZT und YT (Abb. 7.29b) liefert der Koef-
fizientenvergleich der entsprechenden Vierpolgleichungen
ZT Y T ZT Y T
Ua ¼ Ue 1 þ þ I e ZT 1 þ
2 4
ZT Y T
Ia ¼ Ie 1 þ þ Y T U e:
2
a b
Zπ ZΤ /2 ZΤ /2
Yπ /2 Yπ /2 YΤ
Abb. 7.29 Alternative Ersatzschaltbild-Darstellung einer Leitung durch (a) PI-Schaltung und (b)
T-Schaltung
7.4 Stationäre Vorgänge 403
1
YT ¼ sinh γ l ; Z T ¼ 2 Z w tanh γ l=2 : ð7:52Þ
Zw
sodass die folgenden Näherungen für die hyperbolischen Funktionen zulässig sind:
1 3
sinh γ l γ l þ γl
6
1 1 3
tanh γ l=2 γ l γl :
2 24
Damit erhalten wir für die PI-Schaltung aus (7.51) und Einsetzen von (7.24) die
Ersatzschaltbild-Elemente (Abb. 7.30a)
1 2
Zπ Zw γ l 1þ γl Z w γl ¼ R0 l þ jωL0 l
6
γl 1 γl
¼ G0 l þ jωC 0 l:
2
Yπ 1 γl
Zw 12 Zw
Analog, folgt aus (7.52) für die Elemente der T-Schaltung (Abb. 7.30b)
1 1 2
ZT 2 Zw γ l γl Z w γ l ¼ R0 l þ jω L0 l
2 24
γl 1 γl
¼ G0 l þ jωC 0 l:
2
YT 1 γl
Zw 6 Zw
404 7 Wellen auf Leitungen
a b
R'l L'l R'l/2 L'l/2 R'l/2 L'l/2
7.4.4 Impedanztransformation
Eine häufige Fragestellung bei der Auslegung von Leitungsverbindungen, wie z. B. für den
Anschluss einer Lastimpedanz ZL an einem Generator, ist die Bestimmung der für den
Generator resultierenden Impedanz Za am Eingang der Leitung (Abb. 7.31).
Gegeben ist also ZL ¼ Ue/Ie und gesucht ist die Eingangsimpedanz Za ¼ Ua/Ia. Aus der
Kettenmatrix-Darstellung (7.50) erhalten wir direkt durch Einsetzen und Division
Ua Z L cosh γ l þ Z w sinh γ l
Za ¼ ¼ Zw ,
Ia Z L sinh γ l þ Z w cosh γ l
Die Leitung transformiert also die Lastimpedanz ZL am Leitungsende auf die Impedanz
Za am Leitungsanfang in Abhängigkeit der Leitungsparameter Zw, γ und der Leitungslänge
l. Folgende einfache Spezialfälle k€onnen der allgemeinen L€osung (7.53) unmittelbar
entnommen werden:
Für die verlustlose Leitung mit α ¼ 0 wird in (7.53) tanh(γl) ¼ jtan(βl) und wir erhalten mit
Zw ¼ Zw (reell)
Z L þ j Z w tan ðβ ‘Þ
Za ¼ Zw ð7:54Þ
Z w þ j Z L tan ðβ ‘Þ
Folgende einfache Spezialfälle k€onnen der allgemeinen L€osung (7.54) im verlustlosen Fall
unmittelbar entnommen werden:
• λ/4- Leitung:
Bei einer Leitungslänge l ¼ λ/4 ist das Argument in (7.54) βl ¼ π/2, so dass tan(βl) ! 1
und wir erhalten für die Eingangsimpedanz
Z a ¼ Z w 2 =Z L ðλ=4-TransformatorÞ:
Z a ¼ Z L:
In diesem Fall beträgt die gesamte Phasendrehung durch die Leitung 2π entsprechend
der zweimal durchlaufenen Leitungsstrecke von hin- und rücklaufender Welle.
406 7 Wellen auf Leitungen
j Z w tan ðβ l Þ ; ZL ¼ 0
Za ¼
j Z w cot ðβ l Þ ; ZL ! 1
Durch Variation der Leitungslänge l k€onnen bei fester Frequenz beliebige induktive
oder kapazitive Blindwiderstände eingestellt werden (Abb. 7.32)
erhalten wir
tanh ðα l Þ þ j tan ðβ l Þ
Za ¼ Zw :
1 þ j tan ðβ l Þtanh ðα l Þ
tanhðα l Þ α l, Z w Z w :
7.4 Stationäre Vorgänge 407
a b
Im{Za} Im{Za}
induktiv
βl βl
0 π 2π 0 π 2π
kapazitiv
Abb. 7.32 Eingangsimpedanz der verlustlosen Leitung (a) Kurzschluss (b) Leerlauf
a b
λ/4
Za Za L C R
Des Weiteren ist im Bereich der Resonanz βl π/2, sodass tan(βl ) >> 1 ist. Damit
vereinfacht sich der Ausdruck der Eingangsimpedanz zu
j tan ðβ l Þ 1
Za Zw ¼ ,
1 þ j α l tan ðβ l Þ j cot ðβ ‘Þ þ α l
1
Ya ðj cot ðβ l Þ þ α l Þ:
Zw
Mit
und
408 7 Wellen auf Leitungen
ω Δω þ ω0 ω0
βl ¼ l¼ l ; mit Δω ¼ ðω ω0 Þ und l ¼ π=2
v v v
erhalten wir schließlich für die Eingangsadmittanz in der Nähe der Kreisresonanz-
frequenz ω0 den Näherungsausdruck
l
Ya ½ j ðω ω0 Þ=v þ α ; f€
u r ω ω0 : ð7:55Þ
Zw
1 1 ω ω0 1
Y a ¼ j ωC þ ¼ jω0 C þ :
ωL R ω0 ω R
ω ω0 ω ω0 d ω ω0 ω ω0
þ ð ω ω0 Þ ¼ 2
ω0 ω ω0 ω ω¼ω0 d ω ω0 ω ω¼ω0 ω0
und erhalten als Näherungsausdruck für die Eingangsadmittanz des diskreten Schwing-
kreises
Y a j ðω ω0 Þ 2 C þ 1=R; f€
u r ω ω0 : ð7:56Þ
Der Vergleich von (7.55) und (7.56) liefert die folgenden Korrespondenzen zwischen
den Leitungs- und Schwingkreisparametern:
rffiffiffiffiffi
l C0 l 4 l2 8L0 l Zw L0 1
C¼ ¼ ; L¼ ¼ ; R¼ ¼ :
2 Zw v 2 C π2 v 2 π2 αl C0 α l
ω0
Q ¼ ω0 C R ¼ :
2αv
Als Zahlenbeispiel erhalten wir mit f0 ¼ ω0/2π ¼ 1000 MHz, v ¼ 2108 m/s und
α ¼ 0,115 (1 dB/m) für die Güte Q ¼ 137. Dies ist ein recht hoher Wert, der mit
diskreten Bauelementen nicht einfach zu realisieren ist.
7.5 Übungsaufgaben 409
7.5 Übungsaufgaben
ρa
ρi
μ,ε
I0 I– I+ I0
t=0
U0 U– IR U+ U0
R
0 z
a) Bestimmen Sie aus der Stetigkeitsbedingung für die Spannung und den Knotensatz an
der Stelle z ¼ 0 die hin- und rücklaufenden Spannungsamplituden U+ und U.
b) Stellen Sie jeweils die zeit- und ortsabhängige L€osung für Spannung und Strom für
z > 0 und z < 0 auf und skizzieren die Verläufe zu einem Zeitpunkt t > 0.
410 7 Wellen auf Leitungen
c) Welcher Spannungs- und Stromverlauf auf der Leitung ergibt sich für den Kurz-
schlussfall, d. h. für R ¼ 0? Wie groß ist der Kurzschlussstrom IR und wovon hängt er
innerhalb des betrachteten Zeitraums ab?
Zw
UG(t)
Ua(t) Zw , v RL Ue(t)
Hinweis:
pffi a a2
Lf δðt Þ g ¼ 1, L1 ea s ¼ pffiffiffiffiffiffiffi e4 t
2 π t3
a) Stellen Sie die Impulsantwort Ue(s) im Laplace-Bereich auf und bestimmen Sie daraus
die zeitabhängige Antwort Ue(t).
b) Skizzieren Sie die Spannungsimpulsantwort Ue(t) für drei verschiedene Leitungslängen
l1 < l2 < l3.
c) Bestimmen Sie die Anstiegszeit Δt ¼ (t τ) > 0, bei der die Impulsantwort ihr
Maximum erreicht. Wie ändert sich Δt mit der Leitungslänge l?
7.5 Übungsaufgaben 411
λ/4 L C
Za Za R
a) Bestimmen Sie die exakte L€osung für die Eingangsimpedanz Za der Leitung und leiten
Sie daraus die Näherung für schwache Verluste und βl π/2 ab.
Hinweis: tanh(αl ) αl und Zw ¼ Zw (reell).
b) Formen Sie die Näherung für Za aus a) um in einen von der Frequenzdifferenz (ω ω0)
abhängigen Ausdruck.
Hinweis: cot(βl) (βl π/2); für βl π/2.
c) Stellen Sie die exakte Impedanzfunktion eines verlustbehafteten Schwingkreises auf
und leiten Sie daraus die Näherung in der Umgebung der Resonanzfrequenz ω0 ab.
d) Bestimmen Sie durch Vergleich der Näherungsausdrücke für die Eingangsimpedanz aus
b) und c) die konzentrierten Parameter L, C und R und die Güte des äquivalenten
Serienschwingkreises.
A. Mathematische Grundlagen und Formeln
Skalarfeld
Die Funktion φ(r) ordnet jedem Punkt r einen skalaren Wert zu, wie z. B. Temperatur,
Druck, elektrisches, Potential usw.
Zur Veranschaulichung von Skalarfeldern dienen Niveaulinien (2D) bzw. Niveaufl€achen
(3D), auf denen das Feld einen konstanten Wert φ0, φ1, φ2 hat (Abb. A.1). Im elektrischen
Feld werden diese auch als Äquipotentiallinien bzw. -fl€achen bezeichnet.
Wählt man eine konstante Differenz zwischen den Niveaulinien/ -flächen, d. h. (φ1 φ0) ¼
(φ2 φ1) ¼ . . ., so veranschaulicht der Abstand zwischen ihnen die Stärke der Änderung des
Feldes.
Vektorfeld
Die Vektorfunktion E(r) ordnet jedem Ort r einen Vektor zu (3 ortsabhängige skalare
Funktionen), wie z. B. Kraft, Str€omungsgeschwindigkeit, elektrische Feldstärke, usw.
Ausgeschrieben in kartesischen Koordinaten (x, y, z):
E ð r Þ ¼ E x ð r Þ ex þ E y ð r Þ ey þ E z ð r Þ ez :
Zur Veranschaulichung von Vektorfeldern dienen Feldlinien. Das sind Linien, die in
jedem Punkt tangential zum Feldvektor verlaufen (Abb. A.2). Zeichnet man die Feldlinien
so, das zwischen ihnen jeweils der gleiche Vektorfluss durchtritt (siehe Abschn. A.4.2), so
veranschaulicht die Feldliniendichte die Stärke des Vektors.
A.2 Vektoralgebra
Einheitsvektoren:
jex j ¼ ey ¼ jez j ¼ 1: ðA:3Þ
A
eA ¼ bzw: A ¼ A eA : ðA:4Þ
jA j
λ A ¼ λ A eA ðVektorÞ: ðA:5Þ
Skalarprodukt
Das Skalar- oder auch innere Produkt zweier Vektoren A und B ist das Produkt der beiden
zueinander parallelen Komponenten Abb. A.4). Das Ergebnis ist ein Skalar.
In Komponentenform:
0 1 0 1
Ax Bx
@ Ay A @ By A ¼ Ax Bx þ Ay By þ Az Bz : ðA:7Þ
Az Bz
α
A
B .cosα
416 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
a
A
A B ¼ AB , AkB ðparallelÞ
AB ¼ 0 , A⊥B ðorthogonalÞ:
Kreuzprodukt (Vektorprodukt)
Das Kreuz- oder auch äußere Produkt zweier Vektoren A und B ergibt als Betrag das
Produkt der beiden zueinander senkrechten Komponenten, d.h. die von den beiden Vekto-
ren aufgespannte Fläche. Das Ergebnis ist ein Vektor, der senkrecht auf der Fläche steht.
Die Richtung (Normalen-Einheitsvektor en) ergibt sich durch Drehung von A nach B im
Rechtsschraubensinn (Abb. A.5):
In Komponentenform (Determinantenregel):
0 1 0 1
Ax Bx ex ey ez
@ Ay A @ By A ¼ Ax Ay Az ¼ Ay Bz Az By ex þ ðAz Bx Ax Bz Þ ey
ðA:9Þ
Az Bz Bx By Bz
þ Ax By Ay Bx ez :
A B 6¼ BA ¼ A B:
Spezialfälle:
A B ¼ A B en , A⊥B
AB ¼ 0 , A k B:
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 417
Spatprodukt
Das Produkt
Ax Ay Az
A ðB CÞ ¼ Bx By Bz ¼ V
ðA:10Þ
Cx Cy Cz
ergibt das Volumen V des durch die Vektoren A, B und C definierten Parallelepiped
(Abb. A.6).
Zyklische Vertauschung
A ðB CÞ ¼ C ðA BÞ ¼ B ðC AÞ: ðA:11Þ
Doppeltes Vektorprodukt
A ðB CÞ ¼ B ðA CÞ C ðA BÞ: ðA:12Þ
A
C V
B
en×A
418 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
Normalkomponente: An ¼ (en A) en
Tangentialkomponente: At ¼ (en A) en ¼ A(en en) en(en A) ¼ A An, unter
Verwendung von Gl. (A.12).
A ¼ An + At
A.3 Koordinatensysteme
Einheitsvektoren (Basisvektoren):
ei (i ¼ 1, 2, 3),
1 f u€ r i¼j
mit e i ej ¼
0 f u€ r i 6¼ j
e1 e2 ¼ e3
und e3 e1 ¼ e2 (orthogonales, rechtsdrehendes Koordinatensystem).
e2 e3 ¼ e1
A ¼ A1 e1 þ A2 e2 þ A3 e3 :
Addition/Subtraktion:
e1 e2
P
u1= const.
u1 u1
u3 = const.
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 419
λ A ¼ λ A1 e1 þ λ A2 e2 þ λ A3 e3 :
Skalarprodukt:
A B ¼ A1 B1 þ A2 B2 þ A3 B3 :
Vektorprodukt:
e1 e2 e3
A B ¼ A1 A2 A3 ¼ ðA2 B3 A3 B2 Þ e1 þ ðA3 B1 A1 B3 Þ e2
B1 B2 B3
þ ðA1 B2 A2 B1 Þ e3 :
Ein Problem, das gewisse räumliche Symmetrien aufwirft, lässt sich einfach durch ein
entsprechendes Koordinatensystem ausdrücken, z.B. durch Zylinder- oder Kugelko-
ordinaten bei Zylinder- bzw. Kugelsymmetrien. Eine Behandlung mit kartesischen Koor-
dinaten ist zwar immer m€oglich, führt aber in den meisten Fällen zu unn€otig komplizierten
Ausdrücken.
dr ¼ dx ex þ dy ey þ dz ez : ðA:13Þ
dAx ¼ dydz ex
dAy ¼ dxdz ey ðA:14Þ
dAz ¼ dxdy ez :
Differentielles Volumenelement:
a) z b) z y = const.
x = const.
ez
P (xp, yp, zp)
ex
r z = const. P ey
zp
y
y
xp
x yp x
dz
dAy
dAx
dx
dy
r
Unter den krummlinigen Koordinatensystemen zeichnen sich die sog. orthogonalen Sys-
teme dadurch aus, dass in jedem Punkt die Koordinatenlinien senkrecht aufeinander stehen,
wie z. B. bei Zylinder- und Kugelkoordinaten.
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 421
Zur Bestimmung der differentiellen Längen- und Flächenelemente, sowie des Volumen-
elements werden die Transformationsformeln zwischen den Koordinaten u1, u2, u3 und den
kartesischen Koordinaten x, y, z ben€otigt, d. h.:
Das differentielle Wegelement dsi in Richtung ui (i ¼ 1, 2, 3) erhält man aus dem totalen
Differenzial des Ortsvektors:
h1 ¼ h2 ¼ h3 ¼ 1: ðA:18Þ
∂r=∂ui 1 ∂r
ei ¼ ¼ : ðA:19Þ
j∂r=∂ui j hi ∂ui
u1
Die differentiellen Flächenelemente dAi erhält man durch Multiplikation der beiden
Wegelemente dsj, dsk mit dem dazu senkrechten Einheitsvektor in i-Richtung (i,j,k ¼
1,2,3):
A.3.3 Zylinderkoordinatensystem
x ¼ xðρ; ϕ; zÞ ¼ ρ cos ϕ
y ¼ yðρ; ϕ; zÞ ¼ ρ sin ϕ ðA:23Þ
z ¼ zðρ; ϕ; zÞ ¼ z:
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 423
a z b z
r = const.
fp y y
rp
x x f = const.
hρ ¼ 1, hϕ ¼ ρ, hz ¼ 1: ðA:24Þ
Basisvektoren (A.19):
1 ∂r
e 1 ¼ eρ ¼
hρ ∂ρ
1 ∂r
e 2 ¼ eϕ ¼
hϕ ∂ϕ
1 ∂r
e 3 ¼ ez ¼ :
hz ∂z
eρ ¼ cos ϕ ex þ sin ϕ ey
eϕ ¼ sin ϕ ex þ cos ϕ ey ðA:25Þ
ez ¼ ez :
424 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
r dρ
r ¼ ρ eρ þ z ez : ðA:26Þ
ds ¼ dρ eρ þ ρ dϕ eϕ þ dz ez : ðA:27Þ
dAρ ¼ ρ dϕ dz eρ
dAϕ ¼ dρ dz eϕ ðA:28Þ
dAz ¼ ρ dρ dϕ ez :
dV ¼ ρ dρ dϕ dz: ðA:29Þ
A.3.4 Kugelkoordinatensystem
a z b z
q = const.
fp y y
x x
r = const.
f = const.
hr ¼ 1, hθ ¼ r, hϕ ¼ r sin θ: ðA:31Þ
Basisvektoren (A.19):
1 ∂r
e1 ¼ er ¼
hr ∂r
1 ∂r
e2 ¼ eθ ¼
hθ ∂θ
1 ∂r
e3 ¼ eϕ ¼
hϕ ∂ϕ
426 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
r r dq dAq
y
dr
r ¼ r er : ðA:33Þ
ds ¼ dr er þ r dθ eθ þ r sin θ dϕ eϕ : ðA:34Þ
dAr ¼ r2 sin θ dθ dϕ er
dAθ ¼ r sin θ dr dϕ eθ ðA:35Þ
dAϕ ¼ r dr dθ eϕ :
A.3.5 Koordinatentransformation
e1L , e2L , e3L (System L) und e1M , e2M , e3M (System M).
Die i-te Komponente von AL (System L) aus den Komponenten von AM (Systems M)
erhält man durch Skalarmultiplikation mit dem entsprechenden Einheitsvektor eiL, d. h.:
AiL ¼ AM eiL ¼ A1M e1M eiL þ A2M e2M eiL þ A3M e3M eiL :
In Matrixschreibweise:
h i h i
AL ¼ eiL ejM AM ¼ T M!L
ij AM ; i, j ¼ 1, 2, 3:
h i
Mit der Transformationsmatrix: T M!L
ij (Transformation von M nach L).
A.4 Vektoranalysis
A.4.1 Linienintegral
Integration der tangentialen Komponente Aes des ortsabhängigen Vektors A(r) entlang
eines Weges s im Raum ergibt ein Skalar φ:
428 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
Ds
s ri
P1
Z Z
φ¼ A ds ¼ A es ds: ðA:37Þ
s s
Das Integral kann als Grenzwert der unendlichen Summe über die infinitesimalen
Wegelemente Δs ! 0 aufgefasst werden (Abb. A.16), d. h.:
R P
A es ds ¼ lim Aðri Þ es, i Δs.
s Δs!0 i!1
Ist der Integrationspfad s geschlossen (P1 ¼ P2), so bezeichnet man das Integral auch als
Ringintegral oder Zirkulation und verwendet das Symbol
I
φ ¼ A ds: ðA:38Þ
s
Betrachtet man als Vektorfeld beispielsweise das homogene Kraftfeld Fg der Gravitation
in Erdbodennähe, das auf eine Einheitsmasse wirkt (Abb. A.17), so ergibt das
Linienintegral (A.37) die potenzielle Energie des K€orpers (Kraft Weg) zwischen P1
und P2. Dementsprechend hat das Linienintegral den maximalen Wert φmax, wenn in jedem
Punkt entlang s Fg || es, bzw. φ ¼ 0, wenn überall Fg ⊥ es.
Bei einer konkreten Berechnung des Linienintegrals (A.37) entlang eines beliebigen
Pfades s im Raum muss dieser im Allgemeinen in Parameterform vorliegen:
s ¼ frðuÞj u1 u u2 g:
Das differentielle Wegelement ds ergibt sich aus dem totalen Differenzial über r(u) zu
∂r
ds ¼ du:
∂u
Zu2
∂r
φ ¼ AðrðuÞÞ d u:
∂u
u1
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 429
Fg P2 Fg
Zu2
φ ¼ A e i hi d ui :
u1
entlang eines Kreisbogens s mit dem Radius ρ, definiert durch den Anfangs- und
Endwinkel ϕ1 und ϕ2 (Zylinderkoordinaten), berechnet werden.
Wegelement in ϕ-Richtung entlang Kreisring (A.27):
ds ¼ ρ dϕ eϕ :
Z Zϕ2
φ¼ A ds ¼ Aρ sin ϕ dϕ ¼ A ρ ð cos ϕ2 cos ϕ1 Þ:
s ϕ1
Diese gilt allgemein für die Klasse der konservativen Felder, zu den das homogene
Feld zählt.
430 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
Integration des ortsabhängigen Vektors B(r) über eine Fläche A im Raum, d. h. die in jedem
Punkt zu A normale Komponente Ben ergibt den sog. Vektorfluss Ψ:
ZZ ZZ
Ψ ¼ B dA ¼ B en dA: ðA:39Þ
A A
Das Integral kann als Grenzwert der unendlichen Summe über die infinitesimalen
Oberflächenelemente ΔA ! 0 aufgefasst werden (Abb. A.18), d. h.:
ZZ X
B en dA ¼ lim Bðri Þ en, i ΔA:
ΔA!0
i!1
A
Ist die Integrationsfläche A geschlossen, so bezeichnet man das Integral auch als
H€
ullenintegral und verwendet das Symbol
ðð
Ψ ¼ B dA: ðA:40Þ
A
DAi
ri
A
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 431
dA A
A
v v
u u u2
A¼ rðu; vÞ 1 :
v1 v v2
Das vektorielle Flächenelement dA ergibt sich aus dem Kreuzprodukt (A.8) der beiden
Wegelemente, die durch das entsprechende totale Differenzial über den parametrisierten
Ortsvektor r(u,v) gegeben sind:
∂r ∂r
dA ¼ d u d v:
∂u ∂v
Zv2 Zu2
∂r ∂r
Ψ ¼ Bðrðu; vÞÞ d u d v:
∂u ∂v
v1 u1
Zuk, 2 Zuj , 2
Ψ ¼ Bðrðui ; uk ÞÞ hj hk duj duk ei :
uk , 1 uj , 1
über einen Teil der Zylindermantelfläche mit Radius ρ und z ¼ 0. . .h, definiert durch den
Anfangs- und Endwinkel ϕ1 und ϕ2 (Zylinderkoordinaten), berechnet werden.
432 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
dAρ ¼ ρ dϕ dz eρ :
ZZ Zh Zϕ2
Ψ¼ B dA ¼ B ρ cos ϕ dϕ dz ¼ B ρ h ð sin ϕ2 sin ϕ1 Þ:
A z¼0 ϕ1
Der durch den Zylindermantel eintretende Fluss ist gleich dem austretenden Fluss.
Dies gilt allgemein für jede geschlossene Hülle in sog. quellenfreien Feldern, zu den das
homogene Feld zählt.
A.4.3 Volumenintegral
Das Integral kann als Grenzwert der unendlichen Summe über die infinitesimalen
Volumenelemente ΔV ! 0 aufgefasst werden (Abb. A.20).
Das Skalarfeld q(r) ist häufig eine Dichtefunktion, wie z. B. der Ladung. Das Volu-
menintegral ergibt dann die im Volumen V insgesamt befindliche Ladung Q.
Bei einer konkreten Berechnung des Integrals (A.41) über ein beliebiges Volumen
V muss dieser im Allgemeinen in Parameterform (u,v,w) vorliegen. Das Volumenelement
dV ergibt sich dann durch das Spatprodukt (A.10) der drei durch die entsprechenden totalen
Differentiale gegebenen Wegelemente (Betrag der Funktional- bzw. Jacobi Determinante):
∂ðx; y; zÞ
dV ¼ du dvd w:
∂ðu; v; wÞ
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 433
DVi
ri V
über einen Teil eines Kugelvolumens mit Radius R, θ ¼ θ1. . .θ2 und ϕ ¼ 0. . .2π
berechnet werden.
Volumenelement in Kugelkoordinaten (A.35):
dV ¼ r2 sin θ dr dθ dϕ:
Zθ2
2 π R3 2 π R3 2 π R3
Q¼ q0 sin θ d θ ¼ q0 ð cos 0 cos π=2Þ ¼ q0
3 3 3
θ1
434 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
In diesem Fall ist die Summe aus den beiden gleich großen aber entgegengesetzten
Ladungen in der oberen und unteren Halbkugel gleich Null.
Bei einem Skalar- oder Vektorprodukt zweier Vektoren A und B wendet man die
Produktregel der Differenzialrechnung an, d. h.:
∂ðA BÞ ∂A ∂B
¼ BþA ,
∂x ∂x ∂x
bzw.
∂ðA BÞ ∂A ∂B
¼ BþA :
∂x ∂x ∂x
φðrÞ ¼ φðu1 ; u2 ; u3 Þ
∂φ ∂φ ∂φ
dφ ¼ ds1 þ ds2 þ ds3 :
∂s1 ∂s2 ∂s3
1 ∂φ 1 ∂φ 1 ∂φ
dφ ¼ ds1 þ ds2 þ ds3 :
h1 ∂u1 h2 ∂u2 h3 ∂u3
von den Ableitungen trennen und definiert den vollständigen vektoriellen Differen-
tialausdruck als Gradient von φ:
1 ∂φ 1 ∂φ 1 ∂φ
grad φ ≔ e1 þ e2 þ e3 Gradient von φðVektorÞ: ðA:43Þ
h1 ∂u1 h2 ∂u2 h3 ∂u3
Demzufolge erhält man die maximale Änderung von dφ bei ds || grad φ. Der Gradient
steht deshalb stets senkrecht auf den Niveaulinien φ ¼ const. und gibt die Richtung und den
Wert der st€arksten Änderungsrate von φ an (Abb. A.21).
Für die Änderungsrate von φ in jede andere Richtung, gegeben durch den Einheitsvek-
tor en erhält man
∂φ
en grad φ ðRichtungsableitung Þ: ðA:44Þ
∂n
j = const.
436 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
Im elektrischen Potentialfeld φ(r) mit der Einheit Volt ergibt grad φ ≕ E die elek-
trische Feldstärke E (Volt/Meter), d.h. Richtung und Betrag des stärksten Potenzialgef€alles.
Der Gradient erzeugt also allgemein aus einem Skalarfeld φ das Vektorfeld E.
!
grad
Skalarfeld φðrÞ Vektorfeld EðrÞ
∂φ ∂φ ∂φ
grad φ ¼ ex þ ey þ ez ðA:45Þ
∂x ∂y ∂z
∂φ 1 ∂φ ∂φ
grad φ ¼ eρ þ eϕ þ ez ðA:46Þ
∂ρ ρ ∂ϕ ∂z
∂φ 1 ∂φ 1 ∂φ
grad φ ¼ er þ eθ þ eϕ ðA:47Þ
∂r r ∂θ r sin θ ∂ϕ
Ein wichtiges Merkmal für ein Vektorfeld ist das Vorhandensein von Quellen bzw. Senken,
d.h. Orte aus denen Feldlinien entspringen bzw. in denen sie enden.
Zur Quantifizierung der innerhalb eines Gebietes ΔV enthaltenen Quellenmenge oder
-stärke ΔQ dient das Hüllenintegral (A.40) des Vektors D über die Oberfläche (mathema-
tisch der Rand ∂) von ΔV:
ðð
ΔQ ¼ D dA: ðA:48Þ
∂ðΔV Þ
Hierbei ist gemäß dem Vorzeichenwechsel des Skalarproduktes DdA bei Einstr€omen
der Feldlinien in ΔV hinein auch eine Senke (negative Quelle) erfasst. Gl. (A.48) entspricht
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 437
genau dem Gaußschen Gesetz (1.40), in dem Q für die Ladung und D für die elektrische
Flussdichte steht.
Ähnlich wie für die Masse oder die Ladung lässt sich durch Division von (A.48) durch
ΔV und Grenzübergang ΔV ! 0 eine räumliche Quellendichte
ðð
ΔQ 1
q ¼ lim ¼ lim D dA
ΔV !0 ΔV ΔV !0 ΔV
∂ðΔV Þ
Wie in Abb. A.22a veranschaulicht, ist die Divergenz in einem quellenfreien Gebiet
Null, wie z. B. in einem homogenen Feld. Der insgesamt in das Volumen ΔV einstr€omende
(negative) Vektorfluss ist gleich der Menge des ausstr€omenden Flusses (positiv). Dagegen
resultiert für ein Gebiet, in dem sich Quellen befinden, d. h. aus dem zusätzliche Feldlinien
entspringen bzw. Feldlinien münden, eine nicht verschwindende Divergenz (Abb. A.22b).
Der insgesamt in das Volumen ΔV einstr€omende Vektorfluss ist in diesem Fall ungleich
dem ausstr€ omenden.
Die Anwendung der Divergenzoperation auf ein Vektorfeld D erzeugt also ein Ska-
larfeld q.
div
Vektorfeld DðrÞ ! Skalarfeld qðrÞ
Für die konkrete Berechnung der Divergenz nach der Definition (A.49) in einem
krummlinigen, orthogonalen Koordinatensystem wird zunächst jeweils der Nettofluss aus
einem Volumenelement ΔV entlang der drei zueinander senkrechten Koordinatenrich-
tungen berechnet.
a b D
D
DV DV
divD = 0 divD ¹ 0
Abb. A.22 Die Divergenz von D. (a) In einem quellen(divergenz)freien Feld (b) in einem quell-
behafteten Feld
438 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
-DA1
DA1
u1
u1+Du1 u1
Für den Nettofluss ΔΨ1 entlang der Koordinate u1 setzt man unter Berücksichtigung der
entgegengesetzten Richtung der beiden gegenüberliegenden Flächenelemente ΔA1
(Abb. A.23) an:
Für das Skalarprodukt DdA an dem vom Bezugspunkt (u1, u2, u3) um Δu1 verschobe-
nen Ort setzt man eine Taylorreihe bis zum linearen Term an, d.h.:
∂ðD ΔA1 Þ
Dðu1 þ Δu1 ; u2 ; u3 Þ ΔA1 ¼ Dðu1 ; u2 ; u3 Þ ΔA1 þ Δu1 :
∂u1
∂ðD ΔA1 Þ ∂
ΔΨ1 ¼ Δu1 ¼ ðh2 h3 D1 Þ Δu1 Δu2 Δu3 :
∂u1 ∂u1
Analog erhält man für die anderen beiden Komponenten in Richtung u2 und u3:
∂
ΔΨ2 ¼ ðh1 h3 D2 ÞΔu1 Δu2 Δu3
∂u2
∂
ΔΨ3 ¼ ðh2 h1 D3 Þ Δu1 Δu2 Δu3 :
∂u3
Aus der Summe der drei zueinander orthogonalen Teilflüsse ΔΨi und Grenzübergang
ΔV ! 0, d. h.
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 439
ðð X3
1 1
div D ¼ lim D dA ¼ lim ΔΨi ,
ΔV !0 ΔV ΔV !0 h1 h2 h3 Δu1 Δu2 Δu3
i¼1
∂ðΔV Þ
erhält man schließlich die Berechnungsformel für die nach (A.49) definierte Divergenz in
einem krummlinigen, orthogonalen Koordinatensystem:
1 ∂ ∂ ∂
div D ¼ ð h2 h3 D 1 Þ þ ðh1 h3 D2 Þ þ ðh2 h1 D3 Þ : ðA:50Þ
h1 h2 h3 ∂u1 ∂u2 ∂u3
Für das kartesische, zylindrische und sphärische Koordinatensystem erhält man durch
Einsetzen der entsprechenden Metrikfaktoren (A.18), (A.24), (A.31) in (A.50) die expliziten
Formeln:
Kartesische Koordinaten (h1 ¼ h2 ¼ h3 ¼ 1):
Ein weiteres wichtiges Merkmal eines Vektorfeldes ist das Vorhandensein von Wirbeln,
d. h. Orte in denen Feldlinien enthalten sind, die in sich geschlossen sind (Wirbelfeld).
Zur Quantifizierung der in einem Vektorfeld H, innerhalb eines beliebig orientierten,
ebenen Flächenelements ΔA enthaltenen Wirbelstärke ΔW dient das Zirkulationsintegral
(A.38) entlang des Umfanges ∂(ΔA):
I
ΔW ¼ en H ds: ðA:54Þ
∂ðΔAÞ
440 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
en
ds
s
Die Richtung von ΔW steht senkrecht auf ΔA und ist im Rechtsschraubensinn zur
Integrationsrichtung orientiert (Abb. A.24).
Gl. (A.54) entspricht genau dem Ampereschen Durchflutungsgesetz (II0 , Kap. 4), in
dem H für die magnetische Feldstärke und W für den durch ΔA fließenden Strom nach
Betrag und Richtung steht. Die in einem Punkt auf die Fläche bezogene Wirbelstärke
(Wirbeldichte) in en-Richtung erhält man aus (A.54) und Grenzübergang ΔA ! 0:
I
ΔW 1
w ¼ lim ¼ lim en H d s: ðA:55Þ
ΔA!0 ΔA ΔA!0 ΔA
∂ðΔAÞ
X
3 I
1
rot H ¼ ei lim H ds Rotation ðVektorÞ: ðA:56Þ
ΔAi !0 ΔAi
i¼1
∂ðΔAi Þ
Wie in Abb. A.25a) veranschaulicht, ist die Rotation in einem wirbelfreien Feld Null,
wie z.B. in einem homogenen Feld. Die beiden horizontalen Beiträge der Zirkulation
(A.54) heben sich aufgrund des Richtungswechsels von ds auf, während die beiden
vertikalen Beiträge jeweils Null sind. Dagegen sind die beiden Horizontalbeiträge in dem
wirbelbehafteten Feld in Abb. A.25b) unterschiedlich groß. Die Überlagerung aller einzel-
nen Wirbel führt zu einer Verstärkung bzw. Schwächung des Feldes in vertikaler Richtung.
Die Anwendung der Rotation auf ein Vektorfeld H erzeugt also ein Vektorfeld w.
rot
Vektorfeld HðrÞ ! Vektorfeld wðrÞ
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 441
a b
H H
rot H = 0 rot H ¹ 0
Abb. A.25 Die Komponente der Rotation von H senkrecht zur Zeichenebene. (a) In einem wirbel-
freien Feld (b) in einem wirbelbehafteten Feld
Für die konkrete Berechnung der Rotation nach der Definition (A.56) in einem krumm-
linigen, orthogonalen Koordinatensystem wird jeweils die Wirbeldichte der drei zueinan-
der senkrechten Koordinatenrichtungen berechnet und vektoriell addiert.
Beispielsweise erhält man für das Umlaufintegral in der u1-Ebene (Abb. A.26):
I
∂ðH 2 h2 Þ
H ds H 2 h2 Δu2 H 2 h2 þ Δu3 Δu2 þ
∂u3
∂ðΔA1 Þ
∂ ð H 3 h3 Þ
H 3 h3 Δu3 þ H 3 h3 þ Δu2 Δu3 :
∂u2
Hierbei wird für das Produkt H2 h2 bzw. H3 h3 an dem vom Bezugspunkt (u1, u2, u3) um
Δu2 bzw. Δu3 verschobenen Ort eine Taylorreihe bis zum linearen Term angesetzt. Vier
Glieder heben sich auf und es verbleibt
I
∂ðH 3 h3 Þ ∂ðH 2 h2 Þ
H ds Δu2 Δu3 Δu3 Δu2 :
∂u2 ∂u3
∂ðΔA1 Þ
Nach Division durch das Flächenelement ΔA1 ¼ h2 h3 Δu2 Δu3 und Grenzübergang
erhält man für die Komponenten der Rotation in u1-Richtung:
I
1 1 ∂ðH 3 h3 Þ ∂ð H 2 h 2 Þ
lim H ds ¼ lim Δu2 Δu3 Δu2 Δu3
ΔA1 !0 ΔA1 Δu2 , Δu3 !0 h2 h3 Δu2 Δu3 ∂u2 ∂u3
∂ðΔA1 Þ
1 ∂ðH 3 h3 Þ ∂ðH 2 h2 Þ
¼ :
h2 h3 ∂u2 ∂u3
Die analoge Berechnung der Komponenten in e2- und e3-Richtung ergibt insgesamt:
442 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
e1
h3Du3
u3
u2
u1 u2+Du2
u2
Für das kartesische, zylindrische und sphärische Koordinatensystem erhält man durch
Einsetzen der entsprechenden Metrikfaktoren (A.18), (A.24), (A.31) in (A.57) die expliziten
Formeln:
Kartesische Koordinaten(h1 ¼ h2 ¼ h3 ¼ 1):
∂H z ∂H y ∂H x ∂H z ∂H y ∂H x
rot H ¼ ex þ ey þ ez ðA:59Þ
∂y ∂z ∂z ∂x ∂x ∂y
Zylinderkoordinaten(h1 ¼ h3 ¼ 1, h2 ¼ ρ):
1 ∂H z ∂H ϕ ∂H ρ ∂H z 1 ∂ ρHϕ ∂H ρ
rot H ¼ eρ þ eϕ þ ez ðA:60Þ
ρ ∂ϕ ∂z ∂z ∂ρ ρ ∂ρ ∂ϕ
1 ∂ H ϕ sin θ ∂H θ 1 ∂H r 1 ∂ r Hϕ
rot H ¼ er þ eθ
r sin θ ∂θ ∂ϕ r sin θ ∂ϕ r ∂r
ðA:61Þ
1 ∂ðr H θ Þ ∂H r
þ eϕ
r ∂r ∂θ
Die Vektoroperationen grad, div und rot k€onnen formal als Anwendung des Nabla-
Operators ∇ auf ein Skalarfeld φ oder ein Vektorfeld A angesehen werden:
grad φ ¼ ∇φ
divA ¼ ∇ A
rot A ¼ ∇ A
∂ ∂ ∂
∇¼ ex þ ey þ ez
∂x ∂y ∂z
∂φ ∂φ ∂φ
grad φ ¼ ∇φ ¼ ex þ ey þ ez
∂x ∂y ∂z
div ðA þ BÞ ¼ ∇ ðA þ BÞ ¼ ∇ A þ ∇ B ðA:63Þ
rot ðA þ BÞ ¼ ∇ ðA þ BÞ ¼ ∇ A þ ∇ B ðA:64Þ
^ ^
grad ðA BÞ ¼ ∇ A B þ ∇ A B
¼ B ð∇ AÞ þ ðB ∇ÞA þ A ð∇ BÞ þ ðA ∇ÞB
^ ^
Hierbei wurde für den Ausdruck ∇ A B bzw. ∇ A B die Rechenregel (A.12) für
das doppelte Kreuzprodukt a (b c) ¼ b (a c) c (a b)angewendet, d. h.:
^
B ð∇ AÞ ¼ ∇ A B ðB ∇ÞA
^
A ð∇ BÞ ¼ ∇ A B ðA ∇ÞB
^ ^ ^ ^
div ðA BÞ ¼ ∇ A B þ ∇ A B ¼ B ∇ A A ∇ B
^ ^
rot ðA BÞ ¼ ∇ A B þ ∇ A B
¼ ðB ∇ÞA Bð∇ AÞ þ Að∇ BÞ ðA ∇ÞB
Hierbei wurde die Rechenregel (A.12) für das doppelte Vektorprodukt angewendet.
Δφ ¼ ∇ ð∇φÞ
1 ∂ h2 h3 ∂φ ∂ h1 h3 ∂φ ∂ h1 h2 ∂φ
¼ þ þ
h1 h2 h3 ∂u1 h1 ∂u1 ∂u2 h2 ∂u2 ∂u3 h3 ∂u3
Für das kartesische, zylindrische und sphärische Koordinatensystem erhält man durch
Einsetzen der entsprechenden Metrikfaktoren (A.18), (A.24), (A.31) in (A.57) die expliziten
Formeln:
Kartesische Koordinaten (h1 ¼ h2 ¼ h3 ¼ 1):
2 2 2
∂ φ ∂ φ ∂ φ
Δφ ¼ þ þ ðA:71Þ
∂x2 ∂y2 ∂z2
Zylinderkoordinaten(h1 ¼ h3 ¼ 1, h2 ¼ ρ):
2 2
1 ∂ ∂φ 1 ∂ φ ∂ φ
Δφ ¼ ρ þ 2 þ ðA:72Þ
ρ ∂ρ ∂ρ ρ ∂ϕ2 ∂z2
2
1 ∂ 2 ∂φ 1 ∂ ∂φ 1 ∂ φ
Δφ ¼ r þ sin θ þ ðA:73Þ
r2 ∂r ∂r r2 sin θ ∂θ ∂θ r2 sin 2 θ ∂ϕ2
446 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
unter der Voraussetzung, dass die Funktion φ analytisch ist, d. h. wenn gilt:
2 2
∂ φ ∂ φ
¼ :
∂ui ∂uj ∂uj ∂ui
Anschaulich kann man sich ein reines Gradientenfeld wie eine laminare Str€omung
vorstellen, das von Quellen und Senken gespeist wird und deshalb keine Wirbel enthält.
Sämtliche Glieder heben sich auf und man erhält die Identität:
In einem reinen Wirbelfeld sind die Feldlinien stets in sich geschlossen, d. h. sie haben
keine Quellen und Senken.
Zweifache Rotation
Mit der Regel (A.12) für das doppelte Vektorprodukt erhält man:
∇ ð ∇ A Þ ¼ ∇ð ∇ A Þ ð ∇ ∇ Þ A
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 447
mit
2 2 2
∂ ∂ ∂
Δ¼ þ 2 þ 2.
∂x 2 ∂y ∂z
A.5 Integralsätze
Zb Zb Zb
A ds ¼ ∇φ ds ¼ dφ ¼ φðbÞ φðaÞ,
a a a
Zb
grad φ ds ¼ φðbÞ φðaÞ : ðA:78Þ
a
Daraus folgt für jedes geschlossene Linienintegral (Ringintegral), bei dem Anfangs- und
Endpunkt identisch sind:
I
grad φ ds ¼ 0: ðA:79Þ
Das ist die integrale Formulierung der Wirbelfreiheit eines Gradientenfeldes nach
Gl. (A.74).
448 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
Betrachtet wird das Oberflächenintegral über das Vektorfeld rot E, das als unendliche
Summe über alle infinitesimalen Flächenelemente ΔAi mit Normalen-Einheitsvektor ei
aufgefasst werden kann (Abb. A.18):
ZZ ZZ X
rot E dA ¼ ðrot EÞ en dA ¼ lim ðrot EÞi en, i ΔAi :
ΔAi !0
i
A A
Hierbei ist
I
1
en rot E ¼ lim E ds
ΔA!0 ΔA
∂ðΔAÞ
die Komponente von rot E senkrecht zu ΔA, d.h. die Wirbeldichte (A.55) in dieser
Richtung, und man erhält zunächst für das Flächenintegral über rot E die unendliche
Summe über alle infinitesimalen Wirbeldichten über ΔAi:
ZZ X I
rot E dA ¼ lim E ds:
ΔAi !0
i
A ∂ðΔAi Þ
Wie in Abb. A.27a für zwei angrenzende Flächenelemente ΔAi und ΔAj skizziert, heben
sich in der Summe bis auf die Beiträge entlang des Randes von A alle inneren Ringintegrale
aufgrund der gegensinnigen Integrationsrichtung auf und man erhält den Stokesschen
Integralsatz:
ZZ I
rot E dA ¼ E ds Integralsatz von Stokes: ðA:80Þ
A ∂A
Zu einer gegebenen Randlinie ∂A kann die zugeh€origen Fläche beliebige Formen haben
(Abb. A.27b).
" Der Gesamtwirbel auf einer Fläche A ist gleich die Zirkulation entlang des
Randes ∂A und unabhängig von der Form von A.
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 449
a)
b)
A'
DAi
DAj A
¶A = ¶A'
rot ðgrad φÞ 0
Betrachtet wird das Volumenintegral über das Skalarfeld div D, das als unendliche Summe
über alle infinitesimalen Volumenelemente ΔVi aufzufassen ist (Abb. A.28):
ððð X
divD dV ¼ lim ðdiv DÞ ΔVi :
ΔV i !0
i
V
450 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
ΔVi en,i
in die Summe erhält man für das Volumenintegral die unendliche Summe aller infinitesi-
malen Hüllenintegrale des Vektor D über die Volumenelemente ΔVi:
ððð X ðð X ðð
divD dV ¼ lim D dA ¼ lim D en, i dA:
ΔV i !0 ΔV i !0
i i
V ∂V i ∂V i
" Die Summe aller Feldquellen und Senken in einem Volumen V ergibt den
Hüllenfluss aus V.
div rot D 0
ððð ðð I
GIS SIS
div ðrot DÞ dV ¼ rot D dA ¼ D ds ¼ 0:
V A ∂A!0
Hierbei ist A ¼ ∂V die geschlossene Oberfläche von V, die als Grenzfall einer
offneten Oberfläche mit ∂A ! 0 im Stokesschen Satz behandelt werden kann. Da
ge€
dies gemäß Gaußschen Integralsatzes für jedes Volumen V gilt, ist der Integrand selbst in
jedem Punkt identisch Null.
Für ein Vektorfeld D ¼ φ1∇φ2 mit den beiden Skalarfeldern φ1, φ2 erhält man durch
Einsetzen in den Gaußschen Integralsatz mit
Vertauschen von φ1 und φ2und Subtraktion der beiden Integralsätze nach (A.82) ergibt
den 2. Greenscher Integralsatz:
ððð ðð
½φ1 Δφ2 φ2 Δφ1 dV ¼ ½φ1 grad φ2 φ2 grad φ1 dA: ðA:83Þ
V ∂V
In einem Raumgebiet V ist ein Vektorfeld E(r) eindeutig bestimmt durch Angabe der
und der Randbedingung für die Normalkomponente von E auf der Oberfläche ∂V
(Abb. A.29):
452 A. Mathematische Grundlagen und Formeln
ððð h i ðð
ðgrad uÞ2 þ u Δu dV ¼ ðu grad uÞ dA:
V A
Aufgrund der gleichen Quellendichte div E1 ¼ div E2 ¼ q beider Felder ergibt sich für
Das Hüllenintegral
ðð ðð
ðu grad uÞ dA ¼ u ðE1 E2 Þ en dA ¼ 0
A A
A. Mathematische Grundlagen und Formeln 453
die aufgrund (grad u)2 0 nur erfüllt werden kann wenn der Integrand grad u ¼ E1 E2
identisch Null ist, d. h. also
E1 ¼ E2 ,
" Ein Vektorfeld ist durch Angabe seiner Quellen und Wirbel, sowie der Randbe-
dingung auf den Grenzen des Lo €sungsgebiets eindeutig festgelegt.
Insofern erfüllen die vier Maxwell-Gleichungen I–IV mit jeweils einer Divergenz- und
einer Rotationsgleichung für das elektrische und magnetische Vektorfeld genau diese
Aufgabe. Die Mannigfaltigkeit der L€osungen ergibt sich durch ihre gegenseitige Kopplung
und durch unterschiedliche Randbedingungen.
A.7 Übungsaufgaben
UE-A.2 Integrationsaufgaben
z
zu a) B0 ez dA zu b)
z l/2
q(r)
A qe
l/2
l/2 y
y
x
x
UE-A.7 Integralsätze
Im folgenden sind für die am Ende der Kapitel 1-7 und Anhang A aufgeführten
Übungsaufgaben die L€osungen angegeben.
UE-1.1:
m v0
r¼ ðLamor-RadiusÞ
Q B
UE-1.2:
qð r Þ ¼ Q 1 δð r r 1 Þ þ Q 2 δð r r 2 Þ þ Q 3 δð r r 3 Þ þ Q 4 δð r r 4 Þ
a) Qges ¼ 4Q
b) Qges ¼ 0
UE-1.3:
dx I x ðxÞ
¼ κ hb U 0 , mitI x ðxÞjx¼l ¼ 0
d
b)
I x ðxÞ ¼ κbh U 0 ðl xÞ
c) I x ðxÞ ¼ U 0 R1 þ κbhðl xÞ
UE-1.4:
tan α1 ε1 π
Für E: ¼ . Für ε2 ε1 : α1 ! 0, α2 !
tan α2 ε2 2
tan α1 μ1 π
Für H: ¼ . Für μ2 μ1 : α1 ! 0, α2 !
tan α2 μ2 2
UE-1.5:
8
t
U0 < 0 t t0
a) Eðt Þ ¼ E ðt Þez , mit E ðt Þ ¼ t 0
d :
1 t > t0
8
1
ερU0 < 0 t t0
Hðρ; t Þ ¼ H ðρ; t Þ eϕ , mit H ðρ; t Þ ¼ t0
2d :
0 t > t0
8 8
2 2< t
2 >1
2<
επa U0 0 t t0 με πa U0
2 4 0 t t0
b) W E ðt Þ ¼ t0
, W M ðt Þ ¼ t 20
2d : 16 d >
:
1 t > t0 0 t > t0
c) S(ρ, t) ¼ S(ρ, t) (eρ), d. h. S zeigt in den Kondensator hinein.
8t
2<
ε a U 0 t2 0 t t0
S ðρ ¼ a; t Þ ¼ 0
2 d2 :
0 t > t0
8t
ε a2 π U 20 < t 2 0 t t 0
P ðt Þ ¼ 0
d :
0 t > t0
8t
d ε a2 π U 20 < t 2 0 t t 0
d) Pðt Þ ¼ ðW E þ W M Þ ¼ 0
dt d :
0 t > t0
UE-1.6:
μ ρ ∂H
a) Eðρ; t Þ ¼ Eðρ; t Þ eϕ , mit Eðρ; t Þ ¼
2 ∂t
2
ε μ 2 ∂H ðt Þ
2
μ
b) wE ðt Þ ¼ ρ und wM ðt Þ ¼ H 2 ðt Þ
8 ∂t 2
ε μ2 2 2 2 μ
c) wE ðt Þ ¼ ρ ω H 0 und wM ðt Þ ¼ H 0 2
16 4
w ðt Þ aω
E 2 a 2
¼ ¼ π << 1 ) ρ a < < λ ¼ v/f (elektrisch klein)
wM ðt Þ 2v λ
UE-1.7:
a) Ui(t) ¼ d K v2 t
d K v2 t d 2 K 2 v4 t 2
b) I ðt Þ ¼ und Pel ðt Þ ¼
R R
d 2 K 2 v3 t 2
c) Fðt Þ ¼ ex
R
d 2 K 2 v4 t 2
d) Pmech ðt Þ ¼ ¼ Pel ðt Þ
R
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 459
UE-2.1:
Q1 Nh
a) Eðr; h; N ; Q1 Þ ¼ ez
4πε h2 þ r2 32
Q Nh N Q1
h r: Ez ¼ 1 3 ! (Feld einer Punktladung der Gr€oße NQ1)
4πε h2 þ r2 2 4 π ε h2
Q1 Nh
h r: Ez ¼ ! 0 (Kompensation des elektrischen Feldes)
4πε h þ r2 32
2
Q Nh
b) F ¼ Q2 1 ez
4πε h2 þ r2 32
Q Nh N Q1
h r : F z ¼ Q2 1 ! Q2
4πε h2 þ r2 32 4 π ε h2
Q1 Nh
h r: F z ¼ Q2 !0
4πε h2 þ r2 32
Q 1 1
c) φðzÞ ¼ 1 N pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi þ
4πε z þr
2 2 r
UE-2.2:
a)
b) Q ¼ 2 π K a
K a
c) φðzÞ ¼ arsinh
2 ε0 z
K a Q
d) E z ðzÞ ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi ; f u€ r z a : E z ðzÞ ¼ mit Q ¼ 2π K a
2 ε0 z z 2 þ a 2 4π ε0 z2
UE-2.3:
0
q dx
a) d E ¼ d E x ex , mit d Ex ¼ A
2πε ðd x0 Þ
460 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
0 qL qA b
b) F ¼ F 0x ex ,
mit F x ¼ ln 1
2πε d
q q b
c) F 2, x ¼ L A ln 1 ¼ F x
2πε d
q b qA
d) F 0x ! L (Kraft zwischen 2 Linienladungen der Stärke qL und b qA)
2πε d
UE-2.4:
1 d dφðρÞ C 1 ln ðρÞ þ C 2 ρ1 ρ < ρ2
a) ΔφðρÞ ¼ ρ ¼ 0, mit φ ð ρÞ ¼
ρ dρ dρ C 3 ln ðρÞ þ C 4 ρ2 ρ ρ3
!
U0 ln ðρ1 Þ
b) C 1 ¼ ε1 , C 2 ¼ U 0 1
ln ðρ1 =ρ2 Þ þ ln ðρ2 =ρ3 Þ ln ðρ1 =ρ2 Þ þ εε12 ln ðρ2 =ρ3 Þ
ε2
U0 U 0 ln ðρ3 Þ
C 3 ¼ ε2 , C 4 ¼ ε2
ε1 ln ð ρ =ρ
1 2 Þ þ ln ðρ =ρ
2 3 Þ ε1 ln ð ρ 1 =ρ2 Þ þ ln ðρ2 =ρ3 Þ
8
>
> U0 1
; ρ1 ρ < ρ2
>
> ε1
>
> ρ
< ln ðρ1 =ρ2 Þ þ ε ln ðρ2 =ρ3 Þ
2
c) E ρ ðρÞ ¼ :
>
> U 1
>
>
0
; ρ ρ ρ
> ε2
: ln ðρ1 =ρ2 Þ þ ln ðρ2 =ρ3 Þ ρ
> 2 3
ε1
2π l
C¼ 1
ε1 ln ðρ1 =ρ2 Þ þ ε2 ln ðρ2 =ρ3 Þ
1
2π l
d) C ¼ 1
ε1 ln ðρ1 =ρ2 Þ þ ε12 ln ðρ2 =ρ3 Þ
UE-2.5:
q2 b2
Bereich 1: φ1 ðxÞ ¼ þ B2 und E1 (x) ¼ 0
2 ε0
q q q
Bereich 2: φ2 ðxÞ ¼ 2 x2 þ 2 b x þ B2 und E2 ðxÞ ¼ 2 ½x þ b ex
2 ε0 ε0 ε0
q1 2 q1 q1
Bereich 3: φ3 ðxÞ ¼ x þ a x þ B2 und E3 ðxÞ ¼ ½ x a ex
2 ε0 ε0 ε0
q a2
Bereich 4: φ4 ðxÞ ¼ 1 þ B2 und E4 (x) ¼ 0
2 ε0
Das Potential ist bis auf B2 bestimmt. Zur Gewährleistung von φ(0) ¼ 0 kann B2 ¼ 0
gesetzt werden.
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 461
UE-2.6:
!!
h x2 þ ðy þ hÞ2
a) φges ðx; yÞ ¼ E 0 y ln
2 ln ð2h=R0 Þ x2 þ ðy hÞ2
h hþy
b) φges ðx ¼ 0; yÞ ¼ E 0 y ln
ln ð2h=R0 Þ hy
2h2 1
E ðx ¼ 0; yÞ ¼ E 0 1
ln ð2h=R0 Þ h2 y2
c) η ¼ 0, 269 bei y ¼ 0, 9h
η ¼ 0, 759 bei y ¼ 0
UE-2.7:
0 ql
a) C ¼
φ1 φ2
q r 2d 1 d1 þ d2 1 ε 2
mit φ1 ¼ 2π lε ln 0 þ α1 ln β1 ln , α1 ¼ 1þε r , β1 ¼
0 r b r b r b r 1 þ εr
ql r0 2d 2 d1 þ d2 εr 1 2εr
und φ2 ¼ 2π ε ε ln α2 ln þ β2 ln , α2 ¼ , β2 ¼
0 r rb rb rb εr þ 1 εr þ 1
0 π ε0
b) εr ¼ 1 : C ¼ Kapazitätsbelag einer Doppelleitung im Freiraum
d1 þ d2
ln
r0
0 2π ε0
εr ! 1 : C ¼ Kapazitätsbelag einer Leitung über leitender Ebene
2d 1
ln
r0
UE-2.8:
a)
y
R ql
rs rq x
j=0
462 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
2 !
ql x q x þ y2 ql xq R
b) φðx; yÞ ¼ ln 2 þ ln
4πε x R2 =xq þ y2 2π ε R R2 =xq
!
ql x xq x R2 =xq
c) E x ðx; yÞ ¼ 2
2 π ε x xq 2 þ y2 x R2 =xq þ y2
!
ql y y
E y ðx; yÞ ¼ 2
2 π ε x xq 2 þ y2 x R2 =xq þ y2
d) rq ¼ R + Δr und rs R Δr
Entsprechend der Spiegelung an einer ebenen Wand, haben die Linien- und Spiegel-
ladung den gleichen Abstand von der Wand.
UE-2.9:
a)
A
y
-Q +Q
r1 r0
a a x B
a a
r2 r2
+Q -Q
Q 1 1 1 1
b) φðrÞ ¼ þ
4π ε jr r0 j jr r2 j jr r1 j jr r3 j
!
Q r r0 r r2 r r1 r r3
EðrÞ ¼ þ
4π ε jr r0 j3 jr r2 j3 jr r1 j3 jr r3 j3
mit r ¼ x ex + y ey, r0 ¼ r0(cosα ex + sin α ey), r1 ¼ r0(cosα ex sin α ey),
r2 ¼ r0(cosα ex + sin α ey), r3 ¼ r0(sinα ex cos α ey)
3 Q r0 2
c) φðr; ϕÞ¼ sin 2ϕ (Charakteristik eines Quadrupols)
4 π ε r3
UE-2.10:
K0 ðk z ρÞI0 ðk z bÞ K0 ðk z bÞI0 ðk z ρÞ 2π
φðρ; zÞ ¼ U 0 sin ðk z zÞ , mit k z ¼
K0 ðk z aÞI0 ðk z bÞ K0 ðk z bÞI0 ðk z aÞ h
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 463
UE-2.11:
a) φ(x, y) ¼ X(x)Y( y)
(
A cos ðk x xÞ þ B sin ðk x xÞ ; k x 6¼ 0
XðxÞ ¼
A0 þ B0 x ; kx ¼ 0
( mit ky ¼ jkx
Ccoshðk x yÞ þ Dsinhðk x yÞ ; k x 6¼ 0
YðyÞ ¼
C 0 þ D0 x ; kx ¼ 0
X
1
b) φðx; yÞ ¼ φm ðx; yÞ, mit φm ðx; yÞ ¼ K m sin ðm π x=aÞ sinhðm π y=aÞ
m¼1
q0 sinhðm π=a yÞ
c) φðx; yÞ ¼ a sin ðm π=a xÞ
πε coshðm π=a bÞ
Q0
2
0 8ε 1
d) C¼ ¼
2W 0e π tanhð π b=aÞ
UE-2.12:
0 2π ε
C ¼ (Dünndrahtnäherung)
ln ð2h=r0 Þ
cothð2v1 Þ U 0
d) E max ¼ j cosh2 ðv1 Þ
h v1
Maximum befindet sich unterhalb des Drahtes und zeigt in negative y-Richtung.
UE-2.13:
Mv 1
E ð a1 ; 0Þ ¼ sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi (reell entspricht x-Richtung)
c a12
1 >0
a21 b21
0 2π
e) C ¼ ε 0 1 0 1
a1 ffi ;A arcoshBqffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
arcosh@qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
a2 C
ffi ;A
@
a1 b1
2 2
a1 b1
2 2
UE-2.14:
a) Spiegel-Ersatzanordnung
+ql
r
2r0
-ql e = e0
2h1
x
2h2
+ql
-ql
1 2h1=2 1 h1 þ h2
b) α11=22 ¼ ln und α12 ¼ α21 ¼ ln
2πε0 r0 2πε0 h1 h2
2h2=1
2πε0 ln
α22=11 α12 ðh1 þ h2 Þ=ðh1 h2 Þ
c) C 011=22 ¼ ¼ 2
α11 α22 α212 2h1 2h2 h1 þ h2
ln ln ln
r0 r0 h1 h2
h1 þ h2
2πε0 ln
α12 h1 h2
C 012 ¼ C 021 ¼ ¼ 2
α11 α22 α12
2
2h1 2h2 h1 þ h2
ln ln ln
r0 r0 h1 h2
d) Kapazitives Ersatzschaltbild
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 465
+ql
C'12
C'11 +ql
C'22
x
k®¥
ql ð h1 h2 Þ
e) ohne leitende Ebene: φðrÞ ¼ cos θ
2πε0 r
q ð h1 h2 Þ
mit leitender Ebene: φðrÞ ¼ l cos θ
πε0 r
UE-3.1:
π
a) R ¼
h κ ln ðra =ri Þ
1
b) R ¼ ln ðra =ri Þ
h π κ
κ d A κ hdr
c) Azimutale Speisung: d G ¼ ¼
l ðr Þ πr
0 1 1
Z 1 Zra
@ κh d rA π
R¼ dG ¼ ¼
π r κ h ln ðra =ri Þ
ri
Radiale Speisung: d R ¼ dr
κ AðrÞ ¼ κ hd rπ r
Z Zra
1 dr 1
R¼ dR ¼ ¼ ln ðra =ri Þ
κhπ r κhπ
ri
UE-3.2:
1 ra 2π κ h
a) R ¼ ln und I ðhÞ ¼ U h
2π κ h ri ln ðra =ri Þ
I2 ra P
b) P ¼ ln und R ¼ 2
2π h κ ri I
K ra
c) R ¼ ln
2π κ0 ð1 e K h Þ ri
466 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
UE-3.3:
a) Spiegelersatzanordnung
I'
h k
h
-I'
0 2πκ
b) G ¼
ln ð2h=r0 Þ
ε 0 ε
c) RC ¼ ; mit C ¼ ln ð2π
2h=r0 Þ
κ
UE-3.4:
E 0 a3 3 J0
a) Ea ¼ E 0 ez ð2 cos θ er þ sin θ eθ Þ und Ei¼ E 0 ez mit E 0 ¼
2r3 2 κ
2
9 J0 PV , max 9
b) PV , max ¼ und ¼ ¼ 2, 25
4κ PV , 0 4
UE-4.1:
Bereich 1 (0 r r1): Hϕ1 ¼ 0
1 I 1 r2 r21
Bereich 2 (r1 < r r2): H ϕ2 ¼ 2
2πr r2 r21
I1
Bereich 3 (r2 < r r3): H ϕ3 ¼
2πr
I1 I 2 r2 r23
Bereich 4 (r3 < r r4): H ϕ4 ¼
2πr 2πr r24 r23
I1 I2
Bereich 5 (r > r4): H ϕ5 ¼
2πr
UE-4.2:
pffiffiffi
2I
Hy ¼
πa
UE-4.3:
0 1
I B 1 1 C
a) H z ðzÞ ¼ R2 @qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi3 þ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi3 A
2
R2 þ ðz þ R=2Þ2 R2 þ ðz R=2Þ2
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 467
I R2 I d
H z ðzÞjz¼0 ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi3 0, 72 und H z ðzÞ ¼0
R dz
R2 þ ðR=2Þ2 z¼0
0 1
I B 1 1 C
b) H z ðzÞ ¼ R2 @qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi3 qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi3 A
2 2 2
R2 þ ðz þ R=2Þ R2 þ ðz R=2Þ
d 3 I R3 I
Hz(z)|z ¼ 0 ¼ 0 und H z ðzÞ ¼ qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi5 0, 86 2
dz 2 R
z¼0
R2 þ ðR=2Þ2
UE-4.4:
JA xb xþb
a) H x ðx; yÞ ¼ arctan arctan
2π y y
!
2
JA ð x þ bÞ þ y 2
H y ðx; yÞ ¼ ln
4π ð x bÞ 2 þ y 2
b)
Feldstärkeverlauf Feldlinien
Hy y
x x
-b b
JA
c) lim H y ðx; yÞ ¼ 0 und lim H x ðx; yÞ ¼
b!1 b!1 2
Homogenfeld eines unbegrenzten Flächenstroms.
J Ab
d) H x ’
π y
Feldstärke eines Linienstroms mit Gesamtstrom des Bandleiters I ¼ 2 b JA.
UE-4.5:
0μ0 d r0 μ0 d
a) L ¼ ln ln , f u€ r d r0
π r0 π r0
0 μ
b) Li ¼
4π
UE-4.6:
2μ a 2a pffiffiffi pffiffiffi 2μ a 2a
a) Lii ¼ ln ln 1 þ 2 þ 2 2 ln 1; 467
π r0 π r0
468 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
μ a4
b) Lij , f u€ r h a
π h3
UE-4.7:
1
A1
A2 þA1 N 1 I 1 þ A2AþA
2
N 2I 2
a) B ¼ 1
A1 þ A13a δ
þA2 þ μ
1 a 1
μ0 μrel A1 0 A1
I1 A2 N 2
b) ¼
I2 A1 N 1
N 21
c) L11 ¼
Rm1 þ ðRRm2m2þR
þRmL ÞRm3
mL þRm3
1 3a 1 aδ 1 a
Rm1 ¼ , Rm2 ¼ , RmL ¼ μ1 Aδ1 , Rm3 ¼ μ 1μ 3a
μ0 μrel A1 μ0 μrel A1 μ0 μrel A1 0 0 rel A2
N 1N 2 Rm2 þ RmL
d) L12 ¼
Rm1 þ ðRm2 þRmL ÞRm3 R
m2 þ RmL þ Rm3
Rm2 þRmL þRm3
UE-4.8:
a) Spiegelquellen-Anordnung
h
I I
z x
-d/2 d/2
-h
aI aI
0
μ0 I ρ ρ
b) Az ðx; yÞ ¼ ln 1 þ α ln 1 0
2π ρ2 ρ2
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2 2
ρ1 ¼ ðx þ d=2Þ þ ðy hÞ , ρ2 ¼ ðx d=2Þ2 þ ðy hÞ2 ,
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0 2 2 0
ρ1 ¼ ðx þ d=2Þ þ ðy þ hÞ , ρ2 ¼ ðx d=2Þ2 þ ðy þ hÞ2
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 469
UE-4.9:
y
h h
h h
z x
h h
h h
μI ρ ρ
b) Az ðx; yÞ ¼ ln 1 3
2π ρ2 ρ4
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ρ1 ¼ ð x h Þ þ ð y h Þ 2 , ρ 2 ¼ ð x þ h Þ 2 þ ð y h Þ 2 ,
2
qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi qffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ρ3 ¼ ð x þ h Þ 2 þ ð y þ h Þ 2 , ρ 4 ¼ ð x h Þ 2 þ ð y þ h Þ 2
μI h 2
c) Az ðρ; γ Þ cos ð2γ Þ
π ρ
μ I 2h2
d) Bðρ; ϕÞ ¼ cos ð2ϕÞ eρ þ sin ð2ϕÞ eϕ
πρ 3
z
x
470 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
UE-4.10:
A cos ðk x xÞ þ B sin ðk x xÞ ; k x 6¼ 0
a) X ¼
Ao þ B0 x ; ky ¼ 0
Ccoshðk x yÞ þ Dsinhðk x yÞ ; k y ¼ jk x 6¼ 0
Y¼
C o þ D0 y ; k y ¼ jk x ¼ 0
mπ mπ
b) φm1 ¼ K m1 sin x sinh y , mit K m1 ¼ Bm1 Dm1
a a
mπ mπ
φm2 ¼ K m2 sin x e a y , mit K m2 ¼ Bm2 C m2
a
osungen nur für m ¼ 1:
c) L€
πb
K 11 ¼ M 0 aπ e a und K 12 ¼ M 0 aπ sinh πab
π
h π π π π i
d) H1 ðx; yÞ ¼ M 0 eab cos x sinh y ex þ sin x cosh y ey
a a a a
π h π π π π
i
H2 ðx; yÞ ¼ M 0 sinh b cos x eay ex sin x eay ey
a a a
UE-4.11:
X
1 h i
a) φm ðr; θ; ϕÞ ¼ Gn C n rn þ Dn rðnþ1Þ Pn ð cos θÞ
n
X
1
φm, i ðr; θ; ϕÞ ¼ Gi, n rn Pn ð cos θÞ
n¼0
X
1
1
φm, a ðr; θ; ϕÞ ¼ H 0 r cos θ þ G a, n Pn ð cos θÞ
n¼0
rnþ1
3 μa
b) φm, i ¼ H 0 z
μi þ 2 μa
μ μa 3 cos θ
φm, a ¼ H 0 z þ H 0 i a
μi þ 2μa r2
3μa
c) Hi ¼ H0 (Homogenfeld)
μi þ 2μa
μ μ a a3
Ha ¼ H0 þ H 0 i ð2 cos θ er þ sin θ eθ Þ
μi þ 2μa r3
Im Außenraum Feld eines magn. Punktdipols mit dem Dipolmoment:
μ μa
m ¼ 4πa3 H 0 i
μi þ 2μa
Hi 3 3
d) ¼
H 0 μi =μa þ 2 2
Bi 3 μi =μa 3μa
¼ !0
B0 μi =μa þ 2 2μi
e) Minimum bei θ ¼ 0, π: Ha ¼ 0
Ha 3
Maximum bei θ ¼ 3/2 π: ¼
H0 2
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 471
UE-5.1:
H0 NI
a) H z ðρÞ ¼ J0 jγ ρ , mit H 0 ¼
J0 jγ r1 2π r2
1 ρ 2
1þj ρ
b) H z ðρÞ H 0 2 δ f u€r << 1
1 r1 2 δ
1þj
2 δ
NI ρ ρ N I r 1
c) J ϕ j und J ϕ ¼ J max , mit J max ¼ J ϕ
2r
2πδ 2 r1 max 2π δ2 r2
2
N 2 I r 1 4
d) P ¼
8κ r2 δ
UE-5.2:
2
∂ Jz
a) γ2J z ¼ 0
∂x2 h i
x
I ð1 þ j Þ cosh ð 1 þ j Þ δ
b) Allgemeine L€osung: J z ðxÞ ¼ h i
2bδ sinh ð1 þ jÞ a
2δ
jI j
Schwacher Skineffekt: J z ba ¼ J DC (Gleichstrom)
a=
J x ¼ 0; 2 Þ 1
z J DC
472 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
pffiffiffi
I 2
x
Starker Skineffekt: J z ðxÞ
a
e2δ cosh
bδ δ
J z ðx¼0Þ pffiffi2a 2δa a=
2Þ
paffiffiffi >> 1
J DC δ e << 1 und J z
J DC 2δ
I sinh ð 1 þ jÞ x
δ
c) H y ðxÞ ¼
2b sinh ð1 þ jÞ2δ a
0 1þj h ai
d) Allgemeine L€ osung: Z ¼ coth ð1 þ jÞ
2κbδ 2δ
0 0 0 1 a 2
Schwacher Skineffekt: Z ¼ R þ jωL 1þj
κba 2δ
0 0 0 1þj
Starker Skineffekt: Z ¼ R þ jωL
2κbδ
UE-5.3:
2
∂ Hy
a) ∂x2
γ2H y ¼ 0
0
b) H y ðx ¼ 0Þ ¼ 0 und H y ðx ¼ d Þ ¼ I
0
sinh γ x
c) H y ðxÞ ¼ I
sinh γ d
0 γ ðxd Þ
d) H y ðxÞ I e
0 γ ðxd Þ
e) J z ðxÞ I γ e
0 2
I Δy Δz
ΔP ¼ 1 e2 d=δ
2κ δ
UE-5.4:
a) Atan ¼ 0
h
y x
h
I
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 473
I h
b) H tan ðxÞ ¼
π x 2 þ h2
I h
c) JA ðxÞ ¼ J A ðxÞey ¼ 2 ey
π x þ h2
2
0
I
d) PV ¼
4π h δ κ
0 1
e) R ¼
2π h δ κ
0
R r0 0 0
0 ¼ , R R0 f u€r h r0
R0 h
UE-6.1:
E0
a) H0 ¼ ey
Z0
rffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
Z Z1 2Z 1 μ0 μ
b) r ¼ 2 , t¼ mit Z 1 ¼ , Z2 ¼ 0 κ
Z2 þ Z1 Z2 þ Z1 ε0 ε 1 jωε
1 1
Er ¼ E0 r, Hr ¼ rE0 ey und Et ¼ E0 t, Ht ¼ rE 0 ey
Z1 Z2
γ z
c) E x, 1 ðzÞ ¼ E 0 ej β1 z þ r eþj β1 z und Ex, 2 ðzÞ ¼ E 0 t e 2
rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
pffiffiffiffiffiffiffiffiffi ωε
mit β1 ¼ ω μ0 ε0 und γ ¼ jωμ0 κ 1 þ j
2 κ
474 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
d) Ideales Dielektrikum:
pffiffi2ffiE pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2E 0
E x, 1 ð z Þ ¼ pffiffiffiffi 1 þ εr þ ð1 εr Þ cos ð2β0 zÞ und E x, 2 ðzÞ ¼
0
pffiffiffiffi
1 þ εr 1 þ εr
λ2 1
¼ pffiffiffiffi
λ1 εr
Betragsverlauf für εr ¼ 9 und f ¼ 100 MHz
2 2 2 2 2
1 E 0 1 r E 0 1 t E 0
e) Sh ¼ ez ; Sr ¼ ez ; St ¼ ez
2 Z0 2 Z0 2 Z∗ 2
Ideales Dielektrikum:
2 pffiffiffiffi 2 pffiffiffiffi
E εr E εr
Re S h þ S r ¼ 2 0
2 ¼ Re S ¼ 2 0
pffiffiffiffi2
Z 0 1 þ pffiffiffiffi
εr
t
Z 0 1 þ εr
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 475
Leiter in Raum 2:
pffiffiffiffi
Re S t ωε εr
¼4 1, nahezu Totalreflexion der einfallenden Welle
Re S h κ
UE-6.2:
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
2 Z0 Se
a) Ee ¼ pffiffiffiffi ey
εr
1 π
b) α1G ¼ arcsinpffiffiffiffi und α2 ¼ , Ausbreitung in x-Richtung
εr 2
c) Raum 1:
E1 ¼ Ee ejke r þ rs eþjk r
r
pffiffiffiffi pffiffiffiffiffiffiffiffiffi
ke, r ¼ k 0 εr ð sin α1 ex cos α1 ez Þ, k 0 ¼ ω μ0 ε0
pffiffiffiffi
εr cos α1 cos α2
rs ¼ pffiffiffiffi
εr cos α1 þ cos α2
Raum 2:
E2 ¼ Ee t s ejkt r
pffiffiffiffi
2 εr cos α1
kt ¼ k 0 ð sin α2 ex þ cos α2 ez Þ und t s ¼ pffiffiffiffi
εr cos α1 þ cos α2
2 cos α1
r ¼ 1 und t ¼ , f u€r α1 α1G
s s
cos α1G
z 1
E ¼ jEe jt eδt , mit δt ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi und α1 α1G
2 s
k 0 εr sin 2 α1 1
Ausbreitung in x-Richtung und exponentielle Dämpfung senkrecht zur Grenzfläche
d) Raum 1:
pffiffiffiffi
jEe j2 εr
S1 ¼ sin α1 ex
Z0
Wirkleistung in x-Richtung (parallel zur Grenzfläche)
Raum 2:
jEe j2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
S2 ¼ t s ð sin α2 ex þ cos α2 ez Þ, cos α2 ¼ j εr sin 2 α1 1
2Z 0
Wirkleistung in x-Richtung und Blindleistung in z-Richtung
UE-6.3:
m Z0 k2 ej kr
a) E ϕ ¼ sin θ
4π r
m k2 ej kr
Hθ ¼ sin θ
4π r rffiffiffiffiffi
μ0 pffiffiffiffiffiffiffiffiffi
m ¼ I π a2 , Z0 ¼ , k ¼ 2πf μ0 ε0
ε0
476 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
b)
m
h
h
m
j m Z 0 k 2 ejkr Eϕ
c) E ϕ sin θ sin ðkh cos θÞ und H θ
2π r Z0
m k 3 h
d) Eϕ Z 0 sin ð2θÞ, Maximum bei θ ¼ π/4
4πr
UE-6.4:
kZ 0
a) Eθ ðr; θ; ϕÞ I hj sin θjj sin ðkd sin ϕÞj
2πr
k2Z0
b) Für d<<λ : E θ I h d j sin θjj sin ϕj
2πr
E r; θ ¼ π; ϕ
θ 2
j sin ϕj (durchgezogene Linie im Diagramm)
E θ, max r; θ ¼ π2; ϕ
Für d¼λ/4: Eθ kZ 0
I hj sin θj sin π2 sin ϕ
2πr
E r; θ ¼ π; ϕ π
θ 2
sin sin ϕ (gestrichelte Linie im Diagramm)
2
E θ, max r; θ ¼ π2; ϕ
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 477
E d
c) θ max ¼ 4π << 1
E 0, θ λ
max
2
S re jmax 2 d
¼ 16π << 1
S 0, re jmax λ
2
Rr d
d) ¼ 4π << 1
R0, r λ
UE-6.5:
π jk Z 0 h jkr j kd cos ϕ
a) E θ r; θ ¼ ; ϕ e I 1e þ I 2 eþj kd cos ϕ
2 4πr8
π
k Z0 h < cos cos ϕ ; Gleichtakt
b) Eθ ¼ j sin θjI 2
2πr : sin π cos ϕ ; Gegentakt
2
S re, 2
¼4
S re, 1 max
478 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
UE-6.6:
jzj
a) I ðzÞ ¼ I 0 1
l=2
|I(z)|
|I0|
z
-l/2 l/2
j kZ 0
b) E θ ¼ I l ej kr sin θ
8πr 0
Entspricht dem Fernfeld des Hertzschen Dipols mit Dipolmoment Ih ¼ I 0l/2
π Z0 l 2
c) Rr ¼
6 λ
j kZ 0 π
d) E θ ¼ I l ej kr sin θ; f u€r θ
8πr 0 2
Rr, M 1
e) ¼
Rr, D 2
UE-6.7:
8
< E1 ðxÞ ¼ Ei ej β1 x þ Er eþj β1 x
a) Raum 1 : E E
: H 1 ðxÞ ¼ i ej β1 x r eþj β1 x
Z1 Z1
8
< E 2 ðxÞ ¼ A ej β2 x þ B eþj β2 x
Raum 2 : A B
: H 2 ðxÞ ¼ ej β2 x eþj β2 x
Z2 Z2
b) E i þ Er ¼ A þ B
Ei Er A B
¼
Z1 Z1 Z2 Z2
A ej β2 d ¼ B eþj β2 d
Er r0 ej2 β2 d Z2 Z1
c) r ¼ ¼ , mit r0 ¼
E i 1 r0 ej2 β2 d Z1 þ Z2
ur d ! 0 : r ¼ 1
F€
ur ideal leitf a€ higes Medium 2 : r ¼ 1
F€
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 479
UE-7.1:
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
0
L
Zw ¼ 0
C ð1 j tan δÞ
0 2π ε
mit L'C' ¼ μ0ε und C ¼ (siehe Beispiel 2.6)
ln ðρa =ρi Þ
rffiffiffiffiffi
μ0 ln ðρa =ρi Þ ln ðρa =ρi Þ j
Zw ¼ pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi Z 1 þ tan δ
ε 2 π 1 j tan δ 2π 2
ln ðρa =ρi Þ
verlustlos: Z w ¼ Z
2π
UE-7.2:
a) Randbedingungen (z ¼ 0):
U ð0; t Þ ¼ I R R ¼ U 0 þ U þ ¼ U 0 þ U
) Uþ ¼ U
Knotensatz:
1 2U þ
I 0 I I þ I 0 ¼ I R ) I R ¼ ðI þ I þ Þ ¼ ðU þ U þ Þ ¼
Zw Zw
U ð0; t Þ U 0 þ U þ 2U þ U
) U þ ¼ U ¼ ΔU ¼
0
und I R ¼ ¼ ¼ Zw
R R Zw 2R þ Z w
b) U(z, t) ¼ U0 + ΔU σ(t |z|/v)
ΔU
mit ΔI ¼
Zw
>
I ðz; t Þ ¼ I 0 ΔI σðt jzj=vÞ f u€r z < 0
U0
v ΔU v
t>0
I0 v
ΔI
v
0 z
c) R ¼ 0 (Kurzschluss) ) ΔU ¼ U0
U(z, t) ¼ U0[1 σ(t |z|/v)]
480 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
U0 >
I ðz; t Þ ¼ I 0 ∓ σðt jzj=vÞ f u€r z < 0
Zw
U0
v
I0 IR
ΔI v
z
Kurzschlussstrom: I R ¼ 2 ΔI ¼ 2U
Zw
0
Während des Schaltvorgangs wird der Kurzschlussstrom IR also einzig von der Betriebs-
spannung und vom Wellenwiderstand der Leitung bestimmt.
UE-7.3:
U e ðt Þ ¼ ð1 þ rL ÞU þ
0 ðt τ Þ
U a ðt Þ ¼ U þ þ
0 ðt Þ þ rL U 0 ðt 2τÞ
RL Z w U^
mit rL ¼ und U þ
0 ¼
RL þ Z w 2
Û
(1+rL)Û/2 Ue
Û /2
Ua
t
τ 2τ
UE-7.4:
sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi
1 Vs T0 T0
e16 ðtτÞ ;
0 0
a) U e ðt Þ ¼ 3
T 0 ¼ K 2 l 2 C =L , t τ
8 π ðt τ Þ
€sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo 481
b)
d U e ðt Þ d n 3=2 T 0 o 3 T0
c) t e 16 t ¼ ¼ 0
d t t>τ d t 2 16 t
)Δt ¼ T0/24 ~ l2.
UE-7.5:
ωL > 0
ωL = 0
z
Δl
Δl
482 €sungen zu den Übungsaufgaben
B. Lo
UE-7.6:
Zw 1 þ j tan ðβ l Þtanh ðα l Þ
a) Z a ¼ ¼ Zw
tanh γ l tanh ðα l Þ þ j tan ðβ l Þ
1 þ j α l tan ðβ l Þ
Za Zw ¼ j cot ðβ ‘Þ þ α l
j tan ðβ l Þ
πv
Za Z w l ½ j ðω ω0 Þ=v þ α ; f u€r ω ω0 ¼
2l
1 ω ω0
b) Z a ¼ j ωL þ R ¼ jω0 L þR
ωC ω0 ω
!
ω ω0 ω ω0
mit 2 f u€r ω ω0
ω0 ω ω0
Za j ðω ω0 Þ 2 L þ R; f u€r ω ω0
sffiffiffiffiffi
0 0 0
Zw l L l 4 l2 8C l L
c) L ¼ ¼ ; C¼ 2 2¼ 2 ; R ¼ Zwα l ¼ 0 αl
2v 2 Lπ v π C
ω0
Q ¼ ω0 L=R ¼
2αv
UE-A.1:
0 1 0 10 1
Ax sin θ cos ϕ cos θ cos ϕ sin ϕ Ar
@ Ay A ¼ @ sin θ sin ϕ cos θ sin ϕ cos ϕ A@ Aθ A
Az cos ϕ sin ϕ 0 Aϕ
UE-A.2:
UE-A.3:
UE-A.4:
UE-A.5:
Weiterführende Bücher
A Blindleistung 250
Abbildung, konforme 122, 181 mittlere 31
Abbildungsfunktion 122 Blindleistungsflussdichte, mittlere 30
Abschirmung 253 Brechung 380
Abschluss, reaktiver 394 Brechungsgesetz von Snellius 329
Absolute Dielektrizitätskonstante 15 Brechungsindex 329
Absolute Permeabilitätskonstante 16 Brems-Drehmoment 42
Ampèresches Durchflutungsgesetz Brewster-Winkel 333, 335
170, 237, 440
Amplitude, komplexe 28
Analytisch 122 C
Anpassung 380 Cauchy-Riemannsche DGL 123
generatorseitige 385, 410 Cosinussatz 67
lastseitige 385 Coulomb-Eichung 173
Antennen-Ersatzschaltbild 319 Coulomb-Integral 63, 64, 174
Apolloniuskreise 72, 183 (Coulomb-)Kraft, elektrische 2
Äquipotentialfläche 54, 413 cut-off-Frequenz 351
Äquipotentiallinie 54, 183, 413
Ausblendeigenschaft 6
Ausbreitungskonstante, komplexe 249 D
Ausdehnung, charakteristische 34 d’Alembertsche Form 367
stationäre 373
d’Alembertsche Lösung 286, 290
B Dämpfungskonstante 321, 373
Bandleiter 238 Determinantenregel 416
Bandleitung 47 DGL, partielle vom parabolischen Typ 248
Basisvektor 418, 419, 421, 423, 425 Diamagnetisch 16
Besselfunktion 112, 257 Diamagnetismus 218
Besselsche Differentialgleichung 111, Dichtefunktion 432
257, 264 Dielektrika 84
Betrachtung, makroskopische 3 Dielektrizitätskonstante 8
Bewegungsinduktion 39 relative 15
Bezugssystem („Laborsystem“) 2 Differentiation von Vektoren 434
I Kapazitätskoeffizienten 137
Impedanz Kartesisches Koordinatensystem 419
der Zylinderspule 260 Kausalitätsprinzip 2, 293
des Drahtes 266 Kernmaterial, hochpermeables 223
Impedanztransformation 404 Kettenmatrix 401
Impuls-Übertragungsverhalten 388 Kirchhoffsche Gleichung 43
Impulsantwort 388, 410 Knotengleichung des magnetischen
Induktion 49 Kreises 225
Induktionsgesetz 8, 13, 39 Knotensatz 44
Induktionskoeffizient 209 Koaxialkabel 350
Induktionsspannung 39 Koaxialleitung 83, 360
Induktionsstrom 41 Koerzitivfeldstärke 16
Induktivität 42, 200 Kondensator 42, 80
äußere 201, 202, 239 Kontinuitätsgleichung 11
der Bandleitung 205 komplexe 30
der Doppelleitung 218 Kontinuumsbetrachtung 219
einer Drahtspule 206 Konzentrierte Elemente 43
einer rechteckigen Leiterschleife 216 Koordinatenfläche u 431, 433
einer Ringkernspule mit Luftspalt 227 Koordinatentransformation 426, 453
einer Ringspule 208 (Lorentz)-Kraft, magnetische 2
eines Kreisrings 203 Kreisfrequenz 28
längenbezogene 241 Kreisgleichung 183
partielle 214, 239 Kreis, magnetischer 224, 240
Induktivitätsbelag L0 369 Kreuzprodukt 416
Induktivitätsmatrix 211 Kronecker-Symbol 109
Influenzkoeffizient 137 Krummlinige orthogonale
partieller 214 Koordinatensysteme 420
Innere Induktivität 239 Kugelfunktion, zugeordnete 116
des Drahtes 266 Kugelkoordinatensystem 424
Integral, vollständiges elliptisches 186 Kugelladung 80
Integralsätze 455[ITerm] Kurzschluss 380
Ionenpolarisation 85
L
Ladung
J
gebundene 84
Jacobi Determinante 432
influenzierte 95, 98
Joulesche
im Freiraum 61
Leistung 156
Ladungsdichte 3
Wärme 22
gebundene 11
Ladungserhaltungsgesetz 10
K Ladungserhaltungssatz in differentieller
Kantensingularität 130 (lokaler) Form 11
Kapazität 81 Lamé-Koeffizient 421
längenbezogene 83 Länge, charakteristische 249
Kapazitätsbelag 84 Laplace-Gleichung 56, 106, 111,
C 370 115, 172
Kapazitiver Laplace-Operator 445
Abschluss 399 Laplace-Rücktransformation 389
Spannungsteiler 141 Laplace-Transformation 389
Stichwortverzeichnis 491