LE I Vorlesung 9 Und 10 B6 Schaltung Neu
LE I Vorlesung 9 Und 10 B6 Schaltung Neu
LE I Vorlesung 9 Und 10 B6 Schaltung Neu
Quelle 2: Specovius, Joachim: „Grundkurs Leistungselektronik; Bauelemente, Schaltungen und Systeme“ Springer
Vieweg Verlag, 9., überarbeitete und aktualisierte Aufl. 2018, ISBN 978-3-658-21168-4, ISBN 978-3-658-
21169-1 (eBook), Kapitel 9: Drehstromschaltungen, Seite 167 – 197
Kapitel 9: Drehstromschaltungen
9.1 Die Mittelpunktschaltung M3
9.2 Brückenschaltung B6
9.3 Zündimpulse
Quelle 3: Gart Hagmann: Leistungselektronik; Grundlagen und Anwendungen in der elektrischen Antriebstechnik; 6.
überarbeitete Auflage, ISBN: 978-3-89104-827-6; AULA-Verlag; Abschnitte 3.3 Dreipuls-Mittelpunktschaltung,
3.4 Sechspuls-Brückenschaltung, S. 135-155
Quelle 4: Mohan, Undeland, Robbins: Power Electronics, Converters, Applications and Design, John Wiley & Sons,
ISBN: 0 471-58408-8 (als Hardcopy in der Bibliothek),
Chapter 6: Line Frequency Phase Controlled Rectifiers and Inverters
6.4 Three Phase Converters
Leistungselektronik 1
Elektrotechnisches Institut / Professur Leistungselektronik Folie 3
9. November 2022
6.5.2 Aufbau und Funktionsweise der idealisierten Schaltung (B6) mit
eingeprägtem Gleichstrom
C
• Bild 6.99 zeigt eine idealisierte ungesteuerte E
Sechspuls-Brückenschaltung
− Schaltung arbeitet zwischen einem
ud
dreiphasigen Wechselspannungsnetz
(Anschlüsse U, V und W) und einer
Gleichstrom- bzw. Gleichspannungsseite
zwischen den Anschlüssen C und D bzw. E
und D
− Bei einigen Lasten (z.B. DC/AC Konverter)
kann zwischen den Punkten C und E eine Bild 6.99: Idealisierte ungesteuerte
Glättungsinduktivität Ld angeordnet sein. Sechspuls-Brückenschaltung
• Anschluss von Lasten auf der DC-Seite zwischen den Klemmen E und D
• Typische Lasten sind:
− Einphasiger oder dreiphasiger DC/AC-Konverter (z.B. selbstgeführte U-Stromrichter,
Thyristorstromrichter) zum Anschluss elektrischer Maschinen, elektrischer Netze (z.B.
HGÜ) oder passiver Lasten (z.B. Parallelschwingkreis zum induktiven Erwärmen)
− Gleichstrommaschine
− RL-Last (Schweißen)
− Funktion, Arbeitsbereiche und Ersatzschaltbilder der Lasten unterscheiden sich.
• Zur Beschreibung der Funktionsweise des Stromrichters können induktive Lasten
vereinfacht durch eine Stromquelle zwischen den Klemmen C und D modelliert LE I
werden. 4
• Weitere Annahmen für idealisierte
Schaltung: C
− Modellierung des symmetrischen, E
dreiphasigen Wechselspannungsnetzes
durch drei ideale symmetrische
Wechselspannungsquellen (uu,uv,uw) ud
− Modellierung der Gleichstromseite zwischen
den Punkten C und D durch eine ideale
Stromquelle Id .
− In stationären Arbeitspunkten wird
nachfolgend Id = const. > 0 angenommen.
− Zwischen dem dreiphasigem Netz und der
Schaltung gibt es keine Induktivitäten (bzw. Bild 6.99: Idealisierte ungesteuerte
Impedanzen)→ ideale, sprunghafte Sechspuls-Brückenschaltung
Kommutierungen
− Modellierung der Schalter T1-T6 durch ideale Schalter (Dioden oder Thyristoren)
• Kommutierungsgruppen:
− Ideale Schalter T1-T6 bilden zwei in Reihe geschaltete Kommutierungsgruppen
− Die Schalter T1, T3 und T5 der oberen Kommutierungsgruppe sind kathodenseitig an
dem oberen Pol der DC-Seite (C) miteinander verbunden.
− Die Schalter T4, T6 und T2 der unteren Kommutierungsgruppe sind anodenseitig mit
dem unteren Pol der DC-Seite (D) verbunden.
LE I
5
• Realisierung der Schalter T1-T6 durch
Dioden und/oder Thyristoren definiert die
C
Ausführung der Schaltung als ungesteuerte, E
voll- oder halbgesteuerte Schaltung
• Sind die Leistungshalbleiter T1-T6 Dioden:
ungesteuerte Schaltung ud
• Sind die Leistungshalbleiter T1-T6
Thyristoren: vollgesteuerte Schaltung
• Sind die Leistungshalbleiter T1, T3 und T5
Thyristoren und die Schalter T4, T6 und T2
Dioden: halbgesteuerte Schaltung
• Nachfolgend werden die ungesteuerte und
die vollgesteuerte Schaltung behandelt Bild 6.99: Idealisierte ungesteuerte
Sechspuls-Brückenschaltung
LE I
6
Definition und Bestimmung der Pulszahl
eines netzgeführten Stromrichters
• Pulszahl p: wesentliche Eigenschaft C
E
netzgeführter Stromrichter
• Definition der Pulszahl: Anzahl der nicht
zeitgleichen Kommutierungen pro Periode ud
der Wechselspannung
• Bei der B6-Schaltung ist die Pulszahl 6
(p=6)
Berechnung der Pulszahl auf Basis der Anzahl
der Kommutierungsgruppen:
• s: Anzahl der in einer Schaltung in Reihe
geschalteten Kommutierungsgruppen (B6- Bild 6.99: Idealisierte ungesteuerte
Schaltung: s=2) Sechspuls-Brückenschaltung
• r: Anzahl der in einer Schaltung parallel
geschalteten Kommutierungsgruppen (B6-
Schaltung: r=1)
• q: Anzahl der Kommutierungen
(Kommutierungszahl) innerhalb einer
Kommutierungsgruppe (B6-Schaltung: q=3)
• Berechnung der Pulszahl p: p = q·s·r
• Beispiel B6-Schaltung: p= 3·2·1 = 6
LE I
7
Funktionsweise der ungesteuerten B6-Schaltung
LE I
8
uW uU uCN uV uW uU
C
uCN E
ud uW
uV uU uV
N uDN
uDN
iU= iT 1 − iT 4
Bild 6.101: Schaltung der idealisierten,
ungesteuerten B6-Schaltung (links) sowie
Spannungs- und Stromverläufe (rechts)
• Spannungs- und Stromverläufe in Bild 6.101
• Die Spannungen uCN=f(ωt) sowie uDN=f(ωt) stellen eine pulsierende Gleichspannungen dar.
− Charakterisierung durch einen Gleichspannungsanteil und einen Wechselspannungsanteil
• Für den Netzstrom iU gilt der Knotensatz: iU=iT1 – iT4
• Bei der idealisierten Schaltung treten rechteckförmige Netz- und Schalterströme auf.
• Ungesteuerte, idealisierte Schaltung: Grundschwingungen der Netzströme iU, iV und iW liegen inLE I
Phase zu den Grundschwingungsspannungen uU, uV und uW des Netzes 9
ud uCN − u DN
=
uWV uUV uUW uVW uVU uWU
uW uU uCN uV uW uU
T5
uV uW uU uV T3
uDN uT1
uUV uUW
uCN C
iU= iT 1 − iT 4
ud
N
Bild 6.102: Schaltung der idealisierten,
ungesteuerten B6-Schaltung (rechts unten)
sowie Spannungs- und Stromverläufe (links, uDN
rechts oben)
• Bild 6.103 zeigt den • Spannung Udi wird nur durch die Netzspannung
Spannungsverlauf ud=f(ωt) bestimmt
• Stellung von Udi ist der ungesteuerten Schaltung
• Spannung ud=f(ωt) besteht pro
nicht durch die Schaltung bzw. die Schalter
Netzperiodendauer aus sechs
möglich
identischen Spannungspulsen
• Ungesteuerte B6-Schaltung ermöglicht nur eine
(Pulsdauer: 1/6 der Periodendauer
der Netzspannungen)
ungesteuerte Gleichrichtung = ud uCN − u DN
uWV uUV uUW uVW uVU uWU
• Anwendung der Definition des
arithmetischen Mittelwerts auf einen
Spannungspuls der Funktion ud=f(ωt)
• Wahl der Bezugsachse so, dass gilt:
uUV = 2 U ⋅ cos(ωt )
LE I
13
− Natürliche Zündzeitpunkte: Zeitpunkte der Diodenkommutierung (ergeben sich aus den
Schnittpunkten von uU=f(ωt), uV=f(ωt) und uW=f(ωt))
− Natürliche Zündzeitpunkte der oberen Kommutierungsgruppe d.h. der Schalter T1, T3, T5:
Schnittpunkte von uU=f(t), uV=f(t) und uW=f(t) bei positiven Spannungen
− Natürliche Zündzeitpunkte der unteren Kommutierungsgruppe d.h. der Schalter T4, T6, T2:
Schnittpunkte von uU=f(t), uV=f(t) und uW=f(t) bei negativen Spannungen
-200
-400
-600
0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 390 420 450 480 510 540 570 600
ωt
LE I
Natürliche Zündzeitpunkte der unteren Kommutierungsgruppe
14
− Bei Phasenanschnittsteuerung schalten die Thyristoren um den Steuerwinkel α verzögert
nach den natürlichen Zündzeitpunkten ein.
− Durch Veränderung des Zündwinkels werden andere Spannungsabschnitte des
dreiphasigen Wechselspannungssystems für die Bildung der Gleichspannung ud=f(ωt)
verwendet wodurch der arithmetische Mittelwert von ud=f(ωt) und die Wirkleistung gestellt
werden.
− Phasenanschnittsteuerung wird bei der voll- und halbgesteuerten B6 Schaltung (B6H, B6C)
verwendet.
-200
-400
-600
0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 390 420 450 480 510 540 570 600
ωt
LE I
Natürliche Zündzeitpunkte der unteren Kommutierungsgruppe
15
ud uCN − u DN
=
uWV uUV uUW uVW uVU uWU
uW uU uCN uV uW uU
uV uW uU uV
uT1
uDN
uUV uUW
C
iU= iT 1 − iT 4 uCN E
ud
Bild 6.105: Schaltung der idealisierten,
vollgesteuerten B6-Schaltung (rechts unten) sowie N
Spannungs- und Stromverläufe bei gesteuertem
Betrieb (α=45°) (links, rechts oben)
uDN LE I
16
Berechnung des arithmetischen Mittelwerts der Gleichspannung Udα
• Bild 6.105 zeigt den Spannungsverlauf ud=f(ωt) für einen Zündwinkel von α=45°
• Wahl der Bezugsachse so, dass gilt: uUV = 2 U ⋅ cos ωt
mit U: Effektivwert der Leiter-Leiter-Spannung
• Spannung ud=f(ωt) besteht pro Netzperiodendauer aus sechs identischen Spannungspulsen
• Berechnung des arithmetischen Mittelwerts für einen Spannungspuls der Funktion ud=f(ωt)
führt zum Steuergesetz:
1 π/6+α 3
U diα = ∫ 2 U ⋅ cos( ω t ) d ω t = 2 U ⋅ cos α = U di ⋅ cos α
π / 3 −π/6+α π
U diα : Arithmetischer Mittelwert von ud der idealisierten Schaltung bei einem Zündwinkel α
ud uCN − u DN
= 3
U
= di U=
di 0 2U
uWV uUV uUW uVW uVU uWU π
Bild 6.105:
Spannungsverläufe bei
gesteuertem Betrieb (α=45°)
Udiα
= cos(α ) Gleichung der Steuerkennlinie
Udi0
uW iW uDN
uW
W iU
d
iU iU
uWV ud uUV uUW uVW uVU uWU uWV
uV uW
uDN D uW uU Udα
LE I
19
Bild 6.109: Spannungsverläufe ud=f(ωt) auf der Gleichspannungsseite für verschiedene
Zündwinkel α
• Zündwinkel 0≤α<120°: Mit zunehmenden Zündwinkel nehmen die positiven Spannungs-
Winkelflächen ab
• Zündwinkel 60°<α≤180°: Mit zunehmenden Zündwinkel nehmen die negativen Spannungs-
Winkelflächen zu
• → Mit zunehmenden Zündwinkel α nimmt der arithmetische Mittelwert Udiα von ud=f(ωt) ab LE I
20
uuUU UU
• Bild 6.110 zeigt die Verläufe von uu=f(ωt), iU1 IU1
iu=f(ωt) und iu,1=f(ωt) iUi
U
φ=α
Bild 6.110: Verlauf von Netzstrom und
Netzspannung für verschiedene
LE I
Zündwinkel α 21
Spannung- und Stromverläufe bei ohmsch-induktiver Last
LE I
22
Spannung- und Stromverläufe bei ohmscher Last
ud
iU
iU
d
b
Bild 6.112: Verläufe der Gleichspannung ud und des Netzstroms iU bei ohmscher Last;
Steuerwinkel α= 30° (a, b) ; α=75° (c,d)
• Ohmsche Lasten kommen in der Praxis selten vor.
• Bei ohmscher Last gilt: id=ud / R → starke Welligkeit von id=f(ωt) im Vergleich zu einer
ohmsch-induktiven Last bzw. einer stark geglätteten Last
• Für α>60° lückt der Strom id ⇒ veränderte Steuerkennlinie im Vergleich zu Id = const. LE I
23
6.5.3 Kommutierungen bei einer C
E
realitätsnäheren Modellierung
• Idealisierte Schaltung:
− Zwischen den Wechselspannungsquellen des
ud
Netzes und der Schaltung gibt es keine
Induktivitäten → ideale, sprunghafte
Kommutierungen innerhalb der
Kommutierungsgruppen, rechteckförmige
Netzströme
• Realitätsnähere Modellierung
− berücksichtigt induktive Komponenten des
Bild 6.99: Idealisierte ungesteuerte
Netzes und netzseitige Filterinduktivitäten des
Sechspuls-Brückenschaltung
Stromrichters
− Streuinduktivitäten des Netzes und die C
Filterinduktivitäten des Stromrichters pro Phase E
werden durch jeweils eine konzentrierte
Induktivität LK – die sogenannte
Kommutierungsinduktivität- zwischen den LK uudd
Wechselspannungsquellen und der B6-
Schaltung pro Phase zusammengefasst (Bild
LK
6.113)
− Ohmsche Anteile des Netzes sowie des
Stromrichteranschlusses werden weiterhin LK
vernachlässigt.
− Für die Diskussion der Kommutierung werden
Id=const. während der Kommutierung und Bild 6.113: Sechspuls-Brückenschaltung LE I
ideale Schalter vorausgesetzt. mit Kommutierungsinduktivität 24
E
• Bild 6.113 zeigt B6-Schaltung mit
Kommutierungsinduktivitäten
• T1-T6: ideale Thyristoren LK ud
• Bild 6.114 zeigt ein Ersatzschaltbild der B6
Schaltung für die Kommutierung des LK
Stromes Id von T1 auf T3
• Vor der Kommutierung (d.h. für t<t0) fließt LK
Id über T1 und T2
• In dem natürlichen Zündzeitpunkt (uV=uU) Bild 6.113: Sechspuls-Brückenschaltung
wird T3 bei t=t0 gezündet → T3 wird mit Kommutierungsinduktivität
leitend → Kommutierung: iT1: Id → 0; iT3: 0
→ Id ; während der Kommutierung leiten T1
und T3 (Bild 6.114)
• Wenn gilt: iT1= 0 und iT3 =Id ist die
ud
Kommutierung zu dem Zeitpunkt t1
beendet
− Einführung einer
Kommutierungsspannung uk : uk=uV - uU
U d α U di cos α − Dx
=
Bild 6.120: Spannungs- und
• Prinzipiell können auch ohmsche Spannungsabfälle (Dr=R Id) Stromverläufe bei
und die Schleusenspannungen im Steuergesetz Berücksichtigung der
berücksichtigt werden: Kommutierung bei α = 0°
U d α U di cos α − Dx − Dr − 2U T 0
=
• In der Regel können jedoch ohmsche Spannungsabfälle (Dr=R Id) und die
Schleusenspannungen im Steuergesetz vernachlässigt werden. LE I
32
Belastungskennlinie
2UT0+DR+Dx
2UT0
U d α U di cos α − Dx − Dr − 2U T 0
=
6 ⋅ Lk ⋅ I d
Dx = = 6 ⋅ f ⋅ Lk ⋅ I d
T
DR= R ⋅ I d a b
Freiwerdezeit tq :
• die Zeit, nach einem Ausschaltvorgang
eines Thyristors, in der dieser infolge
überschüssiger Ladungsträger in den
niedrig dotierten Basiszonen keine positive
Spannung (Blockierspannung, uT>0)
aufnehmen kann.
• Angabe im Datenblatt
• festgelegt durch die Struktur und das
Design des Leistungshalbleiters,
• Erst nach Ablauf der für die Rekombination der
überschüssigen Ladungsträger benötigten Bild 6.124: Spannungs und Stromverläufe bei
Freiwerdezeit, kann ein Thyristor positive
Spannung aufnehmen Berücksichtigung der Kommutierung
und gesteuertem Betrieb LE I
34
• Daraus resultiert die Ausschaltbedingung für
Thyristoren in einer Schaltung: die Schonzeit
muss größer sein als die Freiwerdezeit; ts ≥ tq
• Definition des Löschwinkel: γ = ω⋅ t S
• Ausschaltbedingung für Thyristoren: γ = ω⋅ t S ≥ ω⋅ tq
• Für den Zündwinkel eines Thyristors gilt:
− Positive Kommutierungsspannung im
Winkelbereich 0-180°
− Idealer Zündwinkelbereich ohne
Berücksichtigung der Kommutierung und der
Freiwerdezeit entspricht dem Winkelbereich mit
einer positiven Kommutierungsspannung d.h. 0-
180°
− Bei realen Thyristoren und Kommutierungen
müssen die reale Kommutierungsdauer (d.h. der
Überlappungswinkel) sowie der Löschwinkel
ebenfalls in diesem Winkelbereich liegen so
dass gilt:
π = α+γ+u
• Für den maximaler Zündwinkel gilt
α max = π − ( γ + u )
Bild 6.124: Spannungs und
Stromverläufe bei Berücksichtigung
der Kommutierung und gesteuertem
LE I
Betrieb 35
• Für den maximaler Zündwinkel gilt
α max = π − ( γ + u )
• Wenn α > αmax → Thyristoren blockieren nicht
→ „Wechselrichter kippt“
• → Deutlicher Anstieg von Udα , Id und den
Netzströmen
• → unerwünschte Auswirkungen auf die Last ,
den Stromrichter und das Netz
• → Vermeidung dieses Betriebszustands durch
die Sicherstellung eines maximalen Zündwinkels
im Stromrichter
− Bei Wechselrichterkippen könnte ein Schutz der
Thyristoren vor Überströmen durch den
Stromrichterschutz realisiert werden
• Wenn α = αmax → Betrieb der Schaltung an
Wechselrichtertrittgrenze
I Nhi 1
=
I N 1i ν • Neben der Grundschwingung treten Stromharmonische
auf:
− h =ν= k·p ±1 (p = 6; k = 1, 2, 3,...)
IN,h − Im Vgl. zu 180° Stromblöcken entfallen die durch 3
IN,1 teilbaren Harmonischen 𝐼𝐼𝑁𝑁,ℎ 1
− Für die Stromharmonischen gilt: 𝐼𝐼 = 𝜈𝜈
𝑁𝑁,1
Bild 6.126: Netzstrom und Spektrum bei idealer Kommutierung und Glättung
(Annahmen: Lk=0 , Id=const.; IN,h bzw. IN,1 mit N = U, V, W)
LE I
38
Fourier-Analyse des Netzstroms
iU (ωt )
= 2 I N 1 sin(ωt − α) − 2 I N 5 sin[5(ωt − α)] − 2 I N 7 sin[7(ωt − α)]
+ 2 I N 11 sin[11(ωt − α)] + 2 I N 13 sin[13(ωt − α)] +
− 2 I N 17 sin[17(ωt − α)] − 2 I N 19 sin[19(ωt − α)] + ...
• Effektivwert des Grundschwingungsstroms: 6
=I N1 =I d 0,78 ⋅ I d
π
𝐼𝐼𝑁𝑁,ℎ 1
• Harmonische des Netzstroms: h =ν= 6n±1 (n=1,2,...) =
𝐼𝐼𝑁𝑁,1 𝜈𝜈
• Effektivwert des Netzstroms:
2
π
1π 2 1 3
2 2
IN
= ∫ iN d=
ωt I
∫ d d=ω t I d = 0,816 ⋅ I d
π0 π 0 3
Gesamt-Oberschwingungsverhältnis
Sechspulsbrückenschaltung (B6) Zweipulsbrückenschaltung (B2)
I N ,ripple I N2 − I N2 ,1 I N ,ripple I N2 − I N2 ,1
THDi =
= = 0,3108 THDi =
= = 0.4843
I N ,1 I N ,1 I N ,1 I N ,1
LE I
39
Auswirkung der Kommutierungsinduktivitäten auf den Netzstrom
LE I
40
6.5.6 Wirk-, Blind- und Scheinleistung
• Annahmen:
− 3-phasiges Netz mit einem symmetrischen, dreiphasigen
Wechselspannungssystem (Nennspannung der sinusförmigen Leiter-Leiter
Spannung: U)
− Idealisierte B6-Schaltung (LK=0; Id=const.)
− Durch den Anschluss der B6-Schaltung fließt ein nicht sinusförmiger, periodischer
Netzstrom, der durch einen Grundschwingungsstrom IN,1 und überlagerte
Oberschwingungsströme IN,h dargestellt werden kann.
− Die Oberschwingungsströme können in einem Verzerrungsstrom IN,ripple
zusammengefasst werden.
− Die Grundschwingung des Netzstroms eilt der Netzspannung um den Winkel ϕ1 S φ1
nach.
− Am Netzanschluss der B6-Schaltung gilt für diese Annahmen die P=P1
Leistungsdarstellung in Bild 6.128: S1
90°
90°
Q
Gesamtscheinleistung : S = 3 ⋅ U ⋅ IN = 2
P +Q +D 2 2 Bild 6.128: Leistungsdarstellung im
1
dreiphasigen Netz
P
Leistungsfaktor : λ =
S
P
Grundschwingungsleistungsfaktor : cos( ϕ1 ) =
S1 LE I
41
• Wiederholung wichtiger Zusammenhänge zwischen Gleich- und Netzstrom bei der
B6-Schaltung:
− Aus der Fourieranalyse folgt:
1 4 π 6 I N ,1 ⋅ π I N ,1 ⋅ π
I N=
,1 I d cos = I d → I
= d =
2 π 6 π 2 3 6
• Für den Effektivwert des Netzstroms folgt:
2 3
I=
N Id → I=
d IN
3 2
LE I
42
• Wiederholung wichtiger Gleichungen:
1 4 π 2 6 I N ,1 ⋅ π I N ,1 ⋅ π
I N=
,1 I d cos = 3I=
d I d → I=
d =
2 π 6 π π 2 3 6
3 U di ⋅ π 2 3
U di= 2 ⋅ U → U= I=N Id → I= d IN
π 3 2 3 2
• Für die Grundschwingblindleistung Q1 folgt:
Q1 = 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ sin ϕ1= 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 sin α= S1 ⋅ sin α
2 3 Id U di ⋅ π
Q1= 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ sin ϕ1= ⋅ sin ϕ1= U di ⋅ I d ⋅ sin ϕ1= U di ⋅ I d ⋅ sin α
3 2 π
Für die Grundschwingungsscheinleistung S1 folgt:
S1 = 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 = U di ⋅ I d
h ≠1
= IN2 − IN,1
2
= Id − 2 = 0,24 ⋅ Id
3 π
π
QD = 3 ⋅ U ⋅ IN,ripple = Udi ⋅ 0,24 ⋅ Id = 0,31⋅ Udi ⋅ Id
6
• Für die Gesamtblindleistung folgt:
Q
= Q12 + QD2 ; Q1 : Grundschwingungsblindleistung; QD : Verzerrungsblindleistung
LE I
43
• Wiederholung wichtiger Gleichungen:
1 4 π 2 6 I N ,1 ⋅ π I N ,1 ⋅ π
I N=
,1 I d cos = 3I=
d I d → I=
d =
2 π 6 π π 2 3 6
3 U di ⋅ π 2 3
U di= 2 ⋅ U → U= I=N Id → I= d IN
π 3 2 3 2
Leistungsfaktoren
• Leistungsfaktor der Grundschwingung (Engl. Displacement Factor):
P 3 ⋅ U ⋅ I N 1 ⋅ cos ϕ1
cos ϕ1= = = cos α
S1 3 ⋅U ⋅ I N1
• Gesamter Leistungsfaktor (Engl. Power Factor):
P 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ cos ϕ1 I N ,1 2 ⋅ 3 ⋅ Id 3 3
λ= = = ⋅ cos ϕ1 = ⋅ ⋅ cos ϕ1 = cos α
S 3 ⋅U ⋅ I N IN π
2 ⋅ Id π
IN1
LE I
IN 44
uk = 2 U k ⋅ sin(ωt )= 2 U ⋅ sin(ωt )
P = 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ cos α = U di ⋅ I d ⋅ cos α
Q1 = 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ sin α = U di ⋅ I d ⋅ sin α
LE I
46
• B6-Schaltungen (insbesondere B6U und B6C) werden in zahlreichen Anwendungen
als netzseitiger Stromrichter eingesetzt.
• Viele Netznormen begrenzen jedoch die zulässigen Amplituden der
Netzoberschwingungsströme sowie die Blindleistung.
• Deshalb müssen bei B6-Schaltungen insbesondere bei größeren Leistungen häufig
− die Amplituden der Oberschwingungsströme begrenzt und
− Grundschwingungsblindleistung (insbesondere bei voll- und halbgesteuerten
Schaltungen) kompensiert werden.
• Zur Reduktion von Oberschwingungsströmen werden deshalb häufig passive Filter
(z.B. Saugkreise mit L, C, R) und/oder aktive Filter (Stromrichter) vorgesehen.
• Die Kompensation von Grundschwingungsblindleistung kann ebenfalls mit passiven
Netzwerken (z.B. auf Basis von Kondensatoren) oder Stromrichtern (z.B. SVC-Plus)
erfolgen.
• Blindleistungskompensation und Oberschwingungsfilter sind aufwändig, teuer,
voluminös und schwer. Ferner müssen diese Komponenten häufig an bestimmte
Netzbedingungen angepasst werden (keine Standardlösung).
• Oberschwingungsfilter und Blindleistungskompensation stellen deshalb eine
wesentlichen Nachteil von B6-Schaltungen dar, der den Ersatz dieser Schaltungen
durch
− Mehrpulsige Stromrichter (z.B. p=18, 24) oder
− moderne, selbstgeführte Stromrichter motiviert.
LE I
47
6.5.7 Spannungseinbrüche infolge der Kommutierung
Netzanschlusspunkt
u1 (PCC)
LL1 U LS1
1U
u2 u12 uUV iU U1U1V
V
N 1V
u3
W 1W
Snubber
Andere
Geräte
Bild 6.131: Schaltung einer B6C mit Filterinduktivität und Netzinduktivität
• In der Realität wird die B6C über eine netzseitige Induktivität (sowie ggf. weitere Filter) mit
dem Netz verbunden und das Netz weist parasitäre Streuinduktivitäten (z.B. Leitungen,
Transformatoren, etc.) auf.
• Vereinfachte Modellierung durch Filterinduktivität Ls sowie Netzinduktivität LL
− An dem Netzanschlusspunkt (Engl: Point of Common Coupling: PCC) des Stromrichters
können auch andere, parallele Geräte betrieben werden, deren Betrieb eine definierte
Spannungsqualität erfordert.
− Nachfolgend wird zunächst die Wirkung der Netzinduktivitäten LL sowie der
Filterinduktivitäten Ls auf die Spannung am Netzanschlusspunkt analysiert. LE I
48
Netzanschlusspunkt
u1 (PCC)
LL1 U LS1
1U
u2 u12 uUV iU U1U1V
V
N 1V
u3
W 1W
Snubber
Andere
Geräte