TechZeichnen 9783421040503
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Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren
Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
1. Auflage (überarbeitete Fassung der vollständig neuen Ausgabe von 2004, 2013)
Copyright © 2017 Deutsche Verlags-Anstalt, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28
81673 München
Umschlaggestaltung: Monika Pitterle, DVA/Büro Klaus Meyer, München
Satz, Lithographie und Umbruch: Boer Verlagsservice, Grafrath
Druck und Bindung: Friedrich Pustet KG, Regensburg
Printed in Germany
ISBN 978-3-421-04050-3
www.dva.de
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1 Zeichnungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.1 Skizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.2 Zeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.3 Maßzeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1.4 Plan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
1.5 Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
1.6 Räumliche Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Inhalt 5
6 Inhalt
11 Entwurfszeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
11.1 Darstellungstechniken in Entwurfszeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . 237
11.1.1 Holzmaserungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
Inhalt 7
13 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
13.1 Geometrische Grundkonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
13.1.1 Lote und Streckenteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
13.1.2 Winkel teilen, Winkel übertragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
13.1.3 Falsche und krumme Gehrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282
13.1.4 Vieleckkonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
13.1.5 Bogenanschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
13.1.6 Oval, Eioval und Ellipse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287
13.1.7 Bogenkonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288
13.1.8 Ermittlung der Spiegelgröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
13.2 Abkürzungen und Kurzzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
13.2.1 Holzarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
13.2.2 Plattenwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293
13.2.3 Kunststoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293
13.2.4 Klebstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
13.2.5 Verleimungsarten und Beanspruchungsgruppen . . . . . . . . . . . . . . 294
13.2.6 Abkürzungen in Bauzeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
13.3 Falten von Zeichnungen auf DIN-A4-Format . . . . . . . . . . . . . . . . 295
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297
8 Inhalt
Technisches Zeichnen ist die lineare Ausdrucksform konstruktiver Gedanken und gestal-
terischer Ideen. Mittels einer technischen Zeichnung lassen sich Gedanken bildlich dar-
stellen, sei es zur Unterstützung eigener Vorstellungen oder um sie anderen Personen ver-
ständlich zu machen. Je nach Adressaten kann eine technische Zeichnung eher allgemein
verständlich oder in einer vorwiegend vom Techniker lesbaren Zeichensprache angelegt
sein.
Eine Fertigungszeichnung ist Bestandteil der Arbeitsanweisung. Sie muss eindeutig, voll-
ständig in Darstellung und Bemaßung und fehlerfrei sein. Sie wird hauptsächlich von Prak-
tikern gelesen. Eine genormte Zeichensprache sorgt dafür, dass Planende und Ausführen-
de sich verstehen.
Eine Entwurfszeichnung dagegen muss plastisch und anschaulich sein, damit sie vom
Kunden, der ja in der Regel ein Laie ist, verstanden wird.
Das Ziel dieses Buches ist es, für eine genormte Zeichensprache das »Alphabet« und
die »Vokabeln« aufzuführen, damit man sich in der Holzverarbeitung in einer einheitlichen
Zeichensprache unterhalten kann. Grundlage hierfür sind die vielen DIN-Vorschriften, wie
zum Beispiel die DIN 919-1 – Technische Zeichnungen – Holzverarbeitung – Grundlagen,
DIN 406 – Maßeintragungen in Zeichnungen, DIN ISO 128 – Technische Zeichnungen, all-
gemeine Grundlagen der Zeichnungen, und DIN 1356 – Bauzeichnungen. Zum anderen
werden zahlreiche Kniffe für die Anfertigung von Entwurfszeichnungen aufgezeigt, mit
denen sich die geplanten Erzeugnisse plastischer, effektvoller und somit dem Kunden ver-
ständlicher darstellen lassen. Ebenso sind einige Entwurfsgrundsätze wie Proportionen,
Flächengliederungen oder ergonomische Maße als Hilfe für das Entwerfen aufgeführt.
Räumliche Darstellungen wie Axonometrien und die Anfertigung von Perspektiven werden
erklärt. Auch die CAD-Technik und ihre Einsatzmöglichkeiten im 2- und 3D-Bereich werden
angesprochen. Zum Nachschlagen finden sich die wichtigsten geometrischen Grundkon-
struktionen und die für die Zeichnungen in der Holzverarbeitung gebräuchlichsten Abkür-
zungen im Anhang des Buches.
Wer dieses Buch liest, kann sicherlich noch nicht perfekt zeichnen, entwerfen oder einen
Computer bedienen. Technisches Zeichnen und Entwurfszeichnen ist neben geistig-
schöpferischer Tätigkeit auch eine manuell-schematische Arbeit. Hierfür können die Fähig-
keiten eben nur durch dauernde Übungen erworben werden. Das Buch bietet Lernenden
Einleitung 9
Zeichnung ist der Überbegriff für lineare, meist maßstäbliche Darstellungen von Ansichten
und Schnitten mit den klärenden Maßen und Materialangaben.
Originalzeichnungen sind erstmals entstandene und meist dauerhaft archivierte oder ge-
speicherte Zeichnungen, deren Inhalt als gültig und verbindlich erklärt wurde. Je nach
verwendetem Zeichengerät können dies Tuschezeichnungen, Bleizeichnungen oder aus-
gedruckte CAD-Zeichnungen sein.
Tuschezeichnungen ergeben einen guten Kontrast, der besonders hilfreich für die Ver-
vielfältigung der Zeichnungen ist. Eine Mischung von Bleistiftzeichnung und Tuschezeich-
nung ist wegen der unterschiedlichen Kontraste besonders dann zu vermeiden, wenn die
Originale zum Zwecke der Archivierung mikroverfilmt werden sollen. Alle Zeichnungen, die
besonders stark beansprucht werden, wie etwa Originalzeichnungen für die Fertigung, und
Zeichnungen, die längere Zeit archiviert werden müssen, beispielsweise Baubestands-
zeichnungen, sollte man in Tusche zeichnen.
Für Tuschezeichnungen werden Röhrchentuschezeichner (DIN ISO 9175-1) verwendet.
Die Zeichenröhrchen sind auf die Linienbreite abgedreht. Zeichengeräte sowie Schrift-
schablonen sind für die entsprechende Linienbreite farbig gekennzeichnet.
Linienbreite 0,25 0,35 0,5 0,7 1,0 1,4 2,0
Kennfarbe Weiß Gelb Braun Blau Orange Grün Grau
Die Röhrchentuschezeichner enthalten Tuschetanks mit besonderer Zeichentusche, die
ausgewechselt oder nachgefüllt werden können. (Bild 1.2–1).
Bild 1.2–1 Röhrchentuschezeichner (1), Faserzeichenstift für bestimmte Linienbreiten (2), Markerstift,
Seite mit Pinselspitze (3) und mit abgeschrägter halbbreiter Spitze (4)
14 Zeichnungsarten
Zeichnung 15
Bild 1.2–3 Empfohlene Härtegrade bei Zeichenminen in Bezug auf die Zeichenaufgabe und den
Zeichnungsträger
CAD-Zeichnungen werden mittels geeigneter Programme auf dem Computer erstellt und
müssen über Peripheriegeräte auf Papier ausgedruckt oder ausgeplottet werden. Für klei-
nere Zeichnungen bis zum Format DIN A3 verwendet man Laser- oder Tintenstrahldrucker.
Großformatige Zeichnungen bis DIN A0 werden auf Plottern oder großen Tintenstrahldru-
ckern, den so genannten »designjets«, ausgegeben. Mit ihnen lassen sich auch mehr-
farbige Ausdrucke erstellen. Die Papiere sind auf den Drucker- oder Plottertyp sowie auf
die Darstellungs- und Zeichnungsart abzustimmen. CAD-Zeichnungen können auch auf
elektronischen Medien wie Platten, CD’s, USB-Sticks usw. gespeichert und so auch über
Datenleitung wie E-mail versendet werden.
Der Aufriss ist eine Schnittzeichnung im Maßstab 1:1, die in der Regel auf Furnierplatten
bzw. Holzfaserplatten »aufgerissen« wird. Der Aufriss wird bei Einzelfertigungen angewen-
det. Die Abmessungen der Werkstücke können vom Aufriss direkt auf das Werkstück über-
16 Zeichnungsarten
tragen werden. Auf eine komplette Bemaßung kann man deshalb verzichten (Bild 1.2–5).
Mit der Einführung von CNC-Bearbeitungsmaschinen hat der Aufriss allerdings auch in der
Einzelfertigung an Bedeutung verloren.
In der Fensterfertigung können solche Brettrisse als Aufrisslehren angelegt sein. Da die
Fensterquerschnitte trotz verschiedener Rahmenaußenmaße gleich bleiben, zeichnet man
nur die Rahmenquerschnitte und ordnet diese verschiebbar auf einer Lehre an. So kann
man deren Abstand auf das jeweilige Rahmenaußenmaß einstellen (Bild 1.2–6).
Zeichnung 17
Anordnungszeichnungen sind nach DIN 199-1 technische Zeichnungen, die die räumli-
che Lage von Gegenständen wie die verschiedenen Korpusse, Fachböden und Tragseiten
zueinander klären. Sie können als Ansichtszeichnungen oder auch wie hier als räumliche,
isometrische Zeichnungen dargestellt werden (Bild 1.2-8 bis 11).
Weitere wichtige in der Holzverarbeitung vorkommende Zeichnungsarten werden im Kapi-
tel 7 – Technische Zeichnungen – genauer beschrieben.
18 Zeichnungsarten
Bild 1.2–9
Anordnungszeichnungen 19
Bild 1.2–11
Bild 1.2–8 bis 11 Anordnungs-Zeichnungen, die die räumliche Lage der einzelnen Korpusse klären
20 Zeichnungsarten
Maßbild 21
Verbindungsmittel 65
Bild 3.6–5 Eckverbindungen auf Gehrung mit Winkelfedern oder mit Polyamid-Einspritzung.
3.7 Leimfugen
Leimfugen werden nur dann gekennzeichnet, wenn dies aus konstruktiven Gründen erfor-
derlich ist. Die Leimfuge kann durch vier kurze Freihandlinien, rechtwinklig zur Leimfuge,
gekennzeichnet werden. Die Linien weisen untereinander einen Abstand von etwa 2 mm
bis 3 mm auf und sind etwa 6 mm bis 8 mm lang. Das gilt für Zeichnungen im Maßstab 1:1.
Bei CAD-Zeichnungen werden diese Symbollinien gerade gezeichnet. Falls erforderlich,
kann durch entsprechende Wortangabe mit Bezugs- und Hinweislinie auf die verwendete
Klebstoffart oder die angewandte Verleimung hingewiesen werden. Wird nur ein Teil der
Fuge verleimt, kann die Größe der Leimfuge mit mehr Symbollinien gekennzeichnet und
die Breite der Leimfuge auch ausgemaßt werden (Bild 3.7–1).
Leimfugen 67
Bild 5.5–1 Angabe des Schnittverlaufs in Bild 5.5–2 Höhenkoten auf Oberkante Roh-
Bauzeichnungen fußboden und Oberkante Fertigfußboden
Bild 9.1–5 Beispiel: Küche in einer planimetrischen Projektion (Seite 178 und 179)
Schritt 1: Grundriss in den gewünschten Neigungswinkel, hier 30°– 60°, legen
Schritt 2: Alle notwendigen Höhen maßstabsgerecht lotrecht einzeichnen
Schritt 3: Alle nicht sichtbaren Linien entfernen
Schritt 4: Möbelfronten vervollständigen, klärende Feinheiten einzeichnen, evtl. farbig anlegen
9.4.1 Übereck-Perspektive
Bei Übereck-Perspektiven wird das darzustellende Objekt über Eck betrachtet. Dadurch
steht der Gegenstand in einem bestimmten Winkel zur Bildebene oder zum Hauptseh-
strahl. In der Übereck-Perspektive sind zwei Fluchtpunkte erforderlich, die beide auf dem
Horizont liegen. In dem einen Fluchpunkt treffen sich zum Beispiel alle parallelen Waage-
rechten aus der Seitenansicht, in dem anderen alle parallelen Waagerechten der Vorder-
ansicht.
Je kleiner der Neigungswinkel des Objekts zur Bildebene ist, desto weiter rückt der Flucht-
punkt der Frontlinien vom perspektivischen Bild weg und desto weiter rückt der Flucht-
punkt der Tiefenlinien an das perspektivische Bild heran. Für die perspektivische Darstel-
lung hat sich ein Winkel von 30°/60° zur Bildebene bewährt (Bild 9.4–4 und Bild 9.4–5).
Perspektivische Zeichnungen müssen konstruiert werden und verlangen einige Übung
(Bild 9.4–5 bis 9.4–8). Für Handskizzen und kleinere Perspektiven kann man besondere
Linienraster verwenden, die das Zeichnen einer Übereck-Perspektive wesentlich vereinfa-
chen. CAD-Programme, wie die 3D-Versionen, liefern sogar fotorealistische Darstellungen.
Zum Teil sind damit virtuelle Begehungen der Räume möglich, so dass man den Raumein-
druck von verschiedenen Standpunkten aus erleben kann (Bild 12.3–1).
Wahrscheinlich liegt es an der senkrechten Stellung des Menschen zur Erde und an der
horizontalen Lage seiner Augen, dass die senkrechte und die waagerechte Richtung als
Grundrichtungen empfunden werden. Stehen senkrechte und waagerechte Ausdehnun-
gen im rechten Winkel zueinander, so ergeben sie das Rechteck und als Sonderform das
Quadrat.
Bei Rechteckflächen sind Ausdehnungstendenzen festzustellen. Beim hochkant stehen-
den Rechteck ist dies zum Beispiel eine steigende, vertikale Ausdehnungstendenz, beim
liegenden Rechteck eine lagernde, horizontale Ausdehnungstendenz. Das Quadrat da-
gegen ist ausgeglichen. Es vermittelt auf der Basis stehend einen ruhenden kompakten
Eindruck. Die Ausdehnungstendenzen sind beim Quadrat horizontal wie vertikal neutral
(Bild 10.1–1).
Die Bewegungstendenz der Rechteckflächen kann durch Gliederung oder Teilung bzw.
durch Kombination mit anderen Rechteckflächen abgewandelt oder verändert werden.
So wird die horizontale Ausdehnungstendenz eines liegenden Rechtecks durch senk-
rechte Teilungslinien gemildert (Bild 10.1–2). Werden kleine Flächen von großen Flächen
umschlossen, wird der breite Rahmen den Blick auf die kleine Innenfläche konzentrieren.
Liegen zum Beispiel kräftige rechteckige Innenflächen quer in einer großen hellen Fläche,
bestimmen die markanten Innenflächen die Hauptbewegungstendenz (Bild 10.1–3). Be-
Bild 10.1–4 1 Wird eine Rechteckfläche im unteren Teil durch eine Horizontale gegliedert, ist deren
Ausdehnungstendenz nach unten gerichtet. Derart geteilte Möbelfronten wirken schwer. 2 Wird eine
Rechteckfläche im oberen Teil durch eine Horizontale gegliedert, ist deren Ausdehnungstendenz nach
oben gerichtet; so geteilte Möbelfronten wirken leicht (Seite 201, unten).
Bild 10.1–3 Ausdehnungstendenzen umschlossener Flächen: 1 Die große Innenfläche weitet sich aus
und wird von der Umrahmung gehalten, 2 das breite Außenfeld erdrückt das kleine Innenfeld. 3 und 4
die Ausdehnungstendenz der kräftigen Innenfläche beeinflusst die Ausdehnungstendenz der Gesamt-
fläche.
Bild 10.1–5 Harmonisches Zusammenwirken mehrerer Rechteckflächen: 1 Insgesamt ist die Fläche
unausgewogen und hat rechts einen Schwerpunkt. 2 Die Fläche kann zum Beispiel durch Bildgruppen
ins optische Gleichgewicht gebracht werden.
Die Proportion der beiden Rechteckdimensionen ist entscheidend für die ästhetische Wir-
kung der Fläche. Ausgehend vom Quadrat erhält die Fläche je nach Größe der Verlänge-
rung oder Verkürzung einer Dimension eine andere Aussagekraft. Die Diagonale in der
Fläche ist durch ihre Neigung gleichsam das abkürzende Zeichen für den Proportionswert
der Rechteckseitenpaare.
In der Antike und auch in der Renaissance hat man sich sehr intensiv mit der Harmonie der
Proportionen auseinandergesetzt.
Die Griechen waren überzeugt, dass Form und Schönheit in einem Zusammenhang ste-
hen. Für Pythagoras (6. Jhd. v. Chr.) war somit die Zahl das Grundprinzip aller vorhande-
nen Dinge und weil Zahlen aus ästhetisch mathematischer Sicht eine Ordnung haben,
müssten diese die Existenz von Schönheit sein. Die Pythagoräer untersuchten als erste
die Beziehungen zwischen verschieden langen Saiten und der damit zu erzielenden har-
monisch klingenden Tonhöhen. Sie wussten auch, dass die verschiedenen Tonarten auf
die menschliche Psyche unterschiedlich wirken, von weich und besänftigend bis hart und
aufwühlend. Durch Vitruv‘s Werk „De architectura“ (1. Jhd. v. Chr.) wurden die Anwei-
sungen zur Schaffung ausgewogener Proportionen weitergegeben. Boethius (ca. 520 n.
Chr.), einem spätantiken römischen Gelehrten, verdanken wir zahlreiche Übersetzungen
aus dem Griechischen ins Lateinische und mehrere Lehrbücher über Logik, Mathematik
und Ethik, die die Baumeister der Romanik wesentlich beeinflussten. Schließlich orientierte
sich auch die Architekturtheorie der Renaissance mit Leon Battista Alberti (15. Jhd.) an
diesen antiken Schriften.
Bild 10.1–7 Streckenteilungen im Goldenen Schnitt: 1 Grundkonstruktion, die Strecken m und M ver-
halten sich im Goldenen Schnitt. 2 Fortlaufende Streckenteilung im Goldenen Schnitt. 3 Der Goldene
Schnitt am regelmäßigen Fünfeck und 4 am Sechseck, das aus einem Doppelquadrat konstruiert ist.
Bild 10.1–18 Optisch und statisch ausgewogene Flächen: 1 Optisch ausgewogene Fläche, 2 Fläche
erhält rechts einen Schwerpunkt, 3 statisch ausgewogener Entwurf, 4 statisch auf der rechten Seite
fragwürdig.
Körper werden durch Flächen begrenzt, die in der Regel rechtwinklig sind und von außen
betrachtet werden. Für die einzelnen Ansichtsflächen gilt deshalb das, was zuvor über das
Rechteck und das Quadrat ausgeführt wurde. Die Proportionen der Flächen des Körpers
sind in der Draufsicht, zum Beispiel bei Tischen, besonders aber in der Vorderfront, gemäß
der harmonischen Gesetze zu gestalten. Die Seitenflächen der Körper werden in der Tiefe
meistens nur verkürzt wahrgenommen. Bei Möbeln wird die Tiefe besonders vom zu erzie-
lenden Nutzraum bestimmt.
Zu unterscheiden sind einfache Körper, zusammengesetzte, gekoppelte, durchdringende
Körper und als Sonderfall Körper in freier Form (Bild 10.2–1).
Räume sind von innen betrachtete dreidimensionale Flächengebilde. Die Wirkung der
raumumschließenden Flächen und deren Beziehungen zueinander muss hier besonders
beachtet werden. Die Form der einzelnen den Raum umschließenden Flächen sowie de-
ren Dimensionen sind zunächst entscheidend für die Wirkung des Raumes. Deshalb sind
diese Flächen wie Wände, Boden und Decke immer in ihrer vollständigen Dimension zu
betrachten.
Im Raum gibt es eine ganze Reihe von Gestaltungszwängen, die zum Beispiel durch die
Anordnung der Fenster und Türen, durch vorhandene Stürze, Pfeiler, Pfeilervorlagen,
Schornsteine oder Treppen entstehen.
Der Raumeindruck kann aber auch gezielt durch Licht und Schatten sowie Farben verän-
dert werden. In einem weißen und hellen Raum, in dem alle den Raum umschließenden
Flächen in hellem Weiß ausgebildet sind, verlieren sich die Raumdimensionen. Der Raum
wirkt groß und nahezu grenzenlos. Schon ein dunklerer Boden oder eine dunklere Decke
zum Beispiel geben dem Raum klare Grenzen.
Dunkle Decken wirken schwer und drücken den Raum in der Höhe. Der Raum wirkt nied-
riger. An den Wänden heruntergezogene Deckenfriese, umlaufende Gesimse oder Borde
auf Türsturzhöhe erhöhen diese drückende Wirkung noch.
Dunkle Fußböden ergeben den Eindruck von Festigkeit und Trittsicherheit. Helle Fußböden
wirken glatt und regen zum Laufen an.
Dunkle Wände in warmer Farbe umschließen den Raum kraftvoll und engen ihn ein. Durch
helle Wandfarben wirkt der Raum größer. Ferne Wände lassen sich durch ausdrucksvolle
Strukturen heranholen.
Bild 10.2–2 Wirkung der raumumschließenden Flächen: 1 Neutrale Wirkung der Wand-, Decken- und
Fußbodenflächen, unklare Raumbegrenzung, der Raum wirkt größer, 2 dunkle Decke wirkt drückend
und schwer, 3 dunkle Böden geben Festigkeit und begrenzen die Raumfläche, 4 Fußboden und Decke
dunkel, Wände hell, der Raum wirkt gedrückt aber weiter, 5 Betonung der Stirnwand, der Raum wirkt
kürzer, 6 Decke, Stirnwand und Boden sind betont. Der Raum wirkt höher und schmaler, 7 dunkle ge-
genüber liegende Wände engen den Raum ein. Er wirkt höher und tiefer, 8 Betonung der Seitenwände
und der Stirnwand engen den Raum ein, 9 der Raum wirkt gedrückt und eingeengt, der helle Boden
dagegen verunsichert, 10 dieser Raum wirkt wie eine Röhre, 11 die Betonung zweier benachbarter
Wände zerstört die Geometrie des Raumes, 12 Betonung der Flächen des Raumes gegen die gege-
benen Raumbegrenzungen, verzerrt den Raum.
Bild 10.2–3 Wirkung der Linien im Raum: 1 Neutral und ohne besondere Gliederung, 2 der Raum
wirkt breiter und tiefer, die Raumachse wird betont, 3 Vergrößerung und Betonung der Stirnwand, der
Beim Entwerfen sind nicht nur die Maße der unterzubringenden Gegenstände wie Bücher,
Geschirr, Gläser, Wäsche und Kleidung, sondern auch die Maße der Menschen, die diese
Erzeugnisse nutzen, zu berücksichtigen. Diese Maße bestimmen in erster Linie die Abmes-
sungen der Erzeugnisse wie Möbel und Innenausbauarbeiten. Gerade die ergonomischen
Maße, also beispielsweise Reichweite und Greifbereich des Menschen, optimaler Sehab-
stand, richtige Sitzhöhe und Arbeitshöhe sind es, die unnötige Belastung und vorzeitige
Ermüdung vermeiden oder einfach nur zu einem höheren Komfort und damit gesteigerten
Wohlbefinden beitragen.
Menschen sind unterschiedlich groß. Darum sind die angegebenen Maße als Durch-
schnittsmaße zu betrachten. Auch sind bei den Maßen die ergonomischen Unterschiede
zwischen Frauen und Männern zu berücksichtigen.
Wie die Körpergröße des Menschen variieren auch seine Maße im Sitzen. Dennoch ha-
ben normale Stühle eine Sitzhöhe von 450 bis 460 mm. Bei bequemer Sitzposition ist die
Tischfläche 270 bis 275 mm höher als die Sitzfläche. Interessant ist auch die Breite, die ein
Mensch im Sitzen einnimmt. Sie beträgt 560 mm. Wenn mehrere Menschen nebeneinander
sitzen, werden hierfür mindestens 600 mm veranschlagt (Bild 10.4–1).
Der Platzbedarf bei Sitzgruppen ergibt sich aus der Tischgröße und dem Bewegungs-
raum um die Sitzgruppe herum. Ausschlaggebend ist die Anzahl der Personen, die am
Tisch sitzen. Die geringste Breite für einen Esstisch beträgt 800 mm.
Für vier Personen muss die Tischkante 2 x 600 mm = 1200 mm lang sein. Für den ange-
stellten Stuhl berücksichtigt man 500 mm. Zum Aufstehen und Zurückschieben des Stuhls
berechnet man ebenfalls 500 mm. Wird noch ein Bewegungsraum, etwa zum Bedienen,
benötigt, sind zusätzlich 700 mm anzusetzen (Bild 10.4–2).
In der Ansicht wird neben der Sitz- und Tischhöhe auch die richtige Höhe der Lampe an-
gegeben. Hier spielt die Augenhöhe der sitzenden bzw. der bedienenden Personen eine
Rolle. Zu beachten ist insbesondere, dass die Lampe nicht blendet und der gegenüber
Sitzende gut zu sehen ist (Bild 10.4–2).
An einem quadratischen Tisch sitzt, bei vier Personen, an jeder Tischkante eine Person.
Nun sind zu den 600 mm Platzbedarf in der Breite noch zu beiden Seiten 200 mm hinzuzu-
rechnen. Dadurch ergibt sich eine Tischgröße von 1000 × 1000 mm.
Die minimalen Tischgrößen für Esszimmer lassen sich so nach einer Formel berechnen:
Allgemein gilt: Tischbreite = 800 (1000) mm
Tischlänge = Anzahl der Personen an der Längskante × 600 mm.
Sitzen zusätzlich noch Personen am Kopf des Tisches, ist der Tisch jeweils um 200 mm
zu verlängern.
So ergibt sich für vier Personen eine Tischgröße von 800 × 1200 mm, für fünf Personen
beträgt sie 800 × 1400 mm, für sechs Personen sind 800 × 1600 mm erforderlich und für
acht Personen 800 (1000) × 2200 mm (Bild 10.4–3).
Etwas schwieriger ist die Tischgröße bei runden Tischen zu ermitteln. Hier haben die
Personen nach außen hin reichlich Platz, während sich der Platz für Gedecke zur Mitte des
Tisches hin beträchtlich einengt. Ein runder Tisch mit 600 mm Durchmesser ist für zwei
Personen, mit 800 mm für drei Personen und mit 1000 mm für vier Personen geeignet. Für
sechs Personen sollte der runde Tisch einen Durchmesser von 1200 mm aufweisen, für
acht Personen 1500 oder besser 1600 mm (Bild 10.4–4).
Zu beachten ist auch die Sitzposition. Sie ist aufrechter beim Essen und Arbeiten, zu-
rückgelehnter beim Plaudern und Relaxen. Der Modul der Sitzpositionen ist ein Versuch.
Er zeigt die Abhängigkeit der Sitzschrägen sowie der Neigung der Rückenlehne von den
Sitzhöhen. Die Profile sind in einem Quadrat von 800 x 800 mm untergebracht. Die Teilung
entspricht dem Verhältnis des Goldenen Schnittes. Beim Entwerfen von Sitzmöbeln, auch
Unter »Entwurf« wird einmal die gedanklich erarbeitete und vorläufig zeichnerisch fixierte
Lösung einer Gestaltungs- oder Konstruktionsaufgabe verstanden. Sie kann in einer Skiz-
ze oder in einer anderen Zeichnungsart festgehalten werden. Zum anderen wird besonders
in der Holzverarbeitung und auch im Bauwesen neben den rein technologischen Überle-
gungen beim Entwerfen die gestalterische Seite berücksichtigt. Darunter wird speziell die
ästhetische Bearbeitung eines Projekts verstanden, wie der Entwurf eines Möbels oder
eines Innenausbaus. In einer Entwurfszeichnung können die Projekte in einer besonders
ansprechenden und für den Kunden verständlichen Form in einer Skizze, verkleinerten
Gesamt-Zeichnung, Teilschnitt-Zeichnung, Isometrie, Perspektive oder fotorealistischer
CAD-Zeichnung dargestellt werden.
Im Bauwesen ist zwischen Vorentwurfszeichnungen und Entwurfszeichnungen zu unter-
scheiden. Die Vorentwurfszeichnungen werden meistens im Maßstab 1 : 200 oder auch im
Maßstab 1 : 100 hergestellt und enthalten vorläufige Lösungen der Bauaufgabe mit angenä-
herten Abmessungen von Räumen und Bauteilen. Entwurfszeichnungen werden im Bauwe-
sen im Maßstab 1 : 100 gezeichnet und weisen im Allgemeinen schon den Endzustand auf,
so dass sie als Bauvorlagen bei der Genehmigungsbehörde eingereicht werden können.
Die Entwurfszeichnungen für den Möbel- und Innenausbau sollten neben der äußeren Ge-
staltung des Projekts auch wichtige Einzelheiten zur Konstruktion in maßstäblicher Dar-
stellung beinhalten. Die Entwurfszeichnungen der Erzeugnisse sind meistens Teilschnitt-
Zeichnungen mit einer Gesamt-Zeichnung des Projekts und erläuternden Detailpunkten
(siehe auch Seiten 146 bis 154). Die Haupt- oder Gesamt-Zeichnungen stellen die Projekte
meistens im verkleinernden Maßstab dar, zum Beispiel Möbel im Maßstab 1 : 5 und 1 : 10,
Wandansichten, Deckenuntersichten und Grundrisse im Maßstab 1 : 10, 1 : 20 und auch im
Maßstab 1 : 50. Entwurfszeichnungen werden mit den für die Gestaltung wichtigen Maßen
versehen und können im Einzelnen durch Beschriftungen über die Funktion und Ausfüh-
rung ergänzt werden. Einige Detailpunkte zu den wichtigsten konstruktiven Einzelheiten
im Maßstab 1 : 1 geben Aufschluss über die Konstruktion, welche die Linienführung des
Entwurfs maßgeblich beeinflusst (Bild 11.0–1). In besonderen Fällen kann die Entwurfs-
zeichnung durch eine perspektivische Darstellung bereichert werden.
Mit Entwurfszeichnungen soll erreicht werden, dass ein in der Zeichensprache nicht ver-
sierter Kunde das Projekt versteht. Darum können nicht mehr allein die Vorgaben der Nor-
234 Entwurfszeichnung
Entwurfszeichnung 235