Es gehört eine gewisse Chuzpe dazu, die Geschichte von Noahs Arche nicht nur ohne jeden Verweis auf religiösen Kontext zu erzählen, sondern die Menschen darin – bis auf eine kurze Erwähnung – ebenfalls völlig verschwinden zu lassen. In Ooops! Die Arche ist weg… steuert der „König der Tiere“ nicht nur höchstselbst das Schiff, sondern sitzt auch dem Gremium vor, das darüber entscheidet, welches Tier an Bord gehen darf. Ein Nashorn sitzt auch dabei, und irgendwie wird, wenn man die vielen Arten hier in der Schlange stehen sieht, natürlich auch deutlich, wie absurd die Erzählung eigentlich ist, wenn man sie mal auf reale Biodiversität runterbricht, auf also die de-facto Vielfalt tierischen Lebens auf der Erde, die sich natürlich in der Arche überhaupt nicht wiederfindet.
Aber egal, dies ist ja kein Dokumentarfilm, sondern animierte Familienunterhaltung. Protagonisten sind die Nestrier Finny und sein Vater Dave – Spezialisten im Nestbau, aber ansonsten haben sie ihren Platz in der Welt noch nicht so recht gefunden. Dave ist ein recht nervöser Phobiker, der eigentlich vor allem und insbesondere um seinen Sohn Angst hat – Finny wiederum sucht vor allem Freunde. An Bord der Arche dürfen sie nicht (erst am Ende wird klar, warum eigentlich), also verkleiden sie sich und schließen sich zwei Grympkatzen (Mutter Kate und Tochter Leah) an, eine Art, die gleichwohl nicht für ihre Gastfreundschaft bekannt ist.
Dann kommt eins zum anderen, Pech zur Neugier, so dass Leah und Finny beim Start der Arche zurückbleiben und nun auf einem immer kleiner werdenden Stückchen Land nach Wegen zur Arche suchen – während gleichzeitig Kate und Dave versuchen, den eitlen Löwen dazu zu bewegen, die Arche zu wenden, um ihre Kinder einzusammeln.
Das ist, für einen (auch) in Deutschland produzierten Kinderfilm, alles gar nicht so dumm und langweilig gemacht – aber eben auch nicht wirklich interessant. Die Entwicklungen der Figuren sind recht vorhersehbar (Finny und Dave werden mutiger, die Grympkatzen erkennen den Wert von Freundschaft an), die Kämpfe und Auseinandersetzungen immer cartoonish-jugendfreundlich. Ästhetisch orientiert sich das stark an Figuren, wie man sie aus dem Hause Dreamworks kennt – auch daran ist ja zunächst nichts verkehrt.
Allerdings geht Ooops! Die Arche ist weg… halt niemals darüber hinaus, sondern bleibt streng im Durchschnitt ähnlicher Animationsabenteuer: Nicht gänzlich herz- und seelenlos, aber mit einem klar absehbaren Ablauf, Standardstrukturen und Figuren, deren Eigenheiten man schon in unzähligen anderen Filmen genau so gesehen hat.
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Ooops! Die Arche ist weg… (Ooops! Noah is gone…), Belgien, Deutschland, Irland, Luxemburg 2014. Regie: Toby Genkel und Sean McCormack, 87 Min. FSK 0, empfohlen ab 6 Jahren. Kinostart: 30. Juli 2015. Am 1. und 3. Juli vorab auf dem Filmfest München zu sehen.
(Fotos: Filmfest München)
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