Boo DDDDDklet
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J A N V O G L E R
I S M O E S K E L I N E N
Songbook
Niccolò Paganini (1782-1840) Maurice Ravel (1875-1937)
1 Cantabile, MS 109/Op. 17 3:25 16 Pièce en forme de Habañera 2:51
Arrangement for cello and guitar / arrangiert für Cello und Gitarre Arrangement for cello and guitar / arrangiert für Cello und Gitarre
Arrangement for cello and guitar / arrangiert für Cello und Gitarre
Total Time: 54:50
The second original work on this album is the sonata by Radamés Gnatta-
li. Without affectation, Gnattali combined popular and classical music in a
way that blurred any attempt to draw a boundary between art and enter-
tainment. This Brazilian composer of Italian ancestry worked primarily as an
arranger of songs for RCA in the early 1930s, producing an output of some
10,000 arrangements. In 1969 he composed this sonata, “a work that cannot
deny its folk influences”.
The finale is not an opulent tutti or fortissimo but a delicate fadeout. Erik Satie
originally wrote his first Gymnopédie for piano. Vogler calls it “a sort of medi-
tation in harmonies and chords”: “This arrangement is already an interpreta-
tion of the piece, of course. It helps us to plunge into the atmosphere.” Here
naturalness reigns supreme. If there is one thing Satie did not want, it was a
kitschy veneer. “The piece mustn’t drag. The tempo has to be kept. Satie pro-
vides very precise instructions for playing this Gymnopédie. Every bar or sec-
tion has notes on the dynamics. If you follow them the music will achieve its
effect automatically. It’s like a Kandinsky painting: there are different patches
of colour, and they’re clearly defined.”
Vogler’s passion for the Songbook project comes to the fore the moment he
speaks about it. “In our age, when all the key classical works have been re-
corded numberless times, a new album should convey a message and pres-
ent something new.” In this case, the “newness” is an ardent plea for a com-
bination of instruments that may seem puzzling at first glance, and was long
underappreciated, but which, on close listening, unveils a wealth of delights.
Christoph Vratz
Translation: J. Bradford Robinson
Voller Farben und Reize Wahlheimat seit den frühen 1830er Jahren. „Es sind drei sehr originelle Stücke,
deren Stilistik sich zwischen Schubert und Schumann bewegt“, so Jan Vogler.
Das Repertoire für Violoncello und Gitarre neu erschlossen „Burgmüller hat die klanglichen Möglichkeiten im Zusammenspiel beider Inst-
rumente genau erkannt und nutzt sie im besten Sinne aus. Die Begleitung der
Eine der Spurensuchen führt nach Köln, in die Worringer Straße, unmittel- Gitarre erinnert stellenweise an Schuberts ‚Forelle‘ mit der flüssigen rhythmi-
bar am Rhein. Hier ließ der Papierfabrikant Wilhelm Heyer im Jahr 1905 ein schen Grundierung, die gleichzeitig etwas Malerisches hat.“ Burgmüller, der
Haus für seine ungewöhnliche Sammlung mit Musikinstrumenten, Handschrif- sich zu Lebzeiten vor allem als Verfasser von Klavieretüden einen Namen hat-
ten und Noten errichten. 1913 wurde das „Musikhistorische Museum Wilhelm te, zählt für Jan Vogler zu jenen Komponisten, die „vielleicht fast zufällig et-
Heyer“ eröffnet. Teil des Bestandes war ein Nachlass-Konvolut von Niccolò was erfunden oder ins Leben gerufen haben, das Ihnen über ein Jahrhundert
Paganini, das Heyer zuvor in Florenz ersteigert hatte. Das Material stellte eine später einen Platz in der Musikgeschichte sichert. Diese Nocturnes sind ein
Entdeckung dar, denn es dokumentierte, dass Paganini, der Star-Geiger und Glücksfall.“
heute unterschätzte Gitarrist, für Gitarre mehr komponiert hat als für Violine
solo oder Konzerte mit Geige. In Heyers Sammlung befand sich auch ein Can- Das vorliegende „Songbook“ bildet indirekt auch eine Art Weltreise dar, mit
tabile in D-Dur, doch ausgerechnet dieses Stück lag nur in einer Bearbeitung dem Italiener Paganini, dem deutschen Wahl-Franzosen Burgmüller, mit Ra-
mit Klavier vor. Das Original mit Gitarre wurde erst später gefunden. Dieses vel und Satie, dem Spanier Manuel de Falla, einer Hommage an amerika-
„Cantabile“ nun eröffnet Jan Voglers und Ismo Eskelinens erstes gemeinsa- nische Filmmusik und mit den Südamerikanern Heitor Villa-Lobos, Radamés
mes Album für Violoncello und Gitarre. „Songbook“ haben sie es genannt, weil Gnattali und Astor Piazzolla. Dessen Musik hat Vogler bereits 2008 auf einem
viele der ausgewählten Stücke Lieder oder zumindest sehr liednah sind. „Es Tango-Album dokumentiert, und nun kehrt er mit „Histoire du Tango” zu dieser
gibt ein relativ großes Repertoire. Entweder ist es schon original für diese Be- Musik zurück. „Piazzolla hat seine Tangos oft für bestimmte Anlässe geschrie-
setzung geschrieben, oder man kann es leicht übertragen, ohne substanziell ben. Von daher kann man nicht behaupten, dass die für den jeweiligen Anlass
in den vorhandenen Notentext einzugreifen“, erklärt Jan Vogler. gewählte Besetzung die ultima ratio darstellt. Bei den hier ausgewählten drei
Tangos wirkt die Musik ganz anders als mit Flöte oder Geige, gerade was die
Eine ungewöhnliche Besetzung? Mitnichten. „Die Gitarre kann über ihren dunklen Qualitäten, die tiefrote Glut oder das Verruchte von Piazzollas Musik
rhythmisch-perkussiven Charakter hinaus eine Fülle von Farben erzeugen. betrifft.“
Das wiederum fügt sich mit dem eher auf Kantilenen bedachten warmen Cel-
loklang sehr gut.“ Die Idee zu dieser Aufnahme entstand nach gemeinsamen Insgesamt sind die erstellten Bearbeitungen nie so weit weg vom Original, wie
Konzerten von Vogler und Eskelinen, deren begeisterte Publikumsresonanz es auf den ersten Blick scheinen mag. „Ich habe so wenig wie möglich ge-
beide Musiker überrascht hat. Hinzu kommt, dass Vogler gerade Eric Clap- ändert. Bei Paganini beispielsweise spiele ich fast ausschließlich eine Okta-
ton begegnet ist, den er seit Jahren bewundert. Dem großen Bluesrocker, der ve tiefer, als es das Geigen-Original vorsieht. Auch in den anderen Werken
ihm die ‚Faszination Gitarre‘ ebenfalls nahegebracht hat. „Die Gitarre verleiht habe ich mir lediglich einige Oktavierungen erlaubt, um mich von der jewei-
der Musik eine wunderbare Struktur und läuft – anders als es beim ungleich ligen Tonhöhe und Farbe der Gitarre abzusetzen – dann fügt es sich einfach
mächtigeren Klavier gelegentlich der Fall sein kann – nie Gefahr, das Cello besser.“ Auch Manuel de Fallas „Suite Popular Española” entstand zunächst
mit seinem singenden Charakter zuzudecken. Manchmal geht die Gitarre in für Violine mit Gitarre, doch bereits zu Lebzeiten des Komponisten kursierte
die Führungsposition und forciert die rhythmische Komponente, so dass die eine Fassung mit Cello. De Falla selbst hat die Instrumentalfassung aufgrund
melodiösen Linien dadurch auch mal in den Hintergrund treten. Dieses Di- seiner „Siete canciones populares espagñoles“ erstellt, die auf spanischen
alogische und die natürliche, organische komplementäre Ergänzung beider Volksliedern beruhen, die erstmals 1914 im Druck erschienen waren und spä-
Instrumente, das hat mich sehr gereizt“, verrät Vogler. ter von Luciano Berio für Gesang und Kammerorchester eingerichtet wurden.
Sechs dieser sieben Lieder haben den Weg in die Suite gefunden, darunter
Eines der wenigen Originalwerke für Gitarre und Violoncello sind die drei Noc- das bekannte Wiegenlied „Nana“ (mit andalusischen Wurzeln) sowie die Tän-
turnes von Friedrich Burgmüller, Bruder des ungleich bekannteren Norbert ze „Polo“ und „Jota“. Das einleitende „El Paño moruno“ hat seine Ursprünge im
Burgmüller. Erschienen ist dieses Triptychon, dessen Titel sicher auch dem südlichen Spanien und wurde unter anderem vom Flamenco beeinflusst. Das
Einfluss Chopins zu verdanken ist, im Jahr 1840 bei Richault in Paris, Friedrichs andere Extrem dieser Suite, „Asturiana“, führt in den Norden und ist ungleich
schlichter gehalten, sparsam in seinen Harmonien und seinem melodischen Kandinsky: Es gibt verschiedene Farbbereiche, und die sind klar definiert.“
Reichtum. Die Leidenschaft für dieses „Songbook“-Projekt wird bei Jan Vogler spür-
bar, sobald er darüber spricht. „In unserem Zeitalter, in dem alle klassischen
Ähnlich wie bei de Falla war auch das fünfte Stück aus Heitor Villa-Lobos‘ Schlüsselwerke unzählige Male eingespielt sind, sollte ein neues Album eine
„Bachianas Brasileiras” zunächst für Gesang komponiert, doch die Bearbei- Botschaft enthalten und etwas Neues präsentieren.“ In diesem Fall ist es das
tung für Cello stammt vom Komponisten selbst. Und ebenfalls wie de Falla, glühende Plädoyer für eine Besetzung, die auf den ersten Blick hin verwun-
so stand auch Villa-Lobos bei der Komposition dieser Stücke unter franzö- dern mag, die lange unterschätzt wurde und die bei genauem Zuhören eine
sischem Einfluss, aufgrund seiner Erlebnisse in Paris, von wo er 1930 zurück- Fülle an Reizen offenbart.
gekehrt war. Die Liedvorlage erzählt vom Glanz des nächtlich leuchtenden
Mondes. Der zweite Teil dieses Stückes, „Dansa“, wurde erst 1945 nachgetra- Christoph Vratz
gen – ein Nachklapp, der hier bewusst weggelassen wurde.
Das zweite Originalwerk auf diesem Album ist die Sonate von Radamés
Gnattali, der auf ungekünstelte Weise populäre und klassische Musik zusam-
mengeführt und damit jede Grenzziehung zwischen U- und E-Musik als über-
flüssig markiert hat. Der Brasilianer mit italienischen Wurzeln, der in den frü-
hen 1930er Jahren vor allem als Arrangeur von Songs für die RCA gearbeitet
hatte und dessen Gesamtwerk rund 10.000 Bearbeitungen umfasst, schrieb
diese Sonate im Jahr 1969, „ein Werk, das seine volkstümlichen Einflüsse nicht
verleugnen kann“.
Das Finale ist kein pralles Tutti, kein Fortissimo, sondern ein zarter Ausklang.
Die erste Gymnopédie hat Erik Satie ursprünglich für Klavier geschrieben,
„eine Art Meditation in Harmonien und Akkorden“, wie Jan Vogler hervorhebt.
„Natürlich ist diese Bearbeitung an sich schon eine Interpretation dieses
Stückes, sie hilft, in die Atmosphäre einzutauchen.“ Natürlichkeit ist hier ist
Trumpf. Wenn Satie eines nicht wollte, dann eine kitschige Glasur. „Man darf
nicht schleppen. Das Tempo muss eingehalten werden. Dazu gibt Satie sehr
genaue Anweisungen, wie diese Gymnopédie zu spielen ist, jeder Takt oder
Abschnitt enthält Hinweise zur Dynamik. Wenn man sich daranhält, kommt
der Effekt dieser Musik automatisch zustande. Es ist wie bei einem Bild von
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