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Ein Heinzelmädchen des 21. Jahrhunderts lässt sich doch von einer alten Sage nicht einschüchtern – und klettert ins moderne Köln hinauf.

Die Heinzels - Rückkehr der Heinzelmännchen (2019)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Törtchen statt Erbsen

Wie war zu Köln es doch vordem / Mit Heinzelmännchen so bequem.“ Die Geschichte der Heinzelmännchen ist zwar eine überkulturelle, in ihrer spezifisch kölschen Ausprägung aber dann doch sehr lokal: Weil die Frau des Schneiders (na, freilich die Frau – das Gedicht stammt aus dem 19. Jahrhundert) sehr neugierig war, stellte sie den nachtaktiven Gesellen mit rohen Erbsen eine Stolperfalle, das Volk purzelte die Treppen herunter – und ward nie wieder gesehen: „O weh! nun sind sie alle fort / Und keines ist mehr hier am Ort!“.

Mit dieser Legende, aus der Perspektive der anderen Seite erzählt, beginnt auch Ute von Münchow-Pohls Animationsfilm Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen: Immer zum Heinzelfest wird die Sage neu erzählt, stürzen am Ende die Heinzels (so nennen sie sich selbst) dramatisch auf der Bühne irgendwo im Untergrund unter der Stadt, und bestärken sich darin: Nach da oben zu den selbstsüchtigen Menschen gehen wir nie mehr hoch!

Das rebellische Heinzelmädchen (sic!) Helvi (gesprochen von Jella Haase) will sich dem nicht beugen. Weil sie kein Handwerk findet, das sie richtig gut kann, nimmt sie eh niemand richtig ernst, und nach einem weiteren missglückten Versuch – ihre Rübenerntemaschine erntet vor allem die Mützen der umstehenden Heinzels – macht sie sich allein auf den Weg. Eher versehentlich sind die beiden Heinzel Kipp (Louis Hofmann) und Butz (Leon Seidel) mit von der Partie, zu dritt landen sie in der Backstube des Konditors Theo (Detlef Bierstedt), dessen Laden schon seit langem keine Kunden mehr hat. Ob hilfreiche kleine Wesen da nicht vielleicht etwas dran ändern könnten?

Es spricht nun wahrlich gar nichts dagegen, eine etwas angestaubte Geschichte wie die von den Heinzelmännchen in unsere Gegenwart zu transportieren, und auf der Basis von Jan Strathmanns Drehbuch gelingt von Münchow-Pohl das auch zunächst recht ordentlich. Hinterhöfe, Supermärkte, Straßenzüge, im Hintergrund steht der Dom herum: die Oberflächen der Oberwelt sind äußerst zeitgemäß. Zugleich ist es niemals so bemüht hip und jugendlich wie im letzten Film der Regisseurin, Die Häschenschule – Jagd nach dem goldenen Ei, in dem ähnlich alter Stoff auf Gegenwart getrimmt wurde, dabei aber vor allem bemüht aussah.

So richtig Leben entfaltet Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen aber leider auch nicht. Das liegt zum einen an der Animation: die Figuren sind nicht besonders ausdrucksstark, vor allem aber wirkt die Welt immer einen Hauch zu künstlich, zu oberflächlich – und dieser Ausdruck verstärkt sich an der Kölner Oberfläche im Gegensatz zum engen, aber heimeligen Dasein in der Heinzel-Höhle tatsächlich deutlich.

Dem Drehbuch fallen leider kaum originelle oder auch nur interessante Sachen ein; die Figuren zeigen bis auf eine sehr, sehr vorhersehbare Wendung am Schluss keinerlei Entwicklung, die Dialoge sind so einfallslose Oberfläche wie die Bilder, und das alles wird nur ein wenig durch bunte Farben und flotte Musik übertüncht, pardon: glasiert. Und warum (so viel Spoiler darf sein, zumal der Trailer es auch schon andeutet) die anderen Heinzels plötzlich ihre Meinung über die Menschen ändern und Helvi zu Hilfe eilen, bleibt völlig unklar.

Vor allem traut sich der Film eigentlich nichts Aufregendes. Theo ist nämlich vor allem durch seinen Bruder Bruno (Rolf Berg) in Not, der gleich gegenüber eine riesige Kuchen- und Tortenfabrik aufgemacht hat. Warum alle (wirklich alle) deren Erzeugnisse gleich wieder ausspucken, das Zeug aber dennoch anscheinend gekauft wird: Man weiß es nicht. Aber aus der automatischen Fertigungsanlage in Rosa hätte sich vielleicht ein ästhetisch-kulinarischer Abgrund à la Brust oder Keule machen lassen. Oder irgendetwas. Aber von Abenteuergeist ist nichts zu spüren, dafür gibt es einen milde elaborierten Pupswitz.

Ob all dieser Oberflächlichkeiten wäre ein wenig Lokalkolorit sehr nett, der ließe sich ja leicht herstellen – doch bis auf den Dom, der, wie gesagt, gelegentlich in der Gegend herumsteht, keine Spur. Kein Dialekt, kein Kölschglas, keine Andeutung von Karneval in Haltung oder Ton des Films, auch nicht im Gebäck der Konditorei. Ein paar Muuzemändelcher, das wär‘s gewesen!

Die Heinzels - Rückkehr der Heinzelmännchen (2019)

In Ute von Münchow-Pohls neuem Animationsfilm „Die Heinzels — Rückkehr der Heinzelmännchen“ kommen die fleißigen Heinzelmännchen nach 200 Jahren erstmals wieder zurück an die Erdoberfläche und unterstützen den grummeligen Bäcker Theo dabei, seine Traditionsbäckerei zu retten.

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