Zeche

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Der Begriff Zeche wird in der deutschen Sprache in mehrfacher Form verwendet und hat dabei eine unterschiedliche Bedeutung.[1] Der Begriff wird in der beruflichen Sprache zur Bezeichnung von beruflichen Verbänden verwendet.[2] Des Weiteren wird er im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Bergmannssprache verwendet.[3]

Die Wortherkunft des Begriffes Zeche lässt sich nicht einer Sprache eindeutig zuordnen.[4] In der altgermanischen Sprache gab es die Begriffe „gizehon“ für anordnen und „gezeh“ für geordnet, was wiederum in Bezug auf den angelsächsischen Begriff „tiohh“ den Begriff Zeche als Anordnung, Bestimmung oder Regel bezeichnen lässt.[5] Zudem soll das Wort Zeche ursprünglich die gleiche Herkunft wie das Wort „zehen“ haben, was wiederum eine Rotte oder Gesellschaft von zehn Mann bedeutet.[6] Im Mittelniederdeutschen wird das Wort „te'che“ verwendet, was hier „zeche“ bedeutet.[7] Aus dem Althochdeutschen stammt das Wort zehha, was gemeinsamer Betrag bedeutet.[8] In der ungarischen Sprache gibt es das Wort „ce'h“, was zu Deutsch Zeche bedeutet.[2] Aus dem Slavischen wird der Begriff Zeche von „zdechowuty“ abgeleitet, was aus „zdechowicz“ hergeleitet wird, was auf Deutsch Sammlung heißt.[9]

Allgemeine Verwendung

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Im Mittelhochdeutschen wird das Wort erstmals gegen Ende des 12. Jahrhunderts verwendet.[7] Der Ausdruck bedeutet im Mittelhochdeutschen so viel wie Ordnung oder Reihe und bezeichnete ursprünglich den Zusammenschluss mehrerer Personen.[10] Später nutzte man das Wort Zeche auch als Begriff für einen gemeinsamen Schmaus oder für die dabei gemeinsam verursachten Unkosten.[11] Seit dem 15. Jahrhundert bezeichnet man die an den Wirt zu zahlende Rechnung als Zeche.[7] Wer die Zeche verursacht hatte, der musste die Zeche auch zahlen.[12] Der Begriff Zeche zahlen hielt sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts und nahm dann sukzessive ab und wurde durch moderne Bezeichnungen ersetzt.[13] Wer ohne die Zeche zu zahlen das Lokal verließ, der prellte die Zeche und beging somit Zechprellerei.[14] Bezahlte ein Gast die Zeche eines anderen Gastes, so hielt er diesen Gast zechfrei.[3] Zur Zeit des Spätmittelhochdeutschen entstand das Verb zechen, was trinken bedeutete.[13] Insbesondere nutzte man das Verb zechen, wenn viel und mit Behagen, also reihum, getrunken[ANM 1] wurde.[12] Ein Gast, der viel trank, wurde als Zechgast[ANM 2] bezeichnet.[3] Allerdings haben die zu der Zeit entstandenen Worte „zeckfeist“ und „zeckvoll gesoffen“ keinen Zusammenhang[ANM 3] mit dem Begriff Zeche für ein Trinkgelage.[15]

Berufliche Verwendung

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Im beruflichen Sprachgebrauch wurde das Wort Zeche gleichbedeutend genutzt, um eine Zunft oder eine Innung zu benennen.[16] Meisterschaftsanwärter mussten sich in Wien in die Zeche des jeweiligen Handwerks einschreiben lassen und Zahlungen für sie leisten.[17] Allerdings wurde der Begriff ab dem 19. Jahrhundert hierfür seltener genutzt.[18] Die Fahne, die eine Innung hatte, wurde als Zechfahne oder Innungsfahne bezeichnet.[6]

Verwendung im Bergbau

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Seit dem 13. Jahrhundert wird der Begriff Zeche nachweislich auch im deutschen Bergbau genutzt.[13] Im Freiberger Bergbau gab es seit der Mitte des 13. Jahrhunderts Häuerzechen, bestehend aus mehreren Personen, die sich zum Betreiben eines Bergwerks zusammengeschlossen hatten.[9] Allerdings wird der Begriff Zeche je nach Bergbauregion unterschiedlich verwendet.[19] Anfangs wurde der Begriff Zeche nur für die jeweilige Gruppe von Personen benutzt, die gemeinsam unter Tage nach Bodenschätzen suchten.[14] Jedes Mitglied der Gesellschaft musste einen entsprechenden Beitrag entrichten.[13] Mit ihrer Einlage in die bergrechtliche Gewerkschaft bezahlten die Beteiligten die Zeche, was heute noch als umgangssprachlicher Ausdruck für das Bezahlen einer Rechnung verwendet wird.[20] Von der Bezeichnung der Genossenschaft ist der Begriff Zeche zunächst auf die Bezeichnung deren Besitzes übertragen worden.[9] Man unterschied dabei zwischen von Eigenlehnern betriebenen Eigenlehnerzechen und von Gewerken betriebenen Gewerkenzechen.[21] Allerdings wurde der Begriff Zeche hier zunächst nur für die größeren gewerkschaftlichen Bergwerke verwendet.[9] Später wurde der Begriff Zeche insbesondere im Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet synonym zu „Bergwerk“ benutzt, wo dem Namen des Bergwerkes das Wort „Zeche“ vorangestellt wird.[22] So wurden hier alle Steinkohlenbergwerke, mit Ausnahme der großen Bergwerke, die von mehreren Bergbaugesellschaften betrieben wurden,[ANM 4] unter dem Namen Zeche zusammengefasst.[23] Im Freiberger Revier, wo Erze gefördert wurden, existiert im obigen Sinne das Lehr- und Forschungsbergwerk „Reiche Zeche“ und „Alte Elisabeth“.[24] Die Verwendung des Namenszusatzes Zeche war bei der Konsolidation von Bergwerken auch dann möglich, wenn nicht beide Bergwerke diesen Namenszusatz hatten.[25] In Österreich wurde der Begriff Zeche nicht für das ganze Bergwerk verwendet, sondern nur für die einzelnen Abbauorte, die mit maximal drei Bergleuten belegt waren.[19] Durch die Kombination des Wortes Zeche mit anderen Worten entstanden neue Begriffe.[21] So war z. B. das Zechenhaus ein Lagerraum für die geförderten Erze und das bergmännische Werkzeug.[26] Das Zechenbuch war ein vom Bergamt geführtes Buch, das zur Eintragung der vom Revierbeamten getroffenen bergpolizeilichen Anordnungen diente.[21] Der Zechenhafen war ein Verladehafen für die von den jeweiligen Zechen geförderten Steinkohlen.[27] Gegen Ende der 1950er Jahre begann im Steinkohlenbergbau die Kohlenkrise,[28] die letztendlich zu dem führte, was als Zechensterben bekannt ist.[29] Zu unterscheiden ist die Zeche im ehemaligen sächsisch-thüringischen Uranbergbau der SAG Wismut, wo sie eine Anlage bezeichnet, in der Erze zerkleinert, radiologisch beprobt, sortiert und lieferfertig verpackt wurden.[30]

Einzelnachweise

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  1. Konrad Schwenck: Wörterbuch der deutschen Sprache. In Beziehung auf Abstammung und Begriffsbildung. Vierte, verbesserte Auflage, J. D. Sauerländischer Verlag, Frankfurt am Main 1855, S. 761.
  2. a b Dana Janetta Dogaru: Zur Ausbildung der Ganzsätze in siebenbürgischen Zunftsatzungen von 1453-1578. In: Franz Simmler, Claudia Wich-Reif (Hrsg.): Geschichte der Gesamtsatzstrukturen vom Althochdeutschen bis zum Frühneuhochdeutschen, Peter Lang AG, Bern 2011, ISBN 978-3-0343-0576-1, S. 33–35.
  3. a b c Wilhelm Hoffmann (Hrsg.): Vollständigstes Wörterbuch der deutschen Sprache, wie sie in der allgemeinen Literatur, der Poesie, den Wissenschaften, Künsten, Gewerben, dem Handelsverkehr, Staats- und Gerichtswesen etc. gebräuchlich ist. Mit Angabe der Abstammung, der Rechtschreibung, der Wortformen, der verschiedenen, sowohl eigentlichen als bildlichen Wortbedeutungen in den einzelnen Ausdrücken und besonderen Redensarten, des grammatischen Gebrauchs, sowie auch der Sinnverwandtschaft der ähnlichen Worte, sechster Band, Umgang - zwote. Verlag der Dürr’schen Buchhandlung, Druck von Alexander Greimann, Leipzig 1861, S. 899, 900.
  4. Julius Hubert Hillebrand: Lehrbuch des heutigen gemeinen deutschen Privatrechts mit Einschluß des Handels- und Lehrechts. Friedrich Fleischer, Leipzig 1849, S. 153, 154.
  5. Dirk Moldt: Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen. Korporationsrechte - Sachsenspiegelrecht - Bergrecht. Gedruckt mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Böhlau Verlag GmbH, Köln / Weimar / Wien 2009, ISBN 978-3-412-20238-5, S. 126, 127.
  6. a b Albert Schiffner: Allgemeines deutsches Sach - Wörterbuch aller menschlichen Kenntnisse und Fertigkeiten. Verbunden mit den Erklärungen der aus andern Sprachen entlehnten Ausdrücke und der wenigen bekannten Kunstwörter. Begründet von mehreren Gelehrten, fortgesetzt und beendet von Albert Schiffner, zehnter Band, B bis ZZ, bei Friedrich Wilhelm Gordsche, Meissen 1831, S. 497–499.
  7. a b c Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Bearbeitet von Walther Mitzka, Walter De Gruyter & Co, Berlin 1967, S. 876.
  8. Wolfgang Seidel: Es geht um die Wurst. Was hinter unseren Wörtern steckt. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 2009, ISBN 978-3-423-34584-2, S. 158.
  9. a b c d Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871, S. 583–585.
  10. Zeche, f.. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  11. Victor Jacobi: Die Bedeutung der Böhmischen Dorfnamen für Sprach- und Weltgeschichte. Topographisch, naturwissenschaftlich und etymologisch nachgewiesen. Hermann Schultze, Leipzig 1856, S. 157.
  12. a b J. G. v. Quandt: Kleines A-B-C-Buch für Anfänger im Lesen und Schreiben. Synonymen und Homonymen. F. U. Brockhaus, Leipzig 1838, S. 561.
  13. a b c d Petra Cnyrim: Das Buch der fast vergessenen Wörter. 5. Auflage, riva-Verlag, München 2017, ISBN 978-3-86883-913-5, S. 249.
  14. a b Thomas Hollweck: Die Geheimnisse hinter unseren Redewendungen. Ein Blick in die Vergangenheit der Alltagssprache. Vorstellungen und Erläuterung der gebräuchlichsten Redewendungen unserer Zeit, 2. Auflage, Books on Demand, Norderstedt 2017, ISBN 978-3-7431-1513-2, S. 35.
  15. Heinrich Kemper, Waltraut Kemper: Die tierischen Schädlinge im Sprachgebrauch. Mit 66 Abbildungen. Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 109.
  16. Konrad Schwenck: Wörterbuch der deutschen Sprache. In Beziehung auf Abstammung und Begriffsbildung. Gedruckt und verlegt von Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1834, S. 737, 738.
  17. Peter Csendes, Ferdinand Opll: Wien im Mittelalter. Zeitzeugnisse und Analysen. Gedruckt mit Unterstützung der Stadt Wien Kultur, Böhlau Verlag, Wien 2021, ISBN 978-3-205-21408-3, S. 343, 344.
  18. Hoffmann von Fallersleben, Oskar Schade (Hrsg.): Weimarisches Jahrbuch für Deutsche Sprache, Litteratur und Kunst. Vierter Band. Carl Rümpler, Hannover 1856, S. 250, 251.
  19. a b Viktor Christian, Richard Lasch, Oswald Menghin, Robert Stigler, Josef Weniger, Rudolf Much (Hrsg.): Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. LXIV Band. Mit 76 Abbildungen, Karten und Diagrammen im Texte und Tafeln, im Selbstverlage der Gesellschaft, Wien 1934, S. 334.
  20. Bluntschli: Deutsches Privatrecht. Zweite Auflage, Literarisch-artistische anstalt der J.G. Oetta'schen Buchhandlung, München 1866, S. 237.
  21. a b c Julius Dannenberg, Werner Adolf Frantz (Hrsg.) Bergmännisches Wörterbuch. Verzeichnis und Erklärung der bei Bergbau - Salinenbetrieb und Aufbereitung vorkommenden technischen Ausdrücke, nach dem neuesten Stand der Wissenschaft - Technik und Gesetzgebung bearbeitet, F. U. Brockhaus, Leipzig 1882, S. 453, 454.
  22. Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Vergangenheit und Zukunft einer Schlüsseltechnologie. Mit einem Katalog der „Lebensgeschichten“ von 477 Zechen (Reihe Die Blauen Bücher). Verlag Langewiesche Nachfolger, Königstein im Taunus, 6., um einen Exkurs nach S. 216 erweiterte und in energiepolitischen Teilen aktualisierte Auflage 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9 (mit „Schnitt durch ein Steinkohlenbergwerk“ sowie einem „Lageplan der Grubenfelder und Schachtanlagen“ von 1922 und einer Standortkarte der 128 im Jahre 1958 fördernden Zechen), S. 318.
  23. Manfred Rasch, Gerald D. Feldman (Hrsg.): August Thyssen und Hugo Stinnes. Ein Briefwechsel 1898–1922. Bearbeitet und annotiert von Vera Schmidt, Verlag C. H. Beck oHG, München 2003, ISBN 3-406-49637-7, S. 148.
  24. Otfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler: Der Freiberger Bergbau. Technische Denkmale und Geschichte. Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1986.
  25. Hermann Brassert, H. Achenbach (Hrsg.): Zeitschrift für Bergrecht. Zweiter Jahrgang. Bei Adolph Marcus, Bonn 1861, S. 73.
  26. Johann Christoph Stößel (Hrsg.): Bergmännisches Wörterbuch, darinnen die deutschen Benennungen und Redensarten erkläret und zugleich die in Schriftstellern befindlichen lateinischen und französischen angezeiget werden. Chemnitz 1778, S. 612, 613.
  27. Fritz W. Achilles: Zechensterben Hafensterben? Strukturwandel in der Ruhrkohlenverschiffung. In: Deutsches Schifffahrtsarchiv, Nr. 8, 1985, S. 255, 256.
  28. Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis 2005 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 144). 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006, ISBN 3-937203-24-9, S. 16–19.
  29. Landrat Kreis Recklinghausen (Hrsg.): Beiträge zur 132jährigen Geschichte des Steinkohlenbergbaus in Recklinghausen. Kreishausdruck, Recklinghausen 2001, S. 56, 84.
  30. Wismut AG Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.): Chronik der Wismut. Mit erweitertem Sanierungsteil (1998– 2010). Chemnitz 1999, Nr. 1.5, S. 1–10.
  1. Der übermäßige Konsum von Alkohol in geselliger Runde wurde in der damaligen Zeit als Zechgelage bezeichnet. (Quelle: Petra Cnyrim: Das Buch der fast vergessenen Wörter.)
  2. War der Zechgast männlich, so nannte man ihn Zechbruder oder Zechgenoß. War der Zechgast weiblich, nannte man ihn Zechschwester. Wenn mehrere Personen gemeinsam zechten, nannte man diese Personengruppe eine Zechgesellschaft. Einzelpersonen die zechten nannte man auch einfach nur Zecher. (Quelle: Wilhelm Hoffmann (Hrsg.): Vollständigstes Wörterbuch der deutschen Sprache, wie sie in der allgemeinen Literatur, der Poesie, den Wissenschaften, Künsten, Gewerben, dem Handelsverkehr, Staats- und Gerichtswesen etc. gebräuchlich ist.)
  3. Auch der im Hamburger Dialekt beheimatete Spruch „Hei suppt as en Teek“, was so viel bedeutet wie „Er säuft wie eine Zecke“, ist unzutreffend. Dieser Vergleich eines Trinkers mit dem Saugverhalten einer Zecke ist nicht gleichbedeutend mit dem für ein Trinkgelage verwendeten Begriff Zeche. (Quelle: Heinrich Kemper, Waltraut Kemper: Die tierischen Schädlinge im Sprachgebrauch.)
  4. Bergbaugesellschaften, die mehrere Zechen betrieben, waren z. B. die Gewerkschaft Deutscher Kaiser, der Mülheimer Bergwerks-Verein, die Bergwerksgesellschaft Hibernia und das Dortmunder Steinkohlenbergwerk Louise Tiefbau AG. (Quelle: Manfred Rasch, Gerald D. Feldman (Hrsg.): August Thyssen und Hugo Stinnes.)