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Wettersteingebirge

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Wettersteingebirge

Übersichtskarte des Wettersteingebirges
Übersichtskarte des Wettersteingebirges

Übersichtskarte des Wettersteingebirges

Wettersteingebirge und Mieminger Kette (links) von Nordosten
Wettersteingebirge und Mieminger Kette (links) von Nordosten

Wettersteingebirge und Mieminger Kette (links) von Nordosten

Höchster Gipfel Zugspitze (2962 m ü. NHN)
Lage Bayern, Tirol
Teil der Nördlichen Kalkalpen, AVE 4: Wettersteingebirge und Mieminger Kette
SOIUSA: 21.III.B
Koordinaten 47° 25′ N, 11° 8′ OKoordinaten: 47° 25′ N, 11° 8′ O

Das Wettersteingebirge, kurz auch Wetterstein genannt, ist eine Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen im südlichen Deutschland und westlichen Österreich. Anteil haben der Freistaat Bayern und das Land Tirol. Das Gebirge erreicht seinen höchsten Punkt in der Zugspitze, mit einer Höhe von 2962 m ü. NHN der höchste Berg Deutschlands. Das stark verkarstete Gebirge besteht vorwiegend aus Kalken der Trias, vor allem aus Wettersteinkalk. Durch Alpenvereinshütten, ein großes Wegenetz und mehrere Wintersportgebiete ist das Wettersteingebirge für den Tourismus erschlossen.

Lage und Beschreibung

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Zugspitzgruppe von Westen mit Gipfeln der Plattumrahmung

Im Westen und Norden bildet die Loisach die Grenze vom Ehrwalder Becken bis Garmisch-Partenkirchen. Im Nordosten verläuft die Grenze von Garmisch-Partenkirchen bis Mittenwald entlang des Kankerbachs, des Kranzbachs und der Isar. Im Osten bildet die Isar die Grenze von Mittenwald bis Scharnitz. Südlich von Scharnitz setzt sich die Grenze entlang des Drahnbachs fort bis auf Höhe Seestadeln. Im Süden verläuft die Grenze von Ehrwald entlang des Gaisbachs und über die Ehrwalder Alm bis ins Gaistal (Leutascher Ache) und weiter über Leutasch-Oberweidach und nördlich des Simmelbergs vorbei zum Drahnbach.

Der Sattel zwischen dem Kankerbach und dem Kranzbach (Wasserscheide Loisach – Isar) verbindet das Wetterstein mit den Bayerischen Voralpen. Der Sattel bei der Ehrwalder Alm stellt die Verbindung zwischen Wetterstein und Mieminger Kette her.

Benachbarte Gebirgsgruppen

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Das westliche Wettersteingebirge von der Ehrwalder Sonnenspitze in der Mieminger Kette

Das Wettersteingebirge grenzt an die folgenden anderen Gebirgsgruppen der Alpen:

Gemäß AVE, der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen, sind Wettersteingebirge und Mieminger Kette eine zusammenhängende Gebirgsgruppe. Danach bildet der Inn die Südgrenze und es schließen sich die Ötztaler und Stubaier Alpen an.

Zugspitzplatt und Zugspitze, Jubiläumsgrat, Hochblassen und Alpspitze von der Partenkirchener Dreitorspitze

Der Alpenvereinsführer teilt das Wettersteingebirge in die folgenden Untergruppen ein:

  • Zugspitze und Plattumrahmung (die Gipfel rund um das Zugspitzplatt)
  • Riffelwandkamm (der nördlichste der von der Zugspitze ausgehenden Seitenkämme)
  • Waxensteinkamm (die Fortsetzung des Riffelwandkamms)
  • Blassenkamm (der mittlere der Kämme des Wettersteins, von der Zugspitze zur Alpspitze und darüber hinaus)
  • Wettersteinkamm (der südlichste und längste der drei Kämme des Wettersteins, vom Gatterl im Westen bis Mittenwald im Osten)
  • Arnspitzgruppe (ein einzelstehender Gebirgsstock bei Scharnitz)
Südliches Wetterstein vom Puitbachtal bei Leutasch

Nach SOIUSA wird das Wettersteingebirge in zwei Gruppen und acht Untergruppen eingeteilt[1]:

  • Zugspitz-Gruppe (4)
    • Zugspitz-Massiv (4.a)
    • Riffelwand-Massiv (4.b)
    • Waxenstein-Massiv (4.c)
    • Blassen-Massiv (4.d)
  • Wettersteinhauptkamm (5)
    • Hochwanner-Massiv (5.a)
    • Dreitorspitze-Massiv (5.b)
    • Wettersteinwand-Massiv (5.c)
    • Wamberg-Massiv (5.d)
Wettersteingebirge von Südosten: vom Gaistal bis Wettersteinwand und -spitze
Blick von der Höllentalangerhütte in Richtung Talschluss, Höllentalferner und Zugspitzmassiv

Die 10 höchsten Gipfel des Wettersteins:

1. Zugspitze 2962 m 6. Hochwanner 2744 m
2. Schneefernerkopf 2875 m 7. Mittlere Höllentalspitze 2743 m
3. Zugspitzeck 2820 m 8. Innere Höllentalspitze 2741 m
4. Mittlere Wetterspitze 2750 m 9. Äußere Höllentalspitze 2720 m
5. Nördliche Wetterspitze 2746 m 10. Hochblassen 2706 m

Im Wetterstein gibt es über 150 benannte und mit Höhenkote versehene Gipfel. Zu den bekannteren gehören (geordnet nach der Höhe):

Die Zugspitze wird auf verschiedenen Routen sehr häufig bestiegen, auch die Alpspitze ist durch mehrere Steiganlagen ein beliebtes Gipfelziel. Der Jubiläumsgrat als hochalpine Führe verbindet diese beiden Gipfel. Die Kletterei entlang des Blassenkamms über die Gipfel von Innerer, Mittlerer und Äußerer Höllentalspitze weist Stellen bis zum unteren dritten Schwierigkeitsgrad auf (III- nach UIAA-Skala).

In der geologischen Entwicklungsgeschichte des Wettersteingebirges lassen sich grob drei Perioden unterscheiden: die Faltungsperiode, eine Erosionsperiode und eine Überschiebungsperiode. In der ersten Periode erzeugten tangentiale Kräfte und zwar solche mit meridionaler Druckwirkung, ein sich von Osten nach Westen aufbauendes Faltensystem. In der zweiten Periode wurden die Faltenzüge durch Erosion angegriffen und teilweise abgetragen. So wurde insbesondere nördlich des Hauptkammes diese bis zu den Schichten an der Partnach und dem Muschelkalk abgetragen. In der dritten Periode wurde das Faltengebirge wieder von tangentialen Kräften erfasst, in Schollen zerrissen und führte zu nach Westen gerichtete Überschiebungen. Dadurch entstanden im Wettersteingebirge drei große Hauptschollen: erstens die Wettersteinscholle, die aus Muschelkalk, Wettersteinkalk und Hauptdolomit besteht und die höchsten Gipfel und Wände enthält. Zweitens die Wamberger Scholle nördlich der Wettersteinsscholle und drittens die Partenkirchen-Barmseescholle, das auch wieder Faltungserscheinungen zeigt und von Raibler Schichten, Hauptdolomit und Plattenkalk aufgebaut wird.[2]

Man kann Hochgebirge und Vorland unterscheiden: Im Norden des Wettersteins hängen die beiden Teile ungestört bis wenig gestört zusammen, im Südwesten und im Süden ist das Hochgebirge dagegen an einer nach Nord-Nord-Ost fallenden Fläche von Norden nach Süden auf das südliche Vorland aufgeschoben. Die Achsen der Großfalten tauchen im Süden nach Osten, im Norden nach Westen ein. Mehrere Aufschiebungen in Nord-Süd-Richtung sowie kräftige Ost-West streichende Störungen sind aber von sekundärer Bedeutung für den Bauplan des Gebirges.[3]

Die Kombination von Almen und schroffen Felsregionen ist nicht nur einzigartig im deutschen Alpenraum, sondern bietet auch Lebensraum für einige Tierarten, wie zum Beispiel Gämse, Alpenmurmeltier, Alpendohle, Alpensalamander, Kreuzotter, Steinadler und viele Marderarten.

Der Deutsche Alpenverein unterhält sechs bewirtschaftete Alpenvereinshütten mit Übernachtungsmöglichkeit im Wettersteingebirge: das Münchner Haus (2959 m), die Meilerhütte (2366 m), die Knorrhütte (2052 m), das Kreuzeckhaus (auch: Adolf-Zoeppritz-Haus, 1652 m), die Höllentalangerhütte (1379 m) und die Reintalangerhütte (1366 m). Keine Übernachtungsmöglichkeit findet man in der ebenfalls vom Alpenverein betriebenen Höllentaleingangshütte (1045 m) am nördlichen Zugang zur Höllentalklamm. Darüber hinaus bieten das privat bewirtschaftete Schachenhaus (1866 m) und die Wiener Neustädter Hütte (2209 m, unterhalten vom Österreichischen Touristenklub) Verpflegung, Schutz und Unterkunft für Bergsteiger und Wanderer. Die Sektion München des Deutschen Alpenvereins pachtet seit 1920 die Waxensteinhütte (auch Alpl- oder Aiplehütte) und betreibt sie als Selbstversorgerunterkunft. Im Oberreintalkar liegt die Oberreintalhütte, die Treffpunkt der Wettersteinkletterer ist (Selbstversorgerhütte mit Getränkeverkauf durch den Hüttenwirt). Im Winter ist die Stuibenhütte als bewartete Selbstversorgerhütte für Skitourengeher und Schneeschuhwanderer geöffnet. Außerdem befinden sich im Wettersteingebirge mehrere Hütten in Privatbesitz. Von diesen ragt das Kreuzjochhaus mit seiner idyllischen Lage besonders heraus, da man im Sommer eines der schönsten Panoramen in den bayerischen Alpen vor sich hat und man sich im Winter mitten im Skigebiet von Garmisch-Partenkirchen befindet.

Fern- und Weitwanderwege

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Die Via Alpina, ein grenzüberschreitender Weitwanderweg mit fünf Teilwegen durch die ganzen Alpen, verläuft auch durch das Wetterstein. Der Rote Weg der Via Alpina verläuft mit drei Etappen durch das Wetterstein wie folgt:

  • Etappe R44 verläuft von Scharnitz zur Meilerhütte über Leutasch Gasse
  • Etappe R45 verläuft von der Meilerhütte zur Reintalangerhütte über das Schachenhaus
  • Etappe R46 verläuft von der Reintalangerhütte zur Coburger Hütte (der zweite Teil dieser Etappe befindet sich in der Mieminger Kette)

Der Nordalpenweg (Österreichischer Weitwanderweg 01) verläuft mit seiner Teilstrecke 15 in zwei Varianten durch das Wetterstein.

Von Scharnitz über den Hohen Sattel nach Leutasch-Ahrn haben beide Varianten den gleichen Verlauf. In Ahrn gabelt sich der Weitwanderweg in eine hochalpine und in eine leichtere Variante. Die hochalpine Variante führt über die Meiler Hütte ins Reintal und weiter zum Zugspitzgipfel. Von dort wird nach Ehrwald abgestiegen. Die leichtere Variante führt durch das Leutascher Achental und über die Ehrwalder Alm ebenfalls nach Ehrwald.

Wettersteingebirge von Garmisch aus gesehen; Gemälde von Heinrich Bürkel (1844)

Im Wetterstein gibt es die folgenden Klettersteige (Auszug):

  • Steig auf die Riffelscharte
  • Klettersteig durch das Höllental auf die Zugspitze
  • Klettersteig über die Wiener Neustädter Hütte auf die Zugspitze
  • Steig auf den Schneefernerkopf
  • Alpspitz-Ferrata
  • Brunntalgratsteig von der Knorrhütte auf den Jubiläumsgrat
  • Klettersteig auf die Dreitorspitze (Hermann-von-Barth-Weg)
  • Schöngänge an der Alpspitze
  • Nordwandsteig auf die Alpspitze
  • Mauerläufersteig auf den Bernadeinkopf
  • Mathaisenkar-Ferrata von der Höllentalangerhütte durchs Mathaisenkar zur Alpspitze

Das Oberreintal mit den ihn umgebenden Gipfel und Wänden (Oberreintaldom, Oberreintalturm, Schüsselkarturm) sowie die Südseite der Schüsselkarspitze und der Scharnitzspitze sind bekannt für mehr als 300 alpine Kletterrouten aller Schwierigkeitsgrade in festem plattigem Kalk. Hier gibt es nicht nur große Klassiker, sondern auch moderne alpine Touren in den oberen Schwierigkeitsgraden.[4]

Siehe auch: Oberreintal Klettergebiet

Für Kletterer sind die Berge nördlich von Leutasch auch sehr interessant, im Besonderen der Oberreintal-Schrofen, die Scharnitzspitze sowie die Schüsselkarspitze. Die Südseite über dem Gaistal ist deutlich ruhiger als die Nordseite.

Mehrere große Bergbahnen erschließen die Gipfelregionen und hochgelegenen Skigebiete: Die Bayerische Zugspitzbahn (Zahnradbahn in Meterspur von Garmisch zum Zugspitzplatt), die Seilbahn Zugspitze (Luftseilbahn vom Eibsee auf die Zugspitze, bis 2017 Eibsee-Seilbahn), die Tiroler Zugspitzbahn (Luftseilbahn von Ehrwald auf die Zugspitze) und die Ehrwalder Almbahn.

Sehenswürdigkeiten

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Wer sich auf Wanderung oder Klettertour oder mehrtägige Gipfeltour einlassen möchte, kann als Tagestour die Partnachklamm, die Leutaschklamm oder die Klamm zum Höllental durchwandern. Diese sind gut gesichert und leicht zu begehen.

Wettersteintunnel

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Seit langem wird das Projekt einer Eisenbahn-Tunnelverbindung zwischen dem Tiroler Telfs und dem bayerischen Garmisch-Partenkirchen diskutiert. Der Tunnel hätte eine Gesamtlänge von 22 Kilometern und würde im Fernverkehr eine Kantenzeit von 90 Minuten zwischen München Hauptbahnhof und Innsbruck Hauptbahnhof ermöglichen. Das Projekt wurde 2013 mit 2,2 Mrd. Euro Baukosten veranschlagt. Ein Tunnel durch den Wetterstein würde den Schienenverkehr zwischen München und Landeck bzw. Vorarlberg um eine Stunde beschleunigen und damit sowohl die Strecke München – Rosenheim – Innsbruck als auch die Strecke München – Lindau entlasten.[5] Mit der Umfahrung Garmisch und der Verlegung des Südportals östlich von Telfs-Sagl würde der Tunnel knapp 25 Kilometer lang sein.

Ein Intercity-Express-Zugpaar zwischen Hamburg-Altona über Garmisch-Partenkirchen nach Innsbruck Hbf trägt den Namen Wetterstein.

Commons: Wetterstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Wetterstein – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Sergio Marazzi: La “Suddivisione orografica internazionale unificata del Sistema Alpino” (SOIUSA) (pdf, ital.; 1,6 MB)
  2. Hugo Mylius: Ein Beitrag zum geologischen Bau des Wettersteingebirges. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Band 1960, 1916, S. 12 (zobodat.at [PDF]).
  3. Hubert Miller: Der Bau des westlichen Wettersteingebirges. In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. 1. Juni 1962, S. 409–425, doi:10.1127/zdgg/113/1962/409 (schweizerbart.de [abgerufen am 23. April 2025]).
  4. Andi Dick, Christian Pfanzelt: Wo die wilden Kerle klettern. In: DAV Panorama 4/2010. Deutscher Alpenverein, April 2010, S. 41, abgerufen am 6. Oktober 2023.
  5. Thomas Kantke, Stefan Baumgartner: Bundesverkehrswegeplan 2015 – zusätzliche Maßnahmenvorschläge für den Freistaat Bayern, München 2013.