Uschakowo (Kaliningrad, Gurjewsk, Nowomoskowskoje)
Siedlung
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Die Ortschaft Uschakowo (russisch Ушаково, deutsch Brandenburg (Haff), litauisch Pokarviai) liegt am Frischen Haff in der russischen Oblast Kaliningrad im ehemaligen Ostpreußen. Sie gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gurjewsk, flächenidentisch mit dem Rajon Gurjewsk. Dort befindet sie sich im Außenbezirk Nowomoskowski rajon. Sie ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen, ebenfalls zum Stadtkreis Gurjewsk gehörenden Ortschaft Uschakowo (das frühere Heiligenwalde), die sich im Außenbezirk Nisowski rajon befindet.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Uschakowo liegt am Fluss Prochladnaja (deutsch: Frisching), der hier ins Frische Haff mündet. Durch den Ort führt die russische 27A-020 (ex A 194), bis 1945 die Reichsstraße 1 von Aachen über Berlin nach Königsberg (Preußen).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Deutschen Orden errichtete Markgraf Otto III. von Brandenburg 1266 an der Frisching-Mündung eine Burg, um die Einfahrt der Schiffe nach Königsberg zu überwachen. Sie wurde nach dem Gründer benannt und ab 1275 in Stein ausgebaut. Von 1283 bis 1499 war sie Sitz eines Komturs. 1520 ausgebrannt, war sie nach der Wiederherstellung von 1525 bis 1752 Sitz eines Amtshauptmannes. Danach verfallen, wurde das stattliche Schloss nach 1776 abgetragen.
Im Schutz der Burg hatte sich eine Lischke entwickelt, die 1513 die Handfeste erhielt. Die Kirche, von 1320 bis 1340 erbaut, erhielt erst 1648 einen hohen spitzen Turm. Brandenburg entwickelte sich zum Marktflecken und hatte seit 1729 einen kleinen Hafen.[2] Ab 1818 gehörte Brandenburg zum Landkreis Heiligenbeil im Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen.
Nach der Besetzung durch die Rote Armee im Jahr 1945 fiel der Ort an die Sowjetunion und wurde 1947 nach einem begrabenen Sowjetsoldaten namens Uschakow[3] in Uschakowo umbenannt.[4] Gleichzeitig wurde der Ort Sitz eines Dorfsowjets im Rajon Laduschkin, der 1965 im Dorfsowjet Nowomoskowski selski Sowet im Rajon Gurjewsk aufging. Von 2008 bis 2013 gehörte Uschakowo zur Landgemeinde Nowomoskowskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Gurjewsk.
Uschakowski selski Sowet 1947–1965
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Dorfsowjet Uschakowski selski Sowet (ru. Ушаковский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[5] Als Verwaltungssitz war zunächst der ehemalige deutsche Ort Pinnau vorgesehen. Im Juli 1947 wurde als Verwaltungssitz aber das ehemalige Brandenburg festgelegt.[4] Der Dorfsowjet befand sich bis 1962 im Rajon Laduschkin, von 1963 bis 1964 oder 1965 im Rajon Bagrationowsk und wurde 1965 im Rajon Gurjewsk mit dem Zwetkowski selski Sowet zum neuen Dorfsowjet Nowomoskowski selski Sowet zusammengelegt.
Folgende Orte gehörten (zunächst) zum Dorfsowjet:
Ortsname | Name bis 1947/50 | Jahr der Umbenennung |
---|---|---|
Gorki (Горки) | Albehnen | 1947 |
Ladygino (Ладыгино) | Korschenruh | 1950 |
Uljanowka (Ульяновка) | Klein Hoppenbruch | 1947 |
Uschakowo (Ушаково) | Brandenburg | 1947 |
Selenowo (Зеленово) | Pinnau | 1947 |
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner[6] | Bemerkungen |
---|---|---|
1885 | 1.387 | Einschließlich des Gutsbezirks |
1910 | 1.385 | Einschließlich des Gutsbezirks |
1933 | 1.602 | |
1939 | 1.595 | |
2002 | 864 | |
2010 | 812 |
Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pfarrgemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor 1945 war Brandenburg Sitz eines evangelischen Pfarramtes. Zu ihm gehörte ein weitläufiges Kirchspiel innerhalb des Kirchenkreises Heiligenbeil (Mamonowo) der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. In das Kirchspiel eingegliedert waren(* = Schulort):
- Adlig Pinnau
- Adlig Tengen
- Albehnen (russisch: Gorki)
- *Brandenburg
- Dümpelkrug
- Einsam
- Friedrichshof, Kr. Heiligenbeil
- Honigbaum, Kr. Heiligenbeil
- Klein Hoppenbruch (Uljanowka)
- Kamnicken
- Königlich Pinnau
- Königlich Tengen
- Korschenruh (Ladygino)
- Kranzberg
- Morken
- Neu Dümpelkrug
- Pinnau (Selenowo)
- *Pokarben
- Regienenhof
- Schoyschen, 1938–1945 Schoschen
- Tengen
- Wedderau
Pfarrer bis 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945 amtierten in Brandenburg als evangelische Pfarrer:
- Johann Ulrich, 1543
- Caspar Kurau, 1545
- Johann Schwartz, 1546–1573
- Andreas Kaufmann, 1569–1570
- Johann Gangolphus, 1570–1576
- Tobias Schweichel, ab 1576
- Salomo Hübner, 1584
- Laurentius Kopfnagel, 1592–1600
- Georg Löselius, 1600–1609
- Petrus Nicolai, 1609–1617
- Heinrich Crusius, 1617–1620
- Johann Halbach von der Pforte, 1621–1639
- Georg Mylius, 1639–1640
- Daniel Nicolai, 1640–1661
- Valentin Schultz, 1661–1682
- Heinrich Pusch, 1682–1688
- Sigmund Frommhold Ring, ab 1688
- Tobias Schweichel, 1693–1704
- Georg Hein, 1705–1740
- Johann Daniel Tapcken, 1739–1757
- Johann Christoph Wessel, 1758–1761
- Gottfried Sommer, 1761–1789
- Johann Gottlieb Meier, 1789–1830
- Franz Leopold Kopplius, 1852–1856
- Friedrich Otto Hoffmann, 1856–1882[7]
- Carl Gustav Marter, 1882–1885
- Carl Heinrich A.J. Dreschhoff, 1886–1897
- Gottfried Hermann Julius Podlech, 1898–1927
- Fritz Schiweck, 1927–1945
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erhalten sind die Ruine der Ordensburg und der Turm der Pfarrkirche aus dem 14. Jahrhundert. Die Ruine ist in Russlands staatliche Liste der erhaltenswerten Architekturdenkmäler aufgenommen. Laut einer Liste von Forbes Magazine ist die Burg eine der am meisten vom Verfall bedrohten Denkmäler der Russischen Föderation.
Schloss Brandenburg wurde von Markgraf Otto III. in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Schutz gegen die Pruzzen errichtet. In der Zeit des Deutschen Ordens galt es als wichtige Komturei. Ab 1322 soll im Schloss ein Fragment des Kreuzes Jesu aufbewahrt gewesen sein. Das Schloss wurde im 15. und 16. Jahrhundert mehrfach zerstört. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde es bis heute nicht restauriert. Vielmehr wurde es von russischen Siedlern zur Gewinnung von Baumaterial verwendet.[8]
Eine Reliquie der Katharina von Alexandrien wurde 1378 aus der Sammlung des Kaisers Karl IV. als Dank für die Unterstützung von Komtur Günther von Hohenstein nach Brandenburg überbracht. Der ermländische Bischof Heinrich III. Surbom übernahm die Überführung nach dem Tod des Kaisers. Sie wurde dort in der Burgkapelle aufbewahrt und gelangte später in die Marienburg, wo sie in der Kapelle des Hochmeisters, der St. Katharinenkapelle, aufgestellt wurde.[9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968.
- Martin Zeiller: Brandenburg. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (= Topographia Germaniae. Band 13). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1652, S. 10 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Brandenburg (Frisches Haff): Evangelische Kirche: Abbildungen im Farbdiaarchiv zu mitteleuropäischen Wand- und Deckenmalereien, Stuckdekorationen und Raumausstattungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte
- Beschreibung und idealisierte Darstellung auf einem Kupferstich aus dem Digitalisat der Topographia Electorat{us} Brandenburgici et Ducatus Pomeraniæ von ca. 1680, nach dem Exemplar aus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar
- Familienforschung mit Hintergründe. genealogy.net; abgerufen am 7. Januar 2013.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
- ↑ Robert Albinus: Lexikon der Stadt Königsberg Pr. und Umgebung. Rautenberg, Leer 1985. ISBN 3-7921-0320-6.
- ↑ Angeblich ein Held der Sowjetunion, vgl. Information auf gako.name
- ↑ a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 25 июля 1947 г. «Об административно-территориальном устройстве Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 25. Juli 1947: Über den administrativ-territorialen Aufbau der Oblast Kaliningrad)
- ↑ Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
- ↑ Volkszählungsdaten
- ↑ Hoffmann 1 (1810–1888) war Angehöriger des Corps Masovia.
- ↑ Das Ostpreußenblatt, 39/2010, 2. Oktober 2010
- ↑ Preußische Allgemeine Zeitung, 35/2010, 4. September 2010