Torzym
Torzym | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen
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Woiwodschaft: | Lebus | |
Powiat: | Sulęciński | |
Gmina: | Torzym | |
Fläche: | 9,11 km² | |
Geographische Lage: | 52° 18′ N, 15° 5′ O
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Höhe: | 54 m n.p.m. | |
Einwohner: | 2513 (31. Dez. 2016) | |
Postleitzahl: | 66-235 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 68 | |
Kfz-Kennzeichen: | FSU | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DK 92/A 2: Berlin–Warschau | |
Eisenbahn: | PKP-Strecke 3: Warschau–Frankfurt (Oder) | |
Nächster int. Flughafen: | Poznań-Ławica |
Torzym [deutsch Sternberg in der Neumark/Sternberg (Nm.)) ist eine Stadt im Powiat Sulęciński der Woiwodschaft Lebus in Polen. Sie hat etwa 2500 Einwohner und ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit etwas mehr als 6800 Einwohnern.
] (Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt liegt in der Neumark, 36 Kilometer östlich von Frankfurt (Oder) am Jezioro Torzymskie (Eilangsee) und der ihn durchfließenden Ilanka (Eilang) auf 91 Metern Höhe.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Besiedlung des Lebuser Landes durch das Erzbistum Magdeburg in der Mitte des 13. Jahrhunderts entstand an der Kreuzung der Straßen von Crossen nach Zantoch und von Lebus über Frankfurt nach Polen eine Burg, deren Namensgeber der damalige Erzbischof von Magdeburg, Konrad II. von Sternberg gewesen sein wird. Im Jahre 1287 wurde die Gegend an die Markgrafen von Brandenburg verpfändet. Die erste schriftliche Erwähnung Sternbergs stammt jedoch erst von 1300. Seit 1313 wurde der Name der Burg auf das ganze Brandenburger Land östlich der Oder übernommen. Schon im 15. Jahrhundert gibt es keine Nachrichten mehr über die Burg Sternberg. Ihre Lage ist nicht eindeutig feststellbar; wahrscheinlich lag sie an der Eilang, etwa drei Kilometer nordwestlich der Stadt, wo der Flurname Altes Haus an eine frühere Bebauung erinnert.
Im Jahre 1375 erhielt die am Ufer des Eilangsees entstandene Siedlung Sternberg Stadtrecht. Die Markgrafen belehnten im Jahre 1450 die Herren von Winning mit Sternberg, in deren Besitz die Stadt bis 1724 verblieb. Im Ort bestanden mehrere Rittergüter, zu denen fünf Vorwerke und drei Mühlen an der Eilang gehörten. Da sich der Boden für Ackerbau nicht besonders eignete, spielte in Sternberg die Viehzucht eine größere Rolle. Insbesondere war es aber der Viehhandel, der die Stadt bekannt machte, in Sternberg wurden jährlich drei Viehmärkte abgehalten. Die günstige Verkehrslage an der Verbindungsstraße von Frankfurt nach Posen ließ in der Stadt eine Brauerei und eine Schnapsbrennerei entstehen.
Bereits im Jahre 1800 besaß Sternberg keinerlei Stadtbefestigungsanlagen mehr und war nur umzäunt. 1834 entstand ein Kirchenneubau im Stile von Schinkel. Mit der Einweihung der Eisenbahnverbindung zwischen Frankfurt und Posen erhielt Sternberg 1869 einen Bahnanschluss.
Von 1818 bis 1873 gehörte die Stadt dem Kreis Sternberg an, war aber zu keiner Zeit Kreissitz. Seit der Teilung des Kreises 1873 war Sternberg dem bis 1945 bestehenden Landkreis Oststernberg zugeordnet.
Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich Sternberg zu einem Naherholungszentrum.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt bei der Eroberung durch die Rote Armee zu 85 % zerstört und im März/April 1945 der Verwaltung der Volksrepublik Polen unterstellt. Im Juli 1945 begann die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung und die Besiedlung mit Polen. Sternberg wurde in Torzym umbenannt; im gleichen Jahr wurden die Stadtrechte entzogen.
Seit 1994 ist die Ortschaft wieder eine Stadt. Neben der Land- und Forstwirtschaft spielt hier die Naherholung wieder eine große Rolle. In der Stadt sind ein Industriebetrieb der Elektrotechnik und ein Baustoffwerk ansässig. Weiterhin gibt es eine Klinik zur Heilung von Tbc-Erkrankungen.
Jährliche Einwohnerzahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohnerzahl | Anmerkungen |
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1801 | 754 | |
1885 | 1568 | |
1900 | 1636 | |
1925 | 2112 | |
1933 | 1935 | [1] |
1939 | 2155 | [1] |
Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die bis 1945 evangelische und nunmehr katholische Kirche der Erhöhung des Heiligen Kreuzes in Torzym wurde in den Jahren 1831–1834 im spätklassizistischen Stil an der Stelle des 1824 abgebrannten Vorgängerbaus errichtet. Architekt der Kirche war Karl Friedrich Schinkel. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche niedergebrannt, nur die Mauern des Gebäudes sind erhalten geblieben. Sie wurde von 1958 bis 1960 wieder aufgebaut.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bahnhof Torzym liegt an der Bahnstrecke Frankfurt (Oder)–Poznań.
Gemeinde Sternberg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Orte gehörten bis 1945 zur Gemeinde: Antonienhof (Łaszewo), Blankenburg (Zagórzyn), Fuchsvorwerk, Mittelmühle (Średni Młyn), Neidenburg (Nidno), Paulinenhof (Maniec), Schöneberg (Malinin), Seggekavel (Gosarzewo), Silberberg (Swieciechow), Springwald (Golesznica), Vordermühle (Górny Młyn), Wasserhof (Groblica) und Zillmannshof (Śniegoszewo).[2]
Wildenhagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im früheren Ort Wildenhagen (heute Lubin) kam es am 31. Januar 1945 angesichts der vorrückenden Roten Armee zu einem Massenselbstmord, mehr als ein Viertel der etwa 300 Bewohner des Ortes ging in den Tod. Das Ereignis wird als Die Nacht von Wildenhagen bezeichnet.[3][4]
Personen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Margot Feist-Altenkirch (1923–2011), DFD- und SED-Funktionärin in der DDR.
Gemeinde Torzym
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Torzym umfasst ein Gebiet von 375 km², zu ihr gehören die Stadt selbst und 21 Dörfer und Orte mit Schulzenämtern.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafenthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 3, 1. Ausgabe, Brandenburg 1856, S. 265–269 (online).
- W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Margrafenthum Nieder-Lausitz. Berlin 1861, S. 494–495.
- Eduard Ludwig Wedekind: Sternbergische Kreis-Chronik. Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Kolonien, Schlösser etc. dieses Landestheiles von der frühesten Vergangenheit bis auf die Gegenwart. Zielenzig 1855 (Digitalisat).
- Karl Kletke: Regestae Historiae Neomarchicae. Die Urkunden zur Geschichte der Neumark und des Landes Sternberg.
- Teil 1. In: Märkische Forschungen. Band 10, Berlin 1867, (Digitalisat).
- Teil 2. In: Märkische Forschungen, Band 12, Berlin 1868 (Digitalisat)
- Rosemarie Pankow: Sagen und Geschichten aus dem Sternberger Land. Druck- u. Verlagsges., Husum 1992. Poln. Übers. Legendy i historie ziemi torzymskiej i okolic; Dreczka, Janusz. - Sulęcin, Tursk: Dom Pomocy Społecznej, 2002
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Michael Rademacher: Oststernberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Vgl. http://gov.genealogy.net/index.jsp
- ↑ Die Nacht von Wildenhagen, Dokumentation, Deutschland 2005, WDR, 16:9, 52 Min. Regie: Carmen Eckhardt. online-Rezension ( vom 1. August 2012 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Włodzimierz Nowak: Die Nacht von Wildenhagen – Zwölf deutsch-polnische Schicksale. Aus dem Polnischen von Joanna Manc, Eichborn 2009, ISBN 978-3-8218-5829-6. (online-Rezension).