Solmser Schloss
Das Solmser Schloss (auch Solmssches Schloss) ist eine Schlossanlage der Grafen von Solms-Lich in Butzbach im Wetteraukreis in Hessen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beide Schlösser in Butzbach, sowohl das landgräfliche, als auch das Solmser Schloss entstanden auf dem Gelände einer früheren Burganlage am südöstlichen Rand der Butzbacher Altstadt. Der Ort wurde 773 erstmals urkundlich genannt und entstand nahe den Resten eines römischen Kastells an einer Weggabelung mehrerer Altstraßen, unter anderem der Weinstraße und der Lange Hessen. Nicht gesichert ist, ob diese Wasserburg in Stadtlage (Stadtburg) auf die 1243 genannten Niederadligen von Buetsbach, Gefolgsleute der Herren von Hagen-Münzenberg, zurückgeht oder erst später von den Falkensteinern angelegt wurde, welche die Münzenberger beerbten.
1321 erhielt Philipp IV. von Falkenstein für den Ort Stadtrechte und ließ eine Befestigungsanlage errichten. Mit dem Erlöschen der Falkensteiner 1418 fiel Butzbach an die Herren von Eppstein, jeweils zur Hälfte an „von Eppstein-Münzenberg“ und von „Eppstein-Königstein“. In der Folge wurde der Besitz weiter geteilt. Noch im 15. Jahrhundert verkaufte die Münzenberger Linie ein Viertel an die Grafschaft Katzenelnbogen, welches 1479 an Hessen fiel, sowie ein weiteres Viertel an Graf Otto von Solms-Braunfels. Die Königsteiner Linie verkaufte 1479 ein Viertel an Solms-Lich, ihr letztes Viertel erst 1595 an Hessen-Marburg.
Die ehemals in die Stadtmauer einbezogenen Teile der mittelalterlichen Burg dürften zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend verfallen sein. Um 1462 ließ Werner von Eppstein-Münzenberg neben dem südlichen Tor der Stadtmauer einen großen Fruchtspeicher errichten, der 1479 an die Grafen von Solms kam. Sie ließen ihn repräsentativ umbauen und im Stil der Zeit durch einen wehrhaften Rundturm ergänzen. Das so entstandene Solmser Schloss diente in der Folge als Amts- und Witwensitz, als letzteres nachweisbar 1524 und 1555.
Während des Dreißigjährigen Krieges verloren die Grafen von Solms-Lich und Solms-Braunfels vorübergehend ihren Anteil an Butzbach, da sie beim Kaiser in Ungnade gefallen waren. Das Schloss fiel zunächst an Philipp III. von Hessen-Butzbach, nach seinem Tod an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Von 1648 bis zum endgültigen Verkauf an Hessen-Darmstadt 1741 wurde es von der Linie Solms-Braunfels als Verwaltungssitz und wiederum als Fruchtspeicher genutzt. Nach einer Renovierung 1876–79 zog hier das Amtsgericht Butzbach ein.
Anlage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schloss ist ein zweigeschossiger Rechteckbau, dessen Rückseite an die Stadtmauer angelehnt ist. Ein viergeschossiger Rundturm der Stadtmauer ist in das Schloss integriert. Der äußerlich recht schlichte Renaissancebau besitzt einen aufwändigen Innenausbau. Nach älteren Überlegungen besaß das Gebäude auf jedem Stockwerk lediglich zwei große Säle, was außen durch die Anordnung der Fenster unterstützt wird. Tatsächlich dürfte aber im 16. Jahrhundert eine andere Raumaufteilung bestanden haben. Eine genaue Untersuchung der Bausubstanz wird erst mit einer notwendigen Sanierung des Gebäudes möglich werden.
Besonders sehenswert an der Innengestaltung ist das renaissancezeitliche Treppenhaus, welches sich im Eingangsrisalit befindet. Es enthält Inschriften eines Humanisten, die noch nicht vollständig entschlüsselt sind.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen II. Regierungsbezirk Darmstadt. (Bearb.: Folkhard Cremer u. Tobias Michael Wolf), 3. Aufl., München 2008, ISBN 978-3-422-03117-3, S. 129.
- Georg Ulrich Großmann: Mittel- und Südhessen : Lahntal, Taunus, Rheingau, Wetterau, Frankfurt und Maintal, Kinzig, Vogelsberg, Rhön, Bergstraße und Odenwald. DuMont, Köln 1995, ISBN 3-7701-2957-1 (=DuMont Kunst-Reiseführer), S. 76f.
- Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 322f.
- Gail Schunk-Larrabee/ Winfried Schunk: Neue archäologische Befunde und Funde auf dem Schlossareal in Butzbach. In: hessenARCHÄOLOGIE 2003 Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1912-5, S. 142–144.
- Heinz Wionski: Kulturdenkmäler in Hessen. Wetteraukreis II, Teilband 1, Bad Nauheim bis Florstadt. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Vieweg, Braunschweig/ Wiesbaden 1999, ISBN 3-528-06227-4, S. 314. (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).
- Rolf Müller (Hrsg.): Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89214-017-0, S. 69f.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Schlösser, Burgen, alte Mauern., S. 70; Renaissanceschlösser in Hessen (Projekt am Germanischen Nationalmuseum von Georg Ulrich Großmann), mit vollständiger Inschrift.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Renaissanceschlösser in Hessen (Projekt am Germanischen Nationalmuseum von Georg Ulrich Großmann)
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Solmser Schloss In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- Solmser Schloss Butzbach, Gemeinde Butzbach. Burgen, Schlösser, Herrenhäuser. (Stand: 18. September 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Koordinaten: 50° 25′ 56,1″ N, 8° 40′ 24,1″ O