Robert Atzorn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Robert Atzorn bei der Grimme-Preisverleihung 2013

Robert Atzorn (* 2. Februar 1945 in Połczyn-Zdrój) ist ein deutscher Schauspieler. Einem breiteren Publikum wurde er 1988 mit der Fernsehserie Oh Gott, Herr Pfarrer bekannt. Besondere Popularität erlangte er in der Hauptrolle der Fernsehserie Unser Lehrer Doktor Specht und als Hamburger Kommissar Jan Casstorff in der ARD-Krimireihe Tatort.

Atzorn wurde 1945 in Połczyn-Zdrój (Bad Polzin) in Pommern, heute Polen, geboren. Wenige Tage nach seiner Geburt flohen seine Mutter und Großmutter mit ihm im großen Treck in den Westen.

Robert Atzorn wuchs in Oldenburg und Hamburg auf und studierte zunächst Grafik an der Kunstschule Alsterdamm in Hamburg. Er fühlte sich jedoch zum Theater hingezogen und wechselte daher an die Neue Münchner Schauspielschule (1967–1969).[1]

Theaterschauspieler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Spielzeit 1969/70 bekam er sein erstes Engagement an der Württembergischen Landesbühne. Danach folgten Engagements am Schauspielhaus Zürich (1970/1971), an den Städtischen Bühnen Münster (1971/1972), an den Städtischen Bühnen der Stadt Köln (1972/73), an den Städtischen Bühnen Dortmund (1973–1975) und am Bayerischen Staatsschauspiel in München (1977–1983).

Film und Fernsehen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1980 stand Atzorn in seiner ersten Filmrolle in Aus dem Leben der Marionetten unter der Regie von Ingmar Bergman vor der Kamera. Nach vielen Jahren am Theater arbeitete er seit Mitte der 1980er-Jahre ausschließlich für das Fernsehen.

Im 1984 gesendeten Fernsehspiel Die Wannseekonferenz von Paul Mommertz war er in der Rolle des Chefs des Rasse- und Siedlungshauptamtes Otto Hofmann zu sehen. Einem breiteren Publikum bekannt wurde er 1985 an der Seite von Beatrice Kessler in der Familienserie Glücklich geschieden. Große Popularität erlangte Atzorn ab 1988 mit Maren Kroymann in der Serie Oh Gott, Herr Pfarrer. Für seine Darstellung des unkonventionellen Pastors erhielt er 1989 die Goldene Kamera.

Zum Publikumsliebling avancierte er in der Titelrolle der Vorabendserie Unser Lehrer Doktor Specht, die von 1992 bis 1999 in 70 Folgen ausgestrahlt wurde. 1993 wurde er dafür mit dem Telestar, dem Vorläufer des Deutschen Fernsehpreises, ausgezeichnet. Atzorn wirkte darüber hinaus auch in einzelnen Episoden der Fernsehserien Forsthaus Falkenau, Schwarzwaldklinik und Alphateam – Die Lebensretter im OP sowie der Krimireihen Derrick, Ein Fall für zwei, Der Alte, Tatort und Die Männer vom K3 mit.

Als Nachfolger von Manfred Krug und Charles Brauer ermittelte er von 2001 bis 2008 als Tatort-Kommissar Jan Casstorff zusammen mit Tilo Prückner als Kommissar Holicek und Julia Schmidt als Jenny Graf für den NDR.[2] Die Tatort-Folge Und tschüss im Februar 2008 war der Abschied des Ermittlerteams um Atzorn.

Ferner war er 2002 in Dieter Wedels Mehrteiler Die Affäre Semmeling als Bürgermeister Dr. Klaus Hennig zu sehen. In der romantischen Komödie Küss mich, Kanzler schlüpfte er 2004 in die Rolle eines Regierungschefs, der sich in eine Putzfrau, gespielt von Andrea Sawatzki, verliebt.

Ebenfalls 2004 stand er in Das Kommando mit seinen Söhnen Jens und Daniel (der in dem Film sein Debüt als Schauspieler gab) als Kommandeur einer Spezialeinheit vor der Kamera. 2005 übernahm Atzorn in der Serie Kanzleramt die Hauptrolle als Kanzleramtschef. In der ZDF-Produktion Afrika, mon amour war er 2007, wie zuvor schon in Matti Geschonnecks Wer liebt, hat Recht und in Das Kommando, an der Seite von Iris Berben zu sehen.

In dem Fernsehdrama Mein Mann, der Trinker spielte er 2008 mit Franziska Walser ein Paar, dessen Ehe auf eine harte Bewährungsprobe gestellt wird. 2008 entstanden nach längerer Auszeit auch zwei neue Folgen der Abenteuerserie Der Kapitän, in der er bereits von 1997 bis 2000 die Figur des Kapitän Frank Harmsen verkörpert hatte.

Im Dezember 2017 wurde bekannt, dass Atzorn seine Tätigkeit als Fernsehschauspieler beendet und sich ins Privatleben zurückzieht. Im Januar 2018 wurde der letzte Fernsehfilm mit Atzorn, eine Folge der Krimireihe Nord Nord Mord, ausgestrahlt.[3][4] In Lesungen tritt Atzorn weiterhin auf.[5]

Atzorn ist seit 1976 in zweiter Ehe mit Angelika Hartung verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne, darunter den Schauspieler Jens Atzorn, dessen Bruder ebenfalls in der Branche tätig ist. Die Eheleute leben im ländlichen Bayern in der Nähe des Chiemsees.[6]

Filmografie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Robert Atzorn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Robert Atzorn im Munzinger-Archiv, abgerufen am 14. August 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Jochen Voß: Nach 15 Folgen "Tatort": Robert Atzorn steigt aus. In: DWDL.de. 10. April 2007, abgerufen am 16. Mai 2023.
  3. ZDF-Star Robert Atzorn beendet TV-Karriere endgültig. 28. Dezember 2017, abgerufen am 4. September 2024.
  4. Robert Atzorn: Abschied vom Fernsehgeschäft. 28. Dezember 2017, abgerufen am 4. September 2024 (deutsch).
  5. Kein Coronatest: Uschi Glas ließ Theaterstück mit Robert Atzorn platzen. In: Der Spiegel. 17. Dezember 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 4. September 2024]).
  6. Tod seines "Tatort"-Kollegen hat ihn sehr getroffen. 3. September 2020, abgerufen am 4. September 2024.
  7. Preisträger – Grimme-Preis 2013. Rubrik „Wettbewerb Fiktion“. Grimme-Institut, abgerufen am 31. Dezember 2018.
  8. Bayerische Staatskanzlei: Bayerischer Fernsehpreis 2013 – Juryentscheidung (Memento vom 5. Februar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 10. Mai 2019
  9. Robert Geisendörfer Preis. (auf der Seite aufrufen „Preisträger ab 1993“ – kein Unterlink möglich). Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH, abgerufen am 11. Oktober 2018.
  10. Autorenprofil beim Verlag, edenbooks.de, abgerufen am 8. September 2020.