Rheumatologie

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Die Rheumatologie (von griechisch Rheuma: altgriechisch ῥεῦμα rheuma, deutsch ‚Strömung‘, ‚Fluss‘, ‚Fließen‘) ist eine Fachrichtung der Medizin, die sich mit Diagnose und Therapie der meist chronisch verlaufenden entzündlich-rheumatischen Erkrankungen beschäftigt. Mittlerweile werden rund 400 Erkrankungen dazugezählt. Man unterscheidet dabei im Wesentlichen chronisch-degenerative Erkrankungen wie Arthrosen, die üblicherweise von Orthopäden oder Orthopäden mit Zusatzbezeichnung Rheumatologie behandelt werden, von chronisch-entzündlichen Erkrankungen, die von Internisten oder von Internisten mit Zusatzbezeichnung Rheumatologie behandelt werden.

Ursachen nicht-entzündlicher rheumatischer Erkrankungen sind meist Alterungs- bzw. Verschleißerscheinungen oder Verletzungen. Die meisten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind Autoimmunerkrankungen. Der früher verwendete Sammelbegriff „Rheumatismus“ bezeichnet keine Erkrankung einer bestimmten Ursache.

Mit der Behandlung von Auswirkungen rheumatischer Erkrankungen auf den Bewegungsapparat beschäftigt sich die orthopädische Rheumatologie.

In der Schweiz ist der Facharzt für Rheumatologie ein eigenständiger Facharzttitel, der aus der Subspezialität „Facharzt für Innere Medizin spez. Rheumatologie“ hervorgegangen ist. Der Rheumatologe befasst sich mit der Abklärung und Diagnostik, der nicht operativen Therapie, der Prävention und der Rehabilitation rheumatischer Erkrankungen. Er leitet beispielsweise die medikamentöse Behandlung chronisch entzündlicher Gelenkserkrankungen, ist aber nicht operativ tätig. Gelenkserhaltende Operationen und prothetischer Gelenksersatz werden vom Facharzt für Orthopädie durchgeführt.[1]

Facharztbezeichnung Rheumatologe

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Nach der Muster-Weiterbildungsordnung 2018 umfasst die Weiterbildung in Innerer Medizin und Rheumatologie die Vorbeugung, (Früh-)Erkennung, konservative und interventionelle Behandlung sowie Rehabilitation und Nachsorge der Gesundheitsstörungen einschließlich geriatrischer Krankheiten und Erkrankungen der Atmungsorgane, des Herzens und Kreislaufs, der Verdauungsorgane, der Nieren und ableitenden Harnwege, des Blutes und der blutbildenden Organe, des Gefäßsystems, des Stoffwechsels und der inneren Sekretion, des Immunsystems, des Stütz- und Bindegewebes, der Infektionskrankheiten und Vergiftungen sowie der soliden Tumore und der hämatologischen Neoplasien. Das Gebiet umfasst auch die Gesundheitsförderung und die Betreuung unter Berücksichtigung der somatischen, psychischen und sozialen Wechselwirkungen und die interdisziplinäre Koordination der an der gesundheitlichen Betreuung beteiligten Personen und Institutionen.

Als Mindestanforderungen zum Erlangen der Gebiets-/Facharzt-Bezeichnung werden genannt:

72 Monate im Gebiet Innere Medizin an zugelassenen Weiterbildungsstätten, davon müssen abgeleistet werden:[2]

  • 36 Monate in Innerer Medizin und Rheumatologie, davon
    • 24 Monate in der stationären Patientenversorgung,
  • 24 Monate in mindestens zwei anderen Facharztkompetenzen des Gebiets Innere Medizin,
  • 6 Monate in der Notfallaufnahme,
  • 6 Monate in der Intensivmedizin.

Die Inhalte der Facharzt-Weiterbildungen im Gebiet Innere Medizin / Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie (Rheumatologe/Rheumatologin) sind in der Muster-Weiterbildungsordnung festgeschrieben.

Kinder- und Jugend-Rheumatologie

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Kinder- und Jugendärzte können in Deutschland die Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Rheumatologie absolvieren und eine entsprechende Zusatzbezeichnung führen. Nach der Muster-Weiterbildungsordnung 2018 umfasst die Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Rheumatologie in Ergänzung zur Facharztkompetenz die Prävention, Erkennung, konservative Behandlung und Rehabilitation von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises einschließlich der entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen des Säuglings, Kleinkindes, Kindes, Jugendlichen und Heranwachsenden in seinem sozialen Umfeld von der pränatalen Periode einschließlich der Transition in eine Weiterbetreuung.

  • Peter Matthias Villiger, André Aeschlimann (Hrsg.): Rheumatologie in Kürze: klinisches Basiswissen für die Praxis. 2., komplett überarbeitete und erweiterte Auflage. Thieme, Stuttgart/ New York 2006, ISBN 978-3-13-112432-6.
  • Ange-Pierre Leca: Histoire illustrée de la Rhumatologie. Goutte, rhumatismes et rhumatisants. Paris 1984.

Einzelnachweise

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  1. SIWF, Facharzttitel Rheumatologie
  2. Gebiet Innere Medizin Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie. In: (Muster-)Weiterbildungsordnung MWBO 2018, Seite 184 ff. Bundesärztekammer, abgerufen am 21. Oktober 2024.