Proceratosauridae
Proceratosauridae | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Künstlerische Lebendrekonstruktion des Schädels von Proceratosaurus bradleyi | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Mitteljura bis Unterkreide (Bathonium bis frühes Aptium)[1] | ||||||||||||
168,3 bis 123 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Proceratosauridae | ||||||||||||
Rauhut et al. 2010 |
Die Proceratosauridae ist eine Familie der Tyrannosauroidea mit der Typus Gattung Proceratosaurus. Sie wurden von Oliver Rauhut et al. als alle Theropoden, die näher mit Proceratosaurus als mit Tyrannosaurus, Allosaurus, Compsognathus, Coelurus, Ornithomimus oder Deinonychus verwandt sind, definiert. Diese Studie unterstützt die Idee, dass Proceratosaurus ein Tyrannosauroidee und der engste Verwandte der chinesische Guanlong ist.[2] Spätere Studien ordnen die Gattungen Kileskus und Sinotyrannus ein.[3]
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schädel der Proceratosauriden waren lang, niedrig und leicht gebaut und ähneln damit denen anderer Coelurosaurier. Das Zwischenkieferbein (Prämaxilla) war sehr hoch, was eine stumpfe Schnauze zur Folge hatte – ein Merkmal, das sich konvergent auch bei den Abelisauriden entwickelt hat. Das paarige Nasenbein war verschmolzen, leicht nach oben gewölbt und auf der Oberseite meist sehr rau, oft rindenartig strukturiert. Die Zähne des Zwischenkieferbeins am vorderen Teil des Oberkiefers waren kleiner und anders geformt als die restlichen Zähne und wiesen einen „D“-förmigen Querschnitt auf. Der Unterkiefer aller Tyrannosauroideen außer Guanlong wies einen ausgeprägten Kamm am Surangulare auf, der sich seitlich direkt unter dem Kiefergelenk erstreckte.[4][5][6] Bei den Proceratosauriden wurden Kopfverzierungen nachgewiesen. Bei Proceratosaurus wird ein Horn vermutet (Proceratosaurus bedeutet so viel wie „Vor-Horn-Echse“) und bei Guanlong ist ein Kamm nachgewiesen.
Die Proceratosauriden hatten wie die meisten anderen Theropoden „S“-förmig gebogene Hälse und lange Schwänze. Die Gattungen hatten dreifingrige, lange Arme, die bei Guanlong 60 Prozent der Länge der Hinterbeine erreichten.[6] Charakteristische Merkmale in den Beckenknochen schließen eine Kerbe am unteren Ende des Darmbeins (Os ilium), einen deutlich begrenzten vertikalen Kamm auf dem Darmbein, der sich von der Hüftgelenkpfanne (Acetabulum) nach oben erstreckte, und den vergrößerten Ende des Schambeins (Os pubis) mit ein, das „T“-förmig zu beiden Seiten verlängert und mehr als halb so lang war wie der eigentliche Schaft des Schambeins.[4] Diese Merkmale finden sich bei allen bekannten Tyrannosauroideen.[6]
Die Hinterbeine aller Proceratosauriden hatten wie bei den meisten Theropoden vier Zehen, obwohl die erste Zehe (der Hallux) nicht den Boden berührte. Die Hinterbeine waren im Verhältnis zur Körpergröße länger als bei fast allen anderen Theropoden und zeigen Proportionen, die für schnell laufende Tiere charakteristisch sind; so waren das Schienbein (Os Tibia) und die Mittelfußknochen verlängert.[4]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Proceratosauridae wird zu den Tyrannosauroideen gezählt, einer Gruppe, zu denen unter anderem Tyrannosaurus zählt. Das Kladogramm zeigt die Verwandtschaftsverhältnisse:[3]
Tyrannosauroidea |
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Die von der Gattung Kileskus gefundenen Knochen
-
Vergleich von Kileskus mit einer Frau
-
Fossilien von Guanlong
-
Rekonstruktion von Guanlong wucaii
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gregory S. Paul: The Princeton Field Guide To Dinosaurs. Princeton University Press, Princeton NJ 2010, ISBN 978-0-691-13720-9, S. 99–100, Online
- ↑ Oliver M. W. Rauhut, Angela C. Milner, Scott Moore-Fay: Cranial osteology and phylogenetic position of the theropod dinosaur Proceratosaurus bradleyi (Woodward, 1910) from the Middle Jurassic of England. In: Zoological Journal of the Linnean Society. Bd. 158, Nr. 1, 2010, ISSN 0024-4082, S. 155–195, doi:10.1111/j.1096-3642.2009.00591.x.
- ↑ a b Stephen L. Brusatte, Mark A. Norell, Thomas D. Carr, Gregory M. Erickson, John R. Hutchinson, Amy M. Balanoff, Gabe S. Bever, Jonah N. Choiniere, Peter J. Makovicky, Xing Xu: Tyrannosaur Paleobiology: New Research on Ancient Exemplar Organisms. In: Science. Bd. 329, Nr. 5998, 2010, S. 1481–1485, doi:10.1126/science.1193304, PMID 20847260.
- ↑ a b c Thomas R. Holtz: Tyrannosauroidea. In: David B. Weishampel, Peter Dodson, Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2nd edition. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 111–136.
- ↑ Xing Xu, Mark A. Norell, Xuewen Kuang, Xiaolin Wang, Qi Zhao, Chengkai Jia: Basal tyrannosauroids from China and evidence for protofeathers in tyrannosauroids. In: Nature. Bd. 431, Nr. 7009, 2004, S. 680–684, doi:10.1038/nature02855.
- ↑ a b c Xu Xing, James M. Clark, Catherine A. Forster, Mark A. Norell, Gregory M. Erickson, David A. Eberth, Jia Chengkai, Zhao Qi: A basal tyrannosauroid dinosaur from the Late Jurassic of China. In: Nature. Bd. 439, Nr. 7077, 2004, S. 715–718, doi:10.1038/nature04511.