Peter von Matt
Peter von Matt (* 20. Mai 1937 in Luzern) ist ein Schweizer Germanist und Schriftsteller.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Peter von Matt entstammt einer Familie von Druckern, Buchbindern, Verlegern und Antiquaren.[1] Er wuchs in Stans im Kanton Nidwalden auf. Er studierte Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte in Zürich und Nottingham. Von Matt wurde bei Emil Staiger über Franz Grillparzer promoviert. 1970 habilitierte er sich mit einer Arbeit über E. T. A. Hoffmann.
Von 1976 bis 2002 lehrte von Matt als Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich. 1980 war er Gastprofessor an der Stanford University in Kalifornien und 1992/1993 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Von Matt schreibt regelmässig Beiträge für die Frankfurter Anthologie. Marcel Reich-Ranicki hatte ihn für sie entdeckt. 1998 war von Matt der erste Preisträger der 1974 gegründeten Anthologie.[2]
Von Matt ist Mitglied des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, der Sächsischen Akademie der Künste, der Akademie der Künste Berlin, der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und der Academia Europaea (1990).[3]
Peter von Matt ist verheiratet mit der Literaturkritikerin Beatrice von Matt-Albrecht und lebt mit ihr seit 1975 in Dübendorf bei Zürich.[4] Im Jahr 2022 gab das Schweizerische Literaturarchiv den Abschluss der Übernahme der Archive von Peter von Matt und seiner Frau bekannt.[5]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Grundriss von Grillparzers Bühnenkunst. Dissertation. Zürich 1965.
- Die Augen der Automaten. E.T.A. Hoffmanns Imaginationslehre als Prinzip seiner Erzählkunst. Tübingen 1971. (Habilitationsschrift).
- … fertig ist das Angesicht. Zur Literaturgeschichte des menschlichen Gesichts. Hanser, München/Wien 1983. ISBN 978-3-446-13861-2.
- Liebesverrat – Die Treulosen in der Literatur. München 1989.
- als Herausgeber: Schöne Geschichten. Deutsche Erzählkunst aus zwei Jahrhunderten. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1992, ISBN 978-3-15-028840-5.
- Das Schicksal der Phantasie. Studien zur deutschen Literatur. München 1994.
- Der Zirkelschmied. Hebels letzter Gauner. Schriftenreihe des Hebelbundes Lörrach, Heft 41, 1994.
- Verkommene Söhne, mißratene Töchter. Familiendesaster in der Literatur. Hanser, München 1995, Neuauflage: München 2014, ISBN 978-3-446-24783-3.
- Die verdächtige Pracht. Über Dichtung und Gedichte. München 1998.
- Literaturwissenschaft und Psychoanalyse. Reclam, Stuttgart 2001, ISBN 978-3-15-017626-9.
- Die tintenblauen Eidgenossen. Über die literarische und politische Schweiz. München 2001.
- Öffentliche Verehrung der Luftgeister. München 2003.
- Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist. München 2006.
- Das Wilde und die Ordnung. Zur deutschen Literatur. Hanser, München 2007, ISBN 978-3-446-20840-7.
- Der Entflammte. Über Elias Canetti. Nagel & Kimche, München/Zürich 2007, ISBN 978-3-312-00391-4.
- Wörterleuchten. Kleine Deutungen deutscher Gedichte. Hanser, München 2009, ISBN 978-3-446-23298-3; als Taschenbuch: dtv 34665, München 2011, ISBN 978-3-423-34665-8.
- Der unvergessene Verrat am Mythos. Über die Wissenschaft in der literarischen Phantasie. Schwabe, Basel 2009, ISBN 978-3-7965-2603-9.
- Das Kalb vor der Gotthardpost. Zur Literatur und Politik der Schweiz. Hanser, München 2012, ISBN 978-3-446-23880-0.
- Recht, Gerechtigkeit und Sympathie. Über die Gerichtsbarkeit der Literatur und ihre Strategien. Dike, Zürich, 2013, ISBN 978-3-03751-569-3.
- Sieben Küsse. Glück und Unglück in der Literatur. Hanser, München 2017, ISBN 978-3-446-25462-6.
- Was ist ein Gedicht? Reclam, Ditzingen 2017, ISBN 978-3-15-019444-7.
- Don Quijote reitet über alle Grenzen. Europa als Raum der Inspiration. Mit einem Vorwort von Roger de Weck. Schwabe, Basel 2017, ISBN 978-3-7965-3737-0.
- Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten. Die Möglichkeiten der Literatur. Hanser, München 2023, ISBN 978-3-446-27616-1.
- Vorträge (Auswahl)
- Selbstvorstellung (bei der Aufnahme in die Akademie der Künste Berlin am 8. November 2008). In: Sinn und Form, Heft 2/2009, S. 282–284, ISSN 0037-5756.
- Kunst, Verschwendung und Gerechtigkeit, Festrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2012, auf der Website von Ö1.
Daneben publizierte Peter von Matt zahlreiche Aufsätze in Sammelbänden und Zeitschriften.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1991: Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay
- 1994: Johann-Peter-Hebel-Preis
- 1995: Innerschweizer Kulturpreis
- 1996: Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste
- 1998: Preis der Frankfurter Anthologie
- 2000: Kunstpreis der Stadt Zürich
- 2001: Friedrich-Märker-Preis für Essayisten
- 2002: Prix européen de l’essai Charles Veillon (Europäischer Essaypreis Charles Veillon)
- 2004: Deutscher Sprachpreis
- 2006: Heinrich-Mann-Preis
- 2007: Brüder-Grimm-Preis der Philipps-Universität Marburg
- 2011: Jahrespreis der Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur
- 2012: Schweizer Buchpreis für Das Kalb vor der Gotthardpost
- 2014: Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main
- 2017: Zürcher Festspielpreis
Zitat
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«Die Erzählung sei die ältere Schwester der Theorie, schreibt von Matt an einer Stelle. Er aber ist unter allen Theoretikern der glänzendste Geschichtenerzähler.»
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Publikationen von und über Peter von Matt im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Peter von Matt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag über Peter von Matt im Lexikon des Vereins Autorinnen und Autoren der Schweiz
- Peter von Matt bei IMDb
- Michael Krüger: Peter von Matt wird 80 – Ein feiner Herr mit weissem Haarschopf. Neue Zürcher Zeitung
- Lesung mit Peter von Matt zum Anhören auf dichterlesen.net
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Sandra Kegel: Erkenntnisfunkeln. Dem Germanisten Peter von Matt zum Achtzigsten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. Mai 2017, S. 13.
- ↑ Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht ans Getto denke. Gespräch mit Peter von Matt und Marcel Reich-Ranicki in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 15. April 2009.
- ↑ Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea
- ↑ Urs Bühler: «Jeder Esel will heute meine Sehgewohnheiten aufbrechen». Neue Zürcher Zeitung, 31. Dezember 2012. (Interview)
- ↑ Übernahme der Archive von Peter und Beatrice von Matt. Medienmitteilung der Schweizerischen Nationalbibliothek vom 19. Mai 2022.
- ↑ Roman Bucheli: Der Schamane der Weltliteratur. In: Neue Zürcher Zeitung, Feuilleton. 18. Februar 2023, S. 9.
Personendaten | |
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NAME | Matt, Peter von |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Germanist und Autor |
GEBURTSDATUM | 20. Mai 1937 |
GEBURTSORT | Luzern |
- Germanist
- Autor
- Literaturkritiker
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (21. Jahrhundert)
- Literatur (Deutsch)
- Literatur (Schweiz)
- Essay
- Hochschullehrer (Universität Zürich)
- Mitglied der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste
- Mitglied der Akademie der Künste (Berlin)
- Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
- Mitglied der Academia Europaea
- Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse)
- Träger des Schweizer Buchpreises
- Mitglied der Familie von Matt
- Schweizer
- Geboren 1937
- Mann