Olaf Kappelt

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Hans Olaf Kappelt[1] (* 28. März 1953 in Altdöbern) ist ein deutscher Publizist, Historiker[2] und Politiker (AfD). Kappelt war Büroleiter des Bundestagsabgeordneten Jörn König.[3]

Kappelt studierte an der Fachhochschule Bielefeld Sozialwesen und engagierte sich in der europäischen Jugendbewegung. Dort trat er für eine Überwindung der Spaltung Deutschlands ein. 1977 war er der Initiator des Brüsewitz-Zentrums zur Förderung der Bürgerrechtsbewegung in der DDR. Nach der Veröffentlichung des Braunbuchs DDR im Jahr 1983 wurde er durch eine Sondereinheit des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) verfolgt.[4][5]

Von 1977 bis 1982 war Kappelt Leiter einer außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildungsstätte in Bad Oeynhausen, anschließend Kreis- und Fraktionsgeschäftsführer der Bremerhavener CDU. 1986 wechselte er nach Würzburg, wo er Kirchengeschichte, Staatsrecht und Soziologie studierte und 1997 mit einer Arbeit zur Entnazifizierung in der SBZ sowie zum Einfluss ehemaliger Nationalsozialisten in der DDR[6] bei Lothar Bossle promoviert wurde.

In den 1990er Jahren lebte Kappelt in Rothenburg ob der Tauber, wo er ein Mittelalter-Restaurant betrieb und das traditionsreiche „Hotel Bären“ führte, bis es 2000 Konkurs anmelden musste.[7] Vor dem Oberverwaltungsgericht in München erstritt er damals eine Änderung des Bebauungsplans der Rothenburger Altstadt.[7]

In Berlin führte Kappelt Stadtführungen im Kostüm Friedrich des Großen durch.[2]

Kappelt war Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) und von 2014 bis 2017 im Vorstand des VS Berlin. Kappelts AfD-Mitgliedschaft veranlasste Astrid Vehstedt, die Vorsitzende des VS Berlin, im Februar 2017 zum Rücktritt.[8] Drei weitere Mitglieder des Vorstands folgten im April, wodurch der Vorstand aufgelöst wurde. Nach der Neuwahl gehörte er demselben nicht mehr an.[9]

Kappelt war zudem Gründungsmitglied des Autorenkreises Historischer Roman Quo Vadis. Seit Mai 2015 gehört er dem PEN-Zentrum Deutschland an[10] und war zwischen Mai 2015 und Februar 2018 Mitglied der ver.di-Bundeskommission Selbstständige (BKS).[11][12] Von 2015 bis 2017 hatte er einen Lehrauftrag für „Macht und Literatur“ an der Universität Potsdam.[13][14] Anschließend war Kappelt von 2017 bis 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag tätig.

Politisch war Olaf Kappelt zunächst ab 1969 Mitglied der CDU und ab 1975 gleichzeitig auch der CSU.[15] Von 1983 bis 1986 war Kappelt in Bremerhaven als Geschäftsführer des CDU-Kreisverbandes und der CDU-Stadtverordnetenfraktion tätig. Nach Vorwürfen, Telefonate unter anderem mit dem CDU-Landesvorsitzenden Bernd Neumann heimlich aufgezeichnet und 52 überzählige und damit dubiose Stimmzettel einer Kreisvorstandswahl zunächst zu einem Anwalt und erst dann zur Parteigeschäftsstelle getragen zu haben, wurde Kappelt gekündigt.[16] Er trat daraufhin aus der CDU aus und blieb noch bis 2015 Mitglied der CSU.

Seit 2016 engagiert sich Olaf Kappelt für die AfD, in der er verschiedene Ämter innehat. 2019 war er wenige Monate Fraktionsvorsitzender der AfD im Kreistag Oberspreewald-Lausitz, bevor er sein Mandat wegen falscher Angaben hinsichtlich seines Wohnsitzes verlor. Die von Kappelt als Lebensmittelpunkt angegebene Örtlichkeit entpuppte sich nach Feststellungen der Kreiswahlleiterin als ein unbewohnbares Schuppengebäude mit defekter Elektrik und fehlendem Abwasseranschluss.[17][18] Aus dem gleichen Grund wurden Kappelt seine Sitze in der Stadtverordnetenversammlung Senftenberg und im Ortsbeirat Hosena aberkannt.[19][20]

Im Herbst 2020 wurde Kappelt zum Direktkandidaten der AfD zur Bundestagswahl am 26. September 2021 im Wahlkreis Cuxhaven – Stade II gewählt. Im Juni 2021 wählte ihn der Bremer Landesverband der AfD zum Listenführer für die Landesliste für die Bundestagswahl 2021.[21] Der Landeswahlausschuss wies die Landesliste jedoch am 30. Juli 2021 zurück, weil die von der Aufstellungsversammlung bestimmte Schriftführerin sich weigerte, gegenüber dem Landeswahlleiter eidesstattlich zu versichern, dass die Anforderungen des Bundeswahlgesetzes beachtet worden sind. Die Schriftführerin begründete dies unter anderem damit, Kappelt habe die Versammlung nicht informiert, dass gegen ihn in Brandenburg ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet worden sei.[22] Auf die Beschwerde der AfD hin hob der Bundeswahlausschuss am 5. August 2021 die Entscheidung des Bremer Landeswahlausschusses auf und ließ die Landesliste mit Kappelt auf Platz 1 doch noch zur Bundestagswahl zu.[23]

Bei der Kommunalwahl am 12. September 2021 wurde Kappelt in den Stadtrat von Cuxhaven gewählt.[24] Das Mandat wurde ihm jedoch wieder aberkannt. „Die Stadt Cuxhaven hat Herrn Kappelt von Amts wegen abgemeldet“, erklärte Oberbürgermeister und Wahlleiter Uwe Santjer (SPD) am 20. September 2021 im Gemeindewahlausschuss. Aus Sicht der Stadt hat Kappelt somit seine Wählbarkeit verloren. Doch weil er Widerspruch gegen die Entscheidung der Stadt eingelegt hat, kann sie den Status und damit auch den Ratssitz von Olaf Kappelt bislang nicht aberkennen. Vor dem Oberverwaltungsgericht wird geklärt, ob er in Cuxhaven wohnt oder nicht.[25] Der Ratssitz ist schon vor längerer Zeit aberkannt worden.[26] Im April 2022 wurde Kappelt zum Co-Kreisvorsitzenden des AfD-Kreisverbandes Cuxhaven gewählt. Im Sommer 2023 gab er das Amt als Co-Kreisvorsitzender auf.

Am 11. Dezember 2023 führte Kappelt mit Perücke verkleidet und unter dem Vornamen „Hans“ vor laufenden ZDF-Kameras beim Dreh einer Dokumentation ein Bewerbungsgespräch mit Sabine Zimmermann, die damals den Parteiaufbau des Bündnis Sahra Wagenknecht koordinierte. Kappelt wurde kurze Zeit später in einer WhatsApp-Gruppe enttarnt.[27][28]

Autor
  • Braunbuch DDR – Nazis in der DDR. 1. Auflage 1981; 2. erweiterte und völlig überarbeitete Neuauflage mit einem Vorwort von Günter Schabowski. Berlin-historica Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-939929-12-3.
  • Ungarische Tragödie ’56. Universitas, München 1986.
  • Die Entnazifizierung in der SBZ sowie die Rolle und der Einfluß ehemaliger Nationalsozialisten in der DDR als ein soziologisches Phänomen. Kovač, Hamburg 1997.
  • Der Bär zu Rothenburg ob der Tauber. Eines der ältesten Wirtshäuser Deutschlands. Homilius, Berlin 2000 (auch in japanischer Übersetzung).
  • Spaziergang mit Friedrich dem Großen. BHV Berlin historica, Oktober 2006, Neuauflage Februar 2008, ISBN 978-3-939929-10-9.
  • Friedrich der Große: Meine Koch- und Küchengeheimnisse. 1. Auflage 2006, 2. Auflage 2009, Berlin-historica Verlag, ISBN 978-3-939929-13-0.
  • Als Neuenburg und Valangin noch bei Preussen waren, vor 300 Jahren: Die Geschichte des Schweizer Fürstentums, wiederentdeckt und neuerzählt vom Alten Fritz. Mit Karikaturen von Alois Kuhn, BHV Berlin historica, Dezember 2007 (2. Auflage Februar 2008), ISBN 978-3-939929-08-6.
  • Berlin Kalender Friedrichs des Großen. Trilogie Kalendarium Fridericianum Band 1. Berlin-historica Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-939929-15-4.
  • Potsdam Kalender Friedrichs des Großen. Trilogie Kalendarium Fridericianum Band 2. Berlin-historica Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-939929-16-1.
  • Reise Kalender Friedrichs des Großen. Trilogie Kalendarium Fridericianum Band 3. Berlin-historica Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-939929-17-8.
  • Russisch für Verliebte – Deutsch für Verliebte: Eine Anleitung zum Flirten zwischen Russen und Deutschen. Von Olaf Kappelt (Autor), Alois Kuhn (Illustrator), Ekaterina Galeeva (Übersetzer). BHV Berlin historica, Berlin 2016, ISBN 978-3-939929-18-5.
Herausgeber
Artikel

Einzelnachweise

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  1. Bundestagswahl 2021: Landeslisten der Parteien in Bremen - Der Bundeswahlleiter. 21. September 2021, abgerufen am 3. Oktober 2024.
  2. a b Barbara Schaefer: Friedrich-II.-Stadttour in Berlin: Dr. phil. Alter Fritz. In: Spiegel Online, 24. Januar 2012, abgerufen am 5. Oktober 2013.
  3. Ulrich Wangemann: Falscher Wohnsitz: AfD-Mann verliert vor Gericht. In: Märkische Allgemeine. 2. August 2019, archiviert vom Original am 24. Januar 2020; abgerufen am 27. Juni 2021 (Archivlink ohne Paywall).
  4. Rudi Schweikert (Redaktion): PEN-Autorenlexikon 2015/2016. Tübingen 2015, S. 166f.
  5. Sven Felix Kellerhoff, Uwe Müller: Zwei Nazi-Jäger mit unterschiedlichen Blickrichtungen. In: Die Welt. 14. März 2012, abgerufen am 10. Oktober 2019.
  6. Olaf Kappelt: Die Entnazifizierung in der SBZ sowie die Rolle und der Einfluss ehemaliger Nationalsozialisten in der DDR als ein soziologisches Phänomen. Schriftenreihe Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 13. Kovač, Hamburg 1997, ISBN 978-3-86064-614-4.
  7. a b diba: Vom Rothenburger Bären-Wirt zum Berliner Alten Fritz. In: Nordbayern. Verlag Nürnberger Presse, 11. Mai 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Oktober 2019; abgerufen am 27. Juni 2021.
  8. Cornelius Oettle: „Kein Zufall, sondern Strategie“. In: Die Tageszeitung. 14. März 2017, abgerufen am 10. Oktober 2019.
  9. C. Worgitzky: Turbulenzen nach AFD-Vorwurf beseitigt. In: Sprachrohr, Jahrgang 27, Ausgabe 3. 10. September 2017, abgerufen am 5. Juli 2021.
  10. Archivierte Kopie (Memento vom 2. Juni 2016 im Internet Archive)
  11. https://selbststaendige.verdi.de/ueber-uns/formales
  12. https://selbststaendige.verdi.de/++file++5cf7b665e999fb11c1904f26/download/Geschaeftsbericht_2015_2019.pdf
  13. https://www.uni-potsdam.de/lv/index.php?idl=1799
  14. https://puls.uni-potsdam.de/qisserver/rds?state=verpublish&status=init&vmfile=no&moduleCall=webInfo&publishConfFile=webInfoPerson&publishSubDir=personal&keep=y&personal.pid=6149
  15. Frank Hethey: AfD: Olaf Kappelt als Spitzenkandidat - WESER-KURIER. 1. Juli 2021, abgerufen am 2. Juli 2021.
  16. Axel Schuller: Kappelt kehrt Bremerhaven den Rücken. In: Weser-Kurier. Bremen 31. Juli 1986, S. 13.
  17. Kreiswahlleiterin: Entscheidung über den Einspruch gegen die Feststellung des Kreiswahlausschusses zum Mandatsverlust eines gewählten Vertreters. In: Bürgerinformationssystem des Kreistages. Landkreis Oberspreewald-Lausitz, 27. September 2019, abgerufen am 27. Juni 2021.
  18. VG Cottbus 1. Kammer: Az. 1 L 387/19. In: Entscheidungsdatenbank der Gerichte in Brandenburg. Ministerium der Justiz des Landes Brandenburg, 1. August 2019, abgerufen am 27. Juni 2021.
  19. Lausitzer Rundschau: Wahl 2019: Kappelt fliegt aus Senftenberger Stadtparlament - Wolf scheitert mit Eilantrag. 30. Juli 2019, abgerufen am 27. Juni 2021.
  20. Jenchen: Stellungnahme der Wahlleiterin zu Einsprüchen gegen die Wahl von Olaf Kappelt. In: Sitzungsdienst der Stadtverordnetenversammlung Senftenberg. Stadt Senftenberg, 5. August 2019, abgerufen am 27. Juni 2021.
  21. Politiker aus Cuxhaven führt Bremer AfD in die Bundestagwahl. In: Buten un Binnen. 26. Juni 2021, abgerufen am 26. Juni 2021.
  22. Hauke Hirsinger: Bremer AfD-Liste nicht zur Wahl zugelassen: Das sind die Hintergründe. (Video; 2:56 min) In: Buten un Binnen. Radio Bremen, 30. Juli 2021, abgerufen am 31. Juli 2021.
  23. Der Bundeswahlleiter: Bundestagswahl 2021: Bundeswahlausschuss hat über Beschwerden entschieden. 5. August 2021, abgerufen am 8. August 2021.
  24. Wahlpräsentation der Stadt Cuxhaven, abgerufen am 25. April 2023.
  25. Laura Bohlmann-Drammeh: Ist AfD-Kandidat Kappelt ein Cuxhavener?, nord24.de, 21. September 2021, abgerufen am 29. August 2022.
  26. Laura Bohlmann-Drammeh: Ratssitz auf der Kippe: Cuxhaven meldet Wohnsitz von AfD-Kandidat ab - Olaf Kappelt zieht vor Gericht, cnv-medien.de, 21. September 2021, abgerufen am 29. August 2022.
  27. Inside Bündnis Wagenknecht: Aufbruch, ZDF, 17. September 2024, ab Minute 5:10. Verfügbar unter: ZDF Mediathek (zuletzt abgerufen am 24. September 2024).
  28. AfD-Politiker wollte sich mit Perücke BSW-Mitgliedschaft erschleichen. In: Der Spiegel. 25. September 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 3. Oktober 2024]).