Nationalhymne

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine Nationalhymne (in der Schweiz als Landeshymne bezeichnet) ist meist die Hymne eines Staates, bei Bundesstaaten auch Bundeshymne genannt. Sie ist der feierliche Lobgesang, das Lied oder Musikstück (Hymne), mit dem sich ein Staat zu besonderen Anlässen präsentiert. Diese Staatshymne wird beispielsweise bei Staatsempfängen, internationalen Sportereignissen oder bei besonderen staatlichen Ereignissen gespielt oder gesungen. In den Monarchien Vereinigtes Königreich und Spanien ist die Nationalhymne die Königshymne.

Welche Nationalhymne die älteste der Welt ist, hängt von der Definition ab. Die japanische Nationalhymne Kimi Ga Yo hat einen Text von spätestens 905; ihre Melodie wurde jedoch erst am Ende des 19. Jahrhunderts geschrieben. Definiert man eine Nationalhymne als Einheit von Text und Melodie, so ist vermutlich die seit dem 16. Jahrhundert gesungene niederländische Hymne Het Wilhelmus die älteste der heutigen Nationalhymnen.

Veröffentlichung der niederländischen Hymne von 1626

Eine Nationalhymne besteht in der Regel aus Melodie und aus Text. Die Melodie der britischen Nationalhymne God Save the King/Queen wurde von einigen anderen Ländern übernommen, wie zum Beispiel von Preußen (Heil dir im Siegerkranz – ab 1871 deutsche Kaiserhymne), der Schweiz (Rufst du, mein Vaterland – heute nicht mehr Nationalhymne) oder Liechtenstein (Oben am jungen Rhein). Ähnlich wurde die Melodie der österreichischen Kaiserhymne für das Lied der Deutschen (ab 1922 deutsche Nationalhymne) übernommen. Zu den Nationalhymnen ohne Text gehören Marcha Real (Spanien), Inno Nazionale della Repubblica (San Marino) und historisch Auferstanden aus Ruinen (DDR – der Text wurde seit Anfang der 1970er-Jahre nicht mehr gesungen). Zu der Hymne Intermeco von Bosnien und Herzegowina wurde nach einem Textwettbewerb bereits ein Text ausgewählt, die Bestätigung durch das zuständige Ministerium und das Parlament steht aber noch aus.

Bei einem Wechsel der Staatsform wird oft auch die Nationalhymne geändert oder durch eine Parteihymne ergänzt.

Viele Nationalhymnen haben einen militärischen Ursprung, beispielsweise das US-amerikanische Star-Spangled Banner, das irische Soldier’s Song oder das französische Kriegslied La Marseillaise. Eine weitere Gruppe sind Hymnen an einen Monarchen, wie das britische God Save the King. Dänemark, Schweden und Norwegen haben sowohl eine Königs- als auch eine Landeshymne. Andere Nationalhymnen haben einen ausgeprägten sakralen, choralartigen Charakter, so der Schweizerpsalm, die isländische Hymne Lofsöngur oder Het Wilhelmus (Niederlande), die auch in kirchlichen Gesangbüchern abgedruckt sind.

Verwendung der Nationalhymne

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Repräsentation der Staaten bei Staatsbesuchen ihrer Vertreter und ähnlichen diplomatischen Ereignissen erfolgte seit Beginn des 19. Jahrhunderts durch das Abspielen so genannter Nationalhymnen. Dies ist oft auch mit militärischen Zeremonien verbunden.

Bei internationalen Sportveranstaltungen wird anlässlich der Siegerehrung die Nationalhymne des jeweiligen Heimatlandes gespielt. Auch bei Fußball-Länderspielen ist es üblich, direkt vor dem Anstoß die Nationalhymnen beider Mannschaften zu spielen.

Verhalten beim Spielen einer Nationalhymne

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim öffentlichen Spielen einer Nationalhymne ist es üblich, sich zu erheben und in aufrechter Haltung so lange stehenzubleiben, bis die Musik verklungen ist. Männer nehmen gegebenenfalls ihre Kopfbedeckung ab, Frauen ist dies freigestellt. Für Soldaten in Uniform gelten verschiedene Vorschriften, wann der militärische Gruß zu erweisen ist. Diese Respektbezeugungen sind grundsätzlich bei jeder Nationalhymne zu erweisen, unabhängig davon, ob es sich um die Hymne des eigenen oder eines anderen Landes handelt; ausgenommen sind Musikveranstaltungen, bei denen Nationalhymnen im Rahmen einer Konzertvorführung gespielt werden, wie beispielsweise bei der Musikschau der Nationen.

Darüber hinaus gibt es länderspezifische Besonderheiten beim Abspielen einer Nationalhymne. So wird z. B. in den Vereinigten Staaten und in vielen mittel- und südamerikanischen Ländern die rechte Hand aufs Herz gelegt. Bei geeigneten Anlässen (v. a. bei Sportereignissen oder öffentlichen Feiern) wird die Nationalhymne mitgesungen.

Inoffizielle Nationalhymnen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Staaten verfügen auch über mehrere nationale Hymnen, von denen zwar nur eine offiziell Nationalhymne ist, die anderen jedoch in der Öffentlichkeit dieselbe starke Symbolkraft besitzen und teilweise ebenfalls bei offiziellen Anlässen gespielt werden.

Ergänzung durch Parteihymnen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders in den rechtsgerichteten Diktaturen des 20. Jahrhunderts war es gebräuchlich, dass der Nationalhymne unmittelbar die jeweilige Parteihymne folgte, welche somit einen ähnlichen Status wie die Nationalhymne selbst beanspruchte. So folgte zum Beispiel

In vielen kommunistischen Ländern war beziehungsweise ist es üblich, nach der entsprechenden offiziellen Nationalhymne auch Die Internationale zu spielen; in der Sowjetunion fungierte Die Internationale von 1917 bis 1944 zugleich als Nationalhymne.

In der Volksrepublik China nahm zur Zeit der Kulturrevolution das Lied Der Osten ist rot, eine Hymne auf die Person Mao Zedongs (aber auch auf die Partei), eine dominante Position ein und überschattete fast die Nationalhymne Marsch der Freiwilligen.

In der Republik China (Taiwan) ist die Nationalhymne San Min Chu-i zugleich Parteihymne der Kuomintang, weshalb daneben noch das Nationale Flaggenlied als inoffizielle Hymne gebräuchlich ist.

Verschiedene Werke der zeitgenössischen Musik widmen sich dem Thema „Nationalhymnen“, zum Beispiel

  • Karlheinz Stockhausen: Hymnen
  • Die Soloklavier-Komposition Hämmerklavier XIX: Hymnen der Welt (Afghanistan bis Zimbabwe) von Moritz Eggert (2006) zitiert in elf Minuten fast alle damals aktuellen Nationalhymnen der Welt in alphabetischer Reihenfolge.[4]
  • Nationalhymnen. Texte und Melodien. 11. Auflage. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 3-15-010595-1 (mit Noten).
  • Harry D. Schurdel: Nationalhymnen der Welt. Entstehung und Gehalt. Atlantis, Mainz 2006, ISBN 3-254-08221-4.
  • Jakob Seibert (Hrsg.): Nationalhymnen. Songbook. Schott, Mainz 2006, ISBN 3-7957-5773-8 (Noten und Texte von 50 Hymnen).
  • Jakob Seibert (Hrsg.): Nationalhymnen. 50 Hymnen für Klavier und Gesang. Schott, Mainz 2006, ISBN 3-7957-5772-X (Klavierarrangements zum Spielen und Mitsingen).
  • Peter Häberle: Nationalhymnen als kulturelle Identitätselemente des Verfassungsstaates. 2. Auflage. Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-14224-8.
  • W. L. Reed, M. J. Bristow: National Anthems of the World. 10. Auflage. 2002, ISBN 0-304-36382-0.
  • Fatih Tepebaşılı: Ulusal Marşlar ve Kimlikler. Edebiyat Bilimi Açısından Notlar. Nobel Yayın Dağıtım, Ankara 2004, ISBN 975-591-802-7 (Nationale Hymnen und die Identitäten).
Commons: Nationalhymne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Nationalhymne – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. “The melody was based on the Prussian hymn originally titled ‘Heil Dir Im Siegerkranz’.” Hawaiʻi ponoʻī. Archiviert vom Original am 17. Januar 2018; abgerufen am 2. Juni 2018.
  2. Informationen über die griechische Nationalhymne: Εθνικός Ύμνος (Memento des Originals vom 25. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.presidency.gr Website des griechischen Staatspräsidenten (griechisch)
  3. In der Fassung des Triple Himno gingen die carlistische und die falangistische Hymne der Marcha Real sogar voran.
  4. http://www.moritzeggert.de/index.php?reqNav=work&subGenre=14&work=346; abgerufen am 8. August 2019.